Lobpreis? – so ein Habakuk!

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Lobpreis? – so ein Habakuk!
Lobpreis? – so ein Habakuk!
7. August 2016 FEG Horw-Kriens Markus Wüthrich
Lust auf Lobpreis?
Gottesdienst. Und da hat irgendein Habakuk keine Lust auf Lobpreis. Vielmehr eine Last:
Die Last, die der Prophet Habakuk geschaut hat… (Hab 1,1 – schlachter2000)
Nun, das ist nicht irgendein Habakuk. Das ist DER Habakuk. Jemand, der sensibel ist, gspürig. Jemand
der die Welt um sich herum beobachtet und überlegt, sich viele Gedanken macht. Jemand, den es
nicht kalt lässt, was er sieht.
Habakuk lebte im alten Jerusalem, in der Zeit nach dem grandiosen König Josia. Ja, das war auch so
etwas: Josia hatte sehr positiv gewirkt, hat die Judäer wieder zurück zum Glauben an den lebendigen
Gott geführt, hat gute Werte und das Gesetz wieder neu belebt. Nun war er tot. Und alles schien
wieder bachab zu gehen. Habakuk fühlte sich wie die Leute, die aufschreien, wenn bekannt wird: im
Friedhof Friedental werden in
den Abdankungshallen die
Kreuze abmontiert.
Aber mehr noch: Habakuk sah
wie sein Land von aussen
bedroht wird. Die Weltpolitik
dringt in die Region. Alles
schien im Umsturz: starke
Nationen, Mächte, sind am
torkeln – andere rücken in
den Vordergrund. Also, was
damals mit den Babyloniern
abging, das hat die Leute den
Atem anhalten lassen. Und
Habakuk fühlte sich wie Einwohner in Paris und andern Orten, die realisieren, dass der IS-Terror nicht
mehr nur ein Thema von Syrien und Irak ist.
Habakuk war das nicht egal. Er konnte es auch nicht einfach in eine Schublade stecken und sich
wieder um die täglichen Arbeiten kümmern. Es beschäftigte ihn. Vielleicht raubte es ihm den Schlaf.
Und gleichzeitig ist Habakuk auch sensibel für Gott. Da ist ein Gott... aber wo ist er?
2
Wie lange, o Herr, rufe ich [schon], ohne daß du hörst! Ich schreie zu dir
[wegen des] Unrechts, und du hilfst nicht. 3 Warum läßt du mich Bosheit sehen
und schaust dem Unheil zu? Bedrückung und Gewalttat werden vor meinen
Augen begangen; es entsteht Streit, und Zank erhebt sich. 4 Darum wird das
Gesetz kraftlos, und das Recht bricht nicht mehr durch; denn der Gottlose
bedrängt den Gerechten von allen Seiten; darum kommt das Urteil verkehrt
heraus! (Hab 1,2-4)
Ich meine, es kann uns ähnlich gehen. Das Weltgeschehen. Die Flüchtlinge. Unser eigenes Volk und
Land. Schon mal gedacht: das hat alles etwas mit Gott zu tun? Wir haben ein Gesetz, aber es wird
kraftlos, es wird verdreht. Ein norwegischer Massenmörder klagt aus dem Gefängnis gegen den
Staat, der ihn zur Rechenschaft zieht – und bekommt teilweise Recht. Keine Lust auf Lobpreis – denn
da ist eine Last. Aber eine Last, die fragt, die klagt, die nachdenkt, die ... zuhört.
Spürst du, was hier abläuft?
