Ein Lächeln erfreut jeden. Auch mich.

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Ein Lächeln erfreut jeden. Auch mich.
Geschäftsbericht
Caritasverband der Erzdiözese
München und Freising e.V.
2008 09
Ein Lächeln erfreut jeden.
Auch mich.
Soziale Manieren für eine bessere Gesellschaft:
Die bundesweite Caritas-Kampagne 2009 setzt
sich ein für mehr Respekt gegenüber den Menschen,
die am Rand unserer Gesellschaft leben.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Leben im Alter
„Danke für Ihre Kooperation
und Unterstützung“
„Engagement für alte und
hochbetagte Menschen“
Seite 3
Seite 20-23
Caritasrat
Menschen mit Behinderung und Menschen
mit Unterstützungs- und Integrationsbedarf bzgl. Beschäftigung / Arbeit
Öffentlichkeitsarbeit
Aktionen und Themen 2008/09
„Tue Gutes und
rede darüber“
Seite 36-37
„Im Mittelpunkt
steht der Mensch“
Seite 4
Fundraising
Spenden heißt helfen!
„Behinderung als Chance“
Seite 38-39
Seite 24-25
Seite 40-41
Kinder haben keine Lobby
Kinder / Jugendliche / Familien
„Dreh- und Angelpunkt
unserer Gesellschaft“
Seite 26-27
Gemeindecaritas/
Bürgerschaftliches Engagement
„Caritas ohne Ehrenamt:
unvorstellbar“
Seite 28-29
Seite 30-31
Zahlen, Daten, Fakten
Spendenergebnisse
Jahresergebnis 2008
Mitarbeiterentwicklung und
Arbeitsbereiche
Controlling und Risikomanagement
Seite 42-50
Berufliche Bildung in sozialen/
sozialpflegerischen Berufen
Die Caritas im Internet
Seite 51
Menschen mit psychischen
Erkrankungen und Suchtproblemen
Vorstand
Rechenschaftsbericht
„Wir stellen uns den
Herausforderungen“
„Menschen vom Rand
in die Mitte der
Gesellschaft holen“
Seite 5-11
Der Caritasverband als
Träger- und Spitzenverband
„Aus- und Weiterbildung
auf hohem Niveau“
Seite 12-13
Seite 32-33
Organisation
Die drei Organe des Caritasverbands der
Erzdiözese München und Freising e. V.
Die Vertreterversammlung
Der Caritasrat
Der Vorstand
Seite 14-15
V.i.S.d.P. Elmar Pabst,
Abt. Kommunikation und Sozialmarketing
Konzeption:
Ulrike Heidecke,
Abt. Kommunikation und Sozialmarketing
Das Organigramm des
Caritasverbands der Erzdiözese
München und Freising e. V.
Redaktion:
Dr. Maria-Jolanda Boselli, Michael Geiben,
Ulrike Heidecke, Ivana Matkovic,
Marion Müller-Ranetsberger, Gregor Soszka,
Dr. Thomas Steinforth, Elisabeth Tyroller
Seite 16
Das Leitwort: Nah. Am Nächsten
Seite 17
Handlungsfelder
In sechs Handlungsfeldern
„Nah. Am Nächsten“
Gestaltung und Produktion:
www.ideeeins.de, Augsburg
Fachverbände: zum Beispiel
Sozialdienst katholischer Frauen
„Vernetzte Vielfalt“
„Zentrum der Begegnung
für Frauen in Not“
Seite 18-19
Seite 34-35
2
Impressum
Herausgeber:
Caritasverband der Erzdiözese
München und Freising e.V.
Hirtenstraße 4 · 80335 München
Telefon: +49 (0)89 - 5 51 69-260
Telefax: +49 (0)89 - 5 51 69-577
eMail: [email protected]
www.caritasmuenchen.de
Fotos: Caritas Fotoarchiv, Barskaya Galina, Bokov Dimitry,
Carle Anne, Charly, deanm1974, Etchison Sonya, Farber
Natascha, GYNEX, Hering Uschi, iMAGINE, Kempf Michael,
Klein Elisabeth, Matte Falko, NiDerLander, Openlens, parazit,
philidor, Rise Anderson, Rodriguez Andres, Wodicka Erwin,
Young Lisa F.
Juli 2009
Vorwort
Vorwort
Der Vorstand des
Diözesan-Caritasverbands
Danke
für Ihre Kooperation
und Unterstützung
Liebe Leserin, lieber Leser,
wir freuen uns, Ihnen den Geschäftsbericht
des Diözesan-Caritasverbands vorlegen zu
können, der Sie über die wichtigsten Fakten
und Entwicklungen der vergangenen Monate
informiert. Der Berichtszeitraum ist von einer gravierenden Wirtschaftskrise und damit
auch von Herausforderungen für die Wohlfahrtspflege geprägt. Der vorliegende Bericht
soll daher nicht zuletzt deutlich machen, wie
der Diözesan-Caritasverband auf diese Herausforderungen reagiert.
Sie alle – unsere Partner in Kirche, Gesellschaft und Politik und insbesondere unsere
Spender und Förderer – haben ein Recht auf
transparente Information – und diesem Anspruch wollen wir mit diesem Geschäftsbericht gerecht werden. Im Bericht finden Sie
Informationen zu den wichtigsten Aktivitäten
unserer Dienste und Einrichtungen, zur Herkunft und zur Verwendung der finanziellen
Mittel, zu Prozessen und Strukturen der Planung, Steuerung und Kontrolle.
Eine Neuerung des Berichts betrifft die Darstellung unserer Dienste: Wir gestalten diese
Prälat Hans Lindenberger
anhand so genannter „Handlungsfelder“,
welche sich vor allem an unseren Zielgruppen und deren Bedürfnissen orientieren.
Diese verstärkte Nutzer-Orientierung des
Geschäftsberichts entspricht der Zielgruppen-Orientierung in unserer tagtäglichen
Arbeit, die wir mit der Ausrichtung an so genannten „Handlungsfeldern“ weiter verstärken wollen.
In einer so komplexen Organisation mit rund
6.800 Mitarbeitenden in fast allen Sparten
pflegerischer und sozialer Arbeit gibt es
freilich eine ganze Fülle an berichtenswerten Ereignissen. Ein überschaubarer Geschäftsbericht muss daher Akzente setzen.
Allerdings sind wir zuversichtlich, Sie mit
diesem Bericht über alle wesentlichen Entwicklungen zu informieren. Falls Sie Fragen
haben: Wir und unsere Mitarbeitenden stehen für weitere Informationen gerne zur Verfügung!
Prälat Hans Lindenberger
Wolfgang Obermair
Wir wünschen Ihnen eine Gewinn bringende
Lektüre und danken Ihnen herzlich für Ihre
Kooperation und Unterstützung.
Wolfgang Obermair
Klaus Weißbach
Klaus Weißbach
Vorstand des Diözesan-Caritasverbands
3
Bericht des Caritasrats
haltungen! Kommen wir also unserer Verpflichtung nach, Partner im Dialog über den
Aufbau eines wertgebundenen Ordnungsrahmens zu sein“ forderte Erzbischof Dr.
Reinhard Marx auf der Frühjahrstagung der
Deutschen Bischofskonferenz in Hamburg.
Ordinariatsrätin Dr. Elke Hümmeler,
Vorsitzende des Caritasrats und Leiterin des
Referats für caritative und soziale Aufgaben
im Erzbischöflichen Ordinariat
Im Mittelpunkt
steht der Mensch
Neben den laufenden Angelegenheiten beschäftigte sich der Caritasrat im Jahr 2008
besonders mit der Neuausrichtung der gesamten Angebote des Caritasverbands in so
genannten „Handlungsfeldern“, mit den Liegenschaften und dem Instandhaltungsbedarf
sowie mit der Anlagepolitik des Verbands.
Die Arbeit des Caritasverbands stand im Jahr
2008 unter der sich verstärkenden Wirtschafts- und Finanzkrise, die ausgehend von
den USA spätestens im 2. Halbjahr 2008
auch Europa und Deutschland erreichte. Auch
wenn das ganze Ausmaß der Krise selbst
noch immer nicht absehbar ist, so ist doch
erkennbar, dass es sich um eine Krise im System handelt, die auch eine moralische Krise
ist: Freiheit, Verantwortung und Ordnung
sind aus dem Gleichgewicht geraten. Die Verantwortung der Akteure muss neu eingefordert werden.
„Selten gab es in der Gesellschaft so fruchtbaren Boden für christliche Werte und Grund4
Ausgangspunkt der Bewertung der Krise und
der Überlegungen zu ihrer Überwindung ist
das christliche Verständnis vom Menschen:
Im Mittelpunkt steht immer der Mensch. „Unser Blick richtet sich deshalb zunächst auf all
diejenigen, die national und international am
meisten von der derzeitigen Krise betroffen
sind. Denn eine solche Krise ist insbesondere
eine Frage der Gerechtigkeit“, so Erzbischof
Dr. Marx weiter.
Diesem Anliegen weiß sich auch der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising
e. V. verpflichtet. Er hat sich über das ganze
Jahr 2008 in seiner Arbeit von diesem Grundgedanken leiten lassen. Neben den laufenden
Geschäften des Caritasrats stand daher besonders die neue strategische Ausrichtung
des Verbands in so genannten „Handlungsfeldern“ auf der Tagesordnung. Um seinen
Auftrag auch künftig erfüllen zu können,
wurde damit begonnen, die Arbeit des Caritasverbands zielgruppen- bzw. bedarfsorientiert abzustimmen und zu vernetzen.
Zentraler Gedanke ist es, den Kontakt des
Caritasverbands zu den Menschen noch stärker als bisher von den Bedürfnissen der Menschen aus zu gestalten. Es sollen weniger die
Strukturen des Caritasverbands prägend
sein, als vielmehr die Handlungsfelder, in denen den Menschen begegnet wird.
Für das Handlungsfeld „Leben im Alter“ bedeutet dies z. B. eine noch engere Koordination zwischen caritaseigenen Altenheimen
und Fachdiensten in den Caritas-Zentren. So
soll es in den Caritas-Zentren zukünftig einen
Beauftragten geben, der alle Angebote des
Caritasverbands für ältere Menschen im Blick
behält, koordiniert und bei Nachfragen diese
Dienste vermitteln und auf diese verweisen
kann.
Der vorliegende Bericht gibt Rechenschaft
über die Arbeit des Caritasrats im Jahr 2008.
Erstmalig entspricht der Berichtszeitraum
dem Kalenderjahr und nicht wie bislang der
Zeit zwischen den Vertreterversammlungen.
Übergangsbedingt wird über das erste Halbjahr 2008 hier noch einmal berichtet, auch
wenn dieses schon Gegenstand des letzten
Berichts war.
Der Caritasrat hat im Jahr 2008 gemäß den
satzungsgemäßen Vorschriften die ordnungs-
gemäße Erfüllung aller Aufgaben des Caritasverbands überwacht sowie über die ihm vorgelegten zustimmungspflichtigen Geschäfte
entschieden. Regelmäßige Informationen
über die Lage, Entwicklung und grundsätzliche Fragen der Arbeit des Caritasverbands
hat der Caritasrat vom Vorstand im Rahmen
von 5 Sitzungen erhalten und erörtert.
Schwerpunkte waren neben der bereits erwähnten Neuausrichtung der Angebote des
Caritasverbands in den Handlungsfeldern,
eine Bestandsaufnahme der Liegenschaften
und des mittel- und langfristigen Instandhaltungsaufwands. Vor allem der Bereich der
Altenheime weist einen großen Immobilienbestand auf, der auch eine schwere Last darstellt. Um diese Last langfristig schultern zu
können, ist eine möglichst genaue Erfassung
des Bestands und des Instandhaltungsaufwands notwendig.
In den Zeiten der weltweiten Finanzkrise galt
ein besonderes Augenmerk weiter den finanziellen Rücklagen des Caritasverbands, die er
braucht, um mittel- und langfristig handlungsfähig zu bleiben und besondere Investitionen tätigen zu können. Der Caritasrat hat
sich hier immer wieder vom Vorstand berichten lassen und seine Anlagenpolitik beraten
und begleitet. Laufend hat sich der Caritasrat anhand der vom Vorstand vorgelegten
Quartalsberichte mit der Ertrags- und Vermögenslage des Caritasverbands befasst.
Der Caritasrat hat über 8 Vorbehaltsgeschäfte
gemäß § 17 Absatz 3 der Satzung beraten und
diesen zugestimmt. Von diesen Geschäften
betrafen vier die Übernahme von Einrichtungen, zwei den Verkauf von Immobilien und
zwei Investitionen im Baubereich.
Die AWT Horwath GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft hat die Prüfung des Jahresabschlusses gemäß § 21 der Satzung des Caritasverbands durchgeführt und den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk erteilt. Der
Caritasrat hat daraufhin den Jahresabschluss
2007 festgestellt und die Mitglieder des Vorstands entlastet.
Er hat die AWT Horwath GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft als Abschlussprüfer für
das Jahr 2008 bestimmt.
Der Caritasrat hat dem vom Vorstand vorgelegten Wirtschaftsplan 2008, der auch den
Finanz-, Investitions- und Stellenplan umfasst, zugestimmt.
Der Caritasrat dankt den Mitgliedern des
Caritasverbands der Erzdiözese München
und Freising e. V. für ihre Unterstützung und
ihr Engagement, sowie dem Vorstand und
allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für
die im Jahr 2008 geleistete Arbeit.
K
Bericht des Vorstands
Wir stellen uns
den Herausforderungen
Am 1. Oktober 2008 hat der Deutsche Caritasverband den 150. Geburtstag seines Gründers
Lorenz Werthmann gefeiert.
Die bildhaft formulierte Forderung Werthmanns, die Caritas müsse der „Dampf in der
sozialen Maschine sein“, hat sich auch in
2007 und 2008 als aktuell und herausfordernd erwiesen: Angesichts großer gesellschaftlicher Herausforderungen und angesichts zunehmender sozialer Probleme muss
auch der Diözesan-Caritasverband „Dampf
machen“ – „Dampf machen“ in einem dreifachen Sinne:
J im politisch-anwaltschaftlichen
Einsatz für benachteiligte und
ausgegrenzte Menschen,
J in der tatkräftigen Hilfe für
Rat- und Hilfesuchende,
J in der Stiftung und Förderung
von solidarischem Engagement.
Gesellschaftliche
Herausforderungen
Der auch von der Caritas seit langer Zeit geforderte und im Februar 2009 endlich vorgestellte Bayerische Sozialbericht bestätigt
wichtige Erfahrungen und Einschätzungen
der Wohlfahrtsverbände:
Auch in Oberbayern ist eine wachsende Zahl
von Familien und ihren Kindern von Armut
betroffen. Von der in 2008 noch spürbaren
Entspannung auf dem Arbeitsmarkt haben
sozial benachteiligte Eltern und damit auch
ihre Kinder nur sehr begrenzt profitieren können – die sich nun abzeichnende Wirtschaftskrise wird nach allen Prognosen die soziale
Lage gerade dieser Menschen zusätzlich belasten. Nur eine Zahl sei genannt: Nach einem
traurigen Höhepunkt der Kinderarmutsentwicklung im März 2007 hat sich in den Folgemonaten trotz wirtschaftlichen Aufschwungs
die Zahl armutsbedrohter Kinder nur wenig
verringert – selbst in der „Boomstadt“ München haben im September 2008 12 % der
unter 15-jährigen von Sozialgeld gelebt. Die
ohnehin nur geringfügig verbesserte Situation wird sich nun krisenbedingt wieder deutlich verschlechtern. Dass Armut nicht „nur“
ein Problem von Familien und ihren Kindern,
sondern zunehmend auch Altersarmut ist,
zeigt sich ganz nüchtern in Zahlen und Daten,
aber auch ganz anschaulich zum Beispiel in
den Warteschlangen vor den Lebensmittelausgaben.
Auch der „Teufelskreis“ von Einkommensarmut und Ausgrenzung einerseits und Bildungsbenachteiligung andererseits ist trotz
zahlreicher politischer Absichtserklärungen
nach wie vor wirksam. Gerade in einer Wissensgesellschaft und in einer „wissensintensiven“ Wirtschaft aber muss vorausschauende Sozialpolitik immer auch Bildungspolitik
sein. Gefragt sind Bildung „von Anfang an“
(also lange vor der Schule), eine Verzahnung
von schulisch-pädagogischer mit sozialer Arbeit und gezielte Bildungsförderung besonders benachteiligter Gruppen, insbesondere
von Menschen mit Migrationshintergrund.
Trotz der im Bundesvergleich guten wirtschaftlichen Lage in Bayern sind auch hier
zahlreiche Menschen von Arbeitslosigkeit
und von schlecht abgesicherten und schlecht
bezahlten Arbeitsverhältnissen betroffen –
bereits jetzt zeichnet sich ab, dass in der Finanz- und Wirtschaftskrise die auf dem Arbeitsmarkt ohnehin benachteiligten Gruppen
die ersten Opfer sind. Besonders schwer haben es nach wie vor und künftig verstärkt
Menschen mit „Vermittlungshemmnissen“
wie geringer Qualifikation oder auch psychischen Problemen.
Der demographische Wandel und insbesondere die Alterung der Gesellschaft schreiten
voran: Trotz des anhaltend großen familiären
und privaten Engagements für die Pflege und
Betreuung alter Menschen steigen der Bedarf
an professioneller Pflege und die Nachfrage
nach individuell passenden Wohn- und Betreuungsformen kontinuierlich an. Mit dem
demographischen Wandel ist zugleich die
Herausforderung verbunden, dass junge
Menschen auch in einer durchschnittlich älter und „alt“ werdenden Gesellschaft gute
Startchancen und Entfaltungsmöglichkeiten
haben.
In einer Leistungs- und Erfolgsgesellschaft,
die zugleich von einer Wirtschaftskrise betroffen ist, sind durch psychische oder körperliche Krankheit und Behinderung besonders benachteiligte Menschen von Ausgrenzung, Missachtung und mangelnder Unterstützung bedroht.
Zum 150. Geburtstag
des Caritasgründers
Die Sondermarke zum
150. Geburtstag von Lorenz
Werthmann, Gründer des
Deutschen Caritasverbands.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de
5
Bericht des Vorstands
Gemeinsames Engagement für Pflegekräfte:
Vorstand Obermair (links) und Caritasdirektor Lindenberger
Ministerin von der Leyen, Bgm. Hofstetter und Vorstand Weißbach bei der
Eröffnung des Caritas-Mehrgenerationenhauses in Taufkirchen/Vils (v.l.n.r.)
Eintreten für eine soziale Politik und eine gerechte Gesellschaft
Da die genannten Herausforderungen kein
Naturschicksal, sondern politisch (mit) verursacht sind, greift der Diözesan-Caritasverband diese Herausforderungen auch in seinem politisch-anwaltschaftlichen Engagement auf:
Im Anschluss an unser „Schwarzbuch“ zur
Kommunalwahl 2008 haben wir ein „Weißbuch“ veröffentlicht, in dem wir die von uns
abgefragten Vorschläge und Konzepte von
politischen Mandatsträgern auf Landesebene zu den Politikfeldern Kinder/Jugend/Familie, Pflege, Armut/Arbeitslosigkeit und Behinderung dokumentieren und mit unseren
Positionen in Verbindung setzen. Damit haben wir auch vor der bayerischen Landtagswahl die Anliegen benachteiligter Menschen
erfolgreich in das öffentliche Gespräch und
Bewusstsein gebracht.
In zahlreichen politischen Gesprächen auf
kommunaler Ebene oder auch mit Vertretern
der (neu gewählten) Staatsregierung haben
sich Vorstand, Kreisgeschäftsführer und Fachexperten des Caritasverbands für die Anliegen der Klienten stark gemacht. Insbesondere unser Einsatz für Flüchtlinge, die über viele
Jahre hinweg in teilweise menschenunwürdigen Gemeinschaftsunterkünften leben müssen, hat bayernweit Resonanz gefunden und
zur Auflösung von zwei besonders problematischen Unterkünften in München geführt.
Gemeinsam mit anderen Wohlfahrtsverbänden haben wir uns in Demonstrationen und
Gesprächen für eine angemessene Finanzierung der ambulanten Pflege eingesetzt.
Besonders öffentlichkeitswirksam war eine
Demonstration mit Pflegekräften und eine
6
Postkartenaktion, in der sich ein Großteil der
rund 6.000 Patienten unserer Sozialstationen
für eine faire Finanzierung der Pflegedienste
eingesetzt hat.
Neue Wege sind wir mit dem Internet-Wettbewerb www.respektube.de gegangen: Im
Rahmen der Kampagne „Achten statt Ächten“
des Deutschen Caritasverbands haben wir
gezielt Jugendliche zwischen 12 und 25 Jah-
ren aufgefordert, ihre persönlichen Meinungen, Einschätzungen und Erfahrungen zum
Thema „Respekt“ künstlerisch zu verarbeiten. Die phantasievollen und beeindruckenden Beiträge der Jugendlichen zeigen, dass
es der Caritas gelungen ist, nicht nur über
„junge Menschen“ und ihre Lebensbedingungen zu reden, sondern sie sich selbst und
ihre eigene Perspektive einbringen zu lassen.
Caritas Broschüren
Weiß- und Schwarzbuch 2008
Das Caritas-Weißbuch und das Caritas-Schwarzbuch dienten Wählern als
Entscheidungshilfe zu den Kommunal- und Landtagswahlen 2008, wem
sie zutrauen, soziale Herausforderungen am besten zu meistern.
Caritas-Weißbuch 2008
Heraus Forderung Kommunalpolitik
Caritas-Schwarzbuch 2008
Bildung von Anfang an
Caritasverband der
Erzdiözese München
und Freising e.V.
Lebensqualität für Familien
Armutsbekämpfung
Ambulante Pflege
Bürgerschaftliches Engagement
Als großer bayerischer Wohlfahrtsverband greifen wir darin die sozialen Brennpunktthemen auf, lassen
Politiker aller Parteien dazu Stellung
nehmen und zeigen Wege auf, die
die Caritas heute schon geht, um
diesen Herausforderungen zu begegnen.
Bericht des Vorstands
Tatkräftige Hilfe in Diensten und Einrichtungen
Um dem zunehmenden Hilfebedarf und den
individuellen Bedürfnissen auch künftig gerecht zu werden, haben wir in den Diensten
und Einrichtungen des Trägerverbands die
Orientierung an „Handlungsfeldern“, also an
zentralen Zielgruppen und ihren Bedarfen
weiter verstärkt. In dieser Handlungsfeldorientierung geht es darum, Vernetzung und
Kooperation bei Bedarf auch über die Grenzen von Einrichtungen und Geschäftsbereichen hinaus zu verstärken – zu Gunsten individuell passender Angebote für die hilfesuchenden Menschen.
Kunden-Orientierung
Ein konkretes Beispiel für einrichtungsübergreifendes, kundenorientiertes Denken und
Arbeiten ist die im Frühjahr 2009 eingerichtete „Pflege-Hotline“ für die Stadt und den
Landkreis München, eine zentrale TelefonNummer für alle Fragen zum Thema Pflege
(Tel.: 0180 5 228 338). Wer für sich oder einen
Angehörigen ein individuell passendes Pflegeangebot sucht, erhält über die PflegeHotline unbürokratische und kompetente
Hilfestellung – nicht durch ein anonymes
Call-Center, sondern durch Pflegedienstleitungen ambulanter und stationärer CaritasEinrichtungen.
Auch die räumliche Zusammenlegung von
verschiedenen Diensten eines Caritas-Zentrums dient der besseren Vernetzung der Angebote und soll den rat- und hilfesuchenden
Menschen „kurze Wege“ ermöglichen.
Im Berichtszeitraum haben die Caritas-Zentren München-Nord im neuen kirchlichen
Dominikus-Zentrum und das Caritas-Zentrum
Ebersberg in Grafing diese Bündelung unter
einem Dach vollziehen können.
Zukunft ist auch eine
Frage guter Bauplanung
Vorausschauendes Denken ist vor allem dann gefragt, wenn wir langfristig bindende
Entscheidungen treffen – vor allem bezüglich Baumaßnahmen. Im Berichtszeitraum sind
hier vor allem zu nennen:
J Der lang ersehnte Neubau des Heilpäda-
gogischen Zentrums in Rosenheim: hier
konnten wir 2008 mit dem Bau beginnen.
J Der fertig gestellte Neubau des Caritas Hauses St. Nikolaus, eines Altenheims mit
177 Plätzen und zusätzlich 13 seniorenge rechten Wohnungen in München Schwa bing, das im November 2008 bezogen und
am 6. Dezember von Erzbischof Dr. Rein hard Marx eingeweiht wurde.
J Abgeschlossene Anbauten und Sanie rungsmaßnahmen im Altenheim St. Kuni gund in Haag.
J Diverse Maßnahmen in stationären Einrich tungen, z. B. um den Anforderungen des
Brandschutzes auch künftig gerecht zu
werden.
J Angelaufene Planungen für künftige um fangreiche (Neubau-)Maßnahmen, z. B.
für die Altenheime in Mühldorf und Grä felfing.
Diese und weitere Maßnahmen sind mit hoEinweihung des Altenheims St. Nikolaus
durch Erzbischof Dr. Reinhard Marx
hen Kosten und langfristigen Belastungen
verbunden und müssen entsprechend sorgfältig geplant werden. Wir haben daher eine „Steuerungsgruppe Immobilien“ gegründet,
welche die anstehenden Planungen und Standortentscheidungen und die damit verbundenen Kosten systematisiert und langfristig ausrichtet.
„Fit für die Zukunft“
Für jedes Handlungsfeld haben wir mittelund langfristige Handlungsbedarfe definiert,
um die Planung und die Arbeit in unseren
Diensten und Einrichtungen möglichst vorausschauend zu gestalten. Auch dieser Geschäftsbericht orientiert sich erstmalig an
unseren Handlungsfeldern, deren Aktivitäten
und Schwerpunkte auf den Seiten 18-33
genauer vorgestellt werden.
Damit die Dienste und Einrichtungen „fit für
die Zukunft“ bleiben und damit ihre Qualität
gesichert und weiter entwickelt wird, haben
wir unser bewährtes, verbandseigenes Qualitätsmanagementsystem CMQM fortgeführt
und weiter ausgebaut. So hat z. B. unser Institut für Bildung und Entwicklung eine Weiterbildung von internen Prozessbegleitern
und -beratern gestartet, die komplexe Veränderungs- und Entwicklungsprozesse in den
Einrichtungen begleiten und unterstützen.
Insbesondere die flächendeckende Einführung neuer, einheitlicher Software-Lösungen
im Pflege- und Beratungsbereich und die
damit verbundene Optimierung der Verwaltungs- und fachlichen Prozesse wird durch
Prozessbegleitung und -beratung aktiv unterstützt. Dadurch ist es uns auch im Berichts-
zeitraum gelungen, das Arbeitswerkzeug EDV
zu Gunsten einer effizienteren Arbeit für die
Klienten spürbar zu verbessern.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de
7
Bericht des Vorstands
Förderung freiwilliger/
ehrenamtlicher Solidarität
Eine dritte Antwort auf die gesellschaftlichen Herausforderungen war im Berichtszeitraum auch die Förderung von freiwilliger/
ehrenamtlicher Solidarität.
