zum - Johannes Gutenberg

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Konfigurale Gesichtswahrnehmung im jüngeren und älteren
Erwachsenenalter
Configural face perception by younger and older adults
Bachelorarbeit
Johannes-Gutenberg Universität Mainz
FB 02 – Sozialwissenschaften, Medien und Sport
Psychologisches Institut, Abteilung Entwicklungspsychologie
Vorgelegt von: Julia Katharina Müller
Matrikelnummer: 2682015
E-Mail: [email protected]
1.Gutachterin: Dr. Bozana Meinhardt-Injac
2.Gutachterin: Annette Otto Ph.D.
Mainz im Juli 2014
Abstract
Die holistische Gesichtswahrnehmung über die Lebensspanne ist bislang relativ
dürftig
erforscht.
Zudem
kommen
unterschiedliche
Autoren
zu
konträren
Ergebnissen. Aufgrund dessen ist die Frage wie sich die konfigurale Verarbeitung
von Gesichtern über die Lebensspanne verändert Gegenstand dieser Bachelorarbeit.
Zur Beantwortung wurden zwei Gruppen von Versuchsteilnehmern, jüngere
Erwachsene
(Altersdurchschnitt
(Altersdurchschnitt
65,3
Jahre),
23,4
Jahre)
miteinander
und
ältere
verglichen.
Versuchsteilnehmer
Die
Aufgabe
des
vorliegenden Experiments bestand darin, zwei hintereinander präsentierte Gesichter
miteinander zu vergleich und zu entscheiden, ob sie bezüglich ihrer internen
Merkmale (Augen, Augenbrauen, Nase, Mund) gleich oder ungleich waren. Die
externen Merkmale (Haare, Kopf, Gesichtsform) konnten dabei gleich oder
unterschiedlich sein, sollten aber von den Versuchsteilnehmern nicht beachtet
werden. Zur Konzipierung des Experiments wurde das „Context-Congruency
Paradigma“ (vgl. Meinhardt-Injac, 2013; Meinhardt-Injac, Persike & Meinhardt, 2010;
2011a; 2011b) angewandt.
Außerdem wurde das Stimulusmaterial entweder unbearbeitet gezeigt oder so
manipuliert, dass nur noch niedrige Ortsfrequenzen zu sehen waren. Bei niedriegen
Ortsfrequenzen wird die merkmalsbasierte Verarbeitung minimiert während die
holistische Verarbeitung verstärkt wird (Goffaux & Rossion, 2006).
Es konnte ein Leistungsrückgang in der Gruppe der älteren Versuchsteilnehmer
festgestellt werden, wobei dies keinen Einfluss auf die holistische Verarbeitung hat.
Somit stellt dieses Defizit zwar einen allgemeinen Rückgang in der Effizienz von
Verarbeitungsmechanismen dar, die holistische Verarbeitung ist aber altersinvariant
nachweisbar.
Es konnte zudem bei separater Analyse der einzelnen Altersgruppen gezeigt
werden, dass die erwarteten Effekte bezüglich der Indikatoren für holistische
Wahrnehmung (Kontext- und Orientierungseffekte) in beiden Gruppen auftreten.
Ältere Erwachsene zeigen aber eine stärkere Anfälligkeit für Orientierungseffekte.
Zudem gibt es Hinweise darauf, dass mit steigendem Alter die merkmalsbasierte
Verarbeitung fehleranfälliger wird.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung .............................................................................................................................. 1
2. Methode ................................................................................................................................ 8
2.1. Untersuchungsdesign ..................................................................................................... 8
2.2. Versuchsteilnehmer ....................................................................................................... 10
2.3. Stimuli .............................................................................................................................. 10
2.4. Technische Ausstattung ............................................................................................... 10
2.5. Versuchsablauf............................................................................................................... 11
3. Ergebnisse ......................................................................................................................... 12
4. Diskussion .......................................................................................................................... 15
Quellenverzeichnis ................................................................................................................ 20
Erklärung für schriftliche Prüfungsleistungen .................................................................... 24
Bachelorarbeit von Julia Katharina Müller
Im Spiegel des Wassers erkennt man sein Gesicht
Im Spiegel seiner Gedanken erkennt der Mensch sich selbst.
Bibelzitat
1. Einleitung
Die Fähigkeit, menschliche Gesichter wahrzunehmen
Emotionen,
Alter, oder Geschlecht
daraus zu
und soziale Signale wie
lesen,
ist eine
essentielle
Voraussetzung zur sozialen Interaktion (Beauchchamp & Anderson, 2010). Die
Expertise zur Gesichtserkennung wurde schon oft in experimentellen Studien gezeigt
und gilt als spezifische menschliche Fähigkeit. In einer bekannten Studie konnten
Bahrick,
Bahrick
und
Wittlinger
(1977)
zum
Beispiel
nachweisen,
dass
Studienteilnehmer auch nach fünfzehn Jahren neunzig Prozent ihrer ehemaligen
Klassenkameraden erkennen konnten. Damit ist die Fähigkeit zur Gesichtserkennung
eine sehr stabile Eigenschaft. Sie ist nur marginal durch Veränderungen, die zum
Beispiel aufgrund von Alterungsprozessen oder durch die Veränderung in einzelnen
Merkmalen (z.B. Frisur oder Brille) beeinflussbar. Das Fusiforme Gesichtsareal, kurz
FFA (fusiform face area), das im Fusiforme Gyrus (Brodmannareal 37) angesiedelt
ist, kann als spezialisierte Region für die Verarbeitung von menschlichen Gesichtern
in fMRI Studien lokalisiert werden (Puce, Allison, Gore, & McCarthy, 1995;
Kanwisher, McDermott & Chun, 1997). Bei der Betrachtung von Gesichtern werden
zudem für die Gesichtsverarbeitung spezialisierte Gehirnareale aktiviert. Die ERP
Komponente N170 reagiert deutlich schneller und stärker auf Gesichtsstimuli im
Vergleich zu anderen Objekten (Itier & Taylor, 2004). Der Mensch ist also ein Experte
in der Wiedererkennung von Gesichtern (Diamond & Carey, 1986), was sich auch in
der Nutzung spezialisierter Verarbeitungsmechanismen zeigt.
Jedoch stellt sich die Frage, ob es in Bezug auf die Gesichtswahrnehmung zu
Veränderungen über die Lebensspanne kommt. Die vorliegende Bachelorarbeit
beschäftigt
sich
genau
Gesichtswahrnehmung
in
mit
dieser
jungen
Frage:
und
was
älteren
sind
die
Lebensjahren?
