news in a box News von Barths #07/ August 2015

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news in a box News von Barths #07/ August 2015
News von Barths
#07/ August 2015
© Fam. Stankowski
Im Moment ist es hier in La Paz abends und nachts
kühl und bis vor ein paar Wochen war es sogar
ziemlich kalt. Anfang Juli hat es (angeblich) zum
ersten Mal seit Jahren bis in die Stadt La Paz auf
3500 müM hinunter geschneit. Viele Leute fuhren
extra in höhergelegene Gebiete, um diesem
Naturschauspiel beizuwohnen und die weiss
bedeckte Kordillere der Anden (s. Header) zu
bewundern.
Logisch, werden viele von euch denken, im Winter
soll es schliesslich kalt sein und schneien. So
kennen wir das ja aus der Schweiz. Das Klima hier
in Bolivien und besonders in La Paz ist aber immer
wieder aufs Neue erstaunlich, wenn man das
gemässigte Klima in der Schweiz als Referenz hat.
Denn obwohl es hier Winter ist, ist es tagsüber
praktisch immer sonnig und warm bis heiss –
jedenfalls solange man an der Sonne ist. Im
Schatten und sobald die Sonne abends verschwindet, wird es empfindlich kühl. So trifft man um die
Mittagszeit in den Strassen der Stadt immer
wieder gleichzeitig Leute, die in dicke Mäntel
eingewickelt sind, und andere, die Minijupes
tragen, je nachdem woher sie kommen und wohin
sie gehen.
news in a box
It is winter here – and especially at the beginning
of July we felt cold at night. But winter here is
something totally different to what we know from
Switzerland. Days are mostly sunny and warm and
staying outdoors for longer times without a hat,
sunglasses and sunscreen can seriously hurt eyes
and skin. But Bolivia is a country very diverse in
climate. Only about a third of the area lies on the
Altiplano (at 4000masl). During our winter
holidays in Tarija at the southern tip of Bolivia we
experienced some warmer weather and tasted
their altitude wines, grown at 2000 masl. In June
Simon also travelled to Santa Cruz (largest city of
Bolivia) where tropical weather was awaiting him.
Luckily at that time of the year temperatures were
not that high. Nonetheless he felt much more at
home when he travelled to Chile to visit all the
Connexio projects and give management and
finance trainings to the project leaders. Especially
in the southern part weather was what we are
used to from Switzerland in winter: cold all day
and night. Meanwhile we are back to everyday life
here with the girls back at kindergarten. Coming
up next is the submission of new project
applications for Bolivia since funding for ongoing
projects is ending at the end of the year. We are
excited to see what ideas church people will come
up with and to accompany the Bolivian bishop in
choosing which project applications he wants to
send to Switzerland for sponsorship.
Dieses sogenannte Tageszeitenklima (im
Gegensatz zum Jahreszeitenklima in der Schweiz,
s. links/unten) bedeutet, dass die Temperaturschwankungen zwischen Tag und Nacht grösser
sind als zwischen Winter und Sommer. Und weil
La Paz auf 3200 bis 4200müM liegt, fallen die
Tageszeitenklima in La Paz (4200m): Tages-Temperaturschwankungen > Jahres-Temperaturschwankungen
Temperaturen trotz Nähe zum Äquator (17°
südlich) dementsprechend kühl aus. Auch macht
die Wohnhöhe in der Stadt sehr viel aus. Ob man
nämlich morgens bei -3 oder +7 Grad Aussentemperatur aufwacht (und dies in Häusern ohne
Heizung), ist für das Wohlbefinden ziemlich
entscheidend. Man sagt z.B., dass wenn man sich
morgens in El Alto auf 4200müM die Haare
wäscht, diese danach gerne auch einfrieren. Brrrr!
Aus diesem Grund und auch wegen des tieferen
Sauerstoffgehalts in höheren Lagen ist La Paz wohl
eine der einzigen Städte weltweit, wo die Reichen
in den unteren Teilen wohnen und die Armen den
atemberaubenden Blick über die Stadt aus den
höhergelegenen Gebieten geniessen können.
Jahreszeitenklima in der Schweiz: Jahres-Temperaturschwankungen > Tages-Temperaturschwankungen
Ein weiteres besonderes Merkmal unseres
Standorts ist die Sonne. Da wir uns zwischen
südlichem Wendekreis (23° südlich) und Äquator
befinden, steht die Sonne neun von zwölf Monate
im Norden (im Gegensatz zur Schweiz, wo sie
immer südlich vorbeigeht). Für Leute wie Simon,
die sich am Sonnenstand orientieren, kann das
ganz schön verwirrend sein, wenn die Schatten
plötzlich in die „falsche“ Richtung fallen.
