Histiozytär-proliferative Erkrankungen
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Histiozytär-proliferative Erkrankungen
Histiozytär-proliferative Erkrankungen bei Hund und Katze Die Unterscheidung der einzelnen Syndrome aus dem Formenkreis der caninen histiozytären, proliferativen Erkrankungen ist mitunter schwierig und wird auch in der Literatur nicht einheitlich dargestellt. Histiozyten entstehen aus CD 34+ Vorläuferzellen, die sich dann in mononukleäre, phagozytierende Zellen oder in dendritische Zellen differenzieren. Beide haben überlappende Funktionen als antigenpräsentierende Zellen und Effektorzellen. Beim Hund unterscheidet man folgende Entitäten der histiozytären proliferativen Störungen: • Kutanes Histiozytom • Kutane reaktive Histiozytose und systemische reaktive Histiozytose • Lokalisiertes histiozytäres Sarkom • Disseminiertes histiozytäres Sarkom (früher: maligne Histiozytose) Abgesehen vom kutanen Histiozytom treten diese Erkrankungen selten auf. Kutanes Histiozytom: Es handelt sich um einen Hauttumor, der insbesondere bei jungen Tieren auftritt, gelegentlich aber auch bei älteren Tieren gesehen wird. Ursprungszellen sind die epidermalen Langerhans Zellen. Langerhans Zellen sind intraepidermale, antigenpräsentierende Zellen, die zwischen den Keratinozyten lokalisiert sind. Klinisch zeigt sich meist ein solitärer Hautknoten, der sich häufig auch spontan zurückbilden kann. Nach chirurgischer Extirpation ist in der Regel keine weitere Therapie notwendig. Die Prognose ist somit günstig zu stellen. Das Auftreten in mehreren Lokalisationen sowie persistierende oder rezidivierende Tumore sind selten. Disseminiertes histiozytäres Sarkom bei einem Berner Sennenhund Kutane, reaktive Histiozytose: Man geht von einem reaktiven und nicht von einem tumorösen Geschehen aus. Ein auslösendes Agens wurde bislang nicht gefunden. Da die Krankheit oft (zumindestens eine zeitlang) auf immunmodulatorische Therapie anspricht, wird eine Immundysregulation als Ursache angenommen. Klinisch zeigen sich eine oder mehrere nicht schmerzhafte Läsionen, die kommen und gehen („wax and wane“) und im Einzelfall sogar eine spontane Regression erfahren können. Hin und wieder wird gutes Ansprechen auf Glukokortikoide beschrieben, manche Fälle erfordern aber eine aggressivere immunsuppressive Therapie. Systemische, reaktive Histiozytose: Dieser Ausdruck wird benutzt um ein ähnliches Erkrankungsbild wie bei der kutanen Histiozytose zu beschreiben, bei dem aber nicht nur die Haut, sondern auch Lymphknoten und andere Organe betroffen sind. Berner Sennenhunde, Rottweiler, Retriever und Irische Wolfshunde sind bei dieser Erkrankung überrepräsentiert, was auf einen genetischen Hintergrund schlie- LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Info 06/2008 Seite 1 Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 09 71 / 72 02 0 • Fax: 09 71 / 68 54 6 • www. laboklin.com ßen lässt. Eine kutane Histiozytose entwikkelt sich nicht zwangsläufig zu einer systemischen Histiozytose und nicht jede systemische Histiozytose zeigt kutane Läsionen. Die Prognose für beide Veränderungen ist abwartend zu stellen, sie verhalten sich langsam progressiv und erfordern eine immunsuppressive Dauertherapie. Erfolgreiche eingesetzte Therapeutika waren Cyclosporin A oder Leflunomid. Lokalisiertes histiozytäres Sarkom: Bei dieser Veränderung handelt es sich um eine schnell wachsende Neoplasie, die häufig in der Haut, Unterhaut oder in Weichteilgeweben der Extremitäten auftritt. Es können aber auch andere Organe betroffen sein. Am häufigsten wurde das lokalisierte histiozytäre Sarkom beim Berner Sennenhund, Retrievern und Rottweilern beobachtet, wobei keine Alters- und Geschlechtsdisposition erkennbar war. Die Prognose ist vorsichtig zu stellen und verschlechtert sich bei später Entfernung. Auch die Möglichkeit zu einer großzügigen Entfernung im Gesunden ist prognostisch wichtig. Disseminiertes histiozytäres Sarkom (früher: maligne Histiozytose): Dieser Ausdruck wird benutzt, um die multizentrische Form des oben beschriebenen histiozytären Sarkoms zu umschreiben. Metastasierende Formen sind bekannt, es wird aber auch die Möglichkeit der multizentrischen maligne Transformation histiozytärer Zellen angenommen. Diese Erkrankung wurde ebenfalls hauptsächlich bei Berner Sennenhunden, Retrievern und Rottweilern gesehen. Es können diverse Organe betroffen sein, wobei eine kutane Beteiligung seltener ist. Auch hier ist keine Alters- und Geschlechtsdisposition bekannt. Die Prognose ist sehr schlecht, die Erkrankung hat einen schnell progressiven Verlauf und es ist keine erfolgreiche Therapie bekannt. Immunhistologische Diagnostik: Zumindest für die caninen histiozytären Erkrankungen sind viele Marker bekannt und die entsprechenden Veränderungen daher gut charakterisiert. Einen Eingang in die Routinediagnostik hat die immunhistologische Typisierung aber nicht gefunden, da viele der wichtigen Epitope bei Formalinfixierung nicht stabil bleiben. Die daher notwendige Gefrierbruchtechnik an unfixiertem Gewebe steht nur für wissenschaftliche Fragestellungen zur Verfügung. Histiozytäre Erkrankungen bei der Katze sind bislang noch zu wenig charakterisiert, als dass Aussagen zu morphologischen Details, immunhistochemischen Typisierungen und klinischem Verhalten getroffen werden könnten. Bislang sind einzelne Fälle von kutanen, epitheliotropen, histiozytären, proliferativen Veränderungen beschrieben, die als Langerhans-Zell-Histiozytose bzw. histiozytäres Sarkom identifiziert wurden. In der Vergangenheit wurden einzelne Fälle klinisch progressiver Histiozytose von Zellen dendritischen Ursprungs bei Katzen bekannt. Histologisch unterscheidet man eine epitheliotrope und eine nicht epitheliotrope Form. Klinisch kann zunächst eine solitäre, noduläre Veränderung meistens an Kopf, Hals oder Extremitäten auffallen. Die Knoten können in ihrem Umfang größer oder kleiner ("wax and wane") werden, spontane Remissionen wurden bislang nicht beobachtet. Im Verlauf der Erkrankung nehmen die Läsionen an Größe zu und können zu Plaques heranwachsen. Einzelne Katzen entwickelten zahlreiche Läsionen, die auf die Haut beschränkt waren und zunächst keine Anzeichen für einen Befall innerer Organe aufwiesen. Die Einbeziehung von Lymphknotengewebe wurde aber im Verlauf beobachtet. Die progressive Histiozytose dendritischer Zellen kann die morphologische Ausprägung und das klinische Verhalten von histiozytären Sarkomen entwickeln, in einem terminalen Stadium mit Beteiligung innerer Organe. LABOR FÜR KLINISCHE DIAGNOSTIK GMBH & CO.KG Info 06/2008 Seite 2 Steubenstraße 4 • 97688 Bad Kissingen • Telefon: 09 71 / 72 02 0 • Fax: 09 71 / 68 54 6 • www. laboklin.com