Kreative Ökonomie und Kreative Räume

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Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Kreative Ökonomie und
Kreative Räume:
Kultur- und Kreativwirtschaft
in der integrierten Stadtentwicklung
Endbericht
ILS – Institut für Landesund Stadtentwicklungsforschung gGmbH
Kreative Ökonomie und
Kreative Räume:
Kultur- und Kreativwirtschaft
in der integrierten Stadtentwicklung
Endbericht
Im Auftrag
des Ministeriums für Bauen und Verkehr
des Landes Nordrhein-Westfalen
ILS – Institut für Landesund Stadtentwicklungsforschung gGmbH
ILS
Prof. Dr. Rainer Danielzyk
Deutsche Straße 5, D-44339 Dortmund
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STADTart
Planungs- und Beratungsbüro
Kultur – Freizeit – Sport
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Bearbeiter:
Dipl.-Ing./Stadtplaner NW Ralf Ebert (STADTart)
Prof. Dr. Rainer Danielzyk (ILS)
Dipl.-Ing. Cord Rüdiger Carl (ILS)
Dipl.-Geogr. Uwe van Ooy (STADTart)
Redaktion, Layout und Fotos
STADTart, Dortmund
Mai 2008
Inhaltsverzeichnis
1
Auftrag und Zielsetzung der Untersuchung .........................................
1
2
Kreative Ökonomie und Kreative Räume – eine Einführung in das
Forschungsfeld ........................................................................................
5
Kultur- und Kreativwirtschaft, „Kreative Räume“, „Kreatives
Handeln“ in der Stadtentwicklung: ein Überblick ................................
11
Kultur- und Kreativwirtschaft als Handlungsfeld in ausgewählten
Städten Europas .....................................................................................
15
Vergleich kommunaler Konzepte und Strategien am Beispiel der Städte
Berlin, Amsterdam, Manchester und Linz .................................................
15
Erfahrungen und Schlussfolgerungen für die Stadtpolitik im
Handlungsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft .............................................
20
Standortfaktoren in der Kultur- und Kreativwirtschaft und
Schlussfolgerungen für die Stadtpolitik ..............................................
22
5.1
Ergebnisse einer Studie in Berlin ..............................................................
22
5.2
Ergebnisse einer Studie in Dortmund ........................................................
24
5.3
Schlussfolgerungen für die Stadtpolitik .....................................................
26
6
Stadtentwicklung und Kultur- bzw. Kreativwirtschaft in
ausgewählten Städten des Landes NRW ..............................................
28
6.1
Konzepte, Maßnahmen und Initiativen ......................................................
28
6.2
Fazit ..........................................................................................................
33
7
Arbeitshypothesen zu Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft
in den Kommunen des Landes ..............................................................
36
7.1
Kultur- und Kreativwirtschaft in der Hierarchie der Städte ........................
37
7.2
Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft: „Kreative Räume“,
ein Ansatz in der Stadtentwicklungsplanung .............................................
39
„Kreative Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Metropolregion
Berlin/Brandenburg: Ansatz und Ergebnisse ............................................
40
Modelle zu den Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft im
Städtesystem des Landes NRW ................................................................
44
Schlussfolgerungen und Darstellung der weiteren Vorgehensweise .
53
Literatur ..................................................................................................................
62
3
4
4.1
4.2
5
7.3
7.4
8
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
1
Auftrag und Zielsetzung der Untersuchung
In einer immer stärker von den Merkmalen der „Wissensökonomie“ geprägten Wirtschaft und Gesellschaft ist Innovationsfähigkeit nicht nur für Unternehmen, sondern
auch für Städte und Regionen ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Folgerichtig betonen sowohl die neuen Leitlinien zur Stadtentwicklungspolitik auf Bundesebene als
auch die Strukturpolitik der EU die zentrale Rolle, die den Städten als Zentren der
Entwicklung von Wissen und Innovation zukommt. Innovationsfähigkeit erfordert dabei
einerseits Bildungs-, Forschungs- und Transferinfrastrukturen auf hohem Niveau, andererseits aber auch – ganz allgemein gesprochen – kreativitätsfördernde Rahmenbedingungen. Diese finden sich vor allem in den Städten, da soziale, kulturelle und
wirtschaftliche Vielfalt sowie die Auseinandersetzung zwischen und der Umgang mit
verschiedenen Lebensformen, Werthaltungen und Milieus schon immer Kennzeichen
der „Europäischen Stadt“ waren. Daher finden sich auch hochwertige Dienstleistungen
und kreative Berufe in weit überdurchschnittlichen Ausmaßen in großen Städten. Attraktive Stadtzentren und lebendige Quartiere stellen für sie offenkundig ein gutes
Umfeld dar.
Mit dem Wandel in Richtung einer wissens- und kreativitätsbasierten Ökonomie geht
somit auch eine Neubewertung der Qualitäten der „Europäischen Stadt“ einher. So
hebt u. a. Richard Florida hervor, dass die Schlüsselfaktoren für den Erfolg moderner
wissensbasierter Ökonomien – „Talents“, „Tolerance“, „Technology“ – eng mit urbanen Milieus verknüpft seien (Florida 2007).
Die nordrhein-westfälische Landesregierung hat zu Beginn des Jahres 2007 eine
neue Phase der Standort- und Strukturpolitik eingeleitet, deren Leitbild die Stärkung
der kreativen Ökonomie in NRW ist und die dabei ausdrücklich auf die Qualifizierung
städtischer Räume abhebt:
„Ideen und Kreativität werden das wichtigste Wirtschaftsgut des 21. Jahrhunderts
sein… Es geht also nicht nur um eine kleine Wissenselite, sondern um die ganze
Gesellschaft. Und das heißt im Klartext: Wir sind auf dem Weg zu einer kreativen
Ökonomie. Das ist nichts weniger als eine zweite industrielle Revolution. Die große Aufgabe ist, alle auf diesem Weg mitzunehmen.
Kunst und Kultur rücken damit ins Zentrum wirtschaftlicher Prosperität. Sie sind
nicht mehr nur Luxus oder Zugabe. Sie sind elementar. Denn symbolische Deutungen und Bedeutungen spielen eine immer größere Rolle für den wirtschaftlichen Erfolg – gerade in der globalisierten Wissensgesellschaft.
Sie lebt davon, dass Produkte und Dienstleistungen, ja dass städtische Räume
und ganze Regionen eine besondere Bedeutung bekommen. Erst dann werden
sie für Menschen attraktiv…“ (Rüttgers 2007).
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Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Vor diesem Hintergrund sind in den letzten Monaten eine Vielzahl von Initiativen zur
Förderung der Kreativität und Innovationsfähigkeit sowie insbesondere zur Stärkung
der kreativen Ökonomie in NRW gestartet worden.
Beispielhaft sei hier zunächst hingewiesen auf den Wettbewerb „Create.NRW“ des
Ministeriums für Wirtschaft, Mittelstand und Energie, der im Rahmen des EU-NRWZiel 2-Programms 2007 gestartet wurde. Ziel des Wettbewerbes ist es, „Ideen und
Konzepte für die Weiterentwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft in den Teilbranchen sowohl auf regionaler Ebene wie auch auf Landesebene zu generieren, mit denen entsprechend den Zielen des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung
(EFRE), eine Stärkung von Innovationssystemen und zusätzliche Beschäftigung“ in
NRW und seinen Regionen erreicht werden sollen (MWME 2007, 7). Hervorzuheben
ist auch der von der Landesregierung veranstaltete internationale Kongress „Kulturwirtschaft 07: Wandel durch Kulturwirtschaft – Perspektiven einer Zukunftsbranche“
am 17./18.09.2007 in Essen. Auf diesem Kongress ist eine „Essener Erklärung“ verabschiedet worden, die zahlreiche Begründungen und Hinweise für eine Förderung
der Kultur- und Kreativwirtschaft enthält (ohne Autor 2007).
Im Hinblick auf das Ruhrgebiet sei hier noch erwähnt, dass sowohl die „Initiative Zukunft Ruhr“ der Landesregierung als auch die Aktivitäten im Zusammenhang mit der
Vorbereitung der „Kulturhauptstadt 2010“ einen Schwerpunkt auf die Förderung der
Kreativität und die Stärkung der kreativen Ökonomie im Ruhrgebiet setzen.
Vitale Städte und insbesondere lebendige urbane Milieus gelten vielfach, wie oben
schon erwähnt, als eine wichtige Voraussetzung für Kreativität und Innovationsfähigkeit. Die Stadtentwicklungspolitik des Landes NRW hat schon in der Vergangenheit
durch verschiedene Initiativen und Ansätze zur Förderung sozialer und kultureller Innovationen und kreativer Milieus beigetragen. Erwähnt seien hier zum Beispiel die Internationale Bauausstellung Emscherpark, in deren Programmatik das ein ausdrücklicher Schwerpunkt war, aber auch das Programm „Initiative ergreifen“ sowie Teilaspekte des Programms „Soziale Stadt“.
Insoweit gibt es schon über mehr als ein Jahrzehnt Erfahrungen mit entsprechenden
Ansätzen und Initiativen im Kontext der Stadtentwicklungspolitik, die zu beachten, aber auch angesichts der veränderten wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Rahmenbedingungen fortzuentwickeln sind. Besonders deutlich wird dieser Wandel etwa
im REGIONALE-Ansatz, der sich im Laufe der Zeit immer mehr zu einem strukturpolitischen Ansatz, der auch die Rahmenbedingungen für Kreativität und Innovationsfähigkeit verbessern will, entwickelt hat (MBV NRW/ILS NRW 2006).
An dieser Stelle sei auch noch einmal besonders betont, dass die Zielvorstellungen
einer kreativitätsorientierten Stadtentwicklungspolitik und einer zeitgemäß verstande-
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Kreative Ökonomie und Kreative Räume
nen Wirtschaftsförderpolitik nicht im Gegensatz zueinander stehen, sondern sich vielmehr überschneiden und ergänzen. Das wurde schon in den 1990er Jahren unter
dem Stichwort „Bedeutungsgewinn weicher Standortfaktoren“ diskutiert, gerät nun aber noch stärker ins Bewusstsein der beteiligten Akteure. Ein besonders wichtiger Aspekt ist dabei, dass hochqualifizierte Beschäftigte (im Sinne von „Humankapital“) eine
wesentliche Voraussetzung für wirtschaftliche Leistungsfähigkeit sind. Nach allen vorliegenden Erkenntnissen sind vielfältige urbane Milieus für sie gleichermaßen Anziehungspunkt wie auch Voraussetzung für erfolgreiches Arbeiten. Ein Defizit an entsprechend qualifizierten Arbeitskräften könnte zu einem Entwicklungshemmnis werden, da wirtschaftliche Dynamik vor allem von wissensintensiven Wirtschaftsbereichen
ausgeht, die auf hochqualifizierte Arbeitskräfte angewiesen sind (vgl. dazu ausführlich
Helbrecht/Meister 2007).
Vor diesem Hintergrund muss es also darum gehen, eine Stadtentwicklungspolitik zu
initiieren, die „Urbanität“ und urbane Milieus stärkt. Ein entsprechender strategischer
Ansatz der Stadtentwicklungspolitik ergänzt andere wirtschafts- und kulturpolitisch
ausgerichtete Initiativen und Ansätze um spezifische sozialräumliche Aspekte. Dabei
stellen sich selbstverständlich viele Fragen, nicht nur nach geeigneten Instrumenten
und Prozessen sowie den relevanten Akteuren, sondern auch nach den konkreten
Ansatzpunkten für entsprechende Maßnahmen. Darüber hinaus stellen sich
Grundsatzfragen nach der Möglichkeit und dem Ausmaß der Plan- und Gestaltbarkeit
kreativer Milieus. Hier scheint ein grundsätzlicher Widerspruch zu bestehen, der darauf verweist, dass es eher um Rahmen setzende Strategien (im Sinne einer „Kontextsteuerung“) gehen muss. Des Weiteren entstehen Innovationen und Kreativität
vielfach in sozial spannungsreichen Situationen, die aus sozial- wie sicherheitspolitischer Perspektive eigene Probleme mit sich bringen können.
Insofern ist im Zusammenhang mit einer kreativitätsfördernden Stadtentwicklungspolitik eine Vielzahl von grundsätzlichen und praktischen Aspekten und Problemen zu
diskutieren. Nicht zuletzt ist auch zu erörtern, welche Unterstützung seitens der Landesebene für eine letztlich nur sehr lokalspezifisch zu realisierende kreativitätsfördernde Stadtentwicklungsstrategie gegeben werden kann.
In diesem Sinne ist vom Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes NRW ein
Forschungsprojekt an das ILS NRW und das Büro STADTart vergeben worden, das
die aufgeworfenen Fragen behandeln und ein Spektrum von handlungsorientierten
„Bausteinen“ für eine kreativitätsorientierte Stadtentwicklungspolitik erarbeiten soll.
Entsprechende „Bausteine“ müssen stadtspezifisch (d. h. in Abhängigkeit von Stadtgröße, Entwicklungstyp usw.) und quartiers-, nutzungs- und entwicklungsspezifisch (z.
B. für Innenstädte, Innenstadtrandgebiete, Stadtteilzentren, Brachflächen usw.) zugeschnitten sein. Der zu erarbeitende Ansatz ist in engem Zusammenhang mit anderen
Aspekten der Stadtentwicklungspolitik des Landes NRW zu sehen und soll nicht nur
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Kreative Ökonomie und Kreative Räume
zur Förderung wirtschaftlicher Dynamik beitragen, sondern auf Raumverträglichkeit
und soziale Integration ausgerichtet sein.
Die „Bausteine“ sollen vor allem dazu beitragen, mögliche Handlungsstrategien zur
Schaffung eines kreativitätsfördernden urbanen Umfeldes zu formulieren und zu unterstützen. Im Sinne des oben begründeten Ansatzes der „Kontextsteuerung“ wird es
dabei vor allem um ein zielgerichtetes Einwirken auf die Rahmenbedingungen und eine Beeinflussung der Ressourcenausstattung gehen müssen. Von wesentlicher Bedeutung sind dabei, im Sinne der obigen Ausführungen, die Ansprüche der hochqualifizierten Arbeitskräfte („kreative Klasse“), die insbesondere auch in der Kultur- und
Kreativwirtschaft tätig sind, an das städtische und stadtregionale Umfeld. Im Ergebnis
sind also Instrumente und Verfahren zu benennen, die kontextuell Standortbedingungen für eine „kreative Stadt“ stärken helfen.
Es besteht kein Zweifel, dass entsprechende „Bausteine“ nur in enger Kooperation mit
Kommunen erarbeitet werden können, um einerseits auf ggf. vorliegende Erfahrungen
zurückzugreifen, andererseits aber auch sicherzustellen, dass die Handlungsvorschläge für die Planungs- und Politikpraxis vor Ort angemessen sind. Von daher sind
im Rahmen des Forschungsprojektes sowohl praktische Erfahrungen ausländischer
und deutscher Städte mit entsprechenden Ansätzen als insbesondere auch die konkreten Bedingungen der Städte in NRW zu berücksichtigen.
Vor dem Hintergrund des allgemeinen Diskussionsstandes als auch der spezifischen
Anforderungen an dieses Forschungsprojekt gliedert sich der vorliegende Bericht wie
folgt:
Zunächst werden der fachliche Diskussionsstand zur Thematik skizziert, der Betrachtungsgegenstand eingegrenzt und einige Definitionen zur besseren Verständigung in
einem durchaus zu „Unschärfen“ neigenden Diskurs vorgenommen (Kapitel 2). Im Anschluss werden die Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft vor dem Hintergrund
veränderter Rahmenbedingungen und die daraus resultierenden spezifischen Anforderungen der Selbstständigen und Unternehmen an „kreative Räume“ bzw. an die
Stadtentwicklung erörtert (Kapitel 3) sowie Erfahrungen europäischer Städte mit vorhandenen kommunalen Strategien zur Kreativitätsförderung geschildert (Kapitel 4). Es
folgt ein Kapitel über Standortfaktoren in der Kultur- und Kreativwirtschaft (Kapitel 5).
Danach werden Konzepte, Maßnahmen und Initiativen vier ausgewählter Städte aus
Nordrhein-Westfalen zum Themenfeld „Stadtentwicklung und Kultur- und Kreativwirtschaft“ vorgestellt (Kapitel 6). Die verschiedenen Betrachtungsansätze münden dann
in differenzierten Überlegungen zu Raumtypen und Standorten der Kreativitätswirtschaft in den Kommunen des Landes NRW (Kapitel 7). Den Abschluss bildet ein Ausblick auf künftig sinnvolle und notwendige Schritte (Kapitel 8).
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Kreative Ökonomie und Kreative Räume
2
Kreative Ökonomie und Kreative Räume – eine
Einführung in das Forschungsfeld
An die Stelle klassischer Produktionsmittel, die vor allem im Industriezeitalter die
Wertanlage eines Unternehmens verkörperten, treten in der Wissensgesellschaft die
Mitarbeiter als Vermögenswert. Humankapital stellt in der postindustriellen Wirtschaft
inzwischen die entscheidende Größe dar.
Kreative Ökonomie und Kreative Räume in der Stadtforschung
Sailer stellt fest, dass Forschungsarbeiten im Bereich der „Human Ressources“ den
Raum bzw. die baulich-räumliche Gestaltung als Einflussgröße auf das kreative Arbeitskräftepotential lange Zeit vernachlässigten (Sailer 2004, 2). Raum galt entweder
als Spiegel gesellschaftlicher Entwicklungen oder als Produkt menschlichen Handelns. Selten nur wurde er aber als Potential verstanden, das – in geeigneter Weise
gestaltet – zur Attraktion von Arbeitskräften oder zur Unterstützung ihres Schaffens
beitragen kann. Neuere Forschungsansätze gehen davon aus, dass Innovation dort
entsteht, wo Lebensstil und Lebensgefühl optimal integriert sind. Menschen in innovationsorientierten Wirtschaftsbereichen fragen offenkundig vor allem Standorte nach,
die sowohl urbane Dichte und Vielfalt (kulturell, sozial) als auch genügend Grün- und
gestalterischen Freiraum bieten. Städtischer Raum muss für sie als Ort der Kommunikation, der Rekreation, der Inspiration und des Schaffens spezifische Qualitäten und
kreative Nutzungsmöglichkeiten bieten (vgl. dazu ausführlich Kapitel 6).
Entsprechend stellen aktuelle Studien zur „Kreativen Stadt“ den Zusammenhang zwischen Innovationskraft und räumlichen Umfeldbedingungen heraus. Landry rechnet
der räumlichen Konstellation des Ortes eine große Bedeutung für die Entstehung innovativer Strukturen zu (Landry 2006, 133). „A creative milieu is a place – either a
cluster of buildings, a part of a city, a city as a whole or a region – that contains the
necessary preconditions in terms of hard and soft infrastructure to generate a flow of
ideas and inventions. Such a milieu is a physical setting where a critical mass of entrepreneurs, intellectuals, social activists, artists (…) can operate in an open-minded,
cosmopolitan context and where face to face interaction creates new ideas (…)”.
Landry legt einen Fokus auf das Wechselspiel zwischen räumlicher Nähe, sozialer
Nähe und institutioneller Nähe, die als Voraussetzungen für die Entstehung von Innovation und die Generierung von Wissen gelten können (Institutioneller Ansatz).
Die Stadt als Standort der Wissensproduktion ist darüber hinaus deutlich mehr als ein
Knotenpunkt in einem Netzwerk von Akteuren, Institutionen, Informationsflüssen und
Tauschbeziehungen. Helbrechts Ansatz vom „geographischen Kapital“ und vom „look
and feel“ des Standortes geht über die netzwerkökonomischen Theorien von Urbanisations- und Lokalisationsvorteilen der Stadt weit hinaus und bezieht die sinnlich
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Kreative Ökonomie und Kreative Räume
wahrnehmbare Umgebungsqualität sowie die physiognomisch wahrnehmbare Ausstattung des Stadtraumes in die Überlegungen ein (Helbrecht 2006). In ihrer Untersuchung am Beispiel der Städte Vancouver und München kommt Helbrecht zum Ergebnis, dass das „sich wohlfühlen am Standort“ für kreative Dienstleister zu den primären
Aspekten bei der Auswahl des Firmensitzes zählt (in München noch vor den Mietkosten, in Vancouver an dritter Stelle nach Mietkosten und Kundennähe). Eine abschließende Antwort darauf, was die sinnlich wahrnehmbare Qualität und physiognomische
Ausstattung des Raumes ausmacht, gibt auch Helbrecht nicht; wohl aber wichtige
Hinweise auf die verschiedenen Dimensionen, die das „geografische Kapital“ einer
Stadt haben kann (Übersicht 2.1).
Legt man zudem Floridas These zugrunde, dass Kreative nicht zwingend dorthin gehen, wo sie eine Beschäftigung finden („people follow jobs“), sondern dorthin, wo das
geografische Kapital aus ihrer Sicht am höchsten ist („jobs follow people“) und dort
dann Arbeitsplätze entstehen (Florida 2004), dann wird Folgendes deutlich: Neben die
„Human Resources“ treten in zunehmendem Umfang die „Spatial Resources“ als
wichtigste Eigenschaft einer Kreativen Stadt (Sailer 2004), in der der Raum als Katalysator zu verstehen ist. Wissen hätte damit die klassischen Standortfaktoren in weiten
Teilen abgelöst und wird selbst durch die Qualität des Standortes angezogen.