Merkmale
Und
der
welche
Mechanismen werden zur Verarbeitung von Gesichtern verwendet? Um diese
Fragen zu beantworten, werden zunächst die weit anerkannten Fakten über die
1
Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
Gesichtswahrnehmung diskutiert. Außerdem werden bisherige kontroverse Befunde
über die Gesichtswahrnehmung im späten Erwachsenenalter erläutert.
Die Wahrnehmung und Erinnerung von Gesichtern ist eine wichtige soziale
Kompetenz. Dabei gilt die Veränderung der Leistung bei der Gesichtserkennung oder
dem Vergleich von Gesichtern während der Kindheit und Adoleszenz als relativ gut
exploriert ist, auch wenn die Befunde nicht unumstritten sind (siehe Review von
Crookes & McKone, 2009). Es gilt als erwiesen, dass sich die Gesichtswahrnehmung
mit steigendem Alter verbessert (Meinhardt-Injac et al., 2011).Der aktuelle
Forschungsstand weist darauf hin, dass Kinder andere Informationen zur
Verarbeitung von Gesichtern nutzen, als Erwachsene. Sie achten verstärkt auf
einzelne Merkmale (z.B. Haarfarbe), wenn die Wiedererkennung von Gesichtern
gefragt ist. Erwachsene dagegen werden kaum durch solche Details beeinflusst
(Diamond & Carey, 1986; Campbell, Walker & Baron-Cohen, 1995).
Die Veränderung über die gesamte Lebensspanne ist relativ dürftig erforscht
(Hildebrandt, Sommer, Herzmann & Wilhelm, 2010). Mit steigendem Alter lassen sich
zunächst generelle kognitive Defizite feststellen. So sinkt zum Beispiel die Fähigkeit
zur selektiven Aufmerksamkeit (Nagel et al., 2011) oder es treten Defizite im
Arbeitsgedächtnis
auf
(Strömer,
Li,
Heekeren
&
Lindenberger,
2013).
Im
Zusammenhang mit der Fähigkeit zur Gesichtswahrnehmung lassen sich mit
höherem Lebensalter Leistungseinbußen in Bezug auf die Fehleranfälligkeit und das
Gesichtsgedächtnis feststellen (Hildebrandt et al., 2010; Hildebrandt, Wilhelm,
Herzmann & Sommer, 2013). Die Fehleranfälligkeit älterer Erwachsener konnte
durch die steigende „false alarm“ Quote nachgewiesen werden, bei der mit
steigendem
Alter
die
Anzahl
der
falsch
positiv
erkannten
Gesichter
in
Identifikationsaufgaben ansteigt (Bartlett & Fulton, 1991).
Grady und Craik (2000) weisen auf eine funktionale Plastizität der beteiligten
Gehirnareale über die Lebensspanne hin und können nachweisen, dass selbst bei
einfachsten Aufgaben ein Leistungsabfall im Alter feststellbar ist. Wilhelm et al.
(2010) kommen dagegen zu dem Schluss, dass die Gesichtsverarbeitung, die in drei
Bereiche
eingeteilt
wird:
Gesichtswahrnehmung,
Gesichtsgedächtnis
und
Geschwindigkeit der Gesichtskognition, altersinvariant bleibt. Insgesamt kann man
daraus
schlussfolgern,
dass
die
Verarbeitungsmechanismen,
die
bei
der
Gesichtswahrnehmung relevant sind zwar über das Alter hinweg erhalten bleiben,
aber weniger effizient werden.
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Bachelorarbeit von Julia Katharina Müller
Aufgrund der Vielzahl an Informationen, die ein Gesicht enthält, wie z.B. Alter,
Aussehen, Geschlecht usw., trifft man eine Unterscheidung in merkmalsbasierte und
konfigurale Informationen (Rhodes, 1988). Bei der merkmalsbasierten Verarbeitung
werden die Merkmale des Gesichts als einzelne Komponenten wahrgenommen
(Auge, Nase, Mund, Gesichtskontur etc.). Merkmalsbasierte Informationen werden
zur Verarbeitung einfacher Objekte benötigt (z.B. „dieser Gegenstand ist ein Stuhl“),
wohingegen konfigurale Informationen bei der Unterscheidung von komplexen
Objekten herangezogen werden müssen, die alle die gleichen räumlichen
Anordnungen haben (Diamond & Carey, 1986; Farah, Wilson, Drain & Tanaka,
1998).
Um
den
Prozess der
konfiguralen
(holistischen) Wahrnehmung
von
Gesichtern näher zu explorieren, lassen sich drei Verarbeitungsstufen unterscheiden:
„Verarbeitung erster Ordnung“, „holistische Verarbeitung“ und „Verarbeitung zweiter
Ordnung“. Bei Verarbeitung erster Ordnung wird ein Gesicht aufgrund der
spezifischen Anordnung der einzelnen Merkmale erkannt (zwei Augen über der
Nase, die wiederum über dem Mund liegen). Im zweiten Schritt, der holistischen
Verarbeitung, werden die einzelnen Gesichtsmerkmale zu einer einheitlichen Gestalt
zusammengefügt. Als letztes werden bei der Verarbeitung zweiter Ordnung die
spezifischen Abstände zwischen den einzelnen Gesichtsmerkmalen berücksichtigt.
Diese subtilen Details und Unterschiede ermöglichen es, hunderte von Gesichtern
voneinander zu unterscheiden (Maurer, Grand & Mondloch, 2002).
Durch den Prozess der konfiguralen Verarbeitung wird die Extraktion einzelner
Details deutlich erschwert, da das Gesicht als eine Gestalt wahrgenommen wird.
Dieser Verarbeitungsmechanismus scheint bei der Wahrnehmung von Gesichtern für
Erwachsene eine wichtige Rolle zu spielen. Eine überzeugende Demonstration
dieses Phänomens bietet der „Composite Face Effect“ (Young, Hellawell & Hay,
1987). Beim Composite Effekt wird ein aus zwei unterschiedlichen Gesichtshälften
zusammengefügtes Gesicht schlechter oder weniger fehlerfrei erkannt verglichen mit
der Präsentation bei verschobenen Gesichtshälften oder alleine, ohne Distraktoren
präsentierten Gesichtshälften. Dabei spielt die Beeinflussung durch die zuignorierenden Gesichtsmerkmale eine entscheidende Rolle (Young et al., 1987;
Carey & Diamond, 1994; Hole, 1994). Young et al. (1987) schließen aufgrund dieses
Phänomens, dass Gesichter über ihre einzelnen Merkmale hinaus zu einer Gestalt
zusammengefügt werden und damit holistisch verarbeitet werden, wodurch es
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Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
schwierig wird, einzelne Teil zu ignorieren. Ein weiterer Nachweis für die holistische
Gesichtswahrnehmung im Erwachsenenalter ist der „Part to Whole Effekt“, bei dem
das ganze Gesichter (z.B. Larry) besser wiedererkannt wird, als isoliert präsentierte
Teile eines Gesichts (z.B. Larry’s Nase). Somit gibt es einen Leistungsvorteil bei
ganzheitlich präsentierten Gesichtern im Vergleich zu isoliert präsentierten Details.
