GESAMTDOWNLOAD Ausgabe April 2008

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GESAMTDOWNLOAD Ausgabe April 2008
www.wirtschaftskurier.de
51. Jahrgang • B7388 E
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APRIL 2008
NACHRICHTEN UND KOMMENTARE AUS POLITIK UND WIRTSCHAFT
Rascher Umdenkprozess
Hohe Begehrlichkeit
Zur Unzeit
Die Messe der Messen
Die Finanzkrise hat beängstigende Ausmaße erreicht. Der Staat sollte dafür sorgen, dass sich alle Beteiligten an die Regeln halten.
AKTUELLES THEMA
Seite 3
Die Attraktivität ihrer drei Marken ist die Ursache
für den Erfolg von BMW in 2007. Die Münchner
stehen nun vor großen Herausforderungen.
INDUSTRIE & MÄRKTE
Seite 5
Die Finanzmarktkrise kam für die Landesbanken
zu früh: Die Geschäftsmodelle ohne staatliche
Garantien waren noch nicht stabil genug.
FINANZEN & BÖRSE
ab Seite 11
Die weltgrößte Investitionsgütermesse, die Hannover Messe, besteht aus mehreren Ausstellungen,
die ihrerseits internationale Leitmessen sind.
JOURNAL
ab Seite 25
Sport – Business – Politik
Olympische Spiele | Chancen nutzen und weniger Boykott-Gerede
WIRTSCHAFTSPOLITIK
Zauberhaft?
VON GÜNTER SPAHN
Ein Zugehen auf die Linke könnte
zu ihrer „Entzauberung“ beitragen –
doch welcher Zauber ist gemeint? 2
I
n wenigen Monaten finden in Peking
die Olympischen Spiele, immer eines der größten Medienspektakel,
statt. Können diese Spiele „unter einem friedfertigen Geist“ (IOC-Präsident Jacques Rogge) stattfinden, wenn die
chinesischen Machthaber die Menschen in
Tibet unterdrücken? Die Dinge sind nicht
so einfach. Mit einem Boykott der Spiele ist
es ja nicht getan.
Zunächst ist einmal die Frage aufzuwerfen, inwieweit der Sport und ganz konkret
Olympia noch in erster Linie Sport ist.
Olympia ist schon lange nicht mehr das
Treffen der „Jugend der Welt“ unter dem
Aspekt der Völkerverständigung und dem
Messen der Kräfte unter sportlichen Gesichtspunkten. Längst ist der Leistungssport nur noch Beiwerk des großen Business. Es geht um die Vermarktung weltweiter Fernsehrechte und diese wiederum
sind Hintergrund für große Werbeetats globaler Gesellschaften. Und wenn zwischen
dem 8. und 24. August 2008 die Spiele in
Peking stattfinden, so ist dies nicht nur ein
sportliches Weltspektakel, sondern auch
der sehr nüchterne wirtschaftliche Hintergrund, um einen riesigen Markt von 1,3
Mrd. Konsumenten in China per PR zu erschließen.
Dies wird auch überhaupt nicht bestritten. Die Olympischen Spiele in China sind
für Weltplayer wie Coca-Cola oder McDonald´s einfach schlicht und ergreifend ein
Muss. Der Adidas-Chef Herbert Hainer
sieht in der Olympiade in Peking die „beste
Chance, die wir jemals hatten, um uns in
der Region zu präsentieren“. Adidas rüstet
18 Teams aus und darüber hinaus ca.
40 000 Helfer am Rande der Spiele. In zwei
Jahren wollen die Franken aus Herzogenaurach ca. 7 000 eigene Läden im chinesischen Markt haben.
Die Deutschen stellen darüber hinaus
mit VW und Audi im Umfeld der Spiele mit
ca. 5 000 Fahrzeugen den Olympia-Fuhrpark: Werbung allererster Güte! Übrigens
war China, gemessen an den Auslieferungen des Jahres 2007, laut Angaben der Audi
AG im Geschäftsbericht bereits nach
Deutschland der wichtigste Abnehmer des
Erfolgskonzerns: Von 964 151 Audi-Fahrzeugauslieferungen gingen allein 101 996
in den chinesischen Markt. Man muss sich
dies einmal vorstellen. China ist schon als
Kunde vor den USA oder UK positioniert.
INHALT
REPORT
Der unbekannte Global Player
Die indische Tata Sons Ltd. ist in
vielen Bereichen tätig: von Tee
über Energie bis zu Autos.
FINANZEN & BÖRSE
Mittelstandsfinanzierung
Die drittgrößte Förderbank Europas,
die NRW.Bank, finanziert die
Programme aus eigenen Mitteln. 14
SACHSENDREIECK
Powerregion im Osten
Die Dinge haben sich verselbstständigt: Einerseits ist China inzwischen einer der wichtigsten Kunden der deutschen Wirtschaft – und Kunden lassen sich nicht so
gerne vergraulen. Andererseits richtet das Land Olympische Spiele aus. 1,3 Mrd. Menschen, die Chinesen, haben ein Anrecht darauf.
Foto: Siemens
Im Medienbusiness wurden MilliardenVerträge für die Übertragungsrechte abgeschlossen. China ist bereits mit großem
Abstand der wichtigste Abnehmer von Produkten des deutschen Industrieanlagenbaus! Zwischen 1998 und 2007 verkauften
die Deutschen für 15,043 Mrd. Euro Industrieanlagen nach China. Mit großem Abstand – mit 8,124 Mrd. Euro – sind die USA
der zweitgrößte Kunde (Quelle: Lagebericht 2007 des VDMA). Die Integration Chinas in die Weltwirtschaft hat den Bedarf
an neuen Produktionskapazitäten für die
Herstellung von Stahl, Zement, Papier oder
Chemikalien sprunghaft ansteigen lassen.
China gehört zu den wichtigsten Handelspartnern Deutschlands. So ist das Land
inzwischen der größte Abnehmer deutscher Hütten- und Walzwerktechnik. China spielt eine wichtige Rolle als Absatzmarkt für riesige Papiermaschinen. Und
die Nachfrage aus China steigt weiter. Für
den VDMA (Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau) war China bereits
2007 im Großanlagenbau das bedeutendste Kundenland mit einem Abnahmevolu-
men von 2,8 Mrd. Euro.
Die Liste könnte man beliebig auf andere Branchen übertragen. Die größten deutschen Konzerne haben die Bedeutung des
riesigen chinesischen Marktes längst erkannt und investieren dort Milliardenbeträge. So auch jetzt ganz aktuell der weltweit größte Chemiekonzern BASF, der mit
seinem Engagement dem Bedarf Chinas
nach Chemieprodukten im oberen Segment Rechnung tragen will.
Sehr konkret die Olympischen Spiele
(und weit darüber hinaus die wirtschaftlichen Beziehungen allgemein) werfen daher die Frage auf, inwieweit es sich
Deutschland überhaupt erlauben kann,
mit einem Boykott der Spiele drohen zu
können. Dies ist die eine Seite.
Die andere Seite, nämlich die politischen
Verhältnisse in China, sind nach wie vor
kommunistisch geprägt. Gerade die kommunistischen Machthaber waren und sind,
bezogen auf das Demokratieverständnis
und die Menschenrechte, noch nie zimperlich gewesen. Dies musste aber allen
klar sein, als China die Sommer-Olympia-
de erhielt. Deshalb setzten und setzen ja
westliche Staaten wie Deutschland auf die
wirtschaftliche Komponente unter dem
Stichwort Wandel durch Handel! Aber dabei muss auch klar sein, dass die Chinesen
aufgrund ihrer Kundenrolle am längeren
Hebel sitzen. Wenn diese nun als Retourkutsche – und auch da ist man ja in Peking
nicht gerade zimperlich – ihre Kundenrolle
„zurückfahren“, weil in Deutschland einige
politische Kraftmeier nach dem Boykott
rufen, dann würde man deutsche Interessen ganz empfindlich treffen. Man braucht
nur in die Geschäftsberichte der deutschen
Exportindustrie einen Blick zu werfen, um
zu erkennen, dass Deutschland unter Umständen bei einem Boykott ein schlimmes
Eigentor schießen würde. Unabhängig von
diesen wirtschaftlichen und gewiss wichtigen Fragen kann aber der Sport nicht die
verlängerte „Werkbank“ der Politik sein.
Dies hat schon 1980 beim westlichen
Boykott der Spiele in Moskau nicht funktioniert. Vier Jahre später boykottierte
dann der damalige Ostblock die Spiele in
Los Angeles. Die Chinesen sind inzwischen
eine großartige Sportnation. Was wäre eine
Olympiade künftig ohne das Land? Ein
Boykott in Peking könnte das Ende der
sportlichen Idee von Olympia sein. Es ist
schon schlimm genug, dass das Business
die Spiele fast zur Nebensache macht.
Und noch ein ganz gewichtiges Argument wäre zu nennen: Kann man 1,3 Mrd.
Menschen – so viele Einwohner hat China
– durch einen Boykott brüskieren? 1,3 Mrd.
Menschen sind nicht dafür verantwortlich,
wenn die Führung in Peking westlichen
Demokratievorstellungen nicht genügt.
Wer dem größten Volk der Erde die
olympische Freude nimmt, darf sich später
nicht wundern, wenn die Chinesen vom
Westen enttäuscht sind. Ohnehin sehen sie
– und eben nicht nur die Führung in Peking – das Thema Tibet als eine innere Angelegenheit des Riesenreiches. Es ist ja nicht so,
dass die Tibeter gezielt durch die chinesischen Kommunisten gegängelt wurden.
Nachdem im 13. Jahrhundert in Tibet ein
Priesterstaat (Regent der Dalai Lama) gebildet wurde, geriet Tibet im 18. Jahrhundert unter chinesische Schutzherrschaft.
Die Metropolregion ist ein
europäisches Zukunftsmodell
für Transformationsprozesse.
Das höhere Gut des Staates
Mindestlohn | Wirtschaftsforschungsinstitute sehen ihn reserviert
Steuern und die Beziehungen zum Ausland | Liechtenstein-Skandal
F
4 195007 102003
04
de immerhin einen großen Teil von Beschäftigten erfassen. Ein Viertel der privat
Beschäftigten in den östlichen Bundesländern (und etwa ein Zehntel im Westen)
verdienen weniger als diesen Betrag. Volkes
Meinung geht von einem anderen Begriff
aus. Wer heute Mitarbeiter mit einem Stundenlohn von zwei Euro und weniger „abspeist“, nutzt die Not von Menschen
schamlos aus.
Dieser Kreis von Ausbeutern – es wurde
bereits gesagt – kann nicht gemeint sein,
wenn es um das Thema Mindestlohn geht.
Nein, es geht um Lohnvergütungen in bestimmten Branchen und für bestimmte
Anforderungsprofile, für die, sagen wir,
6,50 Euro pro Stunde bezahlt werden. Sollen diese Tätigkeiten auf „mindestens“ 7,50
Euro angehoben werden?
Es gibt Produkte, die in einem Hochlohnland wie Deutschland nicht mehr
wettbewerbsfähig erzeugt werden können.
Für Einfachsttätigkeiten wie die Herstellung
von Suppenschöpflöffeln kann der Lohnanteil nicht so hoch sein, dass sich deren
Herstellung in einem Land wie Deutschland nicht mehr lohnt. Deshalb wandern ja
solche Herstellungsprozesse in die Niedriglohnländer – etwa Rumänien – ab! Auf
der anderen Seite haben wir aber auch in
Deutschland Menschen, die einer höheren
Ausbildung einfach nicht folgen können.
Diese Menschen müssen aber auch beschäftigt werden, wenn sie nicht in das soziale Chaos abdriften sollen. Wenn, nur für
diesen Grenzbereich, die Löhne von beispielsweise 6,50 Euro auf 7,50 Euro erhöht
werden sollen, dann sind die Möglichkeiten begrenzt, die erhöhten Arbeitskosten
auf die Preise der „Suppenschöpflöffel“
umzulegen. Die Folge ist die Verlagerung
der Produktion ins Ausland und somit die
Vernichtung von Arbeitsplätzen.
Es wird immer wieder auf das Beispiel
Vereinigtes Königreich hingewiesen. Dort
wurde 1997 ein gesetzlicher Mindestlohn
eingeführt. Die Verfechter des Mindestlohnes weisen auf die positiven Erfahrungen
in UK hin. Sind sie aber so positiv? Hier
werden allen vorliegenden Belegen zufolge
negative Beschäftigungswirkungen im unteren Lohnbereich tendenziell durch die
positiven Arbeitsmarktwirkungen des Wirtschaftswachstums überkompensiert. Darüber hinaus ist der Arbeitsmarkt in UK
gegenüber Deutschland wesentlich flexibler. Lediglich 1,9% der britischen Arbeitnehmer beziehen übrigens den Mindestlohn. Wie nachteilig ein „hoher“ Mindestlohn für die Beschäftigung ist, zeigt das
Beispiel Frankreich. Dort stellt der Mindestlohn, der ca. 15% der Beschäftigten betrifft, für die Jugendlichen eine hohe Hürde
für den Eintritt in die Beschäftigung dar. Er
führt zu deutlichen Arbeitsplatzverlusten
bei Geringqualifizierten und Jugendlichen.
Ein hoher Mindestlohn könnte daher in
Deutschland sehr kontraproduktiv und
wenig zielführend sein. Dies kann niemand wollen.
sp
J
ede Solidargemeinschaft und jeder
funktionierende Staat braucht Einnahmen, um Aufgaben erfüllen zu können.
Dies ist unbestritten und deshalb ist
Steuerhinterziehung viel mehr als nur ein
Kavaliersdelikt.
Doch darf der Staat, um das höhere
Gut Steuerkraft zu sichern, Gesetze
brechen und mit Kriminellen zusammenarbeiten? Ein Bürger
hat Liechtenstein erpresst; mit
Daten, an die er als Beschäftigter einer Bank gelang.
Darf ein seriöses Land
wie die Bundesrepublik
Deutschland das innere Gefüge zu Hause und die Zusammenarbeit mit ausländischen Staaten unterhöhlen?
Machen wir uns nichts vor: Die
Bundesrepublik motiviert kriminelle Elemente, welche strafbare
Handlungen begehen, indem sie (wie
im Fall Liechtenstein geschehen) gestohlene Daten verkaufen. Denn Deutschland
stand ja als Käufer des Diebesgutes zur Verfügung. Damit öffnet die Bundesrepublik
auch der gegen Geld vorgenommenen Denunziererei Tür und Tor! Wer will als Leistungsträger in so einem Land Verantwortung haben? Das höhere Gut muss der innere Zusammenhalt eines Staatsgefüges
sein, das höhere Gut muss der außenpolitische Frieden zu unseren Nachbarn sein.
Deutschland kann nicht in Gutsherrenart
mit kleineren Staaten wie Liechtenstein
herumspringen. Mit der Schweiz wird es
schon schwieriger. Diese kann sich kraft ihres
internationalen Ansehens und Gewichts bes-
ab
19
Seit 1793 dominierte die chinesische Oberherrschaft. Da gab es noch keine Kommunisten. Seit 1904 war Tibet unter dem politischen und wirtschaftlichen Einfluss von
Großbritannien, der schließlich 1912 beziehungsweise 1913 beim Zusammenbruch des chinesischen Kaiserreiches zur
Trennung von China führte. Das kleine
Volk der Tibeter – heute ca. 2,7 Mio. Menschen – war nie in unserem Verständnis
unabhängig. Offen gesagt sind wir hierzulande zu weit von Tibet weg, um die Zusammenhänge schlüssig beurteilen zu
können. Wenn selbst der Dalai Lama keinen Boykott der Spiele will, sollten wir
Deutsche zurückhaltend mit derartigen
Überlegungen sein. „Man soll nicht tibetanischer sein als der Dalai Lama“, sagte der
französische Außenminister Bernard
Kouchner. China hat in den letzten Jahren
im Übrigen auch und gerade in die Verbesserung der Lebensbedingungen durch
eine Optimierung der Infrastruktur investiert. Die gewaltige, moderne Eisenbahnlinie, die quer durch das Hochgebirge jetzt
Lhasa erreicht, ist nur ein Beispiel.
Fairer Lohn für anständige Arbeit
ür einen human denkenden Unternehmer, für den das Wort Sozialethik
kein leerer Begriff ist, wird es wohl
selbstverständlich sein, seine Mitarbeiter
ordentlich und zufriedenstellend zu entlohnen. Denn zufriedene Mitarbeiter lassen
sich besser motivieren, sorgen für ein besseres Betriebsklima und schließlich tragen sie
zu einer guten Produktivität bei.
Da in den meisten Unternehmen die Firmenleitungen so denken, ist die unselige
Mindestlohn-Diskussion eigentlich mehr
eine theoretische.
Aber – keine Frage – es gibt schwarze
Schafe, die ihre Mitarbeiter regelrecht ausbeuten und den Überlebenskampf in Not
geratener Menschen ausnützen. Diese
Spezies „Unternehmer“, die Stundenlöhne
von zwei Euro und sogar nur einem Euro
bezahlen, gehören nicht mit einem Mindestlohn konfrontiert; sie müssten wegen
Ausbeutung angezeigt werden. Noch einmal: Dieser Kreis darf eigentlich auch nicht
als Unternehmer bezeichnet werden.
Zunächst einmal wäre daher zu definieren, was eigentlich ein Mindestlohn ist und
wie hoch er sein soll. Der derzeit genannte
Betrag von 7,50 Euro als Mindestlohn wür-
4
Karl Heinz Däke, Präsident des Bundes der
Deutschen Steuerzahler: „Der Staat zieht
den Arbeitnehmern das Geld aus der Tasche, wo es nur geht. Sozialbeiträge und
Steuern müssen deutlich runter!“ Bei einer Durchschnittsfamilie
mit einem Kind reduziert
sich das BruttoeinkomRentenversicherung: 16,7 ct
men um 52% für Steuern
und weiteren Abgaben.
Krankenkasse: 12,3 ct
Geschröpft werden die
Bürger durch den Fiskus
Arbeitslosenbeitrag: 2,5 ct
beim Tanken, durch die
Stromsteuer und vor allem durch die MehrwertPflegekasse: 1,7 ct
steuer. Dies sind nur Beispiele.
Deutschland ist im Kleinen wie im Großen steuerlich einfach nicht atLohnsteuer: 11,9 ct
traktiv. Dies ist das Problem. Die Bürger haben
Mehrwertsteuer: 4,3 ct
kein Verständnis, wenn
einerseits die Steuerandere Steuern: 2,6 ct
fahndung bühnenreif bei
einem Top-Manager eine
ser wehren.
Hausdurchsuchung durchführt und andeSchon hat es einen Nachahmer gegeben,
rerseits der Staat wegen Missmanagement
der Datensätze einer schweizerischen
der Landesbanken, bei denen er beteiligt
Bank anbot. Wann bieten die ersten Mitarist, Milliardenbeträge des Steuerzahlers zubeiter einer deutschen Bank Geschäftsgeschießen muss. Dafür zahlen wir eigentheimnisse an? Wir sind dabei, unseren inlich keine Steuern. Wollte der Staat durch
neren Frieden zu untergraben.
seine spektakuläre Hausdurchsuchung im
Steuerhinterziehung darf nicht sein.
Fall Zumwinkel von seinem Versagen abAber verführt der Staat nicht durch seine
lenken? Man kann es so sehen.
sp
Raffgier zur kleinen Steuerhinterzieherei?
Es
bleiben
nur
48 Cent
WIRTSCHAFTSPOLITIK
2 WirtschaftsKurier
Neue Märkte erschließen
KOMMENTAR.
Unsegen Internet
VON GÜNTER SPAHN
Natürlich ist das Internet eine großartige
Sache und natürlich kann man per elektronischer Post blitzschnell um den Erdball kommunizieren. So weit, so gut!
Mehr als in anderen Branchen setzt aber
das Internet beziehungsweise die Informatik reife Menschen voraus. Das Kriminalitätspotenzial des Internets ist enorm.
Schon setzt immerhin die Nato CyberAttacken auf die gleiche Stufe wie Raketen-Angriffe. „Die Cyber-Abwehr wird
höchste Priorität haben, gleichauf mit
Raketenabwehr und der Sicherung der
Energieversorgung“, sagte der Leiter des
Nato-Zentrums für IT-Sicherheit, Suleyman Anil.
Dass das Internet Volkswirtschaften
weitgehend blockieren kann, ist bekannt. Ein 20-jähriger estnischer Student legte vor zwölf Monaten die Rechner Estlands lahm. Und dies ist ja kein
Einzelfall.
Das Internet verleitet aber auch zu Beleidigungen, Verleumdungen und Beschimpfungen, weil man diese ja immer
noch unkontrolliert in das weltweite
Netz stellen kann. Und selbstverständlich ist leider das Internet auch die Plattform für Intrigen und Hinterlistigkeiten
in den Büros. Es wird nicht mehr normal
und offen kommuniziert und die Folge
ist ein regelrechter Email-Terror.Von Human Relations keine Spur!
Schon fragen die ersten Verantwortlichen, ob die Nachteile des Internets nicht
doch dessen Vorteile überwiegen.
Ein Hamburger Leasing-Geschäftsführer
hat jetzt sogar Email-freie Bürotage eingeführt, weil er festgestellt hat, dass die
Mitarbeiter nicht mehr richtig kommunizieren. Vertriebs- und Marketing-Chef
Martin Peters verteufelt die elektronische
Post nicht, will aber seine Mitarbeiter
besser für ihre Kommunikation sensibilisieren. In der Tat schreiben sich die Angestellten über jede banale Angelegenheit
eine Email und immer recht schön mit
Kopien an weitere Empfänger. Der Horror ist perfekt, die elektronische Flut ist
nicht mehr aufzuhalten.
Der regelrechte Wahnsinn oder Kult geht
inzwischen soweit, dass die Mitarbeiter
sozusagen – lediglich durch eine Bürowand getrennt – Allerweltsweisheiten
von Raum zu Raum per Email mitteilen.
Viele Irrtümer würden aber vermieden,
wenn die Menschen wieder mehr persönlich reden würden. Der Hamburger Unternehmer hat inzwischen auch wieder die
Vorteile des klassischen Geschäftsbriefes erkannt. Denn immer noch ist der konservative Geschäftsbrief der Email weit überlegen, weil er persönlicher ist, und dieser
Effekt wird nur durch die persönliche
Unterschrift erreicht.
Wer jetzt meint, dass lediglich ältere
Chefs das Internet verteufeln, der irrt
ganz gewaltig. Der oben erwähnte Marketingchef einer Hamburger Leasing-Firma gehört zur jungen und dynamischen
Generation. Man darf wieder Hoffnung
haben. Ein Umkehrprozess zum Thema
Internet – nicht weg, aber reserviert –ist
auch in den Büros erkennbar.
WirtschaftsKurier
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APRIL 2008
Entwicklungspolitik | Gastbeitrag von Jürgen Klimke*
D
Entwicklungszusammenarbeit. Letztere
kann mit ihren Instrumenten Investitionsbegleitung und Risikoabsicherung aus
dem Haushalt der Entwicklungszusammenarbeit das Ressort aufwerten. Gleichzeitig nutzt sie damit die eigenen Kompetenzen, um mehr für die wirtschaftliche
Entwicklung der Armen in der Welt zu tun.
In einem ersten Schritt müssen die deutsche Außenwirtschaftsförderung und die
Entwicklungspolitik daher aufeinander zugehen und Synergiepotenziale definieren.
Dabei kann zum Beispiel die Initiative
„Mittelstand for Africa“ als gemeinsames
Pilotprojekt genutzt werden, um mehr Gelder aus dem deutschen Mittelstand für
mutige Investitionsprojekte in Afrika zu akquirieren. Das Wirtschaftsministerium
muss in Zukunft seinerseits das LänderKnow-how der Entwicklungspolitik abrufen.
er wirtschaftliche Aufstieg der großen Schwellenländer China und
Indien macht es besonders deutlich: Wir können und müssen unsere Partnerländer in der Entwicklungszusammenarbeit künftig stärker auch als Wirtschaftspartner behandeln – nicht zuletzt in unserem eigenen Interesse. Denn viele Entwicklungsländer eröffnen uns neue Produktionsstandorte, Beschaffungs- und Absatzmärkte. Für die außenhandelsorientierten deutschen Großunternehmen ist
dies schon lange selbstverständlich. Die
Aufgabe einer modernen deutschen Entwicklungspolitik muss es sein, die Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass
auch der bisher eher als Zulieferer agierende deutsche Mittelstand hier leichter
Fuß fassen kann.
Weil die Wachstumsraten deutscher Unternehmen in den „klassischen“ Märkten
stagnierend bis rückläufig sind, bieten
neue Märkte in den Entwicklungsländern
die Möglichkeit, dies auszugleichen. Natürlich profitieren die Partnerländer gleichermaßen: Zur Verminderung von Armut
in der Welt ist es absolut notwendig, auch
die wirtschaftliche Entfaltung von Entwicklungsländern zu fördern. Es entsteht
eine klassische Win-Win-Situation.
Bestehendes Wissen
muss genutzt werden
Privatwirtschaft
einbinden
Deshalb müssen wir die Einbindung der
deutschen Privatwirtschaft in die deutsche
Entwicklungszusammenarbeit zur Regel
machen. Diese Forderung wurde unter anderem auch von den Staats- und Regierungschefs des G8-Gipfels im vergangenen
Jahr in Heiligendamm unterstützt: Sie unterstrichen deutlich die Bedeutung des Privatsektors für die Entwicklung der ärmsten
Länder dieser Welt – insbesondere in Afrika. Damit dieses Ziel erreicht werden kann,
muss das Ministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung in der
nächsten Zeit ein umfassendes Modernisierungskonzept erarbeiten. Darin muss
festgehalten werden, dass der Bereich der
wirtschaftlichen Zusammenarbeit dem Bereich der Entwicklungshilfe ausdrücklich
gleichgestellt ist.
Ziele und Instrumente der Außenwirtschafts- und Entwicklungspolitik müssen
enger verknüpft werden.
Es liegt auf der Hand, dass Außenwirtschaftsförderungs- und Entwicklungspoli-
Der Hamburger Jürgen Klimke (CDU) ist seit 2005 Mitglied im Deutschen Bundestag und vertritt den Wahlkreis Hamburg-Wandsbek. Überdies ist er Mitglied
im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit und dort Berichterstatter für
die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft.
Foto: Klimke
tik grundsätzlich unterschiedliche Interessen verfolgen. Entwicklungspolitik will die
Verhältnisse in Entwicklungsländern generell verbessern. Dem Privatsektor hingegen geht es in erster Linie um den individuellen Unternehmenserfolg. Diese beiden
unterschiedlichen Herangehensweisen
sollten jedoch für die „moderne“ Entwick-
lungszusammenarbeit kein Gegensatz
sein. Das gilt besonders für Projekte innerhalb der Daseinsfürsorge, die die Infrastruktur, Wasserver- und -entsorgung und
Energiewirtschaft betreffen. Hier bestehen
vielfältige Überschneidungspunkte zwischen den Kompetenzen und Interessen
der deutschen Privatwirtschaft und der
Geisterfahrer aus der Hauptstadt
Gefahr von Links | Wowereit könnte zum Steigbügelhalter Lafontaines werden
M
it den Stimmen der Ex-Kommunisten hat er 2001 in Berlin Bürgermeister
Eberhard Diepgen
(CDU) gestürzt und kam dadurch an die
Macht. Bis heute ist er mit seinem Koalitionspartner, der SED-Nachfolge-Partei PDS
(Die Linke) an der Macht geblieben. Die
Rede ist von Klaus Wowereit, Sozialdemokrat und Regierender Bürgermeister von
Berlin. Damals hat er mit dem Machtwechsel ein Tabu gebrochen. Bis 2001 waren in
der Hauptstadt SPD, CDU, Liberale und
Grüne einig, niemals mit der postkommunistischen PDS zu koalieren. Das war das
ungeschriebene Gesetz Berliner Politik.
Über 40 Jahre kommunistische Diktatur in
Ostdeutschland und 30 Jahre Mauer hatten
das Denken und Fühlen Berlins als „Frontstadt“ der Freiheit geprägt. Wowereit schob
dies beiseite.
Heute ist Wowereit bestrebt, einem neuen Tabubruch den Weg zu bereiten. SPDChef Kurt Beck beteuert nach seinem
Schlingerkurs, es werde jedenfalls auf Bundesebene 2009 keinerlei Zusammenarbeit
mit der Linken geben, da die Unterschiede
zwischen SPD und dieser Partei „unüberbrückbar“ seien. Wowereit lässt dagegen
wissen, er sei der Auffassung, die SPD müsse sich im Bundestagswahlkampf 2009
„alle Optionen offenhalten“. Damit übernimmt der Berliner Sozialdemokrat die
Rolle des Geisterfahrers, der der SPD auf
der „Autobahn zum Erfolg“ die Wahl vermasseln könnte. Diese Funktion als Geisterfahrer hatte der SPD-Spitzenkandidat in
Hamburg, Michael Neumann, Kurt Beck
vorgeworfen, der kurz vor der HamburgWahl SPD-Koalitionen mit der Linken
nicht mehr ausschloss und damit die SPD
in der Hansestadt zum Verlierer gemacht
habe. „Wir waren auf der Überholspur, da
kam ein Lkw aus Mainz und hat alles plattgemacht“, so Naumanns Vorwurf.
Vor Berliner Journalisten beharrte Wowereit jetzt darauf, Beck sei „auf der richtigen Spur“ gewesen, nämlich auf der Überholspur. Noch deutlicher lässt er seinen
Kurs der Nicht-Abgrenzung zur Linken
vom Vorsitzenden der Berliner SPD, Michael Müller, verdeutlichen. Müller, treuer
Gefolgsmann des Regierenden, sagte dem
TV-Sender Berlin-Brandenburg (RBB): „Ich
fordere die Sozialdemokraten in Westdeutschland auf, die Öffnung nach Links
durch Kurt Beck mitzutragen.“ Ein Zuge-
hen auf die Linke kann zu deren „Entzauprägt sind. Dass mit linker Ideologie kein
berung“ beitragen. Geht denn jetzt schon
Staat mehr zu machen ist, hat die PDS seit
von den Linken ein „Zauber“ aus? Eine
den 90er Jahren als Oppositionspartei oder
seltsame Wahrnehmung.
als Koalitionspartner von SPD-geführten
Was kennzeichnet denn die Linken im
Länderregierungen in Ostdeutschland beWesten? Wer die Reden aus der Fraktion
griffen. Wie wenig aber die SPD mit der
der Linken im Bundestag kritisch verfolgt,
PDS anfangen konnte, zeigt, dass die früverspürt keinen „Zauber“, sondern nimmt
heren SPD-PDS-Regierungen in Brandennur penetrante sozialpolitische Agitation
burg und Mecklenburg-Vorpommern
wahr. Der „große Vorsitzende“ der Fraktilängst von SPD-CDU-Regierungen abgeon, Oskar Lafontaine, beschwört oft den
löst wurden. Fundamental-Opposition,
Allgemeinplatz, die große Koalition mache
wie die Linke im Westen sie betreibt, ist im
die Reichen reicher und die Armen ärmer.
pragmatischen Osten jedenfalls nicht als
Für die Sozialpolitik werden neue MilliarStrategie gefragt. Die Linke besteht im
den-Ausgaben gefordert, ihre finanzpolitiGrunde weiter aus zwei Parteien.
sche Deckung bleibt aber im Dunkeln oder
Kann nun Wowereit seine rot/rote Koaist dubios. Kürzlich forderte Lafontaine,
lition in Berlin als ein Zukunftsmodell bunalle privatisierten Enerdesweit anpreisen? Auf
gieunternehmen sollten
diese Idee ist er anscheiEin Zugehen
wieder „re-kommunalinend bisher selber nicht
auf die Linke
siert“ werden. War das ein
gekommen, aus gutem
Auftakt zur Politik einer
Grund. Die Berliner Verkann zu deren
neuen, vermutlich enthältnisse, die sind nicht
„Entzauberung“
schädigungslosen Verso, kann man sagen. Die
staatlichung von SchlüsMilliarden-Verschuldung
beitragen – doch
selindustrien?
musste die Lanwelcher Zauber geht Berlins
In den westdeutschen
desregierung in den Griff
von der Partei aus? bekommen, egal wer sie
Landesverbänden
der
Linken werden solche sysstellt. Die Rolle Berlins als
temkritischen und ideologischen Parolen
Kostgänger des Bundes stieß an ihre Grengerne gehört. Sie münden dann in der von
zen. Diese Lage bestimmte die LandespoliLafontaine aufgestellten These, als Ferntik, und dem musste sich die Linke als
ziel sei „Freiheit durch Sozialismus“ anzuPartner unterordnen. Sozialpolitische Exstreben. Sozialismus soll also der Hebel zur
tras, um die gewiss die Linken ringen, sind
Freiheit sein, was auch Schluss mit der freiund bleiben Randerscheinungen. Positiv
en Wirtschaft bedeuten könnte? In den
für Berlin ist, dass sich der linke WirtKöpfen der Altkommunisten geistert mit
schaftssenator Harald Wolf zum ausgeSicherheit die Vorstellung herum, in der
sprochenen Pragmatiker entwickelt und
„reichen Bundesrepublik“ könne ein zweidas Vertrauen der Berliner Wirtschaft geter Versuch zur Etablierung des Sozialisfunden hat.
mus auf deutschem Boden eher gelingen
Noch ist zu hoffen, dass die Bundes-SPD
als in der „armen DDR“. Einer solchen
begreift, dass sie mit jeder Annäherung an
Gruppierung will die Sozialdemokratie, die
die Linke weiter an Boden verliert. Die
sich Ende der 50er Jahre mit dem GodesWahlen in Hessen, Niedersachsen und
berger Programm auf den freiheitlichen BoHamburg lassen das erkennen. Wowereit
wird kaum der einzige „Geisterfahrer“ bleiden der Bundesrepublik stellte und historiben. Darum ist zu wünschen, dass die
sche Fesseln sprengte, nun wieder die Hand
CDU, die Liberalen und die Grünen im
reichen?
neuen Fünf-Parteien-System so stark werVon den Wirrköpfen der Linken im Wesden, dass sie mehrheitsbildende Koalitioten muss man die Partei-Gruppierung in
nen bilden können und wollen. Die BunOstdeutschland und Berlin unterscheiden.
desrepublik Deutschland ist sozial, wirtBei dieser früheren PDS, die ja erst 2007
schaftlich sowie nach innen und außen
mit der WASG Lafontaines fusionierte,
eine Erfolgsgeschichte, die nicht durch linhandelt es sich ganz überwiegend um reake Utopisten in Misskredit gebracht oder
listisch eingestellte Gruppen, die vom
gar gefährdet werden darf.
wei
Scheitern des Sozialismus in der DDR ge-
Ein Beispiel aus der Praxis für ein mögliches Zusammenwirken aus Industrie und
Bundesministerium: Der Bundesverband
der Deutschen Industrie (BDI) hat seine
Mitgliedsunternehmen zu Investitionsvoraussetzungen und Förderinstrumenten
in Afrika und anderen Entwicklungsländern befragt. Demnach haben die rechtlichen und administrativen Rahmenbedingungen und die Sicherheitslage einen ganz
entscheidenden Einfluss auf die Investitionsentscheidung deutscher Unternehmen
in Entwicklungsländern. Optimales Knowhow für derartige Bewertungen halten die
Mitarbeiter des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zuhauf in ihren Händen. Dieses
gesammelte Wissen aus der Entwicklungspolitik sollte von den Entscheidern
aus der Wirtschaft verstärkt abgerufen
werden.
In letzter Zeit wird das Kriterium der so
genannten „guten Regierungsführung“ für
die Vergabe von Entwicklungsgeldern immer wichtiger. Das ist richtig so. Die Definition dieses Merkmals darf sich jedoch
nicht nur auf politische und menschenrechtliche Aspekte beschränken. Einbezogen werden muss auch der Aspekt der „guten Führung“ in Themenbereichen, die das
wirtschaftliche Handeln direkt betreffen.
Dazu zählen zum Beispiel ein solides Wirtschaftsrecht, Schutz des Privateigentums
oder eine unabhängige und effiziente Justiz. Auch bei der Konsolidierung dieser Bereiche unterstützt Deutschland seine Partnerländer. Das so gewonnene Know-how
ist für die Privatwirtschaft von unschätzbarem Wert und muss für sie auch verfügbar
sein. Dafür müssen Finanzmittel bereitgestellt werden. Es sollte daher eine stärkere
Finanzierungshilfe für investitionsvorbereitende und -begleitende Maßnahmen
geben, die nach einem strengen Kriterienkatalog ausgeschüttet werden.
PPP-Fazilitäten für den
Mittelstand öffnen
Darüber hinaus müssen die Public-Private-Partnership-Fazilitäten (PPP) weiterentwickelt, flexibilisiert und finanziell aufgestockt werden. Die bisherigen Hermes-,
DIA- und MIGA-Absicherungsinstrumente
müssen durch das neue Konzept der entwicklungsrelevanten „First Loss Tranchen“
für spezielle mittelständische Branchen
und bestimmte Regionen erweitert werden. Diese Ansätze hätten unter anderem
auch einen direkten Einfluss auf die Zusammenarbeit mit den großen vier
Schwellenländern Indien, Südafrika, Brasilien und China, da damit gewährleistet
werden würde, dass deutsches industrielles und wirtschaftliches Know-how, flankiert durch staatliche Mittel, die Produktionsprozesse in den Ländern mit besonders
dynamischem Wirtschaftswachstum positiv beeinflussen würde. Ein besonderes
Beispiel ist Indien, da Deutschland dort
endlich dem Wunsch der indischen Regierung nachkommen könnte, noch stärker
als bisher in alternative Energieformen
und Umwelttechnik zu investieren. Die in
der Rückkopplung entstehenden positiven
Effekte für den deutschen Arbeitsmarkt,
besonders in der mittelständischen Zulieferindustrie, wären ein erfreulicher Nebeneffekt.
Um der deutschen Entwicklungszusammenarbeit endlich ein modernes Gesicht
zu geben, müssen wir proaktiv vorangehen und mögliche Bedenken der überholten Entwicklungshilfekonzepte ausräumen. Nur so kann eine zukunftsorientierte
Entwicklungszusammenarbeit mit der
Wirtschaft und durch die Wirtschaft gestaltet werden.
*Jürgen Klimke ist MdB und Mitglied im Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit.
AUFGESPIESST.
Lupenrein verzockt
VON WILHELM K. GÄNSLER
Was für eine noble, menschenfreundliche
Geste: Nur in homöopathischer, leicht verdaulicher Dosierung informierte uns die
internationale Finanzwirtschaft über ihre
Zocker-Ergebnisse. Die bisher in der Öffentlichkeit nur zögernd aufgebauten
„möglichen Abschreibungen“ haben sich
zu einem Schuldenberg von weltweit 208
Mrd. US-Dollar aufgetürmt. Oder sind es
schon 600 Mrd. US-Dollar, wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) orakelt? Der Internationale
Währungsfonds (IWF) prophezeit sogar
einen Verlust im internationalen Finanzsystem von bis zu einer Billion US-Dollar.
Von diesem Berg an Abschreibungsbedarf
müssten – so die Bonner Finanzaufseher –
die deutschen Finanzinstitute etwa 10%
abtragen.
Beim gierigen Gewinnhecheln sind auch
die deutschen Banker auf dem glatten
Zockerparkett recht unsanft auf den Hosenboden gefallen – im schlimmsten Fall
würden in der deutschen Finanzwirtschaft also 100 Mrd. US-Dollar in den
Schornsteinen verrauchen. Das ist weiß
Gott keine „Ackermann’sche“ Leistung, obwohl der Deutschbankier ansonsten recht
geschickt und umsichtig in den Weltmärkten agiert und sein Institut – so wie
es aussieht – mit geringen Blessuren aus
der internationalen Finanzkrise herausbringt. Für den deutschen Bankenprimus
sind die Folgen des Fehltritts auf dem
amerikanischen Hypothekenmarkt sicher
leichter zu schultern als für viele „Mithechler“, die mit ihrer Gewinngier und
den nun drohenden Milliarden-Wertberichtigungen gar die Existenz ihrer Institute aufs Spiel setzten. Dass die Landesbanken mit Steuergeldern ebenfalls habgierig mitgemauschelt haben, ist eine
noch offene Frage, über die genauso ernsthaft nachgedacht werden muss, wie über
die kritische Nachfrage, ob die deutschen
Finanzaufseher vom „Risikobündelschnüren“ jenseits des großen Teiches nichts gemerkt haben und die heimischen Banken
rechtzeitig auf die existenzgefährdenden
Risiken dieser kreativ zusammengebastelten notleidenden und nun handelbaren
Kreditbündel aufmerksam machen konnten. So wie die in die Höhe posaunten und
nur tröpfchenweise bekannt gewordenen
möglichen Wertberichtigungen die meis-
ten Marktbeobachter überraschte, erstaunte Ackermanns Ruf nach dem helfenden Staat. An seiner Analyse ist kaum
zu rütteln: „Wir haben nicht die Zeit zu
warten, bis der amerikanische Häusermarkt über Jahre das Ungleichgewicht abbaut. Es braucht eine konzertierte Aktion
von Banken, Regierungen und Notenbanken.“ Dass der Topmanager nicht mehr
Rufer nach dem Staat in der Not: der
Deutsche Bank-Chef Dr. Josef Ackermann.
Foto: Deutsche Bank
„an die Selbstheilungskräfte der Märkte“ glaubt, ist angesichts der gefährlichen Verwerfungen der internationalen
Finanzmärkte verständlich, wenn auch
ein Armutszeugnis, das sicher keine 14
Mio. Euro (Ackermanns „Erfolgshonorar“ für 2007) wert ist. Wo bleibt nach
dem hemmungslosen Gewinnfischen
und dem Finanzdebakel die Eigenverantwortung, auf die die Banker sonst so
großen Wert legen?
Natürlich lässt die Bundesregierung die
Finanzbosse nicht im Regen stehen. Seit
Monaten pumpen die Notenbanken Milliarden in die Finanzmärkte und die Regierungen stützen die verzockten Institute.
Die Vokabel Marktwirtschaft wird derzeit
sowohl von den sonst auf „fesselfreies“ Arbeitsterrain pochenden Finanzstrategen
als auch von den politischen „SonntagsMarktwirtschaftern“ gemieden.
Was lehrt uns die von den USA ausgegangene Finanzkrise? Erstens: Es gibt in
den weltoffenen Märkten keine außergewöhnlichen Gewinnchancen ohne exorbitante Risiken: Zweitens: Marktwirtschaft bedeutet nicht privatwirtschaftliche Gewinnmaximierung und solidarische (staatliche) Schuldenverteilung.
AKTUELLES THEMA
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
3
Finanzkrise nimmt beängstigende Ausmaße an
Internationaler Währungsfonds (IWF) | Abschreibungsbedarf könnte auf 945 Mrd. US-Dollar steigen
VON GÜNTER SPAHN
D
ie internationale Finanzkrise
nimmt offenbar immer schlimmere und größere Dimensionen an. In
seinem jüngsten am 8. April 2008 vorgelegten Bericht zur Stabilität der Finanzmärkte
geht der Internationale Währungsfonds
(IWF) davon aus, dass der Höhepunkt der
Finanzkrise noch nicht erreicht ist. Und
die Krise kann eine Größenordnung von
ca. 945 Mrd. US-Dollar erreichen. „Die gegenwärtigen Turbulenzen sind mehr als
nur ein Liquiditätsproblem; sie legen tiefliegende Schwächen in den Bilanzen und
dünne Kapitaldecken offen“ – so der Bericht.
Verführung fragwürdiger
Geschäftsmodelle
Dass die Krise die deutsche Finanzwirtschaft – und nicht nur die Landesbanken
(von wenigen Ausnahmen abgesehen) – erreicht hat, ist bedingt durch Fehler der Risikoeinschätzung in den Banken. Denn es
musste jedem klar sein (das kleine Einmaleins für Bankenlehrlinge), dass hohe Renditen, die die Banken ja angepeilt hatten,
auch mit den entsprechenden Risiken verbunden sind. Wer sich nicht mit einer klassischen und konservativen Anlage von 4%
zufrieden gibt und 25% Rendite will, muss
mit entsprechenden Risikoaufschlägen
rechnen. Es ist auch völlig uninteressant,
wie die Ratingagenturen die entsprechenden „Papiere“ einstuften. Fakt ist, dass sich
die Banken sehr wohl verzockt haben,
denn wer Risiken eingeht, die die Kapitaldecke weit überziehen, also Risiken einkauft ohne die entsprechende Risikotragfähigkeit zu besitzen, handelt höchst unverantwortlich. Dass sich die Banken untereinander hochschaukelten nach der Devi-
se, dass die Konkurrenz die Geschäfte ja
auch macht, schmälert keineswegs die
Notwendigkeit einer soliden Einschätzung,
die eben leider, wie sich jetzt zeigt, eben
doch nicht vorgenommen wurde!
Natürlich war das Problem da, dass mit
einem klassischen Mittelstandsgeschäft
die Banken nicht mehr so viel verdienen
konnten. Dies darf aber nicht dazu verführen, fragwürdige Geschäftsmodelle vorzuziehen.
Jeder spricht von Subprime-Darlehen,
die der Ausgangspunkt der Krise waren.
Doch was sind Subprime-Darlehen? Man
hat in den USA den Eigenheimbau zu
100% finanziert, das heißt die Leute hatten
keinen Dollar Eigenanteil. Die Erwartung
war, dass die Immobilien an Wert gewinnen würden und genau dies ist nicht eingetreten – im Gegenteil, die Kredite konnten infolge steigender Zinsen nicht mehr
bedient werden.
Was geschah und wo ist die Nahtstelle zu
den deutschen Banken? Die amerikanischen Finanzinstitute haben die Kredite an
große Fondsgesellschaften weitergegeben.
Die Kredite bekamen einen neuen Namen,
waren plötzlich „Papiere“ – weiter mit der
Hoffnung der Wertsteigerung durch den
Anstieg der Immobilienwerte – und die
Fondsgesellschaften verkauften die „Papiere“ (man kann es nicht oft genug sagen)
unter anderem auch an die deutschen
Banken. Die Ratingagenturen bewerteten
die Anteile als attraktiv und schon setzte
ein regelrechter Wahn ein, sich bei diesem
„Schrott“, wie ein erfahrener pensionierter
Topbanker gegenüber unserer Zeitung die
Engagements bezeichnete, einzukaufen!
