Université Paris Descartes, WS 08/09, Psychologie
Transcription
Université Paris Descartes, WS 08/09, Psychologie
Université Paris Descartes, WS 08/09, Psychologie 1. Einleitung Gerade einmal ein paar Tage ist es her, dass ich aus Paris wiedergekommen bin und die Stadt ist mir in den letzten fünf Monaten so sehr ans Herz gewachsen, dass ich sie jetzt schon vermisse… Auch wenn Paris natürlich nicht nur schöne Seiten hat (man sieht dort mehr Armut als man zunächst vermutet), so ist es trotz allem eine der kulturreichsten und (zumindest für mich) eine der schönsten Städte der Welt, in der das Leben nie langweilig wird. Man sollte sich jedoch auch darauf einstellen, sich eventuell mit kleineren und größeren Problemen auseinandersetzen zu müssen, da insbesondere die französische Bürokratie (sei es in der Universität oder bei der Bank) ihrem Ruf oft mehr als gerecht wird. Am besten kann man dem jedoch entgehen, wenn man einige der folgenden Tipps und Anregungen berücksichtigt… 2. Vorbereitung Die erste große Herausforderung nach der Benachrichtigung, einen Platz bekommen zu haben, ist die offizielle Anmeldung bei der Gastuniversität. Im Gegensatz zu den anderen Fakultäten läuft die Zulassungsfrist für Erasmusstudenten am Institut de Psychologie neuerdings nämlich nicht bis zum 15. Mai, sondern nur bis zum 1. April. Das bedeutete für uns, da wir zudem von dieser neuen Regelung erst sehr verspätet erfahren haben (wir haben zwar gleich eine Email aus Paris von Madame Steadel, der Zuständigen an der Psychologiefakultät, mit einem Link dazu bekommen, die Seite war damals jedoch noch nicht auf diese Änderung hin aktualisiert) in knapp zehn Tagen alle nötigen Formulare, Bescheinigungen und Nachweise zusammenzusuchen bzw., erst ausstellen zu lassen, um die Frist einzuhalten – dazu kam auch noch, dass gerade vorlesungsfreie Zeit war (d.h. die Veranstaltungen für die erste Version des Learning Agreements konnten nicht mit den lehrenden abgesprochen werden), Ostern in dieser Zeit lag, Frau Born im Urlaub war und man die Versanddauer nach Frankreich bedenken musste. Da es letztendlich alles recht knapp wurde, haben ich die Unterlagen zusätzlich per Mail an Madame Staedel gesendet und ihr die Situation geschildert. Für die offizielle Zulassung musste man folgende Unterlagen vorlegen (die Formulare hat man aber auch per Email zugeschickt bekommen): Ein Zulassungsformular von der Homepage (unter http://www.univparis5.fr/spip.php?article2221), das ausgefüllte Learning Agreement den so genannten „Contrat d’étudiant“, eine Bestätigung der eigenen Teilnahme, Nachweise über Auslandskrankenschutz (wobei eine Zusatzversicherung fürs Ausland Pflicht ist) und Haftpflichtversicherung (oft ist man bis zu einem halben Jahr auch im Ausland versichert – einfach mal bei eurer Versicherung nachfragen), einen Sprachnachweis und das voraussichtliche Ankunftsdatum – soweit die Homepage der Universität. Diese Unterlagen werden dabei sowohl an das Bureau des Relations Internationales des Institut de Psychologie verschickt wie auch an das allgemeine International Office der Paris Descartes. Von Madame Staedel bekamen wir zudem eine Liste mit weiteren verlangten Dokumenten, die eigentlich wohl aber eher erst vor Ort notwendig sind (wenn vorhanden aber am besten gleich mitschicken und vor Ort auch Kopien bereithalten): Personalausweis, Passfotos (ca. 10 Stück – ihr werdet sie später für alles Mögliche brauchen), Studentenausweis aus Bremen für das Auslandssemester, euer Impfheft (gibt es auch in der internationalen Version), Einschreibungsbestätigung der Université Paris 5 und die Geburtsurkunde. Die Versicherungsnachweise sowie die Geburtsurkunde sollte man auch möglichst auf Französisch übersetzen (lassen), da man diese häufig z.B. bei der Wohnungssuche braucht. Weitere hilfreiche Unterlagen sind (v.a. für die Wohnungssuche): Kopien der Personalausweise der Eltern, Bestätigungsschreiben der Eltern über die finanzielle Absicherung und ein Gesundheitszeugnis. Nachdem diese erste große Hürde erst einmal geschafft war, habe ich mich um die weiteren wichtigen Punkte gekümmert: sprachliche Vorbereitung, Eröffnung/Anpassung des Bankkontos und Wohnungssuche. Die sprachliche Vorbereitung habe ich (nach 8 Jahren Schulfranzösisch und erworbenem DELF-Diplom bis zum Niveau B2) auf einen Sprachkurs mit dem Zielniveau C1 am Institut Français über das Fremdsprachenzentrum an der Universität Bremen beschränkt. Interessant ist dabei vor allem, dass man die ziemlich hohen Kosten für den Kurs als Absolvent eines 1 Auslandssemesters nach dem Aufenthalt erstattet bekommt, wenn man einen Nachweis über die Teilnahme am Erasmus-Programm vorlegt. Empfehlenswert ist des Weiteren ein Tandempartner, wobei die für Französisch leider sehr gefragt sind und man teilweise sehr lange auf einen Partner warten muss. Ein Tipp für das Auslandssemester in Paris ist ein Konto bei der Deutschen Bank: Man kann bei der Partnerbankkette BNP Paribas (die wirklich an jeder Ecke zu finden ist) gebührenfrei Geld abheben (kann sonst richtig teuer werden), EC-Kartenzahlungen umsonst vornehmen (ist mittlerweile sehr viel üblicher als die früher gängigen Schecks) und zumindest zu meiner Zeit war zudem eine VISA-Karte im ersten Jahr nach Kontoeröffnung kostenlos (was v.a. bei Buchung von Zug-/Flugtickets und auch in Paris selbst sehr hilfreich sein kann) und über das Online-Banking auch den Überblick über seine (in Paris leider oft sehr mauen) finanziellen Verhältnisse behalten. Der wohl wichtigste Punkt nach der Anmeldung bei der Universität ist die Wohnungssuche, die man aufgrund der absoluten Wohnrsaumknappheit schon sehr früh, ca. 1,5 bis 2 Monate vor Abreise, starten sollte – zu diesem Punkt aber gleich mehr. 3. Anreise Die Reise nach Paris und zurück ist im Allgemeinen ziemlich einfach und oft auch recht günstig. Paris verfügt über zwei Flughäfen (Aéroport Charles de Gaulle im Nordosten und Aéroport Orly im Süden) und mehrere Bahnhöfe, wobei