Allergie gegen Erlen-Pollen – eine typische Frühblüherallergie!

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Allergie gegen Erlen-Pollen – eine typische Frühblüherallergie!
Allergie gegen Erlen-Pollen – eine
typische Frühblüherallergie!
Erlen gehören zu den ersten Bäumen, deren
Blütenkätzchen den Frühling ankündigen. Hat man
eine Erlenpollenallergie, ist die Freude jedoch nicht
ganz so groß, denn die Heuschnupfen-Symptome
lassen oft nicht lange auf sich warten. Kommt
eine Allergie gegen Erlen-Pollen allein oder ist sie mit
anderen Allergien assoziiert? Kann es zu
Kreuzallergien kommen? Wie erfolgt die Diagnose
und welche Therapie ist wann sinnvoll. Diese Fragen
beantwortete Dr. Norbert Pasch, Hals-Nasen-Ohren
Facharzt und Allergologe in Aachen für
MeinAllergiePortal.
18. Februar 2016, www.mein-allergie-portal.com
Herr Dr. Pasch, wie häufig ist in unseren Breiten die Allergie gegen Erlen-Pollen und um welche Art
von Allergie handelt es sich bei der Erlenpollen-Allergie?
Zur Frage der Häufigkeit des Auftretens einer alleinigen Erlenpollenallergie lässt sich leider keine
genaue Angabe machen.
Es handelt sich um eine inhalative Typ I-Soforttypallergie auf Erlenpollen. Dabei geht es um die
folgenden Erlenarten: Die Schwarzerle oder Alnus glutinosa, die Grauerle oder Alnus incana sowie
die Grüne Erle oder Alnus viridis. Die Allergenbezeichnung des Erlenallergens lautet Aln g 1. Erlen
gehören botanisch zu den Birkengewächsen oder Betulaceae.
Es besteht deshalb eine sehr hohe Ähnlichkeit zwischen Birken-, Erlen-, Hainbuchen-und
Eichenpollen. Auch besteht eine große Ähnlichkeit zu Haselpollen.
Die Hauptallergene dieser Pflanzenpollen stimmen in ihrer Aminosäurenbaustruktur in bis zu 86
Prozent miteinander überein, (insbesondere zwischen Birke, Erle und Hainbuche). Deshalb sind
Menschen mit einer Erlenpollenallergie so gut wie immer auch auf Birkenpollen allergisch, meistens
auch auf Haselpollen.Eine Sensibilisierung gegen die frühblühenden Baumpollen, auch
Frühblüherallergie genannt, ist nach der Gräserpollenallergie die zweithäufigste Pollenallergie in
Mitteleuropa.
Etwa 20 bis 30 Prozent aller Patienten mit einer Pollenallergie sind auf Frühblüher sensibilisiert,
davon sind etwa 80% der Betroffenen auch auf Erlenpollen empfindlich.
Wo findet man Grauerlen, Schwarzerlen und Grünerlen und wann fliegen deren Pollen?
Grauerlen findet man als Ziergehölz häufig in Parkanlagen. Die Schwarzerle findet man sehr
verbreitet wild wachsend an Bachläufen, auf Feuchtwiesen und in Feuchtwäldern. Grünerlen sind
Gebirgsbesiedler.
Die am häufigsten vorkommende Schwarzerle blüht schon sehr früh im Jahr. In sehr milden Wintern
kann es schon im Dezember zu nennenswertem Pollenflug kommen. Die Hauptblütezeit ist Februar
bis April.
Erlenpollen-Allergiker haben also häufig auch andere Allergien?
Wie bereits geschildert, besteht eine sehr große Ähnlichkeit zu den Frühblüherpollen von Birke,
Hainbuche und Haselpollen. Deshalb sind Erlenpollenallergiker meistens auch gleichzeitig darauf
allergisch. Wie bei der Birkenpollenallergie entwickeln ca. 20 Prozent der betroffenen Allergiker auch
eine Kreuzallergie auf Nahrungsmittel. Vor allem auf Nüsse wie Haselnüsse, Walnüsse und Mandeln.
Aber auch auf Kern- und Steinobst, wie Äpfel, Pfirsiche, Pflaumen und Kirschen können Menschen
mit einer Allergie auf Erlenpollen kreuzallergisch reagieren, ebenso auf Möhren und Tomaten.
Zur Diagnose von Allergien stehen die klassischen Diagnosetools zur Verfügung, aber auch die
Komponentendiagnostik. Was ist bei der Allergie auf Erlen-Pollen ausreichend bzw. erforderlich?
Die Erlenpollenallergie wird, wie alle Pollenallergien, klassisch zunächst durch Anamnese (ArztPatientengespräch) mit der Erfassung der typischen Allergiesymptome, wie sie auch beim
Heuschnupfen bekannt sind, festgestellt. Typisch für eine Allergie auf Erlenpollen ist, dass die
Beschwerden schon sehr früh im Winter, manchmal sogar schon im Dezember, auftreten. Die Erle ist
sozusagen der erste Frühblüher in der Pollensaison.
Die Erlenpollen zeigen beim Prick- Hauttest meist eine typische Hautreaktion mit Rötung und
