Universiteit Twente, 2014 - Akademisches Auslandsamt

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Universiteit Twente, 2014 - Akademisches Auslandsamt
Erfahrungsbericht
Name:
Austauschjahr:
Gastuniversität:
Stadt:
Land:
W o l f g a n g, H u f n a g e l
2014
Universiteit Twente
Enschede
Niederlande
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
Ankunft:
Meine Ankunft in Enschede gestaltete sich relativ einfach. Ich habe ein Zugticket über die
Bahn gebucht, was mich im Endeffekt 100 Euro gekostet hat. Hierbei wäre vielleicht erwägenswert eine Bahncard 25 oder 50 zu kaufen, ich selbst habe es zwar nicht gemacht, jedoch ist es sehr wahrscheinlich, dass man im Verlauf des Auslandssemesters wegen Enschedes Grenznähe auch gerne mal in eine größere Deutsche Stadt fährt. Außerdem hätte
sich die Bahncard mit halbem Jahr Laufzeit allein schon für Hin- und Rückfahrt für mich gelohnt. Am Bahnhof in Enschede angekommen musste ich meinen Weg zu meiner Unterkunft,
der Stadsweide selbst suchen, das war allerdings kein Problem, da diese direkt im Zentrum
von Enschede und damit noch nicht einmal 5 Minuten vom Bahnhof entfernt liegt. Ein Vorteil
an der Bahnreise war, dass ich auch soviel Gepäck mitnehmen konnte wie ich tragen wollte,
das hat sich im Nachhinein als sehr hilfreich erwiesen.
Unterkunft:
Wie schon vorher erwähnt habe ich in der Stadsweide gelebt. Das ist ein Wohnkomplex direkt im Zentrum von Enschede, der vom ITC Hotel verwaltet wird, welches ein Hochhaus
direkt an der gegenüberliegenden Straßenseite ist.
Zur Lage: Sie könnte nicht perfekter sein. Man ist in weniger als 5 Gehminuten im Stadtzentrum, dort gibt es jeden Dienstag und Samstag einen Markt der seinesgleichen sucht und
extrem günstig ist (meine Empfehlung: 3kg Hühnchen für 10 Euro). Man muss dazu sagen,
dass die Qualität von speziell Niederländischem Fleisch nicht wirklich der Wahnsinn ist, egal
ob im Supermarkt oder auf dem echten Markt im Zentrum. Aber auch das ist kein Problem
denn: es gibt einen Lidl in Enschede. Dieser ist nur gute 5 Minuten von der Stadsweide entfernt und ich habe mein gesamtes halbes Jahr dort extrem günstig und Qualitativ gut eingekauft. Bars und einen Club hat Enschede auch, natürlich im Zentrum. Das einzige Manko an
der Lage ist, dass man 20 Minuten oneway in the Uni radelt, aber selbst das empfand ich als
Vorteil, weil es einfach unglaublich fit gehalten hat.
Zu den Zimmern: ich war im 5.35 qm Zimmer für damals noch 267 Euro im Monat untergebracht. Nun war ich natürlich skeptisch, denn so wenig privater Raum mag einen doch abschrecken. Mich persönlich hat das aber garnicht gestört, da ich mich nur zum schlafen in
dem Raum aufgehalten habe, vllt manchmal noch zum Skypen. Ansonsten ist mein Roommate (in der Stadsweide hat man in meiner Zimmerklasse nur einen) so schnell ein sehr guter Freund geworden, dass man sich quasi immer im Gemeinschaftsraum aufgehalten hat,
und dieser ist doch platztechnisch absolut ausreichend. Es gibt einen Esstisch, Schreibtisch
eine kleine Couch und Sessel, allerdings sind Couch und Sessel doch sehr unkomfortabel.
Uni:
Ich studiere in Augsburg iBwl, daher ist meine Kurswahl in Enschede im Department Management and Governance geblieben. Meine Kurse waren
-
Managing People in a Global Context
Business Ethics & Corporate Governance
International Business Development
Strategic Marketing and Business Research
EU External Economic Relations
Die Kurse in Enschede können nur in Assignments, Assignments und Prüfung und nur Prüfung bestanden werden. Es ist also von Fach zu Fach unterschiedlich. Strategic Marketing
und EU External Economic Relations zum Beispiel waren reine Assignment Kurse ohne finale Prüfung. Man sucht sich am besten einen guten Mix.
