Einfluss von Rationsgestaltung, Geschlecht und Genetik auf die
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Einfluss von Rationsgestaltung, Geschlecht und Genetik auf die
Einfluss von Rationsgestaltung, Geschlecht und Genetik auf die Schlachtleistung und Fleischqualität von Mastrindern aus Mutterkuhhaltung Effect of ration, category and breed on carcass performance and meat quality of cattle from suckler cow systems MARGIT VELIK, ANDREAS STEINWIDDER & JOHANNES FRICKH Einleitung und Fragestellung Nach AUGUSTINI (1987) werden die Schlachtkörper- und Fleischqualität maßgeblich von der Genetik (Rasse, Kreuzung, Geschlecht), produktionstechnischen Faktoren (Mastendmasse, Schlachtalter, Mastintensität) und der perimortalen Behandlung (Transport, Aufenthalt am Schlachthof, Kühlung, Reifung) beeinflusst. Seit den letzten Jahren wird die Qualität von Lebensmitteln für den Konsumenten ein immer bedeutenderer Faktor. Trotzdem hat nach wie vor die Handelsklasse (Schlachtkörperbemuskelung) mehr Bedeutung als die Fleischqualität. Die Fleischqualität wird vorwiegend in Qualitätsfleischprogrammen oder in der Direktvermarktung monetär höher bewertet. In einem Kooperationsprojekt der BVW GmbH Wieselburg und des LFZ Raumberg-Gumpenstein wurde ein Versuch zum Einfluss von Geschlecht, Genetik, Kraftfutterintensität und Schlachttermin auf die Mast- und Schlachtleistung sowie Fleischqualität von Rindern aus der Mutterkuhhaltung durchgeführt. Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Schlachtleistung und Fleischqualität, die Ergebnisse der Mastleistung können in STEINWIDDER et al. (2007) nachgelesen werden. Tiere, Material und Methoden Der Versuch wurde in zweifacher Wiederholung mit jeweils 60 Tieren durchgeführt und sah den Vergleich von zwei Kraftfutterniveaus (I), zwei Geschlechtern (K) (Kalbinnen und Stiere) und drei genetischen Herkünften (G) (Fleckvieh x Fleckvieh (FF), Fleckvieh x Limousin (FL) und Fleckvieh x Charolais (FC)) vor. Beim Kraftfutterniveau 1 erhielt jedes Tier bis 380 kg LM 2,6 kg Kraftfutter TM pro Tag und danach 3,5 kg TM. Im Kraftfutterniveau 2 wurden den Tieren bis 380 kg LM 4,0 kg Kraftfutter TM pro Tag gefüttert, danach bis 420 kg LM 4,8 kg TM und ab 420 kg LM 5,3 kg TM. Als Grundfutter wurde Grassilage ad libitum angeboten. Der Schlachttermin (S) der weiblichen Tiere lag bei 480 bzw. 550 kg, jener der männlichen Tiere bei 550 bzw. 620 kg Mastendmasse. Der Anteil an Muskelfleisch und Fettgewebe wurde anhand der Formel von KÖGEL (1999) geschätzt. Zur Untersuchung der Fleischqualität wurden 10 Tage nach der Schlachtung zwischen der 9. und 11. Rippe Proben vom Rückenmuskels (M. longissimus dorsi) entnommen. Eine genaue Beschreibung der angewendeten Methodik findet sich in VELIK et al. (2008). Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mittels des Statistikpaketes SAS, Version 9.1 (2004) und der Prozedur GLM. Unterschiede zwischen den Gruppen wurden bei einem P-Wert <0.05 als signifikant angenommen. Ergebnisse und Diskussion In Tabelle 1 sind die Least square means und die Residualstandardabweichungen (se) der Schlachtleistungs- und Fleischqualitäts-Daten dargestellt. Signifikante Unterschiede zwischen den Gruppen wurden mit unterschiedlichen Hochbuchstaben gekennzeichnet. Im vorliegenden Versuch zeigte sich ein deutlicher Einfluss des Geschlechtes auf die Schlachtleistung und Fleischqualität. Das Geschlecht hatte auf alle Merkmale der Schlachtleistung und Fleischqualität mit Ausnahme der Fleischigkeitsklasse, des Anteils wertvoller Teilstücke und des Rohproteingehalt des Fleisches einen signifikanten Einfluss. Die Stiere erzielten bei den Nettotageszunahmen, der Ausschlachtung und dem Muskelgewebeanteil signifikant höhere Werte als die Kalbinnen. Die Schlachtkörper der Kalbinnen hatten höhere Fettgewebeklassen und Fettgewebeanteile. Wie im vorliegenden Versuch fanden auch FRICKH et al. (2002) bei den Stieren signifikant höhere Nettotageszunahmen und