Dieser Effekt tritt allerdings nur auf, wenn die einzelnen Gesichtsmerkmale in der
natürlichen Anordnung repräsentiert werden - sind sie durcheinander gewürfelt, sinkt
die Leistung der Teilnehmer (Tanaka & Farah, 1993). Der Composite Effekt und der
Part to Whole Effekt fungieren somit als Index für die holistische Verarbeitung
(Konar, Bennet & Sekuler, 2013).
Die geschilderten Leistungsunterschiede verschwinden jeweils, sobald die Gesichter
invertiert präsentiert werden (Tanaka & Farah, 1993; Yin, 1969; Young et al., 1987).
Dieses Phänomen wird „Face Inversion Effekt“ genannt. Es gilt als erwiesen, dass
eine Erklärung dieses Phänomens die Änderung im Verarbeitungsprozesses ist. Bei
auf
dem
Kopf
stehenden
Gesichtern
wechselt
die
holistische
zu
einer
merkmalsbasierten Verarbeitung (Freire, Lee & Symons, 2000; Yin, 1969; Young et
al.,
1987).
Das
bedeutet,
dass
die
ganzheitliche
Wahrnehmung
von
Gesichtsmerkmalen als eine Gestalt bei Inversion nicht mehr vorhanden ist und
Gesichtsmerkmale als einzelne Teile verarbeitet werden, was zu einer erhöhten
Fehleranfälligkeit und längeren Reaktionszeiten führt (Sinha & Poggio, 1996;
Meinhardt-Injac et al., 2010). Zudem konnte nachgewiesen werden, dass bei
Inversion vor allem die Verarbeitung zweiter Ordnung gestört ist (Leder & Bruce,
2000; Leder, Candrian, Huber & Bruce, 2001)
Es stellt sich nun die Frage, ob der Unterschied in der Wahrnehmung von
Gesichtern im Vergleich zu anderen Objekten gesichtsspezifisch ist oder aufgrund
von Expertise zustande kommt. Diamond und Carey (1986) konnten zeigen, dass der
Face Inversion Effekt bei Hundeexperten auch für Bilder von Hunden nachweisbar
ist, was für Expertise sprechen würde. Als konträre Sichtweise sprechen die
Ergebnisse von Tanaka und Farah (1993) dafür, dass die Gesichtswahrnehmung
eine spezifische Eigenschaft ist. Sie konnten nachweisen, dass der Part to Whole
Effekt nur bei Gesichtern und nicht bei Häusern auftritt. Insgesamt ist diese Debatte
noch nicht endgültig geklärt, weshalb weitere Forschung notwendig sein wird.
Ob nachgewiesenen Leistungseinbußen bei der Gesichtsverarbeitung im Alter
auf einen allgemeinen altersbedingten Leistungsrückgang zurück zu führen sind oder
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Bachelorarbeit von Julia Katharina Müller
ob es sich um ein spezifisches Defizit in der holistischen Wahrnehmung handelt ist
bislang noch nicht abschließend geklärt. Es gibt zwei Studien, die zu kontroversen
Positionen kommen (Boutet & Faubert, 2006; Schwarzer, Kretzer, Wimmer &
Jovancovic, 2010). Boutet und Faubert (2006) postulieren, dass holistische
Gesichtswahrnehmung nicht durch zunehmendes Alter beeinträchtigt ist. Es wurden
vergleichbare Gesichtsinversionseffekte in den Altersgruppen der jüngeren und
älteren Erwachsenen gefunden. Dies lässt darauf schließen, dass die Verarbeitung
zweiter Ordnung altersinvariant beeinträchtigt ist. Bei anderen Objekten konnte diese
Stabilität nicht nachgewiesen werden, was für einen gesichtsspezifische Eigenschaft
spricht. Zur Überprüfung der holistischen Gesichtswahrnehmungsleistung wurde das
Composite Face Paradigma und das Part-Whole Paradigma angewandt. Für beide
Altersgruppen konnte der Part-Whole Effekt nachgewiesen werden, während nur für
die jüngeren Erwachsenen der Composite Effekt nchweisbar war (Boutet & Faubert,
2006). Auch wenn dies ein Hinweis auf ein Defizit in der holistischen Verarbeitung
aufzeigen könnte, schließen die Autoren trotz der zweiseitigen Befunde und aufgrund
methodischer Mängel insgesamt, dass die holistische Wahrnehmung von Gesichtern
über das Alter hinweg stabil ist.
Diese Ansicht steht im Gegensatz zu den Ergebnissen von Schwarzer et al.
(2010). In der Studie wurde die merkmalsbasierte mit der holistischen Wahrnehmung
über drei Altersgruppen (Kinder, jüngere und ältere Erwachsene) verglichen. Die
Ergebnisse zeigen, dass die holistische Wahrnehmung über die Altersspanne
zunächst von der Kindheit bis hin zum jüngeren Erwachsenenalter ansteigt und
danach im älteren Erwachsenenalter wieder abnimmt. Komplementär zu diesem
Befund steht die merkmalsbasierte Verarbeitung, die mit zunehmendem Alter
weniger ausgeprägt ist und erst im höheren Erwachsenenalter wieder verstärkt
genutzt wird. Außerdem zeigte sich, dass die präferierten Merkmale über die
Altersspanne variieren. Während Kinder und jüngere Erwachsene mehr auf die
internen Merkmale des Gesichts achten, verwenden ältere Erwachsene die externen
Merkmale (Schwarzer et al., 2010). Die konträren Ergebnisse der beiden Studien
erklären Schwarzer et al. durch die unterschiedlichen Aufgabentypen. Dabei
schließen sie, dass bei älteren Erwachsenen die durchaus intakte holistische
Verarbeitung
bei
anspruchsvolleren
Aufgaben
zu
einer
merkmalsbasierten
Verarbeitung wechselt. Insgesamt kann kein allgemeiner Konsensus über den
Prozess der Gesichtsverarbeitung gefunden werden.
5
Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
Es wurde versucht dieses Defizit durch eine weitere Studie zu lösen.
Meinhardt-Injac,
Persike
und
Meinhardt
(2014)
untersuchten
ebenfalls
die
Gesichtswahrnehmung über die Lebensspanne und setzten diese in Vergleich mit
der Wahrnehmung anderer komplexer Objekte (Uhren). Die Ergebnisse der Studie
stützen Boutet und Fauberts (2006) Schluss, dass die Verarbeitung von Gesichtern
eine auf dieses Objekt beschränkte spezifische Eigenschaft ist, die über das Alter
hinweg stabil bleibt (Meinhardt-Injac et al., 2014). Sie kommen zu diesem Ergebnis,
da sie nachweisen konnten, dass es bei Uhren durchaus möglich war, irrelevante
Informationen zu ignorieren – diese Fähigkeit bei Gesichtern aber versagte.