Raumbezogene Fragestellungen zur Kreativen Stadt im Zeitalter der Wissensökonomie stehen daher im Zentrum dieser Untersuchung.
Übersicht 2.1:
Ressourcen der Wissensgesellschaft
Ressource
Raum (Space)
Objektive, physisch messbare Eigenschaft von Gebieten
-
Geometrie
Flächen
Höhen, Tiefen
Lage, Erreichbarkeit
Dichte
…
Ressource
Ort (Place)
Lokal spezifische soziale
Gegebenheiten
-
soziale Beziehungen
soziale Identitäten
politische Regulierung
ökonomische Praktiken
- Historische Entwicklungen
- ….
Ressource
Landschaft (Landscape)
Wirkung der geografischen
Substanz auf die Wahrnehmung des Standortes
-
Subjektive Gefühle
Normative Bilder
Atmosphäre
Kulturelles Bild
…
Quelle: nach Helbrecht 2006, 29-30
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Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Branchen und Berufsgruppen der Kreativen Ökonomie
Die zunehmende Bedeutung von Wissen, Innovation und Kreativität stellt neue Anforderungen an die Stadtentwicklungsplanung. Wissensintensive und kreative Berufsgruppen verfügen über eine hohe Affinität zur Stadt und zu städtischem Leben, Kreativwirtschaft gilt mithin als ausgesprochen urbane Ökonomie (Noller/Georg 1994). Die
Diskussion um den Wandel von der industriellen zur kreativen Stadt wird damit unmittelbar von der Frage nach ihren neuen Akteuren und Branchen begleitet. Die Schaffung eines für kreative Berufe attraktiven und förderlichen Umfeldes, setzt aus planerischer Sicht ein genaueres Begriffsverständnis voraus.
Über die Bedeutung des „Kreativen“ selbst – als Akt des schöpferischen Denkens und
Handelns – kann sicherlich schneller Einvernehmen erzielt werden, als über den Inhalt
des Begriffs der „Kreativen Ökonomie“ und die diesem Wirtschaftszweig zugehörigen
Akteure. Weder lassen sich einzelne Branchen trennscharf in kreative und nichtkreative Gruppen fassen, noch lässt sich das Maß der Kreativität einzelner Menschen
und ihrer ausgeübten Tätigkeiten präzise messen, methodisch vergleichbar und damit
kategorisierbar machen.
Gegenwärtig arbeiten in den europäischen Industrienationen zwischen 25 und 30 Prozent aller Erwerbstätigen in den Bereichen Forschung und Entwicklung, in technologiebasierten Industriezweigen, in Kunst, Musik, Kultur, Ästhetik und Design sowie in
den wissensbasierten Berufen der Gesundheitswirtschaft, des Finanzwesens und
Rechts (Tinalgi/Florida 2006, 19). Entsprechend besteht eine Vielzahl von Systematisierungsansätzen, die kreative von nicht kreativen Wirtschaftsbranchen zu unterscheiden versuchen. Sie reichen von der negativ definierten Abgrenzung des Wissensarbeiters als „non-producion-worker“ (vgl. auch Helbrecht/Meister 2007) über seine statistikgestützte Zuordnung als Mitglied einer „Kreativen Klasse“ bestimmter Berufsgruppen (vgl. Florida 2004) bis hin zur branchenscharfen Unterscheidung der Kreativwirtschaft, wie sie in zahlreichen Kultur- und Kreativwirtschaftsberichten der Länder oder der Kommunen vorgenommen wird.
Dieser Untersuchung liegt im Grundsatz ein zunächst sehr weit gefasstes Verständnis
von Kreativer Ökonomie und den ihr zugeordneten Berufsgruppen zugrunde, das sich
in Anlehnung an den offenen Definitionsrahmen von Horx (Horx o. J.) wie folgt darstellen und mit den von Florida gebildeten Berufsgruppen in Teilen vergleichen lässt (vgl.
Fritsch/Stützer 2006):
1. Unter den klassischen Kulturberufen können Autoren, Schauspieler, Musiker, Maler, Regisseure, Tänzer und zahlreiche weitere Kulturschaffende subsumiert werden. Sie stellen als „Bohemiens“ (Florida) den künstlerischen Teil der Kreativen
Klasse dar und stehen durch ihre Anwesenheit für Offenheit und Vielfalt einer Region (Florida 2004, 8). Nicht zuletzt wirkt ihre Gegenwart anziehend und inspirierend auf die weiteren Gruppen.
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Kreative Ökonomie und Kreative Räume
2. Eine zweite Untergruppe bildet die der erweiterten Kulturberufe, zu denen all jene
Beschäftigte zählen, in denen das „Kreative Prinzip“ Einzug in die Arbeit gefunden
hat. Neben Werbern, Textern und Kommunikationsspezialisten gehören hierzu
beispielsweise auch Finanzdienstleister, Analysten und Berater, die durch ihre
spezifische Arbeitsweise zu Floridas „Creative Professionals“ (u.a. keine RoutineTätigkeiten, Anwenden von Wissen in immer neuen Zusammenhängen) gerechnet
werden können (Florida 2004).
3. Schließlich wächst auch die Bedeutung der Kreativen in konventionellen Berufen.
Statt durch „Masse und Wiederholung“ ihrer Tätigkeit nachzugehen, wenden auch
sie ihr Wissen in neuen Zusammenhängen, mit neuen Materialien oder Techniken
an und schaffen auf diese Weise innovative Angebote. Horx nennt als ein Beispiel
Winzer, die sich mit Avantgarde-Architekten verbünden und in die kreative Gastronomie expandieren. Kunzmann spricht in diesem Zusammenhang vom Geigenbauer, der mit seinem exklusiven handwerklichen Produkt die räumliche Nähe zu
den unter 1. genannten klassischen Kulturberufen (hier Musiker) suchen wird
(STADTart/ILS NRW 2007).
Auch mit dieser Dreigliederung lassen sich nicht alle Berufsgruppen kreativer Milieus
abschließend fassen und einordnen. Zu ergänzen wäre unter anderem der Bereich
Forschung und Entwicklung, der nur in Floridas („creative core“), nicht aber in Horxs
Systematisierung kategorisch berücksichtigt wird. Anders als bei Horx fehlen bei Florida und bei vielen auf seinem Forschungsansatz basierenden Regionalstudien weiterer
Autoren allerdings die „kreativ ausgeübten konventionellen Berufe“ weitgehend. Von
ihren Dienstleistungen geht jedoch eine bedeutende Wirkung auf andere Lebensbereiche und Berufsgruppen aus. Sie tragen damit zu einem großen Teil zur Prägung
urbaner Vielfalt bei.
Letztlich kommt es an dieser Stelle aber nicht auf eine abschließende Eingrenzung
dessen an, was Kreative Ökonomie ist und welche Berufsgruppen darunter zu begreifen sind. Dies sollte vor Ort unter objektiver Einschätzung des vorhandenen Humanvermögens und der damit verbundenen Zukunftsziele fallweise definiert werden.
Kreativ- und Kulturwirtschaft in der weiteren Untersuchung
Für eine bessere Operationalisierbarkeit wendet sich die Untersuchung im Folgenden
zunächst der Kultur- und Kreativwirtschaft als Teilbereich der Kreativen Ökonomie zu
(Übersicht 2.2). Dies ist zweckmäßig, da sich hochqualifizierte Arbeitskräfte nicht als
vollkommen homogene Gruppe mit deckungsgleichen Raumpräferenzen begreifen
lassen. Auch wenn Überschneidungen vorliegen, sind ihre Standortanforderungen auf
eine Weise branchendeterminiert, dass einzelne Wirtschaftszweige der Kreativen
Ökonomie diesbezüglich gesondert betrachtet werden sollten (Markusen/Schrock
2001).
8
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 2.2:
Branchenstruktur der Kulturwirtschaft, der Kernbereiche der Kultur- und Kreativwirtschaft und der Kreativwirtschaft
Kulturwirtschaft
Musikwirtschaft, Literatur-, Buch- und Pressemarkt,
Kunstmarkt, Designwirtschaft, Film- und TV-Wirtschaft,
Theatermarkt, Architektur, Werbung
vorgelagerte
Bereiche der
Kulturwirtschaft
u.a.
Selbstständige Künstler/innen, Schriftsteller/innen,
Journalist/innen, Artist/innen, Restaurator/innen
nachgelagerte
Bereiche der
Kulturwirtschaft
u.a.
Verlagsgewerbe, Musikverlage, Tonstudios,
Film- und TV-Herstellung
u.a.
Herstellung
von
Konzerthallen, Filmtheater, Varietés, Kleinkunstbühnen
Vervielfältigung von
Bild- und Tonträgern
Musikinstrumenten
Kernbereiche der
Rundfunk-, fernseh- und
phonotechnischen
Geräten
Kultur- und Kreativwirtschaft
Diskotheken und
Tanzlokale
Foto-, Projektionsund Kinogeräten
Einzelhandel mit Büchern, CDs/Schallplatten,
Musikinstrumenten, Kunstgegenständen
Theater- und Konzertveranstalter
Architektur- und Designbüros
Antiquariate
Übersetzungsbüros
Druckereien
Videotheken
Werbegestaltung
Werbevermittlung
Verlegen von Software
Softwareberatung und Entwicklung
Kreativwirtschaft
(Creative Industries)
Teilmärkte der Kulturwirtschaft und Softwarebranchen
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Kulturwirtschaft NRW 2007
Die Kultur- und Kreativwirtschaft eignet sich aufgrund ihrer spezifischen Stellung im
Gesamtgefüge der Kreativen Ökonomie zudem in besonderer Weise als Einstieg in
die Untersuchung von Raumtypen und Standortanforderungen. Kreative Berufe und
Dienstleistungen befinden sich durch ihr Aufgabenfeld an der Schnittstelle zwischen
Kunst, Kultur und Wirtschaft. Ihre Arbeitsergebnisse (z.B. aus dem Bereich Design)
fließen in nahezu alle weiteren – auch traditionellen – Wirtschaftszweige ein und kön-
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9
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
nen als Antrieb für Innovationen und technische Neuerungen gelten (Wiesand 2006,
11). Sofern man die Kultur- und Kreativwirtschaft also als Nukleus der Kreativen Ökonomie auffasst, sind mit ihr weitere Branchen der Wissensökonomie auf unterschiedliche Weise auch räumlich vergesellschaftet.
In zweiter Ebene tragen Kultur- und Kreativwirtschaft wesentlich zu Image, Atmosphäre und urbanem Lebensstil der Stadt bei und gelten damit als wichtige Standortbildner
für weitere wissensintensive Branchen. Die Kreativ- und Kulturwirtschaft stellt aus
stadträumlicher Perspektive sowohl ein Potenzial als auch ein Attraktionsfaktor für
weitere Branchen der Kreativen Ökonomie dar.
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ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
3
Kultur- und Kreativwirtschaft, „Kreative Räume“,
„Kreatives Handeln“ in der Stadtentwicklung: ein
Überblick
Die Kultur- und Kreativwirtschaft, eine Querschnittsbranche ähnlich wie beispielsweise
die Tourismus- und Sportwirtschaft, hat entgegen des derzeitigen „Hypes“ um deren
Bedeutung als Branche in dem einen oder anderen Teilmarkt (z.B. im Buch- und Pressemarkt) oder in einzelnen Segmenten wie der Herstellung von Musikinstrumenten eine lange Tradition. Sie setzt sich in einer an Wertschöpfungsketten orientierten Abgrenzung aus einer Vielzahl von kulturbezogenen oder als kreativ eingeschätzten
Wirtschaftszweigen und über die Wertschöpfungskette zusammen. In den 80er und
90er Jahren verzeichnete die Wirtschaftsbranche bundesweit ein deutlich überdurchschnittliches Wachstum (Übersicht 3.1). Dies galt über viele Jahre für nahezu alle Teilmärkte sowohl hinsichtlich der Umsätze, der Anzahl der Selbstständigen bzw. Unternehmen als auch der Beschäftigten (Arbeitsgemeinschaft Kulturwirtschaft NRW 2007).
Kultur- und Kreativwirtschaft
Für die im Vergleich zu vielen anderen Wirtschaftsbranchen überdurchschnittliche Dynamik der Kultur- und Kreativwirtschaft dieser Zeit gibt es mehrere Gründe:
So hat die Ausdifferenzierung der kulturellen Interessen (z.B. der Musikstile), bei
gleichzeitig eingeschränkten Handlungsmöglichkeiten der Kommunen im Kultursektor (u.a. aufgrund der weitgehenden Festlegung auf kulturelle Großeinrichtungen wie Theater, Konzerthäuser), die Zunahme erwerbswirtschaftlich getragener
Kulturangebote ermöglicht;
Übersicht 3.1:
Ansätze, Abgrenzungskriterien und Handlungsfeld zur Kulturwirtschaft, Kreativwirtschaft und Kreativen Ökonomie
Kulturwirtschaft
Kreativwirtschaft
Kreative Ökonomie
„Kultur“
„Kreativität“
„human ressources“ Wissen
Wertschöpfungskette
„Kreative“ mit
Urheberrechten
Hochqualifizierte in
Kunst und Wissenschaft
Strukturpolitik, Wirtschaftsförderung
Kulturförderung,
Forschungs- und
Innovationspolitik
Struktur- und
Standortpolitik
Bezugsgröße
Abgrenzungskriterium
Handlungsfeld
Quelle: STADTart 2007
ILS / STADTart
11
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Parallel dazu hat eine anhaltende Zahlungsbereitschaft des Kulturpublikums und
die Ausweitung des „Kulturkonsums“ im Rahmen einer sogenannten 24 Stunden
und 7 Tage-Gesellschaft die Nachfrageverlagerung innerhalb des Kultursektors
von öffentlich geförderten zu erwerbswirtschaftlichen Anbietern begünstigt;
Des Weiteren hat die Privatisierung der bundesweiten TV-Landschaft der kleinteiligen „Content-Industrie“ (z.B. den TV-Produktionsfirmen) zu einem Wachstumsschub verholfen;
Auch haben mit dem Übergang von der fordistischen zur postfordistischen Produktion und einer weitgehenden unmittelbaren „Bedarfsdeckung“ bei vielen Produkten und Dienstleistungen, Kommunikations- und Produktdesign eine deutliche
Aufwertung erfahren. In deren Folge werden bis heute entsprechende Dienstleistungen verstärkt nachgefragt.
„Kreative Räume“
Die aus diesen positiven Marktbedingungen hervorgegangenen Potenziale der Selbstständigen bzw. erwerbswirtschaftlichen Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft
haben sich in den Städten nicht gleichmäßig oder auch nicht vorwiegend in ausgewiesenen Gewerbegebieten niedergeschlagen. Die Selbstständigen bzw. die Kleinunternehmen der Querschnittsbranche – in Dortmund haben beispielsweise drei Viertel aller Betriebe nicht mehr als fünf sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (STADTart,
Kunzmann 2007, 27) – bevorzugen überwiegend innenstadtnahe Gebiete (Kapitel 6).
Ausnahmen sind flächenintensive Unternehmen (z.B. in der Pressewirtschaft, bei
Film- und TV-Studios), die ihren Sitz wie andere Gewerbe- und Industrieunternehmen
zumeist in großflächigen Gewerbe- und Industriearealen am Stadtrand haben. Bei den
innerstädtischen Gebieten lassen sich zwei unterschiedliche Gebiets- oder Raumtypen unterscheiden:
multiethnisch geprägte Gebiete mit Imageproblemen und preisgünstigen Gewerbeflächen. Letzteres kommt insbesondere den zahlreichen Künstler/innen, Selbstständigen und Existenzgründer/innen (der „kulturellen kreativen Klasse“) entgegen, die vielfach prekären Lebensbedingungen ausgesetzt sind;
eher höherpreisige Teilräume mit einem guten Gebietsimage und vorwiegend am
Markt etablierten Selbstständigen und zumeist größeren Unternehmen der Kulturund Kreativwirtschaft (z.B. in der Werbewirtschaft).
Die jeweiligen Nutzergruppen haben diese Räume im Rahmen des Umbaus oder im
Zusammenhang mit spektakulären kulturellen Inszenierungen (z.B. von Musik- und
Theaterveranstaltungen) vielfach baulich unkonventionell in Wert gesetzt oder sie haben sich als idealer Standort für eine erfolgreiche Unternehmensentwicklung erwiesen. In einem metaphorischen Sinne lassen sich solche Gebiete daher als „kreative
Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft bzw. der Stadt bezeichnen.
12
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Sie entsprechen mit ihren zumeist kleinteiligen, oftmals auch baulich attraktiven und
flexibel gestaltbaren Gewerbeflächenpotenzialen, in einem als urban empfundenen
Wohnumfeld, den Standortanforderungen weiter Teile der Kultur- und Kreativwirtschaft (ausführlich Kapitel 5). Auch weisen die „kreativen Räume“ aufgrund der Nutzungsmischung und der guten Erreichbarkeit günstige Rahmenbedingungen für die
zumeist projektwirtschaftlich organisierten Kleinunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft auf (für die Werbewirtschaft ausführlich Grabher 2002). Dadurch lassen sich
deren Transaktionskosten minimieren. Da die Selbstständigen bzw. Unternehmen in
diesen Gebieten über Produktionsnetzwerke auch mit etablierten und überregional tätigen Unternehmen an eher höherpreisigen Standorten der Stadt bzw. Region verbunden sind und diese damit zu deren Sicherung am Markt beitragen (Krätke 2002), sind
auch diese räumlichen Schwerpunkte der Kultur- und Kreativwirtschaft als „Kreative
Räume“ anzusehen. Zusammen mit weiteren „Kreativen Räumen“ der Kultur- und
Kreativwirtschaft bilden sie wertschöpfungsbezogen ein interdependentes Netzwerk,
ein Standortsystem der „Kreativen Räume“ einer Stadtregion.
„Kreatives Handeln“
Die spezifischen Anforderungen der Selbstständigen bzw. Unternehmen der Kulturund Kreativwirtschaft sowie manche Rahmenbedingungen dieser „kreativen Räume“
(z.B. eine vertraglich wenig abgesicherte Nutzungsmöglichkeit von Gewerbeflächen)
erfordern und ermöglichen zugleich jenseits gängiger Konzepte und Verfahren der
Stadtentwicklungsplanung (z.B. der Infrastrukturplanung, der Gewerbeflächenplanung) ein modifiziertes bzw. anderes Handeln der stadtentwicklungsrelevanten Akteursgruppen. In Anlehnung an Kreativitätskonzepte des Pragmatismus (Dewey nach
Joas 1992) kann ein solches Handeln als „Kreatives Handeln“ verstanden werden.
Wie zahlreiche Projekte der Stadterneuerung der letzten Jahre zeigen (Kapitel 4), ist
ein Aspekt des „Kreativen Handelns“ die Einbindung von bislang wenig beachteten
Akteuren, sowohl aus der Kultur- und Kreativwirtschaft (z.B. Veranstalter) als auch der
Immobilienwirtschaft. Deren Beteiligung kann in der Stadtentwicklungsplanung „kreative Prozesse“ auslösen und „Kreatives Handeln“ der planenden Verwaltung ermöglichen bzw. zur Folge haben. Beispiele sind eine Reihe, teilweise auch bundesweit verfolgter und bekannter Ansätze und Projekte (Kapitel 8):
Integrierte Infrastrukturprojekte im Kultursektor: Solche Projekte wie beispielsweise das „Depot“ in Dortmund oder die „Rohrmeisterei“ in Schwerte (Boll, Dahlheimer, Walter 2004), die vielfach im Rahmen kreativer Prozesse der IBA Emscher
Park entstanden sind, verbessern durch die Integration von Räumen für Künstler/innen bzw. für Selbstständige der Kultur- und Kreativwirtschaft deren Rahmenbedingungen. Im Rahmen des Programms „Initiative ergreifen“ werden derartige
integrierte Infrastrukturprojekte seitens des Ministeriums für Bauen und Verkehr
des Landes NRW seit Jahren gefördert.
ILS / STADTart
13
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Entwicklung von Kultur- und Freizeitvierteln der 2. Generation für Stadtzentren:
Dabei werden – im Unterschied zu ausschließlich auf öffentlichen Kultureinrichtungen basierenden Kulturmeilen der 1. Generation der 80er und 90er Jahre –
auch besucherbezogene Angebote der Kultur- und Freizeitwirtschaft (z.B. Kinotheater, Musikclubs) in die Entwicklung innerstädtischer Gebiete integriert (z.B. in
Arnsberg, Solingen). Dadurch lassen sich gleichzeitig die Standortbedingungen
für andere Segmente der Kultur- und Kreativwirtschaft wie Design- und Werbebüros verbessern (ausführlich Ebert/Siegmann 2003).
Initiativen der Immobilienwirtschaft im Bestand: In letzter Zeit haben auch einige
Projekte der Immobilienwirtschaft „Kreative Räume“ hervorgebracht (Kapitel 6) wie
etwa die Entwicklung des ehemaligen Vulkan-Areals in Köln zu einem Wohn- und
Arbeitsstandort sowohl für Künstler/innen als auch für Selbstständige der Kulturund Kreativwirtschaft (Jäger 2005). Andere Beispiele sind das „Deltawerk“ in Solingen oder das „Walzwerk“ in Pulheim.
