Poesie im Alltag
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Poesie im Alltag
Sonnabend, 25. Oktober 2008 Nr. 251 Szenen Küste der Künste „Man muss die Poesie an Der Kieler Autor Klavki zeigt Installation „Poesie im unerwarteten Orten in den Alltag bringen“, sagt Klavki. Alltag“ an der Kiellinie Er möchte eine neue Lesart Kiel – Ungewöhnliche und individuelle Wege, das poetische Wort unter die Leute zu bringen, wählt der Kieler Autor Klavki auch diesmal wieder mit seiner Installation Poesie im Alltag, die noch bis Ende November an der Kiellinie zwischen Ostseekai und Landtag zu sehen und vor allem zu lesen ist. Schon vor zwei Jahren machten Klavki und der bildende Künstler Marcus Meyer Furore mit ihrer an der Autobahn in großen Lettern leuchtenden Wortinstallation Schrift im Land. Für die Fortsetzung dieser Aktion hat Klavki jetzt 190 seiner Texte (hauptsächlich Gedichte, aber auch einige kurze Prosastücke) auf gelb leuchtendes und wasserfest beschichtetes Papier gedruckt und in regelmäßigem Abstand an der Kaimauer der Kiellinie befestigt. Ein Reigen der Poesie, der schon während der Installation erste interessierte Leser fand. erreichen, „flanierende Menschen, die bei Möwengeschrei und Meeresrauschen Poesie lesen. Das Meer riechen, hören und lesen, ist das nicht an sich schon Poesie?“ Literatur sei nichts für die Schublade, sondern müsse alltäglich und für jeden zugänglich sein. „Der Alltag wird so poetisch und die Poesie alltäglich.“ Mit Gedichten wie meerholz nimmt Klavki bewusst auf den Ort ihres „Erscheinens“ Bezug. Die Nähe zum Meer spielt in seiner Lyrik nicht nur als Entstehungsort eine wichtige Rolle. Vielmehr ist das Meer für den in diesem Jahr mit Stipendien der Länder Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sowie dem Siegener Literaturpreis ausgezeichneten Autor selbst ein poetischer Ort. Und deshalb sei seine Poesie am Kai der Kiellinie gleichsam von Natur aus „zu Hause“. ögyr Infos unter www.klavki.de. MeerLeser-Feedback willkommen unter [email protected]. Auf gelb leuchtendes und wasserfest beschichtetes Papier gedruckt kleben Klavkis Texte auf der Kaimauer. Foto Schwarz 25 Look, Lied – und Sieg! Jean Claude verteidigte beim Grand Prix de la Gastrovision im Blauen Engel seinen Titel Kiel – Die Ostfriesen müssen’s entscheiden. Kurz vor der Wertung vom letzten Ländertisch des Grand Prix de la Gastrovision, des nicht ganz ernst gemeinten Sängerwettstreits Kieler Tresenwesen, wird es im proppenvollen Blauen Engel nochmal richtig spannend. Von Jörg Meyer Mit 87 Punkten gleichauf liefern sich Titelverteidiger Jean Claude vom Epizentrum und das prollige Ossi-Pärchen Mandy & Andy aus der Sportsbar ein Kopf-an-KopfRennen um den begehrten Preis, die Eiserne Harfe. Jean Claude, der sich mit der Parodie eines Anti-DrogenSongs à la Am Tag als Conny Kramer starb in die Zwerchfelle des Publikums gesungen hat und die Höchstwertung „Douze Points“ bereits aus mehreren Ländern von „Griechenland“ bis „Irland“ einheimsen konnte, fungiert nebenbei auch als Punkte-Verkünder in wechselnden ländertypischen Verkleidungen. Mit Matrosenmützchen und in Superman-Tanga darf er nunmehr mitteilen, wohin das Zünglein an der ostfriesischen Waage ausschlägt, und hat in dieser Rolle nochmals die amüsiertesten Lacher auf seiner Seite. Und siehe da, oder auch „Moin, Moin aus Leer“: In der Wertung von Lied, Look und Show kommen auch vom ostfriesischen Tisch zwölf Punkte für den Barden aus