Luca Toni pokert. Lucio ärgert sich.

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Luca Toni pokert. Lucio ärgert sich.
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Schweiz 3,10 sfr., Österreich 5 1,80, Benelux 5 2,00, Frankreich 5 2,20, Italien 5 2,20, Portugal (cont.) 5 2,20, Spanien 5 2,20, Kanaren (Luftfracht) 5 2,40, Griechenland 5 2,60, Ungarn Ft 650, Slowenien 5 2,20/SIT 527,21
Nr. 55 / 27. Woche
2. Juli 2009
Deutschland
HAMBURG
FC Bayern: Der Start mit van Gaal
Labbadia:
Der Plan mit
Zé Roberto
Neuer Versuch
bei Neuer
Luca Toni pokert.
Lucio ärgert sich.
WOLFSBURG 30 Millionen von
Milan – aber er muss bleiben
Stark und begehrt:
Manuel Neuer (23).
Dzeko:
„Ich mache
kein Theater“
STUTTGART
Babbel: „Gomez ist
nicht zu ersetzen“
HOFFENHEIM
Simunic: „Rangnick
macht mich besser“
ANDERSEN, DUTT UND OENNING
Fotos: firo, Imago/Team 2
5 1,60
Neuland 1. Liga
U-21-EUROPAMEISTER Das Zeugnis. Das Poster.
2
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
EINWURF
VO N B E R N D S A L A M O N
Der Bayern-Experte des kicker analysiert
die Transferpolitik des Rekordmeisters
Bayerns Umbruch: Viel Kohle,
viel Wut – und viele Fragen
or zwei Jahren hatten die Chefs
des FC Bayern eine kluge Idee.
Sie holten Topspieler nach München: Ribery, Toni, Klose, Altintop,
Zé Roberto. So hatte ihre Mannschaft mit einem Schlag enorm viel
Qualität, eine prima Mischung aus
alt und jung und viel, viel Potenzial.
Der Lohn war das Double 2008.
Vor einem Jahr holten die Bayern
mit Jürgen Klinsmann einen neuen
Trainer, der diese starke Mannschaft
weiterbringen sollte. Das misslang,
es passte nicht, er scheiterte.
In diesem Jahr musste deshalb
wieder ein neuer Trainer her, Louis
van Gaal. Die Mannschaft ist immer
noch stark, doch plötzlich verändert der Klub auch sie und das in
großem Stil: Sieben neue Spieler
kommen, vier sind weg – und dabei
wird’s nicht bleiben.
Ein Star wie Lucio zittert um seinen Platz. Auch van Bommel und
Toni sind plötzlich nicht mehr gut
genug für die Wunschelf. Für zwei
weitere Jahre mit dem bärenstarken Zé Roberto war kein Geld da,
obwohl allein an Ablösesummen
für die Neuzugänge mehr als 50 Millionen Euro ausgegeben wurden.
V
Die großen Talente werden weiter
weggeschickt: Hummels, Jansen,
Kroos, Podolski. Ottl wird von Uli
Hoeneß im Januar als perfekter
Spieler geadelt, Breno als künftig
bester Innenverteidiger der Welt.
Jetzt können sie gehen. Borowski
wird nach nur einem (nicht mal
schlechten) Jahr abgeschoben.
Rensing wird erst als Deutschlands nächste Nummer 1 gefeiert,
dann fallengelassen, nun soll er
bleiben, falls Neuer nicht kommt,
und wenn Neuer doch kommt,
ist er wieder zu schlecht. Baumjohann wurde früh verpflichtet
– wo kann er spielen? Wo Olic? Ist
Gomez 35 Millionen wert? Sind
Braafheid und Pranjic viel besser
als die, die schon da waren?
Bayern 2009 – das ist ein
überraschend großer, aus der
Wut über Platz 2 und Barcelona
entstandener Umbruch, der in
dieser Form gar nicht nötig war.
Natürlich kann das neue Team
Erfolg haben, aber nun wurde
ein Konzept erst mal über den
Haufen geworfen. Van Gaal fängt
wieder bei null an. Er muss Titel
holen. Sonst war alles sinnlos.
GEWINNER + VERLIERER
Österreichs Vorzüge und Kaka-Massen
Daumen hoch für die
der damaligen LTU-Arena
Alpen. Und zwar nicht
aber hat Labbadia angeals Naherholungsgebiet.
nehmere Erinnerungen.
Zwölf Bundesligisten bereiMit Siegen gegen Cottbus,
die Bayern und Mainz zog
ten sich in Österreich auf die
Liga vor, zwei in der Schweiz.
Labbadia ins Finale ein.
von
Besitzt die Arena auch
Felix Magath, neuer Trainer
Oliver Bitter
auf Schalke, ist einer der
nach ihrer Umbenennung
immer noch Esprit?
wenigen, die im Lande bleibent.
Dass auch hier intensive Bergläufe
möglich sind, wird der „Quälix“ seiDaumen hoch für Kaka.
Rund 50 000 Anhänger
nen Jungs schon zeigen. Der Mount
kamen ins Santiago Bernabeu,
Magath ist überall.
um den neuen „Galaktischen“ zu
Daumen hoch und Daubewundern. Damit legt der Brasimen runter für Bruno Lablianer die Latte ziemlich hoch. Für
badia. Zum Pokalspiel tritt er mit
Cristiano Ronaldo. Der Portugiese
dem HSV in Düsseldorf an. Dort, wo
wird den Real-Anhängern in der
er mit Bayer nur ein einziges Liganächsten Woche präsentiert. Wer
spiel gewann. An Pokalkämpfe in
zieht wohl mehr Fans an?
Gestern war beim FC BAYERN Trainingsauftakt, mit
einer umgebauten Mannschaft und mit dem
neuen Coach van Gaal. Vieles dabei erinnert an
den Start von Jürgen Klinsmann vor einem Jahr –
doch die Ereignisse werden völlig anders bewertet.
familiär.“ Damit fühlt er sich richtig
aufgehoben bei diesem Klub, „mir
san mir – das bayrische Lebensgefühl passt zu mir wie ein warmer
s ist erstaunlich, wie sich Bilder
und Geschehnisse ähneln, aber
Mantel“. Im schicken Anzug mit
doch so unterschiedlich aufgeKrawatte ist van Gaal zur Pressefasst werden können. Da nimmt
konferenz erschienen, das Training
ein neuer Trainer beim FC Bayern
am Morgen hat er im weißen T-Shirt
die Arbeit auf. Schon vor seinem
geleitet, um den Hals baumeln eine
ersten Tag hat er viel verändert
Trillerpfeife und eine Stoppuhr, so
und organisiert, er hat das Leissieht er aus wie ein Sportlehrer.
tungszentrum umgebaut (jetzt mit
Uli Hoeneß sitzt am Nachmittag
Türen und ohne DJ-Pult), er hat ein
neben ihm und strahlt wie ein Bub
vorm Weihnachtsbaum. Er ist sich
großes Trainerteam installiert (das
sicher: Van Gaal bringt Erfolg. Um
Foto zeigt in diesem Jahr 14 Mitarbeiter), er baut die Mannschaft um
die Meisterschaft und den Pokal
(dieses Jahr sogar deutlich mehr
will der Trainer mitspielen, in der
als letztes), er starChampions Leatet mit einer ganz
gue in den nächsten Jahren immer
lockeren Einheit: „Mir san mir – das Gefühl
bisschen laufen,
das Viertelfinale
passt zu mir.“
bisschen dehnen,
erreichen und die
Königsklasse „am
bisschen passen,
LOUIS VAN GAAL, Trainer
Ende der Periode
Autogramme
schreiben. So war es vor einem Jahr
van Gaal vielleicht gewinnen“. Sein
bei Jürgen Klinsmann. So ist es dieVertrag geht erst mal bis 2011…
Was System, Taktik und Aufstelses Jahr bei Louis van Gaal.
Der erste Trainingstag dieser
lung angeht, bittet der Neue um
beiden Fußballtrainer ist von den
Geduld, erst müsse er seine Jungs
kennenlernen. Er sagt nur: „Unser
Fans und Beobachtern an der Säbener Straße trotzdem völlig unterVorbild muss Barcelona sein. Die
schiedlich bewertet worden. Wo
haben gute Spieler wie wir, aber
Klinsmann von Anfang an Skepsis
bei denen funktionieren auch alle
gut im Team. Das ist das Entscheientgegengebracht wurde und Angst,
er könne zu viel verändern, ist van
dende.“ Mit seinen Profis will er
Gaal, der noch mehr verändert hat,
daher viel sprechen, „ich bin ein
sofort anerkannt. Er bekommt sogar
kommunikativer Mensch, das werApplaus von einem Teil der 2000
den die Spieler merken“. Aber er
Fans, wenn er Neuzugang Edson
kündigt auch jetzt schon an, dass
Braafheid gleich mal zusammener Zeit brauchen wird, um ihnen
staucht, weil der eine Übung mit
seine Philosophie beizubringen.
Ball nicht verstanden hat. Van Gaal
„Das kann einen Monat dauern,
wird auf Anhieb akzeptiert als Fachaber auch zwei Jahre“, sagt van
mann, als einer, der schon viele
Gaal. Dass es am Anfang der Saison
Vereine trainiert hat, darunter den
deshalb Probleme geben könnte,
großen FC Barcelona. So einer weiß,
schließt er nicht aus.
was er tut. Die Azubi-Zeiten sind
Es ist interessant: Genau diese
vorbei. Und so kann van Gaal in
beiden Sätze hat auch Klinsmann
Ruhe die Vorbereitung aufnehmen
vor einem Jahr gewählt. Damals
beim Projekt Titeljagd 2010.
waren die Bosse sauer, weil Bayern
nicht die Zeit hat, Philosophien zu
Seine Eröffnungs-Statements
kommen am Nachmittag locker
perfektionieren, sondern Siege und
daher, in gutem Deutsch, das er
Titel braucht, sofort. Van Gaal werfünf Tage am Stück von morgens
den sie die Sprüche ganz sicher verneun bis abends sechs gebüffelt
zeihen. Sie glauben an ihn, an sein
hat. Er sorgt für Lacher, wenn er
Fachwissen, an seine Erfahrung. Er
augenzwinkernd erklärt, dass er
darf Hoeneß sogar mal kräftig auf
die Schulter klopfen wie ein dicker
Mario Gomez „wahrscheinlich im
Sturmbereich“ einsetzen werde.
Kumpel. Der Manager lacht: „Louis,
Sich selbst beschreibt er deutlich
du in Lederhosen – das passt. Ich
konkreter: „Ich bin selbstbewusst,
bin mir sicher, auch wir passen
arrogant, dominant, ehrlich, arbeitgut zusammen.“ Louis legt los. Uli
freut’s. Bayern trainiert wieder.
sam, innovativ, aber auch warm und
AU S M Ü N C H E N B E R I C H T E T
BERND SALAMON
E
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
3
Foto: picture-alliance/Kneffel
LOUIS LEGT LOS!
Ein Mann will nach oben: Der neue niederländische Trainer Louis van Gaal strebt mit dem FC Bayern München wieder Titel an.
MÜNCHEN: Van Gaal wünscht sich noch einen Verteidiger für die rechte Seite
Lucio ärgert sich, Toni pokert, Neuer bleibt spannend
1Er war nicht da
am Mittwoch, weil
er wie Luca Toni
nach dem ConfedCup erst mal in den
Urlaub gegangen
ist. Trotzdem beherrschte Lucio (31,
Foto) die Debatten in München.
Der Brasilianer ist sauer, weil er um
seinen Stammplatz fürchten muss
und vom Vorstand keiner öffentlich
Partei für ihn ergriffen hat, als die
Meldungen aufkamen, das Louis
van Gaal in der Innenverteidigung
eher mit Martin Demichelis und
Edson Braafheid plant. Am Mittwoch spielte Manager Uli Hoeneß
den Ball erst mal gelassen zu Lucio
zurück: „Wenn er ein Problem hat,
kann er jederzeit zu uns kommen.
Wir haben keins.“
Der neue Kader der Bayern bleibt
eine Bastelbude. „Einen Rechtsverteidiger könnten wir noch gebrauchen“, sagt van Gaal, die Suche
läuft. Franck Ribery soll weiter bleiben, Hoeneß nennt ihn im FußballMonopoly Bayerns Schlossallee,
„die gibt man nur her, wenn man
pleite ist oder in Not“. Das hat er so
auch Real Madrid erklärt. Abgänge
wird es trotzdem noch geben,
sehr wahrscheinlich den von Tim
Borowski (siehe Seite 10). Luca Toni
hat in diesen Tagen zwar betont, in
München bleiben und sich durchsetzen zu wollen, diese Kampfansage an Gomez und Klose ist aber
eher so zu werten, dass der Italiener
noch keinen neuen Verein gefunden hat. Er pokert. Für Toni gilt wie
für Lucio: Kommt noch ein guter
Klub, ist er wohl weg, zumal er seine
WM-Teilnahme 2010 nicht gefährden möchte. Diese Sorge haben
Breno, Lell und Ottl zwar nicht,
dennoch könnte sich auch bei
ihnen noch etwas tun.
Die Torwartfrage gilt offiziell
als abgeschlossen: Jörg Butt und
Michael Rensing sollen sich um die
Nummer 1 streiten, die wie schon
im Vorjahr Rensing auf dem Rücken
tragen wird. Das Thema Manuel
Neuer bleibt dennoch spannend.
Während der U-21-EM war zu
erfahren, dass sich der Schalker
einen Wechsel nach München sehr
wohl vorstellen kann. Er wäre dann
aus dem Kreise der WM-Kandidaten der einzige, der in der nächsten
Saison in der Champions League
spielen würde – das könnte zum
entscheidenden Vorteil gegenüber
Adler, Enke und Wiese werden. Vorerst ruht die Personalie, aber es gilt
als sicher, dass die Bayern noch mal
einen Versuch starten werden.
4
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
INTERV IEW
DE R WO C H E
JOSIP SIMUNIC
Hoffenheim statt Berlin:
JOSIP SIMUNIC (31) hat
die Ausstiegsklausel in
seinem Vertrag genutzt.
Jetzt sagt er, warum
er in der Bundesliga
bleibt – und zieht nach
neuneinhalb Jahren bei
Hertha seine Bilanz.
Foto: Winter/Wende
TSG 1899 Hoffenheim
Komplimente in Richtung Hoffenheim: Neuzugang Josip Simunic verlässt für sieben Millionen Euro Berlin.
„Rangnick macht mich noch besser“
kicker: Im Mai sagten Sie, Sie wollen „zu einem Klub, mit dem man
Titel holen kann“. Jetzt wechseln
Sie zur TSG Hoffenheim. Wie passt
das zusammen, Herr Simunic?
Josip Simunic: Die TSG ist ein aufstrebender, moderner Klub mit einer
jungen, spielstarken Mannschaft,
deren Entwicklung noch lange nicht
zu Ende ist. Ich will mithelfen, jetzt
die nächste Stufe zu erklimmen.
„Hoffenheim spielt den
schönsten Fußball der Liga.“
kicker: Sie wechseln vom Vorjahresvierten zum -siebten. Ist das nicht
ein Rückschritt?
Simunic: Nein. Hoffenheim hat große
Ambitionen und die Mannschaft
riesiges Potenzial.
kicker: Ist Ihr Traum vom Titel und
der Champions-League-Teilnahme
mit diesem Transfer ausgeträumt?
Simunic: Ausgeträumt nicht. Eher
verschoben.
kicker: TSG-Keeper Timo Hildebrand
sagte am Montag in einem kickerInterview, in Hoffenheim seien „alle
Voraussetzungen gegeben, etwas
Sensationelles zu schaffen“. Halten
Sie den Titel auch für machbar?
Simunic: Ich fange erst nächsten
Montag mit dem Training in Hof-
fenheim an. Da werde ich nicht jetzt
schon große Töne spucken und
irgendwelche Ziele verkünden. Ich
bin gekommen, um zu arbeiten;
nicht, um zu quatschen.
kicker: Sie sprachen immer von England als Traumziel. Warum hat es
mit einem Wechsel in die Premier
League nicht geklappt?
Simunic: Mein Berater hat Gespräche mit mehreren englischen Klubs
geführt. Aber es war nichts dabei,
bei dem ich gesagt habe: Das muss
ich unbedingt machen.
kicker: Sind Sie traurig darüber?
Simunic: Kein bisschen.
kicker: Wirklich nicht?
Simunic: Nein. Unter den Möglichkeiten, die ich hatte, ist Hoffenheim
die beste Lösung für mich.
kicker: Was macht Sie so sicher?
Simunic: Hoffenheim spielt schon
jetzt den schönsten Fußball der
Liga. Dieser jungen Mannschaft
kann ich mit meiner Erfahrung
helfen. Das Projekt Hoffenheim mit
weiterzuführen, reizt mich.
kicker: Welche Rolle spielte Hoffenheims Trainer Ralf Rangnick bei
Ihrer Entscheidung?
Simunic: Wir hatten zuletzt mehrere
Gespräche, die allesamt sehr, sehr
gut waren. Ich bin überzeugt davon,
dass mich Ralf Rangnick noch besser macht. Und genau das ist auch
mein Anspruch: Ich will noch besser werden.
kicker: Bringt Ihnen Rangnick das
Vertrauen entgegen, das Sie unter
Lucien Favre bei Hertha nur streckenweise spürten?
Simunic: Ich trete nicht nach. Favre
macht einen guten Job in Berlin
– er holt unter schwierigen Bedingungen viel raus. Dass er mich
am Anfang so kritisch sah, damit
musste ich klarkommen.
kicker: Favre wollte Sie am Freitag-
„Ich finde es schade, dass
Hoeneß gehen musste.“
abend in einem Telefonat noch
umstimmen. Warum konnte er Sie
nicht mehr überzeugen?
Simunic: Mein Entschluss, etwas
Neues machen zu wollen, stand da
schon längst fest. Wer meine Tränen
auf der Mitgliederversammlung
Ende Mai gesehen hat, hat gespürt,
dass da etwas zu Ende geht.
kicker: Von „Krokodilstränen“
schreibt jetzt der Berliner Kurier,
die BZ wirft Ihnen ein „mieses Spiel
mit Hertha“ vor. Haben Sie Ihren
alten Arbeitgeber vorgeführt?
Simunic: Schwachsinn! Mein Vertrag
sah diese Ausstiegsklausel bis zum
30. Juni vor, wenige Stunden vor
Ablauf machte Hoffenheim den
Transfer fix. Ich habe zuletzt intern
und auch öffentlich immer gesagt,
dass ich gern wechseln möchte.
Ich habe neuneinhalb Jahre für
Hertha alles gegeben. Wenn mir
jetzt jemand mangelnde Loyalität
unterstellt, kann ich nur mit dem
Kopf schütteln. Ich war bis zum
letzten Tag korrekt zu Hertha.
kicker: Wie fällt Ihre Bilanz aus?
Simunic: Ich habe in den neuneinhalb Jahren sehr viel durchgemacht
– Höhen und Tiefen.
kicker: Zu einem Titel hat es nie
gereicht. Fehlte die Mentalität?
Simunic: In den entscheidenden
Momenten waren wir nicht da.
kicker: Hertha startet ohne Pantelic,
Voronin und Sie in die neue Saison.
Droht jetzt der Absturz?
Simunic: Nicht zwangsläufig. Natürlich sind gute Spieler gegangen. Jetzt
muss Hertha das kompensieren.
kicker: Auch Dieter Hoeneß ist weg.
Packt Michael Preetz das?
Simunic: Er ist ein Winner-Typ, ich
traue ihm das zu. Aber ich wünsche
mir auch, dass man Hoeneß Respekt
entgegenbringt. Er hat alles getan,
um den Klub voranzubringen – auf
seine Art und Weise. Ich finde es
schade, dass er gehen musste.
kicker: Sie haben bis 2012 in Hoffenheim unterschrieben. Sie sind dann
34, ist das Ihr letzter Vertrag?
Simunic: Ich hoffe, nicht. Dafür habe
ich zu viel Spaß an meinem Job.
I N T E RV I EW: S T E F F E N RO H R
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
5
HOFFENHEIM: Fünf Fragen zu Simunics Transfer
1Hoffenheim hat mit Josip Simunic (31) seinen sechsten Zugang
verpflichtet. Der Innenverteidiger
nutzte eine Ausstiegsklausel, um
Hertha BSC für eine Ablösesumme
von sieben Millionen Euro zu verlassen. Der kroatische Nationalspieler
(71 Länderspiele, drei Tore) unterschrieb einen Dreijahresvertrag. Ein
Transfer, der Fragen aufwirft.
Ist die Verpflichtung sportlich sinnvoll?
Absolut. Simunic war 2008/09 laut
kicker-Rangliste stärkster Innenverteidiger der Liga. Er besticht trotz
seiner Größe durch technische Eleganz, hat eine sehr gute Übersicht,
auch in Bedrängnis, ist routiniert
und abgezockt und beeindruckt
durch sein defensives Kopfballspiel.
Insbesondere nach dem Kreuzbandriss von Matthias Jaissle fehlte es
Hoffenheims Abwehr an Stabilität.
Weil er die Bundesliga kennt, international erfahren ist und Führungsqualitäten besitzt, ist er für die junge
Truppe eine optimale Verstärkung.
Ist der Transfer wirtschaftlich sinnvoll?
Nein. In Berlin betrug Simunics
Grundgehalt 2,5 Millionen Euro.
Selbst wenn er „Abstriche gemacht
hat“, wie Jan Schindelmeiser versichert, steigt er zu den Topverdienern auf (Ibisevic, Obasi, Salihovic).
Setzt man seinen Verdienst mit
„nur“ zwei Millionen niedrig an,
hat das Gesamtpaket bei drei Jahren
Laufzeit inklusive Ablösesumme ein
Volumen von mindestens 13 Millionen Euro. Ein Betrag, der für einen
31-Jährigen nie wieder hereinzuholen ist. „Das ist keine betriebswirtschaftliche Investition“, gibt der
Manager zu, „Das Geld bekommen
wir nicht wieder zurück. Wir möchten es dadurch kompensieren, dass
durch ihn das Team an Stabilität
gewinnt und andere Spieler wertvoller werden.“ Diese Denkweise ist
nur möglich durch die Finanzspritzen von Mäzen Dietmar Hopp.
Verrät Hoffenheim seine Prinzipien?
Nein. Mit Teber (28), Copado (34),
Löw (30) und Seitz (32) gingen vier
Routiniers. Obwohl sportlich nicht
erste Wahl, waren sie für die Hierarchie sehr wichtig. „Wir haben
gemerkt, dass wir nur mit Jungen
unsere Ziele nicht erreichen“,
Foto: imago/Team 2
Konkurrent Jaissle:
„Ich sehe das positiv“
Zwei Hoffenheimer, die mit Josip Simunic neue Konkurrenz bekommen:
Der derzeit verletzte Matthias Jaissle (links) und Marvin Compper.
erklärt Ralf Rangnick. „Und wir
haben nicht das Ziel, einfach nur in
der Liga zu bleiben.“ In Leverkusen
hat man mit der Verpflichtung von
Hyypiä (35) ein ähnliches Zeichen
gesetzt. Simunic (31), Hildebrand
(30) und Eichner (26) sind nun die
Ältesten. Hoffenheim setzt weiterhin auf junge, hochtalentierte
Spieler. Von den restlichen Neuen
(Zuculini, Prince Tagoe, Maicosuel,
Grahl) ist keiner älter als 23 Jahre.
Was sagen die Teamkollegen?
„Nun haben wir einen echten
Konkurrenzkampf in der Abwehr“,
freut sich Rangnick. Leidtragende
sind auch Compper und Jaissle.
Der verletzte Innenverteidiger, der
frühestens im Oktober zurückkehrt,
sagt: „Mir ist es lieber, es kommt
ein 31-Jähriger als so ein Monsterspieler mit 22 Jahren. Von Simunics
Erfahrung kann ich ungemein profitieren. Ich sehe das positiv.“
Sind die Personalplanungen durch?
Das hängt von Demba Ba ab. Am
Wochenende steht eine weitere
Nachuntersuchung an, danach
könnte der Wechsel zum VfB Stuttgart über die Bühne gehen. „Wir
sind auf alles vorbereitet“, sagt
Schindelmeiser.
UWE RÖSER
BERLIN: Senderos kommt nicht – Priorität hat weiter die Suche nach einem Stürmer
Friedrich hakt den Zoff mit Favre ab: „Das ist vergessen“
1Mit einem Grillabend verabschiedete sich Dieter Hoeneß (56)
am Dienstag von den Mitarbeitern
der Geschäftsstelle. Die flogen drei
Überraschungsgäste ein – darunter
Hoeneß früheren Assistenten, den
jetzigen Nürnberger Sportdirektor
Martin Bader (41) – und schenkten
ihrem einstigen Chef seinen Ehrentribünen-Sitz aus dem Berliner
Olympiastadion. Wann sich Hoeneß
mal wieder ein Hertha-Spiel live
anschauen wird, ließ er offen.
Die Frage wäre ohnehin, welche
Mannschaft der Ex-Manager überhaupt zu sehen bekäme. Denn mit
dem Transfer von Top-Verteidiger
Josip Simunic (31) nach Hoffenheim hat Herthas Team binnen
weniger Wochen die dritte Säule
verloren – nach den Angreifern
Marko Pantelic (30) und Andrey
Voronin (29). „Es ist schade, dass sie
weg sind“, sagt Kapitän Arne Friedrich (30), der nach seinem Urlaub
am Mittwoch ins Training einstieg.
„Jetzt müssen sich neue Charaktere
bilden.“ Der Abschied von Nebenmann Simunic schmerzt Friedrich:
„Joes Weggang ist ein herber Verlust – sportlich und menschlich.“
Dass der Abgang im eigenen Kader
kaum aufgefangen werden kann,
ahnt auch Friedrich, wenngleich er
sagt: „Steve von Bergen hat zuletzt
gut gespielt, Kaka haben wir auch
noch.“ Doch beide ließen bislang
Konstanz und Klasse vermissen.
Ob Hertha im Abwehrzentrum
nachlegt, lässt Trainer Lucien Favre
(51) unterdessen offen: „Wir holen
nicht zwangsläufig jemanden. Wir
haben Friedrich, von Bergen, Kaka.
Auch Janker und Rodnei können
innen spielen.“ Arsenals Philippe
Senderos (24), den Favre einst in
Genf coachte, kommt nicht. „Er“,
sagte der Trainer am Mittwoch dem
Die zehn teuersten Hertha-Verkäufe: Simunic auf Platz drei
Jahr
Spieler
ging zu
2002
2007
2009
2008
2008
2006
2007
2008
2006
2000
Sebastian Deisler
Kevin-Prince Boateng
Josip Simunic
Malik Fathi
Gilberto
Marcelinho
Christian Gimenez
Solomon Okoronkwo
Alexander Madlung
Ilija Aracic
Bayern München
Tottenham Hotspur
TSG 1899 Hoffenheim
Spartak Moskau
Tottenham Hotspur
Trabzonspor
CD Toluca
Saturn Moskowskaya Oblast
VfL Wolfsburg
Tennis Borussia Berlin
Ablöse in Mio. Euro
9,2
7,9
7,0
4,0
2,8
2,5
2,2
1,4
1,3
1,25
kicker, „ist definitiv kein Thema.“
Mit den sieben Millionen Euro, die
der Simunic-Abgang in die Kassen
spült, ist Hertha auf dem Markt wieder handlungsfähig. „Wir hätten Joe
einerseits gern behalten“, erklärt
Geschäftsführer Michael Preetz
(41). „Andererseits erleichtern uns
die sieben Millionen die Arbeit.“
Höchste Dringlichkeit hat die Suche
nach einem Angreifer. Favre: „Es
könnte sein, dass bis zum Trainingslager (10. bis 20. Juli., d. Red.)
die neue Nummer neun da ist.“
Der Zoff mit seinem Kapitän, der
nach seiner Nichtberücksichtigung
im Saisonfinale sauer auf Favre war,
scheint derweil ausgestanden. „Das
ist abgehakt und vergessen“, sagt
Friedrich. Ein Gespräch mit Favre
soll es in den nächsten Tagen dennoch geben, auch wenn Friedrich
betont: „Ich schaue nicht mehr
zurück.“ Nur noch nach vorn. Da
wartet genug Arbeit – vor allem auf
Favre und Preetz. S T E F F E N RO H R
6
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
„Theater? Das mache ich nicht!“
kicker: Herr Dzeko, Ihr Wunsch, zum
AC Mailand zu wechseln, hat sich
nicht erfüllt. Wie groß ist Ihre Enttäuschung?
Edin Dzeko: Im ersten Moment war ich
natürlich sehr traurig, weil ich sehr
gerne für den AC Mailand gespielt
hätte. Aber ich habe auch immer
gesagt, dass ich mich in Wolfsburg
sehr wohlfühle. Deswegen darf ich
jetzt nicht mehr so traurig sein. Und
das bin ich auch nicht.
kicker: So leicht können Sie das
abhaken?
Dzeko: Soll ich jetzt schlechte Stimmung verbreiten? Es passiert im
Leben, dass nicht immer alles so
kommt, wie man es sich wünscht.
Aber ich bin in der glücklichen Lage,
weiter für den VfL zu spielen, dem
ich sehr viel zu verdanken habe.
Ich kann und will kein Theater
machen.
kicker: Andere haben diesen Weg
gewählt, um einen Wechsel herbeizuführen.
Dzeko: Das ist aber nicht meine Art.
Ich kann den VfL verstehen und
akzeptiere die Entscheidung.
kicker: Sie sagen, Mailand sei Ihr
Traumverein. Woher stammt diese
Zuneigung?
Foto: Getty Images/Rose
EDIN DZEKO (23) darf nicht
zum AC Mailand. Wie
reagiert der begehrte
Wolfsburger jetzt?.
Das Veto vom Trainer akzeptiert: Edin Dzeko (links) wird in der neuen
Saison beim VfL Wolfsburg und Armin Veh spielen.
Dzeko: Mailand ist einer der größten
Vereine der Welt. Schon als Kind hat
mich dieser Klub fasziniert. Und
dann ist vor zehn Jahren auch noch
mein Lieblingsspieler Andriy Shevchenko zum AC gewechselt. Ich weiß
noch, wie ich mich gefreut habe.
kicker: Der AC soll bereit sein, rund 30
Millionen Euro für Sie zu bezahlen.
Dzeko: Das ist der Wahnsinn. Vor zwei
Jahren kannte mich noch gar keiner.
Es ist so viel passiert in dieser Zeit,
manchmal muss ich mich kneifen.
Aber ich bin noch jung, muss noch
sehr viel lernen. Dass Wolfsburg
nicht das Geld will, sondern mich
als Spieler, macht mich stolz.
kicker: Wird der VfL wieder Meister?
Dzeko: Alles ist möglich. Aber es wird
schwer. Bayern, Schalke, Stuttgart,
Bremen, Hoffenheim und der HSV
werden auch mitreden. Wichtig ist,
dass wir uns erneut fürs internationale Geschäft qualifizieren.
kicker: Was ist in der Champions
League möglich?
Dzeko: Wir werden gute Gegner
bekommen, das ist klar. Wir sind
Außenseiter, aber die anderen
Mannschaften werden Respekt vor
uns haben. Wir sind schließlich
nicht zufällig Deutscher Meister
geworden. Ich freue mich riesig
darauf, die Champions League ist
für einen Fußballer das Größte.
kicker: Sie spielen weiter an der
Seite von Grafite. Ist der Torrekord
von 54 gemeinsamen Treffern zu
knacken?
Dzeko: Das wird ganz schwer. Mein
Ziel ist es, in jedem Spiel zu treffen
und der Mannschaft so zu helfen.
kicker: Benötigt Wolfsburg noch
einen dritten Topstürmer?
Dzeko: Gute Spieler brauchen wir
immer.
kicker: Grafite hat seinen Vertrag bis
2012 verlängert. Wie sieht es bei
Ihnen aus?
Dzeko: Ich weiß es nicht. Darüber
denke ich jetzt nicht nach.
kicker: Bleibt Mailand Ihr Traum?
Dzeko: Natürlich. Doch es kann sein,
dass solch ein Angebot nur einmal
im Leben kommt. Aber daran denke
ich jetzt nicht, das würde nur Kraft
kosten. Ich konzentriere mich jetzt
voll auf den VfL.
I N T E RV I EW:
THOMAS HIETE
WOLFSBURG: Torwart mit Problemen in beiden Knien – Mittelfeldspieler aus Marseille im Fokus
Benaglio hat wieder Schmerzen, Ziani will zum VfL wechseln
UEFA-Cup-Rückspiel gegen Paris
aussetzen müssen. Danach kehrte
er ins Tor zurück, die Schmerzen
gingen aber nie ganz weg. Auch in
der Sommerpause wurde er weiter
behandelt. „Diego zeigt am Knie
eine gewisse Empfindlichkeit“, sagt
Mannschaftsarzt Dr. Günter Pfeiler,
der jedoch keinen direkten Zusammenhang zwischen der Verletzung
Foto: imago/Contrast
1In den Testspielen haben sich
die Ersatzkeeper Marwin Hitz (21)
und André Lenz (35) bislang den Job
zwischen den Pfosten geteilt. Aus
schlechtem Grund: Der VfL sorgt
sich um Diego Benaglio (25). Der
Schlussmann plagt sich erneut, wie
schon im vergangenen Winter, mit
Knieproblemen. War es damals noch
eine stark entzündete Patellasehne,
sind es nun die Kniescheiben, die
beidseitig für Probleme sorgen und
nur reduziertes Training zulassen.
Droht gar eine Operation? „Wir wollen es erst mal konservativ behandeln“, sagt Trainer Armin Veh (48).
Sorgenkind Benaglio: Schon nach
der Winterpause hatte er wegen der
Patellasehnenentzündung im linken
Knie zwei Bundesligaspiele und beim
Muss pausieren: Diego Benaglio.
im Februar und den aktuellen Problemen sieht. „Nun ist der Knorpelüberzug an den Kniescheiben
entzündet, links stärker als rechts.“
Die Beschwerden seien aber nicht
so stark wie noch zu Jahresbeginn.
Was jedoch Sorgen macht: Schon
die erste Belastung dieser Saison, der
Laktattest am 22. Juni, führte beim
Keeper zu Schmerzen – er musste
abbrechen. Unabhängig vom Genesungsverlauf des Schweizers legt sich
Trainer Veh jedoch fest: Ein weiterer
Torwart wird nicht verpflichtet.
Auf dem Transfermarkt ist der VfL
anderweitig tätig. Im Fokus: Karim
Ziani (26, Olympique Marseille).
Der algerische Nationalspieler (19
Einsätze, drei Tore) ist ein technisch
versierter offensiver Mittelfeldmann,
der am liebsten über die Flügel
kommt. Ihm wird aber auch mangelnde Robustheit nachgesagt. Veh
bestätigt das Interesse. „Ich wollte
ihn schon nach Stuttgart holen.“ Der
kicker weiß: Mit dem Spieler ist sich
der VfL bereits weitgehend einig,
Ziani will nach Wolfsburg. Das erste
Angebot an Marseille soll bei fünf
Millionen Euro gelegen haben.
Bei knapp unter einer Million
Euro liegt die VfL-Offerte für Außenbahnspieler Fabian Johnson (21, 1860
München), der unbedingt wechseln
will. Die Löwen stellen sich jedoch
weiter quer, der VfL scheint nicht
mehr verhandlungsbereit. Platzt der
Transfer? Veh-Assistent Frank Aehlig:
„Wir können und werden nicht ewig
warten.“
THOMAS HIETE
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
HAMBURG: Brasilianer kommt für zwei Jahre
Zé Roberto – Ideallösung
für Labbadias System
Spätestens ab Montag wird er
für den HSV leben. Eine MillionenOfferte von Manchester City hat
er abgelehnt, „weil Geld nicht das
Wichtigste ist“. Zé Roberto in der tz:
„Ich habe keine Lust, in England zu
leben. Hamburg ist perfekt für mich
und meine Familie. Der HSV ist ein
großer Klub mit guten Strukturen,
spielt international. Und außerdem
müssen sich meine Kinder nicht
extra an eine andere Kultur gewöhnen.“
Ob zusätzlich zu Zé Roberto bis
zum Abflug nach Österreich weitere Neulinge folgen, bleibt offen.
Der Poker um Wunschspieler
Eljero Elia (21) ist zäh, weil Twente
Enschede mehr als zehn Millionen
Euro fordert. Zum Wochenanfang
war Klubboss Bernd Hoffmann mit
Klubmanager Bernd Wehmeyer in
Holland, reiste jedoch ohne Durchbruch in den Verhandlungen wieder
ab. Acht Millionen hatte der HSV
geboten, mehr will und wird er für
das Offensivtalent nicht ausgeben,
obwohl Zé Roberto ablösefrei ist.
Elia bekräftigt zwar einmal mehr
seinen Wunsch, nach Hamburg zu
wollen, sagt aber auch resigniert:
„Wenn sich bis zum Wochenende
nichts entscheidet, beginne ich in
Enschede die Vorbereitung.“ Hamburgs Stürmersuche ginge von vorn
los.
S E B A S T I A N WO L F F
KICKER-KULISSE
NOTIERT VON THIEMO MÜLLER
Von den Fans ihres ehemaligen
Vereins werden Abwanderer wie
der Ex-Karlsruher Christian Eichner
(26) schnell als „Verräter“ oder
„Abzocker“ beschimpft. Noch
dazu, wenn sie wie Eichner (jetzt
Hoffenheim) just zu einem Erzrivalen wechseln. Das Beispiel des
Linksverteidigers zeigt aber auch,
dass bei allem professionellen
Denken und Handeln die Identifikation mit dem bisherigen Klub
nicht gänzlich verloren gehen
muss. Das Honorar, das Eichner
jüngst für seine Teilnahme an
der kicker-Veranstaltung „Sport
macht Spaß“ in Frankfurt erhielt,
spendete der Neu-Hoffenheimer
für die Hilfsaktion „KSC tut gut“.
In deren Rahmen werden rund
30 bedürftige Kinder täglich von
KSC-Mitarbeitern aus der Schule
abgeholt und im VIP-Bereich des
Wildparkstadions bekocht.
2
Ihre Herkunft nicht vergessen
haben auch der Hamburger
Jonathan Pitroipa (23) und Kölns
Willi Sanou (25). Die beiden Profis,
einst Teamkollegen in Freiburg,
eröffneten vergangene Woche
gemeinsam eine Fußballschule
in ihrer Heimat Burkina Faso.
„Wir wollen anderen jungen Spielern helfen“, erklärt Pitroipa, „es
gibt bei uns viele Talente, doch
sie haben nicht viel Geld.“ Die
einstige Fußballschule „Planète
Champion“, aus der die beiden
aktuellen Bundesliga-Asse her-
vorgingen, musste vor zwei Jahren
aus finanziellen Gründen schließen.
Die neue Einrichtung funktioniert
nun als echter Familienbetrieb
– Sanous Tante und Pitroipas Vater
haben die Leitung übernommen.
2
5000 Euro für die Bielefelder „Almrollis“, den ersten Arminia-Fanclub
für Rollstuhlfahrer, brachte die Versteigerung einer ganz besonderen
Trainerbank: Eine Saison lang stand
die Sitzgelegenheit im Presseraum
der Schüco-Arena, sämtliche GästeCoaches hinterließen Autogramme
auf den eigens auf der Bank angebrachten Wappen ihres Vereins.
In der Tat eine ganz besondere
Rarität: Martin Jol (53) unterschrieb
auf der HSV-Raute, Bruno Labbadia
(43) signierte Leverkusens BayerKreuz und Jürgen Klinsmann (44) das
Bayern-Emblem. All das dürfte so
schnell nicht wieder vorkommen.
2
In Hoffenheim und Aachen wurde
er zuletzt nicht glücklich, nun steht
Jochen Seitz (32) nach 162 Bundesligaspielen (u. a. Schalke, VfB) beim
bulgarischen Erstligisten Chernomorets Burgas vor einem echten
Abenteuer. Auf der Suche nach Führungsspielern erinnerte sich Burgas-Coach Krassimir Balakov (43) an
seinen einstigen Stuttgarter Teamkollegen. Manager Fredi Bobic (37)
soll den Deal mit Seitz, dessen Ehefrau aus Bulgarien kommt, in Kürze
perfekt machen – die Geburt eines
neuen „magischen Dreiecks“?
Foto: Imago/Ulmer
1Die Anzahl seiner Profis wird
übersichtlich sein, wenn Bruno
Labbadia (43) am Samstag zu seiner ersten Einheit als HSV-Trainer
bittet. Abzüglich der Nachwuchskicker bleiben 14 Namen übrig und
auch der erste Neuzugang wird
noch fehlen: Zé Roberto soll erst am
kommenden Montag, dem Tag seines 35. Geburtstages, mit ins Trainingslager nach Längenfeld fliegen.
Ein spektakulärer Transfercoup, der
am gestrigen Mittwoch bis Redaktionsschluss noch nicht offiziell, aber
auch nicht mehr in Gefahr war – der
Ex-Münchner kommt zum HSV!
Zwei weitere Jahre Deutschland
waren das Ziel des Brasilianers
– der FC Bayern wollte ihm diesen
Wunsch nicht erfüllen, Hamburg
hingegen hatte sich bereits zu
Zeiten von Dietmar Beiersdorfer
mit dem Techniker beschäftigt, ist
aber erst nach der Demission des
Sportchefs auf die Zielgerade eingebogen: Zé Roberto unterschreibt
bis 2011, wird eine Option für ein
weiteres Jahr erhalten und danach
als Scout in Südamerika eingesetzt
werden. Teammanager Marinus
Bester weilte gestern in Brasilien,
um Zé Roberto zum Medizincheck
zu begleiten, parallel führte Klubboss Bernd Hoffmann die Verhandlungen mit Berater Juan Figer, der
vor einem Jahr bereits den Wechsel
von Alex Silva zum HSV eingeleitet
hatte, und gestern noch bis in den
Abend hinein mit den Hanseaten
um letzte Details verhandelte.
Zé Roberto hatte bei den Bayern
in der Vorsaison (29 Bundesligaeinsätze, vier Tore, acht Vorlagen
und ein kicker-Notenschnitt von
3,13) zumeist als einer von zwei
Doppel-Sechsern agiert. Im von
Labbadia favorisierten 4-1-3-2-System wäre er mit seinen technischen
und gestalterischen Fähigkeiten
prädestiniert für die zentrale Position in der Dreierreihe, die Rolle
des alleinigen Sechsers scheint für
den Routinier nicht vorgesehen,
wenngleich Ex-Teamkollege Marcell
Jansen schwärmt: „Er kann im Mittelfeld alles spielen und auf der linken Seite ist er Weltklasse.“ Linksfuß
Jansen ist Feuer und Flamme für
den neuen und alten Mitspieler: „Er
ist eine Sensation, einen besseren
Profi als ihn gibt es nicht, er ist fit
ohne Ende und lebt für die Familie
und den Fußball.“
7
Neuer Partner: Bayerns Zé Roberto (rechts) soll demnächst mit David Jarolim im HSV-Mittelfeld spielen.
8
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
KÖLN
1Die vergangene
Saison war für
Manasseh Ishiaku
(Foto)
niederschmetternd. Erst
legte ihn eine Verletzung des Sprunggelenks lahm,
auch danach kam der 26-Jährige
sportlich nicht auf die Beine. Nur
dreimal stand er in der Startelf. Den
Grund kennt der Mittelstürmer:
„Seit ich hier bin, habe ich noch
nie meine Bestleistung gezeigt.“
Das soll sich ändern.
Doch die Konkurrenz ist durch
Lukas Podolski und Sebastian Freis
viel größer geworden. Ob die Situation schwieriger wird? „Ich glaube
nicht“, erwidert Ishiaku selbstbewusst. „Ich will in die Startelf kommen! Ich habe noch nie an mir
gezweifelt.“ Er setzt dabei sogar auf
Podolski: „Ich glaube, Lukas und ich
passen gut zusammen.“ Mit dem
gern als hängende Spitze agierenden Nationalspieler würde sich
Ishiaku, der den Ball hervorragend
mit dem Rücken zum Tor behauptet, gut ergänzen. Und Torjäger
Milivoje Novakovic, der – Pech für
Ishiaku – ebenfalls als gesetzt gilt,
ist auch eher ein Angreifer, der um
einen Stoßstürmer herum agiert.
Doch momentan ist der Kapitän
nach einer Leisten-OP nicht fit. Die
Chance für Ishiaku, Pluspunkte als
Podolski-Partner zu sammeln.
Im Angriff herrscht Gedränge,
wer aber die Spitzen in Szene setzen soll, ist unklar. Kölns Manager
denkt an eine große Lösung: Auf
dieser Position „schließe ich finanziell nichts aus, es gibt ja auch die
Möglichkeit eines Leihgeschäfts
oder eines prozentualen Ankaufs
der Transferrechte“, erklärt Michael
Meier. Der Grund: „Wir suchen
Qualität.“ Und die hat ihren Preis.
