Pressemitteilung d12 - Axel Daniel Reinert
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Pressemitteilung d12 - Axel Daniel Reinert
PRESSEMITEILUNG Despina Stokou präsentiert D12 eine Serie von 6 Alter Ego Shows 09.09-11.11.10 in Grimmuseum D12 (Dirty Dozen; Detroit Dozen) ist ein Rapkollektiv (Eminem, Bizzare, Proof u.a), das sich 1996 aus Detroiter MCʼs geformt hat. Unmöglich 12 gute MCʼs zu finden, kam der Gründer Proof auf die Idee die sechs Gruppenmitglieder zu bitten, jeder ein Alter Ego zu erschaffen. Das Konzept der D12-Gruppe in 1996 Detroit in hier und jetzt übertragend, hat die Künstlerin Despina Stokou sechs Persöhnlichkeiten der Berliner Kunstszene eingeladen, sich ein kreatives Alter Ego zu erschaffen. Unter ihnen sind ein Galeriedirektor, ein Kunstkritiker, ein Kunsteditor, ein Kunstsammler, eine Künstlerin und ein Kurator. In einer Serie von sechs Doppelausstellungen vom 9.9. bis 11.11. ist jeder von ihnen gefragt worden, als sich selbst und/oder als Ihr Alter Ego die Räume von Grimmuseum zu besetzen. Die Galleriedirektorin Margherita Bailef hat sich als Alter Ego eine Oma aus der italienischen Provinz ausgesucht. Die Kunstkritikerin Ana Finel Honigman co-kuratiert mit einer befreundenten Akademikerin, die sich parallel als Call Girl finanziert, eine Austellung über Intimität. Die Künstlerin Ada Van Hoorebeke präsentiert eigene Werke und Arbeiten von Freunden als The Broken Ornament, eine gesprungene Tee Tasse, die öfters in ihren Zeichnungen auftaucht. Kunsteditor Francesca Gavin entfaltet neben ihre kuratorischen auch ihre musikalischen Talente. Kurator Jan Van Woensel präsentiert seine Malerei. Die Malerin Despina Stokou kuratiert das ganze Projekt und zeigt eigene Arbeiten: eine davon ist der unten gelegene Ausstellungskonzept als Text-Kollage. ********************** The identity of an artist doesnʼt have to be a truthful one, they believed. (über Duchamp und Man Ray) Jennifer Mundy, Kuratorin von Duchamp, Man Ray, Picabia Tate Modern Everything is true, only the opposite is true too; you must believe both equally or be damned. Robert Luis Stevenson, Autor des Romans “Der seltsame Falls des Dr Jekyll and Mr. Hyde“ The madder Hulk gets, the stronger Hulk gets! The Incredible Hulk „Die Frage, die mir in den letzten Monaten häufiger gestellt wurde: „Bist Du Künstlerin oder Kuratorin?“ Despina Stokou Alter Ego (lateinisch: das andere Ich) wurde zuerst von Cicero in seinem Werk „De amicitia“ verwendet, wo er behauptet, ein wahrer Freund sei gleichzeitig ein zweites Ich. Es wurde später mit dem Begriff Dissoziative Persönlichkeitsstörung (DID) verknüpft; eine psychiatrische Diagnose über den Zustand, in dem eine Person mehrere Persönlichkeiten besitzt, jede mit ihren eigenen Verhaltensmustern, oftmals widersprüchlich und unbewusst voneinander. DID blieb im ganzen 19. Jahrhundert umstritten und es wird noch bis heute behauptet, daß diese hauptsächlich in Nordamerika auftrete. Oscar Wilde soll gesagt haben: „In every first novel the hero is the author as Christ or Faust.” Sein erster und einziger Roman „The Picture of Dorian Gray“ hat die Viktorianische Gesellschaft in 1890 mit seinen homoerotischen, hedonistischen Zügen und verzerrten Moralvorstellungen empört; Anschuldigungen, die direkt auf Wildes Privatleben reflektieren. Stevensons Krimi Novella „Der seltsame Fall des Dr. Jekyll und Mr. Hyde“ hatte so viele Interpretationen wie Adaptionen, allein 123 in Film, diverse Bühne und Radio Versionen, plus eine sehr ungelungene Opera Produktion mit David Hasselhof (1973). Das Originell wurde in 1886 als eine Kurzgeschichte zum Weihnachten verfasst und aus der Sichtweise einer dritten Person erzählt. Sowohl die faustischen Elemente in Dr. Jekyllʼs Versuchung und Verzweiflung als auch die romantischen Elemente kamen erst später dazu. Während