Die derzeitige Finanzkrise ist also auch
eine Krise der Fonds der Beteiligungsgesellschaften und letztendlich auch der
Hedgefonds, deren Manager sich bei se-
EK-Quote sinkt drastisch
Hugo Boss | Kreditfinanzierte Ausschüttung erzwungen
F
ür die problematische Variante des
Umgangs von Finanzinvestoren mit
übernommenen Unternehmen gibt
es ein neues Beispiel: Die britische PrivateEquity-Gruppe Permira zwingt den Modekonzern Hugo Boss AG zu einer kreditfinanzierten Sonderausschüttung in Höhe
von 352 Mio. Euro. Folgewirkung: Die Eigenkapitalquote sinkt von 52% auf 18%.
Zwei Vorstandsmitglieder – Boss-Chef
Bruno Sälzer und Produktionsvorstand
Werner Lackas – haben das Unternehmen
bereits verlassen, weil sie den Aderlass
nicht mittragen wollten. Der Aufsichtsratsvorsitzende Giuseppe Vita folgt deren Beispiel im Mai oder Juni.
„Aus unserer Sicht war Boss überkapitalisiert“, begründete Martin Weckwerth, der
für Permira im Boss-Aufsichtsrat sitzt, die
insgesamt rund 440%ige (!) Steigerung der
für das Geschäftsjahr 2007 vorgesehenen
Ausschüttung an die Boss-Aktionäre. Insofern seien eine Sonderausschüttung und
die Erhöhung der Dividende „angemessen“. Permira hat im Juli 2007 die italienische Mutter von Boss, Valentino Fashion
Group, übernommen – und verfügt so über
88% der Stammaktien der Hugo Boss AG.
Finanziert hatte Permira den Erwerb von
Valentino Fashion Group nach eigenen Angaben mit Krediten in Höhe von 2,4 Mrd.
Euro. Diese Schulden sollen jetzt mit der
Sonderdividende aus dem Hause Boss bedient und reduziert werden. „An der Sonderdividende verdienen die Investoren also
nichts“, so die bemerkenswerte Lesart des
Permira-Vertreters Weckwerth.
Gegen die Stimmen der Arbeitnehmervertreter hat der Boss-Aufsichtsrat im März
die Empfehlung an die Boss-Hauptversammlung am 8. Mai 2008 beschlossen,
fünf Euro je Aktie als Sonderausschüttung
auszuzahlen und die Dividenden von 1,19
Euro (Stammaktien) und 1,20 Euro (Vorzugsaktien) auf 1,45 Euro beziehungsweise
1,46 Euro anzuheben. Insgesamt bedeutet
dies eine Ausschüttung an die Aktionäre
von 455 Mio. Euro – rund das Dreifache
dessen, was der Geschäftsbericht 2007 als
Jahresüberschuss (154 Mio. Euro) ausweist.
Finanzieren wird die Boss AG diesen gewaltigen Geldtransfer mit entsprechenden
Kreditaufnahmen. Der im Amt verbliebene
Finanzvorstand Joachim Reinhardt berichtete auf der Bilanz-Pressekonferenz über
Kreditzusagen von insgesamt 750 Mio.
Euro, die er von „verschiedenen internationalen Banken“ bereits erhalten habe.
Konzernführung wird
ausgetauscht
Dass die Höhe der neuen Kreditlinien von
750 Mio. Euro ein Indiz für weitere Mittelabflüsse an die Aktionäre sein könnte, dementierte der Finanzvorstand – allerdings
mit der Einschränkung „momentan“. Reinhardt: „Weitere Sonderausschüttungen
sind momentan nicht geplant.“ Die vor allem von den Betriebsräten, aber auch von
Kleinanlegern und einem Teil der Analysten gehegte Sorge, Permira strebe bald eine
zweite Tranche des finanziellen Aderlasses
an, wird freilich durch – nicht dementierte
– Informationen über eine „Neubewertung
des Markennamens Hugo Boss“ genährt.
Bislang ist der Wert des Namens „Boss“
wohl nicht in der Kalkulation des Unternehmensvermögens berücksichtigt. Die
Feststellung eines entsprechenden „immateriellen Wertes“ könnte zur Begründung
einer neuen, höheren Bewertung des Eigenkapitals herangezogen werden. Auch
wenn ein solcher Mehrwert nur auf dem
Papier stünde: Es entstünden so neue
rechtliche Spielräume für weitere Ausschüttungen. Nach Angaben von Betriebsräten soll es bereits Schätzungen geben,
nach denen der Markenname „Hugo Boss“
1 Mrd. Euro wert sein kann.
Vorstände verlassen
das Unternehmen
Den Umstand, dass die Eigenkapitalquote
der Hugo Boss AG allein durch die jüngsten
Beschlüsse des Aufsichtsrats drastisch abstürzt, deutete Finanzvorstand Reinhardt –
wohl auch unter dem Druck seiner Kapitaleigner – eher positiv: „Der Verschuldungsgrad entsprach bisher nicht der optimalen
Kapitalstruktur.“
Drei andere bisherige Führungskräfte sahen und sehen das Gebaren der neuen Eigentümer wohl anders: Der fünf erfolgreiche Boss-Jahre verantwortende Vorstandsvorsitzende Bruno Sälzer hat Mitte Februar
seinen Posten aufgegeben, kurze Zeit später verließ auch Produktionsvorstand Werner Lackas das Unternehmen. Beide sollen
den von Permira erzwungenen neuen Kurs
„bekämpft und abgelehnt, aber schließlich
verloren haben“, so beschrieb es ein Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat.
Auch der Vorsitzende des Aufsichtsrats,
Giuseppe Vita, gibt auf – er will sein Amt im
Mai, spätestens im Juni niederlegen. Vita
hatte über viele Monate versucht, die neuen Eigentümer von dem bisherigen Entwicklungskurs der Hugo Boss AG zu
überzeugen und zwischen dem engagierten Sälzer und den Finanzinvestoren
zu vermitteln. Erst ein Nachfolger ist berufen: Der neue Produktionsvorstand
heißt Hans Fluri und wechselt vom
Deutschen Paketdienst zu Boss. Finanzvorstand Reinhardt „koordiniert“ vorerst
die Vorstandsarbeit. Er ist rasch und konsequent auf die neue Linie eingeschwenkt – ob er neuer Vorstandsvorsitzender wird, ist freilich noch nicht entschieden. Den Aufsichtsratsvorsitz soll auf
jeden Fall ein unmittelbarer Vertreter von
Permira übernehmen.
Die Zahlen des Jahres 2007, die der RestVorstand auf der Bilanz-Pressekonferenz
erläuterte, sprechen jedenfalls nicht gegen
die ausgeschiedenen oder demnächst ausscheidenden Boss-Führungskräfte: So
wuchs der Umsatz um 9% auf 1,6 Mrd.
Euro. Das Betriebsergebnis stieg um knapp
20% auf 220 Mio. Euro, der Jahresüberschuss um ebenfalls fast 20% auf 154 Mio.
Euro.
kw
Den deutschen Banken fehlen heute die Beteiligungserträge guter Industrieperlen wie etwa ThyssenKrupp. Da es die „Deutschland AG“ nicht mehr gibt,
kompensieren die Finanzinstitute die ausgefallenen Ertragspotenziale mit einem zweifelhaften ABS-Portfolio.
Foto: ThyssenKrupp
riösen Firmen aufspielen, als ob ihnen die
Welt gehörte. Die moralisch Mitschuldigen
zum Beispiel beim Zerfleddern guter Firmen sind auch wiederum die Banken, die
ja die Hedgefonds finanzieren. Es ist wie
bei den Immobilien in der USA; die Hedgefonds kaufen sich in Firmen ein, oft ohne
nennenswertes Eigenkapital.
Später werden dann – siehe Beitrag unten – regelrecht Firmen gezwungen, kreditfinanzierte Ausschüttungen vorzunehmen, um die Interessen der Finanzinvestoren zu befriedigen.
Wenn heutzutage zuweilen nach der
„ordnenden Hand“ des Staates gerufen
wird, dann hätte dies dann einen Sinn,
wenn der grenzenlose Leichtsinn, Firmen
ohne Eigenkapital zu kaufen, endlich
durch staatliche Auflagen ein Ende hätte.
Denn die Finanzkrise ist dadurch gekennzeichnet, dass viel Unseriöses – wenn nur
gut dokumentiert – finanziert wird.
Der Wirtschaftsweise Peter Bofinger
sieht die Sache absolut richtig: Der Staat –
so Bofinger – muss mehr als bisher dafür
sorgen, dass sich alle Beteiligten an die Regeln halten. Nur so (und nur so) werden
die Finanzmärkte wieder sicherer.
Leider ist die derzeitige Finanzkrise
schon wieder ein Politikum geworden. Es
geht etwa in Bayern der dortigen BayernSPD nicht mehr um die früher renommierte BayernLB (siehe auch Beitrag in dieser
Ausgabe auf Seite 12); es geht in erster Li-
nie der Opposition um die Präsentation eines politisch Schuldigen. Getan wird, als
ob die Risikoabschirmung in Bayern ein
spezifisches Problem der BayernLB wäre.
Ein derartiges Politgeschacher löst aber die
Probleme nicht.
Verzockt haben sich nämlich in ihrer
Gier nach höheren Renditen erste Adressen. Es ist ja schließlich kein Zufall, wenn
der Chef von Deutschlands größter Bank
erstmals nach dem Staat ruft. Und es ist ja
schließlich auch kein Zufall, wenn die Chefin der KfW Bankengruppe, die eine Anstalt des öffentlichen Rechts ist (Eigner
sind die Bundesrepublik Deutschland und
die Bundesländer), zurücktritt, weil sich
die KfW-Tochter IKB bei der Finanzkrise
verhoben hat. Die Finanzkrise – so ärgerlich sie für alle Beteiligten ist – eignet sich
nicht für politische Schuldzuweisungen
bei einzelnen Instituten. Viele haben gezockt und viele haben versagt – nicht nur
bei einem Institut.
Zerpflücken der alten
Deutschland AG
Nun wehren sich ja selbst neue Bankenchefs – wie der neue Vorstandsvorsitzende
der BayernLB Dr. Kemmer – gegen den Begriff „zocken“! Aber zum wiederholten
Male: was ist es denn, wenn eine Bank Risiken eingeht, für die sie keine Risikotragfähigkeit besitzt? Zocken nennt man so was!
Die heutige Finanzkrise bei deutschen
Banken ist auch eine Spätfolge davon, dass
man die gute alte „Deutschland AG“ medienmäßig regelrecht zerpflückt hat. Es
stellt sich nämlich immer mehr heraus,
dass so schlecht die Deutschland AG nicht
war. Warum?
Die Deutschland AG war nichts anderes,
als ein Beteiligungsgeflecht der Banken
und Versicherungen unter anderem bei gu-
ten Industrieadressen. Es gab Zeiten, in denen die Deutsche Bank einen großen Anteil ihres Gewinns durch Beteiligungserträge etwa bei der damaligen Daimler-Benz
AG beziehungsweise DaimlerChrysler darstellen konnte. Wir haben ganz großartige
Industrieperlen wie die Linde AG oder
auch die MAN AG, bei der die Banken und
die Versicherungen wesentliche Beteiligungsanteile hielten. Diese attraktiven Beteiligungserträge aus der Industrie fehlen heute den Banken und deshalb müssen sie die Erträge mit fragwürdigen Engagements kompensieren. Allein die Linde AG hat in den Jahren 2006 und 2007
ein Nachsteuerergebnis von fast 2,9 Mrd.
Euro darstellen können. Wohl dem, der
da nennenswert beteiligt ist. Und dies war
– stärker als heute – die Finanzwirtschaft.
Auch die MAN AG erreichte in den letzten
beiden Jahren ein Nachsteuerergebnis von
über 2,1 Mrd. Euro. Die Beteiligungserträge
fehlen heute der Allianz oder der Münchener Rück. Beide Gesellschaften waren über
eine Beteiligungsgesellschaft, bei der sie
ihre Interessen bündelten, Großaktionär
bei der MAN.
Gute Industriebeteiligungen waren ein
stabiles Ertragsgerüst auch für die Banken.
Dieses haben sie heute nicht mehr und alternativ setzen sie dann auf Ertragserwartungen mit amerikanischen Papieren, womit wir wieder beim Thema wären. Wir haben großartige Unternehmen, zu denen
etwa auch die BASF oder ThyssenKrupp
und natürlich auch die Energiewirtschaft
gehören. Hier eröffnen sich für die Banken
Anlagepotenziale mit Sinn und Ertrag. Die
Deutschland AG war gut. Würde man sie
wieder pflegen, bräuchte man keine unkalkulierbaren Risiken eingehen. Die deutsche Finanzwirtschaft braucht einen raschen Umdenkprozess.
REPORT
4 WirtschaftsKurier
APRIL 2008
Tata – der unbekannte Global Player
Tata Sons Ltd. | In vielen Bereichen tätig: von Tee über Energie bis zu Autos
VON DIETMAR STANKA
E
in echter Engländer hält um fünf Uhr
Tea-Time. Dabei kann es durchaus
sein, dass die feinen Ingredienzen
dafür von dem indischen Mischkonzern
Tata, dem weltgrößten Teeproduzenten,
kommen. Vielleicht hat der Brite auch einen Jaguar oder einen Landrover vor der
Tür stehen, die beiden Traditionsmarken
gehören seit kurzem auch zum weitverzweigten Tata-Imperium.
Ein Konzern, fast wie aus dem Bilderbuch: 1868 gegründet, liefert der Konzern
Jahr für Jahr eindrucksvolle Zahlen: Sage
und schreibe 3,2% des Bruttoinlandprodukts Indiens erwirtschaftet Tata jährlich
und ist mit 300 000 Mitarbeitern und 98
Gesellschaften nebenbei auch noch der
größte private Arbeitgeber Indiens. Im Geschäftsjahr 2006/07 setzte das Unternehmen 28,8 Mrd. US-Dollar um.
Aber von vorne: Getrieben von einem
starken Ehrgeiz und einem ebensolchen
Nationalbewusstsein gründete Jamsetji
Tata ein Handelsunternehmen. Kurze Zeit
später erwarb er eine Öl verarbeitende Firma und wandelte sie in einen Baumwolle
produzierenden Betrieb um. Der schon
früh Geschäftssinn beweisende Tata verkaufte die Textilproduktion zwei Jahre später äußerst profitabel an einen örtlichen
Baumwollhändler.
Durch den Verkauf mit mehr Kapital ausgestattet, wagte der Visionär den Schritt
nach Nagpur im Herzen des Baumwoll-Anbaugebietes Maharashtra. 1874 gründete
er dort die Central India Spinning, Wea-
Der Tata-Konzern erregte zunächst Aufsehen mit dem billigsten Auto der Welt – und
nun durch die Übernahme der Traditionsmarken Jaguar und Landrover. Foto: Jaguar
ving and Manufacturing Company. Als am
1. Januar 1877 Königin Viktoria zur Kaiserin von Indien gekrönt wurde, benannte er
sein Unternehmen zu ihren Ehren in Empress Mills um. Die folgenden Jahre von
1880 bis zu seinem Tod 1904 waren unternehmerisch wohl die bedeutendsten im
Leben von Jamsetji Tata. Seine Vorstellungen, eine eisen- und stahlverarbeitende
Industrie zu gründen, dazu die notwendige
Energie mit Wasserkraft zu erzeugen und
eine Institution zu schaffen, die der indischen Bevölkerung die Wissenschaften lehren sollte, wurden zwar zu seinen Lebzeiten nicht mehr realisiert, aber der Samen
dafür war gestreut.
1902 wurde zu einem weiteren Geschäftsbereich im wahrsten Sinne des Wortes der Grundstein gelegt: Die Indian Hotel
Tata Power ist der größte private
Stromerzeuger Indiens.
Fotos: Tata
Group baute in Mumbai das Taj Mahal Palace and Tower, Indiens erstes Luxushotel.
Das pompöse Gebäude ist stilistisch ein
Mix aus unterschiedlichen mittelalterlichen Formen aus Gujarat, viktorianischgotischen Einflüssen sowie arabischen und
islamischen Formen.
In Jamshedpur wurde 1907 die erste Vision von Jamsetji Tata Realität: Die Tata Iron
and Steel Company nahm ihren Betrieb
unter der Leitung seines ältesten Sohnes
Dorabij in der eigens dafür gegründeten
Stadt auf, die ihren Namen Jamsetji verdankt. Heute ist diese Stadt nicht nur eine
der schnellst wachsenden Metropolen Indiens, sondern neben Tata Steel auch noch
Sitz des Unternehmenszweigs Tata Motors.
Dieser produziert dort Lokomotivteile,
Lkws und Landwirtschaftsmaschinen. Einer der meist beachteten Einkäufe von
Tata in den vergangenen Jahren war der
Erwerb des niederländisch-britischen
Stahlgiganten Corus (ehemals British Steel
fusioniert mit Koninklijke Hoogoven) für
12 Mrd. US-Dollar.
1910 wurde das erste Wasserkraftwerk
Indiens eingeweiht. Der Tata Hydro-Electric Power Supply Company Limited folgte
1916 Andhra Valley Power Supply Company Limited und 1919 die Tata Power Company Limited. Heute firmiert dieser Zweig
unter Tata Power und ist nach eigenen Angaben der größte private Stromversorger
Indiens.
Nachdem Stahl und Energie etabliert
waren, realisierte Dorabij Tata den dritten
Wunsch seines Vaters, die Gründung eines
Instituts für wissenschaftliche Bildung.
1911 wurden im Indian Institute of Science
in Bangalore die ersten Studiengänge eingeführt und bis heute ist die Universität
eine Hochschule der Elite Indiens. Das Institut, das nur Master- und Promotions-Stu-
........................................................................................................................
Die Geschichte des
deutschen Unternehmertums
ist auch eine Geschichte
von Q
u e r k ö p f e n , Vo r d e n k e r n u n d
.......................................
A b e n t e u r e r n . Tr a g e n S i e j e t z t
dazu bei, dass das auch in
Zukunft so bleibt.
Der Herrscher über 300 000 Mitarbeiter in 98 Gesellschaften: Ratan Naval Tata,
CEO der Tata-Gruppe.
diengänge anbietet, hat für fast alle technischen und naturwissenschaftlichen Fachbereiche ein Department (insgesamt 48)
und in jedem Department mehrere Forschungslabors, die jeweils von einem Professor geleitet werden. Die Automatisierung von Produktdesigns bis zur Entwicklung neuester Speicherbausteine für Computer – in Bangalore wird an vielen Innovationen gefeilt.
1917 eroberte Tata auch den Markt der
Konsumenten. Die Tata Oil Mills Company
produzierte damals notwendige Haushaltswaren wie Seifen, Wasch- und Reinigungsmittel sowie pflanzliche Öle, die zum
Kochen verwendet wurden.
Auf die Flugleidenschaft eines Mitglieds
der Familie Tata ist die Gründung der ersten Fluggesellschaft Indiens zurückzuführen. Jehangir Ratanji Dadabhoy Tata, besser bekannt unter JRD Tata, der den Konzern insgesamt 53 Jahre leitete, rief die Tata
Airlines Aviation 1932 als Luftpostunternehmen ins Leben, die dann den regelmäßigen Posttransport zwischen Madras und
Karatschi aufnahm. Der begeisterte Pilot
und Namensgeber der Gesellschaft startete höchstpersönlich mit einer de Havilland
D.H.80 Puss Moth zum ersten Flug auf dem
alten Drigh Road Airport in Karatschi.
Nach der Namensänderung in Air India im
Jahre 1946 blieb die Fluglinie nur noch bis
1953 im Besitz von Tata. Unter der Regierung von Jawaharlal Nehru wurde die Airline verstaatlicht und das, obwohl sich JRD
Tata mit ganzem Herzen gegen die willkürliche Maßnahme wehrte.
Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg startete
Tata Chemicals mit der Produktion chemischer Stoffe und 1942 wurde die erste und
bis dato auch einzige Brom-Fabrikationsstätte Indiens gegründet. Bis heute ist Tata
Chemicals einer der wichtigsten Profitbringer des gesamten Konzerns. Unter anderem werden auch Lebensmittel wie Salz
hergestellt.
Überall, wo man
Geld verdienen kann
„Ich bin Unternehmer und
Dienstleister aus Überzeugung.
Ein roter Faden zieht sich durch mein Leben:
Dingen, die ich gerne tue, lasse ich umgehend
geschäftliche Aktivitäten folgen.“
HANS RUDOLF WÖHRL
Multi-Unternehmer
Referent zum Thema „Haudegen der Wirtschaft“
.........................................
Weitere Referenten beim
G E R MAN ECONOM IC FOR U M
LUKASZ GADOWSKI // Spreadshirt AG
RENÉ OBERMANN // Deutsche Telekom AG
HANS WALL // Wall AG
PROF. DR. HERMANN SIMON // Autor und Berater
PAUL BREITNER // Fußballberater
Am Ende des Zweiten Weltkriegs wurden
von der Tata Engineering and Locomotive
Co. Ltd. die ersten Fahrzeuge und Lokomotiven gebaut. 1954 schloss man eine Kooperation mit der Daimler Benz AG, die
eine Produktion von Lastwagen vorsah.
Die heutige Daimler AG ist nach eigenen
Angaben mit knapp 7% an Tata beteiligt
und wird diese nach einer Meldung des
Stuttgarter Unternehmens aus dem Januar
2008 auch aufrechterhalten. 1995 baute
Tata in Indien in einem Joint Venture den
Mercedes-Benz E220 für den einheimischen Markt und nach vielen Jahren Fahrzeugbau im Bereich von Lkws wurde 1998
das erste, rein indische Automobil, der Tata
Indica, vorgestellt. Vorrangig bedient Tata
Motors im Fahrzeugbau die Segmente
Lastkraftwagen und Omnibusse. 2005 wurde mit Fiat ein Joint Venture zum Vertrieb
von Pkws der italienischen Marke geschlossen und die Münchner Knorr Bremse ist Partner der Tata Autocomp Systems
Ltd., einen Bremsenhersteller für Nutzfahrzeuge.
Die Aufzählung der unterschiedlichsten
Unternehmensbereiche von Tata könnte
fast endlos fortgesetzt werden. Es gibt fast
nichts, in dem sich Tata nicht bewegt und
profitabel wirkt: Software und Versicherung, Kreditkarte und Telekommunikation, Uhren und Bücher – Tata ist überall
vertreten, wo Geld zu verdienen ist.
Deutsche Firmen sind
Zulieferer für das Billigauto
Bekannt wurde Tata in den vergangenen
Monaten international durch die Präsentation des billigsten Kleinwagens der Welt,
dem Nano. Das Auto verfügt über eine Minimalausstattung wie Scheibenwischer
und Spiegel, hat aber keine elektrischen
Fensterheber und schon gar keine Klimaanlage. „Die Entwicklung ist ein Meilenstein“, wird Konzern-Chef Ratan Naval
Tata zitiert. Der Wagen werde in seiner einfachsten Ausführung tatsächlich nur
100 000 Rupien kosten, wenn er in der
zweiten Hälfte des Jahres bei den Händlern
steht. 100 000 Rupien entsprechen etwa
1 700 Euro, aber Europäer, die sich solch
ein Auto in die Garage stellen wollen, werden enttäuscht sein. Aufgrund fehlender
Sicherheitsmerkmale würde der Nano, der
eher einem Kugelfisch gleicht, keine Zulassung auf europäischen Straßen bekommen.
Freuen dürfen sich aber deutsche Unternehmen, wenn der Nano tatsächlich im
westbengalischen Singur gebaut wird. Von
Bosch stammen die Einspritztechnik,
Bremssysteme und Teile der Autoelektrik,
Freudenberg liefert die Motoraufhängung,
ZF Friedrichshafen die Spurstangen und
Sekurit sämtliche Scheiben.
Mehr Auto verspricht allerdings der Kauf
von Jaguar und Land Rover, der vor kurzem
die Weltpresse mit Schlagzeilen versorgte.
Die britischen Nobelmarken wandern somit in die Hand eines Unternehmens in
einem Land, das ehemals Kronkolonie des
imperialistisch ausgerichteten Vereinten
Königreichs war. Ironie des Schicksals? Der
Konzernchef Ratan Tata beteuerte in einer
ersten Verlautbarung, dass man sehr erfreut sei, dass die beiden Traditionsmarken Bestandteil des Automobilgeschäfts
werden. Weiter betonte er, dass das reiche
Erbe erhalten werden soll und dass die
Mitarbeiter von Jaguar und Land Rover
weiterhin das Geschehen bestimmen dürfen.
Das war für den Moment der letzte große Einkauf des weltweit geachteten Unternehmens, weitere Zukäufe sind in jedem
Fall zu erwarten. Hoch geschätzt ist Tata im
Stammland nicht nur als wichtiger Arbeitgeber, sondern vor allem auch durch seine
Leitsprüche, die nicht nur auf dem Papier
stehen: Integrität, Verständnis, Vortrefflichkeit, Einheit und Verantwortung. Die allzeit
und seit Gründung gelebten Leitmotive
spiegeln sich auch in der hohen sozialen
Verantwortung des Konzerns gegenüber
seinem Land wider. Die Förderung der Bildung gehört dazu genauso wie Hilfsprojekte und Gesundheitsvorsorge. So ist Tata
ein grundsolides Unternehmen mit festen
Wertvorstellungen und Grundsätzen, die
so manch anderem Global Player auch gut
stehen würden.
und mehr ...
GERMAN ECONOMIC FORUM: Plenum // Workshops // Netzwerkabend // Ideenwerkstatt
26. + 27. Mai 2008 // Kongresshaus Garmisch-Partenkirchen // Thema: Deutschland – Unternehmerland
Weitere Informationen und Anmeldung unter www.germaneconomicforum.de
..........................................................................................................................................
Medienpartner
Das Fünf-Sterne-Hotel Taj Mahal Palace, Indiens erstes Luxushotel, gehört zur
Tata-Gruppe.
INDUSTRIE & MÄRKTE
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
5
EADS is back
Zum Marktführer
Mit Porsche an die Weltspitze
Handlungsbedarf
Auf dem Weg zu einem normalen Unternehmen:
EADS hat einiges aus der Vergangenheit bereinigt
und für die Zukunft vorgesorgt.
Seite 6
Der Oldenburger Fotofinisher CeWe Color hat
den Übergang von der analogen zur digitalen
Fotografie mit Erfolg vollzogen.
Seite 7
Der Volkswagen-Konzern will mit dem neuen Aktionär im Rücken die großen US-Autokonzerne
und Toyota ein- und überholen.
Seite 8
ABB Deutschland-Chef P. Smits befürchtet Engpässe in der Stromversorgung wegen fehlender
Netzkapazitäten und Ersatzkraftwerke. Seite 10
Trotz Absatzrekord neue Strategie
BMW | Der Münchner Premiumhersteller stellt sich dem Klimaschutz wie kaum ein anderes Automobilunternehmen
VON ULRICH KIRSTEIN
D
er BMW-Vorstandsvorsitzende Dr.
Norbert Reithofer hakte 2007 als
„ein gutes Geschäftsjahr“ ab mit
immerhin einem neuen Absatzrekord aller
drei Marken BMW, Mini und Rolls-Royce
auf insgesamt mehr als 1,5 Mio. Fahrzeuge.
Als Hauptursache für die starke Nachfrage
nach den Premiummodellen aus dem
Hause BMW nannte Reithofer die „hohe
Begehrlichkeit all unserer drei Marken“.
Der Konzernumsatz einschließlich der
Finanzdienstleistungen stieg um 14,3% auf
56,018 Mrd. Euro. Das Konzernergebnis
blieb mit 3,87 Mrd. Euro zwar um 6,1% unter dem Vorjahreswert, doch der war geprägt von einem einmaligen Sondereffekt
aufgrund der Umtauschanleihe an der
Rolls-Royce plc. London, der allein 372
Mio. Euro (Buchgewinn) in die Kasse von
BMW gespült hatte. Bereinigt um diesen
Betrag lag das Vorsteuerergebnis leicht
über dem Vorjahresniveau. Erstmals lag
der Jahresüberschuss mit 3,134 Mrd. Euro
über der magischen Grenze von 3 Mrd.
Euro – hier hatten sich positive Effekte aus
der Unternehmenssteuerreform niedergeschlagen. Profitieren sollen von den guten
Kennzahlen auch die Aktionäre, denen
eine Dividende in Höhe von 1,06 Euro
(plus 51%) winken soll.
Trotzdem erinnerte Reithofer an die großen Herausforderungen, vor denen BMW
stehe. Er nannte hier vor allem die verschärfte Emissionsgesetzgebung in einzelnen Regionen der Welt, aber auch die stetig
steigenden Rohstoffpreise. Auch der an-
Auch ein Zeichen des Erfolges: Die neue BMW Welt in München ist Ausdruck für das Selbstbewusstsein des bayerischen
Autobauers, der hier auch zum ersten Mal die Bilanz-Pressekonferenz abhielt.
Foto: BMW AG
haltend schwache Dollar trifft BMW gerade wegen des Erfolges in Nordamerika besonders stark. Reithofer geht jedoch davon
aus, dass die Position von BMW sich in
Amerika langfristig verbessere, da BMW
„umweltfreundliche Premiumangebote“
liefern könne. BMW habe sich dem Thema
Klimaschutz gestellt „wie kein anderer Automobilhersteller“ und sich bereits seit
2000 intensiv mit Verbrauchsreduzierung
auseinandergesetzt. Im Durchschnitt, so
Reithofer, habe BMW in den letzten Jahren
mehrere 100 Mio. Euro pro Jahr in umweltfreundliche Technologien investiert.
Reithofer betonte jedoch, dass es in den
nächsten Jahrzehnten zum Auto keine Alternative gebe.
Trotz der großen Erfolge der Vergangenheit hat sich BMW eine strategische Neuausrichtung unter dem Titel Number One
verpasst. Auf den Säulen Wachstum, Zukunft gestalten, Profitabilität und Zugang
zu Technologien und Kunden fußt das anspruchsvolle Programm. Reithofer nannte
als Beispiel EfficientDynamics. Mit diesem
kraftstoffsparenden System wurden 2007
450 000 Fahrzeuge verkauft, in diesem Jahr
sollen es 700 000 BMWs und 130 000 Minis
werden. Damit werden BMW-Kunden in
diesem Jahr gegenüber 2005 insgesamt 150
Mio. Liter Kraftstoff einsparen und 373 000
Tonnen weniger CO2 verbrauchen. Von
1995 bis 2008 soll der CO2-Verbrauch der
Flotte um 25% gesenkt worden sein. Im
nächsten Jahr soll der erste BMW-Hybrid
kommen, doch Reithofer wies darauf hin,
dass schon heute ein BMW-Diesel mit
Hybrid-Autos konkurrieren könne: So emittiere ein Mini Cooper Diesel genau so viel
oder so wenig CO2 wie ein Toyota Prius.
Deutlich verbessern will Reithofer aber
auch die Profitabilität von BMW. Bis 2012
soll die Kapitaleffizienz deutlich optimiert
werden, denn gerade ein Premiumhersteller sollte auch bei der Rendite überdurchschnittlich abschneiden. Schon 2007 habe
das Produktionsnetzwerk Effizienzverbesserungen von über 10% erzielt, trotz 16
neuer Modellanläufe. Für die kommenden
Jahre setzte Reithofer ein Produktivitätsziel von 7% bis 8% – bisher lag es bei 5%.
Gerade beim größten Kostenblock der Materialkosten sei noch Potenzial vorhanden.
Für 2008 will Reithofer trotz möglicher
negativer Effekte wie der hohen Rohstoffpreise und der USA-Kreditkrise einen neuen Höchstwert beim Automobilabsatz aller
drei Marken erreichen. BMW will außerdem
weiterhin die Nummer eins als weltweit führender Anbieter von Premiumautomobilen
bleiben. Das Konzernergebnis vor Steuern
soll über dem Vorjahr liegen – bereinigt um
den Sondereffekt aus der Rolls-Royce-Umtauschanleihe von 2007. Auch die Ergebnisqualität soll sich verbessern, bis 2012
soll ein ROCE von 26% im Segment Automobile und eine Umsatzrendite zwischen
8% und 10% erreicht werden.
uk
Verdienter Erfolg durch die richtige Strategie
Salzgitter | Die Stahlkocher profitieren vom weltweiten Nachfrageboom nach Rohren,Trägern und Flachstahl
V
oller Selbstbewusstsein präsentierten der Vorstandsvorsitzende Dr.
Wolfgang Leese und sein Finanzvorstand Dr. Heinz Jörg Fuhrmann die Zahlen
ihres Unternehmens, des Stahlkonzerns
Salzgitter AG. Grund genug hatten sie
dazu, denn die beiden haben in den letzten Jahren ganz offensichtlich alles richtig
gemacht und die Weichen des erst 1998
aus der Preussag (wieder) herausgelösten
Konzerns optimal gestellt. Denn die damals von vielen Seiten misstrauisch beäugte Übernahme der MannesmannröhrenWerke AG im Jahr 2000 und das beharrliche Festhalten an Stahlträgern bilden heute einen soliden Grundstock für das
Wachstum.
So glänzt das Unternehmen nun mit Rekordwerten beim Umsatz – mit 10,19 Mrd.
Euro legte der Außenumsatz um 21% zu –
und Ergebnis, denn das EBIT lag mit 1,314
Mrd. Euro zwar unter dem Vorjahreswert
von 1,510 Mrd. Euro, aber 2006 hatte der
Verkauf der Vallourec-Beteiligung allein
907 Mio. Euro in die Kasse gespült. Der
Blättern im voluminösen Geschäftsbericht: Vorstandsvorsitzender Dr. Wolfgang
Leese (links) und Finanzvorstand Dr. Heinz Jörg Fuhrmann.
Foto: Salzgitter AG
ROCE aus dem industriellen Geschäft erreichte 2007 den Wert von 46,9%. Finanzvorstand Fuhrmann kommentierte dies als
Beitrag Salzgitters zum Olympischen Jahr!
Unter den Teilbereichen des Unternehmens trug Stahl mit 749,4 (433,8) Mio. Euro
zum Ergebnis bei, Röhren mit 302,5 (262,9)
Mio. Euro, der Handel mit 212,5 (200,9)
Mio. Euro und der neue Bereich Technologie mit 5,1 Mio. Euro. Insgesamt sind bei
der Salzgitter AG inzwischen liquide Mittel
von 2,1 Mrd. Euro aufgelaufen – eine wohl-
gefüllte Kriegskasse also. Salzgitter will
aber „das Pulver trocken halten“, außerdem stemmt der Konzern gerade ein umfangreiches Investitionsprogramm, das
auch finanziert werden will.
So beträgt das Volumen für das Projekt
„Stahl 2012“ an den Standorten Salzgitter
und Ilsenburg allein 350 Mio. Euro und
„Peine 2010“ am dortigen Standort noch
einmal rund 400 Mio. Euro. Durch diese
Investitionsmaßnahmen sollen einerseits
die Kapazitäten erhöht, andererseits aber
auch die Flexibilität gesteigert werden, um
besser auf die Stahlzyklen reagieren zu
können. Zum Dritten soll auch der Zukauf
von Fremdmaterial der Unternehmensbereiche Stahl und Röhren durch eigene Produktion reduziert werden. Durch eine neue und
innovative Produktionsanlage der Bandgusstechnologie („Belt Strip Technology“) in Peine soll außerdem Stahl in einer bisher noch
nicht erreichten Güte und geringen Dicke erzeugt werden, der den sukzessiven Einstieg in
neue Märkte erlauben soll. Hier liegt das Investitionsvolumen bei über 35 Mio. Euro.
Auch der neu aufgebaute Technologiebereich der Klöckner-Werke AG mit ihren
Abfüllmaschinen trug – obwohl erst zur
Jahreshälfte bilanziert – mit 665 Mio. Euro
zum Gesamtumsatz bei und entwickelt
sich gut. Hier hat Salzgitter durch den Zukauf der SIG Beverages das Produktionsprogramm außerdem noch abgerundet.
Für 2008 geben Leese und Fuhrmann einen gewohnt vorsichtigen Ausblick, wollen aber ein „nennenswertes Wachstum“
des Konzerns erreichen, das zur Hälfte
durch die ganzjährige Einbeziehung der
Gesellschaften der Klöckner-Gruppe getragen werden soll. Der operative Gewinn vor
Steuern soll im hohen dreistelligen Millionenbereich liegen, also zwischen 800 Mio.
Euro und 900 Mio. Euro. Für 2009 wagen
die Vorstände keine Prognose, denn bei
Flachstahl habe es zum Beispiel noch im
November 2007 düster ausgesehen und
schon im Februar 2008 habe sich das Blatt
völlig gewendet, die Preise seien in nur
zwei Monaten auf den internationalen
Spot-Märkten um ein Drittel gestiegen. uk
PERSONALIEN.
Die Deutsche Bank, Frankfurt, hat ihren Vorstand mit Stefan Krause verstärkt. Krause war seit 2002 Vorstandsmitglied bei der BMW AG und
dort für das Ressort Finanzen verantwortlich, seit September für Vertrieb
und Marketing. Bei der Deutschen
Bank soll Krause im September 2008
das Finanzressort von Anthony Di
Iorio übernehmen, der dann in den
Ruhestand tritt.
Dr. Ulrich Mössner, Geschäftsführer
der Bayerngas GmbH, München,
wechselt am 30. Juni 2008 in den Ruhestand. Zu seinem Nachfolger wurde
Marc Hall von den Gesellschaftern bestellt. Hall leitete bei RWE im Gasbereich die Unternehmensentwicklung,
das Beteiligungsmanagement und die
Akquisition, zuletzt war er für die internationale Erdgasbeschaffung und LNG
verantwortlich.
Der Aufsichtsratsvorsitzende der SüdChemie AG, Dr. Dietrich Schulz, beendet am 30. Mai 2008 seine Tätigkeit
nach mehr als 30 Jahren im Aufsichtsrat des Münchner SpezialchemieUnternehmens.
Die EverQ GmbH, Bitterfeld-Wolfen, hat
mit Jörg Baumheuer einen neuen
Chief Operating Officer in die Geschäftsleitung übernommen. Baumheuer verantwortet die Bereiche Produktion, Material- und Produktionsplanung, Qualitätsmanagement und Instandhaltung.
Der Aufsichtsrat der Kölnische Rückversicherungs-Gesellschaft AG hat
Adalbert Bader mit Wirkung zum 1.
März 2008 in den Vorstand berufen.
Bader ist seit 1988 bei der Kölnischen
Rück tätig, seit 2002 ist er dort Chief
Financial Officer. Im Vorstand verantwortet Bader das Ressort Finanzen,
Controlling und Kapitalanlagen.
Die Deutsche Post World Net, Bonn,
hat ihren Logistikbereich in die zwei
Einheiten Supply Chain unter Leitung
von Bruce Edwards und Global Forwarding and Freight unter Hermann
Ude geteilt. Beide gehören damit dem
Konzernvorstand an.
Heinrich Weiss, Vorsitzender der Geschäftsführung der SMS Group, Düsseldorf, wurde auf der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung der größten ausländischen Kaufmannschaft in
Russland zum neuen Präsidenten gewählt. Die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer vertritt die Interessen russischer und deutscher Unternehmen und fördert den Dialog zwischen Wirtschaft und Politik auf beiden
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INDUSTRIE & MÄRKTE
6 WirtschaftsKurier
Endlich ein ganz normales Unternehmen
APRIL 2008
Trendwende zur Profitabilität
Beru | Nach der Übernahme durch BorgWarner
EADS | Aus den Turbulenzen?
D
ie vielleicht bemerkenswertesten
Äußerungen entfielen dem CEO
von EADS, Louis Gallois, bei der
Bilanzpräsentation in Paris eher nebenbei.
Er betonte nämlich in einem Nebensatz,
dass bei EADS nun mehr und mehr im
Team gearbeitet werde, was gewisse Rückschlüsse auf die bisherige Zusammenarbeit in dem Multinationen-Konzern zulässt. Außerdem gab er zu, dass EADS 2007
erstmals als „ganz normale Firma“ arbeiten konnte! In der Rückschau auf die Turbulenzen um Airbus (Verzögerungen beim
A380 und beim Militärtransporter A400M)
betonte Gallois: „Wir haben für die Zukunft gesorgt und wir haben einiges aus
der Vergangenheit bereinigt.“ „EADS is
back“, rief Gallois den versammelten Journalisten aus aller Welt zu.
EADS is back – aber das
Ergebnis ist noch rot
Wie sehr EADS tatsächlich „back“ ist, können die aktuellen Zahlen allerdings nicht
unisono belegen: Immerhin, der Auftragseingang verdoppelte sich auf über 136
Mrd. Euro, doch der Umsatz hat um 1%
auf 39,123 Mrd. Euro abgenommen, während das EBIT von 399 Mio. Euro auf 52
Mio. Euro einbrach. Allerdings müssten
hier noch 30 Mio. Euro für 2006 abgezogen
werden aufgrund einer unterschiedlichen
Konsolidierung von MBDA. Als Hauptgründe für den Rückgang nannte Finanzvorstand Hans Peter Ring die konzernwei-
verlaufen, so Gallois. Bisher habe EADS bereits Tankerbestellungen aus Australien,
Großbritannien, Saudi Arabien und den
Vereinigten Arabischen Emiraten erhalten.
Der Gewinn aus dem US-Tankerauftrag
wird allerdings laut Gallois erst in der
nächsten Dekade bei EADS auflaufen.
Europa muss auch in der
Raumfahrt Präsenz zeigen
Gab den Weg in die Zukunft vor: EADS-Chef Louis Gallois. Der europäische Luftund Raumfahrtkonzern will wieder positive Zahlen schreiben.
Foto: EADS
ten Kosten aufgrund der Verzögerungen
beim A400M-Programm, die Kosten des
Restrukturierungsprogramms Power8 und
den schwachen US-Dollar. Positiv zum Ergebnis trugen vermehrte Airbus-Auslieferungen und das starke Hubschrauber-, Verteidigungs- und Raumfahrtgeschäft bei.
Das Konzernergebnis drehte von 99 Mio.
Euro auf minus 446 Mio. Euro. Der Free
Cashflow vor Kundenfinanzierungen kletterte dafür von 869 Mio. Euro auf 3,426
Mrd. Euro. Insofern will EADS aufgrund
der Verkaufserfolge und der Finanzkraft
des Unternehmens trotz des eingefahrenen Verlustes eine Dividende in Höhe von
0,12 Euro je Aktie bezahlen. Dies geschehe
„als eine Geste der Anerkennung für die
Loyalität der Aktionäre“ und setze ein
deutliches Zeichen der Zuversicht, so Finanzvorstand Ring.
Zu den Highlights des Jahres 2008 zählte
Gallois den Auftrag des US-Verteidigungsministeriums an EADS und Northrop
Grummann über bis zu 179 Tankflugzeuge
in Höhe von 35 Mrd. US-Dollar. Der Beschwerde des – als Favoriten geltenden –
Konkurrenten Boeing bei der zuständigen
US-Behörde räumte Gallois wenig Chancen ein. Das Auswahlverfahren sei „besonders transparent, professionell und fair“
Für 2008 erwartet Gallois etwa 470 AirbusAuslieferungen und rund 700 Flugzeugbestellungen. Der Umsatz soll damit über 40
Mrd. Euro erreichen und das EBIT wieder
auf 1,8 Mrd. Euro klettern. Allerdings müssen langfristig alle Divisions ihre Kosten in
den Griff bekommen. „Ich akzeptiere die
jetzige Situation nicht“, drohte Gallois.
Jede Division habe ihre genauen Ziele, die
erreicht werden müssen. Im letzten Jahr
seien aber die wichtigen Weichen gestellt
worden und EADS sei effizienter und globaler aufgestellt und damit besser gewappnet gegen die Schwankungen auf den internationalen Flugzeugmärkten.
Zuletzt machte sich Gallois emphatisch
für eine europäische Raumfahrt stark,
Europa dürfe nicht hinter Asien zurückbleiben. „Warum stemmt Europa eigentlich kein eigenes Mars-Projekt“, fragte Gallois eher rhetorisch und mahnte, dass
Europa an der Eroberung des Weltalls beteiligt sein sollte. Für seinen eigenen Konzern rief Gallois 2008 als das Jahr der
Raumfahrt aus.
uk
Internationaler Baudienstleister
Hochtief | Mehr Konzerngewinn, aber rote Zahlen in Deutschland
D
eutschlands Bau-Vorzeigekonzern
Hochtief hat im vergangenen Jahr
die Erfahrungen zahlreicher deutscher Konzerne geteilt: Insgesamt stiegen
Umsatz, Aufträge und Konzerngewinn,
doch der nur im eigenen Land operierende
Konzernteil schrieb dagegen klare rote
Zahlen. Konkret: Insgesamt wuchs der
Auftragseingang um 14,5% auf 23,5 Mrd.
Euro, die Leistung steigerte sich um über
12% auf 18,8 Mrd. Euro und der Konzerngewinn übertraf mit 140,7 (89) Mio. Euro
sogar deutlich die eigenen Vorgaben. An
diesem Ergebnis waren alle Konzernbereiche beteiligt, nur die für das deutsche
Hochtief-Baugeschäft verantwortliche
Construction Services Europe machte einen Vorsteuerverlust von 149,4 Mio. Euro.
Das Ergebnis je Aktie erhöhte sich von 1,37
Euro auf 2,07 Euro. Anlass genug für den
Vorstand, eine Dividendenerhöhung von
1,10 Euro auf 1,30 Euro vorzuschlagen. Mit
dieser Ausschüttung, die sich insgesamt
auf 91 Mio. Euro addiert, hat Hochtief in
den vergangenen fünf Jahren ihre Ausschüttung an die Aktionäre um jährlich
knapp 19% erhöht. Im Einklang mit Aufträgen und Leistungen verzeichneten die
Umsatzerlöse ein Plus von 6,4% und stiegen auf 16,5 Mrd. Euro.
Aus dem vor zehn Jahren noch klassischen Baukonzern hat sich bis heute ein
internationaler Baudienstleister entwickelt, der mit seinen Bereichen Bau,
Dienstleistungen, Konzessionen und Betrieb alle Lebensbereiche von Infrastrukturprojekten und Immobilien abdeckt. Da
die derzeitige Struktur von Hochtief nicht
die modernen Realitäten abdeckt, wird
Konzernchef Dr. Herbert Lütkestratkötter
das Unternehmen neu gliedern. Künftig
gibt es sechs Unternehmensbereiche
(Amerika, Asia-Pacific, Concessions,
Europe, Real Estate und Services). Dabei
werden in Concessions alle Airport-Aktivitäten zusammengefasst, die allein durch
mehrere Zukäufe im vergangenen Jahr
kräftig gewachsen sind. Die zahlreichen
Infrastrukturprojekte und die Immobilienverwaltung werden unter dem Oberbegriff
Real Estate zusammengefasst.