Ob Semir Stilic (20, Lech Posen)
der Kandidat ist, lässt Meier offen,
der aber Berichte dementiert, dass
der FC ein Angebot für den bosnischen Nationalspieler abgegeben
habe. Wie groß das Interesse ist? Die
aus Polen kolportierte Zusammenkunft von Lechs für die Transfers
zuständigen Piotr Rutkowski und
dem FC gab es vergangene Woche
nicht, sondern nur eines von Rutkowski mit dem für Deutschland
zuständigen Stilic-Berater Kon
Schramm. „Es gab kein Treffen von
Rutkowski und Köln, aber der Spieler ist beim FC bekannt und wird
vom FC auch als gut bewertet“, so
Schramm. S T E PH A N VO N N O C K S
Foto: Baumann
Trotz Poldi: Ishiaku
strebt Stammplatz an
Trainer im Stress: Markus Babbel, Chefcoach des VfB Stuttgart, zurzeit auch beim Trainerlehrgang.
STUTTGART: Markus Babbel über Ziele, Neuzugänge und den Torjäger
„Gomez ist nicht zu ersetzen“
1In Köln büffelt er Montag bis
Babbel: Es wäre schön, wenn es mit
Mittwoch für die Trainerlizenz. In
den beiden letztlich klappt. Aber
Stuttgart laufen das Training und
noch ist es eben nicht soweit.
die Planungen für die neue Saison
kicker: Ist Demba Ba, der Stürmer,
auch ohne den Teamchef. Keine
der Gomez eins zu eins ersetzen
einfache Situation für Markus Babkann?
bel (36).
Babbel: Das braucht er gar nicht.
kicker: Herr Babbel, wie viel mussEin Mario Gomez ist sowieso nicht
ten Sie bisher schon in die „Manneins zu eins zu ersetzen, als Spieler
und als Charakter. Ein exzellenter
schaftskasse“ Ihres TrainerlehrTorjäger, der sich mit dem Verein
gangs einzahlen?
identifiziert hat, mit dem sich die
Markus Babbel: Noch nichts. Ich bin
Fans identifiziert haben.
doch clever, habe bisher immer
dran gedacht, das Handy auf lautlos
kicker: Wie soll sein Fehlen kompenzu stellen.
siert werden?
kicker: Wie oft am Tag informieren
Babbel: Als Mannschaft. Jetzt müsSie sich telefonisch über die Entsen eben andere in die Bresche
wicklungen in Stuttgart?
springen und mehr Tore erzielen.
Babbel: Relativ wenig. Die verantkicker: Kann Ba für eine ähnliche
wortlichen Leute
Torquote wie
melden
sich
Gomez sorgen?
schon, wenn es „Platz 1 bis 5 – das muss
Babbel: Egal, wie
etwas Wichtiges
der neue Stürunser Anspruch sein.“
mer heißt: Man
gibt.
tut ihm keinen
kicker: Sitzen Sie
Gefallen, wenn
auf Kohlen, weil
Ihre Mannschaft nicht komplett
man ihn mit Mario vergleicht.
ist?
kicker: Spielen Sie mit dem GedanBabbel: Nein, die Nationalspieler
ken, auch taktisch etwas zu versind auch erst am Mittwoch dazuändern?
gekommen. Ich bin zu lange in dem
Babbel: Im Moment sehe ich dafür
keine Notwendigkeit. Wir sind mit
Geschäft, als dass ich da unruhig
werde. Dann kommt ein Spieler halt
unserem System, mit zwei Sechsern
später. Das ist nicht ideal, bereitet
vor der Abwehr, sehr gut gefahren.
mir aber kein Kopfzerbrechen.
kicker: Wohin führt der Weg des
kicker: Bekommen Sie Ihren
VfB?
Wunschkader zusammen?
Babbel: Eines unserer größten Ziele
ist natürlich die Qualifikation zur
Babbel: Ich denke, dass ich die
Champions League.
Spieler bekomme, die wir im Auge
haben.
kicker: Dann kämen viele, viele
kicker: Mit Milan Jovanovic und
Spiele auf Sie zu. Wie wollen Sie dieDemba Ba ist der VfB bereits einig,
ser hohen Belastung begegnen?
doch die Ablösemodalitäten mit den
Babbel: Ich werde keine Scheu
haben, immer wieder durchzuKlubs ziehen sich hin. Nervt das?
wechseln. Alle brauchen ihre Einsatzzeiten, aber auch die nötigen
Regenerationsphasen. Ich kann
von einem Spieler keine optimale
Leistung verlangen, wenn er in
kürzester Zeit zehn Spiele absolvieren muss. Wir dürfen nicht nur
kurzfristig denken.
kicker: Rotation, um am Ende der
Saison nicht einzubrechen?
Babbel: Genau. Das hat uns in der
vergangenen Saison stark gemacht,
als wir zum Ende hin noch zulegen
und Rang drei erreichen konnten.
kicker: Wo landet der VfB diesmal?
Babbel: Oberstes Ziel ist es, die
Leistungen, die Leidenschaft, den
Willen des Vorjahres zu bestätigen.
Wir wollen uns oben festspielen.
kicker: Platz 1 bis 5?
Babbel: Das muss unser Anspruch sein.
kicker: Kann der VfB die Bayern im
Rennen um Platz 1 gefährden?
Babbel: Es wäre vermessen, uns mit
Bayern zu vergleichen.
kicker: Werden die Münchner also
ungefährdet Meister?
Babbel: Wenn man die Qualität des
Kaders sieht, wird es schwer, sie zu
stoppen. In zwei Spielen ist für uns
zwar alles möglich. Ob es nach 34
Spielen reicht, um sie hinter uns zu
lassen, ist aber etwas anderes.
kicker: Gomez weg, der Trainer beim
Lehrgang, das Stadion im Umbau
– könnte das den Erfolg torpedieren?
Babbel: Da würde ich mich schwer
täuschen. Ich kenne meine Mannschaft als charakterlich einwandfrei.
Außerdem macht eine schwierige
Situation doch genau den Reiz
aus.
I N T E RV I EW:
G E O RG E M O I S S I D I S
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
9
DORTMUND: Kehl trainiert dosiert – Federico ohne Perspektive und ohne Rückennummer
Blaszczykowski und Frei müssen auf neue Verträge warten
Interesse von Energie Cottbus nicht
erwidert und die Möglichkeit eines
Wechsels verworfen hatte, teilte
ihm der BVB nicht einmal mehr
eine Rückennummer für die kommende Saison zu. Seine bisherige,
die 8, trägt in Zukunft Nuri Sahin
(20). Das Signal ist unmissverständlich: Klopp hat für Federico keine
Verwendung mehr. Dessen Berater
Thomas Kroth (49) sondiert jetzt
den Markt – abgesehen von losen
Anfragen bisher ohne Erfolg.
Mit genau diesem Ergebnis
endeten bisher auch die Gespräche, die BVB-Sportdirektor Michael
Zorc (46) mit Wolfgang Vöge (53) als
Vertreter von Jakub Blaszczykowski
(23, Vertrag bis 2011) führte. Über
die vorzeitige Verlängerung dieses
Foto: Getty Images/Köpsel
1Auch gestern, Mittwoch, klinkte
sich Sebastian Kehl (29) aus Teilen
des Trainings aus. Der Kapitän von
Borussia Dortmund führt noch
keine Zweikämpfe, vermeidet harte
Aktionen, nimmt nicht an Spielformen teil. Gut fünf Wochen nach
der Operation an beiden Leisten
spürt Kehl die Nachwirkungen des
Eingriffs: Verklebte Narben müssen
noch gelöst und die (verspannte)
Muskulatur auf Höchstbelastung
vorbereitet werden. „Ich nutze diese
Woche, um individuell zu arbeiten“, verrät der Mittelfeldspieler,
„ich trainiere nicht weniger als die
anderen, nur anders.“
Sein Spezialprogramm sei nicht
das Resultat von Komplikationen,
versichert Kehl, „es ist alles im
Plan. Ich will nur nicht in eine neue
Verletzung reinlaufen“. Bis er den
Schalter wieder auf Maximalbelastung umstellen kann, wird nicht
mehr viel Zeit vergehen. „Es kann
jeden Tag so weit sein“, sagt Trainer
Jürgen Klopp (42), den der Verlauf
der ersten sechs Vorbereitungseinheiten erwartungsfroh stimmt:
„Es ist schön zu sehen, dass wir als
Gruppe wesentlich weiter als vor
einem Jahr sind.“
Teil dieser Gruppe – und doch
isoliert – ist Giovanni Federico (28,
Vertrag bis 2010). Nachdem er das
Wie lange noch jubeln sie gemeinsam? Jakub Blaszczykowski (vorne) und
Alexander Frei streben vorzeitige Vertragsverlängerungen an.
Kontraktes gebe es „unterschiedliche Vorstellungen“, berichtet der
Verhandlungsführer der Borussia,
„beide Seiten sind bemüht. Aber
in dieser Sache ist nicht der ganz
große Druck drin.“
Nachdem der BVB die Arbeitspapiere von Sahin (bis 2013) und
Neven Subotic (20, bis 2014) neu
gestaltet hat und die Personalkosten in der kommenden Saison von
jetzt 36 Millionen Euro auf rund
33 Millionen Euro sinken sollen,
verfügt Zorc ohnehin nur über
einen begrenzten Handlungsspielraum. Er sagt: „Wir können nicht
jeden Wunsch in der gewünschten
Größenordnung erfüllen.“
Auch Alexander Frei (29, 74
Bundesligaeinsätze für Dortmund,
34 Tore, 16 Assists) muss sich in
Geduld üben. „Mit ihm“, beteuert
Zorc, „gibt es keinen Dissens. Seine
Zukunft behandeln wir später.“ Ob
der Schweizer, der bei Vertragsende 2010 schon fast 31 Jahre alt
ist, auch danach bleibt, bezeichnet
Geschäftsführer Hans-Joachim
Watzke (50) als „erhebliche Investitionsentscheidung, die wir in aller
Ruhe treffen werden“. Vorher will
Watzke noch die Entwicklung der
nächsten Wochen abwarten. Die
Gesamtentwicklung, „weniger die
von Frei“. T H O M A S H E N N E C K E
LEVERKUSEN: Gespräche mit Barnetta – Der Kapitän über die Lage im Bayer-Team
Simon Rolfes: „Wir wollen zurück in diese Komfortzone!“
Ziel geben: die Qualifikation für den
internationalen Wettbewerb.“
… die Komfortzone, aus der der Ex-Trainer die Mannschaft holen wollte: „Die
wahre Komfortzone ist ein Platz
ganz vorne in der Tabelle. Da haben
wir uns leider selbst rausgeführt.
Keine Frage, wir wollen zurück in
diese Komfortzone.“
… Heynckes’ Ankündigung, ein Klima der
Harmonie zu schaffen: „Der Trainer
ist ganz sicher erfahren genug, um
schnell zu wissen, wie er uns begegnet. Wir Spieler müssen seinen Plan
jetzt voller Engagement angehen.“
Foto: imago/Kraft
1Frisch vermählt und gut erholt
kam Simon Rolfes (27) aus dem
Toskana-Urlaub und machte sich
für den kicker Gedanken zur anstehenden Saison. Hier spricht der
Nationalspieler über …
… den neuen Trainer: „Ich habe mit Jupp
Heynckes ein paar lockere Gespräche geführt in den ersten Tagen. Wir
werden noch viele Gelegenheiten
haben, miteinander zu reden. Er
macht einen sehr entspannten Eindruck, vermittelt diese natürliche
Autorität des erfahrenen Trainers.“
… Berufsehre: „Jeder einzelne Spieler
im Kader und die gesamte Mannschaft ist gefragt und will beweisen,
dass wir besser sind, als Platz neun
es aussagt. Diese Platzierung hat
richtig wehgetan, das entsprach in
keinster Weise unserem Leistungsvermögen. Wir haben es klar vermasselt und mit dieser Mannschaft
schmerzt das ganz besonders. Deshalb kann es für uns nur dieses eine
Will wieder hoch: Simon Rolfes.
… Bernd Schneiders Rücktritt: „Das war
ein Schock für mich und jeden im
Verein. Nach der verpassten Europameisterschaft hatte er sich wieder rangekämpft, ein emotionales
Comeback gefeiert, und dann diese
Nachricht. Wir haben uns alle auf
ihn gefreut, Bernd ist ein außergewöhnlicher Fußballer. Das ist sehr,
sehr schade.“
… die Verletzung von Patrick Helmes:
„Das ist ohne Zweifel ein schwerer
Schlag. 21 Tore ersetzt man nicht
so leicht. Aber wie das so ist im
Fußball – es ist eine Chance für
die anderen, sich zu zeigen. Wer
sonst unzufrieden auf der Bank
sitzt, der kann jetzt richtig Vollgas
geben.“
… die Verpflichtung von Sami Hyypiä:
„Sami hat uns allen etwas voraus,
nämlich immense Erfahrung auf
allerhöchstem Niveau. Und ich bin
sicher, dass wir davon profitieren
werden. Als Nord-Europäer wird
er sich schnell integrieren, da sehe
ich überhaupt keine Probleme. Er
ist das beste Beispiel dafür, dass
eine Diskussion über jung oder
alt im Fußball völlig überflüssig
ist. Die Leistung entscheidet und
die wird er bringen, davon bin ich
überzeugt.“
… das Kapitänsamt: „Ich habe noch
kein Gespräch mit dem Trainer deswegen geführt. Aber ich würde es
gerne weiter machen, keine Frage.“
So weit Simon Rolfes, der mit
Bayer Leverkusen auf der Nordseeinsel Borkum weilt. Dort traf
gestern Rudi Völler (49) verspätet
ein (wegen Küstennebels konnte
der Flieger nicht auf Borkum landen, er musste eine Nacht auf Juist
einschieben), der Gespräche führen will. In erster Linie mit Tranquillo Barnetta (24), dessen 2010
auslaufender Vertrag möglichst
um ein Jahr verlängert werden
soll.
F R A N K LU S S E M
10
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
SCHALKE: „Ein Traum, von Magath zu lernen“
Pliatsikas: Billigkauf
mit echter Perspektive
Vassilios Pliatsikas (21), der am Mittwoch einen Vertrag bis 2013 unterzeichnet hat, könnte sich Magath
ein echtes Schnäppchen geangelt
haben. Für schlappe 300 000 Euro
kommt Pliatsikas von AEK Athen,
vor Jahresfrist hatte der Klub noch
mehr als eine Million aufgerufen.
Grund für den Preisverfall: Vergangenes Frühjahr verweigerte der
Profi eine vorzeitige Verlängerung
seines bis 2010 laufenden Vertrags,
wurde daraufhin zum Reservisten
degradiert. Zuletzt schrieb man die
Ablöse auf besagte 300 000 Euro
fest – offenbar nichtsahnend, dass
ein Renommierklub wie Schalke
ernsthaftes Interesse haben könnte.
Dabei sind Pliatsikas Referenzen
vielversprechend: Im November
2008 ließ Nationaltrainer Otto Rehhagel (70) den 1,74-Meter-Mann
beim Test gegen Italien (1:1) sogar
schon für einige Minuten im griechischen A-Team debütieren.
2007 wurde Pliatsikas VizeEuropameister mit Griechenlands
U 19, geriet daraufhin auch bei
Bayer Leverkusen in den Fokus.
Doch nicht nur darauf verließ sich
Magath jetzt beim Blitz-Transfer:
Co-Trainer Bernd Hollerbach (39)
hatte Pliatsikas bereits zu Wolfs-
Foto: firo
1Wie dramatisch sich der Ausfall von Jermaine Jones (27) für
Schalke 04 tatsächlich auszuwirken
droht, haben sich die meisten Fans
und Beobachter noch gar nicht vergegenwärtigt. „Ein schwerer Schlag
für ihn und für uns“, sagt Boss Felix
Magath (55) nur, weitere Schlussfolgerungen will er nicht anstellen.
Natürlich nicht. Jones, der nach
seinem Haarriss im linken Schienbein am Dienstag in Ludwigshafen
operiert wurde und nach offiziellen
Angaben drei Monate auf Eis liegt,
präsentierte sich in der Vorsaison
als der Leistungsträger schlechthin.
An Jones’ bisherigem Wert gemessen, müssen sich die Königsblauen
zumindest darauf einstellen, ohne
ihn sich nicht sofort in den Top Fünf
der Liga festbeißen zu können.
Aussprechen mag das niemand.
Magath und Mannschaft bleibt
ohnehin nichts anderes übrig als
das Beste aus der misslichen Situation zu machen. Und auf dem
Transfermarkt scheint das dem
Trainer-Manager auch durchaus
zu gelingen. Einen gleichwertigen
Ersatz für Jones zu verpflichten,
ist angesichts knappen Budgets
ohnehin utopisch. Doch mit dem
griechischen U-21-Nationalspieler
Schnäppchen mit Zukunft: Der griechische U-21-Nationalspieler Vassilios
Pliatsikas kommt vom AEK Athen nach Gelsenkirchen.
burger Zeiten gescoutet und war
nachhaltig angetan. Vor allem von
den kämpferischen Qualitäten des
Youngsters, der in seiner aggressiven Spielweise Jones durchaus
ähnelt. „Ein Talent mit defensiven
Stärken, dem ich absolut zutraue,
sich in der Bundesliga durchzusetzen“, urteilt Magath. Dass der Neue
seine Aufgabe mit erkennbarem
Respekt angeht, dürfte dem Chef
erst Recht gefallen: „Ein Traum, für
einen Klub wie Schalke zu spielen
und von einem Trainer wie Magath
zu lernen“, so Pliatsikas in fließendem Englisch zum kicker, „jetzt will
ich möglichst hart arbeiten, um
mich der Liga anzupassen.“ Wozu
Magath junge Spieler mit solcher
Einstellung formen kann, hat er
soeben in Wolfsburg an lange unterschätzten Profis wie Sascha Riether
oder Marcel Schäfer eindrucksvoll
bewiesen.
THIEMO MÜLLER
BREMEN: Zwei wichtige Personalien sind noch nicht entschieden – Kommt Carlos Alberto zurück?
Auftakt mit Fragezeichen, aber ohne Pizarro und Borowski
dorf (11. bis 19. Juli) aber könnte
der 7,8-Milliionen-Mann aus dem
Sommer 2007 dazustoßen. Allofs
plant grundsätzlich zwar anders,
schließt eine Rückkehr aber nicht
kategorisch aus und sagt: „Unsere
Scouts haben uns Positives aus seiner Zeit in Brasilien berichtet.“
Fragezeichen Tim Borowski: Der
Noch-Münchner hat sich bereits mit
Allofs und Schaaf über die gemeinsamen Vorstellungen ausgetauscht
Foto: Camera 4
1Am heutigen Donnerstag endet
die Sommerpause auch für den
Pokalsieger, die Zeit der Fragezeichen setzt sich fort – wenn Thomas
Schaaf um 15.30 Uhr zur ersten Einheit bittet, werden Claudio Pizarro
(30) und Tim Borowski (29) noch
fehlen. Nur zwei Personalien, die
Geschäftsführer Klaus Allofs in den
kommenden Tagen abzuarbeiten
hat.
Fragezeichen Carlos Alberto:
Am 1. Juli endete der Leihvertrag
des Brasilianers bei Vasco da Gama.
Weil der 24-jährige Mittelfeldmann
mit Vertrag bis 2011 bei Werder bis
jetzt im Einsatz war, wird er zum
heutigen Vorbereitungsstart nicht in
Bremen sein und am morgigen Freitag auch nicht mit nach Norderney
reisen. Im zweiten Trainingslager
im österreichischen Bad Walters-
Fehlt beim Start: Claudio Pizzaro.
– sportlich wollen beide Seiten diesen Wechsel, finanziell müsste der
Mittelfeldmann bei einer Rückkehr
Abstriche machen. „Der Transfer
ist abhängig von den finanziellen
Konditionen“, sagt Allofs, der mit
den Bayern zu anstehenden Ablöseverhandlungen noch nicht in Kontakt getreten ist. Die Alternative zu
Borowski könnte Alexandros Tziolis
(24) heißen. Die Option, den in der
abgelaufenen Rückserie von Panathinaikos Athen ausgeliehenen
Griechen für 1,7 Millionen Euro zu
kaufen, hat Werder verstreichen lassen, die Akte aber noch nicht endgültig geschlossen. Platzt Borowskis
Rückkehr, dann könnte sie wieder
geöffnet werden.
Fragezeichen Claudio Pizarro:
Eine Parallele zu Borowski – Spieler
und Klub streben eine Zusammen-
arbeit an. Aber was will Chelsea?
Allofs plant eine erneute Ausleihe
über ein Jahr und kündigt an. „In
der ersten Woche nach unserem
Trainingsauftakt werde ich Gespräche führen, die uns weiterbringen
werden.“ Das Ziel: Möglichst bis
zur Abfahrt nach Österreich soll der
Topstürmer wieder an Bord sein.
Bis dahin rechnet Schaaf auch
mit Per Mertesacker (24). Nach
seiner Sprunggelenk-Operation
Mitte Mai wird er heute noch nicht
zur Mannschaft stoßen, sondern
noch bis Ende nächster Woche sein
Aufbauprogramm in Donaustauf
fortsetzen. Der Heilungsverlauf
bei Werders Abwehrchef verläuft
nach Plan, weder sein Einstieg
in Bad Waltersdorf noch der Saisonstart sind für den Nationalspieler
in Gefahr.
S E B A S T I A N WO L F F
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
11
MÖNCHENGLADBACH: Trainer Michael Frontzeck zieht nach dem Trainingslager ein erstes Fazit
„Der Kader ist stark genug, eine stabile Saison zu spielen“
tian Svärd werden den Verein noch
verlassen, wenn sich ein passender
Klub findet.“
… die Stärke des Kaders: „Klappt es
mit Arango, hätten wir einen offensivstarken Spieler gefunden, der in
Spanien seinen Mann gestanden
hat. Bobadilla hat in der Schweiz mit
seinen Toren für Aufsehen gesorgt,
Marcel Meeuwis befindet sich im
besten Fußballer-Alter und ist sehr
erfahren, Thorben Marx halte ich
Foto: imago/Bild13
1Zufrieden kehrte Michael Frontzeck (45) aus dem ersten Trainingslager zurück. Kein Spieler verletzte
sich in dem einwöchigen Intensivkurs in Bad Blankenburg. Im kicker
spricht der neue Borussen-Trainer
über die ersten Eindrücke und seine
Pläne. Frontzeck über …
… die „Sorgenkinder“: „Marco Reus hat
noch leichte Probleme mit einer
Knochenhautreizung, das behalten wir im Auge. Raul Bobadilla ist
nach der hartnäckigen Muskelverletzung aus der vergangenen Saison
auf einem sehr guten Weg. Er hat
durchtrainiert, war teilweise schon
in die Spielformen eingebunden.
Man merkt ihm an, dass er auf den
ersten Einsatz brennt. Ich glaube,
beim Test gegen Wegberg-Beeck in
der nächsten Woche kann er seine
Premiere für uns feiern.“
… die Kaderplanungen: „Sollte mit dem
Transfer von Juan Arango nichts
mehr schiefgehen, ist das Thema
Zugänge abgehakt – immer unter
der Voraussetzung, dass nichts
Außergewöhnliches passiert. Patrick
Paauwe, Steve Gohouri und Sebas-
Trotz einigen Sorgenkindern und dem Ausfall von Stürmer Rob Friend
nicht pessimistisch: Gladbachs Trainer Michael Frontzeck.
für einen Stabilisator. Zusammen
mit den anderen Neuen haben wir
den Kader sinnvoll verstärkt. Ich
gehe davon aus, dass wir mit der
vorhandenen Struktur die Abgänge
von Marko Marin und Alexander
Baumjohann ausgleichen können.“
… die Ziele: „Wir wollen uns stetig
verbessern – das gilt auch für die
Tabelle. Wir setzen alles daran,
dass die Borussia nicht wieder eine
Zittersaison wie die letzte erlebt.
Natürlich muss man mit Phasen
rechnen, in denen es nicht wie
gewünscht läuft. Trotzdem halte
ich den Kader für stark genug, eine
stabile Saison zu spielen.“
… Rob Friends Ausfall: „Die Narbe im
Fersenbereich ist zu, die Fäden
sind gezogen. Er hat jetzt das
Stadium erreicht, in dem er sich
körperlich betätigen kann, etwa
mit Schwimmen oder Aqua-Jogging. Für den Saisonstart reicht
es bei ihm nicht. Wir wollen ihm
nach der langen Verletzungspause
genügend Zeit geben. Wir dürfen
einen weiteren Rückschlag nicht
riskieren.“
J A N LU S T I G
FREIBURG: Bastians zu Verhandlungen beim SC
HANNOVER: Konkurrenzkampf mit Djakpa
Reisinger: Der perfekte Einstand
Heckings Versprechen an Rausch
1Dass der SC Freiburg keinen ausgewiesenen Knipser beschäftigt, ist
mittlerweile Tradition im Breisgau.
Das war unter Volker Finke so. Und
in der zwei Jahre währenden Schaffensphase von Nachfolger Robin
Dutt kristallierte sich ebensowenig
eine Fachkraft für das Toreschießen heraus. Wenngleich die 13 Saisontore von Mohamadou Idrissou
(29) aus der vergangenen Spielzeit
gewiss nicht zu verachten sind.
Vielleicht ändert sich diese
bedauernswerte Situation aber
bald. Zumindest die ersten beiden
Testspiele lassen darauf hoffen,
auch wenn die unterklassigen
Gegner aus Hausen und Villingen
natürlich ein anderes Kaliber sind
als so mancher Bundesligist. Stefan Reisinger, der Neuzugang von
Greuther Fürth, erzielte in den
ersten beiden Testspielen fünf der
zwölf Tore (siehe Seite 19). Und dazu
benötigte der laufstarke und mannschaftsdienliche Goalgetter, der in
der Vorsaison zwölf Zweitligatreffer
erzielte, lediglich 90 Minuten.
Mit vier Toren sowie einem
erzwungenen Eigentor gegen Villingen „hat er seine individuelle
offensive Aufgabe wahrgenom-
1Seine Rolle bei Hannover 96 hat
sich innerhalb eines Jahres grundlegend geändert. Startete Konstantin Rausch (19) im Vorjahr noch als
Lehrling hinter Routinier Michael
Tarnat (39) in die Saison, so muss
der Linksverteidiger nach Tarnats
Abschied nun seinen Stammplatz
verteidigen. Der Konkurrent: Neuzugang Constant Djakpa (22, aus
Leverkusen). Doch Rausch ist im
Vorteil. Trainer Dieter Hecking (44)
verspricht: „Wenn er die Leistung
so abruft wie in der vergangenen
Saison, dann spielt er.“
Als A-Jugendlicher machte
Rausch 25 Partien (22 in der Startelf, kicker-Notenschnitt 3,70), profitierte von Tarnats Verletzungen,
wurde ins kalte Wasser geworfen.
Und schwamm sich frei. Er überzeugte mit einer soliden Technik,
legte seine Nervosität schnell ab
und bereitete sogar zwei Tore vor.
„Das konnte man so nicht erwarten“, lobt Hecking, „gerade in
unserer Drucksituation war seine
Leistung nicht selbstverständlich.“
Druck, mit dem Rausch nun schon
in jungen Jahren umzugehen
gelernt hat. „Ich bin alt genug, um
damit klarzukommen“, sagt der
men“, meinte Robin Dutt mit einem
Schmunzeln, „Stürmer wachsen mit
Torerfolgen, das gilt insbesondere
für Neuzugänge.“ Neben diesen
Knipserqualitäten hatten sich die
Verantwortlichen für eine Verpflichtung des 27-Jährigen entschieden,
„weil er sehr schnell ist, gutes Pressing spielt und von seinem Spielertyp her zu unseren Offensivleuten
passt“, erklärt Dutt.
Reisinger, dem in 194 Zweitligaspielen (Greuther Fürth, Burghausen, 1860 München) 52 Treffer
glückten, wagt sich fußballerisch
erstmals aus dem Freistaat Bayern
heraus und betritt auch mit der Bundesliga Neuland. „Das war der richtige Schritt“, sagt er, „die Bundesliga
war immer mein Traum. Und das
habe ich mir erarbeitet. Ich möchte
meinen Beitrag zu unserem Ziel
Klassenerhalt leisten. Ich bin heiß.“
Unterdessen schreitet die Verpflichtung von Felix Bastians (21,
der kicker berichtete) voran. Der
deutsche Junioren-Nationalspieler,
der ein Kandidat für die Linksverteidigerposition ist und bis 2010
bei Young Boys Bern unter Vertrag
steht, war Mittwoch zu Verhandlungen in Freiburg. U W E R Ö S E R
Spieler selbstbewusst. Für das neue
Jahr hat er sich viel vorgenommen.
„Jetzt wäre ich nicht mehr damit
zufrieden, wenn ich auf der Bank
sitzen würde.“ Djakpa hin oder
her: „Ich gehe davon aus, dass ich
spielen werde.“
Worte, die der Youngster mit
Taten untermauern muss. „Ich
kann mich in allen Bereichen verbessern“, weiß Rausch, der besonders am Spiel mit dem rechten Fuß
und seinem Kopfballverhalten
arbeiten will. Vieles hat er sich
bei Vorgänger und Vorbild Tarnat
abgeschaut. „Er war ganz wichtig
für mich, war immer für mich da,
hat mich oft zur Seite genommen.“
Trotz des Konkurrenzkampfes mit
dem Oldie bedauert er dessen
Abschied. „Aber ich werde seine
Tipps für meine ganze Karriere
behalten.“
Konstantin oder Constant? Es
könnte auch Rausch und Djakpa
geben bei 96. „Es ist eine Option,
dass sie zusammen auf der linken
Seite spielen“, verrät Hecking.
„Rausch ist defensiv besser, Djakpa
hat auch dank seiner Schnelligkeit
in der Offensive eine höhere Qualität.“
THOMAS HIETE
12
BUNDESLIGA
,,Natürlich ist das manchmal
kicker: Herr Amanatidis, wissen Sie
noch, was Sie gegen Maik Franz
aufgebracht hat?
Ioannis Amanatidis: Ich bin bei unserem 1:0 in Karlsruhe in der Saison
2007/08 über ihn drüber gefallen.
Damals trug ich zum Schutz nach
einer Verletzung eine Armprothese.
Ich konnte mich nicht abstützen,
rollte über ihn.
kicker: Das passiert doch mal im
Eifer des Gefechts, oder?
Amanatidis: Das ist normal, nicht nur
mit ihm. Ich habe mich stets auch
mit Lucio gezofft, wenn wir aneinandergekracht sind. Auch der ist
ein Spieler, der stets dagegenhält.
Da gibt es eine Handvoll von in der
Bundesliga. Maik spricht deutsch,
er kann sich mit Worten durchsetzen und Spieler dann auch ärgern.
Als Gegner ist das natürlich nervig.
Aber das ist ja wohl sein Ziel.
kicker: Herr Franz, ist Ihnen der Vorfall noch gegenwärtig?
Maik Franz: Ja, ich weiß . . . Es war
damals sauwarm. Er ist ja auch ein
Spieler, der immer voll dabei ist, der
Emotionen zeigt. Das ist kein Nachteil. Im Gegenteil. Ich bin selbst
ein Spieler, der versucht, für seinen
Verein alles zu geben. Mit allen Mitteln, die zur Verfügung stehen. Was
eben erlaubt ist. Reden gehört dazu.
Damit will man den Stürmer aus
der Konzentration bringen. Mancher macht es weniger, ich vielleicht
ein bisschen mehr. Wenn sich Spieler ähnlich sind, schaukelt es sich
schon mal hoch. Das mit Ioannis
war ja nicht dramatisch.
Franz: „Bei der Eintracht habe
ich einfach ein gutes Gefühl.“
kicker: Ioannis, was schoss Ihnen
durch den Kopf, als Sie von der Verpflichtung von Franz hörten?
Amanatidis: Ich wusste es schon früh.
Mit meinem Landsmann Kyrgiakos hatten wir in der Vergangenheit einen, der war stark, der aber
nicht gesprochen hat. Ein Junge wie
Marco Russ hat sich durchgesetzt.
Er muss aber noch weiter wachsen. Deshalb wird er von einem
Maik profitieren, einem, der auch
lautstark ist. Maik kann Marco
Fotos: Harder
Sie haben sich gezofft. Ein Duell voller Emotionen. IOANNIS AMANATIDIS (27) und der ehemalige Karlsruher
MAIK FRANZ (27) spielen ab sofort in Frankfurt in einer Mannschaft. Der kicker brachte sie an einen Tisch.
Sie räumten Barrieren weg: Ioannis Amanatidis und Maik Franz sprachen sich aus.
oder einen Bellaid führen. Jetzt ist
jemand da, der lautstark ist und das
Ding in die Hand nimmt. Ein Typ
wie Maik passt gut dazu!
kicker: Wann reifte Ihr Entschluss,
nach Frankfurt zu wechseln?
Franz: Als der Abstieg beim KSC
absehbar war, kamen Herr Bruchhagen und Herr Funkel auf mich zu.
Die Eintracht war sofort ein Thema
für mich. Bei diesem Verein habe
ich ein richtig gutes Bauchgefühl.
Unanhängig davon, dass hier etwas
Trouble war. Frankfurt ist wie Karlsruhe – hier lebt Fußball.
kicker: Ex-Trainer Friedhelm Funkel wollte Sie unbedingt. Haben
Sie nach der Trennung von Funkel
nochmals gezögert mit der Zusage,
auch unter Skibbe zu kommen?
Franz: Nein. Wichtig war der Klub. Bei
der Eintracht habe ich einfach ein
gutes Gefühl. Wenn der Trainer aber
gesagt hätte, ich habe keinen Bock
auf Franz, dann hätte es natürlich
keinen Sinn gemacht. Herr Skibbe
wollte mich aber auch.
kicker: Fast wäre der Wechsel noch
gescheitert. Was lief mit dem HSV?
Franz: Hamburg zeigte Interesse,
meldete sich aber relativ spät. Da
war mit der Eintracht fast schon
alles klar. Ich hatte zugesagt. Da
muss man auch dazu stehen.
kicker: Das Spiel in Frankfurt endete
für den KSC bitter. War das 1:2 der
Knackpunkt im Abstiegskampf?
Franz: Diese Pleite, nach später Führung für uns, war extrem bitter. Bei
einem Sieg hätten wir Frankfurt
hinter uns halten können.
Amanatidis: Wir hatten damals drei
Punkte, waren Letzter.
Franz: Wir hätten zwölf Punkte
gehabt und nur vier Zähler auf den
Zweiten Hoffenheim. Es hätte für
uns alles anders laufen können.
kicker: Ioannis, Sie mussten für Ihr
Siegtor bitter bezahlen. Wie lange
fielen Sie verletzt aus?
Amanatidis: Da konnte das Tor nichts
für. Es war schon vorher klar, dass
mein Knie dauerhaft diese Belastung nicht mitmachen konnte. Das
2:1 war ein Krümeltor.
Franz: Der Ball ging mir durch die
Beine und dann noch unglücklich
für Markus Miller ins Tor.
Amanatidis: Egal, für uns war der Sieg
überlebenswichtig. Dass die Operation folgen würde, war leider klar.
kicker: Sie mussten beide durch
eine Knie- bzw. Fußoperation lange
zwangspausieren. Wie verändert
man sich, wenn man plötzlich nicht
mehr eingreifen und helfen kann?
Amanatidis: Ich sah die Situation
nüchtern. Ich konnte eh nichts
ändern. Wichtig war, das Problem
zu lösen. Das habe ich geschafft,
weil ich mir die Zeit dafür genommen hatte. Sieben Monate Pause
waren schon eine lange Zeit, die
mir insgesamt jedoch relativ kurz
vorkam. Andere fangen oft zu früh
kicker, 2. Juli 2009
13
an der Grenze“
an – und fallen dann noch einmal
Monate verletzt aus. Diese Verletzung war schlimm. Wenn ich
irgendeinen Unsinn gemacht hätte,
hätte leicht die Karriere gefährdet
sein können.
Franz: Ich dachte anfangs auch, es
würde viel schneller gehen. Das
Fersenödem bildete sich zwar
zurück, doch durch den Schlag
gab es eine Verknöcherung an der
Sehne, so dass sich das Laufbild
verschob. Die Folge: eine Entzündung, Schmerzen. Wenn du endlich
zurück bist, weißt du den Fußball
wieder mehr zu schätzen. Was es für
ein Geschenk ist, mit den Jungs auf
dem Platz zu sein, Spaß zu haben.
kicker: Franz wandelt auf dem Platz
manchmal am Rande der Legalität.
Was ist für Sie noch erlaubt und was
geht über die Grenze hinaus?
Amanatidis: An sich ist alles erlaubt.
Gewisse Leute, die am Werk sind,
müssen dann aber auch durchgreifen. Es geht nicht, wenn ein Spieler
in Kauf nimmt, dass sich ein anderer verletzt. Ich habe da Szenen
aus England vor Augen, wo Spieler
drauftraten, ohne überhaupt eine
Chance zu haben, an den Ball zu
kommen. Motto: Hauptsache, dem
Gegenspieler tut’s weh! Ich bin für
hart, aber fair. Wer absichtlich die
Verletzung eines Gegenspielers in
Kauf nimmt, dann kann ich das
nicht akzeptieren.
kicker: Haben Sie schon einmal
einen Gegenspieler verletzt?
Amanatidis: Ja, als ich für Kaiserslautern spielte. Da habe ich den
Schalker Waldoch mit dem Ellenbogen erwischt. Im Fernsehen sah
es aus, als würde ich ihn absichtlich
treffen. Ich sprang zum Kopfball,
sah den Gegenspieler kommen,
drehe mich zum Ball und traf ihn
voll mit dem Ellenbogen. Als ich
die Bilder später sah, bin ich selbst
erschrocken. Die Nase war wohl
gebrochen. Es passierte aber absolut unabsichtlich. Ich verurteile es,
wenn einer einen anderen verletzt!
Hart sein, ziehen, zerren, machen
– das ist alles okay. Aber jemanden
verletzen? Das geht gar nicht.
kicker: Machen Schiedsrichter
manchmal einen schlechten Job?
Amanatidis: Nein. Bei solchen Sachen
ist es schwer für die Schiedsrichter
Amanatidis: „Wir haben zu
wenige, die sich wehren.“
zu differenzieren. Die Schiedsrichter in Deutschland machen schon
einen guten Job. Bei krassen Fehlentscheidungen, ob etwa ein Ball
hinter der Torlinie war, könnten
Hilfmittel durchaus dienlich sein.
kicker: Herr Franz, müssten Sie sich
manchmal zurücknehmen?
Franz: Ich kann mich nicht erinnern,
jemals einen Spieler verletzt zu
haben. Ich bin ja nicht der große
Treter. Okay, ich habe meinen Ruf
weg. Das habe ich mir selber zuzuschreiben, ist aber nicht so dramatisch. Bei Spielen in Karlsruhe
war es mit Schiedsrichtern aber
oft schon so gewesen: Das ist der
Franz, der kriegt mal Gelb, dann ist
er ein bisschen ruhiger.
kicker: Müssen Sie etwas ändern?
Quartett in Frankfurt: Ioannis Amanatidis und Maik Franz im Gespräch
mit den kicker-Redakteuren Michael Ebert und Uli Gerke.
Franz: Das ist meine Spielweise, die
werde ich nicht großartig ändern.
Natürlich ist das manchmal an der
Grenze. Aber: Für mich ist wichtig,
dass meine Mannschaft drei Punkte
holt, dass wir gewinnen. Es geht um
sehr viel, auch wenn das andere oft
runterspielen. Nach dem Spiel ist
ja meist alles vergessen; dann bin
ich der Erste, der sagt: Komm’, wir
gehen ein Bier trinken.
kicker: Herr Amanatidis, ist Maik
Franz ein Gewinn für Frankfurt?
Amanatidis: Dass er jetzt hier ist,
kann nur positiv für uns sein. Weil
wir grundsätzlich immer ein bisschen leise sind, wir uns viel gefallen
lassen. Wir haben zu wenige, die
sich wehren. So einen wie Maik zu
haben, kann nur gut sein.
kicker: Abstiegskampf gehört zu
ihrem Alltag. Können Sie gemeinsam dazu beitragen, dass es mal
keine Zittersaison gibt?
Franz: Ich bin sieben Jahre Profi.
Wenn man zweimal gegen den
Abstieg spielt, geht das doch. Nach
der letzten Saison mit dem KSC
muss ich aber sagen: Ich brauch’
Abstiegskampf nicht mehr.
Amanatidis: So viel gezittert habe ich
mit Frankfurt gar nicht. Und mit
Stuttgart war ich mal Vizemeister.
kicker: Wird Michael Skibbe, der
attraktiv und offensiv spielen will,
die Eintracht nach vorne bringen?
Amanatidis: Jeder Trainer hat seinen Stil, eine Wunschvorstellung.
Attraktiv spielen allein reicht aber
nicht. Es muss auch das Ergebnis,
der Erfolg stimmen.
kicker: Was ist das Saisonziel?
Franz: Ich bin neu hier, muss erst
mal ankommen. Die Hoffnung, dass
wir erfolgreicher spielen, haben alle
hier. Dazu möchte ich meinen Teil
beitragen.
kicker: Maik, Sie kochen gerne. Würden Sie für Ioannis mal eine griechische Spezialität zubereiten?
Amanatidis: Was, du kochst?
Franz: In Karlsruhe kochen viele
gerne. Gut, wenn Ioannis mehr als
zehn Tore schießt, werde ich für
ihn meine Kochkünste unter Beweis
stellen. Auch auf griechisch. Ein paar
Tore müssen aber schon drin sein.
kicker: Herr Amanatidis, Herr Franz,
Sie wollten sich aussprechen. Ist
alles geklärt?
Amanatidis: Es war alles nicht so
schlimm. Ein Typ wie Maik gibt
alles für seine Mannschaft. Das ist
schlecht für den Gegner. Um so besser ist, dass er jetzt bei uns spielt.
Von seiner Persönlichkeit passt er
gut zu uns. Einer ist eben lauter, der
andere etwas ruhiger.
Franz: Sowieso. Für mich war schon
vorher alles okay.
I N T E RV I EW:
M I C H A E L E B E RT
UND ULI GERKE
FRANKFURT: Bajramovic fehlt im Trainingslager – Trainer Skibbe holt Allrounder bis 2011
Neuzugang Teber: „Die Eintracht passt perfekt zu mir!“
1 Selim
Teber
(Foto) ist überzeugt:
„Die Eintracht passt
perfekt zu mir!“ Der
bisherige Kapitän
der TSG Hoffenheim saß am Mittwoch als dritter
Neuzugang neben Maik Franz und
Ralf Fährmann im Frankfurter
Mannschaftsbus Richtung Zell am
Ziller. Im Trainingslager in Österreich will sich der 28-Jährige in den
nächsten Tagen für einen Stammplatz empfehlen. Die Frage, auf
welcher Position, beantwortet Teber
diplomatisch: „Mal abwarten.“ Der
neue Trainer Michael Skibbe sucht
eigentlich Ersatz für die abgewanderten Michael Fink und Junichi
Inamoto. Ein klassischer Sechser“
ist die jüngste Verpflichtung indes
nicht. „Selim spielte schon auf der 6
und auf der 8. Er ist eine Kombination aus beiden Positionen.“
Skibbe ist sicher, mit Teber einen
wertvollen Fang getan zu haben.
Auch, weil der Mittelfeldspieler in
Hoffenheim in einer „taktisch sehr
gut geschulten Mannschaft“ spielte.
Beim Vorjahresaufsteiger spielte
der 60-malige Bundesligaprofi (23
Einsätze für die TSG/37 für Kaiserslautern) in der Hinrunde zunächst
kaum eine Rolle. Im neuen Jahr
profitierte er zunächst von den
Ausfällen, etablierte sich dann aber
rasch als Leistungsträger. Teber ging
mit Salihovic gerade dann voran, als
Hoffenheim in der Krise steckte.
Den Job in Frankfurt (Vertrag bis
2011) tritt er mit klaren Vorstellungen an: „Wir müssen mehr Spielfreude entwickeln und Mut zeigen.
Unsere Mannschaft hat viel Qualität.“ Die will er steigern helfen: „Ich
kann gut defensiv arbeiten, aber
auch viel nach vorne marschieren.“
Skibbe hofft jetzt auf eine schnelle
Integration des Neuen.
Zumal ein anderer Hoffnungsträger auf unbestimmte Zeit ausfällt. Zlatan Bajramovic (29) klagte
schon nach dem Auftaktprogramm
über erneute Probleme am Großzeh. Am Dienstag musste er dann
das Training abbrechen, sich aufs
Neue in Behandlung begeben. Was
er gegenüber Skibbe sagte, klingt
wenig verheißungsvoll: „So hat es
keinen Sinn!“
ULI GERKE
14
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
MAINZ: Kapitän Dimo Wache im Interview
1Dimo Wache (35) ist mit 406
Pflichtspielen Rekordspieler beim
Aufsteiger Mainz 05. In der Bundesliga muss aber auch der TorwartDino mit neuer Konkurrenz leben.
kicker: Herr Wache, muss man mit
35 mehr als früher trainieren?
Dimo Wache: Man trainiert anders.
Manchmal ist man etwas steif. Die
Beweglichkeit spielt eine große
Rolle. Was Dehnübungen angeht,
habe ich mein Programm im Urlaub
bewältigt.
kicker: Sie waren schon 2004 beim
Aufstieg dabei. Wird es für Mainz
beim zweiten Anlauf einfacher?