Um dieser zentralen Aufgabe das nötige Gewicht zu verleihen und um die vielfältigen
Aktivitäten noch besser abzustimmen, haben
wir ein eigenes Handlungsfeld „Gemeindecaritas / Bürgerschaftliches Engagement“
definiert.
Da das ehrenamtliche und freiwillige Engagement immer „bunter“ wird, und wir jede
Form für wichtig und wertvoll halten, haben
wir unter Beteiligung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden eine Broschüre als
Arbeitshilfe erarbeitet, in der zentrale Begriffe geklärt und vor allem wichtige Hilfestellungen zur effektiven Gewinnung, Einbeziehung und Unterstützung von Freiwilligen und Ehrenamtlichen gegeben werden.
Ehrenamtliches/Freiwilliges Engagement
Broschüre
s. auch Seite 28
Kirchlichkeit
der Caritas
Im Berichtszeitraum hat sich der DiözesanCaritasverband neben der alltäglichen Kooperation von Caritas-Einrichtungen, Pfarrgemeinden und Ehrenamtlichen auch aktiv an
kirchlichen Prozessen beteiligt und die christliche Kultur der Dienste und Einrichtungen
weiter entwickelt:
Dem Glauben Zukunft geben
Der im Herbst 2008 gestartete Prozess „Dem
Glauben Zukunft geben“ der Erzdiözese wird
von der Caritas aktiv mitgestaltet. Der Verband ist im „Zukunftsforum“ vertreten und
hat auf Pfarrei-, Dekanats- und DiözesanEbene zahlreiche Rückmeldungen und konkrete Vorschläge aus caritasspezifischer Sicht
in den Prozess eingespeist. Auch in größer
werdenden pastoralen Räumen muss Kirche
als Caritas erfahrbar und nah bei den Menschen sein.
Bildunterschrift
Ökumenischer Kirchentag 2010
In den diözesanweiten Vorbereitungen des
Ökumenischen Kirchentags 2010 in München
spielt der Caritasverband ebenfalls eine wichtige Rolle. In enger Abstimmung mit dem
Deutschen Caritasverband und dem Erzbischöflichen Ordinariat, mit angeschlossenen
Fachverbänden und Einrichtungen, unter
großer Beteiligung von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden und in ökumenischer Zusammenarbeit mit der Diakonie haben im Herbst 2008 intensive Planungen und
Arbeiten begonnen. Wir werden auf dem
Ökumenischen Kirchentag 2010 mit vielfältigen inhaltlichen, kulturellen und spirituellen Angeboten präsent sein und die „soziale Seite“ des Ökumenischen Kirchentags
2010 maßgeblich mitgestalten.
Weitere Infos unter
www.oekt.de
8
Das neu eröffnete Caritas-Haus St. Nikolaus
Kirche vor Ort ist
lebendige Caritas vor Ort.
Christliche Hospizund Palliativkultur
In den Landkreisbesuchen des Erzbischofs
hat sich immer wieder gezeigt: Kirche vor Ort
ist immer auch lebendige Caritas vor Ort. So
war die Einweihung des neuen Caritas-Hauses St. Nikolaus durch den Erzbischof ein
schönes Zeichen für die enge Verbundenheit
der Erzdiözese mit ihrem Diözesan-Caritasverband.
Als christliche Organisation haben wir einen
besonderen Blick für die Grenzen des Lebens
und für Menschen in existenziellen Grenzsituationen – insbesondere für schwerstkranke
und sterbende Menschen. Um unsere Kompetenz und Erfahrung in der Begleitung und
Pflege schwerstkranker und sterbender Menschen noch weiter zu entwickeln, beteiligen
Bericht des Vorstands
Mit Erzbischof Dr. Reinhard Marx bei der Einweihung des Caritas-Hauses St. Nikolaus in Schwabing
sich zahlreiche Caritas-Einrichtungen der
Alten- und Behindertenhilfe am 2009 gestarteten diözesanweiten Projekt „Christliche
Hospiz- und Palliativkultur“.
Der Caritas-Ethikrat
Der christliche Charakter unserer Dienste
und Einrichtungen zeigt sich auch in einer
besonderen Sensibilität für ethische Fragen.
Um Mitarbeitende und Führungskräfte insbesondere aus der Pflege in schwierigen
Abwägungs- und Entscheidungssituationen
zu unterstützen, haben wir einen CaritasEthikrat gegründet. Der Ethikrat ist interdis-
ziplinär zusammengesetzt und wird neben
der konkreten Fallberatung auch Arbeitsund Entscheidungshilfen erarbeiten.
Die neue Satzung
Kirchlichkeit der Caritas bedeutet nicht zuletzt ein gut abgestimmtes und vernetztes
Vorgehen aller Akteure im Feld der Caritas
– unterstützt und gefördert durch die spitzenverbandliche Beratungs-, Vertretungsund Vernetzungsarbeit des Diözesan-Caritasverbands. Vor dem Hintergrund der Veränderungen im Deutschen Caritasverband haben
wir viel Energie in den Entwurf einer neuen
Satzung des Diözesan-Caritasverbands investiert, in der auch das Zusammenspiel von
Spitzen- und Trägerverband auf eine angepasste und zukunftsfähige Grundlage gestellt
wird. Der Entwurf durchläuft derzeit die fälligen Entscheidungsprozesse.
Kirchliche Kinder- und Jugendhilfe
Eine neue, zeitgemäße Grundlage sollen auch
die Kooperation und Abstimmung in der kirchlichen Kinder- und Jugendhilfe erhalten: Wir
haben die Struktur einer Diözesan-Arbeitsgemeinschaft Kinder- und Jugendhilfe erarbeitet, die noch 2009 realisiert werden soll.
Wirtschaftlich stabil trotz schwieriger Rahmenbedingungen
Trotz schwieriger Rahmenbedingungen ist es
dem Verband und seinen Mitarbeitenden gelungen, auch in 2008 ein insgesamt zufriedenstellendes Ergebnis zu erwirtschaften.
Das Ergebnis ist wesentlich geprägt von außerordentlichen Erträgen aus Grundstücksveräußerungen.
Sieht man von diesen außerordentlichen Faktoren ab, ist die wachsende Schere zwischen
Aufwendungen und Erträgen unübersehbar:
Insbesondere der um 12,4 Millionen Euro erhöhte Personalaufwand (im Wesentlichen
Tarifsteigerungen) für die rund 6.800 Mitar-
beitenden wird mangels ausreichender Entgelte und Zuschüsse nicht angemessen refinanziert. Besonders bedeutsam für den Gesamtverband ist die Unterfinanzierung in der
ambulanten Pflege, für die nach etlichen Jahren ohne Gebührenerhöhung erst nach massiven Protesten eine Erhöhung um gerade
3,5 % für April 2009 in Aussicht gestellt wurde. Positiv zu erwähnen ist die Erhöhung des
Zuschusses der Erzdiözese um 3 %. Das ideelle Ergebnis erhöhte sich 2008 im Vorjahresvergleich um 570.000 Euro.
Die angemessene, kalkulierbare und zuver-
lässige Refinanzierung von Investitionen gestaltet sich schwierig; die geänderten Rahmenbedingungen in der Altenhilfe sind seit Ende
2007 wirksam. Umso wichtiger ist eine Systematisierung und langfristige Ausrichtung
der Instandhaltungs- und Investitionsplanung – ein wichtiger Schritt hier ist die durchgeführte Analyse bei ausgewählten „KernObjekten“.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de
9
Bericht des Vorstands
Im Jahr 2008 waren 5.707 Frauen (83 %) und 1.169 Männer (17 %) im Caritasverband beschäftigt.
Arbeitsbereiche der Mitarbeitenden
2000 bis 2008
45%
2000
40,94
39,37
40%
2008
35%
30%
25%
21,02
20%
15%
15,59
14,81
13,02
10%
10,88
10,73 10,66
8,7
7,56
6,73
5%
0%
Beratung
Erziehung
Die Entwicklung der Leistungserträge ist unterschiedlich verlaufen: Während die Werkstätten für Menschen mit Behinderung deutlich höhere Leistungserlöse erwirtschaften
konnten als erwartet, ist in der ambulanten
und stationären Pflege eine negative Abweichung zum Budget zu verzeichnen – trotz erheblicher Anstrengungen aller Mitarbeitenden und einer beständigen Optimierung von
Strukturen und Prozessen schlagen insbesondere im Pflegebereich teilweise unfaire
Wettbewerbsbedingungen zu Buche: So mancher Wettbewerber verschafft sich über eine
10
Hauswirtschaft
Pflege
schlechtere Mitarbeitervergütung bzw. eine
kostengünstigere Mitarbeiterstruktur, über
weniger anspruchsvolle Qualitätsstandards
oder auch über privilegierte Finanzierungsmöglichkeiten deutliche Wettbewerbsvorteile.
Die Mitarbeiterentwicklung ist trotz der großen Hilfebedarfe durch eine kostenbewusste
und daher sehr maßvolle Ausweitung geprägt. Insgesamt ist die Zahl der Mitarbeitenden im Vorjahresvergleich um 2,8 % auf
6.876 Mitarbeitende gestiegen. Dabei wird
es aufgrund des demographischen Wandels
Sonstige
Verwaltung
zunehmend schwieriger, für alle Arbeitsfelder qualifizierte Fach- und Führungskräfte in
ausreichender Zahl zu gewinnen. Der Caritasverband setzt sich daher für einen angemessenen Stellenwert sozialer und pflegerischer
Berufe in der Gesellschaft ein und hat auch
2008 seine eigenen Ausbildungsaktivitäten
weiter entwickelt.
Das Caritas-Institut für Bildung und Entwicklung hat beispielsweise einen dualen
Studiengang mit der Katholischen Stiftungsfachhochschule für Kranken- und Altenpflege konzipiert.
Bericht des Vorstands
Besondere Chancen und Risiken
Vor allem folgende Risiken sind zu verzeichnen, die wir mittels eines verbandsweiten
Reporting- und Controllingsystems kontinuierlich beobachten und auswerten:
J Weiterhin ungenügend und teilweise
schwer zu prognostizierende Refinanzie rung der Dienste und Angebote durch zu
geringe Entgelte und Zuschüsse.
J Rückläufiges Angebot an Fach- und Füh rungskräften bei gleichzeitiger Steigerung
des Bedarfs (vor allem in den Bereichen
Erziehung und Pflege).
J Zunehmender und teilweise unfairer Wett bewerb in der Wohlfahrtspflege.
J Hohe Instandhaltungsaufwendungen bei
den Immobilien.
J Erhöhung gesetzlicher Qualitätsanforde rungen, verbunden mit einem steigenden
und ungenügend refinanzierten Dokumen tationsaufwand.
J Auslastungsprobleme trotz genereller Be darfsteigerung (z. B. Belegungsprobleme
in einzelnen Altenheimen).
Besondere Risiken ergeben sich durch die
Finanz- und Wirtschaftskrise:
J Einerseits werden die Wirtschaftskrise und
vor allem die damit verbundene Arbeits losigkeit zu einer Verschärfung von sozia len Problemen und Armutslagen führen –
damit aber auch zu einer verstärkten Nach frage nach sozialer Beratung und Unter stützung.
J Andererseits zeichnet sich bereits eine
deutlich restriktivere Zuschuss- und För derpraxis der öffentlichen Hand und der
Kommunen ab. Die sich aller Voraussicht
nach deutlich verschlechternde Haushalts lage unserer Leistungsträger wird die Re finanzierung erheblich belasten.
J Sinkende Leistungserlöse zum Beispiel in
den Werkstätten für Menschen mit Behin derung durch krisenbedingte Auftragsein brüche.
J Die in der Vergangenheit für das Gesamt ergebnis des Verbands nicht unwichtigen
Kapitalerträge werden deutlich geringer
ausfallen und können Defizite des opera tiven Bereichs kaum noch ausgleichen.
Der Caritasverband wird diese Risiken weiterhin beobachten und geeignete Maßnahmen
zur Risiko-Minimierung und zur ChancenAktivierung gestalten, insbesondere
J im vorausschauenden Kostenmanagement
mit Hilfe aktueller, transparenter und we sentlicher Steuerungsdaten.
J in der mittel- und langfristigen, Schwer punkte setzenden Planung des Gesamt Angebots.
J in der kontinuierlichen Sicherung und Wei-
terentwicklung unserer Qualität ange sichts qualitätsbewusster und zu Recht
anspruchsvoller Anspruchsgruppen (vor
allem Klienten, Patienten, Bewohner).
J in der Profilierung und Kommunikation
der caritas-spezifischen Qualität und des
„Mehr-Werts“ unserer Angebote.
J in der verstärkten Vernetzung, Kommuni kation und „Vermarktung“ unserer Ange bote im Sinne eines kundenorientierten
Marketings.
J in Qualifizierungs- und Personalmarke tingmaßnahmen.
J im konsequenten Entgelt-Verhandeln und
in politischer Lobby-Arbeit.
J in der verstärkten Aktivierung von Koope rationssynergien auch im spitzenverband lichen und kirchlichen Bereich.
Unter Beachtung der genannten Risiken muss
der Caritasverband seine Bemühungen fortsetzen, die mit seiner Größe und Angebots-
vielfalt verbundenen Chancen noch besser
zu realisieren. Diese liegen insbesondere
J im planvollen Ausbau der Kindertagesein richtungen und in ihrer weiteren Profilie rung und Vernetzung als familienunter stützende Angebote, wobei die regional
sehr unterschiedlichen Nachfrageentwick lungen sorgfältig zu analysieren sind.
J in der Weiterentwicklung eines abgestimm ten und gut vernetzten ambulanten und
stationären Pflegeangebots, auch wenn
dieser Bereich von einem harten und teil weise unfairen Wettbewerb geprägt ist.
J in der Weiterentwicklung von Wohn- und
Arbeitsangeboten für Menschen mit Be hinderung, welche die sich wandelnden
Bedürfnisse und Finanzierungsbedingun gen aufgreift.
J in der Gestaltung innovativer und zukunfts fähiger Beratungs- und Betreuungsange bote in den verschiedenen Feldern sozi aler Arbeit.
Dampf in der sozialen Maschine
Trotz der genannten Risiken hat der Diözesan-Caritasverband im Berichtszeitraum geeignete Maßnahmen ergriffen, um die skizzierten Chancen realiseren zu können. Auch
künftig wird es darum gehen
J alle Aktivitäten solide und vorausschau end zu planen und abzustimmen.
J das Personal als wichtigsten Erfolgsfaktor
zu pflegen und zu entwickeln.
J die Qualität der Angebote zu sichern und
weiter zu entwickeln.
J Strukturen, Prozesse und Arbeitswerkzeu ge kontinuierlich zu überprüfen und an zupassen.
Angesichts der hohen Motivation, des großen Engagements und der Entwicklungsbereitschaft der Führungskräfte und unserer
MitarbeiterInnen sind wir zuversichtlich, dass
der Caritasverband der Erzdiözese München
und Freising e. V. auch künftig stark und innovativ genug sein wird, um „Dampf in der
sozialen Maschine“ zu sein.
Weitere Informationen
finden Sie auf unserer
Internetseite unter
www.caritasmuenchen.de
11
Organisation
Der Caritasverband als
Träger- und
Spitzenverband
„Trägerverband“ und „Spitzenverband“: Was bedeutet das?
Der Caritasverband der Erzdiözese München
und Freising e. V. ist in zwei wichtigen Rollen
tätig: Einerseits ist er selbst ein großer und
bedeutender Träger von eigenen Diensten
und Einrichtungen in fast allen Sparten der
pflegerischen und sozialen Arbeit und damit
ein wichtiger Akteur im sozialstaatlichen Arrangement Oberbayerns; andererseits und
zugleich ist er ein einflussreicher Spitzenverband der freien Wohlfahrtspflege.
Aufgaben des Spitzenverbands
Als Spitzenverband nimmt er wirkungsvoll
Vertretungs- und Unterstützungsfunktionen
für die dem Verband zugehörigen Fachverbände und Träger im Bereich der kirchlichen
sozialen und caritativen Arbeit wahr. Während im Trägerbereich knapp 6.800 Mitarbeitende beschäftigt sind, arbeiten im spitzenverbandlichen Bereich rund 10.000 Beschäftigte. Der Caritasverband als Spitzenverband
unterstützt seine Mitglieder durch vielfältige,
mitgliederorientierte Servicefunktionen in
politischen, juristischen und wirtschaftlichen
Fragen:
So wenden sich beispielsweise Einrichtungen der Behindertenhilfe, die von veränderten Gesetzeslagen oder neuen Rahmenvorgaben des Bezirks betroffen sind, an die
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spitzenverbandliche Vertretung. Dort erhalten sie fachlichen und gemeinsamen sozialpolitischen oder juristischen Rat und können
ihren Umgang mit den praktischen Konsequenzen ebenso planen, wie gemeinsame
Aktionen abstimmen.
Immer wichtiger wird auch ein gut abgestimmtes und vernetztes Vorgehen der Dienste
und Einrichtungen des Trägerverbands und
des spitzenverbandlichen Bereichs: Da es in
der sozialen und pflegerischen Arbeit aufgrund der gesellschaftlichen Entwicklungen
tendenziell „immer mehr zu tun gibt“, die
(finanziellen) Mittel dafür zugleich knapper
werden, ist für eine bedarfsorientierte Versorgung der rat- und hilfesuchenden Menschen
ein abgestimmtes Vorgehen der kirchlichen
Anbieter in der Gestaltung sozialer Dienstleistungen und auch im politischen Auftreten
unerlässlich: Nur gemeinsam sind wir stark!
Wer macht was?
Der Spitzenverband agiert auf mehreren Ebenen
J Die Kreisgeschäftsführer sind jeweils
auf ihrer kommunalen Ebene spitzen verbandlich tätig und haben auf dieser
wichtigen politischen Ebene eine wich tige Rolle in der Koordination, Vernet zung und Vertretung der Caritas.
J Die Fachabteilung (A1) und die Stabs stelle Entgelte/Zuschüsse (S5) vertre ten den Spitzenverband auf Ebene des
Bezirks Oberbayern in den sozialpoli tischen Fragen und Gremien und den
Entgeltverhandlungen und -gremien,
mit und gegenüber den anderen in
Oberbayern tätigen Wohlfahrtsver bänden.
J Im Diözesan-Caritasverband vereint der
Caritasdirektor in seinem Ressort als
Ansprechpartner die Aufgaben Spitzen verband und Fachqualität.
J Auf bayerischer Ebene und auf Bundes ebene sind der Landes-Caritasverband
und der Deutsche Caritasverband die
zuständigen spitzenverbandlichen Ak teure der Caritas, wobei der Diözesan Caritasverband seine spezifischen Er fahrungen, Erkenntnisse und Anforde rungen aktiv einbringt.
Organisation
Fachverbände
J Katholische Jugendfürsorge
der Erzdiözese München und
Freising e. V.
J Katholisches Jugendsozialwerk
München e. V.
J Katholischer Männerfürsorge-
verein München e. V.
J Sozialdienst katholischer
Frauen e. V., München
J Malteser Hilfsdienst e. V.
J IN VIA Katholische Mädchen sozialarbeit Diözesanverband
München und Freising e. V.
J Kreuzbund e. V.
J St. Elisabethenverein (KdöR)
J St. Vinzentius-Zentralverein (KdöR)
Angeschlossene Träger
(ab 50 Mitarbeitende)
J Caritasverband Landshut
J Don Bosco Schwestern
J Franziskuswerk Schönbrunn
J Jugendsiedlung Traunreut
J Jugendwerk Birkeneck
J Kinder-, Jugend- und
Erwachsenenhilfe
J Kongregation der Barmherzigen
Schwestern v. Hl. Vinzenz von Paul
J Kongregation der Franziskanerinnen
J Krankenhaus Dritter Orden
J Kreszentia-Stift
J Provinzialat der
Barmherzigen Brüder
J Provinzialat der Salesianer
Don Boscos
J Regens-Wagner-Stiftungen
J Schwestern vom Guten Hirten
J Siegsdorf Kardinal
Michael von Faulhaber
J Solanusschwestern
J Deutscher Orden
Alten- und Pflegeheim Verein
J St. Josefs-Verein
J Stiftung kath. Familien und Altenpflegewerk
J St. Zeno
J Stiftung Attl
J Stiftung Ecksberg
J Stiftung Marienstift
J Verein f. Sehgeschädigtenerziehung
J Weißer Rabe
Als Träger- und Spitzenverband deckt der Diözesan-Caritasverband das gesamte Spektrum von
Hilfeleistungen für Menschen aller Altersklassen und gesellschaftlichen Schichten ab.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de E
Der Caritasverband E Links
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Organisation
Die drei Organe
des Caritasverbands
der Erzdiözese
München und Freising e. V.
Die Vertreterversammlung
Das zentrale Organ des Verbands
Die Vertreterversammlung des Caritasverbands ist ein zentrales Organ des Verbands, dem die alleinige Beschlussfassung
in wesentlichen Bereichen unterliegt, u. a. für:
J Die Änderung der Satzung
J Die Regelung der Mitgliedsbeiträge
Des Weiteren obliegen ihr:
J Die Beratung über Grundfragen
der Caritas
J Die Entgegennahme und Beratung
des Tätigkeits- und Finanzberichts
des Vorstands
J Die Entlastung des Caritasrats
J Die Wahl der Vertreter für den Caritasrat
J Die Beratung über Fragen von
grundsätzlicher Bedeutung und
die Anregung von neuen Aufgaben
sowie die Bildung von Schwer punkten in der Arbeit
J Die Koordination der caritativen Tätigkeiten in der Erzdiözese
Die Mitglieder der Vertreterversammlung setzen sich zusammen aus:
J Vertretern der Caritas-Zentren
J Vertretern der angeschlossenen
Fachverbände
J Vertretern der caritativen Orden,
Kongregationen und katholischen
Schwesterngemeinschaften
J Vertretern der juristischen Mitglieder
der diözesanen Arbeitsgemeinschaften
J
Vertretern der Dekanats-Arbeitsge meinschaften der Ehrenamtlichen
J Vertretern des Diözesanrats
der Katholiken
J Einem Vertreter des
Diözesanpriesterrats
J Vertretern der fördernden und
assoziierten Mitglieder
Die Vertreterversammlung wird durch die Vorsitzende des Caritasrats einberufen, die den Rechenschaftsbericht des Caritasrats
des abgelaufenen Jahres vorstellt. Danach wird der Antrag auf Entlastung des Caritasrats gestellt.
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Organisation
Die Mitglieder (v.l.n.r.): Bruno Fink, Paul März, Stefan Weßling, Prof. Dr. Johannes Kemser, Ronald Kühn, Dr. Elke Hümmeler (Vorsitzende),
Bartholomäus Brieller, Therese Viera, Alfons Friedrich, Sigrid Albrecht, Hubert Schmitt (nicht im Bild: Bernhard Schömann)
Der Caritasrat
Mit der Vertreterversammlung im Juli 2008
endete die Amtszeit der gem. § 13 Absatz 2 b)
der Satzung gewählten Caritasratsmitglieder.
Diese waren:
Pfarrer Augustinus Bauer, Stefan Conrads,
Andreas Demmel, Angelika Schmidbauer.
Der Caritasrat dankt den ausgeschiedenen
Mitgliedern für ihre langjährige Mitarbeit und
ihr Engagement. Als Nachfolger wurden vom
Diözesansteuerausschuss Msgr. Stiftspropst
Bernhard Schömann und Therese Viera benannt. Die Vertreterversammlung hat am
18. Juli 2008 folgende Mitglieder des Caritasrats neu bzw. wieder gewählt: Sigrid Albrecht,
Bartholomäus Brieller, Dekan Bruno Fink,
P. Alfons Friedrich SDB, Prof. Dr. Johannes
Kemser, Ronald Kühn, Paul März, Hubert
Schmitt, Stefan Weßling. Ronald Kühn wurde
vom Caritasrat zu seinem stellvertretenden
Vorsitzenden gewählt.
Die zwei gem. § 13 Absatz 2 a) der Satzung
vom Diözesansteuerausschuss der Erzdiözese benannten Mitglieder des Caritasrats,
Pfarrer Babinsky und Dr. Steinbichler schieden zum Ende des Jahres 2007 aus dem Caritasrat aus.
Zusammensetzung und
Aufgaben des Caritasrats
Die zentralen Aufgaben
des Caritasrats sind:
Caritasrat
für 5 Jahre bestehend aus 12 Mitgliedern
Caritasratsvorsitzende ernannt durch
den Bischof
2 Mitglieder
9 Mitglieder
benannt durch
den Diözesansteuerausschuss
gewählt von
der Vertreterversammlung
Der Vorstand
Der Vorstand des Diözesan-Caritasverbands
besteht aus drei Mitgliedern. Den Vorsitz
führt der vom Erzbischof ernannte Vorsitzende. Seit 2003 ist dies Caritasdirektor
Prälat Hans Lindenberger. Die beiden wei-
teren Mitglieder werden unter Würdigung der
Vorschläge des Caritasrats vom Erzbischof
bestellt. Diese sind Wolfgang Obermair (seit
2005) und Klaus Weißbach (seit 2006). Die
Amtsdauer der bestellten Mitglieder des Vorstands beträgt 5 Jahre. Sie sind hauptamtlich tätig.
Der Vorstand führt die Geschäfte des Ver-
J Überwachung der ordnungsge-
mäßen Erfüllung aller Aufgaben
des Verbands
J Beschlussfassungen hinsichtlich
der Bestellung der Mitglieder des Vorstands
J Zustimmung zur Geschäftsordnung für den Vorstand
J Zustimmung zu den wichtigen
Aufgaben des Vorstands und seine Entlastung
bands. Er handelt dabei im Rahmen der Gesetze, der Verbands-Satzung und der Beschlüsse des Caritasrats und der Vertreterversammlung.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de E
Der Caritasverband E Satzung und Organe
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Organisation
Das Organigramm des Caritasverbands
der Erzdiözese München und Freising e. V.
Vertreterversammlung
Caritasrat
Vorsitzende Dr. Elke Hümmeler
Vorstand des Caritasverbands
Prälat Hans Lindenberger
Wolfgang Obermair
Klaus Weißbach
Referent des Vorstands
Projekte: Vivendi,
Ökumenischer Kirchentag 2010,
Beruf und Familie, Datenschutz
Ressort I
Spitzenverband und Fachqualität
Prälat Hans Lindenberger
Ressort II
Trägereinrichtungen
und Beteiligungen
Wolfgang Obermair
Klaus Fleck
Martin Heiser
Thomas Melles
Ingeburg
Wengert-Nießner
Reiner Ulbricht
Ressort III
Wirtschaft
Klaus Weißbach
Abteilung 1
Fachabteilung
Dr. Ralf Orlich
Geschäftsbereich G1
Institut für Bildung u. Entwicklung
Qualitätsmanagement
Brigitte Beck
Abteilung 3
Finanz- und Rechnungswesen
Rainer Wiedemann
Abteilung 2
Kommunikation/Sozialmarketing
Elmar Pabst
Geschäftsbereich G2
Behinderteneinrichtungen
Andreas Pfaffinger
Abteilung 4
Personal
Michael Schellenberger
Geschäftsbereich G3
Altenheime
Doris Schneider
Abteilung 5
I&K Technologien
Rainer Brunner
Geschäftsbereich G4
Caritas-Zentren München
Norbert Huber
Sachgebiet B 5.2
Allgm. Verwaltung
Hans Klier
Geschäftsbereich G5
Caritas-Zentren Region Nord
Axel Hannemann
Sachgebiet B 5.3
Bauprojekte
Dieter Ganz
Geschäftsbereich G6
Caritas-Zentren Region Süd
Toni Thalmaier
Sachgebiet B 5.4
Liegenschaften
Josef Rohrhofer
S = Stabsstelle
Stand: 01.05.2009
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S1Seelsorge*) S2Innenrevision*) S3Controlling***) S4Recht/
Beteiligungen**) S5Entgelte/
Zuschüsse***) *) = führungsmäßige Zuordnung zu Ressort I
**) = führungsmäßige Zuordnung zu Ressort II ***) = führungsmäßige Zuordnung zu Ressort III
Organisation
Das Leitwort: Nah. Am Nächsten
J fasst das Leitbild des Verbands in
einem Wort zusammen und trägt es
in die Öffentlichkeit.