Muskelgewebeanteile als bei den Kalbinnen. In Übereinstimmung mit FRICKH et al. (2002) enthielten die Schlachtkörper der Kalbinnen signifikant mehr Fett, was im unterschiedlichen Wachstumsverlauf und Nährstoffansatz der Geschlechter begründet ist. Die höhere Fetteinlagerung bei den Kal- binnen führt zu einer besseren Bewertung der Zartheit (Scherkraftmessung). Weiters hatte die Kategorie einen signifikanten Einfluss auf das Wasserbindungsvermögen des Fleisches und die Fleischfarbe. Die genetische Herkunft hatte auf fast alle Merkmale der Schlachtkörperleistung einen signifikanten Einfluss sowie hinsichtlich Fleischqualität auf die Rückenmuskelgröße und das Wasserbindungsvermögen. Die Herkunft FF erzielte gegenüber den Herkünften FL und FC die schlechtesten Ergebnisse bei der Ausschlachtung, den Fleischigkeitspunkten, dem Anteil wertvoller Teilstücke und dem Muskelgewebeanteil. Diese Ergebnisse werden zumindest in der Tendenz von KÖGEL et al. (2000) und FRICKH et al. (2003) bestätigt. Der Schlachttermin hatte auf die Merkmale Ausschlachtung (beim Schlachttermin I höher als beim Schlachttermin 2), Fleischigkeitsklasse und Fettgewebeklasse einen signifikanten Einfluss. Hinsichtlich Fleischqualität hatte der Schlachttermin einen signifikanten Einfluss auf die Rückenmuskelfläche und den Trockenmassegehalt des Fleisches, welche beim Schlachttermin II jeweils signifikant größer bzw. höher waren. Die Zartheit des Fleisches war beim Schlachttermin I signifikant besser als beim Termin II. Dieses Ergebnis geht mit der in der Literatur zu findenden Meinung einher, dass Fleisch von älteren Tieren zäher ist als jenes von jüngeren, da mit dem Alter die BindegewebsQuervernetzungen und die Größe der Muskelfasern zunehmen (AUGUSTINI und TEMISAN, 1986). Die Kraftfutterintensität, die sich in beiden Gruppen auf hohem Niveau und zum Teil deutlich über den praxisüblichen Einsatzmengen bewegte, hatte keinen Effekt auf die vorgestellten Parameter der Schlachtleistung und Fleischqualität. Tab. 1. Schlachtleistung und Fleischqualität in den Hauptgruppen Merkmal Tiere Lebendmasse Schlachtkörpermasse Nettotageszunahmen Ausschlachtung Wertvolle Teilstücke Fettgewebeklasse Anzahl kg kg g % % v. SK Pkte 1-5 (1= gering) Pkte (5=E) % % Kategorie Genetik (K) (G) m w FF FL FC 60 60 40 40 40 586a 530b 567 556 552 353a 306b 324b 340a 325b 638a 587b 599b 592b 647a 60,3a 57,8b 57,1c 61,1a 58,9b 39,0 38,6 37,8b 39,3a 39,2a 1,9b 2,6a 2,3 2,3 2,2 KFIntensität Schlachtung se (I) (S) 1 2 1 2 60 60 40 40 561 555 532b 584a 29,6 332 327 311b 349a 15,5 603 622 609 615 57,0 59,2 58,9 58,3a 59,8b 2,24 39,0 38,6 38,9 38,6 1,71 2,2 2,3 2,2 2,3 0,43 Fleischigkeitsklasse 3,6 3,6 3,4b 3,9a 3,7a 3,6 3,6 3,5b 3,8a a b b a a Muskelgewebe 75,2 71,1 72,3 73,9 73,4 73,2 73,2 73,2 73,2 Fettgewebe 9,4b 14,1a 12,4a 11,5ab 11,3b 11,5 12,0 11,4b 12,1a pH Wert 96 h p.m. 5,6a 5,5b 5,5 5,5 5,5 5,5 5,5 5,5 5,5 2 Rückenmuskelfläche cm 58,4a 53,3b 54,2b 58,7a 54,6ab 56,1 55,5 53,3b 58,4a Fettfläche % 2,3b 3,7a 2,9 2,9 3,3 3,0 3,1 3,0 3,1 Fettgehalt % 1,6b 4,2a 2,9 2,8 2,9 2,8 3,0 2,7b 3,1a Rohproteingehalt % 23,9 23,8 23,8 24,0 23,8 23,8 23,8 23,8 23,9 Tropfsaftverlust % 3,7b 4,4a 3,5b 4,2ab 4,5a 4,1 4,0 4,1 4,1 Kochsaftverlust % 27,3b 25,5a 26,9a 25,6b 26,6ab 26,6 26,2 26,2 26,6 Grillsaftverlust % 27,7a 25,6b 27,6a 25,5b 26,9a 26,9 26,4 26,4 26,9 Scherkraftgegrillt N 41,2a 31,1b 38,9 34,4 35,1 35,1 37,2 36,6 35,7 Helligkeit (Fleisch) 35,3 36,0 35,7 35,0 36,2 36,0 35,3 36,0 35,3 Rotton (Fleisch) 7,9b 8,5a 8,2 8,2 8,2 8,2 8,2 8,1 8,3 Gelbton (Fleisch) 3,9b 4,6a 4,0 4,4 4,3 4,3 4,2 4,5 4,0 a, b ...Unterschiedliche Hochbuchstaben weisen auf signifikante Unterschiede (P < 0,05) innerhalb einer Hauptgruppe hin. 0,50 1,70 1,70 0,08 7,96 1,38 1,13 0,58 1,44 1,68 2,44 9,26 2,25 1,10 1,61 Zusammenfassung Im Versuch wurden Stiere und Kalbinnen dreier genetischer Herkünfte mit Grassilage und zwei Kraftfutterniveaus bis zu zwei Mastendmassen gemästet. Das Geschlecht