200 Jahre Geburtstag unseres Gründers Sebastian Schwarz

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200 Jahre Geburtstag unseres Gründers Sebastian Schwarz
Oktober 2009
Nr. 16
200 Jahre Geburtstag unseres Gründers Sebastian Schwarz 800 Jahre Urregel des hl. Franziskus
GEBURTSTAG MIT GEBURTSURKUNDE
Geburtstagsfeiern sind in meiner pädagogischen Arbeit bei den Hortkindern etwas vom Allerwichtigsten im Jahresfestkreis; sie haben einen hohen Stellenwert. Es geht dabei hauptsächlich um das Vermitteln der Herzensbotschaft: >Es ist gut, dass es dich gibt!<
Ein Geburtstag hat es in sich … - besonders ein runder Geburtstag –
Er lädt ein zum Feiern, zum Innehalten, zum Rückblicken und Ausblicken, vielleicht auch
zum Perspektiven sammeln …
Ein Geburtsort hat es ebenso in sich …
Dies erfahren wir in Salzburg mehr oder weniger Tag für Tag, was sich so alles um Mozart
rankt. Auch aus unserem eigenen Leben kennen wir die zunehmende Bedeutung unserer Herkunft. >Zurück zu den Wurzeln< heißt es immer wieder – darin verbergen sich tiefere Botschaften.
Auch eine Geburtsurkunde hat es in sich …
Sie gibt bekannt, wer ich bin, woher ich komme, wann ich geboren wurde, von wem ich abstamme und wo ich in nächster Zeit wohnen werde. Sie stellt meine äußere Identität dar und
gibt meinen Ursprung bekannt.
Geburtstag – Geburtsort – Geburtsurkunde:
Auf Sebastian Schwarz – dem Gründer unserer Gemeinschaft - übertragen heißt dies:
Am 14. Jänner 1809 wurde Sebastian Schwarz als Sohn des Herrn Franz Schwarz, bürgerlicher Zwirnhändler, und seiner Ehefrau Theresia in Lasberg Haus Nr. 23 als siebtes von zwölf
Kindern geboren und in der Pfarrkirche getauft.
In Lasberg ist er aufgewachsen, hat Halt, Zuwendung und Orientierung bekommen. Er wurde
stark geformt und geprägt für sein späteres Leben und Wirken.
Lasberg – der Geburtsort von Sebastian Schwarz - ist somit ein wichtiger Ort in der Geschichte unserer Gemeinschaft geworden – in diesem Jahr in besonderer Weise.
Geburtstag – Geburtsort – Geburtsurkunde:
Auf unsere Gemeinschaft übertragen heißt dies:
Unser Geburtstag ist unser Gründungstag am 5. September 1850, an dem die Mitbegründerin
und erste Schwester, Franziska Wimmer, ihre Profess abgelegt hat.
Unser Geburtsort ist Vöcklabruck. Dort ist Sebastian Schwarz als damaliger Kooperator ganz
tief in die Not seiner Zeit eingestiegen und hat versucht zu helfen, wo es nur möglich war.
Unsere Geburtsurkunde trägt das franziskanische Siegel.
Wie schön, dass uns Sebastian Schwarz – vom Geist Gottes inspiriert – gleich zu Beginn der
Gründung unserer Gemeinschaft die franziskanische Spiritualität mit auf den Weg gegeben
hat.
Es trifft sich gut, dass wir heuer 200 Jahre Gründergeburtstag und gleichzeitig mit der weltweiten franziskanischen Familie das Jubiläum 800 Jahre franziskanische Urregel feiern.
Es war 1209, als der jahrelang intensiv suchende Franziskus von seinem Herrn selber für sich
und seine ersten Gefährten die klare Ausrichtung und Orientierung für sein Leben bekam.