J sorgt für ein klares Erscheinungsbild
und schafft Aufmerksamkeit durch
Wiedererkennung.
J ist eine zeitgemäße und motivierende
Definition von Nächstenliebe.
J ist Kriterium, Qualitätsmaßstab, Ansporn und Motivation für unsere Arbeit.
J ist als Botschaft ein Versprechen
nach außen.
J erinnert als wiederkehrendes Signal
an unser eigenes Selbstverständnis,
unsere Identität.
J soll in der Leistung erlebbar und im
Verhalten spürbar sein.
Bezüge des Leitworts zur Arbeit der Caritas, zu Glaube und Kirche.
Von Prälat Hans Lindenberger
Persönliche,
individuelle Zuwendung:
„Im Mittelpunkt unserer Arbeit steht der Mensch.“
J Wir arbeiten nicht unpersönlich, anonym, seelenlos.
J „Nähe“ als menschliche Qualität
(zur Seite stehen, jemand nahe sein).
J Dies erfordert ein Gespür für Distanz und Nähe,
Eigenstand und Beistand.
„Menschen brauchen immer mehr als
eine bloß technisch richtige Behandlung. Sie brauchen Menschlichkeit. Sie
brauchen die Zuwendung des Herzens.“
(Enzyklika „Deus caritas est“ Nr. 31a)
Fachliche Qualität:
„Wir arbeiten fachlich kompetent,
wirtschaftlich, bedarfsgerecht...“
J Nah am Menschen wissen wir als Caritas,
fachgerecht zu helfen.
J Die Probleme sind uns nicht fremd.
Es „ist zunächst berufliche Kompetenz
nötig ... Berufliche Kompetenz ist eine
erste, grundlegende Notwendigkeit.“
(Enzyklika „Deus caritas est“ Nr. 31a)
Politisches Handeln:
„Wir stehen auf der Seite derer, die keine Lobby haben.“
J Als Anwalt der Armen und Schwachen protestieren wir
gegen konkretes Unrecht und ungerechte Verhältnisse.
J Mut macht uns dabei der Satz von Paulus „Verkünde das Wort, tritt dafür ein, ob man es hören will oder nicht“
(2 Tim 4,2).
„Die Kirche ... kann und darf im Ringen
um Gerechtigkeit nicht abseits bleiben.“
(Enzyklika „Deus caritas est“ Nr. 28a)
Räumliche Nähe:
„Wir gestalten den sozialen Bereich
unserer Gesellschaft mit.“
J Wir gehen dorthin, wo Menschen
zu Hause sind, sich in Not befinden.
„Die Kirche ist Gottes Familie in der
Welt. In dieser Familie darf es keine
Notleidenden geben.“
(Enzyklika „Deus caritas est“ Nr. 25b)
„Nähe“ entspricht biblischchristlichem Verständnis:
„Caritas heißt Nächstenliebe und ist ein Grundauftrag jedes
Christen. Wir suchen nach geeigneten Wegen, in der Nachfolge Jesu Christi das Liebesgebot Gottes zu verwirklichen.“
J Caritas heißt Nächstenliebe und ist ein
Kernstück christlichen Glaubens.
J Wir versuchen, diese Caritas nahe am Nächsten zu leben.
J Damit eröffnen wir Menschen auch
die Erfahrung der Verheißung Jesu.
J „Das Reich Gottes ist nahe!“ (Mk 1,14).
J In jeder menschlichen Nähe verwirklicht
sich die Nähe Gottes („Ich bin da“).
„Die in der Gottesliebe verankerte
Nächstenliebe ist zunächst ein Auftrag
an jeden einzelnen Gläubigen, aber sie
ist ebenfalls ein Auftrag an die gesamte
kirchliche Gemeinschaft, und dies auf
all ihren Ebenen.“
(Enzyklika „Deus caritas est“ Nr. 20)
Caritas – ein untrennbarer,
lebensnotwendiger Teil der
Kirche:
„Caritas ist eine Grundaufgabe unserer Kirche.“
J Kirche ist ein „Raum“, in dem die Liebe
Gottes konkrete Gestalt annehmen soll.
J Caritas ist in ihren vielfältigen Gruppierungen,
Einrichtungen und Diensten ein untrennbarer Teil
dieser Kirche, ihr Arm und Fuß, ihr Auge und Ohr.
J Caritas lebt inmitten dieser Kirche.
„Der Liebesdienst ist für die Kirche
nicht eine Art Wohlfahrtsaktivität, die
man auch Anderen überlassen könnte,
sondern er gehört zu ihrem Wesen, ist
unverzichtbarer Wesensausdruck ihrer
selbst.“
(Enzyklika „Deus caritas est“ Nr. 25a)
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de
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Handlungsfelder
In sechs
Handlungsfeldern
„Nah. Am Nächsten“
Vernetzte
Vielfalt
Sechs Handlungsfelder
des Diözesan-Caritasverbands
J Leben im Alter
E
Das Handlungsfeld „Leben im Alter“ umfasst
alle Angebote für alte Menschen mit altersspezifischen Pflege-, Versorgungs-, Unterstützungs- und Beratungsbedarfen.
J Menschen mit Behinderung
und Menschen mit Unterstüt zungs- und Integrationsbedarf
bzgl. Beschäftigung / Arbeit
E
Ein weiteres, ebenfalls großes Handlungsfeld umfasst alle Angebote für Menschen mit
Behinderung sowie für Menschen mit besonderem Unterstützungs- und Integrationsbedarf in Bezug auf Arbeit und Beschäftigung.
J Kinder / Jugendliche / Familie
E
In diesem Handlungsfeld werden alle für die
Zielgruppe relevanten Betreuungs-, Beratungs- und Bildungsangebote geplant und
koordiniert.
J Gemeindecaritas /
Bürgerschaftliches
Engagement
E
Gerade für den Caritasverband ist es wichtig,
alle Angebote für Menschen und Gruppen,
die sich in der und für die Caritas engagieren
wollen (Gemeindecaritas / Bürgerschaftliches
Engagement) gut abzustimmen.
J Menschen mit
psychischen Erkrankungen und Suchtproblemen
E
Alle Angebote für Menschen mit Betreuungs-,
Unterstützungs-, Beratungs- und Integrationsbedarfen, die mit psychischer Erkrankung
bzw. Sucht einhergehen, werden ebenfalls
innerhalb eines gemeinsamen Handlungsfelds abgestimmt.
J Berufliche Bildung in sozialen/
sozialpflegerischen Berufen
E
Da der Diözesan-Caritasverband einen kirchlichen Bildungsauftrag hat und die Bildung
im sozialen Bereich immer wichtiger wird,
werden alle Angebote zur Aus- und Weiterbildung im sozialen und sozialpflegerischen
Bereich geplant und abgestimmt.
18
Die Vielfalt der Dienste und Einrichtungen
des Diözesan-Caritasverbands ist eine große
Stärke, denn die Breite unseres Angebots
ermöglicht uns, auf vielfältige Nöte und Bedarfe differenziert und vernetzt zu antworten. Um die Vorteile dieser Vielfalt auch tatsächlich im Sinne der rat- und hilfesuchenden Menschen zu nutzen, müssen die verschiedenen Angebote geschäftsbereichs- und
einrichtungsübergreifend koordiniert und
vernetzt werden. Aus diesem Grund plant
und koordiniert der Caritasverband seine
vielfältigen Aktivitäten in sechs großen
„Handlungsfeldern“, deren Einteilung sich
vor allem an den Zielgruppen und ihren Bedürfnissen orientiert und nicht an der eigenen Organisationsstruktur.
Die Themen „Armut“ und „Migration/Interkulturelle Arbeit“ sollen bewusst als wichtige „Querschnittsthemen“ in allen genannten Handlungsfeldern berücksichtigt werden.
Die genannten Handlungsfelder sind keine
Organisationseinheiten, sondern sollen ein
zielgruppen-orientiertes Planen und Arbeiten in den Geschäftsbereichen und auch geschäftsbereichsübergreifend fördern. Die
bestehende Organisationsstruktur der Geschäftsbereiche hat sich grundsätzlich bewährt und wird durch die Orientierung an
Handlungsfeldern nicht in Frage gestellt.
Für jedes Handlungsfeld wird ein Steuerungsausschuss mit Vertretern aus den betroffenen
Geschäftsbereichen und mit verschiedenen
Fachexperten gebildet, der sowohl eine mittel- und langfristige Planung für das jeweilige Handlungsfeld unterstützen als auch
die Kooperation und Vernetzung innerhalb
des Handlungsfelds koordinieren und fördern soll.
Da der Caritasverband in fast allen Landkreisen in nahezu allen genannten Handlungsfeldern aktiv ist, kommt insbesondere den
Kreisgeschäftsführern eine wichtige Koordinierungsrolle und auch eine wichtige Vertretungsrolle im kirchlichen und politischen
Umfeld für die einzelnen Handlungsfelder zu.
Die Darstellung der Diözesan-CaritasverbandTrägeraktivitäten auf den Seiten 20 - 33 orientiert sich bewusst nicht an der internen
Organisationsstruktur, sondern an den genannten Handlungsfeldern.
Konsequenzen für die Struktur?
Diese Handlungsfelder entsprechen nicht
oder nur teilweise unserer Organisationsstruktur, insbesondere der Geschäftsbereiche. Im Handlungsfeld „Leben im Alter“
Handlungsstrukturen
zum Beispiel sind Altenheime, aber auch
Caritas-Zentren (Sozialstationen, Offene Altenhilfe usw.) aktiv.
Wichtig für das weitere Vorgehen ist der
Grundsatz: Strukturen müssen den Inhalten
folgen. Aus einer angepassten inhaltlichen
Ausrichtung des Verbands können sich also
die einen oder anderen strukturellen Änderungen ergeben.
Im Großen und Ganzen jedoch hat sich unsere „Grundstruktur“ bewährt! Insbesondere die Caritas-Zentren werden auch weiterhin ein wesentliches Struktur-Element sein.
Gerade die Organisationsform „Caritas-Zentrum“ ermöglicht bereits, verschiedene Angebote gut zu vernetzen – zu „einem Netz,
das trägt“.
Eine besondere Verantwortung haben auch
hier die KreisgeschäftsführerInnen: Ihre bereits bestehende Aufgabe, alle Dienste und
Einrichtungen des Diözesan-Caritasverbands
auch spitzenverbandlich zu vertreten (z. B.
in der Kommunalpolitik), heißt dann eben
auch, für die verschiedenen Handlungsfelder in der Region die „Außen-Vertretung“ zu
gestalten.
Wie geht es weiter?
Im Laufe des Jahres 2009 werden zunächst
für die Handlungsfelder „Leben im Alter“,
„Menschen mit Behinderung und Menschen
mit Unterstützungs- und Integrationsbedarf
bzgl. Beschäftigung / Arbeit“ sowie „Kinder /
Jugendliche / Familie“ Modelle und Rollenverteilungen entwickelt, die unter grundsätzlicher Beibehaltung der bestehenden
Struktur eine gesteuerte Koordination der
Handlungsfelder ermöglichen.
Für das besonders große Handlungsfeld
„Leben im Alter“ wird auf die bestehende
Struktur des Projekts „Leben im Alter – Wohnen nach Maß“ zurückgegriffen werden. In
diesem Projekt geht es bereits um die gezielte Vernetzung ambulanter und stationärer Angebote zu Gunsten eines Angebots,
das auf die verschiedenen Bedürfnisse indi-
viduell zugeschnitten werden kann. Die Steuerung des Handlungsfelds „Leben im Alter“
kann dann als Modell für die Steuerungen
der anderen Handlungsfelder dienen, wobei
natürlich jeweils Anpassungen nötig sind,
denn jedes Handlungsfeld hat seine Besonderheiten.
Grundsätzlich gelten für das weitere Vorgehen zwei wichtige Grundsätze: Die Organisation und vor allem die Mitarbeitenden und
Führungskräfte dürfen nicht überfordert werden. Die Beanspruchung durch andere Veränderungsprozesse und durch die tagtägliche Arbeit muss immer mit berücksichtigt
werden. Und: „Qualität geht vor Zeit“! Die
Entwicklung von längerfristigen Perspektiven
verlangt eine gründliche Planungsarbeit und
vor allem die Einbeziehung der Mitarbeitenden – das aber kostet Zeit.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de E Einrichtungen
Flächendeckend in ganz Oberbayern
Die Einrichtungen des Diözesan-Caritasverbands
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&JOSJDIUVOHFOGS
.FOTDIFONJU#FIJOEFSVOH
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4UBUJPOjSF&JOSJDIUVOHFO
EFS+VHFOEIJMGF
19
Handlungsfelder
Engagement
für alte und
hochbetagte
Menschen
Mit der Kompetenzaussage „Nah. Am Nächsten.“ hat der Diözesan-Caritasverband die
Prioritäten seines Handelns und seine Grundaufgaben festgeschrieben. Der Nächste, das
ist der hilfebedürftige Mensch, der von der
Caritas Unterstützung, Zuwendung und
Menschlichkeit erwartet und erhält.
Alte Menschen standen schon immer im Zentrum caritativen Engagements, hier berühren
sich traditionell Kirche, Ehrenamt und Pflege.
Mit der wachsenden Zahl alter und hochaltriger Menschen in unserer Gesellschaft
verändern sich die Aufgaben der Hilfe und
Betreuung, die die Caritas übernimmt. Die
Vernetzung der Aktivitäten im Handlungsfeld
„Leben im Alter“ mit ihren altersspezifischen
Pflege-, Versorgungs-, Unterstützungs- und
Beratungsangeboten ist wesentlich, um
Synergien zu erzeugen, den vielfältigen Bedürfnissen Rechnung zu tragen und die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten. Im Vordergrund
stehen dabei der Ausbau des Betreuungsangebots im ambulanten und stationären Bereich (Schwerpunkt Wohnen, Tagespflege)
sowie die Entwicklung neuer Wohnformen
(Seniorenanlage, Wohnen zu Hause). Aktuell
betreut die Caritas in ihren 28 Altenheimen
knapp 3.500 Bewohner. Das Systemkonzept
„Leben im Alter – Wohnen nach Maß“ wird
in seinen Modulen: Wohnen & Daheim,
Wohnen & Betreuung, Wohnen & Pflege,
Wohnen & Mehr laufenden gesellschaftlichen Anforderungen angeglichen und weiterentwickelt. Parallel hierzu wird die Personalentwicklung und Personalgewinnung in der
Altenpflege und -hilfe umfassend und vo20
rausschauend gestaltet. Speziell im Bereich
Aus- und Weiterbildung geht der Caritasverband gezielte Kooperationen mit anderen Bildungsanbietern insbesondere im kirchlichen
Bereich ein. Auch in seinem Engagement für
pflegebedürftige alte Menschen lässt sich
der Diözesan-Caritasverband von drei Grundprinzipien leiten: Fachlichkeit, Menschlichkeit und Kirchlichkeit.
So selbstständig wie möglich,
so umsorgt wie nötig.
Mit den sich verändernden Lebenssituationen
alter und hochaltriger Menschen ändern sich
auch die Anforderungen an die stationäre
und ambulante Pflege. Die Caritas passt ihre
Angebote räumlich und konzeptionell diesen
Anforderungen an. Das neue, im Dezember
2008 eingeweihte Caritas-Haus St. Nikolaus
ist eine stationäre Einrichtung der Altenhilfe, in der diese innovativen Strukturen verwirklicht werden. Herzstück des neuen Konzepts ist das Betreuungs- und Begleitungskonzept zum Leben in der Wohngruppe. In ihr
können die Bewohner im Alltag so viel Normalität wie möglich und so viel Individualität
wie gewünscht erleben. Das Wohnzimmer
bildet den Mittelpunkt dieser familienähnlichen Wohn- und Lebensform. Der Tagesablauf der Bewohner wird auf der Grundlage
ihrer persönlichen Gewohnheiten und biographischen Hintergründe fortgeführt. Die
notwendige Pflege wird in den Alltag integriert. Gemeinsame Aktivitäten innerhalb der
Wohngruppe berücksichtigen die Fähigkeiten, Wünsche und Gewohnheiten aller Be-
wohner. Bereits die ersten Erfahrungen zeigen, dass sich auch Familienangehörige und
Ehrenamtliche in der häuslichen Atmosphäre
wohler fühlen, die Zufriedenheit der Mitarbeiter ist nachweislich größer. Ein weiteres
Plus der neuen Konzepts: die Bewohner bleiben dank der flexiblen Baustrukturen auch
dann in ihrer gewohnten Umgebung, wenn
sich ihre Pflegebedürftigkeit erhöht. Das Eintrittsalter in eine stationäre Einrichtung der
Altenhilfe liegt heute bei 85 Jahren. Tendenz
steigend. Aber auch bevor sie sich zu diesem
Schritt entschließen, brauchen Senioren Unterstützung und Hilfeleistungen. Ambulant
und in unterschiedlichem Umfang. Deshalb
engagiert sich die Caritas in Zukunft noch
stärker im Bereich Betreutes Wohnen mit umfassendem Service- und Pflegeangebot. Im
Caritas-Haus St. Nikolaus bietet die oberste
Etage 13 behindertengerechte 2 bis 3 Zimmer-Wohnungen mit abrufbaren Leistungen
der darunter liegenden stationären Pflegeeinrichtung, vom Essen bis zur Teilnahme an
kulturellen Veranstaltungen.
Auf den Erfahrungen von St. Nikolaus aufbauend, gestaltet der Caritasverband auch
seine bereits bestehenden Häuser schrittweise nach dem Betreuungskonzept um. Das
Caritas-Altenheim St. Gisela in Gräfelfing wird
nach einem Neubau zu einem Pflegeheim mit
ca. 130 Bewohnern und differenzierten Angeboten – vollstationäre Pflege, Kurzzeitpflege,
Tagespflege mit Möglichkeit zum Pflegewohnen für Ehepaare mit unterschiedlichem Pflegebedarf. In einem separaten Gebäude entstehen 33 Einheiten für Betreutes Wohnen.
Leben im Alter
Bei Anruf Kompetenz,
Information und Beratung
aus erster Hand.
Auch wenn das Altern ein stetiger Prozess
über Jahrzehnte hinweg ist, zeigt die Erfahrung, dass die Beschäftigung mit Problemen, die aus dem Älterwerden resultieren,
für Betroffene wie Angehörige oft unvermittelt akut wird und dann umso schneller nach
Lösungen verlangt. Um diesem schnellen
Informationsbedarf Rechnung zu tragen,
hat der Caritasverband im Januar 2009 in
München die Caritas Pflege-Hotline ins Leben gerufen (vgl. Seite 7). Unter der zentralen Rufnummer 0180 5 228 338 erreichen
Interessierte aus Stadt und Landkreis München Fachleute aus dem ambulanten und
stationären Bereich, die umfassend über
das Angebot der Caritas für alte und pflegebedürftige Menschen beraten und bei Be-
darf auch gleich konkrete Maßnahmen in
die Wege leiten können. Weiterführende Beratungen zum Thema Pflegeangebote der
Caritas – z. B. Betreuung für pflegende Angehörige und Essen auf Rädern – sind ein
weiteres Serviceangebot der Caritas PflegeHotline, ebenso wie die Vermittlung einer
Begleitung bei der Einstufung in die Pflegestufe durch den Medizinischen Dienst der
Krankenkassen.
Aus dem Alltag der Ambulanten Pflege
Einmal Insulin und die Zeitung, bitte...
Heute leben 60 % aller Pflegebedürftigen
zu Hause. Allein die 32 Caritas Sozialstationen in Oberbayern betreuen jährlich
über 4.600 Patienten.
Montagmorgen sieben Uhr. Schwester
Hildegard von der Caritas-Sozialstation
in Erding beginnt ihre Tour von zuhause
aus. Durchschnittlich 70 km fährt eine
Schwester am Tag, am Wochenende oft
auch 120 und mehr, dabei betreut sie
zehn bis zwölf Patienten. Herr Müller*
z. B. hat seit kurzem Pflegestufe zwei.
Nah. Am Nächsten.
Bis zur letzten Stunde.
Und darüber hinaus.
Wer setzt sich schon gerne mit dem Thema
Tod auseinander? Wer denkt schon gerne an
seinen eigenen Tod? Die Hospiz-Initiative im
Caritas-Zentrum Traunstein hat im Frühjahr
2009 einen anderen Weg beschritten, um das
Thema Tod aus dem Sterbezimmer hinaus in
die Öffentlichkeit zu tragen. Einen Monat
lang bildete die Ausstellung „Noch mal leben
vor dem Tod“ des Fotografen Walter Schels
und der Journalistin Beate Lakotta den Rahmen für eine Vielfalt von Veranstaltungen,
Gesprächen, Vorträgen, Konzerten, die alle
eines gemeinsam haben: die Beschäftigung
mit dem Tod als Bestandteil des Lebens.
Und das in einer Zeit, in der draußen nach
einem langen Winter das Leben gerade wieder zu blühen begann. Vielleicht fällt es gerade dann leichter, sich mit dem Tod zu befassen, wenn um einen herum alles grünt
Schwester Hildegard hilft ihm beim Waschen,
wechselt den Verband an seinem offenen
Bein und gibt ihm seine Medikamente. Bei
der nächsten Patientin stapeln sich im Wohnzimmer Schachteln mit Verbänden, Schläuchen und Spritzen. Neben dem Bett stehen
Tuben, Salben und Desinfektionsmittel.
Schwester Hildegard streichelt ihr zur Begrüßung sanft über das Gesicht. Auch wenn die
Pflege in einem knappen Rahmen ablaufen
muss, für persönliche Worte und Menschlichkeit ist immer Zeit. Hektik darf im Kontakt zu
den Patienten nicht aufkommen. Das ist nicht
einfach, denn die Besuche reihen sich meist
nahtlos aneinander. Herrn Becker* bringt
Schwester Hildegard neben der morgendlichen Insulinspritze auch die Zeitung aus dem
Briefkasten mit. Ein Service, der natürlich
nicht berechnet wird. Der 80jährige ist froh
über den Dienst der Sozialstation. Deshalb
hat er die Postkartenaktion der Caritas für
höhere Gebühren im Herbst 2008 (s. Seite 36)
unterstützt. Er ist auch bereit, dafür selbst
etwas mehr zu zahlen. Denn ohne ambulante
Pflege müsste er für die Spritze jeden Tag zum
Arzt gehen. Jeder Patient hat sein Schicksal,
bei jedem ist Schwester Hildegard ganz dabei. „Wenn ich den Beruf nicht lieben würde,
könnte ich das nicht durchhalten“. Eine Entlastung der ambulanten Pflege ist derzeit
allerdings nicht in Sicht. Im Gegenteil. Jedes
Jahr nimmt die Zahl der Menschen zu, die zu
Hause ambulante Pflegeleistungen brauchen.
Nach den Änderungen im Pflegeweiterentwicklungsgesetz vom 01.07.2008 haben Demenzkranke Anrecht auf die Pflegestufe O.
Ihnen stehen dadurch bis zu 200 Euro im Monat zur Verfügung, um ambulante Leistungen
zu erhalten. Das können Spaziergänge sein,
Spiele und andere anregende Aktivitäten.
und nicht, wie im Herbst, auch die Umwelt
Vergänglichkeit signalisiert. Jedenfalls haben in den ersten drei Wochen seit Ausstellungsbeginn schon 2.500 Menschen den
Raum in der Klosterkirche betreten, in dem
schwarz-weiße großformatige Porträts und
kurze Geschichten Zeugnis ablegen von
Menschen in ihren letzten Lebensmomenten
oder unmittelbar danach. „Eines haben wir
jetzt schon erreicht“ sagt Caritas-Zentrumsleiter Franz Burghartswieser: „In Traunstein
wird über den Tod gesprochen.“ Als nachhaltiges Ergebnis der Ausstellung wünschen
sich die Initiatoren, dass sich etwas ändert
im Bewusstsein der Menschen in der Nähe
von Sterbenden. Bei Medizinern und Angehörigen zum Beispiel, dass sie das Sterben
nicht als persönliches Scheitern ansehen,
als Versagen. Sondern es zulassen und die
Betroffenen gehen lassen. Dass sie ihre Patienten und Angehörigen bis zuletzt unterstützen, allerdings nicht nur mit Medikamen-
ten, sondern vor allem durch intensive Zuwendung. Diese Zuwendung und Begleitung
sieht auch die Caritas als eine ihrer Aufgaben. Die Hospiz-Initiative im Caritas-Zentrum
Traunstein begleitet unheilbar Kranke und
deren Angehörige in ihrer letzten Lebensphase und steht den Angehörigen bei in der
Zeit der Trauer. In der Hospiz-Initiative im
Caritas-Zentrum Traunstein arbeiten Hauptund Ehrenamtliche zusammen: Ärzte, Pflegekräfte, Sozialarbeiter, Therapeuten, Seelsorger und Hospizhelfer. Sie sehen es auch als
ihre Aufgabe an, den Umgang mit Sterben,
Tod und Trauer in unserer Gesellschaft positiv zu verändern. Diesem Ziel dient auch die
Ausstellung „Noch mal leben vor dem Tod“
mit ihren begleitenden Veranstaltungen.
Schwester Hildegard hofft, dass sie selbst
auch noch so gut versorgt werden wird, wenn
sie einmal soweit ist, dass sie zu Hause ambulante Hilfe braucht.
* Namen von der Redaktion geändert
Weitere Infos unter
www.noch-mal-leben-traunstein.de
www.caritasmuenchen.de
21
Handlungsfelder
Mitglieder des Caritas-Ethikrats (von links): Prälat Hans Lindenberger, Dr. Marcus Schlemmer, Dr. Thomas Hagen, Brigitte Hirsch, Hans-Peter Kallin,
Friedrich Schwarz, Gerhard Deser, Dr. Marianne Habersetzer und Karlo Heßdörfer
Caritas-Ethikrat:
Fachlichkeit. Menschlichkeit.
Kirchlichkeit.
Der Caritasverband hat auf Initiative von Caritasdirektor Prälat Hans Lindenberger im
Frühjahr 2009 einen Ethikrat ins Leben gerufen. Dieser soll Mitarbeitenden in den ambulanten Diensten und Einrichtungen für alte
und behinderte Menschen und Seelsorgern
Behinderungen. Lindenberger: „Dies ist uns
ein großes Anliegen. Denn die erste Nachkriegsgeneration von Menschen mit Behinderungen wird alt. Damit ergeben sich in den
Behinderten-Einrichtungen erstmals ähnliche
Fragestellungen und Herausforderunge wie
in Einrichtungen der stationären Altenhilfe.