es Dr. Jekyllʼs unbändiger Wunsch ist, eine Formel für das zweite Ich zu erschaffen, ist es die zufällige Explosion einer Gamma Bombe fast ein Jahrhundert später (1962), die den introvertierten Wissenschaftler Bruce Banner mit einem riesigen, tobenden Alter Ego in The Incredible Hulk zurücklässt. Im Gegensatz zu dem nur guten Gott-Mensch Split des Superman-Clark Kent Charakters: strikt moralisch, no killing code, sozial engagiert und später sogar Vegetarier; ein wertvolles Werkzeug der USA Kriegspropaganda, muss der umstrittene Hulk wiederholt für Kontrolle über seine tierischen Instinkte kämpfen. In der neuesten Filmadaption des Hulk, gelingt dies Edward Norton, durch praktizierte Yogaatmung. Das bekannteste Alter Ego in der Kunstgeschichte ist Rrose Selavy, Duchampʼs weibliche Persona, abgebildet auf einem Foto von Man Ray von 1921, als eine Frau mit großem Federhut und einem dubiosen Mona Lisa Lächeln (einem Portrait bei dem es auch behauptet wird, es stellt das Alter Ego seines Schöpfers dar). Selavy erweiterte Duchampʼs künstlerische Identität. Sie taucht sowohl als Objekt als auch Autor in späteren Werken auf, sie erhielt sogar ihre eigene Visitenkarte mit der Aufschrift: Precision optics - Rose Selavy – New York – Paris – Full stock of moustaches and tricks. Als Duchamp im Alter von 79 Jahren danach gefragt wurde, sagte er, er plante zuerst, sich eine neue Identität als Jüde zu erschaffen, da ihm aber kein verlockend genug jüdischer Name einfiel, entschied er sich stattdessen das Geschlecht zu wechseln. Es schien fiel einfacher. Als Grayson Perry, der Gewinner des Turner Prize 2003, angesprochen wurde, sich in seinen Arbeiten und in der Öffentlichkeit wie eine Frau zu kleiden als Anspielung auf Duchamp, erklärte dieser den Unterschied: „Ich habe kein weibliches Alter Ego, ich bin ein Transvestit – ein Mann im Kleid.“ Für das Projekt „The next Documenta should be curated by an artist“ bat der Kurator Jens Hofmann 25 Künstler ein Konzept vorzuschlagen wie eine Ausstellung wie Documenta zusammengestellt werden kann; bezugnehmend auf die Beziehung zwischen Künstlern und Kuratoren. Der Flyer dieses Projekts wird ebenfalls als das Profilbild einer Gruppe bei facebook benutzt, die „Curators Better Artists than Artists themselves“ heisst. Die Pinnwand der Gruppe verfügt über nur einen Eintrag, mit derselben Aussage als Frage formuliert. 3 mögen diese Aussage, 12 haben kommentiert, die meisten davon negativ. Die Gruppe hat 186 Fans. Was ist es also? Ist es ein Freund, ein Feind, ein Monster oder ein Superheld; eine Frau oder ein Jude; ein Kurator oder ein Künstler; diese Bestie im Inneren… D12 PROGRAM 09.09 – 26.09.2010 SPACE A The Broken Ornament präsentiert Spirits and Landscapes mit: Özlem Altin, Laurent Dupont – Garitte, Yoko Enoki, Maartje Fliervoet, Anouk Kruithof, Paul Labrecque, L.R.J. Martens, Nele Tas, Stijn Van Dorpe und Ada Van Hoorebeke. 16.09-26.09.2010 SPACE B Nonna Bruna präsentiert Vivere Country mit: David Adamo, Maeghan Reid, Marinella Senatore, John Kleckner, Dan Attoe, Antonio Ballester Moreno, Mario Consiglio, Ryan McLaughlin, Mark Flood, David Levine und James Krones. 30.09-06.10 SPACE A Jan Van Woensel – EXIT TIME Malerei 30.09-31.10 SPACE B Despina Stokou - D12 08.10- 17.10.2010 SPACE A Ana Finel Honigman und Nadja Veblen präsentieren Saccharine 21.10 - 31.10 SPACE A Francesca Gavin präsentiert Syncopation mit: Oliver Laric, Paolo Chiasera, Ajit Chuhan, Mark Titchner, Jayson Scott Musson, Jeremy Shaw, Lewandowski and Levack, Matt Stokes, Christian Marclay + während der Vernissage wird Francesca Gavin eine live Lounge Jazz Session darbieten. 