Wache: Leichter wird es auf keinen
Fall. Den größten Teil der Spiele
werden wir krasser Außenseiter sein. Es wird erneut schwer,
bestimmt extrem spannend.
kicker: Was hilft die Erfahrung von
drei Jahren Bundesliga?
Wache: Es sind nicht mehr viele Jungs
da aus dieser Zeit. Wir sind erneut
Underdog, müssen so schnell wie
möglich den Teamgeist entwickeln,
mit dem wir aufgestiegen sind.
kicker: Erschreckt es oder motiviert
es Sie, dass Marco Rose und Sie die
einzigen Überlebenden des Aufstiegsteams von 2004 sind?
Wache: Derartige Fluktuation ist mittlerweile normal im Fußball. Heute
ist es doch eher die Ausnahme, dass
man so lange wie ich in einem Verein ist. Wolfsburg ist nur auf diese
Weise Meister geworden.
kicker: Wie vermittelt ein Dino wie
Sie Neuen den berüchtigten Teamgeist, dass Mainz ein Kultklub ist?
Wache: Jeder Etablierte versucht zu
helfen, dass Neue nicht sich selbst
überlassen sind. Das fängt bei ganz
belanglosen Dingen an; etwa Neuen
das Gefühl geben, sie sind nicht
neu, sondern ein Teil dieses Vereins.
Da stehen aber nicht nur die älteren, sondern jeder Einzelne in der
Pflicht, ob er 18 oder 35 ist.
kicker: Gamal Hamza, Heinz Müller,
Eugen Polanski, Filip Trojan – sind
sie die erhofften Verstärkungen?
Wache: Der einzelne Spieler kann für
uns keine Verstärkung sein. Bei uns
geht es nur als Gruppe. So waren
wir stark, drei Jahre Bundesligist,
und so sind wir wieder aufgestiegen. Jeder Neue ist auch nur Teil
eines Mosaiks.
kicker: Ohne Wir-Gefühl also kein
Ligaerhalt?
Wache: In Mainz geht es nur mit
extremem Teamgeist! Das macht
uns als Team und diesen Klub aus.
kicker: Polanski und Trojan bringen
Bundesligaerfahrung mit. Ein großer Vorteil?
Wache: Das sind Spieler, die charakterlich 1000 Prozent in unsere
Truppe passen. Sie müssen jetzt
schnell fit werden, um dann ihre
Erfahrung mit einzubringen.
kicker: Sie sind Kapitän, die Nummer 1. Jetzt haben Sie mit Heinz
Müller einen neuen Konkurrenten.
Ihre Einschätzung?
Wache: Das ist völlig normal. Ich bin
35 und der Verein plant natürlich
über mein Karriereende hinaus. Ich
werde meine Arbeit machen und
sehen, was dabei herauskommt.
kicker: Müller kündigte an, seine
Chance zu nutzen.
Foto: imago/pmk
„Hier geht’s nur mit
extremem Teamgeist“
Ohne Probleme im Umgang mit dem neuen Konkurrenten: Torhüter
Dimo Wache legt viel Wert auf Teamgeist und Miteinander.
Wache: Das ist legitim, sonst wäre
er nicht gekommen. Wir werden
vernünftig miteinander umgehen.
kicker: Das bedeutet?
Wache: Von mir wird es keine Kampfansage geben. Das habe ich nie
getan, das werde ich bis zum Ende
meiner Karriere beibehalten.
kicker: Ihr Vertrag läuft bis 2010.
Wird es Ihre letzte Saison?
Wache: Nein. Ich fühle mich heute
wesentlich besser als vor zehn Jahren. Trotz der einen oder anderen
schweren Verletzung.
kicker: Sie sind Kapitän. Den Neuen
will Trainer Jörn Andersen diesmal
bestimmen will. Überrascht?
Wache: Nein. Das war im Vorjahr
nicht anders. Ich hatte noch nie
einen Bonus!
kicker: Diese Saison kommt es zum
Duell mit Ex-Trainer Klopp. Freuen
Sie sich drauf?
Wache: Ich freue mich auf die Stadien, auf 34 Spiele. Nur zwei sind
gegen Kloppo. Wir bereiten uns auf
eine komplette Saison vor, nicht nur
auf zwei Duelle mit Dortmund.
kicker: Es geht nur um den Klassenerhalt. Im Vorjahr war der FSV oft
Favorit, der Druck ausübte. Jetzt
wird es meist umgekehrt sein. Muss
man sich taktisch umstellen?
Wache: Allen ist klar: Jeder Bundesligist ist besser als die Klubs in der 2.
Liga. Mal schauen, was uns der Trainer taktisch vorgibt. Die Euphorie
ist groß; sie müssen wir gnadenlos
ausnutzen, mit in die Saison ziehen.
Dann bin ich sicher: Wir werden
den Ligaerhalt packen.
I N T E RV I EW: U L I G E R K E
MAINZ: Chadli Amris Mittelfußknochen hält nicht – Auch Filip Trojan fällt lange aus
Hamza ist da, trifft sofort, hat aber körperliche Defizite
1Die gute Nachricht:
Gamal
Hamza (Foto,27)
ist da, spielt auch,
hat sogar schon
getroffen, zum 9:0
beim 10:1 im Test in Bodenheim.
Die weniger erfreuliche Nachricht:
Der ägyptische Nationalspieler ist
nicht fit. „Gamal ist nicht in bester
körperlicher Verfassung. Wir werden ihn jetzt aufbauen, damit er im
Trainingslager zeigen kann, was er
draufhat.“ Trainer Jörn Andersen
wäre es bei allem Verständnis lieber
gewesen, wenn der Neuzugang auf
Anhieb voll belastbar wäre.
Mit den Neuzugängen hat der
Neuling bisher wenig Glück. Hamza
wollte unbedingt weg aus Kairo,
verlängerte nicht, beendete sein
Engagement vorzeitig und ist seit
zwei Monaten ohne Teamtraining.
Entsprechend muss er aufholen.
Zwei Monate verlor auch Filip
Trojan, der im April am linken
Knie (Innenbandriss/Meniskus)
operiert wurde. Weil bei Belastung
Beschwerden auftraten, musste
der Linksfuß erneut unters Messer. Trojan fällt lange aus. Wie auch
Chadli Amri (24), dessen linker Mittelfußknochen nicht hält. Wegen
eines Haarrisses war er im Oktober operiert worden, monatelang
nur Zuschauer. Nun das erneute
Malheur. Das Pech von Amri und
Trojan beschert einen Engpass auf
der linken Außenbahn. Eine zusätz-
liche Verpflichtung planen Manager Christian Heidel und Andersen
zunächst nicht. Das bietet Elkin Soto
und Jahmir Hyka eine neue Chance.
Der Albaner sollte eigentlich ausgeliehen werden. Daran ist jetzt
nicht mehr gedacht. Andersen: „Wir
forcieren jedenfalls Hykas Transfer
augenblicklich nicht.“ Angesichts
der Ausfälle sehnt der FSV-Trainer die baldige Genesung von
Eugen Polanski (Fußentzündung)
herbei.
ULI GERKE
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
15
BOCHUM: Einigung mit Zlatko Dedic – Freier:
1Der Unterschied ist gravierend.
Und doch ist Paul Freier (29) weit
davon entfernt, von Zufriedenheit
oder gar alter Top-Verfassung zu
sprechen. In Leverkusen hatte er
sich im letzten halben Jahr „überflüssig“ gefühlt, hatte die Rückkehr in die alte Heimat Bochum
herbeigesehnt und gehofft, sich
ähnlich stark zu präsentieren
wie zu seinen Glanzzeiten. Beim
VfL erfuhr der Offensivmann die
gewünschte Unterstützung, und
trotz anhaltender Formkrise stärkte
Marcel Koller ihm bemerkenswert
lange den Rücken.
Doch Freier, der im vorigen
Jahr einen Vertrag bis 2013 (!)
unterschrieb, bleibt ein Schatten
seiner selbst. „Ich weiß“, gesteht
der Ex-Nationalspieler, „dass von
mir mehr kommen muss.“ Dass er
die ersten Einheiten verletzungsfrei
überstand, darf er dabei getrost als
gutes Omen werten. Denn sowohl
in der Sommer-Vorbereitung
(Zehenbruch), als auch im Winter,
als ihn eine langwierige Entzündung der Achillessehne stoppte,
musste Freier längere Zwangspausen einlegen, nennt aber auch einen
anderen Grund für eine rundum
enttäuschende Saison. „Vielleicht
habe ich mir selbst zu viel Druck
gemacht. Aber jetzt ist es an
der Zeit, das Vertrauen zurückzuzahlen.“
Fragt sich nur: Wo? Gerade im
Mittelfeld besitzt Trainer Koller
mehrere Optionen, und bei seinem
Idealsystem mit Raute fällt Freiers
Wunschposition auf der rechten
Seite völlig weg. Im 4-2-3-1 dagegen müsste er sich gegen starke
Konkurrenz (Azaouagh, Epallé)
behaupten. Keine guten Aussichten für Freier, der vor gut zwei
Jahren, im März 2007, sein letztes
von insgesamt 19 A-Länderspielen
bestritt. Schon in der Rückrunde
(neunmal eingewechselt, dreimal
in der Startelf) kam er selten zum
Zuge, geht aber gleichwohl verhalten optimistisch in die neue Saison:
„Ich habe zumindest in Ansätzen
gezeigt, was ich kann, wenn ich
fit bin. Ich weiß, dass ich es nicht
verlernt habe.“
Während Freier also selten
beeindruckte, sind Bochums Verantwortliche von den sportlichen
Qualitäten Zlatko Dedics überzeugt
(der kicker berichtete), auch wenn
er die zuletzt nur in Italiens Serie B
gezeigt hat, bei Frosinone Calcio.
Die Einigung mit dem 24-jährigen slowenischen Nationalspieler
(16 Einsätze, ein Tor) über einen
Wechsel ist bereits erfolgt. Bei der
Ablösesumme für den Angreifer
aber, so Vorstandsmitglied Ansgar
Schwenken, „liegen wir mit seinem
Verein noch ein gutes Stück auseinander“.
OLIVER BITTER
Ein Bundesligist und sechs Zweitligisten ohne Trikotsponsor
Mainz will heute seinen neuen Trikotsponsor präsentieren – bleiben noch sieben Profiklubs mit „blanker Brust“. Allerdings fehlt nicht allen Klubs auch die entsprechende
Einnahme: Vermarkter IMG garantiert 1860 beispielsweise circa 1,2 Millionen Euro.
Vermarkter Infront sucht Sponsoren für Rostock und Cottbus, garantiert aber nichts.
2. LIGA
BUNDESLIGA
Verein
Sponsor
Verein
Sponsor
Wolfsburg
Bayern München
Stuttgart
Hertha
Hamburg
Dortmund
Hoffenheim
Schalke
Leverkusen
Bremen
Hannover
Köln
Frankfurt
Bochum
M’gladbach
Freiburg
Mainz
Nürnberg
VW
Telekom
EnBW
Deutsche Bahn
Fly Emirates
Evonik
TV Digital
Gazprom
Teldafax Energy
Citibank
Tui
Rewe
Fraport
offen
Postbank
Duravit
offen
Areva
Cottbus
Bielefeld
Karlsruhe
Aachen
Fürth
Duisburg
Lautern
St. Pauli
Oberhausen
Ahlen
Augsburg
1860 München
Rostock
Koblenz
Frankfurt
Union
Düsseldorf
Paderborn
offen
Krombacher
EnBW
Aachen Münchner
KQV
offen
DVAG
offen
Vatro
Reflex Winkelmann
offen
offen
offen
Rhein-Zeitung
Hyundai
ISP
Stadtsparkasse
Finke Möbelhaus
Foto: imago/Team 2
„Von mir muss mehr kommen“
Verletzungen, schlechte Form und zu viel Druck: Bochums Paul Freier
will und muss in der neuen Saison einen Schritt nach vorn machen.
NÜRNBERG: Manager wirbt für Personalkurs
Bader und die Reinartz-Lücke
1Während der junge Nürnberger
Kader mit einem Durchschnittsalter
knapp über 24 Jahre unten auf dem
Rasen reichlich Schweiß vergießt,
derzeit dreimal am Tag, rührt Manager Martin Bader oben im Büro die
Werbetrommeln für ihn.
Es ist zwar nicht so, dass die
Entscheidung des FCN, mit Thomas Broich und dem aus Leverkusen zurückgekehrten Angelos
Charisteas nur zwei gestandene
Akteure dem Kader hinzuzufügen,
im Frankenland auf allgemeines
Unverständnis stößt. Doch die ein
oder andere kritische Stimme gibt
es sehr wohl – und dies wiederum
ruft Martin Bader auf den Plan. „Wir
haben bewusst darauf verzichtet,
das große Personalrad zu drehen.
Wir sind von diesem Kader überzeugt“, betont Bader. In eben diese
Kerbe schlägt auch der bisherige
Kapitän Andreas Wolf, der diese
Funktion wohl weiter ausüben wird:
„Ich habe ein sehr gutes Gefühl. Wir
sind eine junge, entwicklungsfähige
Mannschaft, die fast unverändert
zusammengeblieben ist.“
Hinter dem „fast“ verbergen sich
zwei große Verluste. Den einen,
den von Co-Trainer Peter Hermann
(Bayer Leverkusen), den sieht der
Club wettgemacht: Mit Armin
Reutershahn, der wie erwartet
am Montag vorgestellt wurde. Der
bundesligaerfahrene Ex-Frankfurter (50) ist laut Michael Oenning
der Gegenpol zu ihm, soll ihn
unterstützen und fordern. „Die Ära
Hermann/Oenning ist leider vorbei,
nun freue ich mich auf die Ära Reutershahn/Oenning“, so der Coach.
Und das Duo hat in den nächsten
Wochen zu prüfen, ob der zweite
Verlust wie angedacht intern zu
lösen ist. Gemeint ist Stefan Reinartz (20), der in der Innenverteidigung wie auf der „Sechs“ nicht
unerheblich zum Aufstieg beitrug.
Zwar besteht noch die vage Hoffnung, dass er nach der Vorbereitung in Leverkusen zurückkehrt,
doch rechnen kann der Aufsteiger
damit nicht. Womit wir wieder bei
der Frage wären, ob die ReinartzLücke intern zu schließen ist? Auf
dem Papier ja: Für die Innenverteidigung stehen mit Wolf, Maroh,
Pinola, Spiranovic und Welnicki fünf
Alternativen bereit, für die „Sechs“
mit Mnari, Broich, Kluge, Judt und
Perchtold ebenso viele. Klar ist
aber, dass dabei vor allem die routinierten Akteure wie Wolf, Pinola,
Kluge, Mnari oder Broich von
schweren Verletzungen verschont
bleiben müssen. „Wir sind gewappnet“, meint Bader, der dann nachlegen würde. C H R I S B I E C H E L E
16
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
Neuland
Sie sind die Trainer der Aufsteiger – und es ist
für ROBIN DUTT, JÖRN ANDERSEN und MICHAEL OENNING
die erste Cheftrainerposition in der Beletage.
JÖRN ANDERSEN: Norweger ist wieder Vorreiter
örn Andersen konnte es gar nicht
schnell genug gehen. Bei der Präsentation des Mainzer Aufgebots im
Rahmen des Stadionfests lief der 46Jährige im Eiltempo auf den Platz.
Umjubelt von den Fans genoss der
Aufstiegstrainer in vollen Zügen
den ersten Auftritt in dieser Saison.
Andersen ist dort, wo er unbedingt
wieder hin wollte: Ganz oben, in
der Bundesliga. Oder, wie es der
Norweger so schön formuliert: „Im
Kreis, wo die Crème de la Crème
spielt!“
Seit 27. Juni 2009 ist er wieder
zurück in der Liga, aus der er am
10. Juni 1995 im Trikot von Dynamo
Dresden beim 0:1 gegen Bayern
München abgetreten war. Ganze
sechs Minuten dauerte der Bundesliga-Abschied des Angreifers
als Einwechselspieler für Marco
Dittgen. Andersen, der als erster
ausländischer Torschützenkönig
(Saison 1989/90;18 Treffer für Eintracht Frankfurt) in die Bundesligageschichte einging, wechselte in
die Schweiz. Nach 243 Bundesligaspielen und 67 Toren für Frankfurt
(98 Spiele/33 Tore), 1. FC Nürnberg
(78/28), Fortuna Düsseldorf (42/5),
Hamburger SV (18/1) und Dresden (7/0). Im Nachbarland blieb
er Wandervogel, stürmte für den
FC Zürich und den FC Lugano, ehe
er beim FC Locarno seine Karriere – inzwischen spielte er Libero
– ausklingen ließ. Und seine Lust
auf den Trainerjob reifte. Was als
Spielertrainer begann, sich über
die Stationen Mönchengladbach
(Co-Trainer), RW Oberhausen und
Kickers Offenbach fortsetzte, erlebt
nun in Mainz mit dem Aufstieg in
die Eliteliga seinen vorläufigen
Höhepunkt.
„Jetzt kann es losgehen – mit der
richtigen Karriere. Die Bundesliga
ist eine andere Klasse!“ Andersen
ist happy, freut sich auf die nächste
Herausforderung, die kein Himmel-
fahrtskommando werden soll. Er
glaubt, dass er es ab sofort sogar
leichter haben wird: „In der 2. Liga
ist es schwieriger zu arbeiten. In
der Bundesliga hast du zwar auch
Druck, doch es ist alles professioneller.“
Zehn Jahre Profi in der Bundesliga, dazu ein Jahr Co-Trainer in
Gladbach. Von dieser geballten
Ladung Erfahrung hofft er zu
profitieren, wenn er jetzt als
erster norwegischer Trainer
in der Bundesliga Neuland
betritt. Er weiß, dass er
auch Glück brauchte, um es
schon so weit gebracht zu
haben: „Mainz gab mir diese
Chance. Dafür bin ich dankbar.
Es gibt viele gute Trainer, die so eine
Chance bisher nicht bekommen
haben.“
ULI GERKE
Foto: imago/pmk
„In der 2. Liga ist es schwieriger“
J
Einst erster ausländischer Torschützenkönig, jetzt als Cheftrainer zurück
in der deutschen Eliteklasse: Jörn Andersen, 1. FSV Mainz 05.
Von Andermatt bis Zobel: 20 Jahre, 21 Debütanten – nur 10 erreichten das zweite Jahr
Saison
2007/08
2007/08
2006/07
2006/07
2004/05
2004/05
2001/02
2001/02
2000/01
2000/01
1999/00
1998/99
1996/97
1995/96
1994/95
1993/94
1993/94
1993/94
1991/92
1991/92
1990/91
Trainer
Edmund Becker
Rudi Bommer
Dieter Hecking
Petrik Sander
Jürgen Klopp
Uwe Rapolder
Dietmar Demuth
Hans Meyer
Eduard Geyer
Ralf Zumdick
Martin Andermatt
Horst Ehrmantraut
Ernst Middendorp
Frank Pagelsdorf
Werner Lorant
Volker Finke
Ewald Lienen
Bernd Stange
Uwe Reinders
Rainer Zobel
Werner Fuchs
Verein
Karlsruher SC
MSV Duisburg
Alemannia Aachen
Energie Cottbus
1. FSV Mainz 05
Arminia Bielefeld
FC St. Pauli
Bor. Mönchengladbach
Energie Cottbus
VfL Bochum
SSV Ulm 1846
Eintracht Frankfurt
Arminia Bielefeld
Hansa Rostock
TSV München 1860
SC Freiburg
MSV Duisburg
VfB Leipzig
Hansa Rostock
Stuttgarter Kickers
Hertha BSC
Spiele
34
34
3
34
34
32
34
34
34
21
34
16
34
34
34
34
34
22
27
38
13
Ø-Punkte
1,26
0,85
1,00
1,21
1,26
1,22
0,65
1,15
1,15
0,86
1,03
1,00
1,18
1,44
1,03
1,12
1,47
0,68
1,19
1,08
0,46
Platz
11
18
14
13
11
12
18
12
14
18
16
14
14
6
14
15
9
18
13
17
18
Abstieg
Wechsel nach Hannover
Wechsel nach Saisonende nach Köln
Abstieg
entlassen
Abstieg
entlassen
entlassen
entlassen
Abstieg
entlassen
Aufgeführt sind alle Bundesligatrainer von Aufsteigern in den letzten 20 Jahren, für die es zudem die erste Station im Oberhaus war.
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
17
ROBIN DUTT: Beim SC Freiburg dank eines Alleinganges von Präsident Stocker
a war sie wieder, die Frage, die Robin Dutt
in den vergangenen Monaten so oft gestellt
bekam. Ob er durch den Aufstieg des SC
Freiburg endgültig aus dem Schatten seines
Vorgängers herausgetreten ist. „Ein Schatten
impliziert, dass man jemandem hinterherläuft. Das macht keinen Sinn“, antwortete der
44-jährige Fußballlehrer. „Ich habe versucht,
die vielen positiven Dinge, die Volker Finke
eingeleitet hat, für mich auszunutzen, bin
aber meinen eigenen Weg gegangen.“ Eine
Antwort, die einiges verrät über den Menschen
Robin Dutt. Er vermeidet Vergleiche mit seinem Vorgänger, ist höflich, zurückhaltend und
eloquent. Aber er ist auch selbstbewusst.
Das kann er auch sein, denn der Weg, der
den in Köln geborenen Halb-Inder bis in die
Bundesliga führte, ist eher branchenunüblich.
Und er war gepflastert mit vielen Vorbehalten.
Weil Dutt früh einsah, dass er als Spieler nur
ein begrenztes Talent besaß und wohl nicht
über die Verbandsliga hinauskommen sollte,
schlug der gelernte Industriekaufmann früh die
Trainerlaufbahn ein. Bereits als A-Junior leitete
Dutt die C-Jugend der SpVgg Hirschlanden an.
Nach seiner eher bescheidenen Stürmerkarriere, die beim Bezirksligisten
SKV Rutesheim endete, begann Dutt 1999
D
als Spielertrainer beim Kreisligisten TSG
Leonberg. Regionale Beachtung fand Dutt
anschließend durch seine erfolgreiche Arbeit
beim TSF Ditzingen und den Stuttgarter
Kickers. Als er 2005 den DFB-FußballlehrerLehrgang mit der Note 1,4 als Jahrgangsbester abschloss, wurden die ersten Profiklubs auf ihn aufmerksam. Verpflichtet hat ihn
dann der SC Freiburg. Dank eines mutigen
Alleingangs von Präsident Achim Stocker.
„Ich bin seit 14 Jahren Trainer, die Bundesliga ist der nächste Schritt in meinem Trainerleben“, sagt Dutt, „eine ganz besondere
Herausforderung.“ Dass die Bundesliga von
Beginn an sein Ziel gewesen sei, verneint der
akribische Arbeiter. „Ich habe gar nicht in
Klassen gedacht. Ich habe mich immer nur mit
meiner Aufgabe in der Gegenwart beschäftigt.“
Mit Freiburg heißt diese nun: Klassenerhalt.
Auf dieses Minimalziel hat man sich im Breisgau verständigt. „Aber weil man Gefahr läuft,
dass ab Platz 15 eine leichte Zufriedenheit
entsteht, möchte ich mich gemeinsam mit
der Mannschaft lieber auf eine Punktzahl einigen“, betont der Bundesliganovize. „40 Punkte
könnten so ein Ziel sein.“ Für den spielstarken
SC ist das realistisch. Schließlich kennt sich der
Trainer mit Zielstrebigkeit aus. U W E R Ö S E R
Foto: SportNah/Huber
Jahrgangsbester – und nicht Finkes Schattenmann
Trainer bereits als A-Junior, jetzt mit dem nächsten
Schritt: Robin Dutt, SC Freiburg.
MICHAEL OENNING: Beim 1. FC Nürnberg boxte Manager Bader seine Beförderung durch
Ein Tausendsassa mit dem Gespür, ein Team zu führen
Wohl wahr, und stimmt dennoch
nicht, denn Michael Oennings
Vita liest sich nicht wie eine klassische Profi-Karriere, die auf die
1. Liga ausgerichtet war. Als Aktiver
schoss er in der Oberliga für Preußen Münster Tore, für die 2. Liga
hätte es wohl gereicht – doch er
zog lieber sein Studium durch und
danach an vielen unterschiedlichen
Strängen gleichzeitig. Er stand als
Dozent im Hörsaal, arbeitete als
Verbandssporttrainer, assistierte
beim DFB unter anderem einem
Horst Hrubesch, unterstützte
Marcel Reif journalistisch und
Foto: imago/Contrast
ie suchen noch in Nürnberg. Nach
dem Haken, den das Gesamtpaket namens Michael Oenning bislang nicht offenbarte. Halt! Als seine
Ära als Cheftrainer begann, er in der
vergangenen Zweitliga-Saison nach
dem zweiten Spieltag für seinen
glücklosen Vorgesetzten Thomas
von Heesen vom Assistenten zum
Boss befördert wurde, lugte sehr
wohl ein Makel ums Eck: Es stellten
sich zunächst keine Siege ein, fünf
Partien in Folge. Wobei, persönlich
konnte er sehr wohl punkten – bei
der FCN-Führung, die sich trotz
der ausbleibenden Siege in ihrer
Entscheidung bestätigt sah. „Wie
unaufgeregt er mit dieser Situation
umging, war beeindruckend. Er
wusste genau, was er machte. Die
Rückkehr des Erfolges war nur eine
Frage der Zeit“, erinnert sich FCNManager Martin Bader mit einer
gewissen Genugtuung. Er war es
nämlich, der den vermeintlichen
„Nobody“ Michael Oenning durchboxte. Dass Bader nun für seinen
damaligen Mut gelobt wird, kann
er allerdings nur bedingt nachvollziehen: „So mutig war das nicht.
Michael ist zwar jung, aber alles
andere als unerfahren.“
S
Ein passendes gesamtpaket, vor knapp einem Jahr vom Nobody zum
Cheftrainer befördert: Michael Oenning, 1. FC Nürnberg.
erhielt zusammen mit ihm 2002
den Grimme-Preis, ehe er sich im
Sommer 2004 als „Co“ von Holger
Fach bei Gladbach endgültig für
die Trainerlaufbahn entschied. Zu
den vielen Facetten des Michael
Oenning gehört es auch, dass er,
der versierte Klavierspieler, mit der
Musik als Beruf liebäugelte.
Kein Wunder, dass mit seiner
ersten Saison in Liga eins als Cheftrainer kein Lebenstraum in Erfüllung ging. „Es hat sich so ergeben“,
berichtet er lapidar, der aus dieser
Chance selbstredend das Beste
machen will – ohne sich zu verbiegen. Klar, denn dann würde er sich
einer seiner größten Stärken berauben: die nur bedingt zu erlernende
Mannschaftsführung. So schaffte er
es, dem FCN das zu verpassen, was
diesem unter dessen einstigem Boss
Thomas von Heesen abging: ein harmonisches auf einer klaren Hierarchie basierendes Betriebsklima. „Er
hat eine klare Ansprache und steht
immer zu dem, was er sagt“, berichtet Torhüter Raphael Schäfer über
seinen eloquenten Trainer, der den
Spagat zwischen Nähe und Distanz
zu den Spielern bislang so mühelos
meisterte.
CHRIS BIECHELE
18
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
SPIELPLAN: Veröffentlichung heute
PERSONALIEN
Das Geheimnis: Magath zur
Premiere zurück zum VfL?
VFL WOLFSBURG
BAYER LEVERKUSEN
Grafite (30) verlängerte wie erwartet seinen Vertrag und unterschrieb bis 2012. + + + Sergej
Karimow (22, Oberschenkelprobleme) trainiert weiterhin reduziert.
Stefan Reinartz (20) konnte am Mittwoch nach überstandener Grippe
wieder ins Training einsteigen.
1Heute, Donnerstag, 11 Uhr,
wird das Geheimnis gelüftet: Dann
präsentiert die DFL in Frankfurt
die Spielpläne für die Bundesliga
und die 2. Liga. Das Saison-Eröffnungsspiel der Bundesliga ist dem
Meister vorbehalten. Wen der VfL
Wolfsburg am Freitag, 7. August,
zum Heimspiel empfängt, verrät
die DFL nicht, kommentierte auch
nicht Gerüchte, wonach „Meistermacher“ Felix Magath mit seinem
neuen Verein FC Schalke 04 an alter
Wirkungsstätte in Wolfsburg in die
Saison startet.
Klar ist es, dass die Lokalrivalen
Eintracht Frankfurt und FSV Mainz
05, VfB Stuttgart und TSG Hoffenheim, 1. FC Köln und Bayer Leverkusen an keinem Spieltag gemeinsam ihre Heimspiele bestreiten.
Terminkollisionen sind in diesen
Regionen ausgeschlossen. Im Ruhrgebiet lassen sich diese Überschneidungen bei den drei Reviernachbarn
VfL Bochum, Borussia Dortmund
und Schalke 04 nicht vermeiden.
Der für die Terminplanung zuständige Götz Bender scheint allerdings
eine Balance gefunden zu haben,
wonach jeder der drei Nachbarn
etwa ein Drittel seiner Heimspiele
an Spieltagen bestreitet, an denen
die beiden Ruhrpott-Rivalen aus
der Nachbarschaft auswärts antreten müssen.
Hertha BSC wird wohl mit einem
Heimspiel in die Saison starten, da
im Olympiastadion vom 15. bis
23. August die Leichtathletik-Weltmeisterschaft stattfindet. Wegen
dieser WM dürfte Hertha am zweiten Spieltag (14. – 16. August) und
am dritten Spieltag (21. – 23. August)
zwei aufeinanderfolgende Auswärtsspiele zugeteilt bekommen.
In der letzten Qualifikationsrunde
zur Europa League (bisher UEFACup) am 20. und 27. August muss
Hertha mit seinem Heimspiel in
den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark im Stadtteil Prenzlauer Berg
ausweichen.
Bayer Leverkusen möchte unbedingt mit einem Auswärtsspiel in
die 47. Bundesligasaison starten,
kämpft bei der Fertigstellung seiner
neuen Arena um jeden Tag. Auch
dieser Wunsch wird von der DFL
erfüllt werden. Mit welchen Paarungen die Saison beginnt, erfahren
Sie direkt nach der Präsentation in
Frankfurt auf www.kicker.de.
RAINER FRANZKE
DFL: Der Streit um die Sammelbildchen
Rummenigge wehrt sich
1Der FC Bayern München hat
sich mit einem Schreiben seines
Vorstandsvorsitzenden Karl-Heinz
Rummenigge an den kicker dagegen verwahrt, aus der Solidarität
der Liga „ausgebrochen“ zu sein.
Der kicker hatte am vergangenen
Montag berichtet, dass der FC Bayern mit seinem Partner „Panini“
ein vereinseigenes Sammelalbum
mit den Bildern seiner Akteure
auf den Markt bringt. „Topps“,
der Partner der DFL, hat für seine
Sammelbildaktion für alle Vereine
und Spieler der Liga 12,4 Millionen
Euro für einen Dreijahresvertrag
bezahlt.
Die entstandene Konkurrenzsituation auf dem Markt der Sammelbildchen mit den Alben für alle
Spieler der Liga auf der einen und
speziellen Alben für einen einzelnen Verein auf der anderen Seite
ist nach den Bestimmungen der
DFL auch möglich. So verweist der
Bayernchef in seinem Schreiben
darauf hin, „dass nach den Paragrafen 14 ff. der Ordnung für die
Verwertung kommerzieller Rechte
(OVR) die DFL Verwertungsrechte
nur im Rahmen der sogenannten
Gruppenvermarktung besitzt.
Daher bleiben die einzelnen Vereine berechtigt, eigene klubspezifische Verträge im Rahmen der
Individualvermarktung abzuschließen. Der Solidargedanke der Liga
wird in den Vermarktungsregelungen und Richtlinien der OFV reflektiert und hindert Maßnahmen der
Individualvermarktung keineswegs,
sondern grenzt diese lediglich von
der Gruppenvermarktung ab.“
Rummenigge, der auch Mitglied im
Ligavorstand ist, kommt zu dem
Schluss: „Soweit Maßnahmen der
Individualvermarktung danach
zulässig sind, kann von einem „Ausbruch aus der Solidarität“ keine
Rede sein.
RAINER FRANZKE
BAYERN MÜNCHEN
Die Rückennummern der Neuen
stehen nun fest: Die 4 trägt Edson
Braafheid (26), die 11 Ivica Olic (29),
die 19 Alexander Baumjohann (22), die
23 Danijel Pranjic (27), die 44 Anatoliy
Tymoshchuk (30), die 77 Andreas Görlitz (27). Weil Mario Gomez (23) die
33 bekam, spielt Breno (19), sollte
er bleiben, künftig mit der 15.
HERTHA BSC
Der langjährige Torwarttrainer
Nello di Martino (57) ist ab sofort
Teamleiter der Lizenzspielermannschaft. + + + Physiotherapeut Reinhard Mörz (37) verstärkt
den medizinischen Stab. Er ersetzt
Thomas Sennewald (44) und erhielt
einen Zweijahresvertrag.
HANNOVER 96
Leon Andreasen (26) klagt auch nach
der OP noch über Leistenschmerzen. Eine Kernspinuntersuchung
ergab jedoch keinen Befund. + + +
Altin Lala (33, nach BandscheibenOP) trainierte am Dienstag erstmals
wieder mit der Mannschaft. + + +
Steven Cherundolo (30) ist nach Amerika gereist, um für die USA beim
Gold-Cup zu spielen. Nach der Vorrunde soll er zurückkehren. + + +
Salvatore Zizzo (22, Magen-DarmVirus) setzt mit dem Training aus.
1. FC KÖLN
Milivoje Novakovic (30, nach LeistenOP) absolviert weiterhin Individualtraining. + + + Hajduk Split hat eine
Anfrage, nach der der FC Torhüter
Miro Varvodic (20) für ein weiteres
Jahr ausleihen wollte, abgelehnt.
BORUSSIA DORTMUND
EINTRACHT FRANKFURT
Florian Wangler (29) verstärkt das
Funktionsteam des BVB als Fitness- und Athletik-Trainer.
Nach Martin Fenin (22, Leisten-OP)
stehen vorerst zwei weitere Stürmer nicht zur Verfügung. Marcel
Heller (23) setzt eine Überdehnung
des Seiten- und hinteren Kreuzbandes sowie eine Kapsel- und
Meniskusreizung im rechten Knie
außer Gefecht, Marcos Alvarez (17)
erlitt einen Bänderriss im Knöchel.
+ + + Alexander Krük (22) wurde für
ein Jahr an Drittligist VfL Osnabrück
ausgeliehen. + + + Co-Trainer Edvin
Boekamp (50) unterschrieb bis 2011.
1899 HOFFENHEIM
Demba Ba (24) kann wegen seiner
Wunde unter der Kniescheibe in
dieser Woche noch nicht trainieren.+ + + Der Verdacht auf erneuten Mittelfußbruch bei Manuel
Gulde (18) bestätigte sich nicht.
Eine Kernspin-Tomografie ergab
lediglich eine schmerzhafte Reizung des Mittelfußes. + + + Albert
Alex (18) wird entgegen anderen
Meldungen nicht zum Bundesliga-Kader zählen. Allerdings
kann sich der bereits im Mai für
die U 23 verpflichtete Innenverteidiger in der Vorbereitung für
höhere Aufgaben empfehlen.
SCHALKE 04
David Loheider (18) erlitt einen
Haarriss im bereits vergangene
Saison gebrochenen linken Mittelfuß. + + + Mittelfeldspieler
Naoya Kikuchi (24, Carl Zeiss Jena)
bleibt im Probetraining. + + +
Dr. Michael Preuhs (49) ist neuer
Mannschaftsarzt. + + + Clemens
Tönnies (53) wurde vom Aufsichtsrat als Vorsitzender bestätigt. + + +
Carlos Grossmüller (26, Adduktorenprobleme) und Vicente Sanchez (29,
Achillessehnenblessur) müssen
im Trainingslager kürzertreten.
+ + + Levan Kobiashvili (31) ist nach
seinem verlängerten Urlaub planmäßig am Mittwoch ins Training
eingestiegen.
VFL BOCHUM
Jürgen Duah (23), Verteidiger aus der
U 23, reist am Sonntag mit ins Trainingslager in St. Gallen.
BORUSSIA MÖNCHENGLADBACH
Nach zwei schweren Knieverletzungen kann Jean-Sebastien Jaures (31)
wieder mit dem Team trainieren.
SC FREIBURG
Ömer Toprak (19, Verbrennungen nach
Kart-Unfall) hat zu Wochenanfang
die Intensivstation der Tübinger
Spezialklinik verlassen und wird
dort mit dem Reha-Training beginnen. + + + Eke Uzoma (19) zog sich
einen Sehnenabriss im Hüftbereich
zu, muss operiert werden und fällt
wohl fünf bis sechs Wochen aus.
1. FC NÜRNBERG
Armin Reutershahn (50) wird neuer
Co-Trainer und erhält einen Zweijahresvertrag. + + + Wie erwartet
haben Matthew Spiranovic (21) und
Dario Vidosic (22) bis 2011 verlängert.
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
U-21-Europameister dürfen noch ausspannen,
Nationalspieler kommen später, nur Freiburg ist
komplett. Eine Übersicht der SONDERURLAUBER.
VfL Wolfsburg (Beginn 22. Juni):
Schalke 04 (25. Juni):
Daniel Adlung (U-21-EM, bis 17. Juli),
Ashkan Dejagah (U-21-EM, bis 17. Juli),
Josué (Confed-Cup mit Brasilien, 17.
Juli), Jonathan Santana (bis 30. 6. im
Spielbetrieb in Argentinien, 6. Juli)
Levan Kobiashvili (Länderspiel mit
Georgien, bis 1. Juli), Benedikt
Höwedes (U-21-EM, bis 8. Juli),
Manuel Neuer (U-21-EM, bis 14. Juli)
Bayer Leverkusen (29. Juni):
Bayern München (1. Juli):
Lucio (Confed-Cup mit Brasilien, bis
15. Juli), Luca Toni (Confed-Cup mit
Italien, bis 15. Juli)
Gonzalo Castro (U-21-EM, bis 13.
Juli), Sami Hyypiä (Länderspiel mit
Finnland, bis 8. Juli), Daniel Schwaab
U-21-EM, bis 13. Juli), Arturo Vidal
(Länderspiel mit Chile, bis 8. Juli)
VfB Stuttgart (27. Juni):
Jens Lehmann (Urlaub, bis 9. Juli)
Werder Bremen (3. Juli):
Hertha BSC (25. Juni):
Sebastian Boenisch (U-21-EM, bis 19.
Juli),Marko Marin (U-21-EM, bis 19.
Juli), Mesut Özil (U-21-EM, bis 19. Juli),
Amine Chermiti (Länderspiel mit
Tunesien, bis 10. Juli), Pal Dardai
(Länderspiel mit Ungarn, bis 1. Juli),
Valeri Domovchiyski (Länderspiel mit
Bulgarien, bis 3. Juli), Patrick Ebert
(U-21-EM, offen), Arne Friedrich
(Länderspiel, bis 1. Juli), Gojko Kacar
(Länderspiel mit Serbien, bis 6.
Juli), Fabian Lustenberger (Länderspiel
mit der Schweiz, bis 3. Juli), Josip
Simunic (Länderspiel mit Kroatien,
bis 6. Juli)
Hamburger SV (4. Juli):
Emden darf nicht in Köln spielen
Oberligist Kickers Emden kann
sein Heimrecht im DFB-Pokalspiel nicht mit dem 1. FC Köln
tauschen. „Das ist nicht möglich“,
sagt DFB-Sprecher Harald Stenger
und verwies auf die Durchführungsbestimmungen. Die Ostfriesen, die ihr Team aus der 3. Liga
wegen wirtschaftlicher Nöte
zurückgezogen haben, hatten
sich bei einer Partie in Köln eine
weitaus höhere Einnahme erhofft
als sie im heimischen EmbdenaStadion (7200 Plätze) möglich
ist. Die Bestimmungen lassen
lediglich ein Ausweichen „in die
Region“ zu, mögliche Spielorte
für die Kickers sind deshalb zum
Beispiel Bremen oder Meppen.
Die Pokalpartie ist das erste
Pflichtspiel von Lukas Podolski
für die Kölner nach seiner Rückkehr aus München. Die Emder
hatten mit 30 000 Zuschauern
gerechnet, wenn das Spiel in Köln
stattgefunden hätte.
Neue Aufgabe für Thiam beim VfL
Hannover 96 (29. Juni):
Robert Enke (Länderspiel, bis 7. Juli),
Mikael Forssell (Länderspiel mit Finnland, bis 6. Juli), Florian Fromlowitz
(U-21-EM, bis 10. Juli), Karim Haggui
(Länderspiel mit Tunesien, bis 6.
Juli), Jacek Krzynowek (Länderspiel
mit Polen, bis 6. Juli)
1. FC Köln (25. Juni):
Faryd Mondragon (nach Absprache
Urlaub, bis 28. Juni), Kevin McKenna
(Gold-Cup mit Kanada, offen),
Wilfried Sanou (Länderspiel mit Burkina Faso, bis 3. Juli), Pierre Wome
(Länderspiel mit Kamerun, bis 3. Juli)
Dennis Aogo (U-21-EM, bis 16. Juli),
Änis Ben-Hatira (U-21-EM, bis 16.
Juli), Jerome Boateng (U-21-EM, bis
16. Juli), Guy Demel (Länderspiel mit
der Elfenbeinküste, bis 6. Juli), Joris
Mathijsen (Länderspiel mit Holland,
bis 6. Juli), Jonathan Pitroipa (Länderspiel mit Burkina Faso, bis 6. Juli)
Nikola Petkovic (Länderspiel mit Serbien, bis 30. Juni)
Borussia Dortmund (28. Juni):
VfL Bochum (27. Juni):
Tamas Hajnal (Nationalmannschaftslehrgang mit Ungarn, bis 1. Juli),
Mats Hummels (U-21-EM, bis 2. Juli),
Young-Pyo Lee (Länderspiel mit Südkorea, bis 8. Juli), Marcel Schmelzer
(U-21-EM, bis 12. Juli), Neven Subotic
(Länderspiel mit Serbien, bis 2. Juli),
Nelson Valdez (Länderspiel mit Paraguay, bis 3. Juli), Mohamed Zidan (Länderspiel mit Ägypten, bis 17. Juli)
Dennis Grote (U-21-EM, bis 17. Juli),
Vahid Hashemian (Länderspiel mit
dem Iran, bis 5. Juli), Anthar Yahia
(Länderspiel mit Algerien, bis 8. Juli)
Eintracht Frankfurt (29. Juni):
Borussia Mönchengladbach
Michael Bradley (Confed-Cup mit
den USA, bis 13. Juli), Karim Matmour (Länderspiel mit Algerien, bis
6. Juli), Paul Stalteri (Gold-Cup mit
Kanada, bis spätestens 27. Juli)
1899 Hoffenheim (29. Juni):
Andreas Beck (U-21-EM, bis 14. Juli),
Prince Tagoe (Länderspiel mit Ghana,
bis 14. Juli), Isaac Vorsah (Länderspiel mit Ghana, bis 14. Juli),
Franco Zuculini (bis 30. 6. im Spielbetrieb in Argentinien beschäftigt,
bis 14. Juli)
NACHRICHTEN
1. FSV Mainz 05 (27. Juni):
Aristide Bancé (Länderspiel mit Burkina Faso, bis 8. Juli)
1. FC Nürnberg (29. Juni):
Jawhar Mnari (Länderspiel mit Tunesien, bis 2. Juli)
Pablo Thiam wird in der kommenden Saison für den VfL Wolfsburg repräsentative Aufgaben bei
den Champions-League-Spielen
übernehmen. Zudem bleibt
er sportlicher Leiter der Regionalligamannschaft des VfL, die
weiterhin von Lorenz-Günther
Köstner trainiert wird. Zuletzt
arbeitete der frühere Bundesligaspieler auch als Assistent des
ausgeschiedenen Geschäftsführers Felix Magath.
Foto: Sportnah/Huber
Spätstarter
19
Vier Tore in Villingen: Stefan
Reisinger vom SC Freiburg.
TESTSPIELE
SV Vaihingen – Stuttgart
0:6
Tore: Lanig (2), Simak, Schieber, Elson
Didavi
TSV Donndorf-Eckersdorf – Schalke 1:14
Tore für Schalke: Kuranyi (3), Yalin (3),
Altintop (2), Rakitic (2), Pliatsikas, Farfan,
Streit, Zambrano
Hochsauerland-Auswahl – Schalke 0:3
Tore: Asamoah (2), Streit
Wacker Gotha – M’gladbach
0:8
Tore: Bäcker (3), Colautti (2), Neuville (2),
Marx
FC 08 Villingen – Freiburg
1:6
Tore für Freiburg: Reisinger (4), Banovic
und ein Eigentor
VfB Bodenheim – Mainz
1:10
Tore für Mainz: Grimm (3), Heller (2),
Bogavac (2), Hyka, Baljak, Hamza
GEPLANTE TESTSPIELE
Dr. Felix Brych wird befördert
Schiedsrichter Dr. Felix Brych (33)
aus München ist in die höchste
UEFA-Leistungklasse befördert
worden, der bereits Florian Meyer
(40, Burgdorf) und Wolfgang Stark
(39, Ergolding) angehören. Bibiana Steinhaus (30) aus Hannover wurde von der UEFA in den
neunköpfigen Kreis der Schiedsrichterinnen für die Endrunde
der Frauen-EM (23. August bis
10. September) in Finnland berufen, Marina Wozniak (29, Herne)
als Schiedsrichter-Assistentin.
