kauders - mur.at

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kauders - mur.at
KAUDERS
Underground-Utopien und die Essentialität der Wiederholung
Der Grazer Musiker und Komponist Gottfried Krienzer alias Kauders gehört zu den
wohl subtilsten Vertretern der hiesigen Musikszene. So wohlüberlegt, akribisch und
charmant wie seine Musik gibt sich der frischgebackene Vater einer Tochter auch im
Vieraugengespräch. Der Name Kauders ist eine Kreation, die aus privater Nostalgie und
der Vorliebe für das Wort Kauderwelsch und seine Bedeutung entsprungen ist:
unverbindlich
und
unbehaftet,
unverständlich,
aber
möglicherweise
trotzdem
wohlklingend für jene, die mit Vokabular und Grammatik nicht vertraut sind. Eine
potentielle Referenz auf die äußerst inspirierte Unverbindlichkeit, die sich wie ein
roter Faden durch das musikalische Schaffen des Gottfried Krienzer zu ziehen scheint.
Als wichtigsten Mitstreiter im stillen Kampf des kreativen Prozesses sieht der
Künstler ein meist mehr oder weniger strenges, aber sehr konkretes zugrundeliegendes
Konzept, dessen selbstreferentielle Wirkung auch maßstäblich zur Effizienz der
Umsetzung beiträgt. „Als Solokünstler ist es natürlich gar nicht so einfach
durchzuhalten. Der Grundgedanke rettet einen durch die ständigen Zweifel und
tendenziell auch aus potentiellen Sackgassen, die man sich natürlich manchmal erst
eingestehen muss - oft hilft die subjektiv starke Idee und sehr projektbezogenes
Denken." Auf dem stabilen Fundament des Konzeptes treibt es Kauders durch den
unendlichen Ozean des Potentials. Weg und Ziel sind einander nicht gewahr, daraus
rührt das Experiment, das schließlich den Löwenanteil aus Krienzers Schaffen
beschreibt.
Jugendlicher Tatendrang
„Musikalisch komisch geworden" ist der Musiker nach eigenen Angaben im Alter von etwa
12, 13 Jahren. Eine Zeit, in der man noch ohne nachzudenken eine Band gründet und
dafür auch noch Gitarrenunterricht belegt. Aus dieser Entscheidung ergab sich die
Bekanntschaft mit dem heutigen The Striggles-Bandkollegen Robert Lepenik - damals
lokal tätig als Lehrer für Instrumentalunterricht -, der den jungen, suchenden
Krienzer, etwa bis zum 18. Lebensjahr, an seinem Instrument begleitete und darüber
hinaus mit „interessanter" Musik versorgte. Was für den dankbaren Schüler Krienzer
damals essentiell war in einer prä-vernetzten Zeit, in welcher der Musikgeschmack
oftmals zum wesentlichen Teil durch das vorherrschende Angebot bestimmt wurde. Nach
diversen Schulbands (BG Rein) formierte Krienzer mit Markus Scworcik am Schlagzeug
(heute bei Hella Comet) und Christoph Uhlmann an den Keyboards (heute Duo Adé)
bereits Anklang, den Vorläufer des später von Kritikern vielgefeierten Quintetts Code
Inconnu (2001-2011), in weiterer Folge noch ergänzt durch Andreas „Reas" Klöckl am
Bass und Hannes Schauer, Gesang. Auf aus erster Unsicherheit begonnene akademische
Anläufe in den Fächern Philosophie und Musikwissenschaft folgte nach einem Jahr der
Umstieg auf das Studium der klassischen Gitarre bei Univ.-Prof. Heinz Irmler an der
Kunstuniversität Graz. Den universitär praktizierten, im kreativen Kontext sehr
abstrakten Formen des Lernens versuchte Krienzer als mündiger Student zu begegnen,
was einerseits bedeutete, sich die Rosinen aus dem ansonsten eher trockenen Kuchen zu
picken, und andererseits erforderte, eine konstruktive Antihaltung zu dem
einzunehmen, was ihm vorgesetzt wurde. Hierzu merkt Krienzer an: „Ich kann da auch
niemandem, besonders nicht Prof. Irmler, von dem ich viel gelernt habe, etwas
vorwerfen. Ich habe ganz einfach (und eigentlich auch ganz bewusst) mit der
klassischen Gitarre eine Studienrichtung gewählt, die etwas an meinem Kerninteresse
vorbeiging." Mindestens ebenso stark geprägt wurde die Studienzeit von seiner
musikalischen Sozialisation im Umfeld der Grazer Labels und Kunstkollektive Tonto und
Chmafu Nocords (mit dazugehöriger Konzertreihe Sonntags-Abstrakt bzw. Mittwoch-Exakt,
heute Interpenetration).
Repetitio est mater intellegendi
Beim Versuch seine Arbeitsweise zu beschreiben, fällt Krienzer spontan György Ligeti
ein, dessen Autobiografie er vor Kurzem gelesen hat. Dessen Methode, Dinge von Grund
auf akribisch neu zu denken, quasi jedes Mal eine neue Grammatik, ein neues System zu
formulieren, ist auch bei Kauders oft Prämisse. Die eigene Wahrnehmung und Empfindung
stets aufs Neue zu hinterfragen und umzudefinieren, gilt als die höchste
Herausforderung, eine inhärente Neugierde auf das unprognostizierbare Ergebnis als
fundamentaler Impuls. Eine mögliche Versinnbildlichung dieses Zugangs spiegelt sich
in Krienzers aktueller Arbeit wieder: eine Komposition, die möglichst ohne
Wiederholung auskommen, trotzdem aber einen gewissen Grad der Nachvollziehbarkeit
gewährleisten soll - vergleichbar mit dem Versuch des Intuitiv-vor-sich-hin-Singens.
Das Prinzip der Nicht-Wiederholung wird hierfür auf alle musikalischen Parameter
ausgedehnt, sprich Rhythmik, Melodik und Klangfarbe. Idee für dieses Stück lieferte
die
intensive
Hinterfragung
der
Tatsache,
dass
die
Wiederholung
als
selbstverständliches Mittel zur Strukturbildung verstanden und verwendet wird. Die
durch ihre Abwesenheit entstehende Komplexität veranschaulicht nach Ansicht des
Künstlers beispielhaft die Effektivität der Repetition als musikalisches Grundelement
und Fundament für das Verständnis des Hörers. Der Informationsvorsprung des
Erschaffers vor dem unbedarften Hörer ist ausschlaggebend. „Der Hauptgrund dafür,
dass einem Dinge nicht gefallen, hat meistens damit zu tun, dass man sie nicht
versteht, deswegen funktioniert die Wiederholung so gut, sie gibt dem Hörer die
Möglichkeit, Dinge beim ersten Mal zu checken. Es ist eine Herausforderung für mich,
mit diesem Experiment Musik zu gestalten, die auch als solche verstanden wird, obwohl
sie ohne Wiederholungen auskommt." Trotzdem, oder gerade deswegen, ist Kauders
speziell bei diesem Projekt mehr denn je auf die Wahrnehmung des Hörers bedacht und
betrachtet diese Arbeit als den Versuch, ebendiese adäquat zu reflektieren.
Emanzipation des Undergrounds als methodisches Gegenmodell
Gottfried Krienzer sieht sich als Teil eines Undergrounds in Form einer tatsächlichen
Gegenbewegung, einer ideologischen Antithese zu systembestimmenden Prozessen und
Abläufen in Markt und Industrie, distanziert sich dennoch bewusst von diesem
Terminus. „Was sich als Underground bezeichnet, sollte sich methodisch grundlegend
vom Mainstream unterscheiden und sich nicht, wie man häufig beobachten kann, als
dessen kleines Geschwisterchen gerieren." Kauders sehnt sich, wie viele andere, nach
einer Bewegung in der, unabhängig von Stilistik, die humanistische Komponente im
Vordergrund steht. Die Art der Interaktion, des Verbindungen-Knüpfens sollte ethisch
motiviert und nicht durch „Marktwert" getrübt sein, welcher selbst in diesen
Maßstäben eine zur Größe indirekt proportional wichtige Rolle zu spielen scheint.
„Das Schöne an Musik und generell Kunst ist, dass nicht nur die Werke und Ergebnisse
Beispiele für Gegenmodelle liefern, sondern auch deren Entstehung." Als Motivation
für sein Musikerdasein konstatiert Krienzer: „Es ist eine Möglichkeit, dem Leben
möglichst kreativ und schadlos zu begegnen und bestenfalls einen gewissen Grad der
Erfüllung
zu
erlangen
ein
toller
Weg
zur
privaten
Sinnkonstruktion."
Unverpflichtet unermüdlich
Existenzgrundlage bildet für Krienzer das instrumentale Unterrichten an der Gitarre,
in welchem er sich äußerst unprätentiös in den Dienst seiner Schüler stellt und die
Suchenden unter ihnen, wie er selber einer war und geblieben ist, zu Eigenständigkeit
ermutigt. Aktuelle Band-Projekte beinhalten die hervorragenden Avant-Rock Bands The
Striggles (mit Robert Lepenik, Martin Plass und Slobodan Kajkut) und Automassage (mit
Rok Vrbančič, Samo Ismajlovič und Slobodan Kajkut, der 2011 Markus Sworcik ersetzt
hat), sowie das Improvisations- und Etüdenprojekt Duo Adé mit Langzeitkollegen
Christoph Uhlmann.
Patrick Wurzwallner / artfaces / 2015
Kauders – de Sade Messe
Ich war gespannt, wie Kauders den Bogen zwischen einer Messe in A-Moll mit de Sades
literarischem Schaffen spannt, war der Marquis doch einer, der literarisch zum ersten
Mal eine „Schwarze Messe“ zelebrierte. Schweinigl, Lustmolch und philosophisches
Talent de Sade führt in „Juliette“ Hostien in eine Vagina ein, läßt Frauen
auspeitschen und führt menschliches Scheitern radikal vor Augen. Gewidmet ist das
Werk Justine – wer sich mit de Sade auseinandersetzt weiss, dass es sich dabei um die
tugendhafte Schwester von Juliette handelt. Justine und Juliette sind die Töchter
eines bankrotten Kaufmanns. Nach dem Tod der nahezu mittellosen Mutter beschließt
Juliette, als Prostituierte ins Bordell zu gehen, verübt eine Reihe von Verbrechen,
wird reich und glücklich. Justine hingegen wählt den Weg der Tugend, erlebt eine
Reihe von Abenteuern und Missgeschicken, wird andauernd verfolgt und erniedrigt, bis
sie – wegen Mordes und Brandstiftung unter Anklage stehend – wieder ihre Schwester
trifft, der sie ihr Lebensschicksal erzählt, bevor sie in einem Gewitter vom Blitz
erschlagen wird. Die Moral der Gschicht ist exemplarisch für de Sades Weltbild:
Verbrechen wird konsequent belohnt und das Gute wird als unnatürlich entlarvt. Allzu
nachvollziehnar ist, dass in einer Auseinadersetzung mit de Sades Werk höchst
ambivalente Gefühle wie Ekel, Faszination, Wut, Trauer, Lust in einem hoch steigen
und auch Mitgefühl – das Mitgefühl mit Justine und dann eben auch interessant, wie
diese Gefühle musikalisch von Kauders (bekannt als Teil von Code Inconnu bzw. The
Striggles) umgesetzt bzw. verarbeitet werden. Gelesen muss Kauders de Sade wohl
haben, verstehen muss man ihn ja nicht (kann/will man ihn vielleicht gar nicht).
Vielversprechend geht's los. Take a seat, aber machs dir nicht zu gemütlich.
Beklemmend und verstörend – könnte ein Monolog des innerlich zerrissenen de Sade
sein. Trashig noise-rockig geht's weiter mit teilweise verfremdeten Stimmen, Chören,
Gitarre, Rhythmusgerät und minimalistischen Soundeffekten. Streckenweise mit sehr
schönen eingängigen Passagen – das könnte ien Kritikpunkt sein, da oberflächlich
betrachtet, Harmonie in einer Auseinandersetzung mit de Sades Werk, eher irritiert.
Ist es für mich aber dann doch nicht. Schön ist das! Auf alle Fälle ein weiterer
Schritt mehr, um de Sade von seinem Schmuddelimage zu befreien. Es ist so, als ob man
einen alten de Sade Schinken aus dem Bücherregal zieht und ihn der dicken
Staubschicht entledigt, unter der ihn die Literatur- und Kunstgeschichte oft zu
verstecken versucht hat. Meine Empfehlung hat sie, die Messe!
maria / kapuzine / 2009
KAUDERS – Brian invited June ...
Soloprogramm von Gottfried Krienzer, den man sonst als Gitarristen der Striggles, von
Code Inconnu und noch 37 anderen feinen Combos kennt. Hier begibt er sich in
elektronische Gefilde und lässt es dort spooky zugehen. Hat einen ziemlich sicheren,
geerdeten Flow mit finsterem Teint, schwerstens empfohlen!
Rokko / Rokko's Adventures / 2009
Kauders sind nicht nur zwei eher semi-sympathische schwäbische Politikerbrüder mit
CDU-Parteibuch. Hinter dem Namen kauders verbirgt sich auch der dagegen bestimmt
rundum sympathische österreichische Multiinstrumentalist Gottfried Krienzer. Auf
seiner aktuellen Veröffentlichung mit dem leicht unübersichtlichen Titel Brian
Invited June To His Party She Really Came But Didn’t Even Talk To Him präsentiert er
uns 13 Songminiaturen, die sich zuallererst durch ihren dezenten Charme tendenzieller
Unfertigkeit auszeichnen: Stücke brechen zum Teil unvermittelt ab, andere klingen, da
auf nicht quantisierten Sequenzer-Rhythmusspuren basierend, sehr maschinell und
dadurch oft ein wenig old-schoolig, 80er-Jahre-MIDI-mäßig. kauders setzt diese
Elemente allerdings konzeptuell, also durchaus bewusst und mit voller Absicht ein.
Dabei gelingt es ihm überraschend oft, aus einem Stilspektrum, das von jazzig bis
industrial-like reicht und aus, mit und zu Melodie- und Sprachfetzen, Effekten,
Gitarrenklängen, Found-Sounds und Samples kombiniert wird, aus der eigentlich recht
spröden Grundstruktur seiner Songs zum Teil echte musikalische Perlen zu basteln. Da
die CD nicht nur über kauders.mur.at käuflich zu erwerben ist, sondern auch als
kostenloser Download über birdsong.co.il zum Abruf bereit steht, kann jedem, der sich
für die experimentellere Seite elektronischer Musik interessiert und noch so um die
100MB auf seiner Festplatte frei hat, nur nachdrücklich empfohlen werden, in Brian
Invited June… zumindest mal hinein zu hören. Es könnte sich wirklich lohnen!
Thomas Strang / www.aufabwegen.de / 2009
KAUDERS: brian invited june ...
Hinter dem Künstlernamen kauders steckt der junge Grazer Multiaktivist Gottfried
Krienzer, der sich in so prächtigen wie völlig differenten Bands wie code inconnu und
The Striggles, aber auch mit Automassage und im Duo Adé weit über die sogenannte
Murmetropole hinaus einen klingenden Namen erspielt hat. Er ist also auch
Multistilist, das gefällt uns Magazineurinnen naturgemäß gut. Diverse SequencerNummern, die er in die Nähe tanzbarer Musiken angesiedelt hat, be- bis misshandelt
kauders mit vielen Effekten, Gitarren, Gesängen und Gefundenem bis zur ganz anderen
Kenntlichkeit. Manches entwickelt er mehr oder weniger zum Song, manches unterzieht
kauders voller Lust, ja Wollust dem Experiment: Sounds, Strukturen, Atmosphären und
so Sachen. Das Helle (z.B. „Brian“) kriegt seinen Platz, das Düstere (z.B. das
wunderbare „Party“) aber auch – und die Grauzonen dazwischen sowieso. Free Pop
sozusagen. Sympathisch kommt auch der Gimmick der einzelnen Titel, die sich zum
ganzen Satz fügen. Ganz abgesehen von der lässigen kommunistischen Art, wie so
umherschweifende Produzentinnen wie kauders mit der Musikindustrie umspringen: So
gibt es „Brian invited June ...“ entweder als Gratis-Download beim israelischen
Netlabel Birdsong oder als gebrannte CD bei ihm selbst. Also nicht nur Multiaktivist
und Multistilist, sondern auch Freischärler. Für freiStil ein aufgelegter Elfer ohne
Tormann.
felix / freistil / 2009
Kauders – Brian Invited June… (Birdsong)
Some musical ideas always seem better on paper than they do when manifested for the
listener. The same can be said of all art I suppose, or at least all art where the
process is internal to one creator; the force of that seed of inspiration means that
it takes form before there's any pause given to actually consider what's being done.
It's certainly the habitual curse of experimental efforts where the often vast
intricacy of the sound becomes too immediate and clear to the maker to ever offer
more than a mess of contradictions and absurdism to the listener. Which isn't to say
that it doesn't work at times but the successes are far rarer than the failures and
the victims of their own perceived creativity and genius are far more common than
those innovators who have actually created something from the seed of an idea which
is worth hearing beyond the walls of their own reality tunnel. Anyway, enough of the
preamble because there is actually a review to be done here.
'Brian Invited June...' by Kauders isn't quite an out and out concept album but it
does spring from an initial idea which is rarely explored with any delicacy in the
musical world. It's what you might call a 'story' album. It acts as a whole to, in a
sense, create a non-linguistic short story for the listener, something which should
be marked now as very distinct from the the tradition of Rock and Hip Hop story
albums which, even if they seek to purvey a narrative throughout a given collection,
still offer up some consideration towards the individual tracks as they stand out of
state. That system can work certainly but it remains tied to the ideals of
traditional album construction, the story is confined to the limitations set out by
the musical structure, which itself always claims primacy. Kauders' effort is, to
start with, a result of an individuals production, it's an Electronic piece and so
is, as a matter of course, somewhat juxtaposed to the traditional track definitions
but it goes further than a lot of similar albums and does turn itself into something
from which individual songs can't really be pulled without losing the quality granted
to them by context. Here the story takes the lead and a more literary format is
embraced; you wouldn't tear the chapter from the middle of a book and expect an
isolated and comprehensible product, so here you wouldn't tear a track from the
middle of the album and expect a song which can be thrown into the mix on its own.
Musically speaking the 'experimental' edges are moderate. There's no overtly
challenging sound scape style production here and where the sound is a little
disjointed and awkward it's only that way in service of the greater, unspoken
narrative. By and large it's a minimalist, uncomfortable listen, which really does
convey at times a sense of emotion on behalf of the characters who can be felt almost
as ghosts within this largely instrumental effort. The feelings the medium seeks to
inspire are almost objectionable in themselves at times but it's easier to forgive it
here given that there's some sense of the whole allowing for that unpleasantness, the
tale is progressed by the music and the tale isn't necessarily a happy one. The idea
of a 'story' album is implied by the title and track listing, both of which trigger a
certain level of expectation that the music itself should provide the hinted
experience but I do think that even without those minimal linguistic suggestions this
would show itself as a literary product. And it really should be approached as such
because anyone listening to this in search of a musical experience would find nothing
to overly inspire or excite. A nifty trick in itself insofar as it stretches the
definitions of both literary and musical art, actively setting one in the role of the
other without making it an obvious act of corruption or glib experimentalism. All of
which probably makes me seem rather enthusiastic about this album but I'll confess to
being more intrigued by the idea and the possibilities it hints at than the product
itself. It is done well here, well enough to present something which can be viewed as
a successful experiment but it isn't the greatest work this sub-genre has the
potential to produce. In fact even now there are greater examples of a musical
narrative out there, especially given the fact that numerous traditional styles have
adopted non-linguistic sound as a form of story telling but it is more of a rarity in
the context of the modern musical landscape. Anyway, well worth a download if you're
interested in the challenge and potential offered up by the principles of the idea
and it's a solid enough album in itself but perhaps, overall, it's more food for
thought than anything else.