Temporäre Nutzung von Gewerbe- und Industriearealen durch Kultur sowie Kultur- und Kreativwirtschaft: Musterbeispiel für die temporäre Nutzung ist in
Deutschland der ehemalige, zwischen 1996 und 2002 überregional sehr erfolgreiche „Kunstpark Ost“ in der Nähe des Ostbahnhofs in München, eine aus dem Kultursektor heraus initiierte, temporäre Nutzung eines ca. sechs ha umfassenden
Gewerbekomplexes, u.a. mit Diskotheken, Musikclubs, Gastronomie, Atelierräumen für Künstler/innen, Architekt/innen etc., Probenräumen (u.a. Helbrecht 1999).
Aufbauend auf diesen Erfahrungen wurden einige Nutzungsbausteine des „Kunstparks Ost“ in den zwischenzeitlichen Umbau integriert bzw. neue entwickelt (z.B.
der Ausstellungsort „Whitebox“) oder in unmittelbarer Nähe wieder „errichtet“.
Ähnlich konzipierte temporäre Projekte sind u.a. der RAW-Tempel in Berlin oder
der Güterbahnhof in Basel.
Diese und weitere Projekte wie etwa das „Unperfekthaus“ in Essen sind Ausdruck
„kreativen Handelns“ in der Stadtentwicklungsplanung. Dabei wurden traditionelle
Ressortgrenzen der Kommunalverwaltung kooperativ überwunden und für einige Gebiete neue Ziele bzw. Handlungsansätze verfolgt (z.B. die Ansiedlung von Künstler/innen) oder jahrelang kaum beachtete Zielgruppen von der Immobilienwirtschaft
angesprochen und weniger nachfragestarke Nutzergruppen in die Bestandsentwicklung integriert. Zu den kreativen Ansätzen zählen darüber hinaus vertraglich abgesicherte Nutzungskonzepte von Gewerbeflächen, die den „urban pioneers“ der Selbstständigen bzw. Existenzgründer/innen der Kultur- und Kreativwirtschaft eine temporäre Nutzung ermöglichen, wodurch jenseits der ansonsten eingesetzten Instrumente
der Wirtschaftsförderung (u.a. Aufbau von Gründungszentren) auf neue und damit
kreative Weise Existenzgründungen ermöglicht werden.
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ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
4
Kultur- und Kreativwirtschaft als Handlungsfeld in
ausgewählten Städten Europas
Die Kultur- und Kreativwirtschaft bzw. Wirtschaftsbranchen der Kreativen Ökonomie
sind seit einigen Jahren in vielen Städten Europas ein kommunales Handlungsfeld.
Städte wie Amsterdam oder Manchester haben schon vor Jahren städtebauliche Projekte initiiert und Strategien erarbeitet, u.a. mit dem Ziel die Entwicklungsbedingungen
dieser Branchen zu verbessern. In Berlin und Linz, letztere Stadt wird im Jahr 2009
Europäische Kulturhauptstadt sein, erfolgt dies erst seit kurzem. Gemeinsames Merkmal aller dieser Initiativen ist die zunehmende Verknüpfung von Zielen der Stadtentwicklungsplanung und der Kulturförderung mit wirtschaftlichen Zielen.
4.1
Vergleich kommunaler Konzepte und Strategien am Beispiel
der Städte Berlin, Amsterdam, Manchester und Linz
Der Vergleich von Strategieansätzen, Handlungskonzepten und Einzelprojekten sowie
von Programmen und Studien zur Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft bzw. der
Kreativen Ökonomie aus diesen vier, ganz unterschiedliche Entwicklungskonstellationen repräsentierenden Städten, macht unter Verweis auf einige ergänzende Beispiele
aus anderen Städten vor allem Folgendes deutlich (Übersicht 4.1):
Es gibt in den Städten jeweils Grundlagenstudien zur Kultur- und Kreativwirtschaft: Studien zur Kultur- und Kreativwirtschaft einer Stadt bilden nicht in allen
Beispielstädten den Ausgangspunkt für Handlungskonzepte der Stadtentwicklungsplanung. Es zeigt sich jedoch, dass zur Feinjustierung von Maßnahmen Untersuchungen dazu bzw. zu Teilaspekten der Kultur- und Kreativwirtschaft wie etwa in Manchester zur Musik, im Entwicklungsprozess benötigt werden. 2005 wurde in der Metropole Amsterdam ein Branchen-Monitoring aufgebaut.
Die strategischen Leitbilder bzw. die raumbezogenen Strategien der Städte weisen eine große Bandbreite auf: Die Bandbreite der strategischen Leitbilder bzw.
der raumbezogenen Strategien zur Kultur- und Kreativwirtschaft reicht von sehr
branchenbezogenen Vorstellungen über auf Einzelaspekte ausgerichtete Konzepte (z.B. zu Medien in Linz, zur Aufwertung einzelner Quartiere in Manchester) bis
zur Einbindung in wissensbasierte Ansätze in Amsterdam.
Es gibt eine Vielzahl von nebeneinander bestehenden Handlungskonzepten, die
jeweils spezifische entwicklungsrelevante Aspekte der Kultur- und Kreativwirtschaft betonen: Die parallel vorliegenden Handlungskonzepte in den Städten gehen auf unterschiedliche Aspekte ein. Sie sind branchen- oder kulturbezogen, wie
etwa die angestrebte Entwicklung von Musikclustern in Manchester und die För-
ILS / STADTart
15
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
derung der „freien Szene“ in Linz zeigt. Sie setzen auf Vernetzung (z.B. von Bildung und Kreativwirtschaft in Amsterdam oder von Stadtentwicklung und Stadtkultur in Linz) oder sie konzentrieren sich auf die Entwicklung kreativer Viertel wie in
Manchester bzw. die Erschließung von Räumen oder Industriebauten der Stadt
für Kunst und Kultur in Linz.
Raumbezogene Strategiekonzepte und Maßnahmen liegen vor allem für ausgewählte städtische Teilräume vor: Zumeist sind die Handlungsräume der Kulturund Kreativwirtschaft Problemgebiete der Stadtentwicklung, etwa Stadtzentren mit
einem hohen Leerstand, benachteiligte innenstadtnahe Gebiete oder vormals industriell genutzte Areale. Weitere räumliche Schwerpunkte sind als besonders
stadtentwicklungsrelevant angesehene Areale mit spezifischen Qualitäten und guten Voraussetzungen der „Adressbildung“. In dieser Kategorie findet sich häufig
eine räumliche Konzentration von öffentlich geförderten Einrichtungen, etwa im
Museumsquartier in Amsterdam. Dies sind durchweg Gebiete, an denen sich über
mehrere Jahrzehnte Adressen und Szenen herausgebildet haben. Ein auf unterschiedlichen Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft aufbauendes, flächendeckendes Stadtentwicklungskonzept zur Stärkung der Querschnittsbranche ist
bislang nur für Berlin bekannt (Kapitel 7.3).
Unmittelbar an Wasserflächen gelegene Hafen- und Kanalflächen haben im Rahmen kommunaler Strategien zur Stärkung der kreativen Branchen einen besonderen Stellenwert: Das gilt sowohl für umgenutzte gut erreichbare Gewerbe- und Industrieareale als auch für traditionell als Standort für „Kreative“ bekannte Gebiete
mit guter Adresse. In der Regel gibt es hierfür auch entsprechende Rahmenpläne
mit attraktiven Gewerbe- und Wohnflächen. In Amsterdam zählt hierzu etwa die
ehemalige Schiffswerft „NDSM-Werf“ und in Linz, wenngleich nicht nachhaltig angelegt, das Gründerzentrum „Linzer Hafen“. Weitere Beispiele sind diesbezüglich
der Medienhafen Düsseldorf, der Hafen von Malmö, die Albert Docks in Liverpool
und die Hamburg HafenCity.
Gründungszentren für Produktions- und Dienstleistungsunternehmen der Kulturwirtschaft sind zentrale Bausteine: Für Gründungszentren gibt es heute europaund weltweit eine Vielzahl von erfolgreichen Beispielen. Hierzu zählt u.a. auch die
„Westergasfabriek“ in Amsterdam, offiziell im Jahre 2006 eröffnet. Diese Umnutzungsstrategien werden vorwiegend in den benachteiligten innenstadtnahen
Stadtgebieten, in den altindustriell geprägten Arealen der Metropolen und bei architektonisch herausragenden Einzelobjekten verfolgt, häufig unter aktiver Beteiligung der Immobilienwirtschaft. Beispiele mit ganz unterschiedlichen Nutzungsschwerpunkten sind hierfür in Berlin die „Hackeschen Höfe“ oder die „Kulturbrauerei“, die ehemalige Schultheiss-Brauerei im Prenzlauer Berg, in Amsterdam das Lagerhaus „Pakhuis De Zwijger“ und in Linz die „Lederfabrik“, in der heute Werbe- und Multimedia-Unternehmen ihren Sitz haben.
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ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 4.1:
Kultur- und Kreativwirtschaft als Handlungsfeld in ausgewählten europäischen Städten:
Leitbilder, Handlungskonzepte, Einzelprojekte, Institutionen, Programme und Instrumente
Berlin
Strukturdaten
3,4 Mio. Einwohner/innen
Hauptstadt
Amsterdam
Manchester
743.000 Einwohner/innen
(Groot-Amsterdam 1,5 Mio.,
Großraum 2,5 Mio.)
486.000 Einwohner/innen
(Metropolitan area 2,6 Mio.)
hohe Zahl junger Bevölkerungsgruppen mit ethnischem
Hintergrund
Schlüsselbranchen: lange Zeit
Textilindustrie, zunehmend
mehr Hochqualifizierte, u.a.
aus Kultur- und Kreativwirtschaft
großer studentischer Einfluss
altindustriell geprägte Stadt
große soziale Unterschiede
Ausgewählte
Studien zur
Kulturwirtschaft
Kulturwirtschaft in Berlin 2005
- Entwicklung und Potenziale
(1. Kulturwirtschaftsbericht)
De creatieve industrie in Amsterdam, TNO onderzoek, 2
december 2005
„Kreativräume in der Stadt Integration von Kunst, Kultur
und Co. in die Berliner Stadtentwicklung (2007)
Monitor creatieve industrie
2005 (Gemeente Amsterdam)
Medien- und IT Wirtschaft in
Berlin und Brandenburg.
DIW/IHK (2004)
Stadsgist. Fünf Jahre broedplaatsen in Amsterdam (2005)
„Perspektiven für Berlin –
Strategien und Leitprojekte“
des Stadtforums Berlin (2006)
Grésillon, Boris (2004): Kulturmetropole Berlin. Berlin
Kruisbestuiving in broedplaatsen 2007
Crash Club Broedplaats Amsterdam; (woon)werkgebouwen
in Amsterdam programma,
strategie, aanbevelingen
(1999)
Krätke, Stefan (2004), Kreatives Wissen in stadtregionaler
Perspekive. Medienwirtschaft
im Metropolenraum Berlin, in:
Matthiesen Ulf (Hg.), Stadtregion und Wissen
Strategische
Leitbilder /
raumbezogene
Strategien
kulturwirtschaftliche Aktivitäten entlang räumlich definierter, kreativer Korridore und
Netze, Mobilisierung ansässiger kulturwirtschaftlichen Akteure und weiterer relevanter
Akteursgruppen
Europäische Kulturhauptstadt
1988
„Kreative Wissensstadt“
(Creatieve Stad)
Schaffen eines ansprechenden städtischen Milieus mit
attraktiven Räumen
Räumliche Bündelung und
Vielfalt der Einrichtungen mehr als die Hälfte der Arbeitsplätze in der „creatieve
industrie“ Amsterdams konzentrieren sich in zwei Stadtteilen: in der Binnenstad
(36%) und im unmittelbar angrenzenden Oud-Zuid (15%)
Long-term vision on Culture
Amsterdam 2015 (2003)
Linz
189.000 Einwohner/innen
drittgrößte Stadt Österreichs,
Zentrum des oberösterreichischen Zentralraums
Schlüsselbranchen: Informationstechnologie, Regeltechnik, Elektronik, zunehmend
Marketing, Werbung, Neue
Medien, Telekommunikation,
Informationsverarbeitung
Music Policy in Sheffield, Manchester and Liverpool, Manchester Institute for Popular
Culture, Manchester Metropolitan University and Institute of
Popular Music, University of
Liverpool (1998)
Kreativwirtschaft in der Stadtregion Linz (LiquA 2006)
Blanco, Richard. No Difference, No Future!: Action for
Cultural Diversity in Greater
Manchester. 1998
„[email protected].
linz“ Strategie-Workshops zur
Kreativwirtschaft 2005
Brown, Adam, Justin O’Connor and Sara Cohen. 2000.
“Local music policies within a
global music industry: cultural
quarters in Manchester and
Sheffield.” Culture Industries
and Cultural Policy
„Migrant/innen im Linzer Kulturbereich“ (LiquA 2007)
„Industrial Culture/Culture Industries - 17 x 17 Einblicke in
die Industrie- und Kulturstadt
Linz an der Donau“ (LiquA, in
Bearbeitung)
Kulturumfrage (Spectra 2000):
Befragung der Linzer Bevölkerung nach Kulturangeboten
„Creative industries“ Sektor,
Entwicklung durch Northern
Quarter Association (NQA),
Northern Quarter Netron
(NQN), Music Industry Network (MIN), CIDS Manchester
Industriestadt (Stahl) und Kulturstadt. Slogan: „Von der Industrie- zur Kulturstadt“
Strategy for Cultural Production
KEP: Kulturentwicklungsplan
Linz (2000) - Leitlinien für die
kulturelle Entwicklung
Aufwertung und Stärkung kultureller Quartiere, u.a. Northern Quarter, Castlefield, Oxford Road
„City Growth Manchester“
(Südmanchester), Identifizierung von Investitionsmöglichkeiten in die creative industries
Europäische Kulturhauptstadt
2009. Motto: „Labor der Zukunft“
Stadt für Neue Medien und
Technologien - „Metropole der
aktuellen Medienkultur und digitalen Kunst“
Kulturwirtschaftliche Gründerzentren zur Bildung von Gründer/innengemeinschaften
Action Research: Design
Ways Planning: In einem
Workshop, soll die Bevölkerung die Wege des Irk Valleys
neu gestalten
ILS / STADTart
17
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
noch Übersicht 4.1: Kultur- und Kreativwirtschaft als Handlungsfeld in ausgewählten europäischen Städten:
Leitbilder, Handlungskonzepte, Einzelprojekte, Institutionen, Programme und Instrumente
Berlin
Amsterdam
Manchester
Linz
Handlungskonzepte
Sicherung und Profilierung
kreativer Räume
Verbesserung des städtebaulichen Umfeldes, Gestaltung
attraktiver Plätze mit Aufenthaltsqualität
Identifizierung kleinteiliger
Gewerbeflächen für Existenzgründungen
„Kreative Räume“. Schaffen
von Gebäuden und Räumen
für die Creatieve Industrie
Verbindung von Creative Industries mit Bildung
Austausch zwischen Kunst
und Wirtschaftszweigen, u.a.
Medien, Informations- und
Kommunikationstechnologie
Steigern des kulturellen, architektonischen, städtischen Wertes
Bildung von Musikclustern zur
Stärkung der „Grassroots-Ansätze“ in popkulturellen Milieus
Förderung wissensintensiver
Branchen
Förderung von Content-Nachfrage und -Produzenten (Talenten)
Förderung/Entwicklung kreativer Viertel („creative hubs“)
Umnutzung von Industriearealen als Gründungszentren für
Produktions- und Dienstleistungsunternehmen der Kulturwirtschaft, u.a. in Form von
Künstlerhäusern
Konzept der „Offenen Räume“
Förderung der freien Szene,
u.a. durch Serviceleistungen
für Kunstschaffende (Gerätepools, Vermittlung, Beratung)
Entwicklung von Vernetzungsund Kooperationsmodellen für
Oberösterreich
Prüfung architektonisch wertvoller Industriebauten auf kulturelle Nutzungsmöglichkeiten
Verbindung von Stadtplanung,
-entwicklung und Stadtkultur
(Kulturverträglichkeitsprüfung)
Erschließung alter und neuer
Räume für Kunst und Kultur
Ausgewählte
Einzelprojekte
„Kulturbrauerei“ (Prenzlauer
Berg), ehemalige SchultheißBrauerei mit Ankernutzer Multiplexkino, Ateliers, Konzerte,
Theater
„Hackesche Höfe“, unter
Denkmalschutz stehende Hofbebauung, u.a. mit Architekt/innen, Designer/innen, Werbeagenturen
„Pfefferberg“ (Mitte/Prenzlauer
Berg)
Tempelhofer Vorstadt
Kulturwirtschaftliches Gründerzentrum Christiania
Cultuurpark Westergasfabriek
(seit 2006), ehem. Gasfabrik
NDSM-werf, AmsterdamNoord, ehem. Schiffswerft,
kulturelles Inkubationszentrum
mit 250 Künstler/innen aus Bildender Kunst, Theater, Film,
Medien und Architektur
Pakhuis De Zwijger (Zentrum,
seit 2006), umgenutztes Lagerhaus mit Cultuurfabriek, Mediagilde, Radio-/ TV-Sender
„Salto“; Konzerte, Ausstellungen Talkshows, Festivals etc.
Aufbau eines Gründerzentrums für die Filmwirtschaft
Gründung des „Institute for
Popular Music“ - University of
Manchester
„Creative City“: Informationstag für Studenten in kulturwirtschaftlichen Bereichen: Seminare zur Existenzgründung,
branchenspezifische Veranstaltungen
„Schmuckfabrik Lencia“, Kreativwirtschaftliches Gründerzentrum: Schwerpunkte Kunst
und Kommunikation
„Lederfabrik“, zahlreiche sehr
anspruchsvolle Veranstalter
nutzen das „Kreativwirtschaftliche Gründerzentrum“. Themenschwerpunkte: Multimedia
und Werbewirtschaft
„Linzer Hafen“ für kreativwirtschaftlich orientierte Gründer
im Rahmen der Förderungsaktivität der Stadt in den Bereichen Kunst, Multimedia und
Internet, Bildung und Beratung
Institutionen,
Programme
und Instrumente
Kulturwirtschaftsinitiative der
Senatsverwaltungen für Wirtschaft, Arbeit und Frauen; Wissenschaft, Forschung und Kultur (2004): Analyse der Potenziale und Schwächen der Kulturwirtschaft in Berlin und der
Schnittstellen zwischen Kulturwirtschaft und Kultursektor.
Handlungsansätze in der Kultur- und Wirtschaftsförderung.
Unterstützung bei Existenzgründungen, internationale
Vermarktung von Produkten
und Dienstleistungen, Aufbau
von Netzwerken
Programm „creatieve industrie“ 2005-2008 (2004)
Programm „creatieve industrie“ 2007-2010 (2006)
Programm „Broedplaatsen“
(Gebäude, in denen Kreative
arbeiten/wohnen) mit ca. 40
Teilprojekten, bezahlbare Ateliers/Räume
Programm „Amsterdam Top
Stad“
Entwicklungsagentur „Cultural
Industry Development Services“
als „broker“ zwischen öffentlichem und privatem Sektor
Förderung der „Nighttime-Economy“ und des popkulturellen
Milieus, u.a. schnellere Lizenzvergabe für neue Clubs/Bars
Förderung künstlerischer Ausbildungen an Universitäten
„Global Talent Campaign“
Single Regeneration Budget
(SRB) Programm zur Stadterneuerung unter kulturellen
Aspekten, z.B. Unterstützung
von Existenzgründer/innen
Project Creative Community Initiative der Stadt Linz in Kooperation mit der Wirtschaftskammer Oberösterreich und der Architektenkammer. Förderung der Vermietung privater Immobilien an
Existenzgründer/innen, Mietzuschüsse in den ersten drei
Jahren, monatliche CoachingGespräche, Lobbying für kreative Leistungen
Finanzierung
Keine Angaben
Gesamtbudget für Programm
„Broedplaatsen“ einschließlich
2007: 37,2 Mio. EUR. Wird
fortgeführt bis 2010
„Club van Amsterdam“: unterstützt ein Umfeld, in dem sich
Wirtschaft und Kreativität gegenseitig inspirieren
Keine Angaben
Stadt Linz: 7% des Budgets
für kulturelle Angelegenheiten
Kultursponsoring, traditionell
enge Kooperation zwischen
Kunst, Kultur und Wirtschaft in
der Stadtregion Linz
Quelle: STADTart 2007, nach Internetangaben der Städte bzw. ihrer Institutionen sowie Angaben in den genannten Studien
18
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Programme zur Kultur- und Kreativwirtschaft bzw. zu bedeutsamen Einzelaspekten zielen darauf ab die lokalen Entwicklungsbedingungen der Branche zu optimieren: Bei allen wirtschaftlichen Programmen und Initiativen zur Kultur- und Kreativwirtschaft (z.B. in Berlin und Amsterdam) ist die Unterstützung von Existenzgründungen ein Schwerpunkt (u.a. durch Coaching). Vor dem Hintergrund der hohen Entwicklungsdynamik der Metropole Amsterdam und daher kaum verfügbaren
preisgünstigen Gewerbeflächen wurde für Amsterdam zusätzlich das Programm
„Broedplaatsen“ aufgelegt. Es zielt speziell darauf ab die Nutzungsmöglichkeiten
von Gebäuden oder Arealen für Kreative zu sichern. Zu den etwa 40 über das
Stadtgebiet verteilten Gebäuden oder Arealen, in denen Kreative heute rechtlich
abgesichert arbeiten und wohnen können, zählt beispielsweise das „Pakhuis Wilhelmina“ mit ca. 100 Ateliers oder das „Pakhuis De Zwijger“ u.a. mit dem Radiound TV-Sender „Salto“. Ein solches nutzungsbezogenes Sonderprogramm ist in
Berlin angesichts anderer Entwicklungsbedingungen zurzeit noch nicht erforderlich. Ausgelöst durch Initiativen „von unten“ (wie z.B. beim „RAW-Tempel“) geht
es, aufbauend auf temporären Nutzungskonzepten, anscheinend jedoch in eine
ähnliche Richtung.
