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FOTOPRAXIS AKT-FOTOGRAFIE Martin Biebel hat sich für Sie im Internet umgesehen, wo man bezahlbare, seriöse Modelle für die Aktfotografie finden kann. Fotogen und nicht zu teuer soll das Model sein, zudem nicht allzu weit entfernt wohnen. Wie lässt sich so jemand im Internet aufspüren? So sieht es auf der akt modelle.de-Seite aus. Zum Bild des Models kann man die Sedcard-Daten aufrufen. Model- Suche ie erste Idee, um an ModelAdressen zu kommen, ist nahe liegend: www.aktmodell.de eintippen. Die Seite öffnet sich brav, ein Girl des Tages erscheint, ein Kochbuch namens Lustküche, und internationale Erotik-Links werden vermittelt. Das Girl des Tages, Miriam, ist Sekretärin, 26, und sagt von sich: Meine Gymnastikübungen betreibe ich gerne im Evaskostüm. Von Fotografieren oder Filmen ist kein Wort zu finden. Ich klicke weiter, und Miriam legt einen veritablen Strip hin, der irgendwo in einem zwielichtigen D 86 COLORFOTO 5/2006 Etablissement entstanden zu sein scheint. Dann verliert sich Miriam im Datennirvana. Mehr Bilder oder andere „heiße girls“ kann ich anklicken, aber die Links werden nicht mehr gefunden. Hauptsächlich deshalb, weil mich der Anbieter jetzt mit Popup-Fenstern zumüllt, die mir allerdings mein Popup-Blocker des Browsers erspart. Außerdem sind diese Damen ja schon fotografiert – ich erfahre nichts, wie ich mit Miriam in Kontakt treten könnte. Natürlich gibt es auch einen Zugang für Mitglieder, den spare ich mir jedoch – hier will ich nicht Mitglied werden. Noch ein Blick auf das Impressum der Seite: Beate Uhse New Media GmbH. Also googeln. Gebe ich Aktmodell oder Nacktmodell ein? Google spuckt einen Artikel zu Morddrohungen nach Affäre mit einem Nacktmodell aus, dazu den einzig interessanten Link: Nacktputzer und Nacktmodell Thomas stellt sich vor. Ich habe zwar eigentlich nach Thomasinen gesucht – aber bitte. Thomas Numberger ist selbst Aktfotograf und hält Aktmodeln (aha, das N vor dem Akt fehlt jetzt) für sehr wichtig, da man den Gesamteindruck des Nacktseins und des Körpererlebens nur durch das Praktizieren beider Seiten aktiv erfahren kann. Die Seite überrascht positiv. Thomas setzt sich seriös mit der Thematik auseinander, zudem gibt es eine direkte Kontaktadresse. Toll, ob ich so etwas auch für die weiblichen Pendants finde? Thomas’ Page hilft weiter: Er ist nämlich auch über das Model-Portal „Aktmodelle.de“ buchbar. Da habe ich vorher also bloß ein e vergessen. Bitteschön: Aktmodelle.de www.colorfoto.de 7 AktshootingWahrheiten Wer das Shooting professionell meistern will, sollte sich mit verschiedenen Facts konfrontieren. 1. Er weiß vorher exakt, was er will und hat sein Shooting schriftlich fixiert. Dann fehlen auch keine Requisiten. Kaputte Requisiten, die das Model mitgebracht hat (Wäsche) werden vom Fotografen ersetzt. 2. Er hat einen Vertrag für das Model. Einen Entwurf kann er sich beispielsweise bei de. wikipedia.org/wiki/ Modelvertrag oder bei http:// www.freelens. com/modellrelease/ anschauen und downloaden. 3. Das Model wird in der Regel eine Begleitung mitbringen, die mit gehostet werden muss. Einfach aktmodell als Adresse führt nicht zum Ziel, sondern nur zu Beate Uhse New Media GmbH. ist nach eigenen Angaben ein Portal für Modelle und Fotografen, aber auch für alle anderen, die Interesse an Fotografie haben. 191 Modelle sind gelistet, und jeder kann sich – wenn er denn die beidseitigen Erfahrungen des Thomas N. teilen möchte – auch kostenfrei selbst listen lassen. Ich benutze aber zunächst die Suchfunktion. Buchungsanfragen werden über das interne Mailingsystem verschickt, an die Leute selbst kommt man also nicht heran. Ein Klick auf die Sedcard zum Beispiel von Sunny B offenbart, dass die Dame Bauchnabelpearcing und Tattoo am Steißbein hat. Gut zu wissen, auch Körbchengröße und Maße fehlen nicht. Ein paar Bilder gibt es auch, da kann man auch gleich das Tattoo bewundern. Oben in den Karteireitern der Seite fällt mir eine Abteilung namens Aktfotografen auf. Tatsächlich, dort kann ich mich samt Beispielbildern registrieren lassen. 