Dylan 'YouSir' Orchard / The creative uncommons / 2009
KAUDERS - BRIAN INVITED JUNE TO HIS PARTY (CDR, private)
Besides playing in The Striggles, Code Inconnu, Automassage or Duo Ade, Kauders plays
solo music on his guitar, effects and sequencer. Various bands, various musical
styles, and I haven't heard them all, but The Striggles I did (and didn't like). Here
he starts out with the sequencer which he thought was close to dance music, but
treated with effects so that in the end they aren't dance music alike. On top he adds
guitar, maybe heavily treated vocals, and this is results in zombie dance music, with
quite slow rhythms, distorted guitar solos. Not bad, but it works best if he adds a
psychedelic, organ like sound to the music, and make things more 'popmusic' alike.
This he doesn't always do, but when he does, the music makes a quantum leap forward.
If he doesn't, it stays behind in a doodle, an excercise or sometimes a failed
experiment. This makes this album to limp. I think I would preferred just the pop end
of this, and then shorter to be more powerful than it is now, even when that pop end
might be a bit too poppy for Vital Weekly. (FdW)
Frans de Ward / Vital Weekly / 2009
Gottfried Kauders is guitarist of Automassage and Code Inconnu, two bands that
empathically push the borders of experimental Rock music. There is a certain sickness
about both bands mainly due to the sluggish guitar play of Kauders.
For his solo
output, Kauders got into Avant-Garde Pop rather than Rock. But his style is not to
mistaken. Strange music, unique music, but beautiful music above all.
Bettina Rhymes / phlow-magazine / 2009
KAUDERS: Brian Invited June ...
Kauders, guitarist of Automassage and Code Inconnu hooked up with Israeli Netlabel
Bird Song to releases his long-planned new solo album "Brian Invited June"
Experimental Guitar music, semi-electronic Avant-garde Pop, way hard to put a label
on. Challenging and brilliant!
Sven Swift / 12rec.wordpress.com / 2009
KAUDERS : brian invited june ...
In Vienna on a side arm of the river danube there is a very traditional recreation
area where one would expect nothing has changed for the last fifty years or so. But
if you actually go there to enjoy the scenery, the people and the atmosphere you'll
find many things that are new and different. Mainly small things, but it is the small
things that matter right. It is the same sunburned middleaged housewives and their
drunkard husbands as always, but nowadays the women are tatooed all over and the
drinking buddy of the husband has long dreadlocks. On one table there is a group
speaking french (probably from the nearby UN-dependance) and on the table behind you
someone is talking about Jean Gabin. While in front of you there is three grey haired
men who might haven't moved their seats for the last three decades or so. A lot of
things go together nowadays that were unthinkable only a few years ago. While most
stay the same, it is those new mixtures that add spice to live.
Who would have thought that trip hop beats and psychedelic fuzz guitars will ever
form passionate company? That distorted voices may harmonically lean themselves
towards dark electronic synths to form some kind of pop good to listen to when the
heat of the summer slowly rises over the bearable demarcation line. Or that an
internet label from Israel would release the solo album of an Austrian avantgarde /
underground musician as a free download? By the way, don't get me started on the
discussion what the terms "avantgarde" and "underground" might mean nowadays. Here I
intended them to say "unknown" and "small scale" in a friendly way, and after all,
what does it mean in the time of the internet anyway? What does it mean for the
recpetion of music in a time when a mobile phone producer offers free download of all
music of all major labels for a year, ie. accessing music on a here and now basis in
a public cloud structure rather than of collecting it and then chosing?
Gottfried Krienzer aka Kauders plays a mixture of what he does or can't do in the
other projects he is part of. Which includes the great noise / blues rockers
Striggles, but also improvisation and conceptual music and ambient drone. Here he
also adds synthie manipulations and some field recordings and something that sounds
like a lonely, nightly saxophone but isn't. The darkness and mostly pensively
brooding atmosphere of the music as well as the ominous title of the album hint at a
certain dissatisfaction or even frustration with major parts of something, probably
the musicians live(?), that might be channeled through the music. I am not a
psychologist and judging from an album's worth of mostly instrumental tracks
shouldn't be a fair basis to make comments about any person's psyche, but this is all
somewhat obvious. And, yes, the weird guitar interceptions here and there do add more
corrobarating evidence to the argument.
Down on the river in the meantime people are ordering their next to last round of
white wine spritzers while the dogs (they come in all sizes around here) are getting
tired of running around and the electro boats are being returned to the marina. The
temperature is still above 30 degrees celsius and Kauders is adding some
distinguishable vocals to a track and makes it sound like some progressive remnant
from the Eighties ("she really came"). Everything seems to get mixed up like this.
And I do believe it is best this way.
Georg Cracked / cracked netzine / 2009
KAUDERS – de-Sade-Messe - Platte des Monats
Was fühlt man, wenn man Marquis de Sade liest. Und wie hört sich das an, wenn man
versucht, das Gefühlte in Musik zu übersetzen. Kauders macht einen Vorschlag. Dem
guten de Sade hätte es sein Rüschenhemdchen glattgebügelt, hätte er das gehört.
Entstanden ist das gute Werk als Auftragsarbeit für die Konzertreihe sonntags
abstrakt, de Sade lesen vorher war natürlich Pflicht. Was ist dabei herausgekommen?
Trashige Noise-Rock Einheiten mit Harmoniebedürfnis, leidenschaftlich anhebende
Chöre, elektronischer Minimalismus. Verfremdete Stimmen im Hintergrund. Was de Sade
so alles bewirken kann, man hätte es vorher nicht für möglich gehalten. Ebenfalls
schön: Als Cover wurde ein Entwurf der Comiczeichnerin Edda Strobl verwendet.
Tiz Schaffer / Megaphon / 2009
KAUDERS - Marquis de Sade-Messe in a-Moll
Eine gruselige Hommage an den Philanthropen und Gutelaunemacher Marquis de Sade, die
mal musique concrète, dann mit minimalisierten Industrial-Anleihen arbeitet.
Fallweise fühlt man sich an frühe Bulbul oder auch die Melted Men erinnert, wobei man
hier keine spaßigen Kostüme vermuten würde. Wenn ich du wäre, würde ich mir das auf
jeden Fall zulegen.
Rokko / Rokko's Adventures No.4 / 2008
Kauders - de Sade Messe
“Komponiert für das Sonntags Abstrakt Auftragskonzert ‘Marquis de Sade Messe in AMoll’”, so steht es auf dem Cover geschrieben. Haben BulBul sich hier einen Scherz
erlaubt? Postrockige Schwaden einer zerkrachten irgendwie widerständigen Existenz
lassen sich erfühlen. Unter Schmerzen wohlgemerkt. Wenig konkret, wenig greifbar.
Konfus, lustig, blöd. Handarbeit!
Yves / www.aufabwegen.de / 2008
[...] Sieben Minuten länger dauert die de sade messe von Gottfried KAUDERS.
Komponiert für das Sonntags-Abstrakt-Auftragskonzert „Marquis de Sade Messe in amoll“ und umgeben von einer hübschen Coverschleife, gezeichnet von Edda Strobl,
nähert sich Kauders geduldig übers Geräusch der Noisegitarre, ihren Loops und ihren
Ausläufern, legt unterwegs bei Elektrogesang mit Chor eine Zwischenlandung ein,
kitzelt aus dem Schrillen die Melodie und fragt sich (und uns) im finalen, astreinen
Rocksong „What Progress?“. Hübsch hinterfotzig.
Andreas Fellinger / Freistil / 2008
The man who calls himself Kauders [...] was asked to create a piece 'on his
relationship with Marquis de Sade's work'. Kauders uses voices, guitars, sound
effects, some rhythm machine and creates music that is best described as slow and
improvised. Sadly the recording quality isn't the best around, which doesn't hide the
fact that the music isn't the best either. Its hard to see the relation with De Sade,
but maybe it's somewhere in the lyrics. If only we could understand those! Maybe the
art-brut/outsider style is the intention here, but it doesn't work very well.
Vital Weekly / 2008
Kauders ist das Ein-Mann-Projekt von Gottfried Krienzer. Nämlicher ist in seiner
Freizeit Gitarrenmann der Experimentalcombo Code Inconnu, die anständig am Material
Sound herumschmiergelt. Schirmherr ist das Label Tonto. Kauders ist für tontonische
Verhältnisse streckenweise schon fast Pop. Auch wenn es beizeiten sehr abstrakt
dahingrummelt, ist trotzdem immer die sehr leibevolle Gestaltung der Soundcollagen
spürbar. Und wenn ein Minimal-Electronica-Künstler hin und wieder eine Dub-Echokammer
besucht, dann freut sich auch das popgewöhnte Ohr.
Tiz Schaffer / Megaphon / 2005
Wieder eine Überraschung auf TONTO ! Kauders schafft auf 10 instrumentalen Stücken
eine sehr filmische Atmosphäre mit experimentellen down-beats & Schlagzeug, Gitarren
und minimalen elektronischen Klängen & Samples, dunkel und harmonisch.... klasse wie
sich hier Songstrukturen und Experimentelles vereinigen..... einiges hat uns spontan
an BRANNON HUNGNESS / OBLIVION ENSEMBLE erinnert...
Drone Records / 2004
DUO ADÉ
Duo Adé - Freilassing (God Records)
"Freilassing" is a one-sided LP played on one piano by two pianists, Gottfried
Krienzer
and
Christoph
Uhlmann
who
together
comprise
Duo
Adé.
Following 43-second track called "Adjustment" where the pair appear to check the
instrument's tuning, they launch into the title piece. The music is a kind of maximal
minimalism, somewhere along the stretch of road where Louis Andriessen and John Adams
used to live. Rhythmic in a way that approximates the mechanical (intentionally) with
flourishes and filigrees abounding. Halfway through, the pace slows, still rhythmic
but looser and ambling. There's clearly a good allowance for improvisation and this
section has a nice sense of falling apart, even careening out of control while still
being stuck in a kind of rut in the road--I envisage an ancient wagon, perhaps that
of an old snake oil salesman, covered with banners and swinging lamps, pots and pans,
trundling along that gouged dirt road in front of the Andriessen residence. Is that
the crumbling Ron Geesin cottage I see up the way?
Good fun.
Brian olewnick / 2013
DUO ADÉ - freilassing (LP)
Das vierhändige Klavier wurde selten zuvor so traktiert wie von Uhlmann und Krienzer,
die ja auch im Normalfall aus Rock-affineren Bereichen, allerdings immer schon mit
heftiger Neigung zum Experiment agierten. Entsprechend dem hübschen Titel der
bayerischen Grenzstadt mit explizitem Befehls-Charakter (Freilassing!), lassen die
beiden Grazer den 88 Tasten freien Lauf und dümpeln auf dieser einseitig bespielten
Platte – was immerhin den Vorteil hat, dass man sie nicht umdrehen muss – recht
lustvoll, ja sinnlich dahin. Wer sich mehr Musik als die hier vorhandene erwartet
hätte, kann sich (auf kauders.mur.at/duoade/freilassing) immer noch zehn weitere
Freilassing-Versionen downloaden. Es wurde an alles gedacht.
Felix / freistil / 2013
duo adé – hungrige speisen - Chmafu Nocords
2000 als Nebenprojekt zu Code Inconnu angefangen, präsentiert das Improvisationsduo
nun seine verqueren Klangräume. Atmosphärische Geräuschteppiche verweben sich mit
Melodiebögen. Auf Platte ist so etwas sehr schwierig spannend zu halten, live macht
man damit sicher mehr Gefangene.
Rokko / rokkos adventures no. 4 / 2008
Christoph Uhlmann und Gottfried Krienzer sind das Duo Adé. Sie spielen auf der 4Track-CDR eine unbeschreibliche Musik, die handgemacht und doch verschwommen abstrakt
klingt. Manchmal hüstelt es krautig und zupackend, da meint man, durch die Wand im
Nachbarraum eine Rockband schmettern zu hören. Dann sind es wieder fast poetische und
grummelnd entrückte Klänge, die einem entgegen schallen. Die vier Nummern, deren
letzte mit einem Ernst Jandl Text arbeitet, atmen den Geist des DIY bereits
erfahrener Köpfe und Hände.
Zipo / www.aufabwegen.de / 2008
Das DUO ADÉ von Christoph Uhlmann & Gottfried Krienzer verbrät auf hungrige speisen
g’schmackige Elektrolyte und Field Recordings in brutzelndem Ambiente zu einem 20minütigen Menü.
Andreas fellinger / freistil / 2008
THE STRIGGLES
14.Oktober, Raumschiff Engelmayr, The Striggles, Rhiz Wien
Bevor Besuch aus Graz sich breitmacht, um sich lauthals Gerhör zu verschaffen, stellt
sich Raumschiff Engelmayr im kunstvollen Overall auf die Bühne unter der U-Bahnlinie
U6, bearbeitet die vor sich liegende Gitarre mit Billigsdorfer Objekten und singt
dazu gar wunderliche, vielfach aus der Luft gegriffene Texte. In der Tradition eines
Harry Partch wechselt der Bulbulist ein Game lang zum Tennisschläger, entlockt auch
diesem substantielle Sounds und erbringt über die gesamte Spielzeit den Beweis, dass
ernsthafte Musik auch zum Schreien komisch sein kann. Eine Qualität, zu die nur die
Besten in der Lage sind. Mit Komik haben danach The Striggles weniger am Hut, aber
auch ihnen ist die Spannweite zwischen Haudrauf und Lasslos ein markanter Begriff.
Das neue, by the Way brillante Doppelalbum "Bilb" im Gepäck (schlag nach im freiStil
'63), bewegen sich hier vier starke Individuen aus zwei Generationen mit Bravour an
der Schamgrenze zwischen Noiserock und Neuer Musik. Robert Lepenik und Martin Plass
aus der alten Schule sowie Gottfried Krienzer und Slobodan Kajkut aus der jüngeren
verschränken in ihrer Mischkulanz Elemente, denen man ihre Zusammengehörigkeit vorher
nicht ansah, gipfelnd in Plass' Falsettgesang und in den Schlagzeug-Reduktions- und
Zeitlupentechniken Kajkuts - bevor wieder kollektiv gebrettert wird, was die Welt
bedeutet. Superband!
(bernd Grisser / Andreas Fellinger / freistil 2016)
THE STRIGGLES - bilb (DoLP)
This is NOT a kid’s band that has a restraining order keeping them within 100 feet of
schools, but maybe it could be. There’s something peculiar about this Austrian four
piece, glorifyingly and uncategorizably peculiar. At times they remind me of Ono (not
Yoko, the Chicago art rock tweakers). The album starts off with a fiercely hungry
math rock riff, and gameshow vocals, kinda Sleepytime Gorilla Museum. It’s weirdly
catchy even before the soaring background vocals join it. Sung in Englitch by the
way. “Die Nation” sounds like Italy’s Starfuckers recorded in a chicken coop. The
drums just hammer down on those poor chicken guitar licks. “Lady Gag’s Fashion Line”
sounds every bit as sleazy and goofy as you would expect it. “Lick In My Head” is
what happens when you mix sniffing glue and Barry White, an accidental aphrodesiac…
with these monster Ruins-esque destroyo moments that turn that “Lick” into a “Dick.”
“DC Weg” is another number with a nasty, thick, chomping beauty. “Sesam Sezam” –
remember that episode where Ken Vandermark played a state trooper on Twin Peaks? Me
neither but it would have sounded like this! A great combo of squonk and slink! After
all that, “Question” is a folk funk ballad with some guitar strafing coming in at the
end. I think that’s the key that these guys while capable of writing melodies for
head-swaying or face-munching songs, have a love for improvised ear oddities above
all. How else to explain “Ragtime” with its plink and plonk guitar/bass that feels
like a clock repair shop/prison. There’s probably some prime-number counting system
at work, I dunno but it’s a *sidelong* number with sideways syncopation and a funny
name. “…Something Happened….” might be techno, maybe not, but it’s kinda beaty. “Pig
Gesicht” is sung into the mirror. “Net Daham” closes things out with a sort of Albert
Ayler call, before the heavy bass and drums drive a rock lane through the song, it
rides this pounding groove for nearly 8 minutes, before getting worked up like Zu at
the zoo. Elephant bass, and donkey sax… These guys are mammals but just barely. Feels
weird enough to be a Bay Area bred project, and their first album apparently had a
Zippy headshot on the cover. Life is short, Imbrace the Striggle!
Thurston Hunger / kfjc 89,7fm / 2015
THE STRIGGLES - bilb (DoLP)
The Striggles. Vor bald zehn Jahren in Erscheinung getreten, lang schon nicht nicht
mehr wegzudenken, heute besser denn je. Tja, das neue Album der Grazer ist so
fantastisch wie das Viecherl, nach dem es benannt wurde. Dieses Bilb bildet nicht nur
das zentrale Element des Artworks, es liegt auch jedem Album als 3D-Figur bei. Die
Kreatur (Schöpfer: Bernhard Bauer) schaut ziemlich grimmig drein, hat zwei Beine und
einen Kopf, dafür kaum Rumpf und keine Arme. Aus der Hüfte direkt in die Fresse
quasi. Passend zum tighten, genrezerberstenden Schelmrock, mit dem die Platte
eröffnet. In dessen Windschatten dann Bli, Bla, Blub, PeepJazz, Noise, ElectroEpik,
die Leere und das Metronom und immer wieder dieser tighte, genrezerberstende
Schelmrock. Servus Melvins, servus Zappa, servus Shellac (locker bleiben, gell),
servus Mike Patton (du warst auch mal leiwand), servus Namenshülse fünf, Punkt!
Punkt! Punkt! Man macht halt, was man will, und was man will, das kann man. Und diese
kleine weirde Postmoderne auf Heavy Blues-Basis funktioniert grandios. Nur Lady
Gaga's Fashion Line killt bündelweise Nerven: Old fox, diese Funkgitarre, old folder,
diese überzogen ironische Pose in Text und Stimmausdruck. Das haben die doch sicher
mit Absicht gemacht ... Dann lieber Ragtime, wo fast 19 Minuten lang abgedämpftes
Saitengezupfe im Rondo läuft, auf dessen Basis dann ... eh manchmal a bissi was
passiert. Oder Die Nation, die Antilandeshymne schlechthin. Erste Textzeile: „Sehr
angenehm. Aber Scheißdreck. Crazy enthusiasm!“ Ich bin verliebt.
Steroid / freistil / 2015
Das Grazer Quartett The Striggles ist die derzeit verwegenste Rockband des Landes.
Wobei „Rock“ eigentlich viel zu kurz greift, wie die neueste Veröffentlichung „Bilb“
(Rock Is Hell) eindrucksvoll zeigt, eine auf schweres Vinyl gepresste Doppel-LP in
handgefertigt anmutender Klappcoververpackung. Lärmiger Rock fungiert als Basis, für
freien Jazz und Neue Musik ist aber ebenso Platz wie für Elektronik und Pop. Der
kürzeste Song dauert eineinhalb, der längste fast 20 Minuten, und ähnlich groß ist
auch die stilistische Variationsbreite. Das ist anstrengend, abenteuerlich und
abgedreht, kurz: ganz ausgezeichnet.