von Deutschland aus vor allem der Gare du Nord, der Gare de l’Est und der Gare St. Lazare anvisiert werden. Sowohl bei der Anreise per Bahn als auch per Flugzeug gibt es mehrere Alternativen (Zugart: TGV über Köln, ICE über Frankfurt, Nachtzug; Fluggesellschaften: Ryanair, easyJet, AirFrance) und man sollte im Internet recherchieren, welche Möglichkeit für einen selbst die passende bzw. die günstigere ist. Meiner Erfahrung nach ist die Bahn bei knapper Buchung im Vergleich zu den Billig-Airlines sogar die teurere Alternative, wobei man bei diesen natürlich die Begrenzung des Freigepäcks auf 20kg bedenken muss (man kann sich aber auch so einiges nachschicken lassen – einfach mal die Homepage der Deutschen Post durchstöbern), zudem sind die billigen Flüge ab Hamburg als nächstem Flughafen zu bekommen. Ich selbst bin mit easyJet für knapp 80€ angereist, die Heimreise über Weihnachten mit AirFrance schlug mit insgesamt knapp 100€ zu Buche und die Rückreise im Januar mit der Bahn (die 20kg Freigepäck waren bei aller Liebe nicht zu schaffen) war trotz der relativ knappen Buchung für 69€ im Frankreich-Spezial zu haben. 4. Wohnungssuche/ Unterkunft Wie bereits erwähnt, ist die Wohnungssuche eine der schwierigsten Herausforderungen, die zu meistern ist. Dabei stehen einem Wohnheime, Foyers, Gastfamilien oder private Wohnungsangebote zur Wahl. Für die private Wohnungssuche sind vor allem folgende Internetseiten interessant: www.colocation.fr, www.appartager.fr, www.pap.fr. Wenn es möglich ist, sollte man selbst für ein paar Tage nach Paris fahren, um einerseits vor Ort einen Eindruck des angebotenen Zimmers und seiner Lage zu bekommen (oft werden recht fragwürdige Unterkünfte angeboten) und zum anderen, da z.B. viele WG-Bewohner ein persönliches Gespräch natürlich bevorzugen. Allgemein ist zur Wohnungssituation zu sagen, dass aufgrund der großen Nachfrage die Zimmer meist klein, aber sehr teuer sind – seine Ansprüche muss man also herunterschrauben, wenn man eine halbwegs bezahlbare Unterkunft sucht. Neben dem privaten Wohnungsmarkt sind vor allem auch die Wohnheime eine günstigere Alternative. Hierbei gibt es zum einen die Studentenwohnheime des französischen Studentenwerks CROUS (http://www.crous-paris.fr/) – bei den Zulassungsformularen für die Paris Descartes findet man auch eine Anmeldung für einen Wohnheimplatz, über die dann die Zimmervergabe läuft. Des Weiteren gibt es private Wohnheime, die so genannten Foyers, die oft religiös angehaucht sind oder reine Mädchenwohnheime sind und den Ruf haben, sehr rigide Regeln zu haben, was Besuch usw. angeht. Zuletzt gibt es auch noch die Wohnheime der Cité Universitaire de Paris (http://www.ciup.fr/), einem riesigen, aber trotzdem sehr beschaulichen und gemütlichen Wohnheimcampus für ausländische Studierende im 14. Arondissement im Süden von Paris. Die verschiedenen Nationalitäten haben eigene Häuser, an die die sehr frühe und ziemlich aufwendige Bewerbung (Lebenslauf, Motivationsschreiben auf Französisch, Empfehlungsschreiben eines Dozenten, Gesundheitszeugnis usw.) gerichtet wird. Für 2 Deutschland ist das Maison Heinrich Heine zuständig (http://www.maison-heinrichheine.org/de/aufnahme.php). Die Platzzahl ist sehr knapp und auf der Homepage wird angegeben, dass eigentlich nur für eine Dauer von einem Jahr und auch erst ab Oktober aufgenommen wird, aber lasst euch davon nicht abschrecken! Ich selbst hatte mich dazu entschieden, das Prozedere hinter mich zu bringen, da die Miete mit 360€ für Paris unschlagbar günstig und zudem das kulturelle Angebot der CIUP und der Austausch mit internationalen Studenten sehr interessant ist und habe auch tatsächlich eine Zusage zum 1. September erhalten. Da in den Häusern nicht nur Studenten der jeweiligen Nationalitäten untergebracht, sondern ca. 50% der Plätze mit einer bunten Mischung anderer Nationalitäten belegt sind, war auch ich von dem „Austausch“ betroffen und musste zum 1. Oktober in das Schweizer Haus, die Fondation Suisse, umziehen. Beide Wohnheime kann ich euch nur wärmstens ans Herz legen, da die Organisation sehr gut ist, die Lage und Anbindung überzeugen, die Ausstattung im Vergleich zu anderen Wohnheimen fabelhaft ist (DSL-Anschluss inbegriffen, Waschmaschinen und Trockner, gut ausgestattete Gemeinschaftsküchen usw.). Das einzige, worauf man verzichten muss, ist leider eine eigene Toilette bzw. im Heinrich Heine Haus auch eine eigene Dusche (gibt’s dann zur gemeinsamen Nutzung im Flur) – am Anfang eine absolute Überwindung, aber man gewöhnt sich ja bekanntermaßen an so einiges… 5. Öffentliche Verkehrsmittel Das Pariser Metro-Netz, das in sieben Tarifzonen eingeteilt ist (wird bei Monats- bzw. Jahreskarten wichtig) ist sehr gut ausgebaut, zusätzlich gibt es die RERs (ähneln ein bisschen unseren Regionalbahnen), die bis in die Vororte fahren und mit denen man innerhalb von Paris sehr schnell von A nach B kommt, da die Entfernungen zwischen den Stationen groß sind. Nach ca. halb eins in der Woche und eine Stunde später am Wochenende ist allerdings Schluss mit Metro und RER und man ist auf die Nachtbusse, die Noctiliens, angewiesen, deren Linien öft ganz anders verlaufen als die der Metro und man so auch mal lange Umwege in Kauf nehmen muss. Metro-/RER- sowie die Nachtbuspläne gibt es umsonst an jeder Information der Metro- und RER-Stationen zu haben. Will man sich nicht nur auf eine grobe Schätzung der Fahrtzeit verlassen, sondern will seinen Weg genauer planen oder sucht andere Infos zu öffentlichen Verkehrsmitteln, ist die Seite www.ratp.fr zu empfehlen. Dort findet man auch Informationen zu den unterschiedlichen Fahrkarten. Für den Anfang bzw. bei Anreise in der Mitte oder am Ende des Monats sind Einzel- bzw. 10er-Tickets oder auch das Wochenticket zu empfehlen (Achtung: Gilt immer nur von Montag bis Sonntag!), auf Dauer sollte man sich zwischen der Monatskarte Carte Orange und dem Jahresabo der Imagine-R entscheiden. Die Carte Orange Mensuelle, die immer