776 waren aber schon vor mir so schlau. Wenn nun also Menschen in meiner Umgebung spontan Lust bekommen, sich auszuziehen und Fotos machen zu lassen, dann können Sie mich hier erreichen. Die Suchfunktion nach den Models ist ernüchternd. Selbst die Regionalauswahl unter einer 7er-Postleitzahl bringt gerade zwei Ergebnisse. Erst das Weglassen der PLZ liefert bei Altersangabe 25 bis 30 und Zusatz „semiprofessionell“ 20 Damen aus dem Bundesgebiet. Insgesamt sind 191 Models gelistet. Die Models stehen zum Teil mit vollem Namen im Verzeichnis und sind per EMail-Eingabe direkt kontaktierbar. Das ist sehr gut, wie ich noch bemerken werde. Es gibt zu den üblichen Sedcard-Daten auch eine Spalte mit Honorarvorstellungen. Dort steht gewöhnlich: nach Vereinbarung. Doch halt: Ein erster Hinweis: Gabriela Vesela z. B. will 30 bis 50 Euro die Stunde – kommt drauf an was, fügt sie hinzu. Sie bezeichnet sich als Semiprofi und macht alles von Bademoden bis Fetisch. Fetisch: Darunter versteht man dann Bilder, bei denen es etwa auf Lack, Leder und Latex ankommt. Dann weiter zu 14model.de (sprich: one for model). Da gibt es 780 Models und Fotografen. Die Modelsuche ist sehr übersichtlich; neben dem Künstlernamen des Models steht gleich der Wohnort, erreichen kann man seine Favoriten via kostenloser Registrierung, ein paar geben auch direkt eine EMail-Nummer an. Auch nach Models in der näheren Umgebung zu suchen, funktioniert nur nach der 4. Aktmodelle müssen sich extrem wohl in Ihrer Umgebung fühlen. Nur dann gelingt das Shooting. Also: Weder frieren noch hungern ist angesagt. 5. Anreise sind Spesen und werden vom Fotografen in vorher abgesprochener Höhe bezahlt. 6. Modelle haben ganz eigene Vorstellungen, was mit ihren Bildern geschieht und was sie selbst mit den Bildern im Anschluss anfangen. Lassen Sie die Models darüber nie im Unklaren und klären sie die Rechte im Vertrag. 7. Berechnen sie die Shootingzeit großzügig. Die erste halbe Stunde ist vergangen, bis die Person nackt ist, die zweite bis die Slipstreifen verschwunden sind. Und wer zuerst Unterwäsche fotografiert und dann nackt – der fängt wieder von vorne an. COLORFOTO 5/2006 87 FOTOPRAXIS AKT-FOTOGRAFIE So sehen die Sedcards bei one-formodel aus. Wenn die Damen außer pn (persönlicher Nachricht) auch E-Mail oder gar Webadresse angegeben haben, sind sie direkt erreichbar. g5ive ist toll designed, und man kann sogar problemlos nach Postleitzahlgebieten suchen. Viele Models für ambitionierte Aktfotografen bietet die fotocommunity – allerdings kostenpflichtig. Die meisten Models auf fotocommunity haben eine eigene Homepage, die sie in ihr Profil hineinschreiben – damit gibt es eine gute Gelegenheit, mehr über die Person zu erfahren – zum Beispiel Katzenkathi schreibt beinahe ihren ganzen Lebenslauf auf ihre Page. 88 COLORFOTO 5/2006 Anmeldung. Auf die Eingabe „weiblich, Halbakt und Akt“ fand ich ohne Postleitzahlsortierung 273 Damen, darunter vergleichsweise viele Newcomer, die auch auf TfpBasis arbeiten. Tfp bedeutet, dass die Modelle für ihre Arbeit kein Geld, sondern eine abgesprochene Anzahl von Fotos erhalten. Erstaunlicherweise machen das viele der Modelle – aber sie lassen sich vorher auch Arbeitsproben des Fotografen zeigen, und immer wollen sie ganz genau wissen, worum es denn gehen soll. Je mehr Erfahrung ein Modell gesammelt hat, desto weniger tfp-macht es. Logisch, es braucht ja keine Bilder mehr. Was mir schnell auffällt: Die meisten weiblichen Modelle sind tätowiert und gepierct. Wenn nicht, dann wird mit vielen Ausrufezeichen darauf hingewiesen. Denn schließlich spart das möglicherweise eine Menge Nacharbeit in Photoshop. Fotocommunity.de hat einen ganz tollen Aktmodell-Suchservice aufgebaut. „Achtung, keine Pornografie!