Zum Inhalt der Kurse muss ich sagen das es für mich sehr schwer war dem ganzen am Anfang etwas abzugewinnen. Ich bin es gewohnt davon zu profitieren wenn ich in der Vorlesung anwesend bin. Leider ist in der Utwente das genaue Gegenteil der Fall, meiner Meinung nach sind die Vorlesungen völlig wertlos. Es wird erwartet, dass man sich sofort xtausend Bücher und Literatur anschafft und diese dann einfach selbst liest. Überhaupt ist das
Lernvolumen, sollte man einen ähnlichen Schnitt wie in Deutschland anstreben erheblich
größer. Für eine gute Note lernt man dann gerne schonmal ein Buch auswendig, so jedenfalls glauben die Professoren. In den Niederlanden arbeiten auch kaum Leute auf gute Noten
sondern vielmehr aufs Bestehen hin, da die Erwartungen für gute Noten zumindest in den
meisten meiner Fächer völlig überzogen waren. Eine Empfehlung möchte ich trotzdem für
den Kurs International Business Development aussprechen, er war zwar arbeitsintensiv und
die Note am Ende nicht wie erwartet aber ich habe eine Menge gelernt.
Anerkennung von Kursen:
Kurz gesagt, absolut kein Problem. Die UniA erkennt euch die Kurse die ihr macht an, solange sie thematisch in den jeweiligen Block passen in dem ihr sie haben wollt. Ob diese Kurse
passen klärt ihr dann vorher mit eurem jeweiligen Cluster Koordinator. Es gibt allerdings einen Haken: Holländische Noten werden nach der bayriscehn Formel umgerechnet. Die Notenskala in Holland geht von 0 bis 10 wobei 5.5 bestanden ist. Leider wird durch den hohen
Anspruch eine 9 oder 10 ungefähr so oft gefunden wie der heilige Gral, nämlich garnicht. Die
Bayrische Formel berücksichtigt das aber nicht, und somit wird eure Note, die im Vergleich
mit anderen Studenten ganz gut sein mag gerne mal etwas runtergewertet.
Vorlesungszeiten/Aufbau des Studienjahres
Hier gibt es eigentlich nicht viel zu sagen, außer dass das Studienhalbjahr in Quartile also
Viertel unterteilt ist. Ihr habt demnach im ersten Quartil andere Kurse als im zweiten und
schreibt auch dementsprechend schnell die ersten Prüfungen.
Lebenskosten etc.
Wie vorher schon erwähnt hatte ich durch meine Lage einen unglaublichen Kostenvorteil bei
Lebensmitteln. Ich habe mich allgemein sehr gesund aber sparsam ernährt und hatte damit
Kosten im monat von ca 230 Euro (man muss dazu sagen ich esse dreimal täglich, zweimal
davon warm) wenn ich sehr sparsam war, und etwas mehr wenn man mal mit den
ERASMUS Leuten essen bzw in einer anderen Stadt war. Insgesamt bin ich von den Kosten
sehr positiv überrascht.
Allgemeines Leben/Freizeit:
Ich als sportlicher Mensch habe mir von Enschede eine Menge erwartet und muss sagen es
ist zu 99% erfüllt worden. Die Utwente ist eine Campusuni, das heißt das meiste Freizeitangebot gibt es auf dem Campus, aber daran haben sie auch wirklich nicht gespart. Das fängt
an bei einem Fitness Studio mit Geräten die wirklich von guter Qualität sind, wenn auch vielleicht quanitativ nicht ganz dem Ansturm zu Stoßzeiten gewachsen, aber das macht nichts
aus solange man nicht zu besagten Zeiten geht.
