Westdeutsche Zeitung, DC5
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Westdeutsche Zeitung, DC5
Erscheinungsdatum: 03.03.2014 − Zeitung: WZ − Ausgabe: D − Ressort: LK − Seite: 25 Diese beiden sind noch ?frecher als Blech? Karnevalskonzert Igudesman & Joo begeistert in der Tonhalle mit musikalischen Sketchen. Von Lars Wallerang Diese beiden sind noch „frecher als Blech“ Karnevalskonzert Igudesman & Joo begeistert in der Tonhalle mit musikalischen Sketchen. Von Lars Wallerang Viele Jahre lang bestritten die Blechbläser der Düsseldorfer Symphoniker das Karnevalskonzert in der Tonhalle mit selbst konzipierten, humorvollen Programmen und bezeichneten sich als „Frech wie Blech“. In diesem Jahr legt die Gruppe eine Kreativpause ein. Doch es gibt Ersatz, der sich hören und sehen lassen kann: das Duo Igudesman & Joo. Diese Beiden, Aleksey Igudesman (Violine) und Hyung−Ki Joo (Klavier), bringen so viel musikalische Begabung, Witz und Originalität mit, dass man aus dem Staunen gar nicht mehr raus kommt. Das kostümierte Publikum feiert das Duo mit stehenden Ovationen Das größtenteils kostümiert erschienene Publikum im Mendelssohn−Saal zeigte seine Begeisterung mit stehenden Ovationen, und das nicht nur gegen 21 Uhr, als das Prinzenpaar samt Garde und Carnevals Comitee seinen obligatorischen „Überraschungsbesuch“ in der karnevalistischen Tonhalle machte und sich das Podium vorübergehend mit den Künstlern teilte. Mit dem aus dem „Weißen Rössl“ stammenden und umgedichteten Sigismund−Hit „Was kann denn Düsseldorf dafür, dass es so schön ist“ marschierten die prächtig Uniformierten durch den Saal. Für Igudesman und Joo war es ein Leichtes, den Operettenschlager an Klavier und Violine nach Gehör mitzuspielen. Im musikalischen Sketch−Programm gab es deutlich größere selbst auferlegte Herausforderungen: Es ging gleich artistisch los mit einer bewusst gestörten Aufführung des 1. Satzes von Cesar Francks Sonate für Klavier und Violine. Ein ungeladener Fotograf schießt mit gleißendem Blitzlicht und lautem Ratschen Bilder von dem spielenden Duo und kommt dabei immer näher. Was dem ahnungslosen Publikum zunächst wie die Rücksichtslosigkeit eines dreisten Paparazzo erscheint, erweist sich spätestens beim dritten Schuss als Bestandteil der Performance. Das Duo beginnt gar zu posieren und das ohne das Spielen zu unterbrechen. Die in den Noten stehenden Pausen nutzen die Musiker für alberne Posing−Faxen. Dass sie dennoch konsequent zum notengetreuen Zusammenspiel finden, zeugt von viel Talent und guter Vorbereitung. Igudesman und Joo, jeder für sich übrigens auch als klassischer Musiker international erfolgreich, kommen auf die groteskesten Ideen. Beispielsweise lässt sich der Geiger in Bachs Partita E−Dur von der Stimme eines Navigationssystems durch das Stück lotsen. „Bleiben Sie in E−Dur“, sagt die Stimme. „Wechseln sie in acht Takten die Tonart“, lautet es weiter. Dann: „In sechs Takten die Tonart wechseln, in vier?in zwei?jetzt die Tonart wechseln!“ Der Witz an der Sache ist, dass die Anweisungen genau auf die tatsächliche Harmonik des Satzes abgestimmt ist wie etwa auch die Anweisung „Dem Quintenzirkel weiter folgen“, wo Bach in regelmäßigen Sequenzen analog zum Aufbau des Quintenzirkels von einer Tonart zur nächsten wandert. Am Gekicher im Publikum merkte man, dass der Gag ankommt. Aleksey Igudesman (links) und Hyung−Ki Joo begeistern beim Karnevalskonzert in der Tonhalle mit ihren musikalischen Sketchen. Foto: Susanne Diesner tro Artikelformat: F32 Artikel−ID: nse0000006651576 Spalten: 4 Zeichenzahl: 3095 Stichwort: KARNEVALSKONZERT TONHALLE Eingang: Artikel Westdeutsche Zeitung, DC5−Bildpool 03/05/14 16:43:15 1/1