vom 01. bis zum30./31. eines Monats gültig ist kostet je nach gewählten Zonen (für den allgemeinen Gebrauch und die Fahrt zur Universität reichen die ersten beiden Zonen für 55€ völlig aus) und muss jeden Monat auf den Pass Navigo (eine Chipkarte mit Foto, die an jeder Station beantragt werden kann) geladen werden. Die günstigere, wenn auch aufwendigere Alternative ist die Carte Imagine-R für Studenten, für die jeden Monat 31,50€ für zwei Zonen vom französischen Bankkonto abgebucht werden und für die auch ich mich entschieden habe. Zusätzlich zum günstigeren Preis gibt es mit der Imagine-R zahlreiche Vergünstigungen und am Wochenende, an Feiertagen und in Schulferien kann man in alle Zonen umsonst fahren (interessant z.B. bei Fahrten zum Flugzeug oder auch zu außerhalb liegenden Sehenswürdigkeiten wie dem Schloss von Versailles, Disneyland usw.). Eigentlich handelt es sich u ein Jahresabo, das aber gekündigt werden kann, wenn man das Studium beendet oder aus der Ile-de-France vorzeitig wegzieht. Ich habe mir dazu am Ende des Semesters einfach bei Madame Staedel eine Bescheinigung geholt – die Kündigung ging problemlos (hierzu die Bedingungen auf der Rückseite des Formulars zur Beantragung beachten). Ein absolut negativer Punkt ist die langsame Ausstellung der Imagine-R, die sich verzögert, weil bei Bankeinzug nicht alle notwendigen Formulare der Anmeldung beiliegen und man diese somit erst einmal zugeschickt bekommt – mit 6 Wochen sollte man da schon mal rechnen (zudem der Studentenausweis nötig ist, der erst eine Woche nach Immatrikulation verfügbar ist). Will man während des Auslandssemesters nicht auf ein Fahrrad verzichten, so ist das vélib-System – ein öffentlicher Fahrradverleih mit Stationen verteilt über die ganze Stadt – eine günstige Möglichkeit, sich 3 auf zwei Rädern fortzubewegen (http://www.velib.paris.fr/). Die erste halbe Stunde ist immer gratis, von da an greift entweder das Jahresabonnement (29€) oder ein Kurzzeitabonnement für einen Tag oder eine Woche (1€ bzw. 7€). 6. Bürokratisches Zu den bürokratischen Gängen, die notwenig sind, wenn man sich eine Wohnung/ein Zimmer mietet und nicht gerade wie ich in einem Wohnheim unterkommt (Strom-, Telefonanschluss und Ähnliches), kann ich leider nichts sagen, da ich es nicht selbst erlebt habe – zu dem Thema gibt es aber in anderen Erfahrungsberichten sehr viele Informationen. Ansonsten kann ich nur sagen: Um alle notwendigen formellen Gänge und die Immatrikulation an der Universität vor Veranstaltungsbeginn erledigen zu können, sollte man schon zwei Wochen vorher anreisen, was allerdings eh der Fall sein wird, wenn wie bei uns ein zweiwöchiger Sprachkurs vor Semesterbeginn angeboten wird. 6.1 Wohngeld Eine der wichtigsten Angelegenheiten, da finanziell interessant, ist die Beantragung des französischen Wohngeldes bei der Caisse d’Allocations Familiales (CAF), das einem zusteht, wenn man einen eigenen Mietvertrag hat und ein gewisses Jahreseinkommen nicht überschreitet. Allerdings sollte man berücksichtigen, dass es das Wohngeld erst ab dem Folgemonat des Einzugs gibt, so dass in meinem Fall z.B. erst ab November gezahlt wurde. Beantragen kann man das Ganze im Internet unter http://www.caf.fr/, dort werden auch die weiteren notwenigen Formulare (wie Mietvertrag, RIB mit den Bankdaten - gibt’s bei Kontoeröffnung, Kopie des Personalausweises usw.). Eine weitere Möglichkeit, finanzielle Unterstützung zu bekommen ist übrigens das Auslands-BAföG – da man im Ausland häufig höhere Ausgaben hat kann es sein, dass man während des Auslandssemesters BAföG erhält, selbst wenn man während des Studiums in Deutschland keinen Anspruch hat. 6.2 Bankkonto Trotz der Vorteile eines Kontos bei der Deutschen Bank ist die Eröffnung eines französischen Bankkontos unvermeidlich, wenn ihr wie oben erwähnt, die Imagine R nutzen und das französosche Wohngeld beantragen wollt, auch ist eine französische Kreditkarte oft nützlich. Allerdings würde ich auch in diesem Fall ein Konto bei der Deutschen Bank empfehlen, um so wenig wie möglich über die französische Bank zu tätigen. Am Anfang des Semesters haben viele Banken und Versicherungsgesellschaften (übrigens: ihr braucht im Regelfall keine – lasst euch nichts einreden!) Werbestände in den Universitätsgebäuden und locken oft mit besonders günstigen Angeboten oder Geschenken. Ich selbst war bei der BNP Paribas, die in früheren Erfahrungsberichten oft nicht empfohlen wurde, kann aber nichts Schlechtes über sie sagen: Durch ein besonderes Angebot für Studenten der Université Paris Descartes bekam ich nach Kontoeröffnung 80€ auf mein Konto gutgeschrieben, die Kontoführung und VISA-Card war gebührenfrei, meine Betreuerin war stets zuvorkommend und hat mir vor allem auch die Schließung des Kontos sehr erleichtert – aber das hängt wahrscheinlich stark von dem jeweiligen Betreuer ab. Für die Eröffnung des Bankkontos brauch man einen Nachweis, dass man in Frankreich wohnt, was etwas problematischer werden kann, wenn man wie ich keinen wirklichen Mietvertrag hat: die Bestätigung des Wohnheims hat aus irgendwelchen Gründen nicht ausgereicht und so wurde mir zweimal ein Einschreiben zugesendet, das durch meine Unterschrift bestätigen sollte, dass ich da wohnte, wo ich wohnte – allerdings hat meine Betreuerin aufgegeben, nachdem beide Male ein Wohnheimmitarbeiter an der Rezeption versehentlich unterschrieben hatte – schien also nicht wirklich zwingend zu sein. 6.3 Handy/Telefon Während des Auslandsaufenthaltes ist eine französische SIM-Karte wohl unabdingbar, wenn ihr eure Handyrechung nicht sprengen wollt. Auf der Suche nach einer passenden Mobilfunkgesellschaft gibt es mehrere Alternativen, letztendlich hilft da nur Preise vergleichen, um die optimale zu finden. Generell 4 dazu zu sagen ist, dass das Guthaben in Frankreich sehr schnell verfällt, abhängig von der Höhe der Aufladung (bei meinem Anbieter Orange z.B. halten 10€ 2 Wochen, 25€ 4 Wochen usw.). Wenn man nicht gerade in eine Wohnung mit einem Flatrate-Telefonanschluss zieht ist außerdem die Option interessant, über Skype an Festnetzanschlüsse europaweit zu telefonieren und eine deutsche Festnetznummer für ankommende Anrufe zu erhalten – die Flatrate kostet im Monat knapp 4,50€ und ist jederzeit kündbar – ich bin mit dieser Lösung fünf Monate lang sehr gut gefahren (weitere Infos unter http://www.skype.com/intl/de/allfeatures/subscriptions/europe/). 