special - karriereführer-Bewerbung

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KF Recht innen
08.03.2007
8:32 Uhr
Seite 34
karriereführer recht
2007/2008
special usa
made in
Die Ausbildung an
U.S. Law Schools zum Master of
Laws (LL.M) genießt einen sehr
guten Ruf und eröffnet neue berufliche Perspektiven. So ist sie besonders in internationalen Kanzleien
special usa
und Unternehmen gern gesehen.
Denn ein LL.M-Studium in den
USA fördert nicht nur die Englischkenntnisse, sondern gewährt
vor allem einen Einblick in die
Denk- und Argumentationsweise
des amerikanischen Rechts, das die
internationale Wirtschaftsordnung
inzwischen maßgeblich bestimmt.
Von Jennifer Wroblewsky
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usa
Für Dr. Daniel Biene, einer der Autoren
des Ratgebers „USA-Masterstudium für
Juristen“, gab es keine Alternative: Er
wollte den „Master of Laws“ auf jeden
Fall in den USA erwerben. An der Cardozo Law School in New York absolvierte
er ein LL.M-Programm, dessen Schwerpunkt im Medienbereich lag. „Vom
amerikanischen Recht sind heute fast
alle internationalen Verträge im Wirtschaftsbereicht beeinflusst“, so der 31Jährige. Darüber hinaus waren dem
Juristen die Erfahrungen in einer Kultur
wichtig, in der Englisch nicht nur die
Unterrichts-, sondern auch die Alltagssprache ist.
Das Studium an einer amerikanischen
Law School setzt die erfolgreiche
Teilnahme am Sprachtest TOEFL
(www.toefl.org) voraus.„Für die Examensnote gibt es keine festen Vorgaben“, sagt Biene.„Die Law Schools achten zwar auf die Note, allerdings können
weniger gute Noten unter Umständen
durch einen besonders attraktiven
Lebenslauf oder ungewöhnliche Erfahrungen kompensiert werden.“
Zurzeit bieten etwa 80 U.S. Law
Schools Master-Programme an. Das in
den USA so wichtige Uni-Ranking sollte
man bei der Auswahl eines LL.M-Programms jedoch nur eingeschränkt zu
Rate ziehen: „Die meisten Rankings ori-
entieren sich an dem normalen amerikanischen Studium – wie gut oder
schlecht das LL.M-Programm an der
betreffenden Law School ist, wird nicht
erfasst“, sagt Biene. Vielmehr komme
es darauf an, dass man sich an seiner
Wunsch-Uni wohlfühlt. „Man sollte
sich zum Beispiel fragen, ob man lieber
in der Großstadt oder auf dem Land
leben möchte.“
Ob die Studenten sich wohlfühlen,
hängt sicher auch mit der jeweiligen
Kultur zusammen, die an den verschiedenen Law Schools herrscht. Die
Spannbreite reicht von den eher traditionellen oder konservativen Schulen,
wie etwa Columbia oder Fordham, bis
hin zu solchen, in denen noch der Geist
der Hippie-Bewegung weht, zum Beispiel Berkeley oder Madison-Wisconsin.
„An der Cardozo Law School in New
York sind Kultur und Atmosphäre sehr
durch die starke Ausrichtung auf
Media, Art and Entertainment Law
geprägt. Das sorgt natürlich für eine
andere Grundstimmung als bei einer
Law School, die ihren Schwerpunkt im
Gesellschaftsrecht hat“, so Biene. Wer
sich erst einmal anhand eines Rankings einen Überblick über die verschiedenen Programme verschaffen
möchte, dem empfiehlt er den US
News and World Report, der das bedeutendste Ranking erstellt
(www.usnews.com).
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Linktipps:
www.pre-law.com
www.aals.org
www.llm-guide.com
www.jurawelt.com/referendare/llm
www.WorldWideLLM.com
www.daad.de
www.studienstiftung.de
www.fulbright.de
www.rotary.org
www.bildungskredit.de
www.bafoeg.bmbf.de
www.stiftungsindex.de
Dr. Markus Lotz studiert an der University of California at Berkeley.
Warum haben Sie sich für ein LL.M-Studium entschieden?
Nach dem Abschluss meines LL.M-Studiums möchte ich in einer internationalen Wirtschaftssozietät arbeiten. Dafür sind verhandlungssichere Englischkenntnisse unerlässlich. Außerdem
findet die Arbeit oftmals in Teams mit anglo-amerikanischen Rechtsanwälten statt, so dass
Kenntnisse der verschiedenen Kulturen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sehr hilfreich
sein können.
Warum in den USA?
Die USA sind die führende Wirtschaftsmacht, ihre Universitäten genießen Weltruf, und das amerikanische Recht beeinflusst die deutsche Praxis immer mehr.
Warum haben Sie sich für diese Law School entschieden?
Für mich ist die Wahl auf die University of California at Berkeley (Boalt Hall) gefallen, weil die Universität als beste
staatliche Universität der Vereinigten Staaten ein weltweit hohes Ansehen genießt und ein kleines LL.M-Programm
aufweist – circa 70 Studenten. Zudem sind die Studienbedingungen optimal: Auf der einen Seite ist Berkeley eine relativ kleine Universitätsstadt, auf der anderen Seite ist San Francisco zur Zerstreuung in unmittelbarer Nähe.
Welches Fazit ziehen Sie bis jetzt aus dem Programm?
Es stellt für mich eine ungemeine Bereicherung sowohl in akademischer als auch persönlicher Hinsicht dar. Das Studium ist akademisch auf sehr hohem Niveau und gibt einen optimalen Einblick in die anglo-amerikanische Rechtskultur.