Auch die Intensität der Sonne erstaunt uns immer
wieder. Mit unserem Besuch aus der Schweiz –
unseren lieben Freunden Barbara, Simon, Noel
und Micha Stankowski – verbrachten wir Mitte Juli
einige Tage am Titicacasee. Wir waren viel
draussen und schützten uns mit Hüten, Brillen und
Sonnencrème vor der Sonne. Trotz aller Vorkehrungen schmerzten am Abend aber unsere Augen
und manchmal auch unsere Köpfe wegen der
Beim Sonnentempel auf dem nördlichen Teil der Sonneninsel
Sonne. Die Landschaften und Ausblicke – vor allem
auf der Sonneninsel – machten dies aber mehr als
nur wett!
Das Faszinierende an Bolivien ist nun aber, dass
das Altiplano (Hochebene) nur ein kleiner
klimatischer Ausschnitt ist. Nur ein Drittel der
Landesfläche liegt auf 4000müM. Der Rest ist
verteilt auf Höhen bzw. Tiefen bis zu 90müM.
Anlässlich unserer Winterferien Anfang Juli
durften wir die Region um Tarija, ganz im Süden
Boliviens, kennenlernen. Dort herrscht ein mildes
und für uns sehr angenehmes Klima. Dank der
hohen Sonneneinstrahlung werden dort auf
2000müM hervorragende Weine produziert. Wir
waren froh, den kalten Nächten von La Paz zu
entfliehen und genossen mit Familie Dollinger, die
ebenfalls in La Paz im Einsatz ist, das feine Essen,
die Ausflüge in die Natur und die Zeit mit den
Kindern.
Mittagstisch im Zentrum „Hasta crecer“
Ein noch wärmeres, schon eher tropisches Klima
erlebte Simon, als er im Juni das von Connexio
unterstützte Zentrum für Kinder und Jugendliche
„Hasta crecer“ (Projektnr. 42252) in der Region
von Santa Cruz, Bolivien, besuchte. Zum Glück war
er zu einer etwas kühleren Jahreszeit dort, denn
wer Simon kennt, weiss, dass er sich bei
tropischen Temperaturen nicht wirklich wohl
fühlt. So konnte er erfolgreich Gespräche mit den
Projektverantwortlichen führen sowie den
Abschluss der Unterstützung von Connexio und
die Weiterführung des Projekts danach
ansprechen.
Kaltes Wetter in Temuco bei den Mapuche
Trotzdem war es ihm klimatisch wesentlich
wohler als er ein paar Tage später nach Chile
aufbrechen konnte. Dort standen mit den Projektleitern der verschiedenen Projekte Gespräche und
kurze Schulungen zum Thema Projektmanagement und Finanzen an. Vor allem in Temuco
(südlich von Santiago de Chile) fühlte sich Simon
fast wie in der Schweiz: endlich wieder mal auch
tagsüber kalte Temperaturen (und z.T. geheizte
Häuser)!
Inzwischen ist die Reiserei – für den Moment –
wieder vorüber. Familie Stankowski haben wir
nach zwei Wochen und vielen schönen Erlebnissen
wieder verabschiedet. Die Mädchen haben nach
kurzfristig und kältebedingt von zwei auf drei
Wochen verlängerten Winterferien wieder mit
dem Alltagsbetrieb im Kindergarten begonnen.
In der Arbeit steht uns diesen Monat ein neues
und spannendes Kapitel bevor, denn Ende Jahr
läuft bei allen Projekten in Bolivien die Unterstützung von Connexio aus. Wir haben in den
vergangenen Monaten breit informiert, dass neue
Projektanträge eingereicht werden können. Nun
sind wir gespannt, ob und welche neuen Projekte
bis Ende Monat an uns herangetragen werden.
Andere bestehende Projekte werden im Moment
einer Evaluation unterzogen, um für die neue
Periode sinnvolle Verlängerungsanträge stellen zu
können.
Anfang September werden wir die eingetroffenen
Informationen über die alten und neuen Projekte
so aufbereiten und anonymisieren, dass die
bolivianische Kirchenleitung mit unserer Hilfe eine
Prioritätenliste der unterstützungswürdigen
Projekte erstellen kann. Die Unterstützung von
Connexio soll nämlich an diejenigen Projekte
gehen, die von den Bolivianern selber als wichtig
und entscheidend für die Entwicklung von Kirche
und Land eingestuft werden. Das LateinamerikaRessort von Connexio wird abschliessend Ende
September den Vorschlag der Kirchenleitung
sichten und mit allfälligen Anpassungen
gutheissen.