Bei der Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft spielt auch das Kulturleben
einer Stadt eine Rolle: Nicht alle Städte weisen ein ausgeprägtes Kulturleben auf,
aus dem heraus oftmals start-ups entstehen. Gründe sind hierfür u.a. ein geringeres Nachfragepotenzial oder andere tradierte Lebensweisen. Angesichts dessen
setzen Manchester und Linz mit Programmen wie etwa der Weiterentwicklung des
Konzepts „Kultur für alle“ und „Kultur im öffentlichen Raum“ auf die kulturelle Interessensbildung der Einwohner/innen.
Vereinzelt werden für die Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft verantwortliche Organisationen gegründet oder neue regionale Netzwerke geschaffen: Dass
die Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft in der einen oder anderen Stadt
als eine zentrale Aufgabe angesehen wird, das zeigt das Beispiel Manchester.
Ausdruck hierfür ist die Gründung einer Entwicklungsagentur zur Kultur- und Kreativwirtschaft bzw. zur Kultur. Diese soll sowohl nach Außen wirken, u.a. durch internationale Marketingmaßnahmen, als auch nach Innen, zum Beispiel als „neutraler“ Vermittler zwischen dem öffentlichen und privaten Sektor. In Linz wird mit
dem Projekt „Creative Community“ dem gegenüber ein Netzwerkansatz verfolgt.
Aufgabe dieses auch die gesamte Region miteinbeziehenden Netzwerks aus Akteuren der Wirtschafts- und der Architektenkammer ist u.a. die Förderung der
Vermietung privater Immobilien an Existenzgründer/innen aus der Kultur- und
Kreativwirtschaft.
Mit ergänzenden Maßnahmen werden die Rahmenbedingungen einzelner Segmente der Kultur- und Kreativwirtschaft verbessert: Zu dieser Art von Maßnahmen
zählen etwa modifizierte Anforderungen bei der Durchführung kultureller Veranstaltungen im öffentlichen Raum oder vereinfachte Verwaltungsvorgänge. So er-
ILS / STADTart
19
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
halten beispielsweise in Manchester neue Clubs und Bars im Rahmen der Initiativen zur Stärkung der „Nighttime-Economy“ schneller eine Lizenz. Solche Maßnahmen betreffen insbesondere Stadtzentren und einige Quartiere, die besonders
tourismusrelevant sind, und zielen darauf ab auch die Entwicklung der Tourismusbranche der Stadt zu unterstützen.
Insgesamt zeigt die Synopse der Stadtpolitik zur Kultur- und Kreativwirtschaft in den
vier Städten, dass das Handlungsfeld heute multidimensional angelegt ist und im Laufe der Jahre immer mehr dafür relevante Politikfelder davon erfasst werden. Verstärkt
werden integrierte Konzepte verfolgt oder es wird zumindest ressortübergreifend kooperiert. Beispielsweise wird zurzeit in Berlin der 2. Kulturwirtschaftsbericht gemeinsam von der Wirtschaftsförderung, der Stadtentwicklungsplanung und der Kulturförderung erarbeitet.
4.2
Erfahrungen und Schlussfolgerungen für die Stadtpolitik im
Handlungsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft
Zu den skizzierten Konzepten, Strategien und Maßnahmen in den ausgewählten Städten Berlin, Amsterdam, Manchester und Linz liegen keine Erfahrungsberichte vor und
sind keine Evaluierungen bekannt. Zusammen mit Ergebnissen aus Untersuchungen
zur Entwicklung „Kreativer Räume“ unter Entwicklungsbedingungen von Metropolregionen wie Toronto, Barcelona, Helsinki etc. (Evans et. al. 2006) lassen sich jedoch für
die Stadtpolitik zum Handlungsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft folgende Schlussfolgerungen ziehen:
Zur Entwicklung und Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft einer Stadt oder
deren Teilmärkte bzw. Segmente liegen der Stadtpolitik heute eine breite Palette
an möglichen branchen- wie raumbezogenen Konzepten, Strategien, neueren
Handlungsansätzen und Maßnahmenbündeln vor. Darauf kann die Stadtpolitik zu
diesem Handlungsfeld in Nordrhein-Westfalen unter Beachtung der besonderen
Rahmenbedingungen einiger Länder zurückgreifen. Diese Palette lässt sich noch
erweitern, da auch viele andere Großstädte schon seit Jahren eine solche Stadtpolitik verfolgen. Es fehlen jedoch Hinweise zu einer Stadtpolitik in Mittelzentren.
Wollen Städte die Kultur- und Kreativwirtschaft entwickeln und deren Potenziale
nutzen, dann wird dies nur erfolgreich sein, wenn die Stadtpolitik dazu mittelfristig
und zumindest hinsichtlich der Stadtentwicklungsplanung, der Wirtschaftsförderung und der Kulturförderung integrierte Ansätze verfolgt. Solche Ansätze gilt es
sowohl auf der Ebene der Stadt als auch zugeschnitten auf einzelne Gebiete zu
erarbeiten. Voraussetzung hierfür sind Kenntnisse zu den räumlichen Schwerpunkten der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Stadt.
20
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Unabhängig von der jeweiligen Entwicklungssituation einer Stadt ist es eine zentrale Aufgabe der Stadtpolitik im Handlungsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft vor
allem nachhaltig den Zugang zu preisgünstigen Immobilien (u.a. Gewerbeflächen)
zu ermöglichen. Hierbei ist verstärkt auf Kooperationen mit der Immobilienwirtschaft zu setzen.
Die Stadtpolitik im Handlungsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft benötigt darüber
hinaus einzelne „Leuchtturmprojekte“: Sie erzielen die notwendige Aufmerksamkeit außerhalb der Städte und sind Standorte für am Markt etablierte Unternehmen. Letztere sind oftmals für Selbstständige und Unternehmen der Kultur- und
Kreativwirtschaft in jenen „kreativen Räumen“ wichtig, die dauerhaft oder temporär
eher eine Inkubator- oder Nischenmarktfunktion haben. Angesichts dieser Wechselwirkungen benötigt Stadtpolitik deshalb mittelfristig ein auf die räumlichen
Schwerpunkte der Kultur- und Kreativwirtschaft aufbauendes, flächendeckendes
Konzept der „Kreativen Räume“.
Die Stadtpolitik zur Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft kann vor allem in
Großstädten mit einer hohen Entwicklungsdynamik so erfolgreich sein, dass damit
in einigen Teilräumen Prozesse der Gentrifizierung mit negativen Folgen für die
„urbanen Pioniere“ der Kultur- und Kreativwirtschaft verbunden sein können. Um
dies frühzeitig zu verhindern, sind im Interesse dieser Gruppe preisgünstige Immobilien in Trägerschaft der öffentlichen Hand, vor allem jedoch in Verantwortung
zivilgesellschaftlicher Gruppen zumindest auf einige Jahre hin zu sichern. Darauf
ausgerichtete Förderprogramme können hierbei zusammen mit privaten Initiativen
behilflich sein.
Diese Schlussfolgerungen zur Stadtpolitik treffen nicht für alle Städte gleichermaßen
zu, sie sind in dieser Differenziertheit vor allem auf Großstädte zugeschnitten. Wie bei
anderen Stadtpolitiken sollte auch die Stadtpolitik im Handlungsfeld Kultur- und Kreativwirtschaft von den pfadbedingten Entwicklungsbedingungen der jeweiligen Städte
ausgehen. Städte mit Entwicklungshemmnissen oder Mittelzentren benötigen daher
entsprechend modifizierte und angepasste Konzepte bzw. Strategien.
ILS / STADTart
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Kreative Ökonomie und Kreative Räume
5
Standortfaktoren in der Kultur- und Kreativwirtschaft und Schlussfolgerungen für die Stadtpolitik
Sollen bestehende „Kreative Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Stadt zukunftsorientiert entwickelt bzw. zusätzliche Möglichkeiten geschaffen werden, dann
wird dies nur an jenen Standorten gelingen, die den Standortfaktoren dieser Querschnittsbranche entgegenkommen. Wie eine aktuelle Studie in der Landeshauptstadt
München zeigt, unterscheiden sich die Standortfaktoren der Kultur- und Kreativwirtschaft deutlich von jenen der kreativen Wissensarbeiter/innen, die u.a. in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen anderer Wirtschaftsbranchen der kreativen
Ökonomie tätig sind, beispielsweise in der Medizintechnik oder in der Bio- und Umwelttechnologie (Landeshauptstadt München 2007, 14). Dies zeigt sich u.a. hinsichtlich der bevorzugten Wohnlage und den Aktivitätsmustern in der Freizeit. So favorisieren die Selbstständigen in der Kultur- und Kreativwirtschaft überproportional das
Stadtzentrum bzw. Innenstadtrandlagen und gehen u.a. häufiger ins Theater, in Ausstellungen, Musikkonzerte und Bars bzw. Cafés (ebenda, 39-49).
Zu den einzelnen Standortfaktoren in der Kultur- und Kreativwirtschaft liegen nur wenige aktuelle valide empirische Studienergebnisse vor. In Anlehnung an den Bedeutungswandel der Einflussfaktoren bei den Standortentscheidungen von Unternehmen
(Grabow/Henckel/Hollbach-Grömig 1995) kann gesagt werden, dass „weiche Standortfaktoren“, wie beispielsweise ein attraktives Kulturleben, gegenüber den „harten
Standortfaktoren“ in der „Kultur- und Kreativwirtschaft“ sicherlich eine größere Bedeutung haben als bei vielen anderen Wirtschaftsbranchen, wie etwa der Logistik. Zu den
wenigen Studien bzw. Untersuchungen, die in dieser Hinsicht detailliert auf die Kulturund Kreativwirtschaft bzw. auf die Medien- und IT-Wirtschaft eingehen, zählen:
eine Studie zur „Medien- und IT-Wirtschaft“ in Berlin mit einem Fokus auf der
„Musikwirtschaft“ (Mundelius/Hertzsch 2005 in Zusammenarbeit mit den Berliner
und Brandenburger Industrie- und Handelskammern);
der Bericht „Kultur- und Kreativwirtschaft Dortmund 2007“ (STADTart 2007), im
Auftrag der Stadt Dortmund.
5.1
Ergebnisse einer Studie in Berlin
Die Untersuchung zur Musikwirtschaft der Berliner Studie zur Medien- und IT-Wirtschaft basiert auf einer schriftlichen Befragung von nicht ganz 50 Unternehmen sowie
rund 30 Experteninterviews, u.a. mit Branchenverbänden. Untersucht wurden dabei
Unternehmen aus den drei Stadtgebieten, die eine besonders hohe räumliche Kon-
22
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
zentration von Unternehmen aus der Branche aufweisen: „Friedrichshain/Kreuzberg“,
„Charlottenburg“ und „Mitte/Prenzlauer Berg“. Die Studie kommt hinsichtlich der
Standortfaktoren für die Unternehmen der Branche zu folgenden Ergebnissen:
„Image“: Beinahe alle Unternehmen der Berliner Musikwirtschaft halten das Image
der Stadt für bedeutend bzw. eine Unternehmensadresse in Berlin für vorteilsbringend. Dabei ist zwischen einer repräsentativen Bedeutung, wie etwa bei einer Adresse in Charlottenburg, und einer Präsentation der Szenenzugehörigkeit, wie etwa am Prenzlauer Berg, zu unterscheiden.
„Kreativität“: Ein hoher Anteil an bzw. ein hoher Zuzug von jungen und innovationsfreudigen „Kreativen“ wird sowohl von den kleineren als auch von den größeren Unternehmen der Berliner Musikwirtschaft als ein Nährboden und als Voraussetzung angesehen, um in der Branche erfolgreich zu sein.
„Szene und (Sub-)Kultur“: Dieser Standortfaktor ist vor allem für die kleinen und
mittleren Berliner Unternehmen ein Grund für den Verbleib am Standort. Bei einer
hohen Standort-Identifikation schätzen die Unternehmen dabei insbesondere die
Nähe zum Wohnort und die enge Verknüpfung mit der Szene.
„Clublandschaft“: Ebenfalls vorwiegend für die kleinen und mittleren Unternehmen
ist die in der Nähe befindliche Infrastruktur an Gastronomieeinrichtungen ein wichtiger Standortfaktor. Sie halten eine funktionierende Clublandschaft bzw. ein entsprechendes kulturelles Milieu für notwendig, damit neue Musikstile und -szenen
entstehen können, und sehen darin Orte, an denen sich Künstler/innen, Akteure
aus Institutionen und Zuschauer/innen per Face-to-Face-Kontakte austauschen
können.
„Branchenverbände“: Der Standortfaktor „Branchenverbände“ ist demgegenüber
insbesondere für die größeren Unternehmen entscheidend. Sie nennen politische
Einflussmöglichkeiten bzw. die Nähe zu wichtigen nationalen Branchenverbänden
und sonstigen Interessensvertretern als Gründe für die Standortwahl. Sie wissen
außerdem um die Rolle der Branchenverbände als Mittler zu den unterschiedlichen Akteuren der Musikwirtschaft sowie bei der Entstehung von innovativen
Netzwerken, etwa durch Anbieten attraktiver Branchenplattformen.
Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse zieht die Studie folgende Schlussfolgerungen:
Die Standortpolitik sollte zum einen eine gezielte Ansiedlungspolitik verfolgen und das
Image Berlins als trendsetzende Metropole pflegen. Zum anderen sind die kulturellen
Milieus und Szenen der Stadt als „Humus“ für kreative und dynamische Unternehmen
der Branche zu erhalten und zu fördern.
ILS / STADTart
23
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
5.1
Ergebnisse einer Studie in Dortmund
Die Studie „Kultur- und Kreativwirtschaft Dortmund 2007“ kommt auf der Grundlage
einer telefonischen Befragung von 430 Unternehmen in Dortmund zu folgenden Ergebnissen (Übersicht 5.1):
Für die Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Dortmund haben sich
unter elf abgefragten Standortfaktoren „Lebens- und Freizeitqualität“ und „Kulturelle Szenen einer Stadt“ als die beiden wichtigsten herauskristallisiert. Zwei Drittel
der Befragten halten diese beiden unmittelbar kultur- und kreativitätsbezogenen
Aspekte für „wichtig“ oder sogar „sehr wichtig“;
Als beinahe ebenso wichtig haben die Unternehmen und Selbstständigen die Bedeutung des „Einzugsbereichs von Dortmund“ beurteilt, gefolgt von „Persönlichen
Gründen“, die für ein Drittel sogar „sehr wichtig“ sind;
„Preisgünstige Gewerbeflächen“, „Nähe zu Kunden“ und das „Angebot an qualifiziertem Personal“ ist immerhin noch für mehr als die Hälfte der Befragten „wichtig“
oder „sehr wichtig“.
Übersicht 5.1:
Bedeutung ausgewählter Standortfaktoren für die Kultur- und Kreativwirtschaft in
Dortmund
124
Preisgünstige Gewerbe-/Büroflächen
107
129
Nähe zu Kunden
115
107
Angebot an qualifiziertem Personal
123
63
75
64
118
166
79
Einzugsbereich von Dortmund
120
165
73
123
57
Wirtschaftsförderung, IHK etc.
Persönliche Gründe
0%
10%
92
Reihe1
sehr wichtig
122
30%
40%
Reihe2
wichtig
57
10
50%
Reihe3
weniger wichtig
33
124
58
60%
16
15
169
131
20%
9
109
77
146
57
56
96
94
71
Bekanntheitsgrad von Dortmund
65
91
189
87
9
77
Kulturelle Szenen der Stadt
Aus- und Weiterbildungseinrichtungen
8
96
59
111
Lebens- und Freizeitqualität
132
81
122
78
Personalkosten
59
70%
Reihe4
unwichtig
12
57
80%
47
90%
Reihe5
keine Angabe
Quelle: STADTart 2007, eigene Erhebung, Anzahl der Nennungen: 430
24
100%
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Demgegenüber halten weniger als 20 Prozent der befragten Selbstständigen und
Unternehmen die Standortfaktoren „Personalkosten“, „Bekanntheitsgrad von Dortmund“ und „Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung, IHK etc.“ für „sehr
wichtig“. Während die Personalkosten und der Bekanntheitsgrad von Dortmund
aber immerhin noch für knapp die Hälfte der Befragten zumindest „wichtig“ sind,
gilt das für die „Unterstützung durch die Wirtschaftsförderung, IHK etc.“ nur für ca.
ein Drittel.
Die Dortmunder Studie zur Kultur- und Kreativwirtschaft zeigt darüber hinaus, dass es
hinsichtlich der Bedeutung der Standortfaktoren teilmarktbezogene Unterschiede gibt.
So weisen beispielsweise die beiden Teilmärkte „Design/Architektur“ und „Werbewirtschaft“ folgende Besonderheiten auf:
Im Teilmarkt „Designwirtschaft/Architektur“ stufen über 80 Prozent der Befragten
die „Lebens- und Freizeitqualität“ als „sehr wichtig“ oder „wichtig“ ein (Kultur- und
Kreativwirtschaft insgesamt 70%), auch bei den „kulturellen Szenen der Stadt“
sind es mit über drei Viertel der Befragten noch deutlich mehr als bei allen Selbstständigen und Unternehmen der Dortmunder Kultur- und Kreativwirtschaft (66%).
Übersicht 5.2:
Bedeutung ausgewählter Standortfaktoren im Teilmarkt „Designwirtschaft/Architektur“
28
Preisgünstige Gewerbe-/Büroflächen
Nähe zu Kunden
25
Angebot an qualifiziertem Personal
25
Personalkosten
37
20
13
10
6
22
26
33
40%
wichtig
Reihe2
50%
weniger wichtig
Reihe3
60%
1
16
38
42
30%
7
28
26
1
9
13
34
20%
9
16
45
sehr wichtig
Reihe1
16
55
16
10%
13
57
25
Persönliche Gründe
17
57
28
11
26
11
30
Aus- und Weiterbildungseinrichtungen
0%
40
24
Einzugsbereich von Dortmund
1
39
25
29
Kulturelle Szenen der Stadt
Bekanntheitsgrad von Dortmund
16
30
20
Lebens- und Freizeitqualität
Wirtschaftsförderung, IHK etc.
22
13
70%
unwichtig
Reihe4
80%
10
90%
5
100%
keine Angabe
Reihe5
Quelle: STADTart 2007, eigene Erhebung, Anzahl der Nennungen: 106
ILS / STADTart
25
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 5.3:
Bedeutung ausgewählter Standortfaktoren im Teilmarkt „Werbewirtschaft“
18
Preisgünstige Gewerbe-/Büroflächen
12
Nähe zu Kunden
Bekanntheitsgrad von Dortmund
0%
10%
9
13
13
sehr wichtig
Reihe1
20%
9
8
17
40%
wichtig
Reihe2
2
20
50%
weniger wichtig
Reihe3
3
15
11
30%
10
21
23
Persönliche Gründe
9
12
20
11
11
9
22
13
6
9
19
9
5
8
22
13
Einzugsbereich von Dortmund
Wirtschaftsförderung, IHK etc.
9
19
Kulturelle Szenen der Stadt
9
14
18
Lebens- und Freizeitqualität
10
21
16
12
18
17
Personalkosten
7
18
Angebot an qualifiziertem Personal
Aus- und Weiterbildungseinrichtungen
20
7
60%
9
70%
80%
unwichtig
Reihe4
8
90%
keine Angabe
Reihe5
Quelle: STADTart 2007, eigene Erhebung, Anzahl der Nennungen: 58
Daneben haben für die Unternehmen und Selbstständigen aus diesem Teilmarkt
noch „persönliche Gründe“ eine für die Branche überdurchschnittliche Bedeutung
(Übersicht 5.2). Insgesamt stehen für den Teilmarkt „Designwirtschaft/Architektur“
eher „weiche“ Standortfaktoren im Vordergrund.
In der Werbewirtschaft werden dagegen eher „harte“ Standortfaktoren betont. Das
„Angebot an qualifiziertem Personal“ und „preisgünstige Gewerbe- und Büroflächen“ schätzen knapp zwei Drittel als sehr wichtig bzw. wichtig ein (Übersicht 5.3).
Bei den Selbstständigen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft insgesamt erachten diese Faktoren jeweils ca. 54 Prozent für zumindest wichtig.
5.3
Schlussfolgerungen für die Stadtpolitik
Aus der zusammenfassenden Auswertung der wenigen aktuellen Untersuchungen zu
den Standortanforderungen der Selbstständigen und Unternehmen der Kultur- und
Kreativwirtschaft ergeben sich folgende Schlussfolgerungen für die Kommunen, die
diese Wirtschaftsbranche an ihrem Standort durch Initiativen und Maßnahmen stärken
wollen:
26
ILS / STADTart
100%
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Angesichts der unterschiedlichen Standortanforderungen von Kultur- und Kreativwirtschaft und den anderen, von Hochqualifizierten abhängigen wissensorientierten Branchen der Kreativen Ökonomie, variieren auch die erforderlichen Merkmale der jeweiligen „Kreativen Räume“ einer Stadt. Die Stadtentwicklungspolitik benötigt daher zwei unterschiedliche, auf die Bedingungen der beiden Branchen zugeschnittene Strategiekonzepte. Dabei sind jeweils auch die interdependenten
Beziehungen zwischen beiden zu berücksichtigen.
