Taubenplage: Geburtenkontrolle und Betreutes Wohnen als Lösung

Taubenplage: Geburtenkontrolle und Betreutes Wohnen als Lösung?
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Taubenplage: Geburtenkontrolle und Betreutes Wohnen als Lösung?
Bericht: Birgit Mittwoch, Anett Wundrak
Jeden Tag das gleiche Bild - Gastronomin Jennifer Köhler kann die Tauben auf dem Dach nicht
mehr sehen.
Jennifer Köhler
Die Tauben kacken alles zu, das fliegt auch alles aufs Nebendach und denn auch runter, da
sind dann die ganzen Hotelzimmer das ist dann schon jeden Tag mindestens ein Kehrblech
voll, was man zusammen kehren muss.
Das Zerbster Taubenproblem. 2.000 Stück will man hier gezählt haben. Seitdem ihr altes
Quartier, ein marodes Gebäude abgerissen wurde, haben sich die Stadttauben auf den
umliegenden Dächern eingerichtet - zum Leidwesen der Anwohner. Direkt unter den
besetzten Dächern liegt der Balkon von Steffi Gröger. Sie kann ihn kaum noch nutzen.
Steffi Gröger
Die Dächer sind verkotet oben und wenn das trocknet, fliegt der Kot eben, wie gesagt, hier
überall auf die Grundstücke, und das ist eben sehr belastend.
Den Taubendreck zusammenkehren – für Frank Gröger ist das inzwischen tägliche Routine.
Das Postgebäude, ein paar Straßen weiter, konnten Kunden zeitweise nur noch mit
aufgespanntem Schirm als Schutz vor dem Taubenkot betreten. Eine falsche Eule mit echten
Abwehrrufen soll Abhilfe schaffen.
Huhu.
Nur die Taube kümmert das nicht. Stadttauben vermehren sich ohne sicheres Quartier
besonders rasant – brüten bis zu 5 statt 2 Mal im Jahr. Die Taubenplage ist regelmäßig Thema
im Zerbster Stadtrat. Bürgermeister Andreas Dittmann erzählt uns, was schon alles probiert
wurde: Gift kam zum Einsatz, dann der Versuch, die Tauben einzufangen.
Andreas Dittmann (SPD)
Also gab es dann die Idee, auf Dachböden, wo die Eigentümer, uns den Zugang gewähren,
Käfige aufzustellen und dann die Tiere dort erst mal anzulocken und dann kontrolliert zu
fangen. Aber wir müssen jetzt ein Vierteljahr nach diesem Experiment für uns das
Resümee ziehen, es hat so nicht funktioniert.
Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers
verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig.
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Für guten Rat in Sachen Taube fuhren die Zerbster Stadthüter sogar bis nach Moers in
Nordrhein-Westfalen. Dort werden die Vögel in mehreren öffentlichen Taubenschlägen
betreut. Jetzt sucht man auch in Zerbst nach geeigneten städtischen Gebäuden.
Andreas Dittmann
Aber die Idee ist wirklich dahinter, den Tauben Nistmöglichkeiten zu schaffen. Damit sie
Bestandsgebäude verschonen und danach dort die Gelege zu entnehmen und durch
Scheineier zu ersetzen und so nach und nach die Population unserer Wildtauben zu
reduzieren.
Betreutes Wohnen für Tauben. In Dresden gibt es das seit ein paar Wochen auf dem Dach der
Centrum Galerie. Es ist der erste Taubenschlag dieser Art in der Stadt. Steffen Keller startet
seinen Kontrollgang. Er arbeitet für die Wildvogelauffangstation und hat ein Herz für Tauben.
Die sind seine Fürsorge wohl noch nicht gewohnt.
Steffen Keller
Wie viele sind denn jetzt da?
Gar keine.
Warum nicht?
Ja, wir haben die weggejagt, also 50 Stück sind ungefähr drinne, die schlafen auch drinne,
das kann ich ihnen mal kurz zeigen, die sitzen da drinne auf solchen Reitern, schlafen auch,
man sieht es am Kot. Und wenn sie drauf gucken, ist auch Kot drauf, aber das klappt
wunderbar, wir füttern die, die kriegen von uns Wasser, die bleiben drinne und wir räumen
einfach nur den Kot weg.
Der Kot einer Taube häuft sich auf bis zu 6 Kilo im Jahr. Auf dem Technikdach der Centrum
Galerie gab es jahrelang damit ernsthafte Schwierigkeiten.
Steffen Keller
Ja, kucken sie mal, das ist Taubenscheiße und diese Taubenscheiße, im Prinzip, die ist
abgesetzt worden über Jahre, die verstopft praktisch die ganzen Einlässe. Das ist der
Grund, warum so ein Taubenschlag hier entstanden ist, auf eine Art und Weise, weil
andere Maßnahmen haben einfach nicht gezogen.
Das Dach zu reinigen und die Tauben ab zu wehren, hat die Centrum Galerie jährlich
Tausende Euro gekostet. Das moderne Taubenwohnheim wurde für gut 15 000 Euro gebaut
und soll nun das Problem ein für alle Mal lösen – durch eine optimale Geburtenkontrolle.
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Steffen Keller
Und auch, wenn die dann brüten drinne, werden wir natürlich die Eier entnehmen, werden
die praktisch durch Attrappen, durch Toneier ersetzen. Und die brüten dann frisch, fröhlich,
frei weiter hier, wir lassen nur einen Jungen zu und auf diese Art und Weise sind die den
Sommer beschäftigt.
Alle anderen Maßnahmen, die lästigen Stadttauben zu reduzieren, sind auch in Dresden
fehlgeschlagen – das Dresdner Kulturerbe leidet trotz Abwehrnetzen und – Stacheln weiter.
Der Versuch, Tauben zu vergiften, war genauso untauglich wie eine Hormontherapie. Die
Stadttauben blieben. Am betreuten Taubenschlag dagegen freut sich Steffen Keller über
jeden Vogel, der hier seinen Dreck hinterlässt.
Steffen Keller
Hier man sieht es im Prinzip, die Tauben sind da, sie sind da. Die nutzen das einfach. Das ist
das beste Beispiel hier, dass sie auch annehmen. Das Taubenhaus selbst ist für sie ein
Anreiz, das ist ein sicherer Ort und die haben ein hohes Sicherheitsbedürfnis und dann
verbringen die auch 80 Prozent ihrer Zeit im Taubenhaus. Die müssen nicht draußen
rumfliegen, das ist Vergeuden von Energie.
Inzwischen haben schon mehrere Firmen in Dresden Interesse für betreute Taubenschläge
auf ihren Dächern angemeldet.
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