Seht euch um unter den Heidenvölkern und schaut umher; verwundert und
entsetzt euch! Denn ich tue ein Werk in euren Tagen — ihr würdet es nicht
glauben, wenn man es erzählte! (Habakuk 1,5)
Gott tut ein Werk. Der Blick hinter die Kulissen ist wichtig. Gott ist dran: das ganze Ding mit den
Babyloniern, das ist Gott nicht entglitten! „Denn siehe, ich erwecke die Chaldäer, ein bitterböses und
ungestümes Volk…“ (Hab 1,6a)
Aber schau genau hin! Spürst du, was abläuft? Und stell die richtigen Fragen! Frage: Woher nehmen
sie ihre Autoritität und Ehre? Und: was ist ihr Lobpreis? Habakuk schaut genau hin. Er sieht, dass die
Babylonier eigenmächtig die Macht an sich reissen (vgl. Hab 1,7b). Und er sieht: der Lobpreis der
Babylonier ist ein falscher Lobpreis - ein falsches Vertrauen. Es ist
 der Lobpreis ihrer eigenen Kraft (1,11)
 der Lobpreis ihrer eigenen Methoden (1,16)
 der Lobpreis ihrer eigenen Werke (2,18f)
Kommt uns das bekannt vor? Falscher Lobpreis ist, wenn jemand die eigene Kraft rühmt, den eigenen
Methoden opfert und die eigenen Werke anhimmelt. Die eigene Kraft zu Gott machen. Die eigenen
Methoden über alles - wichtiger als das Leben, wichtiger als Menschen. Die eigenen Werke
vergoldet, verklärt präsentieren. „Sind wir nicht wahnsinnig toll?!“
Habakuk sieht das – und er findet zu einem echten, tiefen Lobpreis. Dazu braucht er nicht Lust. Die
Last führt ihn dazu. Wenn jemand geehrt und gerühmt werden soll, dann spielt es nicht eine Rolle, ob
ich eine Lust habe, das zu tun. Ob mir der Typ sympatisch ist oder nicht, der da zuoberst auf dem
Siegerpodest steht. Der, der ehrt, tut’s. Lasst es uns auch tun: Gott Lobpreis bringen – wie Habakuk:
Lobpreis der Reinheit Gottes
Bist du, o Herr, nicht von Urzeiten her mein Gott, mein Heiliger? Wir werden
nicht sterben! Herr, zum Gericht hast du ihn eingesetzt, und zur Züchtigung
hast du, o Fels, ihn bestimmt. 13 Deine Augen sind so rein, daß sie das Böse
nicht ansehen können; du kannst dem Unheil nicht zuschauen. (Hab 1,12- 13a)
Er preist Gott für seine Reinheit, seine Heiligkeit. Für sein „Besonders-sein“. Böses hat mit Gott ja
nichts zu tun. Als viele Jahre nach Habakuk Jesus seine Jünger fragte, für wen sie ihn hielten, war die
Antwort: „Du bist der Heilige Gottes“ (Joh 6,69). Rein, einzigartig, besonders und anders. So sauber,
wie frisches Quellwasser.
Habakuk lobt Gott für seine Reinheit. Und gleichzeitig ruft er aus: „Warum greifst du nicht ein?
Warum schaust du so lange zu?“ Es ist so: Lobpreis löst nicht einfach alle Knöpfe –es tauchen neue
Fragen auf. Aber das stresst Gott nicht. Nur durch neue Fragen können unser Verständnis und unsere
Erkenntnis wachsen. Lass es zu, dass du mitten im Lobpreis Fragen an Gott bekommst. Und stimme
ein in den Lobpreis der Reinheit Gottes.
Lobpreis der Zuverlässigkeit Gottes
Denn die Offenbarung wartet noch auf die bestimmte Zeit, und doch eilt sie
auf das Ende zu und wird nicht trügen. Wenn sie sich verzögert, so warte auf
sie, denn sie wird gewiß eintreffen und nicht ausbleiben. Siehe, der
Vermessene — unaufrichtig ist seine Seele in ihm; der Gerechte aber wird
durch seinen Glauben leben (Hab 2,3-4)
Mitten in sein Fragen hinein dämmert es: Gott ist zuverlässig. Und was er sagt, sein Wort, Gottes
Wort, das trifft ein. Wer Gott vertraut, wird leben. Aber wer verschlagen ist, vermessen - wie die
Babylonier - der spürt die Konsequenzen: „Siehe, kommt es nicht von dem Herrn der Heerscharen,
daß Völker fürs Feuer arbeiten und Nationen für nichts sich abmühen?“ (Hab 2,13).
So hat es den Jüngern von Jesus gut getan, zu realisieren: „Du bist der Heilige Gottes – und was du
sagst, dass tut gut. Du hast Worte des ewigen Lebens!“ (Joh 6,68-69).