Gerhard Stöger / Falter / 2015
V/A Schiizo-Box (Rock Is Hell Records, RIP 58, 5 x 7")
Da haben sich zwei ja ganz wunderbar eingegroovt und verpacken lassen. Robert Lepenik
& Slobodan Kajkut sind bekanntlich The Striggles, weniger bekannt ist die Schublade,
die sie hier einmal mehr sprengen und die Zuordnung der Musik zu einem Fall für die
Forensik machen. Und der Fall ist echt verzwickt: Die pinke 7" in dieser Kartonbox
mit Comixfaltbogen des Grazer Tonto-Teams Edda Strobl & Helmut Kaplan splittet den
Striggles-Song 'At The End Of Day' mit 'Black' & 'White' von Peter Ablinger; die
goldne teilt ihr 'Kårl' mit 'I...' & 'I...' von Opcion; die purpurne kontert ihr 'Das
Ist Doch Kein Echter Krieg' mit 'Ballett' von Kreisky; die rote reibt ihr 'Lines'
Rücken an Rücken mit 'He Wouldn't Notice' von Bernhard Lang; und die gelbe
schließlich, die setzt ihr 'Meine Kleine Schwester' in Bezug zu '331' & '345' von
Bulbul. Die Hirnspaltung vermehrt sich durch den Spaß, dass auch hier der PuzzleEffekt Anwendung fand, der auch schon Fred Bigots La Voix des la Route zu etwas
Besonderem macht. Die Nadel trifft entweder den einen oder den anderen der parallel
spiralenden Tracks. Jedes Stück hat einen nicht identischen Doppelgänger, eine
Variation, eine Alternative. Als ob es nicht schon verwirrend genug wäre,
Indiepinscher mit
namhaften Musica-Nova-Machern
zusammen¬zuspannen. Aber
The
Striggles sind nun mal weder rein¬rassig noch stubenrein. Ihr schleppender Auftakt
beraunt den Tagesausklang, als wären die Batterien leer oder das Stück liefe selbst
bei 45 rpm noch zu langsam. Ablinger überbietet das aber noch mit finsterem Wummern.
Oder regnerisch weißem Rauschen. Den goldenen Pfad durchkurvt das Duo technoid
ballernd à la Ilsa Gold und mit einem Stinker im Quadrat, der sich in breitem
Heimatidiom als Naturbursche bekennt. Opcion stinkbombt und giftet mit Doomsday-Beatz
und ungutem Gerassel zurück. Und macht das richtig klasse. Vom gespielten Krieg
singen The Striggles mal etwas mehr, mal etwas weniger schwuchtelig, gegen Kanonen
und nett lächelnde 'Feinde' scheinen da keine großen Aversionen zu bestehen. Die
Kreiskys erwidern dieses Liebet Eure Feinde mit Tamtam, der zweifelhaften Erklärung,
allesamt Individuen zu sein und der überraschenden Absicht, zum Ballett zu wollen. Im
zweiten Anlauf klingt das noch großmäuliger und vom Ballett will der große Max nun
nichts mehr wissen. 'Lines' entschleunigt als monoton pulsendes Punkt¬muster. Lang,
dessen D/W = Differenz / Wieder¬holung als Stichwort für das Ganze taugen würde,
lässt eine Frauenstimme "If you approach him he won't notice" repetieren. Die gelbe
Strigglerei marschiert tutend und pfeifend, mit un¬deutschem Zungenschlag und
Girliechorus dadahin. Bulbul fetzt mit Lalala, Bumbum und Säge¬zahn¬gitarre ein
finales Fragment, nein, zwei natürlich, und wechselt bei '331' sogar auf 33 1/3 rpm,
wozu man die richtige Rille aber erst erwischen muss. Das nenne ich doch mal Vinyl in
seiner schönsten Potenz und eine Blackbox, die einen Regenbogen fad erscheinen lässt.
Rigobert Dittman / bad alchemy / 2015
The Striggles et. al. - Schiizo-Box (Rock Is Hell)
"This is a magic record!" proclaims the publicity sheet inside the cardboard box that
looks as though it might hold a mini-pizza. But no, instead we find five 7" singles
(pink, gold, purple, red and yellow. plus a poster of sorts by Edda Strobl and Helmut
Kaplan). Each single bears a composition by a different composer/band on one side (in
color sequence: Peter Ablinger, Opcion, Kreisky, Bernhard Lang and Bulbul) and a
piece by The Striggles (Kajkut, drums; Krienzer, guitar; Lepenik, guitar; Plass,
voice and guitar--surnames only) which may or may not have any relation to its
obverse. The "magic" involved is that most, perhaps all, of the sides are doublegrooved (at least, maybe triple?), providing two different possible playbacks, though
often the differences are subtle enough to be just barely noticeable, something I
find far more interesting than completely different tracks. I'm not so sure this has
been magic since the 1901 Pre-Dog Victor A-821 Fortune Telling Record and certainly
1973 Monty Python, but anyway. Here, especially if one was approaching the records
innocently, you might become somewhat perplexed as, say, the closing word in a song
wasn't the same as you remembered it form the last time. The tracks are very brief,
lasting only a couple of minutes.
A brief rundown:
Pink: 1) Ablinger's "Black & White". One groove is silent, save for surface noise
and, possibly, some recorded sounds indistinguishable from surface noise (there are
some faint clicks near the end). Another contains an ultra-low, pulsating tone. Both
are quite enjoyable! A) Striggles, "At the End of the Day". A slowed down, warped
piece, with dreamy, staggered rhythms and wafting, hazy vocals; reminds me of Shadow
Ring, rather nice. If there's a second track embedded on this side, the differences
are subtle enough that I can't detect it.
Gold: 1) Opcion (Nikolaos Zachariadis), "|..|..". One track of slowly thudding sounds
with some echo and ambience, another with more or less the same sounds, perhaps
pitched lower, but greater echoing and accompanied by shuddering washes of
electronics. Again, rather effective. A) Striggles - "Kårl". Clanky, buzzy percussion
leads to two variations of the song, one with vocals, one with massed noise
(including crowd sounds an , possibly, strangulated vocals) each sounding (to me)
like a certain kind of 80s German synth pop (Pyrolator?), but don't go by me. Kinda
catchy, I admit.
Purple: 1) Kreisky, "Ballett". Kreisky is a quartet with Franz Adrian Wenzl,
keyboards, Martin Max Offenhuber, guitar, Gregor Tischberger, bass and Klaus Mitter,
drums. The song is a good, straight ahead rocker with nods to punk and surf music,
maybe even early Pink Floyd. Both tracks begin with identical drum patterns but the
vocals stray in different directions, one proclamatory, one dreamy, reaching a weird,
kind of Zorn/Morricone space. A) Striggles, "Das Ist Doch Kein Echter Krieg" ("That's
Not a Real War"). A fun piece, squelchy, synth, faux-funk with healthy doses of
static, the lyrics rendered in a deep, wry voice in one version, sweetly sung
(reminds me of Klaus Nomi) in the other, the rhythm also faltering quite nicely.
Red: 1) Bernhard Lang, "He Wouldn't Notice". As near as I can determine, there's only
a single track, about a minute long, consisting of a female voice repeatedly saying,
"If you approach him, he won't notice" over a very attractive, percolating,
percussive layer, ending with a disquieting gasp of sorts. Interesting piece, a
little reminiscent of Ashley. A) Striggles - "Lines". I may be reaching, but the
percussive/bass line hear does seem to relate to Lang's, if obliquely. The two
versions vary this thyrhm and the pitches therein a little bit, one ending with a
male voice saying, "Lines are straight", the other, "Lines are curved".
Yellow: Bulbul, "331/345". An Austrian trio, I think, Bulbul offers a rockish number,
quite short, with a Winged Eel Fingerlingesque guitar solo over "Wade in the Water"
chords on one track and then an oddly, slowed down version of the same, or similar,
piece overlaid with a munchkin-like chorus. Chunky and not unpalatable. A) Striggles
- "Meine Kleine Schwester" ("My Little Sister"). veery much with the same humorous
sensibility of the track on the purple record, a wacky marching band image. Two
versions, not so different, one with flutey sounds atop, the other featuring
Headhunter-era electronics bubbling away. As before, fun, if not terribly nutritious.
Which is pretty much my take on the project: good fun, generally enjoyable to hear
(worth it, for me, to experience new pieces by Ablinger and Lang) and/but light. I
gather that fits in with the Striggles' intentions.
Brian olewnick / 2014
Although the lineup seem to be largely populated with overseas artists, I'm most
immediately drawn to the local acts for much of the first evening, firstly getting
utterly confused by The Striggles in the festival's basement-like tertiary venue
aptly called the Tunnel. This local Graz band smash and clatter their way through the
uncategorisable back doors of rock, riding harshly percussive math grooves in the
vein of Steve Albini's Shellac, whispering, squealing and screaming vocals and guitar
lines with all the backwards logic of Keiji Haino's Fushitsusha, and at one, point
the massively bulky lead singer Martin Plass even goes ahead picks up a saxophone,
suddenly blurting out a variety of lilting jazz themes and quirky duck calls. At
their loudest, the group grind along at bonerattling volume, but then they suddenly
switch things around and trade chugging riffs for sparse atonal call-and-reply while
the domineering sight of Plass starts crooning Sinatra. Other moments see the group
clatter through murky gothic blues, and they eventually climax with an epic stadiumrock reading of Mozart, parodying their nation's musical messiah. Vocalist Plass
bizarrely breaks into a faux soprano voice, mocking the lavishness of the opera, and
breaking every Austrian face in the house into a beaming grin. It's one of the most
intense sets of the whole weekend, from one of the country's most versatile bands.
These guys really deserve a wider audience - dive into their Bandcamp page for a
listen below.
Tristan Bath / TheQuietus.com / 2014
STRIGGLES: s/t
Und wieder ein großartiger Bandinfo-Zettel, der mit Formulierungen wie „Die Band
spielt wie Bon Jovi und der Sänger ist von Bryan Adam kaum zu unterscheiden ... Sie
sind nicht lästig, denn von dieser Truppe wird man auch in Zukunft nicht so oft
hören“ selbstverständlich die Neugierde und den Sympathiebonus der Österreicher bis
ins Unermessliche steigert. Einziger Wermutstropfen: die Doppel-LP liegt mir nur als
Doppel-CD vor. Eisernes Durchhaltevermögen ist erforderlich, um die schier endlosen
Monotoniemonumente der STRIGGLES genießen zu können. Eine gewisse Befriedigung stellt
sich
nach
Minute
29
ein,
gewissermaßen
solange
durchgehalten
zu
haben.
Unkommerzieller geht es kaum.
Robert Buchmann / ox-fanzine /2014
»Can't judge a book by the cover” hat Lemmy mal in einem Song auf sich selbst
bezogen. The Striggles sagen das zwar nicht explizit, aber ihre Musik schreit dieses
Prinzip fast heraus. Da bringt das steirische Quartett, das ohnehin einen doofen
Bandnamen hat, ein Album mit einem derart lausigen Cover heraus, dass Uneingeweihte
der Optik wegen eher auf 08/15- Funpunk tippen werden. Das Gegenteil jedoch ist der
Fall. The Striggles nehmen auf ihrem selbstbetitelten neuen Doppelalbum wieder mal
keine Gefangenen mit ihrem Avant Noise Rock. Das arhythmische »Loverboy« legt die
Latte gleich zu Beginn hoch. Mit schleppendem Schlagzeug und trockenem Noise klingt
die Band, als wollte sie ein Auto nur durch Musik in seine Einzelteile zerlegen.
»Dehnung« hätte sich gut auf »On The Corner« von Miles Davis gemacht, wahrscheinlich
wäre es aber sogar dem Meister zu schräg gewesen. Im psychedelischen »Blau« nehmen
The Striggles mit elektronischen Soundscapes und schwerem Klavier Anleihen bei
Radiohead anno 2000. Zur Mitte hin wird allerdings auch hier keine Rücksicht auf
Hörgewohnheiten genommen. Nach spätestens sechs Minuten sollte sich angesichts der
Noise-Attacken dann gar kein Grashalm mehr bewegen. Im Vergleich dazu weiß »Penia«,
der 14-minütige Abschluss der ersten CD, trotz offensichtlicher sonischer
Gewandtheit, nicht so recht was es eigentlich sein will. Damit hätte es sich
eigentlich, wäre »The Striggles« nicht ein Doppelalbum. Und so richtig böse wird es
dann auch erst auf der zweiten CD. 45 Minuten lang deutet das monumentale »Skull« an,
wo es nicht hinwill. Einzeln gespielte Becken, ein wummernder Bass und Space-Gitarren
variieren ein simples Thema bis zur Schmerzgrenze. Da muss doch mal was kommen, denkt
sich der/die HörerIn. Freilich kommt nichts.
gabriel mayr / skug / 2012
Noise Appel Labelfest / rhiz 7.Juni 2012
Zwei ausgiebige Abende lang zelebrieren die grundgütigen Leute von Noise Appel ein
Labelfest im Wiener rhiz. Aus dem Aufgebot eine ansehnlichen Auswahl ihrer
fortschrittlichen Kräfte wird der Autor Zeuge des Auftritts von The Striggles, denen
die avancierten Rockkombinate Reflector (siehe auch Platten des Monats) und
Shit&Shine folgen sollten. Auf dieser Station ihrer Plattenpräsentationstour des
titellosen Doppelalbums (siehe Reviews) geht im kleinen aber stimmigen Konzertraum
des Gürtellokals die Post ab. Sowohl mit Leibes- als auch mit Geisteskräften wird der
Bluesrock wie wir ihn kannten, herrlich aus der schnurgeradeaus-Richtung gezerrt. Auf
mathematisch-dynamische Riffs folgen quasi-statische Pqassagen. Robert Lepenik und
Gottfried Krienzer stellen so mächtige wie windschiefe Klanggebäude in den Raum, in
denen auch die Soundarchitektur eines John Cage nicht als Fremdkörper herausragt.
Dazu drischt Slobodan Kajkut in Mensch gewordener Leidenschaft die Drums - während
Martin Plass ohne Rücksicht auf nennenswerte Verluste a) sich die abgründige Seele
aus dem Leib singt, b) dem Bass aus Kilmisterbasis zusetzt und c) an einer Stelle dem
Altsaxofon das das Quietschen und Um-Gnade-Winseln lehrt. Dank Energiegewinnung und
Experimentierlust werden von The Striggles die Schuldisziplinen Blues und Rock'n Roll
in eine neue Stratosphäre katapultiert. Mitreissend.
Andreas Fellinger / Freistil / 2012
THE STRIGGLES
Kein Jahr ist vergangen, seit The Striggles uns mit der Doppel-LP „StriggCatMummy“
ihr (vorläufiges) opus magnum vor den Latz knallten (siehe Platten der Monate in
freiStil #37). Davon offensichtlich nicht weiter beeindruckt oder gar in ihrer
Produktivität gelähmt, legen sie jetzt die Vinyl gewordene Konsequenz nach und
zelebrieren diese im Zuge einer Releasetour in aller Öffentlichkeit (siehe kurz+gut
in dieser Ausgabe). "Dehnung", so der Titel des zweiten, vielleicht imposantesten
Stücks dieses mächtigen Vinylmonstrums, kann wohl auch als durchgängiges Prinzip im
Schaffen der Striggles gelten. Zumal was die extreme Verzerrung der Stromgitarren
anlangt, aber ebenso die Bearbeitung des Zeitbegriffs, die sich dank Lepenik, Plass,
Krienzer & Kajkut über 08/15-Formate denkbar weit aus dem Fenster lehnt. Diese
Strggles-eigene Musiziertechnik kulminiert im rund 40-minütigen, die Plattenseiten
drei und vier umfassenden "Skull", das in dieser Länge einerseits an Pioniere der
Mikrotonalität, wie etwa Morton Feldman, gemahnt, andererseits wegen akuten
Spannungsmankos etwas über Gebühr strapaziert wird. Monotonie mit Risiko und einer
Extraportion Courage. Selbst wer diesem doppelseitigen Mantra auf der zweiten Platte
dieses Doppelalbums nur wenig abzugewinnen in der Lage ist, wird dieses titel-, aber
alles andere als glanzlose Werk lieben.
felix / freistil / 2012
THE STRIGGLES – STRIGGCATMUMMY
Ältere Herren fühlen sich demonstrativ unverstanden. So liest sich das Info,
zusammengefasst. Ob ich daran was ändern kann, wenn ich hier mitteile, dass der Noise
dieser verkopft komponierenden guten Musiker lavagleich zäh aus meinen Boxen fließt,
kompromisslos träge gerade im Moment, sonst auch mal fett rockend um sich selbst
wirbelnd, auf der Suche nach dem eigenen Freerockklang, nach geschichtetem Gebirge,
nur partiell fündig, überzeugt und überzeugend, scheinbar lässig rhythmische
Inkontinenz einstreuend als Stilmittel gegen den geraden Strich? Dass mir das zu viel
Kopf ist und zu wenig Emotion? Zu gewollt und zu wenig selbstverständlich? Die Stimme
etwas kalt und wenig einladend? Dass ich Tyro so spannend und richtungweisend finde,
weil es nicht nur so tut, als wäre da ein roter Faden oder eine Philosophie dahinter?
Weil ich dazu den Atem anhalten kann. Die Zeit wirklich zum träg wackelnden Kreisel
wird, ein Trip. Deshalb mag ich diesen scheinbar ewig währenden Track 9. Trotz der
Inkontinenz. Nicht wegen. Meine Herren, wenn Ihr etwas weniger wolltet, dann, glaube
ich, wäre es etwas mehr. Aber-davonab: Klasse-Musiker seid Ihr.
9 Punkte
Andrasch Neunert / noisy neighbours / 2011
THE STRIGGLES - STRIGGCATMUMMY
Schon „Aloha“ war, wie man hier irgendwo nachlesen kann, kaum leichte Kost. Ich
behaupte mal, dass „StriggCatMummy“ gar noch ein bisschen abgefahrener, kaputter, mit
mehr Schabernack vollgepumpter und lustiger ist. Noise-Rock mit dem Schalk im Nacken
quasi. Begriffe wie „Mainstream“ und „Erfolg“ haben für die Grazer keine nachhaltige
Bedeutung. Vielmehr machen sie genau das, wo sie so gerade Lust drauf haben. Eine
sehr merkwürdige Bass/Gequitsche-Ruhephase mitten im Noise-Sturm zum Beispiel („Noi“)
oder
90er-Alternative-vollgesogene
Nachvollziehbarkeit
(„Tauchen“)
gleich
nacheinander? Auf jeden Fall. Im Grossen und Ganzen kann man das hier als Noise-Rock
mit einem gesunden Experimentiergeist bezeichnen, die Slide Gitarre etwa trifft man
auch nicht jeden Tag an. Shellac, Sonic Youth und Melvins zusammen mit tausend
anderen Ideen. Dabei sind die Songs keineswegs zufällig, sondern einfach vielseitig.
Hinter jedem dunklen Abgrund findet sich jedoch ein toller Moment.
Schatzsucher sind also hiermit sehr gut bedient. Fans von harter Musik, die genug
haben von Bands mit einer zehnminütigen Halbwertszeit, ebenso. Anstrengend aber
lohnenswert!
reto / pitfire / 2011
The STRIGGLES
StriggCatMummy
Bester Tritt in die Eier seit langem! Auf einer Doppel-LP aufbereiteter und exaktest
choreographierter Gewaltmarsch über milimetergenau sitzenden Noise Rock samt
bluesgetränkter Slidegitarren. Schlagzeuger Kajkut-Striggle prügelt jede Gehirnzelle
einzeln durch, Sänger Plass-Striggle beherrscht sein Fach vom tiefen Growlen bis zum
Countertenor. Ich hab's mir mittlerweile schon unzählige Male angehört und noch immer
keinen Fehler entdeckt. Versuch du mal.
Rokko / Rokko's Adventures /2011
THE STRIGGLES
striggcatmummy - Rock is Hell/noise appeal / rec: 10
Rock mit ausgeprägtem Hang zum Experiment kredenzen, nein, katapultieren The
Striggles auf den Präsentierteller. Immerhin haben wir es mit den local heroes der
Murmetropole zu tun, quasi mit den steirischen Bulbul. Die einst von freiStilGenossen Stefan Rois kreierte Definition des (schwer)metallisch beschaffenen
Rock’n’Roll – hack hackhackhack hackhack – gilt erwartungsgemäß auch für diese dunkel
schillernde Combo. The Striggles machen nämlich Nägel mit Köpfen und zeigen uns
unmissverständlich, wo der Bartl den dazugehörigen Hammer holt. Alles hat eine schöne
Schwere und eine Ernsthaftigkeit, die jegliche Form distanzierender Ironie
kategorisch ausschließt. Schließlich haben wir es hier mit ernster Musik zu tun,
nicht mit Larifari. Nicht selten treffen wir auf schräg verzerrte, quer gegeneinander
verzerrte Gitarren, einmal auf geradlinige, dann wieder auf gegenläufige Rhythmen.