Der Caritas-Ethikrat besteht aus Praktikern
der Bereiche Palliativmedizin, Theologie,
Zahlen – Daten – Fakten
Unsere Einrichtungen und Angebote
J 28 Caritas-Altenheime mit über
2.500 Mitarbeitenden und rund
3.500 Bewohnern
J 25 Caritas-Zentren, diese halten
folgende Dienstleistungen für
„Leben im Alter“ vor:
J 32 Caritas-Sozialstationen mit
über 500 Mitarbeitenden und
über 4.600 Patienten
J 2 Angebote für Offene Altenarbeit
J 12 Alten- und Service-Zentren
J 7 Einrichtungen / Häuser für
Betreutes Wohnen
J 6 Koordinationsstellen für
Wohnen & Daheim mit dem Angebot
von Optionsvereinbarungen und Betreuungsverträgen
J 5 Gerontopsychiatrische
Dienste / Beratung
J 4 Seniorenberatungen / Senioren begegnungsstätten
J 5 Fachdienste für Hospiz (Ambu-
lanter Hospizdienst, Sozialdienst
im Johannes Hospiz, Ambulante
Hospiz- und Palliativberatung)
J 10 Beratungsstellen für pflegende
Angehörige
J Ca. 2.400 Essen auf Rädern,
angeboten in 6 Sozialstationen
Beratung und Hilfestellung in schwierigen
Entscheidungslagen geben. Zum Beispiel,
wenn es darum geht, ob ein Bewohner mit
einer Magensonde ernährt werden soll oder
nicht. Der Ethikrat ist keine Erfindung der Caritas. Es gibt ihn in ähnlicher Form bereits an
anderen Orten. Das Novum hier ist jedoch
die bewusste Einbindung von Einrichtungen
und ambulanten Diensten für Menschen mit
Recht, Pflege und Pädagogik (s. Foto oben).
Der Auftrag bei ihren Treffen ist eine ethische
Fallberatung der Teams vor Ort. Lindenberger:
„Es geht mir um eine Entlastung von Mitarbeitenden und Seelsorgern bei praktischen
Fragen in ihrem konkreten Arbeitsalltag. Diese Fälle wollen wir aufgreifen und aus ethischer Sicht beleuchten.“ Der Ethikrat ist definitiv keine „Feuerwehr“. Ansprechpartner für
J 2 Berufsfachschulen für Altenpflege
22
Anfragen der Mitarbeitenden ist Benjamin
Krückl, Fachreferent für Hospiz beim Caritasverband.
In einem zweiten Schritt will der Ethikrat aus
der Erfahrung der behandelten Fragen heraus
auch präventiv beraten und in der Folge Orientierungshilfen publizieren. Konkrete Fragestellungen werden immer vor Ort behandelt
und auch dort entschieden. Ziel des Ethikrats ist deshalb eine Unterstützung der Einrichtungen und Dienste beim Aufbau von
Kompetenzen und Ressourcen für eine Ethikberatung vor Ort, z. B. durch die Ausbildung
von Ethik-Moderatoren. Für die Förderung einer christlichen Hospiz- und Palliativkultur
und von Kompetenzen in palliativer Pflege
und Versorgung in der Alten- und Behindertenhilfe erhält der Caritasverband in einer
Projektlaufzeit von 2009 bis 2012 von der
Erzdiözese München und Freising insgesamt
1 Mio. Euro.
Diözesanprojekt Christliche
Hospiz- und Palliativkultur
Die Einrichtung des Ethikrats zur Unterstützung der hauptamtlich Mitarbeitenden ist ein
Aspekt der Umsetzung des Grundrechts auf
Menschenwürde bis zum Tod. Ein anderer,
praktischer Ansatz ist das Konzept zur Begleitung sterbender Menschen und ihrer Angehörigen, das durch Hospizbegleitung und
Palliative Care in den Alltag übersetzt wird.
Es stellt die Wünsche, Bedürfnisse und Nöte
der Betroffenen in den Mittelpunkt und umfasst medizinisch-pflegerische, psychosoziale und spirituelle Angebote. Voraussetzung
dafür sind interprofessionelles Vernetzen und
Handeln. Dabei fußt es auf den langjährigen
Erfahrungen der Caritas im fürsorglichen Umgang und in der intensiven Begleitung alter
und behinderter Menschen bis in die letzte
Leben im Alter
Stunde. Diese Erfahrungen haben verschiedene caritaseigene Einrichtungen der stationären Altenhilfe bereits in die Pilotphase
des Palliative Care Projekts in Bayern im
Jahr 2006 eingebracht.
Das Diözesanprojekt Christliche Hospiz- und
Palliativkultur wird mit einer Laufzeit von 3
Jahren im Frühjahr 2009 starten. In zwei
Durchläufen von je 1,5 Jahren können sich
insgesamt rund 60 Einrichtungen und Dienste
beteiligen. Ziel ist die Förderung, Weiterentwicklung und Verstetigung einer christlichen
Hospiz- und Palliativkultur in den drei Bereichen Bildung, Begleitung und Vernetzung.
Mit Fort- und Weiterbildungen aus dem Spektrum von Palliative Care werden Kompetenzen auf diesem Gebiet auf- und ausgebaut.
Die Umsetzung und Weiterentwicklung in
den Einrichtungen und Diensten vor Ort wird
von Fachleuten unterstützt und geleitet. Kern
dieses Angebots sind Begleitgruppen, in
denen die designierten Verantwortlichen ihre
Kompetenzen für die Umsetzung erwerben,
Erfahrungen austauschen und beratendes
Coaching erhalten. Die Vernetzung wird auf
allen Ebenen träger- und bereichsübergreifend gefördert. Im Mittelpunkt steht dabei
immer die Vereinbarkeit mit den individuellen Bedürfnissen und Schwerpunkten der
teilnehmenden Einrichtungen und Dienste,
Ansatzpunkt ist die Haltung von Leitung und
Mitarbeitenden zu Sterben und Tod.
Die Leistungen an die Projektteilnehmer
gliedern sich in finanzielle Förderungen (Zuschüsse für Fort- und Weiterbildung, Projektbegleitung und -beratung) und praktische
Angebote (fachliche Ressourcen, Möglichkeiten der Vernetzung, Begleitgruppen). Die
individuelle finanzielle Förderung beträgt bis
zu 13.350 Euro je Einrichtung bzw. Dienst.
Bei der Erhebung des Ist-Standes erhalten
die Projektteilnehmer Unterstützung durch
die Katholische Stiftungsfachhochschule
München. Diese wird auch den weiteren
Projektverlauf wissenschaftlich begleiten.
Zur Demographie der Demenz
Prognosen zufolge wird 2050 die Hälfte der
bundesdeutschen Bevölkerung älter als 48
Jahre sein. Der Anteil der 60-Jährigen und
Älteren wird sich von etwa einem Viertel im
Jahr 2002 auf mehr als ein Drittel im Jahr
2050 erhöhen (Quelle: Statistisches Bundesamt). Auch der sogenannte Altenquotient –
das Verhältnis zwischen den Senioren und
der Bevölkerung im Erwerbsalter – wird sich
den Vorhersagen zufolge in den nächsten
Jahren drastisch verändern. Kamen im Jahr
2002 noch 44 Personen im Alter von „60
plus“ auf 100 Erwerbstätige, werden es 2050
fast doppelt so viele, nämlich 78 Personen,
sein. Der statistische Übergang von der Alterspyramide zum „Alterspilz“ bringt unter
Alltagsbegleitung für Demenzkranke gemäß Pflege-Weiterentwicklungsgesetz
Zusätzliche Betreuungskräfte in stationären Altenhilfeeinrichtungen im Caritasverband
Seit 01.07.2008 sind im Pflege-Weiterentwicklungsgesetz (PfWG) Änderungen für Menschen mit eingeschränkter Alltagskompetenz in Kraft getreten. Sie sprechen pflegebedürftigen Menschen mit demenzbedingten Fähigkeitsstörungen, psychischen Erkrankungen oder geistigen Behinderungen im
Sinne des § 45a Abs. 1 SGB XI einen erheblichen allgemeinen Beaufsichtigungs- und Betreuungsbedarf zu. Im stationären Bereich ermöglicht dies nach § 87 b SGB XI eine zusätzliche Begleitung von
dementiell erkrankten Bewohnern, die in ihrer Alltagskompetenz eingeschränkt sind. Die zusätzlichen
Betreuungskräfte, sogenannte Alltagsbegleiter, werden für die optimierte Betreuung der dementiell
erkrankten Bewohner eingesetzt. Doris Schneider, Geschäftsführerin der Caritas-Altenheime, erläutert,
worum es bei dieser neuen Tätigkeit geht.
Berufliche Voraussetzungen
Für die Tätigkeit als Alltagsbegleiter ist kein therapeutischer oder pflegerischer Berufsabschluss erforderlich. Allerdings stellt die berufliche Ausübung einer Betreuungstätigkeit in Pflegeeinrichtungen
hohe Anforderungen an die psychische Belastbarkeit der Betreuungskräfte. Voraussetzung ist eine
positive Haltung gegenüber kranken, behinderten und alten Menschen und deren Angehörigen sowie
soziale Kompetenzen und kommunikative Fähigkeiten.
Qualifizierung und Bewerbung
Der Diözesan-Caritasverband bietet interessierten Bewerbern Qualifizierungsmaßnahmen in Form
von Praktika und Theorieerwerb. Diesen ist ein 5-tägiges Orientierungspraktikum in einem CaritasAltenheim in den Bereichen Pflege, Hauswirtschaft und soziale Begleitung vorgeschaltet. Danach
wird durch die Einrichtungsleitung entschieden, ob eine Qualifizierungsmaßnahme sinnvoll ist. Sind
die Qualifikationsanforderungen vollständig oder teilweise in einem Beruf oder in Weiterbildungsmaßnahmen nachweislich erworben, werden diese durch die Einrichtungsleitung anerkannt.
Konkrete Aufgaben der Alltagsbegleitung
Im Mittelpunkt steht die Anleitung und Begleitung der Pflegebedürftigen bei Alltagsaktivitäten, natürlich unter Berücksichtigung der
individuellen Befindlichkeiten. Die Bewohner
sollen bei gewohnten, haushaltsbezogenen
Tätigkeiten begleitet werden. Das reicht vom
gemeinsamen Herrichten und Einnehmen von
Mahlzeiten über hauswirtschaftliche Tätigkeiten (z. B. Wäsche falten), Haustiere füttern und
pflegen, Musik hören, musizieren und singen,
lesen und vorlesen bis hin zum gemeinsamen
Besuch kultureller Veranstaltungen und von
Gottesdiensten. Die Alltagsbegleiter hören zu,
nehmen Ängste und vermitteln durch ihre Anwesenheit Sicherheit und Orientierung. Begleitung und Angebote orientieren sich eng an den
Erwartungen, Wünschen, Fähigkeiten und Befindlichkeiten der Bewohner unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Lebensgeschichte mit
allem, was dazu gehört.
anderem steigende Gesundheitskosten durch
die zu erwartende hohe Zahl älterer Pflegebedürftiger mit sich. Allein das Risiko, an
Demenz zu erkranken, steigt im vierten Lebensalter drastisch an. Von der häufigsten
Form, der Alzheimer-Demenz, sind 50 bis
60 % der alten Menschen betroffen. Für diesen stetig wachsenden Personenkreis sind
differenzierte Dienstleistungen und Wohnformen notwendig, von der Tagespflege über
Leben in Wohngruppen bis hin zu beschützenden Wohnformen. Angebote, die eine
Pflege und Betreuung der Hilfebedürftigen
ermöglichen und dabei die Belastung der
erwerbstätigen Bevölkerung in tragbaren
Grenzen halten. Denn die Verlängerung der
Lebenserwartung bei gleichzeitiger Abnah-
me der Gesamtbevölkerung führt dazu, dass
noch nie so viele Generationen zur selben
Zeit lebten wie heute. Das birgt eine nicht zu
unterschätzende wirtschaftliche und soziale
Sprengkraft. So erhöht die Diskussion über
die künftige Belastung der Sozialsysteme
und über die Lebensperspektiven jüngerer
Jahrgänge das Risiko einer nachhaltigen Beschädigung der Generationensolidarität.
Dem will die Caritas durch ihre Angebote im
praktischen pflegerischen, aber auch im sozialpolitisch meinungsbildenden Bereich
entgegenwirken.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de
23
Handlungsfelder
Behinderung
als Chance
Sozialer Halt durch
sinnvolle Tätigkeit
Behinderte Menschen
fördern heißt Kapazitäten nutzen
Kein Tag vergeht ohne Hiobsbotschaften, die
Auswirkungen der globalen Finanzkrise sind
kaum abzuschätzen. Weder für den Staat
noch für jeden Einzelnen. Aber eines steht
jetzt schon fest: am härtesten wird es diejenigen treffen, die bereits in schwierigen Lebenssituationen sind, zum Beispiel Menschen mit Behinderungen.
Auch auf die Angebote der Behindertenhilfe
wirkt sich die rasante Talfahrt der Wirtschaft
aus: So brechen im Bereich der Werkstätten
aufgrund der allgemeinen Auftragslage Produktionszweige ein, die Beschäftigten mit
Behinderungen zuvor qualifizierte und sinnvolle Arbeit ermöglicht haben. Gerade hier
braucht es dringend einen solidarischen
„Schutzschirm“.
Gleiches gilt für die gerade verabschiedeten
Konjukturpakete. Kritisch wird die Caritas
darauf achten, in wie weit auch diejenigen
zum Zuge kommen und profitieren werden,
die wir betreuen. „Mogelpackungen“ sind
hier nicht nur ärgerlich, sie sind vor allem
existenzbedrohend. Bereits jetzt kann festgestellt werden, dass Nutznießer der Konjunkturpakete eher nicht diejenigen sein werden,
die ohnehin finanziell belastet sind. Behinderungen sind an sich schon eine große finanzielle Belastung, sowohl für die Betroffenen
als auch für deren Angehörige, abgesehen
von den hohen psychischen Herausforderungen und Unsicherheiten. Ohne finanziellen
Aufwand werden auch die hohen Ziele der
jüngst in Kraft getretenen und wichtigen
24
Konvention der Vereinten Nationen reine
Willensbekundungen bleiben.
Trotz der sich immer schwieriger gestaltenden Rahmenbedingungen wird der Caritasverband weiterhin anwaltschaftlich die Interessen und Belange der Menschen mit Behinderungen vertreten. Das heißt konkret,
die Angebote und Dienste auf der Grundlage
einer soliden Wirtschaftlichkeit konzeptionell dauerhaft und nachhaltig weiter zu entwickeln und damit die Lebenssituation von
Menschen mit Behinderungen zu verbessern.
Soviel Unterstützung wie
notwendig, soviel Selbstbestimmung wie möglich.
Als Ziel im Gesamtkonzept verankert sind
die Förderung von Selbstbestimmung, der
Teilhabe und dem Leben in der Gemeinde.
Das bedarf aber auch differenzierter, vernetzter und wohnortnaher Dienste und Angebote
– ebenso wie einer konzeptionellen Orientierung am Normalisierungsprinzip.
Entsprechend erfolgten als erste Schritte
der Ausbau des Ambulant Betreuten Wohnens und im stationären Bereich der Tagesstruktur für Menschen mit Behinderungen
im Alter. Die regionale Ausrichtung des Geschäftsbereichs und das verstärkte Augenmerk auf die Vernetzung mit anderen Angeboten der Behindertenhilfe als Ergebnis einer
Organisationsentwicklung konnten diesen
Prozess bisher erfolgreich befördern und
müssen konsequent fortgeführt werden.
Auch multiple Vermittlungshemmnisse sind eine Behinderung. Sie hindern Menschen daran, sich in die
Gesellschaft zu integrieren, am Arbeitsplatz, am Wohnort, im sozialen
Umfeld. Sie schließen sie von vielen
Dingen aus, die zu einem „normalen“
Alltag gehören. Die Caritas-Projekte
für Menschen mit besonderem Unterstützungs- und Integrationsbedarf geben ihnen das, was sie brauchen: Halt und ein soziales Gefüge
durch regelmäßige und sinnvolle Tätigkeiten. In dem Rahmen und Ausmaß, der ihren Fähigkeiten entspricht.
Und, wenn möglich, zusätzliche Qualifikation für den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt.
Unser Hilfenetz für langzeitarbeitslose Menschen in Oberbayern:
J Die Caritas Tochter Weißer Rabe
bietet eine große Palette unter schiedlichster Projekte in München
und Rosenheim an. Vom Kantinen betrieb über Gebrauchtwarenhäu ser, Forstprojekt, Fahrradservice
und Hausmeistereien bis hin zur
Energieberatung und einem Näh atelier für Designerprodukte.
J FINA – das Arbeitsprojekt für Lang zeitarbeitslose in Freilassing.
J CARISMA – der soziale Möbel markt in Bad Tölz/Wolfratshausen
bietet Arbeitstrainings rund um
den Möbel- und Umzugsbereich.
J RENTABEL – das Arbeitsprojekt mit
Beschäftigungsangeboten in den
Bereichen Transport/Logistik, Ge brauchtwaren, Hausmeisterei, Ver waltung und Umwelt- und Natur pflege.
Menschen mit Behinderung und Menschen mit Unterstützungs- und Integrationsbedarf bzgl. Beschäftigung / Arbeit
Weiterentwicklung der Offenen
Behindertenarbeit (OBA)
In diesem Sinne gewinnt auch die Offene
Behindertenarbeit (OBA) mit ihren ambulanten Beratungs- und Unterstützungsleistungen zunehmend an Bedeutung.
Neben der Umsetzung der neuen OBA-Landesrichtlinie, mit der erstmals Aufgaben und
Finanzierung klar geregelt werden, beschäftigt insbesondere die Frage, wie diese Dienste ihre direkt aus den Klientenkontakten
gewonnenen Hinweise auf Bedarfe und flexible settings möglichst gewinnbringend für
die Klientel in das Hilfesystem einbringen
können. Klar ist, dass angesichts der komplexen sozialrechtlichen Strukturen der Beratungsbedarf in Zukunft steigen wird.
Daher ist geplant, die OBA in Rosenheim organisatorisch besser mit den weiteren Angeboten der Behindertenhilfe zu vernetzen
und die Strukturen dafür zu schaffen.
Behindertenhilfe
Daten – Zahlen – Fakten
22 Einrichtungen und Dienste für Menschen mit Behinderungen
J 4 Werkstätten
(985 Beschäftigte mit Behinderung)
J 4 Wohnheime (195 Plätze)
und 3 Stützpunkte für Ambulant
Betreutes Wohnen
J 5 Heilpädagogische Tagesstätten
(für 264 Kinder)
J 1 Förderschule (mit 195 Schülern)
J 3 Dienste der offenen
Behindertenarbeit (OBA)
J 2 Frühförderstellen (erbringen ca. 30.000 Behandlungseinheiten p. a.)
J Einzelprojekte
(z. B. Sprachförderprogramme)
Umsetzung Teilkonzept „Wohnen“
Basierend auf den zuvor genannten strategischen Überlegungen wurden regionale
Strukturen geschaffen, die vernetzte Wohnund Betreuungsangebote orientiert am regionalen Bedarf ermöglichen. Das vom Vorstand verabschiedete Teilkonzept enthält
zahlreiche Maßnahmen. So wurde zum Beispiel die Durchlässigkeit zu niedrigschwelligen Wohn- und Betreuungsangeboten erhöht, was den Menschen unmittelbar zu
Gute kommt.
Entwicklung Teilkonzept „Kinder,
Jugendliche mit Behinderungen
und deren Familien“
Das Teikonzept für diese Zielgruppe wurde
Ende 2008 begonnen. Auch hier sind der sozialräumliche/lebensweltorientierte Ansatz
und die Verbesserung der Kooperation und
Vernetzung mit anderen Angeboten wichtige
Ziele. Dabei sind die Weiterentwicklung von
Integration und Inklusion fachliche Herausforderungen. Insbesondere beschäftigt hier
die Frage, wie Kinder und Jugendliche unterstützt werden können, um Ausgrenzung als
Folge der Einschränkungen zu vermeiden.
Grundsteinlegung für den
Neubau des Heilpädagogischen
Zentrums in Rosenheim
Kinder bei der Grundsteinlegung des neuen Heilpädagogischen Zentrums in Rosenheim
Damit Kinder mit Behinderungen optimale
Rahmenbedingungen zum Lernen und für
die individuelle pädagogische Förderung bekommen, wurde am 28. November 2008 der
Grundstein für den bereits dringend erwarteten Neubau des Heilpädagogischen Zentrums in Rosenheim gelegt. Dieser entspricht
nun dem deutlich gestiegenen Bedarf an
Kapazitäten und bietet mit seiner zentralen
Lage in der Stadt Rosenheim gute Voraus-
setzungen für integrative Projekte – gewollt
ist ein Haus, dass sich nach außen offen
präsentiert. Elternbeirat und Förderverein
haben die Caritas dabei intensiv unterstützt
und sich bereits in der Planungsphase rege
beteiligt.
Die veranschlagten Baukosten betragen 28
Mio. Euro, wovon 3,5 Mio. Euro aus Eigenmitteln und Spenden aufgebracht werden
müssen. Das Spendenaufkommen in der Region war beispielhaft und ist ein deutlicher
Beleg für das rege bürgerschaftliche Interesse und Engagement.
Weitere Infos unter
www.caritas-hpz-volldabei.de
www.caritasmuenchen.de
25
Handlungsfelder
Frauen und Männer durchlaufen eine 3- bis
6-monatige Maßnahme mit dem Ziel, später
auf eigenen Füßen zu stehen. Dazu gehören
Qualifizierung, fachliche Ausbildung – vorwiegend in gemeinnützigen Bereichen – und
sozialpädagogische Betreuung. Wichtige
Voraussetzung: Sie müssen sich einbringen.
Viele von ihnen machen dabei zum ersten
Mal die Erfahrung, dass ihr Einsatz gewürdigt wird, Erfolg zeigt und ihnen Anerkennung
bringt. Eine Anerkennung, die auch dem Projekt widerfährt. So wurde „Etappe“ im März
2009 mit dem 1. Preis eines Wettbewerbs
des Landes-Caritasverbands Bayern und der
LIGA BANK in Höhe von 1.500 Euro ausgezeichnet.
Viel mehr als eine „letzte Chance“:
Das Caritas Mädchenheim Gauting.
Dreh- und Angelpunkt
unserer Gesellschaft
An der Familie lässt sich der Ist-Stand einer
Gesellschaft ablesen, wirtschaftlich und sozial. Schon lange vor der Finanzkrise waren
Kinder in Deutschland das Armutsrisiko Nummer eins. Ein Risiko, das sich in wirtschaftlich
kritischen Zeiten verschärft. Weil wir auch in
einer demographisch von zunehmender
Hochaltrigkeit geprägten Gesellschaft sozial
bleiben wollen unterstützt der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising
e. V. die Familie in allen Ausprägungen und
mit allen ihren Mitgliedern, Müttern und Vätern, Eltern, Kindern und Heranwachsenden.
Wir bauen unser Angebot der flächendeckenden Betreuung in Kindertagesstätten, Horten
und Mittagsbetreuungen konsequent aus.
Wir bieten Beratung und Hilfe für Familien,
für Lehrer und Erzieher, in unseren Beratungsstellen ebenso wie online. Mit unserem Netz
sozialer Hilfeleistungen federn wir Notlagen
und Krisensituationen ab. Besonderes Augenmerk richtet die Caritas auf junge Menschen, die von anderer Seite keine Förderung erhalten. Im Rahmen der Befähigungsinitiative der Caritas in Deutschland haben
wir im Jahr 2008 eine ganze Reihe von Projekten gestartet, die gezielt jungen Menschen
mit Handicaps den Einstieg in das Berufsleben erleichtern. Durch Ausbildungsförderung
und Unterstützung bei der Erlangung eines
Schulabschlusses, durch kombinierte Wohnund Förderungsprojekte, in unserem Kinderdorf in Irschenberg und unserem Mädchenheim in Gauting. Aber das ist nicht genug.
Es geht darum, Familien nachhaltig zu einem
selbst bestimmten, selbst geführten Leben
26
zu befähigen. Diese Befähigung beginnt bereits beim kleinen Kind. Deshalb unterstützen wir in unseren Kindertagesstätten die
Bildung in allen ihren Facetten. Bildung, wie
wir sie verstehen, ist die Entfaltung aller Fähigkeiten und Fertigkeiten: junge Menschen
müssen von klein auf befähigt werden, Beziehungen zu anderen zu gestalten. Nur dann
haben sie als Erwachsene eine Chance auf
ein selbst geführtes, bestimmtes und auch
selbst finanziertes Leben. Dafür braucht es
in erster Linie genug qualifiziertes Personal,
das den Kindern diese Bildung vermittelt, in
allen Altersstufen. Wir bilden diese Fachleute
in unseren Fachakademien aus und legen
höchste Maßstäbe an. Ein Mehr an Förderung braucht allerdings auch ein Mehr an Finanzierung. Deshalb engagiert sich der Caritasverband sozialpolitisch auf allen Ebenen
und vernetzt darüber hinaus auch generationsübergreifend kulturelle, erzieherische und
soziale Angebote, z. B. in unseren vier Mehrgenerationenhäusern in ganz Oberbayern.
Sehen, was man geschaffen hat,
fühlen, was man erreichen kann:
Etappe – das neue Jugendprojekt
der Caritas in Freising.
Kein Schulabschluss. Keine Ausbildung. Keine Wohnung. Und dazu noch ein psychisches
Handicap – schlechte Voraussetzungen für
einen Start ins eigene Leben. Seit Ende November 2008 bietet das Jugendprojekt Etappe in Freising jungen Menschen einen Ausweg aus Situationen, die ihr ganzes zukünftiges Leben blockieren. Jeweils zehn junge
Für ihre Schwarz-Weiß-Fotografien von
„Menschen am Rande“ erhielten 5 Mädchen
aus dem Caritas Mädchenheim in Gauting,
einer der wenigen therapeutischen Jugendhilfeeinrichtungen für Mädchen und junge
Frauen, einen ersten Preis beim Fotowettbewerb des Deutschen Caritasverbands zur
Befähigungsinitiative 2008 und einen von
drei Preisen beim Internet-Wettbewerb „Respekt“ des Diözesan-Caritasverbands. „Eigentlich hätten wir uns selbst fotografieren
können“, sagen die Mädchen, die im Mädchenheim nach schweren Krisen Halt und
Mitte wieder gefunden haben. Und mehr als
das: Durch die verschiedenen offenen und
geschlossenen intensivtherapeutischen Maßnahmen und in der internen Schule und Berufsschule zur Erziehungshilfe konnten sie
auch Schule und Berufsausbildung absolvieren. Als sie die gewonnene Reise nach Berlin
nicht antreten konnten, wurde der Preis in
einen Scheck über 1.000 Euro umgewandelt.
In Gauting gibt es immer noch eine zweite
Chance.
Weitere Infos unter
www.maedchenheim-gauting.de
Caritas-Kinderdorf
in Irschenberg – mehr als
Betreuung. Familie.
