Januar 2012 - Klinikum rechts der Isar

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Januar 2012 - Klinikum rechts der Isar
MRI News
Januar 2012
Weihnachtskrippe in der katholischen Kirche – von unserem ehemaligen Patienten Gottfried Stangl gestaltet (S. 2)
Liebe Patientinnen und Patienten, liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,
am Ende dieses Jahres können wir wiederum auf zwölf erfolgreiche Monate zurück­
schauen: Das Klinikum setzt seine positive Entwicklung kontinuierlich fort. Um die gleich­
bleibend hohe Zahl von ambulanten und stationären Patienten gut zu versorgen, haben wir
zusätz­liches Personal eingestellt und unsere Therapiemöglichkeiten erweitert. Wir haben
neue interdisziplinäre Zentren wie das Beckenbodenzentrum, das Endometriose­zentrum
oder das Centrum für Aortenerkrankungen gegründet, in denen wir unseren Patienten op­
timale Behandlung bei bestimmten Erkrankungen bieten können. Wir konnten zahlreiche
Bauprojekte in Angriff nehmen, andere abschließen und für wieder andere haben wir die
Genehmigung erhalten. Besonders erwähnen möchte ich hier die Zusage, die wir für das
Forschungsgebäude TranslaTUM bekommen haben. In der interdisziplinär konzipierten
Einrichtung soll an neuartigen Therapien auch für Krebserkrankungen geforscht werden.
Mit diesem und anderen Großprojekten sind wir für die Zukunft gut gerüstet.
Ein Höhepunkt des vergangenen Jahres war die Zertifizierung des gesamten Klinikums
nach DIN ISO 9001:2008. Darauf sind wir besonders stolz, weil wir es als erstes bayeri­
sches Uniklinikum und als eines von wenigen deutschen Universitätsklinika geschafft ha­
ben, uns diese Zertifizierung für die gesamte Krankenversorgung zu verdienen – und das
mit einer relativ kurzen Vorbereitungszeit. Doch nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Im kommenden Jahr werden Überwa­
chungsaudits in zahlreichen Kliniken und Abteilungen durchgeführt, um die Zertifizierung zu vervollständigen. Zusätzlich
haben wir bereits weitere klinikübergreifende Projekte angestoßen, mit denen wir das Qualitätsniveau weiter steigern
wollen.
Auch die wirtschaftliche Situation des Klinikums ist erfreulich: Obwohl wir – wie alle Kliniken – bei minimalen Einkom­
menserhöhungen deutliche Kostensteigerungen zu verkraften haben, wird es uns doch gelingen, dieses Jahr mit einem
Gewinn abzuschließen.
Für mich persönlich brachte das Jahr 2011 einen Abschied und Neubeginn zugleich: Ich habe nach 14 Jahren die Leitung
der Orthopädischen Klinik abgegeben und widme mich nun hauptamtlich den Aufgaben des Ärztlichen Direktors. Mir macht
es sehr viel Freude, nun meine gesamte Energie in die Weiterentwicklung des Klinikums zu stecken und es ist schön zu
sehen, dass sich der Einsatz lohnt.
Im Namen des Klinikumsvorstands danke ich Ihnen für Ihre Treue zum rechts der Isar. Helfen Sie uns, jeden Tag noch ein
bisschen besser zu werden.
Ich wünsche Ihnen für 2012 privat und beruflich alles Gute! Bleiben oder werden Sie gesund!
Ihr Prof. Reiner Gradinger
Weihnachtskrippe fürs Klinikum
Spenden für “Kleine Riesen”
Auch das Klinikum hat ein Weihnachtsgeschenk bekom­
men: Ein ehemaliger Patient spendete der katholischen
Klinikkirche eine Krippe. Gottfried Stangl aus DießenDettenhofen wurde im Jahr 2009 in der HNO-Klinik ein
Cochlea-Implantat eingesetzt. Davor war er fast taub.
Seitdem kann er wieder hören und ist wieder im sozialen
Leben in seinem Heimatort integriert.
Schüler der MarieluiseFleißer-Realschule spen­
deten den Erlös ihres
Weihnachtsbasars dem Pal­
liativprojekt „Kleine Rie­sen“
der Kinderklinik. Alle Klas­
sen der Schule hatten sich
mit einem Verkaufsstand
beteiligt. Neben zahlreichen
Ständen mit kulinari­schen
Köstlichkeiten trugen eine
große Tombola und der
Lehrer und Schüler übergeben die
Spende an Dr. Hans-Ulrich Bender Verkauf von selbst er­
(Foto: privat).
stellten Werken der Kunst­
werkstatt dazu bei, dass Dr. Bender von der Kinder­klinik
1000 Euro im Empfang nehmen konnte.
Aus Dankbarkeit für die gute Betreuung durch die Ärzte
und Techniker des Klinikums schenkte er dem Haus eine
selbst gefertigte Weihnachtskrippe aus dem Stamm einer
100-jährigen Linde, die nun in der katholischen Kirche zu
bewundern ist. Sie sehen die Krippe mit Scherenschnitt­
malerei auch auf dem Titel dieses Newsletters.
