automobil entwicklung 2/00
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Technology BMW Z9 BMW Z9 gran turismo: Doppelscheinwerfer und die riesige BMW-Niere sollen deutlich anzeigen, aus welchem Hause das Coupé kommt. Großzügiger Minimalismus BMW-Vorstand Prof. Joachim Milberg sieht die Studie als »richtungweisenden Ideenträger«, Chef-Designer Chris Bangle als »Wagen mit Sexappeal«: Der BMW Z9 gran turismo verbindet eine Fülle von Innovationen mit eigenwilliger Formensprache und einem fast schon aufdringlichen Minimalismus – und er wird so nie in Serie gehen. Als repräsentatives Reisecoupé in der Klasse der heutigen 7er-Reihe sieht BMW seine spektakuläre Studie Z9. In der Tat läßt sich das Coupé kaum übersehen: Der bullige Viersitzer mit langer Haube und kurzem Heck mißt fünf Meter in der Länge (Radstand 3,10 Meter) und zwei Meter in der Breite, duckt sich aber mit nur 1,35 Meter Höhe flach weg. Dabei rollt er auf riesigen 20- (vorn) beziehungsweise 21-Zoll-Rädern (hinten). Zwar geisterte der Gedanke eines solchen Projekts schon länger durch das Münchner Forschungs- und Ingenieurzentrum (FIZ) von BMW, doch mit der eigentlichen Detailarbeit am Z9 wurde erst Anfang 1999 begonnen. Schon im September vergangenen Jahres präsentierte der OEM schließlich seine fahr- und funktionsfähige Studie auf der IAA in Frankfurt. 28 Automobil-Entwicklung · März 2000 Für die Realisierung ließ BMW seinen Designern weitgehend freie Hand. Die Gestaltungsideen für den Z9, so Chef-Stylist Chris Bangle, seien aus dem Kern des Design-Teams selbst gekommen. Bangle spricht beim Z9 von einem »Minimalismus, der nicht durch bloße Reduktion, sondern durch Leidenschaft am Wesentlichen auffällt«. Die BMW-Strategie laute: vereinfachen, um die wesentlichen Elemente zu verdeutlichen und zu verstärken. Und so verzichteten die Münchner beim Z9 auf jeglichen Schnickschnack im Außen- und Innenbereich – klare Linien und Flächen standen im Vordergrund. Die Formgebung, so Bangle, werde durch die Dynamik des Fahrzeugs geführt. Um die optische Dynamik auch in Fahrleistung umzusetzen, statteten die Ingenieure das Coupé mit dem Bedienelement: Mehrere hundert Funktionen können von einer Mittelkonsole aus gesteuert werden. (Bild oben) Sparsames Interieur: Statt vieler Schalter, Knöpfe und Hebel finden sich am Z9-Armaturenbrett nur Startknopf und Lichtschalter. (Bild unten) direkteinspritzenden 3,9-Liter-V8Turbodiesel-Aggregat aus, das bereits im neuen 740d zum Einsatz kommt. Ein Z9-Feature, das sich ebenfalls bereits im Serieneinsatz befindet: ein Aluminium-Space-Frame, der auch das Gerüst für den jetzt anlaufenden Supersportwagen Z8 bildet. Zusätz- ➔ Technology BMW Z9 Rückansicht des Z9: bulliges, kurzes Heck mit Neonblinkern und Leuchteinheiten aus Leuchtdioden-Feldern. Bilder: BMW Außenhaut integrierten Griffe der konventionellen Türen ausklappen. Der elektronische Schlüssel dient nicht nur als Fernbedienung, sondern schaltet auch die Fahrzeugelektrik frei. Dafür wird er in eine Aussparung in der Mittelkonsole eingelegt, worauf sich eine Abdeckung im Zentrum der Armaturentafel öffnet und den Blick auf den Bordmonitor freigibt. Gestartet wird der Z9 per Knopfdruck. Das Konzept des Interieurs basiert auf einer neuen Bedienphilosophie: Statt einer Flut von Tasten, Schaltern und Hebeln finden sich auf der Armaturentafel des Coupés lediglich Startknopf und Lichtschalter. Das Bedienkonzept, so heißt es, zeichne Innovatives Türkonzept: Beim Z9 wurden in die Flügeltüren zusätzlich konventionell vorne anschlagende Türen integriert. Neues Bedienkonzept auf ›intuitiver‹ Basis lich verfügt die Studie über eine Außenhaut aus Carbon-Fasern, die BMW mit einer ›Ice-Blaugrün‹ changierenden Lackierung versah, komplementiert von einem leuchtenden ›Kupferorange‹. Die Verwendung der Werkstoffe Carbon und Alu führte nicht nur zu weniger Gewicht, sie stärkte auch die Festigkeit der Karosserie. Die hohe Torsionssteifigkeit, berichtet Bangle, gestattete es den Designern zudem, beim Z9 auf die B-Säule zu verzichten. Dies ermöglichte wiederum eine innovative Türkonstruktion. 30 Automobil-Entwicklung · März 2000 Über die gesamte Länge des Passagierraumes erstreckt sich auf jeder Seite eine Flügeltür, die sich nach oben öffnet und so bequemen Zugang auf alle vier Sitze ermöglichen soll. In die Flügeltür integrierten die Konstrukteure eine zweite, konventionell vorne anschlagende Tür, die eine herkömmliche Einstiegsmöglichkeit bietet. Bedient wird die Flügeltür mit einem elektronischen Schlüssel. Je eine Taste pro Fahrzeugseite aktiviert das automatische Öffnen und Schließen der Türen. Zwei weitere Tasten lassen die bündig in die ➔ Seitenansicht des Sportcoupés: Durch den Verzicht auf die B-Säule können alle vier Sitze bequem erreicht werden. sich durch eine ›intuitionsorientierte Ergonomie‹ aus. Die BMW-Designer nennen das ›intuitive Language‹ zwischen Fahrer und Fahrzeug. Das heißt, im Vordergrund der Entwicklung stand die situationsund nutzungsgemäße Anpassung der Technik und ihrer Bedienung an die Bedürfnisse und Denkweise des Menschen. Das Bedienelement zwischen den Vordersitzen kann von Fahrer und Beifahrer gleichermaßen gut erreicht werden und kann ohne hinzusehen betätigt werden. Während der Betätigung bietet sie der Hand eine bequeme Auflage. Mit Hilfe eines Dreh-/Druckknopfes können bis zu mehrere hundert Funktionen gesteuert werden. Die jeweiligen Informationen zu den Funktionsgruppen ›Audio‹, ›Kommunikation‹, ›Komfort‹ und ›Fahren‹ werden auf einem 8,8-Zoll-Monitor im zentralen Bereich der Armaturentafel angezeigt. Einige der Features aus dem neuen Technologieträger von BMW dürften bereits in der kommenden 7er-Generation den Einzug in die Serie finden.