In dem Experiment wurde das „Context-Congruency Paradigma“ verwendet
(Meinhardt-Injac, 2013; Meinhardt-Injac, Persike & Meinhardt, 2010; 2011a; 2011b).
Dadurch soll die perzeptuelle Interaktion zwischen externen (Haare, Ohren, Kopf und
Gesichtskonturen)
und
internen
(Auge,
Augenbrauen,
Nase,
Mund)
Gesichtsmerkmalen gemessen werden. Im Gegensatz zum bereits geschilderten
Composite Face Paradigma werden die internen Gesichtsmerkmale nicht verändert,
sodass die Stärke der Kontexteffekte zwischen äußeren und inneren Merkmale
gemessen werden kann.
Es gibt zunehmende Nachweise dafür, dass externe Merkmale einen starken
Einfluss auf die Wahrnehmung interner Merkmale haben (Axelrod & Yovel, 2010;
Meinhardt-Injac, Meinhardt & Schwaninger, 2009; Nachson, Moscovitch & Umilta,
1995; Veres-Injac & Schwaninger, 2009). Außerdem gilt es als erwiesen, dass die
internen Merkmale für die holistische Verarbeitung salient sind (Henderson, Falk,
Minut, Dyer & Mahadevan, 2001; Williams & Henderson, 2007). Meinhardt-Injac et al.
(2010; 2011) konnten zudem nachweisen, dass der Context Congruency Effekt vor
allem bei der Fokussierung interner Gesichtsmerkmale auftritt, was dafür spricht,
dass diese vor allem für die holistische Gesichtswahrnehmung relevant sind.
Nicht nur durch die Interaktion zwischen internen und externen Merkmalen
lässt sich die holistische Wahrnehmung explorieren, sondern auch durch die
Präsentation von Gesichtern mit verschiedenen Ortsfrequenzen. Gesichter werden
beim Prozess der visuellen Wahrnehmung, als Luminanzgradienten verschiedener
Ortsfrequenzen auf der Retina präsentiert (Hess, 2004).
Es
gibt
Evidenz
dafür,
dass
verschiedene
Ortsfrequenzbereiche
für
unterschiedliche Gesichtsverarbeitungsprozesse relevant sind. Für den Prozess der
holistischen Verarbeitung spielen niedrige Ortsfrequenzen (low spatial frequency,
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Bachelorarbeit von Julia Katharina Müller
LSF) zwischen 2-8 cycles per face width [c/fw] eine wichtige Rolle, wohingegen für
die merkmalsbasierte Verarbeitung hohe Ortsfrequenzen (high spacial frequency,
HSF) im Bereich von 8-32 c/fw relevant sind (Goffaux & Rossion, 2006; Goffaux,
2009). Auf Grundlage dieser Befunde wurde in dem vorliegenden Experiment der
Vergleich zwischen Gesichtern mit niedrigen und vollen Ortsfrequenzen (full spatial
frequency, FS) angetreten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass sich die vorliegende Bachelorarbeit
mit der Entwicklung der holistischen Gesichtswahrnehmung über die Lebensspanne
beschäftigt. Für die Konstruktion des Experiments wurde das oben geschilderte
Context Modulation Paradigma angewandt.
Insgesamt ist mit einem Leistungsrückgang der älteren Versuchsteilnehmer zu
rechnen. Außerdem ist anzunehmen, dass die Leistung in der Bearbeitung von LSFStimuli schlechter ist, als bei ungefilterten Gesichtern. Wenn die konfigurale
Wahrnehmung von Gesichtern über das Alter hinweg stabil bleibt, ist anzunehmen,
dass dieser Unterschied ebenfalls stabil nachweisbar ist. Dagegen kann ein
Gruppenunterschied
bezüglich
der
Stimulusbedingung
einen
Hinweis
auf
unterschiedlich starke holistische Verarbeitungsprozesse geben.
Bezüglich der Indikatoren für holistische Wahrnehmung ist ein feststellbarer
Inversions- und Kontexteffekt zu erwarten. Wenn die konfigurale Wahrnehmung von
Gesichtern über das Alter hinweg stabil bleibt, ist anzunehmen, dass bei LSF-Stimuli
die Leistung in den Bedingungen in denen die merkmalsbasierte Verarbeitung
(inkongruenter Kontext und Inversion) die Wahrnehmung moduliert, stärker abfällt.
Dabei sollte kein Unterschied zwischen den Altersgruppen feststellbar sein. Wenn es
allerdings altersspezifische Unterschiede in der Gesichtswahrnehmung gibt, sollten
sich die Ergebnisse zwischen jüngeren und älteren Erwachsenen unterscheiden.
7
Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
2. Methode
2.1. Untersuchungsdesign
Für die Erhebung der Daten wurde ein Experiment mit unterschiedlichen
Stimuli (Gesichter mit niedrigen Ortsfrequenzen / low spatial frequencies – LSF bzw.
Gesichter mit vollen Ortsfrequenzen / full spatial frequencies – FS; siehe auch 2.3.
Stimuli) durchgeführt, bei dem die Aufgabe jeweils darin bestand, auf die internen
Merkmale des Gesichts zu achten. Interne Merkmale eines Gesichtes beziehen sich
auf Augen, Augenbrauen, Nase und Mund, während externe Merkmale eines
Gesichts Haare, Ohren, Kopf und Gesichtskontur beinhalten. Externe Merkmale
sollten während des gesamten Experiments ignoriert werden.
Das Experiment bestand aus zwei Teilen, wobei in einem FS und in dem
anderen LSF Bilder präsentiert wurden. Den Teilnehmern wurden die Teile des
Experiments in randomisierter Reihenfolge präsentiert. Jeder Teilnehmer durchlief
alle Teile des Experiments.
In beiden Teilen des Experiments wurde die kontextuale Übereinstimmung
zwischen
internen
Übereinstimmung
und
externen
bezieht
sich
Merkmalen
dabei auf
die
manipuliert.
Kontextuale
Deckungsgleichheit
zwischen
beachteten und nicht beachteten Merkmalen in jedem Teil des Experiments (vgl.
Axelrod & Yovel, 2010; 2011). Das bedeutet, dass in einem kongruenten Kontext
(CC) zwei Stimuli eines Trials entweder vollkommen identisch (same-trial) oder
vollkommen unterschiedlich (different-trial) waren. In diesen beiden Fällen macht es
keinen Unterschied, ob der Teilnehmer auf die zu beachtenden internen Merkmale
des
Gesichts
achtet
oder
auf
die
zu
vernachlässigenden
externen
Gesichtsmerkmale. Die Ergebnisse sind im kongruenten Kontext identisch.