MRI Newsletter ∙ Januar 2012
Dritter Tag der Allgemeinmedizin
Übergreifende Fortbildung für Hausärzte in ganz Bayern
Unter der Leitung von Prof. Antonius Schneider, Direktor
des Instituts für Allgemein­medizin, fand im November der
dritte Tag der Allgemeinmedizin am Klinikum statt. Der An­
drang war in diesem Jahr noch größer als in den beiden
Vorjahren: Insgesamt reisten rund 120 engagierte Haus­
ärzte aus ganz Bayern zu der Fortbildung an, bei der die
Organisatoren komplett auf Industriesponsoring verzich­
teten. Die Bayerische Landesärztekammer vergab neun
Punkte für die Veranstaltung.
Die in Kleingruppenseminaren organi­siert­e Fortbildung bot
den Teilnehmern ein breites Spektrum praxisrelevanter
Themen: Palliativ­medizin, EKG in Notfallsituationen,
Durchfall­e r­k ran­k un­
gen, HNO, RoutineAbdomensonografie,
Asthma bronchiale
und COPD, Psychia­
trische Notfälle, Re­
animationstraining
am Simulator, OPVorbereitung, Arznei­
mitteltherapie in der
Schwangerschaft,
Sinn und Unsinn von
Supplementen,
Aorten­a neurysmaIn den Seminaren kamen praktische Übungen Vorsorgesonografie
nicht zu kurz. (Fotos: Inst. f. Allgemeinmedizin) und einen Workshop
für Studieninteres­sier­te. Besonders begehrt war das Semi­
nar Allergologie, das Prof. Johannes Ring, Direktor der
Klinik für Dermatologie, und seine Assistentinnen hielten.
Die Hörsäle waren beim Tag der Allgemeinmedizin gut gefüllt.
Wie schon in den vergangenen Jahren waren alle Semi­
nare so aufgebaut, dass die Teilnehmer ganz konkrete
Tipps von Experten aus verschiedenen Fachbereichen
des Klinikums für ihre alltägliche Arbeitssituation in den
Hausarztpraxen erhielten.
Gespannt verfolgten die Teilnehmer auch den Gastvortrag
des KVB-Vorstandsvorsitzenden Dr. Wolfgang Krombholz
zum Thema „Hausärztliche Versorgung im Spannungsfeld
von Selektiv- und Kollektivvertragssystemen“, der in der
anschließenden Mittagspause rege Diskussionen nährte.
Das Evaluationsergebnis der einzelnen Seminare und der
gesamten Veranstaltungsorganisation war hervorragend.
Besonders gut gefiel den Teilnehmern der Verzicht auf
Industriesponsoring und die interaktive Ausrichtung der
Klein­gruppenseminare.
Mit den Erfahrungen aus der gelungenen Veranstaltung
und den thematischen Anregungen der Teilnehmer nimmt
das Institut voller Elan die Vorbereitung des nächsten Tags
der Allgemeinme­dizin am 10. November 2012 in Angriff.
Erfolgreiches Begutachtungssymposium
diskutieren. Prof. Hans Rechl, Klinik für Orthopädie und
Sportorthopädie, hatte die Veranstaltung gemeinsam mit
Dr. Roland Schelter von der Sach Allianz Deutschland or­
ganisiert.
Die Veranstalter des zweiten Münchner Begutach­
tungssymposiums, das im Dezember am Klinikum statt­
fand, waren zufrieden: Mehr als 60 Teilnehmer hatten sich
an einem Adventssamstag im Hörsaal eingefunden, um
mit Experten aus Kliniken und Versicherungen Fragen zur
Begutachtung von körperlichen Schäden nach Unfällen zu
MRI Newsletter ∙ Januar 2012
Der Bedarf an qualifizierten ärztlichen Gutachtern für
Gerichte, gesetzliche und private Versicherungen wächst
ständig. Ziel des Symposiums war es daher, interessierte
Mediziner für Gutachter-Fragen zu sensibilisieren und ih­
nen wesentliches Wissen zu vermitteln. Denn neben der
medizinischen Expertise erfordert die Tätigkeit von den
Ärzten auch Kenntnisse der jeweiligen rechtlichen und ver­
traglichen Bedingungen. Deshalb legten die Organisato­
ren den Schwerpunkt der Veranstaltung auf die Begutach­
tung eines möglichen Kausalzusammenhangs zwischen
Unfall und körperlichen Schäden in drei verschiedenen
Versicherungsbereichen, nämlich der gesetzlichen und
privaten Unfallversicherung sowie im Haftpflichtrecht. Ein
Spezialthema war das Schleudertrauma der Halswirbel­
säule, das aus verschiedenen Perspektiven, u.a. der der
Psycho­somatik beleuchtet wurde.