Die häufige Nennung „persönlicher Gründe“ als eine Standortanforderung ist ein
Hinweis auf strukturell bedingte Entwicklungsvorteile von Städten mit branchenrelevanten Aus- und Weiterbildungseinrichtungen und den damit verbundenen Spinoff-Effekten.
Bei Maßnahmen und Initiativen der Stadtpolitik zur Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft ist darauf zu achten, dass diese vor allem auf die unterschiedlichen
Standortanforderungen der zwei wichtigsten Adressatengruppen zugeschnitten
sind: zum einen auf die Künstler/innen etc., die start-ups und die Mikrounternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft, für die ein attraktives Kulturleben und der
Zugang zu preisgünstigen Wohn- und Gewerbeimmobilien in der Innenstadt bzw.
am Innenstadtrand wichtig sind, zum anderen auf die wenigen größeren und damit
auch am Markt etablierten Unternehmen, die u.a. eher auf adressbildende Standorte und sonstige „harte“ Standortfaktoren Wert legen.
Angesichts der Standortanforderungen der Kultur- und Kreativwirtschaft und der
ausgeprägten Eigeninitiative der Selbstständigen bzw. Unternehmen, haben kommunale Maßnahmen und Initiativen der Kulturpolitik und Stadtentwicklungsplanung einen besonders hohen Stellenwert. Im Unterschied zu Strategien bei den
meisten anderen Wirtschaftsbranchen haben bei der Kultur- und Kreativwirtschaft
indirekte, die Rahmenbedingungen beeinflussende Ansätze einen deutlich höheren Stellenwert.
Diese Anforderungen machen bei der Weiterentwicklung der „kreativen Räume“ der
Kultur- und Kreativwirtschaft integrierte Entwicklungsansätze und Strategien sowohl
auf gesamtstädtischer Ebene als auch auf der Ebene von Teilräumen erforderlich.
Von zentraler Bedeutung sind dabei insbesondere die Wirtschafts- und Kulturförderung sowie die Stadtentwicklungsplanung, jedoch bieten sich darüber hinaus weitere
Politikfelder an, wie etwa die für das Handlungsfeld ebenfalls relevante Arbeitsmarktund Integrationspolitik.
ILS / STADTart
27
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
6
Stadtentwicklung und Kultur- bzw.
Kreativwirtschaft in ausgewählten Städten des
Landes NRW
Seit der „Entdeckung“ der Kultur- und Kreativwirtschaft und ihrer Teilmärkte als eine
bedeutsame Zukunftsbranche in Deutschland Ende der 80er Jahre (Arbeitsgemeinschaft Kulturwirtschaft NRW 1992), gibt es in vielen Städten Initiativen zur Unterstützung dieser Querschnittsbranche oder ihrer Teilmärkte bzw. Segmente (z.B. der Medienwirtschaft mit Film- und TV-Wirtschaft, Musikwirtschaft und Literatur-, Buch- und
Pressemarkt).
Insbesondere die Stadtentwicklungsplanung, punktuell auch die Immobilienwirtschaft,
haben im Rahmen anstehender Planungsaufgaben und -maßnahmen wie der Brachflächenentwicklung oder der Stadtteilerneuerung die Potenziale der Kultur- und Kreativwirtschaft aufgegriffen und damit deren Rahmenbedingungen verbessert. Dies ist
nicht in allen Städten zur gleichen Zeit, flächendeckend und in einem ähnlichen Umfang geschehen. In Metropol- und Großstädten mit einer zumeist dynamischen Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft erfolgte dies verständlicherweise in der Regel früher als in anderen Städten. Dies zeigt sich auch in den Städten des Landes
Nordrhein-Westfalen.
6.1
Konzepte, Maßnahmen und Initiativen
In den für das Städtesystem des Landes beispielhaft ausgewählten Städten: Köln,
Dortmund, Münster und Solingen stellt sich die Situation hinsichtlich des Zusammenhangs von „Kreativer Ökonomie“ bzw. von Teilmärkten oder Segmenten und „Kreativen Räumen“ in der Stadt sehr vielfältig dar (Übersicht 6.1). Hinsichtlich von Konzepten, Maßnahmen, der Einbindung der Immobilienwirtschaft sowie ergänzenden Initiativen lassen sich bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen (z.B. der pfadabhängigen
Entwicklung, der lokalen Nachfrage, des Immobilienmarktes) bei einer vergleichenden
Analyse folgende Gemeinsamkeiten und Unterschiede feststellen:
Nicht in allen vier Städten basieren Entwicklungskonzepte und Projekte auf lokalen
Studien zur Kultur- und Kreativwirtschaft: Es gibt zurzeit nicht in jeder der ausgewählten Städte Untersuchungen zur Kultur- und Kreativwirtschaft bzw. zur Medienwirtschaft oder zu Teilmärkten als Informationsgrundlage für Initiativen und Maßnahmen.
In Dortmund wurde kürzlich eine Studie dazu fertiggestellt (STADTart 2007). Die Metropole Köln hat aufbauend auf Studien zur Kultur- und zur Medienwirtschaft schon
frühzeitig darauf zugeschnittene Entwicklungskonzepte erarbeitet. Dabei standen zunächst die Medien im Vordergrund. In diesem Zusammenhang wurde u.a. auf einem
28
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 6.1:
Konzepte, Maßnahmen und Initiativen in ausgewählten Städten des Landes NRW zur
Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft
Köln
1. Kulturwirtschaftsbericht
(1992)
Studien
2. Kulturwirtschaftsbericht
(2008)
Entwicklungskonzepte
Dortmund
Medienwirtschaft
orientiert an sich verändernden Kompetenzfeldern
der Stadt:
Design (seit 90er Jahre)
MediaPark Köln (1976)
Coloneum (als Produktionsstandort)
Rheinauhafen
Integrierte Rahmenplanung
Mülheim-Süd: unter Einbezug
u.a. der Bildung
Infrastrukturelle Maßnahmen
Immobilienwirtschaft
AV-Gründerzentrum
Urban II - Nordstadt - Lokale
Ökonomie unter Einbezug der
Kulturwirtschaft
Gründerzentrum Kreativwirtschaft - Dortmunder „U“ im
Rahmen der RUHR.2010
(Konzept)
Stärkung des Ausbildungssektors im Medienbereich
Werbekampagne als Medienund Musikstadt
temporäre Aktion PASSAGEN
Schwerpunkt Innenstadt (seit
1990): 2008 erstmals mit Design Zone Ehrenfeld und dem
1. Designparcours Ehrenfeld
Zuständigkeit
in der Stadtverwaltung
zurzeit Bildung einer ressortübergreifenden Steuerungsgruppe (Stabsstelle Medien,
Stadtentwicklungsplanung,
Kulturförderung und Wirtschaftsförderung)
Wissenschaftsstadt Münster mit
den Zukunftsfeldern „Gesundheit / Life Science“ und „Nanotechnologie“ und den Themenfeldern: „Wissenschaft“ und „Lebensart“
Konzeption Design (als
Basis für Forum Produktdesign)
Kultur als Bestandteil der integrierten Stadtentwicklung und
des Stadtmarketingprozesses in
Münster (IMS)
Entwicklungskonzept Kultur- und Freizeitviertel für
die Innenstadt im Rahmen
des Sanierungsverfahrens
Südliche Innenstadt
Kreativ-Kai, u.a. mit Nutzungsbausteinen (Verlag, Atelier, Ausstellungsräume), Multiplexkino
Creativzentrum der VHS
Dortmund (Schwerpunkt Unterstützung von start-ups)
siehe Kreativ-Kai, u.a. Ausstellungsräume, Verlagerung des
Wolfgang-Borchert-Theaters
Umnutzung eines Lagergebäudes als Künstlerhaus
mit Museum Plagiarius
soziokulturelle Zentren wie
z.B. Künstlerhaus, „Depot“,
Kultur- und Musikzentrum
Güntherstraße
„Leonardo-Campus“: Kreative
Fachbereiche mit FH Architektur, Kunstakademie und Musikhochschule
Umnutzung des früheren
Hauptbahnhofs: Forum
Produktdesign als Institut
der Bergischen Universität
in Wuppertal, der EvertzHallen als Musikschule
„Eroberung“ des HawerkampGeländes (u.a. Ateliers, spezialisierte Discos, Handwerk), einem ehemaligen Gewerbeflächenareal in der Nähe des Kreativkais
„Deltawerk“, Dienstleistungszentrum für kreative
Branchen, u.a. mit Tanzschule, Werbeagentur,
Goldschmied
Entwicklung des ehemaligen
Vulkan-Areals 2002 (u.a. mit
Galerien, Redaktionen, Ateliers, Designerläden, Lofts)
Gründertage
Studie zur Kulturwirtschaft
(o.J.)
Innovationsviertel (u.a. Wissenschafts- und Technologiepark)
„Eroberung“ von Mülheim
durch Unternehmen der Kulturwirtschaft (ehemaliges Industrie- und Gewerbegebiet)
Ergänzende
öffentliche
und private
Initiativen
Solingen
nicht vorhanden
1. Kulturwirtschaftsbericht
Dortmund: Identifizierung von
Zukunftsfeldern (2007)
Medien, u.a. Film, Musik,
Literatur-Buch (80er Jahre)
Gebietsbezogene Konzepte
Münster
„Germania-Gelände“ (zurzeit
noch Konzept)
Unterstützung von start-ups
an den Dortmunder Hochschulen (G-Dur-Programm)
Gründungsnetzwerk Münster
Existenzgründungswochen (früher Geschäftsfeld-Mining)
Kreativer Stammtisch des
Netzwerkes 51° Nord (Innovationszentrum Nordstadt)
„Bergischer Thinktank“,
Netzwerkbildung im Rahmen des Programms
„Create.NRW“: Entwicklung wettbewerbsfähiger
Produkte
Unterstützung temporärer
Nutzungsinitiativen (z.B.
Thier-Brauerei als Partymeile,
Hotel Rombergpark für Designverkauf)
projektbezogene Koordination
und Kooperation
Amt für Stadtentwicklung, Stadtplanung und Verkehrsplanung,
je nach Aufgabenstellung Beteiligung des Kulturamtes bzw. der
Wirtschaftsförderungs GmbH
projektbezogene Koordination und Kooperation bei m
Entwicklungskonzept Kultur- und Freizeitviertel und
bei der Netzwerkbildung im
Rahmen von Create.NRW
Quelle: STADTart 2007, nach Angaben der jeweiligen Städte (Interviews, Internet) sowie den genannten Studien
ILS / STADTart
29
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
früher von der Bahn genutzten Areal der Media Park Köln konzipiert und realisiert.
Ein Nutzungsschwerpunkt sind auch heute noch die Medien, gefolgt von der ITWirtschaft. Beide kommen jeweils auf einen Nutzungsanteil von etwa 25 Prozent
(MediaPark Köln Entwicklungsgesellschaft mbH 2002). Seit einigen Jahren wird
verstärkt der Entwicklungsschwerpunkt Design verfolgt. Andernorts wurde angesichts der Dynamik der gesamten Branche in den letzten 20 Jahren das Potenzial
eher inkrementalistisch in räumliche Entwicklungskonzepte eingebunden, beispielsweise in Solingen im Rahmen der Sanierung der südlichen Innenstadt. In
Münster wird Teilen der Branche im Zusammenhang mit einem Entwicklungskonzept zur Wissenschaftsstadt Rechnung getragen.
Es gibt in den Städten gebietsbezogene Entwicklungskonzepte mit direkten oder
indirekten Bezügen zu Segmenten der Kultur- und Kreativwirtschaft: Entwicklungsgebiete der Kultur- und Kreativwirtschaft gibt es in allen ausgewählten Städten. Zumeist liegen sie unmittelbar am Rande der Innenstadt oder sind daran angebunden. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der Ausgangsbedingungen und den
jeweiligen Kontexten. Der MediaPark Köln entstand im Rahmen einer Flächensanierung und gibt eher wettbewerbsfähigen und damit nachfragestarken Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft eine attraktive Adresse. Nicht ganz so ausgeprägt gilt dies auch für den Kreativ-Kai in Münster, einem bestandsorientierten
Entwicklungskonzept zur Revitalisierung von Gewerbeflächen. Das Konzept in
Dortmund, das im Rahmen der lokalen Ökonomie weite Teile eines Stadtteils umfasst, ermöglicht preisgünstige Atelierräume oder Gewerbeflächen zu erhalten
bzw. zu schaffen, wodurch sich die Entwicklungsbedingungen eher für Künstler/innen, Existenzgründer/innen, Selbstständige und Mikrounternehmen verbessern
lassen.
Die innerstädtischen Entwicklungsgebiete der Kultur- und Kreativwirtschaft haben
eine hohe Nutzungsvielfalt und verweisen auf integrierte Ansätze: Die kleinräumigen Entwicklungsgebiete wie der Kreativkai in Münster oder das „Vulkan-Areal“ in
Köln zeigen eine breite Nutzungsmischung (Übersichten 6.2. und 6.3). Dies gilt
selbst für den nahezu gänzlich neu gebauten und damit eher zum hochpreisigen
Immobiliensegment zählenden und ebenfalls in der Innenstadt gelegenen MediaPark Köln. Zentrale Nutzungsbausteine sind bei allen Projekten Gewerbe- bzw.
Büroflächen nicht ausschließlich für Selbstständige bzw. Unternehmen der Kulturund Kreativwirtschaft und in kleinerem Umfang auch Atelierräume für Künstler/innen sowie Gastronomie. Einzelhandel, Wohnen sowie öffentliche bzw. zivilgesellschaftlich getragene Kultureinrichtungen (z.B. im MediaPark das Literaturhaus
Köln) ergänzen hier und da die Nutzungsstruktur oder befinden sich in angrenzenden Gebieten. Allen Beispielen liegt ein integrierter Entwicklungsansatz zu
Grunde, jedoch beziehen sich diese auf jeweils unterschiedlich wettbewerbs- und
nachfragestarke Segmente der Kultur- und Kreativwirtschaft.
30
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 6.2:
Aktuelle Nutzungsstrukturen (Erdgeschoss) im Hafenviertel/ am
Kreativ-Kai in Münster
Quelle: Krajewski 2005, Institut für Geographie, Münster
Übersicht 6.3:
Das Vulkan-Areal in Köln: Kultur- und Kreativwirtschaft, Gastronomie und Wohnen
Quelle: www.vulkan-koeln.de
ILS / STADTart
31
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Die Immobilienwirtschaft ist bei der Entwicklung der „Kreativen Räume“ ein wichtiger Akteur: Bei der Entwicklung „Kreativer Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Stadt kann die Immobilienwirtschaft zum einen eine passiv unterstützende Rolle spielen und die Nachnutzung von Gewerbeflächen durch urbane
„Raumpioniere“ u.a. aus der Kultur- und Kreativwirtschaft ermöglichen. Ein Beispiel ist hierfür das Hawerkamp-Areal in Münster mit Musikclubs, Räumen für
Künstler/innen etc. Zum anderen kann sie auch eine aktive bzw. initiierende Rolle
übernehmen. Zu Letzterem zählten u.a. das „Vulkan-Areal“ in Köln (Übersicht
6.3), das auch denkmalgeschützte Gebäude aufweist, und das „Deltawerk“ in Solingen. Das „Deltawerk“, das „Walzwerk“ in Pulheim und die „Vogelsmühle“ in Radevormwald belegen, dass dies nicht nur in Großstädten mit einer zumeist nachfragestärkeren „Kreativen Ökonomie“ möglich ist. Entscheidend für erfolgreiche
Immobilienprojekte bzw. für die „Eroberung“ von Brachflächen durch Nutzungsbausteine der Kultur- und Kreativwirtschaft, ist zumindest eine Offenheit der Immobilieneigentümer bzw. -entwickler gegenüber dieser Gruppe von Nutzer/innen.
Besser ist noch ein Verständnis und „eine gefühlte Kenntnis“ für deren sehr breit gefächerte und je nach Wettbewerbsfähigkeit variierende Standort- und Immobilienanforderungen (Kapitel 5). Dazu zählen etwa attraktive Loftangebote für im Markt
etablierte Selbstständige der Kultur- und Kreativwirtschaft.
Förderprogramme haben bei der Realisierung gebietsbezogener Konzepte der
Stadtentwicklungsplanung und Infrastrukturmaßnahmen eine große Rolle gespielt:
Die Umsetzung von gebietsbezogenen Konzepten unter Einbezug von einzelnen
Infrastrukturmaßnahmen im Kulturbereich, wozu beispielsweise beim Kreativkai in
Münster die Ansiedlung eines Theaters oder die Schaffung und Bereitstellung von
Ausstellungsräumen zählen, erfolgte vielfach mit Unterstützung von Förderprogrammen zur Stadtentwicklung. Dazu zählen Programme sowohl auf der Ebene
der EU, des Bundes als auch des Landes Nordrhein-Westfalen (z.B. im Rahmen
des Programms „Initiative ergreifen“). Teilweise sind damit andere Verfahren verbunden (z.B. bei der Stadtsanierung).
Bislang wurden vorwiegend Stadtentwicklungsplanung, Wirtschaftsförderung und
Kulturförderung integriert: Die Vielfalt an ergänzenden öffentlichen und privaten
Initiativen in Köln zur Stärkung der Kreativen Ökonomie der Stadt (ähnlich auch in
Dortmund und Münster), die u.a. von Gründertagen über Ausbildungsinitiativen
und temporäre Aktionen bis zu Werbekampagnen für die Kreative Ökonomie
reicht, macht deutlich, dass auch auf gesamtstädtischer Ebene integrierte Ansätze
verfolgt werden. Integriert wurden in der Vergangenheit vor allem Stadtentwicklungsplanung, Wirtschaftsförderung und Kulturförderung. In Köln wurden bei der
Entwicklung des MediaParks mit dem KOMED, einer Einrichtung der Fortbildung
auch für den Medienbereich, des Weiteren schon sehr früh Bildungseinrichtungen
einbezogen. Welche Politikfelder noch darüber hinaus integriert werden können,
das hängt von den sozialen bzw. räumlichen. Bedingungen der jeweiligen Gebiete
32
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
ab, u.a. dem Anteil an nachfrageschwachen Haushalten, Haushalten mit Migrationshintergrund, dem Immobilienmarkt. So sind in bewohnten Entwicklungsgebieten mit Entwicklungsnachteilen wie im Stadtteil Köln-Mülheim-Süd, neuerdings
zusätzliche lokal verortete Bildungsmaßnahmen ein Bestandteil des Stadtteil-Rahmenplans.
Dass solche projektbezogenen integrierten Entwicklungsansätze jedoch in Städten mit
einer hoch entwickelten Kultur- und Kreativwirtschaft und zahlreichen Projekten anscheinend an ihre Grenzen stoßen, zeigen weitere Initiativen der Stadtverwaltung
Köln. Sie hat vor kurzem jenseits der alltäglichen Verwaltungspraxis der projektbezogenen Kooperation und Koordination im Kultursektor (z.B. in Solingen im Rahmen der
Erarbeitung eines Entwicklungskonzeptes für ein innerstädtisches Kultur- und Freizeitviertel durch Kultur- und Freizeitwirtschaft) zusätzlich noch eine Steuerungsgruppe
zur Kreativwirtschaft geschaffen. Sie soll ressortübergreifend zukünftig Konzepte und
Maßnahmen in der Stadt aufeinander abstimmen. Mitglieder dieser Steuerungsgruppe
sind die Stabsstelle Medien, die Stadtentwicklungsplanung sowie die Kulturförderung
bzw. die Wirtschaftsförderung.
6.2
Fazit
Die in den ausgewählten Beispielstädten Köln, Dortmund, Münster und Solingen skizzierten Initiativen, Konzepte bzw. Maßnahmen der letzten 15 bis 20 Jahre zeigen,
dass zumindest in diesen Städten die Kultur- und Kreativwirtschaft oder im weiteren
Sinne die „Kreative Ökonomie“ implizit oder explizit ein Handlungsfeld der Stadtentwicklungsplanung ist. Dies trifft wie der Medienhafen in Düsseldorf oder Teile von
Zollverein in Essen zeigen, in der einen oder anderen Weise auf zahlreiche andere
Städte des Landes zu. Damit liegt eine Vielzahl von bislang wenig untersuchten Beispielen zur Verknüpfung von Stadtentwicklungsplanung und Kultur- bzw. Kreativwirtschaft vor.
Mit einigen auf dieses Handlungsfeld teilweise zugeschnittenen Entwicklungsgebieten
hat die Stadtentwicklungsplanung auf der Basis integrierter Konzepte, vor allem zusammen mit Wirtschaftsförderung und Kulturförderung, vereinzelt mit der Immobilienwirtschaft, damit schon seit Jahren einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der
räumlichen Entwicklungsbedingungen dieser Querschnittsbranche geleistet. Es überwiegen bis heute jedoch Einzelmaßnahmen (für die Städte des Ruhrgebiets siehe
Übersicht 6.2), wobei manche stadtteilbezogene Maßnahmen ein dafür förderliches
Umfeld aufweisen, wie etwa preisgünstige Wohn- und Gewerbeflächen. Angesichts
der branchenübergreifenden Vernetzung, etwa der Teilmärkte Werbe- und Designwirt-
ILS / STADTart
33
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 6.4:
20 Jahre Initiativen, Projekte, Studien, Programme und Veranstaltungen zur Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft im Ruhrgebiet: Eine Auswahl
Quelle: STADTart 2005
34
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
schaft wurde durch diese Maßnahmen indirekt gleichzeitig auch die Innovations- und
Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen anderer Wirtschaftsbranchen in den Städten
gestärkt (Arbeitsgemeinschaft Kulturwirtschaft NRW 2001 und 2007).
