sightjogging tour in Berlin – eine faszinierende stadtführung im

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sightjogging tour in Berlin – eine faszinierende stadtführung im
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Sightjogging Tour in Berlin – eine faszinierende Stadtführung im Laufschritt
Als Hauptstadt-Joggerin bin ich mehrmals in der
Woche im Volkspark Friedrichshain und Treptower Park unterwegs. Als sich Freunde von mir
zu Besuch angemeldet haben und fragten, ob
ich eine Idee zu einer besonderen Stadtführung
hätte, bin ich im Internet auf SJSW Sightjogging
& Sightwalking Berlin getroffen. Das hörte sich
für mich ungewöhnlich, aber super spannend
an: im Laufschritt joggend die Sehenswürdigkeiten Berlins erlaufen und dann noch von
einem Guide erklärt bekommen.
Die Buchung und Bestätigung ging schnell und
unkompliziert. Unser Sightjogging Guide Stefan
Friemer erwartete uns am Sonntagmorgen vor
dem Cafe Tucher am Brandenburger Tor. Ab
dem ersten Meter gibt es Informationen zu allen
Plätzen und Sehenswürdigkeiten, an denen wir
vorbei joggten. Meine Freunde hatten eine Kamera dabei und so gab es immer die Möglichkeit
Fotos zu machen. Hin und wieder wird ein kurzer Stopp eingelegt, wenn mehr Informationen
gewünscht sind.
Wir haben uns für die Tour „Berlin Highlights“
entschieden, da man auf dieser Tour die wichtigsten Orte Berlins erläuft, es gibt aber auch
weitere interessante Touren. Das Tempo der
Tour wurde so geführt, dass man sich gut unterhalten konnte und unser Guide Stefan seine
persönlichen Erfahrungen zum Leben in der geteilten Stadt Berlin und den Entwicklungen nach
dem Fall der Mauer erzählen konnte. Er ist ein
waschechter Berlin, wodurch man authentisch
viele persönliche Anekdoten erfährt. Es gab auch
viele Details und Geschichten, die ich vorher
noch nicht gehört hatte. Zum Beispiel werde ich
nie wieder vergessen, dass im Berliner Reichstag
tatsächlich viele Berliner nach dem 2. Weltkrieg
geboren worden sind, da dort im Untergeschoss
Teile der gynäkologischen Abteilung der Charité
untergebracht waren.
Nach dem Start am Brandenburger Tor liefen
wir am Reichstag vorbei, dem Paul-Löbbe-Haus
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und dem Kanzleramt, dass im Volksmund auch
„Waschmaschine“ heißt. Nach einem Blick
auf den Hauptbahnhof joggten wir durch den
Tiergarten zur Straße des 17. Juni, wo ich erfuhr,
dass die Siegessäule früher am Berliner Reichstag
auf dem Platz der Republik stand und erst im
dritten Reich durch die Umgestaltung Berlins zur
Welthauptstadt Germania durch den Architekten
Albert Speer 1938/39 zum heutigen Standort
verschoben wurde. Da hat man die Siegessäule
so oft im Fernsehen während der Loveparade
und bei der Rede des US-Präsidenten Obama
gesehen und wusste so wenig darüber.
So erging es mir im Laufe der kurzweiligen 90
Minuten immer wieder, dass ich dachte, ich lebe
schon so lange in Berlin und weiß so wenig über
meine Heimatstadt. Das hat sich durch diese
faszinierende sportliche Sightseeing Tour geändert, denn nach dem Passieren des Holocaust
Mahnmals ging es vorbei am Potsdamer Platzes
durch die Niederkirchner Straße, wo sich meine
Freunde freuten, noch Reste der Berliner Mauer
zu sehen.
Am Checkpoint Charlie gab es wieder tolle Infos
von Stefan. Kurz nach dem Gendarmenmarkt
waren wir froh, dass wir uns nicht passiv in
einen Doppeldeckerbus gesetzt haben, denn
im Vergleich zu einer gewöhnlichen Stadtführung oder Stadtrundfahrt im Bus bietet ein Lauf
über 90 Minuten mehr Zeit, um die Stadt zu
entdecken.
Gleichzeitig erklärte uns unser Guide Stefan,
dass diese Sightjogging Touren einen weiteren
positiven Effekt haben: Die Teilnehmer haben
nach der Tour viel mehr Informationen im Kopf
behalten als Menschen, die eine gewöhnliche
Stadtführung machen. Die erhöhte Sauerstoffzunahme sei dafür verantwortlich. Beim
Laufen oder Joggen habe ich selbst auch oft die
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kreativsten Ideen.
Die Zeit vergeht wie im Flug. Die Museumsinsel
ist faszinierend, es gibt auch viele Infos zum
ehemaligen Palast der Republik. An unserem
Ziel, dem Alexander Platz, hören wir noch viel
zur Entstehung Berlins. Insgesamt habe ich so
viel erfahren, das hätte ich niemals vor der Tour
gedacht. Meine Freunde waren beeindruckt und
wir werden sicher bald wieder eine Sightjogging Tour machen, denn es gibt noch so viel zu
sehen.
Zu unserem Guide Stefan muss man sagen,
dass er alles so lebendig erzählt hat, das hat
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echt Entertainer-Qualitäten. Die Tatsache, dass
er viele Zeitgeschehnisse und Entwicklungen in
Berlin selbst miterlebt hat, macht seine Touren
für die Teilnehmer noch spannender.
Nach dem Ende der Tour stand noch etwas
Stretching auf dem Programm, bevor wir uns
freundschaftlich verabschiedeten. Nachdem wir
unsere Dusche hinter uns hatten, redeten wir
noch über die Tour und selbst ich als mittlerweile
langjährige Berlinerin war beeindruckt, wie viel
ich über diese einzigartige und facettenreiche
Stadt noch lernen kann – und das beim Joggen.
B.W.

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