Neurochirurgie: Höchste Präzision durch neues Navigations­system
Neurochirurgische Operationen werden heutzutage meist
mit Hilfe von bildgestützter Computernavigation durchge­
führt. Die Neurochirurgen am Klinikum haben als erste
weltweit das System Curve in Betrieb genommen. Die
neue Technologie ermöglicht dem Operateur eine opti­
male Bildführung und Kontrolle während des gesamten
Ein­griffs. Mit dem System können Ärzte noch schneller
auf aktuelle Bilddaten zugreifen und diese während des
Eingriffs weiterbearbeiten oder austauschen. Durch die
gesteigerte Präzision können bessere Ergebnisse für den
Patienten erzielt werden.
Neurochirurg Prof. Bernhard Meyer setzt das neue System für Eingriffe am
Kopf und an der Wirbelsäule ein.
Seit Mitte November kommt Curve (Hersteller: Brainlab)
in der Neurochirurgischen Klinik zum Einsatz, vorwie­
gend bei Operationen von Hirntumoren und Aneurysmen
sowie an der Wirbelsäule. Prof. Bernhard Meyer, Direktor
der Neurochirurgischen Klinik, ist von den Vorteilen des
Systems überzeugt: „Curve ist deutlich anwenderfreund­
licher als alle Systeme, die wir bisher genutzt haben.
Der sekundenschnelle Zugriff auf aktualisierte Bilddaten
bietet uns zu jedem Zeitpunkt der Operation eine ideale
Ent­scheidungsgrundlage und eine bestmögliche intra­
operative Kontrolle.“ Mit Curve können Eingriffe schneller,
präziser und damit sicherer erfolgen.
Flexibel, vernetzt, präzise
Mit dem System können die Neurochirurgen auf zwei
Bildschirmen sowohl in präoperativen Computer- oder
Kernspintomografie-Aufnahmen als auch in den vorher am
Computer erstellten Planungsdaten für die OP navigieren.
Dabei stehen ihnen die Daten in bester 3D-Qualität zur
Verfügung, und sie haben zahlreiche Optionen zur Daten­
verarbeitung. Die Bildansichten der Operationswerkzeuge
werden noch schneller als bei bisherigen Systemen aktua­
lisiert; Operateur und Patient profitieren dadurch von einer
erhöhten intraoperativen Sicherheit. Die Monitorarme und
die Kamera sind flexibel und können in Sekundenschnelle
neu ausgerichtet werden.
Weitere Vorteile des neuen Navigationssystems sind der
einfache und schnelle Austausch und die Bearbeitung
von Bilddaten. Über eine Streaming-Funktion können die
Chirurgen Live-Bilder auf einen PC außerhalb des Opera­
tionssaales übertragen, so dass andere Fachärzte oder
Studenten den Eingriff mit verfolgen können. Mit dem
klinischen Online-Netzwerk Quentry haben Chirurgen die
Möglichkeit, Daten mittels Cloud Computing hochzuladen
und verschlüsselt mit Ärzten rund um die Welt zu teilen.
Neue Leitung für das Münchner Studienzentrum
Frau Dr. Christiane
Blankenstein über­
nimmt zum 1. Ja­
nuar 2012 die Lei­
tung des Münchner
Studienzentrums
(MSZ). Bisher war
sie als Projektmana­
gerin für die hämato­
onkologischen klinischen Studien der III. Medizini­schen
Klinik verantwortlich. Die approbierte Ärztin hat die
klinische Forschung von der Pike auf gelernt: Nach ihrem
Medizinstudium war sie zunächst als Ärztin in der Radiolo­
gie und Chirurgie tätig, bevor sie bei zwei verschiedenen
Pharmaunternehmen als Medical Advisor und Projekt­
direktor für die Koordination und Durchführung klinischer
Studien zuständig war.
dien, so genannte Investigator-Initiated Trials (IITs), als
auch klinische Studien, die z. B. von der Pharmaindustrie
in Auftrag gegeben werden. Das MSZ wird vom Bundes­
ministerium für Bildung und Forschung gefördert und ist
Mitglied im deutschlandweiten Netzwerk der Koordinie­
rungszentren für Klinische Studien (KKS). Für die wissen­
schaftliche Leitung zeichnet Prof. Christian Peschel, der
Direktor der III. Medizinischen Klinik, verantwortlich.