gegebenenfalls Quaddelbildung.
Beim RAST- Test ( nach Blutprobenentnahme ), zeigt sich eine Erhöhung des allergenspezifischen
Immunglobulins der Klasse E ( IgE ) auf das Erlenpollenallergen Aln g 1.
Da beim Nachweis einer positiven Hautreaktion auf Erlenpollen in den meisten Fällen auch eine
positive Reaktion auf Birkenpollen und Haselpollen nachweisbar ist, wird man in der Regel von einer
Frühblüherallergie sprechen.
Stimmen die anamnestisch erhobenen Befunde mit den Ergebnissen des Hauttestes überein, ist die
Blutuntersuchung nicht unbedingt erforderlich.Eine weitere Überprüfung, ob es bei den in Frage
kommenden allergieauslösenden Pollen nach Schleimhautkontakt tatsächlich zur Auslösung
allergischer Reaktionen kommt, ist der Provokationstest, bei dem der Pollenextrakt in der Regel auf
die Nasenschleimhaut appliziert wird. Auch die Bindehaut des Auges eignet sich gut, um einen
Provokationstest durchzuführen.
Der Sinn dieses Testes besteht vor allem darin, bei einer geplanten Hyposensibilisierungsbehandlung
( Spezifische Immuntherapie, SIT ) mit dem spezifischen allergieauslösenden Allergenextrakt sicher zu
gehen, dass dieses Allergen auch tatsächlich die Allergiesymptome auslöst.
Wie häufig kommt es bei Erlenpollen-Allergikern zu Kreuzreaktionen auf Nahrungsmittelallergene
und kann es auch zum allergischen Schock kommen?
Wie bereits schon erwähnt, ist bei einer Allergie auf Erlenpollen wegen der großen Ähnlichkeit mit
den Birkenpollen ebenfalls in etwa 20 Prozent der Fälle mit einer Kreuzallergie auf Nüsse, Kernobst,
Steinobst, Möhren und Tomaten zu rechnen.
Hierbei handelt es sich in der Regel um das sogenannte orale Allergiesyndrom, mit urtikariellen
Schleimhautreaktionen im Mund- und Rachenraum.Es kommt zu Juckreiz und Brennen, auch zu
Schleimhautschwellungen, die in der Regel gut mit symptomatisch wirksamen Antiallergika zu
behandeln sind.Ein anaphylaktischer Schock in diesem Zusammenhang ist extrem selten. Eher wäre
damit zu rechnen, wenn zusätzlich eine seltene Kreuzreaktivität zwischen Haselnuss - und Erdnuss
vorliegt und erdnusshaltige Nahrungsmittel konsumiert werden.
Welche Therapieoptionen gibt es für die Allergie auf Erlenpollen?
Da der Pollenflug nicht zu beeinflussen ist, lässt sich der Kontakt mit ihnen in der Saison nicht
vermeiden, sofern man nicht in der Lage ist, in der Pollensaison in einer anderen Klimazone Urlaub zu
machen. Regentage sind angenehmer, da die Luft dann weniger Pollen enthält. Sonnige, windige
Tage sind besonders unangenehm. Da die Birke, Erle und Hasel sogenannte Windbestäuber sind,
produzieren sie große Mengen von Pollen, die sehr weit in der Luft fortgetragen werden. Es hilft also
nicht viel, sich von diesen Bäumen fern zu halten.
Steht er aber direkt vor dem Schlafzimmer, sollte man ihn schon, sofern möglich, entfernen.
Einen gewissen, aber nicht vollständigen Schutz bieten sog. Pollenschutzgitter vor dem Fenster.
Regelmäßige Nasenspülungen mit Kochsalzlösung (z.B. Meersalznasenspray, Nasendusche) spülen
die eingeatmeten Pollen aus der Nase und reduzieren die Kontakt- und Einwirkzeit auf der
Schleimhaut. Nasensprays mit einer speziell die Schleimhaut schützenden Emulsion kommen
ebenfalls vorbeugend zum Einsatz.Typischerweise behandelt man die Frühblüherallergie mit
symptomatisch- antiallergisch wirkenden Nasentropfen und Augentropfen.
Hier gibt es verschiedene Präparate unterschiedlicher Stärke und Wirkmechanismen.
Cromoglycinsärehaltige Tropfen können die Freisetzung von Histamin aus den Allergiemastzellen
verhindern.
Antihistaminika in Tropfen- und Sprayform unterdrücken die Wirkung des freigesetzten Histamins auf
der Schleimhaut, als Tabletten oder Tropfen eingenommen, wirken sie auch im Gewebe und zentral
antiallergisch.
In Fällen ausbleibender Besserung kommt auch Cortison, lokal oder oral eingenommen, zum Einsatz.
Die Injektion oder Infusion von Kortison ist Notfallsituationen vorbehalten.
Bei asthmatischen Beschwerden werden ebenfalls entsprechende Medikamente zur Inhalation
gegeben.
Die Indikation zu einer spezifischen Immuntherapie SIT) oder Hyposensibilisierung besteht in den
folgen Fällen:

