Für den FCW gilt: Ein Sieg muss her

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Für den FCW gilt: Ein Sieg muss her
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Sport 41
der landbote SAMSTAG, 7. november 2009 Für den FCW gilt: Ein Sieg muss her
Nach einer Durststrecke mit
nur sechs Punkten aus sechs
Spielen steht der FCW morgen beim Tabellenletzten
FC Goss­au unter Siegzwang.
Die (gute) Halbjahresbilanz
steht auf dem Spiel.
WINTERTHUR – Der FCW steht auf
der Kippe, zumindest was seine Bilanz
des Herbsts 2009 betrifft. Zwar gehört
er noch immer der weiteren Spitzengruppe der Challenge League an, und
er darf sich auf den Cup-Achtelfinal in
zwei Wochen auf der «Schützi» gegen
den FC Thun freuen; aber er hat aus
den letzten sechs Meisterschaftsspielen nur noch sechs Punkte geholt und
ist vom ersten auf den vierten Platz abgerutscht. Möglich ist also noch sehr
vieles, von sehr gut bis enttäuschend.
Sehr gut wäre: Der FCW überwintert als Spitzenteam in der Liga, weil
er genügend – also mindestens fünf –
Punkte holt aus den drei letzten Vorrundenspielen in Gossau, daheim gegen den Leader FC Lugano und in
Wohlen; und er kann das Jahr nach
einem Heimsieg gegen Thun mit einem
Cup-Viertelfinal abschliessen, womöglich gar als Halbfinalist. Enttäuschend
aber wäre: Er scheitert im Cup schon
an den Berner Oberländern und verliert in der Liga noch den Anschluss.
Es stehen für den FCW also wichtige
letzte Wochen des Jahres an, der ersten hal­ben Saison unter Trainer Boro
Kuzmanovic. Und klar ist: Ohne einen Sieg morgen Sonntag auf dem Gemeindesportplatz Buechenwald gegen
den Tabellenletzten FC Goss­au sind
die Aussichten, das Jahr mit der Note
«gut» oder gar «sehr gut» abzuschliessen, zumindest arg eingeschränkt.
seinen Platz in der Challenge League
nur dank der Zwangsabstiege des FC
La Chaux-de-Fonds und Condordia
Basels halten. Und er steht schon wieder am Tabellenende, mit nur einem
Sieg aus zwölf Spielen, mit der statistisch schwächsten Abwehr und dem
statistisch schwächsten Angriff. Dazu
ist er im Cup schon in der 1. Hauptrunde über den FC Linth 04 aus der 2.
Liga interre­gio­nal gestolpert.
Der Fahrlehrer auf der Bank
Der Winterthurer Murat Ural (links) ist die neueste Hoffnung des FC Gossau, sich in
der Challenge League zu behaupten – und morgen Sonntag gegen den FCW. Bild: key
Ural neuste Verstärkung
Nicht mehr zu Kerns Kader gehört der
im Sommer als Leihgabe vom FCW
gekommene Stürmer Edi Coutinho
(20); er ist vor ein paar Wochen in
die Winterthurer U21 zurückgekehrt.
Eine FCW-Leihgabe ist auch Torhüter Christian Leite (24), der nach den
acht Gegentoren in Biel gegen Vaduz
auf der Bank sass, gegen seinen «Besitzer» aber wohl wieder spielen darf.
Winterthurer und ehemaliger FCWNachwuchsmann ist überdies die neuste Verstärkung: Stürmer Murat Ural
(22) wurde bis Ende Saison vom grossen Nachbarn FC St. Gallen ausgeliehen. Er führte sich gleich als Schütze
des Siegestores gegen Yverdon ein.
Es gibt also mehrere Gossauer, auch
den Captain Michel Avanzini (20), die
als (ehemalige) Winterthurer ein besonderes Interesse haben, dem FCW
ihre Qualitäten zu demonstrieren.