Im inkongruenten Kontext (IC) sind die zwei Stimuli in den zu beachtenden
internen
Gesichtsmerkmale
gleich
und
in
den
zu
ignorierenden
externen
Gesichtsmerkmalen unterschiedlich (same-trial) oder umgekehrt, die zu beachtenden
Gesichtsmerkmale
sind
Gesichtsmerkmale
sind
unterschiedlich
gleich
und
(different-trial).
die
zu
Daraus
vernachlässigenden
resultiert,
dass
im
inkongruenten Kontext nur die zu beachtenden Merkmale anzeigen, ob es sich um
einen gleich oder ungleich Trial handelt (siehe auch Fig. 1).
8
Bachelorarbeit von Julia Katharina Müller
Beide Stimuli eines Trials werden entweder aufrecht oder invertiert (180°
Rotation) präsentiert. Die Präsentationzeit der Stimuli betrug (D = {633} ms). Beide
Stimuli-Typen (LSF, FS) wurden jüngeren und älteren Erwachsenen präsentiert.
Für die Erhebung der Daten ergibt sich somit ein Messwiederholungsdesign,
das zwei Altersgruppen (jüngere vs. ältere Erwachsene) x 2 Stimulus Typen (FS vs.
LSF) x 2 Orientierungen (aufrecht vs. invertiert) x 2 Kontextbedingungen (CC vs. IC)
beinhaltet. Als Gruppenfaktor fungiert die Altersgruppe, während Stimulus Typen,
Orientierung und Kontextbedingungen Innersubjektfaktoren sind.
Kongruenter Kontext
Inkongruenter Kontext
Fig.1. Abbildung zeigt Gesichtsstimuli der niedrigen Ortsfrequenzen (LSF) für kongruenten und
inkongruenten Kontext. Im inkongruenten Kontext sind die Gesichter entweder komplett identisch
(same trial) oder komplett unterschiedlich (different trial). Dahingegen sind im inkongruenten Kontext
entweder nur die internen Merkmale (same trial) identisch oder die externen Merkmale (different trial).
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Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
2.2. Versuchsteilnehmer
Insgesamt haben 22 jüngere (7 männliche und 15 weibliche) Bachelor
StudentInnen
der
Johannes-Gutenberg
Universität
Mainz
an
der
Studie
teilgenommen. Der Altersdurchschnitt lag bei 23,4 Jahren. Außerdem wurden für die
Gruppe der älteren Erwachsenen 20 Personen (11 weibliche und 9 männliche) durch
das ZWW Studieren 50+ an der Johannes-Gutenberg Universität rekrutiert. Dabei lag
der Altersdurchschnitt bei 65,7 Jahren.
Die
Versuchsteilnehmer
verfügten
über
normales
oder
korrigiertes
Sehvermögen und berichteten einen unauffälligen neurologischen und psychischen
Zustand. Die Teilnahme wurde nicht vergütet. Die Studenten/Innen erhielten eine
Bescheinigung über abgeleistete Versuchspersonenstunden.
2.3. Stimuli
Für die Gesichtsstimuli wurden vier männliche Schwarz-weiß-Fotografien
verwendet,
die
unter
standardisierten
Bedingungen
in
einem
Fotostudio
aufgenommen wurden. Die Gesichter wurden in einem ¾ Winkel von der linken
Gesichtshälfte aufgenommen. Um Bilder von der rechten Gesichtshälfte zu erhalten
wurden anschließend die Bilder gespiegelt. Die Originale wurden mit Adobe
Photoshop bearbeitet, um alle möglichen Kombinationen von internen und externen
Merkmalen zu erhalten. Dafür wurden die internen Gesichtsmerkmale (Augen,
Augenbrauen, Nase, Mund) in einem Oval ausgeschnitten und in die externen
Gesichtsmerkmale der jeweils anderen Gesichter eingefügt. Durch die Erstellung
aller möglichen Kombinationen von externen mit internen Merkmalen ergeben sich
aus vier Originalbildern und 12 zusammengesetzten Bildern insgesamt 16
Gesichtsstimuli. Die zusammengesetzten Gesichter sind nicht als solche erkennbar
und werden als natürliche Gesichter wahrgenommen. Für die Versuchsbedingung mit
niedrigen Ortsfrequenzen wurden die 16 Stimuli so gefiltert, dass nur noch die
Ortsfrequenzen von 9,8 c/fw vorhanden waren.
2.4. Technische Ausstattung
Das Experiment wurde mit dem Programm Inquisit 3 runtime units
durchgeführt. Die Stimuli wurden auf einem NEC Spectra View 2090 TFT Bildschirm
mit einer Auflösung von 1280 x 1024 und einer Bildwiederholungsfrequenz von 60
10
Bachelorarbeit von Julia Katharina Müller
Hz. präsentiert. Die Teilnehmer hatten einen Abstand von 70 cm zum Bildschirm,
allerdings wurde keine Kinnstütze verwendet. Die Stimuli und auch die Masken
hatten eine Auflösung von 300 x 400 Pixeln (Breite x Höhe). Dies entspricht einer
Größe von 12 x 15 cm auf dem Bildschirm bzw. 9.7° x 12° Sehwinkel bei einer
Blickdistanz von 70 cm. Die Teilnehmer gaben ihre Antworten mittels einer
Computertastatur und erhielten über Kopfhörer akustisches Feedback.
2.5. Versuchsablauf
Für das Experiment wurden die Teilnehmer instruiert, zwei nacheinander
präsentierte Stimuli hinsichtlich ihrer internen Merkmale zu vergleichen und zu
beurteilen, ob diese gleich oder ungleich waren.
Zunächst wurde den Teilnehmern anhand von drei Beispiel Stimuli der Ablauf des
Experiments erläutert. Außerdem durchliefen sie vor jedem Teil des Experiments
einen Probedurchgang von 10 Trials. Nachdem sichergestellt wurde, dass der
Teilnehmer die Aufgabe verstanden hatte, absolvierte er beide Teile des
Experiments,
die
jeweils
ca.
10
Minuten
dauerten.
Die
Reihenfolge
der
Teilexperimente wurde randomisiert zugeteilt.
Der zeitliche Ablauf eines Versuchstrials war wie folgt: Fixationsmaske (300
ms) – Blanko (100 ms) – erster Stimulus (633 ms) – Maske (350 ms) – Blanko (200
ms) – zweiter Stimulus (633 ms) – Maske (350 ms) – Blanko bis zur Eingabe der
Antwort durch den Teilnehmer (siehe Fig.2). Nach jeder Antwort erhielt der
Teilnehmer ein akustisches Feedback zur Selbsteinschätzung (vgl. Meinhardt-Injac
et al., 2011a). Beide Teile des Experiments wurden mit einer kurzen Pause
nacheinander absolviert.