Wie ist das Leben in den USA?
Positiv hervorzuheben ist die – oftmals als Oberflächlichkeit verschriene – Freundlichkeit der Bewohner in Kalifornien
und speziell in San Francisco und Berkeley und deren Offenheit und Toleranz gegenüber Menschen aus aller Welt. Als
negativen Aspekt kann man anführen, dass die Kluft zwischen reichen und armen Bevölkerungsschichten immer größer wird und sich dies auch im alltäglichen Leben zeigt. San Francisco beispielsweise hat ein großes Problem mit
obdachlosen Menschen.
Bleibt neben dem Studium genug Zeit, um das Land kennen zu lernen?
Soweit es das Studium zulässt, versuche ich so oft wie möglich San Francisco und die Bay Area zu erkunden. Darüber
hinaus bin ich mit Freunden nach Los Angeles, Las Vegas, New York und Hawaii gereist.
Was nimmt man außer dem Titel aus dem USA-Aufenthalt mit?
Das Bewusstsein, die Sprache sehr gut zu beherrschen, Freunde aus aller Welt gefunden zu haben und einen „internationalen Touch“ bekommen zu haben, der einen hoffentlich nicht wieder loslässt.
Was sollte jemand, der sich für ein LL.M-Studium in den USA bewerben möchte, auf jeden Fall wissen?
Nicht unterschätzt werden darf der zeitliche Aufwand, der sich hinter einer erfolgreichen LL.M-Bewerbung verbirgt.
Zwei Jahre sollten für die Vorbereitung eingeplant werden.
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Buchtipp
special usa
Ackmann/Mengel/Biene/Müller
USA-Masterstudium für Juristen
(LL.M., M.C.L., M.C.J.)
Deutsch-Amerikanische
Juristen-Vereinigung e.V. (Hrsg.)
2003, 225 Seiten
ISBN: 3-9807658-3-0
Preis Mitglieder: 7 €,
Nichtmitglieder: 10 €
Seminartipp
29.06.–01.07.2007
Informationsseminar in Bad Neuenahr:
„Masterstudium in den USA für
Juristen (LL.M., M.C.L., M.C.J.) und
USA-Wahlstage und Praktikum“
www.dajv.de
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In den USA gibt es inzwischen viele
Spezialprogramme, die sich mit einzelnen Ausschnitten der Rechtslandschaft
beschäftigen. Grundsätzlich kommt es
nicht auf die Spezialisierung an, da
potenzielle Arbeitgeber einen LL.M vor
allem als Nachweis perfekter Fremdsprachenkenntnisse betrachten.
Manchmal kann eine Qualifizierung in
einem Spezialgebiet jedoch durchaus
sinnvoll sein. Bienes LL.M war stark auf
den Medienbereich fokussiert. Das hat
sich ausgezahlt: Heute ist er Referent
des Vorstandsvorsitzenden der Ganske
Verlagsgruppe in Hamburg.
Es sei wichtig zu überlegen, in welche
fachliche Richtung man gehen möchte,
so Biene. Eine Auflistung der verschiedenen Programme von Admiralty
Affairs bis Urban Studies findet sich
auf der Website der „American Bar
Association“ (www.abanet.org). Wer
sich für ein spezielles Fachgebiet interessiert, dem rät Biene, sich frühzeitig
in der Szene umzuhören: „Gute Quellen
sind neben Gastprofessoren vor allem
Praktiker in den entsprechenden
Rechtsgebieten. Auch in einschlägigen
Fachaufsätzen wird immer wieder auf
Koryphäen und die Law Journals
bestimmter Schulen verwiesen.“
Wegen der hohen Studiengebühren ist
ein Studium ohne Stipendium nicht so
einfach zu realisieren. Die meisten Law
Schools liegen mit ihren Studiengebühren für Masterprogramme bei etwa
35.000 US-Dollar (circa 26.650 Euro).
Hinzu kommen die Lebenshaltungskosten, die deutlich vom jeweiligen Ziel
abhängen. „In New York zum Beispiel
muss man mit mindestens 2000 Dollar
(etwa 1520 Euro) pro Monat rechnen, in
einem kleineren Dorf kommt ein Student schon mit 500 Dollar (etwa 380
Euro) über die Runden“, sagt der LL.MExperte. Realistische Chancen auf ein
Stipendium hat, wer sehr gute Noten
mitbringt und sich sehr lange vorher
für ein Stipendium und bei der
Wunsch-Law School bewirbt. „Studierende sollten sich mindestens zwei
Jahre vor dem gewünschten Studienstart gedanklich mit dem Thema auseinandersetzen und erste Weichen stellen“, empfiehlt Biene.
Der Master of Laws wird vor allem bei
den international operierenden Kanzleien und Unternehmen als besonders
wertvolle Zusatzqualifikation angesehen, da die gesammelten Auslandserfahrungen die Arbeit im internationalen Umfeld erleichtern. Der Titel wird
zwar nicht immer zusätzlich vergütet,
bietet aber bessere berufliche Perspektiven: „Vor dem Hintergrund
amortisieren sich die exorbitanten
Kosten des Studiums in den USA wieder“, so der Medienrechtler. Letztendlich ist für einen Arbeitgeber nicht nur
der bloße Titel interessant, sondern
das, was dahinter steckt: hervorragende Englischkenntnisse, interkulturelle
Kompetenz, Lebenserfahrung, persönliche Reife, internationale Rechtskenntnisse, Flexibilität, weltweite
Kontakte und Planungsgeschick. Letzteres beweist jeder, der ein Studium in
den USA selbstständig organisiert
hat.

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