Dem Favoriten auf der Kippe, der sich
deshalb einen Punktverlust eigentlich
nicht erlauben kann. (hjs)
Dessen ist sich natürlich auch Kuzmanovic bewusst. Als «sehr wichtigen
Sonntag für die Endphase» beurteilt
auch er den Auftritt in Goss­au. Die
Woche seit dem 0:0 gegen Servette
diente denn auch der Suche, seiner
Mannschaft wieder mehr an offensiver
Qualität, an Torgefährlichkeit zu vermitteln. Mit deren defensiven Stabilität war Kuzmanovic gegen die Genfer
zufrieden, aber dass sie nun, das 0:3 in
Lausanne einberechnet, seit 180 Meisterschaftsminuten nicht nur ohne Tor,
sondern auch fast ohne klare Torchancen ist, muss ihm zu denken geben.
Schliesslich hatte der FCW zuvor
in elf Pflichtspielen seit dem 0:0 zum
Saisonstart in Schaffhausen stets ge-
Erstes Aufgebot
für Albert Bunjaku
Starker Goalie und ein weiterer Sieg
Zwei Spiele ohne Tor
Riehen – Fussball-Nationalcoach
Ottmar Hitzfeld bot für das letzte
Schweizer Länderspiel in diesem Jahr
gegen Norwegen (14. November in
Genf) fünf neue Spieler auf. Erstmals
dabei ist Albert Bunjaku (25) von Bundesliga-Aufsteiger Nürnberg. Bunjaku
hat in dieser Saison bereits viermal für
die Franken getroffen. «Erstmals auf
ihn aufmerksam wurde ich, als er 2008
mit Rot-Weiss Erfurt im deutschen
Cup zweimal gegen die Bayern traf»,
sagt Hitzfeld.
Der Nürnberg-Angreifer rückt für
den verletzten Johan Vonlanthen
(FCZ) ins Nationalkader. Zudem erhält mit Marco Streller ein weiterer
neuer Stürmer eine Bewährungschance. Der Basler hat sich dieses erste
Aufgebot seit dem Italien-Test (12.
August) mit starken Leistungen im
Verein redlich verdient. Für Streller liess Hitzfeld den bisher gesetzten
Blaise Nkufo zu Hause.
Mit den Degen-Brüdern
Neben Nkufo und dem verletzten
Vonlanthen fehlen ge­gen­über den
letzten
WM-Ausscheidungsspielen
auch Marco Padalino, Johnny Leoni
und Hakan Yakin im neusten Schweizer Aufgebot. Dafür sind Valon Behrami sowie David und Philipp Degen
wieder einmal dabei. Behrami spielte
fast genau vor einem Jahr letztmals für
die Schweiz (1:0 gegen Finnland). Für
David Degen wird es auch ein Wiedersehen mit seinem Zwillingsbruder
Philipp geben. Hitzfeld hat auch den
Verteidiger des FC Liverpool aufgeboten, nachdem dieser zuletzt zweimal
im Fanionteam der Reds zum Einsatz
gekommen ist. (si)
Zwei Tage nach dem 6:1 gegen Dänemark schlugen die
Schweizer Eishockeyaner die
Slowaken 3:2 (1:1, 1:0, 1:1).
münchen – Zwei Tage nach dem
Aufbaugegner Dänemark wartete ein
ganz anderes Kaliber auf das Team von
Ralph Krueger. Die Slowaken stellten
eines der personell stärksten Teams der
reichen Länderspielgeschichte gegen
die Schweiz, auch bei ihnen ist schliesslich der Olympiakonkurrenzkampf in
vollem Gange: 15 Spieler verdienen
sich ihre Brötchen im Ausland, 10 davon ihre Dollar (die inzwischen Euro
sind) ebenso in der russischen KHL wie
Martin Gerber.