6.4 Heimuniversität Selbst während eines Auslandssemesters bleibt die Heimuniversität nicht auf der Strecke: Bleibt man lange genug fort, ist es möglicherweise sinnvoll, rechtzeitig eine Befreiung vom Semesterticket beim SfS zu beantragen. Achtung: Auf keinen Fall ein Urlaubssemester beantragen, da sonst die im Ausland erbrachten Leistungen nicht anerkannt werden können! Zum Ende des Auslandsaufenthaltes sollte man zudem daran denken, sich für das folgende Semester durch Zahlung des Semesterbeitrages zurückzumelden, da man sonst exmatrikuliert wird. 7. Universität Die Université Paris Descartes (die sich übrigens erst seit einem Jahr so nennt, vorher war sie als „Paris V“ oder „Université René Descartes“ bekannt) besteht aus unterschiedlichen Fakultäten, die über die ganze Stadt verstreut sind. Das Institut de Psychologie liegt in Boulogne-Billancourt, einem Vorort im Westen von Paris, das mit der Metrolinie 9 gut zu erreichen ist. Die Bibliothek im Untergeschoss des Gebäudes ist gut ausgestattet, man findet hier die für die Kurse benötigte Fachliteratur und zudem sehr viele Plätze zum Lernen und Arbeiten sowie ca. 15 PCs mit Internetzugang, die ohne Passwort o.Ä. verfügbar sind. Zum Ausleihen der Medien (weobei man nur 4 Bücher auf einmal ausleihen darf und keine Verlängerungen möglich sind) genügt der Studentenausweis, fürs Kopieren muss man sich an speziellen Automaten vor Ort eine Karte kaufen, was nur mit einer Kreditkarte möglich ist. Direkt auf dem Campus der Psychologie-Fakultät befinden sich in einem Nebengebäude eine Cafeteria und das Resto U, die Mensa. Das Essen wird nach einem Punktesystem kombiniert, ein Menü über 6 Punkte ist für 2,70€ zu haben (jeder weitere Punkt kostet zusätzlich 0,55€) und enthält Vorspeise, Hauptgericht und Nachspeise, wobei man jeweils zwischen unterschiedlichen Speisen wählen kann und sich somit das bevorzugte Essen aussuchen kann, Wasser gibt es gratis. Zum Geschmack lässt sich nicht wirklich viel sagen, da es sehr davon abhängt, was man wählt. Vor- und Nachspeisen sind im Allgemeinen sehr lecker, bei den hauptgerichten schwankt die Qualität (was v.a. auch daran liegt, wie Franzosen ihr Fleisch zubereiten – nämlich eindeutig zu kurz). An sich ist das Mensaessen aber zu diesem Preis unschlagbar und absolut empfehlenswert. Ein weiterer Tipp ist die Studentenvereinigung ADEPSY (Association des Étudiants en Psychologie), die sich im Erdgeschoss direkt gegenüber der Buchhandlung befindet und bei der man für einen Jahresmitgliedsbeitrag von 5€ Einsicht in Kursmitschriften von Kommilitonen und in Klausuren und Prüfungsaufgaben früherer Jahrgänge erhält. 7.1 Einschreibung und Formalitäten Zunächst einmal zu den Ansprechpartnern: Die eigentliche Erasmus-Koordinatorin Maria PereiraFradin bekommt normalerweise man nur bei einer Einführungsveranstaltung am Anfang des Semesters zu Gesicht, ansonsten hatte ich mit ihr nur zufällig zu tun, da ich in einem Kurs bei ihr war. Die wichtigste und erste Ansprechpartnerin für Erasmusstudenten ist die Erasmus-Assistentin Sylvie Staedel, die zuständig für alle administrativen Angelegenheiten ist. Bei ihr erfolgt die administrative Anmeldung, sie steht einem als Ansprechpartner während des Semesters zur Verfügung und ist diejenige, die für das Erstellen bzw. Ausfüllen der Formulare (Learning Agreement, Certificate of Erasmus Grant, Transcript of Records) verantwortlich ist. Von anderen Erasmusstudierenden (aus früheren Jahrgängen, aber auch den anderen Erasmusstudenten vor Ort) hörte man oft, dass sie nicht wirklich freundlich ist und Studenten gegenüber ausfallend werden kann, ich hatte allerdings keinerlei Probleme mit ihr – mein Tipp: immer freundlich bleiben und nett lächeln und vor allem bei der 5 Anmeldung alle notwendigen Formulare und Dokumente dabei haben!!! Dann sollte eigentlich nichts schief gehen… Unter den vielen Dokumenten, die ich nach dem Zulassungsprozedere von der Paris Descartes bekam, fand sich auch eine Anmeldung zu der so genannten „stage d’accueil“, einem kostenlosen anderthalbwöchigen Sprach- und Zivilisationskurs, der vor Semesterbeginn stattfand und den ich nur wärmstens ans Herz legen kann. In Kooperation mit Paris1 und Paris 8 wurde an der Fakültät des Saint-Pères in verschiedenen, nach Sprachniveau eingeteilten Gruppen vormittags die französische Sprache erkundet und nachmittags die Pariser Geschichte und kulturelle Spezialitäten behandelt. Absolut hervorzuheben ist, dass man viele Ausflüge gemacht hat (Rathaus, Senat, Weindegustation, Picknck), sehr viele andere Erasmusstudenten kennen gelernt hat (die meisten meiner engeren Bekannschaften habe ich dort getroffen) und unglaublich viele Insidertipps bekommen hat, was Paris betrifft. Sollte sich diese Möglichkeit auch euch bieten – auf keinen Fall verpassen! Die frühe Anreise für den Sprachkurs hatte auch zum Vorteil, dass ich so die Einschreibung und weitere bürokratische Angelegenheiten (Bankkonto, CAF, Imagine R) schon früh absolvieren bzw. zumindest einleiten konnte. Am wichtigsten ist jedoch die Immatrikulation bei Madame Staedel, die man möglichst bald nach der Ankunft vornehmen sollte. Dazu bekamen wir schon im Mai eine Email mit allen wichtigen Daten und Unterlagen, die man auch penibelst einhalten sollte, wenn man Probleme vermeiden will. Bei der Einschreibung wird zunächst in die administrative Einschreibung und in die pädagogische Einschreibung unterschieden. Für die administrative Einschreibung begibt man sich nach der Ankunft in Paris zu Madame Staedel mit einer Mappe