Die zehn häufigsten Fragen zu Holz

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Die zehn häufigsten Fragen zu Holz
bauen&wohnen
Hauseigentümer – Ausgabe Nr. 11 – 15. Juni 2012
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Die zehn häufigsten Fragen zu Holz – Seit Jahren legt Holz am Bau zu. Damit steigt auch der Informationsbedarf
zur sachgerechten Anwendung des Materials. Lignum bietet dafür eine kostenlose telefonische Fachberatung. Was wollen Bauherren am häufigsten wissen? Ein Blick auf die Beratungsstatistik verrät es.
Was Bauherren über Holz
wissen wollen
stellt worden sind, sind die Holzrahmen dieser Häuser immer noch in
hervorragendem Zustand. Oder Venedig: Die Lagunenstadt steht auf
Holzpfählen – und das seit über 800
Jahren. Das älteste Holzhaus Mitteleuropas ist ein Schweizer Produkt:
Es ist das Haus Nideröst in Schwyz,
1176 erbaut. Wichtig ist, dass ein
Holzhaus sachgerecht und sorgfältig
konstruiert wird, damit es die Zeit
überdauert. Man muss das richtige
Holz für die Witterungsbedingungen
am Standort des Hauses wählen, das
Material muss trocken verbaut und
die Fassade hinterlüftet werden.
■ Ist das Material Holz selber dauerhaft?
Ja. Holzkonstruktionen müssen
aber vor dem Eindringen von Wasser
geschützt werden, denn wenn Nässe im Tragwerk verbleibt, kann es
dieses ernsthaft schädigen. Deshalb
ist konstruktiver Holzschutz – zum
Beispiel mit Dachüberständen und
genügend Abstand vom Boden gegen
Spritzwasser – eine wichtige Sache.
Massnahmen wie eine Druckimprägnierung, die übrigens nicht umweltgefährdend ist, können die Dauerhaftigkeit unserer beliebten einheimischen Nadelhölzer Fichte und
Tanne wesentlich verbessern. Wegen
des Dampfes im Hausinnern aus Küche und Bad braucht man sich keinerlei Sorgen zu machen. Holz wird
häufig als Baustoff gerade in feuchter Umgebung wie z. B. in Hallenbädern, Saunen und Badezimmern
eingesetzt, weil es feuchtigkeitsregulierend wirkt. Wichtig ist, dass
feuchtes Holz auch wieder trocknen
kann.
Holz ist bei Bauherren beliebt. Im Bild ein cirka zwölfjähriges Mehrfamilienhaus in Oberwinterthur mit Rhomboidschalung ohne Oberflächenbehandlung.
Bild H.-U. KIPFER, UZNACH ⁄ LIGNUM
D
ie technische Telefon-Hotline
der Lignum verzeichnet in
der Deutschschweiz jedes
Jahr an die tausend Anrufe. Dabei
machen drei Gruppen klar den
MICHAEL MEUTER
Verantwortlicher Information von Lignum,
Holzwirtschaft Schweiz, Zürich
Hauptharst aus: Etwa ein Drittel der
Anfragen stammt von Architekten
und Ingenieuren, je annähernd ein
Viertel kommt von Holzverarbeitern
und von Bauherren.
Die Anliegen sind zum Teil sehr
spezifisch und gehen ins Detail, gerade wenn sie von Fachleuten stammen. Wo es dagegen um die grundlegenden Informationsbedürfnisse
privater Bauherren geht, sind die
REKLAME
Fragen einander oft recht ähnlich.
Die meisten betreffen dort Materialeigenschaften, Brandsicherheit,
Holzschutz und die Anwendung von
Holz im Aussenbereich, vor allem
für Fassaden und Terrassenroste.
Insgesamt lassen sich die Wissenslücken von Bauherren zu Holz mit
Blick auf ein Jahrzehnt Beratungsstatistik in zehn Grundfragen fassen.
■ Wie verhält sich das Material
Holz im Brandfall?
Holz ist brennbar – aber ein Holzhaus brennt nicht einfach lichterloh,
sobald eine Kerze umfällt. Zuerst
brennen immer Teppiche, Vorhänge,
Möbel; das Gebäude selber beginnt
erst viel später zu brennen. Natürlich werden Holzhäuser so konstruiert, dass sie nicht sofort ein Raub
der Flammen werden, wenn es zum
Brandfall kommt. Doch allein schon
ein richtig dimensionierter Holzbalken hält dem Feuer lange stand. Holz
enthält bis zu fünfzehn Prozent Wasser, das bei einem Brand als Erstes
verdampft. Ausserdem wirkt die aussen entstehende Kohleschicht wie
ein Schutzmantel. Unter diesen Bedingungen bleiben Festigkeit und
Steifigkeit des verbleibenden Holzes
praktisch gleich wie bei Holz bei
Raumtemperatur. So bleibt selbst
eine nicht weiter geschützte Holzkonstruktion auch im Brandfall berechenbar und lange tragfähig.
■ Gehen unbehandelte Holzfassaden nicht kaputt?
Nein. Naturbelassenes Holz an
der Fassade wird durch die Witterung grau. Darunter leidet ein Haus
jedoch keineswegs. Der Vorgang ist
natürlich und ungefährlich; er baut
keine Substanz ab, es siedeln sich
damit keine Schädlinge im Material
an, und das Holz fault nicht. Wer
das Vergrauen aus ästhetischen
Gründen ausschliessen will, kann
sein Holzhaus ohne Weiteres auch
deckend streichen oder eine Farblasur auftragen. Wer ein unregelmässiges Vergrauen vermeiden will,
kann unbehandelte Fassaden mit
speziellen Lasuren oder mit natürlich vorbehandeltem Holz farblich
absolut einheitlich tönen.