Fig.2. Zeitlicher Ablauf eines Versuchstrials. In diesem Fall wird eine inkongruente Bedingung (externe
Merkmale gleich, interne Merkmale ungleich) mit FS Stimuli gezeigt.
11
Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
3. Ergebnisse
Figur 3 zeigt die prozentuale Trefferrate für die zwei Ortsfrequenzbedingungen
(FS vs. LSF) bei jüngeren und älteren Erwachsenen jeweils für kongruente und
inkongruente Kontextbedingung und stellt somit einen Überblick über die aus der
Studie gewonnenen Daten dar.
Mittels einer ANOVA mit Messwiederholung wurden die erhobenen Daten in
Statistica analysiert. Dabei dient das Alter (jüngere vs. ältere Erwachsene) als
Gruppenfaktor,
während
die
Variablen
Kontextbedingung
(inkongruent
vs.
kongruent), Orientierung (aufrecht vs. invertiert) und Stimulusmaterial (FS vs. LSF)
als Innersubjektfaktoren fungieren.
Alle vier Haupteffekte wurden höchst signifikant: Alter F(1,38) = 13,72, p <
.001; Stimulusmaterial F (1,38) = 73,76, p < .001; Orientierung F (1,38) = 48,17, p <
.001; Kontextbedingung F (1,38) = 188,65, p < .001. Jüngere Teilnehmer haben
höhere Trefferraten als Ältere erreicht. Die Leistung in der Gesichtswahrnehmung ist
insgesamt sowohl in der FS-Bedingung als auch bei aufrechter Präsentation besser.
Weiterhin lassen sich signifikante Interaktionen zwischen: Orientierung und Alter: F
(1,38) = 4,871, p < .05, Stimulusmaterial und Kontextbedingung: F (1,38) = 5,11, p <
.05 und Orientierung und Kontextbedingung: F (1,38) = 20,201, p < .001 feststellen.
Der Interaktionseffekt zwischen Stimulusmaterial und Alter wurde nicht signifikant: F
(1,38) = 1,79, p > .5. Dies deutet darauf hin, dass ältere Erwachsene gleiche
Informationen aus dem Gesicht enkodieren, wie jüngere Erwachsene. Es werden
keine weiteren Interaktionen signifikant.
Der LSD Fisher Post-Hoc Test hat gezeigt, dass der Gesichtsinversionseffekt
in beiden Altersgruppen signifikant wird. Allerdings ist dieser Effekt im Vergleich zu
der Gruppe der jüngeren Erwachsenen: p < .05, für die Gruppe der älteren
Erwachsenen ausgeprägter: p < .001.
Für jede Altersgruppe wurde zudem eine seperate einfaktoriellen ANOVA
berechnet, um die einzelnen Effekte unabhängig von dem Alter zu betrachten. Dabei
fungieren die Faktoren Stimulusmaterial (FS vs. LSF), Orientierung (aufrecht vs.
invertiert)
und
Kontextbedingung
(kongruent
vs.
inkongruent)
als
Innersubjektfaktoren. Tabelle 1 stellt einen Überblick über die gewonnen Ergebnisse
dar.
12
Bachelorarbeit von Julia Katharina Müller
Older adults
Effekt
Freiheitsgrade
Younger adults
F
p
Freiheitsgrade
F
p
Stimulusmaterial
Orientierung
Kontext
1 (19)
1 (19)
1 (19)
29.271
32.334
96.213
.001***
.001***
.001***
1 (19)
1 (19)
1 (19)
44.703
15.875
92.663
.001***
.001***
.001***
Stimulusmaterial x Orientierung
1 (19)
0.161
.693
1 (19)
0.062
.807
Stimulusmaterial x Kontext
Orientierung x Kontext
1 (19)
1 (19)
0.513
10.419
.483
.004**
1 (19)
1 (19)
9.355
10.183
.006**
.005**
Stimulusmaterial x Orientierung x Kontext
1 (19)
4.437
.049*
1 (19)
0.010
.922
Tabelle 1. Ergebnisse der einfaktoriellen ANOVA jeweils für die Altersgruppe der jüngeren und älteren
Erwachsenen.
* statistisch signifikant (p < .05)
** statistisch hochsignifikant (p < .01)
***statistisch hochsignifikant (p < .001)
Sowohl in der Gruppe der jüngeren als auch in der Gruppe der älteren
Erwachsenen wurden alle Haupteffekte signifikant. Zudem ist die Interaktion
zwischen Orientierung und Kontext vergleichbar. Daraus kann man schließen, dass
sie beide Faktoren gegenseitig modulieren. Insgesamt kann man aufgrund der
ähnlichen Ergebnisse beider Varianzanalysen sagen, dass die Effekte beider
Altersgruppen vergleichbar sind.
Zu beachten ist die Interaktion zwischen Stimulusmaterial und Kontext, die
ausschließlich in der jungen Altersgruppe signifikant wird. Die Interaktion zwischen
Stimulusmaterial, Orientierung und Kontext wird dagegen nur bei den älteren
Versuchsteilnehmern signifikant. Der LSD Fisher Post-Hoc Test zeigt auf, dass sich
die Verarbeitung sowohl von LSF- als auch von FS-Stimuli in der kongruenten
Bedingung erwartungsgemäß signifikant zwischen invertierter und aufrechter
Präsentation unterscheidet (p < .001). Im Gegensatz dazu kann nur für die LSFStimuli ein signifikanter Unterschied in der inkongruenten Bedingung zwischen
invertierter und aufrechter Präsentation nachgewiesen werden (p < .001). Bei vollen
Ortsfrequenzen lässt sich kein Unterschied bezüglich der Orientierung feststellen (p
< .208). Bei der Einordnung dieser Ergebnisse in den Gesamtkontext ist zu
beachten, dass sich die Leistung in der inkongruenten Bedingung unterhalb des
Ratelevel von fünfzig Prozent befindet (vgl. Fig.3).
13
Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
Fig. 3. Prozentuale Trefferrate für die zwei Ortsfrequenzbedingungen bei jüngeren und älteren Erwachsenen
jeweils für kongruente und inkongruente Kontextbedingungen.