Nach dem Führungstreffer durch
Duri Camichel auf se­henswerte Vorlage von Thierry Paterlini erhielt der
Keeper von Atlant Mytischi plötzlich ungewollt viel Gelegenheit, sich
auszuzeichnen. Die Schweizer waren
viel zu offensiv und auch zwei Warnschüsse in Form von slowakischen Alleingängen (Roman Kukumberg) änderten nichts an dieser Tatsache. Die
gerechte Strafe folgte dann 62 Sekunden vor Schluss des Drittels: Rudolf
Huna entwischte mit einem langen
Pass, bei dem das Schweizer Backpaar
John Gobbi/Beat Gerber sehr schlecht
stand und liess Gerber keine Chance.
«Bis zum 1:0 haben wir sehr gut und
einfach gespielt. Dann haben wir wohl
gedacht, super, wir führen, und haben
nachgelassen», fasste Krueger dieses
Drittel zusammen. Gefährlich wurde
es jeweils auch in Schweizer Überzahl
– al­ler­dings anfänglich für die Schweizer selber. Erst während des Fünfmi-
troffen, hatte er sich den Ruf erworben, eine der offensiv stärksten Mannschaften der Liga zu sein. Noch müsse
er, sagt Kuzmanovic, seine Gedanken
«reifen» lassen, wie er seinen Angriff
allenfalls umstellt. Wieder verfügbar
ist der zuletzt gesperrte Luca Radice.
Ganz anders sind da die Voraussetzungen, die der FC Goss­au mitbringt. Er wäre Ende vergangener
Saison sportlich abgestiegen, durfte
Eine Überraschung ist das nicht, auch
nicht für die Goss­au­er selbst, die mit
einem Budget von rund 1,5 Mil­lio­nen
Franken wirtschaften, davon einer
Spielerlohnsumme fürs «Eins» von
nur rund 400 000 Franken. Als Alex
Kern (43) im vergangenen Mai, nach
dem völlig missratenen Experiment
mit Altmeister Hans Kodric, drei Runden vor Saisonschluss als Trainer verpflichtet wurde, stand der sportliche
Abstieg schon fast fest, ging die Planung mit dem neuen Coach eher von
einem Jahr in der 1. Liga aus.
Natürlich wurde dann die unverhoffte Chance, in der Challenge League
zu bleiben, genutzt. Die Wahl Kerns,
bis dahin in Winterthur in erster Linie
als Besitzer einer Fahrschule bekannt,
war natürlich eine Überraschung, auch
für ihn selbst – obwohl er seit rund
zwei Jahren sein Geld mit dem Fussball (und nicht mehr als Fahrlehrer)
verdiente. Das tat er al­ler­dings nicht
als Trainer im bezahlten Fussball, sondern mit seinen Projekten für Leistungsdiagnostik oder Kid-Camps. Früher, als er beim FCW Nachwuchstrainer war, hatte er seine Zukunft durchaus als Profitrainer gesehen; in Goss­au
erhielt er nun die Chance, als er selbst
wohl kaum mehr daran glaubte.
Nach Resultaten ist seine Bilanz
bisher al­ler­dings die eines kommenden Absteigers, mit nur einem Sieg in
– saisonübergreifend – 15 ChallengeLeague-Spielen. Das war ein überraschendes 1:0 gegen Yverdon-Sport aus
der weiteren Spitzengruppe in der 10.
Runde. Es fiel in die Zeit, als die Goss­
au­er schon nicht mehr so gut mithielten wie in den ersten sechs Runden,
als sie immerhin vier Unentschieden
erreichten, etwa 1:1 gegen Lausanne oder Schaffhausen und mit etwas
mehr Glück den einen oder andern
Sieg «verdient hätten», wie Kern sagt.
Aber dann gabs – vor und nach dem
kleinen Coup gegen Yverdon – Kanterniederlagen wie das 0:4 in Wil, das
0:7 in Lugano, das 0:3 selbst zu Hause gegen einen direkten Rivalen wie
Stade Nyonnais, das 0:8 in Biel oder
zuletzt das 1:4 nach einer Führung im
Buechenwald gegen den FC Vaduz.
