Ökologischer Umbau der Industriegesellschaft

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Ökologischer Umbau der Industriegesellschaft
Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
Ökologischer
Umbau der Industriegesellschaft
Forum Politische Bildung Sprockhövel
Angelika Thomas, 15. Januar 2011
Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
1. Was steht hinter der Debatte über Green Tech und Green Jobs
2. „Greening of the economy“ bringt …
3. Zwei Zukunftspfade für einen ökologischen Umbau der Industrie
3.1. Neue Branchen und Produkte mit erheblichen Wachstumspotentialen –
Leitmärkte für Umwelttechnologien
3.2. Strukturwandel in den Kernbranchen der Industrie – getrieben durch neue
Anforderungen an Energie- und Ressourceneffizienz
4. Für die Praxis: BR-Leitfaden zur Ressourceneffizienz der IG Metall
Angelika Thomas 01/2011
Forum Politische Bildung
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Angelika Thomas 01/2011
Forum Politische Bildung
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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Green Recovery: Wird der Kapitalismus grün?
Das traditionelle Wachstumsmodell ist aus den Fugen geraten, wie die
gleichzeitige („doppelte“) Krise von Ökonomie und Klima zeigt.
Der Kapitalismus dürfte nur zu retten sein, wenn er sich neu erfindet.
Die Formel führender Ökonomen und Klimaforscher lautet „Green
Recovery“ oder die Grenzen der Belastbarkeit unseres Planeten werden
überschritten.
Öko-Effizienz wird im zukünftigen Innovationswettbewerb der
Industrieländer eine immer größere Rolle spielen.
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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Globale Megatrends erfordern einen
ökologischen Umbau der Industriegesellschaft
CO2-Emission nach Sektoren in Deutschland
Kleinverbraucher
Haushalte
Bevölkerungswachstum und Urbanisierung
Klimawandel und Emissionssenkung
Industrie
Verknappung von Energie und Rohstoffen
Kraftwerke
-80%
Verkehr
2050
2007
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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Globale Entwicklung
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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Joseph Stieglitz: Im freien Fall – Vom Versagen der
Märkte zur Neuordnung der Weltwirtschaft
Zitat: „ Auf globaler Ebene konzentrierte man sich bei Innovationen
lange Zeit allzu sehr auf die Einsparung von Arbeitskräften und zu wenig
auf die Einsparung natürlicher Ressourcen und den Umweltschutz – was
kaum überrascht, wenn man bedenkt, dass sich die Knappheit dieser
natürlichen Ressourcen in den Preisen nicht widerspiegelt.
Beim Einsparen von Arbeitskräften ist man so erfolgreich gewesen, dass
viele Länder mit dem Problem einer anhaltenden (hohen) Arbeitslosigkeit
zu kämpfen haben.
Beim Einsparen natürlicher Ressourcen dagegen wurden so wenige
„
Fortschritte erzielt, dass ein ökologischer Kollaps droht.
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Naturverbrauch
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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1. Was steht hinter der Debatte über Green Tech und Green Jobs
2. „Greening of the economy“ bringt …
3. Zwei Zukunftspfade für einen ökologischen Umbau der Industrie
3.1. Neue Branchen und Produkte mit erheblichen Wachstumspotentialen –
Leitmärkte für Umwelttechnologien
3.2. Strukturwandel in den Kernbranchen der Industrie – getrieben durch neue
Anforderungen an Energie- und Ressourceneffizienz
4. Für die Praxis: BR-Leitfaden zur Ressourceneffizienz der IG Metall
Angelika Thomas 01/2011
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„Greening of the economy“ bringt Chancen…
Die ökologische Modernisierung hat einen positiven
Beschäftigungseffekt und schafft neue Wachstumsbranchen in
„grünen“ Technologien.
Unsere Perspektive als Industriegewerkschaft ist eine Strategie des
ökologischen Umbaus der Wirtschaft und der Energiesysteme.