“ steht dankenswerterweise da, wenn der entsprechende Karteireiter dieses Riesenportals gedrückt wird. 195 männliche und 1328 weibliche Modelle sind verzeichnet. Damit man all das sehen kann, was die Models schreiben und was im Forum über die Aktshootings zu lesen steht, muss ich erst Mitglied in der Community werden. Einmalig kostet das 5,50 Euro für einen Monat. Dabei gebe ich mein OK zu IP-Speicherung und Werbezusendung. Die Modelle stellen sich hier mit netten Texten vor, und die Fotografen und Community-Mitglieder begrüßen sie kameradschaftlich und machen auch Anmerkungen, wie das letzte Shooting mit den Betreffenden war. Man hat den Eindruck, es hier mit netten Leuten zu tun zu haben, die sich kennen und auch mal treffen. Die richtige Modelsuche auch nach Region ist unübersichtlich, aber nach einem Klick auf „Aktmodelle stellen sich vor“ gibt es seitenweise Material. Bei Interesse, kann man gleich eine Mail schreiben. Ganz oben bei Google steht erforc. de. Da gibt es jede Menge Models. Ein Klick und die Sedcard erscheint – aber ohne persönliche Angaben. Dazu muss man wieder Mitglied werden. Nur: Warum steht unter der Sedcard von Inga beispielsweise: „Surf tipp: Gang bang Party mit gina blonde.“ Die Models sind bei „inside“ direkt buchbar. Hört sich gut an, also auf zu inside.de. Ach, die Seite gibt es gar nicht, so nennt sich der geschlossene Bereich von erforc. Da erfahre ich nicht mal, was die Teilnahme kostet. Ich soll meine Kontaktdaten angeben, und dann bekomme ich ein Angebot von eforc. Meine Daten werden garantiert nur bis zu meiner Antwort gespeichert. Das ist mir zu riskant. Weiter geht’s, denn Aktpaare.de ist ein heißer Tipp. Da gibt es über 70 Sedcards, allesamt sehr hochwertig mit vier Beispielbildern, und die Models sind direkt kontaktbar – auch ohne Mitgliedschaft. Diese Seite wirkt bisher am professionellsten. Über viele Modelle kann man sich auf deren eigener Homepage ein genaues Bild machen – ohne erst 5,50 Euro zu zahlen. Schnell wird klar: Hier sind Vollprofis am Werk. Vanessa beispielsweise zeigt auf ihrer Homepage schon einiges. Die casting-agentur.de gibt an, Deutschlands größte Plattform für Models und Schauspieler zu sein. Wirklich finden sich hier tausende von Models – viele davon sind für Aktfotografie aber nicht zu haben. Die Menge überrascht nicht: Die Agentur verspricht Vermittlung bei Shootings und Hilfe bei der Erstellung der Sedcard – alles kostenlos. Da trägt sich jeder gern mal ein. Mich beschleicht allerdings der Verdacht, dass viele der Bewerber die Sache nur eben mal so machen und auf meine Avancen gar nicht antworten würden. Die Damen und Herren auf den hinteren Plätzen haben denn auch keine Referenzen. Die Vollakkreditierung kostet 39 Euro im Jahr. Profis buchen bei Modellagenturen, die den Deal zwischen Fotografen und Model begleiten – und eine Menge vom Honorar für sich beanspruchen. Zunächst haben die Modellagenturen wenig Aktmodelle im Angebot, da sich hier alles um die Mode dreht, die ich ja gerade weglassen wollte, zum anderen ist das Profimodelling ein knallhartes Geschäft, das mit Amateur-Aktfotografie kaum etwas zu tun hat. Wer Spaß daran www.colorfoto.de hat, kann sich ja einmal die AGBs bei einer Agentur wie http:// www.modelstyle.com/agb.php durchlesen. Wir klicken weiter zur modelwelt und erschrecken ein wenig über die schäbige Aufmachung. Es sieht so aus, als hätten hier ein paar halbwüchsige Homepage-Bastler mal die Jungs und Mädels ihrer Nachbarschaft und sogar den Hund abgelichtet, um zu gucken, ob mit so einer Page etwas zu verdienen ist. Wer dennoch teilnehmen will, muss sich natürlich zuerst akkreditieren. Das kostet nix – bringt aber auch nix. Model-online-Agenturen gibt es wie Sand am Meer. Eine der informativsten mit einer Menge Links zu weiteren Anbietern ist