all den wichtigen Unterlagen (u.a. Kopien von Personalausweis, aktuellem Studentenausweis, Nachweise über Auslandskranken- und Haftpflichtversicherung, 2 Passbilder, vorläufige Zusage der Aufnahme der Paris Descartes). Bei mir hat die Immatrikulation problemlos geklappt, bei anderen verlief es weitaus schlimmer und Unterlagen wurden nicht akzeptiert bzw. fehlten einfach, so dass die Einschreibung sich weit verzögern konnte und man zudem mit Madame Staedel nicht mehr wirklich gut stand. Problematisch soll es wohl sein, wenn man privatversichert ist – das klärt ihr am besten aber im Einzelfall möglichst früh (per Email) mit Madame Staedel ab. Nachdem ich gleich alle wichtigen Unterlagen vorlegen konnte, hat es bei mir gerade einmal eine Woche gedauert, bis ich den Studentenausweis in den Händen hielt. Nachdem die administrative Einschreibung abgeschlossen ist, folgt die pädagogische Einschreibung. Während die früheren Jahrgänge einfach in die jeweiligen Kurse gehen konnten und beim Professor um eine Teilnahmeerlaubnis gefragt haben, müssen ab letztem Jahr auch die Erasmusstudenten die offizielle Einschreibung in die Veranstaltungen mitmachen, die nach Erhalt des Studentenausweises möglich wird. Hierzu müsst ihr euren Stundenplan nach den Angaben im aktuellen Veranstaltungsverzeichnis zusammenstellen (soweit dies möglich ist, bei uns fehlten am Anfang z.B. die Daten für die Masterkurse) und ihn bei Madame Staedel vorlegen, die ihn für sich kopiert (um zu wissen, welche Kurse ihr belegt und wo sie zum Schluss nach den Noten „fahnden“ muss) und einen dann an eine für die pädagogische Einschreibung zuständige Sachbearbeiterin weiterleitet, bei der die offizielle Eintragung in die Kurslisten erfolgt. Wechselt man nachträglich noch einen Kurs (was jedoch sehr schwierig ist, da dann die Platzanzahl vermutlich schon ausgeschöpft ist), muss man wieder hin. Die Einschreibungen für die Licence- und Masterkurse erfolgen getrennt. Da die pädagogische Einschreibung in die Masterkurse erst beginnt, wenn die Licencekurse schon angelaufen sind, habe ich am Anfang einfach sehr viele Kurse aus dem Licence-Bereich gewählt, um dann nach der ersten Veranstaltung die Hälfte über Bord zu werfen. Die Neuaufnahme eines Kurses ist eigentlich sehr schwierig, ich habe in der zweiten Vorlesungswoche nur einen neuen Kurs aufgenommen, eine Option (siehe weiter unten) bei der ich auf Verständnis hoffen konnte, da die Erasmus-Koordinatorin Madame Pereira-Fradin die Dozentin war und da bei Optionen die offizielle Eintragung aus logistischen Gründen nur in einen Kurs möglich ist (da die französischen Kommilitonen daraus auch nur eine wählen können) und man sich in den anderen auch nur persönlich bei den Dozenten vorstellt. 7.3 Kurswahl Einer der größten Pluspunkte als Erasmusstudierender ist die völlig freie Kurswahl, die einem offen steht. Ausgenommen der Kurse aus Master 2 und den Travaux d’Études et de Recherche (TER, verlaufen über zwei Semester) kann man sich seinen Stundenplan sozusagen „à la carte“ 6 zusammenstellen. In einer der ersten Emails von Madame Staedel fand sich dazu das Veranstaltungsverzeichnis, das so genannte „Guide des Études“, allerdings für das ablaufende Studienjahr. Da das neue Veranstaltungsverzeichnis erst sehr knapp vor Semesteranfang im Internet verfügbar war (auf der Fakultätsseite http://www.psycho.univ-paris5.fr/ unter „Études/Guide des Études“ zu finden bzw. zu den Einzelheiten der Masterkurse und Optionen unter „Scolarité/Incriptions Pédagogiques/Brochures Licence bzw Master“), habe ich mein Learning Agreement aus dem Verzeichnis des vorherigen Studienjahres zusammenstellen müssen und musste dementsprechend nach der Ankunft bzw. nach Semesterbeginn einiges verändern - was auch eine Chance sein kann, die Kurswahl durch Ausprobieren zu bestimmen. Da die französischen Universitäten sehr (und zwar wirklich sehr) psychoanalytisch ausgerichtet sind, was zum einen nicht unbedingt meine favorisierte Richtung ist und zum anderen nicht immer von den jeweiligen Schwerpunktverantwortlichen (z.B. für Klinische Psychologie) als anzuerkennend angesehen wird (da zu einseitig), muss man bei der Kurswahl darauf achten, nicht nur Kurse dieser Richtung zu wählen. Oft werden psychoanalytische Inhalte auch dort angebracht, wo man sie gar nicht vermutet hätte (wie z.B. bei eigentlich neuropsychologischen Kursen oder klinischen Kursen, die sich mit unterschiedlichen Krankheitsbildern befassen). Gerade das ist aber erst vor Ort möglich, da die psychoanalytische Ausrichtung oft auch nicht bei der Kursbeschreibung angeführt wird – da hilft nur reinsetzen und ausprobieren bzw. den Dozenten vor der Veranstaltung ansprechen (das hat mir wohl so einige Auseinandersetzungen mit Freud erspart…). Die Veranstaltungen an den französischen Universitäten sind an sich sehr anders gestaltet als im Diplomstudiengang Psychologie (zum Bachelorstudiengang kann ich leider keine Vergleiche ziehen). Die regulären Veranstaltungen setzen sich üblicherweise aus mehreren anderthalb- bis zweistündigen Teilen zusammen, sei es aus zwei Vorlesungen (Cours Magistral) oder aus einer Vorlesung und einer seminarähnlichen Veranstaltung (Travaux Dirigés, TD), die allerdings letztendlich nichts anderes ist als eine Vorlesung im kleineren Kreise – der Dozent hält einen Vortrag und die Studierenden schreiben mit. Oft gibt es bei diesen Kursen mehrere Termine für die Vorlesung bzw. mehrere TD-Gruppen, so dass man sich den jeweils passenden (wenn noch freien) Termin aussuchen kann. Zusätzlich gibt es im Licence-Bereich noch die so genannten Optionen, die zweistündig pro Woche stattfinden und meist als leichter zu bestehen gelten, da sie meist nicht nur auf einer Abschlussprüfung basieren, sondern schon Leistungen während des Semesters gefordert werden (kleinere schriftliche Tests, Referate, Hausarbeiten). Während die französischen Kommilitonen sich nur eine Option aussuchen dürfen, hat man auch hier den Vorteil, mehrere