Wie alles auf dem Rock is Hell-Label ist auch „StriggCatMummy“ mit Liebe verarbeitet:
180 Gramm Vinyl, feines Cover; passend zur grob namhaft gemachten Besetzung Lepenik,
Krienzer, Plass – und jenem Kajkut am schwer bewaffneten Schlagzeug, von dem in
dieser Gazette in absehbarer Zukunft noch als Komponist die Rede sein wird. Heller
irrt wieder einmal: Die wahren Abenteuer sind selbstverständlich nicht im Kopf,
sondern befinden sich im konkreten Fall auf den Seiten 3 und 4 dieser Prachtplatte.
Großes, extrabreit angelegtes Rocktheater, das in „Tyro“, dem einzigen Stück auf
Seite 3 der Doppel-LP, epische Ausmaße annimmt, um, eingeleitet von einem
knochentrockenen „Flesh“, im finalen „Dino“, das überraschend leichtfüßig tänzelt,
den opernmäßigen Gipfelpunkt zu erklimmen. Apropos Oper, und falls das bis jetzt noch
nicht klar geworden ist: „StriggCatMummy“ muss als Opus magnum der Striggles
verhandelt werden.
felix / freistil #37 / 2011
Auf die Striggles ist Verlass. Seit dem 2008 erschienenen Debüt "Expressionism" fällt
das steirische Quartett durch Noiserock auf, der sich keinen Genrekonventionen
unterwirft, sondern dem Prinzip des lustvoll-lässigem Sich-Austobens folgt. Das
bereits dritte Album ist als limitiertes Doppelvinyl erhältlich, und gleich der
Auftaktsong gibt in Striggles'scher Herzlichkeit das Motto vor: "Fuck You". Es folgt
weit mehr als eine Stunde vertrackte, dynamische, bluesgetränkte und dem Irrsinn
zugeneigte Rockwüterei, die aber durchaus zum Scherzen aufgelegt ist.
Gerhard Stöger / Falter / 2011
I think this band is from Austria, each member looks quite terrifying. Its not too
bad though, it sort of reminds me of something like the Melvin's, or Jesus Lizard
maybe, and a bit Steel Pole Bathtub. I'm guessing the band like stuff like Frank
Zappa, the vocals lean towards that. Nasty sounding guitar, the kind of sound
designed to annoy people. The first song started like that Led Zeppelin song about
the hammer of the gods (I don't know what that song is called, I only know the first
couple of minutes because I've seen School of Rock.) If you like the above, then I
suspect you would enjoy this, I've only dabbled in that sort of thing, but this seems
like a good example of it.
Ted Reynolds / collective zine / 2011
THE STRIGGLES
Striggcatmummy - 2LP | Noise Appeal | noiseappeal.com |
Das Bandinfo, das mir zur Abwechslung mal erzählen will, wie grausig THE STRIGGLES
sind, macht einem die Jungs eigentlich sympathisch; musikalisch ist das auch
größtenteils durchaus annehmbar. Da werden basslastige Riffs gepumpt, die mal an
PRIMUS oder an die Energie der frühen CLUTCH erinnern, angereichert mit Noise oder
elektronischen Sperenzchen. Auf Seite C findet sich dann ein 20-minütiges
Monotoniemonument namens „Tyro“, das mit seinen ständig wiederkehrenden Figuren an
ähnlich gelagerte Stücke von SHELLAC erinnert, auch wenn hier das Auflösen der zuvor
aufgebauten Spannung eher bescheiden ausfällt. Das Problem dieser Platte ist leider
der Gesang, der genauso abwechslungsreich, aber penetrant aufgesetzt daherkommt. Mal
klingt er nach WEEN oder Zappa, mal wird in Mike Patton-Manier gecroont („Dino“), nur
um Klassen schlechter, mal erinnert es gar an Pfeifenbands wie die BANANAFISHBONES.
Nichts davon passt aber zur Musik, und irgendwann gehen einem die ganzen
Ironiezaunpfähle, mit denen hier gewunken wird, auf die Brezel. Sorry, Jungs. Nicht
meine Baustelle. (4)
Stefan Gaffory / ox fanzine / 2011
The Striggles - sisi Top sessions
Als Vorbote und Überbrückung zu künftigen Großtaten (ein Album für 2011 darf erhofft
werden) veröffentlichen die Striggles eine eigenbrötlerische Edition mit Musik, die
man als Medaillenkehrseite zum gepflegten Wahnsinn ihrer brachial lärmenden letzten
Alben interopretieren könnte. Auf den “SiSi Top Sessions” führt das Grazer
Rockquartett
Reduktion
und
Verschwendung
zusammen.
Das
Klangdokument
ihres
Aufenthalts in den Räumlichkeiten von Schnapsidee Records wird nicht als schnöde
Datenmenge vertrieben, sondern als in eine VHS-Hülle (remember?) eingelegte DreifachCompact-Cassette (remember?). Exzentrisch wie das gewählte Format ist das Material,
das man darauf zu hören bekommt. Die erste Hälfte besteht aus minimalistischer
Versenkungsmusik, ein pointilistisches Klanggemälde, zusammengejammt in Zeitlupe, das
langweilig und dann doch irgendwie grandios den Gestus des ewig dahinwurstelnden, der
permanenten geistigen Verschleppung anheimgefallenen Rockers mit jenem des EAvantgardisten kurzschließt: Grateful Dead goes Klaus Lang. Werden die Striggles
sonst eher mit dem musikalischen Dreschflegel selig, hier erreichen sie ähnliche
Intensität mit leiser Verrücktheit. Nach gefühlten zwei Stunden entsteht dann sowas
wie Barjazzmusik, allerdings eine, die bei David Lynchs Remake des SpongebobSchwammkopf-Films oder etwas ähnlich durchgeknallt kindischem brauchbar wäre. Eine
noiseige Episode, die bisweilen an den Schrei des unglücklichen Delfins gemahnt, wird
schließlich – wir sind mittlerweile auf der fünften Tape-Seite angekommen – von
beatgestützter Musik abgelöst. Die minimalistische Gitarrendisko verebbt und fällt
schließlich wieder in die Reduktion des ersten Teils zurück. Wenn das alles einer
höheren, irgendwie kompositorisch intendierten Dramaturgie geschuldet ist, ist sie
mir nicht aufgefallen, zweckdienliche Hinweise dazu gibt es ebenso wenig wie eine
Trackliste. Man kann die drei Cassetten wahrscheinlich aber sowieso in beliebeiger
Reihenfolge anhören.
bertl grisser / freistil / 2011
THE STRIGGLES "cold song" - noise appeal 10"
Noch bevor die Striggles in der KAPU einen Ton spielten, dachte ich mir: "Verdammt
hässliche Band - die können nur gut sein". Und meine Bauernschläue trügte mich nicht,
denn sie knallten einem eine Stunde lang den irrwitzigsten, kreativsten Noiserock um
die Ohren und beendeten ihn mit dem fulminanten "Cold"-Song als Zugabe (einer über
300 Jahre alten Coverversion aus Henry Purcell's Oper "King Arthur"). Jetzt gibts
diesen Song mit zwei anderen, Wau Wau von Nina Hagen und Je Te Veux von Erik Satie
auf 10"Inch. Wer nach jahrhundertealten Kompositionen dig't - sie so freakig und
dreckig umsetzt, und wenn man den Coldsong gesangsmässig so dahebt, dass Klaus Nomi
im Grab noch aufhören würde, dann hat man alle Daumen nach oben verdient. Außerdem
wenn ein alter Hip-Hop-Sack wie ich sein erstes Review schreibt, nur um diese Scheibe
zu ergattern, sagt das ja auch schon so einiges.
laima / kapuzine / 2011
The Striggles – Aloha - CD(Noise Appeal)
Der harmlose Kaninchenschatten und das freundliche gelbe Cover täuschen darüber
hinweg, dass auf Aloha dreckigster Noiserock gespielt wird. Klar ist es möglich, die
Verzerrer bis zum Anschlag aufdrehen, dass man denkt, die Boxen müssten den Geist
aufgeben, zwischendurch kann man auch ruhig einmal das Tempo zurücknehmen und eine
Art bizarre Bluesnummer namens Life is pretty (black) spielen und vielleicht hat ja
auch der Falsettgesang bei Jack seinen Platz auf dem Album, bevor Up to me mit der
Wucht des Punk die Gehörgänge reinigt. Beim Abschluss Lord hört man stammelnden
Sprechgesang, bei dem man den Eindruck bekommen kann, der Sänger sei auf dem besten
Weg ins Delirium tremens. Ein im besten Sinne des Wortes schmutziges Album.
Michael Göttert / auf abwegen / 2010
THE STRIGGLES - Aloha
Steinhart, stabil, düster, zäh, unkonventionell, komplex – das sind die Attribute,
die einem gleich zu Beginn des neuen STRIGGLES-Werks in den Sinn kommen. Auch “Aloha”
ist wieder kein einfaches und zugängliches Album geworden, es belohnt das
Durchhaltevermögen des hartgesottenen Hörers schlussendlich dafür aber um so mehr.
Eine Band, die so weit entfernt vom gängigen Mainstream operiert, wie nur irgend
möglich und konsequent auf einer dunklen, massiven Rock-Welle dahinsurft. Ikonen wie
CAN, CAPTAIN BEEFHEART oder SNAKEFINGER schwingen im Hintergrund mit, die STRIGGLES
sind aber längst über langläufige Referenzen erhaben. Fundamentaler Rock,
transzendentaler Blues: THE STRIGGLES rocken, als obe es kein Morgen gäbe. Groß.
(8/10)
Robert Buchmann / Ox-Fanzine # 88 / 2010
Das anfängliche „Ease it“ klingt wie ein böser Scherz, nach der völlig vergeblichen
Selbstbeschwörung eines Amokläufers. Die neue Platte der formidablen Rockband The
Striggles springt die Hörerin aus dem Lautsprecher entgegen, als handelte es sich um
eine Horde ausgehungerter wilder Tiere auf der Suche nach Beute. Zum zweiten Mal
liefern die Striggles den zornigen Soundtrack zum Versuch, dem falschen Leben ein
paar Momente Richtigkeit beizubringen – und sei‘s mit der Peitsche. Schmutziger,
sinnlicher, formbewusster als diese vier Grazer Radaubrüder gibt es derzeit niemanden
in Österreich: Katharsis ohne Kitsch, ein dreiviereltstündiges Bedrohungsszenario,
ein sardonisch-intelligentes Album, nicht ohne Sex. Aloa!! Verschiebt sich das
Klangspektrum ein wenig nach unten, wird es tragischer und nerdig-verschrobener, dann
landet man bei Reflector. Die bratzen auf ihrem neuen Album „pass“ geradliniger, aber
deutlich düsterer als die Kollegen von den Striggles. In zwölf Jahren hat sich das
Grazer Duo einen dunklen Sound erarbeitet, der seinesgleichen sucht. Langsame
Gitarrenkaskaden und ein mächtiges Schlagzeug formen sich zu einer Musik, die mir –
im Vergleich zu den Striggles – zwar immer ein wenig zu existenzialistisch vorkommt
(ein Grundproblem der härteren Noise- und aller anverwandten Rockschulen), aber immer
noch sehr überzeugend ist. Live stellen Reflector diese persönliche Hierarchie
übrigens nachhaltig auf den Kopf, da spielen sie die Striggles glatt an die Wand. Die
zwei befreundeten Bands (da haben sich die Richtigen gefunden!) haben obendrein für
eine Split-Single kollaboriert. Im Klasse-Artwork, für das Reflector-Gitarrist
Andreas Heller verantworlich zeichet, steckt rumpelnder, ruckelnder Hart-Rock mit
Low-Fi-Ambitionen für Feinspitze. Die Formationen coverten sich darauf gegenseitig,
was in beiden Fällen ausgezeichnet gelungen ist. Wie beide Alben wurde übrigens auch
die Single von Bernd Heinrauch produziert.
bertl / freistil / 2010
Entgegen erster Erwartungen entführen die Striggles nich nach Hawaii. Eher nix mit
Aloha, Cocktail schlabbern und Hüften wackeln, dafür voll aufs Maul. The Striggles
mixen nach unbequemer Rezeptur. Man nehme Schweinerock, Indie-Versatzstücke, dreckige
Blueselemente. Alles in Ruhe zerstampfen. Zutaten in den Fleischwolf. Mit Rock'n'Roll
und Eis servieren und auf die Wirkung warten. Auf Album Nummer2 brechen die 4 Herren
mit üblichen Genregrenzen und kredenzen ihren brummenden Experimentalrock. Absolut
spannende, unkonventionelle Kalngstrukturen, vol auf die Kokosnüsse. Die Striggles
finden ihre stärksten Momente in der guten alten Kunst der Wiederholung. Ein Riff,
das sitzt. Immer wieder. Zieht dich in den Bann. Um im nächsten Moment zu zerplatzen.
Einfach so. Dazu trockenes und zielsicheres Drumming, vielseitiger Gesang. Bis hin
zum lustigen Falsett ünerm Hardrock-Riff. Die Striggles können Planierraupe spielen.
Auch ruhige Momente erzeugen. Die Mannen um Robert Lepenik, der schon mit Melville
und Fetish69 durch die heimische Musiklandschaft geisterte, beweisen mit “Aloha”,
dass Leichtfüssigkeit und Zerstörungswut nah beieinander liegen können.
Michi N. / kapuzine / 2010
Ecorder scheint ein Herz für Newcomer zu haben. Nachdem 2008 Santigold – damals noch
als Santogold - mit ihrem Debüt auf Platz eins landete, so setzten sich im vergangen
Jahr The XX (im Bild) an der Spitze fest. Eine Platte, die doch mehr zu sein scheint
als bloß der nächste Indie-Hype. Auf Platz zwei hielten die Grazer The Striggles mit
ihrem schnörkellosen "Aloha" die Fahne für die heimische Szene und – noch wichtiger –
für harte Musik in die Höhe. Rock zwischen Noise, Blues und Stoner, den man 2009
nicht wirklich auf der Rechnung gehabt hat. Ein anderer Fall sind Mediengruppe
Telekommander, die mit "Einer Muss In Führung Gehen" wortwörtlich vom Partyschiff
sprangen. Ergebnis: Ein verhältnismäßig düsteres Album. Und Unverständnis bei Presse
und Hörerschaft. Hier nun aber unsere Alben des Jahres:
1. The XX –XX
2. The Striggles – Aloha
3. Mediengruppe Telekommander – Einer Muss In Führung Gehen
4. Arctic Monkeys - Humbug
5. Gossip - Music For Men
6. Zoot Woman – Things Are What They Used To Be
7. Phoenix - Wolfgang Amadeus Phoenix
8. Monobrother – Haschgiftspritzer
9. The Prodigy – Invaders Must Die
10. Yeah Yeah Yeahs - It's Blitz
Franz Keiblinger und Ernst Susicky / ecorder.at / 2010
On their sophomore full-length release "Aloha," The Striggles aren't fooling anyone.
With a bright, somewhat odd album cover and a heavily pounding, sludgy sound,
Austrian band The Striggles seem to be tilting their hat, appreciatively, with a nod
and a wink, to the Melvins. And, really, who could blame them? These days The
Striggles are just one in a long line that has formed to worship at the Melvins'
altar. At least The Striggles aren't coy about it.
The Striggles aren't in any rush as they dig in with heavily pounding riffs on tracks
like "Ease It" and the more grooving instrumental "Naiv." "Up To Me" rips through the
room like a tornado: fast, chaotic and loud. Elsewhere the heaviness fades into the
background for the the twangy and unhinged guitar on the slow and loose "Dull & Lazy"
where the instruments all but drop out for the vocals on the verses while those
vocals become falsetto for the start-stop rhythm of "Jack," perhaps the album's only
"poppy" track. Be sure to check out closing track "Lord," too, as it creaks and
scratches for seven minutes with a somewhat industrial-sounding experimentation.
The Striggles spend "Aloha" focusing on full-length songs but when they decide to
play around and experiment, the result is just as strong. The Striggles have the
skill to avoid being pigeonholed with their Melvins-like sound but they don't venture
too far from it either. The result is that "Aloha" is consistent and extremely
likable.
Corinne / pluginmusic.com / 2010
STRIGGLES / REFLECTOR – split 7”
Two weeks ago I happened to be roaming about in my cellar and I opened an old box and
found some old fanzines. So on a hunch I decided to grab two issues of Howl magazine,
number 10 and 11 from late 1991, to read them. What a riot. I was instantly drawn
back into the best years of my teen/twendom. The records reviewed all happened to
somehow make it into my collection throughout the years. There are articles about the
Honeymoon Killers, Louis Tillet, Thin White Rope, Sympathy for the record industry,
Antiseen, Posion Idea, Okra records, Melvins on their new album "bullhead" and so on.
All the greatest noiserock and grunge rock is there. One reviewer rants about the
first single by Hole saying they will never stand a chance of ever making a name for
themselves. There is even an advertisement for Nirvana's "Nevermind" with a copytext
reading: "they are already a hot name amongst scenesters in England!" And you know
what else was obviously all the rage around '91? Single clubs. And I mean record
labels that release special singles and send them to subscribers. I bet all of those
are worth a million now.
Now here is a single where two great noise rock bands cover each other's songs. How
cool is that!? Makes me feel even more like 1991. Reflector kick into "Sorry" with a
slow (what else!) noise rocker with distorted vocals mixed into the back, which makes
it sound like one of my favorite noiserock bands from back then, Distorted Pony. If
you know them you are a friend of mine. Then they break into a basic Melvins-Metalriff that will make them a lot of friends, I am sure. Then back to slow grind. The
Striggles on the other hand add some falsetto vocals to "Disillusion" and bang away
on hit with heavy drums and bass and a distorted guitar the way it should be. I am
thinking Tar constantly. And then Chokebore. And then Tar. Closing down The Striggles
pay tribute to Reflector's outstanding approach to music by having a long, echoing
drum solo that sounds more like Joe Prestons Melvins/Kiss-Solo-12". Believe you me,
The Striggles "Aloha" and Reflector's "Pass" are amongst the best albums that have
been released in 2009. So you better also try to get ahold of this seven inch to
deepen the impact and give some nice people a friendly handshake. PS: If you happen
to own some more issues of Howl magazine, early ones especially, drop me a line. If
you have the accompanying seven inch to go along, I pay good money for that.
Georg Cracked / Cracked Netzine / 2010
THE STRIGGLES - Aloha (Noise Appeal)
Bist du deppad! Die Striggles sind Profis, keine Frage: Eine Allstar-Combo mit Sitz
inm der Steiermark rockt und rollt dir da den Schädel weg. Deftig gewürzter
Schweinerock ("Wait"!) wechselt mit den Bausteinen, die jener Kapitän Rinderherz uns
hinterlassen hat, bis hin zum aufgelösten Formverlauf. Der Sound fährt extrem gut,
auch live ist das immer wieder ein dufter Schlag mit dem Knüppel in die Fresse.
Aloha!, aber sowas von!
Rokko / Rokko's Adventures / 2009
Das Label Noise Appeal Records überrascht die Hörerschaft des Öfteren mit guten
experimentellen und vor allem rockigen Acts. THE STRIGGLES aus Österreich bilden hier
keine
Ausnahme.