Eines der Projekte, das im Moment evaluiert wird,
ist das Nähatelier für alleinerziehende Mütter
in La Paz (Projektnr. 42232). Häufig sind es
nämlich Frauen ohne Ausbildung, die unter Ausbeutung und Diskriminierung leiden. In diesem
Projekt bekommen die Frauen eine Ausbildung auf
industriellen Nähmaschinen, damit sie ein kleines
Einkommen für ihre Familien generieren können.
Mit dem erworbenen Wissen sollen sie aber
gemeinsam auch kleinere und grössere Aufträge
für die Kirche und deren Betriebe ausführen
können. So wird das Nähatelier längerfristig
selbsttragend und neue Frauen können
ausgebildet werden.
Betrieb im Nähatelier: Übungsstunde an den Nähmaschinen
Ihr seht: Auch nach mehr als einem Jahr in unserer
Arbeit für Connexio lernen wir immer noch und
immer wieder neue Aspekte und Vorgänge
kennen, die uns in einem positiven Sinn fordern.
Wir sind auch froh, dass uns nicht nur das
Wetterklima hier in La Paz entspricht, sondern
dass auch das Arbeitsklima relativ entspannt ist
und wir nirgends auf Ressentiments gegen unsere
Arbeit stossen. Das heisst natürlich nicht, dass
alles reibungslos klappt. Alles, was Planung,
Vorausschauen und Organisation beinhaltet, fällt
(vor allem) den Bolivianern immer wieder schwer
und daran werden auch wir in vier Jahren nichts
ändern können. Vielmehr geht es darum, die
Abläufe so zu gestalten, dass es für beide Seiten
stimmt. Und wir bleiben flexibel, weil wir uns in
beiden Kulturen bewegen und zurechtfinden
müssen.
In diesem Sinne senden wir euch herzliche
bolivianisch-schweizerische Grüsse,
Mia, Simon, Jonathan, Sophie & Anne
Was wir sonst noch erlebt haben in Kurzform:
 Im Mai fanden in Peru und in Bolivien
sogenannte Roundtables statt. Dort trifft sich
die Kirchenleitung des jeweiligen Landes mit
allen (potentiellen) Geldgebern. Es war für uns
sehr bereichernd, die anderen Geberorganisationen besser kennenzulernen und uns mit
Leuten im In- und Ausland zu vernetzen.
Teilnehmende am Roundtable in Bolivien
 Zur Aufheiterung ein Witz: Treffen sich zwei
Blondinen. „Weisst du was? Ich habe gestern
einen Schwangerschaftstest gemacht.“ – „Und,
waren die Fragen schwierig?“ 
Anne ist zwar blond, sie hat den Test aber mit
positivem Resultat bestanden. Das heisst: Ab
Anfang Januar werden wir – wenn alles gut geht
– zu sechst sein.
 Jonathans erste Worte: Neben „Papa“ hat er
nun auch das Wort „Mama“ entdeckt  Viel
mehr ist im Moment sprachlich nicht zu wollen.
Verständlich machen kann er sich aber trotz
allem sehr wohl!
 Seit ein paar Wochen drückt Anne wieder die
Schul- bzw. Unibank. Es macht ihr Spass, sich
wieder etwas intellektuell-theologisch zu
betätigen, auch wenn die didaktischen
Methoden im Seminar manchmal Kopfschütteln
auslösen. Zum selber Denken anregen wäre ja
nicht verboten…
 Langsam setzen wir uns mit unserem Heimataufenthalt im nächsten Jahr auseinander. Wir
freuen uns, ein wenig Schweizer Sommer mit TShirts und kurzen Hosen zu erleben. Offen ist
zurzeit aber noch, wo wir wohnen werden.
Sollte jemand von einer Wohnmöglichkeit für
eine sechsköpfige Familie im Kanton Bern für
die Monate Juli bis November 2016 Kenntnis
haben, sind wir froh, wenn ihr mit uns (oder
über die Connexio-Geschäftsstelle) Kontakt
aufnehmt. Für Hinweise sind wir sehr dankbar!
Unsere Wohn- und Postadresse:
Familia Anne y Simon Barth :: Av. 14 de Septiembre 5836, Esq. Calle 12 :: Obrajes – La Paz :: Bolivia
Unsere Koordinaten (z.B. für Google Maps): -16.527349, -68.104797
Mehr über die Projekte, für die wir verantwortlich sind, findet man hier:
www.connexio.ch/de/projekte-und-programme/continent/5.html
Diese Projekte können nur dank Spenden weiter finanziert werden. Wer sich für unsere Arbeit
finanziell einsetzen will, darf dies gerne mit folgenden Angaben tun:
EMK in der Schweiz, Connexio, Zürich :: PC 87-537056-9 :: IBAN CH52 0900 0000 8753 7056 9 ::
Vermerk: Projekte Südamerika
Wir sagen herzlich DANKE!