Frauen trainieren öffentlich
Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft veranstaltet am
Freitag ab 17 Uhr ein öffentliches Training in der Sportschule
Bitburg. Der amtierende Weltund Europameister bereitet sich
derzeit auf die EM vor, insgesamt
wird das Team von Trainerin
Silvia Neid sechs Lehrgänge
absolvieren.
Donnerstag:
TuS Borkum – Leverkusen
(18.30 Uhr)
Freitag:
Rhein-Erft-Auswahl – Köln (18 Uhr, Hürth)
H. Kiel – Wolfsburg (18.30 Uhr, Büdelsdorf)
FSG Altendiez – Hoffenheim
(19 Uhr)
Sauerland-Auswahl – Dortmund
(19 Uhr, Neheim-Hüsten)
Samstag:
Victoria-Auswahl – Schalke
(15.30 Uhr in Recklinghausen)
Hannover – Regionalauswahl (15.30 Uhr)
ASV Fußgönheim – Mainz
(16 Uhr)
FSV RW Prenzlau – Hertha BSC
(17 Uhr)
WSG Wattens – Frankfurt
(17 Uhr in Zell am Ziller/Österreich)
SC Pfullendorf – Freiburg
(18.30 Uhr)
Sonntag:
Eintracht Rheine – Dortmund
(17 Uhr)
VfB Friedrichshafen – Stuttgart
(17 Uhr)
FC Zürich – Bochum
(17 Uhr)
DJK Weingarts – Nürnberg
(18 Uhr)
Wydad AC/Marokko – Leverkusen
(20 Uhr in Wattenscheid)
20
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
AU S S C H W E D E N B E R I C H T E T
MICHAEL PFEIFER
otte, Hotte, Hotte!“ Mit stehenden Ovationen feierte die
Mannschaft ihren Trainer beim
nächtlichen Bankett nach dem
Final-Triumph in Malmö. Und wie
immer war es Horst Hrubesch auch
diesmal eher unangenehm, derart
umjubelt im Mittelpunkt zu stehen. „Was Horst Hrubesch geleistet
hat, ist einzigartig in Europa“, lobte
DFB-Präsident Dr. Theo Zwanziger,
„er ist zweimal innerhalb eines Jahres Europameister geworden!“
Es ist eine erstaunliche Erfolgsserie, die der 58-Jährige augenblicklich hinlegt. U-19-Europameister
im Juli 2008 in Tschechien, U-21Europameister 2009 in Schweden
– er ist der König von Europa. „Die
Jungs haben diesen Titel geholt“, so
Hrubesch, „ich habe nicht auf dem
Platz gestanden.“ Aber dicht dran.
Emotional und engagiert. Zuweilen
schien er sich stark zu bremsen,
nicht wirklich aufs Feld zu laufen,
um seine Ansagen persönlich zu
überbringen.
„Das ist Kinderfußball!“,
schnauzte er schon mal Fabian
Johnson im Finale nach einem
Fehlpass an; „Hau die Dinger rein!“,
bekam Andreas Beck zu hören, als
er einen weiteren Haken der möglichen Flanke vorzog; „Spiel die
langen Bälle nicht so hoch!“, riet er
Jerome Boateng; „Bist du noch ganz
dicht?!“, rüffelte er Sandro Wagner
nach einem taktischen Fehler. Der
heiße „Hotte“. Permanent dirigierte
und hantierte Hrubesch an der
Linie, selbst seine Armbanduhr hielt
den Energieschüben des Trainers
nicht stand und lag nach 52 Minuten gerissen im Rasen, Hrubesch
feuerte das Ding Richtung Bank.
„Das sind alles junge Spieler, die
ständig Anleitung brauchen. Denen
muss man helfen, das geht nicht
von alleine.“ Und Hrubesch trifft
den richtigen Ton, findet das Gehör
dieser Generation. „Er ist nicht nur
unser Trainer, er ist unser Freund“,
versicherte Neuer, „Er hat uns
angeschnauzt und sofort wieder
aus dem Dreck gezogen. So habe
Foto: Witters/Kjaerbye
H
Durchgebissen: U-21-Coach Horst Hrubesch hat sich endgültig als Erfolgstrainer etabliert.
Der König von Europa
Mit zwei Titeln in einem Jahr gelingt HORST HRUBESCH (58) sein größter Coup.
Foto: imago/Ulmer
ich das noch nie erlebt. Ein super
Mensch, er hat die entscheidende
Rolle gespielt.“ Auch Beck lobte die
„tolle Mischung aus Spaß und Autorität, er spricht unsere Sprache und
versucht, auch uns zu verstehen.“
Hrubesch kommt an mit seiner
ehrlichen Art. Und hat es verstanden, dieser lange Zeit zerrissenen
Mannschaft ein klares Konzept
vorzugeben, ein eindeutiges Ziel
zu formulieren. Die Spieler identifizieren sich damit. „Er gibt Verantwortung ab und holt die Spieler so
mit ins Boot“, erklärte Beck.
Fitness, Taktik, Identifikation,
Siegermentalität – das sind die
Schlagworte, an denen sich Hrubeschs Philosophie orientiert.
Dabei schöpft der einstige Europameister und Europapokalsieger aus
seiner langen Erfahrung. „Ich habe
es doch erlebt, wie es ist, wenn die
Spieler sich nicht einig oder nicht
Der fliegende „Hotte“: Der U-21-Trainer wird von seinen Spielern nach
dem Triumph im Stadion von Malmö gefeiert.
fit sind“, erinnert Hrubesch etwa
an das verlorene WM-Finale 1982.
„Oder wenn jeder sein Süppchen
kocht“, wie 2000, als Hrubesch dem
scheiternden Erich Ribbeck beim ATeam assistierte, „da war mir vorher
schon klar: Da musst du 100 Kerzen
anzünden, wenn das gut gehen soll.“
Lange Zeit wurde dieser Mann
unterschätzt in der Öffentlichkeit,
die er nie suchte und der er mit
wenig sprachgewandten Auftritten
vor der Kamera in Erinnerung blieb.
Um so präziser wird er bei Ansprachen im Mannschaftskreis. „Das
dauert manchmal nur zwei Minuten, aber dann gehst du mit Gänsehaut raus“, verrät Tortwarttrainer
Kurt Kowarz. Das ist seine Welt. Auf
dem Platz und in der Kabine. Von
wegen Schlips und feiner Zwirn.
Locker-lässig in Jeans und Turnschuhen erschien Hrubesch zum
feierlichen EM-Bankett. Den offiziellen Anzug des Verbandes mochte
er nicht wirklich.
Dieser Trainer scheint auf der
Zielgeraden seiner Karriere das
ideale Betätigungsfeld gefunden zu
haben. Eine langfristig angelegte
Arbeit mit lernwilligen Talenten, die
sich auch mal was Deftiges sagen
lassen, ohne die in Vereinen oft so
hinderlichen Macht- und Ränkespiele hinter den Kulissen.
Essen, Wolfsburg, Tirol, Rostock,
Dresden, Wien, zuletzt Samsunspor
in der Türkei – der einstige Torjäger
des HSV hat auch als Vereinstrainer
schon einiges erlebt, ehe er 2000
zum DFB ging. Nach dem Erfolg im
vergangenen Sommer wurde sein
Vertrag nochmals bis 2012 verlängert. Immer wieder mal, verrät Hrubesch, habe es Anfragen von Klubs
gegeben. Ein wirklich stimmiges
und langfristig angelegtes Konzept
sei nicht dabei gewesen. Deshalb
scheint für den mittlerweile 58-Jährigen eine neue Herausforderung
bei einem Verein nicht völlig abwegig, aber eher unwahrscheinlich zu
sein.
Zumal im September die nächste
schon wartet: Dann geht Hrubesch
mit der U 20 bei der WM in Ägypten
erneut auf Titeljagd. „Eine Klasseleistung von Horst, die zwei Titel
zu gewinnen“, lobte Bundestrainer
Joachim Löw, „aber er kann das ja
noch toppen...“ Kommt also gar der
Titel-Hattrick für Hrubesch?
Horst Hrubesch
Geboren am 17. 4. 1951 in Hamm
Seine Erfolge als Spieler:
Deutscher Meister 1979, 1982, 1983,
Europapokalsieger der Landesmeister
1983 (mit dem HSV), Europameister
1980, Vizeweltmeister 1982
Seine Erfolge als Trainer:
U-19-Europameister 2008,
U-21-Europameister 2009
BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
Lesen Sie das EM-ZEUGNIS der
U-21-Europameister und deren
künftige Perspektive in der
A-Nationalmannschaft.
Manuel Neuer
Spielte eine überzeugende EM und
ließ nur ein Gegentor zu. Hat sich
vom Außenseiter im Rennen um
Deutschlands Nummer 1 auf
Augenhöhe mit den Konkurrenten
herangearbeitet. Hat nun gute
WM-Chancen.
Andreas Beck
Starke EM. Macht
sein
technisch
zuweilen noch fehlerhaftes Spiel mit
viel Dynamik und einer modernen
Spielauffassung wett. Ein sehr lernwilliger Spieler. Ist nah an einem
festen Platz im WM-Kader, auch
mangels ernsthafter Alternativen.
Mesut Özil
Zeigte zwei grandiose Spiele, es fehlt
noch Konstanz.
„Wenn er das lernt,
wird er ein internationaler Topspieler“, sagt Löw, „wenn er sein Potenzial abruft, ist er einfach genial.“
Und dann kommt Löw an
ihm nicht vorbei.
Sami Khedira
Ordentliche EM.
War überwiegend
defensiv gebunden, kann das Spiel
schnell machen und sehr gut lesen.
Löw hält große Stücke auf ihn und
hat nicht zuletzt deshalb Jermaine
Jones im defensiven Mittelfeld fallen
lassen. Hat allerdings mit Ballack, Frings, Rolfes und Hitzlsperger
namhafte Konkurrenten.
Marko Marin
Konnte sich in
Schweden nicht wie
gewohnt in Szene
und durchsetzen,
fehlte verletzt im Finale. Dribbeln
alleine reicht nicht. Muss robuster
und defensiv disziplinierter werden.
Konkurriert im Grund mit Özil um
den gleichen Platz und muss sich
wie sein künftiger Kollege in
Bremen erst durchsetzen.
21
JUNGS FÜR JOGI
Jerome Boateng
Eigentlich
der
Gewinner dieser
EM. War der überragende Innenverteidiger des gesamten Turniers und
bestach mit einer beeindruckenden
Präsenz im Zweikampf, hat auch ein
gutes Passspiel und eine Übersicht.
Um jedoch den Sprung nach oben
zu schaffen, muss Boateng auch
im Verein fest auf dieser Position
spielen. Kann er diese Leistungen
auch in der Bundesliga bestätigen,
hat er große Chancen sogar
zeitnah aufzusteigen.
Gonzalo Castro
War dem A-Team
schon näher. Es
stellt sich die Frage:
Wo ist seine Position? Rechts hinten wird er es nicht
schaffen, im Mittelfeld fühlt er
sich wohler und zeigte dort auch
bei der EM starke Leistungen. Es
gilt, sich dort auch in Leverkusen
festzuspielen, allerdings ist die
Konkurrenz im A-Team
enorm.
Dennis Aogo
Wie bei Castro stellt
sich die Positionsfrage. Hinten links
gibts beim HSV wie
bei der A-Nationalmannschaft mit
Lahm und Schäfer große Konkurrenz. Ebenso im Zentrum, wo er
eine ordentliche Europameisterschaft spielte. Steht in seiner Entwicklung noch hinter Khedira und
deshalb nicht kurzfristig vor dem
Sprung nach oben. Die WM kommt
für ihn zu früh. Hat noch Defizite
im Passspiel und beim
Umschalten auf Angriff.
Patrick Ebert
War auch bei der
U-21-EM
nicht
erste Wahl und kam
nach einem vielversprechenden Kurzeinsatz auf der
rechten Seite dann im ungewohnten Mittelfeldzentrum zum Einsatz,
wo er nicht überzeugen konnte.
Der Berliner hat sicherlich gute
Ansätze, spielt ordentliche Pässe,
Flanken und Standards, ist aber
taktisch noch nicht ausgereift und
derzeit weit vom A-Kader
entfernt.
Benedikt Höwedes
Ashkan Dejagah
Überzeugte bei der
EM als Führungsfigur und Antreiber.
Ist der im Vergleich
zu Boateng weniger elegante, defensiv aber kaum weniger effektive Verteidiger. Dem Schalker unterlaufen
aber beim schnellen Umschalten
auf Offensive zuweilen noch vermeidbare Fehler und ist daher eher
ein Perspektivspieler für die
Zeit nach der WM.
Sebastian Boenisch
Ein Spieler mit Dynamik, der sich gegen
kleine, wendige Spieler schwer tut. Defensiv stark, meldete den Italiener Balotelli und den Engländer Milner ab.
Sein Defizite liegen im Spiel nach
vorne, weil er in höchstem Tempo
zu viele Fehler macht und seine
scharfen Schüsse und Flanken viel
zu selten ihr Ziel finden. Hat derzeit
wenig Perspektive auf einen
Platz im A-Kader.
Musste wie meist
in der U 21 vorne
in der Spitze spielen, ihm liegt aber
mehr das Spiel aus der Tiefe über
rechts. Blieb weitgehend blass. Ist
körperlich gut entwickelt, übertreibt
seine gute Technik und vernachlässigt das einfache Spiel.
Derzeit kaum Perspektive
nach oben.
Marcel Schmelzer
Der Linksverteidiger mit der blonden
Mähne machte seine
Sache als Vertreter
des verletzten Bremers Sebastian
Boenisch ordentlich, er hat auch
gute Ansätze im Kombinationsspiel nach vorne. Er braucht aber
dringend Spielpraxis im Verein auf
hohem Niveau, ein Problem derzeit
für ihn bei Borussia Dortmund. Der
nächste Schritt ist deshalb
noch nicht absehbar.
Änis Ben-Hatira
Ein sehr robuster,
dynamischer Spieler am linken Flügel,
dessen technische
Defizite aber auch bei dieser EM
sichtbar wurden. Der bislang an
Duisburg ausgeliehene Hamburger muss sich erst einmal in der
Bundesliga etablieren und
stabilisieren.
Mats Hummels
Musste lange auf
seinen
Einsatz
warten, lieferte im
Finale eine starke
Defensivleistung im Zentrum ab.
Steht augenblicklich noch hinter
den aktuellen Innenverteidigern,
seiner eigentlichen Position. Der
Dortmunder kann aber weitere
zwei Jahre in der U 21 spielen und
sich danach für höhere
Aufgaben empfehlen.
Sandro Wagner
Der einzige echte
Stoßstürmer im
EM-Kader, musste
dennoch
lange
zuschauen, deutete aber mit zwei
Treffern im Finale sein Potenzial
an. Im Spiel fehlt dem in München
ausgebildeten Duisburger noch
die taktische und technische Reife.
Der nächste Schritt muss
erst Richtung Bundesliga
gehen.
Fabian Johnson
Deutete seine Klasse
auf der rechten
Seite an und spielte
sich sogar ins Team.
Sein Vorteil: Er ist beidfüßig und
kann auch links spielen. Allerdings
muss sich der von Wolfsburg und
Bremen umworbene Münchner
„Löwe“ künftig auf höchstem
Niveau noch beweisen
und stabilisieren.
Alle anderen Kaderspieler wie
die Torhüter Florian Fromlowitz und
Tobias Sippel sowie die Akteure Daniel
Schwaab, Dennis Grote, Daniel Adlung
und Chinedu Ede kamen nicht oder
kaum zum Einsatz und sind deshalb nicht zu bewerten.
22
U 21
kicker, 2. Juli 2009
U-21-EUROPAMEISTERSCHAFT: Millionenschwere Investitionen machen sich bezahlt
Sammer: „Wir stehen erst am Anfang“
1„Das ist ein großer Tag für den
deutschen Fußball“, würdigte DFBPräsident Dr. Theo Zwanziger den
ersten EM-Titel einer deutschen
U 21. „Diese Mannschaft hat auch
die Herzen der Zuschauer gewonnen“, so Zwanziger. Weit über acht
Millionen Menschen hatten am
Montag den rauschenden 4:0-Finalsieg gegen England am Bildschirm
verfolgt. Dimensionen, die man
sonst nur vom A-Team kannte.
70 Millionen Euro investierten
die Klubs 2008/09 in ihre Leistungszentren, rund zehn Millionen steckt
der DFB jedes Jahr in sein Talentför-
derprogramm. Dazu kommen die
Maßnahmen, Spiele und Turniere
der Auswahlteams. Allein diese EM
in Schweden schlägt mit Kosten
von rund 750 000 Euro zu Buche.
„Das investieren wir gerne“, sagt
Generalsekretär Wolfgang Niersbach, „aber wir müssen uns ständig
hinterfragen: Wo können wir etwas
verbessern? Oder machen wir gar
zu viel?“ Die jüngsten Erfolge mit
den Titelgewinnen in allen drei
europäischen Altersklassen „zeigen,
dass die Maßnahmen greifen“, so
Zwanziger, „aber wir dürfen jetzt
nicht abheben“.
England – Deutschland
0:4
Loach (5)
(0:1)
Trainer: Pearce
FC Watford
Cranie (5)
Richards (4)
Onuoha (4)
Gibbs (4)
FC Portsmouth
Manchester City
Manchester City
FC Arsenal
Muamba (4,5)
Cattermole (2,5)
Noble (4)
Bolton Wanderers
Wigan Athletic
.
Im kicker zieht Sportdirektor
Matthias Sammer Bilanz.
kicker: Hat die Mannschaft die
Erwartungen noch übertroffen?
Sammer: Es war ja keine einfach
strukturierte Mannschaft. Es war
ein Team mit vielen unterschiedlichen Typen. Ich muss Horst
Hrubesch ein großes Lob aussprechen, wie er die Weichen gestellt
hat. Aber mir war klar: Wenn das
gelingt, hat die Mannschaft gute
Chancen, das Turnier zu gewinnen.
kicker: Die Spieler verlassen nun den
Juniorenbereich. Sind Sie auch rein
sportlich mit dem Leistungsstand
dieser Spieler zufrieden, oder ist da
noch Luft nach oben?
Sammer: Die Ausbildung ist nie abgeschlossen. Wir wollen Spieler, die
immer lernwillig bleiben. Auch nach
der Juniorenzeit. Viele stehen erst
am Anfang. Es gilt, sportliche Stabilität reinzubringen, die Charakterschulung voranzutreiben. Defensiv
die enge Zusammenarbeit mit
den Vereinen weiter intensivieren.
kicker: Wie beurteilen Sie das Verhältnis zu den Klubs?
Sammer: Ich möchte mich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit bedanken. Alle haben uns
unterstützt. Diese Erfolge sind
auch die Erfolge der Vereine. Und
wir haben die Verpflichtung, den
Spielern, die von der Liga abgestellt
werden, die bestmögliche Förderung zu geben mit einer hohen
Professionalität in allen Bereichen.
kicker: Fühlen Sie sich durch die
Erfolge persönlich bestätigt?
Sammer: Nicht ich, sondern wir fühlen uns bestätigt. Erfolg ist immer
ein Produkt von Gemeinsamkeiten und Leistung ist steuerbar. Der
DFB und die Vereine haben gute
Strukturen geschaffen. Darauf können wir stolz sein. Aber es zählt
der Leistungsgedanke. Wir dürfen
uns nicht selbstzufrieden zurück-
West Ham United
Milner (2,5)
Walcott (4)
A. Johnson (2,5)
Aston Villa
FC Arsenal
FC Middlesbrough
Wagner (2)
„Ich werde dafür sorgen, dass die Entwicklung sportlich und
inhaltlich weitergeht.“ MATTHIAS SAMMER, DFB-Sportdirektor
MSV Duisburg
Khedira (2,5)
Castro (2)
F. Johnson (3)
VfB Stuttgart
Bayer Leverkusen
TSV München 1860
Hummels (2)
Borussia Dortmund
Boenisch (2,5)
Höwedes (2)
Boateng (2)
Beck (2)
Werder Bremen
FC Schalke 04
Hamburger SV
1899 Hoffenheim
Neuer (2,5)
Trainer: Hrubesch
FC Schalke 04
Eingewechselt: 46. Mancienne (FC Chelsea/3) für Onuoha, 78. Rodwell (FC Everton/–)
für Muamba, 80. Gardner (Aston Villa/–) für Cranie – 69. Schwaab (SC Freiburg/–) für
F. Johnson, 83. Aogo (Hamburger SV/–) für Hummels, 89. Schmelzer (Borussia Dortmund/–) für Özil – Reservebank: Lewis (Tor/Peterborough United), Stearman (Wolverhampton), Taylor (FC Middlesbrough), Tomkins (West Ham United), Driver (Heart
of Midlothian), Rose (Tottenham Hotspur) – Fromlowitz (Hannover 96), Sippel (1. FC
Kaiserslautern/beide Tor), Adlung (VfL Wolfsburg), Ben-Hatira (MSV Duisburg), Ebert
(Hertha BSC), Ede (MSV Duisburg), Grote (VfL Bochum), Marin (Bor. M’gladbach)
Tore: 0:1 Castro (23., Rechtsschuss, Vorarbeit Özil), 0:2 Özil (48., Linksschuss,
direkter Freistoß), 0:3 Wagner (79., Linksschuss, Özil), 0:4 Wagner (84., Rechtsschuss,
Castro) – Chancen: 5:10 – Ecken: 4:5
SR: Kuipers (Niederlande – Assistenten: de Bruyn/Belgien, Ring/Ungarn – Vierter Offizieller: Proenca/Portugal), Note 3, keine schwerwiegenden Fehler, teilweise zu kleinlich. –
Zuschauer: 20 000 (in Malmö) – Gelbe Karten: Boenisch, Wagner – Spielnote: 2,
gutes taktisches und technisches Niveau, hohes Tempo, in der Schlussphase einseitig.
VO N M I C H A E L P F E I F E R
Mit drei Neuen (Khedira, Hummels,
Wagner statt Aogo, Marin und Dejagah) und neuer Taktik (4- 1-4-1 statt
4-4-2) bremste Deutschland die
englische Offensive. Hummels verdichtete wirkungsvoll das Zentrum
und lenkte den Gegner nach außen,
wo mit ständiger Doppelung die
Dribbler Milner und Johnson meist
aufgefangen wurden. Viel besser als
zuletzt gelangen dem DFB-Team
die Pässe und das Umschalten
nach Balleroberung. Vor allem
Wagner als Anspielstation und
der überragende Özil als Dribbler
und Passgeber ließen Englands
Defensive regelmäßig bröckeln.
Auch die größte Druckphase
des Gegners (58. bis 70. Minute)
überstand Deutschland schadlos
und machte mit präzisen Kontern
alles klar.
hat die Mannschaft sehr gut gestanden, im Spiel nach vorne wollen
wir eine noch dominierendere Rolle
spielen. Aber gerade in der Offensive gibt es personelle Probleme.
kicker: Deutschland hat nun alle
Juniorentitel gewonnen, sind Sie
selbst überrascht, wie schnell sich
der Erfolg eingestellt hat?
Sammer: Es ging wirklich sehr schnell.
Aber ich muss mit aller Deutlichkeit sagen: Wir stehen erst ganz am
Anfang einer Entwicklung. Wer jetzt
denkt, wir seien bereits am Ende
angekommen, hat nichts begriffen.
Die Konzepte sind alle mittel- und
langfristig angelegt. Wir wollen
lehnen. Vielmehr steht der Kampf
um die Inhalte immer im Vordergrund, auch nach solchen Erfolgen.
kicker: Im Anschluss an die EM gab
es ein weiteres Gipfelgespräch nach
dem Streit um die Zuständigkeiten
im Verband. Wie lautet Ihr Fazit?
Sammer: Dass ich den klaren Worten
des Präsidenten selbstverständlich
aufgrund seiner hierarchischen Stellung folge und akzeptiere, dass er die
Position des Bundestrainers stärkt.
Ich werde dafür sorgen, dass die
Entwicklung sportlich und inhaltlich weitergeht und nicht stehenbleibt. Präsident und Bundestrainer
können sich auf mich verlassen.
Foto: imago/Ulmer
Özil (1)
Werder Bremen
Freuen sich über den dritten Juniorentitel: DFB-Präsident Zwanziger,
Sportdirektor Sammer und Generalsekretär Niersbach (von links).
U 21
23
Foto: Getty Images/Hillergren
kicker, 2. Juli 2009
Das Sahnehäubchen ganz zum Schluss: Sandro Wagners genialer Schlenzer zum 4:0 machte das Debakel für die Engländer perfekt.
SPITZENGESPRÄCH: Quintett tagte in Malmö
Kowarz: „Es gibt keinen besseren Torhüter“
Zwanzigers flammender Appell
Auch Löw ist von Neuer beeindruckt
1Der Siegesnacht mit den Europameistern folgte am Dienstag in
Malmö ein DFB-internes Spitzengespräch. Die Teilnehmer: Präsident
Dr. Theo Zwanziger, Generalsekretär Wolfgang Niersbach, Manager
Oliver Bierhoff, Sportdirektor Matthias Sammer und Bundestrainer
Joachim Löw.
Anlass: Der Kompetenzstreit um
die U 21, zuletzt durch ein Sammer-Interview neu entflammt. 150
Minuten tagte das Quintett. „Es war
eine sehr intensive Aussprache“,
berichtete Zwanziger, der am Mittwoch in Vilnius/Litauen an einer
Sitzung der UEFA-Finanzkommission teilnahm. In Malmö seien
unterschiedliche Auffassungen
diskutiert worden, im Grundsatz
aber gebe es „keine Meinungsverschiedenheiten“.
Zwanziger appellierte an die
Beteiligten, „mehr miteinander statt
übereinander zu reden. Wir sind
heute stolz auf die Erfolge unserer
Junioren, aber das darf uns nicht
den Blick verstellen. Über allem
steht die A-Mannschaft. Da darf
es keine Nebenschauplätze geben.
Alle müssen Joachim Löw den Kopf
freihalten, damit er ein Team formen kann, das im WM-Qualifikationsspiel am 10. Oktober in Moskau
gegen Russland bestehen kann“.
1Die erstaunlichen Leistungen
von Manuel Neuer haben sich
nicht nur im Meinungsbild der
kicker-Leser niedergeschlagen
(siehe Frage der Woche), sondern
auch Joachim Löw nachhaltig
beeindruckt: „Er hat in den letzten beiden Monaten an Wert und
Vertrauen gewonnen“, lobt der
Bundestrainer, „was er bei der EM
gehalten hat, war phänomenal. Er
war fast unüberwindbar.“ Trotz seiner erst 23 Jahre sei er „eine starke
Führungspersönlichkeit“, und er
„forciert das Offensivspiel“. Also
kommt auch Löw zu dem Schluss:
„Manuel Neuer gehört die Zukunft.“
Weil er eben noch jung sei, beantwortet Manuel Neuer die Frage, wie
er diese Aussagen des Bundestrainers deute. „Ich will nächste Saison
meine Leistung bringen und mich
empfehlen. Und da ist jedes einzelne gute Spiel wichtig, um zum
Ziel zu gelangen.“
Welches nun ganz klar heißt:
Bei der WM 2010 im Tor zu stehen.
Davon ist übrigens Kurt Kowarz
überzeugt. Der Torwarttrainer der
U 21 hat in den vergangenen Monaten intensiv mit Neuer trainiert und
stellt fest: „Ich habe noch nie einen
Torhüter mit solch außergewöhnlichen Fähigkeiten gesehen.“ Bei der
Aufzählung vonNeuers Stärken gerät
Bundestrainer Löw, der intern
die Frage aufwarf, warum es durch
Sammer mehrmals zu Störfeuern
gekommen sei, während er sich
nie zu den Kompetenzfragen in
der Öffentlichkeit geäußert habe,
erhofft sich nun ein Ende der
öffentlichen Debatten.
RAINER FRANZKE
Alle U-21-Europameister
(bis 1976 als U-23-Wettbewerb)
2009
2007
2006
2004
2002
2000
1998
1996
1994
1992
1990
1988
1986
1984
1982
1980
1978
1976
1974
1972
Deutschland
Niederlande
Niederlande
Italien
Tschechien
Italien
Spanien
Italien
Italien
Italien
Sowjetunion
Frankreich
Spanien
England
England
Sowjetunion
Jugoslawien
Sowjetunion
Ungarn
Tschechoslowakei
Kowarz fast ins Schwärmen. „Der
Junge hat alles: Reaktion, Körper,
Koordination, er ist fußballerisch
sehr stark, spielt unglaublich präzise Abwürfe und Abstöße, macht
das Spiel schnell, und er beeindruckt mit seiner Statur den Gegner,
geht immer nach vorne.“ Kowarz ist
sicher: „Es gibt keinen besseren Torhüter. Ich bin kein Hellseher, aber
wenn ich eine Prognose abgeben
müsste, würde ich sagen: Neuer
steht bei der WM im Tor.“
?
FRAGE
DER
WOCHE
Wer gewinnt das Rennen
um die Nummer 1?
Neuer
36,6 %
Enke
25,7 %
Adler
24,4 %
Wiese
13,3 %
21 627 Teilnehmer
www.kicker.de
U-21-Europameister 2009
Bitburger gratulie
zum Gewinn der E
ert der U21
Europameisterschaft.
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INTERNATIONAL
PROFIL
kicker, 2. Juli 2009
MARCUS BERG
FC Groningen
Fahrkarten am Schießstand
folgen Treffer am Fließband
ut, dass der letzte Eindruck nicht
immer haften bleibt. Denn der
war gar kein guter. Als erster schwedischer Elfmeterschütze trat Marcus
Berg im Halbfinale der U-21-EM
gegen England zum Punkt – und
scheiterte an Joe Hart. Doch ohne
ihren besten Stürmer, der siebenmal (allein zweimal in der regulären
Spielzeit gegen die Briten) traf, wäre
der Gastgeber gar nicht erst in die
Runde der letzten Vier eingezogen.
Und so wurde der Schwede nicht
nur Torschützenkönig sondern
auch bester Spieler des Turniers.
Dass der 22-Jährige heute beim
FC Groningen und vielleicht bald
schon bei einem großen Klub kickt,
war vor einigen Jahren noch nicht
absehbar – und ist kurioserweise
seiner Schwäche beim Schießen
zu verdanken. Nicht beim Fußball, sondern beim Biathlon. Berg
stammt aus Torsby, einem nördlichen Teil der Region Värmland.
4000 Menschen wohnen dort, Sven
Göran Eriksson (Ex-Nationalcoach
von England und Mexiko) wuchs
dort auf. So weit, so ruhig. Doch
Torsby ist auch das Mekka der
schwedischen Biathleten.
„An einen Wettbewerb“, sagt er,
„kann ich mich noch gut erinnern.
Ich traf kein einziges Mal, bekam
dauernd Strafrunden aufgebrummt
– und gewann trotzdem.“ Die Fahrkarten im Schießstand führten ihn
also zum Fußball. Sein Bruder Jonatan stand bereits bei IFK Göteborg
unter Vertrag, als er für Marcus ein
Probetraining arrangierte. „Jonatan
war mein Vorbild. Er war besser und
ging ernster zur Sache“, sagt Marcus
Zur Person
Geboren:
17. 8. 1986 in Torsby/Schweden
Nationalität: Schwedisch
Bisherige Vereine:
FC Groningen, IFK Göteborg, Torsby IF,
IFK Velen
Erstligadebüt:
am 10. 4. 2005 mit IFK Göteborg gegen Malmö FF (2:1)
Erstligaspiele: 109
Erstligatore: 53
Internationale Einsätze:
7 A-Länderspiele (1 Tor), 19 U 21 (8
Tore)
Foto: imago/Ulmer
G
Berg. Doch während der Bruder
es nie zum Stammspieler brachte,
blieb der Ex-Biathlet in der Spur.
Dass er nun Tore am Fließband
produzierte, war kein Zufall. In
seiner letzten Saison in Schweden
traf er 14-mal in 17 Partien, in
Groningen netzte er in zwei Jahren 32-mal ein. Und träumt nun
vom nächsten Karriereschritt.
„Lazio ist mein Traumverein“,
so Berg. Doch ob er wirklich in
Rom landet? Ajax ist interessiert,
ebenso Everton, auch BayernScout Björn Andersson bestätigte,
dass auch die Münchner ein Auge
auf ihn geworfen haben. Auch
anderen Bundesligisten wie Stuttgart ist Berg schon aufgefallen.
„Er ist stark im Strafraum,
schlägt Finten, schafft sich
Räume“, lobt U-21-Coach Jörgen
Lennartsson. Berg selbst ist nur
zu entlocken, dass er „ein gutes
Spielverständnis“ habe. Ansonsten lässt er, der in seiner Freizeit
gerne Kreuzworträtsel löst, eher
Taten sprechen. Selbst bei einem
Lieblingsthema von Fußballprofis
(„Wer fährt das teuerste Auto?“)
redet er nicht mit. Aus gutem
Grund: Marcus Berg hat keinen
Führerschein.
TO R B J Ö R N W E S T L I N
ARGENTINIEN: Überragender Pastore
Cappa mit Huracan
auf Menottis Spuren
1Immerhin: Die Anhänger werden
beim Ligafinale nicht ausgesperrt,
der Schweinegrippe-Virus, der
schon über 30 Todesopfer am Rio
de la Plata gefordert haben soll,
wird als nicht ausreichend gefährlich betrachtet. Ob dies eine gute
Nachricht vor traurigem Hintergrund ist, zeigt sich am Sonntag.
Denn vergangene Woche hatten
sich nach dem Spiel Huracan gegen
Arsenal (3:0) Hooligans bekämpft.
Die Folge: Zwei Tote. Erschossen
beide, darunter ein Taxifahrer. Seit
Jahrzehnten liefern sich mafiöse
Banden einen Krieg – und Vereine
wie Regierung sehen zu. Nun hat
diese beschlossen, doch Zuschauer
am letzten Spieltag zuzulassen.
Dabei könnte es so schön sein:
Die zwei Titelkandidaten treffen am
letzten Spieltag direkt aufeinander:
Der Zweite Velez, Weltpokalsieger
1994, empfängt Huracan, das einen
Punkt vor ist und einmal, 1973,
unter Menotti Meister war. Damals
mit dem späteren Wattenscheider
Carlos Babington als Spieler. Nun ist
er Präsident: „Es wäre die Krönung
meiner Karriere“, so der 59-Jährige,
der auch schon Huracan-Coach war.
Heute ist dies Fußball-Philosoph
Angel Cappa, 1995 an der Seite von
Jorge Valdano als Co-Trainer Meister mit Real Madrid. Nach diversen
Jahren als TV-Experte in Spanien
in Argentinien fast schon vergessen gewesen, erlebt der 62-Jährige
derzeit so etwas wie die eigene Auferstehung – parallel zum Verein.
Denn Huracan zeigt sich wirklich als „Hurrikan“, bietet spektakulären Offensivfußball, schaffte
angeführt von dem jungen Regisseur Javier Pastore (20), den sich
Palermo angelte, die meisten Tore
und Siege. Und Pastore gibt weiter
Gas: „Wir werden nicht auf Remis
spielen, sondern den Sieg suchen.“
Vorne solle es Stürmer de Federico
richten, ebenfalls erst 20. Weitere
Stützen des Teams sind Mittelfeldspieler Bolatti (24), bereits zum FC
Porto transferiert, sowie Rechtsverteidiger Araujo (20). Alle haben sie
schon getroffen, alle aus der Stammelf bis auf Torwart Monzon.
„Das macht sie so gefährlich, und
sie sind Tabellenführer“, sagt VelezTrainer Gareca (51), dessen ungleich
älteres Team die beste Defensive
vorweisen kann. Emiliano Papa (27)
und Nicolas Otamendi (21) auf den
Außen debütierten bereits unter
Diego Maradona in der Nationalelf.
Innenverteidiger Dominguez (28)
ist einer der besten der Liga. Im
Mittelfeld ziehen U-20-Weltmeister
Moralez (22) und Cubero (30) die
Fäden, Toptorjäger Lopez (31) traf
bislang elfmal. Nicht mit dabei am
Sonntag wird indes der verletzte
Ex-Wolfsburger Ponce (26) sein.
Nichts zu tun mit dem Ausgang
der Liga haben derweil River und
Boca, das als entthronter Meister
seine schlechteste Phase seit über
einem Jahrzehnt (Trainerwechsel
hin zu Basile inklusive) durchmacht. PA B LO A RO G E R A L D E S
Foto: pixathlon
26
Huracans Motor: Regisseur Javier Pastore vom Titelaspiranten Huracan
aus Buenos Aires, der vor der ersten Meisterschaft seit 1973 steht.
SPANIEN
kicker, 2. Juli 2009
D
Weiter, immer weiter
Kaum ist Neuzugang KAKA (27) bombastisch vorgestellt worden, ist Real an
Lyons Benzema dran. Cristiano Ronaldo soll am Montag präsentiert werden.
Fotos: Reuters/Medina, imago/Panoramic, imago/Action Pictures
ie Meldungen überschlugen
sich am Mittwoch: Benzema
Verpflichtung perfekt, Real
mit Benzema einig, beide Seiten
kurz vor der Einigung. Von konkret
bis schwammig waren die Wasserstandsmeldungen. Dass auch Manchester United mitbietet um den
21-jährigen Franzosen und auch
bis vor kurzem die besseren Karten
zu haben schien, interessierte in
Spanien zunächst niemanden.
Klar ist nur: Real Madrid ist an
Lyons Stürmer Karim Benzema
dran. Einen Tag nach der Vorstellung von 65-Millionen-Euro-Mann
Kaka geben die „Königlichen“
schon wieder Vollgas. Getreu dem
Kahn’ schen Motto: Weiter, immer
weiter. Gestern Kaka, heute Benzema, morgen Crisitano Ronaldo.
Dessen Vorstellung ist schon fixiert:
Am kommenden Montag soll der
94-Millionen-Einkauf präsentiert.
Soviel möchte aber selbst Real
für Benzema nicht locker machen.
Von 35 Millionen Euro war zunächst
die Rede, weniger als Manchester
United zu bieten bereit sein soll
(s. Seite 31). Doch bei Reals neuem
alten Präsidenten Florentino Perez
weiß man ja nie. Auch Benzema ließ
schon durchblicken, dass er eher zu
Madrid denn zu Manchester tendiert. Natürlich der Stadt wegen.
Sie müssen die Aufbauten im
Bernabeu-Stadion also gar nicht
abmontieren, die sie am Dienstag
für Kaka aufgefahren hatten. Abends
– pünktlich zu den Hauptnachrichten – war der Brasilianer, untermalt
von bombastischen Klängen aus
Rock und Klassik, den rund 50 000
anwesenden Fans vorgestellt worden. Im Rücken: ein Riesenplakat
von Altstar Zinedine Zidane und
die neun Landesmeister-Pokale, die
Real bis dato gewann.
27
Gestern: Kaka wurde bereits im
Bernabeu-Stadion präsentiert.
Heute: Lyons Karim Benzema steht
auf der Real-Agenda oben.
Morgen: Cristiano Ronaldos baldige
Vorstellung lässt einiges erwarten.
Der Auftrag an Kaka, die neue
Nummer 8 der „Königlichen“, und
alle, die da noch präsentiert werden,
war deutlich: Nummer zehn soll
eingefahren werden. Nicht irgendwann bitte, sondern am besten
2010, wenn das Finale der Champions League im Bernabeu steigt.
Selbst die Hauspostille Marca
schrieb von einer „Verrücktheit“ in
Sachen Präsentation. In der Tat: So
viel Hysterie war noch nicht in der
jüngeren Real-Vergangenheit, nicht
mal zu Zeiten der „Galaktischen“.
Ein Zidane war 2001 kaum anders
präsentiert worden als 2007 ein
Christoph Metzelder, dessen Berater am Mittwoch spanische Spekulationen um einen Wechsel zu
Besiktas Istanbul als „große Erfindung“ abtat. Selbst ein David Beckham war 2003 vor gerade mal 1000
Fans eingeführt worden – in der
vereinseigenen Basketballhalle.
So ist der aktuelle Wirbel kein
Zufall, folgt vielmehr der Idee, durch
exzessives Medienaufkommen bei
Sponsoren Eindruck zu schinden.
Kaka war derweil „sehr glücklich. Noch nie habe ich so etwas
wie heute erlebt.“ Da mochte Perez
nicht nachstehen, versicherte, Kaka
verkörperte „die Werte Reals“ und
sei somit „eine Ikone unserer Zeit“.
Die morgen schon mit Benzema
gemeinsam in einer Elf spielt?
Nichts scheint unmöglich. Erst
recht nicht, dass der Hype um Kaka
bald auf noch spektakulärere Weise
durch die Vorstellung Cristiano
Ronaldos übertroffen wird. Real gibt
Vollgas.
HARALD IRNBERGER
Angebot und Handgeldforderung dementiert – Werben um David Villa wird intensiviert
Wirbel um Eto’o: ManCity oder Vertragsverlängerung?
abschiedungsgeld in der Höhe von
15 Millionen – womit Triple-Sieger
Barca bei dem Geschäft nur noch
zehn Millionen erlösen würde.
Die Antwort erhielten sie am
Mittwoch von Eto’os Manager Josep
Maria Mesalles: Es existiere gar kein
Foto: pixathlon
1Da blieb selbst dem gewieften
Juristen die Spucke weg: „Stratosphärisch“ nannte Barca-Boss Joan
Laporta ein Angebot, das Samuel
Eto’o angeblich von ManCity unterbreitet wurde: 50 Millionen Euro
netto für fünf Jahre. So die von Barca
nachgeschobene konkrete Zahl.
Kurzum, unter solchen Bedingungen werde man den Spieler wohl
nicht halten können – selbst wenn
die Barca offerierte Ablöse lediglich
25 Millionen betrage.
Ein Problem sei da allerdings
noch, wurde den örtlichen Medien
überdies gesteckt: Eto’o verlange, so
hieß es gerüchteweise, ein Art Ver-
Was wird aus Samuel Eto’o?
Angebot von City an den Spieler
– und erst recht nicht habe dieser
von Barca die genannten 15 Millionen verlangt. Vielmehr plane der
Stürmer, zumindest bis zum Auslaufen seines Vertrages im Juni 2010
in Barcelona zu bleiben. Von dort
sei im Übrigen am Abend zuvor
die Einladung ausgegangen, diesen
Vertrag um zwei Jahre zu verlängern
– zu gleichbleibenden Konditionen.
Das alles scheint Ausdruck des bei
Barca längst traditionellen Sommer-Wahnsinns zu sein.
Zugleich bemüht man sich bei
Barca nun verstärkt, David Villa
vom FC Valencia zu erwerben – als
Ersatz für oder Ergänzung zu Eto’o.
Und unmittelbar vor dem Abschluss
steht der Kauf des brasilianischen
Nachwuchsstürmers Keirrison von
Palmeiras für etwa 15 Millionen
– der allerdings ausgeliehen werden soll. Etwa an den FC Valencia,
um die für Villa zu entrichtende
Ablöse zu senken. Was dort freilich
auf ernüchternd geringes Interesse
stößt. So könnte die hintergründig
angelegte Inszenierung auch damit
enden, dass Villa nicht bei Barca
landet, man dort auf einem noch
unreifen Keirrison sitzen bleibt
– und froh sein muss, wenn Eto’o
weiterhin zu Verfügung steht. H . I .
28
AUFSTEIGER-SERIE TEIL 3
kicker, 2. Juli 2009
Schnelle Erholung vom Bankrott
Der FC PARMA ist zurück. Der geplante, direkte
Wiederaufstieg glückte. Auch ein Verdienst des
ruhigen Trainer-Tüftlers Francesco Guidolin.
elbstbewusst war Parma in
die Saison gestartet und man
erklärte, dass alles andere als
der sofortige Wiederaufstieg gar
nicht infrage käme. Auf dem Platz
blieben das zunächst allerdings
nur leere Worthülsen, denn nach
fünf Partien und horrenden Leistungen besaß man lediglich fünf
Punkte. Um Geld
zu beschaffen,
hatte der Verkauf
der begehrtesten
Akteure dann
doch an der Substanz genagt.
So musste Trainer Gigi Cagni
nach sechs Partien und hitzigen
Fanprotesten die Bank räumen,
für ihn kam der ruhige Tüftler
Francesco Guidolin – und mit ihm
die Konstanz. Der Klub aus der
180 000-Seelen-Stadt in der Emilia
startete eine erfolgreiche Serie und
nach einigen Korrekturen auf dem
Winter-Transfermarkt schloss man
die Saison nach 42 Spielen bei 76
Punkten als Zweiter ab.