Zurück zu 2007: Hochtief scheint wie ande-
re Bauunternehmen auch von einer boomartig gestiegenen Nachfrage nach Hochbau-Leistungen überrascht worden zu sein.
Da jedoch gleichzeitig unerwartet die Baumaterialien kräftig teurer geworden sind
und diese Preiserhöhungen nicht ganz an
den Kunden weitergegeben werden konnten, wirkten sich die Aufträge letztlich
nicht besonders positiv auf die Rendite
aus. Daraus will der Konzern nun Konsequenzen ziehen, sagte Lütkestratkötter,
und künftig bei Auftragsannahmen mehr
nachrechnen und wählerischer sein. Diese
für die Konzernführung wenig schmeichelhafte Situation hatte bereits zur Folge, dass
im vergangenen Jahr das Hochbau-Geschäft
in Deutschland neu strukturiert wurde.
Erschließung viel
versprechender Geschäftsfelder
Durch verschiedene Übernahmen im vergangenen Jahr hat der Konzern zukunftsträchtige Geschäftsfelder, wie Lütkestratkötter es nannte, gezielt erschlossen. Dazu
gehört der Kauf der Dresdner Bank-Immobilientochter Aurelis Real Estate, die künf-
tig zum führenden Asset-Manager aufsteigen soll und sich vor allem auf die Entwicklung innerstädtischer Quartiere spezialisiert. Von Vattenfall wurde das Energy
Management übernommen und mit den
Property-Management-Aktivitäten der Allianz-Immobilien und der Deutsche BankTochter RREEF in die neue Gesellschaft
Hochtief Property Management integriert.
Im Ausland war der Essener Konzern aktiv
mit der Übernahme des Flughafens Budapest sowie mehreren Neuaufträgen bei
PPP-Unternehmen (Public Private Partnerships). Durch den Kauf des US-TiefbauUnternehmens Flatiron Construction
Corp. schaffte Hochtief den Sprung unter
die Top Ten des boomenden amerikanischen
Verkehrsbau-Bereichs. Durch verschiedene
Beteiligungen wie Devine in Australien oder
Al Habtoor Engineering in der Golfregion
wuchs Hochtief auch im asiatisch-pazifischen Raum. Für 2008 erwartet der Konzern
wieder Aufträge auf hohem Niveau, aber unter dem des Vorjahres, eine nochmalige Verbesserung des Umsatzes und ein Vorsteuerergebnis auf Vorjahreshöhe.
law
N
ach der Übernahme durch den
amerikanischen Automobilzuliefer-Konzern BorgWarner hofft das
vor allem für Glüh- und Zündkerzen bekannte Traditionsunternehmen Beru AG
auf eine nachhaltige Rückkehr zu wieder
profitablem Wachstum: „Im Vorjahr haben
wir den Tiefpunkt der rückläufigen Margenentwicklung erreicht“, so der seit Oktober 2007 amtierende Beru-Vorstandsvorsitzende, Dr.-Ing. Thomas Waldhier. „Wir
gehen aber davon aus, dass wir 2008 die
Trendwende schaffen und schon 2009 mit
Mit neuen Produkten – wie einer Glühkerze mit Drucksensor – will Beru den Umsatz ankurbeln.
Foto: Beru
neuen Produkten und innovativen Technologien eine deutliche Verbesserung des Ergebnisses erzielen werden.“ 2007 wuchs
der Umsatz zwar um 2,6% auf 451 Mio.
Euro – das Betriebsergebnis (vor Steuern)
sank jedoch um 21,6% auf 44,3 Mio. Euro.
2008 habe „schon besser angefangen als
2007 gewesen ist“, begründete Waldhier
seinen Optimismus. Das Programm zur
Optimierung der weltweiten Produktionsstandorte und der Organisationsstrukturen beginne zu greifen. Die nie zurück gefahrenen Investitionen in Forschung und
Entwicklung schlügen sich in wachsenden
Absatzzahlen neuer Beru-Produkte nieder.
Die für die Beru-Unternehmensführung
enttäuschende Ertragsentwicklung des
Vorjahres erklärte der Vorstandsvorsitzende mit „wachsendem Preisdruck“ durch
Konkurrenten und Abnehmer, dem Kursverfall des US-Dollars und Absatzproblemen der Automobilindustrie auf Teilmärkten – vor allem in den USA. Auch die Anlaufkosten des Restrukturierungsprogramms schlugen im Geschäftsjahr mit
rund 4 Mio. Euro zu Buche.
Die von Waldhier genannten Faktoren finden auch in den Zahlen der einzelnen Geschäftsfelder und Absatzregionen ihren
unmittelbaren Niederschlag: So ging 2007
der Umsatz im traditionellen Beru-Kerngeschäft „Dieselkaltstart-Technologie“ (Glühkerzen und Systeme) um 7,9% auf 166,9
Mio. Euro zurück. Hier hofft Beru aber auf
eine deutliche Erholung durch die Markteinführung neuer Produkte – etwa einer
„Drucksensor-Glühkerze“, die einen wesentlichen Beitrag zur Abgasschadstoff-Reduzierung und zur Kraftstoffverbrauchseinsparung in der Startphase des Motors
2008 sollen Gewinne auch im Inland fließen
D
Jahres und die Zuversicht für das laufende
Jahr bezog Bodner freilich nur auf Bautätigkeiten im Ausland, auf die Sparte der
Technischen Dienstleistungen und auf den
Bereich Betreiberprojekte. Der Inlandsbau
bleibe – auch 2008 – „ein weiter schwieriger Markt“. 2007 hatte Bilfinger Berger im
Inlands-Hochbau nur ein „ausgeglichenes
Ergebnis erzielt“ – sprich: keinen Gewinn
gemacht. Für das laufende Jahr rechnet das
Unternehmen freilich auch im Inland wieder mit der „Erwirtschaftung positiver Ergebnisse“.
Trotz Finanzkrise robuste
Baukonjunktur im Ausland
Auf den meisten Auslandsmärkten, in denen Bilfinger Berger tätig ist, gebe es dagegen – trotz der durch die Finanzmarktkrise
ausgelösten Unsicherheiten und Kreditbeschaffungserschwernisse – eine „robuste
Baukonjunktur“, betonte Bodner.
Keinen Zweifel ließ der Bilfinger BergerVorstandsvorsitzende an der Absicht, den
Bereich der Dienstleistungen, der schon
jetzt mehr als ein Drittel zum Konzernumsatz beiträgt, konsequent als „weniger von
konjunkturellen Wechseln abhängige Säule“ weiterzuentwickeln. Dabei denkt Bodner auch an Zukäufe von Know-how und
von etablierten Unternehmen. Unter Hinweis auf den 2007 auf knapp 800 Mio. Euro
gewachsenen Umfang der liquiden Mittel
meinte Bodner: „Wir wollen weiter wachsen – sowohl organisch als auch durch Akquisitionen.“
In Börsenkreisen gehandelte Mutmaßungen, Bilfinger Berger wolle sich langfristig aus dem Baugeschäft zurückziehen,
bezeichnete Bodner als falsch: „Wir stehen
unverändert zu unserem Baugeschäft.“
Auch für die Geschäftsfelder der Technischen Dienstleistungen und der Betreiber-
Der Kicking Horse Pass in Kanada
wurde im Rahmen eines Betreibermodells realisiert.
Foto: Bilfinger Berger
projekte sei der Bau häufig die Basis – und
der Schlüssel des Zugangs zu Kunden und
Partnern. Ausgelöst wurden die Spekulationen durch die Ankündigung des Konzerns, die beiden Sparten Hochbau und Ingenieurbau in rechtlich selbstständige Tochtergesellschaften des Konzerns zu überführen. Bodner bezeichnete diesen Umbau,
der noch von der Hauptversammlung am
21. Mai gebilligt werden muss, als „rein
strukturelle Maßnahme“. Auch die „Nähe
der Konzernführung zum Baugeschäft“
werde dadurch nicht beeinträchtigt.
Die Strategie der Konzentration auf ambitionierte – und lohnende – Projekte bestätigt auch ein Blick auf die gegenwärtig
laufenden und geplanten Vorhaben: Größtes Inlandsprojekt ist der Bau einer UBahnstrecke in Düsseldorf – Auftragswert:
300 Mio. Euro. In Frankreich ist Bilfinger
Berger mit umfangreichen Erd- und Ingenieurbauarbeiten am Ausbau des TGVSchienennetzes beteiligt. In Schweden hat
das Unternehmen den Auftrag zum Bau eines Tunnels für die Nordumfahrung von
Stockholm erhalten. In Doha am Persischen Golf baut Bilfinger Berger für rund 1
Mrd. Euro einen kompletten Stadtteil –
„Barwa City“ – für 20 000 Einwohner. Die
Fertigstellung der großen Brückenbauwerke „Trois-Bassins“ und „Saint-Paul“ ist
2008 und 2009 geplant. 30 Kilometer vor
der Westküste Dänemarks errichtet Bilfinger Berger derzeit in der Nordsee die Fundamente für 91 Windkraftanlagen.
Der Dienstleistungsbereich von Bilfinger
Berger profitiert derzeit vor allem auch von
einer wachsenden Nachfrage nach Maßnahmen zur Wirkungsgradsteigerung und
Emissionsminderung von Kraftwerken. Bei
einer Reihe von Entwicklungsprojekten arbeitet Bilfinger Berger auch daran, den
CO2-Ausstoß von Kraftwerken zu reduzieren. Das noch junge Geschäftsfeld Betreiberprojekte umfasste Ende 2007 18 Projekte in sehr verschiedenen Entwicklungsstadien und von sehr unterschiedlicher Art:
Zu den spektakulärsten Vorhaben gehört
die Ende August 2007 in Kanada eröffnete
Schnellstraße über den Kicking Horse Pass.
Der 26 Kilometer lange Streckenabschnitt
des Trans-Canada Highway in den Rocky
Mountains verbindet die Provinzen British
Columbia und Alberta. Bilfinger Berger
trug die Verantwortung für Finanzierung,
Planung und Bau. Während einer 23-jährigen Betriebsphase stellt das Unternehmen
gegen festes Entgelt des Staates die Verfügbarkeit der Schnellstraße sicher.
kw
das neue Reifendruck-Kontrollsystem TSS
(Tire Safety System). Der TSS-Umsatz
wuchs im Vorjahr um 56% auf 72,6 Mio.
Euro. Neue Entwicklungen der Beru-Sensortechnik stehen vor der Marktreife.
Sehr unterschiedlich haben sich die Absätze in den verschiedenen Weltregionen
entwickelt. So stiegen die Umsätze im Heimatmarkt Deutschland um 17,6% auf 161,2
Mio. Euro. Die Umsätze im übrigen Europa
sanken um 10% auf 187 Mio. Euro – was allerdings vor allem eine Folge einer Umstellung der Lieferkette nach Asien war. Entsprechend stark wuchsen die Umsätze in
Asien um 25,6% auf 48,6 Mio. Euro.
Spürbar erleichtert und positiv äußerte
sich Waldhier zur Übernahme der Beru AG
durch das amerikanische Zuliefererunternehmen BorgWarner: „Das ist eine langfristige strategische Beteiligung, keine bloße Finanzbeteiligung“, so der Beru-Vorstandsvorsitzende. Beide Unternehmen ergänzten sich in vielen Bereichen und
könnten „in dieser strategischen Partnerschaft erheblichen Nutzen von den möglichen Synergien“ schöpfen.
BorgWarner, seit 2005 Aktionär bei
Beru, hat derzeit 82% der Beru-Aktien erworben – angestrebt werde aber eine
100%-Übernahme. Am 17. März 2008 wurde
ein „Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag“ zwischen der Beru AG und der
BorgWarner Germany GmbH unterzeichnet.
Den übrigen Aktionären soll jetzt ein alternatives Angebot einer Barabfindung (71,32 Euro
pro Aktie) oder einer jährlichen Ausgleichszahlung (4,73 Euro pro Aktie) unterbreitet
werden. Dieses Verfahren bedarf allerdings noch der Zustimmung der Hauptversammlung am 21. Mai 2008.
kw
Nachhaltige Gesundung
Dürr | Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft
Bilfinger Berger | Deutschlands zweitgrößter Baukonzern sucht sich weltweit die besten Aufträge aus
eutschlands zweitgrößter Baukonzern (nach Hochtief), die Bilfinger
Berger AG, Mannheim, kann sich
weltweit die Aufträge aussuchen: „Die
hohe Nachfrage ermöglicht eine gezielte
Auswahl neuer Projekte unter Renditeund Risikogesichtspunkten“, erklärte der
Vorstandsvorsitzende Herbert Bodner bei
der Erläuterung des Geschäftsberichts
2007. Profitables Wachstum erzielt Bilfinger Berger inzwischen vor allem auch in
den Geschäftsfeldern Technische Dienstleistungen und Betreiberprojekte.
Die „konsequente Auftragsselektion“
schlage sich auch in den Unternehmenszahlen des Jahres 2007 nieder, so Bodner,
„unser Ergebnis ist wieder stärker gestiegen als die Leistung“. In der Tat: Das Betriebsergebnis (vor Zinsen, Steuern und
Abschreibungen) wuchs 2007 um 34% auf
242 Mio. Euro, das Nettoergebnis sogar um
46% auf 134 Mio. Euro. Die Summe der Lieferungen und Leistungen nahm dagegen
„nur“ um 16% auf 9,2 Mrd. Euro zu. Bestätigt sieht sich die Bilfinger Berger-Konzernführung in ihrer Strategie der gezielten
Auswahl von Projekten auch durch die Auftragsentwicklung: So lag das Volumen der
Auftragseingänge im Vorjahr mit 11,3 Mrd.
Euro um 13% über dem Volumen des Jahres 2006. Der Auftragsbestand lag Ende Dezember 2007 mit 10,8 Mrd. Euro um 23%
über dem Niveau des Jahresendes 2006.
Für 2008 äußerte sich der Bilfinger Berger-Chef – nach Art des Hauses – vorsichtig: „Ein so starker Sprung wie 2007 wird
wohl nicht erneut gelingen“, meinte Bodner unter Hinweis auf Unsicherheiten über
die weltweite wirtschaftliche Entwicklung.
Bilfinger Berger werde aber 2008 weiter zulegen – und erneut werde „das Ergebnis etwas stärker steigen als die Leistung“.
Die positive Bewertung des vergangenen
leisten soll. Von Mitte 2008 an soll diese
neue Technologie in die Serienproduktion
gehen. Die Zündungstechnik hat sich mit
einem Umsatzplus von 6,6% auf 130 Mio.
Euro positiv entwickelt – was Beru vor allem der wachsenden Nachfrage nach anspruchsvollen Zündspulen verdankt.
Stärkste Wachstumsimpulse erhielt Beru
2007 in dem noch vergleichsweise jungen
Geschäftsfeld „Elektronik und Sensorik“:
Hier nahm der Umsatz um 13,2% auf 153,7
Mio. Euro zu. Mehr als 50% des Umsatzes
in diesem Bereich entfielen im Vorjahr auf
N
ach mehrjähriger Restrukturierung
kann der Stuttgarter Maschinenund Anlagenbauer Dürr AG für
2007 – erstmals nach fünf Jahren – wieder
eine Dividende ausschütten. Das vor allem
für seine Lackier- und Montageanlagen in
der Automobilindustrie bekannte Unternehmen hat die Trendwende aber nicht
nur durch Sanierung, sondern auch durch
eine aktive Erschließung neuer Geschäftsfelder geschafft: So liefert Dürr die Lackiertechnik für das indische Billigauto „Tata
Nano“ und das russische VW-Werk in Kaluga. Auch mit Airbus und anderen Flugzeugherstellern ist Dürr jetzt im Geschäft –
oder steht zumindest in Verhandlungen.
„Dürr ist wieder ein gesundes Unternehmen – mit guten Zukunftsperspektiven“,
freute sich Ralf Dieter, der Vorstandsvorsitzende der mehrheitlich der Familie des
früheren Deutschen Bahn-Chefs, Heinz
Dürr, gehörenden Dürr AG. Die Potenziale
des Unternehmens seien „bei weitem noch
nicht ausgeschöpft“.
Handarbeit billiger als Roboter
Gute Chancen für profitables Wachstum
sieht Dieter zum einen im weltweiten Automobilbau, wo – neben der Errichtung
von Neuanlagen zum Bau billiger Autos –
auch ein Modernisierungsschub in bestehenden Werken anstehe. Dabei komme
Dürr ein sehr flexibles Konzept der Kombination von Komponenten zugute. Als Beispiel nannte Dieter Montage- und Lackiersysteme, die Dürr für das indische Billigauto „Tata Nano“ entwickelt habe. Diese Anlagen seien – ohne Qualitätsabstriche an
der Lackierungsqualität – rund 30% billiger
ausgefallen als Anlagen für europäische
oder amerikanische Autowerke. Der Hintergrund: Eingespart wurden automatisierte Transportsysteme und Roboter – zugunsten von deutlich mehr „Handarbeit“,
die in Indien immer noch wirtschaftlicher
sei als der Einsatz aufwändiger Technik.
Umgekehrt komme es bei der Modernisierung von Werken in Europa und Amerika
vor allem auf den Einsatz intelligenter
Steuerungstechnik und automatisierter
Produktionsabläufe an.
Neben der Werbung um neue Aufträge
und um weitere Kundschaft in der Automobilindustrie – 90% der Umsätze macht
Dürr bislang in dieser Branche – arbeitet
der Anlagenbauer aber auch intensiv an
der Verbreiterung der Basis der Produkte
und deren möglicher Abnehmer. Bekannt
waren bislang Dürr-Lösungen für den Maschinenbau, die Chemie- und Pharmaindustrie. Jetzt will Dürr auch in der Flugzeugindustrie landen: „Wir sind derzeit mit
praktisch allen Flugzeugherstellern im Gespräch“, berichtete der Vorstandsvorsitzende.
Dass die – von Dürr auch in den vergangenen Jahren nie verschleierte – Krise
nachhaltig überwunden ist, belegen die
Zahlen 2007: Der Umsatz wuchs um 8,5%
auf knapp 1,5 Mrd. Euro. Die Auftragseingänge stiegen sogar um 22% auf knapp 1,8
Mrd. Euro. 2007 brachte Dürr aber auch
einen regelrechten Schub in der Profitabilität: Der Jahresüberschuss hat sich auf 22
Mio. Euro verdreifacht. Dieses Ergebnis
werden auch die Dürr-Aktionäre zu spüren
bekommen: Sie sollen erstmals nach fünf
Jahren wieder eine Dividende (40 Cent pro
Aktie) erhalten.
Aufgrund der guten Auftragsentwicklung
erwartet Dürr-Chef Dieter auch für 2008
eine Fortsetzung der Aufwärtsentwicklung:
Die Umsätze sollen um „5% bis 10%“
wachsen. Die Umsatzrendite soll von 3,8%
(2007) auf 5% (2008) steigen. Bis 2010
nannte Dieter als Ziele ein jährliches Umsatzwachstum von „durchschnittlich rund
5%“ und eine Umsatzrendite von 6%. kw
INDUSTRIE & MÄRKTE
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
Erfolgreiche Strategie
Singapur als Tor nach Asien
Wacker Chemie | Starke Präsenz in Asien
Lanxess | Ein ertragsstarker Chemiekonzern nach nur drei Jahren
W
(376) Mio. Euro ausgewiesen. Ohne diese
Sondereinflüsse hätte es sehr deutlich über
dem jetzt ausgewiesenen Konzernergebnis
von 112 Mio. Euro gelegen, berichtete Heitmann. Die Aktionäre profitieren von dem
Erfolg mit einer von 25 Cent auf einen Euro
angehobenen Dividende. Dieser Sprung
nach oben sei bewusst vollzogen worden,
so Heitmann, um „die neu gewonnene Ertragsstärke zum Ausdruck zu bringen“.
Dazu gehört auch, dass Lanxess keine Geschäfte mehr mit einer Umsatzrendite unter 5% abschließen will. Insgesamt hatte
im vergangenen Jahr die EBITDA-Marge
die 10%-Marke überschritten. Wann die
bei den Mitbewerbern von Heitmann geschätzte Rendite von 12,5% erreicht wird,
sei nur noch eine Frage der Zeit. Im Plan
befinde sich auch die Rückführung der
Nettofinanzverschuldung, die im vergangenen Jahr um 51 Mio. Euro oder 10% auf
460 Mio. Euro sank.
ir sind stolz“, „Wir haben den
Turnaround geschafft“ und „Der
umfangreichste Transformationsprozess in der Geschichte der deutschen Chemieindustrie ist bewältigt“: Mit
diesen Aussagen fasste Dr. Axel Heitmann,
Vorstandsvorsitzender von Lanxess, Leverkusen, die ersten drei Jahre als selbstständiges Unternehmen zusammen. 2005 noch
war das Spezialchemie-Unternehmen bei
Bayer ein mehr ungeliebter Teilkonzern,
bevor er als eigenständiges Unternehmen
an die Börse entlassen wurde. Heute ist
Lanxess nach seiner völligen Umstrukturierung ein an den Finanzmärkten angesehener und von Analysten vielfach empfohlener Wert.
Größte Investitionsphase
in der kurzen Firmengeschichte
Nach Entlassungen im vierstelligen Bereich in der Startphase präsentiert Lanxess
jetzt sichere Arbeitsplätze und schickt sich
nun an, die größte Investitionsphase in der
kurzen Unternehmensgeschichte anzupacken. In Asia-Pacific fuhren die Leverkusener zweistellige Wachstumsraten ein, der
Umsatzanteil dieser Region erhöhte sich
auf über 18% und entsprechend werden in
Singapur 400 Mio. Euro gestemmt, um bis
2011 das modernste Kautschukwerk der
Welt zu bauen. Bis zu 100 000 Tonnen Butylkautschuk für die Reifenherstellung sollen dann produziert werden. In Brasilien
wird im zweiten Quartal dieses Jahres der
börsennotierte Chemiekonzern Petroflex
zu einem voraussichtlichen Preis von 198
Mio. Euro übernommen. In Deutschland
sollen bis Ende des kommenden Jahres 400
Blue-Chip-Unternehmen
kaufen Anteile
Dr. Axel Heitmann erläutert den großen Schritt, den Lanxess seit der Ausgründung von Bayer vor drei Jahren als selbstständiges Spezialchemie-Unternehmen
vollzogen hat.
Foto: Lanxess
Mio. Euro investiert werden, davon allein
150 Mio. Euro im laufenden Jahr. „Dieser
Standort spielt bei unseren Investitionen
eine entscheidende Rolle“, kommentierte
Heitmann.
Das ist auch Heitmanns Strategie. Lanxess soll weiter wachsen, aus eigener Kraft,
aber auch durch Akquisitionen. Basis dazu
sind die operativen Erfolge, denn mittlerweile bleiben von dem Umsatz von 6,1
Mrd. Euro ein EBITDA von 719 (675) Mio.
Euro und ein EBIT vor Sondereinflüssen
von 472 (421) Mio. Euro übrig. Nach Sonderaufwendungen, die vor allem aus dem
Verkauf des Bereichs Lustran Polymers resultieren, wird für 2007 ein EBIT von 215
7
Die Erfolge lassen sich bei Lanxess auch in
der Aktionärsstruktur nachvollziehen. Seit
dem die drei führenden Ratingagenturen
die Bonität des Leverkusener Unternehmens mit BBB und Baa2 bewerten, haben
sich auch langfristig orientierte Blue-ChipAnleger wie Axa, Barclays oder Dodge &
Cox für eine Übernahme der Aktien in ihr
Portfolio entschieden. Trotz einer erwarteten Abschwächung der amerikanischen
Märkte ist Heitmann für 2008 „verhalten
optimistisch“, da er auf die Wachstumsdynamik in Osteuropa, Asien und Lateinamerika setzt.
law
D
ie Münchner Wacker Chemie AG
konnte im vergangenen Jahr bei
Umsatz und Ergebnis neue Rekordmarken erzielen, und das trotz erhöhter Rohstoffpreise und erheblicher Währungseffekte aufgrund des starken Euro.
Während der Umsatz um 13% auf 3,78
Mrd. Euro kletterte, legte das Ergebnis vor
Zinsen, Steuern und Abschreibungen
(EBITDA) um 27% auf 1,002 Mrd. Euro zu.
Das Konzernergebnis nach Steuern beträgt
422 (311) Mio. Euro.
„Die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres sind ein klarer Beleg für die
operative Stärke des Konzerns“, so PeterAlexander Wacker, der Vorstandsvorsitzende des Konzerns. Er betonte auch, dass die
strategische Ausrichtung von Wacker stimme – immerhin erwirtschaftet das Chemieunternehmen 81% des Umsatzes oder
3,06 Mrd. Euro im Ausland. „Der Ausbau
unserer Produktionskapazitäten und unsere starke Präsenz in den Wachstumsmärkten Asiens sind für uns die wesentlichen Voraussetzungen, um unseren Erfolgskurs 2008 weiter fortzusetzen“, so der
Unternehmenschef.
Allein 2007 kletterten die Investitionen
der Münchner um ein Drittel auf 699 Mio.
Euro. Wesentliche Mittel flossen dabei in
die Joint Ventures mit Samsung Electronics
und Schott Solar. Bezogen auf den Jahresumsatz betrug die Investitionsquote von
Wacker 18%! In Forschung und Entwicklung steckte Wacker außerdem noch einmal 152,5 Mio. Euro.
Wacker investiert jedoch nicht nur im
Ausland, sondern etwa auch im heimischen Burghausen in den Geschäftsbereich
Wacker Polysilicon. Hier sollen die Kapazi-
täten für polykristallines Reinstsilicium
weiter ausgebaut werden, um den stark
steigenden Bedarf aus der Solarindustrie
und der Halbleiterproduktion zu decken.
Bis Ende 2010 soll die Produktionskapazität am Standort Burghausen von derzeit
10 000 Jahrestonnen auf 22 000 Jahrestonnen mehr als verdoppelt werden.
Schon im Oktober 2007 hatte Wacker zusammen mit der Schott Solar GmbH zwei
Gemeinschaftsunternehmen zur Produktion und zum Vertrieb von Siliciumwafern
gegründet. In den kommenden Jahren wollen Wacker und Schott gemeinsam in die
Standorte Jena in Thüringen und Alzenau
in Bayern rund 370 Mio. Euro investieren.
Bereits in diesem Jahr sollen dort Wafer mit
einer Gesamtkapazität von 120 Megawatt
produziert werden. Bis 2012 soll jährlich
ein Gigawatt erreicht werden.
Noch im ersten Halbjahr 2008 soll außerdem die Serienproduktion im Gemeinschaftsunternehmen mit Samsung
Electronics in Singapur für 300-Millimeter-Siliciumwafer hochgefahren werden.
Bis Ende 2010 soll das Joint Venture eine
Kapazität von monatlich rund 300 000 Wafern erreichen. Insgesamt investieren
Wacker und Samsung in Singapur rund
1 Mrd. US-Dollar.
Vom Erfolg Wackers sollen auch die Aktionäre profitieren mit einer Dividende von
2,25 Euro. Diese entspricht damit allerdings nur der vorgesehenen Mindestausschüttungsquote von 25% des Konzernergebnisses. 2008 will Wacker den Umsatz
um deutlich mehr als 10% steigern und das
EBITDA soll weiter zunehmen. Die Investitionen sollen sich 2008 auf rund 1 Mrd.
Euro belaufen.
uk
Europäischer Marktführer in der digitalen Fotografie
CeWe Color | Ein Unternehmen geht seinen Weg
E
verbesserte Warenpräsentationen, erweiterte Produktionskapazitäten und lohnende Firmenakquisitionen gesteckt
werden. Alles mit dem Ziel, die Marktposition des im Prime Standard der
Deutschen Börse gehandelten Unternehmens weiter zu stärken beziehungsweise auszubauen.
s ist fast ein „American Dream“, die
Geschichte von Europas größtem Fotofinisher, der CeWe Color Holding AG
mit Sitz in Oldenburg: 1961 übernahm Senator h.c. Heinz Neumüller das Stammhaus
seines Schwiegervaters Carl Wöltje, dessen
Initialen CW im Übrigen den Namen prägen, und baute nach bescheidenen Anfängen 1964 ein Labor mit 4 000 Quadratmetern
Produktionsfläche. Von da an war der wirtschaftliche Aufstieg und der enorme Erfolg
des ehemals kleinen Fotoladens nicht mehr
aufzuhalten.
Der Kunde gestaltet sich
seine eigene Fotowelt
Rasche Expansion
ins Ausland
Die Historie des Oldenburger Unternehmens ist tatsächlich von Senator h.c. Neumüller geprägt, der CeWe Color zum führenden europäischen Foto-Dienstleister
geführt hat. In den benachbarten Niederlanden werden 1971 die ersten Aktivitäten
begonnen, danach folgen Frankreich und
Belgien. In den 80er Jahren werden Österreich und Dänemark in die Vertriebsstruktur eingebaut und nachdem 1992 die Firmengruppe unter dem Dach der CeWe
Color Holding AG neu strukturiert und in
Tschechien eine Verkaufsniederlassung
eröffnet wurde, führte Hubert Rothärmel,
der heute als Aufsichtsratsvorsitzender tätig ist, das Unternehmen 1993 erfolgreich
an die Börse.
Die Öffnung des ehemaligen Ostblocks
bescherte CeWe Color in den 90er Jahren
weitere Märkte, unter anderem Polen, die
Slowakei und Ungarn. Diese Expansionen
wurden vor allem mit der Übernahme bestehender Labors bewältigt. 1999 beteiligte sich CeWe Color mit 63% mehrheitlich
ABGEWEHRT
In den vergangenen beiden Jahren
hatte die CeWe Color AG eine intensive Auseinandersetzung mit einzelnen
Investoren um den New Yorker Hedgefonds M2 Capital (heute MarCap
Investors), die kreditfinanzierte Sonderausschüttungen in der Höhe von
37 Mio. Euro bis 120 Mio. Euro und einen Austausch des Managements einforderten. Der Hedgefonds war 2005
bei CeWe eingestiegen und hatte sich
Anfang 2006 für eine Sonderdividende
ausgesprochen, die jedoch auf einer
außerordentlichen Aufsichtsratssitzung abgelehnt wurde.
Schließlich eskalierte die Situation
auf der Hauptversammlung am 26.
April 2007, als die US-Investoren mit
Gegenanträgen die Entlastung des
Vorstands zu verhindern suchten,
vier eigene Kandidaten für den Aufsichtsrat vorschlugen und drei Vorstandsmitgliedern das Vertrauen entziehen wollten. Die Mitglieder der HV
nahmen jedoch alle Vorschläge des
amtierenden Vorstands und Aufsichtsrats an und wehrten die Anträge der
US-Investoren ab. Anfang April zogen
sich MarCap Investors nun von CeWe
zurück und veräußerten ihre Anteile in
Höhe von 10,3% komplett.
uk
Die ganze Welt des Foto-Finishing: die Zentrale von CeWe Color in Oldenburg, die Fotoentwicklung und das Digilab (obere Reihe), Nachbestellung, Prozesskontrolle und Logistik (untere Reihe).
Fotos: CeWe Color
an der norwegischen Foto-Fachhandelskette Japan Photo – ein Meilenstein für
das Geschäft in Nordeuropa.
Zu diesem Zeitpunkt wurde von der Unternehmensführung erkannt, dass die digitale Fotografie immer mehr Einfluss erhält und man reagierte mit der Einführung
neuer Produkte aus diesem neuartigen
Segment. Innerhalb weniger Jahre erfuhr
die gesamte Foto- und Entwicklungsindustrie einen extremen Einbruch, verantwortlich dafür natürlich die immer besser
werdenden und vor allem preiswerten Digitalkameras.
Wurden in den 90er Jahren in Deutschland jährlich rund 4 Mio. Analogkameras
verkauft, so waren dies 2007 gerade noch
250 000 Stück. Dagegen steht ein Absatz
von knapp 8 Mio. Digitalkameras im gleichen Jahr und damit eine Durchdringung
der Haushalte mit diesen Produkten von
nahezu 60%. Gleichermaßen wurden weniger Filme verkauft, 2001 waren es immerhin noch 187 Mio., 2007 nur noch 41
Mio. Diesen erheblichen Rückgang konnte CeWe Color mit der Entwicklung eines
digitalen Produkt- und Dienstleistungsgeschäfts abfedern.
Bei den Handelspartnern wurden unter
anderem DigiFoto-Maker, ein Orderterminal für Digitalfotos von CeWe Color, installiert, bei denen der Verbraucher seine
Speicherkarten einführt und seine Bildbestellungen durchführt. Dabei werden die
Bilddaten und der Bestellwunsch auf CD
gebrannt, die künftig als Speichermedium
dient. Bei dieser Variante kann die Speicherkarte sofort wieder verwendet werden. Eine weitere Möglichkeit ist die Abgabe der Speicherkarte in einer Fototasche,
wobei dieser Bestellweg immer mehr zu-
nimmt, da die Speichermedien immer
preiswerter angeboten werden. Last but
not least brennen die Kunden die zu bestellenden Fotos selbst auf CD und geben
sie zum Entwickeln im nächsten Geschäft
ab. Auch das Internet ist nicht zu vergessen. Über 41% aller Digitalfoto-Bestellungen werden über das Internet in Auftrag
geben. Die Fotobestellungen werden aber
schwerpunktmäßig im Geschäft abgeholt.
Zu den rund 60 000 Handelspartnern,
die sich auf 24 europäische Länder verteilen und die täglich von über 1 300 externen Kurierfahrern beliefert werden, gehören Unternehmen wie zum Beispiel Media
Markt, Saturn, DM Drogeriemärkte,
Schlecker, Real und Karstadt. Reine Internet-Händler sind unter anderem T-Online, AOL, Yahoo, Google und Vodafone.
Als Fotofachhändler stehen Photo Porst,
Ringfoto, Photo Station, Koch und Hamer
als Partner an der Seite von CeWe Color.
Hohe Investitionen in
Forschung & Entwicklung
Der Vertriebsweg Internet wird für die Oldenburger immer wichtiger und dies
lohnt auch die hohen Investitionen in diesen Bereich. Allein 65 Mitarbeiter verantworten die Forschungs- und Entwicklungsabteilung, die 2006 mit einem Gesamtbudget von 9,5 Mio. Euro ausgestattet war. Im vergangenen Jahr wurde F&E
(Internet) nochmals um 20 Mitarbeiter
aufgestockt. Unterstützt von MarketingExperten wurde unter anderem das Fotobuch mit großem Erfolg in den Märkten
positioniert.
Dr. Rolf Hollander, Vorstandsvorsitzender von CeWe Color, betonte bei einer
Roadshow im Herbst 2007, dass in allen an-
deren Unternehmensbereichen weitere
Investitionen getätigt werden: So sollen in
den nächsten fünf Jahren 150 Mio. Euro bis
200 Mio. Euro in Produktentwicklungen,
Das bereits erwähnte CeWe Fotobuch
bescherte dem Oldenburger Unternehmen
reiche Beute. Im Jahr 2007 wurden von diesem individuell herstellbaren Produkt über 1
Mio. verkauft, das sind rund 10% des gesamten Digitalfoto-Umsatzes. Die Gestaltung
wird dem Konsumenten einfach gemacht.
Mit einer Software, die kostenlos aus dem
Internet heruntergeladen werden kann, wird
das Buch mit Fotos und Texten je nach Belieben personalisiert und dann entweder online an den Händler versandt oder auf einer
gebrannten CD zum Laden gebracht. Wenige Tage später erhält der Kunde sein Werk
und muss sich so nicht um das Einkleben
von Fotos in ein Album kümmern. Da beliebig viele Exemplare bestellt werden können,
eignet sich ein Fotobuch von CeWe Color
bestens für Firmenfeiern, Jubiläen, private
Veranstaltungen und sonstige wichtige Ereignisse im Leben.
Einem erwarteten Umsatz von 404 Mio.
Euro steht ein Rückgang von 3% der Gesamtsumme entwickelter Fotos entgegen.
Die im Vergleich zu 2006 leicht erhöhte
Umsatzerwartung kann durch eine Zunahme des Einzelhandelsgeschäftes erreicht
CeWe Color-Chef Dr. Rolf Hollander
präsentiert das neueste und sehr erfolgreiche Produkt aus seinem Unternehmen: das Fotobuch.
werden. Das Ergebnis vor Steuern (EBT)
wird im Gegensatz zum Vorjahr in 2007
von 14,5 Mio. Euro auf 11,8 Mio. Euro sinken. Hohe Restrukturierungskosten und
die auf rund 2,75 Mio. Euro bezifferten
Kosten der Vor- und Nachbereitung der
Hauptversammlung sind für diesen Rückgang verantwortlich.
Da die gesamte Branche in der Mitte des
laufenden Jahres die Talsohle durchschritten sieht, können bereits für 2008 neben höheren Umsätzen auch bessere Ergebnisse
möglich sein. Die CeWe Color AG ist als
Europas Marktführer gut für die Zukunft gerüstet und steht mit einer breiten Distributionsbasis (60 000 Geschäfte), einer führenden Internet-Technologie und einem verkaufsstarken Produktsortiment auf gesunden Beinen.
ds
MAN Aktiengesellschaft
Einladung
Die MAN Aktiengesellschaft, München, lädt ihre Stamm- und Vorzugsaktionäre zur 128. ordentlichen
Hauptversammlung am Freitag, dem 25. April 2008, 10.00 Uhr, in das ICM – Internationales Congress
Center München in 81829 München, Am Messesee 6, Messegelände ein.
Der vollständige Text der Einladung und die Tagesordnung sind im elektronischen Bundesanzeiger vom
13. März 2008 und im Internet (www.man.eu/hauptversammlung) veröffentlicht.
MAN Aktiengesellschaft · Landsberger Straße 110 · 80339 München
Telefon +49. 89. 36098-0 · Fax +49. 89. 36098-68281 · www.man.eu/hauptversammlung
INDUSTRIE & MÄRKTE
8 WirtschaftsKurier
APRIL 2008
Mit Porsche die Weltspitze im Visier
Akquisitionen im Visier
Rheinmetall | Zuwächse bei Umsatz und Ergebnis
VW | Autokonzern will vom vierten auf den ersten Platz weltweit vorrücken
D
er Volkswagen-Konzern hat 2007
bei Auslieferungen, Umsatz und
Ergebnis neue Bestnoten erzielt.
Kein Wunder, dass Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender des größten europäischen Automobilkonzerns, sich in der Jahres-Pressekonferenz des Wolfsburger Autobauers selbstbewusst gab: „Der Volkswagenkonzern greift an, nicht um zweiter
oder dritter zu werden. Wir treten an, um
zu gewinnen“, so der VW-Chef. Ins Visier
haben die Wolfsburger den japanischen
Autohersteller Toyota genommen, der sich
anschickt, General Motors, die bisherige
Nummer eins, weltweit zu überholen. Beide, GM und Toyota, setzten im vergangenen Jahr 9,37 Mio. Fahrzeuge ab. Volkswagen brachte es mit seinen Marken VW,
Audi, Skoda, Seat, Bentley, Lamborghini
und Bugatti auf 6,2 Mio. Fahrzeuge und
liegt damit auf Platz vier der weltweiten
Champions League – hinter Ford. Allerdings
nannte der VW-Chef keinen Zeitpunkt, bis
wann Volkswagen Toyota überflügelt haben will. Konkretes Ziel Winterkorns ist es
aber, 8 Mio. Fahrzeuge bis 2011 zu verkaufen und die Produktivität um rund 10% pro
Jahr zu erhöhen. Die operative Umsatzrendite soll von derzeit 5,6% auf 8% gesteigert
werden. Der Konzern wäre dann so profitabel wie sein Juwel Audi derzeit – aber
noch nicht auf Augenhöhe mit dem Konkurrenten Toyota und auch in Europa erzielen Renault und Mercedes schon heute
operative Margen von über 9%.
Winterkorn setzt bei seinen ehrgeizigen
Plänen auf Porsche. Dessen Aufsichtsrat
hat Anfang März Plänen zu gestimmt, seine Beteiligung am VW-Konzern von derzeit 31% auf über 50% aufzustocken. Winterkorn begrüßte die Entscheidung des
Stuttgarter Sportwagenbauers. Zusammen
mit Porsche habe VW die Chance, in eine
ganz neue Liga vorzustoßen. Eine neue Ära
werde eingeläutet. „Unsere Wettbewerber
wissen um das enorme Potenzial dieser Partnerschaft“, verkündete Winterkorn.
Im Vorgriff auf die Mehrheitsübernahme
durch Porsche soll Wolfgang Porsche –
Chef des Aufsichtsrates der Porsche-Automobil-Holding – als Vertreter des Großaktionärs in der VW-Hauptversammlung am
24. April 2008 in den Aufsichtsrat des Wolfsburger Konzerns gewählt werden. Gleich-
dem schwedischen Lkw-Bauer auf 68,6%
erhöht. Für eine Lkw-Allianz zwischen VW,
MAN und Scania besteht nach Winterkorn
„aktuell aber kein Handlungsbedarf“.
Zur Reform des VW-Tarifsystems kündigte Personalvorstand Horst Neumann
an, Gespräche mit der IG-Metall aufnehmen zu wollen. Ziel sei es, den „Tarif-Flickenteppich“ zu harmonisieren.
Mehr Auslieferungen in diesem
Jahr sorgen für Optimismus
Jahres-Pressekonferenz 2008 im Kundencenter der Autostadt in Wolfsburg: Prof.
Dr. Martin Winterkorn, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG, und die
Auto-Studie Space Up.
Foto: VW
zeitig wird Ex-Siemens-Chef Heinrich von
Pierer sein Mandat im VW-Kontrollorgan
niederlegen. Der VW-Betriebsrat begrüßte
den Vorschlag. Nur kurz ging Winterkorn
auf den Mitbestimmungsstreit zwischen
den beiden Betriebsräten von VW und Porsche ein und mahnte zu einer baldigen
einvernehmlichen Lösung, um die anvisierten Ziele nicht zu gefährden. VW fühlt
sich im Betriebsrat der Porsche-Holding
aufgrund seiner Größe unterrepräsentiert
Die Zukunft liegt in China,
Indien und Russland
Enorme Chancen sieht der VW-Chef insbesondere in den aufstrebenden Automärkten China, Indien und Russland. Winterkorn rechnet mit zweistelligen Zuwachsraten. In Westeuropa werden dagegen stagnierende Neuzulassungen erwartet. Ein
Problem bleibt für VW der nordamerikanische Markt. Dort wird mit einem Verlust
von ca. 400 bis 500 Mio. Euro gerechnet,
nach über 600 Mio. Euro Verlust in 2007 –
wobei das Ergebnis nur zum Teil auf die
Dollarschwäche zurückgeführt wird. Die
Entscheidung über eine neue Fertigungsstätte in den USA will VW im Sommer fällen. Dort sollen anfangs bis zu 150 000
Fahrzeuge produziert werden, die individuell auf die Bedürfnisse des amerikanischen Marktes ausgerichtet werden sollen.
Um bei steigender Produktivität Jobs
im Konzern dauerhaft zu sichern, muss
Volkswagen deutlich mehr Autos verkaufen, so Winterkorn. Aufgrund sinkender
Kosten, besserer Prozesse und einer Modelloffensive geht er davon aus, dass der
Volkswagen-Konzern 2008 die Rekordwerte des vergangenen Jahres bei Auslieferungen, Umsatz und operativem Ergebnis erneut übertreffen wird. Nach aktueller Planung will der Konzern bis 2010 über 20
neue Modelle auf den Markt bringen. Besonders wichtig ist nach Winterkorn dabei
der neue Golf, der im zweiten Halbjahr
2008 kommen soll. Gestärkt werden sollen
zudem Segmente wie SUVs, Vans und
Pickups.
Winterkorn betonte die Chancen nach
der Übernahme des schwedischen LkwHerstellers Scania. VW und Scania würden
ihre Marktchancen gemeinsam noch gezielter nutzen. Winterkorn sicherte Scania
allerdings zu, Firmensitz, Unternehmenskultur und das ureigene Profil beibehalten
zu können. VW hatte kurz vor der Pressekonferenz seinen Stimmrechtsanteil bei
Audi lässt im Tempo nicht nach
Erfolgsstory 2007 | Eindrucksvolle Zahlen und Modelle
ne“ des Hauses, der Supersportwagen
R8, sehr erfolgreich in die Märkte eingeführt. Der TT Roadster steht seit März
2007 erfolgreich bei den Händlern und
mit der „Schönheit auf Rädern“, dem
Audi A5, wurde erfolgreich das Marktsegment Mittelklasse-Coupés besetzt.
Schließlich wurde mit dem RS6 die neue
ultimative Power-Maschine mit 580 PS
vorgestellt.
2007 erwirtschaftete der Volkswagen-Konzern laut Finanzvorstand Pötsch, einen
Umsatz in Höhe von 108,9 Mrd. Euro – ein
Plus von 3,8% gegenüber dem Vorjahr. Das
operative Ergebnis vor Sondereinflüssen
erreichte 6,2 Mrd. Euro – nach 2 Mrd. Euro
in 2006. Jede Marke des Konzerns verbuchte 2007 Zuwächse. Die Pkw-Sparte von VW
verdoppelte ihren operativen Gewinn auf
1,9 Mrd. Euro, erreichte aber nur eine Umsatzrendite von 2,6%. Audi verbesserte sich
um 32% auf 2,7 Mrd. Euro beim operativen
Gewinn und erzielte eine Umsatzrendite
von 8,0%. Skoda brachte es auf 8,9% und
Bentley gar auf 11,3%. Seat schrieb 2007
erstmals wieder schwarze Zahlen: Der Gewinn betrug 8 Mio. Euro nach 159 Mio.
Euro Verlust im Vorjahr. Der Gewinn der
Nutzfahrzeuge kletterte um mehr als das
Doppelte auf 305 Mio. Euro.
Nach Steuern erwirtschaftete der Konzern ein Ergebnis von 4,1 (2,8) Mrd. Euro.
Die Kapitalrendite übertraf mit 9,5 (2,1)%
ihr Ziel von 9%. Mittelfristig strebt der VWKonzern einen Wert von über 10% an. Der
HV soll eine auf 1,80 (1,25) Euro je Stammaktie und eine auf 1,86 (1,31) Euro erhöhte
Dividende vorgeschlagen werden. Mit dieser frohen Botschaft schlug sich die VWAktie bisher ausgezeichnet in einem ansonsten von der Subprime-Krise bestimmten Markt.