Das Münchner Studienzentrum ist eine eigenständige
Einrichtung des Klinikums, die in Zusammenarbeit mit
dem Institut für Medizinische Statistik und Epidemiologie
(IMSE) klinische Studien plant, koordiniert und durchführt.
Dazu gehören sowohl wissenschaftliche klinische Stu­
Blankenstein freut sich auf die neue Herausforderung:
“Mir gefällt, dass die Aufgaben so abwechslungsreich sind
und ich möchte mit meinem Team dazu beitragen, die At­
traktivität des Klinikstandorts für klinische Studien zu ver­
bessern.“
www.muenchner-studienzentrum.me.tum.de
MRI Newsletter ∙ Januar 2012
Dr. Blankenstein sieht den Schwerpunkt des Studien­
zentrums in der Unterstützung von Studienvorhaben der
Kliniken und Institute des MRI. Unter ihrer Leitung soll das
Studienzentrum weiterhin ein kooperativer und verlässli­
cher Partner für die einzelnen Kliniken, für Zentren wie das
Roman-Herzog-Krebszentrum und für Studien­netze sein.
Ihr Ziel ist es, gemeinsame Strukturen mit diesen Einrich­
tungen auf- und auszubauen und verstärkt auf Koopera­
tionen zu setzen.
Doppelter Fortschritt in der MS-Forschung:
Neue Regulatoren der Immunantwort bei Multipler Sklerose entdeckt
Eine Gruppe von Forschern aus mehreren deutschen Unikliniken konnte erstmalig im Tiermodell nachweisen,
dass spezielle Rezeptoren des angeborenen Immunsystems den Verlauf von Multipler Sklerose (MS) beeinflussen
und welche molekularen Mechanismen dabei greifen. In der Januar-Ausgabe der Fachzeitschrift Nature Neuro­
science berichten die Wissenschaftler um Dr. Hendrik Poeck von der III. Medizinischen Klinik rechts der Isar und
Prof. Marco Prinz, Abteilung für Neuropathologie des Universitätsklinikums Freiburg, über ihre Ergebnisse.
Mehr als 50 Jahre nach der
Entdeckung der Interferone
ist es den Forschern gelun­
gen, die komplexe Induktion
dieser Botenstoffe im Zusam­
menhang mit entzündlichen
Erkrankungen des zentralen
Nervensystems aufzuklären.
Dies macht Hoffnung für einen
neuartigen und effektiveren
therapeutischen Einsatz von
Interferonen.
Dr. Hendrik Poeck, III. Med. Klinik
Die Multiple Sklerose ist eine
der häufigsten entzündlichen Erkrankungen des Zentral­
nervensystems (ZNS). Frauen im Alter zwischen 20 und
40 Jahren sind häufiger als Männer betroffen. In Deutsch­
land leiden etwa 120.000 Menschen an MS. Man nimmt
an, dass es sich um eine Autoimmunerkrankung handelt,
bei der Blutzellen irrtümlicherweise Strukturen des ZNS
angreifen und dadurch die Entzündung hervorrufen. Etwa
40.000 Patienten werden hierzulande mit Interferon-β
behandelt, um das Immunsystem zu regulieren und das
Fortschreiten der Erkrankung zu stoppen. Obwohl die
Therapie zunächst sehr effektiv ist, müssen viele Patienten
die Interferon-β Behandlung abbrechen, da es zu Neben­
wirkungen im Blut, an der Haut und im Nervensystem kom­
men kann.
„Unsere Studie hat einen weiteren Baustein für das Ver­
ständnis der Wirkung von Interferon bei MS hinzugefügt.
Auf Basis unserer Ergebnisse könnten nun neue therapeu­
tische Ansätze für diese Erkrankung entwickelt werden“, so
Dr. Hendrik Poeck. Die Forscher beobachteten, dass spe­
zifische Rezeptoren, die eigentlich für die Erkennung von
bestimm­ten Viren wie Grippeviren notwendig sind, auch
den Verlauf der Entzündungsreaktion während der MS im
Gehirn entscheidend verlangsamen können. Die Ergeb­
nisse waren sowohl eindeutig als auch überraschend:
Das Feh­len dieser Erkennungsstrukturen verschlimmerte
die Erkrankung. Aktiviert man hingegen diese Rezeptoren
spezifisch, werden in großen Mengen Inter­ferone im Kör­
per gebildet, die eine deutliche Besserung der Krankheit
im Tiermodell bewirken. Wie Poeck und seine Kollegen
zeigen konnten, beeinflussen die Interferone insbesonde­
re über dendritische Zellen die Wirkungsweise schädigen­
der weißer Blutkörperchen. Diese sogenannten T-Lympho­
zyten produzieren Botenstoffe wie das IL-17 und führen
somit bei der MS zur Schädigung der Oligodendrozyten,
der myelinbildenden Zellen. Inwieweit diese im Tie­r­­mo­
dell beobachteten, vielversprechenden Ergebnisse auch
zu neuen Behandlungsoptionen bei MS-Erkrankten führen
können, sollen zukünftige Studien zeigen.