Diese
scheinen
einen
Spagat
zwischen
konventionellem
und
experimentellem Rock machen zu wollen, denn auf dem aktuellsten Album „Aloha“ ist
beides in gleichem Maße vertreten. Schon das Pop-Art Coverartwork zwitschert die
Intention der Band moderne, unübliche Musik zu fabrizieren. Man wird nicht
enttäuscht. Ich habe noch nie eine solche abwechlungsreiche Monotonie gehört, denn
trotz der sich bei jedem Lied ständig immer wiederholenden Riffs schaffen es THE
STRIGGLES mit einer Ausgewogenen Mischung unterhalb der Lieder die Langeweile aus
ihrem album zu verbannen. Das heißt, dass zwar jedes Lied sehr eintönig, aber jedes
Lied unterschiedlich eintönig ist. Das gefällt mir sehr gut, denn so kann man die
individuellen Facetten der Musik richtig genießen. Zudem wird dadurch gewähleistet,
dass die Stärken der einzelnen Bandmitglieder separiert in Szene gesetzt werden. Das
heißt z.B. bei ruhigeren Stücken spielt der Bass hörbarer, oder bei den rockigsten
Liedern variiert der Drummer den Rhythmus und zeigt dadurch, was er kann usw. Auch
der Sänger beherrscht alle Stimmlagen, die für Rock wichtig sind (das wären die IRON
MAIDEN Stimmlage, die THE SWEET Stimmlage (oh ja, die ist wichtig!), die MOTÖRHEAD
Stimmlage und die OZZY OSBOURNE Stimmlage). Das ist genau das, was diese Band
braucht. Man merkt also schon an der Musik, dass sich die Jungs gesucht und gefunden
haben. Das experimentelle Feuerwerk befidet sich meiner Meinung nach übrigens am
Ende. Der Song „Lord“ vereint Rock’n’Roll mit Monotonem Doom- und früherem Proberaum
Black Metal. Fast schon schade, dass die Jungs keinen Black Metal machen, denn selbst
vor HELLHAMMER bis hin zu den früheren DARKTHRONE Sachen würden THE STRIGGLES immer
noch authentisch klingen, aber es ist schon gut so wie es ist. Was mich jedoch etwas
stört ist die stellenweise etwas zu leise abgemischte Gesangsspur. Diese sollte
einfach lauter und deutlicher herauszuhören sein. Ansonsten ist an der Produktion
nichts auszusetzen. THE STRIGGLE sind also eine absolut vielseitige Band. Es ist halt
so, dass jede Musikrichtung, welche die Jungs anstimmen bessere Alternativen in Petto
hätte (will meinen es gibt bessere Hard Rock Bands, bessere Alternativ Kombos…). Wenn
man aber eine Reise durch die Facetenreiche Rocklandschaft unternehmen will und dafür
nicht für jede Richtung ein ganzes Album anhören möchte, dann führt kein Weg an THE
STRIGGLES vorbei. Abschließend ist zu sagen, dass sich insbesondere Freunde des guten
Rocks jenseits des Mainstreams überlegen sollten, sich das Album zu kaufen, denn es
gibt keine mir bekannte Band, die mit THE STRIGGLES vergleichbar wäre.
jannick / burnyourears.de / 2009
The Striggles: Aloha
Hardcore-Blues reicht harschem Noise Rock die Hand. Das Grazer Quartett hat ein
intelligentes und sehr bedrohliches Zweitwerk eingespielt.
Jahresrückblick / Steiermarkfalter / 2009
THE STRIGGLES - Aloha (Noise Appeal)
Dies ist das zweite Album und, ja nun, in der Wahl ihres Bandnamens haben sie
eindeutig versagt, die vier Grazer. So kann man nicht heißen. Außer man ist eine
Fifties-Tanzbodentruppe mit Schlurf, Creepers und "Maturaball" im Tourkalender. Aber
sind sie das? Nein. Aber so was von nicht. Diese Herren sind Noise, schwerer Rock,
Schrei-Blues und geschult in der Kraft durch Verneinung. Keine Attitüden, keine
Posing, keine interaktive Homepage, kein gar nichts. Außer das was es ist:
ohrenbetäubendes, hirnreinigendes und schubladenfernes Kopf-runter-Kinn-nach-vorne
Lärmen. Stoner Rock Elemente, Indie Strukturen, Blues Riffs, das geht alles zusammen.
Und führt zu internationaler Beachtung, immerhin hat man beim Elevate Festival dieses
Jahr mit Damo Suzuki gezeigt, wo der Bartl den Most herholt. Aus Graz. Ausgerechnet.
Mit diesem Namen! Unfassbar. Klasse. Ohren auf!
Alice Gruber / Skug / 2009
Zum zweiten Mal präsentieren THE STRIGGLES hypnotisierenden Riff-Wiederholungs-Rock.
Das Grazer Quartett veröffentlicht nach dem im letzten Jahr erschienenen Debut
"Expressioism" mit "Aloah" (nur als Vinyl 12 erhältlich!) eine neue Noise Rock
Attacke, ohne jedoch wirklich Noise Rock zu sein. Denn auch ein wenig
"Nickelbrillen"metal und der sogenannte "Hardcore-Blues" haben sich mit in das
Konzept gemischt. Sowohl der Gesang als auch die instrumentale Ausrichtung lassen
sich nicht in ein bestimmtes Schema pressen, neben den im Eingangssatz genanntem
Trademark des disziplinierten Wiederholens von ein und demselben Riff bis hin zum
gefühlten Kopfnirwana schunkeln THE STRIGGLES ihre Kiste zwischen schwungvoll,
walzend und experimentell. Dabei sind THE STRIGGLES immer äußerst cool und
routiniert,
trotz
aller
Zurückgenommenheit
kommt
keine
Langweil
auf.
Der
staubtrockenen Produktion ist es zu verdanken, dass "Aloah" brachial kracht und somit
dem auf dem Artwork angedeuteten Aufeinandertreffen des schwarzen Kaninchens mit der
Fliege, die sich an der Blume labt, lässig entgegen geschaut werden kann.
clement / allschools network / 2009
The Striggles: Aloha
Lüpfiger Noise-Rock aus Österreich. Und zwar nicht irgendwie, sondern vollkommen
verrückt. Hier werden die Extreme ausserordentlich stark ausgelotet. Von variabel
über einfühlsam bis komplett nervtötend ist da alles vorhanden. Starker Tobak!
Diese vier Herren aus Graz haben wirklich einen kleinen aber feinen Schaden. Hier
wird die Repetition und der Lärm fast in Perfektion zelebriert. Jeder dieser acht
Songs ist auf seine eigene Weise unglaublich konsequent und gegenüber den anderen
Songs recht einzigartig. Der Grundaufbau ist hier jeweils schon fast der ganze Song,
auch wenn die sich meist sehr interessant anfühlen. Man kann zum Beispiel kaum
glauben zum Beispiel der unerträglich minimalistische Opener „Ease It“, der wie die
St.Anger-Metallica im Doom-Wahn klingt und das jazzige, beinahe an Earth erinnernde,
und durchaus feingliedrige „Life Is Pretty (Black)“ auf dem selben Album sind. Dann
gibt’s da aber auch noch kaputter Noise mit Heliumstimme („Jack“), Krach („Up To Me“)
und einen wirklich sehr guten Stoner-Blues-Track namens „Naiv“, am Schluss gar noch
einen astreinen Drone Doom-Song. Dieses Album ist herausragend vielseitig und vor
allem auch sperrig wie sonst fast nichts. Das aber auch auf sehr hohem Niveau. Der
Band merkt man dann auch ihre Spielfreude und auch die instrumentale Qualität
jederzeit an. Wer wieder mal gut zerstörte Musik, die richtig herausfordert, hören
will, soll nicht zögern. „Aloha“ ist ein vollkommen gelungenes wenn auch sehr
anstrengendes Album. Lasst euch da mal nicht vom Cover täuschen.
reto / pitfire.net / 2009
Harte Klänge aus heimischer Produktion: Reflector aus Graz firmieren unter dem GenreSchlagwort "Sludge-Rock", Noiserock zum Quadrat. The Striggles um Robert Lepenik
servieren ebenso hochenergetischen, rhythmisch flexiblen "Rock noir". Eine Abend zur
Reinigung Muzak-verstopfter Gehörgänge!
DER STANDARD / 2009
The Striggles befeuern nun bereits zum zweiten Mal die Stereoanlage mit
tonnenschwerem, intelligentem Gitarrenrock. Ihrer Großtat in Sachen raubeiniger
Intelligenz "Expressionism" schickt das Quartett nun mit "Aloha" (Noise Appeal) ein
zweites, nicht minder aufregendes Album nach. So formbewusst wie die Striggles lassen
derzeit wenige Bands di Sau raus. Das krachende "Aloha" schlendert zielgerecht
zwischen Lärmattacken, Experimentalrock, brachial-sexy Rhythmen und sich stets
bedrohlich gebenden Ruhepolen. Live ist diese Klang gewordene hochklassige Mixtur aus
Übellaunigkeit und Lebenslust, Humor und bitterem Ernst morgen Samstag im Grazer
Forum Stadtpark zu erleben.
Martin Gasser / Kronen Zeitung / 2009
THE STRIGGLES - aloha: Ka-Pang! And you are right in the middle of a fucking noiserock hailstorm, banging with ferocious energy like somebody put a jackhammer to your
head. Exactly the way it should be. Damn, yes, noise rock with a big N. Not fast, not
slow, but heavy. It is probably another insider joke that the first track is called
“ease it” and does the exact opposite. Who cares anyway? “Aloha” is the second album
by The Striggles who have already been praised as a great noise rock band,
rejuvenators of dirty rock’n’roll, adepts to Jesus Lizard and the whole AmRepcatalogue, ingenious advocators of originality in heavy rock, and what else. Some of
that by me, I confess, but I am not ashamed of my fandom. But if you find a band that
manages to do some very important things all at the same time, it is also important
to feel the duty to call out in their praise. Things such as avoiding rock clichés
from the everlasting rehashing of the same stupid riffs or verse / chorus / verse /
chorus / bridge / chorus structure to the everlasting sexist clichés of muscle cars
to tits on sticks. Yes, rock symbols from the skulls to the eightballs are cool, but
they also easily fall into either kitsch or dumbness. Like a Lamborghini covered in
Hello Kitty or a wheelchair with flame painting. Hm, I might think again about the
wheelchair when the time comes, but you know what I mean. The Striggles avoid clichés
and instead try to find something original. That is cool. Even when on “jack” they go
into high pitched falsetto, which you might take as an ironic stab at heavy metal
singing, a tribute to Led Zeppelin or pure rock’n’roll. I mean, I like the Eagles of
Death Metal a lot. They are a great rock’n’roll band and very entertaining to watch.
They pull off lines like “Shit, goddamn, I’m a man, I’m a man” with credibility and
energy. The Striggles are different, though, in that they are not as easy to swallow
as the Eagles. But don’t ever mistake either of them for a joke or a fun project.
Better breathe in the energy, swallow and try to keep it down. Another thing is to
keep up the energy level that noise rock should radiate at all times. I have a theory
that good heavy guitar music (not metal!) comes from places that are regularly hit by
cold weather. Therefore bands have to huddle in their rehearsal spaces and then turn
up the amps in lack of proper heating to warm up the cellar or whatever space they
are confined in. That is why grunge rock came from Seattle and noise rock from
Chicago and the Butthole Surfers turned boring when Gibby Haynes moved to Los
Angeles. (Drugs might have played a role in that, too, sure, but if you think that
heavy drugs are not available in the countryside you are sadly mistaken.) And that is
also why Austria has quite a fair share of great noise rock bands (do I have to
mention Bulbul?) and The Striggles are amongst the top. The third thing is to keep
the balance between standard tricks and new stuff. There is some crazy shit going on
during “naiv” like very low bass frequency humming and weird slide guitar
interruptions, and that is things you may want to pull off here and there. But a
great noise rock record quickly returns to banging the listener on the head, and so
“up to me”, the next song, is as close to Melt Banana as a male band from Austria
might ever get to. (Nothing can beat the craziness of Japanese noise balls, but this
is already very good.) Too much standard and the record turns dumb and foreseeable.
Too much craziness and you’ll end up with a slab of endless noise and a freakshow in
space frequency. The latter is probably the better to the first, but for noiserock is
still rock, and rock needs to rock. Ask Jack Black, he’ll explain it to you in more
detail. I admit, I mostly have no idea what they songs are about. I am able to
discern a few lines here and there, but what do I make of “all those beauties / do
their duties” (from “life is pretty (black)”)? That the songs seem to be about
general discontent with the way things are going in individual lives as well as in
society is a truism even I step away from, because what isn’t? If you have ever lived
for weeks with the bad feeling in your gut that something bad is going to happen,
something you cannot control but which will affect your live adversely in many ways,
and that hung above your head like an eternal black cloud of black weather, then
you’ll know the sentiment. So here is my advice: Open a beer or two, kick back and
let the energy rip through you.
Georg Cracked / Cracked Netzine / 2009
The Striggles – Aloha
Minimal-(Blues-)Rock, der sich an den ganz Großen orientiert und diese auch erreicht.
Mit "den ganz Großen" sind zwar nicht unbedingt AC/DC oder The Ramones gemeint, aber
immerhin Queens Of The Stoneage, The Melvins, Ministry zu "Filth Pig"-Zeiten und die
Mike-Patton-Band Tomahawk. Gleich beim Opener "Ease It" wummert der Gitarrensound mit
einer Kraft aus den Boxen, dass es eine helle Freude ist – kein Wunder: Für den Sound
ist wieder einmal Produzent Bernd Heinrauch verantwortlich, der auch schon mehrmals
die Noise-Appeal-Labelkollegen Reflector betreut hat, die schon seit Jahren dafür
bekannt sind, den Boden ordentlich zum wackeln zu bringen. Aber zurück zu den Songs
von "Aloha", dem Zweitwerk der Striggles. Seitdem sich die Queens nach "Rated R"
immer mehr von ihrem hypnotisierenden Riff-Wiederholungs-Rock verabschiedet haben,
hat einem eine Platte nicht mehr so umwerfend den Kopf verdreht. Das ist auf alle
Fälle verdammt cool wie die Band aus Graz zwischen straight ("Ease It", "Wait",
"Naiv") und schleppend ("Dull & Lazy", "Life Is Pretty (Black") wechselt. Bei aller
Betonung der Riffs, verdienen auch der abwechslungsreiche Gesang und das punktgenaue
Drumming lobende Worte. Wäre da mit "Up To Me" nicht eine Noise-Rock-Attacke neben
der Geräuschkulisse "Lord", würde man fast prophezeien, dass die noch richtig groß
werden. Aber wer weiß … Erzählungen zu Folge haben auch die Melvins und Josh Homme in
grauer Vorzeit nicht immer in ausverkauften Hallen gespielt.
Franz Keiblinger / ecorder.at / 2009
Megaphon Platte des Monats: The Striggles: Aloha
Nach ihrem Debütalbum "Expressionism" legt das Grazer Quartett The Striggles rund um
den Gitarristen Robert Lepenik (Melville, Fetish 69) nun mit "Aloha" eine weitere
knackige Rock-Exegese vor. Die Band atmet Blues ein, haucht ihn aber mit bösartigem
Mundgeruch wieder aus und versteht es, harten Rock zu skelettieren, ohne sich in
herkömmlichen Post-Rock-Mustern zu bewegen. Sie sind schwer und gleichzeitig agil,
experimentell und gleichzeitig diszipliniert. Und so brachial sich ihr Hardcore-Blues
auch mitunter offenbart, schlau und überlegt ist das ganze, inklusive Reminiszenzen
an die früheren Tage. Wer es zu schätzen weiss, wenn es deftig rockt, Rockmusik aber
mitunter als zu banal empfindet, der sollte zu den Striggles greifen.
Tiz Schaffer / Megaphon / 2009
Ein Aloha für Hartgesottene
Wer letzte Woche vielleicht die neue Produktion des Theaters am Ortweinplatz “Das
heilige Kind” besucht hat, ist auch der Musik von Robert Lepenik begegnet. Freunden
extravaganter Popmusik ist der 42-jährige Grazer und Gitarrist sowieso schon in den
verschiedensten Formationen über den Weg gelaufen. In den 90ern mit Fetish69, später
dann mit Melville, auf dem elektronischen Experimentallabel tonto hat er etwa
zusammen mit Bernhard Lang als Laleloo veröffentlicht. Auch die restlichen Striggles
sind vielseitig tätig. Der zweite Gitarrist Gottfried Krienzer etwa bei Code Inconnu,
Sänger Martin Plass war schon Musical-Sänger: Dennoch meint Lepenik: “The Striggles
sind wie ein Körper”. Und in der Tat ist das neue, zweite Album eine kompakte
Angelegenheit. Blues-Essenzen auf Abwegen, schwerer, gleichzeitig agiler und
reduzierter Rock, harsch aber formschön, überlegte Brachialität. Und Sänger Plass
haucht einem beileibe kein sanftes “Aloha” entgegen.
Tiz Schaffer / Steiermark Falter / 2009
Das Cover zieren ein Häschen und eine Fliege, Kinder solten aber ihre Finger lassen
von "Aloha" (Noise Appeal), dem heurigen Album der Grazer Band The Striggles. Das
Quartett um Robert Lepenik setzt seinen 2008 mit "Expressionism" eingeschlagenen Weg
konsequent fort und mischt Noiserock mit ausgeprägter Lust am Free-Rock-Experiment
sowie einer mehr oder weniger liebevoll in Säure eingelegten Form von Blues.
Intensität, Druck und prächtige Stumpfheit wechseln sich ab mit vertrackten Passagen,
abgründigem Humor und auch Leisetretern, wobei die Ruhe stets etwas Bedrohliches hat,
selbst wenn der Lärmeinbruch dann doch nicht stattfindet. Musik für Buben, die immer
schon von einer Kooperation zwichen Jesus Lizard und Captain Beefheart träumten.
Als Gastmusiker ist Lepenik auch auf "Pass" (Noise Appeal/Rock Is Hell) zu hören, dem
neuen Album des ebenfalls steirischen Duos Reflector. Mit wuchtigem Schlagzeugspiel
und einer weniger kreischenden, vielmehr brummenden unnd dröhnenden Gitarre
fabriziert man vornehmlich instrumental gehaltenen Nickelbrillenmetal ohne strenges
Stildiktat. Dramaturgisch geschickt aufgebaut, gehen Disziplin und Räudigkeit Hand in
Hand, und ein eineinhalbminütiges Metalpunkbrett steht problemlos neben dem langen
Songfluss der natürlich nie ein ruhiger, sondern stets ein von Wirbeln durchsetzter
ist. Musik für Kurzhaarmetaller, deren Luftgitarren extratief hängen.
Gerhard Stöger / Falter / 2009
Grosstaten aus Graz! Die allerbeste Musik kommt mitunter aus der Steiermark. Unter
dem Namen "The Striggles" hat sich ein illustres Quartett formiert: Die Gitarristen
Robert Lepenik (unter anderem Ex-Fetish 69) und Gottfried Krienzer (von der
wunderbaren Rockband Code Inconnu) spielten mit Bassist und Sänger Martin Plass und
Schlagzeuger Slobodan Kajkut das Album "Expressionism" (www.noise-appeal.com) ein.
Vier ausgeprägte Charakterköpfe destillieren aus der klassischsten aller RockbandBesetzungen einen schweren, aber auch eleganten Sound: Gitarren wie Schneidbrenner,
ein Schlagzeug wie eine Gischt. Musikalische Brüche und nich wenig Humor sorgen
dafür, dass erst gar keine Macho-Herrlichkeit aufkommt. Ein Monument intelligenter
Raubeinigkeit.
Martin Gasser / Kronen Zeitung / 2009
THE STRIGGLES – Expressionism - Noise Appeal Records
Schwerer, harter Blues. Elementare Rockgewalt öffnet sich kraftvoller Funkyness. Ein
Sänger als Scharfrichter. Elegant kanalisierter Zorn.
Jahresbilanz 2008 der Kulturredaktion / Steiermarkfalter / 2009
THE STRIGGLES – Expressionism - Noise Appeal Records
Da war ich mal wieder positiv überrascht, als ich das Noise Appeal-Packerl in den CDPlayer legte. Feinster R.O.C.K., der mich noch am ehesten an Tomahawk erinnert. Eine
weitere Gemeinsamkeit: auch hier haben wir es mit einer Supergroup zu tun, bestehend
aus Ewig-Tausendsassa Robert Lepenik (u.a. Melville, Fetish 69), Gottfried Krienzer
(u.a. Code Inconnu, Automassage), Martin Plass (Die Sekte, Pol Ton) und Slobodan
Kajkut, der bei Georg Friedrich Haas und Clemens Gadenstaetter – sprich: feinsten
zeitgenössischen Komponisten! - studiert hat. Sehr spannendes Ergebnis!