Parma stellte dabei den besten
Sturm (zusammen mit Meister
Bari 65 Tore), die beste Abwehr (34
Gegentreffer), erlitt die wenigsten
Niederlagen, blieb zu Hause als
einziges Team ungeschlagen, verbuchte allerdings auch die zweit-
S
meisten Remis (19). Dabei war auf
den Angriff Verlass: Das 19 Jahre
alte Talent Alberto Paloschi, ausgeliehen vom AC Mailand, schoss elf
Treffer, Daniele Vantaggiato traf 17
Mal, Veteran und Kapitän Cristiano
Lucarelli (33), dessen Bruder Alessandro (31) in der Abwehr spielte,
erzielte zwölf Treffer.
Die Namen
und Auftritte des
FC Parma im Stadio Ennio Tardini
(27 906 Plätze)
haben jedoch
längst nicht mehr
den Glanz der schillernden 90er
Jahre. Im Grunde deutete sich der
Fall in die Zweite Liga in der vergangenen Saison nach 18 Jahren Serie A
an, nachdem sich der Klub 2005
gerade noch durch die Play-offs
gerettet hatte. Als das Unternehmen
Parmalat, seit 1990 Besitzer des Vereins, 2003 Bankrott ging, riss es die
Fußballabteilung fast mit in den
Abgrund. Für die Rettung sorgte
schließlich der Insolvenzverwalter.
Seit jenem derben Schlag werden
die glorreichen Zeichen fürs Erste
Erinnerung bleiben.
Immerhin trugen das ParmaTrikot einst Spieler wie Buffon,
Fabio Cannavaro, Thuram – das
Defensiv-Trio war kaum verwund-
LIVORNO: Die „Wundertüte“ aus der Toskana
Foto: ALDO LIVERANI/Ghidon
Benvenuti
in Serie A
Jung und alt: Ein Torjäger-Duo als Garant des Parma-Aufstiegs – der
19-jährige Alberto Paloschi (li.) und der 33-jährige Cristiano Lucarelli.
bar und erhielt den Namen „Bermuda-Dreieck“ –, Zola, Stoichkov,
Veron, Crespo, Sensini oder auch
die Ex-Bundesliga-Profis Marcio
Amoroso und Johan Micoud. Auf
der Bank machte sich Arrigo Sacchi
einen Namen, bevor er zu Milan
wechselte, später saßen dort u. a.
Nevio Scala und Carlo Ancelotti.
Im Trophäenschrank stehen zwei
UEFA-Cups und ein Europapokal
der Pokalsieger.
In der kommenden Saison geht
es hingegen um eine schwere Konsolidierung in der Serie A – berechtigte Hoffnung darauf geben der
junge Unternehmer Tommaso
Ghirardi (34), seit 2007 Präsident,
und Coach Guidolin, die für seriöse
Arbeit stehen. O L I V E R B I R K N E R
BARI: Trainer Conte ging trotz Aufstieg
Cristiano Lucarelli vor der Rückkehr Jetzt droht ein neuer Rekord
1Erst in den Play-offs sicherte sich
der Tabellendritte Livorno (Stadio
Armando Picchi, 19 238 Plätze) die
Serie A. Wie in der Saison erwiesen
sich in den vier Partien Kapitän und
Stürmer Francesco Tavano und Alessandro Diamanti mit jeweils drei
Treffern als entscheidend – Tavano
hatte die Spielzeit als Torschützenkönig (24) abgeschlossen.
Was dem sofortigen Wiederaufstieg folgt, ist eine Wundertüte,
denn die Hafenstadt der Toskana
mit 160 000 Einwohnern gilt als
besonderes Pflaster. In der Region
genießt sie den Ruf, dort jede Exzentrik ausleben zu können, ohne dass
jemand mit der Wimper zuckt.
Über die „rote“ Hochburg – in
Livorno wurde 1921 die Kommu-
nistische Partei Italiens gegründet
– sagte ein Trainer des Klubs einmal:
„Hier will niemand große Champions auf dem Platz sehen, sondern
nur echte Männer.“ Einer davon ist
der gebürtige Livornese Cristiano
Lucarelli, der 2004 auf das lukrative
Angebot des FC Turin plus 500 000
Euro Handgeld (eine Milliarde alter
Lire) verzichtete, und daraufhin das
Buch schrieb: „Behaltet eure Milliarde“, eine Liebeserklärung an die
Heimatstadt.
Dieser Cristiano Lucarelli wechselte nach einem heftigen Streit mit
Präsident Aldo Spinelli 2007 dann
doch, wird aber in der nächsten
Saison wohl wieder in Livorno
anheuern, um dort seine Karriere
zu beenden.
oli
1Acht Jahre dauerte es, bis Bari
den erneuten Aufstieg in die Serie
A sicherte, unter anderem mit dem
Vereinsrekord von 16 ungeschlagenen Partien in Folge. Als der
Triumph am 8. Mai vier Spieltage
vor Saisonende feststand, verwandelte sich die Hafenstadt an der
Ferse des italienischen Stiefels in
ein Tollhaus.
Im Stadio San Nicola, benannt
nach dem Schutzpatron der Stadt,
feierten dann am letzten Spieltag
fast 59 000 Fans das verspätete
Geschenk zum 100-jährigen Bestehen des Vereins, der 1908 gegründet
wurde. Letztlich sicherte sich Bari
und der 23 Jahre alte brasilianische
Toptorjäger Barreto (23 Treffer)
unter dem ehemaligen Juventus-
Spieler Antonio Conte mit 80 Punkten etwas überraschend den Titel
der Serie B.
Der Coach wurde lange Wochen
als kommender Trainer bei Juventus
gehandelt, die Turiner entschieden
sich jedoch für Ciro Ferrara. Conte
aber legte dennoch sein Amt in
Bari nieder, als Hauptgrund galten Meinungsverschiedenheiten
mit Präsident Vincenzo Matarrese,
Bruder des ehemaligen Verbandsund Ligapräsidenten Antonio, über
anstehende Transfers. Ende Juni
verpflichtete Bari dann Giampiero
Ventura als neuen Trainer. Ihm sollten wichtige Neuzugänge gewährt
werden, ansonsten droht der alleinige Serie-A-Rekord: zum fünften
Mal als Letzter abzusteigen.
oli
INTERNATIONAL
kicker, 2. Juli 2009
29
ITALIEN: Leonardo plant die neue Offensive – Brasilianer vom FC Sevilla als Alternative im Angriff
1Wenn sich am Montag die Tore
in Milanello für die neue Saison
des AC Mailand öffnen, werden die
Kameras wohl zuerst den neuen
Trainer der Rotschwarzen anvisieren. Sensationelle Neuzugänge
hat der Klub bislang noch nicht zu
vermelden. Zudem dürfte die Neugier groß sein, wie Leonardo Nascimento de Araujo, bekannt als „Leonardo“, seinen ersten Trainerjob
angehen wird. Die Situation ähnelt
der bei Inter im vergangenen Jahr,
als sich alles zunächst komplett auf
José Mourinho fokussierte.
Auch Leonardo ist freilich nicht
unbedingt ein Neuzugang, arbeitete der 39-Jährige doch nach seiner
aktiven Milan-Laufbahn (97 Ligaspiele zwischen 1997 und 2001) als
Berater des Transfermarkts für den
Verein und fädelte unter anderem
die Zukäufe seiner Landsleute Kaka,
Pato und zuletzt Thiago Silva ein.
Schon vor dem Start an der Seitenlinie ließ er durchblicken, dass der
AC in einem 4-3-3 antreten wird, in
dem Ronaldinho auf dessen bevorzugter rechten Offensivseite ohne
viele Defensivaufgaben in altem
Glanz erstrahlen soll. Patron Silvio
Berlusconi wird dies gefallen – das
defensive Tannenbaum-System von
Carlo Ancelotti mit nur einer Spitze
wurde er ja nie müde zu kritisieren.
Milan müsse „immer mit mindestens zwei Stürmern spielen“, so
Berlusconis Credo.
Einen Stürmer wünscht sich
Leonardo deshalb noch. Seine all-
Foto: pixathlon
Flexibles Milan: Luis Fabiano statt Edin Dzeko?
Stabile Seitenlage: Brasiliens Nationalstürmer Luis Fabiano vom FC Sevilla ist bei Milan im Gespräch.
seits bekannte Präferenz lautet Edin
Dzeko. „Momentan besitzt er den
Status unverkäuflich. Doch wenn
das gute Wolfsburg seine Einstellung ändert, bin ich sofort bereit
nach Deutschland zu reisen“, sagte
Geschäftsführer Adriano Galliani.
„Wenn sie allerdings weiter mauern
sollten, konzentrieren wir uns auf
andere Spieler wie Luis Fabiano
oder Emmanuel Adebayor – mit
Arsene Wenger habe ich bereits
locker telefoniert.“
Der Verdacht verstärkt sich,
dass der AC aus Bilanzgründen
im Grunde höchstens eine einzige
große Investition tätigen möchte,
etwa für Luis Fabiano (28) vom
FC Sevilla. Den Rest der 65 KakaMillionen nutzt man, um die roten
Zahlen auszugleichen – ein Ziel,
das laut Galliani Ende 2009 erreicht
sein wird. „Ich leite zum 24. Mal
den Mercato des AC. Nach all den
früheren intensiven Investitionen
müssen wir nun mal eine Pause
einlegen“, erklärte Galliani die
Zurückhaltung.
Und so formulierte man die Ziele
nicht so pompös wie zuletzt, als
jeder Wettbewerb an Milan gehen
sollte. Unter den ersten drei mag
man sich in der Serie A platzieren, in
der Champions League nur „so weit
wie möglich“ kommen. Das klingt
so gar nicht nach den gewohnt
majestätischen Berlusconi-Forderungen, es sind aber eben andere
Zeiten.
OLIVER BIRKNER
FRANKREICH: Schon fünf Torhüter wechselten den Klub – Nur Mandanda und Lloris bleiben
Keeper Gregory Coupet setzt das Torhüter-Karussell in Gang
Foto: imago
1Es war wie mit den Dominosteinen: Als es den auslösenden Impuls
gab, fielen auch die übrigen Steinchen. Und den Anfang im „Bäumchen-wechsle-dich-Spielchen“ unter den Torhütern in der Ligue 1
machte am vergangenen Montag
ausgerechnet ein Heimkehrer aus
der Primera Division Spaniens.
Neubeginn: Gregory Coupet.
„Ich will mit Paris etwas gewinnen und dafür werde ich das Maximum geben“, versprach Gregory
Coupet (36) bei seiner Präsentation
in der Hauptstadt. Nach dem faden
einjährigen Intermezzo bei Atletico Madrid (nur 6 Liga-Einsätze)
greift der Ex-Nationalkeeper (34
Länderspiele samt WM-Finale von
2006) und siebenmalige Meister mit
Olympique Lyon wieder an. Coupet
unterschrieb für zwei Jahre.
Den Platz im PSG-Kasten hatte
sein ehemaliger Nationalelf-Kollege Mikael Landreau (29) freiwillig
geräumt, weil er wegen seiner Leistungen immer wieder angefeindet
wurde. Der ehemalige Keeper des
FC Nantes, wo er schon als 17-
Jähriger Stammkeeper war, floh in
den Norden, folgte den Lockrufen
des OSC Lille. Am Dienstag unterschreib er für drei Jahre.
Parallel zu Landreau präsentierte
auch Meister Girondins Bordeaux
seine neue Nummer 1: Trainer Laurent Blanc angelte sich mit Cedric
Carrasso vom FC Toulouse die Torhüter-Entdeckung der Vorsaison.
Mit imponierenden Leistungen
wurde Carrasso zur Nummer 3 in
der Equipe tricolore und Bordeaux
ließ sich den Einkauf acht Millionen
Euro kosten. „Solch eine Möglichkeit, mich auch in der Champions
League zu beweisen, konnte ich
mir nicht entgehen lassen“, sagte
der ehemalige Marseille-Keeper,
der nach einem Achillessehnenriss
dort ausgemustert wurde.
Die Planstelle von Carrasso
bei den „Violetten“ in Toulouse
übernimmt jetzt der 26-jährige
Yohann Pelé, der zuletzt das Tor
in Le Mans hütete. Der Ex-Klub
des Wolfsburger Torjägers Grafite
wiederum verpflichtete den Nationalkeeper Gabuns. Didier Ovono
(26) stand zuletzt bei Dynamo Tiflis
unter Vertrag. Doch damit ist das
Torhüter-Karussell in der Ligue 1
wohl keineswegs gestoppt. Sicher,
so scheint es derzeit, haben wohl
nur die aktuellen Nationalkeeper
Steve Mandanda (24, Marseille) und
Hugo Lloris (22, Lyon) ihren Platz.
L AU R E N T M A LT R E T
INTERNATIONAL
kicker, 2. Juli 2009
KICKER-KULISSE
TÜRKEI: Unterschrift und Auftakt bei Fener
NOTIERT VON MARTIN GRUENER
Daum kennt die Ansprüche
international
Große Ehre für Karim Haggui (25), der
kürzlich von Leverkusen nach Hannover gewechselt war. Der Weltverband befragt derzeit auf www.fifa.
com seine User nach dem „spektakulärsten Spielertransfer der letzten Wochen“ und stellt dafür sechs
Kandidaten zur Auswahl, darunter
auch den Tunesier. Bis Mittwochabend lag Haggui zwar weit hinter
Cristiano Ronaldo, Kaka und Djibril
Cissé, aber trotzdem noch knapp
vor den prominenten Kollegen Javier
Saviola und Roque Santa Cruz.
2
Jene Fans von Newcastle United, die
dachten, es gebe nichts Schlimmeres als den Abstieg ihres Klubs
aus der Premier League, wurden
eines Besseren belehrt. Seit der
Zweitligist seine Trikots für die neue
Saison präsentierte, hagelt es Proteste. Statt wie üblich schwarz-weiß
gestreift, tragen die „Magpies“ nun
gelbe Streifen auf weißem Untergrund. „Wir sehen aus wie verdammte Zitronenbiscuits“, zetert
ein Anhänger im Fan-Forum.
2
Eine Weile musste er überlegen,
dann entschied sich Paolo Maldini (41) doch gegen London und
für das geliebte Mailand. Sein ExCoach Carlo Ancelotti (50) hatte der
zurückgetretenen Milan-Legende
einen Assistentenjob bei seinem
neuen Verein FC Chelsea angeboten. „Er hat mir leider gesagt, er
will sich jetzt erst mal ausruhen“,
erklärte Ancelotti.
2
Ein anderer Italiener hingegen soll
dem Fußball künftig fernbleiben,
meint nicht nur der Chef des nationalen Verbands FIGC, Giancarlo
Abete (58). Weil der FC Bologna
offenbar Luciano Moggi (72) zu einem
Comeback verhelfen will, schimpft
Abete: „Alle haben sich an die
CHAMPIONS LEAGUE
Qualifikation, 1. Runde, Hinspiele:
Hibernians Paola (MLT) FK Mogren Budva (MNE)
0:2
Tre Fiori Fiorentino (SMR) UE Sant Julia (AND)
*
(Rückspiele am 7./8. Juli)
LÄNDERSPIELE
Panama - Honduras
Mexiko - Guatemala
Guatemala - Kanada
0:2
0:0
0:3
NORWEGEN
Fredrikstad FK - Bodö/Glimt
Molde FK - Lyn Oslo
Odd Grenland - Viking
Strömsgodset IF - Sandefjord
Tromsö IL - Aalesunds FK
Valerenga Oslo - Rosenborg
Stabaek IF - Brann Bergen
2:2
4:0
2:2
1:1
3:1
1:2
2:1
Beschlüsse der Justiz zu halten.“
Der ehemalige Juve-Manager war
2006 nach dem Manipulationsskandal für fünf Jahre gesperrt
worden, nun soll er Bolognas
„Meine Frau ist unglücklich
mit dem Lebensstil in
Manchester. Aber deshalb
werde ich nicht wechseln.
Den Verein, meine ich.“
NEMANJA VIDIC (27) schwört
zumindest ManUnited Treue.
Vereins-Chefin Francesca Menarini
neue Aktionäre verschafft haben.
Moggi treuherzig: „Ich spiele nur
die Rolle des Beraters.“
2
Mit einem Gottesdienst in der
Kathedrale von Medellin wird
heute, Donnerstag, dem 15. Todestag von Andres Escobar gedacht.
Der kolumbianische Nationalspieler war nach einem Eigentor
bei der WM 1994 im Alter von 27
Jahren erschossen worden. Die
Lage im Land bleibt unruhig. Am
Montag erst trat Ruben Israel (51)
nach nur vier Wochen als Trainer
von Santa Fe aus Bogota wegen
Morddrohungen gegen ihn zurück.
Lilleström SK - IK Start
1. Rosenborg BK
2. Molde FK
3. Odd Grenland
4. Valerenga Oslo (P)
5. Start Kristiansand
6. Stabaek IF (M)
7. Brann Bergen
8. Viking Stavanger
9. Sandefjord Fotball (N)
Tromsö IL
11. Fredrikstad FK
12. Aalesunds FK
13. Strömsgodset IF
14. Lilleström SK
15. FK Bodö/Glimt
16. Lyn Oslo
16
16
16
16
15
16
16
16
16
16
16
16
16
15
16
16
33:12
27:17
30:21
28:24
27:22
25:17
26:24
19:20
21:25
21:25
19:23
16:25
15:22
18:24
15:30
14:23
*
38
31
26
25
24
23
23
21
18
18
18
18
16
15
14
11
SCHWEDEN
Pokal, Viertelfinale:
Syrianska FC - Helsingborg
n.V. 1:3
1„Der Empfang war sehr herzlich“, meinte ein zwischen zahlreichen Besprechungen hin-und
herpirschender Christoph Daum
(55). Sein Handy hatte er schon seinem Sohn Marcel überlassen. Der
alte neue Trainer von Fenerbahce
Istanbul, wo er schon zwischen
2003 und 2006 erfolgreich arbeitete,
ist in seinem Element. Kurz, aber
prägnant seine Aussagen. „Fener
und Daum, da lautet das Ziel die
Meisterschaft“, weiß Daum natürlich um die Ansprüche.
Neben dem Trainingsauftakt
konnte Klub-Präsident Aziz Yildirim am Mittwoch auch seinen
neuen Cheftrainer mit der Unterschrifts-Zeremonie der vollständig
versammelten türkischen Presse
vorstellen. „Man merkt, wie groß
die Erwartungen von allen Seiten an
unseren Klub sind“, bemerkte Yildirim sofort. Mit seiner Unterschrift
setzte Daum auch der kurzzeitigen
Ära des Spaniers Luis Aragones (70)
nach nur einer Saison ein Ende.
Erst am Wochenbeginn hatte der
Europameister-Trainer des Vorjahres die Abfindungsmodalitäten
akzeptiert. Hätte der Spanier auf
stur geschaltet, dann hätte Fener
seinen GAU erlebt – Daum hätte
nicht für drei Jahre unterschreiben
dürfen. Doch so löste sich alles in
Wohlgefallen auf.
So wie das Wetter am Mittwoch,
als Daum zur ersten Trainingseinheit bat. Es herrschte große Aufbruchstimmung, wie jedes Jahr bei
Fener. Nach dem enttäuschenden
vierten Platz in der vergangenen
Saison soll’s mit Christoph Daum
der Titel werden. „Wir haben den
Anspruch, immer Meister zu werden. Wir wollen national und international Erfolge feiern. Unser Trainer soll all seine Spieler bekommen,
die er haben möchte“, so Yildirim.
FINNLAND
Rovaniemi PS - JJK Jyväskylä
*
Tampere Utd. - Inter Turku
*
Vaasa PS - HJK Helsinki
*
Nachtrag vom Sonntag:
HJK Helsinki - Inter Turku
2:0
Rovaniemi PS - Honka Espoo
1:2
Valkeakoski - FF Jaro
0:0
1. Haka Valkeakoski
12 18:7 24
2. Turku PS
12 21:12 22
3. HJK Helsinki (P)
11 17:8 21
4. IFK Mariehamn
12 13:6 21
5. Honka Espoo
12 26:16 20
6. FF Jaro
12 18:12 19
7. Inter Turku (M)
11 11:9 19
8. FC Lahti
12 17:18 16
9. Vaasa PS
11 12:13 16
10. Anjalankoski
11 11:13 13
11. Tampere United
11 9:14 12
12. JJK Jyväskylä (N)
10 9:18 7
13. Rovaniemi PS
14. Kuopio PS
Foto: pixathlon
30
In seinem Element: FenerbahceCoach Christoph Daum.
Doch da sind dem Ex-Kölner teils
die Hände gebunden. Acht Ausländer dürfen in der Türkei unter Vertrag genommen werden, sechs pro
Spiel auf den Bogen. „Sechs stehen
noch unter Vertrag, zwei darf ich
noch holen“, sagt Daum. Bleibt
der wechselwillige Spanier David
Guiza? „Er hat Vertrag. Das ist der
Stand heute“, so Christoph Daum
kurzsilbig. „Das Entscheidende sind
nicht die Personalien, sondern dass
wir schnell eine Einheit werden.“
Um die zu forcieren, kommt sein
Team um die Assistenten Roland
Koch und Ayhan Tumani sowie Torwart-Trainer Holger Gehrke schon
bald wieder nach Deutschland: Das
Trainingslager in Bad Wörrishofen
(14. bis 27. Juli) mit Testspielen u. a.
gegen die Bundesligisten Nürnberg
(18. Juli) und Hoffenheim (21. Juli).
H . H A S S E L B RU C H / H . U Z U N
11 8:22 5
12 5:27 4
BRASILIEN
Nachtrag vom Sonntag:
Fluminense - Flamengo
Internacional - Coritiba FC
Palmeiras - Santos FC
Sport Recife - Gremio
Vitoria - EC Santo André
1. Atletico Mineiro
2. Internacional
3. Vitoria
4. Gremio Barueri (N)
5. Palmeiras SP
6. Corinthians (N)
8
8
8
8
8
8
0:0
3:0
1:1
3:1
4:1
19:11 17
10:6 17
13:8 16
17:12 13
12:10 13
8:7 11
7. Flamengo
8. Goias EC
9. Cruzeiro
10. Santos FC
11. Sao Paulo FC (M)
12. EC Santo André (N)
13. Fluminense
14. Gremio
15. Sport Recife (P)
16. Atl. Paranaense
Clube Nautico
18. Coritiba FC
19. Avai FC (N)
20. Botafogo RJ
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
8
10:13
17:13
9:13
17:15
9:7
13:14
6:8
10:9
13:13
9:15
9:15
12:16
9:12
9:14
11
11
10
10
10
10
10
9
8
8
8
7
7
6
*) Bei Redaktionsschluss nicht beendet
Weitere Tabellen finden Sie auf unserer Website unter
www.kicker.de/tabellen-international
INTERNATIONAL
kicker, 2. Juli 2009
31
NEWS
Lucho Gonzalez (28) wechselt für
17,5 Millionen Euro vom FC Porto
zu Olympique Marseille. Der
argentinische Mittelfeldspieler ist
damit neuer Rekordtransfer des
französischen Vize-Meisters.
Hristo Stoichkov (43) wird neuer
Trainer des südafrikanischen
Erstligisten Mamelodi Sundowners. Der bulgarische Ex-Superstar hatte unter anderm schon
die Nationalelf seiner Heimat
trainiert.
Foto: Getty Images/Peters
Die FIFA plant zu Ehren von Nelson Mandela eine Sitzung ihrer
Exekutive am 3. Dezember auf
Robben Island abzuhalten. Mandela saß auf der südafrikanischen
Insel jahrelang im Gefängnis.
Welcome to Old Trafford: Antonio Valencia (li.) wird von United-Chefcoach Sir Alex Ferguson begrüßt.
ENGLAND: Benzema auch bei Manchester United auf dem Zettel
Valencia ist kein Lückenfüller
1Es sind nicht immer nur die
ganz spektakulären Namen, die
Sir Alex Ferguson für Manchester
United an Land zieht. Oft reizt es
den schottischen Coach auch, vielversprechende Talente zu fördern,
zu formen und aus ihnen Stars zu
machen. Oder auch Weltstars. Wie
Cristiano Ronaldo.
Der ist nun weg, und 16 von den
aus Madrid zu erwartenden 94 Millionen Euro hat der englische Meister nun in den 23-jährigen Antonio
Valencia investiert. Der kommt aus
Wigan, ist Ecuadorianer und ihn
verbindet keine verwandtschaftliche Bande mit Adolfo Valencia,
dem Kolumbianer, der 1994 beim
FC Bayern spielte.
Antonio Valencia ersetzt rein
nominell den portugiesischen Ausnahmefußballer, denn genau wie
Cristiano Ronaldo ist auch der Südamerikaner am liebsten am rechten
Flügel unterwegs. Allerdings weitaus weniger torgefährlich als der
„Weltfußballer des Jahres 2008“,
denn Valencia traf vergangene
Saison nur dreimal, der künftige
Real-Profi durfte 18 „Buden“ für die
„Red Devils“ bejubeln. Dennoch ist
Valencia mehr als ein Lückenfüller, er stand lange vor dem Wech-
sel Cristiano Ronaldos auf dem
Wunschzettel von Ferguson. „Ich
bin sicher“, so der Trainer, „dass
Antonio mit seiner Geschwindigkeit
und seinen Fähigkeiten eine Verstärkung für unser Team sein wird.“
Der Ecuadorianer, der aktueller Nationalspieler seines Landes
ist und WM-Teilnehmer 2006 war
(kicker-Durchschnittsnote 3,38
in vier Partien), erklärte nach der
„Ich bin sicher, dass Antonio
eine Verstärkung sein wird.“
ALEX FERGUSON, United-Coach
Vertragsunterschrift auf dem Trainingsgelände von Manchester United: „Ich habe meine Zeit in Wigan
wirklich genossen. Aber ich freue
mich wahnsinnig, jetzt hier zu sein.
Das ist die größte Ehre, die einem
im Klubfußball zuteil werden kann.
Vor 76 000 Fans zu spielen, und das
neben Wayne Rooney, Rio Ferdinand und Ryan Giggs, wird eine
großartige Erfahrung. Ich kann’s gar
nicht mehr erwarten.“
Ein wenig wird er sich noch
gedulden müssen, denn erst Mitte
August beginnt die Punkterunde
in der Premier League. Und vielleicht sind nicht mal bis dahin alle
Transfers unter Dach und Fach.
Sicher ist nur: United wird noch mal
zuschlagen auf dem Transfermarkt
– Interessantes verlautet hierzu
von Miralem Pjanic. Der spielt
bei Olympique Lyon und sagt: „Er
steht kurz vor einem Wechsel. Die
Herausforderung reizt ihn. In den
nächsten Tagen sollte alles erledigt
sein.“ Die Worte des Bosniers gelten seinem Teamkollegen Karim
Benzema. Der Franzose steht bei
Manchester United weiterhin ganz
oben auf dem Zettel, da man nach
dem Wechsel von Carlos Tevez
zu Manchester City noch einen
weiteren Stürmer neben Rooney
und Dimitar Berbatov sucht. Möglicherweise beziehen sich Pjanics
Aussagen auf Real Madrid, doch
dem Vernehmen nach bietet United
derzeit rund zehn Millionen Euro
mehr (45) für Benzema als Real
– und könnte deshalb den Zuschlag
aus Lyon erhalten.
Darüber hinaus wird United
noch einen Mittelfeldspieler
suchen, denn Ryan Giggs und Paul
Scholes werden dort nicht mehr
als Vollzeitkräfte eingeplant werden
können.
KEIR RADNEDGE
Amaury Bischoff (22), im Sommer
2008 von Werder Bremen zum
FC Arsenal gewechselter Mittelfeldspieler, wird die „Gunners“
nach nur einem Jahr wieder
verlassen. Der portugiesische
U-21-Nationalspieler hatte für
Arsenal kein einziges Mal in der
Liga gespielt.
György Menzey (68) hat beim ungarischen Erstligisten FC Fehervar
das Traineramt übernommen.
Auch Lothar Matthäus war dort
im Gespräch gewesen.
Ahmed Madouni (28), insgesamt
123-mal für Dortmund und
Leverkusen in der Bundesliga im
Einsatz, unterschrieb beim französischen Zweitligsten Clermont
Foot. Zuvor hatte der algerische
Verteidiger in Katar bei Al Gharaffa gespielt.
Juan Carlos Mandia (42) trainiert ab
sofort Racing Santander. Zuvor
hatte er beim spanischen Zweitligisten Hercules gearbeitet.
WELTRANGLISTE
Brasilien wieder top –
Deutschland fällt zurück
Stand: 1. Juli 2009
1. ( 5.)
2. ( 1.)
3. ( 2.)
4. ( 4.)
5. ( 3.)
6. ( 9.)
7. ( 6.)
8. ( 7.)
9. (10.)
10. ( 8.)
Brasilien
Spanien
Niederlande
Italien
DEUTSCHLAND
Russland
England
Argentinien
Frankreich
Kroatien
1672 Pkte.
1590 Pkte.
1379 Pkte.
1229 Pkte.
1207 Pkte.
1161 Pkte.
1135 Pkte.
1091 Pkte.
1082 Pkte.
1031 Pkte.
32
CONFED-CUP
kicker, 2. Juli 2009
BRASILIEN: Trainer widerspricht Beckenbauer
1Geweint hat er nicht vor Freude
und Erleichterung, wie dies sein
Kapitän Lucio tat nach dem finalen Treffer zum 3:2-Sieg gegen die
USA und der Pokalübergabe. Dabei
hätte Nationaltrainer Dunga (45)
allen Grund gehabt. Denn von dem
Ex-Stuttgarter fiel durch die Titelverteidigung beim
Confed-Cup eine
Zentnerlast medialen
Drucks ab. Und so ist
Dunga neben seiner
Mannschaft und Ausrichter Südafrika der
eigentliche Gewinner
des zweiwöchigen WMVorbereitungsturniers.
Gestärkt vom Titelgewinn und mittlerweile schon acht
Pflichtspielsiegen in Folge, durch
die sich Brasilien vor Turnierbeginn
schon an die Spitze der südamerikanischen WM-Qualifikation setzte,
zog der „Selecao“-Trainer Bilanz.
Dunga, den Ex-Weltmeister
Tostao zuletzt als, „obssesiv auf
den Erfolg fokussiert“, beschrieb,
über . . .
. . . Franz Beckenbauers Kritik, wonach der
Sturm Brasiliens nicht WM-tauglich sei:
„Jeder kann äußern, was er denkt.
Aber die Zahlen sprechen eine
deutliche Sprache. Unsere Kritiker
sollten mal schauen, wie viele Tore
wir erzielt haben (14, die Red.) und
dies mit den anderen Teams vergleichen. Und wir haben auch die
meisten Tore in der WM-Qualifikation geschossen. Allerdings: Ohne
unsere Klavierträger im Mittelfeld,
die in allen Spielen Kraftakte leisteten, wäre das alles nicht
möglich. Doch wir müssen weiter am Gleichgewicht arbeiten. Denn wir
wollen noch viel mehr
erreichen.“
. . . eine vermeintliche Favoritenrolle bei der WM: Ich
hoffe, jemand entreißt
sie uns noch. Ich versuche ja immer, den
Spielern klarzumachen, was 2006 passierte. Da war
Brasilien auch Favorit und scheiterte. Aus diesen Fehlern müssen
wir lernen, auch wenn die meisten
aktuellen Spieler nicht dabei waren.
Ein Spieler der Selecao muss lernen,
Druck auszuhalten. Doch das geht
nur dann, wenn Egoismen hintenanstehen.“
. . . was noch zu verbessern ist: „Mitunter
müssen wir in der Defensive besser
stehen als im Finale, in dem wir
schnell 0:2 hinten lagen, oder auch
zu Beginn des Turniers.“
. . . Positives: „Die Spieler haben
Fehler wie diese im Finale schnell
Foto: Getty Images/Botterill
Dunga dankt seinen
„Klavierträgern“
Die Erlösung: Torschütze Lucio (Nummer 3) bejubelt seinen Treffer zum
3:2 gegen die USA. Trainer Carlos Dunga (re.) ist ebenfalls glücklich.
erkannt und schnell abgestellt. Wir
können variieren, schnellere Leute
bringen oder taktische hochbegabte
wie etwa Elano. Die Mischung im
Team ist sehr gut.“
. . . ob Spieler wie Diego, Ronaldo, Ronaldinho oder Adriano Chancen haben:
„Das Gerüst steht, Änderungen
sind aber möglich. Doch egal wer:
Um sich anzubieten, muss er über
längere Zeit hohes Niveau zeigen.“
. . . Luis Fabiano, der mit fünf Treffern
beste Stürmer beim Confed-Cup: „Er
wird unterschätzt, aber das ist gut
für uns. Er hat einen Torhunger, der
seinesgleichen sucht.“
C A R LO S F R E I TA S
„Südafrika hat mich sehr überrascht“
VO N S E A N D U N D E E
ie Vorspeise hat
richtig Appetit
gemacht. Der
Confed-Cup hat hier
in Südafrika wohl
die entscheidenden
Impulse für die Weltmeisterschaft
im kommenden Jahr gesetzt.
Auch wenn ich persönlich nicht
zu den Spielen reisen konnte, habe
ich das Turnier natürlich intensiv
verfolgt. Überrascht hat mich sogar,
wie positiv und zahlreich die Fans
den Confed-Cup begleitet haben.
Dazu muss man wissen, dass der
Fußball hier nicht unbedingt die
Zugnummer ist. Ich erinnere mich
noch an die Endrunde des AfrikaCups von 1996, als Südafrika Gast-
D
geber war. Damals gab’s in den Spielen, in denen Südafrika nicht dabei
war, viele leere Plätze in den Stadien. Das hängt mit der Akzeptanz
zusammen. Hier sind eben Rugby
und Cricket die beherrschenden,
dominierenden Sportarten.
Dennoch glaube ich, dass der
Confed-Cup eine gute Werbung für
das nächste Jahr war. Der Sieg Brasiliens war verdient und wenig überraschend, weil sie hier das stärkste
Team hatten. Überraschend stark
fand ich die Auftritte der BafanaBafana als Nr. 70 der FIFA-Weltrangliste. Ich bin gespannt, ob sie
auch 2010 solche Leistungen abrufen kann. Schließlich hat sie ja noch
Europa-Legionäre wie McCarthy
(Blackburn), Morris (Huelva)
und Moon (Panathinaikos) in der
Hinterhand. Ob die allerdings für
die viermonatige Vorbereitung ab
Februar 2010 zur Verfügung stehen,
kann ich mir schwer vorstellen.
Eins noch mal zur Klärung:
Im Juni ist bei uns halt Winter. In
Johannesburg wird’s in der Nacht
schon mal frisch, gehen die Temperaturen an den Gefrierpunkt.
Bei uns in Durban bleibt’s dagegen
angenehm warm. Dennoch: Die
Fans weltweit lassen sich davon
nicht abhalten. Es ist ja nicht die
erste WM-Endrunde auf der südlichen Halbkugel der Erde.
Sean Dundee (36) absolvierte 162 Bundesligaspiele (51 Tore) für Karlsruhe und
Stuttgart. Der gebürtige Südafrikaner mit
deutschem Pass beendete gerade seine
Karriere bei AmaZulu in Durban.
BRASILIEN
Noch eine Position
in der „Selecao“ offen
145 Spiele hat die „Selecao“ seit
2006 unter Nationaltrainer Dunga
bestritten, davon 31 gewonnen, nur
vier verloren. Dem SüdamerikaTitel 2007 folgte der Confed-Cup.
Dunga sagt: „Zahlen lügen nicht.“
Dennoch hat der 45-Jährige noch
Baustellen zu schließen. Generell in
der Defensive, speziell auf der Position des linken Außenverteidigers,
der einzig aktuell offenen Position.
Der Ex-Hannoveraner Kleber (29),
nun bei Internacional Porto Alegre
und zuletzt stets dabei, enttäuschte.
Auch Andre Santos (Corinthians)
gilt als Wackelkandidat für 2010.
Erst recht, wo Rechtsverteidiger
Dani Alves, bei seinen Einsätzen
im Halbfinale und Finale auf links
agierte. Ein Fingerzeig für die WM?
Zumal der Barca-Spieler wegen seiner Defizite in der Abwehrarbeit
rechts hinter Maicon nur zweite
Wahl ist. Die Innenverteidigung mit
Juan und Lucio ist indes gesetzt, im
Tor steht Julio Cesar, vorne stürmen
Luis Fabiano und Robinho – letzterer jedoch mit viel Schatten. Wie im
Mittelfeld auch Gilberto Silva.
Positiv überraschten dort indes
Ramires (Benfica) und Felipe Melo
(Florenz). Alarmierend aber: Trotz
dreier Defensiver im Zentrum ließ
Brasilien viele Konter zu. Dunga
sagt daher: „Wir müssen am Gleichgewicht arbeiten“ (s. Story oben)
– und einen Ersatz für Kaka suchen,
sollte dieser mal ausfallen.
C . F.
2. BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
33
Die Reise ins Ungewisse
Zwar entspannt sich die personelle Lage im Wildpark und nimmt der Kader Konturen an, doch bleiben
beim KARLSRUHER SC viele Unwägbarkeiten. Besonders Offensive und Hierarchie bereiten Kopfzerbrechen.
ohin führt der Weg des
Karlsruher SC? Im Moment
weiß das keiner so richtig.
Verständlich, dass sich Trainer
Ede Becker mit einer Zielaussage
zurückhält. „Erst wenn der Kader
komplett ist werde ich ein Saisonziel bekanntgeben. Wenn jemand
in ein Auto steigt und kennt dessen
PS-Zahl nicht, dann kann der auch
nicht sagen, wie schnell er fährt“,
bringt Becker einen treffenden Vergleich. Die Reise der Badener geht
im Moment – ins Ungewisse.
Nach der Verpflichtung von
Matthias Langkamp stehen für die
Abwehr mit beiden Langkamps,
Buck, Schäfer und Demirtas fünf
Akteure zur Verfügung. Im Mittelfeld ist man mit Krebs, Stindl,
Iashvili, Aduobe und Mutzel für
Zweitligaverhältnisse gut besetzt.
Aber die große Unbekannte ist die
Offensive. Wer soll die Tore schießen? In Liga eins war es die katastrophale Chancenauswertung, die
zum Abstieg führte. Jetzt könnte das
gleiche Problem drohen, denn für
die Offensive hat der KSC bisher im
Kader nur No-Name Spieler. Der
Nigerianer Macalauy Chrisantus
(18) und Jugendspieler Simon Zoller
(18). Dazu wird wohl die kommenden Tage Anton Fink aus Unterhaching stoßen, bei dem sich die
Foto: firo
W
Bange Blicke: Manager Rolf Dohmen (links) und Trainer Ede Becker haben beim KSC zahlreiche Baustellen.
Frage stellt, ob er auch eine Klasse
höher trifft. Um mehr Gewissheitt
in Sachen Trefferquote zu haben,
muss ein erfahrener Stürmer her.
Ungewiss auch: Die Zukunft von
Timm, Miller und Drpic. Timm soll
auf Geld verzichten und bleiben.
Miller, der fünf Jahre Klasseleistungen für den KSC ablieferte, und
Drpic sollen aufgrund ihrer hohen
Gehälter gehen. Aber: Geht Miller
nicht, muss er auf der Tribüne Platz
nehmen. Das könnte zum Pulverfass werden, erweist sich die neue
Nummer eins, Jeff Kornetzky, als
nicht zweitligatauglich. Schnell
könnten Rufe nach Miller, der sich
professional verhält und sehr engagiert trainiert, laut werden.
Auch eine neue Hierachie ist
nötig, um positiv in die Saison zu
starten. Die „Leader“ Eichner und
Franz sind weg. Akteure wie Aduobe, Iashvili oder Engelhardt sind
als Führungsspieler gefragt. Auch
Michael Mutzel, einer der Kandidaten auf das Amt des Kapitäns,
muss vorangehen. Doch all das sind
Momentaufnahmen. Kommen zwei
Klasseleute für die Offensive und
ein weiterer Abwehrspieler und
präsentiert sich die neu formierte
Mannschaft in der Vorbereitung als
disziplinierte Einheit – dann gehört
der KSC schnell zum Kreis der Aufstiegsanwärter. PE T E R P U T Z I N G
KAISERSLAUTERN: Zwei Youngster als Maßstab
UNION: Neuhaus will weitere Testspieler sichten
Kang Min darf drei Tage vorspielen
Ricardinho darf noch etwas bleiben
1Im Bestreben die letzten vakanten Positionen des Kaders zu besetzen, verfolgt der FCK mit dem koreanischen Testspieler Kang Min den
exotischen Ansatz. „Er wurde uns
angeboten mit der Möglichkeit ihn
drei Tage zu testen, also schauen
wir ihn uns an“, will sich Trainer
Marco Kurz ein Bild von dem Akteur
der Kunkuk Universität in Seoul
machen, der als talentierter Linksverteidiger angeboten wurde. Im
gestrigen Testspiel in Steinbach war
der 20-Jährige mit von der Partie
(bei Redaktionsschluss nicht beendet). „Ein Transfer macht nur Sinn,
wenn er höhere Qualität besitzt, als
wir bisher haben“, benennt Kurz
die Anforderungen an die gesuchte
Alternative zu Alexander Bugera.
1Laktattest und Gewichtskontrolle
fielen zu seiner Zufriedenheit aus.
„Meine Jungs“, bilanziert Trainer
Uwe Neuhaus, „haben im Urlaub
die Vorgaben prima umgesetzt.“ Seit
Montag präpariert Neuhaus Unions Team für die neue Saison, der
Sommer verspricht auch abseits der
2. Liga einiges: Mit Hertha (8. Juli),
Schalke (25. Juli) und dem FC Bayern (26. August) kommen hochkarätige Testspielgegner in die Alte Försterei, im DFB-Pokal gastiert Bremen
im sanierten Stadion, in dem die
Verlegung des Rasens unterdessen
zügig vorangeht. „Das ist ein tolles
Programm, vor allem für die Fans“,
sagt Sportdirektor Christian Beeck.
„Aber die mit Abstand wichtigste
Partie bleibt das Auftaktspiel in
Gemessen werden die möglichen Neuzugänge an zwei jungen
Gesichtern im Kader. Zum einen
wäre da Christoph Buchner (19).
„Noch ist es für ihn zu früh darüber zu spekulieren. Er steckt noch
in der Ausbildung“, will Kurz dem
künftigen Bankkaufmann nicht zu
viel aufbürden, sieht den Innenverteidiger aber aufgrund dessen Ballsicherheit außen mit Perspektive.
Die zweite mögliche Variante
heißt Marcel Correia (20), der sich
in der Regionalliga auf beiden
Außenbahnen und in der Innenverteidigung bewiesen hat. „Er wird
seine Möglichkeiten bekommen,
sich zu empfehlen“, bekräftigt Kurz
die Förderung des Lauterer Eigengewächses.
DOMINIC BOLD
der 2. Liga.“ Einen kantigen Mittelstürmer will Beeck bis dahin noch
an Land ziehen. „Der eine oder
andere Testspieler“, sagt Neuhaus,
„wird sich hier noch vorstellen.“
Der, der seit Montag da ist, darf
noch ein paar Tage bleiben, auch
wenn er kein Brecher ist, sondern
eine hängende Spitze: Ricardinho
(19) vom brasilianischen Erstligisten Santo André. „Eine sehr gute
Technik“ bescheinigt Neuhaus dem
Youngster, den er „als Neuneinhalb“
einordnet. Auch Beeck sagt: „Der
erste Eindruck ist ordentlich.“ Das
finale Urteil fällen aber beide wohl
erst am Wochenende. Es ist deshalb
gut möglich, dass Ricardinho am
Sonntag beim ersten Test in Eberswalde aufläuft. S T E F F E N RO H R
34
2. BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
ZÜNDSTOFF FÜR WOLLITZ
Mit dem Namen des neuen Trainers ist bei ENERGIE COTTBUS die größte Hoffnung verbunden. Doch bevor
Claus-Dieter Wollitz die Mission Wiederaufstieg angeht, muss er in der Lausitz heikle Personalien lösen.
s war ein Signal des Aufbruchs
und des Verzeihens. Über 5000
bemerkenswert fröhliche Fans
kamen zum Trainingsauftakt nach
Cottbus und verbreiteten eine Stimmung, die vier Wochen nach dem
desaströsen Bundesliga-Abgang
nicht zu erwarten war. „Phantastisch“, schwärmte Manager Steffen
Heidrich über die Kulisse, die einen
Mann besonders herzlich und überschwänglich begrüßte: Claus-Dieter
Wollitz. „Ich war überrascht, dass
sie mich wie einen Messias empfangen haben“, so der neue Coach am
Mittwoch. Die Hoffnungen in ihn
sind groß, aber hinter den Kulissen
herrscht viel Zündstoff für Wollitz.
Da ist die Personalie...