Sommer 2008: in ihren Ferien verwandeln
vier junge Mädchen aus dem Caritas-Kinderdorf Irschenberg die idyllische, aber komplett
verfallene Rabenmoos-Hütte in Ruhpolding
in ein Ferienheim für sozial schwache Familien und Kinder. Familien wie die der Mädchen, die selbst in Irschenberg eine zweite
Heimat gefunden haben. Dahinter steckt die
Initiative „Platz für Helden!“ unter der Schirmherrschaft der Bundesfamilienministerin. Die
ARD-Fernsehlotterie beteiligte sich zur Hälfte an den Kosten für Renovierung und Unterhalt. Der NDR begleitete die Aktion, die als
Kinder / Jugendliche / Familie
Dokumentation auf KI.KA ausgestrahlt wurde. Im Caritas-Kinderdorf Irschenberg leben
jeweils 6 bis 8 Kinder und Jugendliche mit
ihren Hausmüttern bzw. -eltern und Erzieherinnen in Familien zusammen. Hier finden die
„sozialen Waisen“ nach ihrer Unterbringung
durch die regionalen Jugendämter den Rahmen, der ihnen in ihren eigenen Familien nicht
mehr geboten werden konnte. Zum CaritasKinderdorf Irschenberg gehören neben den
stationären auch viele ambulante Angebote,
u. a. die Bereitschaftshilfe zur Krisenintervention, die Kinder umgehend in Pflegefamilien
unterbringt, bis sich die Situation wieder entschärft hat.
Weitere Infos unter
www.kinderdorf.de
Mehr als satt. Das Caritas
Mehrgenerationenhaus
in Taufkirchen an der Vils.
August 2008: Caritas-Vorstand Klaus Weißbach empfängt Bundesfamilienministerin
Ursula von der Leyen im Mehrgenerationenhaus der Caritas. Die generationsübergreifende Begegnungsstätte mit „großfamilienähnlicher“ Struktur schafft in Taufkirchen ein
dichtes soziales Betreuungsnetz für Jung und
Alt. Einer drängenden Frage der Zeit, so die
Bundesfamilienministerin in ihrer Rede, stelle sich die Caritas angesichts einer alternden
Gesellschaft mit diesem bundesweit geförderten Projekt. Generations- und kulturübergreifende Angebote sind in Taufkirchen ebenso angesiedelt wie Elterninitiativen, eine Babysitterbörse, Seniorenpatenschaften für
Kinder und Hausaufgabenbetreuung. Den
Schülern steht ein täglicher Mittagstisch zur
Verfügung, für etliche von ihnen die einzige
warme, frisch zubereitete Mahlzeit am Tag.
Ursula von der Leyen wünscht dem Projekt
zum Abschied „Starke Leistung für jedes Alter“ und verspricht ihre weitergehende und
nachhaltige Unterstützung.
Weitere Infos unter:
www.caritasmuenchen.de/cznord/
erding/page006576.htm
Mehr als Geld.
RTL spendet für Caritas KUBU.
Das Kinder- und Jugendzentrum im Münchner
Glockenbachviertel ist für viele Kinder und
Jugendliche wie ein zweites Zuhause. Nach
der Schule essen sie dort, machen Hausaufgaben, lernen, spielen. Die Nachfrage steigt.
Aus dem Spendentopf der Stiftung „RTL –
Wir helfen Kindern e. V.“ erhält KUBU nun
rund 150.000 Euro für das auf 3 Jahre ausgelegte Projekt „Starke Kinder im Glockenbachviertel“. Mit diesem Projekt werden
Schulkinder aus bedürftigen Familien um-
Einrichtungen der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe:
Ein Überblick über das Angebot der Caritas in Oberbayern
Erziehungsberatungsstellen
J 15 Hauptstellen mit etwa 20 Neben und Außenstellen in den meisten
Landkreisen und kreisfreien Städten
in unserer Erzdiözese
J knapp über 100 Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter
(auf ca. 65 Vollzeitstellen)
J ca. 8.500 beratene Familien pro Jahr, mit präventiven Maßnahmen werden
von jeder Beratungsstelle einige Tausend weitere Personen erreicht
Ambulante Erziehungshilfen
J in Garmisch und Rosenheim
Mädchenheim Gauting
J 6 geschlossene Gruppen, 2 offene
Gruppen, 1 teilbetreute Wohngruppe
in München, 1 Lehrlingswohngruppe,
Betreutes Wohnen
J 2008 wurden in den acht Kern bereichs-Gruppen 114 Mädchen betreut, davon 15 in der Borderline-
gruppe und 32 in den offenen Gruppen. 60 Eintritten standen
58 Abmeldungen gegenüber.
J In der Teilbetreuten Wohngruppe waren insgesamt 7 Jugendliche,
in der Lehrlingswohngruppe lebten
3 Auszubildende, im Einzelbetreuten
Wohnen 11 Mädchen. Ab März 2008 wurde eine zweite caritaseigene Wohnung in der Aindorferstraße angemietet.
Kinderdorf Irschenberg
Das Kinderdorf Irschenberg
betreut zur Zeit:
J im stationären Bereich 107 Kinder
und Jugendliche über Tag und Nacht
J im Inobhutnahmebereich (Krisenauf-
nahme) 5-8 Kinder und Jugendliche bis zu 6 Wochen (ca. 2.000 - 2.500 Belegungstage im Jahr)
J in der Heilpädagogischen Tages stätte 25 Kinder
J im Sonderpädagogischen Förderzentrum (Schule) in 14 Klassen insgesamt 189 Kinder und Jugendliche
J im ambulanten Bereich (u. a. Betreutes
Wohnen, Erziehungsbeistandschaften,
Sozialpädagogische Familienhilfe,
Straffälligen-Hilfe) in den Kreisen
Rosenheim, Miesbach, Bad Tölz/
Wolfratshausen und im Stadtgebiet Rosenheim 138 Kinder, Jugendliche
und Familien
J Derzeit sind ca. 152 Mitarbeiter be schäftigt (Erzieher, Heilpädagogen, Sozialpädagogen, Psychologen,
Therapeuten, Lehrkräfte, Hauswirt schaftsmitarbeiter, Verwaltungsmitar beiter, Küchenpersonal, Hausmeisterei, Zivis, Päd. Hilfskräfte)
J Sozialpädagogische Familienhilfe
J Erziehungsbeistandschaft und
sonderpädagogische Pflegestellen
J Heilpädagogische Gruppen
J Vereinsvormundschaften
J Heilpädagogische Tagestätten in
München, Hebertshausen, Irschenberg
J 3 Jugendwohnheime in München
J Jugendsozialarbeit an Schulen
J Mittagsbetreuungen und Nachmittags betreuungen an Schulen
J 4 Mehrgenerationenhäuser
J 2 Jugendzentren
J Familienpflege zur Unterstützung von
Familien in Belastungs- und Krisensi tuationen, z. B. bei Krankheit oder Tod
der Mutter oder bei erzieherischem
Hilfebedarf oder bei Unterstützungs bedarf in der Haushaltsführung (Haus-
halts-Organisations-Training H.O.T)
J Familienkompetenzzentrum
J Projekte, z. B. Neuperlacher
Sprachförderung für Kinder, Kinder-
sprachcoach zur Unterstützung von
Migrantenfamilien
J Tageseinrichtungen für Kinder
In über 40 Kindertagesstätten betreuen knapp 650 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über
2.900 Kinder, darunter knapp 600 Kinder mit Migrationshintergrund, über 450 Kinder
unter 3 Jahren und ca. 50 Kinder mit Behinderung.
fassend in ihrer biografischen Entwicklung
unterstützt, nicht nur durch Essensversorgung und Nachmittagsbetreuung, sondern
zusätzlich mit einem umfassenden Förderprogramm in den Bereichen Bildung und Kultur.
Weitere Informationen unter:
www.caritasmuenchen.de/
c-innenstadt/page002613.htm
27
Handlungsfelder
Caritas bietet Raum
für alle Facetten
Caritas ohne Ehrenamt:
unvorstellbar
„Die in Gottesliebe verankerte Nächstenliebe
ist zunächst ein Auftrag an jeden einzelnen
Gläubigen, aber sie ist ebenfalls ein Auftrag
an die gesamte kirchliche Gemeinschaft, und
dies auf all ihren Ebenen: von der Ortsgemeinde über die Teilkirche bis zur Universalkirche
als ganzer. Auch die Kirche als Gemeinschaft
muss Liebe üben.“ (Papst Benedikt XVI., Enzyklika Deus Caritas est, 2006, Nr.20)
Es gibt viele Facetten
ehrenamtlichen Engagements
und alle sind willkommen!
Ehrenamtliches/Freiwilliges Engagement hat
in der Caritas der Kirche eine lange Tradition.
Schon immer kümmern sich engagierte und
couragierte Menschen im Dienste von Nächstenliebe und Barmherzigkeit um Arme, Kranke, Schwache oder Benachteiligte. Heutzutage spielt es kaum eine Rolle in welchen Bereichen sich Frauen und Männer ehrenamtlich/freiwillig engagieren. Ob in Nachbarschaftshilfe, Alten- und Krankenpflege, Kindergarten, Hausaufgabenbetreuung, Jugendprojekten, als Caritas-Sammlerin oder -Sammler, in der Gemeindearbeit oder in Gremien
und Ausschüssen: Eine Caritas ohne Ehrenamt ist unvorstellbar.
Ehrenamtliche haben
unterschiedliche Beweggründe
Es gibt viele „Gesichter“ des Ehrenamts in
unserer Erzdiözese. Vielfach ist es die etwas
ältere Generation, die seit Jahrzehnten innerhalb der Gemeindecaritas klassische Ehrenämter erfüllt. In den vergangenen Jahren hat
28
sich allerdings gezeigt, dass sich immer mehr
und gerade junge Menschen eher zeitlich
begrenzt oder projektbezogen engagieren
möchten. Auch die persönlichen Beweggründe für einen sozialen Einsatz haben sich erweitert. So stehen immer öfter nicht nur rein
christliche Motive im Vordergrund, sondern
auch gesellschaftliche Verantwortung und
Verpflichtung, Suche nach Sinn und Erfüllung,
Erweiterung von sozialer Kompetenz oder
Kontakt zu anderen Menschen und Lebensbereichen.
Es ist Aufgabe und spannende Herausforderung für unseren Caritasverband, sich allen
Formen bürgerschaftlichen Engagements zu
öffnen und diese gleichwertig und gleichberechtigt zu fördern und zu begleiten. Im Strategiepapier zum Handlungsfeld „Gemeindecaritas/Bürgerschaftliches Engagement“ ist
als zentrale Aufgabe festgelegt: „Bürgerschaftliches Engagement wird in all seinen
Facetten vom klassischen Ehrenamt bis hin
zu neuen Formen der Freiwilligenarbeit, der
Einbeziehung von Selbsthilfeinitiativen und
Einbindung von Unternehmen (Corporate Citizenship) aktiv gefördert. Die unterschiedlichen Aktivitäten im Verband werden kommuniziert und abgestimmt.“
Arbeit mit Ehrenamtlichen/Freiwilligen besteht aus wechselseitigem „Geben und Nehmen“. Die Caritas empfängt dabei nicht nur
Hilfe, sie hat auch eine Menge zu bieten:
persönliche und individuelle Einsatzfelder so
vielfältig und bunt wie das Leben, professionelle und hoch motivierte Mitarbeiterinnen
und Mitarbeiter, zahlreiche Qualifizierungsmöglichkeiten und vieles mehr. Ehrenamtlich/freiwillig Mitarbeitende haben klar definierte Rechte und Pflichten. Sie werden begleitet, betreut und genießen selbstverständlich Versicherungsschutz. Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Bereich Gemeindecaritas leisten hier einen besonderen
Beitrag zur Gestaltung der Diakonie der Kirche, indem sie berufliche und ehrenamtliche
Aktivitäten der Caritas vernetzen und damit
ein wesentliches Bindeglied zwischen gemeindlicher und verbandlicher Caritas vor Ort
darstellen.
Die Broschüre Ehrenamtliches/
Freiwilliges Engagement als Arbeitshilfe
Ehrenamtliches/Freiwilliges Engagement
Begriffsklärung, rechtliche
Fragen und die wichtigsten
Faktoren für eine Einbindung
von Ehrenamtlichem/Freiwilligem
Engagement in die Dienste und
Einrichtungen der Caritas.
Die Broschüre gibt es als
Download im Internet unter:
www.caritasmuenchen-ehrenamt.de
Gemeindecaritas / Bürgerschaftliches Engagement
Das Ehrenamt-Netz
der Caritas
Caritas-Zentren:
In jedem Caritas-Zentrum gibt es eine/n zuständige/n MitarbeiterIn für Ehrenamtliches/Freiwilliges Engagement oder die MitarbeiterInnen der Gemeindeorientierten
Sozialen Arbeit, die eng mit Pfarreien, Gemeinden, Gremien und natürlich den
Ehrenamtlichen zusammenarbeiten. Sie organisieren auch regelmäßige Ehrungen,
Schulungen oder Informationsveranstaltungen.
Mehr dazu im Internet www.caritasmuenchen-zentren.de
Freiwilligen-Zentren:
Jedes der fünf Freiwilligen-Zentren in der Region München hat einen
anderen Themenschwerpunkt:
J FWZ München Nord: Förderung des Dialogs zwischen den Generationen
J FWZ München Ost: Gesundheit und Jugend
J FWZ München Innenstadt: Armut und Migration
J FWZ Ottobrunn: Arbeit mit älteren Menschen
J FWZ München West: Arbeit und Wirtschaft
Mehr Infos und Ansprechpartner unter www.caritas-f-net.de.
J Freiwilligen-Zentrum „Auf geht`s“
in Garmisch-Partenkirchen
[email protected]
J Freiwilligen-Zentrum Murnau
[email protected]
J Freiwilligen-Zentrum Oberammergau
[email protected]
Bei allen Caritas-Zentren und Freiwilligen-Zentren können sich Freiwillige/Ehrenamtliche melden und werden vermittelt. Es gibt viele soziale Projekte und Aktionen, die fast
ausschließlich von ehrenamtlicher/freiwilliger Hilfe leben, z. B. die ehrenamtlichen
Energieberater, die Nähwerkstatt, die Ottobrunner Kinderwerkstatt, Ämterlotsen, Firmprojekte, Leihomas und -opas oder die Caritas-Sammlungen im Frühjahr und im Herbst.
Selbstverständlich können sich Ehrenamtliche/Freiwillige auch bei ihrer Pfarrei melden.
Gemeinsam in der
Gemeinde Gutes tun
Trotz dieser positiven Entwicklung und wachsender Wertschätzung des Ehrenamtes ist
es leider nicht so, dass Massen an Menschen
sich monatlich, wöchentlich, täglich oder
stündlich persönlich und unentgeltlich engagieren möchten. Die ehrenamtliche/freiwillige Caritas der Kirche braucht dringend Nachwuchs, ganz unabhängig von Alter, Konfession und persönlicher Motivation. Ohne die
Mitarbeit Ehrenamtlicher/Freiwilliger könnten
bestimmte Aufgaben überhaupt nicht oder
nur in einer anderen Qualität für hilfebedürftige Menschen erbracht werden. Daher ist
eine systematische und koordinierte Einbindung von Ehrenamtlichem/Freiwilligem Engagement in die Dienste und Einrichtungen
des Caritasverbands unser erklärtes Ziel. Wir
tun bereits viel in diesem Bereich, dennoch
gilt es mittel- und langfristig das Netzwerk
aus Caritas-Zentren, Altenheimen, Einrichtungen für behinderte Menschen, Mehrgenerationenhäusern, Freiwilligen-Zentren, Nachbarschaftshilfen und Pfarrgemeinden noch
weiter auszubauen und kontinuierlich zu pflegen. Es bleibt unser gemeinsamer christlicher
Auftrag mit und innerhalb der Pfarrgemein-
den, das öffentliche Bewusstsein für die sozialen Herausforderungen zu wecken, das
Für- und Miteinander zu stärken und das Ehrenamtliche/Freiwillige Engagement auf allen Ebenen tatkräftig zu unterstützen und
zu fördern.
Auch Unternehmen
zeigen Engagement:
CCC Caritas Corporate Citizenship
Nicht nur Privatpersonen, auch Firmen und
Unternehmen wollen zunehmend soziale Verantwortung übernehmen. Die Caritas ist erfahrene Partnerin bei der Vermittlung von
sozialen Aktivitäten in ihren Einrichtungen
und Projekten. Wir verfolgen das Ziel freiwilliges Engagement von Wirtschaftsunternehmen sowie Partnerschaften zwischen Unternehmen und gemeinnützigen Organisationen
zu fördern und damit das Gemeinwesen und
die Zivilgesellschaft zu stärken. Im Geschäftsbereich Caritas-Zentren München Stadt/Land
gibt es eine eigene Stelle, die Corporate Citizenship koordiniert. Erfolgreiche Kooperationen zeichnen sich dadurch aus, dass alle
Beteiligten profitieren: die Unternehmen, die
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die sozialen Einrichtungen. Bislang haben wir in
verschiedenen Projekten erfolgreich zusammengearbeitet mit: HypoVereinsbank, Deutsche Bank, GlaxoSmithKline, Cubus AG, Cisco
Systems, Roland Berger Strategy Consultants, EON und vielen mehr.
Weitere Infos unter
www.caritas-f-net.de
Lebensmittel für
die Ärmsten der Armen
Ehrenamtliche:
Sophie Zach, 75 Jahre alt, verwitwet
Einsatz im Ehrenamt: Jeden Donnerstag
Lebensmittelausgabe „Manna“ an Bedürftige in der Schrenkstraße im Westend im
Rahmen der Münchner Tafel.
Wie sind Sie zum Ehrenamt gekommen?
Frau Gimpel vom Caritas-Zentrum Innenstadt, die in der Gemeindeorientierten Sozialen Arbeit beschäftigt ist, hat mich direkt angesprochen, nachdem sie mir bei
einer persönlichen Notlage schon einmal
geholfen hatte. Ich habe Hilfe bekommen,
als es meiner Ziehtochter sehr schlecht
ging und da wollte ich gerne etwas zurückgeben.
Was bewegt Sie besonders?
Es ist manchmal schwierig, weil wir gar
nicht mehr nachkommen mit unseren Lebensmitteln und den vielen Anfragen. Leider können wir nur eine begrenzte Zahl
an Berechtigungsscheinen vergeben und
haben so viele neue Anträge.
Mobile Werkstatt für Bedürftige
Ehrenamtlicher:
Karl Meier, 58 Jahre alt, verheiratet,
Elektriker in einer Münchner Klinik
Einsatz im Ehrenamt: Jeden Dienstag treffen sich 5 freiwillige Helfer in der Mobilen
Werkstatt des Caritas-Zentrums Innenstadt an der Schrenkstraße. Dort melden
bedürftige Menschen Schäden im Haushalt von der defekten Waschmaschine bis
zum kaputten Fahrrad.
Wie sind Sie dazu gekommen?
Im Schaukasten von St. Anton habe ich
eine Anzeige gesehen, in der Leute für die
Mobile Werkstatt gesucht wurden. Ich bin
mit einer alleinerziehenden Mutter aufgewachsen und habe gesehen, dass bei uns an
allen Ecken und Enden eine Männerhand
gefehlt hat, die handwerklich anpackt.
Was bewegt Sie besonders?
Es ist oft sehr mühsam und zeitaufwändig,
mit dem Radl oder dem MVV zu den Leuten zu fahren. Es wäre so toll, wenn wir
ein Auto hätten mit Werkzeugvorrat. Aber
leider fehlt es an Geld und wir haben noch
keinen Sponsor gefunden.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen-ehrenamt.de
29
Handlungsfelder
Menschen vom Rand in die
Mitte der Gesellschaft holen
Die Kommission der Europäischen Gemeinschaft veröffentlichte 2005 ein Grünbuch
„Die psychische Gesundheit der Bevölkerung verbessern“. Es dokumentiert, dass
mittlerweile die Kosten für psychische Erkrankungen 3-4 % des Bruttosozialprodukts
der Europäischen Union betragen. Gut ein
Viertel der Bevölkerung der EU leidet in
einem Lebensabschnitt an schweren psychischen Belastungen. Im Durchschnitt suchen
bzw. erhalten nur 26 % der Betroffenen irgendeine Form von psychosozialer oder
psychiatrischer Hilfe.
Gemäss WHO World Health Report 2001 sind
in den USA und Europa ausserdem 20 % aller
Beeinträchtigungen und verlorener Lebensjahre auf psychische Erkrankungen zurückzuführen. Zudem gehen 43 % aller mit Behinderung gelebter Lebensjahre auf psychische
Erkrankungen zurück. Eine Erhebung in Bayern von 2005 illustriert zudem, dass psychische Störungen vor Herz-Kreislauf-, Krebsund Verschleißerkrankungen der häufigste
Anlass für Frühberentungen sind.
Die Betreuung von Menschen mit psychischen
Erkrankungen und Suchterkrankungen jeglicher Erscheinungsform hat beim Caritasverband eine lange Tradition und zeichnet sich
dadurch aus, dass psychische Probleme immer im Kontext mit sozialen Problemen betrachtet und behandelt werden. Es findet also
stets ein vernetztes Zusammenwirken mehrerer Fachrichtungen statt, um dem Einzel30
So betreut die Caritas Menschen mit
psychischen Erkrankungen...
J 12 Sozialpsychiatrische Dienste ver sorgen durchschnittlich an jeder Stelle
ca. 365 Klienten/innen jährlich;
J der (einzige) Gerontopsychiatrische
Dienst versorgt durchschnittlich ca.
350 Klienten/innen jährlich (2008);
J 16 gerontopsychiatrische Fachkräfte
versorgen durchschnittlich ca. 90 Klien ten und Klientinnen jährlich (2008);
J 12 Tagesstätten stellen insgesamt ca.
265 Plätze für psychisch erkrankte
Bürger und Bürgerinnen bereit;
nen eine optimale Betreuung anbieten zu
können. So kann die Vernetzung mit anderen,
ergänzenden sozialen Beratungs- und Unterstützungsleistungen zum Beispiel auch die
Abstimmung mit den Handlungsfeldern „Kinder / Jugendliche / Familie“, „Gemeindecaritas / Bürgerschaftliches Engagement“ oder
„Menschen mit Unterstützungs- und Integrationsbedarf bzgl. Beschäftigung / Arbeit“
erfordern.
Die strategische Ausrichtung dieses Handlungsfelds auf zukünftige Aufgaben sieht die
Fortführung nach aktuellen fachlichen Standards und den bedarfsgerechten Ausbau der
Angebote vor sowie eine weitere Verstärkung
J 6 Zuverdienstprojekte mit insgesamt
ca. 88 Plätzen versorgen durchschnitt-
lich 180 Beschäftigte;
J 21 Angebote für das Betreute Wohnen
stellen ca. 186 Plätze im Einzelbetreu ten Wohnen (BEW) und ca. 68 Plätze in
Betreuten Wohngemeinschaften bereit.
Diese Leistungen werden von ca. 152,5
Fachmitarbeitern/innen erbracht.
Diese Zusammenstellung bietet einen Überblick über
die wichtigsten Zahlen, erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
des Vernetzungsgedankens. Die Weiterentwicklung von Angeboten für alte Menschen
mit psychischen Erkrankungen (Fachgebiet
der Gerontopsychiatrie) sowie mit Suchtproblemen gewinnt angesichts gesamtgesellschaftlicher Veränderungen immer mehr an
Bedeutung und ist mit dem Handlungsfeld
„Leben im Alter“ in Beziehung zu setzen.
Weiterentwicklungspotenziale liegen auch im
Bereich der Angebote für Tagesstrukturierende Maßnahmen und der Integration von psychisch kranken Menschen ins Erwerbsleben.
Jeglicher Ausbau setzt allerdings voraus, dass
Stellen und Angebote längerfristig durch die
verschiedenen Kostenträger refinanziert sind.
Menschen mit psychischen Erkrankungen und Suchtproblemen
LebensMut – stärker als Sucht
Umfassende Hilfen für Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen
Der „Therapieverbund Süd“ im Caritasverband der Erzdiözese München und Freising
e. V. im südlichen Oberbayern ist das Kompetenz- und Versorgungswerk für Menschen
mit Abhängigkeitserkrankungen. Unter der
gemeinsamen Aussage „LebensMut – Stärker als Sucht“ sollen möglichst viele betroffene Menschen dazu ermutigt werden, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen
und ihr bisheriges Leben zu ändern. „Es geht
uns darum, noch direkter, besser, schneller
und qualifizierter helfen zu können“, erläutert Toni Thalmaier, Geschäftsführer der Region Süd den Hintergrund des noch relativ
neuen Projekts.
Damit haben Klienten entscheidende Vorteile. Sie haben eine größere Auswahl und
profitieren von allen Angeboten, die jeweils
vor Ort auf dem Programm stehen. Von ambulanten und stationären Settings über integrierte, kombinierte Behandlungs- und
aufsuchende Betreuungsformen bis hin zu
erlebnispädagogischen Aktionen wie dem
Klettergarten in Bad Reichenhall beispielsweise oder bestimmten Auflagenkursen in
den Suchtambulanzen. Alles kann ganz unbürokratisch gebucht bzw. über die gewohnten Ansprechpartner in Anspruch genommen
werden.
5.000 Betroffene und Angehörige wird der
Verbund künftig pro Jahr begleiten und unterstützen. Rund 100 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter vernetzen sich ständig mitei-
nander, um gemeinsam neue Konzepte und
Ideen für die vielfältigen Beratungs-, Behandlungs- und Betreuungsangebote für alle Problemstellungen von Alkoholmissbrauch bis
Spielsucht zu entwickeln. Dabei orientieren
sie sich an der jeweiligen persönlichen Bedarfslage. Zu den unterschiedlichen Angeboten gehören natürlich auch stetige Unterstützung der Angehörigen und wichtige vorbeugende Maßnahmen, damit es erst gar
nicht zu einem Teufelskreis aus Sucht, Abhängigkeit und Verzweiflung kommt, denn
die Einrichtungen der ambulanten CaritasSuchthilfe haben es sich zum Ziel gemacht,
Abhängigen individuell zu helfen, damit sie
wieder Lebensqualität und Lebensfreude entwickeln getreu dem Leitsatz „LebensMut –
stärker als Sucht“.
Innerhalb des Verbunds wird partnerschaftlich kooperiert ebenso wie mit den Caritas
Suchteinrichtungen der Region München und
der Region Nord und angeschlossenen Verbänden wie beispielsweise dem Katholischen
Männerfürsorgeverein, dem Club 29 oder
dem Deutschen Orden. Auch zu ergänzenden
Diensten wie Kliniken und Selbsthilfe sowie
zu Wissenschaft und Forschung bestehen
partnerschaftliche Kooperationen. Außerdem ist der Diözesan-Caritasverband als Mitglied im sogenannten Trägerverbund gemeinsam mit dem Diözesanverband Passau und
der Organisation „Die Brücke“ für die Fachambulanz Altötting zuständig.
... und so hilft die Caritas
Menschen mit Suchtproblemen
Entweder als Trägerverband oder durch seine Mitglieder ist der Diözesan-Caritasverband verantwortlich für:
J 12 Fachambulanzen
J 1 Zuverdienstprojekt mit 12 Plätzen
J 1 Kontakt- und Begegnungsstätte
(Club 29) für bis zu 30 Klienten
J 1 soziotherapeutische Einrichtung mit
26 Plätzen (Rehazentrum Schnaitsee)
J 1 Werkstätte
J 1 Tagesklinik
J 1 Klinik (Fasanenhof )
J Betreutes Wohnen mit ca. 100 Plätzen
J 1 Therapeutische Wohngemeinschaft
mit 6 Plätzen
Diese Zusammenstellung bietet einen Überblick über
die wichtigsten Zahlen, erhebt jedoch keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
J Innerhalb des Therapieverbunds Süd
betreuen rund 100 Mitarbeiter/innen
etwa 5.000 Hilfesuchende im Jahr.