Rokko / Rokko's Adventures No.4 / 2008
2008 scheint ein besonders guter Jahrgang für Rock’n’Roll made in Austria gewesen zu
sein. Angesichts des Meilensteins „6“ von Bulbul, „The Orgy“ ihrer Freunde und
Kollegen von Tumido und „a tempo! a tempo!“ von Valina stehen die Chancen gut, dass
man sich Jahrzehnte später nach dem 08er-Rock aus Ö-Land alle Finger abschlecken
wird. The Striggles legen nun ein Schäuferl nach und bringen den Ofen zum Glühen. Das
Generationen-übergreifende Bandprojekt aus Graz macht Nägel mit Köpfen und greift
dafür gleich zu Beginn zum Hammer: „Sorry“. Einige Zeit später brodeln von unten die
sinistren „Endless waves“, noch bedrohlicher, weil minimalistischer wird’s im
„Choral“. Prächtiger Boogie treibt „Free to be saved“ unaufhaltsam voran, „Each time
you pop up“ wechselt unvermittelt ins psychedelische Fach, und die abschließende
„Adoration“ verdient die Anbetung der Gläubigen. Dekoriert mit dem wunderbaren „Zippy
the pinhead“-Comicstrip von Bill Griffith, verknüpft der Expressionismus von The
Striggles den Intellekt mit diesem Gefühl dort in der Körpermitte. Serviert die
Spezialität des Hauses, das wie gesagt 2008 neue Schärfe erlangte: Hirn mit Herz und
zwei Eiern!
felix / freistil / 2008
Schon das Coverartwort zeugt von eindeutiger Geschmackssicherheit des Grazer
Quartetts, ziert es doch die legendäre siebziger Cartoonfigur "Zippy the Pinhead"
(jenen, die damit nichts anfangen können, sei zippythepinhead.com empfohlen.
Ambitioniert und doch bodenständig ist es geworden, das Debütalbum der STRIGGLES.
Fast schon erdverbunden kommen die neun Songs auf "Expressionism" daher und zerstören
gekonnt alle Erwartungshaltungen, die die überintellektuelle Indierock-Hörerschaft so
an den Tag legt. Es ist ein teuflisch rhythmisches Noiserock-Gewitter, das über einen
hinweg fegt, in Zaum gehalten vom großartigen Gesang von Martin Plass. Als
musikalische Einflüsse nennt man CAN, SONIC YOUTH, CAPTAIN BEEFHEART und SHELLAC.
Österreichische Legenden wie VALINA und BULBUL haben eindeutig Konkurrenz bekommen.
Robert Buchmann / Ox-Fanzine / 2008
Was ist ein Striggle? Eine schaurig, schummrige Lärmwolke über dem dreckigen Boden
der unaufgeräumten NoiserockerWG. Ein wohlriechender Hauch von Soundattacken im
Schatten
einer
neuen
artsyfartsy
(sic!)
Postrock/PostpunkMeute.
Ein
schwer
identifizierbares, krautiges etwas, das
sich anschmiegt und irgendwie seltsam
angenehm ist wie ab und zu das T-Shirt vom Vortag. Ein Geheimnis, versteckt wie der
heilige Kral bei Indiana Jones. Hinter dem Vorhang der Musikassoziationen quietscht,
quäkt und grunzt es gehörig und hinter vorgehaltener Hand könnte man sagen:“...das
ist ja, wie...“. Tut man aber nicht. Aus gutem Grund: und da geht´s wieder von vorne
los: Ein Striggle ist eine etwas verwaschene, breiige Kreation. Ein Leben zwischen
den Welten. Ein gut gemeintes Anecken. Irgendwie ein ausgegorenes, toll assoziatives
Hirnding, für viele nicht durchschaubar. „Suzie“ und „mmh_Zzz“ z.B. sagen: Ein
Striggle ist ein Striggle ist ein Striggle, und was für einer!
Huck / Kapuzine / 2008
Der Striggles-Gründer und weit gereiste Musiker Robert Lepenik (Fetish 69, Melville)
hat das "The" vor Striggles ganz bewusst gesetzt. "Es macht klar das wir einfach eine
Rock-Band sind.", meinte Lepenik. Eine hoffnungslose Untertreibung. Das Quartett ist
mehr als das "The" jemals sagen könnte. Sie sezieren Post-Hardcore am lebendigen
Leibe und legen blutverschmierten Blues und Funk frei. So zornig wie Steve Albini,
rythmisch und versiert wie NoMeansNo und denoch so diszipliniert wie die Post-RockÜberväter Slint. Sänger und Bassist Martin Plass war schon als Musical-Sänger tätig.
Dort hat er seine Seele nicht verloren, in expressionistischer Manier schnalzt er sie
einem vor die Füsse. Ein harsches, ein gutes Werk.
Tiz Schaffer / Steiermark Falter / 2008
On the press fotograf the four guys in the band sit around a breakfast table of half
eaten eggs, instant cacao and yesterday’s newspapers in their coats and act all as if
the camera wasn’t there even though all four of them are looking straight into the
lense. And despite all of these contradictions, I believe it is easy to talk to them
for the length of a beer about common denominators from their musical socialisation,
noise rock trivia and subculture tidbits, which positively includes a label that
spells noise in the back in big letters or bands that Duane Dennison has been in or
still is. Then they will strike the stage and burn the hall down, leave people
scarred and smiling happily with the beer in their hands slowly turning stale as the
light dims. Thankfully, the hype around bands with a “the” in front of their name has
died down and so it is easy to call them to the fore and spell it out loud that
“expressionism” is the musical equivalent of something fueled with gasoline that
might blow up at any minute, still you like to tinker with it. And then it goes kaboom! Nothing for the kids, this is grown up noise rock. Thank you. The sound of The
Striggles is reduced to the max, basic, explosive noise rock. Sometimes they try go
into the mechanic animal routine of bass/drum/guitar synchronisation that Shellac
(and AC/DC, just to be complete) are masters in. Then they do that kind of twisted,
distorted freak blues abomination that made Jesus Lizard into the cult idols of
testosterone noise blues. Then they go for freak award and skip the concept of
structure in favor of something more obscure and roundabout. They stretch in so many
directions at once with rolling bass lines and driving drums mixed with screeching
and screaming guitars, it makes me think of a workbench stacked with the nicest
implements and tools, from carbon power drills to circle saws. The things you could
do with that? The damage you could inflict? The creativity that could be born from
destruction? The volume of the machines and the power of the loudness of the noise –
sometimes I think the amplifier in itself was the most important musical invention of
the 20th century. Unfortunately, The Striggles sometimes shy away one step from the
ultimate extremity that would make “expressionism” a truly outstanding album. Which
is an unfair thing to say when actually in comparison to what is being released
currently in Austria this is a wonderfully exciting album filled with gasoline
drenched noise rock songs. Believe it or not, I have more than a handful of favorite
albums that you may say the exact same thing about. And anyway, they make up their
97,5 % in extremism in versatility and originality. And by using Zippy as a cover
model, which is another late Eighties cultural micro-distinction you might not even
remember if you were interested in comics back then. As I hinted at, these four guys
know exactly what they are doing. Because they are grown up, mature noise rockers
with enough experience in a slew of different bands (amongst them Fetish 69, Melville
and others), musical memories of their own and strange ones, as well as a feeling for
how to fuse weirdness with volume. The album has the prfect factors to listen to it
twice in a row, not only because it does what it has to do in somewhat below fourty
minutes. Mostly because it is not boring. And because the last song on here
“Adoration” is also one of the best ones. The scorchers and faster songs are up front
and the end. The longer you listen to it, the more it becomes recitative and
experimental. And then explosive again. Even if that means rhyming the following
intro “Oh fuck / oh shit / Oh Suzy / Komm mit.” and then before breaking into more
great noise rock delivering some more rhymes between drunken teenage fun and modern
cultural commentary on the state of things to come. “Suzy is happy / she is young and
pretty / Henry can get her a fuck / what a pity” – and I think that song is about a
Meth addict turning his girlfriend into a skank whore. In more than one way the
contradictions never end, but next to the illusion of control the illusion of solving
contradictions is the biggest lie that modern people seem to live under. (The
illusion that people won’t hear the singers accent is just a minor one indeed – and
only disconcerting for the most picky people.) I don’t know where this is heading,
but I sure like the ride. (07/2008)
cracked netzine / 2008
In der schwierigen Disziplin der schlauen Härte auf Stromgitarrenbasis hat der
österreichische Rock-Underground mit den aktuellen Alben von Bulbul („Bulbul 6“) und
Valina („A Tempo! A Tempo!“) heuer bereits zwei international konkurrenzfähige
Modelle hervorgebracht (der Falter berichtete). Jetzt gesellt sich ein drittes dazu:
The Striggles kredenzen auf „Expressionism“ (Noise Appeal), ihrem Debüt, eine
anregende Mischung aus dynamischem Haudrauf, gediegenem Rock Noir und – vor allem –
Noiserock, der trotz zweier Gitarristen in der Band stark auf die Rhythmusabteilung
konzentriert ist und entsprechend wuchtig und beweglich daherkommt. Im selben Moment
diszipliniert und entfesselt, scheint den vier Grazern dabei ganz gerne auch der
Schalk im Nacken zu sitzen, was gerade in der gestrengen Harte-Buben-Abteilung kein
Fehler ist.
Gerhard Stöger / Falter / 2008
Zippy the Pinhead ist Comic-Interessierten bestens bekannt. Der Glatzkopf mit
Schleifchen am Kopf wurde Anfang der Siebziger vom amerikanischen Cartoonisten Bill
Griffith ins Leben gerufen. Im Gegensatz zu Garfield wirklich etwas fur schlaue
Erwachsene. Dieser Zippy jedenfalls ziert auch das Cover des Debütalbums der
Striggles. Natürlich mit ausdrücklicher Genehmigung von Griffith. Eine ausdrückliche
Empfehlung sei hiermit für "Expressionism" ausgesprochen. Das vom Grazer Robert
Lepenik ins Leben gerufene Quartett denkt das Paradigma der Blues in Richtung
Hardcore und zeigt zusätzlich, dass mit ein wenig Understatement Funk nicht nur ein
Genre für Angeber ist. In Summe ein äußerst kraftvolles Werk, das diszipliniert und
räudig zugleich ist. Und ähnlich wie Zippy - im Inneren des Covers - der Emotionen
wie Zorn, Eifersucht oder Lust seinen ganz eigenen mimischen Ausdruck verleiht, weiß
auch der ausgezeichnete Sänger und Bassist Martin Plass diese Expressionismen in die
Sprache des Pop zu fassen.
Megaphon / 2008
The Striggles sind ein neues Quartett rund um den umtriebigen Grazer Gitarristen
Robert Lepenik, der sich hier seiner Vergangenheit bei der Beuschelreißertruppe
Fetish 69 entsinnt, allerdings auch deren Entwicklung vom brachialen IndustrialNoiserock zur ungemütlich-TripHoppigen Elektronik mitdenkt. Zwischen heftigem, vor
allem
durch
die
wuchtige
Rhythmusabteilung
überzeugende
Rockintensität
und
sountrackartigen Tracks, die bis zu neun Minuten dauern können, ist auf der aktuellen
Demo-CD der Striggles jedenfalls einiges möglich; "hintersinnig, experimentell und
gut" bietet sich als Kurzbeschreibung an.
Falter / 2007
Have you heard (of) The Striggles yet? No? Then it is time to free yourself of the
ear-wax of mainstream guitar music. This band doesn't fulfill any of your rock or
indie expectations or whatever genre it may be. The music of The Striggles is more of
a creative stream than a final product. There are a few constants though. The years
of experience of the musicians for example. Or the musical influences that range from
bands like Can, Sonic Youth and Captain Beefheart, to Snakefinger, Shellac and John
Lee Hooker. Now who are these guys? There is Gottfried Krienzer on guitar who also
plays in the noise-rock-electro band Code Inconnu whose second release “Spoil,
Microbe” was frenetically celebrated as one of the best releases of 2006 in Wire
magazine. Then there is Robert Lepenik, also on guitar, who many know for his great
work as composer and musician in projects and bands like Melville or Fetish 69 and
the Grazer art group tonto. Bassist and singer Martin Plass sang in musicals and also
played in experimental projects like Pol-Ton, Die Sekte and Nectarius Soft. And last
but not least there is Slobodan Kajkut on drums. A member of countless bands he also
composes contemporary - and controversal - music (after having studied with Georg
Friedrich Haas and Clemens Gadenstaetter). Sounds like an explosive mixture, doesn't
it? It does. And it is one. The diversity of musical pasts and the sometimes even
contradictory approaches create a new and surprising sound. No wonder they were the
hottest topic among the audience of the Interpenetration Festival 2006 in Graz (where
they premiered). The first demo recordings promise more hysteria and gossip for the
time their first cd will be out.
Dr. Nachtstrom / 2007
AUTOMASSAGE
Wer sich an „We Should Get Rid Of Our Saxophone Player“ heranwagt, sei gewarnt: Von
Beginn an watet man hier bis zum Bauchnabel durch wild durchwühlten Krachschlamm.
Noisig kann ja an für sich eine schöne Sache sein, solange wabernde disharmonische
Lärmorgien und Melodien sorgfältig aufeinander abgestimmt sind. Zu viele Hindernisse
machen aus einem anregenden Spaziergang aber dann doch eher einen anstrengenden
Hürdenlauf. Nein, das ist keine Snippet-CD, einzelne Tracks sind gegen Ende
tatsächlich so kastriert, dass dies beim ersten Hördurchgang wie ein Vollabbruch
wirkt. Was ist nur aus dem guten alten Endlosfeedbackausklang geworden? Ein Album
voller brauchbarer, ungeschliffener Demoaufnahmen. Harte Kost für zarte Öhrchen.
Vielleicht sollten sich AUTOMASSAGE doch besser einen Saxophonspieler zulegen.
Höhöhö.
Anke Kalau / ox fanzine / 2012
AUTOMASSAGE rockt auf We Should Get Rid Of Our Saxophone Player (Radio Student
Ljubljana/God Bless This Mess Records) mit dem gewissen alpenländischen Etwas, das
Noise Appeal getauft wurde. Mit Slobodan Kajkut an den Drums, zwei Bässen (Gottfried
Krienzer & Ismajlovič) und zwei Synthesizern (Christoph Uhlmann & Rok Vrbančič)
bündelt sich eine durch Code Inconnu, The Striggles und Neuf Meuf und die slovenische
Hintertür geschürte Lust, auf undumme Weise direkt zu sein. Das (verhaltene) Guns N'
Roses-Cover 'Get in the Ring' verrät, woher der Darmwind weht. 'Death in 7/4' verrät
aber gleich dazu, dass ein krummer Takt sexier ist als ein flacher Arsch. Hirn ist
jedenfalls kein Schimpfwort und zeigt sich in kalkuliertem Stop & Go und jeder Menge,
zugegeben derben, Raffinessen. Gesungen wird auch, ziemlich hymnisch sogar, aber
meist untergebuttert von den heftigen Klangräuschen und dem knöcheltiefen Lo-Fi-Mulm.
Bei 'So ... Yes' kommt aber die Message gut rüber: Beschiss und Ausbeutung sind ein
negativer Weg mit entsprechendem Gegenverkehr. Die knurrenden, taktschrammenden,
dampframmenden Bässe pflügen durch das, was sie größtenteils selbst verursachen, wie
zu Pflugscharen umgeschmiedete Waffen. Die toughen Synthies beackern nur die
ausgefransten und verzerrten Enden des Klangspektrums. Kajkut drischt, klopft und
hackt wie ein zuverlässiger Golem. 'Basgo' wird von Phantomgitarren zersägt, von
Schreigesang getrieben und bis zur Ekstase geknüppelt. Zuletzt gibt es sogar ein
'Stille Nacht', aber wie werwolfbepelzt und als schwermetallisches Attentat, wenn
nicht auf das Heilige, dann doch auf die Stille.
rigobert dittmann / bad alchemy / 2012
Zwischen absurder Atonalität & leicht psychedelischer Melodiösität pendelt das
Aufgehen der Projekte Code Inconnu, Neuf Meuf & The Striggles, die die neue neue bzw.
aktuelle Besetzung von Automassage darstellen, deren minimalistisch produziertes
Soundgebräu aus den Stilen Ambient, Electro & Noiserock faktisch verwirrt. “We Should
Get Rid Of Our Saxophone Player” der österreichisch-slowenischen Koproduktion
Automassage erblickte in den Formaten CD ((11 Tracks)Radio Student Ljubljana | God
Bless This Mess Records), 12inch ((9 Tracks)Vinyl, Schnapsidee Records | Noise Appeal
Records) und als kostenloser Download ( (4 Stücke), Birdsong) das Licht der Welt.
Ähnlich chaotisch der Tonkunst verhalten sich auch die Inhalte von “We Should Get Rid
Of Our Saxophone Player“, wo die Herren Ismajlovič (Bass), Kajkut (Schlagzeug),
Krienzer (Bass), Uhlmann (Synthesizer) & Vrbančič (Synthesizer) über Natur, den Tod,
Frauen usw. philosophieren. Heißt, sie ließen sich vom normalen “Wahnsinn”
inspirieren, der für derbe Gefühlsschwankungen sorgen kann, welche Automassage in
verstörende Musik transformierten. Musikalische Konfusion mit Konzept oder Lärmwände
treffen Atmosphären beschreibt “We Should Get Rid Of Our Saxophone Player” des
Fünfers eindrucksvoll, auf dem Ambient, Electro & Rock mit Punkanleihen miteinander
verschmelzen. Gesang ertönt innerhalb der Stücke nur rudimentär bzw. zur
Akzentuierung, der Hauptfokus liegt auf den äußerst intensiven Klängen, deren
Strukturen
wahllos
und
zugleich
perfekt
arrangiert
anmuten,
weshalb
Stringenzfanatiker mit Automassage garantiert ihre Probleme haben. Insgesamt eine
energiegeladene Symbiose (mit Verschnaufpausen und totalen Krackattacken), die die
österreichisch-slowenische Mannschaft auf “We Should Get Rid Of Our Saxophone Player”
auffährt, wovon alle Tracks durchweg zu gefallen wissen, aber besonders sei ‘Basgo‘
erwähnt, das feinsten Noiserock mit Ekstasefeeling beschert – Wahnsinn!
Fazit: Individuen, welche die verquasten Arbeiten schätzen, kommen um die komplexen
Automassage und ihren deftigen Langspieler “We Should Get Rid Of Our Saxophone
Player” nicht umher, der ordentlich auf die Fresse gibt, aber auch stimmungsvoll
umgarnt – meine absolute Empfehlung! PS: Wer lo-fi Produktionen nicht mag, sollte um
Automassage einen großen Bogen machen, die in diesem Punkt ein Paradebeispiel sind.
raf / kulturterrorismus / 2012
AUTOMASSAGE - we should get rid of our saxophone player (LP)
Treffen sich fünf verdächtig Unübliche, mitunter bekannt aus Kombos wie The
Striggles, Code Inconnu oder Neuf Meuf, und produzieren ein noisiges LoFi-Monster.
Kein Witz. Großes Kino. Nicht Cineplexx. Bergman. Die Slowenien-Österreich-Connection
hat mit billigen Effekten nichts am Hut, aber reichlich Zeit. Auch wenn die Musik mal
richtig wildert: Die Jagd wirkt laid-back – und Gebietsgrenzen sind dem Quintett
nicht mal ein Gähnen wert. Automassage. Aus Erfahrung gut. Nur echt mit 52 Szenen.
Das neue Line-up verdirbt jedem Fakir den Spaß, trifft Nagel um Nagel auf den Kopf.