hatte auf alle Merkmale der Schlachtleistung und Fleischqualität mit Ausnahme der Fleischigkeit, dem Anteil wertvoller Teilstücke, dem Rohproteingehalt und der Fleischhelligkeit einen signifikanten Einfluss. Die Stiere waren den Kalbinnen in der Schlachtleistung überlegen; in der Fleischqualität waren die Kalbinnen den Stieren überlegen. Die Fleckvieh-Tiere erzielten bei den Schlachtkörper-Merkmalen die schlechtesten Ergeb- nisse. Die Herkunft hatte auch einen signifikanten Einfluss auf das Wasserbindungsvermögen und die Rückenmuskelfläche. Der Schlachttermin II führte zu einer signifikant höheren Ausschlachtung und Fleischigkeit, jedoch insbesondere bei den Kalbinnen auch zu signifikant höheren Körperfettanteilen. Der spätere Schlachttermin beeinflusst auch die Rückenmuskelfläche, den Fleischtrockenmassegehalt und die Fleischzartheit signifikant. Die Kraftfutterintensität hatte keinen Einfluss auf die Schlachtleistung und Fleischqualität. Summary In the study, bulls and heifers of three different genotypes were fattened with grass silage and two concentrate levels and slaughtered at two different live weights. The category had a significant effect on all carcass and meat quality traits, with the exception of conformation score, percentage of valuable sections, meat protein content and meat lightness. Bulls showed significantly higher slaughtering performances; meat of heifers showed significantly better meat quality parameters. The genotype Fleckvieh showed the worst carcass quality. Genotype had a significant effect on water holding capacity and longissimus muscle area. With increasing slaughter weight, killing-out percentage, conformation score, but - especially in heifers - also carcass fat increased significantly. Moreover, slaughter weights affected longissimus muscle area, drip losses and shear force significantly. Concentrate level had no marked effect on carcass and meat performance. Literatur AUGUSTINI, C. (1987): Einfluß produktionstechnischer Faktoren auf die Schlachtkörper- und Fleischqualität. In: Rindfleisch – Schlachtkörperwert und Fleischqualität, Kulmbacher Reihe 7: 152179. AUGUSTINI, C. und TEMISAN, V. (1986): Einfluß verschiedener Faktoren auf die Schlachtkörperzusammensetzung und Fleischqualität bei Jungbullen. Fleischwirtschaft 66: 1273-1280. FRICKH, J., STEINWIDDER, A. und BAUMUNG, R. (2002): Einfluss von Rationsgestaltung, Geschlecht und Mastendmasse auf die Schlachtleistung von Fleckvieh-Tieren. Züchtungskunde 74: 362375. FRICKH, J., ZOLLITSCH, W. und SMULDERS, F. (2003): Kennzahlen der Fleischqualität und Überprüfung der Wirtschaftlichkeit von jungen, intensiv gemästeten Fleckviehstieren und verschiedenen Gebrauchskreuzungen in Hinblick auf eine Weiterentwicklung von Qualitätsprogrammen. Abschlussbericht über das Forschungsprojekt Nr. 1238 für das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft. KÖGEL, J. (1999): Schätzgleichung zur Bestimmung des Muskelfleischanteils beim Rind. Unveröffentlichtes Manuskript. KÖGEL, J., PICKL, M., ROTT, J., HOLLICH, W., SARREITER, R. und MEHLER, N. (2000): Kreuzungsversuch mit Charolais, Blond d’Aquitaine und Limousin auf Fleckvieh-Kühe. Züchtungskunde 72: 201-216. SAS (2004): Software, Release 9.1.3., SAS Institute Inc., Cary, NC, USA. STEINWIDDER, A., GUGGENBERGER, T., SCHAUER, A., RÖMER, A., IBI, G. und FRICKH, J. (2007): Einfluss von Rationsgestaltung, Geschlecht und Genetik auf die Mastleistung von Jungrindern aus der Mutterkuhhaltung. Züchtungskunde 79: 128-141. VELIK, M., STEINWIDDER, A. und FRICKH, J. (2008): Einfluss von Rationsgestaltung, Geschlecht und Genetik auf die Schlachtleistung und Fleischqualität von Jungrindern aus der Mutterkuhhaltung. Züchtungskunde (eingereicht). Autor/en Dr. Margit VELIK, Dr. Andreas STEINWIDDER, LFZ Raumberg Gumpenstein, Raumberg 38, 8952 Irdning; Email: [email protected] Dr. Johannes FRICKH, Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft, Stubenring 1, 1012 Wien.