Auf der anderen Seite haben die lange Zeit überdurchschnittliche Dynamik der Kulturund Kreativwirtschaft und die damit verbundenen Nachfragepotenziale der Querschnittsbranche mit dazu beigetragen, die jeweiligen Innenstädte bzw. den Innenstadtrand zukunftsorientiert zu stärken. Innerstädtische Standorte wurden damit aufgewertet. Prozesse der Gentrifizierung sind angesichts der ökonomischen Rahmenbedingungen der Städte und des Immobilienmarktes bislang nicht erkennbar. Die Realisierung von Entwicklungsgebieten mit Wohn- und Freizeitfunktionen wie dem „Kreativkai“
oder dem von der Immobilienwirtschaft initiierten „Vulkan-Areal“ sind nachhaltige Beiträge und unterstützen die Initiativen im Sinne der Leipzig-Charta zur Europäischen
Stadt.
Die kurze Beschreibung und Analyse des Zusammenhangs von Stadtentwicklung und
Kultur- bzw. Kreativwirtschaft in den ausgewählten Beispielstädten des Landes macht
aber auch Folgendes deutlich: Bislang gibt es selbst in der Metropole Köln kein flächendeckendes integriertes Konzept, das ausgehend von den Säulen im Kultursektor
(Übersicht 7.2) die räumlichen Schwerpunkte der Kultur- bzw. Kreativwirtschaft einer
Stadt und deren spezifische Merkmale (z.B. hinsichtlich der Mietzahlungsfähigkeit der
Nutzergruppen der Kultur- und Kreativwirtschaft) beschreibt und das lokale Standortsystem mit den interdependenten Vernetzungszusammenhängen im Rahmen von
Wirtschaftsclustern darstellt (für Berlin ausführlich Krätke 2002, 138-175). Dazu zählen etwa die Interdependenzen zwischen Standorten der urbanen Raumpioniere und
geplanten Entwicklungsgebieten mit überwiegend im Markt etablierten Selbstständigen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft, wie dies in Münster zum einen das Hawerkamp-Gelände und zum anderen der „Kreativkai“ darstellen. Weitere
Interdependenzen bestehen zwischen öffentlichen bzw. zivilgesellschaftlich getragenen Angeboten und der Kulturwirtschaft (Arbeitsgemeinschaft Kulturwirtschaft NRW
1998, 117-149). Hierzu bedarf es zumindest auf gesamtstädtischer, besser noch auf
regionaler Ebene, am Governance-Modell orientierter, integrierter Konzepte und verwaltungsintern einer Steuerungsgruppe, wie sie in Köln kürzlich installiert worden ist.
Durch die damit verbundenen Synergieeffekte lässt sich gleichzeitig auch der öffentliche Mitteleinsatz optimieren.
ILS / STADTart
35
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
7
Arbeitshypothesen zu Raumtypen der Kultur- und
Kreativwirtschaft in den Kommunen des Landes
Die skizzierten Standortanforderungen der Selbstständigen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft machen deutlich, dass idealtypisch die meisten davon als
Standort Städte mit einer bestimmten Größe und Zentralität favorisieren. Dies spiegelt
sich in der räumlichen Verteilung der Selbstständigen und Unternehmen der Branche
in Deutschland nieder. So sind die räumlichen Schwerpunkte der Kultur- und Kreativwirtschaft bei unterschiedlichen Stärken in den jeweiligen Teilmärkten (z.B. in München in der Film- und TV-Wirtschaft und in Hamburg in der Werbewirtschaft, Übersicht
7.1) die elf von der deutschen Ministerkonferenz für Raumordnung definierten europä-
Übersicht 7.1:
Cluster der Kulturwirtschaft nach ihrem sektoralen Profil (2000)
Quelle: Krätke 2002, 201
36
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
ischen Metropolregionen. Zu den wenigen Ausnahmen dieser räumlichen Struktur
zählt beispielsweise das Mittelzentrum Gütersloh mit dem „global player“ Bertelsmann.
Die bundesdeutschen Metropolregionen sind wiederum eingebettet in eine weltweite
Hierarchie der Metropolen der Kultur- und Medienökonomie (Scott 1997, Krätke
2002). Die Gründe hierfür sind offensichtlich und liegen u.a. in den quantitativen und
qualitativen Nachfragebedingungen in diesen Räumen, zum einen seitens der Unternehmen, zum anderen hinsichtlich der Endverbraucher oder „Konsumenten“.
Wenige empirisch belegte Aussagen gibt es bislang jedoch zur Hierarchie der Städte
in Bezug auf die Kultur- und Kreativwirtschaft unterhalb der Schwelle der Metropolregionen. Als Arbeitsmodell bietet sich hierzu eine erste Strukturierung nach der „Zentrale-Orte-Theorie“ an, im Unterschied zum normativen, der Raumordnung als Leitvorstellung dienenden „Zentrale-Orte-Konzept“, das seit einigen Jahren sehr grundlegend
diskutiert wird (Blotevogel 2005). Die „Zentrale-Orte-Theorie“ ist ein raumwirtschaftlicher Ansatz zur Beschreibung und Erklärung der räumlichen Verteilung tertiärwirtschaftlicher Aktivitäten im Städtesystem. Angesichts der sehr ausgeprägten Dienstleistungsorientierung der Kultur- und Kreativwirtschaft (z.B. der Werbe- und Designwirtschaft, besucherorientierter Angebote wie Kino, Galerien, Privattheater, Musikclubs), bietet sich dieser Ansatz zu einer daran orientierten Hierarchisierung der Städte an.
7.1
Kultur- und Kreativwirtschaft in der Hierarchie der Städte
Unter Beachtung der Metropolendiskussion der letzten Jahre und einiger empirischer
Studienergebnisse zur Kultur- und Kreativwirtschaft in Mittelzentren (z.B. Moll 1998
zur Stadt Solingen, Ebert/van Ooy 2007 für Hamm und den Landkreis Unna, Sailer
2007 für die Stadt Offenbach), kann in Anlehnung an die „Zentrale-Orte-Theorie“ von
vier „räumlichen Hierarchieebenen der Kultur- und Kreativwirtschaft“ ausgegangen
werden. Idealtypisch sind dies:
Metropolregionen,
Oberzentren,
Mittelzentren,
Grundzentren.
Darauf bezogen stellt sich die Situation unter Berücksichtigung der heutigen arbeitsteiligen Struktur im Kultursektor zwischen Kultur- und Kreativwirtschaft als Teil der
Kreativen Ökonomie (Übersicht 7.2), der „kulturellen kreativen Klasse“ (bei Florida
2004 als „Bohemiens“ bezeichnet) und den öffentlich geförderten bzw. zivilgesellschaftlich getragenen Kultureinrichtungen wie folgt dar (Übersicht 7.3):
ILS / STADTart
37
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 7.2:
Kulturwirtschaft, Kreativwirtschaft sowie Kreative Ökonomien und
Kreative Orte bzw. Kreative Milieus
Kreativwirtschaft
Kreative Ökonomie
Literatur- und Buchmarkt,
Film- und Fernsehwirtschaft,
Kunstmarkt, Designwirtschaft
Musikwirtschaft, Architektur,
Theatermarkt, Werbung,
Software-Branchen
(jeweils ohne vor- und
nachgelagerte Branchen)
Literatur- und Buchmarkt,
Film- und Fernsehwirtschaft,
Kunstmarkt, Designwirtschaft
Musikwirtschaft, Architektur,
Theatermarkt, Werbung,
Software-Branchen,
Modewirtschaft, Spielwaren,
Forschung und Entwicklung
(jeweils ohne vor- und
nachgelagerte Branchen)
Kulturelle
Kreative
Klasse
Kulturwirtschaft
Kreative Milieus
Literatur- und Buchmarkt, Film- und Fernsehwirtschaft, Kunstmarkt, Designwirtschaft, Musikwirtschaft, Architektur, Theatermarkt, Werbung
(jeweils inklusive vor- und nachgelagerter
Branchen, z.B. Druckereien, Diskotheken)
Öffentlich
geförderte Kultur
Kreative Orte
Zivilgesellschaftliche,
kulturelle Initiativen
Bibliotheken, Orchester,
Opernhäuser, Kunstpreise,
Kunst- und Musikschulen,
geförderte Tanz-/Medienhäuser,
kulturelle Stadtteilarbeit etc.
Kunst-, Kultur-, Theatervereine,
Kulturstiftungen,
soziokulturelle Zentren etc.
Kultursektor
Quelle: STADTart 2007, nach Arbeitsgemeinschaft Kulturwirtschaft NRW 2007 (5. Kulturwirtschaftsbericht),
S. 6 und Howkins, John (2001): The Creative Economy - How people make money from ideas.
In den Metropolregionen sind alle vier Säulen des Kultursektors sehr ausgeprägt.
Die ansässige Kultur- und Kreativwirtschaft ist stark exportorientiert und es gibt
eine Vielzahl an öffentlich geförderten bzw. zivilgesellschaftlich getragenen Kultureinrichtungen, weshalb die Metropole auch für die „kulturelle kreative Klasse“
der Künstler/innen, Musiker/innen usw. als Standort besonders attraktiv ist.
Oberzentren unterscheiden sich von Metropolregionen vor allem hinsichtlich der
Bedeutung der „kulturellen kreativen Klasse“. In Oberzentren ohne eine internationale Reputation als lebenswerte Stadt ist deshalb deren Anteil deutlich geringer. Auch ist die hier ansässige Kultur- und Kreativwirtschaft (inter)national nicht
so wettbewerbsfähig.
38
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 7.3:
Säulen des Kultursektors und Stadtgröße: ein Strukturmodell
Metropolregion
Oberzentrum
Mittelzentrum
Grundzentrum
K
KK
Ö
I
KK = Kulturelle Kreative Klasse
Ö = Öffentlich geförderte Kultur
K = Kultur- und Kreativwirtschaft
I = Zivilgesellschaftliche, kulturelle Initiativen
Legende: Bedeutungsgrad der vier Säulen des Sektors
1
2
3
4
Quelle: Ebert 2007
Entsprechend dem geringeren Einzugsbereich der Mittelzentren sind alle Säulen
des Kultursektors in diesem zentralen Ort nicht mehr so stark entwickelt. Künstler/innen, Musiker/innen etc. der „kulturellen kreativen Klasse“ sind in solchen Städten zumeist auch seltener ansässig.
Grundzentren zeichnen sich im Kultursektor vor allem dadurch aus, dass zivilgesellschaftlich getragene Kulturangebote überwiegen. Alle anderen Säulen sind dagegen bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Buchdörfer) kaum ausgeprägt.
7.2
Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft: „Kreative
Räume“, ein Ansatz in der Stadtentwicklungsplanung
Ausgehend von dieser Städtehierarchie der Kultur- und Kreativwirtschaft benötigt die
Stadtentwicklungsplanung Informationen darüber, in welchen Gebieten der Stadt die
Selbstständigen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft überwiegend ihren Standort haben bzw. welche Räume von welchen Segmenten oder von welchen
Teilmärkten dieser Wirtschaftsbranche bevorzugt werden. So favorisieren beispielsweise am Markt etablierte Unternehmen oder publikumsbezogene Angebote der Kultur- und Kreativwirtschaft Standorte mit „guter Adresse“ oder Erreichbarkeit (z.B. Designbüros, Kinos, Musicalhäuser), wohingegen Existenzgründer/innen oder Mikrorunternehmen eher Gebiete mit mietpreisgünstigen Gewerbeimmobilien in einer urbanen
Umwelt präferieren (ausführlich Kapitel 5).
ILS / STADTart
39
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
In Verbindung mit den strukturellen Merkmalen der räumlichen Schwerpunkte der Kultur- und Kreativwirtschaft in einer Stadt (u.a. bedeutende öffentliche Kultureinrichtungen, Mietpreise für Gewerbeimmobilien), lassen sich Raumtypen, „kreative Räume“
der Kultur- und Kreativwirtschaft, identifizieren. Diese bieten aus handlungsorientierter
Perspektive der Stadtentwicklungsplanung einige Vorteile:
Sie gewährleisten einen unmittelbaren Bezug zu den unterschiedliche Adressaten
der Kultur- und Kreativwirtschaft. Dies sind auf der einen Seite die am Markt etablierten Selbstständigen bzw. Unternehmen der Branche und auf der anderen Seite
die Musiker/innen, Designer/innen etc. der „kulturellen kreative Klassen“, die vielfach prekären Lebensbedingungen ausgesetzt sind sowie die start- ups bzw. Mikrounternehmen.
Raumtypen sind erfahrungsgemäß eine gute Basis für raumbezogene integrierte
Entwicklungsansätze. Es können darauf zugeschnitten Leitbilder und Handlungskonzepte erarbeitet, bedeutsame Einzelprojekte konzipiert und für die Umsetzung
der jeweiligen Leitbilder geeignete Instrumente dargestellt werden.
Damit bietet sich gleichzeitig die Chance den Einsatz von Programmmitteln zu optimieren und vielfältige Initiativen zur Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft besser
zu koordinieren.
7.3
„Kreative Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft in der
Metropolregion Berlin/Brandenburg: Ansatz und Ergebnisse
Die Identifizierung der „kreativen Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft einer Stadt
erfolgte flächendeckend erstmalig für die Metropole Berlin (STADTart/Kunzmann/Culture Concepts 2007). Hintergrund hierfür war die wachsende Bedeutung der Kulturund Kreativwirtschaft in der Stadt, der sich verschärfende internationale Städtewettbewerb um die Potenziale dieser Branche und die Frage, welche Handlungsmöglichkeiten die Stadtentwicklungsplanung der Senatsverwaltung zur Stärkung der Kultur- und Kreativwirtschaft von Berlin hat.
Ausgangspunkt für die Identifizierung der „Kreativen Räume“ bildete die räumliche
Verteilung der Selbstständigen und Unternehmen der Kulturwirtschaft nach Postleitzahlbezirken auf der Basis vorliegender Studien (Krätke 2002, DIW, IHK 2004). Diese kommt zu dem Ergebnis, dass es wohl in nahezu allen Bezirken Berlins einen Basisbesatz an Unternehmen der Kulturwirtschaft gibt (Buchhandlungen, Musikgeschäfte, Druckereien etc.), jedoch in 43 von 192 dieser Bezirke ein überdurchschnittlicher Besatz an Unternehmen der Branche festzustellen ist. Des Weiteren
nimmt die Anzahl und die Dichte an Unternehmen der Kulturwirtschaft, mit wenigen
Ausnahmen, mit der Entfernung von den Citybezirken von innen nach außen ab.
40
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 7.4: Räumliche Schwerpunkte der Kultur- und Kreativwirtschaft in Berlin
nach Postleitzahlbezirken
Quelle: STADTart / Kunzmann / Culture Concepts 2007
Unterteilt nach den Citybereichen „Innere Stadt“ und „Äußere Stadt“, stellt sich die Situation unter Berücksichtigung der Teilmarktstrukturen der Kultur- und Kreativwirtschaft wie folgt dar (Übersicht 7.4):
In allen zehn Postleitzahlbezirken der beiden Citybereiche Berlins gibt es eine
vergleichsweise überdurchschnittliche Anzahl an Unternehmen der Kulturwirtschaft in mindestens vier Teilmärkten der Branche;
Im sonstigen Bereich der „Inneren Stadt“ der Metropolregion Berlins kommen in
28 Bezirken, dies entspricht in etwa der Hälfte der Fläche dieses Bereichs, die
überdurchschnittlich vertretenen Unternehmen zumeist aus mehreren Teilmärkten;
Darüber hinaus konzentrieren sich vergleichsweise etwas weniger Unternehmen
aus einem oder zwei Teilmärkten der Kulturwirtschaft an einigen ausgewählten
Standorten des inneren Randes der „Äußeren Stadt“.
ILS / STADTart
41
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Für die Identifizierung der Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Berlin wurde
auf folgende, für die Entwicklung der Branche und der Stadtentwicklungsplanung relevanten Kriterien zurückgegriffen (STADTart/Kunzmann/Culture Concepts 2007):
Die Struktur der Kulturwirtschaft und Branchenvernetzung gibt Hinweise auf die
Betriebsgrößenstruktur und damit auf die Wettbewerbsfähigkeit;
Die Bebauungsstruktur, also die vorherrschende Bebauung bzw. die Art der Nutzungen eines Gebiets, ist der Indikator für die Aneignungsmöglichkeiten durch
Selbstständige und Unternehmen der Kulturwirtschaft;
Die Bevölkerungsstruktur, also Altersstruktur, Höhe des Einkommens, Bildungsgrad und Bevölkerungsdichte, modifiziert die räumlichen Entwicklungsbedingungen;
Der örtliche Immobilienmarkt weist auf das lokale Preisniveau von Gewerbeflächen und auf Leerstände hin, und er gibt Auskunft über die Entwicklungschancen
eines Gebiets, sowie den Grad der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen der
Kulturwirtschaft;
Das Quartiersimage zeigt die Entwicklungsmöglichkeiten eines Quartiers auf;
Die Ankernutzer der Kultur und Kulturwirtschaft, also die großen öffentlichen und
renommierten erwerbswirtschaftlichen Kultureinrichtungen oder kulturrelevanten
Ausbildungseinrichtungen, sind attraktive Magneten der kleinräumigen Gebietsentwicklung;
Tourismusziele schließlich sind für endverbraucherbezogene Unternehmen der
Kulturwirtschaft wie Bars, Diskotheken, Privattheater oder Kunstgalerien besonders günstig.
Mit Hilfe dieser Indikatoren ergeben sich für Berlin sieben Raumtypen der Kulturwirtschaft mit jeweils spezifischen Handlungserfordernissen (Übersicht 7.5):
Flaniermeilen, Entertainmentquartiere und Standorte von überregional bedeutsamen Unternehmen der Kulturwirtschaft (Raumtyp 1);
Touristische Szenequartiere mit kleinteiligen Produktions- und Dienstleistungsunternehmen der Kulturwirtschaft (Raumtyp 2);
(multi-)ethnisch geprägte Szenequartiere mit kleinteiligen Produktions- und
Dienstleistungsunternehmen der Kulturwirtschaft (Raumtyp 3);
Lokale Ausstrahlungsräume von Kunst-, Musik-, Design-, Film/Medien- und Technik-Hochschulen (Raumtyp 4);
Gebiete etablierter Produktions- und Dienstleistungsunternehmen der Kulturwirtschaft (Raumtyp 5);
42
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 7.5:
Räumliche Verteilung der Raumtypen von „Kunst, Kultur und Co.“
in Berlin, einschließlich Potsdam und deren Handlungserfordernisse
Quelle: STADTart / Kunzmann / Culture Concepts 2007
ILS / STADTart
43
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Gewachsene und ausgewiesene Gewerbegebiete für TV, Medien und IT (Raumtyp 6);
Eroberungsräume der Kulturwirtschaft (Raumtyp 7).
Berücksichtigt wurden bei diesen Raumtypen noch weitere Faktoren. Insbesondere
zählten dazu die temporäre Nutzung von einzelnen Orten in der Stadt, die räumliche
Verteilung der Ateliers von Künstlern und Künstlerinnen sowie bedeutende, in letzter
Zeit realisierte bzw. vor der Umsetzung stehende Projekte (wie etwa die neue Zentrale
von MTV am Osthafen, die Arena am Spreeareal oder das Entwicklungsgebiet Oberschöneweide): Die Diskussion um die „kreativen Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft in Berlin hat gezeigt, dass in Metropolregionen vermutlich noch weitere,
jedoch eher kleinräumigere Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft vorhanden
sind bzw. sich in den kommenden Jahren entwickeln können. Beispiele sind hierfür:
Urban Entertainment Center (z.B. in der Metropolregion Stuttgart) mit etablierten
großflächigen besucherbezogenen Angeboten wie Multiplexkino, Musicaltheater;
Eroberungs- und Erprobungsräume in ehemaligen „Plattenbausiedlungen“;
Stadtteilzentren mit besucherbezogenen Angeboten und kleinteiligen Produktionsund Dienstleistungsunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft oder
ein kleinteiliger Kranz von Künstler/innen etc. des „kreativen Kerns“ der Kulturund Kreativwirtschaft im suburbanen Raum.
Einflussfaktoren sind beispielsweise bei den Stadtteilzentren der Einzugs- bzw. Versorgungsbereich und die Bevölkerungsstruktur. Ein anderer, nicht unwesentlicher Faktor bezieht sich auf die sich verändernden Standortanforderungen auf Seiten des
„kreativen Kerns“ der Kultur- und Kreativwirtschaft. So orientieren sich seit Jahren viele Kleinunternehmen bei ihren Standortpräferenzen an Urbanitätsvorstellungen der
Nutzungsmischung und der Vielfalt von Kulturangeboten (Kapitel 5). Wie das Beispiel
des ORWO-Hauses als Musikzentrum in einer ehemaligen Plattenbausiedlung in Berlin zeigt, kann sich dies bei einer „kritischen Masse“ handlungswilliger Akteure und
geeigneten sowie verfügbaren Leerständen aber auch anders darstellen.