Falckenstein, wodurch er mit 99 Gesamtpunkten Mandy & Andy mit einem hauchdünnen Abstand von nur vier Punkten auf den zweiten Platz ver- Im Superman-Tanga verkündete Jean Claude vom Epizentrum den eigenen Triumph im Wettstreit um die Eiserne Harfe. Christoph Möller (hinten rechts) gab den geschmeidigen Conférencier. Foto Bevis weist. Mit „Partnertarif“ telefonierten sich Mandy & Andy per Handy ins „Land der Liebe“, begleitet von einem Elektro-Fun-Beat aus der Konserve. Eine Ost-West-Liebe „zwischen Gaarden und Mettenhof“, die alle Mauern des Ernstes einreißt. Letzterem wohl etwas zu sehr verpflichtet landet Ragnar Matthiesen mit seiner „Taschentücher bereit halten!“-Schmonzette ebenso wie das Goldkehlchen Kofro mit ihrem Song Doggy Dog an einen viel zu früh verstorbenen Schoßhund nur auf einem der hinteren Plätze. Zwei Stimmen mit echtem Sängerpotenzial, doch darauf kommt es beim GastrovisionsWettbewerb nicht so sehr an. Das Publikum mag es so trashig wie beim Truckersong Do You Wanna Be The One For Me von Jonny and The Nightingales, die sich aus Viva und Sternstunde zusammengefunden haben. Jonny knödelt mit Bleifuß auf der Ballade, die Nightingales liefern als Ballettmäuschen die gelenkige Tanzshow dazu. Zum Biegen komisch und daher mit 91 Punkten auf dem dritten Platz. Nicht minder komödiantisch singen Big Rick and The Cityslickers, die Astragang und die Politliedcombo Viva con Agua um das begehrte Unedelmetall in Harfenform. Doch die eigentliche Show kommt bei der Abfrage der Länderpunkte auf die Bühne. Köstlich, wie Moderator Christoph Möller mit geölter Tolle und geschmeidigem Conférencier-Habitus den Eurovisions-Zirkus persifliert, wenn die „Liveschaltungen“ nach „Hallo, Wien! Hört ihr uns?“ so schleppend klappen wie im realen Fernsehen, wo ja auch weniger das Lied als der Look über den Sieg entscheidet. Wie einer lernt, wieder mehr Muße zu haben Vor der Premiere: Theater im Werftpark zeigt das Solostück „September hat Zeit“ Von Beate Jänicke Kiel – „Morgenstund’ hat Gold im Mund. Wer nicht kommt zur rechten Zeit. Zeit ist Geld.“ Herr Fröhlich weiß immer genau, was die Stunde geschlagen hat. Aber leider vergisst „die Pünktlichkeit in Person“ in der morgendlichen Dauerhetze glatt seinen Sohn Emil, der sich im Bad verbarrikadiert hat, weil Vater Fröhlich mal wieder nur an seinen Job denkt. September hat Zeit heißt das EinPersonen-Stück, das morgen im Theater im Werftpark Premiere feiert. Nicht nur der imaginäre achtjährige Emil hinter der Badezimmertür, den das Publikum nie zu Gesicht bekommt, könne sich in die Situation hineinversetzen, wenn jemand ständig Dinge verspräche, aber aus Zeitmangel nicht hielte, meint Jens Raschke, der das Stück inszeniert. Es schlummerte schon lange in der Schublade des Werftpark-Teams, aber man wartete auf den richtigen Darsteller. Mit Horst Stenzel, häufiger Gastdarsteller des Theaters, der dort bereits im Solo Die Wanze glänzt, war dieser gefunden. Für Raschke ist es seine dritte Regiearbeit nach der Wanze und der RingelnatzTextcollage im Sommer. September hat Zeit, 1987 von Alfred Cybulska, Günter Jankowiak und Klaus Sommerfeld für das Berliner Kindertheater „Rote Grütze“ geschrieben und von Cybulska auch selbst gespielt, erzählt eine Vater-Sohn-Geschichte mit vielen Aha-Erlebnissen und Identifikationsmomenten. Die zahlreichen Zuschauer-Mitmach-Elemente aus dem Original haben Raschke und Stenzel allerdings aus dem Stück gestrichen. „Das braucht es gar