. . . Stanislav Angelov (31): Als die 27
Energie-Spieler am Dienstag einzeln ins Stadion einliefen, wurde
der Bulgare als Einziger mit gellenden Pfiffen bedacht. Die konsequente und folgerichtige Quittung
E
für seine despektierlichen Aussagen
(„Die Leute bei Energie sind wie in
einem anderen Zeitalter erstarrt“)
in bulgarischen Medien. Wollitz
nahm sich den hochveranlagten,
aber menschlich schwierigen Angelov in zwei persönlichen Gesprächen zur Brust: „Ich habe ihm die
Tür geöffnet, jetzt muss aber auch
von ihm eine Reaktion kommen.“
Fraglich, ob die kommt. Die Frist,
nach der Angelov für eine festgeschriebene Ablöse aus dem Vertrag
(bis 2010) aussteigen kann, ist abgelaufen. Dennoch drängt der Bulgare
auf seinen Abgang: „Mein Wunsch
ist es, zu gehen.“
. . . Vragel da Silva (35): Wollitz wollte
den Brasilianer, der wegen eines
Knorpelschadens im Knie praktisch
die komplette Saison verpasst hatte,
aussortieren. Doch die Vereinsführung pochte zu Wochenbeginn
darauf, den auslaufenden Vertrag
des Publikumslieblings zu einsatz-
orietierten Bezügen bis 2010 zu
verlängern. „Er ist ein Stabilisator
in der Kabine und eine integrative
Kraft“, begründet Heidrich.
. . . Igor Mitreski (30): Der im Winter
suspendierte und nach Belgien
verliehene Innenverteidiger will
nach München, doch 1860 ist nicht
bereit, die festgeschriebene Ablöse
(rund 700 000 Euro) zu bezahlen. In
Cottbus hat er wohl keine Zukunft:
Brzenska, Burca und Kukielka stehen bei Wollitz höher im Kurs.
. . . Timo Rost (31): Nach der Verpflichtung von Roger (23), der einen
Vier-Jahres-Vertrag unterschrieb,
hat der defensive Mittelfeldspieler neue Konkurrenz auf seiner
Wunsch-Position. Und deshalb
demonstrativ offen gelassen, ob er
von seiner Ausstiegsklausel (rund
600 000 Euro) Gebrauch macht. Der
Kapitän will sich in den nächsten
Tagen mit seinem Berater treffen,
um Alternativangebote zu prüfen.
O L I V E R H A RT M A N N
DUISBURG: Der Strihavka-Transfer ist geplatzt
Zum Auftakt am gestrigen
Mittwochnachmittag bat Trainer
Peter Neururer um 14 Uhr zu einer
Ansprache, ehe es um 15 Uhr auf
den Platz ging. Die Zielvorgabe,
ganz oben mitzuspielen, verlangte
einige Zeit der Erläuterung. „Für
einen Verein wie den MSV mit
seiner guten Adresse ist sportlicher Erfolg unerlässlich“, meinte
Neururer. Bereits am kommenden
Sonntag folgt die einwöchige Fahrt
ins österreichische Trainingslager in
Velden am Wörthersee mit Spielen
gegen Austria Kärnten (6. Juli, 18.30
Uhr), ND Hit Gorica (Vizemeister
Sloweniens, 8. Juli, 18.30 Uhr) und
den tschechischen Vizemeister
Sparta Prag (11. Juli,18.30 Uhr). „Es
wird hart“, blickt Neururer schon
mal voraus. B E R N D B E M M A N N
Kein Weg zurück? Trotz eines Friedensangebotes von Trainer Claus-Dieter
Wollitz will Stanislav Angelov (rechts) den Verein weiterhin verlassen.
AACHEN: „Ich bin immer noch Alemannia-Fan“
Holtby hängt weiterhin in der Luft
Foto: Rust
1Der Gesundheits-Check verlief
den Erwartungen entsprechend.
MSV-Manager Bruno Hübner
meldete den bulgarischen Nationalspieler Chavdar Yankov (25,
Hannover 96) als dritten Duisburger
Neuzugang nach den Abwehrspielern Frank Fahrenhorst (31, ebenfalls Hannover 96) und Talent Bruno
Soares (20, zuletzt vereinslos).
Ein weiteres neues Gesicht sollte
der tschechische Stürmer David
Strihavka (26, FC Viktoria Pilsen)
sein, mit dem Hübner nach eigener
Aussage einig ist – aber nicht mit
dessen Verein. Hübner: „Die Tschechen wollen plötzlich nachverhandeln, da machen wir auf keinen
Fall mit.“ Aus seiner Sicht ist der
Transfer geplatzt. Die U-21-Europameister Sandro Wagner und Chinedu Ede genießen noch Sonderurlaub, ebenso der für Kamerun
aktiv gewesene Dorge Kouemaha.
Änis Ben-Hatiras Ausleihe vom HSV
war vorgestern beendet. Aber er soll
auch weiterhin für den MSV spielen.
Hübner: „Ich habe mit HSV-Boss
Hoffmann gesprochen, es sieht so
aus, als wenn Ben-Hatira weiter für
uns spielen könnte.“
Foto: Ottmar Winter
Perfekt: Yankov wird ausgeliehen
Neu in Duisburg: Chavdar Yankov.
1Seit fast einer Woche trainiert
Alemannia Aachen wieder. Und es
ist fast so, als wäre nichts gewesen:
Lewis Holtby läuft, grätscht, dribbelt
und schwitzt im schwarzen-gelben
Leibchen wie in der vergangenen
Saison. Dass sich der 18-Jährige in
der Sommerpause auf einen Wechsel zum FC Schalke 04 eingestellt
hatte, ist ihm äußerlich überhaupt
nicht anzumerken.
„Eigentlich ist die Situation zum
Kotzen“, räumt er mit Blick auf die
laufenden Verhandlungen zwischen
Aachen und Schalke ein. Aber eben
nur „eigentlich“, denn was er nicht
beeinflussen könne, darüber wolle
er sich erst gar nicht den Kopf
zerbrechen, sagt Holtby trocken.
Also „konzentriere ich mich zurzeit
voll auf den Fußball und voll auf
Aachen“, wo das Talent noch einen
Vertrag bis 2010 besitzt.
„Mein Ziel ist nach wie vor, dass
der Wechsel klappt. Ich bin von mir
überzeugt, ich glaube schon, dass
ich mich in Schalke durchsetzen
kann.“ Doch bislang steht eine
Einigung der Klubs aus, Geduld ist
gefragt. Holtby hat nicht nur die,
sondern auch nach wie vor Freude
am Fußball: „Ich bin ja immer noch
Alemannia-Fan. Daran wird sich
auch nichts ändern, also hänge
ich mich hier voll rein.“ Und wenn
der Wechsel nicht klappen sollte?
„Dann freue ich mich auf ein weiteres Jahr in Aachen“, sagt Holtby,
„und wechsele halt im nächsten
Jahr.“
H O LG E R R I C H T E R
2. BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
kicker: Herr Rösler, Sie sollen im
Sommerurlaub abgenommen
haben. Stimmt das?
Sascha Rösler: Nein, großartig abgenommen habe ich
nicht. Aber es ist kein Geheimnis, dass ich in der Rückrunde
nicht unbedingt topfit war.
kicker: Reduziert sich die Frage nach
Ihrer Qualität auf das Gewicht?
Rösler: Nein. Aber für Top-Leistungen muss man auch topfit sein.
kicker: Was haben Sie falsch
gemacht?
Rösler: In Gladbach war meine Ausbootung schon ein harter und unerwarteter Schlag für mich. Da habe
ich vom Kopf her abgeschaltet und
auf Fußball kein Bock mehr gehabt.
Bei den Amateuren habe ich mir
dann nicht wirklich ein Bein ausgerissen, um mich fit zu halten. Als
ich dann nach München wechselte,
dachte ich: Die Fitness wird schon
„Ich will eine
tragende Rolle“
Für SASCHA RÖSLER (31) lief es seit dem Wechsel im
Januar zu 1860 München katastrophal. In der
neuen Saison hat der Ex-Gladbacher viel vor.
kommen. Aber im Endeffekt habe
ich das nie richtig geschafft. Ich
hätte schon gleich zu Beginn mehr
im Grundlagenbereich arbeiten sollen. Ich wurde nicht fit und meine
Leistungen stimmten nicht . . .
kicker: . . .und der Teufelskreis begann.
Rösler: Ja genau. Ich kam in ein
Fahrwasser, das mich nach unten
zog. Das belastete mich auch vom
Kopf her.
kicker: Mit 31 Jahren?
Rösler: Ja, auch in meinem Alter ist
so etwas normal. Wenn dich neben
dem Körperlichen auch die Psyche im Stich lässt, dann ist es eben
Foto: sampics
„Ich kam in ein Fahrwasser,
das mich nach unten zog.“
Erst der Schweiß, dann die Führungsrolle: Sascha Rösler hat im Urlaub
hart gearbeitet, um bei 1860 nun den Ansprüchen gerecht zu werden.
BIELEFELD: Ilija Spasojevic wird getestet
35
schwierig. Zumal die Medienlandschaft hier in München extrem ist.
Deswegen habe ich im Sommer
auch ganz hart gearbeitet, damit
mir so etwas nicht mehr passiert.
kicker: Wie sah das aus?
Rösler: Ich bin sehr, sehr viel gelaufen, habe extrem auf die Ernährung
geachtet. Das musste ich jetzt auch
erstmal lernen. Disziplin ist im Alter
sehr wichtig.
kicker: Und was sagt Ewald Lienen?
Rösler: Er war nach den Leistungstests zufrieden mit mir.
kicker: Der Erwartungsdruck an Sie
ist nicht kleiner geworden.
Rösler: Zu Recht. Man hat mich ja
nicht geholt, dass ich hier eineinhalb Jahre dahinvegetiere. Ich habe
selbst den Anspruch, eine tragende
Rolle zu spielen. Ich bin schon dreimal aufgestiegen, habe in dieser
Liga eigentlich immer eine gute
Rolle spielt. Wenn ich topfit bin,
bin ich ein Spieler, der mit zu den
Besten in der Klasse gehört.
kicker: Passt die klare Ansage des
Vereins und des Trainers, dass man
den Aufstieg anpeile, eher zu Ihrem
Naturell?
Rösler: Natürlich ist es wichtig, dass
man sich hohe Ziele setzt. Vom
Aufstieg zu sprechen, wäre aber zu
früh. Ich habe kurzfristigere Ziele.
kicker: Wie lauten diese?
Rösler: Dass ich fit werde, meine
Leistung bringe. Ich will eine tragende Rolle im Team übernehmen.
kicker: Noch ein Satz zu Hans
Meyer.
Rösler: Er hat mich abgesägt, aber
das ist abgehakt. Er hat damals zu
mir gesagt, ich sei ein sehr, sehr
guter Zweitliga-Spieler. Also gebe
ich nun mein Bestes. I N T E RV I E W:
M O U N I R Z I TO U N I
ROSTOCK: „Ich bin nur hinterhergerannt“
Für Wichniarek fehlen die Angebote Carnells Neuanfang: WM als Ziel
1Die Stürmerfrage wird die Verantwortlichen Arminia Bielefelds wohl
noch längere Zeit beschäftigen. Im
Fall von Artur Wichniarek sind die
Fronten klar. Der Spieler denkt weiter an Abschied, auch wenn Trainer
Thomas Gerstner die Bedeutung
des Torjägers (zuletzt 31 Spiele/13
Treffer/kicker-Durchschnittsnote
3,72) für den Klub öffentlich noch
einmal betont hat und auf ein Einlenken des 32-jährigen Polen hofft:
„Ich glaube, dass er für uns spielen
und mehr als 20 Tore in der kommenden Saison schießen wird.“
Gerstner ist sich mit SportGeschäftsführer Detlev Dammeier
einig, „dass Wichniarek aus sportlicher Sicht unverkäuflich ist“.
Dammeier hatte bis zum gestrigen
Mittwoch noch „kein offizielles
Angebot vorliegen, dass ich abnicken könnte“. Vertraglich sind 1,5
Millionen Euro Ablöse für den
Angreifer festgeschrieben. Angeblich wäre Wichniarek bereit, einen
Teil selbst zu tragen, um die Freigabe – wohl für einen türkischen
Erstligisten – zu erhalten.
Als Kandidat für einen freien Platz
im Sturm absolviert Ilija Spasojevic
(21) zurzeit ein Probetraining bei
der Arminia. Der Strafraumstürmer
kommt mit der Empfehlung von 30
Toren in 40 Spielen für Georgiens
Vizemeister Dinamo Tiflis und ist
U-21-Nationalspieler von Montenegro. Fest steht: Bielefeld wird
mindestens noch einen Angreifer
verpflichten. PE T E R BU R K A M P
1Das letzte Halbjahr in Karlsruhe
war eine einzige Enttäuschung, in
Rostock sucht Bradley Carnell nun
den Neuanfang. „Den Laktattest
habe ich sehr gut hingekriegt, das
ist schon mal erfreulich“, so der
32 Jahre alte Südafrikaner nach
den ersten Trainingstagen. Eine
Aussage, die belegt, dass Carnell in
kleinen Schritten denkt.
Das Vertrauen in den eigenen
Körper und in die eigene Leistungsfähigkeit muss der Mittelfeldspieler
erst wieder zurückgewinnen, nachdem ihn muskuläre Beschwerden
in Oberschenkel und Wade monatelang auf Eis gelegt hatten. Am
15. November war er zuletzt für
den KSC im Einsatz, deshalb weiß
er, dass er wieder ganz von vorn
anfängt: „Ich bin nur hinterhergerannt und habe den Anschluss
verloren. Ich hoffe, dass ich wieder
eine gute Basis bekomme.“
Wenn er die in ihn gesetzten
Erwartungen erfüllt und auf 20
Pflichtspieleinsätze kommt, verlängert sich der Einjahresvertrag um
weitere zwölf Monate. Für Carnell
ist Spielpraxis aber auch aus einem
anderen Grund wichtig. Ausgerechnet vor der WM im eigenen Land
hat der 38-malige Auswahlspieler
seinen Platz im südafrikanischen
Team verloren. Den will er zurückerobern: „Die WM ist mein großes
Ziel. Wenn ich bei Hansa eine gute
Rolle spiele, dann kommt die Rückkehr in die Nationalmannschaft von
alleine.“
O L I V E R H A RT M A N N
36
2. BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
Alles alt
Eine eingespielte Mannschaft der Unbekannten,
ein angestaubtes Stadion. ROT-WEISS OBERHAUSEN will
sich mit der bewährten Strategie in der Liga halten.
ie jetzt ins dritte Jahr gehende
Sportvorstand Thomas Dietz das
Kampagne „Malocher“ ist
Konzept der Oberhausener. Was
längst zum Selbstläufer geworsich vor drei Jahren in der Oberliga
noch passend anhörte, sorgte späden. Fußballer in Bergmannskluft
testens im letzten Jahr für mal milauf Autogrammkarten und Plakaten, Fußballer als Straßenfeger in
des, mal spöttisches Lächeln. Auch
einer städtischen Saubermachzu Saisonbeginn, als RWO nach
Aktion, Fußballer als Nachhilfewenigen Wochen das Tabellenende
lehrer in Schulen
zierte, brach
- die Rot-Weißen
keine Panik aus,
haben das Image „Wir sind im Kern immer noch Trainer Jürgen
Luginger stand
einfach verinnerlicht. Markus die Oberligamannschaft.“
nicht zur DispoHeppke, vergansition. Und als
GÜNTER BRUNS, Sportleiter
genen Winter zu
die „Kleeblätter“
RWO gewechselt,
gegen Ende der
bekannte: „Nach zwei Tagen ProbeHinrunde und in der ersten Hälfte
training wollte ich nicht mehr weg.
der Rückrunde zu einem gewaltigen
Hier ist noch so richtig Fußball.“
Spurt ansetzten und sich bis auf
Die Voraussetzungen könnten
den siebten Platz katapultierten,
jedoch besser sein. Ein aus dem
staunte die Liga. Dass es am Ende
Jahre 1927 stammendes Stadion,
noch einmal eng wurde, lag am
für das alle paar Jahre Umbaupläne
unübersehbaren Kräfteverschleiß.
aus Schubladen geholt werden, die
Dennoch: Das Konzept ging auf.
jedoch stets an der finanziellen
„Wir sind im Kern immer noch die
Oberligamannschaft, die in die 2.
Umsetzung scheitern, oder auch
der knappe Etat von 7 Millionen
Liga aufgestiegen ist, und diesen
Euro. Große personelle Sprünge
Kern wollen wir behalten“, sagt
sind somit nicht möglich. „Wir
Sportleiter Günter Bruns und meint
setzen auf junge, hungrige Spieler
nicht nur das Personelle. Sieht man
aus der Umgebung“, beschreibt
von Stürmer Ronny König ab, hat
FSV FRANKFURT: Orals Ex-Coach in neuer Rolle
Foto: imago/Reichwein
D
Mit Nobodys zum Erfolg: RWO-Sportvorstand Thomas Dietz (links) und
Sportleiter Günter Bruns machen aus wenig viel.
RWO erneut relativ junge „Nobodys“ geholt. „Das Problem ist, dass
die Jungs in ihren Vereinen nicht
eingesetzt werden, weil man dort
den schnellen Erfolg will.“ Oberhausen hingegen lässt sich und den
Spielern Zeit. Dass ab und zu doch
gestandene Akteure, wie jetzt möglicherweise der Rumäne Christocea,
verpflichtet werden, ergibt sich aus
anderen, finanziellen, Gründen.
Wie es in dieser Saison wird?
Bruns bleibt gelassen: „Der größte
Stuss der Welt ist die Sache mit dem
zweiten Jahr. Jedes Jahr ist schwer.
Wir wollen von Jahr zu Jahr etwas
besser werden.“ Kommt dann
irgendwann das Ziel Bundesliga?
„Da sprechen wir vielleicht in ein
paar Jahren drüber.“ Vorerst geht
in Oberhausen die Maloche weiter.
G U S TAV W E N T Z
ST. PAULI: Der Wehmut ist bereits verflogen
Kleppinger: Mehr als ein Co-Trainer Rouwen Hennings blickt nach vorn
1Mit Beginn der Vorbereitung vor
rund eineinhalb Wochen ist beim
FSV Frankfurt der Begriff Teamwork
in ein neues Licht gerückt. Cheftrainer Tomas Oral, der seit dem 2. Juni
die Fortbildung zum Fußballlehrer
absolviert und nur phasenweise
bei der Mannschaft sein kann, ist
verstärkt auf die Unterstützung seines Trainerteams angewiesen. Eine
wichtige Rolle nimmt dabei Gerhard Kleppinger (287 BundesligaSpiele, unter anderem für Schalke
und den KSC) ein. Der 51-Jährige
coachte in den vergangenen drei
Spielzeiten Regionalligist Darmstadt 98, ist aber auch in Frankfurt
kein Unbekannter. In der Saison
2005/2006 trainierte Kleppinger
ein halbes Jahr lang den FSV in der
Oberliga, wurde zur Winterpause
jedoch trotz Platz eins und sechs
Punkten Vorsprung entlassen.
In der Rolle des Co-Trainers setzt
Kleppinger nun die Anweisungen
seines früheren Spielers Oral, der
2005 zur Oberligaelf der Frankfurter zählte, um. „Wir haben einen
roten Faden über die Vorbereitung
gelegt und tauschen uns sehr rege
aus. Was er vorgibt, setzte ich eins
zu eins um“, erzählt Kleppinger.
Der Schwerpunkt lag bisher im
konditionellen Bereich, wobei im
Kurztrainingslager zu Wochenbeginn täglich auch eine Taktikeinheit
auf dem Programm stand. Mit den
bisherigen Neuzugängen ist der
Coach zufrieden: „Es ziehen alle
super mit.“
JULIAN FRANZKE
1Er war mit acht Treffern der
erfolgreichste Torschütze in der
Qualifikation. Doch den EM-Triumph der deutschen U 21 erlebte
Rouwen Hennings (21) im fernen
Trainingslager des FC St. Pauli nur
am TV-Gerät. Schwitzen in Thüringen statt Jubeln in Schweden,
nachdem ihn im Saisonfinale eine
Virusinfektion gebremst hatte.
Die Glückwünsche seiner Mitspieler nahm er am Abend des
Titelgewinns dennoch gerne an.
Der Wehmut ist verflogen, die verkorkste vergangene Saison abgehakt. Hennings’ Blick geht nach
vorn. Nach zwölfmonatigen Ausleihgeschäften zum VfL Osnabrück
und ans Millerntor wechselte er
nun vom HSV bis 2011 zu St. Pauli.
„Für ihn ist es ganz wichtig, dass er
endlich eine Heimat hat. Er kann
sich jetzt voll konzentrieren, zumal
auch die U-21-Zeit vorbei ist“, sagt
Trainer Holger Stanislawski.
Dass es Hennings war, dem im
Trainingsspiel zum Vorbereitungsbeginn das erste Tor gelang, war
bereits ein gutes Omen, und auch
bei den folgenden Tests gegen eine
Göttinger Stadtauswahl (5:0) und
Drittligist Rot-Weiß Erfurt (2:3)
trug sich der schussstarke Blondschopf in die Torschützenliste ein.
Stanislawski ist der fulminante Start
des einstigen Sorgenkinds nicht
entgangen: „Rouwen hat seine
schlechte Phase hinter sich. Ich
bin sicher, dass er eine gute Saison
spielen wird.“ LU T Z W Ö C K E N E R
2. BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
ndreas Rettig ist in diesen
Wochen ein viel beschäftigter Mann. Aber der Manager
nimmt den Stress gerne in Kauf,
verbreitet gute Laune, während er
mit Feuereifer den neuen FC Augsburg erstellt. Erfolgreich, wie viele
meinen. Wenn der Klub aus dem
bayerischen Schwaben im August
in seine vierte Zweitliga-Saison seit
dem Aufstieg startet, dann wird
nicht mehr viel so sein, wie es war.
Das beginnt mit dem Stadion.
Am 26. Juli wird die impuls-Arena
mit einem Spiel gegen eine schwäbische Amateurauswahl eingeweiht.
Ein reines Fußballstadion steht da
kurz vor der Vollendung, mit einem
Fassungsvermögen von etwas mehr
als 30 000 Zuschauern und steil nach
oben ragenden Tribünen. Klubpräsident Walther Seinsch gilt als der
Vater dieses „Fußball-Tempels“ und
hofft, dass dieses Bauwerk zu einer
nur sehr schwer zu knackenden
Festung für die Gegner wird.
Diesen Wunsch hat natürlich
auch Jos Luhukay. Der FußballLehrer aus den Niederlanden
sprang am Ende der vergangenen
Saison bei seinem neuen Arbeitgeber nach der Trennung von Holger
Fach als Nothelfer ein und krempelte in den vergangenen Wochen
das Team kräftig um – wie seine
Vorgänger in den zurückliegenden
Jahren auch. Ein Dutzend Spieler
musste gehen, der FCA holte dafür
A
Alles neu
durchwegs Profis, denen gehobenes
Zweitliga- oder gar Bundesliganiveau attestiert wird und die noch
als sehr ehrgeizig gelten. Mit Simon
Jentzsch, Axel Bellinghausen, Jonas
de Roeck, Michael Schick, Edmond
Kapllani, Daniel Brinkmann, Kevin
Schindler und zuletzt noch dem
aus Mönchengladbach verpflichteten Marcel Ndjeng haben sich die
Augsburger nicht nur quantitativ,
sondern auch qualitativ verstärkt.
Der Kampf um die Stammplätze
„Ein einstelliger Platz
sollte es schon sein.“
ANDREAS RETTIG, FCA-Manager
Foto: Rauchensteiner
Anderes Stadion,
anderer Kader – mit
dem generalüberholten
FC AUGSBURG wird zu
rechnen sein.
37
Generalsanierer unter sich: Trainer Jos Luhukay (rechts) und Manager
Andreas Rettig krempeln den FC Augsburg gewaltig um.
wird wohl so hart wie noch nie in
Augsburg werden, beinahe jede
Position ist fast doppelt besetzt.
Dennoch tun sich die Verantwortlichen schwer, die Ziele zu
definieren: „Ein einstelliger Platz
sollte es schon sein“, sagt Rettig.
Weiter traut er sich offiziell nicht
aus der Deckung. Doch hinter vorgehaltener Hand dürfte schon mal
von einem Spitzenplatz gesprochen
werden. Zumal ein echter Favorit in
der 2. Liga nicht in Sicht ist.
Allerdings sind die Fans noch
zurückhaltend, zu sehr wurden sie in
den beiden vergangenen Jahren von
Verein und Mannschaft enttäuscht.
Von echter Aufbruchstimmung ist
noch kaum etwas zu spüren. Dies
zu ändern, liegt jetzt an der Mannschaft. Mit starken Auftritten in
einem neuen Stadion. Besser jedenfalls könnten die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Zukunft
nicht sein. H E R B E RT S C H M O L L
DÜSSELDORF: Meier nimmt Keeper Straub mit
GR. FÜRTH: Vier Testspieler im Ronhof
Stürmer Ahanfouf bewirbt sich
Ex-Wehener Elsner neuer Sechser?
1Die Testspieler geben sich beim
Aufsteiger Düsseldorf die Klinke in
die Hand. Neuester Kandidat ist
Abdelaziz Ahanfouf, dem in der vergangenen Saison bei Wehen Wiesbaden fristlos gekündigt wurde.
Fortuna-Trainer Norbert Meier kennt
den Stürmer vom MSV Duisburg,
wo sie 2005 gemeinsam in die 1. Liga
aufstiegen. Zuletzt jedoch trat der
technisch versierte 31-Jährige kaum
in Erscheinung, bestritt seit dem
Januar 2008 nur drei Pflichtspiele.
Nun muss der Deutsch-Marokkaner
beweisen, dass er zu alter Stärke
finden kann.
Auch die Suche nach einem Außenverteidiger ist unverändert in vollem
Gange. Aktuell im Visier: Kozo Yuki
(30) vom japanischen Erstligisten
1Den Ex-Profi, der das Training
der Fürther beobachtete, hätte
sich die SpVgg nie leisten können.
Frank Neubarth war vor Ort. Nicht,
um mit Trainer Benno Möhlmann
über alte Bremer Erfolgszeiten zu
fachsimpeln, sondern um einen der
Gastakteure zu betreuen. Gleich vier
tummeln sich derzeit im Ronhof,
„wir haben ja erst 20 Feldspieler
im Kader“, sagt Manager Rachid
Azzouzi. Neubarth stellte Petrit
Osmani vor, 18 Jahre, vom kosovarischen FC Pristina, ausgebildet beim
FC Arsenal. Osmani spielt im offensiven Mittelfeld – auf einer Position,
die gar nicht gesucht wird. Möchte
Möhlmann doch vornehmlich zwei
andere besetzen. Interessant: Rok
Elsner, ein 23-jähriger defensiver
JEF United Chiba. Am Montag ist
Innenverteidiger Anderson Soares
de Olivera eingestiegen, er soll dieser Tage einen Vertrag unterzeichnen. Der 21-Jährige war zuletzt als
Leverkusener Leihgabe für Osnabrück am Ball und hat als Auflage,
schnell Deutsch zu lernen.
Erste Lernschritte wird der Brasilianer beim Trainingslager in der
Sportschule Bitburg (4. bis 12. Juli)
unternehmen können, in das die
Fortuna auch Torhüter Stephan
Straub (38) mitnimmt, der vergangene Saison in Aachen unter Vertrag
stand. Offenbar ist die Knöchelverletzung von Stammtorwart Michael
Melka so bedenklich, dass Straub
im Notfall eine Alternative sein
könnte. M AT T H I A S G O E RG E N S
Mittelfeldspieler von NK Interblock
Ljubljana und in der vergangenen
Saison in der UEFA-Cup-Qualifikation gegen Hertha ausgeschieden.
1,85 Meter Länge sprechen für ihn,
„wir suchen einen großen Mann“,
betont Azzouzi. Deutschlanderfahrung hat Elsner 2005/06 gesammelt,
als er für den damaligen Drittligisten Wehen 13 Spiele absolvierte.
Für die vakante Position des
Back-ups von Linksverteidiger
Christian Rahn bewirbt sich Petar
Samolovac. Der 24-jährige Serbe,
bei Borac Novi Sad aktiv, kann auch
Sechser spielen. Genau wie der Bosnier Ante Serdarusic (26), der am
Mittwoch dazustieß. Der defensive
Mittelfeldspieler kommt von Zrinjski
Mostar.
AX E L H E I B E R
38
2. BUNDESLIGA
kicker, 2. Juli 2009
PERSONALIEN
ENERGIE COTTBUS
Der brasilianische Innenverteidiger Fabricio Lopez (25), zuletzt
beim portugiesischen Erstligisten
Naval 1° de Maio am Ball, wird am
heutigen Donnerstag zum Probetraining erwartet. Seit Mittwoch
trainiert Defensiv-Allrounder
Oliver Schröder (29, zuletzt VfL
Bochum) mit.
Foto: imago/Dünhölter
Foto: imago/Frey
Foto: Getty images/Starke
ARMINIA BIELEFELD
Richtet den Fokus auf Zweikämpfe:
SCP-Trainer André Schubert
Strebt mit der TuS nach Höherem:
Neuzugang Benjamin Lense
Soll so früh wie möglich von der
Gehaltsliste: Manuel Bölstler
PADERBORN
KOBLENZ
AHLEN
Schubert: Intensiv
zum Klassenerhalt
Lense mit Ehrgeiz –
Kommt Everson?
„Problem“ Bölstler
sucht seine Chance
1Zum Trainingsauftakt hat André
Schubert gleich ein Zeichen gesetzt.
Die erste Übungseinheit auf der
Paderkampfbahn am Montagmorgen dauerte geschlagene 150
Minuten. So machte der Paderborner Cheftrainer seine Schützlinge
mit dem intensiven Programm
vertraut, das den Weg zum angestrebten Saisonziel Klassenerhalt
ebnen soll. Dabei steht in erster
Linie die Verbesserung des Zweikampfverhaltens im Blickpunkt.
„Dass wir Fußball spielen können,
haben wir in der gewonnenen Relegation gezeigt. Jetzt geht es darum,
uns auch an die Schnelligkeit und
die Athletik der neuen Klasse zu
gewöhnen“, betonte der 37-Jährige,
der seinen sechs Neulingen Gaetano Manno, Nejmeddin Daghfous,
Daniel Masuch, Philipp Heithölter,
Sebastian Schachten und Rudolf
Zedi durchweg eine gute taktische und technische Ausbildung
bescheinigte.
Tom Bertram war beim Auftakt nicht dabei. Der 22 Jahre alte
Abwehrspieler, der erst im Winter
aus Fürth gekommen war, ist nach
seinem Kreuzbandriss weiterhin
noch für Monate außer Gefecht.
Linksverteidiger Sören Halfar (22,
nach Knieoperation) und Rechtsaußen Jens Wemmer (23, nach
Achillessehnenriss) fehlten ebenfalls, sollen jedoch in vier bis sechs
Wochen wieder ins Mannschaftstraining zurückkehren.
1Während der Koblenzer Angriff
noch ziemlich überschaubar besetzt
ist, ist die Defensive bereits nahezu
vollzählig. Allenfalls ein Innenverteidiger wird noch gesucht.
Die linke Seite ist mit Frank
Wiblishauser und Philipp Langen
ebenso doppelt besetzt wie die Position des Rechtsverteidigers, wo mit
Martin Forkel und Benjamin Lense
zwei etablierte Akteure um einen
Platz in der Startelf rangeln. Mit
einem leichten Vorteil geht dabei
Neuzugang Lense ins Rennen, der
sich nach einer verkorksten Rückserie bei Hansa Rostock bei der TuS
neu beweisen will. Der 30-Jährige
kennt Trainer Uwe Rapolder bestens, zählte zu gemeinsamen Zeiten
bei Arminia Bielefeld stets zu den
Stammkräften. An Ehrgeiz mangelt
es dem Routinier jedenfalls nicht.
„Es darf nicht unser Anspruch
sein, nur auf die Abstiegsplätze zu
schauen“, sieht Lense die Elf auf
Augenhöhe mit zahlreichen Konkurrenten in der Liga und fügt an:
„Ich bin nicht hierhin gekommen,
um am Ende der Saison auf Platz 15
zu landen.“
Ein weiteres neues Gesicht war
im dreitägigen Lauftrainingslager
in Bad Ems mit dabei. Mittelfeldspieler Everson, der als Kandidat für
einen Platz vor der Abwehr gilt. Der
33-Jährige war zuletzt für den tunesischen Klub Etoile de Sousse aktiv
und schnürte einst auch schon in
Braunschweig, Osnabrück und Bielefeld die Schuhe. S V E N S A B O C K
1Beim Auftakt war er einer von
25 Spielern, beim Laktat- und
Sprinttest am Dienstag auch. Und
dennoch gehört er nicht dazu.
Manuel Bölstler ist weiterhin ein
Problem, das der Manager gerne
und schnellstens „gelöst“ sähe.
„Bis zum Start ins Trainingslager
in Marienfeld sollte er nicht mehr
dabei sein. Mitnehmen würden wir
ihn sowieso nicht gern“, drückt Stefan Grädler auf die Tube.
Noch 13 Tage also, bis Bölstler
von der Gehaltsliste gestrichen
werden soll. Trainer Emmerling
hat dem 26-Jährigen prophezeit, er
solle sich einen neuen Club suchen,
viel Spielanteile bekäme er sowieso
nicht. Bereits vergangene Saison
spielte der Mittelfeldspieler nur eine
Nebenrolle, kam lediglich auf neun
Einsätze (kicker-Notenschnitt: 4,08)
und konnte keinen Scorerpunkt für
sich verbuchen.
Allerdings muss Rot-Weiss Ahlen
Bölstler eine Trainingsmöglichkeit
bieten, wenn er bis dahin noch
unter Vertrag steht und nicht in
Marienfeld dabei sein soll. Der
wartet, ob Ahlen ihm einen guten
Auflösungsvertrag anbieten will
und lässt sich bis dahin nichts
zuschulden kommen. „Ich will
spielen, suche meine Chance und
ziehe voll mit“, sagt Bölstler unbeeindruckt. „Ich bin ein Profi.“ Und
so hat es RW Ahlen schwer, denn
je kleiner sich das Problem macht,
desto größer wird es für den Verein.
JOCHEM SCHULZE
UWE GEHRMANN
Der nigerianische Nationalstürmer Michael Eneramo (23, Esperance
Tunis) hat endgültig abgesagt.
ALEMANNIA AACHEN
Kandidat Günter Reinartz ist bei
der Wahl zum Alemannia-Präsidenten gescheitert. Nach einer
hitzigen Diskussion auf der Jahreshauptversammlung hat sich
die große Mehrheit der Mitglieder
gegen den 65-jährigen Juristen
ausgesprochen. Somit bleibt Horst
Heinrichs kommissarisch im Amt.
SPVGG GREUTHER FÜRTH
Der zuletzt als dritter Keeper
getestete Markus Krauss (21, 1860
München) hat die SpVgg genauso
wieder verlassen wie sein Nachfolger als Proband zwischen
den Pfosten: Jonas Deumeland (21,
zuletzt VfL Wolfsburg II).
FC ST. PAULI
Marc Gouiffe a Goufan (25) absolvierte im Trainingslager RehaEinheiten. Der Mittelfeldspieler
war im Februar am Knie operiert
worden, soll zum Saisonbeginn
aber genesen sein.
FC AUGSBURG
Mark Prettenthaler (26, Abwehr)
wechselt für zwei Jahre zu Sturm
Graz.
1860 MÜNCHEN
Drei Gastspieler nehmen bis Freitag am Training teil: Jean-Christophe Vergerolle (23, Linksverteidiger,
EA Guingamp, 2. Liga Frankreich),
Vincenzo Verhoeven (22, Stürmer,
KFCVW Hamme, 2. Liga Belgien)
und der Türke Ilhan Mansiz (33,
Stürmer, Ex-Herthaner, seit 2006
ohne Klub).
TUS KOBLENZ
Von der U 19 des 1. FC Köln
kommt Lucas Musculus (18, Sturm)
bis 2012.
1. FC UNION BERLIN
Der Stab wurde mit Athletiktrainer Johann Stromann (46) und
Videoanalyst Daniel Stenz (28)
erweitert.
3. LIGA
kicker, 2. Juli 2009
39
KIEL: Der Coach Götz spricht über die Ziele, den Kader, die Rotation und den Angriff
Seit Sonntag trimmt
Trainer FALKO GÖTZ (47)
sein Aufsteigerteam
Holstein Kiel mächtig
auf Drittligakurs.
kicker: Aufsteiger backen für
gewöhnlich kleinere Brötchen. Gilt
dieses Prinzip auch für Holstein
Kiel, Herr Götz?
Falko Götz: Wir wollen nicht unser
Licht unter den Scheffel stellen.
Aber wir betreten in der 3. Liga Neuland und wollen uns dort so schnell
wie möglich platzieren. Das oberste
Ziel: Möglichst nichts mit den unteren Rängen zu tun zu haben.
kicker: Ihr Kader scheint nicht zuletzt
durch die sechs Neuzugänge für die
neue Liga gerüstet. Was fehlt, ist ein
echter Knipser. Ein Problem?
Götz: Die Qualität unseres Kaders
ist auf Offensive ausgerichtet. Wir
wollen Torgefahr aus allen Mannschaftsteilen entwickeln. Außerdem wissen unsere neuen Stürmer
Francky Sembolo und Fiete Sykora
auch, wo das Tor steht. Es wird sich
zeigen, ob wir nicht doch einen Torjäger in unseren Reihen haben.
kicker: In der vergangenen Serie
haben Sie in 16 Spielen 15 verschiedene Anfangsformationen aufs Feld
geschickt. Rotation als Prinzip?
Götz: Wir waren teilweise arg gebeutelt durch Verletzungen und Sperren
gerade erfahrener Spieler. Zudem
haben die Trainingseindrücke
über die Aufstellung entschieden.
Außerdem haben wir keine halben
Mannschaften gewechselt, sondern
nur punktuell Spieler getauscht.
Grundsätzlich lasse ich aber lieber
eine eingespielte Mannschaft auflaufen, die erfolgreich ist.
kicker: Nur vier Wochen Vorbereitung
stehen nun an. Wo liegt der Fokus?
Götz: Die Regenerationszeit war
relativ kurz, eigentlich nur zweieinhalb Wochen. Andererseits fällt die
Mannschaft in dieser Phase auch
nicht auf null zurück. Ich glaube,
alle Spieler haben wieder Bock
auf Fußball. Wir werden jetzt sehr
viel im taktischen und weniger im
Grundausdauerbereich arbeiten.
INTERVIEW: ANDREAS GEIDEL
Foto: Picture Point
„Unsere neuen Stürmer wissen auch, wo das Tor steht“
Gibt die Richtung klar vor: Holstein-Kiel-Trainer Falko Götz, der in der
Vorbereitung mehr auf Taktik als auf die Grundausdauer setzt.
BRAUNSCHWEIG: Defensivspezialist aus Kroatien soll kommen
Arnold ist von Gordan Bunozas Qualität überzeugt
1Braunschweig wird nochmals auf
dem Spielermarkt aktiv. Mit Gordan
Bunoza soll Neuzugang Nummer
sechs unter Vertrag genommen werden. Der 21-jährige Defensivspezialist war zuletzt für den kroatischen
Zweitligisten NK Hrvatski Dragovoljac aktiv. Zuvor spielte er ein halbes
Jahr in der 2. Liga in Österreich für
Austria Lustenau.
Der 1,96 Meter große Bunoza
hatte bereits in der Winterpause
ein Probetraining in Braunschweig
absolviert und jetzt erneut überzeugt. „Gordan kann uns weiterbringen, er hat viel Qualität“, sagt
der Sportliche Leiter Marc Arnold.
Sobald Bunoza, der auf Empfehlung des früheren Eintracht-Profis
Danilo Popivoda vorspielte, in Kroatien alle Formalitäten geklärt hat,
soll er einen Vertrag unterschreiben. Der sechste Neuzugang nach
Marjan Petkovic, David Davari,
Norman Theuerkauf, Damir Vrancic
und Marco Calamita kann in der
Innenverteidigung und im defensiven Mittelfeld eingesetzt werden.
Gefunden hat Arnold mittlerweile auch die Testspielgegner für
die offizielle Saisoneröffnung am
12. Juli im Eintracht-Stadion. In
einem Blitzturnier werden Regionalligist Hessen Kassel und der
polnische Erstligist Polonia Bytom
jeweils 45 Minuten gegen Braunschweig spielen.
Ungebrochen ist das Interesse
der Fans. Bis zum Wochenende peilt
der Verein den Verkauf der 3000.
Dauerkarte an. „Wir sind zufrieden“, stellt Arnold fest, zumal bis
zum Saisonstart noch vier Wochen
Zeit sind und der freie Verkauf der
Saisontickets noch nicht begonnen
hat. In der vergangenen Spielzeit
hatte der Klub fast 7000 Dauerkarten
abgesetzt. T H O M A S F R Ö H L I C H
SANDHAUSEN: Hohes Ziel mit Regis Dorn
JENA: Lanzaat, Förster, Neunaber im Gespräch
Machmeier strebt Platz vier an
Perfekt: Heiko Weber kehrt zurück
1Das Debüt hat Appetit gemacht.
Beim 10:0-Sieg des SV Sandhausen
im ersten Testspiel beim Kreisklassen-Klub FC Hirschhorn war
– gemeinsam mit Emre Öztürk –
Neuzugang Regis Dorn mit jeweils
drei Toren fleißigster Torschütze.
Danach versicherte der 29-jährige
ehemalige Bundesliga-Profi des
SC Freiburg, dass er am Hardtwald
keineswegs einen Vorruhestand
genießen wolle. „Ich möchte wieder
nach oben kommen und glaube,
dass ich als Führungsspieler meinen Beitrag leisten kann“, erklärte
der Franzose aus dem elsässischen
Brumath.
Der Aufstieg in die 2. Liga ist
freilich nicht das Ziel des SV Sandhausen. „Wir streben den vierten
1Beim FC Carl Zeiss Jena ist eine
weitere wichtige Personalentscheidung gefallen: Heiko Weber
ist neuer Sportlicher Leiter. Zwei
Jahre nach seinem Scheitern als
Trainer kehrt er somit in seine Heimat zurück.
„Gespräche gab es schon seit
Mai – mal konkret, mal weniger
konkret“, sagt Jenas Präsident Peter
Schreiber. Seit gestern ist Weber,
der zugleich eine Ausbildung zum
Fußballlehrer an der Sportschule in
Köln absolviert, im Amt. Der Vertrag
gilt zunächst für ein Jahr. Ausgeschlossen ist laut Peter Schreiber
aber auch, dass bei schlechtem
Saisonverlauf Weber sogar auf den
Trainerstuhl zurückkehrt: „Das wird
definitiv nicht passieren.“
Platz an“, sagt Präsident Jürgen
Machmeier. Ein Vorhaben, das auf
den ersten Blick merkwürdig klingt,
von Manager Tobias Gebert jedoch
erläutert wird: „Der vierte Platz
berechtigt zur Teilnahme am DFBPokal, außerdem kann man davon
ausgehen, dass wir so ständig Kontakt zur Spitzengruppe haben.“
Das wiederum soll die Zuschauer
an den Hardtwald locken. Mit dem
Schnitt von 2700 Besuchern in der
zurückliegenden Runde konnte
man nicht zufrieden sein. Neben
Dorn hat der Drittligist neun weitere Neue verpflichtet. Machmeier
ist überzeugt davon, dass die Mannschaft stärker ist als in der Vorsaison, die Sandhausen mit Platz acht
abschloss. WO L F G A N G B R Ü C K
Dass man in Jena auch auf
besonderem Wege Karriere machen
kann, beweist derzeit Andreas
Trautmann. Der ist eigentlich Pressesprecher. Doch seit gestern ist
der gelernte Betriebswirtschaftler
zum Geschäftsführer der Spielbetriebs-GmbH aufgestiegen. „Aber
nur kommissarisch“, sagt Schreiber,
der so Zeit gewinnen will, einen
geeigneten Kandidaten zu finden.
Die Suche nach neuen Spielern
läuft ebenso auf Hochtouren. Quido
Lanzaat (ehemals Mönchengladbach, vereinslos), Marco Förster
(AE Paphos, Zypern) und Mario
Neunaber (Ingolstadt) sind Kandidaten für die beiden vakanten
Innenverteidigerpositionen.
MICHAEL ULBRICH
40
3. LIGA
kicker, 2. Juli 2009
DIE 3. LIGA
IM TEST
Stroh-Engel
Öztürk
WEIGELT
WEHEN WIESBADEN, OFFENBACH und BREMEN II –
zwei Absteiger aus den vergangenen Jahren, die
wieder an die 2. Liga denken, und eine Zweite,
die nicht so lang wie im Vorjahr zittern will.
Hübner
Glibo
BOSKOVIC
REINERT
Schönheim
Ziegenbein
Hollmann
DOMASCHKE
Neuzugänge in VERSALIEN
Vier Neuzugänge: Nach dem Abstieg hat Wehen Wiesbaden seinen
Kader kräftig umgebaut. Die Taktik soll jedoch bleiben.
SV WEHEN WIESBADEN
Moser achtet auf Kreativität
1Mit dem Abstieg aus der 2. Liga
hat der Verein einen harten Schnitt
gemacht. Sowohl Spieler als auch
die Personen in der Vereinsführung
wurden größtenteils ausgetauscht.