In den ersten beiden Monaten 2008 verkaufte der Konzern mit 952 000 Auslieferungen 10,5% mehr Fahrzeuge als im gleichen Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr zeigte sich der VW-Chef optimistisch,
verwies aber darauf, dass es von der globalen Wirtschaftsentwicklung keine Unterstützung geben werde. „Wir bewegen uns
in einem Umfeld, in dem uns nichts geschenkt wird“, so Winterkorn.
heu
Investition in die Zukunft: Audi begrüßt den Ausbildungsjahrgang 2007. Insgesamt begannen 682 junge Menschen ihre Berufsausbildung an den Standorten
Ingolstadt und Neckarsulm.
Fotos: Audi
D
ie Audi AG, Ingolstadt, ist einerseits
ein Paradeunternehmen mit einem
eigenen Unternehmens- und Markenprofil – eben die Audi AG – , andererseits
ist Audi natürlich innerhalb der riesigen VWGruppe nicht nur ein Asset vom Ergebnis
her, sondern auch das Aushängeschild für
die Premiumkompetenz. Wie auch immer,
Audi sieht sich im Segment der Luxusfahrzeuge längst auf Augenhöhe mit den Wettbewerbern mit dem Stern und dem weiß-blauen Propeller. Audi ist stark verbunden mit
dem Anspruch, hochwertige Geschäftsfahrzeuge und leistungsstarke Reiselimousinen
für Privatfahrer anzubieten und dafür haben die Ingolstädter einen Markt – ansonsten hätte das Unternehmen jetzt nicht wieder so eindrucksvolle Geschäftszahlen für
2007 präsentieren können.
Gleichzeitig – siehe weiteren Beitrag auf
dieser Seite – ist Audi Beweis dafür, dass
gewisse Vorschläge der EU-Kommission,
die darauf hinauslaufen würden, großvolumige Fahrzeuge an den Pranger zu stellen,
industriepolitisch nicht nur unsinnig sind;
sie würden auch schlicht und ergreifend
gut bezahlte Arbeitsplätze in Deutschland
in Frage stellen. Weit mehr als eine Million
Arbeitsplätze hängen allein in Deutschland
am Produkt Automobil!
Höchstes Ergebnis in der
Unternehmensgeschichte
Die Erfolgsstory Audi für das Geschäftsjahr
2007 lässt sich mit beeindruckenden Zah-
len unterstreichen: Die Ingolstädter erreichten einen Umsatz von 33,617 Mrd.
Euro und konnten somit um 7,9% gegenüber 2006 zulegen (31,142 Mrd. Euro). Das
Vorsteuerergebnis wurde gar um 49,8% auf
2,915 (1,946) Mrd. Euro gesteigert. Ihren
Stellenwert allgemein hat die Audi AG
durch ihre Investitionskraft (die ja auch
dem Standort Deutschland zugute kam)
mit 2,115 (1,925) Mrd. Euro Investitionen
unterstrichen und schließlich wurden
964 151 (905 188) Fahrzeuge im Berichtszeitraum 2007 an die Kunden ausgeliefert.
Audi-Chef Rupert Stadler war daher bei der
Präsentation des Ergebnisses 2007 auf der
Bilanz-Pressekonferenz voll des Lobes und
sprach vom „bisher höchsten Ergebnis aus
der operativen Geschäftstätigkeit unserer
Unternehmensgeschichte“. Finanzvorstand Axel Strotbek zählt Audi zu den ertragsstärksten Unternehmen im internationalen Automobilgeschäft.
Erfreulicherweise beteiligt der Ingolstädter Konzern auch seine Mitarbeiter
(durchschnittlich 53 347 im Geschäftsjahr
2007 gegenüber 52 297 im Geschäftsjahr
2006) überdurchschnittlich am Erfolg.
Durchschnittlich wird jeder Mitarbeiter zusätzlich zu seinem Entgelt mit einem Betrag von 5 300 Euro jährlich am Erfolg beteiligt.
Unabhängig vom Zahlenwerk hat Audi
seine Modelle auch im Geschäftsjahr 2007
wieder hervorragend am Markt positionieren können. So wurde die „Marken-Iko-
lung. Um vor allem die Marktstellung in
den wachsenden asiatischen Automobilmärkten auszubauen, werden dort die internationalen Entwicklungs-, Vertriebsund Produktionsaktivitäten verstärkt.
Mit einem Umsatzsprung von 22% auf
1,8 Mrd. Euro – davon 65% Auslandsanteil
– schloss der Unternehmensbereich De-
405 neue Schützenpanzer des Typs
Puma soll die Bundeswehr in den
kommenden Jahren von Rheinmetall
erhalten.
Foto: Rheinmetall
fence das vergangene Jahr ab. Sehr deutlich übertraf auch das EBIT mit 160 Mio.
Euro das des Vorjahrs (49 Mio. Euro). Vor
allem habe der Wehrbereich von der Streitkräftetransformation in Deutschland und
in den Partnerländern profitiert. Große Erwartungen setzt Eberhardt auf den indischen Markt, auf dem Rheinmetall bisher
überhaupt nicht präsent ist. Da dieses
Land trotz der noch vorhandenen Armut
breiter Bevölkerungskreise seine Streitkräfte modernisieren will, erhofft sich der Düsseldorfer Konzern namhafte Aufträge. Indien, bisher eher an Russland gebunden,
setzt gegenwärtig wohl mehr auf europäische Technologie in den Bereichen
der Luftabwehr und der Artillerie. Ehe es
jedoch zu Aufträgen für den Düsseldorfer Konzern komme, könnten noch drei
bis fünf Jahre vergehen, meinte Eberhardt.
law
KLIMASCHUTZ
Vorstoß in neue Dimensionen
VON RUPERT STADLER*
HeidelbergCement | Umsatz und Ergebnisse wachsen kräftig
Es ist ganz klar, dass das wichtige
Thema Klimaschutz die gesamte Automobilindustrie stark beschäftigt. Die
anhaltende CO2-Debatte ist aber nicht
immer ein Vorbild an Sachlichkeit. Oft
China und Großbritannien die
erfolgreichsten Auslandsmärkte
Die erfolgreichsten Märkte von Audi sind
neben dem Heimatmarkt Deutschland
(254 014 Auslieferungen) vor allem China
mit 101 996 Auslieferungen und das Vereinigte Königreich mit 100 712 Abnehmern.
Zufrieden ist Audi auch mit seiner italienischen Tochtergesellschaft Lamborghini.
Die große Nachfrage nach den italienischen
Super-Sportwagen sei ungebremst, sagte
Stadler: „2 406 dieser Ausnahme-Fahrzeuge
wurden im Jahr 2007 an Kunden ausgeliefert – ein Wachstum von über 15%.“
Obwohl das ungarische Werk Györ, in
dem mehr als 1,9 Mio. Aggregate die Fließbänder verlassen (das sind 5 500 Motoren
am Tag!), eine weitere Audi-Erfolgsstory
darstellt, bekennt sich Audi auch zum
Standort Deutschland. Stadler wies darauf
hin, dass gerade in Deutschland auch
durch die sehr gute Motivation und Fachkompetenz der Mitarbeiter die hohen Qualitätsansprüche erfüllt werden können. Dabei erreichen die Ingolstädter (in den deutschen Werken sind in Ingolstadt 31 369 und
in Neckarsulm 13 329 Mitarbeiter beschäftigt) Produktivitätssteigerungen von ca.
10% jährlich.
Weitere Werke hat Audi in Ungarn, China, Belgien (Brüssel) und Indien (Aurangabad). Im dortigen Wachstumsmarkt
produziert Audi inzwischen auch den
Audi A6.
Überhaupt, darauf wies auf der BilanzPressekonferenz Vorstandsmitglied Strotbek hin, sei die Region Asien-Pazifik eine
eindrucksvolle Wachstumsregion. Das Automobil – und hier in besonderem Maße
das höherwertige – fasziniert die Menschen nach wie vor in allen Regionen.
Auch die Brüsseler Bürokraten werden daran nichts ändern können, es sei denn, sie
gehen das Risiko ein, dass die Bürger die
Notwendigkeit eines alles bestimmenden
Molochs, EU genannt, immer stärker in
Frage stellen. Man stelle sich vor, die EU
bestimmt und niemand nimmt sie mehr
ernst …
sp
K
urz und schmerzlos – in nicht einmal einer Stunde samt Fragerunde –
präsentierte Klaus Eberhardt, Vorstandschef des Automotive und Rüstungskonzerns Rheinmetall AG, Düsseldorf, das
Vorjahresergebnis des Konzerns. Beide Bereiche schrieben zusammen einen Umsatz
von über 4 Mrd. Euro und erzielten damit
ein Plus von 10%. Diese Entwicklung habe
sich in den ersten Monaten dieses Jahres
fortgesetzt, sodass Eberhardt im laufenden
Jahr die selbst gesetzten Ziele – ein EBIT
zwischen 280 Mio. Euro und 290 Mio. Euro
– erreichen will. Beim weiteren Wachstum
setzt Eberhardt neben der eigenen Unternehmenskraft auch auf Zukäufe und strategische Allianzen. Bereits zum Jahresanfang hatte Rheinmetall die Internationalisierung mit einer Vereinbarung über den
Einstieg als Mehrheitsgesellschafter bei der
südafrikanischen Denel Group vorangetrieben.
Mittlerweile steuert der Geschäftsbereich Automotive 56% und der Bereich
Rheinmetall Defence (Wehrtechnik und
Munition) 44% zum Umsatz bei. Im Einklang mit dem Wachstum ist das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern um 26%
oder 55 Mio. Euro auf 270 Mio. Euro gestiegen. Das Konzernergebnis vor Steuern
kletterte um 30% auf 213 Mio. Euro. Aus
dem Jahresüberschuss von 150 Mio. Euro
(plus 22%) errechnet sich ein Ergebnis je
Aktie von 4,15 (3,41) Euro. Den Aktionären
soll eine um 30 Cent auf 1,30 Euro gestiegene Dividende gezahlt werden. Ein Eigenkapital von über 1 Mrd. Euro sowie eine Eigenkapitalquote von 31% bieten Spielraum
für weitere Investitionen.
Alle Bereiche des Konzerns haben zum
Ergebnis des vorigen Jahres beigetragen,
berichtete Eberhardt. Für den Bereich Automotive übertraf die Kolbenschmidt Pierburg-Gruppe mit einem Geschäftsvolumen von 2,25 Mrd. Euro (plus 3%) die bisherige Bestmarke des Vorjahres, auch das
EBIT lag mit 120 Mio. Euro um 7 Mio. Euro
über dem des Vorjahres. Mit diesem Ergebnis habe die Gruppe ihre Stellung als Technologieführer für Dieselmotoren mit Trend
zu weniger Verbrauch bei gleichzeitig steigender Motorleistung behauptet.
In den wichtigen europäischen Märkten
und in China lag der Umsatzzuwachs jeweils über der regionalen Marktentwick-
wird der Eindruck erweckt, die Automobilindustrie sei für den Löwenanteil
des CO2-Ausstoßes verantwortlich.
Das ist aber nicht der Fall: Die Autos
emittieren rund 12% der gesamten
CO2-Menge in Deutschland. Die Energie- und Wärmegewinnung, die Industrie sowie Privathaushalte machen
über 80% aus. Trotzdem ist das Automobil zu einer Art Symbol für den Klimawandel geworden.
Leider ist auch der Vorschlag der EUKommission – wie der durchschnittliche Grenzwert von 130 Gramm CO2
pro Kilometer erreicht werden soll –
weder zielführend noch akzeptabel.
Denn hier sollen die Hersteller von
Kleinwagen gegenüber Premiumherstellern, also gegenüber den starken
Marken der deutschen Autoindustrie,
klar bevorteilt werden. Unter anderem
durch absurd hohe Strafzahlungen für
die Hersteller größerer Fahrzeuge; das
ist nicht nur industriepolitisch fragwürdig, sondern auch ökologisch kontraproduktiv.
CO2-Grenzwerte müssen sein. Wir
sind uns unserer Verantwortung für
den Klimaschutz bewusst. Aber ich
wünsche mir in Zukunft schon etwas
mehr Vernunft und Augenmaß. Weit
mehr als eine Million Arbeitsplätze
hängen allein hier in Deutschland an
der Automobilindustrie. Die dürfen wir
nicht aus Kurzsichtigkeit aufs Spiel
setzen. Die deutsche Automobilindustrie hat ihre Hausaufgaben in Sachen
Klimaschutz gemacht.
Rupert Stadler ist
Vorstandsvorsitzender der Audi AG.
W
enn bis Mitte dieses Jahres die
Integration des britischen Baustoffherstellers Hanson in den
Konzern HeidelbergCement abgeschlossen
ist, werden Umsatz und Ergebnis 2008
zweistellig wachsen. Für den Umsatz sagt
Vorstandschef Dr. Bernd Scheifele rund 15
(10,8) Mrd. Euro voraus. Auch das operative Ergebnis, das im Geschäftsjahr um 36%
auf 1,8 Mrd. Euro wuchs, soll noch einmal
kräftig gesteigert werden. „Damit werden
wir in neue Dimensionen vordringen“, erklärte Scheifele.
Zu dem stattlichen Ertrag im letzten Jahr
trugen die Verkäufe der Beteiligungen an
Vicat S.A. und Florida Rock Industries wesentlich bei. Allein Vicat brachte ein außerordentliches Ergebnis von 800 Mio.
Euro. Die Umsatzrendite stieg daraufhin
von 11,5% auf 18,2%. Angesichts der Einmaleffekte im Geschäftsjahr wiegt der Gewinnoptimismus des Vorstandes umso
schwerer. Aber auch für 2008 sind wohl
wieder Sondereinnahmen eingeplant. Erst
im März dieses Jahres hat HeidelbergCement den Verkauf der Tochtergesellschaft
Maxit für 2,2 Mrd. Euro abgeschlossen.
Ferner ist auch noch die Trennung vom
Hanson-Tonziegelgeschäft in den USA geplant. Das könnte noch einmal über 300
Mio. Euro Erlös bringen.
Gelassenheit trotz
schwacher US-Konjunktur
Von den wirtschaftlichen Problemen in
den USA wird der deutsche Marktführer
zwar berührt, sieht aber dem recht gelassen entgegen. Der Konzern ist in Nordamerika sehr gut aufgestellt. Der Umsatz stieg
sogar trotz rückläufigem Wohnungsbau
um 31% auf 3,2 Mrd. Euro. Auch wenn man
diese Zahl um den Beitrag von Hanson und
Währungseffekte bereinigt, bleibt noch ein
kleines Plus von 3,1%. Sein Konzern ist
nach Scheifeles Darstellung ohnehin weit
geringer von dem sinkenden Dollarkurs
abhängig als vermutet. Nur rund ein Fünftel des Ergebnisses wird in US-Dollar erzielt. Zudem ist der Vorstand sicher, eine
länger anhaltende Rezession in Amerika
durch wachsende Geschäfte in Osteuropa
und Asien auffangen zu können. Im Raum
Asien-Australien-Afrika-Mittelmeer nahm
der Umsatz im Geschäftsjahr kräftig um
47% auf 1,9 Mrd. Euro zu. Davon entfielen
nur 370 Mio. Euro auf die neue Tochter
Hanson, die seit dem 24. August 2007 erstmals in der Konzernrechnung konsolidiert
wird. Auch im Konzerngebiet Europa-Zentralasien war der Umsatzsprung mit plus
36% auf 5,7 Mrd. Euro sehr deutlich. Da-
von stammen 878 Mio. Euro von Hanson.
Durch den Erwerb dieser Gesellschaft haben sich die HeidelbergCement-Aktivitäten auf Spanien und Israel ausgeweitet.
Auch Großbritannien hat an Bedeutung
gewonnen. „Wir haben aus HeidelbergCement einen global aufgestellten Baustoff-
Nicht ohne Beton: Bauarbeiten am
Mittleren Ring in München mit HeidelbergCement.
Foto: HeidelbergCement
konzern mit weltweit führenden Marktpositionen in den Kerngeschäften Zement
und Zuschlagstoffe sowie im nachgelagerten Transportbeton geformt“, so Scheifele.
Bis 2009 will Scheifele alle Synergien mit
Hanson verwirklichen, die dann auf 400
Mio. Euro jährlich veranschlagt werden.
Mit dem Kauf von Hanson, was 11,7
Mrd. Euro gekostet hat, türmt sich bei HeidelbergCement ein höherer Schuldenberg
auf. Er beläuft sich nach Angaben von Finanzchef Lorenz Näger aktuell auf 12,4
Mrd. Euro und soll bis zum Ende dieses
Jahres auf 11 Mrd. Euro abgebaut werden.
Dabei hilft eine Kapitalerhöhung vom Februar dieses Jahres, die gut eine halbe Mrd.
Euro in die Kassen spülte. Ferner wird auf
einen wieder guten Gewinn in diesem Jahr
und auf Verkaufserlöse gesetzt.
Hauptaktionär ist mit kleiner
Dividendenerhöhung zufrieden
Schließlich wird trotz der Erfolge im Geschäftsjahr die Dividende nur ganz bescheiden um 5 Cent auf 1,30 Euro angehoben. Die Familie von Adolf Merckle, der
fast 80% des Konzerns gehören und die
die jüngste Kapitalerhöhung allein bestritten hat, muss sich also auch mit einer kaum verbesserten Ausschüttung begnügen.
st
INDUSTRIE & MÄRKTE
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
9
Flüssig für mögliche Übernahmen Rekordgewinne im Abonnement
Knorr-Bremse | Familienunternehmen mit Weitblick
Continental | Weltweit zum zweitgrößten Autoelektronik-Anbieter avanciert
D
er promovierte Ingenieur Dr. Raimund Klinkner neigt wahrscheinlich nicht zu überschwänglichen
Äußerungen, trotzdem bezeichnete er das
abgelaufene Geschäftsjahr 2007 für die
Knorr-Bremse AG als „gezeichnet von Bestmarken“. Es sei ein Rekordjahr für das Familienunternehmen gewesen, und das
trotz schwieriger Rahmenbedingungen wie
der anhaltenden Dollarschwäche und dem
Markteinbruch im Nutzfahrzeug-Geschäft
in den USA um 40% aufgrund einer Verschärfung der Abgasnorm. Doch KnorrBremse konnte Umsatzrückgänge in den
USA im Nutzfahrzeug-Bereich durch höhere Umsätze in Asien und Südamerika
kompensieren und so den Umsatz dieses
Geschäftsbereiches konstant halten.
In Summe erzielte Knorr-Bremse Umsätze in Höhe von 3,251 Mrd. Euro (plus
4,2%) und nähert sich damit langsam aber
sicher der mittelfristig angepeilten 4 Mrd.
Euro-Marke. Mit 1,966 (1,968) Mrd. Euro
trägt der Nutzfahrzeug-Bereich 60% zum
Umsatz bei, die Systeme für Schienenfahrzeuge mit 1,304 (1,174) Mrd. Euro 40%. Der
Auftragseingang kletterte überproportional auf 3,767 Mrd. Euro, der Jahresüberschuss erhöhte sich von 185,5 Mio. Euro
auf 197,8 Mio. Euro, womit eine Umsatzrendite von 6,1 (5,9)% erzielt wurde.
Die Wachstumszahlen des Konzerns
spiegeln sich auch in den Mitarbeiterzahlen wider, denn die Belegschaft wurde um
weltweit 7% auf knapp 14 000 Mitarbeiter
erhöht. Dieser Zuwachs spielt sich aber
nicht nur in den Wachstumsländern China,
Indien und Russland ab, sondern auch in
Deutschland, wo im vergangenen Jahr allein knapp 300 neue Mitarbeiter eingestellt
wurden. Nach Klinkner sucht Knorr-Bremse 100 Ingenieure am Standort München,
200 in Deutschland und 600 weltweit! „Die
S
Zu den Highlights des Geschäftsjahres 2007 zählte für Knorr-Bremse die Ausrüstung des russischen Hochgeschwindigkeitszugs Velaro. Hier müssen die Bremssysteme bis zu 40 Grad Kälte und 60 Grad Wärme überstehen. Foto: Knorr-Bremse
Suche nach Talenten ist ein wesentliches
Kriterium für den zukünftigen Erfolg des
Unternehmens“, so Klinkner. Bis 2010 soll
die Belegschaft weltweit auf 15 400 Mitarbeiter hochgefahren werden.
Aufgrund der hervorragenden finanziellen Lage des Unternehmens – die Eigenkapitalquote verbesserte sich von 30% auf
32,6% – stünden dem Unternehmen bis zu
1 Mrd. Euro Mittel zu Akquisitionszwecken
zur Verfügung. Klinkner bremste aber die
Erwartungen nach einer spektakulären
Riesenübernahme und könnte sich eher
mehrere kleine Akquisitionen verteilt über
die nächsten Jahre vorstellen, wobei die
Unternehmen ins Knorr-Spektrum passen
und einen echten Kundenzusatznutzen
versprechen müssten. Schon bisher sei
Knorr-Bremse zu zwei Dritteln aus eigener
Kraft und einem Drittel über Akquisitionen gewachsen, eine Strategie, die Klinkner gerne beibehalten möchte.
Für 2008 rechnen Klinkner und Finanzvorstand Jan Peter Nonnenkamp mit einem Umsatzwachstum mindestens in
Höhe des Vorjahres und einem überproportionalen Ergebnisanstieg. Die Umsätze
der ersten drei Monate dieses Jahres seien
bereits sehr gut gelaufen und erlaubten einen optimistischen Ausblick in die Zukunft
– trotz Subprime-Krise und wohl weiter
steigender Rohstoff- und Energiepreise
samt schwächelndem US-Dollar. Doch der
riesige Wachstumsmarkt China verlangt
nach Infrastruktur gerade im Bereich der
Schienenfahrzeuge und in Europa boomt
die Nutzfahrzeug-Branche weiterhin – gute
Aussichten für Knorr-Bremse.
uk
eit Dezember vergangenen Jahres
sind die Continental AG und Siemens
VDO Automotive ein Haus und sollen
nun auch zu einem Herzen und einer
Seele verwachsen. Die Hannover’sche
Continental ist mit 26 Mrd. Euro Umsatz
zur Nummer fünf im weltweiten Kreis
der Autozulieferer aufgestiegen – fast 10
Mrd. Euro steuert die Siemens-Tochter
bei. VDO ist Spezialist für moderne Motorsysteme, Unterhaltungs- und Navigationstechnik. Damit ist der einstige Reifenbauer Continental weltweit zweitgrößter Anbieter von Autoelektronik – nach Bosch –
und als Zulieferer der Automobilindustrie
breit aufgestellt.
11,4 Mrd. Euro hat Continental-Chef
Manfred Wennemer für die Übernahme
der Regensburger VDO gezahlt. Zwar hat die
Conti schon manch Übernahme gestemmt –
als letzte die Harburger Phoenix-Werke –,
doch so dick war der Brocken noch nie.
Zudem müssen zwei unterschiedliche Unternehmenskulturen zusammengeführt
und aus weltweit 150 000 Mitarbeitern eine
starke Truppe geformt werden.
Megatrends in der
Automobilindustrie
Vor allem aber gilt es Synergien zu heben –
etwa in den Bereichen Einkauf, Verwaltung, Forschung und Entwicklung sowie
im Produktionsbereich. Bisher ging Conti
von Synergieeffekten in einer Größenordnung von 170 Mio. Euro aus. Doch mittlerweile haben sich die Vorteile des Zusammengehens als größer erwiesen, so Wennemer. Bis 2010 sollen „deutlich mehr als
300 Mio. Euro“ an Netto-Synergien erreicht
werden, ließ er auf der Jahres-Pressekonferenz der Continental AG in Hannover
wissen. Dabei wird es nicht ohne Abbau
von Arbeitsplätzen bei VDO gehen. Etwa
Conti-Chef Manfred Wennemer kann
sich nach der VDO-Übernahme über
größere Synergieerlöse freuen als erwartet.
Foto: Continental
2 500 Stellen sollen in Deutschland im Zusammenhang mit der VDO-Übernahme
gestrichen werden, davon etwa 450 in
Wetzlar, wo der Produktionsbereich wegen
fehlender Aufträge geschlossen werden
soll. Der Bereich Forschung und Entwicklung bleibt erhalten. Nach Wennemer geht
es darum, dass alle Standorte wettbewerbsfähig sein müssen. Allerdings will er
von den 18 000 Ingenieuren keinen missen, „bei entsprechend hoher Flexibilität“,
wie er einschränkte. „Wir sind bei den drei
Megatrends der Automobilindustrie – Sicherheit, Nachhaltigkeit und Informationstechnologien – unterwegs, da benötigen
wir jeden hellen Kopf“, so der Conti-Chef.
Verbessern soll sich durch die angekündigten Maßnahmen die Rendite. Während
VDO 2007 nur eine Umsatzrendite in Höhe
von ca. 8% erwirtschaftete, erreichte Conti-
nental allein eine Marge in Höhe von
11,5%, nach 10,8% im Vorjahr. Insgesamt
erzielte die neue Continental eine Umsatzrendite von 10,1% – zu wenig, um den Ansprüchen in der Continental-Welt genügen
zu können. Bis 2010 sollen alle VDO-Geschäftszweige das Conti-Niveau erreicht
haben, verlangte Wennemer.
2007 präsentierte Continental (alt) zum
sechsten Mal in Folge Rekordergebnisse:
Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen
nahm – ohne VDO – um fast 15% auf 1,8
Mrd. Euro zu. Die Kapitalrendite erreichte
20,3% nach 18,7% im Vorjahr. Der Konzernumsatz erhöhte sich um 7,2% auf 15,9
Mrd. Euro. Den höchsten Anteil am Gesamtumsatz erzielte 2007 das Segment
Pkw-Reifen mit 29,5%, gefolgt von Chassis
& Safety (27,6%) und ContiTech (18,2%).
Die VDO-Übernahme trieb die Verschuldung von 1,2 Mrd. Euro Anfang 2007 auf
über 10,8 Mrd. Euro zum Jahresende hoch.
Für Wennemer genießt nun der Schuldenabbau höchste Priorität. Nach Finanzvorstand Alan Hippe ist der Verschuldungsgrad (Gearing Ratio) von 25% in 2006 im
Berichtsjahr auf 158% hochgeschnellt, soll
aber bis 2010 wieder auf 80% bis 100% zurückgeführt werden. Um einen Teil der für
den VDO-Kauf aufgenommenen Kredite
ablösen zu können, plante Conti eine
Hybrid-Anleihe über 1,5 Mrd. Euro. Doch
die gegenwärtig sehr schlechte Lage am
Anleihemarkt vereitelte diese Aktivität.
Das könnte zu einer Rückstufung des Unternehmens durch die Ratingagenturen führen. Um zu sparen, will Wennemer auch die
Dividenden für 2008 und 2009 nicht erhöhen. Für 2007 möchte das Unternehmen unverändert 2 Euro je Aktie bezahlen. Für 2008
kündigte Wennemer an, die Serie der Rekordergebnisse fortsetzen zu wollen, ohne
konkreter zu werden.
heu
In ruhigerem Fahrwasser
Dräger | Vorstand und Aufsichtsrat neu besetzt
M
it weitreichenden Personalentscheidungen hat sich der Lübecker Dräger-Konzern für die Zukunft neu aufgestellt. Das betrifft die Unternehmensbereiche wie den Aufsichtsrat.
Dieser wird auf der Arbeitgeberseite komplett neu besetzt, da bei drei der sechs Mitglieder die Wiederwahl aus Altersgründen
nicht möglich ist und die drei anderen aus
persönlichen Gründen nicht wieder kandidieren.
Auf der Hauptversammlung am 9. Mai
2008 werden daher unter anderem Nikolaus Schweickart, langjähriger Vorstandsvorsitzender der Altana AG, und Klaus Rauscher, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Vattenfall AG, vorgeschlagen. Doch
Konzern deshalb die Hälfte seines Börsenwertes verloren.
In der Umsatzentwicklung sei China
nach wie vor ein extrem wichtiger Markt.
Wobei man die Marktführerschaft nur stabilisieren könne durch die dortige Produktion. „Produktion dort heißt produzieren
dort für China“, so der für die Medizintechnik verantwortlich zeichnende Stefan
Dräger. Auch bedeute das China-Geschäft
keine Verluste von Arbeitsplätzen in
Deutschland. Die lineare Quartalsentwicklung verlaufe im Reich der Mitte sehr gut
und auch das Osteuropa-Geschäft verlaufe
für die Dräger-Medizintechnik hervorragend, zwar auf einem niedrigeren Niveau,
aber mit besten Umsatzergebnissen überhaupt.
Probleme bereiten allein die USA, die
laut Konzernchef Stefan Dräger einen der
schwierigsten Märkte überhaupt darstellen. „Hier sind unsere Vertriebsstrukturen
zu lehrbuchhaft gewesen“, so Dräger. Das
gelte dort auch für den Bereich Sicherheitstechnik. Im Gegensatz zu dem Geschäft
in den USA liefen Mexiko und Südamerika
gut. „Um Steigerungen zu erzielen, braucht
man aber eine Produktion in den USA, und
das wird geschehen“, so Vorstand Jugel.
Wir stecken unsere ganze
Energie in die Zukunft.
Die Sicherheitstechnik ist
besonders konjunkturresistent
Stefan Dräger ist der Vorstandsvorsitzende der Dräger-Gruppe und leitet den
Bereich Medizintechnik.
Foto: Dräger
auch in der operativen Führung ändert
sich einiges: Vom gegenwärtigen Vorstand
scheiden so Prof. Dr. Albert Jugel, seit 1999
Chef und Impulsgeber des Unternehmensbereiches Safety, und Finanzvorstand
Hans-Oskar Sulzer aus. Für sie wurde mit
Wirkung zum 1. April 2008 Dieter Pruss aus
dem eigenen Haus als Vorstand Marketing
und Vertrieb für den Bereich Sicherheitstechnik bestellt. Des Weiteren wird GertHartwig Lescow neuer Finanzvorstand.
Herbert Fehrecke wurde als Leiter des
neu geschaffenen Ressorts Produktion
bestellt.
Wertschöpfungsstufen im
Vorstand abgebildet
Mit diesen Personalentscheidungen „bilden wir die wesentlichen Stufen der Wertschöpfung im Vorstand des Konzerns ab“,
so Konzernchef Stefan Dräger auf der Bilanz-Pressekonferenz am 18. März diesen
Jahres in Lübeck.
Verbunden damit sei die Erwartung,
dass der Konzern nach einer Ende Oktober
herausgegebenen Gewinnwarnung wieder
in ruhigeres Fahrwasser zurückfindet. Sorgenkind sei in diesem Zusammenhang die
Medizintechnik gewesen, wobei nicht das
Produkt, sondern Arbeitsabläufe als defizitär aufgedeckt wurden. Bis heute habe der
Für die Sicherheitstechnik, so Dräger, gelte
insbesondere, dass es sich hier nicht um
eine „normale“ Industrie handele. Denn
kein Staat der Erde könne es sich leisten, in
Sicherheitsfragen im Bergbau schlampig zu
sein und pro Jahr 50 000 Tote in Bergwerken
zu registrieren. Von daher sei die Dräger-Sicherheitstechnik weniger konjunkturabhängig, sie sei eben Technik für das Leben.
So übertraf dieser Konzernbereich mit einer EBIT-Marge von 10,9% erstmals die
10%-Marke. Die Umsätze waren dabei um
8,2% auf 637,5 Mio. Euro geklettert. Im Bereich Medizintechnik war der Umsatz um
2,4% auf 1,209 Mrd. Euro gesunken, die
EBIT-Marge fiel von 9,1% auf 8,6%.
Dräger kündigte für das laufende Jahr
Investitionen in Höhe von 20 Mio. Euro bis
25 Mio. Euro an, besonders „in Innovationskraft, Qualität und Effizienz“. Ziel sei
es unter anderem, die operativen Bereiche
von administrativen Prozessen zu entlasten
und Verbundeffekte besser zu nutzen. „Zusätzlich sollen weiterhin hohe Investitionen
in Forschung und Entwicklung dazu beitragen, mittel- und langfristig ein deutliches
Wachstum zu erreichen“, so Dräger.
Für das laufende Jahr erwartet er einen
leicht steigenden Umsatz. 2007 erzielte
Dräger ein Umsatzplus um 1% auf 1,82
Mrd. Euro und ein stabiles operatives EBIT
von 151,9 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss
war auf 60,8 (73,9) Mio. Euro zurückgegangen. Innovation, Kundennähe, Mitarbeiter
und Qualität seien die wichtigsten Erfolgsfaktoren; besonders Innovation und Kundennähe seien Stärken des Konzerns, so Dräger abschließend. Über die Marktpräsenz
müsse man die Produkte weiter verbessern
und an den Kunden bringen.
moe
Energie braucht Impulse – wir liefern sie mit zahlreichen
Projekten, um Energie noch effizienter zu nutzen. Zum
Beispiel mit dem intelligenten Stromzähler: Er macht Ihren
Verbrauch transparent, hilft gezielt, Energie zu sparen – und
bringt so die Zukunft zu jedem Einzelnen nach Hause.
www.enbw.com
INDUSTRIE & MÄRKTE
10 WirtschaftsKurier
APRIL 2008
Klimadiskussion beflügelt das Neugeschäft
ABB Deutschland | Vorstandsvorsitzender Peter Smits befürchtet Engpässe bei der Stromversorgung
W
2007 ihre Mitarbeiterzahl um 4 000 auf
112 000 erhöht.
Der Wiederaufbau von Stellen ist auch
ein Teil der Antwort auf die wachsende
Bugwelle nicht zeitnah abzuarbeitender
Aufträge. In der Summe lag der Auftragseingang bei ABB in den Jahren 2006 und
2007 um rund 1 Mrd. Euro über dem Umsatz. Das heißt: Der Auftragsbestand wuchs
in zwei Jahren um fast ein Drittel des gegenwärtigen Jahresumsatzes. Noch seien
längere Lieferfristen „kein wirkliches Problem“ für ABB, versicherte Smits. Aber ABB
arbeite mit „großem Nachdruck an einer
entsprechenden Erweiterung unserer Kapazitäten“. Dies gelte nicht nur für den
Personalaufbau, sondern auch für die Erweiterung von Entwicklungs- und Produktionsstätten.
ir laufen auf Engpässe in der
Stromversorgung zu.“ Diese Sorge äußerte Peter Smits, der Vorstandsvorsitzende der ABB AG bei der Erläuterung der Vorjahresergebnisse der
deutschen Tochter des weltweit tätigen
Schweizer Elektrotechnik- und Maschinenbau-Konzerns in Mannheim. Vor allem
die Kapazitäten der überregionalen Stromnetze seien dem steigenden Bedarf und
der Veränderung der Erzeugungsstandorte
nicht mehr lange gewachsen. Das Geschäft
von ABB Deutschland wird von der anhaltenden Diskussion um Klimaschutz und
Verbesserungen der Energieeffizienz offenkundig beflügelt: Die Umsätze des größten
Landesunternehmens in der ABB Group,
das gleichzeitig für die Steuerung der ABBGeschäfte in Zentraleuropa verantwortlich
ist, wuchsen 2007 um rund 23% auf 3,2
Mrd. Euro, die Auftragseingänge um 9,4%
auf 3,6 Mrd. Euro.
Überrascht über Abberufung
von Konzernchef Kindle
2007 brachte die
Beschäftigungswende
Als Ursachen für die wachsende Engpassgefahr in der Stromversorgung nannte
Smits – neben dem nicht ausreichenden
Zubau von Ersatzkraftwerken für Altanlagen – den steigenden Anteil der „verbrauchsfernen Erzeugung“ und eine künftig zunehmende Bedeutung des grenzüberschreitenden Stromtransports. Weder
für den Transport des vor allem in Küstennähe und in zunehmendem Umfang erzeugten Windkraftstroms in die industriellen Ballungsräume noch für die Zuleitung
ausländischen Stroms ins deutsche Netz
seien ausreichende Reserven in den Netzen vorhanden. Der ABB Deutschlandund Europa-Chef: „Da muss bald was geschehen.“
Für sein Unternehmen kann der Belgier
Smits nicht über einen Mangel an Beschäftigung, allenfalls über einen Mangel an
ausreichend qualifiziertem Nachwuchs
ABB Deutschland blickt auf ein sehr erfolgreiches Jahr 2007 zurück und konnte vor allem beim Betriebsergebnis deutlich
zulegen. Im Bild ein Hochspannungs-Transformator im ABB-Prüfstand.
Foto: ABB
klagen: „Derzeit sind bei uns 400 Stellen
frei“, so der Vorstandsvorsitzende der
ABB AG.
Trotz großer Anstrengungen um die interne Personalentwicklung und externe
Neueinstellungen sei es nicht immer möglich, altersbedingt freiwerdende oder
durch wachsende Nachfrage entstehende
neue Stellen zeitnah zu besetzen. Hendrik
Weiler, Finanzvorstand und Arbeitsdirektor
der ABB AG, ergänzte: „Wir sprechen auch
mit 50-jährigen Mitarbeitern darüber,
noch einmal eine neue Laufbahn in einem
anderen Aufgabenfeld zu beginnen.“ In gemeinsamen Projekten mit Hochschulen
und Wirtschaftsverbänden bemühe sich
ABB zudem, das Interesse an technischen
Studiengängen zu fördern.
Immerhin: Nach Jahren des Personalabbaus ermöglichte die starke Zunahme der
Auftragseingänge 2007 auch per Saldo erstmals wieder eine Zunahme der ABB-Belegschaft in Deutschland: „Wir haben die
Beschäftigungswende geschafft“, so Arbeitsdirektor Weiler. Die Zahl der Mitarbeiter sei im Vorjahr um knapp 300 auf 10 643
gestiegen. Weltweit hatte die ABB Group
„Erfreulich“ nannten Smits und Weiler den
Geschäftsverlauf des Vorjahres – und die
Aussichten für das laufende Jahr. 2007 sei
ein „neues Rekordjahr für ABB Deutschland“ gewesen, so der Vorstandsvorsitzende. Noch stärker als Auftragseingänge und
Umsätze sei das Betriebsergebnis gestiegen. Das von ABB genannte Ergebnis vor
Zinsen und Steuern (EBIT) lag mit 308 Mio.
Euro um 57% über dem Niveau des Jahres
2006. Die EBIT-Marge – bezogen auf den
Umsatz – wuchs von 7,5% (2006) auf 9,6%
(2007).
Zu den großen Erfolgen des Vorjahres
zählt der Vorstand der Mannheimer ABB
AG den von Eon erhaltenen Auftrag, den
derzeit größten geplanten Offshore-Windkraftpark „Borkum 2“ bis Mitte 2009 an das
Festland-Stromnetz anzuschließen. Mit einem Volumen von 300 Mio. Euro sei dies
„der größte Inlandsauftrag in der Geschichte der deutschen ABB“, so Smits.
Auch für das laufende Jahr zeigten sich
Smits und sein Finanzvorstand Weiler opti-
mistisch: Die anhaltende Nachfrage nach
Energieeinsparungs- und Umwelttechniken lasse auch 2008 weiter wachsende Aufträge nach den Energiesystemen und Automationstechniken der ABB erwarten.
Die im Februar vom Verwaltungsrat der
ABB Group in Zürich mehrheitlich beschlossene und unmittelbar umgesetzte
Trennung vom – wirtschaftlich sehr erfolgreichen – Vorsitzenden der ABB-Konzernleitung, Fred Kindle, hatte bislang keine
Auswirkungen auf die strategische Ausrichtung und auf die Entscheidungsfähigkeit
der ABB in Deutschland, so versicherte deren Vorstandsvorsitzender. Zu den Gründen und Umständen des Ausscheidens
von Kindle wollte sich Smits nicht äußern,
räumte aber ein, ebenfalls „überrascht“ gewesen zu sein. Der Verwaltungsrats-Präsident der ABB Group, Hubertus von Grünberg, hatte die Trennung von Kindle mit
„unüberbrückbaren Differenzen über die
Führung des Unternehmens“ begründet.
Inoffiziell bestätigten Führungskräfte
des Unternehmens in Zürich, dass es zwischen Kindle und von Grünberg seit dessen Amtsantritt 2007 zunehmend zu persönlichen Spannungen und zu Auseinandersetzungen über die Konzernstrategie
gekommen sei. Während Kindle vor allem
auf eine „organische Entwicklung“ der vorhandenen Sparten und Unternehmensbereiche gesetzt und das Thema Zukäufe anderer Unternehmen eher zurückhaltend
betrieben habe, sei von Grünberg von Anfang dafür eingetreten, „die volle Kriegskasse rasch für Akquisitionen zu nutzen“.
Zum Interims-Chef der ABB Group wurde
Finanzvorstand Michel Demaré berufen.
Der weltweite Umsatz der ABB Group
war 2007 um 25% auf 29,2 Mrd. US-Dollar,
der Auftragseingang um 27% auf 34,5 Mrd.
US-Dollar gewachsen. Das Betriebsergebnis (vor Zinsen und Steuern) des ABBKonzerns betrug im Vorjahr 4 Mrd. USDollar – 57% mehr als 2006.
kw
Outsourcing ist gefragt
„Wir ernten jetzt die Früchte“
Infoscore Finance | Kalkulationssicherheit durch Forderungsverkauf
Deutsche Leasing | Sparkassen und das Ausland im Fokus
M
it einem kräftigen Wachstum im
Neugeschäft erntet die Deutsche
Leasing Gruppe, Bad Homburg,
nach den Worten ihres Vorstandschefs
Hans-Michael Heitmüller „jetzt die Früchte“. Gesät hat der Marktführer vor allem in
eine immer tiefere Zusammenarbeit mit
den Sparkassen und in eine engagierte Expansion ins Ausland. Aus dem ersten Feld
resultierten in dem am 30. September beendeten Geschäftsjahr 2006/07 insgesamt
3 Mrd. Euro Mobilien- und ImmobilienLeasing. Das Ausland brachte bei einem
um 30% verstärkten Wachstum 1 Mrd. Euro
Umsatz. Insgesamt nahm das Neugeschäft
um 24% auf 7,8 Mrd. Euro zu. Dazu steuerte die Tochter DAL, die sich um das Immobilien-Leasing, um „Big Tickets“ wie Flugzeuge oder Schiffe im Mobilien-Leasing
und um strukturierte Finanzierung kümmert, 1,6 Mrd. Euro bei.
In der ersten Hälfte des neuen Geschäftsjahres brachte das Auslandsgeschäft sogar
um 50% bessere Erträge, während die Saat
im Inland nicht so recht aufging. Heitmüller rechnet hier höchstens mit einem kleinen Zuwachs. Insgesamt wird die Gruppe
in den ersten sechs Monaten das Neuge-
VON JOHAN ZEVENHUIZEN*
O
rganisation und Beitreibung von
zahlungsgestörten Forderungen
gegenüber Geschäfts- oder Privatkunden sind aufwändig und stellen hohe
Anforderungen an das Prozessmanagement und die IT-Systeme, die von Unternehmen oft gar nicht erfüllt werden können. Der Forderungsverkauf an ein spezialisiertes Unternehmen bietet Lösungen,
die zur Verbesserung des Unternehmensergebnisses beitragen.
Dieser Verkauf bietet vor allem den Vorteil der Transparenz und der kostengünstigen Handhabung des gesamten Forderungsmanagements. Ein wesentlicher Faktor bei der Bewertung der Rentabilität des
Forderungsverkaufs im Verhältnis zur Bearbeitung im eigenen Haus sind die Kosten, die notwendig wären, um die Beitreibung selbst durchzuführen. Werden alle
Kosten berücksichtigt, darunter Wertberichtigung und Prozesskosten, dann liegt
das Nettoergebnis der eigenen Beitreibung
in der Regel unter dem Verkaufspreis. Ein
Angebot zum Forderungsankauf basiert
auf der Fähigkeit spezialisierter Anbieter,
das Risiko zu kalkulieren und zu bewerten.
schäft um rund 11% auf etwa 4,6 Mrd. Euro
steigern können. Auch das Betriebsergebnis hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum verbessert. Heitmüller führte das auf
leicht gestiegene Preise, eine gute Risikokontrolle und eine strikte Kostendisziplin
zurück. Wie es weitergeht, hängt nach seiner Meinung vom Konjunkturverlauf, von
einer Nachbesserung der Unternehmenssteuerreform und von guten Finanzierungsmöglichkeiten an den Kapitalmärkten ab. Dennoch ist der Vorstand zuversichtlich, dass Neugeschäft und Erträge im
Geschäftsjahr 2007/08 wiederum steigen
werden, und zwar am besten – wie schon
seit Jahren – wieder deutlich stärker als bei
den Wettbewerbern. Im abgelaufenen Jahr
war der Vorsprung deutlich. Alle von Herstellern unabhängigen Leasing-Gesellschaften mussten einen Rückgang des Neugeschäftes um 1,1% hinnehmen, die Deutsche Leasing aber legte im Inland um 23% zu.
Die Muttergesellschaft Deutsche Sparkassen Leasing AG & Co. KG hat den Jahresüberschuss im Geschäftsjahr um 30% auf
32,5 Mio. Euro verbessern können. Die
Ausschüttung an die Gesellschafter belief
sich auf 22,5 Mio. Euro und lag damit um
32% über dem Vorjahreswert. Das entspricht vor Körperschaftssteuer einer Rendite von 6,4% auf den Kapitaleinsatz. So
verwundert es nicht, dass die Sparkassen
als Gesellschafter der Deutschen Leasing
eine Kapitalerhöhung von 300 Mio. Euro
zugesagt haben. 135 Mio. Euro davon sind
schon abgerufen, der Rest soll in zwei weiteren Raten bis 2010 zur Verfügung stehen.
Riesiger Sprung beim
wirtschaftlichen Ergebnis
Das wirtschaftliche Ergebnis der Deutschen
Leasing, das der Vorstand als ein wichtiges
Kriterium für die Leistungsfähigkeit der Gesellschaft betrachtet, ist um 74% auf 143
Mio. Euro gestiegen. Das ist laut Heitmüller „ein riesiger Sprung“. 39 Mio. Euro von
dieser Summe stammen allerdings aus der
Auflösung von Rückstellungen für Prozessrisiken, die auf den Fall FlowTex zurückgehen. Das Geld wird nicht mehr benötigt
und fließt in das Ergebnis ein. Wie gut der
Vorstand die Kosten im Griff hat, zeigt dieser Vergleich: Das gesamte Neugeschäft
wuchs um 24%, die Kosten aber nahmen
lediglich um 5% zu, obwohl rund 150 neue
Mitarbeiter eingestellt wurden.
st
Spezialisierte Anbieter
mit ausgefeilter Logistik
Die Infoscore Finance GmbH, ein Unternehmen von Arvato Infoscore mit Sitz in
Baden-Baden, hat sich branchenübergreifend als Käufer von zahlungsgestörten Forderungen etabliert. Durch den
Ankauf übernimmt der Käufer das Ausfallrisiko sowie sämtliche Aufwendungen
für Beitreibung und Bearbeitung. Das
bietet für den Gläubiger vor allem den
Vorteil der Kalkulationssicherheit und
der effizienten Abwicklung des gesamten
Forderungsmanagements. Ein wesentlicher Faktor bei der Nutzenberechnung verschiedener Bearbeitungsalternativen ist
die vollständige Berücksichtigung aller internen Aufwendungen.