7.4
Modelle zu den Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft
im Städtesystem des Landes NRW
Das Arbeitsmodell zu den „Zentralen-Orten“ der Kultur- und Kreativwirtschaft (Kapitel
7.2) sieht als idealtypische Strukturierung von den konkreten räumlichen Bedingungen
der Städte ab. In Nordrhein-Westfalen weisen jedoch einige Städte Entwicklungsbesonderheiten auf, die bei der Identifizierung von Raumtypen der Kulturwirtschaft für
44
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
die Stadtentwicklungsplanung zu berücksichtigen sind. Eine der Besonderheiten ist,
dass die Metropolregion RheinRuhr im Vergleich zu den meisten anderen Metropolregionen in Deutschland stärker polyzentrisch strukturiert ist, also kein „echtes“
Zentrum wie zum Beispiel die Metropole Frankfurt für RheinMain aufweist. Eine zweite
Besonderheit des Landes sind die Vielzahl der ehemals von der Montanindustrie geprägten Städte im Ruhrgebiet. Diese weisen u.a. aufgrund ehemals großindustrieller
Strukturen oder auch einer bis vor kurzem noch wenig ausdifferenzierten Nachfrage
nach Produkten und Dienstleistungen der Kultur- und Kreativwirtschaft, bis heute
nachwirkende spezifische Entwicklungsbedingungen auf.
Unter Berücksichtigung dieser Besonderheiten ist für Nordrhein-Westfalen eine Modifizierung der oben vorgestellten idealtypischen Städtehierarchie der Kultur- und Kreativwirtschaft angebracht. In Anlehnung an die siedlungsstrukturellen Gemeindetypen des
Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung und zugeschnitten auf NordrheinWestfalen, bietet sich eine Städtehierarchisierung mit folgenden vier Ebenen an (Mielke/Schulze 2006, 12):
Metropol- bzw. Großstädte,
Großstädte mit altindustriellem Hintergrund,
Städte mit bedeutenden Aus- und Weiterbildungseinrichtungen und andere Städte,
Grundzentren.
Bei diesem modifizierten Modell ist darüber hinaus zu beachten, dass im Verdichtungsraum RheinRuhr ein städteübergreifendes Cluster der Kultur- und Kreativwirtschaft besteht (Übersicht 7.6 und Kapitel 6). Dies beeinflusst die Entwicklungsbedingungen und -möglichkeiten der Querschnittsbranche und damit die Ausbildung von
„kreativen Räumen“ in den einzelnen Großstädten bzw. in den kleineren Städten der
Agglomeration.
Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Metropol- bzw. Großstädten
Für die Metropol- bzw. Großstädte Köln und Düsseldorf kann bei vergleichbaren Rahmenbedingungen der Kultur- und Kreativwirtschaft wie in Berlin (z.B. positives Stadtimage, Attraktivität als Tourismusziel) vermutlich von einer ähnlichen räumlichen
Schwerpunktbildung der Kultur- und Kreativwirtschaft ausgegangen werden (für Köln
unter Bezug auf die Medien- und IT-Wirtschaft, Übersicht 7.7; ausschließlich für die
Film- und TV-Wirtschaft und unter Berücksichtigung des Umlandes, Mossig 2004).
Damit verbunden ist eine weitgehende Adaption der sieben für die Metropole Berlin
identifizierten Raumtypen (Übersicht 7.6). Bei einer geringeren Einwohnerzahl sowie
anderen räumlichen Bedingungen, wozu vor allem weniger mietpreisgünstige Gewerbeflächen zählen, ist jedoch von einer geringeren Anzahl an Raumtypen auszugehen.
ILS / STADTart
45
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 7.6:
Clusterraum Kultur- und Kreativwirtschaft in Nordrhein-Westfalen
Quelle: Arbeitsgemeinschaft Kulturwirtschaft NRW 2007
In den wenigen Metropol- bzw. Großstädten des Landes ist daher vermutlich von folgenden fünf Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft auszugehen:
Touristische Flanier- bzw. Entertainmentgebiete und Standorte (inter)national wettbewerbsfähiger Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft;
Touristische Szenequartiere mit etablierten kleinteiligen Produktions- und Dienstleistungsunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft;
Multiethnisch geprägte Szenequartiere mit kleinteiligen Produktions- und Dienstleistungsunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft;
Gewachsene bzw. ausgewiesene Gewerbegebiete für TV, Film, Medien und IT;
Eroberungs- und Erprobungsquartiere der Kultur- und Kreativwirtschaft.
46
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 7.7 :
Räumliche Verteilung der Medien- und IT-Unternehmen in Köln
(Stand 2001)
Quelle: Stadt Köln, Amt für Stadtentwicklung und Statistik
Im Vergleich zu den in der Metropolregion Berlin/Brandenburg identifizierten Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft, dürften die Raumtypen auf dieser Ebene der
Zentralen Orte darüber hinaus zumeist kleinräumiger dimensioniert sein, und es lassen sich vermutlich auch keine weiteren kleinräumigen Ansätze beispielsweise in
Großwohnsiedlungen feststellen.
Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Großstädten mit altindustriellem Hintergrund
In den Großstädten mit altindustriellem Hintergrund wie Dortmund oder Essen, die
aufgrund ihrer Stadt- und Wirtschaftsgeschichte, der Lage im Raum (vor allem als
Teilgebiet eines großen Verdichtungsraumes), einer stark ausgeprägten multizen-
ILS / STADTart
47
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
trischen Stadtstruktur und eines weniger ausgeprägten touristischen Profils andere
Entwicklungsbedingungen hinsichtlich der Kultur- und Kreativwirtschaft aufweisen,
stellt sich die Situation dagegen deutlich anders dar.
Wohl weist die räumliche Verteilung der Selbstständigen und Unternehmen dieser
Wirtschaftsbranche in der Stadt auch eine Glockenform auf, d.h. sie konzentrieren
sich auf das Stadtzentrum und die angrenzenden Innenstadtrandgebiete (für Dortmund
Übersicht 7.8), doch lassen sich weniger eindeutig von einander unterscheidbare
Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft feststellen. So sind die Übergänge zwischen dem Stadtzentrum mit besucherbezogenen Anbietern der Kultur- und Kreativwirtschaft mit Galerien, Kinos, Diskotheken oder dem dazu zählenden Einzelhandel
und den unmittelbar angrenzenden Innenstadtrandgebieten vielfach fließend.
Übersicht 7.8:
Räumliche Verteilung der Kultur- und Kreativwirtschaft in Dortmund*
14
8
15
13
75
7
81
3
33
20
94
21
34
79
48
20
18
37
44
42
34
9
39
30
28
37
24
* Grundgesamtheit aller erfassten Selbstständigen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft in
Dortmund
Quelle: STADTart 2007, eigene Erhebung, erfasste Anzahl: 907 Selbstständige und Unternehmen
48
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 7.9:
Räumliche Verteilung der „Kreativen“ in ausgewählten Segmenten
der Kultur- und Kreativwirtschaft in Essen (Stand 2007)
Quelle: Stadt Essen, Essens Kreative Klasse 2007
In diesen Städten ist von folgenden Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft auszugehen:
Stadtzentren mit besucher- und entertainmentbezogenen Anbietern und eher am
Markt etablierten Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft (z.B. Galerien,
Kinos, Diskotheken, Werbe- und Architekturbüros);
multiethnisch geprägte Innenstadtquartiere mit kleinteiligen Produktions- und
Dienstleistungsunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft;
Innenstadtquartiere bzw. Geschäftsstraßen mit „guter Adresse“ für etablierte kleinteilige Produktions- und Dienstleistungsunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft (z.B. in Essen an der Rüttenscheider Straße);
ILS / STADTart
49
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
punktuell besondere Entwicklungsgebiete mit Schwerpunkt Kultur- und Kreativwirtschaft wie zum Beispiel die Zeche Zollverein in Essen oder aufgrund von spinoff-Effekten der Standort der Folkwang-Hochschule (Übersicht 7.9) .
Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Städten mit bedeutenden Aus- und
Weiterbildungseinrichtungen und andere Städte
Städte unterhalb der Schwelle zur Großstadt weisen nicht nur aufgrund einer großen
Bandbreite von 80.000 bis 300.000 Einwohner/innen sehr unterschiedliche Entwicklungsbedingungen für die Kultur- und Kreativwirtschaft auf. Weitere Einflussfaktoren
sind vor allem die Lage dieser Städte im Raum und damit die Größe des Einzugsbereichs (als Singulärstadt oder als Teil eines Verdichtungsraumes), die touristische
Attraktivität bzw. das Stadtimage.
Grundlegende strukturelle Entwicklungsunterschiede gibt es bei diesen Städten insbesondere zwischen jenen mit und ohne bedeutende Aus- und Weiterbildungseinrichtungen – sieht man von der Ausnahme der „company town“ Gütersloh mit der Bertelsmann AG einmal ab, einem global player der Kultur- und Kreativwirtschaft. So
kann in Universitätsstädten wie beispielsweise der Stadt Münster, bedingt etwa auch
in den Städten Bielefeld oder Paderborn, zum einen von einer stärker ausdifferenzierten lokalen Nachfrage nach Produkten und Dienstleistungen der Querschnittsbranche ausgegangen werden. Zum anderen haben kulturwirtschaftlich relevante Ausbildungseinrichtungen wie beispielsweise Kunst- und Musikhochschulen oder Architekturstudiengänge darüber hinaus zumeist profilbildende spin-off-Effekte für die Branche zur Folge.
Diese grundlegenden Entwicklungsunterschiede zwischen Städten mit bedeutenden
Aus- und Weiterbildungseinrichtungen und anderen Städten schlagen sich in der Herausbildung von „Kreativen Räumen“ der Kultur- und Kreativwirtschaft nieder. Angesichts
der absolut geringeren Anzahl an Selbstständigen und Unternehmen lässt sich auch nur
eine weniger ausgeprägte gebietsbezogene Schwerpunktbildung der Kultur- und Kreativwirtschaft feststellen. Für Städte mit größeren Aus- und Weiterbildungseinrichtungen kann von drei Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft ausgegangen werden:
dem Stadtzentrum, einschließlich den Innenstadtrandgebieten, mit kleinteiligen
Produktions- und Dienstleistungsunternehmen sowie besucherbezogenen Angeboten der Kultur- und Kreativwirtschaft;
planerisch entwickelte innenstadtnahe Kultur- und Freizeitviertel (z.B. Kreativkai
Münster) für den „kreativen Kern“ mit besucherbezogenen Angeboten der Kulturund Kreativwirtschaft (z.B. Multiplexkino);
punktuelle, innenstadtnah gelegene Eroberungs- und Erprobungsräume, überwiegend in ehemaligen Gewerbegebieten.
50
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
In Städten ohne Aus- und Weiterbildungseinrichtungen konzentrieren sich die vorwiegend für den lokalen und regionalen Markt tätigen Selbstständigen und Unternehmen
der Kultur- und Kreativwirtschaft im Stadtzentrum und in den Innenstadtrandgebieten
(Übersicht 7.10). In manchen Städten haben sich sehr kleinräumig und mit anderen
Nutzungen kombiniert, Schwerpunkte der Kultur- und Kreativwirtschaft herausgebildet.
Dies kann im Rahmen der Immobilienentwicklung erfolgt sein, wie der Nutzungsmix
des ehemaligen „Walzwerks“ in Pulheim zeigt (u.a. mit Puppentheater, Eventhalle,
Design-Outlet). Die ehemalige Lindenbrauerei Unna mit dem Schwerpunkt bei besucherbezogenen Angeboten (mit Kino, dem Museum für Lichtkunst, VHS, Stadtbibliothek) ist ein Beispiel für ein kleinräumiges Planungskonzept mit einem überregional
bekannten kulturellen Ankerpunkt.
Übersicht 7.10:
Exemplarische räumliche Verteilung von Selbstständigen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Unna (Stand: 2007)
Quelle: Stadt Unna nach STADTart 2007, exemplarisch für 21 Selbstständige und Unternehmen der Kulturund Kreativwirtschaft
ILS / STADTart
51
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Grundzentren
Angesichts der Größe der Grundzentren und deren lokalen Nachfragepotenzialen, gibt
es in diesen Städten keine intrakommunale Ausdifferenzierung bei den Raumtypen
der Kultur- und Kreativwirtschaft. Wie jedoch einige Umnutzungen von Gebäuden in
solchen Städten in Verbindung mit Kultur- und Kreativwirtschaft zeigen (z.B. die ehemalige Vogelsmühle in Radevormwald), können sich die lokalen Potenziale der Branche auf die eine oder andere attraktive Immobilie konzentrieren. Darüber hinaus zeigen Kommunen wie die Bücherstadt Langenberg im Stadtgebiet von Velbert in Nordrhein-Westfalen oder das erste Buchdorf in Deutschland, die Gemeinde MühlbeckFriedersdorf in Sachsen-Anhalt, sowie einzelne Künstler- und Varietédörfer (z.B. Kirrwieler bei Strassburg), dass manche Grundzentren sich in kleineren Angebotssegmenten zu hochspezialisierten Kleinzentren der Kultur- und Kreativwirtschaft entwickeln können.
Bislang bekannt sind solche thematischen Spezialisierungen in Grundzentren hinsichtlich des Einzelhandels im Literatur- und Buchmarkt, bezogen auf den „Kreativen Kern“
der Künstler/innen und den besucherbezogenen Veranstaltungsmarkt der Kultur- und
Kreativwirtschaft. Im Grundsatz sind weitere thematische Spezialisierungen der Kultur- und Kreativwirtschaft in Grundzentren denkbar (z.B. im Musikbereich).
Die Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft in den Kommunen des Landes als
Netzwerk
Die in der Hierarchie der Städte identifizierten „kreativen Räume“ der Kultur- und
Kreativwirtschaft in Nordrhein-Westfalen stehen nicht isoliert nebeneinander. Vielmehr
sind sie über Geschäfts- und Kommunikationsbeziehungen zwischen den Selbstständigen bzw. Unternehmen an Standorten in diesen Räumen, insbesondere jedoch über
kulturelle Austauschprozesse miteinander verbunden oder „vernetzt“ – ähnlich wie das
System der globalen Städte der Kulturproduktion (Krätke 2002, 202ff.). Von zentraler
entwicklungsstrategischer Bedeutung für Nordrhein-Westfalen sind dabei die Metropol- und Großstädte mit den etablierten Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft, die eher (inter)national ausgerichtet sind, und den eher lokal verankerten Unternehmen. Diese Städte und deren Raumtypen sind wichtige Knoten für europaweite
und globale Diffusionsprozesse im gesamten Kultursektor und damit für die Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft in den Städten des Landes.
52
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
8
Schlussfolgerungen und Darstellung der weiteren
Vorgehensweise
Die Kreativen Ökonomien sind im Kontext der zunehmenden Bedeutung von Wissen
als Produktionsfaktor ein wichtiges Handlungsfeld der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen (Rüttgers 2007). Angesichts dessen hat sie sich zur Aufgabe gestellt,
die Rahmenbedingungen für die Querschnittsbranche zu verbessern und deren Potenziale für die zukunftsorientierte Entwicklung der Städte des Landes zu nutzen.
Eine differenzierte Betrachtung der Kreativen Ökonomien offenbart, dass sich diese
Querschnittsbranche aus Branchen mit teilweise unterschiedlichen Standortanforderungen zusammensetzt. Solche Rückschlüsse legen entsprechende Studien nahe und betreffen vor allem die divergierenden Standortanforderungen der Kultur- bzw. Kreativwirtschaft und der wissensbezogenen Branchen mit dem Schwerpunkt Forschung und
Entwicklung (Landeshauptstadt München 2007, 14). Was die Wechselwirkungen zwischen beiden betrifft, so spricht einiges dafür, dass letztere Branche stärker von der Kultur- und Kreativwirtschaft abhängt als umgekehrt. Verbunden mit den spezifischen Standortanforderungen der jeweiligen Branchenkomplexe ist eine sich unterscheidende
räumliche Verteilung. Ein Indikator hierfür ist die bevorzugte Wohnlage. Die überwiegend selbstständig tätigen „Hochkreativen“ bevorzugen zu zwei Drittel das Stadtzentrum bzw. Innenstadtrandlagen, im Unterschied zu hochqualifizierten Wissenschaftler/innen, die als Beschäftigte eher am Stadtrand wohnen wollen (a.a.O. 39). Damit
ergeben sich auch andere Standortstrukturen hinsichtlich der „Kreativen Räume“ in
der Stadt, mit jeweils spezifischen Handlungserfordernissen und -möglichkeiten.
Was die Kultur- und Kreativwirtschaft betrifft, neben IKT und Medien ein Handlungsfeld des Leitmarktes „Wissensintensive Produktion und Dienstleistung“ der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, so ermöglicht die Auswertung von Studien zur Kultur- und Kreativwirtschaft in einigen Städten des Landes erstmalig valide Thesen zu
einer Typisierung der Räume der Kultur- und Kreativwirtschaft, einem speziellen Typus von „Kreativen Räumen“ im Städtesystem des Landes (Übersicht 8.1). Dabei zeigt
sich, zugeschnitten auf diese Rahmenbedingungen, dass die Anzahl der Raumtypen
der Kultur- und Kreativwirtschaft als Teil des Dienstleistungssektors vor allem je nach
lokaler bzw. regionaler Nachfrage variiert, d.h. je nach Einwohnerzahl einer Stadt und
deren Einzugsbereich bzw. Zentralität. Modifizierend wirken hierbei die unterschiedlichen pfadabhängigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der jeweiligen Kommunen, das Vorhandensein spezifischer Aus- und Weiterbildungseinrichtungen und die
Lage der Städte im Raum. Dies macht sich in Nordrhein-Westfalen zum Beispiel bei
Großstädten mit einem altindustriellen Hintergrund bemerkbar. Ganz anders stellt sich
das Standortsystem der „Kreativen Räume“ unter Wachstumsbedingungen wie etwa
in München bzw. unter Transformationsbedingungen in ostdeutschen Städten dar.
ILS / STADTart
53
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 8.1 :
Synopse der möglichen Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft in NordrheinWestfalen im Kontext der Städtehierarchie
Raumtypen
Metropol- bzw.
Großstädte
Großstädte mit
altindustriellem
Hintergrund
Städte
mit
Aus- und Weiterbildungseinrichtungen
ohne
Aus- und Weiterbildungseinrichtungen
Konzentration auf
Stadtzentren und Innenstadtrandgebiete,
zum Teil mit kleinräumigen Schwerpunkten
Touristische Flanierbzw. Entertainmentgebiete und Standorte
(inter)national wettbewerbsfähiger Unternehmen der Kulturund Kreativwirtschaft
Stadtzentren mit besucher- und entertainmentbezogenen
Anbietern der Kulturund Kreativwirtschaft
(z.B. Galerien, Kino,
Diskotheken)
Stadtzentren, einschließlich Innenstadtrandgebieten, mit
kleinteiligen Produktions- und Dienstleistungsunternehmen
sowie besucherbezogenen Angeboten der
Kultur- und Kreativwirtschaft
Touristische Szenequartiere mit etablierten kleinteiligen Produktions- und Dienstleistungsunternehmen
der Kultur- und Kreativwirtschaft
Multiethnisch geprägte Innenstadtquartiere
mit kleinteiligen Produktions- und Dienstleistungsunternehmen
der Kultur- und Kreativwirtschaft
Planerisch entwickelte
innenstadtnahe Kultur- und Freizeitviertel
(z.B. Kreativkai Münster) für den „kreativen
Kern“ und mit besucherbezogenen Angeboten der Kulturund Kreativwirtschaft
(z.B. Multiplexkino)
Multiethnisch geprägte Szenequartiere mit
kleinteiligen Produktions- und Dienstleistungsunternehmen
der Kultur- und Kreativwirtschaft
Innenstadtquartiere
bzw. Geschäftsstraßen mit „guter Adresse“ für etablierte kleinteilige Produktionsund Dienstleistungsunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft (z.B. in Essen
an der Rüttenscheider
Straße)
Punktuell Eroberungsund Erprobungsräume
der Kultur- und Kreativwirtschaft
Gewachsene bzw.
ausgewiesene Gewerbegebiete für TV,
Film, Medien und IT
Punktuell besondere
Entwicklungsgebiete
mit Schwerpunkt
Kultur- und Kreativwirtschaft (z.B. Zeche
Zollverein in Essen
oder aufgrund von
spin-off-Effekten der
Standort der Folkwang-Hochschule)
Eroberungs- und Erprobungsquartiere der
Kultur- und Kreativwirtschaft
Punktuell Eroberungsund Erprobungsräume
der Kultur- und Kreativwirtschaft
Grundzentren
Vereinzelt Spezialisierungen in Segmenten
der Kultur- und Kreativwirtschaft (z.B. als
Buch- oder Varietédorf)
Quelle: STADTart 2007
54
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Die Herausbildung dieser Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft steht auch im
Zusammenhang mit zahlreichen Initiativen und Maßnahmen der Stadtentwicklungsplanung und der Unterstützung durch Förderprogramme der EU, des Bundes und des
Landes in den letzten drei Jahrzehnten der Stadterneuerung. Dies betrifft u.a.:
die großflächige Transformation innerstädtischer Brachen im Rahmen von Entwicklungskonzepten (z.B. MediaPark Köln);
großflächige Entwicklungskonzepte für Brachflächen im Bestand (z.B. Medienhafen Düsseldorf, Kreativkai Münster);
kleinräumige Konzepte im Rahmen des Quartiersmanagements (z.B. in der Dortmunder Nordstadt);
die Umnutzung geeigneter Gebäude (z.B. Künstlerhaus und „Depot“ in Dortmund
oder die Existenzgründungszentren in Bochum und in Köln).