04.11-11.11 The Drawing Club DIE D12 AUSSTELLUNGEN –Einzelheiten und Künstlern 09.09 – 26.09.2010 The Broken Ornament präsentiert Spirits and Landscapes Gruppenausstellung mit: Özlem Altin, Laurent Dupont – Garitte, Yoko Enoki, Maartje Fliervoet, Anouk Kruithof, Paul Labrecque, L.R.J. Martens, Nele Tas, Stijn Van Dorpe und Ada Van Hoorebeke. Die D12 Ausstellungsreihe beginnt mit der belgischen Künstlerin Ada Van Hoorebeke und ihrem Alter Ego The Broken Ornament. The Broken Ornament erscheint ziemlich häufig in Van Hoorebekes Zeichnungen, jetzt wurde es gefragt eine Ausstellung zu kuratieren. Es handelt sich um eine kleine Figur in Form einer gesprungenen Tasse, das zwischen Welten wandert. Seine offene Gehirnschale und der auslaufende Inhalt regt eine direkte Verbindung mit dem Umfeld an. The Broken Ornament ist stumm und fast ein Alphabet, deshalb ist es schwer auf herkömmliche Weise mit ihm zu kommunizieren. The Broken Ornament präsentiert Spirits and Landscapes, eine Ausstellung ohne vordefinierte Form. Seine Inkarnation im Grimmuseum kann als ephemere Landschaft gesehen werden, eine kurze Begegnung autonomer Partikel. 16.09-26.09.2010 Nonna Bruna präsentiert Vivere Country Gruppenausstellung mit: David Adamo, Maeghan Reid, Marinella Senatore, John Kleckner, Dan Attoe, Antonio Ballester Moreno, Mario Consiglio, Ryan McLaughlin, Mark Flood, David Levine und James Krones. Das nächste Alter Ego ist Bruna, oder Nonna Bruna wie ihre Enkel sie nennen. Nonna Bruna wurde 1933 in einem Dorf in den Hügeln von Umbrien geboren, wo sie immer noch lebt. Ihre Eltern, und die Eltern ihrer Eltern, waren Bauern. „Weites, offenes Land, Wildblumen, Sonnenblumenfelder, Hügel gesäumt mit Bäumen, Abkühlung im Fluss, Vögel und Insekten am Singen und Summen, das Essen, das von unserem Feld kommt, das ist die Landschaft meines Lebens. Ich komme noch aus einer Zeit, wo alles mit den Händen hergestellt wurde. Wenn du etwas wolltest, hast du es einfach gemacht.“… „Ich kann nicht sagen, dass ich vie über Kunst weiss. Was ich mag sind einfache Bilder mit Menschen und Tieren in ihnen. Ich mag Geschichten. Ich mag, wenn man sieht, dass jemand eine Geschichte zu erzählen hat und die beste Weise diese zu erzählen ist etwas mit den Händen herzustellen.“ Nonna Bruna ist das Alter Ego von Margherita Bailef, eine Kunsthändlerin und Kuratorin. Geboren in Umbrien as Tochter einer Italienerin und einem Amerikaner, graduierte sie 2002 in Internationale Beziehungen, zog nach Mailand, dann New York, jetzt Berlin. Sie arbeitete für den Sammler Giuseppe Iannaccone, Flash Art, in New York für Gavin Browns Unternehmen und nun ist sie Galeriedirektorin von Peres Projects Berlin. Vivere Country ist ein amerikanisches Landhausmagazin herausgegeben in Italien mit demselben Namen. 30.09-06.10 Jan Van Woensel –EXITTIME Kurator Jan Van Woensel präsentiert seine neuesten Malereiarbeiten. 30.09-31.10 Despina Stokou - D12 Parallel dazu wird die Malerin Despina Stokou, die das ganze Project kuratiert hat, eigene Arbeiten zeigen so wie einen kuratorischen Index aller D12 Shows, Film- und Literaturbeispiele. Stokous D12 Show wird ein paar Wochen später im zweiten Raum des Grimmuseums eröffnet und wird dann parallel bis zum Ende laufen. Während sich die D12 Serie entfaltet, wird Stokou Arbeiten von Künstlern aus den anderen Shows wählen, um ihre eigene zu bereichern, in einer immer wechselnden Show der Shows. Der Raum ist begrenzt, so wird sie sich einem ständigen Balanceakt ausgesetzt fühlen, zwischen der Präsentation ihrer eigene Arbeiten und der der anderen Künstler. „Die Frage, die mir häufiger in den letzten Monaten gestellt wurde war: „Was bevorzugst du: als Künstlerin oder Kuratorin arbeiten?“ Dazu sage ich beständig: „arghhm…“ Ich trinke meinen Wein aus und hole mir einen neuen. Es gibt nur wenig Gründe, sich eine doppelte Identität anzuschaffen: in der Pornoindustrie zu arbeiten und ein Superheld zu sein, stehen ganz oben auf der Liste. Keine Fragen, wie diese beantworten zu müssen käme vielleicht als nächstes… aber dann willst du ja auch bei den Google Charts nicht weiter abrutschen.