Diese Perspektive braucht gesellschaftliche Leitvorstellungen über die
„Qualität des Lebens“.
Die IG Metall will einen sozialen, ökologischen und demokratischen
Zukunftsvertrag.
Angelika Thomas 01/2011
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…schließt einzelne Konflikte zwischen Arbeit & Ökologie
nicht aus!
Im Einzelfall werden Arbeit & Ökologie sich nicht positiv beflügeln
und teilweise sogar im Widerspruch zueinander stehen.
Emissionsarme Wachstumsstrategie hat gesamtwirtschaftlich (unter
dem Strich) einen positiven Netto-Beschäftigungseffekt.
Strukturwandel (über dem Strich) führt aber immer auch zu
Konflikten in einzelnen Unternehmen und Branchen.
Diese Konfliktlinie muss erkannt werden, um sie politisch – vor allem
in Bezug auf die Auswirkungen auf Beschäftigung - bearbeiten und
bewältigen zu können.
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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Wie sieht Green-Tech aus?
„Green Car of the Year“*: 30% Verbrauchseinsparung gegenüber Vorgängergeneration
So
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Chevrolet Tahoe Hybrid (2008): 2,7 t, 332 PS, 10,7 l/100 km, 249 g CO2/km *US „Green Car Journal“
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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1. Was steht hinter der Debatte über Green Tech und Green Jobs
2. „Greening of the economy“ bringt …
3. Zwei Zukunftspfade für einen ökologischen Umbau der Industrie
3.1. Neue Branchen und Produkte mit erheblichen Wachstumspotentialen –
Leitmärkte für Umwelttechnologien
3.2. Strukturwandel in den Kernbranchen der Industrie – getrieben durch neue
Anforderungen an Energie- und Ressourceneffizienz
4. Für die Praxis: BR-Leitfaden zur Ressourceneffizienz der IG Metall
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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Neue Branchen und Produkte mit erheblichen Wachstumspotentialen – Leitmärkte für Umwelttechnologien
Breites Produktspektrum der Umwelttechnik
• Vor allem die Branchen des Maschinenbaus und der Elektrotechnik werden mit ihrer
Technologiekompetenz und Innovationsstärke von der Entwicklung profitieren.
Umwelttechnologien gehören zu den am schnellsten wachsenden
Leitmärkten
• Zwischen 2005 und 2008 sind 9,4 % des gesamten Industrieproduktionszuwaches auf die
Produktionsausweitung bei Umweltschutzgütern zurück zu zführen.
• Mit einem Welthandelsanteil von 16 % in der Umwelttechnik sind deutsche Unternehmen weltweit
führen.
• Anteil am Bruttoinlandsprodukt 8 Prozent in 2007, erwarteter Anteil von 14 Prozent bis 2020.
Beschäftigung in den Unternehmen der Umwelttechnik wächst stark an
• Beschäftigung in Deutschland hat sich in den Leitmärkten der Umwelttechnologien von 2005 bis 2007
um durchschnittlich 14 Prozent erhöht (Erwartung plus 10 Prozent in den nächsten 2 Jahren).
• 1,8 Millionen Beschäftigte in der Umweltwirtschaft, das entspricht 4,5 Prozent aller Erwerbstätigen
2006 (3,8 Prozent 2004) - davon ca. 500.000 im verarbeitenden Gewerbe.