Der FC Goss­au kann sich mit seinen Mitteln zwar einzelne Profis, aber
keinen Profibetrieb leisten; und je länger die Saison dauerte, so ist zu urteilen, desto schwerer fiel es ihm, ein gewisses Niveau zu halten. Für ihn ist in
den letzten drei Runden vor allem das
Spiel beim FC Le Mont, dem Zweitletzten, wichtig. Dort muss er punkten, will er einigermassen den Anschluss halten. Gelinge das, sagt Kern,
könnten sie mit der Vorrunde halbwegs zufrieden sein. Als Verein, der
lieber ohne Schulden absteige als mit
Schulden oben bleibe.
nutenausschlusses gegen Milan Bartovic (nach dem Foul an Beat Gerber)
kamen die Schweizer zu einigen Chancen und dann auch zum erneuten Führungstreffer durch Ivo Rüthemann.
Der Rekordin­ter­na­tio­na­le verwertete
ein ideales Zuspiel von SCB-Sturmlinienkollege Martin Plüss.
Als Ryan Gardner in der 47. Minute eine Vorlage des durchgebrochenen
Färjestad-Verteidigers Severin Blindenbacher in typischer Manier verwertete, schien die Partie entschieden.
Nur 30 Sekunden später stellte Marcel
Hossa aber den alten Abstand wieder
her, diesmal nach einem Fehler von
Eric Blum. Patrik Bärtschi verpasste
aus Idealdistanz den Matchpuck, ehe
Gerber, dem die Monate in Russ­land
bisher sicher nicht geschadet haben,
den Sieg erneut gegen Kukumberg
festhielt. «Ich bin glücklich, wie wir reagiert haben», sagte Ralph Krueger,
stellte aber auch klar, «dass wir gewisse Fehler nicht mehr machen dürften. Die Verletzung von Beat Gerber
trübt die Freude, aber sportlich fällt
die Bilanz überwiegend positiv aus.»
Auch Blindenbacher, der zum besten Schweizer der Partie gekürt wurde, war weit davon entfernt, ganz zufrieden zu sein: «Wir haben viele Sachen gut gemacht, einige aber auch
nicht. In den nächsten Partien müssen
wir noch kompakter stehen und auch
noch etwas intensiver spielen.» Ge-
legenheit für weitere Steigerung bietet sich morgen gegen Deutschland
– und natürlich schon heute gegen die
USA. Mit den Amerikanern werden
die Schweizer die Stöcke in dieser Saison noch einmal kreuzen, im Olympia­
startspiel. Jenes US-Team wird aber
ein hundertprozentig anderes Gesicht
aufweisen als das am DeutschlandCup. Krueger dazu: «Ausser dem Trikot hat dieses Team mit dem Olympia­
team nichts gemeinsam. Für sie ist es
ein guter Anlass, uns zu beobachten,
wir können in Bezug auf Olympia wenig in Erfahrung bringen. Gleich bleibt
aber die Spielweise, vor allem die Geradlinigkeit. Es wird ein ganz anderes
Spiel, und das ist gut für uns.» (si)
Bangen um
Beat Gerber
Bange Minuten erlebten die
Schweizer im Mitteldrittel: Verteidiger Beat Gerber blieb nach
einem unglücklichen Zusammenprall mit dem früheren ZSCLions-Spieler Milan Bartovic regungslos liegen und musste nach
langen Minuten der Ungewissheit mit der Bahre abtransportiert
werden.
Die erste Diagnose lautete auf
Hirnerschütterung, Gerber wurde
aber zu genaueren Abklärungen
ins Spital übergeführt, wo eine
Computertomografie
durchgeführt wurde. Bereits in der Garderobe konnte er aber Hände und
Füsse wieder bewegen. (si)
Martin Gerber erhält (Stock-)Unterstützung von einem andern Martin (Plüss). Bild: key