Franziskus ruft frohlockend aus, als er in Portiuncula das Evangelium von der Aussendung
hörte: >Das ist’s, was ich will, das ist’s, was ich suche, das verlange ich aus innerstem Herzen zu tun<. (vgl. I Cel 22)
Das Evangelium wurde ihm und seiner rasch anwachsenden Gemeinschaft zum Fundament,
zur höchsten Richtschnur ihres Handelns, zum Maßstab für ihr Zusammenleben und der
Wegweiser in die Zukunft. Schon früh entstand die erste Regel; sie setzte sich aus einigen
wenigen Evangelienworten zusammen. Der genaue Wortlaut dieser >Urregel< wurde uns
nicht überliefert, dennoch stellte sie für die Brüder eine entscheidende Wegmarke dar. Mit der
>Urregel< besaß die Gemeinschaft nun einen Kompass, an dem sie sich fortan ausrichten und
orientieren konnte. Am Ende seines Lebens blickt Franziskus im Testament zurück auf die
Ursprünge seiner Berufung: Und nachdem mir der Herr Brüder gegeben hatte, zeigte mir
niemand, was ich tun müsse, sondern der Allerhöchste selbst hat mir geoffenbart, dass ich
nach der Form des heiligen Evangeliums leben müsse. Und ich habe es mit wenigen Worten
und in einfacher Weise aufschreiben lassen, und der Herr Papst hat es mir bestätigt. (Test 14-15)
Franziskus gestaltete sich nicht selbst seine Lebensform, sondern
 der Herr gab ihm Brüder  der Herr offenbarte ihm und seinen ersten Brüdern, dass sie nach der Form des Evangeliums leben müssen  und der Herr Papst hat es ihnen bestätigt.
Franziskus wollte sich mit dem Geschenk der Brüder mutig und vertrauensvoll einlassen auf
ein Leben nach dem Evangelium und sich dabei rückbinden an die Gemeinschaft der Kirche.
Die Bestätigung durch den Papst war die Geburtsstunde seiner Gemeinschaft und die Ordensregel ihre Geburtsurkunde.
Das Zusammenleben der Minderbrüder machte konkrete Regeln notwendig. So überarbeitete
Franziskus die >Urregel<; dieser neue Regelentwurf von 1221 wird als >Nichtbullierte Regel< bezeichnet. Da dieser Regeltext von den Brüdern und der römischen Kurie abgelehnt
wurde, legte Franziskus erneut eine Überarbeitung vor, die sogenannte >Bullierte Regel<, die
von Papst Honorius III. 1223 bestätigt wurde.
Unserer Gemeinschaft und somit jeder einzelnen Schwester ist die >Regel und das Leben der
Brüder und Schwestern vom regulierten Dritten Orden des heiligen Franziskus< als Richtschnur und Wegweiser anvertraut. Dieses kostbare geistliche Dokument ist eine Zusammenstellung aus Worten von Franziskus und Klara und wurde 1982 von Papst Johannes Paul II.
approbiert.
>Zurück zu den Wurzeln< - Unser Geburtstags-Jubiläumsjahr mit der franziskanischen Geburtsurkunde soll uns persönlich und als Gemeinschaft erneut ermutigen, dem Grundauftrag
als franziskanisch suchende und geprägte Menschen nachzugehen. Sebastian Schwarz drückt
dies sehr klar so aus: >Das Evangelium soll euch über alles teuer und wichtig sein<.
Für die persönliche und gemeinschaftliche Vertiefung:
 Ich halte inne: >Mein Geburtstag – mein Geburtsort – meine Geburtsurkunde<
 >Zurück zu den Wurzeln< heißt für mich persönlich … und für mein Lebensumfeld …
 „Der Herr hat mir Brüder / Schwestern … gegeben“ – bedeutet für mich …
 Was ist mir in Entscheidungssituationen grundlegend und hilfreich?
 Welche Evangeliumstelle war für meinen Berufungsweg von markanter Bedeutung?
 Ein Schriftwort, das mir besonders ans Herz gewachsen ist, immer neu wiederholen, im
Herzen erwägen, „wiederkäuen“ …
 Drei Schritte können uns Hilfe sein für die persönliche Betrachtung: Das Wort Gottes hören – es mit dem Herzen hören – und es im Herzen halten.
Liebe Freunde und Freundinnen unserer Gemeinschaft, liebe Mitschwestern!
Herzlich grüße ich euch alle zum Franziskusfest im Geist des hl. Franziskus mit
>PACE E BENE<
Sr. Stefana
Verwendete Literatur: Bernd Schmies, >Worte, die bleiben<, aus Kapuziner, Jahresschrift 2008/2009

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