Massive Synthiewände werden mit der Linken eingezogen, Beckengeschepper holt das
Jausenbrot und trifft auf dem Rückweg eine sphärisch entrückte Gesangslinie, an eben
jener Geschichtenkreuzung, wo gerade das Gefrickel abhebt, weil kurz darauf die
Melvinsbombe platzen wird, um in fragile Rhythmik zu zersplittern, sudden
PunchPunchPunch, was Sprachfetzen aus dem Rauschen treiben und den Bassgroll a.k.a.
Knorpelmörser wecken wird. Lady Distortion (immer ohne Politur) nutzt die Gunst des
Augenblicks und tut gar nichts. Bis ein Windstoß aus der Wüste zwei Zentner Stoner
Rock übers Klangfeld treibt, die von gesäuselten Stimmen gemütlich wieder aus dem
Areal geleitet werden. Diese Platte vermittelt ein Gefühl, das KifferInnen sich bloß
einzureden haben. Eine Fülle von Welt, eine schöne Welt, irgendwie, stimmig, schief,
unkomprimiert, sausouverän, so soll es sein.
steroid/ freistil / 2012
Yes, Automassage has a weird name, and I have no idea where it came from. There’s
probably some translation lost – the band members are Slovenian – and so it’s easier
to forgive – OK, I’m just going to say it – the awful name. That and the fact that
the band’s produced a highly interesting EP, easy to digest on repeat listens. I
almost blew it because of that name – it took me a while to download it from 12rec,
but once I realized their connection to ambient artist Neuf Meuf and fellow Slovenian
rockers Slon, I decided to give it a whirl. And, title aside, “ambience” this is not.
“Vortex Diva” sounds like Standards-era Tortoise, its 3/4 beat complementing a
circling guitar pattern until overdrive kicks in and grooves it up a notch or eight.
But then it’s quickly apparent why this record is so interesting: each track differs
greatly from one to the next. “Alice” is slow and creepy compared to “Vortex Diva,”
as the queasy guitar melody spins sloppily around the rhythm, accompanied toward the
end of the track by controlled feedback, and a vocal treated to sound like a sample
enhances the sense of vertigo. “Pfeffer” is a short banjo/fiddle interlude track, and
we’re back to Tortoise territory on “Automassage” before EP centerpiece “Ert,” in
which field recordings and horns, whether real or synthesized, build up layer upon
layer. At the 2:30 mark, it all explodes like a post rock dynamic shift, but only
takes 1:40 to finish (rather than, you know, the usual 10 or so minutes a post rock
track takes to wind down). “There Is No Milk in the Clouds Anymore” is a solid
rocker, a stylistic instrumental mix between Fugazi and Pattern Is Movement.
“Črepinje” is a slow closer, but it bursts at the end with strange slide guitar and
feedback. I cannot stress this enough: Ambience is weird enough yet accessible enough
to check out. For anybody. So give it a shot, why don’tcha?
criticalmassesmedia / Ryan "Critical" Masteller / 2010
AUTOMASSAGE - The Ambience Between Your Ears Is Noise
Psychedelische Rauchzeichen wechseln mit Rhythmusattacken
á la Le Singe Blanc,
Spannung mit Erleichterung, Autounfall mit Massagesalon. Besetzungstechnische
Überschneidungen mit u.a. Code Inconnu und The Striggles tragen ihr übriges zum
Erscheinungsbild bei. Ich geh kurz weg, hatte vor vier Tagen eine Fischvergiftung und
muss schon wieder aufs Scheißhaus, hört euch das aber an!
Rokko / Rokko's Adventures No.4 / 2008
Der Wetterfrosch meldet: schwerste WahWah-Gewitter über Niederösterreich. Automassage
verneigen sich mit ihrer zonrig-kontrollierten Anti-Machismo-Gewalt vor Shellac und
all den Math-Rock-Legionen der letzten Jahre. The Noise Between Your Ears Is Not
Ambience, definitiv nicht. Sehr prima!
Zipo / www.aufabwegen.de / 2008
The encounter with this innovatively constructed project seems - given the clone
flooded periphery of the slovenian music scene - like an encounter of the third kind.
The music of Automassage sounds astonishingly modern and up to date, brave and
connected to the actual moves of the global scene, that is almost drowned in
electroacoustic "Indietronic"-projects, while tries like this are stuck in embryonic
strates in Slovenia.
Radio Student Ljubljana / 2006
CODE INCONNU
Code Inconnu s/t LP
Oh Graz, du schöne Stadt am Abgrund mit den vielen zwiellichten Bars. Code Inconnu
wühlen sich durch die Kanalisation dieser Stadt, die einmal im Jahr zur
Hipstermetropole wird. Dann sind Code Inconnu aber immer auf Tour, wetten!
Recollected, der Einstieg in das selbstbetitlete Album beginnt mit whiny Vocvals und
vertrackten Off-Beat-Rhythmen. Radiohead sollte man meinen, doch dann geht da
irgendwie der Körper-Streß um. Man taumelt weiter in eine Aggro-Fuzz-Hagel namens
Oblique, nein “Placebo” steht hier nicht auf der Tür. Aber am Sattel klebt Blut. Es
mag vom Basissten kommen, der in Fly My To The Moon ordentlich rumstochern muss.
Echtes
Krawallmonster
mit
Hämatomen.
Erinnert
an
Frühneunziger
Post-PostIndustrialmetal. Oh du schönes Österreich!
Zipo / auf abwegen / 2012
Code Inconnu NOISE 21 LP (2010)
The third full-length release from this Austrian band, and it's an angsty yet
invigorating set of angular post-punk songs, made with a guitar-bassdrum- synth and
voice set up. These five young men from Graz have a distinctive line in discordant
notes, semi-noisy synth passages, shouty vocals, and a spartan approach to building
up their songs, often led by the bass and drums. In this they can come across with a
very "John Peel show in the 1980s" vibe, an amalgam of elements from e.g. The Cure,
Gang Of Four, Birthday Party and Pere Ubu. The lyrical content on these eight spiky
songs is pretty oblique, even when sung in English, but there's no doubt that singer
Hannes Schauer is in full control of his ideas, packing dense lyrical content into
short lines and yapping them out in sharp vocal barks. 'Dub An Ordinary Woman' is the
only song I can make any sense of, and it seems to be an erotic disaster of the worst
kind; the whole apartment is falling apart as bodies, clothes and other things spin
out of control. I like the clean skeletal sound of this band, and the very dynamic
musical performances. Not a single song goes by that isn't interrupted with a
neurotic detour into abstract noise, or has its flow broken up by non-steady antirock rhythms. The only thing that may wear you down is the insistent tone of the
singer, which adds a touch of monotony to the overall sound, and you feel like he's
almost lecturing us with his vaguely snide, aloof voice. I wonder if he aligns
himself with Michael Haneke, who made a film called Code Inconnu; Haneke is also
known for his very sardonic critiques of modern society, and I sense the same sort of
critical intelligence and disenchantment with humanity with this band. That aside,
this is a very credible and strong LP. The cover art is unfathomable; a disappearing
dog in a park next to some fallen logs.
ED PINSENT / the sound projector / 2012
CODE INCONNU – S/T (Chmafu Nocords/Noise Appeal)
Mit dem selbstbetitelten Drittling hat sich das heute als Fivepiece agierende
österreichische Bandgefüge endgültig in die Undefinierbarkeit bugsiert. Zwar wird mit
Begriffen wie Noiserock, Trip Hop, Krautrock, Wave, Punk und sonst was um sich
geworfen, doch nichts, aber auch gar nichts kann auch nur ansatzweise wiedergeben,
was auf vorliegendem Achtsöngler geschieht. Höllisch intensiv, in allen Konsequenzen
freigeistig, loten Code Inconnu mit ihren verschrobenen Kompositionen die Grenzen des
Machbaren aus – und somit die Aufnahmekapazität des Hörers. Ätherisch, hypnotisch,
depressiv und doch befreiend, auf sämtliche Standards exkremierend und doch heimelig
– die Band widerspricht sich permanent selbst und kultiviert dies. Ihre Musik wirkt
wie ein Höllentrip, der abhängig macht. So muss sich die Sucht nach Schmerzen
anfühlen. Eine Sucht, die einen permanent taumeln lässt. So wie auch die zahlreichen
leiernden, portamento-artigen Tonverschiebungen taumeln – als drehe jemand ganz
langsam an einem Rädchen. Am großen Bruder, dem Rad drehe ich. Schlüpferwechsel.
Chris P. / noisy neighbours / 2010
Wie viele andere Musiker mögen es Code Inconnu nicht, in Schubladen gesteckt zu
werden. Im Gegensatz zu vielen anderen Musikern hört man das ihrer Musik auch an. An
der Grazer Band Code Inconnu lässt sich die Widersprüchlichkeit der Mechanismen im
Kulturbetrieb gut demonstrieren. Eines ihrer früheren Alben wurde im britischen
„Wire", dem weltweit so ziemlich besten Musikmagazin, ausnehmend positiv rezensiert,
in ihrer Heimatstadt ist es für das Avantgarde-Rock-Quintett dennoch bis heute nicht
einfach, für einen Auftritt engagiert zu werden. Hier bekamen sie auch schon einmal
von Veranstaltern zu hören, ihre Musik sei einfach „zu anstrengend". Man sieht:
Musik, die im renommiertesten Feuilleton bejubelt wird, hat nur deswegen am freien
Markt noch lange keine besseren Chancen, ja, wird oft marginalisiert. Mit ihrem
dritten Album, das im Gegensatz zu seinen Vorgängern „Abgesang" und „Spoil, microbe"
keinen Titel trägt, nehmen Code Inconnu einen erneuten Anlauf, um als eine der besten
Avant-Rockmusiken von Österreich und Umgebung wahrgenommen zu werden. Die Band ist
mittlerweile auf ein Quintett angewachsen. Zu den Gründungsmitgliedern Gottfried
Krienzer (Gitarre), Christoph Uhlmann (Synthesizer) und Markus „Maex" Sworcik
(Schlagzeug) sind im Lauf der Jahre der Bassist Reas und der Sänger Hannes Schauer
dazugewachsen. Vor allem der jüngste Neuzugang, Hannes Schauer, war gar nicht so
leicht zu integrieren, hat man doch über Jahre hinweg als reine Instrumentalband gut
funktioniert. „Da Platz zu schaffen für einen Sänger war ein längerer Prozess",
erzählt Schlagzeuger Sworcik. Die gewiss nicht geringen ästhetischen Veränderungen,
die der Bandsound immer wieder durchlief, waren oft dem Gestaltungswillen von
Gottfried Krienzer geschuldet. „Er übernimmt gern das Ruder, um uns woanders
hinzusteuern", erklärt Sworcik. Letztlich ist Schauer aber eher zufällig zu Code
Inconnu gestoßen. Ausschlaggebend war unter anderem, dass er ganz in der Nähe der
alten Bandmitglieder gewohnt hat. Im kleinen Musikbiotop von Graz findet man sich
fast zwangläufig, irgendwann. Auch der Bandname ist eher zufällig entstanden. Man sei
damals in der gemeinsamen Küche herumgesessen (das Trio lebte gemeinsam in einer WG)
und habe darüber diskutiert. Der Haneke-Film „Code Inconnu" lief damals gerade im
Kino, und ein französischer Bandname ist den Gründungsmitgliedern rein vom Klang her
sympathisch gewesen. Im Gegensatz zu manchem Detail der Bandgeschichte ist die Musik
von Code Inconnu sicher nicht auf Zufall aufgebaut. Hier scheint man eher die ganze
Vielfalt der Möglichkeiten von Rockmusik bzw. ihre Grenzen auszuloten. Sworcik: „Der
Sound reichte schon ziemlich am Anfang vom Garagenpunk bis zum filigranen Gegenteil".
Erst irgendwo zwischen Postrock und avantgardistischer Elektronik mäandernd, ist man
mittlerweile - mit Sänger - bei einer Rockmusik angelangt, die aus der Negation,
respektive einer Auflösung ihrer Konventionen besteht. Hier werden jene Elemente
dekonstruiert, die Rockmusik im Lauf der Jahrzehnte zu einem oft unerträglichen Genre
werden ließen (der hässliche Rockismus mit seiner formalen Dumpfheit, mit seiner
selbstgewissen, „authentischen" Attitüde, mit seiner Schein-Expression, die sich in
fragwürdigen Praktiken wie dem berüchtigten „geröhrten" Gesang oder dem Soli-Genudel
ausdrückt). „Der Regelbruch ist schon einer unsere Lieblingspraktiken", nennt es
Sworcik. Auch zur Musik fanden die Bandmitglieder durchwegs auf unterschiedliche
Weise. Bei Hannes Schauer führte der Weg über seine Faszination an David Bowie: „Die
hat etwas in mir ausgelöst, dass ich mich näher mit Musik auseinandersetzen wollte."
Bei Maex Sworcik ging der Weg ganz einfach über sein Instrument: „Ich wusste, dass
ich mit dem Ding einfach möglichst gute Musik machen wollte." Dass es Code Inconnu
mit
dieser
„anstrengenden"
Musik
schwerer
haben
als
ausgetrampelte
Pfade
beschreitende Indie-Bands, ist klar. „Unsere Musik fordert den Hörer", meint
Christoph Uhlmann, „eigentlich ist Musik ja sehr einfach zu konsumieren, man muss ja
gar nichts dafür tun. Bei uns liegt das halt ein bisschen anders. Es ist eine
Aufforderung zu Aufmerksamkeit".
Martin Gasser / KSG ARTfaces / 2010
Grazer Schwerstarbeiter bauen am kürzesten Weg zwischen Wave und Industrial.
Das Grazer Trio um den Gitarristen Gottfried Krienzer ist zum Quintett angewachsen
und gönnt sich neuerdings auch einen Sänger. Nicht ganz zufällig trägt das aktuelle
Album den Namen der Band. Der unbekannte Code hat sein Format gefunden
beziehungsweise hat es sich die Band in intensiven Diskussionen erstritten (wenn man
den Erzählungen glauben schenkt). Ausgehend von einer düsteren Ästhetik der Marke
Bauhaus spannen Code Inconnu ohne Umwege und Schlenker einen Bogen zu sperrigem Noise
und Industrial. Sämtliche Brüche, Ecken und Kanten sind wohl gesetzt und man merkt,
dass dahinter Schwerstarbeit steckt.
Werner Reiter / the gap / 2010
CODE INCONNU - CODE INCONNU
I suppose it is no coincidence that this Austrian band carries the same name as one
of the films of Austrian director Michael Haneke. Code Inconnu is Markus Sworcik
(drums), Gottfried Krienzer (guitar) and Christoph Uhlmann (synth). As a trio they
started in 2001, with Graz as their base. For their newest and third release they are
joined by Reas Klockl (bass) and Hannes Schauer (vocals). So I deduce they changed
direction considerably for their new record. They compiled an album of composed song
structures that have strong roots in 80s new wave. Sometimes I had to think of how
Allen Ravenstine added electronics to the songs of Pere Ubu, although Code Inconnu is
a totally different band. Their music often sounds like a very thick soup. All sound
ingredients together produce something very dense and unable to look through. A
massive wall of sounds and noise, especially because of the use of heavy electronic
tapestries. This is noise rock par excellence and done very convincingly. It works
well for me in tracks like 'Recollected'.
In quieter tracks like the first part of 'Point' the music looses my interest. In
their mixing of vocals and electronics the most interesting things happen, like in
'Dub an ordinary woman' that opens with great guitar work by Krienzer. But reviewing
CDs of rock music I always have the feeling that nothing changes in rock music.
Essentially it are always the same basic ingredients. Also in the case of Code
Inconnu I come to this conclusion. Although they are able to put their own stamp in a
very dynamic and fresh way. They spread out much energy and power as we expect from
rock music, and that makes them appealing. But for me this does not compensate the
fact that it is in the end rock as we know it so well. I wished they put more
"inconnu codes" into their music. With the closing track "Young Canadians" they lost
all my credit. It is full of the usual pop pathos that just horrifies me. The vinyl
version of this record is released by Noise Appeal Records. As a CDR it is realized
by Chmafu Nocords.
DM / vital weekly / 2010
CODE INCONNU Code Inconnu (Chmafu Nocords, CD-R / Noise Appeal, 12“): Ein Projekt aus
Graz, dessen Gitarre-Drums-Synthie-Grundstock aus Gottfried Krienzer, Markus Sworcik
und Christoph Uhlmann sich für ihr drittes Update erweitert hat mit Reas am Bass und
Gesang von Hannes Schauer, der auch für die Lyrics zuständig ist. Seine dunkle
Stimme, oft mit einer Art Sprechgesangentschiedenheit, beißt sich nicht schlecht
durch gegen die anbrandenden Gitarren- und Synthienoisewogen, das Knurren und Pochen
einer toughen Band, die die School of Bulbul nicht geschwänzt hat, aber auch
internationale Vergleiche nicht zu scheuen bräuchte. Bei ‚Fly Me To The Moon‘ mit
seinen markanten Stakkatos und dem Kontrast von unheimlichen und pathetisch lunaren
Momenten scheint Schauer russisch zu singen. Schon vor dem knurrigen ‚When I‘m
Starting
Too
Slow‘
ist
schwer
vorstellbar,
wie
diese
Musik,
dieses
Gitarrensperrfeuer, bisher ohne Bass auskommen konnte. Point‘ gibt sich anfangs
stoisch, eskaliert aber dann aber ebenso triebtäterhaft ins Intensive wie alle Code
Inconnu-Songs. ‚Young Canadians‘ brodelt zum Schluss mit Splatterbass wie ein Blutsee
und Schauer stemmt, breitbeinig auf ein schimmernd sich erhebendes Gitarren-UFO
plaziert, eine You-and-Me-Hymne auf Großpathos-Gipfel. Mit ‚Küss die Hand‘ an jene,
die am liebsten den Großglockner kappen würden, weil der so unverschämt nach oben
strebt.
Rigobert Dittmann / Bad Alchemy #66 / 2010
Mehr Fluch als Segen, wenn einen das Szeneformat "Wiremagazine" zu österreichs
Tortoise ausruft. Wie in die badeseegrossen Fussstapfen steigen? Erst mal Ruhe
bewahren und um Verstärkung ansuchen. Seit ihrem in der Indie-Presse abgefeierten
2005er Release "Spoil, Microbe" sind die Grazer Code Inconnu zum fünfköpfigen Monster
angewachsen. Und das steht dem im Magen liegenden Gesamtsound enorm gut zu Gesicht.
Der geschätzte Herr Newton würde sich im Grabe umdrehen. Mit seiner hochkomplexen
Rhytmik überwindet der Code gekonnt die Gesetze der Schwerkraft und hebt ab. Code
Inconnu katapultieren die wackeren Zuhörer in einen Klangorbit zwischen grimmigen
Noise-Attacken, blubbernden Electronics uns spastischen Kreissägegitarren. Hand aufs
Herz! Solch eine Arty-Farty-Mischung ist ja schon bei gefühlten 200 Bands gewaltig in
die Hose gegangen. Ganz anders bei den Grazern. Code Inconnu nehmen dich an der
Patschehand und führen schwerelos durch die tiefen Weiten ihres Universums. Die Jungs
vergessen in ihrer ganzen Vertracktheit nie den Song und finden immer wieder den
catchy Groove, der dich aus dem Bürosessel reisst. Ein sperriger Brocken extremer
Musik, der sich nahtlos in die Ruhmesstirnreihe der letzten Releases auf dem Noise
Appeal Rennstall (Sex Jams, Striggles, Reflector) einfügt.
kapuzine /2010
CODE INCONNU – s/t
Take a big sip of the Butthole Surfers’ weirdness. Take another big shovel of focus
and concentration. Take a whiff of mid-eighties Indierock vocals. Take a well-leveled
ounce of half structuralism and half deconstructivism and mix. Add bass distortion
and loads of amplification. Stand with both legs rooted firmly to the ground. Turn On
and shine down with a penchant for excess and a will to weirdness as a mean to an
end. Watch it fall down and build itself up again and again. Wait for it to boil
without any help or energy infusion from the outside. Burn down the house. Repeat.