Erfahrungsgemäß wird im Anschluss an
die Grundsatzentscheidung für den Forderungsverkauf die Strategie festgelegt, welche Forderungen tatsächlich verkauft werden sollen. Die Übergabe der Daten und
der Beitreibungsakte erfolgt innerhalb weniger Wochen. Auch hierfür haben die spezialisierten Anbieter eine ausgefeilte Logistik entwickelt. Ab der Übergabe verwaltet
und behandelt der Forderungskäufer die
gesamten Vorgänge.
Die Übergabe setzt eine Due Diligence
voraus, das heißt eine gründliche Analyse,
Prüfung und Bewertung des zum Verkauf
stehenden Forderungsbestands, um die
Chancen und Risiken zu identifizieren.
Rückflusswahrscheinlichkeit und Kostenstrukturen offener Forderungen werden
mit Hilfe einer Vergleichsanalyse errech-
Die Organisation der Außenstände, der Forderungen gegenüber den Kunden, bedeutet für die Unternehmen einen hohen Verwaltungsaufwand, der kostengünstiger von Spezialisten übernommen werden kann.
Foto: Arvato Infoscore
net, die auf Auswertungsdaten und Erfahrungswerten des Forderungskäufers basiert. Dabei setzt Arvato Infoscore eine eigens hierfür entwickelte mathematischstatistische Methode ein.
Durch den Verkauf von Forderungen erhält das Unternehmen neben dem oben
geschilderten Nutzen mehr Transparenz
bei der Risikoabschätzung des gesamten
Forderungsmanagements. Ein garantierter Kaufpreis erweitert zudem den finanziellen Spielraum. Das gilt sowohl für bereits bestehende Forderungsportfolien
als auch für zukünftig anfallende zahlungsgestörte Forderungen, die im revolvierenden Verfahren – also in regelmäßig
vereinbarten Zeitabständen – übernommen werden.
Mittelständler brauchen
alternative Finanzierungen
Um für die Vereinbarung des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht (Basel II) gewappnet zu sein, müssen sich gerade mittelständische Unternehmen mit alternativen Finanzierungsstrategien auseinander
setzen. Der Forderungsverkauf bietet hierbei eine ausgezeichnete Möglichkeit, die
Eigenkapitalquote im Unternehmen zu erhöhen. Er senkt die Forderungsbestände
und steigert somit die finanzielle Flexibili-
tät. Das Verfahren eignet sich insbesondere für Unternehmen, die Dienstleistungen
oder Waren im B2C-Bereich anbieten und
deren Portfolio an zahlungsgestörten Forderungen ein jährliches Volumen von mindestens 150 000 Euro erreicht.
*Johan Zevenhuizen ist
Geschäftsführer bei Arvato Infoscore.
KURZPORTRÄT
Arvato Infoscore ist ein Tochterunternehmen der Arvato AG, des international vernetzten Medien- und Kommunikationsdienstleisters der Bertelsmann
AG, und gehört dort zum Unternehmensbereich Arvato Services. Die Unternehmensgruppe Arvato Infoscore
steht für Dienstleistungen im wertorientierten Kundenmanagement über
den gesamten Kundenlebenszyklus
und bietet professionelle Prozesslösungen in den Leistungsbereichen Daten-, Informations- und Forderungsmanagement.
Mit rund 1900 Mitarbeitern und Hauptsitz in Baden-Baden ist Arvato Infoscore in Deutschland, Österreich, Ungarn und der Schweiz tätig.
Finanzkrise fördert das Geschäft
BayBG | Finanzspritze für Wachstumsinvestitionen des bayerischen Mittelstands
D
ie auf die Finanzierung des bayerischen Mittelstandes fokussierte
Bayerische Beteiligungsgesellschaft
BayBG, München, hat von Oktober 2007
bis März 2008 fast soviel investiert wie im
gesamten Geschäftsjahr 2006/07 (30.9.).
Waren es im Geschäftsjahr 35,6 Mio. Euro,
die die BayBG in insgesamt 81 Unternehmen fließen ließ, waren es seit März immerhin 29,9 Mio. Euro, die 46 Unternehmen mit zusätzlichem Eigenkapital versorgten. Damit wuchs der gesamte Beteiligungsbestand der BayBG auf aktuell 296 Mio.
Euro bei insgesamt 583 Unternehmen – zum
Geschäftsjahresende 2006/07 waren es noch
278,1 Mio. Euro bei 542 Unternehmen.
Erfreulich entwickelten sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auch die Ausfälle, die
mit 9,1 Mio. Euro auf eine Quote von 3,2%
sanken. „Für eine Beteiligungsgesellschaft,
die immer auch bewusst Risiken eingeht,
eine akzeptable Quote“, so Dr. Sonnfried
Weber, der Vorstandsvorsitzende der
BayBG. Die Erträge aus Veräußerungen
von Beteiligungen stiegen auf 14,6 Mio.
Euro an und ließen damit den Jahresüberschuss 2006/07 auf 23,7 Mio. Euro klettern.
Die Unternehmen finanzieren mit Hilfe
der BayBG vor allem Wachstums- und In-
novationsmaßnahmen oder regeln die Unternehmensnachfolge durch Management-Buy-outs oder Management-Buyins, so Weber. Durch die Finanzierungsformen der BayBG – offenes (direktes) Beteiligungskapital sowie stille Beteiligungen
(mezzanine Formen) – bewegt sich die Gesellschaft in einer diffizilen Konkurrenz- und
Komplementärsituation mit zahlreichen anderen Eigen- und Fremdkapitalanbietern.
Beteiligungskapital
ermöglicht oft erst Kredite
Bis zur Finanzkrise hatten insofern nicht
nur die Banken ihre Kreditvolumina deutlich erhöht und es wurden auch immer
mehr Angebote im mezzaninen Bereich
aufgelegt (zum Beispiel verbriefte Genussrechte), auch der Mittelstand selbst hatte
seine Eigenkapitalreserven deutlich verbessert aufgrund der guten konjunkturellen Lage. Trotzdem konnte sich auch in
dieser Situation die BayBG gut behaupten.
denn „es wäre auch zu einfach, BayBG-Kapital ausschließlich als Konkurrenzprodukt
zu anderen Kapitalformen zu sehen“, so
Weber. Vielmehr arbeiteten Beteiligungskapital und Kredit eng zusammen, da das
Erstere geradezu Voraussetzung für das
Zweite ist. Mit den BayBG-Beteiligungen
von 35,6 Mio. Euro konnten so Investitionen von 120 Mio. Euro initiiert werden.
Vor dem Hintergrund der allgemeinen
Entwicklung auf dem Beteiligungsmarkt
zeigt sich der Erfolg der BayBG ebenfalls
deutlich: Denn der deutliche Anstieg des
Neugeschäfts aller Beteiligungsgesellschaften um 14% auf 4,1 Mrd. Euro im Jahr 2007
war ausschließlich durch Buy-outs, also
Firmenverkäufe, geprägt. Das Volumen der
Wachstumsfinanzierung ging aber um 30%
auf 419,2 Mio. Euro bei 479 Unternehmen
zurück. Die BayBG ist in diesem Segment
aber besonders aktiv und mit 24,7 Mio. Euro
flossen im vergangenen Geschäftsjahr 69,4%
des gesamten Neuengagements in diesen
Sektor. Die restlichen 30% verteilen sich auf
die Geschäftsfelder Unternehmensnachfolge, Turnaround und Innovation.
Aktuell profitiert die BayBG von der Finanzkrise, denn die anderen Finanzierungswege werden mehr und mehr zurückgeschraubt und die Unternehmen müssen ihre
Finanzierung wieder breiter aufstellen. So
rechnet Weber mit guten Auszahlungssummen. Beim Jahresüberschuss für 2007/08 gab
er sich zurückhaltend, da nicht mit größeren
Exit-Erträgen zu rechnen sei.
uk
FINANZEN & BÖRSE
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
11
Transparenz unter dem Risikoschirm
Plädoyer für Fusionen
Flexibel und selbstständig
Magnet für Banken aus Asien
Die BayernLB will die Volatilitäten in der Bilanz
reduzieren. Für die Zukunft kann sie sich auf attraktive Wachstumsfelder konzentrieren. Seite 12
Sparkassen-Präsident Heinrich Haasis spricht
sich im Interview für eine oder zwei international
wettbewerbsfähige Landesbanken aus. Seite 13
Die Nürnberger Versicherungsgruppe sieht in ihrer Unabhängigkeit den Schlüssel für Wachstum
und Erfolg.
Seite 15
Asiatische Institute schätzen den Finanzplatz
Frankfurt. Und immer mehr Unternehmen aus
Asien gehen an die Deutsche Börse.
Seite 17
Subprime-Krise kam zu früh
Landesbanken | Geschäftsmodelle waren nach der Abschaffung der staatlichen Garantien noch nicht stabil genug
VON DIETER W. HEUMANN
D
ie Subprime-Krise mutet an wie
eine endlose Geschichte. Zwar ist
durch nichts zu belegen, dass gerade der auf drei Säulen fußende deutsche
Bankensektor besonders unter der Krise
leidet, wie derzeit oft von Kritikern des
deutschen Bankensystems behauptet wird.
Aber ausgenommen sind die deutschen
Institute natürlich auch nicht.
Scheinbar leiden aber Deutsche Bank,
Commerzbank und andere private Banken
weniger unter den Unbillen der Krise, da
sie in der Lage waren, durch ansonsten
gute Ergebnisse notwendige Abschreibungen weniger schmerzhaft zu verkraften.
Das Gros der Sparkassen und Volksbanken
sowie Raiffeisenbanken erfahren die Gnade der geringeren Größe: Sie sind zu klein,
um sich den Verlockungen des SubprimeKredit-Rausches hingeben zu können.
Andere Situation als
bei den Privatbanken
Anders dagegen die Landesbanken: Sie haben kräftig mitgemischt im nur scheinbaren Spiel ohne Grenzen und verbriefte USImmobilien-Kredite erworben. Dabei
wurde allenfalls ein kurzer, scheuer Blick
auf den außer Rand und Band geratenen,
boomenden amerikanischen Immobilienmarkt geworfen, ansonsten aber nach der
alten rheinischen Lebensweisheit gehandelt: Es ist noch immer gut gegangen. Das
Pech der Landesbanken: Anders als viele
Privatbanken konnten sie meist nicht auf
ein robustes Kerngeschäft zurückgreifen,
das die Schmerzen der Abschreibungen
entscheidend gelindert hätte.
Am heftigsten erwischte es die Sachsen- LB. Sie musste von der größten und
stärksten unter den sieben noch selbstständigen Landesbanken – der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) –
übernommen werden. Die SachsenLB
ten Quartal 2008 waren es weitere 2 Mrd.
Euro. Angesichts eines Wertpapierbestands
von 24 Mrd. Euro, der von Abschreibungen
bedroht ist, dürfte das noch nicht alles
sein. Die Ratingagentur Moody’s warnte
davor, möglicherweise die Bonität der
Bank herunterzustufen, falls wegen der befürchteten weiteren Verluste keine Kapitalerhöhung erfolgen oder Bilanzrisiken abgebaut würden.
Wertberichtigungen von 1,1 Mrd. Euro
sind bisher bei der HSH Nordbank getätigt worden. Dennoch wollen die Anteilseigner der Bank, die Hansestadt
Hamburg, das Land Schleswig-Holstein, die holsteinischen Sparkassen
und der private amerikanische Investor Flowers, die Bank auf Wachstumskurs halten. Durch Aufstockung und Verbesserung des Eigenkapitals
soll zudem
LBB
eine Bonitätsherabstufung der
HSH durch Standard & Poor’s
verhindert werden. Eigentlich
hätte noch in diesem Jahr der BörSachsen LB
sengang der HSH
Nordbank – als
erste Landesbank – erfolgen sollen.
Er wurde nun abgesagt und auf unbestimmte Zeit vertagt. Insgesamt ist die HSH
mit etwa 2 Mrd. Euro am US-Immobilienmarkt engagiert.
Die Düsseldorfer WestLB, die
sich bereits seit längerem in den
Schlagzeilen befindet – ausgelöst
Bayern LB
zunächst durch Fehlspekulationen im Eigenhandel und weiter
verschärft durch eine Neubewertung ihrer
Investments am US-Immobilienmarkt –
steht nach Platow vor einer Gesamtbelastung in Höhe von ca. 5 Mrd. Euro, was sich
größtenteils bereits in den Finanzierungs-
Effekte SachsenLB und LRP noch nicht.
meldete Mitte letzten Monats einen opeDie BayernLB schätzte zunächst ihren Abrativen Verlust in Höhe von 642 Mio.
schreibungsbedarf aus der Subprime-Krise
Euro. Bereits im August 2007 hatte die
auf 100 Mio. Euro und ging Ende 2007 von
LBBW 250 Mio. Euro zuschießen müssen.
ca. 1,9 Mrd. Euro aus. Nun sind es für das
Doch bisher geriet die SachsenLB als
vergangene Jahr 2,3 Mrd. Euro.
einzige Landesbank in eine existenzielle
Allein im ersSchieflage. Insgesamt sollen die
großen deutschen Landesbanken LBBW, BayernLB,
HSH
Nordbank
und
HSH Nordbank
WestLB bis Ende März 2008
angeblich mit bis zu 15 Mrd.
Euro belastet worden sein.
Laut Platow-Brief wurden
diese Zahlen Ende März am
Markt kolportiert. Danach
kommen auf die LBBW zwischen 2 Mrd. Euro und 3
Mrd. Euro zu. Dabei beinNord LB
halteten diese Zahlen die
West LB
Heleba
Saar LB
Jede Woche
neue Meldungen
über hohe
Abschreibungen:
Doch nicht alle
Landesbanken
sind betroffen.
LBBW
Grafik: WirtschaftsKurier/Wikipedia
zusagen des Landes Nordrhein-Westfalen
und der beiden Sparkassenverbände wider
gespiegelt hat.
Mit einer Kapitalerhöhung von 2 Mrd.
Euro soll die Bank gerettet werden. Dabei
werden rund 1,8 Mrd. Euro auf das Land
und die Sparkassenverbände und der Rest
auf die beiden beteiligten Landschaftsverbände entfallen. Über die Sparkassenverbände werden die angeschlossenen Sparkassen belastet, wobei nicht jedes Institut
das WestLB-Opfer ohne Probleme lösen
dürfte, wie zum Beispiel der Fall der Sparkasse Köln/Bonn zeigt. Aber auch in den
Landschaftsverbänden angeschlossenen
Kommunen macht sich Frust breit. Der
Landschaftsverband Rheinland will jede
Chance nutzen, um seine Anteile an der
WestLB loszuwerden. Doch der Kämmerer
ist sich im Klaren, dass das noch „ein paar
Jahre“ dauern kann. Auch der Bürger dürfte nicht ungeschoren davon kommen.
Vergleichsweise wenig hat die Finanzkrise bisher die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) in Frankfurt getroffen. Bei der
Helaba selbst summieren sich die Belastungen aus der Finanzkrise auf 190 Mio.
Euro. Bei der zum Helaba-Konzern gehörenden Frankfurter Sparkasse fielen bisher
60 Mio. Euro Wertberichtigungen an.
Dagegen ist die Norddeutsche Landesbank – NordLB – in Hannover ins Blickfeld
der Finanzaufsicht BaFin geraten. Die Niedersachsen wurden wider Willen zum
Hauptaktionär des Handyausrüsters Balda, des Altenheimbetreibers Curanum und
des Netzwerkanbieters Euromicron. Die
NordLB hatte Aktien der Unternehmen im
Wert von 200 Mio. Euro im Auftrag eines
Kunden gekauft, der sie aber nicht mehr
abnehmen will. Die Bank hat die Papiere in
die eigenen Bücher genommen. Da aber
die Meldeschwellen durchbrochen wurden
und die NordLB die fristgerechte Meldung
versäumte, wurde die BaFin aktiv. Die Aktien aller drei Unternehmen befinden sich
schon seit Monaten im Abwärtstrend, daher musste die NordLB bereits Rückstellungen in der 2007er Bilanz über 82,5 Mio.
Euro bilden.
Zudem sickerte durch, dass die NordLB
auch größter Einzelaktionär bei RemoteMDX, einem amerikanischen Hersteller
von Fußfesseln, ist. 116,6 Mio. US-Dollar
haben die NordLB die angelegten Fußfesseln gekostet. Mittlerweile ist das Aktienpaket ca. nur noch ein Drittel wert.
Vermutungen inFinanzkreisen
Nach Vermutungen in Finanzkreisen handelt es sich bei dem NordLB-Kunden um
die Vatas Holding mit Sitz in Berlin. Einer
der Geschäftsführer ist der einst als deutsches Unternehmer-Wunderkind gefeierte, mittlerweile aber mehrfach insolvenzgeschüttelte Lars Windhorst. Durch die
Subprime-Krise ist die NordLB bisher relativ unbeschädigt gesegelt: Der Abschreibungsbedarf summiert sich auf 210 Mio.
Euro.
Die Hiobsbotschaften häufen sich bei
den Landesbanken und es fehlt oft (noch)
an einem soliden Geschäftsmodell. Seit im
Jahre 2005 die staatlichen Haftungsgarantien in bisheriger Form abgeschafft wurden, gerieten vor allem die renditeschwachen Landesbanken unter kräftigen Druck.
Diese waren von den Ratingagenturen aufgrund der vorhandenen staatlichen Haftung stets mit der besten Bonität beurteilt
worden. Das verschaffte den Landesbanken Zugang zu kostengünstigen Refinanzierungen.
Allerdings hat sich nach Mechthild
Schrooten vom Deutschen Institut für
Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin der
Druck der Ratingagenturen bisher kaum
nennenswert erhöht, da für die vor dem
Stichtag angehäuften Verbindlichkeiten
der Öffentlich-Rechtlichen die staatlichen
Fortsetzung auf Seite 12
Montblanc Meisterstück
Erfinder: Simplo Füllfedergesellschaft
Deutschland, 1924
Partnerschaft. Made in Germany.
Auch über einen Vertrag hinaus.
Seit 1924 besiegelt das Meisterstück von Montblanc weltweit Verträge.
Für die Landesbank Baden-Württemberg fängt die Arbeit mit der
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FINANZEN & BÖRSE
12 WirtschaftsKurier
APRIL 2008
BayernLB braucht Risikoschirm
Auf Partnersuche
Politikum | Staatsgarantien könnten den bayerischen Finanzminister Huber stürzen
WestLB | Frage nach dem zukünftigen Geschäftsmodell
D
ie diesjährige Bilanz-Pressekonferenz der BayernLB stand ganz im
Zeichen der Finanzmarktkrise. Für
Zahlen des Abschlusses des Geschäftsjahres 2007 interessierten sich die zahlreichen
Journalisten nur am Rande. Immerhin, die
BayernLB als Bannerträger des Finanzplatzes München (lässt man einmal die großen
Versicherungskonzerne außen vor) hat mit
175 Mio. Euro nach Steuer noch ein positives Ergebnis erreicht. Dies ist gegenüber
2006 ein Einbruch um 82,3%. Vor einem
Jahr erzielten die Bayern ein Ergebnis nach
Steuern von 989 Mio. Euro. Doch wer
mochte sich angesichts der pausenlosen
Risikodiskussionen und vor allem aufgrund der Frage, wie viele Milliarden infolge der Finanzmarktkrise noch „abzuschirmen“ sind, über die Verbesserung etwa des
Zinsüberschusses um 19,2% auf 2,170 Mrd.
Euro interessieren?
Die BayernLB sorgt für ein Politikum,
denn zunächst räumte die Bank Belastungen von 4,3 Mrd. Euro ein, auch wenn es
bisher „nur“ zu echt eingetretenen Zahlungsausfällen aufgrund des ABS-Portfolios in Höhe von 100 Mio. Euro kam. Dies
ist aber nicht die Frage. Offenbar ging die
Bank Risiken ein, für die sie keine Risikotragfähigkeit besitzt. Dies heißt im Klartext, dass die Risiken zwar nicht als echte
Ausfälle eintreten müssen – aber sie können Ausfälle werden und deshalb müssen
sie bilanziert werden. Der neue Vorstandsvorsitzende der BayernLB, Dr. Michael
Kemmer, will nun vor allem für Offenheit,
Transparenz und Klarheit sorgen.
Wenn dies aber so ist, dann kann man
nicht – wie auf der Bilanz-Pressekonferenz
geschehen – mit den Worten „Wir sind eine
große starke Bank“ das Problem verniedlichen. Wenn die Bank tatsächlich groß und
stark ist, dann bräuchte sie wohl keine Abschirmung. Das Tal der Tränen ist offenbar
noch nicht durchschritten. Kemmer: „Was
letztlich kommt, weiß niemand, wir rechnen mit weiteren Ausfällen!“
Dann überraschte der neue Chef Kemmer doch mit der Beurteilung, die Risikostrategie der Bank sei richtig gewesen. Allerdings räumte er ein, dass „vielleicht die
Brisanz und Dynamik der Märkte in den
USA falsch eingeschätzt wurde“!
Um die Handlungs- und Gestaltungsfreiheit der BayernLB abzusichern, soll nun
eine Lösung mit den Kapitaleignern gefunden werden, um potenzielle weitere Belas-
Der neue Vorstandsvorsitzende der
BayernLB, Dr. Michael Kemmer.
tungen aus der Finanzmarktkrise, die das
ABS-Portfolio der Bank betreffen, abzuschirmen. Insgesamt sollen „theoretische
Ausfallrisiken“ in Höhe von 4,8 Mrd. Euro
abgeschirmt werden. Diese Abschirmung
bezieht sich auf ein definiertes Portfolio
von ABS-Investments von ca. 24 Mrd. Euro.
Bevorzugte Lösung aus Sicht der BayernLB ist die Ausgliederung der Risiken in
eine Zweckgesellschaft. Die Abschirmung,
die noch der Zustimmung der Gremien
und Organe der Bank (letztendlich der Eigner Freistaat Bayern und Bayerischer Sparkassenverband) bedürfen, sind also noch
unter Vorbehalt zu sehen. Zumindest einige größere Sparkassen haben auch schon –
wie man hört – Bedenken angemeldet.
Kemmer sieht in der Abschirm-Lösung
aber Vorteile. Die Struktur soll – so Kemmer – künftige Volatilitäten in GuV und Bilanz der BayernLB signifikant reduzieren.
Das sei angesichts des komplexen IFRSRegelwerks eine echte Herausforderung,
an der derzeit offenbar bei der Bank noch
gearbeitet wird. Mit der Transaktion soll es
ermöglicht werden, dass sich die Bank wieder auf das Kerngeschäft konzentrieren
kann. Auch will die BayernLB natürlich
endlich aus den negativen Schlagzeilen.
Schließlich verspricht sich Kemmer durch
die Abschirmung eine Stabilisierung des
Ratings.
Bei allen hektischen Diskussionen um
die Bank darf nicht vergessen werden, dass
– unabhängig von der Finanzmarktkrise –
das operative Geschäft der Bank noch
nicht einmal schlecht war. Kemmer: „Die
erstmals nach den internationalen Rechnungslegungsvorschriften IFRS erstellte
Erfolgsrechnung des Konzerns weist ein
Ergebnis vor Steuern von 255 Mio. Euro
aus.“
Im laufenden Geschäftsjahr 2008 will
sich die BayernLB auf attraktive Wachstumsfelder konzentrieren. Vor allem der
Ausbau der Marktposition in Ost- beziehungsweise Südosteuropa soll über die
Töchter MKB (führende Handels- und Geschäftsbank in Ungarn) und die österreichische Hypo Group Alpe Adria bewerkstelligt werden. Auch der Ausbau im Mittelstandsgeschäft soll unter anderem auch
über die Tochter DKB (hier bevorzugt im
Segment Direktbank-Geschäft) forciert
werden. Der Konzernabschluss 2007 wurde
im Übrigen durch die erstmalige Konsolidierung der Hypo Group Alpe Adria
(HGAA) geprägt. So hat sich die Bilanzsumme um gut 20% beziehungsweise 71,3
Mrd. Euro auf 415,6 Mrd. Euro erhöht. Am
Zuwachs hatte die HGAA mit 39,4 Mrd.
Euro Bilanzsumme den größten Anteil.
Wohin geht die Reise der BayernLB?
Die Bank muss vor allem wieder zur
Ruhe kommen und sie muss vor allem
aus der politischen Diskussion herauskommen. Es ist völlig unsinnig, wenn die
Bayern-SPD jetzt aus politischen Gründen das Thema BayernLB zum Dauerbrenner machen will. Es sind Sünden –
große Sünden – bei der Bank begangen
worden und man kann nicht einfach sagen, dass die „Papiere“ eigentlich von
Ratingagenturen gut beurteilt wurden.
Dies mag so sein, aber die Bank hat, wie
bereits gesagt, sträflich ihre Risikotragfähigkeit strapaziert. Gut, sie befindet sich
dabei in „bester Gesellschaft“ mit Weltbanken wie die UBS in Zürich und zahlreichen anderen Instituten in Deutschland, zu denen auch die Deutsche Bank
gehört. Wenn die Bayern-SPD daher jetzt
permanent das Feuer am brennen halten
will, so muss sie daran erinnert werden,
dass bei anderen Banken zahlreiche Topleute der SPD in den Aufsichtsgremien sitzen. Wer ohne Sünde und Fehler ist, werfe
den ersten Stein. Wichtig ist aber, dass sich
derartige Ärgernisse nicht wiederholen
und dies kann nur heißen, dass das Risikomanagement noch besser wird. Es kann
nicht gut genug sein.
Sp
Subprime-Krise kam zu früh
Landesbanken/Fortsetzung von Seite 11 | Geschäftsmodelle waren noch nicht stabil genug
Fortsetzung von Seite 11
Garantien fortbestehen. Die rege Emissionstätigkeit zwischen 2001 und 2005 hat
zwar für einen hohen Liquiditätsbestand
bei den Landesbanken gesorgt; das Hauptproblem der Landesbanken, geringe Rentabilität und dünne Margen, konnte allerdings so nicht gelöst werden.
Dennoch haben sich einzelne Landesbanken auch ohne Staatsgarantien Wettbewerbsvorteile erarbeitet: So hat sich die
LBBW im Bereich Mittelstandskreditgeschäft etabliert. Die HSH Nordbank ist
weltweit Marktführer im Segment Schiffsfinanzierungen. Die BayernLB zog es nach
Südosteuropa, um dort das Direktbankgeschäft aufzubauen. Engagements auf den
internationalen Kapitalmärkten wurden
allgemein ausgeweitet. Damit unterscheiden sich laut Schrooten die heutigen Landesbanken kaum noch von den privaten
Geschäftsbanken. Die Zeiten, da die Landesbanken vornehmlich die Zentralbanken der Sparkassen waren – für diese das
Auslandsgeschäft besorgten oder im Kreditgeschäft dort hilfreich einsprangen, wo
es den Sparkassen allein nicht mehr möglich war – sind vorbei. Die Sparkassen haben heute in vielen Fällen Größenordnungen erreicht, die sie in die Lage versetzen,
viele Geschäfte selbst zu tätigen, für die sie
früher die Landesbanken benötigten. Zwar
versorgen die Landesbanken die Sparkassen mit Zertifikaten oder anderen Kapitalmarktprodukten, aber diese Dienstleistungen können auch bei privaten Investmentbanken eingekauft werden – im Einzelfall
möglicherweise auch kostengünstiger.
Knüppelharter Wettbewerb
Sind die Landesbanken für die Sparkassen
also entbehrlich? So weit will man im öffentlich-rechtlichen Sektor nicht gehen.
Nach Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands
(DSGV), benötigen die Sparkassen die Landesbanken für die Internationalisierung
und die Kapitalmärkte. Laut Haasis zeigt
die Finanzmarktkrise aber „mit aller Klarheit, dass der vorhandene Markt zu klein
ist für sieben Landesbankkonzerne und die
dahinter stehenden Kapazitäten“. Dies gelte umso mehr, da die Sparkassen heute
selbst in einem „knüppelharten Wettbewerb unterwegs“ seien, in dem sie sich mit
Kampfkonditionen konfrontiert sähen.
Auch unter Sparkassen und Landesbanken
bleiben Konkurrenzsituationen nicht aus.
So sehen zum Beispiel große rheinische
Sparkassen in ihrer WestLB längst eher ei-
dell mit Landesbanken als Poolführer.
Nach Haasis müssen die Sparkassen den
Weg weiter gehen, mit weniger Personal
mehr zu leisten. Daher werde sich der Abbau von Kapazitäten in kundenfernen Bereichen fortsetzen. Trotz des Drucks auf
das operative Ergebnis der Sparkassen
sieht der Sparkassen-Präsident aber keine
Fusionswelle unter den Sparkassen.
Politische Egoismen
sind ein Hemmschuh
Sparkassen haben heute in vielen Fällen Größenordnungen erreicht, die sie
in die Lage versetzen, viele Geschäfte
selbst zu tätigen, für die sie früher die
Landesbanken benötigten.
F.: SSKM
nen lästigen Konkurrenten denn einen Verbündeten. Notwendige Sanierungen bei
Landesbanken verschärfen den Druck auf
die Sparkassen zusätzlich.
In der Tat machte den im DSGV zusammengeschlossenen 446 Sparkassen 2007
nicht die Subprime-Krise zu schaffen, wohl
aber der harte Wettbewerb auf dem deutschen Markt für Finanzdienstleistungen.
Die Rendite vor Steuern schrumpfte von
9,2% auf 7,5 %. Die Deutsche Bank erreichte dagegen rund 26%. Das Betriebsergebnis der Sparkassen rutschte 2007 um 10 %
ab: Ein Anstieg des Provisionsüberschusses
um 3,6% sowie der Rückgang der Verwaltungskosten um 0,9% konnten die Einbußen beim Zinsüberschuss in Höhe von
6,4% nicht kompensieren.
Der Zinsüberschuss betrug damit 2007
nur noch 2,03% der Durchschnitts-Bilanzsumme. Fünf Jahre zuvor waren es noch
2,36%. Um den Zinsdruck abzufedern,
nutzten vor allem aktivlastige Sparkassen
laut Haasis zunehmend Pfandbriefemissionen zur günstigen Refinanzierung. Dabei setzten die Sparkassen auf ein Poolmo-
Doch eine Bereinigung der LandesbankenLandschaft hält Haasis für „zwingend und
betriebswirtschaftlich notwendig“. Die
Sparkassen seien überregional und einheitlich der Auffassung, die Kapazitäten
marktgerecht zu reduzieren. Doch sei während der Finanzmarktkrise nicht mit
grundlegenden Schritten einer Neustrukturierung zu rechnen. Haasis drängt aber
darauf, unmittelbar nach der Krise handlungsfähig zu sein. Sonst drohe die Gefahr,
dass wieder positive Marktentwicklungen
den Handlungsbedarf weniger dringlich
erscheinen ließen.
Doch weiß Haasis um die komplizierten
Eigentümerstrukturen bei den Landesbanken. Die Sparkassen wollten die WestLB
und die BayernLB mit der LBBW verschmelzen. Doch die Politik sagte nein.
Immer wieder spielen politische Egoismen
in der Geschäftspolitik der Landesbanken
eine Rolle und verhinderten erstrebenswerte Zusammenschlüsse. Politiker fürchten nicht nur den Verlust einer eigenen
Landesbank, viel mehr sehen sie den Verlust Tausender Arbeitsplätze. Die Idee aus
dem Kreis der Ministerpräsidenten: eine
Verbindung aus Landesbanken und Sparkassen, die zu großen Regionalbanken
führt. Diese sollen sich vor allem um große
Mittelständler kümmern, auf die sich heute die Großbanken – zum Leidwesen der
Sparkassen – stürzen. Dirk Schiereck, Bankenexperte an der European Business
School, sieht als Fernziel sogar schon einen großen Sparkassenkonzern für ganz
Deutschland. „Wir sind dagegen“, kontert
der Sparkassenpräsident entschieden. Es
mache keinen Sinn, angeschlagenen Landesbanken den Zugriff auf gesunde Sparkassen zu erlauben: Vertikale Zusammenschlüsse würden keinen Mehrwert schaffen und keine Probleme lösen. „Probleme
müssen dort gelöst werden, wo sie entstanden sind,“ so Haasis.
W
ie auch immer sich die Westdeutsche Landesbank, Deutschlands
drittgrößte Landesbank, entwickeln wird, ihr steht keine Zukunft als
selbstständige Bank bevor. Ohne einen
Partner wird ihr kein Überleben sicher
sein. Darauf wies der Noch-Vorstandsvorsitzende Alexander Stuhlmann in seiner
letzten Bilanz-Pressekonferenz in diesem
Amt hin.
Die jüngste Vergangenheit der WestLB ist
ein Auf und Ab. Seine Vorgänger hatten die
einst blühende Landesbank mit wertlosen
Schrottimmobilien in Schwierigkeiten gebracht und Milliarden in den Sand gesetzt.
Die WestLB fing sich wieder und legte nach
einer radikalen Reorganisation unter dem
Hoffnungsträger Thomas Fischer wieder gute
Zahlen vor, bis die Subprime-Krise sie in den
Würgegriff nahm. Der im Schnellverfahren
im Sommer 2007 eingesetzte Stuhlmann –
ursprünglich sollte der aus dem Ruhestand
geholte Manager Fusionsverhandlungen
führen, als er mitten in den Verluststrudel
geriet – wird nun planmäßig sein Amt Anfang Mai an den früheren DZ Bank-Vizechef Heinz Hilgert übergeben.
Der übernimmt das Ruder einer größtenteils wieder auf Kurs laufenden Bank.
Denn die Eigentümer der WestLB, das
Land NRW, die NRW-Sparkassen und die
Landschaftsverbände, haben über der
Düsseldorfer Bank einen breiten Risikoschirm ausgebreitet. Erste risikobehaftete
Hatte schon bei seinem Amtsantritt
angekündigt, nur ein Jahr zu bleiben:
Alexander Stuhlmann, Vorstandsvorsitzender der WestLB.
Mit einer Bilanzsumme von 268 Mrd.
Euro ist die WestLB die drittgrößte
Landesbank.
Fotos: WestLB
Fehlspekulationen im Wert von 23 Mrd.
Euro wurden bereits in eine neue Zweckgesellschaft übertragen. Übrig bleiben weitere 7 Mrd. Euro nicht ganz so risikoreicher
Engagements, deren Wert noch nicht abzuschätzen ist. Nur Optimisten erwarten eine
Besserung der Risiken und somit bisher
nicht erwartete Geldeingänge. Die Zweckgesellschaft bürgt für bis zu 5 Mrd. Euro.
Durch die Maßnahmen, die voll auf den
Steuerzahler zurückfallen, wurde die Bank,
wie Stuhlmann es ausdrückte, stabilisiert
und die Eigentümer ersparten sich eine
Kapitalerhöhung. Gebeutelt wurde im vergangenen Jahr die einst mächtige und bisweilen auch überheblich auftretende Bank
durch Verluste aus dem Eigenhandel und
durch die Folgen aus der Finanzmarktkrise, denn das Konzernergebnis rutschte mit
minus 1,5 Mrd. Euro in die Miesen. Das
Handelsergebnis hielt mit dem Rutsch in
die Verluste mit und wies zum Jahreswechsel ein Minus von 1,6 Mrd. Euro aus.
Nun ist Sparen auf breiter Front angesagt. Obwohl der Personalaufwand deutlich um 20% auf 823 Mio. Euro sank und
den gesamten Verwaltungsaufwand auf 1,5
Mrd. Euro (minus 14%) drückte, scheinen
weitere Entlassungen geplant zu sein.
Ohne Bestätigung durch den Vorstand
Keine Kreditzurückhaltung
Sparkassenverband Bayern | Noch härterer Wettbewerb
E
in ganz hervorragendes Ergebnis haben die 17 bayerischen Sparkassen
im Jahr 2007 erzielt. Der Jahresüberschuss stieg um 49,2% auf 443,3 Mio. Euro.
Dennoch war Dr. Siegfried Naser, Geschäftsführender Präsident des Sparkassenverbands Bayern alles andere als euphorisch. Denn die Steigerung ist im Wesentlichen auf einen Anstieg des Risiko-/
Bewertungssaldos zurückzuführen. Die
operativen Erträge gingen dagegen leicht
zurück. Die Wettbewerbssituation sei hart,
so Naser. Die Finanzmarktkrise und die damit verbundene Rückbesinnung vieler
Großbanken auf das traditionelle Geschäft
verstärke den Druck noch weiter.
Deshalb verzichtete Naser auf eine konkrete Prognose für das laufende Jahr. Die
bisher vorliegenden Daten zeigten, dass
keine durchschlagende Belebung in der
Kreditnachfrage zu erwarten sei. Auch die
Zinsspanne bleibe aufgrund des scharfen
Wettbewerbs unter Druck. Trotzdem seien
die bayerischen Sparkassen zuversichtlich,
eine zufriedenstellende Geschäftsentwicklung zu erreichen.
Überproportionaler Anstieg
des Neukreditgeschäftes
Vor dem Hintergrund der schwierigen
Wettbewerbssituation steht vor allem eine
weitere Optimierung der Kosten auf der
Agenda. Besonders im Blickfeld ist dabei
der größte Kostenblock, die Personalaufwendungen. Langfristige Strategie sei es,
diese Kosten im Rahmen der Fluktuation
ohne rigide Maßnahmen abzuschmelzen.
In diesem Jahr verringerte sich die Zahl der
Mitarbeiter (auf Vollzeitbasis gerechnet)
um 732 auf 29 829. Zweitgrößter Faktor seien die Aufwendungen für IT, dabei stehe
die Vereinheitlichung der Systeme weiter
im Fokus. Drittes Rationalisierungspotenzial sind die Straffung und Zusammenlegung von Prozessen, etwa beim Thema Inkasso oder beim Facility Management der
3 000 Geschäftsstellen.
Damit wollen die Sparkassen auch die
Cost/Income-Ratio wieder nach unten
drücken, die im vergangenen Jahr leicht
auf 67,6% angestiegen war. Das Betriebsergebnis vor Bewertung verringerte sich auf
1,42 (1,57) Mrd. Euro. Mehr als aufgewogen
wurde dieser Rückgang aber durch eine
Verbesserung des Risikovorsorge-/Bewertungs-Saldos, der auf 517 (824) Mio. Euro
zurückging – und dann zu dem Sprung
beim Jahresüberschuss führte. Das sei vor
allem ein Ergebnis der weiteren Entspannung beim Kreditgeschäft.
Wie schon so manches Institut widersprachen auch die Sparkassen der Behauptung einer Zurückhaltung bei der Kreditvergabe. Davon könne keine Rede sein,
sagte Naser. Das Neukreditgeschäft an Unternehmen und Selbstständige sei überproportional – nämlich um 10% auf 7,48
Mrd. Euro – angestiegen. Die leichte Verringerung des gesamten Kreditgeschäfts auf
94,42 (94,86) Mrd. Euro sei auf eine rückläufige Kreditentwicklung bei Privatpersonen zurückzuführen. Die Kundeneinlagen
erhöhten sich um 3,8% auf 123,5 Mrd. Euro.
Naser bekräftigte, dass die bayerischen
Sparkassen nicht von der Subprime-Krise
betroffen sind. „In Zeiten einer der größten
internationalen Finanzkrisen gibt es Inseln
der Stabilität: die bayerischen Sparkassen“,
verkündete der Sparkassenpräsident. Nicht
ohne eine gewisse Süffisanz fügte er hinzu:
„Wir blicken gerade in diesen turbulenten
Tagen etwas verwundert nach Brüssel oder
auch in die Mutterländer des Kapitalismus,
die Vereinigten Staaten und nach England.“
Einige Institute steckten nun in Schwierigkeiten – „und dies in Ländern, die uns in den
vergangenen Jahren immer darüber belehrt haben, wie rückständig das Drei-Säulen-Modell in Deutschland ist“.
Wenn auch die Sparkassen glimpflich
davon gekommen sind, so ist doch das
Spitzeninstitut, die Bayerische Landesbank, voll in den Strudel der Krise geraten.
Mit Spannung waren deshalb die Aussagen Nasers zur BayernLB erwartet worden.
Es waren dem Sparkassenpräsident jedoch
keine Details über die bereits bekannte Argumentationslinie hinaus zu entlocken:
„Wir stehen ohne Wenn und Aber zu der
Bank“, sagte Naser. Die Sparkassen brauchten ein Spitzeninstitut, vor allem auch für das
internationale Geschäft, „aber wir brauchen
nicht sieben Landsbanken in Deutschland“,
so Naser. Aber das hätte auch vor der Krise
gegolten. Derzeit wolle man die weitere
Entwicklung an den Finanzmärkten abwarten. Auch wenn es eine vergleichbare
Situation noch nicht gegeben habe und
niemand wissen könne, wie sich die Dinge
entwickeln werden, so rechnet Naser damit, dass bis Ende des Jahres das Ausmaß
abschätzbar ist. Naser selbst geht davon
aus, dass der Markt derzeit von sehr viel
Hysterie getrieben sei. Es werden wohl
nicht alle Verluste, die jetzt prognostiziert
werden, auch tatsächlich auftreten.
hp
dürften rund 800 der insgesamt 1350 Stellen in Deutschland dem Rotstift zum Opfer
fallen. Um nicht ganz von der Präsenzliste
der internationalen Banken zu verschwinden, sollen die Büros an den großen Finanzplätzen erhalten bleiben. Neben Kosteneinsparungen sollen ab diesem Jahr die
Bankerträge verbessert werden. Grundlage
dafür ist der in 2007 erzielte Zinsüberschuss aus dem Kundengeschäft von 1,1
Mrd. Euro (plus 78 Mio. Euro).
Da sich die Eigentümer noch immer
nicht einig über die Zukunft der Landesbank zu sein scheinen, entwickelt sich die
WestLB zu einem echten Problemfall im
bevölkerungsreichsten Bundesland. Denn
immerhin zählt die WestLB mit einer Bilanzsumme von 286,5 Mrd. Euro (plus 1,2
Mrd. Euro) nicht gerade zu den Peanuts.
Nun heißt es für den neuen Chef, die aus
dem Trudeln aufgefangene Bank wieder
auf eine erfolgreiche Bahn zu setzen und
die Bank für Partner möglichst fein herauszuputzen. Dazu gehört bis 2010 das Ziel
einer zweistelligen Eigenkapitalrendite –
derzeit liegt sie unter 7%. Aktuell kaum
einzuschätzen ist, wie sich die deutschen
Landesbanken – auch nach dem Debakel
bei der BayernLB – künftig wieder aufstellen werden. Denn deren grundsätzliche
Bedeutung als Zentralbank für die Sparkassen ist außerordentlich fraglich.
law
KOMMENTAR.
Buy in May and stay awhile?
VON STEFAN FREYTAG*
Ist mit dem spektakulären Beinahezusammenbruch der fünftgrößten US-Investmentbank Bear Stearns und die darauf eingeleitete beispiellose Rettungsaktion der FED das Ende der aktuellen
Finanzmarktkrise erreicht oder beginnt
erst recht die Eiszeit an den Börsen?
Historisch betrachtet endet jede Finanzkrise mit dem Versagen einer wichtigen
Finanzinstitution beziehungsweise einem herausragenden wirtschaftlichen
Ereignis. Erst mit diesem Menetekel eines
Systemrisikos ergreifen Staat und Aufsichtsbehörden massive und ungewöhnliche Rettungsanstrengungen, die das Finanzsystem letztendlich retten.
Mit dem letzten Schritt der FED, die Finanzierung der Übernahme von Bear
Stearns von JP Morgan quasi zu garantieren, vollzog sie sozusagen den Wechsel
vom „Lender of last resort“ zum „Buyer of
last resort“. Mit diesen Maßnahmen gibt
die FED letztendlich eine Garantie für
schlechte Kredite. Die Ausfallwahrscheinlichkeit großer Finanzinstitute
sinkt damit rapide, wie auch die unmittelbare Reaktion der Swap-Risikoprämien am US-Kapitalmarkt signalisiert.
Zweifellos werden die Nachrichten aus
der Realwirtschaft bis auf weiteres
schlecht ausfallen. Viele wirtschaftliche
Frühindikatoren zeigen das unmissverständlich an.
Eine andere Gefahr besteht durch das
eingesetzte Deleveraging der Finanzinstitute. Es ist davon auszugehen, dass
rund 400 Mrd. US-Dollar bis 500 Mrd.
US-Dollar definitiv in Bankbilanzen
wertberichtet werden müssen und damit
die Eigenkapitalbasis der Banken kürzen. Geht man von einem Leverage-Ratio von rund zehn bis zwölf aus, so müssen die Banken weltweit rund 5 000
Mrd. US-Dollar bis 6 000 Mrd. US-Dollar
an Kreditfinanzierung zurückfahren,
wenn es ihnen nicht gelingen sollte, sich
zu rekapitalisieren.
Die Vergangenheit hat aber auch gezeigt,
dass ausgeprägte Baisse-Phasen in der
Regel die besten Einstiegszeitpunkte für
Investoren mit mittel- bis langfristigem
Anlagehorizont waren. Die entscheidende Frage ist, wann man sich als disziplinierter, fundamental orientierter Investor nicht mehr von den aktuellen wirtschaftlichen Daten beeinflussen lassen
darf und die Kapitalmärkte bereits ein
zukünftiges Erholungsszenario in den
Kursen einpreisen.
Neben den ungewöhnlichen Maßnahmen der US-Notenbank sprechen auch
viele technische Faktoren dafür, dass dieser Prozess in den nächsten zwei bis drei
Monaten einsetzen wird.
Die Nervosität und Volatilität wird hoch
bleiben, zumal zu befürchten ist, dass einige schwache Investoren (wie zum Beispiel Hedgefonds ohne ausreichende Refinanzierungsmöglichkeiten) nochmals
zu Notverkäufen gezwungen sein werden. Dann ist es aber wahrscheinlich
strategisch geboten, Qualitätsaktien zu
erwerben. Auch Anleihen guter Schuldner bieten wieder attraktive Risikoprämien auf ihre ausstehenden Anleihen.
Zuletzt sind die Renditedifferenzen bei
allen Unternehmensanleihen extrem
groß geworden; künftig ist mit einer wieder größeren Differenzierung dieser
Spreads zu rechnen.
* Stefan Freytag ist Vorstandssprecher
der Wilhelm von Finck AG.