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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Produktspektrum der Umwelttechnik
Umweltfreundliche
Energieerzeugung
• Effiziente und CO2-arme Kraftwerkstechnologien;
• Erneuerbare Energien;
• Energiespeichertechnologien;
• Wasserstofftechnologien und Brennstoffzellenanwendungen;
Energieeffizienz
• Gebäudetechnik und Isolierbaustoffe;
• Energieeffiziente Produkte wie Haushaltsgeräte, ITK-Technologien, Sparlampen;
• Energieeffiziente industrielle Querschnittstechnologien: Pumpen, Druckluftsysteme;
• Mess-, Steuer- und Regeltechnik;
Rohstoff- und
Materialeffizienz
• Nachwachsende Rohstoffe;
• Innovative Werkstoffe, Materialleichterungen;
Kreislaufwirtschaft,
Abfall, Recycling
• Anlagen für Abfallwirtschaft und Recycling;
• Anlagen zur Abgasreinigung;
Nachhaltige
Wasserwirtschaft
• Wasserversorgungsanlagen; Technologien zur dezentralen Brauchwasserversorgung;
• Technologien zur effizienten Nutzung von Wasser in der Landwirtschaft;
Nachhaltige Mobilität
• Schienenfahrzeugbau und –infrastruktur;
• Hybridantriebe und Elektromotor;
• Verkehrstelematik; intelligente Verkehrsleitsysteme;
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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Neue Branchen und Produkte mit erheblichen
Wachstumspotentialen
Leitmärkte für Umwelttechnologien in Deutschland
Vergangene und erwartete Mitarbeiterentwicklung
nach Leitmärkten in %
Umweltfreundliche
Energien
21
18
15
Energieeffizienz
Rohstoff- und
Materialeffizienz
11
7
15
6
Nachhaltige
Wasserwirtschaft
4
8
Nachhaltige
Mobilität
2005-2007
9
13
2008-2010
Angelika Thomas 01/2011
Umweltfreundliche
Energien
29
35
20
Energieeffizienz
22
Rohstoff- und
Materialeffizienz
3
Kreislaufwirtschaft
Vergangene und erwartete Umsatzentwicklung
nach Leitmärkten in %
Quelle: Umwelttechnologieatlas-GreenTech 2.0/ Roland Berger
Forum Politische Bildung
21
24
18
Kreislaufwirtschaft
16
Nachhaltige
Wasserwirtschaft
15
14
Nachhaltige
Mobilität
15
2005-2007
17
2008-2010
Quelle:Umwelttechnologieatlas-GreenTech 2.0/ Roland Berger
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
Neue Branchen und Produkte mit erheblichen
Wachstumspotentialen
Branchenstruktur der Umweltwirtschaft in Deutschland
Entwicklung des Anteils der Umwelttechnologien
nach Branchen
35
31,9
30
Maschinenbau
28,1
25
21,6
24,8
23,8
21,9
20
15
Meß-, Steuer-,
10
8,2
8,3
8,9
9,3
5
4,5
2,8
1,3
4,9
2,8
1,2
5,5
3,2
1,2
5,1
3,5
1,3
0
2002
10,3
5,7
3,8
2,1
11,1 Regeltechnik
6,1 Elektrotechnik
4,4 Metallerzeugnisse
3,1 Chemische
Industrie
2003
2004
2005
2006
2007
Quelle: Statistisches Bundesamt & Sonderauswertungen des NIW,
5,7% der Industrieproduktion 2008 entfallen auf Umweltschutzgüter mit
steigender Tendenz (2002: 4,7%)
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
Zwei Zukunftspfade für einen ökologischen Umbau
der Industrie
1. Neue Branchen und Produkte mit erheblichen
Wachstumspotentialen – Leitmärkte für Umwelttechnologien
2. Strukturwandel in den Kernbranchen der Industrie - getrieben
durch neue Anforderungen an Energie- und Ressourceneffizienz
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
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Strukturwandel in den Kernsektoren der Industrie –
getrieben durch neue Anforderungen
an Energie- und Ressourceneffizienz
Industrie steht in Summe vor einem der anspruchsvollsten
technologischen Transformationsprozesse
Erkennen der Energie- und Ressourceneffizienz als Wettbewerbsfaktor
• Weltweit steigender Verbrauch von Rohstoffen und fossiler Energie bei sinkenden Ressourcen
schaffen Versorgungsrisiken.