Die Studie „Cytosolic RIG-I–like helicases act as negative
regulators of sterile inflammation in the CNS“ ist online:
www.nature.com/neuro/journal/vaop/ncurrent/index.html
Neuer Algorithmus für MRT-Auswertung: Läsionen schnell und effizient aufspüren
Forscher des Krankheitsbezogenen Kompetenznetzes
Multiple Sklerose (KKNMS) haben einen Algorithmus ent­
wickelt, mit dem Magnetresonanztomografie (MRT)-Bilder
von MS-Patienten automatisch nach Läsionen im Gehirn
gescreent werden können. Damit lassen sich Kosten und
Zeit sparen, außerdem ist die Auswertung genauer als die
herkömmliche manuelle.
Der Algorithmus eignet sich vornehmlich für die Grundla­
genforschung und klinische Studien, weil hier in der Regel
viele MRT-Bilder und demnach große Datenmengen aus­
gewertet werden müssen.
Die Magnetresonanztomografie spielt eine wichtige Rolle
bei der Diagnose von Multipler Sklerose (MS). Nur mit
ihrer Hilfe lassen sich die für MS typischen Läsionen in der
weißen Hirnsubstanz aufspüren. Von ihrer Anzahl hängen
verschiedene MS-Symptome, der Behinderungsgrad und
damit der weitere Krankheitsverlauf ab. In der Grundlagen­
forschung ist das Läsionsvolumen daher von besonderem
Interesse.
MRI Newsletter ∙ Januar 2012
Der neu entwickelte Algorithmus ist für 3 Tesla (3T) MRTGeräte konzipiert. Die Studie hat gezeigt, dass die au­
tomatische Bildsegmentation dem manuellen Verfahren
in Hinblick auf Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit in
nichts nachsteht. „Wir gehen sogar so weit zu sagen, dass
unser Algorithmus der manuellen Auswertung überlegen
ist, da es keine Effekte gibt, die allein auf den auswerten­
den Radiologen zurückzuführen sind (sogenannter user
bias)“, meint Studienleiter PD Dr. Mark Mühlau, Oberarzt
in der Neurologischen Klinik des Klinikums.
Für das Kompetenznetz ist die Entwicklung von größtem
Wert, da für das umfassendste Projekt des Netzwerks,
die Kohortenstudie, rund 1.000 MRT-Aufnahmen von Pa­
tienten auszuwerten sind. „Da erspart uns ein solcher Al­
gorithmus viel Personal- und Zeitaufwand“, bestätigt Prof.
Bernhard Hemmer, Direktor der Neurologischen Klinik und
Leiter des Forschungsverbunds, in dem die Studie ange­
siedelt ist. (DOI 10.1016/j.neuroimage.2011.11032).
Pflegefortbildung MH Kinaesthetics
Gesundheitsmodell für Mitarbeiter und Patienten
Teilnehmer der Kurse berichten regelmäßig, dass sie sich
nach dem Kurs besser bewegen können und weniger un­
ter Rückenproblemen leiden. Der Grund dafür ist, dass sie
kein Gewicht mehr heben, sondern es bewegen und dass
sie die Bewegungsressourcen der Patienten verstärkt mit
einbeziehen.
Sieben Pflegekräfte aus Intensivstationen, Neurologie,
Stroke Unit und Gastroenterologie haben die Weiterbil­
dung zum zertifizierten MH-Kinaesthetics-Anwender mit
Erfolg absolviert. Zusätzlich nahmen an dem Kurs drei Mit­
arbeiterinnen des Uni-Klinikums Regensburg teil.
Die Pflegedirektion engagiert sich kontinuierlich, damit ihre
Mitarbeiter gesund bleiben. Ein wichtiger Ansatzpunkt sind
die MH-Kinaesthetics-Konzepte, mit denen Pflegende ler­
nen, ihre Bewegungen so zu gestalten, dass diese sich
positiv auf die eigene Gesundheit auswirken. Zudem profi­
tieren sie von ihren veränderten Bewegungsmustern nicht
nur im beruflichen Alltag, sondern auch in ihren täglichen
Lebensaktivitäten. Sie erfahren, wie sie gezielt die Bewe­
gung von Patienten unterstützen. Die Patienten lernen ihre
Bewegungsabläufe so zu gestalten und zu kontrollieren,
dass sie trotz Einschränkungen wieder mehr Selbststän­
digkeit in ihrem Genesungsprozess und bei alltäglichen
Aktivitäten erreichen und weniger Schmerzen haben.