FINANZEN & BÖRSE
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
13
Plädoyer für eine bis zwei große Landesbanken
Kriterium ist die internationale Wettbewerbsfähigkeit | Interview mit Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands
zu schätzen. Wir müssen aber dennoch
systeme der Sparkassen hervorragend
fair bleiben: International tätige Banfunktionieren. Anders ist doch nicht zu
ken werden immer etwas stärker auch
erklären, dass die Sparkassen ihre Unterreine Finanzgeschäfte machen müssen.
nehmenskredite in den letzten Jahren
Wichtig ist, dass wir in Deutschland
massiv ausgeweitet haben, ihre Abschreinicht nur Kreditinstitute mit einer solbungen auf Kredite aber deutlich zurückchen Geschäftsstrategie haben. Die
fahren konnten. Richtig ist aber, dass bei
richtige Mischung von unterschiedli„modernen Finanzinstrumenten“ heute
chen Geschäftsstrategien bringt Stabilidie Risiken kaum mehr einzuschätzen
tät in unseren Markt. Ohne die stabilisind, weil der Bezug zum ursprünglichen
sierende Wirkung von Sparkassen und
Schuldner fehlt und verbriefte Forderunauch Genossenschaftsbanken hätte die
gen immer wieder auseinander genomKrise längst den deutschen Mittelstand
men und neu zusammengesetzt worden
erreicht.
sind. Manch einer hat offensichtlich geWiKu: Der Vorstandsvordacht, dass mit der
Streuung das Risiko
„Die Notwendigkeit sitzende der Deutschen
Bank, Josef Ackermann,
verschwindet. Und die
zur Konsolidierung hat viel Häme und Kritik
Ratingagenturen haben
kräftig
mitgeholfen,
im Landesbanken- für seinen Vorschlag einer
konzertierten Aktion von
diesen Eindruck zu erBereich gab es vor, Finanzwirtschaft, Politik
wecken. Jetzt stellt man
fest, dass der alte gibt es während und und Notenbanken zur
der VerGrundsatz „Kaufe nur,
gibt es auch nach Überwindung
trauenskrise auf den Fiwas Du verstehst“ doch
der Finanzkrise.“
nanzmärkten einstecken
viel für sich hat.
müssen. Wie bewerten Sie
WiKu: Die deutschen
Ackermanns Vorschlag? Braucht die FiSparkassen haben sich in der Tat bisnanzwirtschaft national und internatiolang von dem auch in der Finanzwirtnal mehr politische und rechtliche Leitschaft weltweit grassierenden Fieber
planken?
des „Casino-Kapitalismus“ nicht anHaasis: Ich habe den Vorschlag so verstanstecken lassen – und sie sind ja, wie jetzt
den, dass auf dem US-amerikanischen
zu sehen ist, gut damit gefahren. KönnMarkt der Staat stabilisierend in den Hyten sich von dieser klugen Enthaltsampothekenmarkt eingreifen muss. Dafür
keit nicht auch die Landesbanken und
habe ich viel Sympathie. Denn die Alterandere eine Scheibe abschneiden?
native ist doch, dass die Amerikaner für
Haasis: In den letzten Jahren haben sich
ihre unzureichenden Standards Banken
die Sparkassen manche Häme und kriauf der ganzen Welt bezahlen lassen. In
tische Fragen anhören müssen, etwa
Deutschland sehe ich eine Notwendigwarum sie so viel Eigenkapital haben
keit zum Eingreifen des Staates bisher
oder warum sie neuen Finanzinstrunicht. Etwas anderes ist es, wenn der
menten gegenüber so zurückhaltend
Staat Eigentümer von Banken ist. Dann
waren. Heute zeigt sich, dass dies richkann er nicht nur in guten Zeiten Getig war. Es ist besser, mehr Eigenkapital
winne mitnehmen, sondern muss – wie
zu haben, als bei wenig Eigenkapital
jeder Private – auch in schwierigen Zeieine hohe Eigenkapitalrendite. Und es
ten Verantwortung übernehmen. Ich
ist besser, ehrlich sein Geld mit dem
hielte es aber für falsch, wenn der Staat
Kreditnehmer vor Ort zu verdienen als
durch sein Verhalten eine Art Freibrief
durch Spekulationen auf den internafür Fehlverhalten von Banken aussteltionalen Finanzmärkten – auch um den
len würde. Bei der IKB sind wir schon
Preis niedrigerer Erträge. Manche lernahe an dieser Fragestellung.
nen jetzt Stabilität wieder etwas mehr
WirtschaftsKurier: Waren jene Landesbanken, die jetzt mit erheblichen Wertverlusten kämpfen – möglicherweise
auch mangels einer ausreichenden Basis in klassischen Geschäftsfeldern –,
besonders anfällig für den Handel mit
unüberschaubaren Risiken und Derivaten aus zweiter und dritter Hand?
Heinrich Haasis: Die Finanzkrise hat ihre
Ursache in unzureichenden Kreditvergabestandards in den USA. Kreditinstitute außerhalb der USA sind davon besonders betroffen, weil inzwischen ein allgemeines Misstrauen in den Markt eingezogen ist, das auch sehr werthaltige Papiere erreicht hat. Das trifft praktisch alle
international tätigen Banken – auch Landesbanken. Entgegen der öffentlichen
Wahrnehmung sehe ich die Landesbanken hier nicht im Fokus der Krise. DerHeinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes: „Wären wir allein bei den Landesbanken bezeit steht die Frage im Vordergrund, welteiligt, gäbe es vermutlich schon eine neue Struktur.“
Fotos: DSGV
che Abschreibungen vorgenommen werNeuordnung der Landschaft der Landische Unternehmen in der Region und
WiKu: Apropos gelernt: Eine Lektion aus
den müssen. Wenn der Markt zum Erliedesbanken. Sehen Sie nach Überwinderen internationaler Begleitung konden Erfahrungen der jüngsten Monate
gen kommt, muss derjenige viel abdung der gegenwärtigen Krise der Fizentriert hat. Das „reine Sparkassengelautet ja wohl, dass die bisherigen Meschreiben, der viel hat. Erst bei Endfällignanzmärkte die Chance, dass sich die
schäft“ trägt heute zu einem kleinen Teil
thoden und Instrumente der Risikoerkeit der Papiere wird aber wirklich abgeKraft Ihrer Argumente in Form von sinnzu den Erträgen der LBBW bei. Daneben
kennung und -steuerung nicht ausreirechnet. Dann steht fest, welche tatsächvollen Zusammenschlüssen durchsetzt?
gibt es so gut wie überall in Baden-Würtchend sind. Auch all die teuren Ratingsyslichen Verluste eintreten. Da die betrofHaasis: Die Notwendigkeit zur Konsolidietemberg
unabhängige kommunale
teme haben offensichtlich versagt. Welfenen Landesbanken überwiegend gute
rung im Landesbanken-Bereich gab es
Sparkassen. Wir wenden uns lediglich
che Konsequenzen zieht das deutsche
Engagements haben, gehe ich davon
vor, gibt es während und gibt es auch
dagegen, Sparkassen in Landesbanken
Sparkassenlager aus dieser Erkenntnis?
aus, dass die tatsächlichen Verluste die
nach der Finanzkrise. Die Verwerfungen
zu integrieren. Dies würde die Stärke der
Werden Sie Ihren Kreditinstituten raten,
jetzt vorgenommenen Abschreibungen
an den Finanzmärkten haben dies eher
Sparkassen beeinträchtigen, ohne den
künftig die Finger von Produkten zu lasnicht annähernd erreichen.
noch unterstrichen. Sicherlich muss jetzt
Landesbanken zu helfen. Denn über die
sen, die nicht mit eigenen Analyse-BordWiKu: In ihren beiden klassischen Aufgajeder erst einmal seine aktuellen HausSparkassen können Landesbanken
mitteln zu durchschauen sind?
benfeldern – zum einen Girozentrale
aufgaben selbst machen, die kann man
schon heute das Retailgeschäft des
Haasis: Ich sehe viel eher, dass die Ratingder Sparkassen zu sein, zum anderen
keinem Partner zumuten. Mir kommt es
Marktführers erreichen
die Landes- und Regioaber darauf an, nicht nur in alter Strukund
für
sich
nutzen.
Eine
nalpolitik als Ins„Hier machen sich
tur auf bessere Zeiten zu warten, um
Übernahme von Sparkastrument der Wirtmittelgroße Banken sen würde nicht neues
dann bei weniger Marktdruck wiederum
schaftsförderung zu unam Alten festzuhalten. Denn dann – das
Geschäftsvolumen erterstützen – haben die
gegenseitig
ist meine Prognose – wird die nächste
schließen, sondern würLandesbanken an BeWettbewerb in
Krisenphase der Märkte für jede der
de nur eine Umverteideutung und BeschäftiLandesbanken und damit auch für ihre
lung von vorhandenen
gung verloren. Die
einem Markt, der
Träger noch schwieriger.
Kunden und GeschäftsSparkassen sind – auch
nicht für alle reicht.“ volumina innerhalb der WiKu:
Und: Welche Bank passt zu weldurch Fusionen – gröcher? Genauer: Bei welchen ZusamSparkassen-Finanzgrupßer und damit sehr viel
menschlüssen ergäben sich die besten
pe bedeuten. Ich habe auch keinen
selbstständiger geworden. Und durch
Synergien durch Ergänzung und VerGrund anzunehmen, dass eine Landesdie – von der EU-Kommission erzwunbreiterung der Kompetenzen?
bank mit ihrer Vorerfahrung und bisherigene – Abspaltung des Fördergeschäfts
Haasis: Mit der Fusion von großen Langen Geschäftsausrichtung im Retailgein unabhängige Förderinstitute haben
desbanken mit ähnlichen Geschäftsmoschäft erfolgreicher sein könnte als
die Landesbanken die Aufgabe des landellen lassen sich natürlich die größten
selbstständige Sparkassen. Umgekehrt
despolitischen Entwicklungshelfers verSynergien ziehen. Das wäre bei LBBW und
würde das Rating der Landesbanken
loren. Wie können die Landesbanken
eher gefährdet, wenn es zwischen einer
diesen Schwund an Aufgaben ausgleiWestLB der Fall gewesen, würde aber siim Retailgeschäft tätigen Landesbank
chen? Haben unsere Landesbanken
cherlich auch bei BayernLB und LBBW
und verbleibenden selbstständigen
durch die Übernahme ausreichend
gelten. Wichtig ist, dass man jeden Schritt
Sparkassen zu Konkurrenzlagen komneuer Aufgaben ein tragendes neues
als einen auf dem Weg zu einer weiteren
men sollte. Denn dies würde die BereitGeschäftsmodell als Banken im WettbeZusammenführung von Landesbanken
schaft der Sparkassen schwächen, mit
werb gefunden?
versteht. So muss er auch angegangen
der Landesbank im Verbund zusammenHaasis: Jede Sparkasse in Deutschland
werden. Dabei geht es nicht nur um einzuarbeiten.
braucht auch künftig – unabhängig von
faches Zusammenfügen, sondern auch
WiKu: Wenn das Geschäftsmodell der
ihrer Größe – Landesbanken-Funktioum eine Neuausrichtung und ein ZuLBBW nicht auf andere Landesbanken
nen. Denn wir haben eine Arbeitsteirückfahren von Risikoaktiva.
lung: Die Sparkassen konzentrieren sich
WiKu: Die BayernLB hat, nach eigenen
auf Kundennähe und breites Geschäft,
Angaben, ein Gebot zum Erwerb eines
sind hingegen nicht an internationalen
Teils der schwer angeschlagenen IKB
Standorten tätig. Drei Viertel aller deutgelegt – und dies mit dem Ziel eines
schen Unternehmen haben eine GeAusbaus des Mittelstandsgeschäfts beschäftsverbindung zu einer Sparkasse
gründet. Was halten Sie von dieser Idee?
oder Landesbank. Ein immer größerer
Haasis: Letztlich müssen das die Träger der
Teil der Unternehmen hat eine internaBayernLB entscheiden. Die meisten
tionale Geschäftstätigkeit. Hier werden
Kunden der IKB sind allerdings schon
Neue Märkte. Neue Chancen. Eine vertraute Bank.
die Landesbanken als Partner der SparKunde der Sparkassen-Finanzgruppe.
kassen sogar stärker als früher für die
Deshalb habe ich den Eindruck, dass es
Unser Angebot: flächendeckende Präsenz, lokale Kontakte und
Begleitung gebraucht. Ähnliches gilt für
kaum im Interesse der Sparkassen lieKnow-how. Dazu ein weites Leistungsspektrum, wie Sie es von uns
Kapitalmarktgeschäfte oder gemeinsagen kann, die Landesbank-Kapazitäten
gewohnt sind. Willkommen in Südosteuropa. Willkommen zu Hause.
mes Kreditgeschäft bei sehr großen Enauf diese Weise noch weiter auszudehDie BayernLB Gruppe. Ihre Bank in Südosteuropa.
gagements. Was bei den Landesbanken
nen. Konzentration ist das Gebot der
nicht mehr in der früheren Weise benöStunde.
Kiew
tigt wird, sind Finanzgeschäfte ohne BeWiKu: Bislang sind die Bemühungen um
Die Zentrale des DSGV in Berlin. Was
zug zur realen Wirtschaft. Diese KapaziNeuordnungen und Fusionen weniger
bei den Landesbanken nicht mehr in
Nürnberg
täten und Risiken müssen deutlich veran Widerständen im Sparkassenlager
der früheren Weise benötigt wird, sind
München
ringert werden.
als an landespolitischer Eitelkeit geFinanzgeschäfte ohne Bezug zur reaWiKu: Die Landesbank Baden-Württemscheitert – exemplarisch sei hier nur das
len Wirtschaft, so DSGV-Präsident
Budapest
Klagenfurt
berg, an deren Zustandekommen und
Veto des nordrhein-westfälischen MiHaasis.
Udine
Ljubljana
Entwicklung Sie als baden-württembernisterpräsidenten Jürgen Rüttgers geZagreb
Osijek
Mailand
übertragbar ist – welche Alternativen
gischer Sparkassenpräsident ja auch
gen ein Zusammengehen von LBBW
Banja Luka
Bukarest
Belgrad
gibt es dann für die dauerhafte Sicheaktiv mitgewirkt haben, hat – vor allem
und WestLB genannt. Haben Sie den
Sarajevo
Mostar
rung der anderen Landesbanken? Wodurch die Integration der früheren LanEindruck, dass auch die Politik ausreiPodgorica
mit könnten deren Geschäftsmodelle
desgirokasse und durch die Übernahchend aus der gegenwärtigen Krise geSofia
angereichert werden? Und: Muss jede
me der Baden-Württembergischen
lernt hat?
Skopje
Landesbank ihr eigenes, von den ProfiBank – eine breite vertikale VerankeHaasis: Die Sparkassen haben bundesweit
len der anderen Banken verschiedenes
rung im Kundenmarkt. Die LBBW hat
eine einhellige Position. Wären wir allein
Geschäftsmodell finden?
sich auf diesem Weg zur stärksten,
bei den Landesbanken beteiligt, gäbe es
Haasis: Schon vor der Finanzkrise waren
wahrscheinlich auch zur gesündesten
vermutlich schon eine neue Struktur. Wir
wir der Auffassung, dass es HandlungsLandesbank entwickelt. Sie lehnen freimüssen aber mit Respekt zur Kenntnis
bedarf bei den Landesbanken gibt. Hier
lich für eine Neuordnung die vertikale
nehmen, dass es noch andere MiteigentüMehr erfahren Sie unter: www.bayernlb.de/suedosteuropa
machen sich mittelgroße Banken gegenIntegration von Landesbanken und
mer gibt. In einer solchen Konstellation
seitig Wettbewerb in einem Markt, der
Sparkassen ab. Warum?
wird man keinen Erfolg haben, wenn man
nicht für alle reicht. Deshalb wäre es besHaasis: Ich höre diese Analyse immer wiedem jeweils anderen die eigenen Vorstelser, nicht benötigte Kapazitäten abzuder, sie ist aber so nicht zutreffend. Die
lungen aufzwingt. Deshalb müssen wir
bauen und die wettbewerbsfähigen Teile
Stärke der heutigen LBBW beruht vor aldie Standort- und Arbeitsplatzinteressen
so zusammenzufügen, dass daraus eine
lem darauf, dass die ehemalige Südder Länder berücksichtigen. Diese dürfen
oder zwei international in allen Feldern
westLB (Vorläuferin der LBBW) keine riaber umgekehrt auch betriebswirtschaftliwettbewerbsfähige große Landesbanken
sikoreichen Geschäfte im Ausland beche Notwendigkeiten nicht aufheben.
entstünden.
trieben, sondern sich in ihrer GeschäftsDenn was der Markt nicht braucht, kann
WiKu: Sie werben seit langem für eine
strategie frühzeitig auf große mittelstänauch keinen Bestand haben.
Frischer Wind für Südosteuropa.
ds-wa.com
D
ie internationale Finanzmarktkrise beutelt in Deutschland nicht
nur, aber doch besonders heftig einen Teil der Landesbanken. Über Ursachen, Folgewirkungen und notwendige
Konsequenzen sprach WiKu-Korrespondent Klaus G. Wertel mit Heinrich Haasis,
dem Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands. Haasis plädiert für
den „Abbau nicht mehr benötigter Kapazitäten“ und eine Bündelung der Kompetenzen in „einer oder zwei international in allen Feldern wettbewerbsfähigen großen
Landesbanken“.
FINANZEN & BÖRSE
14 WirtschaftsKurier
APRIL 2008
Starker Anstieg des Fördervolumens
NRW.Bank | Drittgrößte Förderbank Europas finanziert sich fast komplett selbst
den Förderbank „so gut wie am Ziel“, so
Bankchef Schröder. Bewährt habe sich
auch der Einsatz eines Teils der Bankgewinne als „Förderdividende“ zur Finanzierung einer zusätzlichen Verbesserung der
Konditionen von Förderprogrammen: 2007
waren dies immerhin knapp 30 Mio. Euro.
Die hohe Nachfrage nach den Angeboten
der NRW.Bank bestätige deren Konzeptionen.
Existenzgründer tun
sich derzeit schwer
NRW.Bank zieht Vorteile aus der Kreditkrise. Denn das Geld sucht derzeit sichere Häfen, wie die Förderbank.
VON KLAUS G. WERTEL
T
rotz eines anhaltenden, im vergangenen Jahr geradezu dramatischen
Wachstums des Volumens ihrer Förderprogramme ist die NRW.Bank kaum
noch auf staatliche Haushaltsmittel angewiesen. „Unter 1%“ liege inzwischen der
Anteil des Landeszuschusses an der Finanzierung der eigenen Förderprogramme der Bank, so der Vorstandsvorsitzende
der (nach KfW und Europäischer Investitionsbank)
drittgrößten
Förderbank
Europas, Dr. Ulrich Schröder, bei der Erläuterung des Geschäftsberichts 2007 der
NRW.Bank in Düsseldorf. Den „Rest“ erhalte die Bank durch Rückflüsse von Darlehen, durch Zinseinnahmen – und im
Wege der Refinanzierung auf dem Geldmarkt.
2007 wuchs das Volumen des Fördergeschäfts insgesamt – also einschließlich
durchlaufender Mittel für staatliche Hilfen
– um 32% auf 8,1 Mrd. Euro. 4,9 Mrd. Euro
davon entfielen auf eigene Programme der
NRW.Bank, von denen nur noch 35 Mio.
Euro (0,7%) aus Landeszuschüssen finanziert wurden. Zum Vergleich: 2005 hatte
der Landeszuschuss bei einem Programmvolumen von 2,5 Mrd. Euro noch 172 Mio.
Euro (6,8%) betragen.
Fünf Jahre nach ihrer Ausgründung aus
der damaligen Westdeutschen Landesbank
sei die Entwicklung der NRW.Bank zu einer
weitgehend mit „Eigenprodukten“ operierenden und sich selbstständig finanzieren-
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Mit einem Plus von 59% auf ein Volumen
von 3 Mrd. Euro erreichten 2007 die Existenzgründungs- und Mittelstandsförderungs-Programme den höchsten Zuwachs.
Mehr als 1 500 Existenzgründer, die sich
nach Aussagen des NRW.Bank-Vorstands
„unter den gegenwärtigen Bedingungen
besonders schwer tun, überhaupt Kredite
zu bekommen“, konnten dank der
NRW.Bank-Anschubfinanzierung an den
Start gehen.
Fast ebenso stark war der Zuwachs bei
den Programmen der Kommunal- und Infrastruktur-Finanzierung: Hier wuchs der
Mitteleinsatz 2007 um 54% auf 2,7 Mrd.
Euro. Gerade in der Verbesserung der teilweise schlechten Infrastruktur der Kommunen sieht die NRW.Bank auch in den
kommenden Jahren eine ihrer Hauptaufgaben – für die auch neue Instrumente, bis
hin zur Übernahme kommunalen Finanzmanagements, entwickelt werden.
Die Mittel für den sozialen Wohnungsbau lagen 2007 mit 855 Mio. Euro nur um
0,5% über Vorjahresniveau. Die Neubauförderung sank – die Förderung des Erwerbs bestehenden Wohnraums nahm zu.
Im Rahmen der (zumeist staatlichen) „Individualförderung“ vergab die NRW.Bank
insgesamt 1,6 Mrd. Euro – 5% weniger als
2006.
Auch zur wirtschaftlichen Entwicklung
ihrer Bank äußerte sich Schröder positiv:
Trotz des erheblich gestiegenen Fördervolumens, der Entwicklung neuer Programme sowie der wachsenden Nachfrage nach Beratung und Betreuung seien
die Personal- und Sachkosten kaum gestiegen. Das Ergebnis (vor Steuern und Förderdividende) habe sich um 21% auf 164
Mio. Euro, der Jahresüberschuss um 24%
auf 126 Mio. Euro verbessert.
Womit sich viele Geschäftsbanken derzeit weltweit mehr oder minder schwer tun
– der Geldbeschaffung – das ist für die
NRW.Bank „eher noch leichter und günstiger geworden“, berichtete Schröder. Seine
Begründung: „In Zeiten der Unsicherheit
sucht das Geld sichere Häfen“ – was Förderbanken dank Gewährträgerhaftung
zweifellos seien. Günstige Refinanzierungsmöglichkeiten finde die NRW.Bank
derzeit sowohl bei Anlegern wie bei Geldhäusern: Die Vertrauenskrise unter
den Geschäftsbanken führe zu einer „Verlagerung der Geldströme
in Richtung sicherer Adressen“.
Den Refinanzierungsvorteil,
den die NRW.Bank aus der derzeitigen Finanzmarktkrise ziehe, werde die Bank an die Kreditnehmer in Form noch günstigerer Konditionen weitergeben,
versicherte Ernst Gerlach,
das für die Förderprogramme verantwortliche Vorstandsmitglied.
Dies gelte für
bereits laufende
wie auch für
neue Programme. Als Beispiele nannte
Gerlach das
Programm
zur Förderung der
Kreativwirtschaft, die künftigen „Mikrokredite“ (ab 5 000 Euro), Starthilfen für Unternehmensgründer und kommunale Infrastrukturhilfen.
Kein Wertberichtigungsbedarf
durch WestLB
Aus der gegenwärtigen Krise der WestLB
müsse die NRW.Bank keinen Wertberechtigungsbedarf ableiten, versicherte Schröder. Der Grund: Seit 2004 gebe es eine
„Werterhaltungsgarantie“ der Eigentümer
für den von der NRW.Bank gehaltenen
31%igen-Anteil an der WestLB zum Buchwert von 2,2 Mrd. Euro. Der NRW.BankChef erwartet allerdings „nachhaltige Veränderungen“ in der Landschaft der
öffentlichen Banken. Kursierende
Meldungen, er selbst werde
eventuell Nachfolger des Vorstandsvorsitzenden
der
WestLB, Alexander Stuhlmann, bezeichnete Schröder
als falsch. Er sei „sehr gern“
Chef der NRW.Bank und wolle seinen bis Ende 2010 laufenden Vertrag einhalten.
kw
Ulrich Schröder, Vorstandsvorsitzender der NRW.Bank. In der Verbesserung der
teilweise schlechten Infrastruktur der Kommunen sieht das Institut auch in den
kommenden Jahren eine seiner Hauptaufgaben.
ANLAGE-TIPPS.
LVMH (ISIN: FR 000 0121 014) – Anlagerat: Die Landesbank Baden-Württemberg empfiehlt die LVMH-Aktie bei einem Stand von 71,46 Euro zum Kauf
und nennt als Kursziel 85 Euro. Chancen: Innerhalb der Luxusgüterindustrie
sollte sich LVMH auf Grund seines breiten Markenportfolios und seiner starken Präsenz in den aufstrebenden
Märkten überdurchschnittlich entwickeln können, prognostizieren die Analysten. Die Bewertung erscheint ihnen
aus historischer Sicht auf dem derzeitigen Kursniveau vergleichsweise niedrig. Risiken: Zu den Schwächen des
Unternehmens zählen die Analysten
den noch geringen Anteil am stark
wachsenden Uhren- und Schmuckgeschäft. Risiken sehen sie in einer möglichen Rezession in den USA und einem starken Euro. Unternehmen: LVMH
– Louis Vuitton Moet Hennessy – ist der
weltweit größte Luxusgüterhersteller.
Geographisch gesehen entfällt jeweils
rund ein Drittel des Umsatzes auf die
Märkte Europa, USA und Asien.
Bayer (ISIN: DE 000 5752 000) – Anlagerat: Die Privatbank Hauck & Aufhäuser empfiehlt die Bayer-Aktie bei einem
Stand von 53,11 Euro zum Kauf und
nennt als Kursziel 64 Euro. Chancen:
In den letzten Monaten wurde der Bayer-Kurs nach Aussage der Analysten
immer wieder durch Übernahmegerüchte getrieben, die vor allem Novartis
als Erwerber sehen. Risiken: Neue Arzneien unterliegen jedoch, wie die Analysten betonen, einem erheblichen Entwicklungs- und Zulassungsrisiko. Dies
kann auf die Bewertung von Pharmaund Healthcare-Aktien (Gesundheit) einen erheblichen Einfluss haben. Unternehmen: Bayer hatte 2006 einen Konzernumsatz von 29 Mrd. Euro. Dabei hat
das Unternehmen eine dramatische Zeit
erlebt, die einen Wandel von einem Chemie-Konzern mit angeschlossenem
Healthcare-Geschäft zu einem Healthcare-/Chemie-Konzern bewirkte. Der
Healthcare-Bereich hat seinen Umsatzanteil von 25% (1996) auf 47% (per 30.
September 2007) ausgeweitet.
OM
FINANZEN & BÖRSE
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
Umbau für Zukäufe
Den Markt abgehängt
HanseMerkur | Unabhängigkeit ist oberste Maxime
Nürnberger Versicherungsgruppe | Erfolgsquelle Qualitätsprofil und Flexibilität
M
it einer Umstrukturierung will die
Hamburger Versicherungsgruppe
HanseMerkur die Voraussetzungen für größere Zukäufe schaffen. Auf einer
Pressekonferenz erläuterte Vorstandsvorsitzender Fritz Horst Melsheimer die Pläne.
Danach sei der Konzern gut aufgestellt, besonders in der Kranken- und Reiseversicherung, lediglich in der Altersvorsorge gäbe
es Defizite. Ziel sei es, den Finanzierungsspielraum zu erweitern, um besser als bisher externe Kapitalgeber einbinden zu
können. „Wir sind ein sehr gesunder Mittelständler, aber wir wollen ein noch größerer Mittelständler werden“, so Melsheimer.
Auch gehe es darum, künftig auf mehreren Beinen zu stehen: Mit dem Hauptgeschäft, der privaten Krankenversicherung,
kommt die Gruppe auf einen Marktanteil
von knapp 2%. Im Geschäft mit der privaten Altersvorsorge jedoch sind es nur
0,17%. „Damit sind wir nicht langfristig
zukunftsfähig“, so Melsheimer. Da dies
einer der wichtigsten Zukunftsmärkte sei,
würde man sich hier gern vergrößern.
Vorgesehen sei, das gesamte operative
Geschäft der bisher auch als Dachgesellschaft fungierenden HanseMerkur Krankenversicherung aG auf eine neu zu gründende Aktiengesellschaft zu übertragen,
die dann unter einer Zwischenholding angesiedelt ist. An der Spitze der Gruppe stehe künftig wie bisher ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit (VVaG), der ausschließlich seinen Kunden gehört. Diese
Konstruktion schütze im Übrigen auch vor
feindlichen Übernahmen. Zumindest sei
das per Konsortialvertrag für die nächsten
30 Jahre ausgeschlossen.
Wertsteigerung durch
neue Organisation
Weil bislang das Hauptgeschäft, die
Krankenversicherung, nicht unterhalb der
Zwischenholding liegt, steige deren Wert
durch die neue Konstruktion nach Melsheimers Worten von 100 Mio. Euro auf 400
Mio. Euro bis 500 Mio. Euro. Damit werde
es möglich, externes Kapital für Zukäufe
aufzunehmen, ohne die Mehrheit zu ver-
lieren. In dem erwähnten Konsortialvertrag werde man festschreiben, dass der
VVaG keine Anteile an der Holding verkauft
und in dieser Zeit stets eine Mehrheit der
Stimmrechte behält – zumindest für die
nächsten 30 Jahre. Die neue Organisation
soll rückwirkend zum 1. Januar 2008 wirksam werden.
„Damit verbinden wir das beste aus zwei
Welten“, betonte Melsheimer, „die Sicherheit eines VVaG als Eigentümer und die finanziellen Möglichkeiten einer operativen
Führungsholding.“ Gleichzeitig bleibe gewährleistet, dass keine Fremdbestimmung
erfolge. Denn für die HanseMerkur gehöre
die Unabhängigkeit am Standort Hamburg
auch zukünftig zu den obersten unternehmerischen Zielen, es „gibt nämlich viele,
die uns gern kaufen möchten“, so Melsheimer. Der Umbau erfolge aus einer Position der Stärke und strategischen Größe
heraus. Die Beitragseinnahmen seien in
2007 um 12.4% auf 814 Mio. Euro gestiegen, der Bruttogewinn erreiche einen Rekordwert von gut 124 Mio. Euro.
moe
D
ie Nürnberger Versicherungsgruppe (siehe auch beiliegender Versicherungsführer, Seite 26) hat im
Ergebnis des Geschäftsjahres 2007 erneut
bewiesen, dass die Stand-alone-Lösung die
beste Grundlage für Wachstum und Erfolg
ist. Der fränkische Qualitätsversicherer hat
nachhaltig unterstrichen, dass das Anpeilen von Konzentrationen innerhalb der Versicherungsbranche keineswegs zwingend ist.
Markt, weil wir unser Profil als besonders
leistungsfähiger und kompetenter Partner
unserer Kunden und Vermittler schärfen
konnten“, sagte Rupp, der auch im laufenden Geschäftsjahr 2008 an die vorgelegte
Erfolgsstory anknüpfen will.
Wie bereits in der Vergangenheit wollen
die Nürnberger insbesondere ihren Markterfolg durch einen hohen Qualitätsanspruch untermauern. Neben der Qualität
2007 hat die Nürnberger Versicherungsgruppe ein „außerordentlich gutes Ergebnis“ erzielt: Dr. Werner Rupp,
Vorstandsvorsitzender der Nürnberger Versicherungsgruppe.
Kampf dem Jugend-Alkoholismus
PKV Verband | Start einer Präventionskampagne
Die Nürnberger erhöht die Dividende für 2007 auf 1,70 (1,50) Euro.
D
er Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) wird sich freiwillig in einem breit angelegten
Präventionsprojekt zur Bekämpfung von
Alkoholmissbrauch bei Kindern und Jugendlichen engagieren. Dafür wird die PKV
im Startjahr 10 Mio. Euro zur Verfügung
stellen. Sie baut damit ihr Engagement in
der Primärprävention aus. Darunter versteht man Maßnahmen zur Verhütung von
Krankheiten und zur Stärkung der Gesundheit durch eine gesundheitsfördernde Lebensweise. Sie sind in der privaten Krankenversicherung kein Vertragsbestandteil
und in der gesetzlichen stellen sie eine versicherungsfremde Leistung dar. „Wir haben uns nach langer Diskussion für dieses
Projekt entschieden, weil wir damit demonstrieren wollen, dass wir Freiwilligkeit
für besser halten als eine gesetzliche Verpflichtung“, sagte PKV-Vorsitzender Reinhold Schulte.
„Es wäre falsch, den Nutzen von Prävention anhand von künftigen Kostensenkungen messen zu wollen“, betonte Schulte.
Richtig ist zwar, dass Prävention im Einzelfall Behandlungskosten sparen kann – sie
spart jedoch nicht immer Geld im System.“
Entscheidend sei hingegen, dass sie der
Verbesserung der Lebensqualität diene.
Die Anzahl der Jugendlichen, die wegen
akuten Alkoholmissbrauchs ins Krankenhaus eingeliefert wurden, haben sich laut
Statistischem Bundesamt zwischen den
Jahren 2000 und 2006 mehr als verdoppelt.
19 500 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mussten 2006 stationär aufgenommen werden. Insbesondere männliche Jugendliche zwischen 16 und 17 Jahren
trinken immer häufiger und immer exzessiver Alkohol. Vorrangiges Ziel des Präventionskonzeptes der PKV ist es daher, den
Alkoholkonsum von Jugendlichen zu senken und einer späteren Alkoholsucht entgegenzuwirken. Die volkswirtschaftlichen
Kosten von Alkoholkrankheiten werden auf
24,4 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Davon
entfallen 8,4 Mrd. Euro auf direkte Kosten
und 16 Mrd. Euro auf indirekte Kosten wie
Arbeitsunfähigkeit, frühe Sterblichkeit und
Frühverrentung.
hot
Um das zu tragen, muss man schon
exzellent sein.
15
Im Geschäftsjahr 2007 hat die Nürnberger Versicherungsgruppe ein „außerordentlich gutes Ergebnis“ (Vorstandsvorsitzender Dr. Werner Rupp) erzielt. Gleich mit
mehreren Trümpfen konnte Rupp aufwarten. So stieg das Beitragswachstum im Versicherungsgeschäft mit 4,8% über alle
Sparten weit über dem Branchendurchschnitt (+ 0,8%). Dies wurde durch ein starkes Neugeschäft in der Lebens- und Schadenversicherung erreicht. Der Konzernumsatz stieg um 5,8% auf 4,425 Mrd. Euro,
und das Konzernergebnis nach Steuern
kletterte auf 68,2 Mio. Euro und übertraf
somit das Vorjahresergebnis um 69%. „Wir
sind deutlich schneller gewachsen als der
Foto: Nürnberger
und dem herausragenden Image sieht
Rupp in erster Linie in der konzernfreien
Unabhängigkeit, die ein hohes Maß an Flexibilität erlaubt, zusammen mit den hoch
motivierten Mitarbeitern den auch künftigen Erfolgsgaranten.
Die Nürnberger sehen sich durch die guten Benotungen durch Rating-Institute bestätigt. Hervorgehoben wurden die Finanzkraft, die Ertragsstärke sowie die Produktund Servicequalität. So zeichneten die
Analysten von Fitch die Nürnberger Lebensversicherung AG, Nürnberger Allgemeine Versicherungs-AG und Nürnberger
Krankenversicherung AG bereits zum dritten Mal in Folge mit dem Rating A+ (stark)
aus. Die Nürnberger Lebensversicherung
AG ist derzeit die einzige Gesellschaft, die
vom Analyse- und Beratungsunternehmen
Franke & Bornberg zum vierten Mal in Folge sowohl im Produkt- als auch im Unternehmensrating der BerufsunfähigkeitsVersicherung die Bestnote erhielt. Die zum
Konzern der Nürnberger gehörende Fürst
Fugger Privatbank wurde mit dem Prädikat
„magna cum laude“ (mit großem Lob) in
den Kreis der „Elite der Vermögensverwalter“ aufgenommen.
Vom Erfolg der gesamten Gruppe partizipiert die börsennotierte Aktie der Gesellschaft, die sich weiterhin als sehr stabil erweist. Der Kreis der Aktionäre der Nürnberger besteht zu 51% aus Erst- und Rückversicherern, 17% aus Banken und Fondsgesellschaften sowie 32% aus Vertriebspartnern,
institutionellen und privaten Investoren. Der
Free Float der Nürnberger Aktien beträgt 39%
des Grundkapitals. „Vorstand und Aufsichtsrat werden der HV (25. April 2008 in Nürnberg) vorschlagen, die Dividende von 1,50
Euro auf 1,70 Euro je Stückaktie zu erhöhen“,
sagte Rupp auf der Bilanz-Pressekonferenz. Die Anteilseigner erhalten damit 19,6
Mio. Euro, 13,3% mehr als im Vorjahr. sp
Wie die
Helaba Invest.
Als erste Master-KAG überhaupt ist die
Helaba Invest von der Rating-Agentur
TELOS mit der Höchstnote „Exzellent“
ausgezeichnet worden. Dabei erhielt
sie Bestnoten in den vier analysierten
Bereichen Management, Kunden,
Produktion und Infrastruktur. Wenn Sie
also eine Master-KAG für Ihre Investments suchen: Sprechen Sie mit uns.
www.helaba-invest.de
FINANZEN & BÖRSE
16 WirtschaftsKurier
Ausland ist Wachstumstreiber
Ergo Versicherungsgruppe | Ehrgeizige Ziele
D
ie zur Münchener Rückversicherung gehörende Ergo Versicherungsgruppe hat im Geschäftsjahr
2007 ihre Prämieneinnahme um insgesamt
3,6% auf 17,4 Mrd. Euro gesteigert. Damit
ist die Düsseldorfer Gruppe unangefochtene Nummer zwei unter den deutschen
Erstversicherern. Im Inlandsgeschäft allerdings stieg ihre Prämieneinnahme dem
Branchendurchschnitt entsprechend lediglich um 0,8% auf 13,6 Mrd. Euro, hier
hat sie ihre zweite Position an die AMB Generali abgegeben.
Wachstumstreiber der Ergo ist das Auslandsgeschäft mit einem Plus von 15,4%
auf 3,8 Mrd. Euro, und dieses Standbein,
das bei der Ergo viel stärker ist als bei den
meisten Wettbewerbern, wird zielstrebig
ausgebaut. Torsten Oletzky, Nachfolger von
Lothar Meyer an der Spitze von Ergo, will,
wie er auf der Bilanz-Pressekonferenz in
Düsseldorf ankündigte, den Auslandsanteil an der Prämieneinnahme von derzeit
rund 27% in den kommenden fünf Jahren
auf ein Drittel steigern.
Schon seit langem sind insbesondere die
Krankenversicherer DKV sowie der Rechtsschutzversicherer D.A.S. im Ausland aktiv,
in Europa sind sie sogar jeweils Marktführer. Doch auch das Geschäft mit der Lebens- wie mit der Sachversicherung wird
jenseits der Grenzen forciert, und dies in
Mittel- und Osteuropa sowie insbesondere
in Asien.
So bereitet die Ergo seit vergangenem
Herbst von Wien aus den Versicherungsverkauf in den Standorten der UniCredit-Gruppe vor, den Anfang bilden derzeit Rumänien, Slowenien, Ungarn und die Slowakei.
In Südkorea wurde mit drei einheimischen
Partnern ein Rechtsschutzversicherer gegründet und der Kfz-Direktversicherer
Daum Direct gekauft, in Indien setzt die
Ergo große Erwartungen in ein 2007 vereinbartes Joint Venture mit einem Sachversicherer, im August startet dort die Apollo
DKV Insurance Company und auch der
Markteintritt in der Lebensversicherung ist
für das laufende Jahr geplant. In China
wächst das Geschäft der DKV weit über Plan
und die Voraussetzungen für die Lizenzen
zum Betrieb des Lebens- wie des Sachversicherungsgeschäfts werden derzeit geschaffen, nach geeigneten Partnern wird gesucht.
Abgesehen vom verhaltenen Wachstum
der Beitragseinnahme oder gar vom Rückgang in der Lebensversicherung um 0,5%
kann die Ergo auch mit ihrem Inlandsgeschäft recht zufrieden sein. Oletzky ist zuversichtlich, in der Lebensversicherung im
laufenden Jahr die Wende zu schaffen,
nachdem 2007 das Neugeschäft um 5,2%
auf 1,6 Mrd. Euro gestiegen ist. Damit
Das Konzernergebnis der Ergo-Gruppe in diesem Jahr lag deutlich über der
mittelfristigen Zielvorgabe.
Foto: Ergo
konnten die Lebensversicherer der Gruppe, hierzu zählen Hamburg-Mannheimer,
Victoria, KarstadtQuelle sowie die Vorsorge
Hilden, ihren Marktanteil, wie der für das
Lebensgeschäft zuständige Ergo-Vorstand
Daniel von Borries in Hamburg der Presse
berichtete, von 7,9% (2006) auf 8,5% im
Berichtsjahr steigern. In der betrieblichen
Altersvorsorge (bAV) wurde ein Anstieg um
27% auf 481 Mio. Euro erzielt. Von Borries
kündigte in Hamburg an, die Produktpalette um innovative und kapitalmarktnahe
Produkte zu erweitern.
Über Makler wird bereits eine neuartige
fondsgebundene Rentenversicherung mit
Kapitalgarantie der Vorsorge Luxemburg
Lebensversicherung S.A. angeboten. Demnächst bieten die Hamburg-Mannheimer
und die Victoria eine fondsgebundene
Rentenversicherung an, bei der die Kunden ebenfalls bei garantierten eingezahlten Beiträgen an den Chancen des Kapitalmarkts partizipieren. Ihren erfolgreichen
Start hatte diese bereits im Oktober 2007
über die Bankschalter der HypoVereinsbank.
Die Krankenversicherer der Gruppe, die
große DKV und die kleine Victoria Kranken, steigerten im Berichtsjahr, wie ihr Vorstandsvorsitzender und Mitglied des ErgoVorstands Günter Dibbern auf der Pressekonferenz in Köln berichtete, ihre Prämieneinnahme um 2,6% auf 4,4 Mrd. Euro.
In der Sachversicherung schlug zwar der
Sturm Kyrill nach Erstattung vom Rückversicherer mit 52 Mio. Euro zu Buche und
war damit der wesentliche Grund für den
Anstieg der Schaden-/Kostenquote auf
93,4 nach 90,7 im Jahr zuvor. Doch auch
mit einem verbleibenden Gewinn von 6,6
Cent je Euro im eigentlichen Versicherungsgeschäft lässt es sich gut leben, zumal wenn dieser durch die Einnahmen aus
der Kapitalanlage beträchtlich aufgestockt
wird. Noch verbessert durch Verkauf von
Aktien sowie zwei Immobilienpaketen stiegen diese um 500 Mio. Euro auf 5,35 Mrd.
Euro. Unter dem Strich sank zwar das Konzernergebnis im Berichtsjahr auf 781 (889)
Mio. Euro, doch lag dieser Wert deutlich
über der mittelfristigen Zielvorgabe, wozu
allerdings steuerliche Sondereffekte sowie
die außergewöhnlich gute Anlagerendite
beigetragen haben.
Im laufenden Jahr peilt Oletzky ein Prämienwachstum bis zu 4,5% und ein Konzernergebnis von 480 Mio. Euro bis 600
Mio. Euro an. Mittelfristig setzt sich der
Ergo-Chef ehrgeizige Ziele: „Gemeinsam
mit unserer Mutter, der Münchener Rück,
wollen wir einen Gang höher schalten und
in den nächsten fünf Jahren deutlich
wachsen.“ Konkret soll die Prämieneinnahme bis dahin die Hürde von 23 Mrd.
Euro genommen haben, dabei soll der Gewinn Jahr für Jahr mehr als 900 Mio. Euro
erreichen. „So werden wir Ergo fest in der
Spitzengruppe der großen international tätigen Versicherungsgruppen in Europa
etablieren.“
kb
Spartentrennung ist überholt
TIPPS.
Frühjahrsputz bei Versicherungen:
Dabei sollte man alte Fehler korrigieren
und Geld sparen. Denn fast alle Haushalte sind falsch und zu teuer versichert, beklagen Verbraucherschützer.
Sie wissen nicht, dass Risikolebens-,
Berufsunfähigkeits- und Unfallversicherungen mit hohen Summen wichtiger
sind als zum Beispiel Rechtsschutz-,
Insassenunfall- und Glasversicherungen. Außerdem sollte man auf unnötige
Zusatzpolicen bei der Kapitallebensversicherung verzichten, beispielsweise
auf die Unfalltod-Zusatzversicherung,
die in diesem Fall die doppelte Todesfallsumme auszahlt. Beim Frühjahrsputz sollte aber auch die Hausratpolice
aktualisiert werden. Wer zu Weihnachten reich beschenkt wurde oder sich
selbst eine teure Anschaffung geleistet
hat, sollte auch diese Wertgegenstände
einschließen. Beispielsweise sind Fahrräder nicht automatisch im Versicherungsumfang enthalten. Ganz wichtig
ist die Anpassung der staatlich geförderten Riesterrente nach Gehaltserhöhungen. Denn um 2008 die Grundzulage von 154 Euro und die weitere Zulage von 300 Euro je Kind zu erhalten,
müssen Riestersparer 4% ihres rentenversicherungspflichtigen Vorjahreseinkommens abzüglich der individuellen
Grund- und Kinderzulage in den Vertrag einbezahlen. Dagegen findet die
Anpassung der Beiträge von 3% im
vergangenen auf 4% in diesem Jahr
automatisch statt.
Cost-Average-Effekt hilft bei der
Fondspolice: Während der Laufzeit
zahlt der Kunde monatlich einen gleich
bleibenden Betrag in eine fondsgebundene Rentenversicherung ein. Je nach
aktuellem Kurs werden dabei unterschiedlich viele Fondsanteile erworben
– bei hohen Kursen weniger und bei
niedrigen Kursen mehr. Im Schnitt erhält der Verbraucher die Fondsanteile
also zu einem günstigeren Preis und
profitiert damit vom so genannten
Cost-Average-Effekt, analysieren die
PB Versicherungen. Dieser Effekt ist
umso vorteilhafter, je stärker die Kursschwankungen ausfallen und je länger
eingezahlt wird.
OM
Allianz Deutschland | Vom Geldgeber zum Dienstleister
D
ie gesetzliche Vorgabe, die Sparten
Sach, Leben und Kranken in rechtlich getrennten Unternehmen zu
führen, hält Dr. Gerhard Rupprecht, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland AG, für nicht mehr zeitgemäß. Das
zwingt die Versicherer dazu, separat zu policieren und den Kunden eine Vielzahl getrennter Vertragsunterlagen zuzumuten.
Das große Problem dabei: Die Versiche-
Er sieht dieses Ziel auch durchaus in Reichweite. Es gibt heute schon eine EU-Finanzrichtlinie und auch integrierte Finanzaufsichten. Auf nationaler Ebene sei die Aufstellung aber noch sehr zersplittert.