Außerdem bietet das Sportzentrum so viele Mannschafts- und Einzelsportarten das ich sie
hier garnicht aufzählen kann. Um nur ein paar zu nennen: Volleyball, Beachvolleyball, Fußball, Basketball, Klettern, Jiu jutsu, Taekwondo, Yoga, Crossfit usw. Die Liste geht endlos
weiter. Die Uni verfügt über eine 27(!) Meter hohe Outdoor Kletterwand, mehrere Fußballplätze und eine riesige Beachvolleyball Anlage und 5 Indoor Sporthallen. Ganz ehrlich wer
hier keine Sportart für sich findet sollte aufhören zu suchen. Für die einzellnen Sportarten
gibt es dann Associations, mit Ausnahme des Fitnesstudios. Diese Associations sind nichts
weiter als eine Gruppe von Leuten die gerne eine bestimme Sportart macht und sich deshalb
trifft. Manche, so wie die Volleyball Association auch zu Tunieren, andere wie die Kletterassociation einach nur zum Spaß. Sich in den Gemeinschaften anzumelden ist mein einziger
negativer Punkt. Sie bestehen zum Großteil aus Niederländern und diese reden eigentlich
ausschließlich niederländisch weil sie es gewohnt sind. Deswegen ist man als jemand der
der Sprache nicht mächtig ist etwas aufgeschmissen und wird auch ungern aufgenommen
wenn es um competition geht. Das ist mir zb so in der Vollleyball association gegangen, bei
denen man klar gemerkt hat das sie mich nicht wirklich wollten. Andere wiederrum, wie die
Kletterassociation, bei der ich dann am Ende auch gelandet bin nehmen euch aber mit offenen Armen auf. An dieser Stelle noch etwas für Kletterfans und alle die es werden wollen:
Lasst euch das nicht entgehen! Was die Uni an Equipment hat stellt so manche Kletterhalle
in den Schatten und die Community ist der Wahnsinn: Indoor-Bouldering, Indoor Toprope
klettern auf ca 12m, die vorher erwähnte riesige Outdoor Wand und ein besonderes Zuckerl:
eine künstlich aus Beton geformte Indoor Toprope Kletterwand die echten Felsen simuliert.
Ein Paradies.
Kulturschock/soziale Kontakte:
Nun zu dem Hauptgrund warum ich diese Auslandssemester nie vergessen werde: Die
ERASMUS community. Gleich zu Beginn lernt ihr alle anderen ERASMUS Leute im Kick-in
kennen. Von da an beginnt ein nicht enden wollender Kreis aus Feiern, guter Gesellschaft,
Hangouts, Filmeabenden und purem Spaß. Die internationalen Freundschaften, die ich im
Verlauf des halben Jahres geknüpft habe sind alles wert was man finanziell und organisatorisch in das Semester investiert. Nichts kann das ersetzen. Dabei muss ich sagen, dass ich
hauptsächlich mit internationals zu tun hatte, bewusst da ich viel Englisch sprechen wollte.
Es gibt natürlich auch eine riesige Deutsche Community in Enschede, wegen der Grenznähe
aber wenn ihr mehr mit internationals abhängen wollt dann haltet euch an die ERASMUS
und ESN Veranstaltungen und Trips zu Beginn und ihr werdet nicht enttäuscht werden. Vor
allem habt keine Angst vor dem Englisch reden, niemand wird euch wegen Grammatikfehlern oder fehlenden Vokabeln schief anschauen. ERASMUS ist und bleibt ein Lebensgefühl.
Einen Kulturschock habe ich von den Niederländern bekommen, da diese mir gegenüber
eher abweisend waren. Das hat sich aber schnell geklärt, die Niederländer in Enschede sind
einfach genervt von den Deutschen die in Scharen über die Grennze pilgern und sich dann
in Grüppchen zusammen finden. Nach kurzer Eingewöhnung und Umstellung auf die
manchmal etwas zu ehrliche Niederländische Art habe ich so auch Kontake zu „Einheimischen“ knüpfen können, zb. Über die Association.
Klima/Wetter/Umgebung:
Ja das liebe Wetter... Packt euch eine Regenjacke ein und habt sie immer griffbereit, in Holland regnet es wirklich gerne mal innerhalb von 5 Minuten Sturzbäche. Leider ist das an der
Tagesordnung und ansonsten kann man auch nichts großartiges zum Wetter sagen außer
nutzt jeden sonnigen Tag aus. Das Verhältnis bei uns war ca 50/50 sonnig,schön/grau, verregnet. Die Umgebung von Enschede ist sehr ergiebig. Für Daytrips stehen sämtliche Holländische Städte offen wie zb. Amsterdam, Den Haag, Rotterdam und viele mehr. Ich selbst
bin sogar einmal mit dem Bus und Fähre nach London gefahren, aber das ist eher ungewöhnlich. Außerdem habt ihr natürlich noch die Möglichkeit etwas nördlich gelegenere deutsche Städte zu besuchen. Besonders schön war hier Münster. Für Städtereisen haltet immer
ein Auge für die Reisen mit ESN offen, die sind immer extrem günstig.
Alles in allem:
Egal wie nervig teilweise Uni-Formalitäten waren und wie sinnlos Vorlesungen oder das
Lernsystem mir erschienen. Insgesamt war diese halbe Jahr sicherlich eine der besten Erfahrungen meines Lebens. Die Community und Freizeitaktivitäten, das Reisen und der Spaß
am Feiern machen jeden Stolperstein wieder wett. Ich kann Enschede vorbehaltlos empfehlen