KOMMEN & GEHEN
Mit Wolfgang Gräf wurde ein sehr
sportbegeisterter Geschäftsführer
eingestellt, der zusammen mit
Manager Bernhard Raab und Trainer Hans- Werner Moser – beide
ebenfalls erst seit kurzer Zeit auf
ihren Posten im Verein – schnell
ein komplett verändertes Team
zusammenstellte. Dabei mussten
die Wiesbadener mit Alex Walke,
Dajan Simac und Ronny König nur
drei Spieler abgeben, die gehalten
werden sollten. Alle Neuen, aus
denen Benjamin Weigelt, Sebastian
Reinert, Steffen Bohl und Danko
Boskovic herausragen, sind jünger
als 27 Jahre und fügen sich so in die
Altersstruktur der Mannschaft ein.
Foto: imago/Schulz
TESTS & TORE
Im bislang einzigen Test gegen
den Hessenligisten FC Eschborn
dominierten die Wiesbadener den
allerdings schwachen Gegner,
kombinierten über weite Strecken
gefällig und siegten mit 5:1. Torgefahr ging in erster Linie von Aykut
Öztürk aus. Doch auch die Mittelfeldspieler wie Bohl, Reinert oder
auch Josip Landeka zeigten Stärken
im Abschluss.
Geht es wieder nach oben? Trainer Hans-Werner Moser muss für den
Wiederaufstieg in erster Linie im Offensivbereich ansetzen.
STÄRKEN & SCHWÄCHEN
In der Verteidigung und dem defensiven Mittelfeld ist die Mannschaft
gut aufgestellt. In der Spieleröffnung zeigt sich schon jetzt, dass bei
der Zusammenstellung des Teams
auch auf das kreative Potenzial der
Spieler geachtet wurde. Verbesserungswürdig ist allerdings noch die
Offensive, die sowohl quantitativ
als auch in der Qualität noch aufgestockt werden muss.
SYSTEM & TAKTIK
Auch unter Hans-Werner Moser
wird die Mannschaft ein 4-4-2-System spielen, in dem die defensive
Absicherung über zwei Sechser
erfolgen soll. Allerdings hat Moser
für diese Schlüsselposition Spieler ausgesucht, deren Stärke nicht
allein das Zerstören ist. Bohl, Reinert, aber auch Sascha Amstätter
oder Benjamin Hübner, sind Spieler, die selbst Torgefahr ausstrahlen
und die Stürmer in Szene setzen
können.
TRAINER & UMFELD
Nach drei Trainerwechseln in der
vergangenen Saison soll jetzt Moser
mit der Mannschaft wieder Erfolge
feiern. Dass er bei allen drei Trainern der Vorsaison als Co arbeitete
und so mit in der Verantwortung für
den Abstieg steht, lastet ihm keiner an. Denn Moser als Cheftrainer
strahlt Kompetenz und Ruhe aus,
arbeitet nach einem schlüssigen
Konzept. Das war beim SVWW im
Vorjahr nicht immer der Fall.
FAZIT & PROGNOSE
Die alles entscheidenden Fragen
sind, wie die schnell die Mannschaft
sich findet und wie sie in die Saison
startet. Gelingt es flott, die Erinnerung an den Abstieg aus den Köpfen
der Spieler zu verbannen, kann das
Team eine gute Rolle spielen. Das
funktioniert aber nur, wenn es der
Verein noch schafft, die ein oder
andere Verstärkung im Angriff zu
verpflichten. Denn es waren große
Mängel in der Offensive, die den
SVWW in die 3. Liga absteigen ließen.
CARSTEN DIETEL
3. LIGA
kicker, 2. Juli 2009
Mesic
Fröhlich
Haas
Türker
PFINGSTEN-REDDIG
Testroet
Zinnow
Heitmeier
Hysky
Huber
Wulnikowski
Menga
Ikeng
Perthel
Feldhahn
Chaftar
Andersen
41
Stallbaum
Oehrl
D. Schmidt
Schiller
Mielitz
Neuzugang in VERSALIEN
Ein Neuzugang: Nach dem großen Schnitt vor der vergangenen
Saison gibt es jetzt nur wenige Wechsel in Offenbach.
Kein Neuzugang: Trotz der großen Fluktuation setzt Trainer
Thomas Wolter in Bremen zunächst auf Spieler des Vorjahres.
KICKERS OFFENBACH
WERDER BREMEN II
Boysen achtet auf Flexibilität Wolter achtet auf Kontinuität
1Aufbruchstimmung in Offenbach. Nach Platz 7 soll es weiter
nach oben gehen. Ein gutes Omen:
Zweimal schon ist Hans-Jürgen
Boysen in seiner zweiten Saison als
Kickers-Trainer aufgestiegen. Das
neue Stadion ist in Sicht. Und das
Pokalderby gegen Frankfurt könnte
einen entscheidenden emotionalen
und finanziellen Schub geben. Das
Ziel ist klar: Im Aufstiegskampf so
lange wie möglich mitmischen.
KOMMEN & GEHEN
Nach dem Totalumbruch der Vorsaison vertraut Boysen diesmal auf
eine eingespielte Elf. Mit Becker
(Erfurt) ist nur ein Stammspieler gegangen. Die übrigen sechs
Abgänge waren Ergänzungsspieler.
Mit Nils Pfingsten-Reddig (Emden)
wurde ein spielstarker Mann für das
zentrale Mittelfeld geholt. David
Ulm (FSV Frankfurt/Offensive) und
U-19-Nationalspieler Nils Teixeira
(Bayer Leverkusen/Defensive) sollen den Etablierten Druck machen.
Große Hoffnungen ruhen auf Tosunoglu und Baier (beide Kreuzbandriss), die ab Herbst die Offensive
beleben sollen. Trainer Boysen
drängt noch auf weitere Neuzugänge, insbesondere die linke Seite
ist verbesserungswürdig.
TESTS & TORE
Bisher noch nicht viel Aussagekraft,
weil der Trainer den gesamten
Kader durchwechselte. 6:0 und 14:0
gegen Amateurklubs, 2:3 gegen den
Zweitligisten FSV Frankfurt. Dabei
überzeugte der OFC vor der Pause
mit einer 2:0-Führung.
STÄRKEN & SCHWÄCHEN
Die drittbeste Abwehr der letzten
Saison ist unverändert geblieben.
Torwart Wulnikowski (15 Spiele zu
Null) und seine Vorderleute Huber,
Hysky und Heitmeier zählen zum
Besten, was die 3.Liga zu bieten hat.
Über die rechte Seite mit Huber und
insbesondere Zinnow wurden zwei
Drittel aller Tore vorbereitet. Die
linke Seite ist die große Schwachstelle. Trotz Zweitligaerfahrung von
Türker und Mesic – und jetzt noch
Ulm – hapert es im Abschluss.
SYSTEM & TAKTIK
Die Kickers wollen flexibel sein,
spielen und trainieren in zwei
Systemen. Im 4-2-3-1 fehlt jedoch
noch der Impulsgeber im zentralen,
offensiven Mittelfeld. Deshalb wird
wohl verstärkt 4-4-2 gespielt.
TRAINER & UMFELD
Hans-Jürgen Boysen ist nach Horst
Köppel der erfahrenste und erfolgreichste Trainer in der 3. Liga. Der
52-Jährige hat seine Mannschaften in der 2. Saison immer weiter
entwickelt und verbessert. Nicht
immer problemlos verlief im ersten Jahr die Zusammenarbeit mit
Sportmanager Andreas Möller.
Bei der Kaderzusammenstellung
waren Boysen und Möller des Öfteren unterschiedlicher Meinung.
Die Fans (Zuschauerschnitt 7200)
haben die Aufbausaison trotz des
Absturzes am Rundenende positiv
aufgenommen. Jetzt muss aber der
nächste Schritt kommen.
FAZIT & PROGNOSE
Die Frage ist, ob alle Spieler, insbesondere in der Offensive Suat Türker
und Mirnes Mesic, ihre Fähigkeiten
über die gesamte Saison abrufen.
Wenn die Routiniers treffen, eine
konstante Leistung abliefern und
die linke Seite noch verstärkt wird,
dann wird der OFC ganz vorne mitspielen.
J O C H E N KO C H
1Nichts Neues in Bremen. Abermals, und das nach einer mehr als
nervenaufreibenden Saison, fand
eine immense Fluktuation bei der
zweiten Mannschaft des Bundesligisten statt. Zwölf Spieler wurden
ausgemustert. Ebenso viele füllen
den neuen Kader wieder auf. Allerdings bleibt abzuwarten, wer von
ihnen wie schnell den Sprung in die
Stammformation schafft.
KOMMEN & GEHEN
Die Abgänge Dennis Diekmeyer
(bereits im Winter zum 1. FC Nürnberg) sowie Max Kruse (FC St. Pauli)
gilt es zu ersetzen. Zudem wurde
Routinier Finn Holsing ausgemustert. Auch der Abgang von Stürmer
Marc Heider muss erst einmal
kompensiert werden. Im Abwehrbereich sowie im Angriff könnte es
zu Personalverschiebungen kommen. Denn für diese Bereiche hat
Coach Wolter zehn neue Spieler
in seinem Kader aufgenommen.
Gespannt darf man auf die beiden
externen Neuzugänge Kevin Maek
sowie Bernd Gerdes sein (beide für
die Defensive geholt). Gesucht wird
noch ein junger talentierter Linksverteidiger.
TESTS & TORE
Bisher stehen vier Tests bei einem
Blitzturnier zu Buche. Alle vier
Spiele wurden gewonnen, zudem
alle zu null. Angreifer Addy Menga
war bisher mit seinen vier Toren
am erfolgreichsten. Technik und
Spielfreude sind nach gut zehn
Tagen Training, vornehmlich im
Ausdauerbereich, schon deutlich
erkennbar.
STÄRKEN & SCHWÄCHEN
Talent, rasche Lernfähigkeit, Spielfreude und Wille sind die Tugenden
des Talentschuppens von der Weser.
Mangelnde Erfahrung ist sicherlich
das Hauptmanko im neuformierten Kader. Indes sollte im Angriff
der finale Torschuss erfolgreicher
gelingen als es in der letzten Saison
der Fall war.
SYSTEM & TAKTIK
Weiterhin steht in der Defensive die
Viererabwehrkette im Vordergrund.
Je nach Gegner und Taktik laufen im
Mittelfeld zwei Sechser auf oder ein
Defensivmann im Mittelfeld und
davor drei offensive Mittelfeldspieler. Im Angriff bleibt es wohl bei
zwei Stürmern.
TRAINER & UMFELD
Das Trainerteam mit Thomas
Wolter und Frank Bender setzt auf
Konitinuität und hat seine Verträge
bis 2013 frühzeitig verlängert. Das
zeigt, dass der Vorstand und die
sportliche Führung bestens miteinander harmonieren. Zudem macht
Nachwuchsmanager Uwe Harttgen,
der für den heutigen Düsseldorfer
Sportchef Wolf Werner kam, einen
guten und soliden Job.
FAZIT & PROGNOSE
Werder II muss von Verletzungen
der Stammkräfte verschont bleiben. Gleichwohl sollten sich die
zahlreichen neuen jungen Spieler
schnellstens akklimatisieren, damit
am Ende nicht wieder eine solche
Zittersaison wie die letzte herauskommt. Bereits erfahrene Leute
wie Mielitz, Stallbaum, Schmidt,
Oehrl und Feldhahn bilden die Korsettstangen im Team und sollten
somit schnell ihre Form finden.
Platz 10 bis 14 dürfte dann wegen
der weiteren sportlichen Qualität
im Kader durchaus möglich sein.
BERNHARD KÜNNING
42
3. LIGA
kicker, 2. Juli 2009
PERSONALIEN
ERZGEBIRGE AUE
Petar Rnkovic (30) ist im Probetraining. Der Stürmer spielt in
der zweiten Liga Norwegens bei
Mjöndalen IF.
WACKER BURGHAUSEN
Foto: Bösl
Beim 3:0 über Bezirksligist Perach
trafen Holzer, Cappek und Kresin.
Stürmer Thomas Kurz (21) zog sich
eine Knöchelverletzung zu. + + +
Probetorwart Stefan Riederer (23,
Kaiserslautern II) brach sich den
Daumen, Transfer geplatzt.
ROT-WEISS ERFURT
Martin Pohl (28, Abwehr) wurde an
seiner weichen Leiste operiert.
Kaum aufzuhalten: Ingolstadts Testspieler Robert Braber (Mitte) gelingen beim 8:0 gegen Gerolfing sieben Tore.
HOLSTEIN KIEL
INGOLSTADT: Offensivspieler Braber und Ismaili überzeugen im Testspiel
Köppel plant weiteren Neuzugang
1Auch wenn das Budget offiziell
ausgereizt ist, am liebsten würden die Verantwortlichen des FC
Ingolstadt personell noch einmal
nachlegen. Nicht zuletzt deshalb
weilten in den vergangenen Tagen
mit dem Holländer Robert Braber
und Emin Ismaili zwei Testspieler in
Ingolstadt, über deren Verpflichtung
nachgedacht wird. Stürmer Braber
(26), der zuletzt beim holländischen
Zweitligisten Excelsior Rotterdam
unter Vertrag stand, gelangen
beim ersten Testspiel gegen den
Bezirksliga-Meister FC Gerolfing
(8:0) sieben Tore. Dabei machte er
einen ebenso guten Eindruck wie
der ehemalige Ingolstädter Ismaili
(27, zuletzt Waldhof Mannheim)
auf der linken Mittelfeldseite. „Man
muss natürlich vorsichtig sein, wir
dürfen das Ergebnis gegen die
klassentieferen Gerolfinger nicht
überbewerten“, sagte Cheftrainer
Horst Köppel. Über eine Verpflichtung der beiden, so der 61-jährige
Coach, „werden wir uns aber schon
Gedanken machen.“ Eine Entscheidung soll in den kommenden Tagen
fallen.
Äußerst zufrieden war man derweil mit dem Auslosung zur ersten
DFB-Pokal-Hauptrunde. Gegner FC
Augsburg, gegen den man in der
WUPPERTAL: Braun kommt aus Osnabrück
Vorsaison nicht gewinnen konnte
(0:1 und 1:1), bezeichnete FCISportdirektor Harald Gärtner als
„lukrativ und machbar“. Im dritten Anlauf will der noch junge FC
Ingolstadt (gegründet 2004) zum
ersten Mal die zweite Runde erreichen. „Nichts gegen Augsburg, aber
es hätte uns in der ersten Runde
natürlich wesentlich härter treffen
können“, erklärte Köppel. „Auch
als Drittligist haben wir zu Hause
sicher eine Chance, die nächste
Runde zu erreichen.“ Als Spieltermin favorisieren beide Klubs am
ersten Augustwochenende den
Sonntag.
N O R B E RT ROT H
Der Aufsteiger trennt sich einvernehmlich von dem im Winter aus
Sandhausen gekommenen Stürmer Velimir Grgic (31/13 Einsätze,
2 Tore). Als Perspektivspieler trainiert der offensive Mittelfeldakteur Florian Ziehmer (20) aus der
eigenen U 23 mit.
KICKERS OFFENBACH
Im Test: Abwehrspieler Sasan
Gouhari (23, zuletzt Cloppenburg).
+ + + Der gerade von einem Kreuzbandriss genesene Abwehrspieler
Daniel Goldschmitt (19) erlitt eine
Knochenstauchung im Knie.
JAHN REGENSBURG
Mittelfeldspieler David Romminger
(26) hat ein Jahr verlängert. Mit AScheininhaber Wolfgang Beller (45),
zuletzt Chefcoach beim FC Bad
Kötzting (Bayernliga), wurde ein
neuer Co-Trainer verpflichtet.
ERFURT: Personalplanungen fast abgeschlossen
Galatasaray sagt Bayertz wieder ab Kapitän Cinaz bläst zum Aufstieg
1Die Mannschaft von Trainer Uwe
Fuchs erhält ein neues Gesicht. Fünf
neue Spieler wurden vom Wuppertaler SV Borussia bisher verpflichtet.
Doch mit der Verpflichtung eines
Innenverteidigers, der Nils Fischer
(zurück zu Arminia Bielefeld) und
Michael Stuckmann (FC Vaduz)
ersetzen soll, lässt sich der WSV Zeit.
Gut möglich aber, dass in Kürze der
Brasilianer Fabricio, der seit einer
Woche zur Probe mittrainiert, einen
Vertrag unterschreiben wird.
Fünfter und bisher letzter Neuzugang ist Marvin Braun. Der 25jährige Mittelfeldspieler kommt
wie Edgar Bernhardt vom VfL Osnabrück. Beide sollen – wie Romas
Dressler von Greuther-Fürth II
– die Offensive verstärken, bei der
in der vergangenen Saison einiges
im Argen lag. Gespannt ist man
darauf, ob und wie Ken Aseada
(Viktoria Regensburg) und Jose
Valencia Murillo (FC Eindhoven)
einschlagen werden. Sie sollten
am morgigen Freitag den Fans im
Stadion am Zoo vorgestellt werden.
Doch das dort mit Spannung erwartete, von Manager Markus Bayertz
mündlich abgeschlossene Freundschaftsspiel gegen Galatasaray
Istanbul wurde kurzfristig abgesagt.
Bayertz: „Schade, wir hätten unseren Fans in der Vorbereitung gerne
ein Heimspiel gegen eine internationale Topmannschaft geboten,
aber Galatasaray hat trotz der vorab
getroffenen Zusage auf das Spiel
verzichtet.“ MANFRED OSENBERG
1Mit der Verpflichtung der Mittelfeldspieler Dennis Malura (25/
Kickers Offenbach) und Julian
Humbert (25/MSV Duisburg II)
sind die Personalplanungen bei
FC Rot-Weiß Erfurt bis auf einen
Offensivakteur abgeschlossen.
Noch vor dem 3:2-Sieg im Testspiel gegen Zweitligist FC St. Pauli
bestimmte Trainer Rainer Hörgl
auch den neuen Kapitän: Samil
Cinaz ist Nachfolger des zum VfL
Osnabrück gewechselten Alexander
Schnetzler. Coach Hörgl begründet
die Wahl damit, dass Cinaz trotz
seines jungen Alters von 23 Jahren
schon viel Verantwortung trägt.
Zudem genießt der als Abräumer
vor der Abwehr in der Zentrale
fungierende Spieler reichlich Aner-
kennung in der Mannschaft. Der
Gekürte selbst will seine Art auf und
neben dem Platz trotz zusätzlicher
Verantwortung nicht groß verändern. „Schließlich habe ich damit
bisher Erfolg gehabt“, erklärt Cinaz.
Die hohe Vorgabe des Präsidiums
– nämlich den Aufstieg – unterstützt
der neue Spielführer: „Der Klub hat
Ambitionen und wir Spieler ebenfalls“, sagt der Mittelfeldakteur.
Cinaz, der von höherklassigen Vereinen umworben wurde, hatte auch
deshalb seinen Vertrag bis 2011 verlängert. Er sieht die Mannschaft in
der Breite auf jeden Fall „schon jetzt
stärker“ als letzte Saison aufgestellt.
„Wir haben Qualität und können
vorn dabei sein“, ist der Kapitän
überzeugt.
GERALD MÜLLER
REGIONALLIGA
kicker, 2. Juli 2009
43
ESSEN
STUTTGARTER KICKERS: Eichelbaum amtsmüde, Lorz zögert noch
Strunz übernimmt
klar die Chefrolle
Kommt Michael Kümmerle zurück?
1Mit allen sieben Neuzugängen
plus den drei Nachwuchsspielern
Leon Enzmann, Suat Tokat sowie
Patrick Dutschke und insgesamt 24
Mann startete Essens Geschäftsführer und Teamchef Thomas Strunz
(41) am Mittwoch vor rund 300
Fans mit dem ersten Training die
„Mission Aufstieg“. Mithelfen sollen
dabei auch Rechtsverteidiger Finn
Holsing (25, Werder Bremen II), der
RWE den Vorzug gegenüber Preußen
Münster gab, und Abwehrspieler
Bartosz Broniszewski (21), der erst
gestern für zwei Jahre unterschrieb.
Er ist nach Sebastian Stachnik (23)
und Sergej Neubauer (24) bereits
der dritte Neue bei Kaiserslautern II.
Eine weitere Verpflichtung schloss
Thomas Strunz nicht aus: „Sollten
wir noch eine Schwachstelle erkennen, könnten wir noch reagieren.“
Als Assistenten holte Strunz den
erfahrenen Uwe Erkenbrecher (54),
bisher Cheftrainer bei Türkiyemspor
Berlin. „Jetzt sind wir gut aufgestellt“, so Strunz, der klar die Chefrolle übernimmt: „Ich bin bei jedem
Training dabei, stelle die Mannschaft
auf und ein.“
R A L F D E B AT
1Eigentlich wollte Dirk Eichelbaum nach gut zwei Jahren als
Kickers-Präsident zurücktreten: „Ich
habe schon vor dem Ende der letzten Saison intern angekündigt, dass
ich für die nächste Spielzeit nicht
mehr zur Verfügung stehe.“ Nun
macht der 44-Jährige erst einmal
weiter, weil sich der voraussichtliche Nachfolger, der Aufsichtsratsvorsitzende Rainer Lorz, noch ziert.
Eichelbaum war nach dem Abstieg
massiv kritisiert worden. Und: „Ich
bin Anwalt und Insolvenzverwalter,
da kann ich mich nicht als OberAmateur bezeichnen lassen.“
Lorz will vor seiner Zusage
sichergehen, dass er sich beim
klammen Traditionsverein nicht
auf ein Himmelfahrtskommando
einlässt. Daher führt der Jurist
und Honorarprofessor Gespräche,
um die Einnahmen zu erhöhen.
Der Etat für die erste Mannschaft
einschließlich Trainerteam soll
nur etwa 700 000 Euro betragen.
Dennoch verpflichteten die Kickers
nun drei weitere Neuzugänge mit
Verträgen bis 2010: Enzo Marchese
(26, SSV Ulm), Fabian Gerster (22,
PERSONALIEN
REUTLINGEN: Trainer Roland Seitz hat lange um den Torwart gekämpft
SC FREIBURG II
Überraschung: Aalens Tobias Linse kommt
Von den eigenen A-Junioren
kommen Oliver Baumann, Nicolas
Höfler, Jonathan Schmid, Oliver Sorg,
Uwe Zangl, Squipon Bektasi (alle 19),
dazu Torhüter Alexander Jäger (22)
vom Bahlinger SC.
SV DARMSTADT 98
Hauptsponsor Software AG verlängerte bis 2011, auch Premiumsponsor Entega/HSE bleibt dem
Verein treu.
1Tobias Linse hütet in der nächsten Saison das Reutlinger Tor. Diese
Nachricht wurde mit großer Freude,
aber auch mit Verwunderung aufgenommen. Schließlich war Linse
zuletzt Stammkeeper des VfR Aalen
in der 3. Liga und absolvierte dort in
den beiden zurückliegenden Spielzeiten alle 72 Punktspiele. „Aalen
machte bei seinen Personalplanungen einen Radikalschnitt und bot
Jahr beim zypriotischen ErstligaAbsteiger Atromitos Geroskipou in
Deutschland eine Berufsperspektive aufbauen. Daher die Lösung:
Teilzeitprofi plus Halbtagsjob als
Bankkaufmann, den die Kickers
vermitteln.
M AT T H I A S J U N G
Foto: Storch
SC Pfullendorf/beide Mittelfeld)
und Stürmer Dominik Salz (21,
SV Neuhausen). Gesprochen wird
auch mit Michael Kümmerle (30),
der zwischen 1998 und 2001 in der
2. Liga für die Kickers spielte. Der
Defensivspieler will nach einem
Vor der Rückkehr: Michael Kümmerle, zuletzt auf Zypern bei Atromitos
Geroskipou, will als Teilzeitprofi wieder nach Stuttgart.
mir einen Vertrag mit 68 Prozent
weniger Gehalt an“, begründet
der 29 Jahre alte Linse, „ich hatte
den Eindruck, dass mich der SSV
unbedingt holen wollte.“ Trainer
Roland Seitz sagt: „Wir haben lange
um Linse gekämpft. Ich bin sehr
froh, dass es geklappt hat.“
Im Gegensatz zur Vorsaison, als
die Personalplanung chaotisch und
in großer Zeitnot abgewickelt wurde,
haben Seitz und Geschäftsführer
Klaus Weiss bereits einige Eckpfeiler
eingeschlagen. Dazu zählt die Torhüterposition, die nach dem Abgang
von Marco Langner und Erol Sabanov in den beiden letzten Jahren
nicht optimal besetzt war. Zweiter
Mann ist Alexander Walter (20),
der zuletzt gute Leistungen zeigte,
aber an seiner Konstanz arbeiten
muss. M A N F R E D K R E TS C H M E R
SG SONNENHOF GROSSASPACH
Shaban Ismaili (20) wird vom VfB
Stuttgart II für eine Saison ausgeliehen. Er bestritt in der Saison
2008/2009 neun Drittligaspiele
und ist für das rechte Mittelfeld
bei Großaspach vorgesehen. Stürmer Dennis Ruiz-Maile (22) kommt
vom Oberligisten Hoffenheim II.
Seine Bilanz 2008/2009: 27 Spiele,
6 Tore.
STUTTGARTER KICKERS
Neuzugang Marcel Charrier (21,
Abwehr) erlitt einen Kreuzbandriss. Auch Torwart Luis Rodrigues
(19) fällt wegen eines Schienbeinbruchs längere Zeit aus.
KASSEL: Trainingsauftakt mit den Neuen Zepek, Markolf und Bruns
Gesucht: Ein Nebenmann für Thorsten Bauer
1Am heutigen Donnerstag startet Hessen die Vorbereitung für die
neue Saison. Mit dabei sind auch
die bisherigen drei Neuzugänge
Michael Zepek (28, SV Elversberg),
Stefan Markolf (25, Wuppertaler SV)
und Philipp Bruns (21, SCW Göttingen), die den Anhängern am Sonntag im Rahmen der Mannschaftspräsentation vorgestellt werden.
Am selben Tag testet der KSV um
17 Uhr sogleich gegen ein echtes
Topteam: Der Georgische Pokalsieger Dinamo Tiflis kommt nach
Kassel. Während der Vorbereitung
treffen die Nordhessen zudem auf
Drittligist Eintracht Braunschweig
(12. Juli, im Rahmen eines Blitzturniers) sowie den West-Regionalligisten Preußen Münster (26. Juli).
„Wir suchen auch noch nach einem
attraktiven Gegner aus der 1. oder 2.
Bundesliga“, sagt Vorstandschef
Jens Rose.
In punkto Personalplanung ist
der KSV schon vergleichsweise weit:
Das Gerüst der Mannschaft steht;
kommen soll nun noch ein Stürmer,
zumal bisher mit Thorsten Bauer
erst ein einziger unter Vertrag steht.
Zum ersten Training werden sich
einige Gastspieler vorstellen.
MICHAEL BREHME
44
RAD
kicker, 2. Juli 2009
Die Tour kommt vielen
reichlich spanisch vor
1Spanisches Gipfeltreffen auf
Frankreichs Straßen? Darauf hofft
beim Duell zwischen Carlos Sastre
und Alberto Contador das spanische Fernsehen TVE: „Wir erwarten
bei der Tour de France Rekordquoten. Dabei könnten die beiden auch
Bowling spielen – Hauptsache, es
gibt ein spanisches Duell.“
Auch in den Zeiten des Dopings
bleibt Radsport Trumpf auf der
iberischen Halbinsel. Schließlich
bestimmt Spanien das internationale Geschehen: In Peking holte
Samuel Sanchez 2008 den Olympiasieg für Spanien, das in diesen
Tagen auch überlegen die Nationenwertung anführt. Mit Alejandro
Valverde rangiert einer von ihnen an
der Spitze der Weltrangliste, bei den
Teams liegt die spanische Equipe
Caisse d’Epargne vorne.
Doch um Valverde, der wegen
seiner Verstrickung in die Madrider
Dopingaffäre auf die Tour verzichten muss, geht’s gar nicht. Sondern
um die Madrilenen Carlos Sastre (34) und Alberto Contador (26).
Sastre gewann 2008 die Tour, Contador im Jahr zuvor. Eine ähnliche
Kräftekonstellation gab’s zuletzt vor
36 Jahren, als Luis Ocana triumphierte und sein Landsmann José
Manuel Fuente Dritter wurde.
Diesmal kämpfen also Sastre
und Contador um den insgesamt
elften spanischen Tour-Sieg, wobei
Sastre bei den heimischen Anhängern beliebter ist als Contador,
auch weil er nie in eine DopingAffäre verwickelt war. Im Gegenteil.
Sastres Vater Victor hatte einst in
Avila sogar die „Escuela de ciclismo de El Barraco“ gegründet,
eine nicht nur von Experten viel
beachtete Radsport-Schule, „um
die örtliche Jugend von Drogen und
Gewalt fernzuhalten“, wie der Sohn
erzählt. Das schafft Ansehen, auch
wenn Sastres Schwager José Maria
Jimenez, der dreimalige Bergkönig
der Vuelta, 2003 mit nur 32 Jahren
an Herzversagen verstorben ist.
Doping, hat Victor Sastre damals
mit Überzeugung gesagt, sei in
ihren Familien kein Thema.
Fotos: Roth, Imago/Hoch Zwei
CARLOS SASTRE (34) und ALBERTO CONTADOR (26) treffen
sich ab Samstag zum großen iberischen Zweikampf.
Wenn Spaniens Blüten blühen: Vorjahressieger Carlos Sastre (li.) und
2007-Gewinner Alberto Contador zählen zum Kreis der Top-Favoriten.
Das behauptete auch Contador,
dessen Name 2006 auf der Klientenliste „Nummer 31“ des Madrider
Doping-Arztes Eufemiano Fuentes
stand. „Weil ich zur falschen Zeit
am falschen Ort war“, kommentiert
Contador die spurlos verschwundene Akte. Der „falsche Ort“ war
das Team Liberty Seguros des Fuentes-Compagnons Manolo Saiz, dem
Contador damals angehörte. Deshalb hegt auch Ex-Kollege Jörg Jaksche kaum Zweifel daran, dass Contador einst Fuentes-Kunde war.
Aus diesem Grund war der TourSieger von 2007 letztes Jahr in
Frankreich unerwünscht und hielt
sich mit Siegen in den ebenfalls
dreiwöchigen Rundfahrten Giro
d’Italia und Vuelta schadlos. Diesmal führt er die umstrittene kasachische Equipe Astana in die Tour
– mit den Rundfahrt-Assen Lance
Armstrong, Levi Leipheimer und
Andreas Klöden. Das muss kein
Vorteil sein, denn alle drei könnten
ebenfalls den Tour-Sieg anstreben.
Gegen Sastre, 2008 mit dem
erstklassigen dänischen Team
Saxo Bank siegreich, spricht hingegen dessen zweitklassige neue
Schweizer Crew Cervelo, die mit
einer Wildcard startet. Mit Andreas
Klier und Heinrich Haussler werden
zwei deutsche Profis Sastre unterstützen.
K L AU S B LU M E
Wissenschaftler aus Lausanne kündigen überraschende Testverfahren an – Franke skeptisch
Dopingjäger – sind sie diesmal schneller als die Betrüger?
Jahren mit Doping im Radsport.
Während der Tour 2008 führten
seine Erkenntnisse zur Überführung von Bernhard Kohl, Stefan
Schumacher, Manuel Beltran und
Riccardo Ricco. Zudem wurde der
italienische Gerolsteiner-Kapitän
Davide Rebellin als Olympiazweiter
von Peking erwischt.
Warum das geklappt hat? Sottas
arbeitet beim Blutdoping-Test mit
gleich acht Parametern. Sie alle zu
manipulieren, ob mit Injektionen
oder Transfusionen, sei unmöglich,
Foto: Augenklick/Roth
1Wird auch der Tour-Sieger 2009
gedopt sein? „Ja, und das Gesetz
der Serie sagt, das wird noch lange
so bleiben.“ Dies behauptet ExProfi Jörg Jaksche (32) im Berliner
Tagesspiegel. Pierre Bordry, Chef der
französischen Antidoping-Agentur
AFLD, widerspricht: „Einige Fahrer
werden überrascht sein. Denn wir
haben ein neues Testverfahren für
eine Substanz entwickelt, von dem
die Fahrer noch nichts wissen.“
Wie das funktionieren soll, verrät Bordry nicht. Doch offenbar
fußen auch die neuen Tests auf
den Blutprofilen jener biologischen
Pässe, die vom Antidoping-Labor
Lausanne entwickelt werden. Und
zwar im Auftrag des Internationalen
Radsport-Verbandes UCI für 800
Rennfahrer in aller Welt.
In Lausanne beschäftigt sich der
Schweizer Wissenschaftler PierreEdouard Sottas schon seit über zehn
Auf gutes Gelingen: Tour-Direktor Christian Prudhomme (li.) posiert mit
Prinz Albert von Monaco. In Monte Carlo startet am Samstag die Tour.
sagt er. Das musste auch Bernhard
Kohl erfahren. Derzeit arbeitet
Sottas an Steroid-Profilen mit sechs
nicht manipulierbaren Parametern.
Demnach würde es unmöglich, mit
Testosteron oder verwandten Substanzen zu dopen. Bei der dritten
Nachweismethode gehe es um
insulinähnliche Substanzen und
um Wachstumshormone.
Bordry will bei der Tour 2009
eng mit Lausanne (Bluttests) und
dem Antidoping-Institut Köln
zusammenarbeiten, wo man sich
verstärkt ums Thema Insulindoping
kümmert. Der Heidelberger Experte
Werner Franke glaubt dennoch
nicht an durchschlagende Erfolge:
„Ich erwarte jede Menge Doping auf
einem höheren wissenschaftlichen
Absicherungsniveau. Die Personen
sind so eingestellt, dass sie nicht mit
auffälligen Werten bei irgendeiner
Kontrolle erwischt werden.“ K . B .
LEICHTATHLETIK
kicker, 2. Juli 2009
45
„Ich bin beflügelt“
S
Foto: picture-alliance/dpa
ie gewann WM-Silber 2005 in
Helsinki und 2007 in Osaka.
Bei den Olympischen Spielen
in Peking 2008 holte sie die einzige
(Bronze-)Medaille für Deutschlands
Leichtathleten. Nur Gold fehlt Speerwerferin Christina Obergföll (27)
noch in ihrer Medaillensammlung.
WM-Medaillenhoffnung CHRISTINA OBERGFÖLL (27) vor der DM in Ulm über
Das soll sich bei der Heim-WM in
Berlin (15. – 23. August) ändern.
neue Reize, neue Speere, neues Umfeld und eine neue Einstellung zum Sport.
Dort plant die Freundin von Boris
Henry (35), einst Weltklasse-Speerwerfer und heute DLV-Disziplintrainer der Männer, endlich den ganz
großen Wurf. Bei den deutschen
Meisterschaften am Wochenende
in Ulm will die Erste der Weltjahresbestenliste (68,59 m) ihre Top-Form
bestätigen.
kicker: Frau Obergföll, Sie sind im
Mai in Halle mit 68,40 Metern so gut
wie nie zuvor in die Saison gestartet. Wie kommt’s?
Christina Obergföll: Da spielen mehrere Faktoren zusammen. Einerseits habe ich über den Winter neue
Reize gesetzt. Nach einem Besuch
Ende des Jahres bei Olympiasieger
Andreas Thorkildsen in Oslo waren
wir auch zusammen im Januar in
Südafrika. Andererseits wirkt sich
meine neue private Situation
äußerst positiv aus. Es ist schwer
zu beschreiben, aber sie entspannt
mich.
kicker: Wie äußert sich das?
Obergföll: Ich bin beflügelt. Mit Boris
– das passt einfach. Da ist jemand,
der mich komplett versteht. Bei
Speer ist spitze: Christina Obergföll träumt nach zweimal WM-Silber und Olympia-Bronze endlich von Gold.
ihm finde ich den Ruhepol, den
ich immer gesucht habe. Natürlich
kicker: Was haben Sie von dort mitKarbon. Wenn man den richtig trifft,
Jahr kann man mit 70,30 Metern
bin ich ehrgeizig wie immer, aber
genommen?
dann fliegt der ohne Ende. Aber nur
auch Bronze holen – das ist echt
ich gehe die Dinge jetzt anders an:
Obergföll: Im Training macht er gar
dann, er verzeiht keine Fehler. Es ist
krass. Sollte ich also am Ende mit
Wenn’s klappt, super, wenn nicht,
nicht so viel anders, legt auch Wert
also sehr heikel. Die 68,40 Meter in
71 Metern Silber gewinnen – hallo?
auch nicht schlimm. Ich bin lockeauf Sprints und Sprünge. Aber er
Halle habe ich damit geworfen, die
Dann wäre ich superglücklich.
rer – und dadurch stärker.
absolviert eine sehr hohe Anzahl
68,59 bei der Team-EM in Portugal
kicker: Was unterscheidet Sie, Barbora Spotakova und Maria Abakukicker: Juckt es Boris Henry auch,
lockerer Würfe, in denen er den
mit dem alten Speer. Ich nehme
mowa?
gesamten Bewegungsablauf einIhnen sportliche Tipps zu geben?
beide mit nach Berlin und entObergföll: Ab und zu schon. Im
spielt, das Nacheinander der einzelscheide nach meinem Gefühl.
Obergföll: Barbora ist technisch
gemeinsamen
nen Wurfphasen.
kicker: Kommen so die 70 Meter
extrem gut. Mit ihrer Größe hat sie
Trainingslager in
Ich habe im Wettwieder in Reichweite?
zudem supergeile Hebel. Maria hat
Portugal hat er „2007 hätte ich Weltmeisterin kampf oft das
Obergföll: In Berlin möchte ich BestPower ohne Ende, ist aber technisch
mich beim WerProblem, das ich
leistung werfen (bisher 70,20 m,
sehr instabil. Ich wiederum bin sehr
so fest bin, dass
d. Red.). Wahrscheinlich bin ich
fen gefilmt – an- werden müssen.“
schnell, habe sehr viel Kraft, bin
geblich nur für
alles auf einmal
schon jetzt in der Lage dazu, aber es
aber technisch noch nicht so ausgereift.
sich, aber natürkommt. Und seit
muss halt wieder alles passen. Dann
lich spicke ich dann auch mal rein.
einer Schulterverletzung turnt
könnte schon bei den deutschen
kicker: Sie können nicht 24 Stunden
Grundsätzlich aber sucht er den
Andreas viel, da haben wir uns auch
Meisterschaften was passieren.
an Berlin denken. Wie schalten Sie
am besten ab?
Weg über meinen Trainer Werner
einiges abgeguckt. Ich bin kräftiger
kicker: Erwarten Sie von sich selbst
Daniels. Die beiden verstehen sich
geworden.
WM-Gold – nach zweimal Silber
Obergföll: Ich lese sehr gerne. Zurzeit
prima. Mir kann’s nur recht sein,
kicker: Sie haben in einer Kolumne
und Olympia-Bronze?
„Kalte Asche“ von Simon Beckett. Der
vier Augen sehen mehr als zwei.
für die Leichtathletik von einem
Obergföll: Ja und nein. Klar sage ich
hat auch „Die Chemie des Todes“
kicker: Und wie kam die Zusamgeschrieben.
neuen Speer erzählt.
mir, jetzt will ich endlich ganz oben
menarbeit mit Andreas Thorkildsen
Obergföll: Die Speere, die wir so werstehen. Andererseits ist die Konkicker: Das klingt ja gruselig.
zustande?
fen, werden hergestellt von Miklos
kurrenz mittlerweile so stark, vor
Obergföll: Psychothriller eben … Ich
Obergföll: Ich habe ihn im SeptemNemeth, dem Olympiasieger von
allem Barbora Spotakova und Maria
kann mich da total rein vertiefen
ber beim Weltfinale in Stuttgart
1976, und sind aus Aluminium.
Abakumowa (Olympiasiegerin und
und bin völlig weg. Ansonsten
gefragt, ob ich und mein Trainer
Er hat mich im März zu sich nach
Olympiazweite 2008, d. Red.). Es
treffe ich gerne Freunde zum GrilBudapest eingeladen. Neben einilen oder auf ein Glas Wein. Leute,
nicht mal schauen könnten, was
wird wohl nie mehr so leicht wie in
sie so machen. Er hat damals wohl
gen trainingsmethodischen Kniffen
Osaka 2007, wo der Titel mit 67 Memit denen man über Alltägliches
nicht wirklich daran geglaubt, dass
zeigte er mir einen neuen Speer,
tern wegging und ich Weltmeisterin
quatscht – nicht über Speerwerfen.
wir nach Oslo kommen würden.
eine Mischung aus Aluminium und
hätte werden müssen. In diesem
I N T E RV I EW: S A B I N E V Ö G E L E
46
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unterliegt der Testamentsvollstreckung (Bruno Schnell).
Volle Konzentration: Tommy Haas schafft in Wimbledon ein kaum für möglich gehaltenes kleines Wunder.
TENNIS: Nach Sieg über Djokovic wartet jetzt Supermann Roger Federer
Kaum zu glauben: Tommy Haas im Halbfinale
1Der Nächste, bitte: Ein Jahr nach
dem verrückten Sommermärchen
des Nordhessen Rainer Schüttler
versetzt nun auch der tüchtige Altmeister Tommy Haas die Tenniswelt
und ganz Wimbledon in Erstaunen
– als stolzer Halbfinalist und rüstiger Abgesandter aus der deutschen Ü-30-Fraktion. Brillant wie
Boris Becker und Michael Stich in
ihren besten Tagen im All England
Club, so katapultierte Haas auch
den Weltranglisten-Vierten Novak
Djokovic mit 7:5, 7:6 (8:6), 4:6, 6:3
aus dem wichtigsten Wettbewerb
der Saison und kann sich nun auf
ein spannungsgeladenes Rendezvous und Wiedersehen mit Maestro Roger Federer freuen. Dies alles
vier Wochen nach dem legendären
Achtelfinal-Klassiker von Paris, in
dem der 31-jährige Deutsche den
späteren Champion am Rand einer
Niederlage hatte.
„Ich bin heiß auf die Revanche,
aber ihn in Wimbledon zu schlagen,
ist eine noch größere Herausforderung“, sagt Haas, ein Mann, von
dem in diesen strahlenden Tagen
des Jahres 2009 niemand mehr
glauben konnte, dass er über so
viele Spieljahre eine fast tragische
Hauptrolle in diesem grünen Ten-
nisreich eingenommen hatte. „Nicht
nur die Deutschen freuen sich für
Tommy. Wenn einer das verdient
hat, dann er“, sagte Englands alter
Tennisrecke Tim Henman, „er ist
immer wieder aufgestanden nach
seinem Verletzungspech, nach all
den Schicksalsschlägen.“
Haas war der Mann, der dem
Spiel das Tempo und den Rhythmus
diktierte, aber zunächst trotzdem
kaum Chancen zu einer Führungsposition bekam. Haas schlug besser auf, returnierte auch stärker in
den Servicespielen von Djokovic
– doch davonziehen konnte er
seinem Rivalen nicht. Erst beim
Gleichstand von 5:5 in Satz eins
holte sich der 31-Jährige seinen
ersten Breakpunkt und nutzte ihn
auch prompt.
Früher einer von vielen deutschen „Gras-Allergikern“, die Wimbledon eher als lästigen Tourstopp
sahen, hat Haas sich in den letzten
Jahren zum Freund des schnellen,
unkomplizierten und reflexbestimmten Rasentennis entwickelt.
Und wie ein Champion dieser
Spezialdisziplin sah der Hamburger auch im zweiten Satz aus, in
dem er in den Grundlinienduellen
geduldig auf seine Chance war-
tete. Trotz des Verlustes des dritten
Satzen galt dies auch für den weiteren Spielverlauf: Haas ließ sich
durch nichts in seinem Sturm und
Drang ins Halbfinale stoppen. Als
es zählte, als es galt, eine Aufholjagd des Weltranglisten-Vierten im
vierten Satz zu stoppen, war der
nur auf dem Papier alte Mann wieder hellwach da – konzentriert und
leidenschaftlich, dynamisch und
zupackend.
Während Haas in der Gluthitze
seinen Belgrader Rivalen genau wie
jüngst bei den Gerry Weber Open in
Halle in Schach hielt, setzte Federer dem Siegeszug des AufschlagMonsters Ivo Karlovic ein schnelles
Ende. Nur eine Stunde und 42 Minuten brauchte der fünfmalige
Wimbledon-Champion für seinen
6:2, 7:5, 7:6 (7:3)-Sieg über den
2,07-Meter-Riesen. Mit weiteren
23 Volltreffern erhöhte „King Karlo“
zwar die Gesamtzahl seiner Asse im
Turnier auf 160, aber viel zu melden
hatte der Kroate nicht gegen Federer, der in einer anderen Dimension
spielte. „Ich habe Spaß an solchen
Matches. Das ist für mich kein
Albtraum wie für andere, sondern
eine Herausforderung“, sagte Federer.
J Ö RG A L L M E ROT H
NACHRICHTEN
Kein Deutschland-GP 2010?
Sportausschuss für München 2018
Bamberg trennt sich von Okulaja
Formel 1: Der Nürburgring wird
2010 beim Großen Preis von
Deutschland nicht als Ersatz für
das in Finanznöten steckende
Hockenheim einspringen. Das
erklärte am Mittwoch Nürburgring-Geschäftsführer Dr. Walter
Kafitz.