Trotz dieser Hürden stehen All-in-oneLösungen im Fokus der Produktpolitik der
Allianz. Ziel ist es, viel mehr zu bieten als
nur den finanziellen Ersatz der Schäden.
Dafür entwickelt die Allianz Kombinatio-
Gerhard Rupprecht, Vorstandsvorsitzender der Allianz Deutschland AG: „Es stellt
sich die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des geltenden Spartentrenngebots.“
rung tut sich schwer, ganzheitliche Produktlösungen anzubieten, die über die
Spartengrenzen hinweggehen. „Angesichts
der Markterfordernisse stellt sich deshalb
die Frage nach der Zukunftsfähigkeit des
geltenden Spartentrenngebots“, sagte
Rupprecht.
Die Allianz Deutschland hatte ihre Tochtergesellschaften für Leben, Sach und
Kranken vor zwei Jahren unter einem Dach
– wenn auch in getrennten Gesellschaften
– zusammengeführt. Der Vertrieb und die
Abwicklung für alle Sparten wurden gebündelt, eine einheitliche IT-Plattform erleichtert die Zusammenarbeit.
Der nächste, folgerichtige Schritt wäre
nun die juristische Zusammenlegung der
getrennten Tochtergesellschaften. Denn
nach Beobachtungen der Allianz vollzieht
sich ein „grundsätzlicher Wandel der Assekuranz vom Geldgeber zum echten Dienstleistungsunternehmen“, sagte Rupprecht.
nen aus Geld-, Hilfs- und Pflegeleistungen,
die den Bedarf bestimmter Kundengruppen gezielt ansprechen.
Das Geschäftsjahr 2007 war im Wesentlichen geprägt von der Einführung des neuen funktionellen Geschäftsmodells. Trotz
der Belastungen wuchsen die Beitragseinnahmen um 1,6% auf 26,1 Mrd. Euro. Das
operative Ergebnis nahm um 13,9% auf
2,2 Mrd. Euro zu. Das Neugeschäft stieg
insgesamt um 6,9% auf 6,3 Mrd. Euro, wobei die gute Entwicklung im Bereich Leben die Rückgänge in Schaden/Unfall und
Kranken ausgleichen konnte.
Im laufenden Jahr rechnet Rupprecht damit, dass sich das Beitragswachstum fortsetzen wird. Die fortschreitende Umsetzung
der Neuordnung werde zu weiteren Kostensenkungen führen. Daher sei – soweit keine
außerordentlichen Sonderbelastungen auftreten – ein anhaltender Anstieg des operativen Ergebnisses zu erwarten.
hp
Start neuer Produkte
Pionier des Allfinanzgedankens
Ergo Lebensversicherungen | Bessere Chancen in der betrieblichen Altersvorsorge
Deutsche Vermögensberatung | Pohl wird 80
I
m Jahr 2008 wollen die Lebensversicherer der Ergo Versicherungsgruppe verstärkt auf kapitalmarktnahe Produkte
und die betriebliche Altersversorgung setzen. Die unter dem Dach der Ergo firmierenden Leben-Gesellschaften von Hamburg-Mannheimer, der Victoria, der KarstadtQuelle sowie die Vorsorge Hilden wollen so ihre Marktanteile im Neugeschäft
steigern. Details stellte Ergo-Vorstandsmitglied Dr. Daniel von Borries der Presse am
Ergo-Standort Hamburg vor.
In der privaten Altersvorsorge wird die
Produktpalette 2008 um innovative und
kapitalmarktnahe Produkte erweitert. Ab
Mai dieses Jahres stehe der Hamburg-
Mannheimer und Victoria ein dynamisches Hybrid-Produkt zur Verfügung. Unter dem Namen „Kaiser-Rendite Plus“
(Hamburg-Mannheimer) und „Dual Rente
aktiv“ (Victoria) böten nun auch die Vermittler dieser Gesellschaften ihren Kunden
diese fondsgebundene Rentenversicherung an. Eingezahlte Beiträge sollen garantiert werden. Vertriebsschiene seien die
Vermittler, die Makler und Banken.
Eine weitere Innovation ist die zum
März 2008 eingeführte „Global topReturn“, eine neuartige fondsgebundene
Rentenversicherung mit Kapitalgarantie
der Vorsorge Luxemburg Lebensversicherung S.A. Dieses Produkt werde in die-
sem Jahr zunächst über Makler angeboten.
„Bei beiden Produkten wird Flexibilität
groß geschrieben: Der Rentenbeginn
kann vorgezogen oder verzögert werden.
Zudem hat der Versicherte die Wahl, sich
das angewachsene Kapital vollständig
oder in Teilen auszahlen zu lassen“, betonte Vorstand Dr. Johannes Lörper von
den Ergo-Lebensversicherern.
Auch in der betrieblichen Altersversorgung sehen die Ergo Lebensversicherer
2008 wieder bessere Chancen. Dass die
Beiträge bei der Entgeltumwandlung auch
in Zukunft nicht mit Sozialabgaben belegt
werden, sollte diesem Produkt einen
Schub verleihen.
moe
Neues Geschäftsmodell
Cashlife | Kosten werden drastisch reduziert
S
APRIL 2008
enkrechtstarter landen oft recht hart.
Diese Erfahrung hat Cashlife im vergangenen Jahr gemacht. Der Gewinn
nach Steuern von knapp 7 Mio. Euro 2006
verwandelte sich in einen Verlust von nahezu 3 Mio. Euro, die Aktie stürzte von annähernd 30 Euro im April 2007 auf unter
zehn Euro zum Jahresende ab, mittlerweile pendelt sie um die fünf Euro-Linie.
Auf der Bilanz-Pressekonferenz in Frankfurt legte der seit Jahresbeginn amtierende
neue Vorstandsvorsitzende Frank Alexander de Boer die Karten auf den Tisch. Der
Pionier, der seit 1999 in Deutschland den
Markt für den Handel mit gebrauchten Lebensversicherungen erschloss, hatte einen
rasanten Aufschwung hingelegt und bereits im dritten Jahr seiner Existenz Policen
im Volumen von 148 Mio. Euro angekauft.
Als 2002 die ersten Fondsgesellschaften geschlossene Fonds mit deutschen Policen
aufgelegt hatten, übernahm Cashlife 2003
auch für diese den Policenankauf sowie
das dazugehörige Servicing. 2005 kamen
dann noch über Finanzinvestoren angekaufte Großpolicen sowie die über Töchter
an Dritte vermittelten Policen hinzu. Das
Ankaufsvolumen von damals 421 Mio.
Euro ist bis auf 745 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2007 gestiegen, das verwaltete
Policenportfolio überschritt die Grenze
von 2 Mrd. Euro. Dieser Höhenflug hat offenbar das Management berauscht und
dazu verleitet, selbst zum – kostentreiben-
den – Höhenflug anzusetzen. Als sich mit
dem Ausbruch der US-Hypothekenkrise
der Zinsanstieg beschleunigte und die Liquiditäts- und Risikoprämien stiegen, ließ
der Policenhunger der Fonds wegen gesunkener Rentabilität nach und beim Aufsichtsrat begannen die Alarmglocken zu
schrillen. Nachdem der Vertriebsvorstand
schon Ende August 2007 ausgeschieden
war, wurde im Oktober 2007 der Abgang
des Vorstandsvorsitzenden Stefan KleineDepenbrock „wegen strategischer Differenzen mit dem Aufsichtsrat“ per Jahresende und als dessen Nachfolger de Boer angekündigt.
Bereinigung der Struktur
Dessen fälliger Kassensturz fiel offenbar
ziemlich ernüchternd aus, die Krise habe
sich bereits seit Anfang 2005 abgezeichnet:
„Ignoranz und Größenwahn führten zum
Aufbau einer unglaublich komplizierten
Gruppe mit neun GmbH’s“, so de Boer, das
eigentliche Geschäft, der An- und Verkauf,
sei vernachlässigt worden, das Marketing
sei ineffizient und viel zu teuer gewesen.
Also zog er die Reißleine und kündigte
im Januar 2008 an, dass im laufenden Jahr
die operativen Kosten von 24 Mio. Euro um 6
Mio. Euro und die Mitarbeiterzahl von 124
um bis zu 40 abgebaut werden sollen. Eine
weitere signifikante Kostensenkung erwartet er aus der Aufgabe aller neun Töchter
durch Verkauf oder Fusion bis Jahresende,
Cashlife schrumpft dann vom Konzern
wieder zur schlichten Cashlife AG.
Bis Ende 2009 kündigte de Boer einen
weiteren Kostenabbau etwa in derselben
Größenordnung an, auch die Zahl der Mitarbeiter soll weiter verringert werden. Auch
die Strategie wird neu ausgerichtet, das
Marketing auf die eigene Kernkompetenz
konzentriert. Hierzu setzt de Boer viel stärker auf das Internet. Deshalb startete soeben ein neuer Webauftritt, der die Policen
vorsortiert, derzeit werden immerhin rund
drei Viertel abgelehnt. An diese werden
schärfere Rentabilitätsanforderungen gestellt, wie etwa die Erhöhung der Kaufschwelle von 5 000 Euro auf 10 000 Euro.
Den Ankauf der speziellen Großpolicen,
2007 immerhin für 241 Mio. Euro, schließt
de Boer künftig aus, da die Fonds ihre Risiken lieber auf kleinere Verträge verteilen.
Bei den derzeitigen Finanzmarktverhältnissen sowie den gestiegenen Anforderungen der Fonds taxiert de Boer das für
Cashlife in Frage kommende Ankaufspotenzial auf 150 Mio. Euro bis 300 Mio.
Euro. In diese Region will er den Absatz
vom 2007er Volumen von 465 Mio. Euro
zügig hineinschrumpfen. Ob bereits im
laufenden Jahr die Gewinnzone wieder erreicht wird, wollte er nicht kommentieren,
dass er aber das Unternehmen wieder auf
Erfolgskurs bringen wird, davon ist der
neue Cashlife-Chef offensichtlich überzeugt.
kb
D
as Pferd, das den Karren zieht“, so
zitiert der Journalist und Buchautor Hugo Müller-Vogg den ehemaligen britischen Premier Winston Churchill, um den Unternehmer und Finanzexperten Reinfried Pohl zu charakterisieren.
Am 26. April 2008 feiert Pohl, der Gründer
und Mehrheitseigentümer der Deutschen
Vermögensberatung, seinen 80. Geburtstag. Er wurde 1928 in Zwickau geboren.
Nach dem Abitur in der ehemaligen DDR
in Halle an der Saale floh Pohl nach Westdeutschland, studierte in Marburg Jura
und promovierte zum Dr. jur.
„Trennung von Banken und
Versicherungen ist unsinnig“
In Gießen begann Pohl seine berufliche
Karriere beim Gerling-Konzern, wo er im
Außendienst erste Erfahrungen sammelte.
Nach vorübergehender Tätigkeit als Geschäftsführer der IOS Versicherungs-VermittlungsGmbH und stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender der IOS Deutschland, beteiligte sich Pohl – der nach eigenen Worten die Begriffe Allfinanz und Vermögensberater geprägt hat – am Aufbau
der Bonnfinanz AG in Bonn zur ersten
deutschen Vermögensberatungsgesellschaft.
In dieser Zeit gründete Pohl zudem den
Bundesverband Deutscher Vermögensberater, dessen Präsident er noch heute ist.
1975 erwarb er die Kompass – Gesellschaft
für Vermögensanlagen mbH und gründete
im März 1976 die Allgemeine Vermögensberatung Aktiengesellschaft in Frankfurt
am Main, die er ein Jahr später in Deutsche
Vermögensberatung Aktiengesellschaft
(DVAG) umbenannte. 1993 baute er eine
österreichische Tochtergesellschaft auf und
2004 folgte in der Schweiz die Schweizer
Vermögensberatung (SVAG).
Schon während seiner Zeit beim Gerling-Konzern stieß sich Pohl nach eigenem
Bekunden an der strikten Trennung von
Banken und Versicherungen, wie es die
Aufsichtsgesetze vorschrieben und die Aufsichtsbehörden akribisch überwachten.
Versicherungsvertreter verkauften Versicherungen und die Groß- und Regionalbanker ihre Bankprodukte. Hierin sah Pohl
einen „Missstand, nämlich die Unstimmigkeit zwischen dem Bedarf und der Entscheidungsfreiheit des Kunden einerseits
und die Produktorientierung der Versicherer und Kreditbanken andererseits“. Der
Bedarf des Kunden kennt aber nach Pohl
keine Branchengrenzen. In der Bündelung
von Vermögensaufbau und Vermögensab-
Prof. Dr. Reinfried Pohl, Vorstandsvorsitzender der DVAG AG: „Der Bedarf des
Kunden kennt keine Branchengrenzen.“
Fotos: DVAG
sicherung zu einer umfassenden Einheit
sah Pohl die Aufgabe eines Vermögensberaters zum Nutzen der Kunden: Allfinanz
hieß das Stichwort, das Pohl in die Debatte
warf.
Sowohl beim Gerling-Konzern als auch
bei der Bonnfinanz des Deutschen Herold
fühlte sich Pohl zu sehr eingeengt und sah
keine Chance, seine Vorstellungen umzusetzen. Dies gelang erst dem Unternehmer Pohl – mit der Gründung der eigenen
Vermögensberatung in 1975. Pohl schmiedete ein Allfinanz-Konzept, mit dem er
sein Unternehmen – die Deutsche Vermögensberatung – nach eigenen Angaben
zum weltweit größten eigenständigen Finanzvertrieb ausgebaut hat.
Kundenservice von
Ratingagentur ausgezeichnet
Pohl war der erste, der vor vier Jahrzehnten
einen privaten Finanzvertrieb gründete,
der nicht nur Versicherungen, Bausparverträge oder Investmentfonds verkaufte, sondern seinen Kunden auch individuell ausgerichtete Finanzlösungen anbot. Als
wichtigste Partner fungieren dabei heute
die AMB Generali Holding AG sowie die
Deutsche Bank Gruppe. Frühzeitig schärfte Pohl auch bei Durchschnittsverdienern
den Blick für die private Vorsorge und die
Notwendigkeit eines kontinuierlichen und
systematischen Vermögensaufbaus. „Ich
habe Finanzgeschichte geschrieben“, so
sieht Pohl sein bisheriges Lebenswerk, das
er 2005 in einem gleichnamigen Buch vorstellte.
In der Tat, die DVAG betreut heute mit
über 33 000 selbstständigen Vermögensberatern mehr als 4 Mio. Kunden rund
um die Themen „Vermögen planen –
Vermögen sichern – Vermögen mehren“.
Das Unternehmen erzielte 2006 Umsatzerlöse in Höhe von 862,6 Mio. Euro. Der
Kundenservice der DVAG wurde im vergangenen Jahr durch die Ratingagentur
ServiceRating GmbH – via Kundenbefragung, einem Beratungstest und einem
Management-Check – mit dem Urteil „sehr
gut“ getestet.
Als Mäzen ist Pohl vor allem seiner
Heimatstadt Marburg sowie der dortigen
Phillips-Universität eng verbunden. Für
seine Verdienste erhielt er die Ehrenbürgerwürde der Stadt Marburg sowie von
der Universität die Ehrendoktorwürde.
Zudem wurde ihm der Ehrentitel eines
Professors vom Land Hessen verliehen.
Neben anderen Ehrungen wurde dem
politisch engagierten und in der CDU
aktiven Pohl 1988 vom damaligen Bundeskanzler und Freund Helmut Kohl das
Große Verdienstkreuz des Verdienstordens
der Bundesrepublik Deutschland verliehen. 2007 erhielt er das Große Verdienstkreuz mit Stern.
FINANZEN & BÖRSE
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
17
Magnet für Banken aus Asien
Finanzplatz Frankfurt | Viele Börsengänge von asiatischen Unternehmen
N
ach einer Studie, die die Landesbank Hessen-Thüringen und die
Goethe-Universität in Frankfurt
gemeinsam erarbeitet haben, gibt es in
Deutschland insgesamt Vertretungen von
360 ausländischen Kreditinstituten. 31 davon stammen aus Asien. Von diesen wiederum haben 24 oder rund drei Viertel ihren Standort am Main. Der Finanzplatz
Frankfurt erweist sich als Magnet für Banken aus Asien.
Elf Institute stammen aus Japan, jeweils
fünf aus China und Korea, der Rest aus anderen asiatischen Ländern. Jüngster Neuzugang ist die indische ICICI Bank, die mit
attraktiven 4,75% Zinsen für ein Tagesgeldkonto Privatleute anspricht, aber auch Geschäftskunden erobern will. Die große
Mehrheit der Asien-Banken hat nach einer
Befragung durch Prof. Dr. Michael H. Grote von der Goethe-Universität in der Vergangenheit eine gute geschäftliche Entwicklung erlebt und setzt für die Zukunft
auf eine weitere Expansion.
Die Banken aus Asien zählen nicht nur
die rund 11 000 Asiaten, die in Frankfurt leben, als Kunden, sondern haben auch
deutsche Kundschaft. Vor allem aber betreuen sie vom zentralen Frankfurt aus
auch Nachbarländer in der Eurozone, in
Skandinavien und verstärkt in Osteuropa.
Die Bankmanager schätzen an Frankfurt
vor allem die kurzen Wege, die Bank-Community, das Kulturangebot, das Umland
und die Tatsache, dass die Kaufkraft hoch
und das Wohnen in Frankfurt und Umgebung noch relativ preisgünstig ist. Auch die
gute Infrastruktur, die EZB und der WeltFlughafen werden hoch bewertet. Nachteile werden von den stets höflichen Bankvorständen aus Asien nur gelegentlich auf
dringendes Nachfragen genannt. So gilt als
eine kleine Schwäche, dass Frankfurt zwar
das deutsche Finanzzentrum ist, aber nicht
gleichzeitig die Hauptstadt.
Interesse ist auf
beiden Seiten groß
Aber nicht nur an Banken in Frankfurt,
sondern auch an der Börse sind Asiaten
interessiert. Seit dem Frühjahr 2007 haben
nicht weniger als sieben Unternehmen aus
China den Börsengang in Frankfurt gewagt. Zu Beginn dieses Jahres wurden insgesamt 720 Unternehmen aus Asien an der
größten deutschen Börse notiert. Dazu gehören 230 Werte aus Japan, etwa 100 aus
China und Hongkong, je 80 aus Singapur
und Thailand sowie 70 aus Indonesien.
Die zweite Blickrichtung bei den wach-
Die gute Infrastruktur, die EZB (im Bild
der Eurotower) und der Welt-Flughafen
sind Gründe für die Attraktivität von
Frankfurt für ausländische Banken.
31 Banken aus Asien haben Dependancen in Frankfurt.
senden Beziehungen zwischen Frankfurt
und Asien gilt den Interessen deutscher
Banken und der Deutschen Börse an asiatischen Ländern. Dr. Gertrud R. Traud,
Chefvolkswirtin bei der Helaba, weist daraufhin, dass die wirtschaftliche Dynamik
der einzelnen Staaten bei der Entscheidung für einen Standort oder eine Kooperation entscheidend ist. Nach ihren Angaben haben bereits 60 deutsche Banken Repräsentanzen in Asien. Hongkong, Singapur und Tokio sind die beliebtesten Standorte. Das chinesische Shanghai gehört zu
den aufstrebenden Newcomern. Die Deutsche Börse engagiert sich besonders in
China, Indien und Korea.
Als Handlungsempfehlungen nennt Dr.
Traud vor allem folgende Bemühungen:
Der Finanzplatz Frankfurt muss sich aktiv
international und besonders in Asien vermarkten. Dabei müssen alle Akteure eng
zusammenarbeiten. Die spezifische Bildung und Forschung muss gefördert werden. Hier sind mit dem House of Finance
und der Frankfurt School of Finance and
Management gute Ansätze vorhanden. Unter diesen Voraussetzungen, so glaubt
Traud, wird der Finanzplatz Frankfurt seine Anziehungskraft auf Asien weiter steigern können.
st
Unspektakulär – aber erfolgreich
Licht und Schatten
WGZ Bank | Ziele im operativen Geschäft übertroffen
BVR | Genossenschaftsbanken ohne Subprime-Probleme
D
ie WGZ Bank in Düsseldorf, die
Zentralbank der nordrhein-westfälischen Genossenschaftsbanken,
ist nicht gerade bekannt für spektakuläre
Schlagzeilen, eher drehte sie in der Vergangenheit ein ruhiges Rad mit einer von Jahr
zu Jahr wachsenden Geschäftstätigkeit – so
auch im vergangenen Jahr, dessen Turbulenzen den meisten Banken die Ergebnisse
verhagelt hat. Nicht so bei der WGZ, die
sich unverändert und unbeirrt um ihre 228
Mitgliedsbanken, die Volksbanken und
Raiffeisenkassen, sowie den Wettbewerb
um Mittelstand und Handwerk gekümmert
hat.
Getreu dem Leitsatz „Schuster bleib bei
deinen Leisten“ ließ der Vorstand die Finger weg von Subprimes und anderen spekulativen Papieren, drückte dafür aber die
Cost-Income-Ratio von 50% auf 46,2% und
erhöhte den Jahresüberschuss um 15% auf
110 Mio. Euro. Das reicht, um die Dividende um 10% auf 8,25 Euro zu erhöhen. Im
operativen Geschäft wurden die selbst gesetzten Ziele überschritten. Das gilt sowohl
für die WGZ Bank selbst wie auch für die
WGZ Bank-Gruppe. Beide Abschlüsse sind
jedoch nicht miteinander vergleichbar,
denn die Bank bilanziert nach HGB, während die Gruppe ab 2007 ihre Bilanz nach
IFRS aufstellen muss.
Bei der WGZ Bank wuchs der Zinsüberschuss um 12,1% auf 282 Mio. Euro, was
vor allem auf die laufenden Erträge aus Beteiligungen zurückzuführen ist. Aus dem
Beteiligungsportfolio, das nach verbundstrategischen Gründen aufgebaut worden
sei, realisierte die Bank eine Rendite von
4,33%. Der Provisionsüberschuss erhöhte
sich um 11,6% auf 74 Mio. Euro. Auf diese
Ergebnisse, so Vorstandschef Werner
Böhnke, sei er auch angesichts des Umfeldes im zweiten Halbjahr „richtig stolz“.
Fährt gut mit der Devise „Schuster,
bleib’ bei deinen Leisten“: Werner Böhnke, Vorstandschef der WGZ Bank.
Sehr deutlich stieg das Betriebsergebnis
vor Bewertung um 24% auf 216,7 Mio.
Euro. Ohne selbst an den Problemen der
Finanzmärkte beteiligt zu sein, erhöhte der
Vorstand die Risikovorsorge auf 85 Mio.
Euro, womit nicht nur erforderliche Korrekturen vorgenommen, sondern auch
neue Reserven angelegt wurden.
Ähnlich positiv stellt sich das Bild der
WGZ Bank-Gruppe dar. Deren Zinsüberschuss stieg um 1% auf 427 Mio. Euro.
Gleichzeitig wurde die Risikovorsorge im
Kreditgeschäft von 16 Mio. Euro auf knapp
32 Mio. Euro erhöht. Diese nach IFRS-Kriterien notwendige Vorsorge bezieht sich
ausschließlich auf das Kreditgeschäft. Mit
plus 10,6% wuchs auch der Provisionsüberschuss zweistellig auf 89 Mio. Euro.
Die nach IFRS erforderlichen Bewertungen in Höhe von über 30 Mio. Euro drückten das Handelsergebnis von 30,3 Mio.
Euro auf minus 54,8 Mio. Euro. Insgesamt
umfasst das ABS-Portfolio ein Volumen
von 3,3 Mrd. Euro, das sind nicht einmal
4% der Bilanzsumme. Allein auf diesen Bestand mussten Bewertungsabschläge in
Höhe von 81 Mio. Euro vorgenommen
werden. Und das, obwohl 88% der Papiere
mit AAA, 10% mit AA und 2% mit A geratet
sind. Entsprechend rechnet der WGZ-Vorstand nicht mit Leistungsstörungen oder
sogar Ausfällen im Wertpapierbestand der
Gruppe. Das vergangene Jahr schloss die
Gruppe nach der IFRS-Arithmetik mit einem Ergebnis vor Steuern in Höhe von
248,8 Mio. Euro (minus 15,5%) und einem
Jahresüberschuss von 169,7 Mio. Euro ab.
Im Jahr zuvor hatte der Gruppen-Jahresüberschuss nach HGB bei knapp 130 Mio.
Euro gelegen.
Im laufenden Jahr erwartet Böhnke, dass
die Märkte weiter unter den Unwägbarkeiten der Finanzkrise leiden werden. Allerdings scheint es nach Beendigung des ersten Quartals 2008 erste Anzeichen einer
Art Bodenbildung an den Finanzmärkten
zu geben. „Dennoch wird auch das Jahr
2008 von weiteren Unwägbarkeiten infolge
der Finanzkrise geprägt sein“, sagte Böhnke. „Wir planen für das laufende Jahre
dementsprechend defensiv, aber vor dem
zu erwartenden – vielleicht muss man sagen: vor dem zu befürchtenden – Hintergrund dennoch ambitioniert.“ Für die
WGZ geht er von einem Ergebnis am
Jahresende auf gutem Niveau aus. Er kalkuliert ebenfalls einen steigenden Verwaltungsaufwand bis 2010 ein, da weitere
Investitionen für die Marktoffensive der
WGZ Bank mit ihren Mitgliedsinstituten
notwendig sind.
law
D
er Präsident des Bundesverbandes
der Deutschen Volksbanken und
Raiffeisenbanken (BVR), Christopher Pleister, sieht die genossenschaftliche
Bankengruppe auf dem richtigen Weg: „Die
deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken setzten auch 2007 auf eine nachhaltige Geschäftspolitik. In einem Jahr, in
dem die Realeinkommen der Bevölkerung
schrumpften, können die Volks- und Raiffeisenbanken ihrem Geschäftsmodell entsprechend nicht mit Rekordüberschüssen
prahlen“, sagte der BVR-Präsident anlässlich der Vorstellung der Bilanzzahlen für
das abgelaufene Geschäftsjahr. „Das
schwierige Jahr 2007 hat uns unter Druck
gesetzt, aber wir haben noch genug Wasser
unter dem Kiel.“ Pleister machte „Licht
und Schatten“ aus: „Positiv ist, dass wir die
Einlagensicherung und die Kapitalbasis gestärkt haben. Aber unsere Wirtschaftlichkeit muss verbessert werden.“
Die Genossenschaftsbanken seien die
Bankengruppe in Deutschland, die am
wenigsten von den aktuellen Finanzmarktturbulenzen als Folge der US-Subprime-Krise betroffen sei. „Der Ankauf von
Subprime-Papieren entspricht nicht der
Geschäftspolitik der Volks- und Raiffeisenbanken und findet bei ihnen auch so gut
wie nicht statt“, sagte Pleister. Allerdings
räumte er einen indirekten Einfluss der
Subprime-Situation ein, denn der „Credit
Spread“ betreffe auch die Genossenschaftsbanken. Darunter versteht man die
Renditedifferenz zwischen risikofreien
Staatsanleihen und ausfallrisikobehafteten Unternehmensanleihen gleicher Laufzeit. Der BVR-Chef kritisierte den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank,
Josef Ackermann, der zur Bewältigung der
Hypothekenkrise für mehr staatliches Engagement plädiert hatte. Pleister: „Die
Christopher Pleister, Präsident des
Bundesverbandes der Deutschen
Volks- und Raiffeisenbanken.
Volks- und Raiffeisenbanken sind eine rein
privatwirtschaftliche Veranstaltung. Wir
halten es daher auch in dieser Krise nicht
für richtig, nach dem Staat zu rufen.“ Die
Einstellung in manchen Finanzkreisen,
man sei „too big to fail“, sei arrogant,
wenn man gleichzeitig darauf baue, dass
der Steuerzahler einspringe. Dagegen
habe sich der Grundsatz der Volks- und
Raiffeisenbanken, Kapital und Liquidität
rein am Kundenbedarf zu orientieren, vor
dem Hintergrund der Krise als richtig erwiesen.
Momentan halte man noch an den Prognosen für 2008 fest, da der deutsche Mittelstand stabil aufgestellt und von der Subprime-Krise nicht so betroffen sei. Vor allem
die Entwicklung des Einlagen- und Kredit-
geschäftes zeige die Verankerung bei den
rund 30 Mio. mittelständischen und privaten Kunden, so der BVR. Die addierte Bilanzsumme der 1 232 in Deutschland tätigen Genossenschaftsbanken mit 13 625
Bankstellen (Hauptstellen plus Zweigstellen) stieg im Jahr 2007 um 4% auf 632 Mrd.
Euro.
„Mit der bestehenden Ertrags- und Finanzkraft können die Volks- und Raiffeisenbanken ihren Mitgliedern sowohl ansehnliche Dividenden zahlen als auch die
Entwicklung der mit ihnen zusammenarbeitenden mittelständischen Unternehmen finanzieren, selbst in Zeiten von Finanzmarktturbulenzen“,
kommentierte
BVR-Vorstand Uwe Fröhlich die Ergebnisse.
Im Mai 2007 wurde die 16 Mio.-Marke
bei der Zahl der genossenschaftlichen Anteilseigner überschritten: Jeder fünfte Bundesbürger besitzt damit Anteile an einer
Genossenschaftsbank. Die durchschnittliche Dividende im Jahr 2007 betrug 5,6%
nach 5,5% im Vorjahr. Der ungebrochene
Mitgliederzuwachs bei den Kreditgenossenschaften trug auch zu einer Erhöhung
des bilanziellen Eigenkapitals laut monatlicher Bilanzstatistik um 4,7% auf 33,1 Mrd.
Euro bei. Die Eigenkapitalrentabilität vor
Steuern betrug 7,9%.
Der Jahresüberschuss vor Steuern bei
den Kreditgenossenschaften verringerte
sich im Jahr 2007 auf 2,6 Mrd. Euro oder
auf 0,4% der durchschnittlichen Bilanzsumme. Der Jahresüberschuss nach Steuern reduzierte sich auf 1,5 Mrd. Euro beziehungsweise auf 0,2% der durchschnittlichen Bilanzsumme. Die Veränderung gegenüber dem Vorjahr ist vor allem auf einen Einmaleffekt aus der Aktivierung von
Körperschaftssteuer-Guthaben in 2006 zurückzuführen.
hot
Jahr der Vermögensstrukturierung
Privatkundengeschäft explodiert
Abgeltungssteuer | BVI will Gleichstellung mit der Lebensversicherung
Union Investment | Riesterrente ist ein Türöffner
E
s läuft umgekehrt wie bei den Neuzulassungen von Autos. Während
dort die gewerblichen Käufer dominieren, sorgen bei den Investmentfonds
die privaten Anleger für ein erfolgreiches
Neugeschäft. Der Absatz von Spezialfonds
für institutionelle Investoren nahm 2007
um fast die Hälfte auf 28,7 Mrd. Euro ab,
während das Mittelaufkommen bei den
Publikumsfonds mit 30,8 Mrd. Euro und
einem Zuwachs um rund drei Viertel nahezu explodierte. Bei einem Neugeschäft einschließlich einer Vermögensverwaltung
außerhalb der Fonds von insgesamt knapp
71 Mrd. Euro sprach Dr. Wolfgang Mansfeld, Präsident des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI),
angesichts des schwierigen Kapitalmarktes von einem „guten Jahrgang“.
Mittelzufluss soll
2008 weiter steigen
Für 2008 erwartet er ein „deutlich besseres
Neugeschäft“. Angesichts der bevorstehenden Abgeltungssteuer sprach er von einem
„Jahr der Vermögens-Strukturierung“. Da
auch die Einsicht wächst, dass nach gesetzlicher Rente, Betriebsrente sowie Riester- und Rürup-Zusatzversorgung noch
immer eine Rentenlücke bleibt, ist der BVI
optimistisch. „Wir haben gute Chancen,
beim Mittelzufluss noch einmal zuzulegen“, versicherte Mansfeld. Die Voraussetzungen würden noch besser, wenn der Verband mit seiner Forderung durchkäme, bei
der Abgeltungssteuer mit der Lebensversicherung gleichgestellt zu werden. Dort soll
nämlich der Wertzuwachs nach mindestens zwölf Jahren Laufzeit und einem Endalter von 60 Jahren nur zur Hälfte mit dem
persönlichen Steuersatz belastet werden.
Das wären dann etwa bei einer individuellen Steuerlast von 32% nur 16% und nicht
die vollen 25% der Abgeltungssteuer. Das
ist laut Mansfeld „ein einfacher und gesetzlich leicht gangbarer Weg“.
Dieses Anliegen durchzusetzen ist nach
seinen Worten „2008 für den BVI ein zentrales Thema“. Denn die Fonds wollen bei
dem für eine gute Altersvorsorge nötigen
„freien Sparen“, das bis auf eine mögliche
Ausnahme von der vollen Last der Abgeltungssteuer nicht staatlich gefördert wird,
in vorderster Front dabei sein. Sie rechnen
sich Wettbewerbsvorteile aus, weil sie im
Unterschied zur Assekuranz je nach Alter
und Bedürfnissen der Kunden maßgeschneiderte Lösungen anbieten können.
Bei den langen Laufzeiten, die für die Altersvorsorge typisch sind, können die In-
vestmentgesellschaften mit einem hohen
Aktienfondsanteil bei der Vermögensbildung für eine gute Rendite sorgen.
Anleger meiden Aktienfonds
Dass die Anleger generell die Aktienfonds
vernachlässigen und auf Fonds mit geringem Risiko setzen, macht dem Verband
Sorgen. Der Nettoverkauf von Aktienfonds
brach um gut 14% ein, der von Rentenfonds aufgrund einer Irritierung der Anleger über den Zinsanstieg sogar um fast
18%. Dagegen legten die Geldmarktfonds,
die mit ihrer bescheidenen Rendite eigentlich nur „Parkplatz für kurzfristig verfügbare Mittel“ sind, um ein Viertel zu. Mit fast 7
Mrd. Euro Mittelaufkommen haben die offenen Immobilienfonds nach zwei Krisenjahren die Probleme überwunden.
Mit einem Vermögen, das auf rund 1 700
Mrd. Euro zunahm, wuchsen die Fonds
stärker als die gesamte Finanzbranche. Von
den 12% Plus entfallen 5% auf das Neugeschäft und 7% auf den Wertzuwachs. Dieser war bei Aktienfonds in Deutschland
und Osteuropa mit 16% beziehungsweise
18,7% am stärksten. Aber auch die offenen
Immobilienfonds, bei denen das Risiko gering ist, hatten mit einer Performance von
5,7% ein gutes Jahr.
st
W
eil weder die Riester- noch die
Rüruprente von der Abgeltungssteuer betroffen werden, räumt
Dr. Rüdiger Ginsberg, Vorstandschef der
Union Asset Management Holding AG,
dem Thema Altersvorsorge 2008 einen hohen Stellenwert ein. Beim „Riestern“ ist die
Union Marktführer. Im letzten Jahr wurden rund 480 000 Verträge mit einer Gesamtsumme von 700 Mio. Euro neu abgeschlossen. Insgesamt 1,5 Mio. Riester-Sparer vertrauen inzwischen auf das Produkt
UniProfiRente.
Da erst jeder Dritte der über 30 Mio.
Bundesbürger, die zur dieser Altersvorsorge mit staatlicher Förderung berechtigt
sind, einen solchen Vertrag besitzt, sieht
Ginsberg noch ein großes Wachstumspotenzial. Besonders froh ist er darüber, dass
rund 70% der neuen Riester-Abschlüsse
mit solchen Sparern getroffen worden
sind, die bisher noch nichts mit Investmentfonds zu tun hatten.
Die Riesterrente ist also für die Union so
etwas wie ein Türöffner. Ähnliches erhofft
sich Ginsberg von der VR-RürupRente. Die
gibt es als Pionierleistung in der Branche
bei der Union seit September 2007. Seitdem wurden bereits 6 000 Verträge unterzeichnet. 2008 soll dieses Feld zusammen
mit der R+V Versicherung verstärkt bearbeitet werden.
Im Geschäftsjahr war Union Investment
erfolgreich und ertragsstark. Das Neugeschäft wurde mit 12,2 Mrd. Euro fast verdoppelt. Das Geschäft mit den privaten
Kunden explodierte förmlich. Von bescheidenen 300 Mio. Euro im Vorjahr wuchs das
Volumen dramatisch auf 9,1 Mrd. Euro.
Aber auch hier zum Leidwesen des Vorstandes das gewohnte Bild: Die Nachfrage
nach Aktien- und Rentenfonds war stark
rückläufig und die Käufe von Geldmarktund Garantiefonds oder anderen Produkten mit Wertsicherung und geringem Risiko wuchs stürmisch.
Neukonzeption für größten
deutschen Publikumsfonds
Allein der geldmarktnahe Fonds und steuersparende UniOpti4 brachte es auf einen
Nettoabsatz von 12,4 Mrd. Euro und legte
als inzwischen größter deutscher Publikumsfonds in den ersten Wochen des neuen Jahres um weitere 2,6 Mrd. Euro zu. Dabei rentiert sich dieser Fonds ohne Berücksichtigung der persönlichen Steuerquote
des Käufers nur mit 3,46%. Nach Einführung der Abgeltungssteuer am 1. Januar
2009 soll dieser Fonds neu konzipiert wer-
den und auch weiterhin Steuervorteile bieten.
Das Geschäft mit institutionellen Investoren ging von 5,5 Mrd. auf 3,2 Mrd. zurück. Erfreulich findet es der Vorstand,
dass inzwischen 80% des Neugeschäftes
mit gewerblichen Kunden gemacht wird,
die nicht zum genossenschaftlichen Bereich gehören. Im Bestand stammen 40%
nach vorher 32% von „Fremden“. 60%
sind, wie der für die Spezialfonds zuständige Vorstand Ulrich Köhne sagte, „noch“
von genossenschaftlichen Kunden. Große
Hoffnungen für die nahe Zukunft setzt die
Union auf das gemeinsam mit der Bank of
East Asia in Hongkong gegründete Joint
Venture „BEAUnion Investment“. Auf dieser Plattform werden heute 2,3 Mrd. Euro
umgesetzt. In fünf Jahren sollen daraus 10
Mrd. Euro werden.
Dass die Assets under Management um
ein Zehntel auf 175 Mrd. Euro zugenommen haben, ist laut Ginsberg ein wesentlicher Grund dafür, dass das Ergebnis vor
Steuern um rund ein Viertel auf den neuen
Rekordwert von 357 Mio. Euro gestiegen
ist. Dazu beigetragen hat aber auch der
weitere Rückgang der Cost-Income-Ratio
von 63,4% im Jahr zuvor auf 61,5% im Geschäftsjahr.
st
18
AKTIENSPIEGEL
WirtschaftsKurier
DIE DAX-WERTE
Unternehmen
letzte
Dividende
Adidas
0,50
Allianz*
5,50
BASF*
3,90
Bayer*
1,35
BMW
1,06
Commerzbank
0,75
Continental
2
Daimler*
2
Deutsche Bank*
4,50
Deutsche Börse*
2,10
Deutsche Post
0,90
Deutsche Postbank
1,25
Deutsche Telekom*
0,78
Eon*
4,10
Fresenius Medical Care 0,54
Henkel VZ
0,53
Hypo Real Estate
0,50
Infineon
0
Linde
1,90
Lufthansa NA
1,25
MAN
3,15
Merck
3,20
Metro
1,12
Münchener Rück*
5,50
RWE*
3,15
SAP*
0,46
Siemens*
1,60
ThyssenKrupp
1,30
TUI
0,25
Volkswagen*
1,80
DAX VOM 31.03. 6 534,97 | 29.02. 6 748,13
31.03.
29.02.
31.01.
28.12.
30.11.
31.10.
28.09.
31.08.
42,11
125,48
85,31
50,76
34,99
19,80
64,59
54,15
71,70
102,03
19,35
60,47
10,55
117,26
31,85
29,28
16,46
4,45
89,49
17,13
84,14
78,07
51,18
123,88
77,86
31,48
68,65
36,24
16,25
183,64
41,94
117,50
83,98
50,85
36,18
20,08
64,72
55,79
74,26
104,89
21,98
64,38
12,57
124,20
34,36
29,21
18,94
5,36
87,82
15,49
87,22
82,19
55,47
116,39
79,87
31,61
85,24
38,15
15,90
151,79
42,48
119,46
87,21
54,83
36,80
20,26
69,50
52,19
75,16
116,85
21,66
55,57
13,74
123,60
34,46
30,55
20,94
6,77
87,47
15,97
82,33
82,90
54,84
120,27
82,46
32,20
86,18
32,74
14,49
156,10
51,26
147,95
101,41
62,53
42,35
26,26
88,99
66,50
89,40
135,75
23,51
60,75
15,02
145,99
36,69
38,43
36,10
8,07
90,45
18,22
113,80
88,30
57,44
88,30
57,44
132,94
96,00
38,35
19,13
163,84
45,47
141
94,76
56,34
41,70
27,10
88,91
69,55
89,79
128,20
23,21
59,94
15,10
139,32
38,22
37,76
36,23
8,15
89,42
18,45
110
88,73
61,79
124,52
93,38
34,94
103,72
40,30
19,19
197,90
46,05
155,22
95,50
57,54
46,23
29,28
104,39
75,95
92,05
108,90
20,91
50,56
14,15
134,90
36,46
35,23
41,01
10,13
87,34
20,39
123,20
86,35
62,64
132,42
94,24
37,34
93,72
46,00
20,43
158,50
46,00
163,85
97,00
55,82
45,23
28,39
96,98
70,64
90,38
95,50
20,40
51,49
13,78
129,66
37,27
36,09
39,88
12,09
87,09
20,17
102,05
84,60
63,34
134,77
88,20
41,05
96,42
44,60
18,84
151,60
43,15
157,32
97,13
57,92
44,63
30,09
95,41
65,18
90,63
81,00
21,33
53,22
13,64
123,15
36,06
37,81
40,30
11,42
86,15
21,42
105,29
94,14
63,60
126,78
82,54
39,53
92,19
42,90
19,05
132,54
Hoch
Tief
(52 Wochen)
51,63
37,88
180,29 105,60
105,74
79,10
66,45
45,60
51,49
30,93
38,20
16,40
111,71
50,90
78,85
46,65
118,51
64,62
136,32
72,73
26,33
19,09
74,72
43,41
15,87
9,92
154,11 100,69
39,30
29,65
41,94
26,29
53,65
12,95
13,63
4,08
97,83
78,34
22,70
14,71
126,99
75,64
109,26
78,70
68,60
49,70
142,75 106,84
102,54
75,37
42,08
28,31
112,10
64,89
46,92
29,69
22,10
12,17
199,70 104,24
* Diese Dax-Werte gehören auch zum Euro Stoxx 50
Erholen sich die Aktienmärkte?
Prinzip Hoffnung | Für eine generelle Entwarnung ist es zu früh
E
rholen sich die Aktienmärkte wieder
und wie nachhaltig könnte dies sein,
diese Frage bewegt die Anleger im
Angesicht der sich stetig verstärkenden Finanzmarktkrise. Die M. M. Warburg Bank
stellte nun die Frage, ob „das Schlimmste“
bereits überstanden sei. Denn nach der
Übernahme der US-Investmentbank Bear
Stearns durch J. P. Morgan und aufgrund
der kräftigen Finanzspritze der US-Fed
hatten die Aktienmärkte in kürzester Zeit
eine beeindruckende Erholung hingelegt.
Nicht einmal die neuen Milliardenbelastungen bei der UBS oder der Deutschen
Bank hatten die Anleger gebremst. Doch
die eher schlechten Quartalszahlen USamerikanischer Unternehmen (so musste
der weltweit führende Aluminium-Hersteller Alcoa einen Quartalsgewinn von nur
noch 303 Mio. US-Dollar melden – nach
632 Mio. US-Dollar im Vor- und 662 Mio.
US-Dollar im Vergleichsquartal) und die
Dollarschwäche sorgten schon wieder für
Kurseinbrüche bei den relevanten weltweiten Kurs-Indizes.
So kommen auch die Warburg-Analysten
zu dem Schluss, dass nur die Hoffnung
momentan die Basis für das Anlegerverhalten darstellt, denn die notwendige Gewissheit, ob das Ende der Subprime-Krise
inzwischen erreicht ist, fehlt noch immer.
Die jüngsten negativen Nachrichten bei
den deutschen Landesbanken – allein die
Bayerische Landesbank musste Abschreibungen in Höhe von 4,3 Mrd. Euro eingestehen – zeigt, dass es für eine generelle
Entwarnung noch viel zu früh ist.
Subprime-Kredite könnten
sich weiter verteuern
Unklar ist für die Warburg-Analysten auch,
ob die Zinssenkungen und unkonventionellen Liquiditätshilfen der Fed mehr als
einen positiven psychologischen Effekt für
die Märkte bedeuten. Allerdings haben die
Zinssenkungen der US-Notenbank noch
immer nicht zu einem nachhaltigen Rückgang der Hypothekenzinsen geführt, so
stagniert der Festzins für eine Hypothek
über 30 Jahre seit Jahresbeginn bei 5,75%.
Der variable Hypothekenzins für ein Jahr –
eine wichtige Referenzgröße für diejenigen
Subprime-Kredite, bei denen demnächst
eine Neufestsetzung der Zinsen erfolgt –
DIE EURO STOXX 50-WERTE
Unternehmen
Aegon
Air Liquide
Alcatel
Arcelor Mittal
AXA-UAP
Banco Bilbao
Banco Santander
BNP Paribas
Carrefour
Credit Agricole
Danone
Enel
ENI
Fortis
France Télécom
Generali
Iberdrola
ING
Intesa Sanpaolo
L’Oréal
LVMH
Nokia
Philips
Repsol S.A.
Renault
Saint Gobain
Sanofi-Aventis
Schneider Electric
Société Generale
Suez Lyonaise
Telecom Italia
Telefonica de Espana
Total
Unicredito Italiano
Unilever
Vinci
Vivendi
letzte
Dividende
0,31
2
0,16
1,06
0,24
0,20
3,10
1,03
0,94
1
0,21
0,65
0,64
1,20
0,54
0,37
0,73
0,38
1,18
1,10
0,43
0,60
0,36
3,10
1,70
1,75
3
1,75
1,20
0,14
0,30
1
0,24
0,47
1,80
1,20
ist sogar von 6% auf 7% gestiegen. Der
durchschnittliche Marktzins für SubprimeKredite liegt mit knapp 9% bei einer
Schwankungsbreite von 7,5% bis 9,7%
noch über diesem variablen Zinssatz. Damit könnte der Zinssatz für neue Subprime-Kredite sogar in den zweistelligen Bereich klettern – was zu einer weiteren Zunahme bei Zahlungsausfällen und Zwangsversteigerungen führen und den Preisdruck am
Immobilienmarkt erhöhen würde.