• Rapide steigende Rohstoffpreise – Beispiel: eine Tonne Kupfer kostete vor zwei Jahren rund
3.000 Dollar, inzwischen sind es mehr als 9.000 Dollar.
Anteil der Materialkosten steigt bei sinkendem Anteil der Personalkosten
• Steigende Arbeitseffizienz führt zu einem deutlich sinkenden Anteil der Personalkosten. Anteil
der Materialkosten ist im Durchschnitt etwa doppelt so hoch wie der Anteil der Personalkosten.
• Mehr Ressourceneffizienz ist ein Beitrag für zukünftige Beschäftigung und Standortentwicklung.
Angelika Thomas 01/2011
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
Strukturwandel in den Kernsektoren der Industrie –
getrieben durch neue Anforderungen
an Energie- und Ressourceneffizienz
Rohstoffbedarf der Welt 2050 ohne zusätzliche Effizienzsteigerungen
Globaler Ölverbrauch
(in Mrd. t)
Globale Ressourcenextraktion
(in Mrd. t)
35
350
30
25
300
20
200
15
150
10
5
100
0
0
250
50
heute
2050
heute
2050
Quelle: MaRess-Projekt Paper 1.2./Hennicke 2006
Angelika Thomas 01/2011
Forum Politische Bildung
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
Strukturwandel in den Kernsektoren der Industrie –
getrieben durch neue Anforderungen
an Energie- und Ressourceneffizienz
Entwicklung der Material- und Personalkosten
im verarbeitenden Gewerbe
Anteile am Bruttoproduktionswert in %
50
40
30
46,1
39,4
Materialkosten:
+16,8% seit 1995
24,7
17,3
20
Personalkosten:
-29,9% seit 1995
10
0
1995
1998
2001
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen
Angelika Thomas 01/2011
Forum Politische Bildung
2004
2007
Grafik: IG Metall
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
Handlungsansätze für die IG Metall
1. Industriellen Strukturwandel und ökologischen Umbau im Sinne
der Beschäftigten gestalten
2. Modernisierungsstrategie in Bezug auf nachhaltige Produkte
und Produktionsprozesse - Gesellschaftspolitische Debatte
über industrielle Zukunftsfelder führen
3. „Gute Arbeit“ als Strategiethema in jungen Branchen wie den
Erneuerbaren Energien entwickeln - Konzeptionelle
Weiterentwicklung für eine sozialen und ökologischen
Zukunftsvertrag
Angelika Thomas 01/2011
Forum Politische Bildung
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
Weiter denken …
Angelika Thomas 01/2011
Forum Politische Bildung
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
1. Was steht hinter der Debatte über Green Tech und Green Jobs
2. „Greening of the economy“ bringt …
3. Zwei Zukunftspfade für einen ökologischen Umbau der Industrie
3.1. Neue Branchen und Produkte mit erheblichen Wachstumspotentialen –
Leitmärkte für Umwelttechnologien
3.2. Strukturwandel in den Kernbranchen der Industrie – getrieben durch neue
Anforderungen an Energie- und Ressourceneffizienz
4. Für die Praxis: BR-Leitfaden zur Ressourceneffizienz der IG Metall
Angelika Thomas 01/2011
Forum Politische Bildung
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
Ressourceneffizienz erhöhen
und Arbeitsplätze sichern
Leitfaden der IG Metall für Betriebsräte
1. Ressourceneffizienz - warum brauchen wir sie?
2. Warum Ressourceneffizienz für Betriebsräte
wichtig ist?
3. Was können Betriebräte tun?
Angelika Thomas 01/2011
Forum Politische Bildung
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Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Vorstand
Vielen Dank!
Angelika Thomas
Referentin für Umwelt-, Energie- und Klimapolitik
IG Metall Vorstand
Bereich Grundsatzfragen und Gesellschaftspolitik
Kontakt: [email protected]
Angelika Thomas 01/2011
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