14
Bachelorarbeit von Julia Katharina Müller
4. Diskussion
In der vorliegenden Bachelorarbeit sollte der Frage nachgegangen werden,
wie sich die Gesichtswahrnehmung über die Lebensspanne verändert und ob die
konfigurale Gesichtsverarbeitung über das Alter hinweg stabil bleibt. Dafür wurde
mithilfe des Context-Congruency-Paradigmas (vgl. Meinhardt-Injac, 2013; MeinhardtInjac et al., 2010; 2011a; 2011b) ein Experiment konzipiert, bei dem die
Versuchsteilnehmer jeweils zwei Gesichter anhand ihrer internen Merkmale als
gleich oder ungleich beurteilen sollten. Die Bilder wurden entweder aufrecht oder
invertiert präsentiert. Außerdem wurden die internen Merkmale des Gesichts
entweder in einem kongruenten oder inkongruenten Zusammenhang zu den
externen Gesichtsmerkmalen dargeboten. Die Versuchsteilnehmer, die in zwei
Altersgruppen (jüngere Erwachsene, Altersdurchschnitt 23,4 Jahre vs. ältere
Erwachsene, Altersdurchschnitt 65,7 Jahre) aufgeteilt wurden, durchliefen das
Experiment zweimal, jeweils für Stimuli mit niedrigen Ortsfrequenzen und mit
ungefilterten Gesichtern.
Die Gruppe der jüngeren Erwachsenen schneidet unabhängig von den
Ortsfrequenzbedingungen besser ab verglichen mit den älteren Erwachsenen.
Insgesamt zeigen die Ergebnisse somit einen allgemeinen Leistungsrückgang über
das Alter hinweg, was sich in der Anzahl der korrekten Antworten widerspiegelt. Aber
ein altersinvarianter Haupteffekt des Stimulusmaterials weist darauf hin, dass im
älteren Erwachsenenalter durchaus noch Informationen niedriger Ortsfrequenzen
genutzt werden. Ein altersbedingter Unterschied in der Verarbeitung von niedrigen
Ortsfrequenzen konnte somit widerlegt werden, was auf eine Stabilität der
konfiguralen Verarbeitung über die Lebensspanne schließen lässt.
Außerdem lassen sich bezüglich der Indikatoren holistischer Verarbeitung typische
Effekte feststellen: schlechtere Leistung bei Inversion, im inkongruenten Kontext und
in der LSF-Bedingung. Zudem kann festgehalten werden, dass sich die Indikatoren
für holistische Verarbeitung, Kontext und Orientierung, gegenseitig modulieren, was
in beiden Altersgruppen nachweisbar ist.
Ein Hinweis auf einen vorhandenen Unterschied in der Nutzung von
spezifischen Informationen zur Verarbeitung von Gesichtern lässt sich allerdings
zwischen den Altersgruppen ausmachen. Jüngere Erwachsene weisen einen
signifikanten Kontexteffekt bei Verarbeitung von Gesichtern unterschiedlicher
15
Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
Ortsfrequenzen auf. Im Gegensatz dazu zeigen ältere Erwachsene eine stärkere
Beeinflussbarkeit durch irrelevante Informationen in der LSF-Bedingung, die dazu
führt, dass die Anzahl korrekter Antworten unterhalb des Ratelevels von fünfzig
Prozent liegt. Mögliche Erklärungen für dieses Phänomen sollen im Folgenden
diskutiert werden.
Aufgrund
des
allgemeinen
Leistungsrückgangs
der
älteren
Versuchsteilnehmer ist zu diskutieren, ob dieser Befund durch schwindende
Gesichtsverarbeitungsfähigkeiten zustande kommt oder durch eine verminderte
kognitive Effizienz erklärt werden kann. Studien belegen, dass allgemeine kognitive
Fähigkeiten im Alter sinken (vgl. Nagel et al., 2011; Strömer et al., 2013). Auch bei
einfachen
Gesichtsidentifikationsaufgaben
lässt
sich
feststellen,
dass
die
Fehleranfälligkeit zunimmt und die Gesichtsverarbeitungsgeschwindigkeit sinkt
(Bartlett & Fulton, 1991; Hildebrandt et al., 2011; Hildebrandt et al., 2013).
Hildebrandt
et
al.
(2010),
Gesichtswahrnehmung,
Gesichtskognition
die
den
Prozess
Gesichtsgedächtnis
einteilen,
schließen
der
Gesichtsverarbeitung
und
aber,
dass
Geschwindigkeit
die
in
der
Gesichtsverarbeitung
unabhängig vom Alter konstant bleibt. Die auftretenden Leistungsunterschiede
spiegeln
somit
ein
altersbedingtes
Defizit
in
gesichtsspezifischen
Verarbeitungsmechanismen wieder.
Das vorliegende Experiment zeigt einen signifikanten Unterschied zwischen
den Stimulusbedingungen, wobei ungefilterte Bilder fehlerfreier bearbeitet werden als
LSF-Gesichter. Der Unterschied ist über das Alter hinweg stabil nachweisbar,
weshalb geschlossen werden kann, dass die verfügbaren Informationen zur
Verarbeitung von Gesichtern altersinvariant genutzt werden.
In
dem
Zusammenhang
ist
es
wichtig
zwischen
zwei
Typen
von
Informationsverarbeitung zu unterscheiden. Niedrige Ortsfrequenzen, die die groben
Konturen eines Gesichts darstellen sind dabei kritisch für die Verarbeitung
konfiguraler Informationen, während HSF, die die feinen Details eines Gesichts
abbilden für die merkmalsbasierten Informationen notwendig sind. Informationen
niedriger Ortsfrequenzen werden im Gegensatz zu HSF im visuellen System sehr
schnell verarbeitet (Goffaux & Rossion, 2006¸ Goffaux, 2009;
Sergent, 1986).
Obwohl bei der Verarbeitung konfiguraler Informationen LSF von Vorteil sind,
enthalten sowohl HSF als auf LSF diese Informationen (Goffaux, Hault, Michel,
Vuong & Rossion, 2005).
16
Bachelorarbeit von Julia Katharina Müller
Der
Befund
von
Goffaux
et
al.
(2006),
dass
der
holistische
Verarbeitungsprozess in der LSF Bedingung durch Inversion stärker als bei
ungefilterten Bildern gestört wird, wurde in der Literatur kritisch diskutiert und kann
nicht bestätigt werden. Cheung, Richler, Palmeri und Gauthier (2008) bemerken in
diesem Zusammenhang dass der in dieser Studie gefundene Unterschied in der
Bewertung des Stimulusmaterials auch aufgrund von Antworttendenzen zustande
gekommen sein könnte. Im vorliegenden Experiment
konnte keine signifikante
Interaktion zwischen Stimulusmaterial und Orientierung ausgemacht werden.
Insgesamt ist daher zu schließen, dass die Verfügbarkeit von konfiguralen
Informationen vergleichbar zwischen FS und LSF ist und LSF-Gesichter nicht stärker
konfigural verarbeitet werden.
Leistungsdefizite in der LSF-Bedingung im inkongruenten Kontext bzw. bei
invertiert präsentierten Gesichtern sowohl bei jüngeren als auch bei älteren
Erwachsenen deuten auf eine starke Beeinflussung durch externe Merkmale hin.
