Erfahrungsbericht zu einem Auslandspraktikum an einer
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Erfahrungsbericht zu einem Auslandspraktikum an einer
Name: Franziska Ostler Studiengang und -fach: Lehramt GS Austauschjahr: WS '15/'16 Projektträger: BLLV Stadt: Windhoek Land: Namibia Erfahrungsbericht zu einem Auslandspraktikum an einer namibischen Grundschule mit der Unterstützung von PROMOS Aus Spam- und Datenschutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht. Studierende der Universität Augsburg können diese auf Anfrage im Auslandsamt erhalten. Die Erfahrungsberichte werden von Studierenden verfasst und spiegeln nicht zwangsläufig die Meinung der Universität Augsburg wider. Für den Inhalt des Berichts ist der/die Verfasser/in verantwortlich. Das Akademische Auslandsamt behält sich vor, ggf. Änderungen vorzunehmen. Schon kurz nachdem ich mein Studium des Lehramts für Grundschule an der Universität Augsburg im Winter '13/'14 begonnen hatte, stand für mich fest, dass ich eine gewisse Zeit davon im Ausland verbringen wollte. Nun galt es zwischen dieser fixen Idee und dem letztendlichen Vorhaben viele Entscheidungen zu treffen und Wege zu ebnen. Nicht zuletzt spielte dabei auch die Frage nach der Finanzierung eine große Rolle. Im Dezember 2014 entschied ich mich schließlich mithilfe des BLLV ein Praktikum an einer namibischen Grundschule zu machen. Nach dem Vorbereitungstreffen für dieses Praktikum, das am 15.Juli 2015 starten sollte, begann ich sofort mich über mögliche Förderleistungen zu informieren. Dabei stieß ich auf das PROMOS-Stipendium. Im Nachhinein ein Schritt, den ich allen, die finanzielle Unterstützung für ihr Projekt benötigen, nur ans Herz legen kann. Es gibt so viele Dinge, die uns auf unserem Weg durchs Studium bereichern können und ich bin sehr dankbar, dass (fehlendes) Geld dabei kein Hindernis sein muss. Der BLLV kooperiert mit bis zu 30 Schulen in Namibia, um sowohl deutschen Studenten und Lehrern die Möglichkeit neuer Lehr- und Lernerfahrungen zu bieten, als auch den Deutschunterricht im namibischen Ausland zu fördern. Die verschiedenen Bewerber wurden dafür in einem durchsichtigen Verfahren auf die einzelnen Schulen verteilt. Gemeinsam mit einer Kommilitonin kam ich an eine Grundschule in Windhoek, der Hauptstadt Namibias. Vor Beginn unseres Praktikums klärten wir schriftlich all unsere Fragen mit der Schule. Am Tag unserer Ankunft wurden wir von einer Lehrkraft vom Flughafen abgeholt und in unsere Wohnung für die nächsten Monate gebracht. Die Grundschule reicht in Namibia von der ersten bis zur siebten Klasse. Es gibt sowohl staatliche, als auch private Schulen. In Namibia herrscht allgemeine Schulpflicht und seit kurzer Zeit ist auch der Besuch von Schulen kostenfrei. Meine Praktikumsschule ist staatlich, wird aber von einem privaten Verein finanziell dahingehend unterstützt, dass überdurchschnittlich viele Lehrer eingestellt und Zusatzprogramme angeboten werden können. Zur Schule gehört ein Internat, das derzeit etwa 50 sechs- bis 14-Jährige Schüler und Schülerinnen besuchen. Namibia hat eine bewegte Geschichte und ist erst seit 1990 unabhängig. Auch Deutschland spielte in dieser Geschichte eine entscheidende Rolle und gestaltet noch heute, in Form von architektonischem Erbe ebenso wie in der Bevölkerung, das Kulturgut Namibias mit. So war ich zunächst überrascht tatsächlich viele deutschsprachige, weiße Namibier kennenzulernen. Auch in meinem Kolle- gium arbeiteten einige Lehrer mit Deutsch als Muttersprache und bis zur vierten Klasse gab es einen extra Klassenzug, der in allen Fächern auf Deutsch unterrichtet wurde. Obwohl alle in Namibia eigentlich zuverlässig Englisch sprechen und verstehen können, macht es deshalb durchaus Sinn auch für Kinder, die Deutsch nicht als Muttersprache haben, diese als Fremdsprache zu erlernen. Denn zum einen kann es ein Schritt in Richtung gegenseitigen kulturellen Verständnisses für die unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen Namibias sein, auf der anderen Seite ist Namibia nicht nur landschaftlich, sondern gerade auch aus geschichtlichen Gründen ein äußerst beliebtes Reiseziel für Deutsche, bietet also Vorteile im Bereich der Tourismus-Branche. Jeden Morgen um 6:30 gab es im großen Essenssaal Frühstück für alle aus dem Internat. Auch ich durfte an den Mahlzeiten im Internat teilnehmen. Gesüßten Maisbrei. Um 7:10 trafen sich alle