J Im Therapieverbund Sucht München
kam es 2008 zu 12.605 Klientenkon takten, die entweder ambulant
beraten oder behandelt wurden.
J 4 Substitutionsfachkräfte kümmern
sich in der Methadonambulanz um
30-40 Klienten im Jahr.
J In der Region Nord und im Landkreis
Unterschleißheim wurden 1.105
Klienten und Klientinnen im Jahr
betreut.
Zukunftsprojekt HaLt
– Hart am Limit
Seit Sommer 2008 haben die Caritas-Fachleute für Suchterkrankungen ein neues Projekt in Angriff genommen, das sich speziell
an die Zielgruppe der ganz jungen Menschen
richtet, und zwar an die zunehmende Zahl der
unter 18jährigen, die durch Alkoholvergiftungen und sonstige Formen/Symptome des sogenannten Vollrausches auffällig werden.
Wie Erwin Lehmann, Leiter der Caritas-Fachambulanz in Traunstein, erläutert, handelt
es sich dabei durchaus nicht um typische
bzw. klassische Alkoholabhängige, sondern
um „ganz normale“ Kinder und Jugendliche,
die einfach einen Kontrollverlust über ihr
Trinkverhalten erleiden. Hier sei präventiv
anzusetzen, um durch gezielte Hilfeangebote
und rechtzeitige Maßnahmen einer weiteren
Suchtkarriere vorzubeugen. Erschreckend sei
allerdings der sprunghafte Anstieg dieser
Fälle in den letzten Jahren.
„HaLt – Hart am Limit“ ist ein Bundesmodellprojekt, das aufgrund einer Anschubfinanzierung durch das Bayerische Staatsministerium für Verbraucherschutz, Gesundheit
und Umwelt möglich geworden ist. Dringlichkeit der Maßnahme und der Erfolg in der
Umsetzung haben die Kostenträger davon
überzeugt, dass das Projekt sinnvoller Weise fortzuführen ist und somit 2009 voraussichtlich in die Verlängerung geht.
Weitere Infos unter
www.therapieverbund-sued.de
www.staerker-als-sucht.de
31
Handlungsfelder
Beruf oder Studium: alle Wege offen
Aus- und Weiterbildung
auf hohem Niveau
Caritas – ein Unternehmen mit knapp 7.000
Mitarbeitern, gute soziale Leistungen, sicherer Job, das klingt anders als Andreas W., 15,
aus Wasserburg, sich das vorgestellt hat.
Caritas klingt nach Tafel für obdachlose Menschen oder nach Büchsensammlung auf der
Straße. Dass man an einer Caritas-Schule zum
staatlich anerkannten Kinderpfleger ausgebildet werden kann und anschließend mit
hoher Wahrscheinlichkeit übernommen wird,
wusste der frischgebackene Hauptschulabsolvent vor dem Gespräch mit dem Schulleiter der Caritas-Berufsfachschule für Kinderpflege nicht.
Soziale Berufe gelten unter Jugendlichen vielleicht nicht als hip und trendy. Doch Prognosen deuten darauf hin, dass durch die alternde Gesellschaft in Mitteleuropa, durch neue
Familienstrukturen mit zwei berufstätigen Elternteilen, verstärkt AltenpflegerInnen oder
KinderpflegerInnen gebraucht werden. Das
alles lässt die sogenannten Sozialen Berufe
an Bedeutung gewinnen und in einem ganz
anderen Licht erscheinen.
Fachwissen und
persönliche Bildung
Mit dem Engagement in der Ausbildung sozialer Berufe an 5 Schulen bietet der Caritasverband der Erzdiözese München und Freising
e. V. nicht nur eine umfassende Qualifizierung für die Tätigkeiten im jeweiligen Berufsfeld auf einem sehr hohen fachlichen und
pädagogischen Niveau, sondern ermöglicht
auch eine intensive Persönlichkeitsbildung.
Der Caritasverband möchte SchülerInnen und
Studierende zur beständigen Reflexion des
eigenen pädagogischen Handelns befähigen.
Einen besonders hohen Stellenwert an den
Caritas-Schulen hat die Entwicklung religionspädagogischer Kompetenzen. Hier finan32
ziert der Caritasverband zusätzlichen Unterricht, um den SchülerInnen und Studierenden
die Möglichkeit zu geben sich mit ihrem eigenen Glauben auseinander zu setzen. In der
Ausbildung von KinderpflegerInnen ist dieses
Angebot etwas ganz Besonderes, denn die
Caritas-Berufsfachschule für Kinderpflege ist
die einzige konfessionelle Schule im Bereich
München und Umgebung. Weil Schule und
Praxisstelle in der Trägerschaft des Caritasverbands sind, erleben die Schülerinnen und
Schüler an beiden Lernorten das christliche
Menschenbild als Maßstab und Grundlage
ihrer Arbeit.
Wenn Andreas W. seine Ausbildung beendet
hat, hat er gute Chancen im Caritasverband
angestellt zu werden. Er kann sich aber auch
an der Fachakademie für Sozialpädagogik
zum Erzieher weiterbilden. Nach dem erfolgreichen Abschluss an der Fachakademie kann
er sogar sofort oder auch später nach einigen
Berufsjahren ins 3. Semester eines bachelorof-education-Studiengangs einsteigen. Die
Erzieherausbildung wird ihm auf das Studium angerechnet. Die Ausbildung an der Fachakademie für Sozialpädagogik ist eine Vollzeitausbildung und gliedert sich in zwei Abschnitte: zwei theoretische Studienjahre mit
abschließender schriftlicher und mündlicher
staatlicher Prüfung und ein einjähriges, von
Dozentinnen und Dozenten der Fachakademie begleitetes Berufspraktikum. Nach erfolgreicher Prüfung eröffnet sich der Zugang
zu einem Studium an einer bayerischen Fachhochschule z. B. für Sozialpädagogik oder
Heilpädagogik.
Absolventen der Altenpflegeschulen, die
Fachhochschulreife haben, können Pflegemanagement oder Pflegepädagogik studieren. Oder sie entscheiden sich gleich für den
dualen Studiengang Pflege. Dessen TeilnehmerInnen machen an der Berufsfachschule
für Altenpflege ihre Ausbildung als staatlich
geprüfte AltenpflegerIn und besuchen in
diesen drei Jahren bereits Lehrveranstaltungen der Fachhochschule. Nach weiteren 3
Semestern nach dem Altenpflegeexamen
machen sie ihren Abschluss als Bachelor of
Science in Nursing (BA ScN).
Soziale Berufe – Berufe mit Zukunft
Die 5 beruflichen Caritas-Schulen
Mitarbeiter / Lehrkräfte: ca. 110
Schülerzahlen: ca. 900
Abolventen pro Jahr: ca. 160
Ausbildungsmöglichkeiten:
Altenpflege, Altenpflegehilfe,
Heilerziehungspflege und -pflegehilfe,
Kinderpflege, Erziehung
J Teresa von Avila-Berufsfachschule
für Altenpflege und Altenpflegehilfe
in Altenhohenau / Griesstätt
J Berufsfachschule für Altenpflege
und Altenpflegehilfe St. Korbinian
in Baldham
J Berufsfachschule für Kinderpflege
in München
J Fachakademie für Sozialpädagogik
in München
J Fachschule für Heilerziehungspflege
und Heilerziehungspflegehilfe
in Altenhohenau / Griesstätt
Der Caritasverband ist ein vollwertiger Ausbildungbetrieb. Die praktischen Ausbildungsanteile können in caritaseigenen Einrichtungen absolviert werden. Der Caritasverband
ist Träger von 32 Kindertagesstätten, und als
Spitzenverband gehören ihm über 550 weitere Kindergärten, insbesondere in den Pfarrgemeinden. Hier können KinderpflegerInnen,
ErzieherpraktikantInnen und BerufspraktikantInnen ihre praktische Ausbildung machen. Für die praktische Ausbildung im Bereich der Altenpflege gibt es 28 Altenheime
und 32 Sozialstationen in Caritas-Trägerschaft. Angehende HeilerziehungspflegerInnen und -helferInnen können ihre praktische Ausbildung in den caritaseigenen
Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen machen.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen-schulen.de
Berufliche Bildung in sozialen/sozialpflegerischen Berufen
Verantwortung übernehmen
Wird Andreas W. nach seiner Ausbildung vom
Caritasverband übernommen, so stehen ihm
zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten zur
Auswahl und er kann sich kontinuierlich in
Seminaren und Kursen des Caritas Instituts
für Bildung und Entwicklung (IBE) weiterbilden. Sollte er in Zukunft beruflich mehr Verantwortung übernehmen, kann er z. B. mit
einer aus Modulen bestehenden Weiterbildung zum Fachpädagogen IBE, die sich am
Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan
orientiert, Fachgruppenleiter in einer Kindertagesstätte werden.
Das Fachwissen des IBE steht allen Mitarbeitenden zur Verfügung. Andreas W. kann
sich deshalb von Geschäftsführerin Brigitte
Beck oder den Fachreferenten des Instituts
beraten lassen. Möchte er seine Führungsqualititäten verbessern, werden ihm die Fachreferenten Weiterbildungsseminare aus dem
Bereich Management und Projektmanagement empfehlen, flankiert von unterstützenden EDV-Kursen.
Mit viel Erfahrung im Beruf und zahlreichen
Weiterbildungen wird Andreas W. ein begehrter Kandidat für eine Ausbildung zum Prozessbegleiter innerhalb des CaritasMünchenQualitätsManagements. Mit diesem
Wissen kann er in anderen Einrichtungen
Qualitätsmanagementprozesse begleiten
und somit die Effizienz der Caritas Einrichtungen verbessern.
Als Fachgruppenleiter wird er wahrscheinlich
Erzieher-Praktikanten suchen. Diese findet
er wiederum in der Fachakademie für Sozialpädagogik.
Fachlichkeit und Herzensbildung
Der Caritasverband gründete vor 10 Jahren
das Institut für Bildung und Entwicklung, um
Fach- und Führungskräfte auf neuestem Wis-
Prof. Andreas Lob-Hüdepohl bei der
10-Jahresfeier am 26. Januar 2009.
Personal- und Organisationsentwicklung
für das Unternehmen
CMQM – Das CaritasMünchenQualitätsManagement
Ziele: Gemeinsames Ziel aller CMQMProzesse ist, die Managementfähigkeiten
der Führungskräfte und jedes einzelnen
Mitarbeiters durch das Lernen und Anwenden von CMQM im konkreten Arbeitsbezug zu stärken. So verstandenes
Qualitätsmanagement verknüpft Organisations- und Personalentwicklungs-, Führungs- und Controllingelemente zu einem
einheitlichen, von allen Mitarbeitenden
zu nutzenden Instrument.
Prozessbegleiter: 40 speziell ausgewählte und ausgebildete (insgesamt 6 Tage)
MitarbeiterInnen sind als Prozessbegleiter während der CMQM-Prozesse tätig.
Sie gestalten die Prozesse zusammen mit
der jeweiligen Führungskraft und sind für
den methodischen Ablauf verantwortlich.
Zusätzliche regelmäßige Interversionsgruppen und Workshops qualifizieren die Prozessbegleiter kontinuierlich weiter.
Hintergrund: Das Institut für Bildung und
Entwicklung berät und begleitet den Caritasverband in organisatorischer Hinsicht, unterstützt in der Umsetzung des Qualitätsmanagements und übernimmt die Koordination
der unterschiedlichen Prozesse.
Weitere Infos unter
www.cmqm.de
Weiterbildung
Personal ist unser Kapital
Angebote: über 500 Kurse pro Jahr
Teilnehmerzahlen: knapp 7.000 pro Jahr
Bereiche: Management, Kita, Pflege,
Soziale Berufe, EDV, Religiöse Bildung
Mitarbeiter: 5 Fachreferenten für die Fachbereiche, über 100 Honorarreferenten
Kooperationen mit:
AKAD – die Privat-Hochschulen GmbH;
Institut für Fort- und Weiterbildung, Forschung und Entwicklung (IF) der Katholischen Stiftungsfachhochschule München; Institut für Systemische Therapie
und Organisationsberatung e. V. (ISTOB);
Katholische Akademie für Pflegeberufe;
Kardinal-Döpfner-Haus, Bildungszentrum
der Erzdiözese München und Freising;
Bayerischer Landesverband Katholischer
Tageseinrichtungen für Kinder e. V.; Landesverband katholischer Einrichtungen
der Heim- und Heilpädagogik in Bayern
sensstand zu halten und neue berufliche Perspektiven zu eröffnen. Über 50.000 nahmen
seit Gründung an Seminaren teil, darunter
auch Mitarbeitende angeschlossener Einrichtungen, beispielsweise der Pfarrkindergärten.
Bei der 10-Jahresfeier am 26. Januar 2009
stellte Festredner Prof. Andreas Lob-Hüdepohl, Theologe und Ethiker, den Bildungsauftrag der Caritas heraus. Es sei theologisch
begründet, Notleidenden zu helfen, um ihnen
das zu geben, was einem Menschen ohne-
e. V.; Arbeitsgemeinschaft katholischer
Einrichtungen der heim- und Heilpädagogik der Erzdiözese München und Freising (AGkE).
Hintergründe und Ausblick:
Das Caritas Institut für Bildung und Entwicklung berät Mitarbeitende in Fragen
der persönlichen und fachlichen Entwicklung. Die beratenden Fachreferenten
achten dabei auf die beruflichen Entwicklungspotentiale, aber auch auf die
persönliche Lebensplanung der Mitarbeitenden.
Das Caritas Institut für Bildung und Entwicklung unterstützt und berät auch
Führungskräfte des Diözesan-Caritasverbands bei der Personalentwicklung in
deren Einrichtung. Ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes ist es, lebenslanges Lernen zu unterstützen.
hin auf Grund seiner Würde zusteht. Es gehe
nicht darum, sich als Helfender über den
Schwächeren zu stellen, sondern eine gleichwertige Beziehung aufzubauen. Bei der Ausund Weiterbildung von Mitarbeitenden müsse deshalb sowohl auf Fachlichkeit, also die
sachliche Ebene geachtet werden, als auch
auf Herzensbildung, also die moralisch-ethische Beziehungsebene.
Weitere Infos unter
www.caritas-institut.de
33
Fachverbände
Zentrum der Begegnung
für Frauen in Not
Nach zweieinhalb Jahren Planungs- und Bauzeit befindet sich seit April 2008 der SkF
München in der Dachauer Straße 48. Fünf
der stadtweit rund 30 Dienste des SkF sind
hier neben der zentralen Verwaltung untergebracht: die Schwangerenberatung, die
Straffälligen- und Entlassenenhilfe, die „Offene Hilfe“, eine Anlaufstelle für Menschen,
denen Wohnungslosigkeit droht, der Betreuungsverein, sowie das Patenschaftsprojekt
für Kinder psychisch erkrankter Eltern. Somit
arbeiten nun rund 60 der insgesamt 250 Mitarbeiterinnen des Verbands unter einem
Dach. Mit den neuen Räumlichkeiten haben
auch neue Aktivitäten Einzug gehalten: Ein
Frauencafe, Deutschkurse für Migrantinnen
und die Ausgabe von gespendeter Baby- und
Kinderkleidung haben einen Platz gefunden.
Der Anspruch der Architekten, einen Ort für
Begegnung und Kommunikation zu schaffen
und zudem die Tätigkeit der Menschen widerzuspiegeln, die dieses Gebäude benutzen,
ist gelungen. Das Haus, ein Zusammenspiel
aus Glas, Holz und Beton, wurde auf dem
gerade mal 12 Meter breiten, dafür aber 50
Meter langen Grundstück räumlich und optisch ideal für die Anliegen des SkF umge34
setzt. So wurde ein offener und einladender
Ort der Hilfe und Begegnung geschaffen.
Derzeit leisten rund 250 angestellte Fachkräfte professionelle soziale Arbeit und stehen im direkten Kontakt mit den Klientinnen.
Kontinuierliche Fortbildung, Supervision und
ein Qualitätssicherungsverfahren sind Maßnahmen, mit denen der SkF München seine
Mitarbeiterinnen bei der Erfüllung ihrer Aufgaben unterstützt.
Der SkF München setzt mit seinen sozialen
Diensten jährlich rund 10,5 Mio. Euro um.
Davon sind rund 22,6 % Zuschüsse des Erzbischöflichen Ordinariats, das die katholische Schwangerenberatungsstelle zu 100 %
finanziert. Der Aufwand an Personalkosten
Unsere
Schwerpunkte
Der SkF München ist ein Frauenfachverband in der katholischen Kirche und wird
in übergeordneten Gremien durch den
Caritasverband vertreten. Er tritt für sozial benachteiligte Menschen ein, entwickelt für sie Lösungskonzepte und trägt
dazu bei, ihre sozialen Bedingungen zu
verbessern.
Die Tätigkeitsschwerpunkte des SkF München liegen in der Kinder- und Jugendhilfe, der Schwangerenberatung, der Wohnungslosen- und Straffälligenhilfe sowie
in den Mutter-Kind-Häusern. Frauen in
Not berät und begleitet der SkF unabhängig von Religionszugehörigkeit und
Nationalität.
Die rund 30 Fachdienste und Einrichtungen betreuten im Jahr 2008 rund 3.200
Klientinnen und führten zusätzlich 6.500
Beratungsgespräche.
Die professionelle Arbeit des SkF unterstützen 140 ehrenamtlich Tätige.
Zum Beispiel: Sozialdienst katholischer Frauen (SkF)
für die Zentralverwaltung im SkF München
beträgt lediglich 5,74 % der Gesamtausgaben. Spenden fließen, ohne Abzug von Verwaltungskosten, zu 100 % in die Soziale Arbeit. Im Jahre 2008 betrugen die ideellen
Erträge aus Geldbußen, Mitgliedsbeiträgen
und Spenden 182.677 Euro.
Das neue Beratungs- und Organisationszentrum
des Sozialdienstes katholischer Frauen
SkF-Projekt „Start ins Leben“
Durch das Projekt „Start ins Leben“ erweitert
der SkF München seit März 2008 sein Angebot im Bereich der frühen Hilfen für Kinder
und Familien. Das Projekt richtet sich an Eltern mit Kindern unter drei Jahren. Im Sinne
der Primärprävention erhalten sie die Möglichkeit, sich zu bestimmten Themen zu informieren und an Gruppenangeboten teilzunehmen. In Form der sekundären Prävention
erfahren Familien, die Unterstützung in akuten Belastungssituationen benötigen, kurzfristig Beratung und Hilfe.
Die Familien werden bereits am Ende der
Schwangerschaft oder direkt nach der Geburt
durch ein Team aus pädagogischen, psychologischen und medizinischen Fachkräften
unterstützt. Das Projekt ist aus der Arbeit der
Schwangerenberatung heraus entstanden.
Für Mütter und Familien sollte es ein Angebot
geben, das niederschwellig und präventiv ansetzt. Also dort, wo die klassische Schwangerenberatung eigentlich endet.
Im Projekt „Start ins Leben“ werden inzwischen 18 Familien von zwei Sozialpädagoginnen, einer Hebamme und einer Psychologin betreut. Schwerpunkt der Arbeit ist
die Entlastung bei der Bewältigung des Alltages. Die Frauen erhalten konkrete und praktische Hilfe im direkten Wohn- und Lebensumfeld, Anleitung bei Themen wie Pflege
des Babys, altersgerechte Ernährung, Gesundheit und Erziehung. Ziel ist, die elterliche
Kompetenz zu stärken, die Bindung zwischen
Kind und Eltern zu festigen und so eine gesunde physische und psychische Entwicklung
zu ermöglichen.
Das Angebot wird von den Familien sehr gut
und positiv angenommen. Wichtig hierfür ist,
dass alle Familien zunächst in die Schwangerenberatungsstelle kommen. Erst später
wird, soweit es gewünscht ist, der Kontakt
zu den Projektmitarbeiterinnen von „Start
ins Leben“ hergestellt. Somit ist bereits eine
gute Vertrauensbasis geschaffen, bevor ein
Fuß in das private Umfeld der Familie gesetzt
wird.
Die Laufzeit des Projektes ist auf drei Jahre
begrenzt. Es wird zu 100 % vom Ordinariat
finanziert. Wir hoffen sehr auf eine Anschlussfinanzierung.
Weitere Infos unter
www.skf-muenchen.de
Sechs Stockwerke hoch, zwölf Meter breit, 50 Meter lang:
Das neue Beratungs- und Organisationszentrum des Sozialdienstes kath. Frauen
Fotos: Gerd Pfeiffer
(v.r.n.l): Iniga Freifrau von Schnurbein, Vorstandsvorsitzende des SkF München,
Dr. Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Dr. Karin E. Müller,
Geschäftsführerin des SkF München bei der Einweihung des neuen Domizils
in der Dachauer Straße 48.
35
Öffentlichkeitsarbeit
Tue Gutes und rede darüber
Tag für Tag sind die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Caritas „Nah. Am Nächsten.“ aktiv. An den unterschiedlichsten sozialen Brennpunkten leisten sie Hilfe, geben
Unterstützung und Entlastung, entsprechend
dem christlichen Leitbild der Caritas. Die soziale und sozialpolitische Dimension, in der
die Caritas wirkt, im Beratungsalltag wie im
anwaltschaftlichen Engagement für Klienten
und Patienten, ist selbsterklärend. Dass in
Zeiten von wirtschaftlichem Umbruch, Kostendiskussionen und hartem Konkurrenzkampf auch im sozialen Sektor über das Gute,
das wir tun, geredet, berichtet und geschrieben werden muss, ist eine Realität, der sich
der Caritasverband heute nicht nur erfolgreich stellt, sondern die er als wichtiges
strategisches Element zur Erreichung seiner
Ziele nutzt – flächendeckend und in einer der
heterogenen Medien- und Öffentlichkeitsstruktur entsprechenden Vielseitigkeit.
um die längst fälligen Gebührenerhöhungen
in diesem Bereich zu konzertierten Protesten,
um auf die brisante finanzielle Situation in
diesem wichtigen Bereich aufmerksam zu
machen. Der Caritasverband entschloss sich
zu einer ungewöhnlichen Aktion: Jeder Patient und jede Patientin – immerhin 6.000 in
ganz Oberbayern – schickte seiner Krankenkasse eine Protestpostkarte, mit der er sich
mit den Forderungen der Ambulanten Pflege
solidarisierte. „Lassen Sie mich nicht im Regen stehen“ stand auf den Karten. Caritasdirektor Hans Lindenberger erklärte dazu:
„Unsere Sozialstationen fahren aktuell über
1 Million Euro Defizit im Jahr ein. Wir haben
zwar die katholische Kirche im Rücken, die
dieses Defizit überbrückt – aber dieser Rückhalt ist nicht grenzenlos. Unsere Patienten
wissen, dass gute Pflege kostet, und unterstützen uns.“ Tatsächlich stimmten die Kranken- und Pflegekassen kurz darauf einer vorerst befristeten Erhöhung der Vergütungsvereinbarungen zur Häuslichen Krankenpflege
sowie zur Ambulanten Pflege zu. Ein Erfolg,
zu dem die Postkarten der Caritas-Patienten
beigetragen haben.
Postkarten-Aktion
der Caritas 2008
Aktion Faire Gebühren für Ambulante Dienste
Gemeinsamer Postkarten-Druck.
Nachhaltige PR-Aktionen werden in der Regel von langer Hand gesteuert und geplant.
Manchmal jedoch wird die Caritas als sozialer Interessenvertreter kurzfristig auf den
Plan gerufen, und aufgrund politischer Gegebenheiten ergibt sich die Notwendigkeit,
schnell öffentlichkeitswirksam zu handeln.
Im Herbst 2008 entschieden sich die bayerischen Träger der Ambulanten Pflege im Kampf
36
Für schwache Glieder
der Gesellschaft machen
wir uns stark – mit Erfolg.
Aktionen und
2008/09
Aktionen
undThemen
Themen
2008
Die Caritas täglich im Blick
U-Bahnwerbung in München
0180 5 228338
SCFO
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Nächstenliebe
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Vertrauen
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Qualität hat einen Namen.
Und viele Gesichter von jung bis alt.
Vor allem im Bereich Kindertagesstätten und
Altenpflege steht die Caritas im Wettbewerb
mit vielfältigen Anbietern. Ihr Markenzeichen
– Fachlichkeit und Menschlichkeit auf hohem
Niveau – präsentiert sie den Medien und der
Öffentlichkeit auf sehr persönliche, einprägsame Weise. So bekommt die hohe Qualität
unserer Betreuung viele Gesichter.
Zum Beispiel wurde für das Caritas-Haus St.
Nikolaus in Schwabing eine Anzeigen-Kampagne in U-Bahnen und ausgewählten PrintMedien (Wochenblätter, Münchner Kirchenzeitung, 55plus) entwickelt, die das völlig
neuartige Wohnkonzept bekannt machten
und es gleichzeitig nachhaltig in die „Marke
Caritas“ integrierten.
Auch die Caritas Pflege-Hotline wird seit Januar 2009 durch U-Bahnwerbung und gezielte Anzeigen in den relevanten Medien präsentiert. Unter der Nummer 0180 5 228 338
erhalten Interessierte Auskunft und Beratung
rund um das Thema ambulante und stationäre Pflege bei der Caritas. Das Besondere
bei dieser Hotline: Hier sitzen die Pflegeexperten persönlich am Telefon. Erste Bilanz
nach einem halben Jahr Werbung: Die Nummer wird nicht nur bei Pflege-Fragen genutzt.
Sie steht zunehmend als „Caritas Hotline“.
Dank der intensiven Vernetzung innerhalb
der verbandlichen Handlungsfelder kann
jedem Anrufer beim Erstkontakt geholfen
werden.
Engagement für
Menschen auf der Flucht.
Die Caritas engagiert sich aus einer langen
Tradition heraus für Menschen, die auf der
Flucht aus ihrer Heimat in Bayern politisches
Asyl beantragen. 15 Unterkünfte in ganz Oberbayern werden sozialpädagogisch von Caritas-Mitarbeitern betreut, unterstützt von einer großen Zahl ehrenamtlicher Helfer. Seit
Jahren monierte der Diözesan-Caritasverband
die katastrophalen Zustände in den Containerunterkünften für Asylbewerber. Im Sommer 2008 spitzte sich die hygienische Situation in zwei Münchner Unterkünften dramatisch zu. Nachdem die Regierung von Oberbayern nicht agierte, ging der Caritasverband
an die Öffentlichkeit und forderte die umgehende Schließung. Fernsehen, Presse und
Hörfunk berichteten wiederholt regional und
überregional über Rattenplagen und defekte
sanitäre Anlagen. Durch das Medieninteresse traten die Politiker auf den Plan. Schließlich beschloss der Bayerische Landtag im
Dezember 2009 einstimmig und über alle
Parteien hinweg die Schließung der Containerunterkünfte. Dem vorausgegangen war
ein Brief von Caritasdirektor Lindenberger an
die Fraktionsvorsitzenden im Landtag, der
eine neue Wohnungs- und Unterbringungsstrategie für Flüchtlinge und Asylsuchende in
Bayern forderte.