Die Weiterbildung fand in drei Modulen an insgesamt zehn
Tagen statt. Inhalte waren die Gestaltung von Beglei­
tungsprozessen mit Mitarbeitern und Patienten, wissen­
schaftliche Grundlagen der Bewegungsunterstützung und
die Bearbeitung eines stationsspezifischen Pflegefach­
themas als Abschlussarbeit. Bei einer gemeinsamen Ab­
schlussveranstaltung präsentierten die Teilnehmer mittels
Bewegungsaktivitäten ihre schon umgesetzten Spezial­
themen und ihre dadurch erworbenen Fähigkeiten und
Kenntnisse.
Aufgabe der MH-Kinaesthetics zertifizierten Anwender ist
es auch, Kolleginnen und Kollegen bei Praxisbegleitungen
auf den Stationen für das Thema gesundheitsfördernde
Bewegung nach dem MH-Kinaesthetics-Gesundheitsmo­
dell zu sensibilisieren. Als Voraussetzung der Weiterbil­
dung zum zertifizierten Anwender mussten die Pflegekräfte
bereits den Grund- und Aufbaukurs absolviert haben.
Künftig werden sie in ihren Abteilungen themenorien­
tierte Praxisbegleitungsprozesse mit den Mitarbeitern so
gestalten, dass persönliche Gesundheitsförderung in ihre
Pflegeaktivitäten einfließen kann und sie somit ihre Anfor­
derungen besser und mit weniger Krankheitsausfällen be­
wältigen können.
Erste Bundesfreiwilligendienstleistende im Klinikum
Seit Juli gibt es den Bundesfreiwilligendienst (BFD) als Er­
satz für den Zivildienst. Frauen und Männer jedes Alters
können sich nun für sechs bis 18 Monate in einem sozialen
Bereich engagieren.
Die erste BFD-Leistende am Klinikum ist seit 15. Dezem­
ber in der Abteilung für Neuroradiologie im Einsatz. Die
22-jährige Nasim Faissal wird bis Ende Juli die Mitarbeiter
am Empfang unterstützen. Zu ihren Aufgaben gehört es,
die Patienten dort zu betreuen, sie zur Kasse zu begleiten
oder auch sie umzulagern oder sie im Rollstuhl auf Station
zu bringen. Dafür hat sie ein Einführungsseminar für BFDLeistende absolviert und wird noch einen Erste-Hilfe-Kurs
machen. Auch Bürotätigkeiten gehören zu ihrem Arbeits­
alltag. Doch am meisten freut sie sich auf den Umgang mit
den Patienten.
Nach ihrem sozialwissenschaftlichen Fachabitur hat die
gebürtige Münchnerin kurz in ein Mechatronikstudium
hinein­geschnuppert, um festzustellen, dass sie doch viel
lieber im sozialen Gebiet tätig sein will. Dieses Berufsfeld
hat sie bereits bei mehreren Praktika erkundet. Nun will
sie ihr großes Interesse an Biologie und Chemie später in
einem medi­zinischen Beruf umsetzen.
MRI Newsletter ∙ Januar 2012
Durch ihre offene,
hilfsbereite
Art
fiel die Muslimin
mit jemenitischen
Wurzeln
be­reits
beim
Vorstel­
lungsgespräch
auf: Während sie
auf ihren Termin
wartete, half sie
schon mal einer
Patientin, die Toi­
lette zu finden.
Sigrid Matussek,
Sekretärin
von
Prof.
Zimmer,
Nasim Faissal am Empfang der Neuroradiologie
betreut
Nasim
Faissal: “Nasim hat jederzeit ein offenes Auge und Ohr und
ist damit eine echte Hilfe für unsere Patienten.“
Am Klinikum gibt es mehrere BFD-Stellen in unterschiedli­
chen Bereichen, für die sich Männer und Frauen über die
Pflegedirektion bewerben können.
Deutsch-ägyptisches Spitzenfußballertreffen am MRI –
Bastian Schweinsteiger und Ahmed Abdelzaher
Prof. Andreas Imhoff mit den beiden Spitzenspielern (Foto: Sportorthopädie)
Im Champions League-Spiel gegen den SSC Neapel An­
fang November musste der FC Bayern den 3:2-Sieg teuer
bezahlen. Bastian Schweinsteiger stürzte nach einem
Zweikampf mit Neapels Gökhan auf die Schulter und zog
sich eine Schlüsselbeinfraktur zu. Noch in der Nacht wurde
der FC Bayern-Vizekapitän in der Sportorthopädie im Klini­
kum erfolgreich operiert. Im Beisein des FC Bayern-Ver­
einsarztes Dr. Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt setzte ihm
Prof. Andreas Imhoff eine spezielle Schlüsselbeinplatte
ein.