nicht, der Plot ist so gut, dass das Ganze nur an Zug verlieren würde“, so Raschke. Auch für das ursprünglich improvisierte Ende fand man einen neuen, festgelegten Schluss. Der übrige Text wurde hier ein bisschen gestrafft, dort ein bisschen aufgepeppt, vom Wannsee an die Schwentine verlegt und behutsam modernisiert. „Arbeitslosigkeit war zum Beispiel vor 20 Jahren noch kein solches Thema wie heute“, erklärt Raschke, dennoch sei das Stück eine „universelle, zeitlose Geschichte“. Das findet auch Horst Stenzel: „Arbeit ist wichtig, aber es gibt auch noch was anderes im Leben. Dinge, die mit Rabotti nichts zu tun haben.“ Um sie an das Publikum, „Kinder und Erwachsene ab acht Jahren“, zu bringen, kommt es ihm vor allem darauf an, die Zuschauer mit „sinnlichen, theatralen Mitteln“ anzusprechen: „Die sollen denken: Was ist denn hier SINGLE-CHARTS 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. (1) So What PINK (3) This Is The Life AMY MACDONALD (2) I Kissed A Girl KATY PERRY (8) Allein allein POLARKREIS 18 (6) Infinity 2008 GURU JOSH PROJECT (4) Sweet About Me GABRIELLA CILMI (5) Disturbia RIHANNA neu Through The Eyes Of A Child REAMONN (7) Gib mir Sonne ROSENSTOLZ (10) When I Grow Up THE PUSSYCAT DOLLS los?“ Vom Slapstick, der auch schon mal über Tische und Stühle geht, bis zum poetischen Moment sei da alles drin. „Gerade diese vielen Temperamentswechsel der Hauptfigur, in wenigen Minuten von lustig über wütend bis nachdenklich, machen das Stück so interessant“, sagt Raschke, „da muss man als Soloschauspieler unglaublich fein arbeiten, da lastet die ganze Konzentration nur auf einer Person.“ Zudem schlüpft Stenzel in verschiedene Rollen. Vater Fröhlich versetzt sich zurück in seine Kindheit und erinnert sich an den alten Herrn September, mit dem er einst zum Angeln ging und der ihm einiges über die Bedeutung des sich Zeit Nehmens beibrachte. „Das ist das Schöne“, sagt Jens Raschke, „dass die Figur in der Dreiviertelstunde einen richtige Wandlung vollzieht.“ In der morgendlichen Eile vergisst Herr Fröhlich (Horst Stenzel) glatt seinen Premiere: morgen, 16 Uhr, Theater im Sohn, der sich im Badezimmer verbarriWerftpark, Tel: 0431/901901 kadiert hat. Foto Peter ALBUM-CHARTS 11. (18) Cry For You SEPTEMBER 12. (11) Alles neu PETER FOX 13. (9) Das hat die Welt noch nicht … SÖHNE MANNHEIMS 14. (13) Ching Ching BUSHIDO 15. (15) Jump That Rock SCOOTER VS. STATUS QUO 16. (19) All This Time MARIA MENA 17. (12) All Summer Long KID ROCK 18. (14) Viva La Vida COLDPLAY 19. (20) Leave Out All The Rest LINKIN PARK 20. (22) Herz SIDO Einen Platz in den Charts haben TOMTE mit ihrem fünften Album Heureka jedenfalls schon mal gefunden. Foto www.petramer.at 1. neu Heavy Metal Payback BUSHIDO 2. (1) Die Suche geht weiter ROSENSTOLZ 3. (2) Wettsingen in Schwetzingen SÖHNE MANNHEIMS VS. NAIDOO 4. (3) Death Magnetic METALLICA 5. (4) This Is The Life AMY MACDONALD 6. (6) One Chance PAUL POTTS 7. (5) Stadtaffe PETER FOX 8. (7) Männer sind primitiv, aber … MARIO BARTH 9. neu Heureka TOMTE 10. neu Perfekt Symmetry KEANE 11. (11) Stark wie Zwei UDO LINDENBERG 12. (14) Chant-Music For Paradise ZIST. MÖNCHE 13. (16) Vom selben Stern ICH + ICH 14. (10) Ewig PETER MAFFAY 15. (9) Jumping All Over The World SCOOTER 16. (8) Dig Out Your Soul OASIS 17. (18) Viva La Vida COLDPLAY 18. (13) Einmal Ja – Immer Ja SEMINO ROSSI 19. (12) Camp Rock SOUNDTRACK 20. (19) Lessons To Be Learned GABRIELLA CILMI ERMITTELT VON MEDIA-CONTROL