Lehrer im Lehrerzimmer. Jeder Tag wurde mit einem kurzen Gebet, das Kraft für den Tag spenden sollte, begonnen. Nach dem Morgenappell, den die Schulleiterin an alle ordentlich im Hof aufgereihten Schüler und Schülerinnen richtete, begann um 7:20 der reguläre Unterricht. Ein Schultag bestand aus acht Schulstunden zu je 40 Minuten. Montags entfielen die ersten beiden Stunden, stattdessen gab es eine große Versammlung in der Aula, bei der wichtige Durchsagen für die kommende Woche und Ehrungen für besondere sportliche oder schulische Leistungen Platz fanden. Außerdem gab es eine kurze und kindgerechte Predigt und schließlich wurden das Schullied und die Nationalhymne Namibias gesungen. Um 13:10 war die Schule zu Ende, dann gab es für die Internatsschüler Mittagessen. Die namibische Esskultur zeichnet sich insbesondere durch den Genuss von Fleisch aus. Nachmittags gab es an der Schule eine Mittagsbetreuung und ein paar, von Lehrern angebotene Arbeitsgruppen, wie z.B. eine Kunst-AG. Die Internatsschüler mussten zwei mal täglich für je eine Stunde eine Studierzeit zum Hausaufgaben machen und Lernen besuchen. Abendessen gab es um 17:45. Ich hatte zahlreiche Aufgaben in meinem Praktikum. So unterrichtete ich die englischen Klassen 2 und 3 in Deutsch als Fremdsprache. Die beiden Klassenlehrerinnen waren dabei immer anwesend und standen mir gegebenenfalls mit Rat und Tat zur Seite, ließen mich aber den Unterricht ansonsten vollkommen eigenverantwortlich planen, durchführen und evaluieren. Dies war eine große Herausforderung für mich. Außerdem hatte ich die 6. Klassen in Arts, also Kunst, das aber anders als in Deutschland, aus Tanz, Musik, Theater und Bildnerischer Praxis bestand. Auch hier war ich weitgehend auf mich gestellt und musste im Unterricht oft bis an meine Grenzen gehen. Leider spürte ich, dass der Kunstunterricht, trotz so idealistischem theoretischem Ansatz als Fach an sich sowohl im Kollegium, als auch in der Schülerschaft nicht die Anerkennung fand, die vielleicht wünschenswert wäre. Gerade deshalb hatte ich große Schwierigkeiten die Schüler für Kunst zu motivieren. Ein Problem, dass sich sicherlich überall auf der Welt findet. Deshalb war es sehr spannend für mich verschiedene Lehrmethoden ausprobieren zu können. Die 5.,6. und 7. Klassen habe ich zusätzlich in dem Fach BIS, Basic Information Science, unterrichtet. Dieses Fach stand nur einmal wöchentlich im Stundenplan. Laut Lehrplan sollten die Schüler wichtige Instrumente an die Hand bekommen, die es ihnen ermöglichen, selbstständig Informationen aus verschiedensten Quellen, wie z.B. Büchern, Radio oder Internet, zu entnehmen. Als besonders schwierig habe ich dabei empfunden, dass ich aufgrund der großen Schülerzahl von bis zu 36 Schülern und der kurzen Zeit, die ich mit ihnen verbrachte, kaum Bezug zu ihnen herstellen konnte. Es fiel mir zusätzlich nicht leicht, geeignete Unterrichtsthemen für das Fach zu entwickeln, denn vieles, das im Lehrplan stand, konnte ich nur schwer umsetzen (es gab z.B. kein Internet an der Schule, so konnte ich keine Suchmaschinen etc. behandeln). Insgesamt hatte das Fach viele Berührungspunkte mit anderen Fächern, was dazu führte, dass die Schüler oft gelangweilt von dem ähnlichen Stoff waren. Das Praktikum in Namibia war für mich insgesamt eine spannende und lehrreiche Zeit, die mir auch unabhängig vom eigentlichen Unterrichten tiefe Einblicke in den Lehreralltag gestattet hat. So hatte ich zum ersten Mal ein Kollegium, das oft Unterstützung, manchmal aber auch Unmut stiften kann. Außerdem lernte ich meine eigenen Tests zu erstellen und zu kor- rigieren und bekam eine Idee davon, wie viel zusätzliche Organisation zum Lehrerberuf dazugehört. Die Arbeit an der Schule forderte mich auf allen Ebenen und war deshalb nicht immer einfach, aber nie uninteressant für mich. Es bot mir Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Nicht zuletzt aber bin ich auch unendlich beeindruckt von der namibischen Kultur und der namibischen Landschaft. So nutzten wir jedes freie Wochenende um beeindruckende Reisen mit anderen Praktikanten in die Tiefen Namibias zu unternehmen. Die raue, wilde Küste, die rote, glühende Wüste, hohe, unberührte Dünen, ausgetrocknete Flussbette, einsame Campingplätze am Fuße einzigartiger Felsformationen und eine so erstaunliche Tierwelt, die sich inmitten dieses trockenen Landes angepasst hat an scheinbar untragbare Bedingungen.