■ Sind die Verwendungsmöglichkeiten von Holz nicht beschränkt?
Nein, ganz und gar nicht. Holz
ist im Verhältnis zu seiner hohen
Festigkeit sehr leicht und tragfähig,
und dank ausserordentlich fortschrittlicher Fertigungstechnik in
Holzbau und Schreinerei ist es in
jede Form zu bringen. Nicht nur Einfamilienhäuser einschliesslich Anbauten, Aufstockungen und Dachausbauten und natürlich Innenausbauten aller Art können mit vielen
Vorteilen in Holz erstellt werden,
sondern auch ganze Wohnsiedlungen und Bürogebäude mit bis zu
sechs Geschossen sind heute im
Holzbau realisierbar.
■ Ist Holzbau nicht teuer?
Nein. Ein Einfamilienhaus in Holz
kostet bei gleicher Grösse und gleichem Baustandard etwa gleich viel
wie ein Massivbau. Weil Holzbauten
nach System und zudem witterungsgeschützt in der Werkhalle in Form
von Bauteilen mit eingelassenen
Fenstern, Dämmung und Leitungen
vorgefertigt werden, wird die Bauzeit stark verkürzt. Der Aufwand
steckt im planerischen Vorlauf: Alles
muss im Voraus bedacht werden, bis
hin zur Position der Steckdosen, und
dann muss man es genau so umsetzen wie vereinbart. Auf der Baustelle geht es dann jedoch ruckzuck: Ein
Einfamilienhaus in Holzbauweise
steht nach wenigen Tagen fixfertig
da.
■ Dämmt Holz gut?
Ja. Die Zellstruktur des Holzes
speichert die Wärme. Deshalb ist
Holz ein ganz schlechter Wärmeleiter, und das ist gut für die Dämmung. Man kann das selbst ausprobieren, indem man seine Hand zuerst auf eine Holzplatte und dann
auf einen Backstein hält. Das Holz
fühlt sich wärmer an. Deshalb lassen
sich schon mit erstaunlich schlanken
Wandaufbauten hervorragende
Dämmwerte erreichen. Der Holzbau
ist heute bezüglich Energieeffizienz
führend. Das zeigen die zahlreichen
Holzhäuser nach Minergie, Minergie-P und neustens auch nach Minergie-A hierzulande. Die Pioniere des
energetischen Bauens haben stets
Holz als Material gewählt.
■ Hat man in Holzhäusern das
Klima im Griff?
Ja. Wohnen im Holzhaus ist sogar
gesund. Holz hat die Fähigkeit, Wasserdampf aufzunehmen und wieder
abzugeben. Dampfdiffusionsoffene
mehrschichtige Aufbauten, auf den
Millimeter exakt vorgefertigte Bauteile und sauber abgedichtete Fugen
sorgen in einem richtig konstruierten
Holzhaus dafür, dass es atmen kann,
ohne dass Zugluft oder Feuchtigkeit
entsteht.
■ Überdauern Holzhäuser die Zeit?
Ja. Die Beweise stehen in jeder
Altstadt: Fachwerkhäuser. Obwohl
sie teilweise im Hochmittelalter er-
■ Leidet unter einer vermehrten
Nutzung von Holz nicht der Wald?
Nein. Der Schweizer Wald ist gesund und nimmt laufend an Fläche
zu. Die hiesige Forstwirtschaft arbeitet nach dem Prinzip der Nachhaltigkeit. Dies bedeutet, dass nicht
mehr Holz genutzt wird als nachwächst. Vom jährlichen Neuzuwachs
wird im langjährigen Mittel nur gerade etwa die Hälfte genutzt. Wer
Wert auf nachgewiesene Nachhaltigkeit legt, wählt einheimisches
Holz, das mit dem ökologischen
Spitzenniveau der hiesigen Waldwirtschaft und besonders kurzen
Transportwegen ein besonders vorteilhaftes Profil aufweist. Das Herkunftszeichen «Schweizer Holz»
zeichnet es klar aus.
■ Schadet es nicht dem Klima,
wenn man Bäume fällt, statt sie
stehen zu lassen? Wald speichert
doch das Treibhausgas Kohlendioxid.
Nein, im Gegenteil. Wenn Holz
geerntet und in langlebige Produkte
wie Häuser verwandelt wird, bleibt
der darin festgesetzte Kohlenstoff
aus der Atmosphäre für Jahrzehnte
oder gar Jahrhunderte in einem Depot, während im Wald vom Jungwuchs laufend weiter Kohlendioxid
aus der Luft «verarbeitet» und in
Holz umgewandelt wird. Im Schweizer Gebäudepark lagern heute netto
rund 45 Millionen Tonnen CO2 als
Holz – fast soviel wie die Schweizer
Emissionen eines ganzen Jahres.
Informationen
Die technische Beratung der Lignum
erteilt unter Tel. 044 267 47 83
von Montag bis Freitag jeweils von
8 bis 12 Uhr kostenlos Auskunft
zu allen Fragen rund um Holz und
Holzwerkstoffe und deren Anwendung am Bau.
Die Website www.lignum.ch bietet
vielfältige Informationen.

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