Wenn sich die Beschwerden während des Pollenfluges nicht ausreichend behandeln lassen

Wenn die Beschwerden von Saison zu Saison zunehmen

Wenn die Beschwerden sich auf immer mehr Schleimhautregionen des inhalativen Systems
ausweiten ( Etagenwechsel )

Wenn weitere Sensibilisierungen hinzukommen
Hier wird das allergieauslösende Pollenextrakt in regelmäßigen Abständen subcutan (unter die Haut
)gespritzt oder in Tropfenform oder als Tablette unter die Zunge gegeben. Durch eine Umstimulation
von Immunprozessen im Bereich der T- Lymphozyten, die eine entscheidende Rolle bei der
Allergieentstehung spielen, kommt es durch die langfristige Behandlung mit den Therapieallergenen
zu einer Toleranzbildung des Körpers gegenüber den natürlich vorkommenden Pollen.
Die Erfolgsaussichten sind umso größer, je früher man mit der Behandlung beginnt. Dabei ist nicht
das Lebensalter des Patienten, sondern der Beginn der Erkrankung entscheidend.Das heißt, dass
auch ein Mensch im höheren Lebensalter durchaus von einer SIT profitieren kann, wenn er die
Pollenallergie erst seit kurzem erworben hat.
Bei einer gleichzeitig bestehenden Kreuzallergie auf die o.g. Nahrungsmittel wird eine Besserung der
oralen Allergiesymptome durch eine SIT eher erreicht, wenn sie sublingual durchgeführt wird.
Die Dauer einer SIT wird meistens für mindestens 3 Jahre empfohlen.
Herr Dr. Pasch, herzlichen Dank für dieses Interview!

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