So tut es auch uns gut, zu hören: „Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von jedem Wort,
das aus Gottes Mund hervorkommt!“ (Matthäus 4,4). Oder zu verstehen: „Denn er sprach nur ein
Wort – und es geschah; er gab einen Befehl – und es kam zustande.“ (Psalm 33,9) Und in allem steigt
in uns ein Lobpreis der Zuverlässigkeit Gottes auf:
Von oben kommen nur gute Gaben und nur vollkommene Geschenke; sie
kommen vom Schöpfer der Gestirne, der sich nicht ändert und bei dem es
keinen Wechsel von Licht zu Finsternis gibt. (Jakobus 1,17 ngü)
Dazu muss ich nicht Lust auf Lobpreis haben - aber wenn ich es auszusprechen beginne, dann
entflammt der Lobpreis über die Zuverlässigkteit Gottes.
Lobpreis der Ehre Gottes
Denn die Erde wird erfüllt werden von der Erkenntnis der Herrlichkeit des
Herrn, gleichwie die Wasser den Meeresgrund bedecken. (Hab 2,14)
Es geht um die Ehre des HERRN. Die Ehre. Andere Wörter dafür sind: Herrlichkeit, Ruhm,
Ausstrahlung. Denken wir an die Siegerehrung: die Ehre gehört dem Sieger.
Es geht um die Erkenntnis der Ehre des HERRN. Dass wir erkennen und einsehen, verstehen und
begreifen, dass Gott Ehre hat. Dass der Herr herrlich ist. Und wenn es heisst, die Erde werde erfüllt
werden davon, dann wird auch implizit gesagt: die Erkenntnis ist jetzt nicht flächendeckend. Aber das
Land wird mal voll davon sein. Das Krienser Tal und die Horwer Halbinsel werden voll sein... Ich will
einstimmen - jetzt schon - in den Lobpreis der Ehre Gottes. Und wie bei Habakuk in Ehrfurcht vor ihm
still werden (vgl. Hab 2,20).
Lobpreis der Rettung durch Gott
O Herr, ich habe deine Botschaft vernommen; ich bin erschrocken. O Herr,
belebe dein Werk inmitten der Jahre! Inmitten der Jahre offenbare dich! Im
Zorn sei eingedenk deiner Barmherzigkeit! (Hab 3,2)
Das mache ich gern zu meinem Gebet. Offenbare dich – zeig deine Barmherzigkeit. Jetzt! Inmitten
der Jahre. Grad da, wo wir stehen. Bring deine Rettung! Ja, das ist die Sicht von Habakuk: Gott ist ein
rettender Gott. Er sagt es so, in seiner direkten, würzigen Sprache:
Du ziehst aus zur Rettung deines Volkes, zum Heil mit deinem Gesalbten; du
zerschmetterst das Haupt vom Haus des Gesetzlosen, du entblößt die
Grundmauer von unten bis oben. (Hab 2,13)
Gott schafft Rettung durch seinen Gesandten, einen Rettertypen, einen Messias. Und er schafft
Rettung, indem dem Gesetzlosen das Handwerk gelegt wird. Nun, Habakuk hat diese Rettung für
Jerusalem und Judäa nicht mehr gesehen. Sie geschah, als die Perser und Meder Babylon fast 100
Jahre später besiegten. Und doch hat er zum Lobpreis der Rettung durch Gott gefunden.
Und für uns gilt: Gottes Methode der Rettung geht weiter. Jeden Monat, am 3. Tag vom Jahr 2016
werden wir an eine Schlüsselstelle in der Bibel erinnert: Johannes 3,16. Ein Lobpreis der Rettung
durch Gott! Gott liebte die Welt so sehr, dass er seinen eigenen Sohn sandte – als Gesandten, als
Gesalbten, als Rettertyp – damit alle, die an in glauben, statt verloren zu gehen, gerettet werden!
Werden wir nicht müde, den Lobpreis für die Rettung durch Jesus hochzuhalten!
Lobpreis, der Freude macht
18
Ich aber will mich freuen in dem Herrn und frohlocken über den Gott meines
Heils! 19 Gott, der Herr, ist meine Kraft; er macht meine Füße denen der Hirsche
gleich und stellt mich auf meine Höhen! Hab 3,18-19a
Lobpreis ist die Entscheidung zur Freude. Eine Freude, die sich an Gott orientiert. Nicht utopisch oder
verträumt weltfremd. Lobpreis macht Freude, die einen neuen Blick bekommt – mitten in der Last für
diese Welt. Lobpreis macht Freude an der Reinheit Gottes, an seiner Zuverlässigkeit, an seiner Ehre
und seiner gewaltigen Rettung.