Polio und Post-Polio im lebensgeschichtlichen Zusammenhang
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Polio und Post-Polio im lebensgeschichtlichen Zusammenhang
9. Oktober 2014 im Tagungsraum des SoVD Dr. med. Peter Frommelt, Facharzt für Neurologie und Psychiatrie Polio und Post-Polio im lebensgeschichtlichen Zusammenhang Ein spannendes Thema, auf welches wir, ca. 40 Betroffene nicht nur aus unserer Gruppe, recht neugierig waren. Und es blieb spannend, denn wer hat bis jetzt nach dem Erleben der akuten Krankheit in unsrer Kindheit oder auch Jugendzeit gefragt? Schmerzen, Krankenhaus, eiserne Lunge, von der Familie isoliert oft Monate oder Jahrelang, welche unsichtbaren Narben unsrer Psyche blieben von diesem sehr einprägsamen Erleben zurück? Wie gingen unsere Eltern damit um, warum unser Kind? Wurden sie diskriminiert aus Unwissenheit der Entstehung dieser Virusinfektion? Wie verkrafteten wir Kinder unsere zurückgebliebene Lähmungen, welches Selbstbewusstsein ist nötig, Hänseleien und das Anderssein, Behindert zu sein auszuhalten? Ist es unter Gleichbetroffenen leichter zu leben als in der „normalen“ Gesellschaft? Intelligenz bedeutet - Stärken nutzen, um Schwächen zu kompensieren. Herr Dr. Frommelt erklärte und fragte und es wurde geantwortet, jeder mit seiner ganz eigenen Geschichte. Nun, nach vielen Jahren der Stabilität, des Engagements mit den verbliebenen Kräften der Rückschlag, das Post- Polio- Motoneuronen- Syndrom, die Zweiterkrankung mit der niemand gerechnet hat. Der Körper erinnert sich mit unbewussten Reaktionen mit Angstzuständen und Panik, vor dem Ausgeliefert und Verlassen sein. Doch auch mit depressiver Reaktion, wir können nicht mehr so sein wie wir wollen, ein innerer Zwiespalt. Es ist ein neues Kapitel in unserem Leben und wir müssen lernen es positiv anzugehen. Hilfe in Anspruch nehmen – bedeutet nicht hilflos zu sein, sondern die Situation zu meistern. Freundschaften intensivieren, offen über die Probleme sprechen, Mitbetroffene treffen. Sozialer Austausch ist das wertvollste Instrument, um das Gehirn aktiv zu halten. Dankbarkeit dem Leben gegenüber, macht die Psyche stark. „Gracias a la vida” (Mercedes Sosa) DANK an das LEBEN Danke Herr Dr. Frommelt für diese neue Sichtweise, die Sie uns nahe gebracht haben und bestimmt manchem von uns eine große Hilfe sein wird. Danke auch für Ihr Interesse an uns Polios und Ihre Zeit für uns, gern werden wir diese wieder in Anspruch nehmen, vielleicht im nächsten Jahr. Margot Pietsch