Nur ein paar Stunden früher hatte dasselbe OP-Team
einen der besten Fußballspieler Ägyptens Ahmed Abdel­
zaher erfolgreich am rechten Kniegelenk operiert. Seine
Knie­verletzung mit Meniskuskapsel- und Kreuzbandrekon­
struktion wird noch eine längere Rehabilitation nach sich
ziehen. Bastian Schweinsteiger hingegen konnte nach
zwei Wochen wieder mit dem Lauftraining beginnen.
Sichtlich erleichtert trafen sich die beiden Spitzenfußballer
am folgenden Tag zum kleinen fotografischen Gipfeltreffen
auf der sportorthopädischen Station.
Vorgezogenes Weihnachtsgeschenk
Ehemaliger Transplantationschirurg des Klinikums spendet eine Niere
Die Transplantationsexperten um Prof. Stefan Thorban
und Privatdozent Dr. Lutz Renders am Klinikum haben im
Dezember – wie so häufig – eine Nierentransplantation
durchgeführt. Das Besondere: Der Spender Prof. Manfred
Hölscher hat in den 80er Jahren die Abteilung für Transplan­
tationschirurgie am Klinikum mit aufgebaut. Er spendete
seiner Lebensgefährtin Gerlinde Diel eine Niere.
Die 70-jährige Gerlinde Diel leidet seit über zehn Jahren an
einer Leichtketten-Amyloidose, einer krankhaften Verände­
rung der Proteine, wodurch ihre Nieren immer weniger funk­
tionierten. Aufgrund des Fortschreitens ihrer Erkrankung
wurde sie für eine Transplantation vorbereitet. Ihre Chan­
cen, eine Spenderniere von einem Verstorbenen zu bekom­
men, standen schlecht, da es in Deutschland viel zu wenige
Organspender gibt und deswegen die Wartezeit für eine
Transplantation vier bis sechs Jahre beträgt.
Nach einigen medizinischen Untersuchungen hatte ihr
Lebens­gefährte Prof. Hölscher (68) Gewissheit, dass er
mit der Blutgruppe Null positiv und zwei funktionierenden
Nieren für eine Spende in Frage käme. Er entschloss sich,
ihr seine linke Niere zu spenden. Zusammen mit seiner
Lebens­gefährtin begab er sich in die Hände der Transplan­
tationschirurgen um Prof. Helmut Friess und Prof. Stefan
Thorban. Für die internistische Vorbereitung der Operation
waren Prof. Uwe Heemann und Privatdozent Dr. Lutz Ren­
ders von der Abteilung für Nephrologie zuständig.
Am Klinikum wurden im Jahr 2010 etwa 100 Organtrans­
plantationen vorgenommen, davon 20 Lebendspenden von
Nieren.
MRI Newsletter ∙ Januar 2012
vlnr: Prof. Thorban mit der Empfängerin Fr. Diel, dem Spender Prof. Hölscher
und PD Dr. Renders
Prof. Hölscher war von 1982 bis 1992 leitender Oberarzt
in der Chirurgischen Klinik und baute zusammen mit dem
damaligen Klinikdirektor Prof. Siewert 1985 die Transplan­
tationschirurgie am Klinikum auf. Mit seiner Habilitations­
arbeit leistete er einen wichtigen Beitrag für die Verbesse­
rung von Nierentransplantationen: Er entwickelte eine
Konservierungs­lösung, die ermöglichte, dass ein Ärzte­
team die Niere erst beim Spender entnimmt und dann beim
Empfänger einsetzt. Davor mussten zwei Operations­teams
parallel arbeiten, da die gespendete Niere nicht aufbe­
wahrt werden konnte. Die heute international gebräuchliche
Konservie­rungslösung Custodiol® wurde vor 25 Jahren erst­
malig bei Nierentransplantationen am Klinikum verwendet.
Sie sind herzlich willkommen!