After half a dozen great noise rock albums from Austria last year (Striggles,
Reflector, Men Killing Men, Delilah, Bug, come to mind – seems that any place outside
of Vienna is good for great noiserok in this country, in the capital it is more
songwriters and pop sensibility. Make of that what you will.) this year starts off
great with another one: the self titled third album by Code Inconnu. To release it as
a twelve inch album via noise appeal and as a cd-r via chmafu records is a statement
in itself, about something. More about choices than the state of the music business,
because what kind of business are we talking about here? Probably mostly about that
you can never be sure what awaits you with this band. Constantly re-configuring
itself both in personnel and musical vision, they are now a five piece with fixed
singer, but that does not make them a rock-band in the traditional sense. They are
heavy but not hard, they are weird but not chaotic, they are unique but not
introvert, they play loud but never bold. There is a major feeling of fluxus in the
songs, or rather in the missing structures that make up the songs, and it seems – to
do some retro-philosophizing – that they are more about what is not in the noiserock
they play, but what is in there. Sounds complicated, but isn’t. Not to listen to,
anyway, if you open your ears and mind and try not to think about it too much.
Why the heck The Wire found a comparison to Tortoise within Code Inconnu is way
beyond me. From the pounding bass, the singing and the weirdness this is nowhere
close to anything I remember about Tortoise. Well, who am I to complain about
comparisons, when half the time people don’t understand mine, and after a while I
even forget how I came upon some of them. And then this whole thing about the Wire
(yes, bible and so forth…) and what they write about a band, is it really that
important? Probably yes, because in this time of internet-blogs and social media word
of mouth all you get is affirmative mentions. Out there are a gazillion blogs telling
you how great something is, and that covers everything, but what is missing is a blog
telling what is shitty. It ain’t me either, because of two simple reasons: first, my
time is too precious to be spending energy on something that is awfully bad or even
mediocre. And second, the new album by “Code Inconnu” is really great. It even is
probably a stroke of genius in some ways, but as usual, this kind of final judgement
is left all to you.
Georg Cracked / cracked netzine /2010
CODE INCONNU - o.t. (LP/CD-R)
Ich bin nicht der Erste, der darauf hinweist, dass Graz bzw. die Steiermark langsam
zu einem Zentrum für avancierte Rockmusik wird. Erst im letzten freiStil waren Hymnen
auf die Striggles und Reflector zu singen, Bands wie Killed by 9 Volt Batteries und
Fragments of an Empire sollten ebenso nicht unerwähnt bleiben. Und jetzt gleich noch
einmal ein Doppelpack Rock made beziehungsweise damaged in Graz. Dass bei Code
Inconnu nun gesungen wird, macht die hier betriebene Rock-Dekonstruktion nur noch
ohrenfälliger.
Der
beschädigte
Postrockismus
der
mittlerweile
zum
Quintett
angewachsenen Formation ist zwar von den wohl obligatorischen Noise-Einsprengseln
durchsetzt, wirkt insgesamt jedoch zugänglicher als die früheren Tonträger. Auch wenn
hinsichtlich des unbetitelten Albums gern an sich richtige Parallelen zu den
finsteren, wavigen Sounds früherer Dekaden gezogen werden (eine Ahnengalerie von
Suicide bis Jesus and the Mary Chain anzunehmen, ist nicht verkehrt), ist die Musik
vielleicht noch besser durch den Umstand charakterisiert, dass sich Code Inconnu
stilistischen und historischen Zuordnungen hinreichend geschickt entziehen. Da mag
der Sänger noch so düster raunen und sprechsingen, da mögen die Instrumente noch so
quängeln, dröhnen und knüppeln, das ist eine Rockmusik, die nicht mehr aus fester
Substanz gebaut ist. Lassen Sie sich vom Sound nicht täuschen, das ist keine aus
Stein gebaute Hand- und Wertarbeit, das ist ein Fluidum. Das postmodernistische
Fließen führt zum Glück nicht in Niederungen, gegen Ende zelebriert das Quintett so
etwas wie Noise-Glam, so gefährlich nah kommt man dumpfen Rockismus jedoch sonst
nicht.
bertl / freistil / 2010
Code: bekannt
Code Inconnu lässt den New Wave der frühen Achtziger in neuem Gewand auferstehen.
Den Titel eines Filmes von Michael Haneke als Bandname zu tragen, ist sicher nichts
Ehrenrühriges. Während sich der österreichische Regisseur für „Das weiße Band“ eben
einen Golden Globe abgeholt hat, muss man für „Code: unbekannt“ – im Originaltitel
„Code inconnu: Récit incomplet de divers voyages“ – allerdings einige Jahre
zurückblicken. Im Jahr 2000 erschienen, fand ihn damals die Band und vor allem
Gitarrist Gottfried Krienzer ausgezeichnet. Er fügt aber hinzu: „Über die Wahl des
Bandnamens kann man streiten, er ist vielleicht nicht ganz glücklich. Es war
allerdings ein schnell gefasster Entschluss.“ Es ist auch nicht nötig, übereifrig
Parallelen zwischen Haneke und der Ende der Neunziger damals noch unter anderem Namen
gegründeten
Band
zu
suchen.
Allerdings
sind
die
im
Film
thematisierten
Schwierigkeiten der Kommunikation auch für Krienzer – er ist hauptberuflich
Gitarrenlehrer – relevant: „Ich habe es sehr interessant gefunden, dass man
Kommunikationsmethoden hat, die nicht wirklich kompatibel sind. Ständig gibt es
Missverständnisse, ohne böse Absicht. Wir haben das auch für unsere Musik so gesehen.
In unserem Verständnis hat sie eine eindeutige Richtung, aber man kann nie damit
rechnen, dass sie so ankommt.“ Die Chancen stehen gut, dass das neue, selbstbetitelte
Album „Code Inconnu“ beim Hörer nur für das nötige Mindestmaß an Irritation sorgt.
Denn im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben – „Abgesang“ (2002), sperriger
Instrumentalrock, und „spoil, microbe“ (2005), eine sehr artifizielle ElektronikRock-Synthese – ist das neue Werk geradezu Pop, die Codes sind da durchaus bekannt.
Es kommt nicht von ungefähr, dass der neue Wurf – wie eigentlich bei Debütalben
üblich – selbstbetitelt ist. Man muss zwar nicht unbedingt von einem Neubeginn
sprechen, allerdings hat sich einiges verändert. Code Inconnu sind das erste Mal mit
Sänger unterwegs. Und während das letzte Album „spoil, microbe“ aus den im Alleingang
eingespielten Beiträgen der einzelnen Bandmitglieder zusammengebastelt wurde, betont
Krienzer, dass die Sache nun „so richtig nach Band klingt“. Allerdings. Der
elektronische Anteil wurde deutlich reduziert, die Nummern erinnern an den New Wave
der späten Siebziger und frühen Achtziger, an Songs, wie sie Bauhaus oder Joy
Division spielten. Nur setzen sie Code Inconnu im dekonstruktivistischen Stile des
Post-Rocks um, und die ungehemmten Noise-Rock-Einschübe – da befinden sie sich in der
Nähe der Achtzigerjahre-Noise-Heroen Big Black – verleihen ihnen ein ungleich
gefährlicheres Antlitz. Begonnen haben Code Inconnu als Trio, mittlerweile sind sie
zum Quintett angewachsen. Die Liebe der Kerntruppe Gottfried Krienzer (git), Markus
Sworcik (dr) und Christoph Uhlmann(synth) zu experimenteller Musik erwuchs im Umfeld
des ehemaligen Grazer Labels tonto, aus dieser Ecke stammt auch der später mit an
Bord geholte Bassist Andreas Klöckl (Reas). Krienzer ist derzeit auch Gitarrist des
Grazer Quartetts The Striggles, Markus Sworcik der Schlagzeuger von Hella Comet,
deren Debüt auf Pumpkin Records für Februar angekündigt ist. Für die Achtziger-Nähe
des nun vorliegenden letzten Streichs von Code Inconnu war Sänger Hannes Schauer –
der eine Zeit lang in London gelebt hat – mit seiner musikalischen Vorliebe für eben
New Wave, so Krienzer, nicht unbedeutend. Und als ehemalige Instrumentalband war so
einiges neu zu überlegen:„Man muss auf den Sänger ganz spezielle Rücksichten nehmen.
Früher haben wir schnell mal alles zugebuttert.“ Zwei Jahre hat das Quintett an „Code
Inconnu“ gearbeitet. Nicht nur weil sie mit viel Liebe am Detail zur Sache gehen,
sondern weil sie auch Weltmeister im Verwerfen, Diskutieren und Streiten sind. Auch
wenn sie aufgrund von „spoil, microbe“ den Achtungserfolg erringen konnten, vom
britischen Magazin The Wire gelobt zu werden, sie haben sich dennoch neu erfunden.
Wie viel in den letzten zwei Jahren auch gestritten worden sein mag, jene
Dissonanzen, die man auf dem neuen Album hört, die sind Absicht. Auch Diskutieren und
Verwerfen haben sich wohl bezahlt gemacht, das neue Werk ist ihnen prächtig gelungen.
Nur ein Sender-Empfänger-Problem dürfte wohl wiederum auftauchen. Als Cover dient ein
Foto des Holländers Harm van den Dorpel, das der Künstler für die Band zur Verwendung
freigegeben hat. Dass sich der Betrachter der verschwommenen, kaum erkenntlichen
Ziege so wie Krienzer an das Cover des Beach Boys-Albums „Pet Sounds“ erinnert fühlt,
diese Rechnung dürfte wohl kaum aufgehen.
tiz schaffer / falter / 2010
Code Inconnu im Rhiz
Gleich zweimal ist die Grazer Band Code Inconnu kommende Woche auf heimischen Bühnen
zu hören, wo man sich wohl schon mal einen ersten Eindruck vom noch im Jänner auf
NoiseAppeal Records erscheinenden Album machen kann. Am 26. Jänner gastiert das
Quintett im Wiener Rhiz und zwei Tage darauf, am 28. Jänner im Grazer Forum
Stadtpark. Seit jeher entziehen sich Code Inconnu gekonnt jeglichen Kategorisierungsversuchen. Für die einen klingen sie nach Postrock mit Elektronik, für die anderen
nach schrägem Pop und abermals für andere schließlich wieder nach jazzigem
Experimentalrock. Wie auch immer man das, was diese Band hervor bringt, aber auch
bezeichnen mag, fest steht, dass es keinerlei festgefahrenen Strukturen, Netz oder
doppelten Boden gibt. Nichts ist sicher, alles bleibt ständig in Bewegung. Zwischen
keyboardgenerierten, großzügig bemessenen Ambientflächen und konzentriert simpel
gehaltenen Schlagzeug-Beats feuern Code Inconnu eine Reihe von herrlich noisigen
Gitarrenbreitseiten ab, dass es nur so kracht im Gebälk. Überhaupt sind die LiveQualitäten dieser Band mittlerweile bekannt dafür, auf die bereits mehr als
ordentlichen Studiowerke noch mal gewaltig eins draufsetzen zu können. Man darf also
gespannt sein, ob solcherart Bravourstücke einmal mehr, sowohl mit dem neuen Album
als auch live, gelingen werden. Ein abwechslungsreicher musikalischer Abend ist
jedenfalls schon mal garantiert.
mm / mica /2010
Archaisches Wühlen
Maru Fufunjiru, für gewöhnlich Programmgestalter der Konzertreihe „Sonntags
Abstrakt“, lud diesmal im Namen seines privaten Labels „chmafu nocords“ in die Grazer
Postgarage. Die US-Experimental-Legenden Neptune und die Grazer code inconnu sorgten
für einen der kraftvollsten Konzertabende des Jahres.
Zerklüftete Abläufe, erlesene Gitarrenriffs und ein aus dem Metal kommender Sänger,
der kaum ein Augenzwinkern für sein zahlreiches Publikum bereit hält: code inconnu
formten ein düsteres Gesamtkunstwerk und sind zur Stunde wohl der beste heimische
Act, bestenes aufgehoben im Vorfeld des bereits seit 1992 umtriebigen US-Trios
Neptune, das in Sachen Struktur-Zertrümmerung noch eins drauflegte. Selbstgebastelte
Gitarren, analoge Mixer, ein altes Festnetztelefon und ein irrwitzig schnelles
Schlagzeug komponierten aus den unmöglichsten Elementen wahre Underground-Schlager,
mystisch und knatternd. Es war ein archaisches Wühlen im Unkonventionellen, das
einigermaßen euphorisch beklatscht wurde.
Matthias Wagner/Kronen Zeitung/26.3.2009
Rarely you meet drum'n'bass-influenced music that's also very rich in dissonant
intensity, therefore generating peculiar overtones all around the place; this is
exactly what happens in this album, which I like much more - you guess it - when
listened from the speakers. Code Inconnu's line up consists of Gottfried Krienzer
(guitar, sampling) Christoph Uhlmann (synth, sampling) Markus Sworcik (drums,
sampling) and Andreas Klöckl (bass); the quartet raises a mass of deranged resonances
and unexpected colours, thanks to very individual voices that, while interacting in
the overall context, are each one the reason for slight deviations from the norm,
which results in angular fragments, chiming shifting chords and throbbing organisms
of low frequencies that seem to come from the outside, so eccentrical is their
placement in the mix. Try this CD at medium volume in a silent environment and be
rewarded by a product which won't have you howling for pleasure but whose mechanisms
approach perfection.
Massimo Ricci / Touching Extremes / 2006
Austrian group Code Inconnu operate on the cusp of post-rock and electronica,
favouring the latter on Spoil, Microbe, a hall of mirrors in which the
instrumentalists and their sampled and treated doppelgangers do battle. Occasionally
the complexity of the music, with its odd meters and shifting harmonies, leads to a
suffocating density. The best moments here see them picking up the technological
gauntlet thrown down by Tortoise's "Djed", something most post-rockers haven't
thought even to try. "Sleepless Music" is one of the best things I've heard this
year. Guitars billow like slowly advancing clouds of mustard gas over a slippery,
cut-up 9/4 beat, before subsiding into a passage of beutiful eerie arpeggios, then
erupting into a free noise coda complete with digital groans and splutters. In fact
noise codas seem to be a speciality. "Fu" climaxes with a monstrous rising guitar
figure strafed by Hecker-like squawks and squeals, and the final section of the
superb "Seeds" lapses into a moody landscape of dark electronic harmonies and
percussive blips and thuds. Spoil, Microbe is a bit too cluttered, as if the group
are trying to cram all their tricks into each track, but that's an understandable
lapse, when the tricks are as good as these. Code Inconnu just need to let it all
breathe a little, and they could be world beaters.
Keith Moliné / The Wire / 2006
The minimalistic cover of this album is already promising. Ichno Studios did the
artwork, which suits the music well.Code Inconnu is a four-piece with a relatively
standard line-up (guitar, synth, drums, bass), nevertheless presenting an original
concept far from mainstream. They combine the traditional intrumental song structure
with an experimental touch. A band that fitts the German electronic pop tradition
rather well, Can, Neu and Komeit or Laub (without vocals) can be considered fellow
bands, all with their own style. The music breaths some kind of mystery, but also a
calmness and melodic professionality. As if these musicians have played together for
many years, including performing many live gigs. An excellent album with a high and
constant level.
Paul Bijlsma / Phosphor Magazine / 2006
Bereit für starke Töne junger Grazer Burschen? Dann gehen Sie dem "unbekannten
Begriff" auf den Grund, sperren Sie die Ohrwascheln auf und lassen sie sich von den
jugendlichen Krienzer, Uhlmann & Sworcik durchputzen. Als einziger Routinier stärkt
Andreas Klöckl aka Reas, seit Fleischpost-Tagen ein Fixstern am ExperimentalrockHimmel, diesem homogenen Juniorenteam den Rücken. Nicht selten beginnt die akustische
Reise mit einem Knistern, einem Rascheln. Rasch gehts dann zur Sache. Vorwärts, aber
mit Querverbindungen. Querpässe öffnen die Räume, wie wir Fußballerinnen wissen. Und
zwischen den Assoziationen, die von diversen kühnen Sounds angestachelt bzw.
unangestrengt angestrengt werden, wird man an die besseren Tage von Postrock
erinnert. Als Kollektive wie Tortoise noch etwas zu sagen hatten und das auch
auszudrücken vermochten. Gutes Zeichen: Man möchte diese krude Mischung aus Sampling
und haptischen Instrumenten, diesen Mix aus Ambient und Groove, Experiment und Noise
immer und immer wieder hören. Womöglich am besten live. Also: Veranstalter,
veranstaltet!
Andreas Fellinger / Freistil / 2006
Wie Mikroben schaben sich Code Inconnu gekonnt durch die Poren elektronischer Häute
und hinterlassen wunderschön-instrumentale Spuren von klarem und reduziertem
Gitarrenhandwerk, das sich artifiziell eingeschweißt nervös windet. Post Rock für
Art-Jazz-Freunde, oder Jazz für Experimentalrock-Freunde. Arbeit am Detail, die
Freude macht.
Tiz Schaffer / Megaphon / 2006
.....treibend-wuchtiger Instrumental- Rock, mit wunderbaren
Passagen; düstere THIS HEAT treffen auf AIDAN BAKERDrones....
DRONE RECORDS / 2005
ruhig-melancholischen
Das auf Tonto veröffentlichende Quartett CODE INCONNU (Gottfried Krienzer - gitarre,
Christoph Uhlmann - synth, Markus Sworcik - drums, Andres Klöckl - bass) ist im
Moment einer der interessantesten Acts der experimentellen steirischen Musikszene.
Vor allem live manövrieren Code Inconnu derart gekonnt zwischen den Feldern Groove,
Experiment und der puren Arbeit am Material Sound, dass es keineswegs schwer fiele,
große Namen zu nennen, um das, was die vier Grazer da machen, zu charakterisieren. Am
ehesten kann man sich mit dem Etikett Post Rock behelfen, vor allem auch deshalb,
weil es so herrlich weit und offen ist. Noise, der sich nicht vor Pop scheut. Jazz,
der gerade, umbarmherzig und rau sein kann (und will). Ambient, der dich abwechselnd
wünschen lässt, in diesem Film zu bleiben und doch auszusteigen. Musik, bei der man
ahnt, dass es da wirklich viel zu sagen gibt, auch wenn man dazu nicht singen muss.
harald wiltsche / SKUG / 2004
Code Inconnu sind vier junge Herren aus der einstigen Kulturhauptstadt Graz, die auf
ihrem Debüt zwischen keyboardgenerierten, großzügig bemessenen Ambientflächen und
konzentriert simpel gehaltenen Schlagzeug- Stoizismen eine handvoll saftiger
Genickwatschen in Form von herrlich noisenden Gitarrenbreitseiten verteilen. Zwar
kann das Album nicht immer mit den kompakt-groovenden, zeitweise schon irrwitzig
übersteuerten instrumentalen Attacken, die die Live-Qualitäten des Quartetts
auszeichnen, mithalten - eine zumindest vage Vorstellung davon, welche Klingeltöne,
der dem Konzertabend folgende Morgen für die Gehörgänge bereithält, vermittelt es
jedoch allemal. Und auch wenn der etwas überbetonte Proberaum-Flair - aus dessen
Schirmherrschaft die Aufnahme jedoch in Punkto Direktheit eindeutige Vorteile bezieht
- in so manchen Schlüsselstellen die Aggressivität etwas zu kurz kommen lässt, ist
„Abgesang“ ein sturer, eigenwilliger und jedenfalls empfehlenswerter Bastard aus
Ambient und Post-Noise geworden.
tobias bolt / ECHOS-ONLINE.DE / 2004
code inconnu steht für jene detailarbeit, die es braucht, um aus klein- und
kleinstpartikeln wabernde soundteppiche zu knüpfen. diese schweben wie eine
trennschicht mitten im raum, teilen scheinbar verstand und gefühl. während
rhythmische loops flirrend die gehörgänge besetzen, verschaffen sich träg pulsierende
gitarren über andere wege zugang.
wolfgang gosch / 2003

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