Gerhard van der Grinten 1996
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Gerhard van der Grinten 1996
Gerhard van der Grinten Einführung zur Ausstellung »Weiß-Schwarz und etwas Farbe« in der Galerei Geiger Kornwestheim, 29. Juni 1996 »Die Kleinheit, das intime Format der Arbeiten Albrecht Löseners täuscht. Zuweilen benötigen sie Monate oder Jahre, um, zurückgelegt, wiederhervorgeholt und gewogen, zu reifer Form zu gelangen. Die freigeschwungene Linie und die große Geste sind ihrer Sache nicht. ›Überlagerungen‹ heißen sie sich und scheinen wie Gewebe oder gewirkter Stoff. Feinmaschige Schraffuren mit der Feder, die aber nicht fleißig sondern selbstverständlich die Fläche füllen. Da und dort ist das Gespinst ausgelichtet oder dichter, mutet es an, als habe die Richtung gewechselt, überdeckte Kette den Durchschuß oder umgekehrt, oft zum Rand hin in horizontalen Streifen, wie Faltkanten entlang in der Fläche. Nie verkommen sie zu geometrischer Übung, stets ist, an jeder Stelle, die Zeichnung belebt. Einige der Blätter weisen Versehrung auf, einige der wie textilen Passagen scheinen mit Tinte getränkt und bis zur Sattheit vollgesogen, anderes angestückt. Und einigemale entgegnet der Zeichnung ein wirkliches Stück Stoff. Und wenn auch nicht Kontur und figürlicher Umriß, so schimmert doch ab und an etwas wie Schemen durch das luzide Darüber. Schrift auch, kalligraphische Züge, Fügung von bedruckten Papieren, Passagen eines Briefes. Und erscheint denn wirklich einmal Farbe, so ist auch sie wie über die Zeitläufe hin zugestoßen. Tut kein Palaver, stellt keine Ansprüche über das eigene Sein; sachte und leise – beiläufige sind sie nicht.«