Kurse aus diesem Angebot wählen zu können. Was die ECTS-Verteilung angeht, so bringen die „normalen“ Kurse, die aber eben auch mehr Zeit in Anspruch nehmen, mehr Credit Points (5-8, je nach Kurs), während die Optionen mit 4 ECTS angesetzt sind. Das Mitschreiben ist übrigens eine übliche Praxis der französischen Kommilitonen: In den Veranstaltungen wird fleißig mitgeschrieben (oft sogar Wort für Wort), um es dann für die Prüfungen auswendig zu lernen – das gilt zumindest für die meisten Kurse. Das Mitschreiben fällt einem natürlich vor allem am Anfang ziemlich schwer, da man unbekannte Begriffe und Vokabeln ja nicht wirklich notieren kann ohne zu wissen, wie sie geschrieben werden (und dementsprechend kann man sie auch nicht nachträglich nachschlagen) und auch nicht alle Dozenten so laut und deutlich referieren, wie es nötig wäre, mit der Zeit kommt man aber sehr gut rein und viele Fachbegriffe werden einem vertraut. Hat man Glück, so nutzt der Dozent PowerPoint-Präsentationen (was in meinen Kursen sogar beim Großteil der Fall war) oder zumindest Tageslichtschreiberfolien, so dass man die grobe Struktur lückenlos notieren kann. Insgesamt ist die Didaktik der französischen Universität eine völlig andere: Nicht nur, dass die Veranstaltungen größtenteils aus Zuhören und Mitschreiben bestehen (in meinen Kursen gab es nur eine bemerkenswerte Ausnahme, dazu aber später mehr), es ist an sich auch nicht üblich, dass Studenten etwas nachfragen oder gar einen Sachverhalt bzw. eine Theorie hinterfragen. Das ist meiner Meinung nach sehr schade, zeigt aber auch die große Unterschiedlichkeit der pädagogischen Systeme von Deutschland und Frankreich. Ich selbst habe nur einen „normalen“ Kurs aus dem 3. Semester (Psychopathologie 2), drei Optionen aus dem 5. Semester (Enfants à haut potentiel, Acquisition et difficultés d’acquisition du langage oral et écrit, Psychologie et neuropsychologie de la mémoire) und zudem zwei Masterkurse gewählt (Leçons Cliniques Adultes, Neuropsychologie/Entretien), weil man im Licence-Bereich oft Schwierigkeiten hat, 7 Kurse zu finden, die nicht auf Grundstudiumsthemen abzielen, ich aber unbedingt meinen Anwendungsschwerpunkten, die ich im Projekt studieren will, entsprechende Kurse wählen wollte, um sie später als Basisscheine anerkennen zu lassen. Die Optionen haben mir alle gut bis sehr gut gefallen, die Thematik war interessant (wenn auch bei dem Kurs zur Sprachentwicklung oft sehr schwierig, da auf die Spezifizität der französischen Sprache abgestimmt) und die Dozenten sehr freundlich uns Erasmusstudenten gegenüber – da das Angebot an Optionen allerdings jedes Jahr verändert wird, kann ich nicht sagen, inwiefern sie auch im kommenden Jahr belegbar sind. Die Kurse „Psychopathologie 2“ (PAT2) und „Leçons Cliniques Adultes“ (LAD) waren bei Weitem meine Favoriten, da hier sehr anschaulich, mit PowerPoint-Präsentationen unterlegt, und nach internationalen Kriterien psychische Erkrankungen des Kindes- und Jugendlichenalters (PAT2) bzw. des Erwachsenenalters behandelt wurden. Der Masterkurs glänzte vor allem auch dadurch, dass man anhand von Filmmaterial, das erste Gespräche mit echten Patienten zeigte, selbst Diagnosen erstellen konnte und so auch mal sehr praktisch vorgehen konnte. Den Kurs „Neuropsychologie/Entretien“ (NENT) hingegen kann ich allen, die nicht auf Psychoanalyse stehen, nicht unbedingt empfehlen, da in der einen Hälfte des Kurses zwar neurologische Erkrankungen besprochen wurden, in der anderen jedoch es nur um das therapeutische Gespräch auf psychoanalytischen Grundlagen ging. Die Veranstaltungen finden bis Weihnachten statt, die letzte Woche ist die „semaine de rattrapage“, in der alle während des Semesters ausgefallenen Veranstaltungen nachgeholt werden. In den Optionen wird die Abschlussprüfung in der letzten Veranstaltung vor Weihnachten geschrieben, oft findet aber auch eine „Contrôle continu“ statt, was bedeutet, dass die Note sich aus mehreren Teilleistungen (kleineren Zwischentests oder auch Hausarbeiten und einer größere Prüfung) zusammensetzt, wie es bei mir in zwei der Kurse der Fall war. In den anderen Kursen geht der Prüfungsstress gleich nach Weihnachtnen los: In der ersten Veranstaltungswoche im neuen Jahr werden die Licence-Prüfungen, in der zweiten und dritten Woche die Master-Prüfungen geschrieben. Während man bei der Kurswahl als Erasmusstudent Vorteile hat, wird in den Veranstaltungen selbst kein Unterschied gemacht – es werden die gleichen Leistungen wie von den französischen Kommilitonen erwartet, Wörterbücher in den Prüfungen sind auf Beschluss der Fakultät in den Prüfungen nicht erlaubt (allerdings geben Dozenten auf Nachfrage doch eher nach) und die Abschlussprüfungen werden eh anonym geschrieben. Trotz alldem sind die Kurse, wenn man mehr oder weniger viel lernt, zu bestehen. 7.4 Anerkennung der Leistungen nach Rückkehr Da ich die Kurse frei aus dem gesamten Veranstaltungsverzeichnis wählen konnte, habe ich mich bemüht, solche auszusuchen, die dem Inhalt nach zu den von mir gewählten Anwendungsschwerpunkten (Klinische Psychologie, Neuropsychologie und Pädagogische Psychologie) entsprechen, um sie später als Basisscheine anerkennen zu lassen. Was Neuropsychologie und Pädagogische Psychologie angeht, war dies nicht unbedingt ein leichtes Unterfangen, da im LicenceBereich oft etwas Vergleichbares fehlt und im Masterbereich sich die Veranstaltungen sehr stark überschneiden, aber letztendlich ist es machbar. Im Rückblick hätte ich auch Schwierigkeiten dabei, Kurse für A&O und Rechtspsychologie zu finden, aber dies ist sicherlich von Studienjahr zu Studienjahr unterschiedlich. Noch in Bremen habe ich die jeweiligen Kursbeschreibungen (soweit sie mir zugänglich waren) auf Deutsch übersetzt und bin zu den jeweiligen Schwerpunktverantwortlichen gegangen, um mir die Kurse „absegnen“ zu lassen – eine Anerkennung läuft nach Auskunft von Herrn Mienert, dem derzeitigen Vorsitzenden des DPA weitaus