Veranstaltungen des Klinikums rechts der Isar
•
Qigong – eine umfassende Alltagshilfe (Sprechstunde Lebensstil u. Gesundheit)
10.01., 17:30 – 19:00 Uhr, Klinikum rechts der Isar, Hörsaal Pavillon
•
Selbstunterstützung, Selbstwert und Wohlbefinden (Sprechstunde Lebensstil und Gesundheit)
24.01., 17:30 – 19:00 Uhr, Klinikum rechts der Isar, Hörsaal Pavillon
•
Sicherheit durch Technik? (Ringvorlesung HUMAN?MEDIZIN)
25.01., 18:15 – 19:45 Uhr, Klinikum rechts der Isar, Hörsaal B
•
Highlights in der Hämatologie (Fachpublikum)
28.01., 9:00 – 14:00 Uhr, Klinikum rechts der Isar, Hörsaal B
•
Jahrestagung der Münchner Ophthalmol. Gesellschaft - “Innovation in der Ophthalmochirurgie” (Fachpublikum)
28.01., 13:30 – 19:00 Uhr, Klinikum rechts der Isar, Hörsaal A
•
Workshop Labormedizinisches Zentrum Diabetes (Fachpublikum)
02.02., 10:00 – 16:00 Uhr, Schloss Hohenkammer
•
Knochen- und Weichteilsarkome – Standortbestimmung und Perspektiven 2012 (Fachpublikum)
03.02., 8:30 – 16:00, Klinikum rechts der Isar, Hörsaal B
Weitere Veranstaltungen finden Sie im Internet:
www.mri.tum.de/veranstaltungen/gesamtuebersicht
Kurz und knapp
Nachwuchspreis
Heilung von Menschen, die an Multi­
pler Sklerose (MS) erkrankt sind, ist
nicht in Sicht. Um die Forscher bei
der Entwicklung von Therapien zu
unterstützen, verleiht die Renninger
Sobek-Stiftung jährlich ihren mit
100.000 Euro dotierten Preis. Den
Nachwuchspreis über 10.000 Euro
erhielt Martin Weber von der Klinik
für Neurologie.
Kleine Besucher
Prof. Schwaiger im Stiftungsrat
Eine Gruppe des Phorms-Kindergar­
tens an der Maria-Theresia-Straße
besuchte die 1. Medizinische Klinik.
Unter Leitung von PD Dr. Tareq Ibra­
him erhielten die Kinder Einblicke
in die Abläufe im Krankenhaus. Sie
konnten nicht nur sehen, wie Patien­
t­en im Krankenwagen ins Klinikum
eingeliefert werden, sondern beka­
men auch eine Einführung von der
Feuerwehr.
Prof. Markus Schwaiger, Direktor der
Klinik für Nuklearmedizin, wurde in
den Stiftungsrat der Wilhelm SanderStiftung berufen. Die Stiftung fördert
medizinische Forschung, insbe­
sondere Projekte im Rahmen der
Krebsbekämpfung. Seit Gründung
der Stiftung im Jahr 1975 wurden ins­
gesamt über 190 Mio. Euro für die
Forschungsförderung bewilligt. Damit
ist die Stiftung einer der größten Dritt­
mittelgeber für Krebsforschung in
Deutschland.
Auszeichnung für Chirurgen
Auf der United European Gastroen­
terology Week in Stockholm wurden
zwei Assistenzärzte der Chirurgi­
schen Klinik des Klinikums mit re­
nommierten Preisen ausgezeichnet.
Dr. Jan G. D’Haese erhielt mit sei­
ner Arbeit „The impact of MFG-E8
in Chronic Pancreatitis: Potential for
future Immunotherapy“ den National
Scholar Award für das beste einge­
reichte deutsche Abstract.
Dr. Daniel Hartmann bekam den
Posterpreis Leber/Pankreas für sei­
nen Vortrag.
Zertifizierung
Die Chirurgische Endoskopie und
Proktologie unter Leitung von Prof.
Werner Kauer ist als Beratungsstelle
der Deutschen Kontinenzgesellschaft
bis Ende 2014 zertifiziert worden.
MRI Newsletter ∙ Januar 2012
Publikationspreis
Dr. Hans-Ulrich Bender, Abteilung für
Pädiatrische Hämatologie und Onko­
logie an der Kinderklinik, wurde für
eine Publikation zum Thema Blind­
darmentzündung bei Neugeborenen
mit dem Nycomed-Publikationspreis
der Schweizer Gesellschaft für Neo­
natologie ausgezeichnet.
Impressum
Dr. Ibrahim erklärte den Kindern, wie
das menschliche Herz funktioniert
und per Ultraschall konnten sie dann
ihr eigenes Herz schlagen sehen. An
der Tigerpuppe zeigten Ärzte und
Medizinstudenten, wie ein steriler
Verband angelegt wird.
Der Newsletter erscheint monatlich.
Redaktion und Gestaltung:
Klinikum rechts der Isar der TU München
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tanja Schmidhofer, Eva Schuster
Tel. 089 4140 2046 oder 2042
E-mail: [email protected]
[email protected]
Fotos (wenn nicht anders angegeben):
Michael Stobrawe, Klinikum rechts der Isar