Olympia: Der Bundestags-Sportausschuss hat sich in seiner letzten
Sitzung dieser Legislaturperiode mit
großer Mehrheit hinter die Münchener Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2018 gestellt.
Der entsprechende Antrag wird am
Donnerstag im Plenum debattiert.
Basketball: Bundesligist Brose Baskets Bamberg hat sich von seinem
an Krebs erkrankt gewesenen Spieler Ademola Okulaja (33) getrennt.
Gleichzeitig gab am Mittwoch Bundestrainer Dirk Bauermann Okulajas Nominierung für zwei Länderspiele Anfang August bekannt.
SPORTMAGAZIN
kicker, 2. Juli 2009
Hallo, Jürgen Grabowski.
kicker-MANAGERSPIEL
WAS MACHEN SIE EIGENTLICH?
COACHING-ZONE
kicker: Hallo, Herr Grabowski. Wie
feiern Sie am Dienstag?
Jürgen Grabowski (64): Im allerengsten
Familienkreis.
kicker: Also wie fast jedes Jahr?
Grabowski: Wie fast jedes Jahr. Zum
Fünfzigsten hatten wir eine Gesellschaft von 250 Leuten auf Schloss
Johannisberg. Das war wunderbar,
aber in der Zwischenzeit wird nicht
mehr groß gefeiert.
kicker: Wir erwischen Sie kurz vor
einer Golfrunde im Bayerischen
Wald. Sie waren ja schon ein sehr
guter Golfspieler, bevor dieser
Sport bei Ex-Fußballern richtig „in“
wurde. Haben Sie immer noch ein
Handicap von 5,9?
Grabowski: Jetzt ist es bei 8,0. Mit
dem Lauf der Jahre wird man demütiger …Wir sind hier übrigens
nicht zum Spaß. Ich spiele mit den
Senioren vom Golfclub Rhein-Main
Wiesbaden in der 2. Bundesliga,
Gruppe Süd. Acht Mannschaften
sind an diesem Wochenende am
Start. Wir können Erster werden
und aufsteigen, aber auch Siebter
oder Achter werden und absteigen.
Das ist Stress, was hier abgeht.
kicker: Gemeinsam mit Ihrer Frau führen Sie eine Versicherungsagentur.
Grabowski: Nicht mehr lange. Weihnachten sind wir Rentner.
kicker: Gehen Sie regelmäßig zur
Eintracht?
Grabowski: Ja. Von den letzten zehn
Spielen habe ich neun gesehen. Ich
bin informiert und weiß, was los
ist. Wir hoffen, dass die Eintracht
nächste Saison besser spielt.
kicker: Was erwarten Sie?
Grabowski: Ich freue mich darauf,
Caio endlich mal mehrere Spiele
über 90 Minuten zu sehen, um dann
beurteilen zu können, wie gut er
wirklich ist. Mir gefällt er ganz gut.
kicker: Sie spielten als Profi nur in
Frankfurt. Bereuen Sie heute, nicht
mal gewechselt zu haben?
Grabowski: Ich bin 1965 zur Eintracht,
wurde 69 Kapitän, blieb weitere elf
Jahre, bis 1980. Da wächst ein Zugehörigkeitsgefühl, Verantwortungsgefühl. Da geht man nicht so ohne
weiteres. 1968 hatte ich ein Angebot
vom FC Bayern. Ich war fast weg,
aber unser Herr Gramlich hat Herrn
Schwan eine Absage erteilt. Es gab
SPIELTAGSREKORD FÜR JAIME HOSEFELDER
Gut 600 000 Teilnehmer versuchten in der abgelaufenen Saison einen Tagessieg im kicker-Managerspiel einzufahren. Bei
der Classic-Variante zur Bundesliga gelang dies unter anderem Adam Przegendza aus Viersen und Manuel Leiderer aus
Aschaffenburg, beide schafften zudem mit jeweils 72 Punkten
den höchsten Wert aller Spieltagsbesten. Diesen Titel kann
sich beim Interactive-Modus Martin Ulfig aus Möglingen bei
Stuttgart an die Fahne heften. Der angehende Bürokaufmann Interactive-Rekord:
erreichte am 3. Spieltag 119 Zähler. Hamburgs Bastian Rein- Martin Ulfig.
hardt steuerte dazu allein 21 Punkte bei, er traf beim 4:2-Erfolg in Bielefeld zweimal.
Den Punkterekord an einem Spieltag hat Ulfig damit dennoch nicht inne, denn ein Teilnehmer der Pro-Variante konnte das starke Ergebnis des Bayern-Fans noch toppen: Jaime Hosefelder aus Mainz schaffte am 24. Spieltag 125 Zähler, niemand war 2008/09
besser. Zusammen mit seinem Kumpel Norman Steinbach kämpfte der 23-Jährige in
der „League of the Champions“ um den internen Gesamtsieg, wobei Hosefelder das
Duell letztlich klar mit 1441 zu 1304 Punkten für sich entschied. Viel mehr freute sich
der Angestellte im öffentlichen Dienst aber über die Nachricht seines Rekordes, der nur
dank einiger Superlative möglich war.
Gleich fünf Akteure seiner Elf wurden in ihrer jeweiligen Partie
zum „Spieler des Spiels“ ernannt, acht Tore und fünf Assists
gehen ebenfalls auf das Konto der Rekord-Mannschaft. Die
meisten Zähler zum Traumergebnis steuerte natürlich einer
der üblichen Verdächtigen bei: Wolfsburgs Torschützenkönig
Grafite erreichte beim 4:3-Erfolg gegen den FC Schalke 04
dank dreier Tore und zweier Vorlagen 26 Punkte. Bremens
Höchstwert im Pro-Spiel:
Diego schaufelte mit einem Treffer und zwei Assists beim 4:0Jaime Hosefelder.
Sieg über den VfB Stuttgart ebenfalls 21 Zähler auf das Konto
Hosefelders. Die komplette Rekord-Elf sowie einen ausführlichen Artikel finden Sie unter
www.kicker.de/managerspiel!
Heute: Jürgen
Grabowski will
als Golf-Senior
in die Erste Liga.
auch Anfragen aus dem Ausland. Es
wäre eine Erfahrung gewesen – aber
ich habe es nie bereut.
kicker: Hatten Sie einen Berater?
Grabowski: Nie. Das war damals einfach nicht an der Tagesordnung.
Franz Beckenbauer hatte Robert
Schwan, das war ein sensationelles
Tandem. Franz hat ihm viel zu verdanken. Mit dem richtigen Mann
zum richtigen Zeitpunkt kann vieles
anders laufen
kicker: Wenn Sie jetzt ein Junge auf
dem Bolzplatz wären: Welchen aktuellen Star würden Sie nachspielen?
Grabowski: Lionel Messi.
kicker: Bei der Wahl zum beliebtesten Fußballer Hessens siegten Sie
soeben vor „Charly“ Körbel und
Rudi Völler.
Grabowski: Das ist eine wunderschöne Geschichte, wenn man eine
solche Wertschätzung erfährt.
kicker: Wer darf Sie auch im reifen
Alter noch „Grabi“ nennen?
Grabowski: Das sagen Freunde. Aber
auch junge Leute, die mich unterwegs erkennen, sprechen mich mit
„Hallo, Grabi“ an, und ich find’s
gut.
kicker: Sagen Sie mal, ist ein FußballWeltmeister eigentlich aufgeregt,
wenn er jetzt gleich mit den GolfSenioren um den Aufstieg spielt?
Grabowski: Absolut. Am ersten Abschlag ist die Nervosität da.
HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH!
I N T E RV I EW: J Ö RG J A KO B
Fotos: Imago/Hartenfelser, Imago/Werek, Privat (2) (2)
Am 7. Juli 1974 wurde
die Eintracht-Legende
Weltmeister. Am 7. Juli
2009 wird „Grabi“ 65.
Gestern: Der Eintracht-Profi aus
Wiesbaden wird 1974 Weltmeister.
47
DONNERSTAG, 2. JULI
Krisztian Lisztes (49 A für Ungarn)
wird 33.
FREITAG, 3. JULI
Wolfgang Pfeifer (2 A für die DDR)
wird 74, Leo Wilden (15 A) 73, Hans
Dorfner (7 A) 44, Frank Greiner
(330 BL-Spiele für Nürnberg, Köln,
Lautern, Wolfsburg) 43, „Marcos“
Roberto Silveira Reis (27 A für
Brasilien, WM 2002) 36, Sandra
Smisek (133 A, WM 2003, 2007, EM
1997, 2001, 2005) 32.
SAMSTAG, 4. JULI
Jürgen Heinsch (7 A für die DDR)
wird 69, Dieter Kühn (13 A für die
DDR) 53, Ned Zelic (33 A für Australien) 38.
SONNTAG, 5. JULI
Theodor Hoffmann (160 BL-Spiele
für Stuttgart) wird 69, Hannes Löhr
(20 A) 67, Alberto Gilardino (34 für
Italien, WM 2006) 27.
MONTAG, 6. JULI
Herbert Erhardt (50 A, WM 1954)
wird 79, Hans-Joachim Speth (2 A
für die DDR) 75, Trainer Uli Maslo
71, Frank Schäffer (229 BL-Spiele
für Gladbach) 57, José Roberto da
Silva Junior „Zé Roberto“ (84 A für
Brasilien) 35.
DIENSTAG, 7. JULI
Karl-Heinz Ferschl (235 BL-Spiele
für Nürnberg, Hertha) wird 65, Jürgen Grabowski (44 A, WM 1974) 65,
Michael Klinkert (301 BL-Spiele
für Schalke, Gladbach) 41.
MITTWOCH, 8. JULI
Uwe Spies (166 BL-Spiele für Freiburg, Duisburg) wird 42.
Am Montag im !
Babbel und Co. im Trainer-Lehrgang
Der Schulmänner-Report
... und du bist im Spiel.
REGIONALLIGA
kicker, 2. Juli 2009
PERSONALIEN
WILHELMSHAVEN: Junge, talentierte und bezahlbare Spieler geholt
HANNOVER 96 II
Jetzt will Josic Erfahrung nachlegen
HALLESCHER FC
Torhüter Darko Horvat (36) wurde
von den Fans mit klarem Vorsprung erneut zum besten Spieler
der vergangenen Saison gewählt.
In der Internet-Umfrage erreichte
Abwehrchef Adli Lachheb (22) den
zweiten Platz.
VFL WOLFSBURG II
Der Vertrag mit Defensivspieler
Marvin Karow (19) wurde aufgelöst.
CHEMNITZER FC
Mit Ronny Garbuschewski (23, Sachsen Leipzig), Ralf Marrack (23, VFC
Plauen), Philipp Unversucht (22, HSV
II) und Andreas Richter (31, TuS
Koblenz) haben vier Neue bereits
angeheuert. Steven Sonnenberg (25,
Plauen), Anton Müller (25, Babelsberg), David Sieber (22, Hallescher
FC), Christian Kunert (22, Wehen
Wiesbaden) sowie Mike Baumann
(24), Felix Bachmann (23) und Frank
Gerster (33, alle unbekannt) verließen den CFC.
1Am morgigen Freitag um 17 Uhr
ist Trainingsauftakt beim SV Wilhelmshaven. Dann wird sich sowohl
den Kiebitzen am Spielfeldrand als
auch Trainer Wolfgang Steinbach
eine überschaubare Truppe präsentieren. Elf Spieler haben die
Jadestädter derzeit unter Vertrag.
Bis zum Trainingsbeginn sollen
nach dem Willen von SVW-Sportchef Ivica Josic noch einige dazu
kommen. Doch bis der geplante
20- bis 22-köpfige Kader endgültig
zusammen ist, wird es nach seiner
Auffassung noch einige Zeit dauern.
Aus der Vorsaison sind mit Björn
Boller und Luc-Arsene Diamesso
zwei Spieler übrig. Hinzu kommt
mit Marc Neumann (18 Jahre)
einer aus dem eigenen Nachwuchs. Jung, talentiert, mit Perspektive und bezahlbar – so lautete
das neue Anforderungsprofil,
nachdem Sponsor Albert Sprehe
sein Engagement deutlich zurück
gefahren hat. Die Zeiten der Benders, Schusters und Bonans sind
endgültig vorbei. Die beiden Ex-
96er Lasse Neubert (20) und Max
Wegner (20) passen genau wie der
Ex-SVW-Spieler Steffen Puttkammer (20/FC Oberneuland), Kevin
Nennhuber (21/Kickers Emden),
Marco Fiore (20/Schalke 04 II)
und Torhüter Andre Weis (19/TuS
Koblenz II) in das neue „Beuteschema“ des Vereins.
Mit der Verpflichtung von Martin
Habben (22/TuS Esens) schaffte es
der SVW zudem, einen der talentier-
testen ostfriesischen Nachwuchsspieler an sich zu binden, während
Marten Niemeyer (18/A-Junioren
VfB Oldenburg) aufgebaut werden
und Zeit mitbringen muss. „Jetzt
suchen wir noch erfahrene Spieler für alle Positionen“, sagt Ivica
Josic, der sich über die Transfers
freut, zugleich aber auch Realist
genug ist, um den bisherigen Kader
einzuschätzen: „Wir wollen nicht
absteigen.“ R A L F K N U T H - VO I G T
Foto: Imago/Fishing 4
Stürmer Sascha Kappelmann (19)
fällt wegen eines Kreuzbandrisses
mehrere Monate aus.
43
Soll mit einer jungen Truppe den Regionalliga-Klassenerhalt schaffen:
SVW-Trainer Wolfgnag Steinbach
TÜRKIYEMSPOR: Slowake will Sprungbrett nutzen
ROSTOCK II
CHEMNITZ
Hodul wird Erkenbrechers Nachfolger
Ex-Profi Uwe Ehlers
ist zurückgekehrt
Kupferschmied sucht
einen Spielmacher
1Nur zwölf Spieler seines 20-köpfigen Regionalliga-Kaders konnte
Rostocks Trainer Axel Rietentiet am
Montagabend zum Trainingsauftakt begrüßen. Während die sechs
aufrückenden A-Junioren erst eine
Woche später zur Mannschaft stoßen, absolvieren Mittelfeldspieler
Tobias Jänicke und der vom bayerischen Bezirksligisten SC Olching
an die Küste gewechselte Stürmer
Thomas Breu die Saisonvorbereitung mit dem Profi-Team.
Von den anwesenden vier Neuzugängen ist nur Malick Bolivard
(Hertha II) ein echter Neuling.
Während Torhüter Oliver Radseck
(zuletzt TSV Graal-Müritz) und Max
Kremer (Greifswalder SV) bereits
im Hansa-Nachwuchs aktiv waren,
heißt der bekannteste Rückkehrer
Uwe Ehlers. Der 34-jährige Ex-Profi,
der in Rostock das Fußball-Einmaleins erlernte und zuletzt beim VfL
Osnabrück unter Vertrag stand,
kehrt in die Heimat zurück und soll
als Führungsspieler seine Erfahrungen an die jüngeren Mitspieler
weitergeben.
D I R K H A RT E N
1Am Montag startet der Chemnitzer FC in die neue Saison. Zum
Trainingsauftakt wird sich ein kleiner Kader vorstellen. 19 Akteure
sind derzeit unter Vertrag. Hinzu
kommen mit Marc Benduhn und
Kerst Lehmann zwei Talente aus der
A-Jugend. „Eine Position wollen wir
noch besetzen. Wir suchen einen
Typ Spielmacher“, sagt Sportdirektor Manfred Kupferschmied.
Das spielerische Element war in
der zurückliegenden Saison nicht
die ausgeprägte Stärke des Klubs.
Gerade bei Heimpartien, wenn der
CFC das Spiel machen musste, war
oft Sand im Getriebe. „Da fehlt uns
ein Tick Qualität, deshalb hatten
wir auch auswärts eine bessere
Bilanz“, blickt Trainer Gerd Schädlich zurück. Dies soll sich ändern.
Hoffnung setzt Schädlich vor allem
in Stürmer Benjamin Förster, der
allerdings die komplette Rückrunde
wegen Rückenproblemen ausfiel
und in diesen Tagen um einen Termin bei Nationalmannschaftsarzt
Müller-Wohlfahrt kämpft.
1 Nach
dem
Abgang von Trainer
Uwe Erkenbrecher
ist Türkiyemspor
schnell
fündig
geworden. Nachfolger wird der
Slowake Rastislav
Hodul (Foto). Der
40-Jährige trainierte
zuletzt Grün-Weiß
Wolfen, das am
Saisonende aus der
NOFV-Oberliga Süd
abgestiegen ist.
„Ich kenne ihn aus seiner Zeit bei
Babelsberg 03. Dort hat er gute und
sachliche Arbeit geleistet“, sagt Türkiyemspor-Manager Fikret Ceylan.
„Wir brauchten einen Coach, der
in oder um Berlin wohnt. Wir können Trainern von außerhalb kein
Schloss hinstellen.“
Derartigen Luxus braucht Hodul
anscheinend auch nicht. „Für mich
ist es einfach wieder eine Chance,
in der 4. Liga zu arbeiten. Ich habe
das schon einmal bei Babelsberg 03
erlebt“, sagte Hodul. „Türkiyemspor
ist ein ordentlicher Verein, der sich
in der vergangenen Regionalliga-
Spielzeit trotz des
sportlich verpassten
Klassenerhaltes gut
präsentiert hat.“
ÜÜber die Zusammenstellung des
Kaders
können
sowohl Ceylan als
auch Trainer Hodul
aber noch nicht
viel sagen, obwohl
bereits am kommenden Montag
Trainingsauftakt ist.
Fest steht laut
Ceylan nur, dass Patrick Reiß, Eisei
Tomioka, David Hussain und Martin Karwot den Verein verlassen
werden. „Uns steht kein Riesenbudget zur Verfügung, und es wird
sicher nicht so einfach sein“, sagt
Hodul, der dennoch zwei Ziele im
Blick hat: Zum einen will er seine
Mannschaft in der Liga etablieren,
zum anderen möchte er Türkiyemspor als Sprungbrett nutzen. Seine
Vorgänger Thomas Herbst (Tennnis
Borussia) und Uwe Erkenbrecher
(RW Essen) haben es bislang jedoch
auch „nur“ in die 4. Liga geschafft
M AT T H I A S KO C H
J E N S WO H LG E M U T H
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Schweiz 3,10 sfr., Österreich 5 1,80, Benelux 5 2,00, Frankreich 5 2,20, Italien 5 2,20, Portugal (cont.) 5 2,20, Spanien 5 2,20, Kanaren (Luftfracht) 5 2,40, Griechenland 5 2,60, Ungarn Ft 650, Slowenien 5 2,20/SIT 527,21
Nr. 55 / 27. Woche
2. Juli 2009
Deutschland
VERSÖHNUNG
FC Bayern: Der Start mit van Gaal
Amanatidis
und Franz
beim kicker
Neuer Versuch
bei Neuer
Luca Toni pokert.
Lucio ärgert sich.
WOLFSBURG 30 Millionen von
Milan – aber er muss bleiben
Stark und begehrt:
Manuel Neuer (23).
Dzeko:
„Ich mache
kein Theater“
STUTTGART
Babbel: „Gomez ist
nicht zu ersetzen“
HOFFENHEIM
Simunic: „Rangnick
macht mich besser“
ANDERSEN, DUTT UND OENNING
Fotos: firo, Imago/Team 2
5 1,60
Neuland 1. Liga
U-21-EUROPAMEISTER Das Zeugnis. Das Poster.
REGIONALLIGA
kicker, 2. Juli 2009
43
ESSEN
KAISERSLAUTERN II: Wichtige Leistungsträger verlassen den Verein
Strunz übernimmt
klar die Chefrolle
Coach Schwartz vor dem Umbruch
1Mit allen sieben Neuzugängen
plus den Nachwuchsspielern Leon
Enzmann, Suat Tokat sowie Patrick
Dutschke und insgesamt 24 Mann
startete Essens Geschäftsführer und
Teamchef Thomas Strunz (41) am
Mittwoch vor rund 300 Fans mit
dem ersten Training die „Mission
Aufstieg“. Mithelfen sollen dabei
Rechtsverteidiger Finn Holsing (25,
Werder Bremen II), der RWE den
Vorzug gegenüber Preußen Münster gab, und Abwehrspieler Bartosz
Broniszewski (21), der erst gestern
für zwei Jahre unterschrieb. Er ist
nach Sebastian Stachnik (23) und
Sergej Neubauer (24) bereits der
dritte Neue von Kaiserslautern II.
Eine weitere Verpflichtung schloss
Thomas Strunz nicht aus: „Sollten
wir noch eine Schwachstelle erkennen, könnten wir noch reagieren.“
Als Assistenten holte Strunz den
erfahrenen Uwe Erkenbrecher (54),
bisher Cheftrainer bei Türkiyemspor
Berlin. „Jetzt sind wir gut aufgestellt“, so Strunz, der klar die Chefrolle übernimmt: „Ich bin bei jedem
Training dabei, stelle die Mannschaft
auf und ein.“
R A L F D E B AT
1Der 1. FC Kaiserslautern II ist
gestern in die Vorbereitung auf die
neue Saison gestartet. Doch die
Mannschaft, die Alois Schwartz
(42, Foto) gegenüberstand, hat ein
neues Gesicht, dessen endgültige
Konturen an manchen Stellen noch
nachgezeichnet werden müssen.
Als Vizemeister der vergangenen
Spielzeit bezahlt der FCK den Preis
des Erfolges durch die Abgänge der
Leistungsträger Hasan Kaldirim
(Mainz 05 II), Sebastian Stachnik,
Sergej Neubauer und auch Bartosz
Broniszewski, die allesamt zu RotWeiss Essen wechseln.
Außer den eigenen A-Junioren
stehen mit Tim Wendel (von FC
Schalke 04 II), Jonas Marz (1860
München II) und Andrew Wooten
(Wormatia Worms) bisher drei
Neuzugänge fest, die diese Abgänge
kompensieren sollen. Grundsätzlich einig ist sich der Verein auch
mit Timo Trefzger (HSV II), dessen
Transfer aber noch nicht endgültig
abgewickelt ist.
Ein zentraler Angreifer und ein
Torwart sollen zusätzlich noch verpflichtet werden, da sowohl Stefan
PERSONALIEN
TRIER: Hauptsponsor gesucht – Wagner spielt sich in den Vordergrund
SV WEHEN WIESBADEN II
Rätsel um Dimitri del Gobo: Kündigung droht
Stürmer Caleb Rufer (17, SC Langenhagen), Sohn des früheren
Bremer Profis Wynton Rufer (46),
hat unterschrieben.
SV DARMSTADT 98
Hauptsponsor Software AG verlängerte bis 2011, auch Premiumsponsor Entega/HSE bleibt dem
Verein treu.
SG SONNENHOF GROSSASPACH
Mittelfeldakteur Shaban Ismaili
(20) wird vom VfB Stuttgart II für
eine Saison ausgeliehen. Stürmer
Dennis Ruiz-Maile (22) kommt vom
Oberligisten Hoffenheim II.
STUTTGARTER KICKERS
Neuzugang Marcel Charrier (21,
Abwehr) erlitt einen Kreuzbandriss. Auch Torwart Luis Rodrigues
(19, Schienbeinbruch) fällt aus.
SC FREIBURG II
Von den eigenen A-Junioren
kommen Oliver Baumann, Nicolas
Höfler, Jonathan Schmid, Oliver Sorg,
Uwe Zangl, Squipon Bektasi (alle 19),
dazu Torhüter Alexander Jäger (22)
vom Bahlinger SC.
1Zunächst mit fünf Neuzugängen wollte Eintracht Trier in die
Vorbereitung gehen. Doch einer
von ihnen, der 30-jährige ItaloBrasilianer Dimitri del Gobo, ist
bis heute nicht aufgetaucht. Die
Konsequenz: Die Eintracht will
dem Mittelfeldspieler, der einen ab
1. Juli gültigen Einjahresvertrag
unterschrieben hatte, fristlos kündigen. „Wir lassen uns nicht auf der
Schwartz derzeit zwei Kandidaten
für den vakanten Posten.
„Es wartet eine Menge Arbeit auf
uns“, sieht sich der Coach gefordert, aus dem neuen Gemenge eine
homogene Mannschaft zu formen.
DOMINIC BOLD
Foto: Kunz
Riederer als auch Sven Bacher der
Reservistenrolle hinter Stammkeeper Kevin Trapp überdrüssig
waren und das Team ebenfalls verlassen werden. Mit dem Österreicher Marco Knaller und Sebastien
Flauss (SV Elversberg) testet Alois
Muss die Abgänge kompensieren und ein neues schlagkräftiges Team
formieren: Kaiserslautern II-Trainer Alois Schwartz.
Nase herumtanzen“, unterstreicht
der Sportliche Leiter Fritz Fuchs.
Abgesehen von dieser Personalie
wird nach einem abschlussstarken Stürmer sowie einem Torwart
gefahndet. Zurzeit spielt Offensivakteur Yannick Salem (KSK Beveren)
vor. Jüngst gab auch Schlussmann
Michael Joswig (Preußen Münster)
seine Visitenkarte ab. Möglich, dass
beide verpflichtet werden.
Zudem hält die Eintracht
Ausschau nach einem neuen
Hauptsponsor. Vorstandsmitglied
Harry Thiele ist optimistisch: „Vielleicht fällt Mitte nächster Woche
eine Entscheidung.“ Das erste
Testspiel gewann Trier gegen eine
Hochwald-Auswahl in Rascheid
mit 12:0. Als dreifacher Torschütze
rückte Neuzugang Martin Wagner in
den Blickpunkt. M I R KO B L A H A K
KASSEL: Trainingsauftakt mit den Neuen Zepek, Markolf und Bruns
Gesucht: Ein Nebenmann für Thorsten Bauer
1Am heutigen Donnerstag startet der KSV Hessen Kassel in die
Vorbereitung auf die neue Saison.
Mit dabei sind auch die bisherigen
Neuzugänge Michael Zepek (SV
Elversberg), Stefan Markolf (Wuppertaler SV) und Philipp Bruns
(SCW Göttingen), die den Anhängern am Sonntag im Rahmen der
Mannschaftspräsentation vorgestellt werden. Am selben Tag testet
der KSV um 17 Uhr gegen ein echtes
Topteam: Der Georgische Pokalsieger Dinamo Tiflis kommt nach
Kassel. Während der Vorbereitung
treffen die Nordhessen zudem auf
Drittligist Eintracht Braunschweig
(12. Juli, im Rahmen eines Blitzturniers) sowie den West-Regionalligisten Preußen Münster (26. Juli).
„Wir suchen auch noch nach
einem attraktiven Gegner aus der
1. oder 2. Bundesliga“, sagt Vorstandschef Jens Rose. In puncto
Personalplanung ist der KSV schon
vergleichsweise weit: Das Gerüst
der Mannschaft steht; kommen
soll nun noch ein Stürmer, zumal
bisher mit Thorsten Bauer erst ein
einziger unter Vertrag steht. Zum
ersten Training werden sich einige
Gastspieler vorstellen.
M
MICHAEL BREHME
REGIONALLIGA
kicker, 2. Juli 2009
PERSONALIEN
TÜRKIYEMSPOR BERLIN: Der Slowake ist Nachfolger von Erkenbrecher
1. FC MAGDEBURG
Hodul will das Sprungbrett nutzen
HALLESCHER FC
Torhüter Darko Horvat (36) wurde
von den Fans mit klarem Vorsprung erneut zum besten Spieler
der vergangenen Saison gewählt.
In der Internet-Umfrage erreichte
Abwehrchef Adli Lachheb (22) mit
ebenfalls großem Polster auf die
nachfolgenden Markus Müller (20),
Steve Finke (21) und René Stark (28)
den zweiten Platz beim Vizemeister der vorigen Spielzeit.
TENNIS BORUSSIA
Mittelfeldspieler Christian Streit
(25) wechselt zu RB Leipzig.
CHEMNITZER FC
Abwehrspieler Christian Kunert (22)
hat sich dem SV Wehen Wiesbaden angeschlossen.
VFL WOLFSBURG II
Der Vertrag mit Marvin Karow (19,
Abwehr) wurde aufgelöst.
1Nach dem Abgang von Trainer
Uwe Erkenbrecher sind die Kreuzberger schnell fündig geworden.
Nachfolger wird der Slowake Rastislav Hodul. Der 40-Jährige trainierte
zuletzt Grün-Weiß Wolfen, das am
Saisonende aus der NOFV-Oberliga
Süd abgestiegen ist.
„Ich kenne ihn aus seiner Zeit bei
Babelsberg 03. Dort hat er gute und
sachliche Arbeit geleistet“, sagt Türkiyemspor-Manager Fikret Ceylan:
„Wir brauchten einen Coach, der
in oder um Berlin wohnt. Wir können Trainern von außerhalb kein
Schloss hinstellen.“ Derartigen
Luxus braucht Hodul anscheinend
auch nicht. „Für mich ist es einfach
wieder eine Chance, in der 4. Liga
zu arbeiten. Ich habe das schon
einmal bei Babelsberg 03 erlebt“,
sagt Hodul. „Türkiyemspor ist ein
ordentlicher Verein, der sich in der
vergangenen Regionalliga-Spielzeit
trotz des sportlich verpassten Klassenerhaltes gut präsentiert hat.“
Über die Zusammenstellung des
Kaders können sowohl Ceylan als
auch Trainer Hodul aber noch nicht
viel sagen, obwohl bereits am 6. Juli
der Trainingsauftakt erfolgt. Fest
steht laut Ceylan nur, dass Patrick
Reiß, Eisei Tomioka, David Hussain und Martin Karwort den Verein
verlassen werden. „Uns steht kein
Riesenbudget zur Verfügung, und es
wird sicher nicht so einfach sein“,
sagt Hodul, der dennoch zwei Ziele
im Blick hat. Zum einen will er seine
Mannschaft in der Liga etablieren,
zum anderen möchte er Türkiyemspor als Sprungbrett nutzen.
M AT T H I A S KO C H
Foto: Koch
Der bis 2010 datierte Vertrag mit
Christian Reimann (29) wurde in
beiderseitigem Einvernehmen
aufgelöst. Der Stürmer war erst
im Januar 2008 vom FC Sachsen
Leipzig an die Elbe gewechselt.
43
Will Türkiyemspor in der Regionalliga etablieren: Rastislav Hodul, der
Nachfolger von Uwe Erkenbrecher auf dem Trainerstuhl.
WILHELMSHAVEN: Junge Talente bevorzugt
ROSTOCK II
CHEMNITZ
Jetzt sucht Josic auch Erfahrung
Ex-Profi Uwe Ehlers
ist zurückgekehrt
Schädlich braucht
einen Spielmacher
1Nur zwölf Spieler seines 20köpfigen Regionalliga-Kaders
konnte Trainer Axel Rietentiet am
Montagabend zum Trainingsauftakt begrüßen. Während die sechs
aufrückenden A-Junioren erst eine
Woche später zur Mannschaft stoßen, absolvieren Mittelfeldspieler
Tobias Jänicke und der vom bayerischen Bezirksligisten SC Olching
an die Küste gewechselte Stürmer
Thomas Breu die Saisonvorbereitung mit dem Profi-Team.
Von den anwesenden vier Neuzugängen ist nur Malick Bolivard
(Hertha II) ein echter Neuling.
Während Torhüter Oliver Radseck
(zuletzt TSV Graal-Müritz) und Max
Kremer (Greifswalder SV) bereits
im Hansa-Nachwuchs aktiv waren,
heißt der bekannteste Rückkehrer
Uwe Ehlers. Der 34-jährige Ex-Profi,
der in Rostock das Fußball-Einmaleins erlernte und zuletzt beim VfL
Osnabrück unter Vertrag stand,
kehrt in die Heimat zurück und soll
als Führungsspieler seine Erfahrung
an die jüngeren Mitspieler weitergeben.
D I R K H A RT E N
1Am Montag startet der CFC in die
neue Saison. Zum Trainingsauftakt
wird sich ein kleiner Kader vorstellen. 19 Akteure haben die Himmelblauen derzeit unter Vertrag, hinzu
kommen mit Marc Benduhn und
Kerst Lehmann zwei Talente aus
der A-Jugend, die an den Profikader
herangeführt werden sollen. „Eine
Position wollen wir noch besetzen.
Wir suchen einen Typ Spielmacher“, sagt Sportdirektor Manfred
Kupferschmied.
Gerade bei Heimpartien, wenn
der CFC das Spiel machen musste,
war oft Sand im Getriebe. „Da fehlte
uns ein Tick Qualität, deshalb hatten wir auch auswärts eine bessere
Bilanz“, blickt Trainer Gerd Schädlich zurück. Dies soll sich ändern.
Hoffnung setzt Schädlich vor allem
in Stürmer Benjamin Förster, der
allerdings die komplette Rückrunde
wegen anhaltender Rückenprobleme ausfiel und in diesen Tagen
um einen Termin bei Nationalmannschaftsarzt Dr. Hans-Wilhelm
Müller-Wohlfahrt kämpft.
1Am morgigen
Freitag um 17 Uhr
ist Trainingsauftakt
beim SV Wilhelmshaven. Dann wird
sich sowohl den
Kiebitzen am Spielfeldrand als
auch Trainer Wolfgang Steinbach
(54, Foto) eine überschaubare
Truppe präsentieren. Nur elf Spieler haben die Jadestädter derzeit
unter Vertrag. Bis zum Trainingsbeginn sollen nach dem Willen von
SVW-Sportchef Ivica Josic noch
einige dazu kommen. Doch bis der
geplante 20- bis 22-köpfige Kader
endgültig zusammen ist, wird es
nach seiner Auffassung noch einige
Zeit dauern.
Aus der vergangenen Saison sind
mit Björn Boller und Luc-Arsene
Diamesso zwei Spieler übrig geblieben. Hinzu kommt mit dem 18jährigen Marc Neumann einer aus
dem eigenen Nachwuchs. Jung,
talentiert, mit Perspektive und
bezahlbar – so lautet das neue
Anforderungsprofil des Vereins,
nachdem der langjährige Sponsor
Albert Sprehe sein Engagement
deutlich zurückgefahren hat. Die
Zeiten der Benders, Schusters und
Bonans sind endgültig vorbei. Die
beiden Ex-Hannoveraner Lasse
Neubert (20) und Max Wegner (20)
passen genau wie der Ex-SVW-Spieler Steffen Puttkammer (20, vom FC
Oberneuland), Kevin Nennhuber
(21, von Kickers Emden), Marco
Fiore (20, von Schalke 04) und Torhüter Andre Weis (19, von TuS Koblenz II) in das neue „Beuteschema“
der Klubführung.
Mit der Verpflichtung von Martin
Habben (22, TuS Esens) schaffte es
die sportliche Leitung zudem, einen
der talentiertesten ostfriesischen
Nachwuchsspieler an sich zu binden, während Marten Niemeyer
(18, von den A-Junioren des VfB
Oldenburg) aufgebaut werden und
Zeit mitbringen muss.
„Jetzt suchen wir noch erfahrene Spieler für alle Positionen“,
sagt Ivica Josic, der sich über die
bislang getätigten Transfers freut,
zugleich aber auch Realist genug
ist, um den bisherigen Kader einzuschätzen: „Unser Ziel kann nur der
Klassenerhalt sein. Wir wollen nicht
aus der Regionalliga absteigen.“
R A L F K N U T H - VO I G T
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Schweiz 3,10 sfr., Österreich 5 1,80, Benelux 5 2,00, Frankreich 5 2,20, Italien 5 2,20, Portugal (cont.) 5 2,20, Spanien 5 2,20, Kanaren (Luftfracht) 5 2,40, Griechenland 5 2,60, Ungarn Ft 650, Slowenien 5 2,20/SIT 527,21
Nr. 55 / 27. Woche
2. Juli 2009
Deutschland
DORTMUND
FC Bayern: Der Start mit van Gaal
Nicht mal ’ne
Nummer
für Federico
Neuer Versuch
bei Neuer
Luca Toni pokert.
Lucio ärgert sich.
WOLFSBURG 30 Millionen von
Milan – aber er muss bleiben
Stark und begehrt:
Manuel Neuer (23).
Dzeko:
„Ich mache
kein Theater“
STUTTGART
Babbel: „Gomez ist
nicht zu ersetzen“
HOFFENHEIM
Simunic: „Rangnick
macht mich besser“
ANDERSEN, DUTT UND OENNING
Fotos: firo, Imago/Team 2
5 1,60
Neuland 1. Liga
U-21-EUROPAMEISTER Das Zeugnis. Das Poster.
REGIONALLIGA
kicker, 2. Juli 2009
ESSEN: Holsing und Broniszewski kommen – Erkenbrecher Assistent
SC VERL
Thomas Strunz übernimmt klar die Chefrolle
Beim Trainingsauftakt am Mittwoch war auch Temel Hop (21)
dabei, dessen Vertrag bisher nicht
verlängert wurde. Als Testspieler
nahmen Kurtulus Öztürk (29, zul.
1. FC Kleve) und Pascal Röber (22,
zul. Karlsruher SC II) teil. Ob es zu
einer Verpflichtung kommt, hängt
auch davon ab, ob Etienne Barbara
(27) einen neuen Verein findet.
BONNER SC
Perfekt ist der Wechsel von Thomas
Tennagels (24) zum Verbandsligisten KFC Uerdingen. Robert Huck
(21) schließt sich dem Bezirksoberligisten RSV Göttingen 05 an.
PREUSSEN MÜNSTER
Mit einem 8:0-Sieg beim Bezirksligisten TuS Haltern (Tore: Pollok/2,
Kara, Weller, El-Nounou, Loose, Erzen,
Möllering) starteten die Preußen in
die Vorbereitung.
ROT-WEISS ESSEN
Mittelfeldspieler Michel Harrer (22)
musste sich erneut einer Kreuzbandoperation unterziehen und
fällt weiter aus. + + + Weil sie trotz
laufender Verträge in den sportlichen Planungen keine Rolle mehr
spielen, werden Michael Lorenz (30)
und Silvio Pagano (23) das Training
im NRW-Liga-Team aufnehmen.
FC SCHALKE 04 II
Zum Trainingsstart am heutigen
Donnerstag fehlt Murat Turhan (22).
Der vom NRW-Liga-Aufsteiger SC
Wiedenbrück verpflichtete Stürmer (28 Saisontreffer) plagt sich
mit Adduktorenbeschwerden.
EINTRACHT TRIER
Seinem neu verpflichteten Mittelfeldspieler Dimitri (30, zuletzt Alka
Larnaka) will der Klub fristlos
kündigen. Der Italo-Brasilianer ist
trotz eines gültigen Einjahresvertrags bislang nicht an der Mosel
aufgetaucht. + + + Möglich ist
eine Verpflichtung von Torhüter
Michael Joswig (34, zuletzt Preußen
Münster), der im Probetraining
getestet wurde. Zudem nimmt
Offensivspieler Yannick Salem (26,
KSK Beveren) am Training teil.
1. FC KAISERSLAUTERN II
Vor der Verpflichtung steht Timo
Trefzger (21, Abwehr) vom Hamburger SV II). + + + Für die Torhüter Stefan Riederer (23) und Sven
Bacher (20), die den FCK verlassen,
werden der Österreicher Marco
Knaller (22, zuletzt FC Lustenau)
und Sebastien Flauss (19, SV Elversberg) getestet.
1Mit allen sieben Neuverpflichtungen (plus den drei Nachwuchsspielern Leon Enzmann, Suat Tokat
und Patrick Dutschke, die sich in
den nächsten Wochen für den Kader
empfehlen können) und insgesamt
24 Mann startete Rot-Weiss Essens
Geschäftsführer und Teamchef Thomas Strunz am Mittwoch vor rund
300 Fans mit dem ersten Training.
Bei der „Mission Aufstieg“ mithelfen sollen auch Rechtsverteidiger Finn Holsing (25/zuletzt Werder
Bremen II), der RWE den Vorzug
gegenüber Preußen Münster gab,
und Abwehrspieler Bartosz Broniszewski (21), der am Mittwoch für
zwei Jahre unterschrieb. Er ist nach
Sebastian Stachnik (23) und Sergej
Neubauer (24) bereits der dritte
Neue von Vizemeister Kaiserslautern II. Eine weitere Verpflichtung
schloss Strunz nicht aus: „Sollten
wir noch eine Schwachstelle erkennen, könnten wir noch reagieren.“
Als neuen Assistenten neben Ralf
Aussem (48) und Torwart-Trainer
Foto: MSPW
PERSONALIEN
Vornweg beim ersten Aufgalopp des RWE-Kaders: Teamchef Thomas
Strunz und sein neuer Co-Trainer Uwe Erkenbrecher (li.).
Thorsten Albustin (35) holte Thomas Strunz den erfahrenen Uwe
Erkenbrecher (54), bisher Cheftrainer beim Nord-Regionalligisten Türkiyemspor Berlin, in sein
KÖLN II: Finne Kokko steht im Probetraining
Schaefer sucht echte Verstärkung
1Mit bislang nur einem potenziellen Neuzugang hat der 1. FC
Köln II am gestrigen Mittwoch
die Vorbereitung aufgenommen.
Bis Samstag testen die Kölner den
finnischen U-21-Nationalspieler
Aleksandr Kokko (22, FC Honka),
der den dünn besetzten Offensivbereich verstärken soll. „Wir brauchen
einen Spieler, der uns richtig weiterbringt und keinen, der fünf oder
sechs Tore in einer Saison schießt“,
sagt FC-Trainer Frank Schaefer.
Gut möglich also, dass Kokko
bereits am Montag mit ins Trainingslager nach Bitburg (6. bis
10. Juli) reist. Dort bestreiten die
Kölner unter anderem Testspiele
gegen Ettzela Ettelbrück (Luxemburg) und die SG Schneifel. Aus der
eigenen U 19 rücken mit Alexander
Vaaßen, Christian Clemens, Bastian
Wernscheid, José Pierre Vunguidica,
Christoph Salger, Dino Bisanovic
und Dennis Gülpen sieben Akteure
auf. „Mit dieser Philosophie sind
wir in der Vergangenheit sehr gut
gefahren“, sagt Schaefer.
Aber auch der Coach weiß, dass
die anstehende Saison schwierig
wird. Eine Einstufung des Leistungsvermögens seiner Mannschaft
ist aber aufgrund des personellen
Umbruchs kaum vorzunehmen.
43
Zudem hängt der endgültige
Kader auch noch davon ab, welchen Jugendspieler Lizenztrainer
Zvonimir Soldo letztlich im Bundesligakader aufnimmt.
M A R K U S BU RG E R
Trainerteam. „Jetzt sind wir gut
aufgestellt“, so Strunz, der klar die
Chefrolle übernimmt: „Ich bin bei
jedem Training dabei, stelle die
Mannschaft auf und ein.“
Erkenbrecher, der schon in
Wolfsburg mit Strunz zusammengearbeitet hatte, ordnet sich unter:
„Thomas gibt die Schlagzahl vor
und trifft die Entscheidungen. Es
ist für mich sehr reizvoll, bei einem
Klub wie RWE in diesem Team
zu arbeiten. Wir werden uns gut
ergänzen. Dieses Modell ist sicher
zukunftsweisend. Denn so gut sind
sonst höchstens Zweitligisten ausgerüstet.“
R A L F D E B AT
DÜSSELDORF II: Pensum wird erhöht
Vucic testet Magos und Cicem
1Am Montag startete Fortuna
Düsseldorf II in die Vorbereitung.
19 Mann versammelten sich zum
Auftakt um Trainer Goran Vucic.
Neben den Zugängen Marcel Löber
(21) und Fatlum Zaskoku (21) trainierten auch zwei Testspieler mit:
Stürmer Engin Cicem (23), ehemals
in Diensten des türkischen Erstligisten Kayserispor, und Mittelfeldspieler Robert Magos (20), zuletzt für
Preußen Münster aktiv. Beide sind
Optionen für die beiden letzten
Planstellen im Kader.
Nicht mit von der Partie war Peter
Schmetz (19). Bei dem Innenverteidiger wurde ein Wadenbeinbruch
festgestellt, der allerdings konservativ behandelt werden kann. „Er
wird noch rund zwei, drei Wochen
ausfallen“, erklärte Teammanager
Ilja Ludenberg. Nur Lauftraining
aufgrund von Rückenbeschwerden
konnte Mittelfeldakteur Sebastian
Michalsky (25) absolvieren, der sich
aber dennoch auf die neue Liga
freut: „Gegen RWE oder Waldhof
zu spielen, das hat schon was.“
Als Saisonziel wurde vom Trainerstab der Klassenerhalt festgelegt, den Ludenberg für durchaus
realisierbar hält: „Unsere Chancen
drinzubleiben sehe ich bei 80 Prozent.“ Um dieses Ziel zu erreichen,
wird das Pensum erhöht und mehr
Disziplin gefordert. „Ab jetzt gibt
es zweimal in der Woche zwei Trainingseinheiten am Tag und es wird
strengere Reglementierungen im
Ablauf geben“, so der Teammanager. Das erste Testspiel steht am
Sonntag an. Dann trifft die Vucic-Elf
auf den russischen Erstligisten FC
Tom Tomsk. PAT R I C K S C H E R E R

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