problemloser ab, wenn die jeweiligen Professoren der Kurswahl zustimmen (und dies am besten schriftlich bestätigen). Bei den Kursen, die ich erst vor Ort gewählt habe, habe ich mich per Email mit den Schwerpunktverantwortlichen abgestimmt. Außerdem habe ich für alle Fächer eine ausführliche Kursbeschreibung auf Deutsch und Französisch angefertigt, die ich in Paris am Ende des Semesters von den Dozenten unterschreiben ließ und die ich nach Zukommen des Transcript of Records den Schwerpunktverantwortlichen für eine Zustimmung zur Unterschrift vorlegen werde. Die Anerkennung sollte also eigentlich ohne weitere Schwierigkeiten ablaufen. Zu der letztendlichen Anerkennung von Studienleistungen kann ich jedoch bisher aus erster Hand leider nichts sagen, da die Dozenten bzw. Professoren in Frankreich zurzeit gegen die 8 Umstrukturierung ihres Berufsbildes ankämpfen und ihren Protest ausdrücken, indem die Notenvergabe der Abschlussexamen und somit auch die Ausstellung des Transcript of Records verhindert wird. Somit kann ich die Anerkennung beim Diplomprüfungsausschuss auch noch nicht beantragen und weiß mit einigen Ausnahmen auch selbst noch gar nicht, welche Kurse ich überhaupt bestanden habe. Als Notlösung wurde von Madame Pereira-Fradin angeboten, die Ergebnisse der Prüfungen in den Optionen nach Möglichkeit zu ermitteln und ein provisorisches Transcript of Records zu erstellen, bis die Situation sich aufgeklärt hat, allerdings hat sich da seit bereits fast einem Monat noch nichts getan. 8. Freizeit Da der Kontakt zu französischen Kommilitonen an der Universität ziemlich mau ausfällt, weil sie in den Veranstaltungen zwar sehr höflich und hilfsbereit sind, den Kontakt dort aber eher oberflächlich halten, sollte man seine Freizeit (soweit gewünscht) vor allem auch dazu nutzen, Kontakte zu Franzosen zu knüpfen. Sonst besteht nämlich die „Gefahr“, in die so genannte „Erasmus-Falle“ zu stolpern, d.h. dazu zu neigen, während des Aufenthaltes eher den Kontakt zu anderen ErasmusStudierenden (und natürlich vor allem zu anderen Deutschen, da die Kommunikation eindeutig einfacher ist) zu pflegen und seine Kultur- und Sprachkenntnisse so nicht wirklich zu verbessern. 8.1 Sport Die Universität Paris Descartes bietet ein breites Sportangebot, die Anmeldung hierfür ist beim SUAPS (http://www.suaps.univ-paris5.fr/) an der Fakültät rue de l’école de médicine zu erledigen. Für die Anmeldung braucht man den Studentenausweis, ein Passfoto und – ganz wichtig – ein Gesundheitszeugnis, das einem die Teilnahme an den jeweiligen Kursen als risikofrei bestätigt.Die Grundgebühr für die Anmeldung beträgt derzeit 35€ (ein Kurs), für manche Kurse werden weitere Gebühren fällig. Leider sind viele Kurse schon recht früh ausgebucht und auch der Aufwand für ein Gesundheitszeugnis ist manchmal verhältnismäßig hoch. Ab Ende Dezember eröffnen mehrere öffentliche Schlittschuhbahnen, z.B. am Hôtel de Ville oder am Tour Montparnasse, die auf jeden Fall einen Besuch wert sind. 8.2 Sprachkurse Am Centre technique de langues (CTL, http://www.ctl.univ-paris5.fr/) in der Fakultät des Saint-Pères, wo auch der Einführungskurs stattfand, kann man –soweit es in den eigenen Stundenplan passt, während des Semesters Französischkurse mit verschiedenen Schwerpunkten wählen (Hörverständnigs, Schreiben, Sprechen, Grammatik). Allerdings sind die Kurse nicht umsonst, eine Stunde kostet 5€, als Erasmusstudent bekommt man aber eine Karte über fünf Stunden für 20€ (jede 5. Stunde ist dann gratis). Als nachteilig habe ich es empfunden, dass man für die Sprachkurse keine ECTS bekommt und auch sonst fand ich die Kurse für mich nicht wirklich effektiv, so dass für mich nach den ersten fünf Stunden Schluss war. Eine Alternative zu den Sprachkursen an der Universität bietet die Möglichkeit, nach einem Tandempartner über einen Aushang zu suchen. 8.3 Einkaufen Wenn es um Lebensmittel geht, sind die günstigsten Alternativen (wobei günstig in Paris nie wirklich günstig ist) Ed und Franprix; wer wie ich das Glück hat, einen Lidl um die Ecke zu haben, wird dort mit Abstand die niedrigsten Preise finden, allerdings ist die Auswahl nicht immer so groß. Soll es etwas Exquisiteres sein, sind Monoprix und Champion eine Möglichkeit, die beide allerdings gehobenere Preise haben. Für Haushaltswaren und Kleinmöbel empfiehlt sich vor allem IKEA, allein um Paris herum sind sieben Filialen verteilt – der Weg dahin kann aber schon einmal eine Stunde in Anspruch nehmen. Kleinigkeiten sind auch in den bereits erwähnten Monoprix und Champion zu finden. Was Shopping angeht, so wird jedes Frauenherz in den riesigen (allerdings auch oft stark überfüllten) Einkaufszentren wie dem Forum des Halles oder dem Quatre Temps bei la Défense höher schlagen, auch in der Rue Rivoli in nächster Nähe der Les Halles wird man schnell fündig, was gängige Ketten 9 angeht. Ein absolutes Highlight sind natürlich die Luxusmodehäuser Galeries Lafayette und Prntemps bei der Opéra Garnier, bezahlbar werden sie allerdings erst im Winterschlussverkauf im Januar - der übrigens nur zu empfehlen ist, auch wenn man sich eher die Morgenstunden zum Shoppen nehmen sollte, wenn man nicht in einer Menschenmasse untergehen will. 8.4 Kultur Das Kulturangebot in Paris kann sich wahrhaft sehen lassen – all die unzähligen Museen, Kinos, Flohmärkte, Parks und Gärten sind nicht einmal in einem halben Jahr erschöpfend zu erkunden. Eine Aufzählung wäre einfach zu ausführlich, dazu dienen ja auch eher Reiseführer oder Online-Portale wie http://www.paris.fr/, ich möchte mich hier nur auf meine Highlights beschränken. Meine Favoriten bei den Museen waren der berühmte Louvre, das Musée d’Orsay, das Centre Pompidou und das Schloss von Versailles. Nicht verpassen sollte man neben den bekannten Sehenswürdigkeiten auch die Katakomben und die Pariser Friedhöfe (so makaber das auch erscheinen mag) – der Cimitière Père Lachaise sowie die Friedhöfe Montmartre und Montparnasse beherbergen viele bekannte