Lindenberger zeigte sich sehr zufrieden darüber, dass der Appell der Caritas nach einer
von allen Parteien getragenen Entscheidung
zu Gunsten der Menschlichkeit nicht nur Gehör fand, sondern Veränderungen bewirkte.
Im Dezember 2008 und Februar 2009 wurden die Unterkünfte in der Rosenheimerund der Waldmeisterstraße geschlossen.
Die Medien begleiten das Engagement der
Caritas in den Unterkünften weiter und berichten über die Situation und über Einzelschicksale.
Medienpreis 2010. Beste Auslese.
Regelmäßige Aktionen und intensive Pressearbeit finden ihren Niederschlag in einer guten Präsenz der Caritas in den Medien, auf
lokaler, regionaler und auch überregionaler
Ebene. Die besten Beiträge werden in zweijährigem Rhythmus mit dem Caritas Medienpreis ausgezeichnet. Bei der noch laufenden
Ausschreibung bis 31.12.2009 werden vor
allem Beiträge aus Film, Funk, Internet und
Fernsehen berücksichtigt, die sich mit dem
Caritas Jahresthema „Soziale Manieren für
Menschen am Rande“ befassen (s. auch Titelbild).
Ein Sonderpreis ist für die beste Darstellung
der Caritas-Vorbereitungen auf den Ökumenischen Kirchentag 2010 vorgesehen, für den
Planungen und Aktionen bereits im September 2008 angelaufen sind. Die Ausschreibungsunterlagen sind erhältlich unter www.
caritasmuenchen.de
Zu guter Letzt.
Erfolgreicher Nachtrag.
Zur Flankierung der Caritas-Jahreskampagne
2008 „Achten statt Ächten“ hatte der Caritasverband einen Internetwettbewerb zum Thema Respekt für junge Menschen ausgeschrieben. Die spannenden, qualitativ hochwertigen Texte, Lieder, Fotos und Gedichte zeigten,
dass Respekt durchaus ein Thema ist, das
junge Menschen quer durch alle Bildungsschichten bewegt. Schöner Nachhaltigkeitseffekt: eine der Teilnehmerinnen bewarb
sich inzwischen erfolgreich um einen Ausbildungsplatz beim Caritasverband.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de E Presse & News
37
Fundraising
Spenden
heißt helfen!
Der Caritasverband hat im vergangenen Jahr
durch Spendenaktionen 8,7 Mio. Euro (s. Zahlen Seiten 42 - 43) erhalten. Dafür gilt allen
Spenderinnen und Spendern großer Dank.
Sammlung
5,6 Mio. Euro sind bei der Caritas-Sammlung
2008 zusammengekommen. Ehrenamtliche
Sammlerinnen und Sammler baten um Spenden für die Caritas der Kirche. Das Geld kommt
zu 40 % den Pfarreien zugute, 60 % erhalten
die Caritas-Zentren.
Leider finden sich immer weniger Ehrenamtliche, die bereit sind zu sammeln. Dadurch
stagnieren die Ergebnisse. Die realen Einnahmen sinken sogar, rechnet man die Inflation
heraus. Für die Caritas-Zentren vor Ort sind
die Sammlungen aber enorm wichtig. Nur
durch diese Gelder kann die Gemeindeorientierte Soziale Arbeit (GSA), kranke, arbeitslose, verlassene, verschuldete oder Menschen, die mit der Erziehung ihrer Kinder
überfordert sind, beraten und in ihrer Verzweiflung auffangen.
5,6 Mio. Euro sind zwar eine Menge Geld,
mit dem sehr vielen Bedürftigen geholfen
wird. Aber bei der regionalen Vielfalt der Caritas-Angebote mit dem Ziel, in der Nähe der
Menschen in Not zu sein und angesichts der
zahlreichen Notleidenden, die sich an CaritasEinrichtungen wenden, reicht das Geld bei
Weitem nicht aus. Termine bei Schuldnerberatungsstellen sind beispielsweise auf Wochen ausgebucht. Ganz häufig fehlt es z. B.
in der sozialen Arbeit an Fachberatern, um
die Hilfesuchenden gezielt und wirksam unterstützen zu können.
Spendenaktionen
Über 1 Mio. Euro spendeten Menschen, weil
sie über eine caritative Aktion in der Münchner Kirchenzeitung gelesen haben, weil sie
im Internet das Online-Spendenformular
38
abgeschickt oder weil sie einen Brief der
Caritas mit der Bitte um eine Spende erhalten
haben.
Spendenbriefaktionen sind erfolgreich, weil
die Caritas bereits viele treue Spender hat,
die der Spendenbitte gerne nachkommen.
Aber der Caritasverband schreibt auch Menschen in der Diözese an, die bisher noch nicht
gespendet haben. Neue Spenderinnen und
Spender zu gewinnen, ist dringend notwendig, denn wir verlieren jedes Jahr Unterstützer, z. B. weil sie wegziehen oder sterben.
Auch die Finanzkrise lässt die Menschen jeden Cent zwei mal umdrehen.
Probleme in unserer Gesellschaft entstehen
nicht nur unmittelbar aus finanzieller Not.
Laut Bericht des Bayerischen Sozialministeriums über die soziale Lage in Bayern liegt
das Armutsrisiko bei bayerischen Kindern
bis 12 Jahre bei etwa 9 %; 16 % der Menschen über 65 sind armutsgefährdet. Auch
wenn diese Menschen nicht hungern müssen, die Folgen von Bildungsarmut und Armut
an sozialen Kompetenzen stellt unsere Gesellschaft vor große Herausforderungen.
Wenn beispielsweise junge Menschen während der Ausbildung nicht unterstützt werden und den Schulabschluss nicht schaffen,
Region stärken: Gelder aus
Sammlungen bleiben vor Ort
Aktion: Caritas-Sammlungen
Hintergrund: Zweimal im Jahr (zu festgelegten Terminen im Frühjahr und Herbst) sammeln
ehrenamtliche Sammlerinnen und Sammler im Auftrag der Caritas der Kirche an den Haustüren und auf den Straßen. Die Sammlung beginnt mit einer Kirchenkollekte am CaritasSonntag. Die Spenden aus den Caritas-Sammlungen fließen vielfach in die Gemeindeorientierte Soziale Arbeit (GSA) der Caritas vor Ort, als erste Anlaufstelle für alle Notlagen.
Pfarreien verwenden das Geld als Einzelfallhilfe für notleidende Menschen.
Spendensumme 2008:
J Anteil Caritas-Zentren 3.330.777,20 € *
J Anteil Pfarreien
2.204.850,30 €
J Sammlungen in Altenheimen, Schulen etc. 67.290,27 €
* 3.330777,20 € ist der
Anteil der Caritas, der
dann auch in der Bilanz
steht.
Beispiel: Dekanate Freising, Weihenstephan, Moosburg im Jahr 2008
Spendenanteil: 262.608,74 €
Spendenverwendung:
J 60 %, also 157.925,84 €, gingen an das Caritas-Zentrum Freising. Das von der Mitglie derversammlung gewählte Kuratorium hat für einen kalkulierten Sammlungsertrag
von 160.000 € in 2008 folgende Verwendung beschlossen:
62.000 € für den Bereich GSA, hier wurden 2008 121 Klienten beraten und begleitet.
Schwerpunktthemen waren: Arbeitslosigkeit, Trennung, Scheidung oder Krankheit.
28.000 € für das Qualifizierungsprojekt „Rentabel“
55.000 € für die Sozialstation (ambulante Pflegedienste)
15.000 € für den Sozialpsychiatrischen Dienst (SPDI)
J 40 % der Sammlungsgelder, also 104.682,90 € blieben anteilig, je nach Sammlungs ergebnis, in den Pfarreien im Dekanat Freising. In der Pfarrei St. Kastulus waren es z. B.
10.665,34 €. Sie wurden verwendet für: Nachbarschaftshilfe, Jugendhilfe, Soforthilfe
an Bedürftige, Weihnachtshilfe an Bedürftige.
Für die Verwendung der 40 % Sammlungsgelder bestehen klare Richtlinien. Sie müssen
z. B. zeitnah und für Notfälle innerhalb der Gemeinde verwendet und dürfen nicht angespart werden. Kontrolle erfolgt durch die Erzbischöfliche Finanzkammer.
Spenden und Sammlungen
Einzelfallhilfe
Wenn das Schicksal es nicht gut meint
Aktion: Adventrufe
Hintergrund: Die Adventrufe sind eine Kooperation des Caritasverbands mit der
Münchner Kirchenzeitung. Vor Weihnachten werden Menschen und Familien mit
schweren Schicksalsschlägen vorgestellt, und es wird um Spenden gebeten.
Spendensumme 2008: 94.240,83 €
Unterstützte Personen / Projekte: 113
Dauerhaft spenden
heißt dauerhaft sichern
Beispiel: Familie H. aus München. Katrin H. leidet so schwer an multipler Sklerose
(MS), einer chronischen Erkrankung des Nervensystems, dass sie in kürzester Zeit
zum Pflegefall wurde. MS ist bis heute nicht heilbar. Der Körper wird immer wieder
gelähmt, das Gehirn hat Aussetzer. Ihr Mann Frank hat seine Arbeit aufgegeben und
kümmert sich um seine Frau und die beiden Töchter, die in ständiger Angst um die
Mutter aufwachsen. Alle Familienmitglieder sind mittlerweile am Ende ihrer Kräfte
und das Geld ist mehr als knapp.
Spendenanteil: 3.400,00 €
Spendenverwendung:
J 1.000 € für Nachhilfe für die Töchter in Mathematik und Physik. Die ältere Tochter
hat 2008 den Realschulabschluss geschafft. Danke allen Spendern, die zu diesem
Erfolg beigetragen haben.
J 700 € für eine Putz- und Haushaltshilfe.
J 300 € für Seniorentelefon und Rudergerät zur Stärkung der Muskeln bei Katrin H.
J 300 € für Inkontinenzmaterial
J 1.100 € für Transporte, Fahrtkosten, Umzug, Hilfe zum Lebensunterhalt etc.
Die Familie wohnt im 4.Stock ohne Lift. Sie sucht dringend eine rollstuhlgerechte,
bezahlbare Wohnung in München.
so verlieren sie rasch den Anschluss an das
gesellschaftliche Leben, schaffen es nicht
selbstständig ihr Leben zu meistern und geben diese Voraussetzungen an ihre Kinder
weiter. In dieser Abwärtsspirale gefangen,
entgleitet unserer Gesellschaft riesiges Potential. Denn in jedem Menschen stecken Talente, die anderen zugute kommen können.
Die Aufgabe des Caritasverbands ist es, dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Der
Ansatzpunkt ist die Förderung der Familie als
Urzelle einer funktionierenden Gesellschaft.
Die 2008 geförderten Online-Erziehungsberatungsstellen als Ergänzung zum bisherigen Beratungsangebot der Caritas, haben
sich hier als sehr erfolgreich erwiesen. Fachleute der Caritas gaben Eltern wertvolle Ratschläge für den Familienalltag, Jugendliche
erhielten Tipps für die Schule und wie sie
mit ihren Eltern und Geschwistern friedlich
zusammenleben können.
Ausblick:
Um nachhaltig zu helfen, ist eine dauerhafte
Finanzierung von Projekten notwendig. Der
Caritasverband gründet deshalb Fonds oder
versucht möglichst viele Menschen dazu zu
motivieren, dauerhaft zu spenden. Mit kalkulierbaren Spendengeldern können feste Budgets geplant werden. Das sichert das Überleben erprobter und bewährter Projekte für
Menschen, die ansonsten keine Anlaufstelle
hätten und ermöglicht es, auch neue Wege
zu gehen, um Bedürftige zu erreichen.
Wichtig ist vorbeugendes Handeln. Ziel der
kommenden Jahre wird es deshalb sein,
Spendengelder vermehrt dort einzusetzen,
wo familiäre Strukturen von Armut, sozialer
Aktion: Kinder- und Jugendfonds
Hintergrund: Gegründet 2007. Mit den
Spenden aus diesem Fonds werden
Kinder und Jugendliche unterstützt.
Das Geld wird primär für Bildung,
Ausbildung, Sport, gesunde Nahrung
und Förderprogramme verwendet.
Spendensumme 2008: 202.263,16 €
Unterstützte Projekte: 14
Beispiel: Projekt Online-Beratung der
Caritas-Erziehungsberatungsstellen
Spendenanteil: 72.810,33 €
Spendenverwendung: Die Mittel wurden für zusätzliche Arbeitsstunden in
13 Caritas-Erziehungsberatungsstellen verwendet. Von den Sozialpädagogen und Psychologen wurden zusätzlich zur Erziehungsberatung vor
Ort 189 Jugendliche und Eltern im Internet beraten und über 500 E-Mails
beantwortet.
Isolation oder Krankheit bedroht sind.
Wir würden uns wünschen, dass das Medium
Internet von Caritas-Unterstützern und Spendern genutzt wird. Im Netz kann sich jeder
schnell und aktuell informieren, welche Projekte die Caritas in unserer Erzdiözese auf die
Beine gestellt hat. Das Internet bietet auch
eine bequeme und sichere Möglichkeit zu
helfen. Jeder Erwachsene kann spontan vom
PC aus das Online-Spendenformular auf
www.caritasmuenchen-spenden.de ausfüllen
und den Zweck seiner Spende auswählen.
Gleichzeitig können mit der Online-Spende
Material- und Verwaltungskosten auf ein Minimum gesenkt werden. Damit kommt mehr
Geld bei den Notleidenden an.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen-spenden.de
39
Fundraising
den wir uns schwerpunktmäßig in fast allen
Projekten Kindern und Jugendlichen zu.
Dankenswerterweise hat uns die „Aktion
Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks
2008 in einem Inkubatoren-Projekt für Bosnien-Herzegowina mit 257.000 Euro großzügig geholfen. Dieses Projekt wäre nur aus
Caritas-Mitteln nicht finanzierbar gewesen.
Gleichzeitig zeigt sich hier das Dilemma unserer Auslandsarbeit: die Spendenmittel, die
wir als Caritas sammeln, reichen bei weitem
nicht aus, um größere Projekte zu finanzieren,
so dass wir in diesem Bereich extrem auf
Hilfe von außen angewiesen sind. Auf der
anderen Seite haben wir die nötigen Ansprechpartner vor Ort, zu denen wir aufgrund
jahrelanger Zusammenarbeit absolutes Vertrauen haben.
Um finanziell wieder eine größere „Beweglichkeit“ zu erreichen, bitten und appellieren
wir an unsere Spender und alle, die eine über
Deutschland hinaus greifende Solidarität mit
Menschen in Not wünschen, uns zu helfen,
damit wir helfen können.
Kinder haben
keine Lobby
Schwerpunkt der Unterstützung durch die
„Hilfsprojekte im Ausland“ sind nach wie vor
bedürftige Kinder.
Und davon gibt es dort, wo wir uns engagieren, sehr viele. Kinder haben keine Lobby
und können sich nicht wehren. Deshalb wen-
Fotos, Berichte und Hintergründe
zu unseren Projekten finden Sie
auf unserer Internetseite unter:
www.caritasmuenchen.de E Ich will helfen
E Hilfsprojekte im Ausland E Auslandshilfe
Rumänien
Ukraine
Serbien
Spedition Frisch
Transport Bukarest
Caritas Bukarest
Einzelfallhilfe
Übernachtungen Caritas-Direktor
Hochwasserhilfe
Missionskloster Wernberg
„Dorf Tyrol“ in Rumänien
Rumänien-Hilfe in Tohan
Lebensmittelhilfe Zigeuner
Stiftung Timisoara 89
Zuschuss Autokauf
Caritas Spes, Kiev
Kinderferien
Hochwasseropfer
Samariter Kiev
Kinderferien
Caritas Lwiw
Kinder mit Behinderung
Caritas Ternopil
Straßenkinder
Priesterseminar Ternopil
Hilfe zum Unterhalt
Eparchie Ternopil
Reisekosten-Zuschuss
Bischof Semnjuk
Jesuit Refugee Service
Flüchtlingskinder in serb. Lagern
Pfarrei Karl Borromäus
Transportkosten-Zuschuss
Beograd
1.428,–
300,–
240,–
2.000,–
2.000,–
500,–
2.000,–
8.468,–
Polen
Orden der Minderbrüder in Pila
Jugendexerzitien
Caritas Oppeln
Sturmopfer
M. Brzezinska, Einzelfallhilfe
Medikamente
Pfarrei Tuwima
Zuschuss Autokauf
40
12.000,–
2.000,–
4.200,–
2.000,–
109,16
500,–
6.109,16
Caritas Budapest
Kinderreiche Familien
Bedürftige Kinder
4.000,–
3.000,–
1.500,–
28.700,–
4.000,–
4.000,–
8.000,–
Albanien
Caritas Fier / Vlores
Flüchtlingsfamilien
1.000,–
1.500,–
2.000,–
Ungarn
3.500,–
500,–
3.000,–
3.000,–
Kosovo
R.-kath. Pfarrei Mitrovica
Suppenküche und Ausbildungsbeihilfe
Zahnbehandlung
Ausbildungsbeihilfe 1.500,–
800,–
600,–
2.900,–
Montenegro
Orden der Minderbrüder in Tuzi
Ergotherapeutische Geräte für Kinder mit Behinderung
Wasserprojekt
Zuschuss Bus-Kauf
4.000,–
4.000,–
2.000,–
10.000,–
Hilfsprojekte im Ausland
Zielländer der
Caritas-Auslandshilfen
2
3
4
1
6
9
7
8
5
Bosnien und Herzegowina
Caritas Sarajevo
Aufbau Gemeinde-Caritas
12.000,–
Suppenküche
2.000,–
Dräger Austria, Medizintechnik
Inkubatoren Bosnien
257.000,–
Gr.-kath. Pfarrei Prnjavor
Gr.-kath. Kinder
1.500,–
Winterkinderferien, gr.-kath.
2.000,–
Inkubatoren-Projekt
Telefon-Pauschale, Bosnien
120,–
Flug Sarajevo, Bosnien
169,–
Orden der Minderbrüder,
Pfarrei Zeravac
Zuschuss Auto
10.000,–
284.789,–
1.850,–
1.500,–
10.350,–
Andere unterstützte Projekte
2.000,–
M. Uhac / München
Irakische Waisenkinder, Jordanien 505,–
P. Theophane / München
Waisenkinder, Vietnam
8.000,–
Caritas Augsburg
Flüchtlinge Irak
3.000,–
Intern. Gefängnisseelsorge
Zuschuss Congress 08, Freising
2.000,–
Caritas Buenos Aires
Hipp-Spende über
Caritas international 1.000,–
Caritas Montreal
Hipp-Spende über
Caritas international 1.000,–
Klinik Aschau, Einzelfallhilfe
Behandlungskosten-Zuschuss 1.000,–
16.505,–
1.500,–
Gesamtsumme Euro 3. Welt
P. Mangiti / Kenya
Waisenkinder
Flüchtlingskinder
Mission Ukuuala / Kenya
Ausbildungsbeihilfe
Sr. Lucia / Sambia
Aidswaisen
Congregatio S.P. Angola Minenopfer, Kinder
Erzbistum Colombo / Sri Lanka
Jugendzentrum Kotikawatta
Behandlungskosten-Zuschuss
1.000,–
1.500,–
1.000,–
380.321,16
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de E
Ich will helfen E Hilfsprojekte
im Ausland E Auslandshilfe
41
Zahlen – Daten – Fakten 2008
Wo kommt das Geld her?
Spendenergebnisse
Hinter jedem Euro, der uns als Spende, als
Mitgliedsbeitrag oder als Vermächtnis gegeben wird, steht ein Mensch der Gutes tun
möchte, dessen Herz offen ist für die Not Anderer. Er vertraut darauf, dass der Caritasverband mit seiner Spende verantwortungsbewusst und sorgsam umgeht und in seinem
Sinne „das Richtige“ tut. Er vertraut darauf,
dass sein Kapital nicht in den Sand gesetzt
wird, sondern erfolgreich arbeitet und dazu
beiträgt, dass die Welt, in der wir leben, ein
Stück besser wird. Dass uns so viele Menschen durch Spenden ihr Vertrauen beweisen,
ist zuallererst den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in unseren Einrichtungen und Diensten vor Ort zu verdanken, die täglich engagierte und professionelle Hilfe leisten.
Summe aller ideellen Erträge
Im Jahr 2008 lagen die Spenden und sonstige
Zuwendungen bei 8,7 Mio. Euro.
Wo geht das Geld hin?
Wo geht
das Geld hin?
Gemeindecaritas**
3.489 T€
40,0 %
Mit den Spenden und sonstigen Zuwendungen werden im Wesentlichen Dienste und Einrichtungen unterstützt, die über keine ausreichende öffentliche Förderung verfügen.
Der Caritasverband bestreitet damit die nötigen Eigenanteile für caritative Beratungsund Hilfsangebote.
Sonstige*
3.239 T€
37,1 %
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de
Alte Menschen
523 T€
Menschen mit
psychischen
Erkrankungen
396 T€
6,0 %
DZI-Siegel
4,6 %
Kinder, Jugendliche, Familien
724 T€
Menschen mit Behinderung
349 T€
8,3 %
4,0 %
* Dem Bereich „Sonstige“ werden Spenden und Zuwendungen zugeordnet, die
entweder zweckgebunden für einen
kleineren Bereich (z. B. Hospiz), einen
einzelnen Dienst (z. B. Sozialpsychiatrischer Dienst für Gehörlose), ein bestimmtes Projekt (z. B. Freudentanz für Flüchtlingskinder) oder für Einzelfallhilfe, Projekte im Ausland und Katastrophenhilfe
(s. Seite 40) eingesetzt werden. Außerdem sind unter „Sonstige“ alle Zuwendungen zusammengefasst, die uns ohne
Zweckbindung anvertraut wurden und die
wir nach Dringlichkeit dort einsetzen, wo
sie am Nötigsten gebraucht werden.
** Unter Gemeindecaritas verstehen wir
42
das gesamte Angebot und Leistungsspektrum, das in unseren Caritas-Zentren
vor Ort gebündelt ist. Die Gemeindecaritas leistet einen besonderen Beitrag zur
Gestaltung der Diakonie der Kirche, indem sie berufliche und ehrenamtliche
Aktivitäten der Caritas vernetzt und damit
ein wesentliches Bindeglied zwischen gemeindlicher und verbandlicher Caritas
sowie Akteuren im lokalen Lebensraum
darstellt. Die Gemeindecaritas unterstützt
beispielsweise junge Familien mit mehreren Kindern. Sie organisiert Betreuung
oder Zuwendung. So werden Eltern oder
pflegende Angehörige stundenweise entlastet.
Das deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hat dem Caritasverband der Erzdiözese München
und Freising e. V. das Spendensiegel
zuerkannt. Es bescheinigt, dass alle
Spenden nach dem Kriterium der
größtmöglichen Wirksamkeit und nur
für Zwecke der Allgemeinen Wohlfahrtspflege verwendet werden. Das
Institut verleiht das Gütesiegel einmal jährlich im Rahmen einer neutralen Prüfung.
Spendenergebnisse
Wo kommt das Geld her?
Spendenvergleichswerte 2007/08 und prozentuale Aufteilung 2008
Begriffserläuterungen
3.500
Geldspenden:
Summe aller Erträge aus SpendenbriefAktionen, Spendenaufrufen und spontanen Spenden.
Sachspenden:
Hierzu zählen nur Spenden, deren Warenrestwert objektiv ermittelt werden kann
(z. B. Fahrzeugspenden, neue Haushaltsoder Elektrogeräte von Firmen).
Caritas-Sammlungen:
Dargestellt wird hier der Anteil von 60 %
der zweimal jährlich stattfindenden Caritas-Sammlungen, der in den CaritasZentren vor Ort verbleibt (40 % erhält die
jeweilige Pfarrgemeinde). S. Seite 38.
Bußgelder:
Bußgelder werden einzelnen Einrichtungen von den Amtsgerichten zugedacht.
So können z. B. Caritas-Suchtambulanzen
Bußgelder von alkohol- oder drogenabhängigen Kraftfahrern erhalten.
Erbschaften und Vermächtnisse:
Gemäß dem Motto „Liebe bleibt“ gibt es
immer wieder Menschen, die ihr Vermögen oder einen Teil davon dem Caritasverband und seinen Einrichtungen und
Diensten hinterlassen.
Mitgliedsbeiträge:
Die rund 2.000 persönlichen Mitglieder
des Caritasverbands fördern mit Jahresbeiträgen von 18 bis 500 Euro jährlich
das für ihren Wohnort zuständige CaritasZentrum.
TEUR
3.398 3.407
3.000
2.507
2.500
1.839
2.000
1.696
1.500
1.000
500
347
97
289
103 104
83
0
Geldspenden Sachspenden Sammlungen
Bußgelder
Erbschaften /
Vermächtnisse
Mitgliedsbeiträge
Erbschaften / Vermächtnisse
35,3 %
Bußgelder
Mitgliedsbeiträge
4,0 %
1,2 %
Geldspenden
Sammlungen
Sachspenden
39,0 %
1,1 %
19,4 %
Spendenmittel
Kontrollinstrumente
Wer für unseren Diözesan-Caritasverband,
seine Einrichtungen, Dienste und Projekte
spendet, kann sicher sein, dass wir das Geld
gemäß seinem Wunsch in Menschlichkeit und
Nächstenliebe für Menschen in Not investieren. Neben unseren internen Kontrollinstrumenten (Innenrevision, 4-Augen-Prinzip) garantieren mehrere externe Institutionen die
korrekte Verwendung der Spenden: Eine unabhängige Wirschaftsprüfungsgesellschaft
kontrolliert jährlich den Jahresabschluss.
Ebenso nimmt das Finanzamt für Körperschaften regelmäßige Prüfungen vor. Darüber
hinaus stellen wir uns freiwillig der jährlichen Prüfung und Bewertung durch das
Deutsche Zentralinstitut für Soziale Fragen
(DZI) mit Sitz in Berlin. Auch von uns unterstützte Projekte im Ausland müssen die korrekte Verwendung der Spenden nachweisen.
2007
2008
3.079
€
€
€
intern
JInnenrevision
J3 Vorstände mit
4-Augen-Prinzip
Kontrollmechanismen
€
€
extern
JWirtschaftsprü fungsgesellschaft
JDZI
€
€
Vor Ort
Beschluss durch Kuratorium/
Mitgliederversammlung
€
Projekte
€
€ €
Einrichtungen
Fachbereiche
43
Zahlen – Daten – Fakten 2008
Allgemeine Angaben
Der Jahresabschluss des Caritasverbands der
Erzdiözese München und Freising e. V. besteht
aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung und
dem Anhang. Jahresabschluss und Lagebericht werden nach den Vorschriften des Handelsgesetzbuchs aufgestellt und entsprechen
den Regelungen für große Kapitalgesellschaften gemäß §§ 267 Abs. 3 und 289 HGB.
Der Caritasverband ist als gemeinnütziger
Verein gesetzlich nicht verpflichtet einen Jahresabschluss sowie einen Lagebericht zu erstellen und prüfen zu lassen. Gleichwohl hat
er sich aus Transparenzgründen hierzu freiwillig verpflichtet.