das fineart-forum. Es ist unabhängig und bietet vor allem ein sehr informatives Forum, in dem die über 3000 Mitglieder auch viele Fragen zu Akt-Modeling-Jobs beantworten. Beispielsweise auch zum Thema Übergriffe durch Fotografen. Wer Bilder der eingetragenen Models sehen will, muss Mitglied werden, aber das kostet hier nichts und lohnt sich unter Umständen. Gut auch: Zu den Forenbeiträgen kann man eine Landkarte einblenden und sieht dann gleich, wo das Mitglied herkommt und wer in der Nähe wohnt. Clever ist auch die Seite von Flashmodels. Da gibt es um die 500 männliche und weibliche Models, von denen aber nicht alle Akt machen. Eine gute Aufstellung, was welches Model bietet, ist in der Online-Sedcard ersichtlich. Das Geschäftsmodell: Flashmodels-Macher kassieren vom Model für die Erstellung der Sedcards und vom Fotografen für das Versenden der Kontaktmails. Die Seite www.g5ive.de ist ein ganz heißer Kandidat für einen Spitzenplatz in meinem OnlinemodelPage-Ranking. Die Frauen, die sich hier trauen, haben was drauf und feine Referenzen – und sie wissen, was sie wert sind. Das schreiben sie hin. Carmen Rivera beispielsweise war schon bei Hustler, Penthouse, Orion und verlangt 80 Euro die Stunde, halbtags 310 Euro und ganztags 410. So richtig viele Models sind allerdings nicht auf der Page. Dafür werden Jobanfragen kostenlos und ohne vorgelagerte Membership vermittelt. Name, Wohnort und E-Mail muss ich aber schon preisgeben. Wer es ganz seriös mag, tritt bei akakt.de, dem Arbeitskreis künstlerische Aktfotografie bei. Die 241 Mitglieder (8 Euro Monatsbeitrag) besitzen einen veritablen ModelKatalog, treffen sich regelmäßig und leiten auch eine echte Galerie in Berlin. Ganz an die Grenze gehen die Girls hingegen bei www.babecast. org. Da gibt es über 60 Damen, die alles mitmachen. Erstaunlich nur, warum keine von ihnen ein gutes Foto in der Sedcard hat. Die eine oder andere Bekannte ist mittlerweile auch dabei, über die ich schon auf anderen Seiten hinweggesurft bin. Da ich hier wieder kostenpflichtig Mitglied werden muss, man mir aber nicht sagt, wie viel es nach der Registrierung kosten wird, überkommt mich eine Art Model-Müdigkeit. Wer weitermachen will: Unter www. model-webring.de gibt es eine gewaltige Link-Sammlung zu immer weiteren Model-Börsen und Einzelmodel-Seiten. Doch Achtung – viele Seiten sehen zwar gut aus, sind aber extrem tot. Ach ja, und schreiben Sie die Adresse nicht ohne Bindestrich (www. modelwebring.de): Da erscheinen nur Angebote für – man glaubt es kaum – elektrische Durchlauferhitzer. Fazit: Models gibt’s wie Sand am Meer, verlässliche Aussagen zu Honoraren kaum. Die Profis ziehen dem Fotografen das letzte Hemd aus, und die unerfahrenen Amateur-Models werden von manchem Knipser mit ein paar schlechten Bildchen abgespeist und müssen dafür auch noch anreisen. Manche Community treibt Schindluder mit Ihren Daten, wenn Sie sich erst einmal registriert haben. Das Finden nach Postleitzahlen ist generell recht schwer, andererseits steht die Postleitzahl aber auch auf vielen Seiten direkt unter dem Namen. Davon haben wir Gebrauch gemacht und sind schon sehr gespannt, ob auf unsere Avancen auch geantwortet wird – oder ob die Frauen im Web nur die Akzeptanz der Webseiten ihrer Betreiber erhöhen sollen. COLORFOTO lässt in der nächsten Ausgabe die Models zu Wort kommen. Harter Job: Gabi ist wetterfest und nimmt das Modelling schon sehr ernst. Aktpaare.de: Auf der Homepage von Vanessa geht es heiß her. Aber man kann Sie direkt buchen. So ein Video ist unter Kennenlerngesichtspunkten keine schlechte Sache: Da weiß man gleich, was man bekommt. Soll einem Manuela nun leid tun, die auf die Model-Welt hereingefallen ist? Thomas, der Nacktputzer, von Aktmodelle.de meint es ernst mit dem Modeln. Danke janet23: Auf Deiner Homepage gibt es klare Ansagen zu Honoraren. Eher die Ausnahme. COLORFOTO 5/2006 89