Eine starke Modulation von externen auf interne Merkmale wurde schon oft
demonstriert (Axelrod & Yovel, 2010; 2011; Nachson, Moskovitch & Umlita, 1995;
Shina & Pogio, 1996). Dieser Effekt wurde in dem vorliegenden Experiment durch die
LSF-Bedienung noch verstärkt. Da bei LSF nur noch grobe Konturen erkennbar sind,
sind die Versuchsteilnehmer stärker auf die Verarbeitung externer Merkmale
angewiesen, die lediglich eine globale Bewertung zulassen. Der derzeitige
Forschungsstand deutet darauf hin, dass jüngere Erwachsene bei der Verarbeitung
von Gesichtern den Fokus auf internen Gesichtsmerkmalen haben und sehr gut in
der Lage sind, irrelevante Informationen auszublenden. Mit zunehmendem Alter
verschiebt sich der Fokus mehr auf externe Merkmale (Meinhardt-Injac et al., 2014).
Aufgrund dessen werden die älteren Erwachsenen durch den globalen Fokus (Daniel
& Bentin, 2012) verglichen mit den jüngeren Erwachsenen besonders stark
beeinflusst (Chaby, Narme & George, 2011). Die Bedeutung der externen Merkmale
für die Gesichtswahrnehmung vor allem bei LSF kann im vorliegenden Experiment
bestätigt werden. Mit zunehmendem Alter scheint diese zuzunehmen.
Als weitere Indikatoren für die holistische Wahrnehmung wurden die Kontextund Orientierungseffekte in beiden Altersgruppen signifikant (vgl. Meinhardt-Injac et
al., 2010; 2011a; 2011b). Beim Kontexteffekt werden Gesichter im inkongruenten
Kontext (IC) schlechter wahrgenommen, als Gesichter im kongruenten Kontext (CC)
(Axelrod & Yovel, 2010; 2011). Für den zweiten Indikator der holistischen
17
Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
Verarbeitung ist gut belegt, dass die Wahrnehmung von Gesichtern erschwert ist,
sobald diese invertiert präsentiert werden (Tanaka & Farah, 1993; Young et al.,
1987; Yin, 1969). Die signifikante Interaktion der beiden Faktoren macht deutlich,
dass sich irrelevante Informationen (IC) und Orientierungseffekte gegenseitig
beeinflussen. Die schlechtere Leistung in der inkongruenten Kontextbedingung und
bei invertiert präsentierten Gesichtern in dieser Studie spricht für eine konfigurale
Verarbeitung. Dabei zeigt sich durch den Kontexteffekt ein altersunabhängiges
Defizit darin, die irrelevanten externen Gesichtsmerkmale zu ignorieren, da das
Gesicht holistisch, das heißt als
eine Gestalt wahrgenommen wird. Der
Inversionseffekt wird zwar für beide Altersgruppen signifikant, hat aber mit
steigendem Alter noch an Stärke gewonnen. Das heißt, dass Orientierungseffekte
tendenziell für ältere Erwachsene noch stärker auftreten.
Zusammengefasst zeigen die Ergebnisse dieser Studie, dass holistische
Verarbeitung im Alter erhalten bleibt oder sogar stärker ausgeprägt ist als im
jüngeren Erwachsenalter. Damit stimmen die Ergebnisse mit neueren Befunden
überein, die zum ähnlichen Schlussfolgerungen gekommen sind (Boutet & Faubert,
2006; Meinhardt-Injac et al. 2014, aber siehe Schwarzer et al, 2010).
Alles in allem lässt sich auf Grundlage der vorliegenden Bachelorarbeit
schließen, dass die holistische Verarbeitung von Gesichtern über das Alter hinweg
stabil nachweisbar ist. Die allgemeine Verschlechterung in der Leistung die mit dem
Alter gezeigt wurde, kann somit nicht auf eine geringere Nutzung von holistischen
und konfiguralen Mechanismen zurückgeführt werden. Es gibt zunehmend Hinweise,
dass sich ältere Erwachsene stärker auf globale Verarbeitungsprozesse verlassen,
jedoch eine Schwäche für die merkmalsbasierte Verarbeitung zeigen (Daniel &
Bentin; 2012¸ Meinhardt-Injac et al.; 2014; Roudaia, Bennet & Sekuler; 2008). Um
diese Frage näher zu untersuchen, wäre eine Erweiterung des Experimentaldesigns
um den Faktor hoher Ortsfrequenzen sinnvoll. Dadurch könnte noch genauer
betrachtet werden inwiefern sich der Verarbeitungsmechanismus bei LSF (der eher
merkmalsbasiert abläuft) im Vergleich zu HSF (der eher holistisch oder konfigural
stattfindet) unterscheidet.
Abschließend kann aber festgehalten werden, dass die konfiguralen
Verarbeitungsprozesse für die Gesichtsverarbeitung essentiell sind und nur durch
Expertise auftreten können (Carey & Diamond, 1986). Insgesamt kann man daher
auf Grundlage der menschlichen Expertise für die Gesichtswahrnehmung die
18
Bachelorarbeit von Julia Katharina Müller
Altersinvarianz
holistischer
Wahrnehmung
Zusammenhangs ansehen.
19
als
logische
Konsequenz
dieses
Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
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Konfigurale Gesichtswahrnehmung bei jüngeren und älteren Erwachsenen
Erklärung für schriftliche Prüfungsleistungen
gemäß § 13, Abs. 2 und 3 der Ordnung des Fachbereichs 02 Sozialwissenschaften,
Medien und Sport der Johannes Gutenberg-Universität Mainz für die Prüfung im
Bachelorstudiengang B.Sc. Psychologie vom 11. Febr. 2011, StAnz. S. 460
Hiermit erkläre ich,
___________________________________________________________________
Name, Vorname
Martrikelnummer
dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig verfasst und keine anderen als die
angegebenen Quellen oder Hilfsmittel (einschließlich elektronischer Medien und
online-Quellen) benutzt habe.
Mir ist bewusst, dass ein Täuschungsversuch oder ein Ordnungsverstoß vorliegt,
wenn sich diese Erklärung als unwahr erweist.
_____________________
Ort/Datum
Unterschrift
§ 19 Abs. 3 habe ich zur Kenntnis genommen („Versucht die Kandidatin oder der
Kandidat das Ergebnis einer Prüfung durch Täuschung oder Benutzung nicht
zugelassener Hilfsmittel zu beeinflussen, oder erweist sich eine Erklärung gemäß §
13 Absatz 2 Satz 5 als unwahr, gilt die betreffende Prüfungsleistung als mit „nicht
ausreichend“ (5,0) absolviert.“)
24

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