“ 08.10- 17.10.2010 Ana Finel Honigman und Nadja Veblen präsentieren Saccharine Gruppenausstellung mit: Manon Awst & Benjamin Walther, Maxime Ballesteros, Bruce la Bruce, David Nicholson, Sue de Beer, Amie Dicke, Antonia Dias Leite, Zhivago Duncan, Cecile Evans, Amir Fattal, John Kleckner, Heiko Laschitzki, Laurel Nakadate, Leigh Ledare, Jen Ray, Dean Sameshima and Britta Thie. Saccharine ist eine kuratorische Zusammenarbeit zwischen Ana Finel Honigman und Nadja Veblen. Ana Finel Honigman ist eine Berlin ansässige Kunstkritikerin. Sie schreibt über zeitgenössische Kunst und für Modemagazine. Als Sarah Lawrence Absolventin, Ana machte den Master und ist gerade dabei den Doktor Phil. in Kunstgeschichte an der Oxford University zu beenden. Nadja Veblen ist das Pseudonym einer Akademikerin, die mit Honigman in England befreundet ist; eine hochgebildete 28 Jährige, in England ansässige feministische Studentin, die ihren Abschluss mit der Arbeit bei einem Begleitservice verdient. Nadja Veblens Name erinnert an Andre Bretons surrealistischen Roman über eine schwer zu fassende Muse und bezieht sich ebenfals auf die wirtschaftliche Theorie des Thorstein Velben Goods – in der Annahme, dass der Wert eines Luxusartikels steigt als das Resultat seines Preises, und das im Gegensatz zum Prinzip, dass der Preis eine Reflektion seines inhärenten, oder sogar wahrgenommenen Wertes ist. Nadjas wahre Identität bleibt ein Geheimnis. Saccharine betrachtet „Intimität“ in ihren verschiedenen Erscheinungsformen – aufrichtig, induziert, erschaffen oder in unserer Vorstellung. Die Künstler zeigen Arbeiten, die die unbezahlbare Natur ihrer eigenen intimen Verbindungen ausdrücken oder die Komplexität, die Grenzen und Auswirkungen von verkaufter künstlicher Intimität. 21.10 - 31.10 Francesca Gavin präsentiert Syncopation Gruppenausstellung mit: Cory Arcangel, Paolo Chiasera, Ajit Chuahan, Oliver Laric, Samuel Levack and Jennifer Lewandowski and, Jayson Musson, Jeremy Shaw, Matt Stokes, Mark Titchner + während der Vernissage wird Francesca Gavin eine live Lounge Jazz Session darbieten. „As Kuratorin, Editor und Schriftstellerin habe ich in den verschiedensten Bereichen gearbeitet. Trotz allem ist mein wahres Alter Ego, das einer Musikerin. Ich habe Noten lesen gelernt, bevor ich Worte lesen lernte. Ich besuchte eine Suzuki Schule im Alter von 3 Jahren und lernte Rhythmus und Akkordstrukturen als Kleinkind. Meine Großmutter startete Dial Recordings, die viele der Charlie Parker Platten herausbrachten. Mein Vater war ein Folksänger, der in der Nähe von Count Basie, Leadbelly, aufwuchs und als Vorband von John Lee Hooker spielte. Als Teenager arbeitete ich als Klavierspielerin und Jazzsängerin in Kinos und Hotelbars. Ich habe in der St. Pauls Kathedrale gesungen. Meine Stimme erschien auf einer billigen London garage 12. Nach der Universität fiel meine Stimme um eine Oktave und ich sang kaum noch.“ “Auf der Kuratorenebene war ich immer am Schnittpunkt zwischen Kunst und Musik interessiert – wie inspirieren sich Künstler und interpretieren Klang und Musik in Skulpturen, Installationen, Video- und Performancearbeiten. Ebenfalls bin ich an der Beziehung zwischen Soul, Jazz, HipHop und Black Music Kultur mit Kunst interessiert. Ein weiterer Aspekt ist der spirituelle Aspekt der Musik – vom Sufismus und wirbelnder Derwische hinzu Hindu ergebenen Bhajans weiter zum jüdischen Erbe der Sänger – und wie sich diese Einflüsse in den modernen Formen der Raves, Subkulturen und anderen musikalischen Richtungen manifestieren.“ 04.11-11.11 The Drawing Club Stargäste in D12 ist die Künstlergruppe The Drawing Club. Innerhalb einer wochenlangen Residenz im Grimmuseum werden sie neue Arbeiten zu Thema „Alter Ego“ produzieren.