Gestalten der letzten Jahrhunderte und laden an einem sonnigen Oktobertag zu einem Spaziergang ein. Auch der Weihnachtsmarkt an den Champs-Elysées (der im letzten Jahr erstmalig stattfand) und derjenige bei la Défense (ein nur aus modernen Hochhäusern bestehendes Wohn- und Geschäftsviertel im Westen von Paris, das an sich schon einen Ausflug wert ist) sind absolut zu empfehlen. Da das Leben in Paris allgemein dazu neigt, sehr teuer zu sein, begrüßt man es natürlich sehr, Kulturangebote vergünstigt oder ganz umsonst wahrzunehmen. Neben der Tatsache, dass eigentlich alle Museen Studententarife haben, ist hierzu vor allem der erste Sonntag jeden Monats gut, an dem alle staatlichen Museen (Musée d’Orsay, Türme von ntre Dame, Saint-Chapelle, Conciergerie, Musée du Moyen Âge, Musée Picasso uvm.). umsonst sind – nur auf lange Wartezeiten und volle Museen sollte man sich hier schon einstellen. Zudem ist der Louvre jeden Freitagabend für unter 26-Jährige kostenfrei. Außerdem gibt es auch zahlreiche kostenlose, wenn auch kleinere Museen, vor allem im Marais: Musée Carnevalet, Musée Cognacq-Jay, Maison Victor Hugo Mémorial de la Schoah (absolut beeindruckend – ein Tipp von mir!) und die Dauerausstellung im Petit Palais. Einmal im Jahr gegen Mitte September finden außerdem die „Journées Européennes du Patrimoine“ statt, an denen der Eintritt in viele öffentliche Museen, aber auch in sonst unzugängliche öffentliche Gebäude wie das Hôtel de Ville oder den Elyseenpalast frei ist. Eine weitere einzigartige Veranstaltung ist die „Nuit Blanche“, die ebenfalls im Herbst stattfindet. Hier wird bis in die frühen Morgenstunden hinein durch die unterschiedlichsten Veranstaltungen, Kunst- und Lichtinstallationen, Musikvorführungen usw. die Nacht zum Tage gemacht Wenn man in Paris ist, sollte man auf jeden Fall auch einmal in der Oper gewesen sein, ob in der historischen Opéra Garnier oder in der modernen Opéra Bastille, sei einem selbst überlassen. Ich selbst habe im Januar die Chance ergriffen und war für nur 20€ im Chinesischen Staatsbalett in der Opéra Garnier auf einem sehr guten Platz der vorletzten Kategorie; hat man keine großen Ansprüche, viel zu sehen, gibt es auch die so genannten „places visibilité limitée“ ab 5€ (lohnen sich bei der Opéra Garnier schon, um die beeindruckenden Räumlichkeiten gesehen zu haben). Außerdem gibt es die Kiosques, in denen übrig gebliebene Karten für Vorstellungen am gleichen Abend zu unschlagbaren Preisen verschleudert werden. 8.5 Abendunterhaltung Das Weggehen in Paris ist unglaublich teuer – entgeht man Eintrittspreisen von 15-20€, so muss man mit überteuerten Getränken (Bier für 10€ oder Ähnliches) vorlieb nehmen. Trotzdem sollte man sich natürlich ins Pariser Nachtleben stürzen, die Seite http://www.parisetudiant.com/ biete einen recht guten Überblick über die stattfindenden Partys. Zu erwähnen sind hier vor allem das Flèche d’Or, einer Bar mit sehr guter Livemusik und recht passablen Getränkepreisen, das La Loco gleich neben dem Moulin Rouge (auch wenn hier die Preise wirklich an der Schmerzgrenze kratzen), der Mix Club am Tour Montparnasse, in dem donnerstagabends die berühmt-berüchtigten Erasmus-Partys stattfinden und in den bis 24 Uhr der Eintritt für ausländische Studenten umsonst ist sowie das eher gehobene Showcase unter der Pont Alexandre III mit freiem Eintritt am Samstagabend bis 24 Uhr. 10 Soll es etwas kleiner sein, so sind vor allem die Bars rund um Châtelet und die Bastille zum empfehlen sowie die Rue Mouffetard und die Rue Oberkampf – beides Straßen, in denen sich eine Bar an die andere reiht. Da die Getränkepreise auch hier natürlich recht happig sind, sollte man versuchen, die meist recht knappen Happy Hours auszunutzen. Meine absolute Lieblingsbar war die gemütliche Student Bar in der Rue Mouffetard, die in der Happy Hour alle Getränke (wie z.B. sehr leckere Cocktails) für 4€ anbietet. Ein Mangel an Möglichkeiten besteht in Paris jedenfalls auch bei der Abendunterhaltung nicht… 9. Probleme/Anregungen Leider fühlte ich mich nicht immer ausreichend betreut und untersützt, z.B. bei der Auswahl der Kurse für das Learning Agreement (die ich zunächst einmal mehr oder weniger planlos getroffen habe) oder wenn ich massenweise Unterlagen aus Paris per Emailanhang und ohne weitere Erklärung erhielt, bei denen ich hoffte, nichts wichtiges übersehen zu haben. Auch vor Ort hätte die Betreuung intensiver sein können – die Ansprechpartner sah man eigentlich nur am Anfang bei der Immatrikulation und am Ende, wenn man sich abmeldete. 10. Fazit Alles in einem war das letzte Semester in Paris für mich eine der schönsten Zeiten in meinem Leben: Ich habe sehr viel über mich und die Menschen um mich herum gelernt, viele neue Bekanntschaften geschlossen (von denen einige sicherlich zu dauerhaften Freundschaften werden), meine Sprachkenntnisse zumindest etwas verbessert (auch wenn für einen großen Fortschritt die Zeit viel zu kurz war und ja, auch mich hat die „Erasmus-Falle“ gelockt) und unglaublich viel Kultur in einem kurzen Zeitraum erlebt. Die sowohl positiven als auch negativen Erfahrungen, die ich in den fünf Monaten in Paris gesammelt habe, würde ich heute um nichts in der Welt missen wollen, weil sie meine Persönlichkeit geprägt und (zumindest meiner Ansicht nach) weiterentwickelt haben. Das Leben in Paris war auch nach fünf Monaten noch lange nicht eintönig und man hatte bis zum Schluss das Gefühl, noch so vieles nicht gesehen zu haben, dass ein weiterer Besuch sich auf jeden Fall lohnen würde. Ich jedenfalls werde, sobald sich mir die Möglichkeit bietet, zumindest für einen Kurztrip so bald wie möglich meine neue Lieblingsstadt und die noch dort verbliebenen Freunde besuchen. Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Erfahrungsbericht einige nützliche Informationen mit auf den Weg geben, die euch den Aufenthalt in Paris erleichtern werden – bei offen gebliebenen Fragen könnt ihr euch natürlich stets an mich wenden! 11