Die letzten Tage von Rabbit Hayes

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Die letzten Tage von Rabbit Hayes
Liebe Leserinnen und Leser in Deutschland,
zu diesem Roman hat mich meine humorvolle und tapfere Mutter inspiriert, eine großartige
Band und ihr tragischer Verlust, außerdem liebevolle, unterstützende Familien und tiefe
Freundschaften.
Meine Mutter hat meinen Vater in den späten siebziger Jahren verlassen. Im Irland dieser
Zeit war das ein mutiger Schritt, aber sie war fest entschlossen, uns ein besseres Leben zu
ermöglichen. Wir sind zu meiner Großmutter nach Glasnevin im Norden Dublins gezogen.
Mom war siebenunddrei- ßig, ich war fünf. Kurz nach dem Umzug wurde bei meiner Mutter
chronische, progressive multiple Sklerose diagnostiziert. Innerhalb von fünf Jahren saß sie
im Rollstuhl. Und während dieser fünf oder sechs Jahre, in denen Granny, Mom und ich
zusammenlebten, lernte ich die Menschen aus Norddublin kennen und lieben, die auch
diesen Roman bevölkern. Durch all die Nachbarn und Freunde konnten wir viel länger
zusammenbleiben, als irgendjemand für möglich gehalten hätte. Sie kümmerten sich um
uns, behüteten uns, und als klar wurde, dass es so nicht weitergehen würde, halfen sie uns,
den nächsten Schritt zu gehen. Mom war zweiundvierzig, als sie in ein Pflegeheim in
Süddublin kam, und ich war elf, als mich meine geliebte Tante und mein Onkel neben ihren
fünf Kindern aufnahmen, in einer kleinen Stadt namens Kenmare im County Kerry. All meine
Ferien verbrachte ich bei meiner Mutter in Dublin und traf dort eine neue Sorte von
Dublinern, die aber genauso zäh, entschlossen und humorvoll waren. Es war nie
schmerzhaft traurig, auch wenn Verlust und Traurigkeit Teil dieses Ortes waren.
Unauslöschlich sind meine Erinnerungen an die Blö- deleien, die Liebe und das Lachen, das
wir trotz allem nicht verlernten. Mit neunundvierzig Jahren starb meine Mutter, friedlich, an
einem sonnigen Nachmittag im Juli 1989. Ich war siebzehn, als ich für immer Abschied von
ihr nahm.
Mit achtzehn zog ich wieder nach Dublin, und zwei Jahre später lernte ich Donal McPartlin
kennen. Ich versuchte mich zu der Zeit als Schauspielerin und Stand-up-Comedienne. Er
spielte Schlagzeug in einer Band. Wir traten am gleichen Tag der Gruppe «Best Medicine»
bei, die dreimal die Woche vor kranken Kindern in drei Dubliner Krankenhäusern auftrat.
Donal war ein schüchterner Musiker aus dem Norden der Stadt, ich war eine vorlaute
Schauspielerin aus Kerry, aber als wir ins Gespräch kamen und herausfanden, dass ich mal
um die Ecke von ihm gewohnt hatte, und als ich erzählte, warum ich von zu Hause
wegmusste, traf es ihn wie ein Blitzschlag. Sein bester Freund Jimmy, Sänger seiner ersten
Band, hatte die Diagnose MS bekommen. Er lag im Sterben. Donal und ich wurden kurz
darauf ein Paar. Jimmy starb in einem Pflegeheim, nur achtundzwanzig Jahre alt. «Die
letzten Tage von Rabbit Hayes» ist eine fiktive Geschichte, aber Moms, Jimmys und mein
Innerstes und unsere Schicksale sind Teil jeder Seite des Romans.
Donals Eltern, meinen Schwiegereltern, danke ich für ihre Liebe, ihre Unterstützung, ihre
Wärme und Weisheit. Sie sind waschechte Norddubliner, die Art von Mensch, die man auf
seiner Seite haben möchte. Mit ihnen weiß ich: Egal wie steinig der Weg ist, ich werde
niemals aufgeben, ohne zu kämpfen – und zu lachen.
Ich habe dieses Buch geschrieben in Erinnerung an einen Rockstar, dessen Freunde ihn
geliebt haben und ihn gehen lassen mussten. Sie erinnern sich mit Freude an sein Talent
und seine Schönheit und denken an alles, was hätte sein können ... Und ich habe es
geschrieben in Erinnerung an meine Mutter, diese kluge, geistreiche, lustige, brillante Frau,
die mir beigebracht hat, wie man in der tiefsten Dunkelheit ein Licht findet und wie wertvoll es
ist, wenn man manchmal nicht anders kann, als Witze zu reißen.
Ich hoffe, Sie empfinden beim Lesen genauso viel Freude wie ich beim Schreiben.
Allerherzlichste Grüße Anna
McPartlin