Jahresergebnis 2008
Ansatz- und Bewertungsmethoden
Für den Jahresabschluss des Caritasverbands
finden satzungsgemäß die Rechnungslegungsvorschriften des HGB (§§ 246 ff. und
252 ff ) Anwendung. Die Gliederung richtet
sich nach den Vorschriften der §§ 265 und
266 HGB. Daneben werden die Vorschriften
der Abgabenordnung sowie die Prüfungs-
Gewinn- und Verlustrechnung
für die Zeit vom 01.01.2008 bis 31.12.2008
Die Gewinn- und Verlustrechnung wird nach dem Gesamtkostenverfahren (§ 275 HGB)
aufgestellt. Die Entwicklung der Erträge und Aufwendungen über einen Zeitraum von
zwei Jahren zeigt die nachfolgende Übersicht:
2008
2007
T€ T€
T€
215.806
63.501
27.718
307.025
209.966
55.532
14.919
280.417
5.840
7.969
12.799
26.608
2,8
14,4
85,8
9,5
-55.433
-221.045
-11.752
-23.089
-311.319
-51.525
-208.609
-12.965
-16.487
-289.586
-3.908
-12.436
1.213
-6.602
-21.733
-7,6
-6,0
9,4
-40,0
-7,5
2.077
2.557
-246
-1.481
2.907
2.021
1.655
-292
-1.540
1.844
56
902
46
59
1.063
2,8
54,5
15,8
3,8
57,7
Sonstige Steuern
-1.387
8.720
-249
-7.325
8.151
-502
5.938
569
253
81,1
7,0
50,4
Jahresüberschuss
7.084
324
6.760
-
Umsatzerlöse / Leistungserträge
Erhaltene Zuschüsse
Sonstige betriebliche Erträge
Materialaufwand
Personalaufwand
Abschreibungen auf Sachanlagen
Sonstige betriebliche Aufwendungen
Erträge des Finanzanlagevermögens Sonstige Zinsen und ähnliche Erträge
Abschreibungen auf Finanzanlagen
Zinsen und ähnliche Aufwendungen
Finanzergebnis
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit
Ideelles Ergebnis
44
Veränderung 2008
zum Vorjahr
%
Jahresergebnis
2008
Zahlen – Daten
– Fakten 2008
Erträge
Umsatzerlöse
215.806 T€
Zuschüsse
63.501 T€
67 %
20 %
Sonstige
betriebliche Erträge
27.718 T€
9%
Finanzergebnis
2.907 T€
Ideelles Ergebnis
8.720 T€
1%
3%
richtlinien des Verbands der Diözesen
Deutschlands beachtet. Ebenso ist für einzelne Einrichtungen die Pflegebuchführungsverordnung einschlägig.
lich auf die Erlössituation auswirken können,
weil die Erweiterung vor allem auf der Eröffnung des Caritas-Haus St. Nikolaus im November 2008 beruht.
Ergebnis und Ergebnisverwendung
Zuschüsse
Das Geschäftsjahr 2008 konnte mit einem
Jahresüberschuss in Höhe von 7.084 T€ abgeschlossen werden. Die Ergebnissteigerung
von 6.760 T€ ist auf den Veräußerungsgewinn von zwei nicht betriebsnotwendigen
Grundstücken zurückzuführen.
Die Buchgewinne wurden bereits in 2008 teilweise für notwendige Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebereich verwendet. Der Jahresüberschuss steht für Investitionen vorwiegend im Bereich der Altenheime zur Verfügung.
Die Zuschüsse haben einen Anteil von 20 %
an den gesamten Erträgen. Sie werden vor
allem für die Fachdienste der Caritas-Zentren,
die Werkstätten für Menschen mit Behinderung sowie das Institut für Bildung und Entwicklung von den öffentlichen Sozialhilfeträgern gezahlt.
Die kirchlichen und öffentlichen Zuweisungen und Zuschüsse haben sich gegenüber
dem Vorjahr um 7.969 T€ (+ 14,4 %) auf
63.501 T€ erhöht. Die Zuschüsse setzen sich
in Höhe von 49.340 T€ (77,7 %) aus öffentlichen und in Höhe von 14.161 T€ (22,3 %)
aus kirchlichen Zuschüssen zusammen. Die
Steigerungen der Zuschusserträge zeigen
sich im Wesentlichen in der Erhöhung der
öffentlichen Betriebskostenzuschüsse im Bereich der Kindertagesstätten (+ 2.306 T€),
der Jugendhilfeeinrichtungen (+ 1.928 T€),
Umsatzerlöse/Leistungserträge
Die Umsatzerlöse/Leistungserträge machen
67 % der gesamten Erträge des Caritasverbands aus. Diese werden von den Pflege-/
Krankenkassen, den überörtlichen Sozialhilfeträgern und den betreuten Personen für
unsere Pflege- und Betreuungsleistungen in
den Altenheimen, im Rahmen der ambulanten Pflege und in den Einrichtungen für Menschen mit Behinderung gezahlt.
Die Umsatzerlöse haben sich um 2,8 % von
209.966 T€ auf 215.806 T€ erhöht. Ursächlich hierfür waren, neben einer Erhöhung der
Pflegesätze im Wesentlichen ab dem 01.09.
2008 im Gefolge der Tariferhöhung, auch die
Ausweitung der Dienste sowie Steigerungen
der Leistungserträge der Werkstätten für
Menschen mit Behinderung. Die Zahl der Altenheimplätze im Caritasverband ist zwar
stichtagsbezogen zum Jahresende von 3.373
Plätzen auf 3.546 Plätze gestiegen, jedoch
hat sich diese Erweiterung noch nicht wesent-
der Sozialpsychiatrischen Dienste (+ 652 T€)
sowie der Alten- und Servicezentren (+ 547
T€).
Die Steigerung basiert zum einen auf dem
kontinuierlichen Ausbau einiger Fachdienste
(u.a. Sozialpsychiatrische Dienste, Kinderund Jugendbetreuung, offene Behindertenarbeit, Kindertagesstätten) und zum anderen
auf der Tariferhöhung im TVöD und in der AVR
Caritas. Infolge der Erhöhung des TVöD haben die Zuschussgeber die Personalkostenpauschalen teilweise an die Tarifentwicklung
angepasst.
Sonstige betriebliche Erträge
Die erhebliche Steigerung des Jahresüberschusses ist vor allem auf die Zunahme der
sonstigen betrieblichen Erträge um 12.799
T€ zurückzuführen. Die sonstigen betrieblichen Erträge enthalten den Veräußerungsgewinn von zwei nicht betriebsnotwendigen
Grundstücken. Während das Grundstück
Osterwaldstraße mit einen Buchgewinn von
4.157 T€ veräußert wurde, hat das Grundstück Wasserburger Landstraße einen Veräußerungsgewinn von 8.712 T€ erzielt.
Das Nord-Grundstück Osterwaldstraße, das
direkt an das neu errichtete Caritas-Haus St.
Nikolaus angrenzt, wurde an einen privaten
Investor veräußert. Dieser errichtet darauf
eine Wohnanlage für Betreutes Wohnen. Mit
der vorgesehenen Ausweitung von sozialen
Dienstleistungen durch den Caritasverband
werden positive Auslastungseffekte erwartet.
Der Grundstücksverkauf ist deshalb als eine
bewusste Standortsicherungsmaßnahme zu
bewerten.
Der Verkauf des Grundstücks Wasserburger
Landstraße an die Stadt München erfolgte,
nachdem die Stadt München die ehemalige
landwirtschaftliche Nutzfläche im Rahmen
des Stadtentwicklungsprogramms „Soziale
Bodennutzung (SoBon)“ in Bauland umwandelte.
Die außerordentlichen Buchgewinne werden
für anstehende Instandsetzungs- und Baumaßnahmen verwendet.
Aufgliederung der
Umsatzerlöse nach Sparten
Leistungserträge aus stationären/teilstationären Einrichtungen
2008
T€
149.302
Leistungserträge aus ambulanten Diensten
27.345
Sonstige Leistungserträge (Schulen, Kindertagesstätten, etc.)
31.080
Produktionserlöse
(Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Arbeitsprojekte)
Gesamt
8.079
215.806
45
Zahlen – Daten – Fakten 2008
Finanzergebnis
Materialaufwand
Das Finanzergebnis hat sich um 1.063 T€
(+ 57,7 %) erhöht. Ursächlich hierfür waren
auch die am Jahresanfang gestiegenen liquiden Mittel aufgrund der Verkäufe von nicht
betriebsnotwendigen Grundstücken.
Der Materialaufwand erhöhte sich um 3.908
T€ (+ 7,6 %) auf 55.433 T€. Ursächlich hierfür waren erhöhte Aufwendungen für Wasser,
Energie und Brennstoff (+ 1.073 T€), Wirtschaftsbedarf (+ 823 T€) sowie in 2008
durchgeführte Instandhaltungsmaßnahmen
(+ 913 T€).
Ideelles Ergebnis
Das ideelle Ergebnis hat sich aufgrund von
gestiegenen Erbschaftserträgen gegenüber
dem Vorjahr um 569 T€ erhöht auf 8.720 T€.
Bezüglich der Zusammensetzung sowie der
Verwendung des ideellen Ergebnisses wird
auf die Seiten 42 - 43 verwiesen.
Personalaufwand
Der Personalaufwand ist gegenüber dem
Vorjahr um 6 % auf 221.045 T€ (Vorjahr:
208.609 T€) gestiegen. Die Steigerung resultiert zum einen aus der Tariferhöhung um
ca. 3 % und zum anderen aufgrund der Erhöhung der Gesamtzahl der durchschnittlichen
Vollzeitstellen um 2,7 %. Die Tariferhöhungen
von ca. 3 % konnten nicht in allen Bereichen
in vollem Umfang refinanziert werden. Die
Personalaufwendungen entsprechen einer
Personalaufwandsquote – bezogen auf die
Gesamtleistung – von 69 % (Vorjahr 71,4 %).
Abschreibungen
Die Abschreibungen auf Sachanlagen haben
sich vor allem infolge gesunkener Sonderabschreibungen um 1.213 T€ auf 11.752 T€ verringert. Während im Vorjahr wegen der Aufgabe des Zitaheims sowie des Neubaus des
Altenheims in Gräfelfing Sonderabschreibungen in Höhe von 1.770 T€ vorzunehmen waren, wurden im Berichtsjahr Sonderabschreibungen in Höhe von 857 T€ getätigt.
Da für die Sonderschule und das Förderzentrum in Rosenheim ein Neubau errichtet wird,
waren in 2008 außerplanmäßige Abschreibungen in Höhe von 459 T€ für das bisherige Gebäude und für verlorene Planungskosten in Höhe von 254 T€ vorzunehmen.
Zusätzlich war wegen des geplanten Neubaus
des Altenheims Mühldorf das Altgebäude in
Höhe von 143 T€ abzuschreiben.
Sonstige betriebliche
Aufwendungen
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen
haben sich um 6.602 T€ (+ 40 %) erhöht.
Der wesentliche Faktor ist die höhere Zuführung zu den Rückstellungen für unterlassene
Instandhaltungen. Wesentliche Positionen
sind hierbei Instandhaltungs- und Brandschutzmaßnamen im Bereich der Altenheime,
der Werkstätten für Menschen mit Behinderungen sowie der Liegenschaftsverwaltung.
Für drohende Aufwendungen zur Beseitigung
von Bodenverunreinigungen auf dem verkauften Grundstück Wasserburger Landstraße wurde in Höhe von 800 T€ eine Rückstellung passiviert.
Verwaltungskosten
Die Verwaltungskosten beinhalten die Aufwendungen des Pater-Rupert-Mayer-Hauses,
die für die allgemeine Verwaltung, Vermögensverwaltung sowie die Übernahme der
Spitzenverbandstätigkeit für andere kirchliche Einrichtungen in der Diözese anfallen.
Im Rahmen der allgemeinen Verwaltung werden überwiegend Tätigkeiten, wie z. B. die
Buchhaltung, Gehaltsabrechnungen, EDVBetreuung, Controlling, Zuschusswesen für
Aufteilung der Aufwendungen
auf die Handlungsfelder und Verwaltung
148.421
143.501
T€
2007
140.000
2008
120.000
100.000
80.000
60.000
48.611
41.813
48.680
45.513
40.000
24.361
19.745
22.848
21.254
20.000
6.717
6.470
11.682
11.290
0
Bildung
46
Gemeindecaritas
Menschen mit
psychischer
Erkrankung
Kinder,
Jugendliche,
Familien
Menschen mit
Behinderung
Leben im Alter
Allgemeine Aufwendungen und
Aufwendungen
für Vermögensverwaltung
Jahresergebnis
2008
Zahlen – Daten
– Fakten 2008
alle Einrichtungen des Caritasverbands übernommen. Den Kosten für die Vermögensverwaltung stehen Erträge aus Vermietung und
Verpachtung sowie Finanzerträge gegenüber.
In den Verwaltungskosten sind auch die Werbekosten in Höhe von 1.265 T€ enthalten,
die jedoch beim Caritasverband lediglich
0,4 % des gesamten Aufwands ausmachen.
Als klassisches Mittel der Spendengewinnung gelten die Frühjahrs- und Herbstsammlungen, die von den Pfarrgemeinden organisiert und durchgeführt werden. Zusätzlich
werden durch den Caritasverband regelmäßig
Mailings an Spendenadressaten versandt.
Eigenmitteleinsatz
in den Fachdiensten
Viele Fachdienste des Caritasverbands erhalten keine Zuschüsse in ausreichender Höhe
oder die erbrachten Leistungen werden nicht
ausreichend vergütet, so dass zusätzlich Eigenmittel aufgewendet werden müssen, um
die entsprechenden Dienste weiterhin anbieten zu können. Einige wesentliche Fachdienste
sind in der Darstellung rechts abgebildet:
Eigenmitteleinsatz
in den Fachdiensten
T€
5.000
4.614
4.500
4.000
3.500
3.000
2.500
2.000
1.610
1.494
1.500
1.421
1.303
1.000
842
500
Entwicklungsprognose
Seit dem Frühjahr 2009 befindet sich die
deutsche Wirtschaft in einer Rezession, weil
die Exporte, eine der wichtigsten Säulen der
deutschen Wirtschaft, nachhaltig eingebrochen sind. Angesichts der dramatischen konjunkturellen Lage erwarten namhafte Volkswirte für 2009 einen Rückgang der Wirtschaftsleistung um bis zu 6 %.
Infolge der Wirtschaftskrise ist mit einer überdurchschnittlich steigenden Neuverschuldung der öffentlichen Haushalte zu rechnen.
Ursächlich hierfür sind, neben den Belastungen zur Stützung der Finanzinstitute und der
Aufwendungen aus den Konjunkturpaketen,
die konjunkturbedingt rückläufigen Steuereinnahmen und Sozialversicherungsbeiträge.
Der Einfluss der wirtschaftlichen Gesamtlage
auf die Entwicklung der Haushalte der öffentlichen Kassen und der Sozialleistungsträger
ist für das Handeln des Caritasverbands aber
von wesentlicher Bedeutung.
Die negativen gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen werden sich in 2009 aufgrund
der deutlichen Zinsrückgänge an den Kapitalmärkten im Wesentlichen in Form eines rückläufigen Finanzergebnisses auswirken. Darüber hinaus ist zu erwarten, dass der Caritasverband durch eine zurückhaltende Ausgabenpolitik des Staats und der Sozialversicherungsträger betroffen sein wird.
Es zeichnet sich ab, dass die Tariferhöhungen in 2009 wiederum nicht vollständig durch
entsprechende Erlössteigerungen aufgefangen werden können.
Kontinuierliche Organisations- und Qualitätsmanagementprozesse und eine effizientere
0
Ambulante
Pflege
Schulen
Kindertagesstätten
Erbringung von sekundären Dienstleistungen
durch den verstärkten EDV-Einsatz bieten
geeignete Einsparpotentiale ohne Qualitätsverlust der Primärleistungen. Ständige Prozessverbesserungen in allen Bereichen sowie
verstärkte Maßnahmen zur zusätzlichen Mittelgewinnung sollen zur Ergebnisverbesserung beitragen.
Bei allen Anstrengungen wird jedoch auch
in Zukunft die Unterstützung durch die Erzdiözese München und Freising unabdingbar
bleiben. Der Verband kann seinen diakonischen Auftrag nur mit dieser Hilfe erfüllen.
Prüfung von Jahresabschluss
und Lagebericht
durch den Wirtschaftsprüfer
Wir, (Caritasverband der Erzdiözese München
und Freising e. V.) haben den Jahresabschluss
bestehend aus Bilanz, Gewinn- und Verlustrechnung und Anhang unter Einbeziehung
der Buchführung und den Lagebericht für das
Geschäftsjahr vom 01.01.2008 bis 31.12.2008
von der AWT Horwath GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München prüfen lassen.
Die Jahresabschlussprüfung wurde nach § 317
HGB unter Beachtung der vom Institut der
Wirtschaftsprüfer (IDW) festgestellten deutschen Grundsätze ordnungsmäßiger Abschlussprüfung vorgenommen. Die Prüfung
Suchthilfe
Erziehungsberatung
Soz.-psych.
Dienste
umfasste die Beurteilung der angewandten
Bilanzierungsgrundsätze und der wesentlichen Einschätzungen der gesetzlichen Vertreter sowie die Würdigung der Gesamtdarstellung des Jahresabschlusses und des Lageberichts.
Die Jahresabschlussprüfung hat zu keinen
Einwendungen geführt. Der Jahresabschluss
entspricht nach Ansicht der verantwortlichen
Wirtschaftsprüfer (Herr C.P. Scheucher und
Herr W. Lüth) den gesetzlichen Vorschriften
und den ergänzenden Bestimmungen der
Satzung und vermittelt unter Beachtung der
Grundsätze ordnungsgemäßer Buchführung
ein den tatsächlichen Verhältnissen entsprechendes Bild der Vermögens-, Finanz- und
Ertragslage. Zusätzlich bescheinigte der Wirtschaftsprüfer, dass der Lagebericht im Einklang mit dem Jahresabschluss steht und der
Lagebericht ein zutreffendes Bild von der
Lage des Vereins vermittelt und die Chancen
und Risiken der zukünftigen Entwicklung zutreffend dargestellt sind.
Der uneingeschränkte Bestätigungsvermerk
der AWT Horwath GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, München, datiert vom
09.06.2009.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de
47
Zahlen – Daten – Fakten 2008
Mitarbeiterentwicklung
und Arbeitsbereiche
Mitarbeiterentwicklung
2000 bis 2008
7.000
Gesamtzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
6.900
6.876
6.800
6.689
6.700
6.640
6.587
6.600
6.511
6.500
6.496
6.532
6.400
6.300
6.318
6.259
6.200
6.100
6.000
48
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
Mitarbeiterentwicklung und Arbeitsbereiche
Anstieg der Mitarbeiterzahlen
Die Anzahl der Mitarbeiter ist zum Vorjahr
um 187 auf 6.876 gestiegen. Die Zunahme
der Mitarbeiterzahlen im Berichtszeitraum
ist zum einen auf das ausgeweitete Angebot
der Kindertagestätten sowohl durch die Eröffnung neuer Tagesstätten, als auch durch
die Eröffnung zusätzlicher Gruppen in bereits
bestehenden Einrichtungen in den CaritasZentren München Stadt/Land zurückzuführen. Dort wurde zusätzlich auch das Betreuungsangebot in den Alten- und Servicezentren ausgeweitet. In den Caritas-Zentren Nord
wurden zum anderen die Sozialpsychiatrischen Dienste, Kinder- und Jugendbetreuung
sowie Arbeitsprojekte erheblich ausgebaut.
Die Caritas-Zentren Süd konnten die Fachdienste Erziehungsberatung, Schuldnerberatung und Kindertagesstätten weiter ausweiten.
Arbeitsbereiche der Mitarbeitenden
und deren Beschäftigungsumfang
Arbeitsbereiche der Mitarbeitenden
Verwaltung 10,7 %
Sonstige 8,7 %
Pflege 39,4 %
Hauswirtschaft 15,6 %
Beratung 14,8 %
Erziehung 10,9 %
Personalgewinnung
Im Bereich der erzieherischen und pflegenden Tätigkeitsbereiche steht der Caritasverband, unter schwierigen arbeitsmarktbezogenen Entwicklungen, in Konkurrenz zu
öffentlichen, freien und privaten Trägern.
Dieser Herausforderung begegnet der Verband durch ein verstärktes Personalmarketing in Verbindung mit familien- und frauenorientierten Arbeitsbedingungen sowie
einer Ausbildungsoffensive, nicht zuletzt in
seinen eigenen Bildungseinrichtungen.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de
Aufteilung der Beschäftigten
Beschäftigungsumfang
Teilzeit < 19,25 Std.: 21 %
Vollzeit: 42 %
_
Teilzeit >19,25
Std.: 37 %
6.000
5.707
Beschäftigte
Neben dem hohen Beschäftigungsanteil
von weiblichen Mitarbeitenden (83 %)
unter den 6.876 Mitarbeitenden liegt
auch die Quote der Teilzeitkräfte im Diözesan-Caritasverband signifikant höher
als bei anderen vergleichbaren Unternehmen. Dies entspricht nicht zuletzt der
Zielsetzung, Frauen den beruflichen Wiedereinstieg im Anschluss an die Familienphase zu erleichtern und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu realisieren.
Für diesen frauen- und familienfreundlichen Beschäftigungsansatz wurde der
Caritasverband auch in 2008 wiederum
als familienfreundliches Unternehmen
zertifiziert und ausgezeichnet.
5.000
Frauen
Männer
4.000
3.000
2.000
1.169
1.000
0
83,0 %
17,0 %
49
Zahlen – Daten – Fakten 2008 / Controlling und Risikomanagement
Controlling und
Risikomanagement
Im Rahmen der geschäftlichen Tätigkeit ist
der Caritasverband unterschiedlichen Chancen und Risiken ausgesetzt (s. Seite 11), die
untrennbar mit seinem unternehmerischen
Handeln verbunden sind. Das zentrale Management gewährleistet die rechtzeitige Verfügbarkeit und Auswertung entscheidungsrelevanter Faktoren.
Der verbandsweite Einsatz eines Reportingund Controllingsystems gewährleistet zum
einen ein frühzeitiges Erkennen von Schwachstellen in einzelnen Geschäftsbereichen und
ermöglicht zum anderen in angemessener
Zeit auf die negativen Entwicklungen zu reagieren. Das verbandsweit eingesetzte und
stetig verbesserte Qualitätsmanagement ermöglicht das Erkennen von Fehlentwicklungen innerhalb der jeweiligen Einrichtung und
gewährleistet eine hohe Qualität des Angebots.
Weitere Infos unter
www.caritasmuenchen.de
Interne Kontrollmechanismen
und Überwachung der Mittelverwendung
Neben der jährlich stattfindenden externen Prüfung der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft wurden im Verband verschiedene Kontrollinstrumente installiert, die laufend überprüft und angepasst werden.
J Im Rechnungswesen wird durchgängig
das Vier-Augen-Prinzip angewendet.
J Der Grundsatz der Funktionstrennung
von Kasse/Bank und Buchhaltung wird
konsequent beachtet.
J Für die Rechtevergabe bei Software systemen besteht eine ausgefeilte und
überwachte Systematik.
J Es ist eine Innenrevision installiert, die
systematische Prüfungen der Einrich-
tungen vor Ort durchführt.
50
J Organisatorische Regelungen und An weisungen stehen allen Mitarbeiten den über das Intranet zur Verfügung.
J Eine eigene Stabsstelle Recht setzt sich
im Schwerpunkt mit rechtlich relevanten
Vorgängen auseinander.
J Es besteht eine Nachweispflicht der
Mittelverwendung gegenüber der Erz diözese.
J Das Konzept „Führen durch Zielver einbarung“ wird als zentrales Führungs und Managementinstrument verbands weit kontinuierlich angewandt. Dazu
werden vierteljährlich Zielvereinbarun gen zwischen den Mitarbeitenden und
deren Vorgesetzten besprochen und
festgehalten. Abweichungen werden in
regelmäßigen Abständen besprochen.
J Ein differenziertes Reportingsystem stellt
sicher, dass Entscheidungsträger jederzeit
sachgerecht und zeitnah informiert sind.
J Über Quartalsberichte wird regelmä ßig dem Aufsichtsgremium Caritasrat
berichtet und die unterjährige inhalt liche und wirtschaftliche Entwicklung
verfolgt.
J Wesentliche Geschäfte unterliegen der
Aufsicht des Erzbischofs von München
und Freising, so z. B. größere Investitionen
oder Kreditaufnahmen (sog. Vorbehalts geschäfte).
J Auch gegenüber den Zuschussgebern
wird durch ein regelmäßiges Berichts wesen Rechenschaft abgelegt.
Umfangreiche Informationen
und Services im Internet
Auf über 1.000 Seiten im Internet bietet der
Caritasverband der Erzdiözese München und
Freising e. V. zahlreiche Informationen und
Serviceleistungen für Hilfesuchende, Interessierte und Partner.
Information und Serviceangebote
Neben der persönlichen Beratung und Betreuung von Klienten findet das Internet immer mehr Akzeptanz als Medium für erste
Informationen und Hilfsangebote. Viele tausend Besucher informieren sich monatlich
auf den Seiten Caritas. Aus diesem Grund
ist der Caritasverband bestrebt, die Angebotsvielfalt kontinuierlich auszubauen und
konkrete Hilfen, z. B. Onlineberatungsstellen und weitere Onlinedienste anzubieten.
Eines ist klar: die neue Technik ersetzt nicht
die menschliche Nähe, die Caritasmitarbeitende jeden Tag ihren Klienten entgegenbringen. Das Internet ist ein zusätzliches
Angebot, das in der Zukunft noch mehr Menschen die Hilfe der Caritas nahe bringt.
Besuchen Sie uns unter:
www.caritasmuenchen.de
Weitere Internet-Adressen des Caritasverbands:
www.caritasmuenchen-schulen.de
www.caritas-institut.de
www.cmqm.de
www.caritasmuenchen-ehrenamt.de
www.caritas-f-net.de
www.caritas-pflege-hotline.de
www.staerker-als-sucht.de
www.therapieverbund-sued.de
http://www.caritasmuenchen.de/page000037.asp
www.caritas-hpz-volldabei.de
www.maedchenheim-gauting.de
www.kinderdorf.de
www.caritasmuenchen-spenden.de
Einrichtungssuche
Ein gern genutzter Service ist die komfortable Einrichtungssuche: eine Möglichkeit für Hilfesuchende
die passende Beratungsstelle vor Ort zu finden.
http://www.caritasmuenchen.de/page000037.asp?send=yes
24 Stunden täglich – 365 Tage im Jahr
finden Besucher Informationen zu Hilfsangeboten in
ihrer Region, wichtige Adressen und Kontaktdaten.
Ihre Spende kommt an!
Spendenkonto · Liga-Bank München
Kto. 229 77 79 · BLZ 750 903 00
Spendenkonto · Bank für Sozialwirtschaft
Kto. 181 78 01 · BLZ 700 205 00
www.caritasmuenchen-spenden.de
Auch für das Jahr 2009 ist uns wieder das Spendensiegel des
Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen (DZI) verliehen
worden. Dieses Zertifikat bestätigt, dass wir sorgsam und verantwortungsbewusst mit den uns anvertrauten Geldern umgehen.
Schnell und direkt leiten wir Ihre Spenden an unsere Einrichtungen und Dienste weiter, wo sie den Menschen zugute kommen,
die auf Hilfe dringend angewiesen sind.