Gebiete wie Hamburg-Ottensen oder auch das „Bermuda3eck“ in Bochum zeigen aber auch, dass sich die Entstehung und Entwicklung „kreativer Räume“ der Kulturund Kreativwirtschaft nicht ausschließlich auf planerische Initiativen und steuernde
Eingriffe zurückführen lässt. Der entscheidende Faktor ist in diesen Fällen die hohe
Eigenmotivation und die ausgeprägte Handlungsbereitschaft vieler Selbstständiger
und Kleinunternehmen der Querschnittsbranche.
Vor dem Hintergrund der skizzierten Initiativen und Maßnahmen in einigen ausgewählten Beispielstädten des Landes zur Kultur- und Kreativwirtschaft, der Erfahrungen
mit Strategien im Ausland, der identifizierten Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft im Städtesystem des Landes und der Standortanforderungen der Selbstständigen bzw. Unternehmen der Querschnittsbranche, ergeben sich für eine Stadtentwicklungspolitik zur Förderung der „kreativen Räume“ in Nordrhein-Westfalen folgende
Schlussfolgerungen:
Benötigt wird ein flächendeckendes kommunales, besser noch regionales Standort-Screening der „Kreativen Räume“
Angesichts der variierenden Standortanforderungen der Selbstständigen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft gibt es in den Städten unterschiedliche Varianten an „Kreativen Räumen“. Je größer eine Stadt, desto größer ist die
Vielfalt an Raumtypen dieser Querschnittsbranche. Sie bilden in den Metropolund Großstädten durch kulturelle und wirtschaftliche Austauschprozesse ein zusammenhängendes Netz, das es in der Stadtentwicklungsplanung und der Wirtschaftsförderung noch stärker als bisher zu berücksichtigen gilt. Zur Identifizierung
der „Kreativen Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft bedarf es vielerorts jedoch noch eines kommunalen, besser regionalen Standort-Screenings der Selbstständigen und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft und gegebenenfalls
auch der Standortdynamik.
ILS / STADTart
55
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Nicht alle Gebiete einer Stadt können „Kreative Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft sein
Die Selbstständigen bzw. Unternehmen der Querschnittsbranche sind keine beliebig einsetzbare Verfügungsmasse bei der Bewältigung anstehender Aufgaben
der Stadtentwicklungsplanung. Unter Berücksichtigung der Standortanforderungen der Kultur- und Kreativwirtschaft bieten sich deren Potenziale insbesondere
bei der Innenstadtentwicklung, bei der Entwicklung von Stadtteilzentren, im Rahmen des Quartiersmanagements, der Gewerbeflächenplanung, der Brachflächenentwicklung und bei der Standortplanung etwa von relevanten Hochschuleinrichtungen an (Übersicht 8.2). Dies trifft in dieser Breite jedoch nur für Metropol- und
Großstädte zu, auch mit altindustriellem Hintergrund. Bei kleineren Städten nimmt
diese Bandbreite entsprechend der geringeren Ausdifferenzierung der Stadt und
der weniger entwickelten Potenziale der Querschnittsbranche ab.
Übersicht 8.2:
Die Bedeutung „kreativer Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft
für Handlungsfelder der Stadtentwicklungsplanung im Rahmen der
Städtehierarchie:
Handlungsfelder der
Stadtentwicklungspolitik
Metropolbzw.
Großstädte
Großstädte
mit altindustriellem
Hintergrund
Innenstadtentwicklung
(u.a. ISG Leerstands-/
Geschäftsstraßenmanagement
x
x
Entwicklung von
Stadtteilzentren (u.a.
Leerstands-/ Geschäftsstraßenmanagement
x
x
Quartiersmanagement
im Rahmen der „Sozialen Stadt“
x
Gewerbeflächenplanung
x
Brachflächenentwicklung
x
x
(großflächig)
(großflächig)
x
x
x
-
Standortplanung
(u.a. Hochschulen)
Städte
Grundzentren
mit Aus- und
Weiterbildungseinrichtungen
ohne Aus- und
Weiterbildungseinrichtungen
x
x
Ortsentwicklung-
x
x
-
-
x
-
-
-
x
x
(kleinteilig)
(kleinteilig)
-
Quelle: STADTart 2007
56
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
„Kreative Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft sind nur teilweise planbar, sie
sind jedoch zumeist entwickelbar
Die Planbarkeit der „Kreativen Räume“ ist am ehesten bei weitgehend im Markt
etablierten Selbstständigen und Unternehmen gegeben. Positiv korrespondiert
damit die Offenheit dieser Nutzergruppe für Stadtentwicklungsprojekte. Die geringste Planbarkeit weisen „Eroberungs- und Erprobungsräume“ auf, da dieser
Raumtyp entscheidend von der Akzeptanz bei Künstler/innen, Existenzgründer/innen und Mikrounternehmen abhängt. Einzige Bedingung ist deren fehlende
ökonomische Verwertung und Verfügbarkeit. Ansonsten werden diese Räume von
den Akteuren „gemacht“, oftmals nur temporär, beeinflusst von sich teilweise
schnell verändernden kulturellen Strömungen etwa in der Kunst oder der Musik.
Sich im Laufe der Zeit zunehmend etablierende „Eroberungs- und Erprobungsräume“ bieten nachhaltige Entwicklungsmöglichkeiten und eröffnen der Stadtentwicklungsplanung zusätzliche Handlungsoptionen.
Strategisch sollte die Entwicklung der „Kreativen Räume“ einer Stadt sowohl topdown Elemente aufweisen als auch Initiativen „von unten“ ermöglichen bzw. absichern
Für die weitgehend im Markt etablierten Selbstständigen und Unternehmen der
Kultur- und Kreativwirtschaft bieten sich entweder von der Stadtentwicklungsplanung oder von der Immobilienwirtschaft initiierte städtebauliche Projekte an. Diese
sollten adressbildend sein, auf diese Klientel zugeschnittene Wohnformen ermöglichen und eine breite Nutzungsmischung aufweisen. Den vielfach prekären Lebensbedingungen ausgesetzten urbanen „Raumpionieren“ ist ebenso wie kulturellen Initiativen parallel dazu der Zugang zu preisgünstigen Erprobungsräumen zu
ermöglichen. Wenn solche bereits bestehen, sind diese auf Zeit oder längerfristig
zu sichern. Hierfür geeignete Instrumente sind u.a. temporäre Nutzungskonzepte,
die zumindest für eine Dauer von mehreren Jahren eine vertraglich abgesicherte
Nutzung ermöglichen (Lange 2007, Dransfeld/Lehmann 2008) und damit gleichzeitig die notwendige Selbstorganisation unterstützen. Wie Beispiele etwa in Bremen oder Augsburg zeigen, ist dies machbar. Möglichkeiten der dauerhaften Sicherung preisgünstiger Erprobungsräume bieten u.a. auch die Gründung von Stiftungen oder die Überführung temporärer Nutzungen in integrierte Infrastrukturmaßnahmen nach dem Modell des Landesprogramms „Initiative ergreifen“. In allen diesen Fällen ist auch die Immobilienwirtschaft gefordert.
Es werden gesamtstädtische, integrierte Entwicklungskonzepte und raumtypenspezifische Handlungskonzepte der Kultur- und Kreativwirtschaft benötigt
Angesichts der Interdependenzen innerhalb des Kultursektors zwischen Kulturund Kreativwirtschaft als Wirtschaftsbranche und öffentlich geförderten bzw. zivilgesellschaftlich getragenen Kulturangeboten und den Verflechtungen mit Bildungs-, Arbeitsmarkt-, Sozial-, Wohn- und Integrationspolitik, empfiehlt sich ein
ILS / STADTart
57
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
multidimensional integriertes Entwicklungskonzept der Kultur- und Kreativwirtschaft. Es geht also um mehr als die bislang vielfach erfolgte Integration von Wirtschaftsförderung, Kulturförderung und Stadtentwicklungsplanung. Dieses Konzept
ist dann nach dem Motto „one does not fit all“ auf die unterschiedlichen „Kreativen
Räume“ in der Stadt, deren spezifische Rahmenbedingungen bzw. Anforderungen
zuzuschneiden. Dabei ist davon auszugehen, dass nicht bei allen Raumtypen jeweils alle kommunalen Politikfelder relevant sind. Damit variieren sowohl die
Inhalte als auch die zeitlichen Dimensionen eines Entwicklungskonzepts. So sind
Gewerbegebiete der Kultur- und Kreativwirtschaft nahezu ausschließlich ein
Handlungsfeld von Stadtentwicklungsplanung und Wirtschaftsförderung. Ganz
anders stellt sich die Situation etwa in multiethnisch geprägten Quartieren mit
kleinteiligen Produktions- und Dienstleistungsunternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft dar. Für diese „Kreativen Räume“ sind noch integrierte Konzepte zu
entwickeln, die in der multiethnischen Bevölkerung u.a. aufgrund sprachlicher und
kultureller Kompetenzen ein Potenzial zur Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft sehen (z.B. als Dienstleister und Teil der ethnischen Ökonomie). Damit eröffnen sich auch der Integrationspolitik neue Perspektiven.
Selbstverständlich treffen die Schlussfolgerungen für eine Stadtpolitik der „Kreativen
Räume“ nicht auf alle Städte in Nordrhein-Westfalen gleichermaßen zu. In dem skizzierten Umfang sind sie vor allem auf die Rahmenbedingungen von Großstädten zugeschnitten. Jedoch können einige der genannten Aspekte in modifizierter Form auch
auf Städte mit Aus- und Weiterbildungseinrichtungen und andere Städte übertragen
werden (ausführlich Übersicht 8.3). Darüber hinaus ist zu beachten, dass die Erarbeitung und Umsetzung integrierter Entwicklungskonzepte für „Kreative Räume“ mehr ist
als nur die Addition von Politikfeldern bzw. deren Instrumenten. Gefragt sind bei allen
Beteiligten vielmehr vernetztes Denken und ressortübergreifendes kreatives Handeln
(Ebert/Gnad 2007). Dabei ist darauf zu achten, dass – im Unterschied zu Strategien
für viele andere Wirtschaftsbranchen – bei der Kultur- und Kreativwirtschaft indirekte,
die Rahmenbedingungen beeinflussende Ansätze eine größere Rolle spielen. Hierzu
liegt nicht nur in den Städten im Ausland inzwischen eine breite Palette an erprobten
Maßnahmen vor.
Sollen die Handlungsmöglichkeiten der Städte zur Verbesserung der Entwicklungsbedingungen sowohl der Kultur- und Kreativwirtschaft als auch der Kreativen Ökonomien
durch „Kreative Räume“ seitens des Ministeriums weiter unterstützt werden, so bedarf
es darüber hinaus einiger ergänzender Schritte. Dazu zählen:
die zumindest exemplarische Überprüfung und weitere empirische „Unterfütterung“
der bislang identifizierten Raumtypen der Kultur- und Kreativwirtschaft im Städtesystem Nordrhein-Westfalens (z.B. durch Ergänzung mit Daten zur sozialen Situation, zum Mietpreisniveau, möglichen Eroberungs- und Erprobungsräumen);
58
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
Übersicht 8.3:
Metropolen bzw.
Großstädte
Vorschläge für die Stadtentwicklungsplanung im Rahmen der Städtehierarchie des Landes NRW zur Sicherung und Profilierung „Kreativer Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft in der Stadt
Erarbeitung eines wertschöpfungsorientierten, flächendeckenden Stadtentwicklungskonzepts der „Kreativen Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft (unter Berücksichtigung von Standorten im angrenzenden Umland) und raumtypischer
Rahmenkonzepte (u.a. Leitbild, Einzelprojekte; für touristisch geprägte „Kreative
Räume“ (Ebert 2007))
Monitoring der Kultur- und Kreativwirtschaft sowie Screening der temporär genutzten Standorte (u.a. Dauer der Akzeptanz, kulturelle Vielfalt)
In „Kreativen Räumen“ mit überdurchschnittlichem Anteil an Gruppen mit Migrationshintergrund Initiierung von Projekten zur Integration dieser Potenziale für die
Entwicklung der Kultur- und Kreativwirtschaft (u.a. im Rahmen von Bildungsmaßnahmen, Förderung der Existenzgründung)
Konzeption eines Atelierprogramms und Unterstützung der Immobilienwirtschaft
bei der Bereitstellung von Atelierräumen
In Verdachtsgebieten der Gentrifizierung Prüfung, ob das Instrument der Milieuschutzsatzung geeignet ist die „urbanen Pioniere“ der Kultur- und Kreativwirtschaft halten zu können
(ausführlich
STADTart, Kunzmann, Culture Concepts 2007, 37-49)
Entwicklung perspektivischer Initiativen zur Kultur- und Kreativwirtschaft mit Ausstrahlung nach innen wie nach außen, z.B. zum Thema „Kreative Stadtteilzentren“
Großstädte mit
altindustriellem
Hintergrund
Erarbeitung von städtebaulichen Projekten (u.a. mit hochwertigem Wohnen) in
der Innenstadt für am Markt etablierte Selbstständige und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft, eventuell auch seitens der Immobilienwirtschaft)
In Gebieten mit Quartiersmanagement Überprüfung inwieweit die Potenziale der
Kultur- und Kreativwirtschaft adäquat berücksichtigt worden sind
An sich etablierenden Standorten der temporären Nutzung durch die „urbanen
Pioniere“ Unterstützung durch behutsame Maßnahmen der Stadterneuerung (z.B.
attraktive Gestaltung des öffentlichen Raums)
Identifizierung potenziell geeigneter „Eroberungs- und Erprobungsräume“ auf
ehemaligen Industrie- und Gewerbeflächen (vor allem am Rand der Innenstädte)
in Kooperation mit der Immobilienwirtschaft und gegebenenfalls Erarbeitung attraktiver temporärer Nutzungskonzepte
Städte
mit Aus- und
Weiterbildungseinrichtungen
An herausragenden innenstadtnahen Standorten (z.B. an Kanälen) Entwicklung
von integrierten Städtebauprojekten mit öffentlich/zivilgesellschaftlich getragenen
Kultureinrichtungen, Raumangeboten sowohl für die „kulturelle kreative Klasse“
als auch für am Markt etablierte Selbstständige bzw. Unternehmen sowie publikumsbezogenen Angeboten der Kultur- und Kreativwirtschaft,
In Kooperation mit Aus- und Weiterbildungseinrichtungen Erarbeitung integrierter
Konzepte zur Nutzung der Potenziale (u.a. kleinteilige Gewerbeflächen)
Unterstützung von Initiativen bei der Suche nach „Eroberungs- und Erprobungsräumen“
Städte
ohne Aus- und
Weiterbildungseinrichtungen
Erarbeitung von Entwicklungskonzepten für eine 2. Generation an alltagstauglichen Kultur- und Freizeitvierteln im Stadtzentrum oder am Innenstadtrand (Ebert
2004), attraktive Gestaltung des öffentlichen Raums mit „Wohlfühlcharakter“ bei
besucherrelevanten Angeboten (z.B. Kino, Kleintheater)
Grundzentren
Identifizierung von Akteuren in publikumsbezogenen Segmenten der Kultur- und
Kreativwirtschaft (z.B. im Musikbereich z.B. Clubs, Einzelhandel, Musikinstrumentenbau, -handel, Musikschulen)
Identifizierung von Akteuren der lokalen Immobilienwirtschaft zur attraktiven Umnutzung von Gebäuden für kulturelle Initiativen, die „kulturelle kreative Klasse“,
Selbstständige und Unternehmen der Kultur- und Kreativwirtschaft
Erkundung der regionalen Nachfragepotenziale für die identifizierten publikumsbezogene Angebote im Rahmen des Kultur- und Ausflugstourismus
Quelle: STADTart 2008
ILS / STADTart
59
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
die Beschreibung der raumtypischen Handlungserfordernisse unter Beachtung
der spezifischen Entwicklungsbedingungen der Städte (z.B. Anzahl und Relevanz
der Aus- und Weiterbildungseinrichtungen für die Kultur- und Kreativwirtschaft,
von öffentlich geförderten und zivilgesellschaftlich getragenen Kultureinrichtungen), der ökonomischen Bedingungen vieler Akteure der kulturellen „kreativen
Klasse“ und der stadträumlichen Bedingungen wie etwa Mietpreisniveau für Gewerbeflächen. Dies könnte am Beispiel und in Kooperation mit den bislang am
Diskussionsprozess des Forschungsprojektes beteiligten Beispielstädten Köln,
Dortmund, Münster und Solingen erfolgen;
Übersicht 8.4:
Stadtentwicklungsrelevante Förderprogramme in NRW und deren
Bedeutung zur Stärkung der „kreativen Räume“ der Kultur- und
Kreativwirtschaft an Hand der Städtebauinvestitionen für 2007
stadtentwicklungsrelevante
Förderprogramme
in Nordrhein-Westfalen*
Bedeutung für „Kreative Räume“
der Kultur- und Kreativwirtschaft
Regionale
u.a. gemeindeübergreifende Abstimmung „Kreativer Räume“
im Rahmen eines Entwicklungskonzepts, Reaktivierung von
Brachflächen
Stadtumbau West
u.a. temporäre Nutzung, Dienstleistungs- und Mittelstandszentrum, Aktivierung von Flächen für Wohn- und Gewerbenutzung, Quartiersmanagement
Stadtbaukultur
u.a. einzelne Gebäude
Ab in die Mitte
u.a. für temporäre Aktionen in der Stadtmitte, Erstellung eines
Masterplans
Soziale Stadt
u.a. Gründungszentren, Infrastrukturprojekte, Quartiersmanagement, Qualifizierung breiter Schichten, lokale Ökonomie,
Förderung von Bürgerengagement
Initiative ergreifen
u.a. integrierte Infrastrukturprojekte
EU-Förderung (Ziel II)
u.a. Qualifizierung und Beratung, Netzwerkförderung
Sanierungsgebiete
u.a. Umnutzung z.B. als Atelier-/Künstlerhaus, für gewerbliche
Nutzungen der Kultur- und Kreativwirtschaft, Gestaltung des
öffentlichen Raums, Öffentlichkeitsarbeit
Historische Stadtkerne
u.a. Umnutzung herausragender Gebäude
Förderung von Stadt- und
Regionalmarketingkonzepten
u.a. Immobilien- und Standortgemeinschaften für integrierte
Kultur- und Freizeitviertel, Leerstandsmanagement
Städtebauliche Entwicklungsmaßnahmen
u.a. Umnutzung als Wohngebiet mit Mischnutzungen
*zum Teil sind die Förderprogramme kombiniert, dies erschwert eine eindeutige Zuordnung
Quelle: STADTart 2007, nach Ministerium für Bauen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen (2007):
Städtebauinvestitionen des Landes NRW 2007
60
ILS / STADTart
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
die Darstellung der Handlungsmöglichkeiten der Stadtentwicklungsplanung und
der verfügbaren Programme. Als Ansatzpunkte bieten sich hierfür die Erarbeitung
kleinräumiger strategischer Leitbilder und Handlungskonzepte, die Identifizierung
bedeutsamer Einzelprojekte als Ankerpunkte und die Darstellung verfügbarer Instrumente an (z.B. flächendeckend für Berlin Ebert/Kunzmann 2007). Eine Synopse der in Nordrhein-Westfalen vorhandenen Förderprogramme zur Stadtentwicklung zeigt anhand der Städtebauinvestitionen des Landes für 2007, dass schon
heute zahlreiche Programme eine Reihe von ganz unterschiedlichen Ansatzmöglichkeiten bieten die Entwicklung „Kreativer Räume“ in der Stadt zu unterstützen
und diese von den Städten auch in Anspruch genommen werden (Übersicht 8.4).
Dazu zählen beispielsweise der Aufbau von Gründungszentren oder die Förderung der Kultur- und Kreativwirtschaft im Rahmen der Initiativen zur lokalen Ökonomie, die Umnutzung von Gebäuden als Atelier- oder Künstlerhäuser sowie die
temporäre Nutzung brachliegender Gewerbeflächen.
Aufbauend auf diesen Ergebnissen könnten nun in einem zweiten, gesondert zu untersuchenden Baustein die „Kreativen Räume“ der Kreativen Ökonomien bzw. der
Wissensökonomie in den jeweiligen Städten sowie die Bezüge zu den „Kreativen
Räumen“ der Kultur- und Kreativwirtschaft aufgezeigt werden. Dabei sollte zwischen
unmittelbaren Zusammenhängen (u.a. der Dienstleistungsfunktion mancher Teilmärkte für andere Branchen wie z.B. der Design- und Werbewirtschaft) und mittelbaren
Zusammenhängen unterschieden werden (z.B. der Bedeutung ausgewählter „Kreativer Räume“ der Kultur- und Kreativwirtschaft als Standortfaktor für Unternehmen, wie
für die entwicklungsstrategisch als besonders bedeutsam eingeschätzten Hochqualifizierten bzw. Talente). Die Ergebnisse dazu bilden gemeinsam mit den in dieser Studie
zusammengetragenen Ergebnissen die Voraussetzung für umfassende und integrierte
Strategien der Stadtentwicklungsplanung zur Stärkung der „Kreativen Räume“ einer
Stadt und damit auch zur Verbesserung der Entwicklungsbedingungen der „Kreativen
Ökonomien“ in den Städten des Landes Nordrhein-Westfalen.
ILS / STADTart
61
Kreative Ökonomie und Kreative Räume
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