Warburg schätzt die Wahrscheinlichkeit,
dass es in den USA zu einer Rezession
kommen wird, für sehr hoch ein. Da eine
solche Rezession mehr als ein oder zwei
Quartale anhalten werde, es außerdem
eher unwahrscheinlich sei, dass schon zu
Beginn einer Abschwungphase die Ausfallraten bei diversen Krediten ihren Höhepunkt erreicht hätten, rechnet Warburg mit
weiteren Abschreibungen bei den Banken,
zum Beispiel bei Kreditkarten- oder Automobilkrediten. Die einzige Frage, die bei
den Aktienmärkten zu stellen ist, lautet:
Sind die negativen Einschätzungen und
Nachrichten bereits in den gegenwärtigen
Kursen eingepreist? Warburg Research/uk
EURO STOXX 50 VOM 31.03. 3 628,06 | 29.02. 3 724,50
31.03.
29.02.
31.01.
28.12.
30.11.
31.10.
28.09.
31.08.
9,32
96,57
3,62
51,89
22,99
13,95
12,62
63,89
48,87
19,60
56,64
6,72
21,53
15,96
21,30
28,67
9,82
23,72
4,48
80,44
70,50
20,04
24,23
21,86
70,10
51,65
47,52
81,96
62,02
41,57
1,33
18,20
47,04
4,26
21,27
45,79
24,75
9,96
93,95
3,91
50,67
22,48
13,76
11,93
59,57
46,68
18,04
51,98
7,13
22,77
14,68
22,28
28,27
9,60
22,25
4,44
78,72
68,23
24,10
25,98
22,85
71,20
52,22
48,79
75,72
71,10
42,21
1,65
19,24
49,99
4,87
20,53
45,96
26,22
9,96
92,94
4,19
44,10
22,88
14,07
11,83
65,83
47,01
20,49
54,03
7,45
21,65
14,89
23,62
28,44
10,18
21,68
4,77
82,46
68,53
24,36
26,18
21,33
75,79
52,07
54,35
77,12
83,20
40,86
2,04
19,54
48,71
4,94
21,79
45,42
26,85
12,15
101
4,96
52,77
27,21
16,70
14,77
74,26
53,06
23,02
61,76
8,13
25,13
18,25
24,54
30,77
10,32
26,74
5,40
98,27
82,91
26,40
29,49
24,22
97,82
64,67
63,14
92,25
98,68
47,04
2,13
22,22
56,60
5,65
25,19
50,60
31,34
12,21
99,20
5,58
50,47
27,93
17,01
14,64
77,15
52,91
24,02
60,26
18,19
24,41
18,31
25,95
31,33
11,27
26,53
5,45
94,93
82,94
27,27
28,66
25,18
99,45
67,25
65,01
95,38
105,58
45,48
2,17
22,91
55,23
5,81
24,15
54,47
31,39
14,26
94,99
6,70
55,40
30,86
17,37
15,00
76,09
49,69
27,29
59,17
8,29
25,24
22,06
25,46
32,73
11,11
31,04
5,48
90,64
88,88
27,35
28,55
27,25
115,90
73,99
60,54
95,05
115,86
44,90
2,17
22,79
55,65
5,93
22,39
56,62
31,08
13,43
93,86
7,20
55,35
31,38
16,44
13,63
76,74
49,13
27,05
55,20
7,95
26,01
20,65
23,49
30,88
41,20
31,13
5,41
92
84,07
26,66
31,65
25,05
101,62
73,19
59,38
88,60
117,68
41,30
2,13
19,63
57,02
6,01
21,65
54,79
29,60
13,39
93,55
8,03
29,41
16,89
13,40
77,42
51,37
27,70
55,91
7,59
25,42
26,91
22,14
30,06
40,70
29,52
5,54
85,98
81,99
24,17
28,93
26,48
99,02
79,86
59,92
118,37
41,47
2,08
18,22
55,25
6,30
22,43
30,01
Hoch
Tief
(52 Wochen)
16,13
8,44
105,21
82,15
10,73
3,24
58,25
35,35
34,88
19,18
18,92
12,41
15,23
10,50
95,07
52,12
58,46
43,52
33,10
16,57
64,00
50,10
8,60
6,48
28,95
20,70
29,78
12,82
27,33
19,22
33,84
26,47
12,03
7,55
34,74
18,77
6,28
3,96
99,97
74,25
89,36
61,95
28,76
16,88
33,27
22,65
30,59
18,27
122,87
59,81
85,85
45,41
71,95
44,30
110,26
69,01
151,64
59,55
49,35
35,60
2,48
1,15
23,48
16,04
63,40
45,45
7,77
4,07
25,72
19,86
62,42
39,60
33,04
23,05
APRIL 2008
DIE MDAX-WERTE
MDAX VOM 31.03. 8 787,38 | 29.02. 9 093,54
Unternehmen
letzte
31.03.
Dividende
Aareal Bank
0,50
20,67
Altana
0,51
13,36
AMB Generali Holding 2,90
108,08
Arcandor
0
12,67
Arques
0,51
12,38
Beiersdorf
0,70
53,29
Bilfinger Berger
1,80
54,56
Celesio
0,77
31,36
Douglas Holding
1,10
34,47
Demag Cranes
1,10
28,92
Deutsche EuroShop
1,05
26,58
Deutz
0,40
7,29
EADS
0,65
15,04
Fraport
1,15
45,72
Fresenius
0,67
52,75
Gagfah
11,88
Gea Group
0,20
21,30
Gildemeister
0,35
15,94
Hamburger Hafen
48,25
Hannover Rück
2,30
33,02
Heidelberger Druckm. 0,95
17,01
HeidelbergCement
1,30
109,07
Hochtief
1,30
58,00
Hugo Boss VZ
6,46
32,06
IVG Immobilien
0,50
17,72
K+S
2
207,31
Klöckner & Co
0,80
32,41
Krones VZ
0,53
51,70
KUKA
1
21,76
Lanxess
1
25,43
Leoni
0,90
30,32
MLP
0,50
9,02
MTU Aero Engines
0,93
26,75
Norddt. Affinerie
1,45
25,08
Pfleiderer
0,30
16,00
Praktiker Bau- u. H.
0,45
16,93
Premiere
0
13,67
ProSiebenSat1 VZ
1,25
13,70
Puma
2,75
243,94
Rheinmetall VZ
1,30
44,70
Rhön-Klinikum VZ
0,50
18,77
Salzgitter
2
110,19
SGL Carbon
0
40,00
Stada Arzneimittel VNA 0,71
46,01
Südzucker
0,55
14,05
Symrise
0,50
16,36
Tognum
0,60
13,89
Vossloh
1,70
89,36
Wacker Chemie
3
129,78
Wincor Nixdorf
2,78
50,70
29.02.
31.01.
28.12.
30.11.
31.10.
28.09.
22,45
15,32
99,20
11,67
13,99
52,95
52,54
37,92
35,10
28,28
25,14
6,92
17,44
49,23
55,65
11,01
21,59
15,54
31,57
16,10
105,55
72,14
39,55
23,10
192,76
31,38
51,14
21,34
25,20
27,90
9,32
33,60
26,55
14,70
16,52
14,16
14,26
235,56
46,21
19,10
117,18
37,01
46,42
14,50
17,98
16,10
91,87
142,11
52,69
22,60
15,06
96,54
12,43
14,77
51,55
41,76
39,25
33,79
27,01
24,08
6,17
17,04
50,45
52,28
12,12
20,60
13,75
29,88
18,16
100,33
67,23
36,21
22,70
168,28
27,48
51,88
21,18
23,20
27,75
10,52
35,79
29,27
14,76
14,23
14,84
13,43
240,25
47,46
17,89
104,32
33,68
42,05
14,22
16,66
16,40
82,50
143,86
51,72
31,30
16,65
106,75
16,24
23,50
53
52,78
42,50
39,45
29,34
23,50
6,95
22,00
53,87
56,90
11,88
23,80
18,50
31,55
23,00
106,00
92,00
39,00
23,58
162,75
27,50
54,99
26,01
33,60
33,60
10,75
40,00
26,67
14,24
20,40
12,90
16,39
273
54,38
21,58
102,05
37,02
42,05
16,9
19,28
20,61
80,10
197,70
65,00
29,47
17,00
102,64
20,64
26,92
55,01
55,52
39,52
41,81
31,10
26,26
7,36
21,90
52,75
56,56
11,55
24,76
17,11
32,45
21,57
111,70
90,19
47,00
27,14
139,28
32,76
56,71
27,20
31,84
36,10
9,88
36,52
23,15
13,84
20,85
10,71
18,19
274,83
56,54
21,47
108,95
38,46
42,38
14,91
19,84
20,00
74,00
190,26
50,02
35,77
16,73
108,26
22,20
29,50
54,71
61,45
39,15
43,97
39,75
27,67
9,48
23,49
53,86
54,73
13,00
25,90
22,16
36,45
28,19
110,18
95,31
46,71
31,23
144,31
36,65
63,45
28,01
34,47
43,82
9,15
42,14
28,75
18,32
24,96
14,15
20,17
295,92
61,52
21,92
135,71
40,27
43,88
15,69
20,57
24,91
81,63
169,50
68,56
34,50
35,00
16,90
16,78
109,67 106,26
23,48
20,00
32,50
31,25
52,52
49,27
54,81
60,28
44,26
45,95
43,81
44,10
33,04
33,95
25,90
25,60
8,89
8,61
21,45
21,76
48,49
50,14
54,57
54,02
13,80
14,63
24,67
23,70
19,48
17,04
35,58
34,07
30,68
33,27
103,53 110,00
85,07
73,63
47,57
43,35
26,14
26,26
128,56 105,391
48,47
44,77
56,72
57,31
30,08
29,79
33,28
36,75
42,79
38,48
9,36
11,70
42,70
46,71
30,80
32,13
16,25
18,70
26,25
30,82
15,14
15,94
22,04
25,15
301,36 294,74
55,71
60,93
22,45
22,57
137,47 145,00
40,20
35,16
45,73
47,08
14,09
14,12
18,60
19,95
22,00
21,90
75,70
79,16
164,13 160,30
58,00
63,11
DIE SDAX-WERTE
Unternehmen
Air Berlin
Alstria Office
Balda
Bauer
BayWa
Biotest
C.A.T OIL
Colonia Real Estate
comdirekt bank
CTS Eventim
Curanum
D+S Europe
Dt. Beteiligungs AG
Deutsches Wohnen
DIC Asset
Dürr
Dyckerhoff VZ
Elexis
ElringKlinger
EM.Sport Media
Escada
Fielmann
Fuchs Petrolub VZ
Gerresheimer
Gerry Weber
GfK
Grammer
GrenkeLeasing
HCI Capital
Highlight Comm.
Homag Group
H&R Wasag
IKB
INDUS Holding
Interhyp
Jungheinrich VZ
Koenig & Bauer
KWS Saat
Medion
MPC Capital
MVV Energie
Patrizia Immo
Rational
Sixt
Springer Axel
TAG Tegernsee
Takkt
Thielert
Vivacon
Wacker Constr.
letzte
Dividende
0
0,50
0,30
0,30
0
0,41
0,49
0,10
0
3,50
0
1,65
0,40
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1,40
0
0
1,40
1,50
0,40
0,40
1
0,60
0,70
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0
1,20
4,10
0,58
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1,05
4
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0
0,40
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Hoch
Tief
(52 Wochen)
40,25
16,82
22,70
13,15
119,73
90,16
29,52
9,25
41,80
10,01
56,89
45,85
74,73
35,21
55,47
28,36
50,45
30,00
53,00
18,22
30,13
20,76
12,10
5,02
24,99
12,84
60,49
43,48
63,60
49,51
22,69
10,24
28,34
18,11
23,10
9,74
68,30
39,68
37,79
23,57
40,98
14,50
121,30
90,05
98,31
56,50
49,69
25,70
37,42
17,03
212,25
81,48
65,75
19,05
64,88
40,50
31,79
16,71
43,75
20,77
46,81
22,90
19,45
7,83
52,11
23,28
35,35
20,69
25,32
11,60
34,50
12,51
20,30
11,10
30,39
11,26
351,70 195,23
76,89
42,00
24,13
16,30
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24,20
51,43
36,05
16,90
13,07
23,12
14,46
26,60
13,31
96,99
62,60
200 114,01
75
44,64
SDAX VOM 31.03. 4 488,35 | 29.02. 4 687,28
31.03
29.02.
31.01.
28.12.
30.11.
31.10.
28.09.
31.08.
7,38
13,38
2,38
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37,10
10,71
12,90
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8,70
16,09
18,16
21,07
26,60
40,20
16,83
70,75
2,68
17,38
39,07
59,09
31,87
22,65
25,05
16,65
22,00
14,14
7,25
19,01
14,76
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23,00
19,90
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16,01
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31,10
4,71
125,32
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5,95
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13,38
12,71
10,31
11,68
6,00
42,30
36,00
31,48
14,22
15,86
8,15
27,60
6,09
9,53
19,75
21,79
20,51
24,66
41,58
16,08
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2,89
12,83
38,84
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31,99
20,50
26,16
18,33
24,40
15,75
7,40
19,85
14,46
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48,16
23,40
18,60
144,70
17,14
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31,70
4,11
192,92
26,48
81,90
6,47
11,21
8,96
15,27
13,75
11,50
11,20
5,75
39,26
33,00
28,50
15,15
14,02
7,70
27,60
8l,30
9,05
18,93
23,72
19 ,73
20,61
39,99
15,50
67,92
3,04
12,40
37,77
51,00
34,35
19,86
24,60
17,95
20,85
14,40
1,64
17,92
16,16
6,73
20,67
44,88
20,92
16,50
130,00
15,65
42,91
31,50
4,34
123,81
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6,00
10,80
9,65
12,90
11,76
12,27
10,25
9,10
48,50
34,00
34,40
15,05
17,00
8,36
27,60
9,30
12,33
21,41
21,10
21,75
25659
41,00
19,30
85,00
3,43
19,03
44,31
60,59
38,20
22,24
27,50
16,02
22,90
14,90
8,65
20,70
20,24
6,18
24,25
49,54
26,73
19,30
143,16
18,38
61,16
31,29
5,16
140,00
30,85
98,00
6,54
11,90
13,60
12,95
14,62
10,83
11,35
9,30
47,13
40,83
38,34
15,14
18,89
8,50
27,60
9,24
12,98
22,85
26,20
20,82
27,22
39,90
20,35
72,64
3,89
24,30
45,05
61,80
37,70
22,49
27,79
16,75
23
14,92
8,29
20,87
24,21
8,46
24,52
48,25
27,88
20,50
131,00
18,62
57,15
32,80
5,82
149,75
32,38
110,00
7,33
12,26
10,01
13,78
16,85
12,53
12,21
7,40
52,83
44,92
40,40
18,50
20,66
9,90
27,60
9,04
13
24,10
30,60
23,46
34,50
42,25
24,16
75,99
4,88
28,33
47,35
71,00
38,00
24,71
27,86
16,55
29,79
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28,14
23,30
14,39
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34,00
24,00
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19,04
56,20
29,94
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160
37,25
106,77
8,14
13,40
17,60
16,14
16,45
11,67
13
6,75
45,90
40,25
36,65
17,95
27,15
8,74
27,74
7,00
12,70
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30,13
24,85
29,86
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20,35
79,50
4,50
25,87
46,50
64,72
38,00
22,66
28,36
22,25
27,30
15,20
8,68
12,91
13,79
7,75
55,25
41,00
31,45
20,67
29,85
8,46
27,78
4,91
14,25
26,00
25,71
24,42
30,00
49,80
21,55
67,60
4,43
29,21
48,10
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38,40
23,02
29,20
19,74
28,24
15,39
7,92
23,04
13,99
26,00
53,00
31,75
25,25
135,50
13,10
59,92
29,49
10,74
134,92
35,07
120,00
8,25
11,90
19,12
18,25
19,54
27,53
14,00
27,15
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26,20
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28,30
11,50
137,04
38,10
127,00
8,80
12,94
20,60
21,87
22,20
Hoch
Tief
(52 Wochen)
21,50
6,94
16,75
9,29
12,12
1,91
68,03
30,00
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40,00
25,41
25,59
10,00
40,10
10,50
13,45
6,02
38,33
23,63
9,63
4,42
15,15
6,51
32,24
15,10
45,33
18,79
33,24
15,63
35,00
17,51
56,00
33,55
27,44
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89,00
53,00
5,08
2,40
38,65
12,01
52,73
32,59
75,40
40,00
40,00
29,30
26,31
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39,58
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18,04
17,95
12,00
10,07
6,21
32,64
15,85
38,39
11,06
31,20
3,92
31,90
18,02
97,00
37,07
37,18
18,00
29,61
15,76
161,94 101,11
20,93
8,60
77,38
40,00
34,24
24,94
17,13
2,93
164,68
107
47,20
23,20
138,95
60,00
10,94
5,50
14,60
9,50
25,95
3,63
31,30
9,39
29,76
9,05
SACHSENDREIECK
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
19
Treffpunkt für Autofreunde
Profitieren von der Sonne
Verbindung mit der ganzen Welt
Selbst auferlegte Klimastrategie
Die traditionsreiche Leipziger Messe veranstaltet
mit der AMI die in diesem Jahr wichtigste deutsche Automesse.
Seite 20
Die Solarindustrie floriert im früheren Chemiedreieck um Bitterfeld und fungiert nun als Beschäftigungsmotor der Region.
Seite 20
Der Flughafen Leipzig-Halle entwickelte sich mit
Hilfe der DHL zu einem der Frachtdrehkreuze
Europas nach Asien.
Seite 21
Der schwedische Energiekonzern Vattenfall investiert kontinuierlich in die Modernisierung ostdeutscher Braunkohlekraftwerke.
Seite 22
Kulturlandschaft mit ökonomischem Potenzial
Metropolregion Sachsendreieck | Eine Landschaft mit blühenden Städten
EIN EUROPÄISCHES ZUKUNFTSMODELL
VON BURKHARD JUNG,
OBERBÜRGERMEISTER
DER STADT LEIPZIG
Die Metropolregion Sachsendreieck ist
nicht nur eine der elf von der Ministerkonferenz für Raumordnung bestätigten
Europäischen Metropolregionen, ihr
kommt darüber hinaus eine besondere
Bedeutung für die Entwicklung in Ostdeutschland zu.
Dank der vielfältigen Erfahrungen und
bereits realisierten Lösungen bei der
Bewältigung von gesellschaftlichen wie
wirtschaftlichen Umbrüchen darf sie
insbesondere als europäisches Zukunftsmodell für Transformationsprozesse gelten.
Profil für den globalen
Wettbewerb stärken
Die Skyline von Dresden mit der Elbe im Vordergrund beeindruckt auch nach den
Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges den Besucher. Im Bild (von links) das
Schloss mit Schlossturm, die Hofkirche und die Semperoper.
Foto: Stadt Dresden
VON ULRICH KIRSTEIN
D
er Osten wird von vielen im Westen
noch immer vorwiegend als „Problemzone“ gesehen. Dabei wird gerne übersehen, dass es auch hier Landstriche und vor allem Städte gibt, die wirtschaftlich und kulturell aufgeblüht sind.
Die Powerregion im Osten schlechthin ist
das „Dreiländereck“, wo Sachsen, SachsenAnhalt und Thüringen zusammenstoßen,
verbunden mit Städten wie Dresden und
Leipzig, Zwickau und Chemnitz sowie Halle und Weimar. Seit 1997 wurde die Region
von der Ministerkonferenz für Raumordnung als europäische Metropolregion
anerkannt. Seit der Jahrtausendwende erfolgten dann konkrete Kooperationen der
Oberzentren und seit 2002 existiert auf Initiative der Sächsischen Staatsregierung die
Arbeitsgruppe „Metropolregion Halle/
Leipzig-Sachsendreieck“, bestückt mit Vertretern der vier Oberzentren Dresden,
Chemnitz, Leipzig und Zwickau. 2004 erfolgte der erste gemeinsame Auftritt der
Metropolregion auf der Expo Real in München. Im November vergangenen Jahres
fand schließlich in Leipzig die erste Konferenz der Metropolregion mit mehr als 150
Akteuren aus Sachsen, Sachsen-Anhalt
und Thüringen unter dem Motto „Auf dem
Weg vom Städtenetz zur überregionalen
Partnerschaft“ statt.
ditionen mit Erfolg anknüpfen, aber auch
in ganz neue Bereiche wie die Nano-, Halbleiter- und vor allem Solartechnologie einsteigen.
So entwickelte sich die traditionelle Autostadt Zwickau – mit Horch und Trabant –
mit der Volkswagen Sachsen GmbH zu einem wichtigen Autostandort. In den Fahrzeugwerken Zwickau fertigt VW Sachsen
mit 6 200 Beschäftigten den Golf und die
Passat Limousine mit täglich etwa 1 200
Fahrzeugen sowie die Nobel-Karosserien
für den Phaeton und für Bentley. Im Motorenwerk Chemnitz werden täglich 3 400
Motoren und 3 000 Ausgleichswellengetriebe von 900 Beschäftigten gefertigt.
Daneben haben sich in Zwickau zahlreiche mittelständische Zulieferbetriebe
angesiedelt, aber auch Unternehmen
aus der Chemie, der Bau- und Elektronikindustrie.
Wiederaufbau auch an
alten Industriestandorten
Halle an der Saale bildet mit Leipzig einen
eigenen Wirtschaftsraum, der nicht zuletzt
durch den stark prosperierenden Flughafen Leipzig/Halle gekennzeichnet ist. In
Halle ist in alter Tradition vor allem die
Chemie- und Raffinerie-Region um Schkopau und Leuna. Heute haben sich hier im
Raum Bitterfeld die BSL Buna Sow Leune
Olefinverbund GmbH (Tochter von Dow
Chemical) und die Mitteldeutsche ErdölRaffinerie GmbH (Tochter von Elf Aquitaine) angesiedelt.
In Leipzig sind neben der altehrwürdigen und doch hochmodernen Messe und
der zweitältesten deutschen Universität
heute viele Premium-Unternehmen mit eigenen Werken vertreten: So siedelten sich
die Automobilfirmen Porsche und BMW
hier an, denen eine ganze Reihe von Zulieferern folgten, die aus Leipzig einen der
Automobilstandorte Deutschlands machten. Die DHL nutzt den Flughafen Leipzig/Halle als europäisches Frachtdrehkreuz und der Internet-Versandhändler
Amazon errichtete hier sein größtes deutsches Logistikzentrum. Mit dem Energieversorger Verbundnetz Gas hat hier ein
weiteres umsatzstarkes Unternehmen seinen Sitz. Siemens ist mit 1 700 Mitarbeitern
in Leipzig ansässig.
Noch aus DDR-Zeiten „überlebt“ haben
das Maschinenbauunternehmen Kirow
und der Bergbauausrüster Takraf. Der traditionsreiche Klavierbauer Julius Blüthner
Attraktive Reiseziele
Welche Kulturlandschaft hinter der Metropolregion Sachsen steckt, braucht wohl
kaum noch ausgeführt werden, denn
längst haben sehr viele Westdeutsche diese
Region als Touristen für sich erschlossen:
die zu großen Teilen wiedererstandene Innenstadt Dresdens etwa mit dem restaurierten Schloss, dem Grünen Gewölbe,
dem Zwinger und nicht zuletzt der Rekonstruktion der Frauenkirche. Als weitere
Stichworte mögen das Gewandhaus samt
Orchester in Leipzig oder der Leipziger
Thomanerchor genügen, die an die reiche
musikalische Tradition der Region anknüpfen mit Namen wie Johann Sebastian Bach,
Georg Friedrich Händel, Felix Mendelssohn Bartholdy oder Robert Schumann.
Wem dies zu „klassisch“ erscheint, der
kann sich davon im Beatles Museum in
Halle erholen! Oder in Auerbachs Keller in
Leipzig stilvoll historisch essen, um etwaig
zugelegte Pfunde in den steilen Felsformationen der Sächsischen Schweiz wieder
„abzuarbeiten“. Doch auch wirtschaftlich
konnten die Städte des Sachsendreiecks
wieder Fuß fassen und zum Teil an alte Tra-
junkturanfällige – Größe hier angesiedelt.
Nicht zu vergessen das in Meißen noch
immer produzierte Porzellan, das einen
weltweit bekannten Ausfuhrartikel darstellt
und vielleicht am augenscheinlichsten die
glückliche Verbindung von Kunst und Wirtschaft dokumentiert, die auch ein Kennzeichen dieser Region in Deutschland ist.
Sie verfügt dazu über zukunftsfähige
und innovative Entwicklungskerne beispielsweise in den Bereichen Logistik,
Mikroelektronik, Biotechnologie oder regenerative Energieerzeugung. Dieses
Potenzial stringent auszubauen, sind wir
auf gutem Weg.
Neben den Kernstädten Chemnitz,
Dresden, Halle/Saale, Leipzig und Zwickau bringen sich Erfurt, Weimar, Jena,
Gera, Magdeburg und Dessau aktiv ein.
Zusammen mit Partnern aus Wirtschaft,
Forschung und Kultur ist das die Voraussetzung, um das Profil der Metro-
Der Leipziger Oberbürgermeister
Burkhard Jung ist Vorsitzender des
Gemeinsamen Ausschusses der Metropolregion Sachsendreieck. Foto: Leipzig
polregion Sachsendreieck weiter zu
schärfen, den hiesigen Ballungsraum
ebenso wie die einzelne Gebietskörperschaft oder Kommune zu stärken und
im globalen Wettbewerb aussichtsreich
zu bestehen.
MARKT
Bei uns werden Marktchancen groß geschrieben:
11.000 Aussteller, 40 Messen und 1,6 Mio.
Besucher aus 50 Ländern lassen internationale
Märkte zusammenwachsen.
Leipzig stellt mit zahlreichen Wirtschaftsunternehmen, dem nahegelegenen
Flughafen Leipzig/Halle und der modernen Messe das ökonomische Herz des
Sachsendreiecks dar.
Foto: Stadt Leipzig
Wissenschaft beheimatet. Der Computerhersteller Dell hat seine Zentrale genauso
in Halle wie die Kathi Rainer Thiele GmbH,
bekannt für ihr Kathi-Kuchenmehl. Mit
Werken vertreten sind aber auch noch beispielsweise Bombardier Transportation
oder die Coca Cola Erfrischungsgetränke
AG. Noch aus den DDR- beziehungsweise
Vor-DDR-Zeiten stammt die weithin bekannte – und damals stark verschmutzte –
Zu den Sehenswürdigkeiten der Region zählt die Moritzburg bei Halle.
Foto: Halle
Und jetzt kommen Sie!
Pianofortefabrik konnte sich über alle Unbillen hinweg seit 1853 behaupten.
Unter den Dienstleistern hat sich neben
einigen Banken auch die European Energy
Exchange (EEX) als die größte Energiebörse in Europa etabliert.
Kreativität in Kunst und
Wirtschaft ist gefragt
Wie kreativ Leipzig mit nicht mehr genutzten Industrien umgeht, beweist die ehemalige Leipziger Baumwollspinnerei AG,
auf deren Gelände sich zahlreiche Galerien
niedergelassen haben. Sie kann somit als
Nukleus der so genannten „neuen Leipziger Schule“ gelten, deren Hauptvertreter
wie Neo Rauch oder Tim Eitel den internationalen und (später) auch nationalen
Kunstmarkt eroberten.
Auch die Kunst- und ehemalige Residenzstadt Dresden, Elbflorenz, konnte in
den letzten Jahren wirtschaftlich prosperieren. Als Leuchtturm- und Vorzeigeprojekt sei die Gläserne Manufaktur von Volkswagen genannt, in der die Nobellimousine
Phaeton vor den Augen der Interessierten
gefertigt wird. Daneben hat sich die Halbleiterindustrie mit Herstellern wie AMD
und Infineon als feste – wenn auch kon-
Tel.: +49 341 678 - 0 · www.leipziger-messe.de
SACHSENDREIECK
20 WirtschaftsKurier
APRIL 2008
Ein Glanzpunkt für alle Autofreunde
Messe Leipzig | AMI – die wichtigste deutsche Automesse in 2008
W
enn die AMI, die größte Automesse des Jahres 2008 in
Deutschland und damit eine
wichtige Autoschau für Mitteleuropa, für
eine Woche ihre Tore öffnet, strömen die
Besucher gerne nach Leipzig. Denn diese
Messe ist nicht nur eine statische Präsentation von auf Hochglanz polierten Fahrzeugen, sondern vor allem eine fahraktive Ausstellung: Über 100 Autos von 27 Herstellern
warten auf Probefahrer und die im letzten
Jahr bereits erfolgreich durchgeführte Aktion lockte mehr als 22 000 Menschen ans
Steuer.
Neben der AMI wartet die AMITEC vor
allem auf Fachbesucher. Dort dreht sich
alles um die neuesten Innovationen für
Wartung, Vertrieb, Pflege, Service und Reparatur von Pkw und Nutzfahrzeugen. 250
Hersteller und namhafte Handelsunternehmen werden Seite an Seite ihre Angebote präsentieren, die 2007 mehr als
50 000 Besucher anlockten. Wolfgang Marzin, Vorsitzender der Geschäftsführung
der Leipziger Messe GmbH, unterstreicht
dies: „An der AMITEC geht im ersten
Halbjahr 2008 kein Weg vorbei. Sie ist die
Nummer eins in Mitteleuropa und wird diese Positionierung 2008 weiter ausbauen.“
Zurück zu den Autos, die den eigentlichen Mittelpunkt der AMI bilden. Zahlreiche Premieren, über 100 an der Zahl, sollen begeistern und vor allem eines: Den
deutschen und mitteleuropäischen Automarkt beflügeln. Drei Automessen in den
Über 100 Premieren werden auf der AMI in Leipzig gezeigt – und das nach den
Messen in Detroit, Genf und Chicago! Im Bild der neue Kleine von Chevrolet, der
Aveo, der in Südkorea produziert wird.
Foto: Chevrolet
letzten zwei Monaten, Detroit, Genf und
Chicago, erschweren es den Herstellern
Weltpremieren zu feiern. Dennoch präsentieren drei Hersteller vier Fahrzeuge:
Mercedes die A- und B-Klasse, Hyundai den
i10 blue CNG und Ford den neuen Focus mit
Autogas-Antrieb.
Mit der einzigen Europa-Premiere in
Leipzig wartet Honda auf: Der Accord geht
in eine neue Runde und soll sich nach Angaben des japanischen Herstellers als
ernstzunehmende Alternative im D-Segment positionieren.
Oben ohne zeigen sich die beiden bayrischen Premiumhersteller Audi und BMW.
A3 und 1er sind im Frühling als echte
Spaß-Automobile mit hohem Nutzfaktor
und Stoffverdeck zu erwerben. Diesel und
Der Lancia Delta meldet sich mit einem Paukenschlag zurück. In Sachen Design glänzte
der Italiener auf der AMI in Leipzig.
Foto: Lancia
Benziner sind bei beiden im Angebot, und
während der Audi die Leistung des kleinen
Cabrios bei 147 kW (200 PS) stoppt, legt
BMW mit dem 135i eins drauf und bietet
eine echte Alternative zum Blechdach-3er
mit 225 kW (305 PS) an. Noch mehr Power
lässt den M3 fauchen, in Leipzig stehen die
Deutschland-Premieren Cabrio und Limousine, jeweils mit acht Zylindern und
309 kW (420 PS). Mächtig Eindruck schindet der X6, von vorne ein X5 und im Heckabschluss fast ein Coupé.
Der Wolfsburger Volkswagen Konzern
zeigt gleich zwei Coupé-Varianten. Da ist
zum einen der brandneue Scirocco, der
mit viel Platz im Heckbereich fast schon
als Kombi durchgehen könnte, und der
schicke Passat CC. Die tschechische SkodaTochter ist mit dem neuen Superb auf der
AMI präsent. Die luxuriöse Limousine zeigt
deutlich, dass umfangreiche Ausstattung
und hohe Qualität nicht zwangsläufig teuer sein müssen.
grill mit seinem prominenten Markenzeichen soll so die künftigen Modelle der populären GM-Marke kennzeichnen. In Leipzig wird der Aveo als Drei- und Fünftürer neben seinen sportlichen, von Irmscher aufgemotzten Brüdern Captiva und Matiz gezeigt.
Citroën will mit dem C5, der im April zu
den Händlern kommt, neue Marktanteile
holen. Helfen kann dabei das moderne Design dieser Mittelklasse-Limousine gepaart
mit einer großzügigen Ausstattung zu einem adäquaten Preis. In das gleiche Horn
stößt Renault mit dem Laguna, der im Gegensatz zu seinem mäßig erfolgreichen
Vorgänger technisch wesentlich besser und
zuverlässiger sein soll. Peugeot stellt den
308 als Kombi vor, das Cabrio des 308 wird
erst auf dem Pariser Autosalon im Herbst
zu sehen sein.
Aus Japan kommt ein Extremsportler
nach Leipzig: Der Nissan GT-R soll die Porsches und Ferraris dieser Welt aufmischen
MESSE LEIPZIG
Neuheiten mit viel PS und
wegweisendem Design
Die Rüsselsheimer zeigen den neuen und
nochmals verbesserten Opel Zafira, mit
sieben Sitzen die Ideallösung für größere
Familien. Ford führt den Kuga ins Rennen
der kompakten SUV. Kein leichtes Unterfangen, aber mit diesem schicken Auto ist
der Erfolg fast schon vorgezeichnet. Die
neue Generation des Fiesta ist richtig erwachsen geworden und lässt sich auf der
AMI in der fünftürigen Variante bewundern.
Mit dem RS 60 Spyder will Porsche an
die Ära des Rennsports der 60er Jahre anknüpfen. 223 kW (303 PS) sprechen dabei
eine deutliche Sprache und wer den sportlichsten Boxster erwerben möchte, muss
sich sputen, denn die Produktion ist auf
1 960 Exemplare begrenzt.
Während Alfa Romeo dieses Jahr nicht
von der Partie ist, werden in Italien wohl
trotzdem die Sektkorken knallen: Mit dem
neuen Lancia Delta meldet sich die Traditionsmarke mit einem echten Paukenschlag
zurück. In dieser Klasse markiert Lancia
mit einem Traum-Design einen neuen Höhepunkt automobiler Schaffenskunst.
Wenn er sich dann noch fährt, wie er aussieht, kann es dem Delta gelingen, die
Gunst der Käufer zu gewinnen.
Das neue Gesicht von Chevrolet symbolisiert der kleine Aveo, der in Südkorea gebaut wird. Der große, zweigeteilte Kühler-
und ist mit seinen 353 kW (490 PS) und einer Höchstgeschwindigkeit von 309 Stundenkilometern bestens dafür gerüstet. Für
einen in dieser Klasse fast konkurrenzlosen
Preis, der GT-R startet bei 74 990 Euro, soll
er ab Frühjahr 2009 die europäischen
Märkte erobern.
Ob die AMI die schwache Nachfrage bei
Automobilen in Deutschland beflügeln
kann, bleibt dahingestellt. Interessante
Modelle mit leistungsfähigen und dennoch
sparsamen Motoren sind zwar reichlich
vorhanden, aber fehlende Vorgaben der
Politik und die hohen Spritpreise stehen
höheren Absätzen kontraproduktiv gegenüber. Der große Zuspruch an Besuchern
(2007 über 270 000) ist in jedem Fall ein
gutes Zeichen und möglicherweise platzt
die Spekulationsblase auf den Rohstoffmärkten bald, sodass sich die Benzinkosten wieder auf einem leistbaren Niveau
stabilisieren.
Die Leipziger Messe zählt sich zu den ältesten Messeplätzen der Welt und feiert
sich gleichzeitig als eine der jüngsten
und modernsten Messen Deutschlands.
Tatsächlich geht schon die Gründung
Leipzigs an der Kreuzung zweier Handelswege auf den Austausch von Waren
zwischen den Händlern an diesem Ort
zurück. Das heutige Messegelände geht
auf das Jahr 1996 zurück und zeigt mit
seiner luziden Glas-Stahl-Architektur ein
geradezu futuristisches Bild.
Im vergangenen Jahr führte die Leipziger
Messe über ihre Tochter Leipziger Messe
International mehr als 30 Veranstaltungen in Europa, Asien und Amerika durch.
Der Fokus liegt dabei auf Mittel- und Osteuropa. Einige der Leipziger Messen haben sich zu internationalen Leitmessen
entwickelt, wie die Games Convention
(CS), Europas führende Messe für Unterhaltungssoftware. Allerdings will der ideelle Träger, der Bundesverband Interaktive Unterhaltungssoftware (BIU), diese
Messe ab 2009 in Köln veranstalten.
Aber auch die AMI und die Leipziger
Buchmesse zählen zu den absoluten
Highlights in jedem Messekalender. Außerdem zählen die Mitteldeutsche Handwerksmesse, die ImmobilienMesse Leip-
Wolfgang Marzin, Vorsitzender der
Geschäftsführung der Leipziger Messe, steht für eine kontinuierliche Internationalisierung.
Foto: Leipziger Messe
zig, die Intec – Fachmesse für Fertigungstechnik, Werkzeug- und Sondermaschinenbau, die Orthopädie + RehaTechnik sowie die Denkmal – europäische Messe für Denkmalpflege, Restaurierung und Altbausanierung zum Messeportfolio der Leipziger.
Rasante Wachstumszahlen mit der Sonne
Solarindustrie | Im Solar Valley haben sich junge und innovative Unternehmen der Branche angesiedelt
D
ie Photovoltaikbranche boomt, angetrieben von einer weltweit starken, oftmals noch staatlich forcierten Nachfrage. Die Solarindustrie wird auf
jeden Fall, nicht zuletzt mit Blick auf den
Klimawandel, aber auch wegen der zurückgehenden fossilen Ressourcen, einen
wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung der Zukunft leisten. Im Herzen von
Deutschland hat sich in den letzten Jahren
eine Art Solar-Cluster gebildet, ein Solar
Valley in Anlehnung an Silicon Saxony, das
Halbleiterzentrum in und um Dresden. Offensichtlich befruchten sich hier die Unternehmen gegenseitig, denn es entstehen
gerade hier viele auf neue Technologien fokussierte Produktionsstätten, aber auch
ganze Forschungszentren. Inzwischen
kommt jede sechste produzierte Solarzelle
in Deutschland aus Ostdeutschland – wobei hier allerdings auch in Brandenburg
noch wichtige Unternehmen sitzen.
Einen der Leitwölfe der Entwicklung
stellt die Q-Cells AG aus Thalheim/Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt dar. Das
Unternehmen entwickelt, fertigt und vermarktet seit 2001 Solarzellen aus monound multikristallinem Silizium. Gegründet
1999, verzeichnete Q-Cells 2006 einen Umsatz von 539,5 Mio. Euro, für 2007 geht das
Unternehmen von einem Umsatz von
858,9 Mio. Euro (plus 59%) und einem
EBIT von 197 Mio. Euro (plus 52%) aus.
Auch in Thalheim angesiedelt ist die
EverQ GmbH als Hersteller von photovoltaischen Modulen. Das Unternehmen ist
ein Joint Venture aus Q-Cells, Evergreen
Solar Inc. aus den USA und Renewable
Energy Corporation ASA aus Norwegen.
Derzeit stellt EverQ in zwei Produktionsstätten Solarwafer, -zellen und -module
her, eine dritte Produktionsstätte befindet
sich gerade in Bau. Das Unternehmen bereitet sich gerade auf einen Börsengang vor
und will sich damit nicht zuletzt unabhängiger von den Joint-Venture-Partnern entwickeln (können).
Nicht zur Q-Cells-Familie zählend – auch
wenn Q-Cells als Geldgeber mit aktiv ist –
und trotzdem in Thalheim produzierend ist
die CSG Solar AG. Erst 2006 nahm das Unternehmen die Serienproduktion der CSGSolarmodule auf, die auf das Crystalline Silicon on Glass-Verfahren zurückgehen.
Zu einem eigenen Subzentrum hat sich
beiden Fertigungsstätten 90 Mitarbeiter.
Mit der Siltronic AG sitzt außerdem der
größte Produzent von multikristallinen Siliziumwafern in Freiberg. Neben der
Hauptverwaltung in München betreibt Siltronic in Deutschland (Burghausen und
Freiberg), aber auch in Japan, den USA
und in Singapur Fertigungsstätten. In Freiberg arbeiten mehr als 1 100 Beschäftigte.
Auch die Aufbereitung von Rohstoffen und
das Recycling defekter Solarzellen finden
inzwischen in Freiberg statt.
Kurze Entscheidungswege und
Fördermittel
In Sachsen und Sachsen-Anhalt hat sich eine noch junge, hoch innovative Solarindustrie angesiedelt, die die gesamte Wertschöpfungskette bedient. (Von links oben
nach rechts unten) Fertigungsstätte der Siltronic AG in Freiberg; Wafer-Prüfung bei der Deutschen Solar AG in Freiberg; Siliziumwafer von Roth & Rau in HohensteinErnstthal; das Stammhaus von Q-Cells in Thalheim/Bitterfeld.
das sächsische Freiberg entwickelt, in dem
mit fünf Fertigungseinheiten die gesamte
Kette der Photovoltaik abgedeckt wird. Die
Deutsche Solar AG, eine 100%ige Tochter
der Bonner Solar World AG, ist einer der
größten Produzenten von mono- und mul-
tikristallinen Siliziumwafern für die Photovoltaik. In Freiberg arbeiten derzeit etwa
600 Mitarbeiter. 2007 steigerte SolarWorld ihren Umsatz aus fortgeführten
Aktivitäten um 35,4% auf 689,6 Mio. Euro
und das EBIT um 12,5% auf 202,2 Mio.
Euro. Der Konzerngewinn sank um
13,3% auf 113,3 Mio. Euro. Auch im laufenden Jahr sollen der Umsatz und das
bereinigte EBIT zwischen 25% und 30%
wachsen. Der Auslandsanteil beim Umsatz soll dann von aktuell 49% auf bis zu
60% steigen. Über die 100%ige Tochter
Solar Factory GmbH betreibt die Solar
World in Freiberg außerdem zwei der
modernsten Solarmodul-Produktionsstätten weltweit. Der Automatisierungsgrad
beträgt hier 100%. Derzeit arbeiten in den
Zu den jungen und höchst erfolgreichen
Unternehmen zählt außerdem die Roth &
Rau AG in Hohenstein-Ernstthal. Sie hat
sich der Plasmatechnologie verschrieben,
die eine breite Palette von Verfahren zur
Oberflächenbehandlung bietet. Produkte
wie Computer, Sensoren, Kommunikationsgeräte, aber auch Solarzellen können
nur mit modernen Oberflächenbearbeitungsverfahren hergestellt werden. Das
Hauptprodukt ist die Anlagenserie Sina,
die zur Antireflexbeschichtung kristalliner
Silizium-Solarzellen eingesetzt wird. So
steuerte der Geschäftsbereich Photovoltaik
im Geschäftsjahr 2007 mehr als 90% zum
Umsatz von insgesamt 146,2 Mio. Euro bei.
Das EBIT steigerte Roth & Rau im letzten
Jahr um 207,4% auf 13,9 Mio. Euro. Für
2008 rechnet das Unternehmen mit Umsatzerlösen von mindestens 235 Mio. Euro.
Auch ausländische Unternehmen haben
längst das gute Solarpflaster in Ostdeutschland entdeckt. So errichtet der kalifornische Modulhersteller Signet Solar gerade ein eigenes Werk für Dünnschichttechnologie samt Forschungszentrum im
sächsischen Mochau.
Fragt sich, was die Gründe für diese erstaunliche Ansammlung von innovativen
Solarunternehmen im Osten Deutschlands
eigentlich sind. Zum einen liegt es sicherlich an der großzügigen öffentlichen Förderung, die bis zu einem Drittel der Investitionen aus dem Staatssäckel deckt. Außerdem liegen die Löhne noch immer unter Westniveau. Ein nicht zu unterschätzendes Kriterium sind aber auch die kurzen – und kompetenten – Entscheidungswege zu den jeweiligen städtischen Partnern.
uk
SACHSENDREIECK
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
21
Das Drehkreuz Mitteldeutschlands
Flughafen Leipzig-Halle | Impulsgeber für den regionalen Arbeitsmarkt
I
n der europäischen Champions League des Frachtverkehrs sieht der Geschäftsführer
der
Flughafen
Leipzig/Halle GmbH, Eric Malitzke, den
Airport Leipzig-Halle seit dem Zeitpunkt,
da die DHL ihren europäischen Standort
von Belgien nach Sachsen verlegt hat.
Aber auch sonst ist der Flughafen, direkt
an Autobahn und Schienenverkehr angebunden, immer wichtiger für die Region
mitten in Deutschland. In 2007 wurden
zudem neue Rekorde in Bezug auf Frachtwie auch Passagieraufkommen verbucht:
Mehr als 101 285 Tonnen Fracht und 2,72
Mio. Reisende passierten den Flughafen
und die Zahl der Flugbewegungen (Starts
und Landungen) stieg gegenüber 2006 von
42 417 um 20,2% auf 50 976.
Während die Frachtaufkommen in den
nächsten Jahren einen extremen Anstieg
erleben sollen, wird dem Passagieraufkommen zum einen durch das Wirksamwerden
des Nachtflugverbotes für Passagiermaschinen, zum anderen in Folge des fortschreitenden Konsolidierungsprozesses innerhalb der Luftverkehrs- und Tourismusbranche ein vorläufiges Ende gesetzt.
Frachtbereich schafft
neue Arbeitsplätze
Neue Arbeitsplätze werden in der Zukunft daher vor allem im Frachtbereich
geschaffen, was Sachsens Ministerpräsident Prof. Dr. Georg Milbradt wohlwollend kommentiert: „Die stetig wachsende
Zahl der Arbeitsplätze am Flughafen
Leipzig/Halle zeigt, dass die langfristige
Struktur- und Investitionspolitik Sachsens Früchte trägt. Mit der Inbetriebnahme des europäischen DHL-Drehkreuzes
und dem Start der neuen Frachtfluggesellschaft AeroLogic wird sich dieser für
die Region positive Trend weiter fortsetzen und mehr Menschen einen sicheren
Arbeitsplatz bringen.“
Malitzke stößt mit seinen Aussagen ins
selbe Horn: „Der Flughafen Leipzig/Halle
ist schon heute eine der bedeutendsten Arbeitsstätten der Region und Impulsgeber
für die Entwicklung des regionalen Arbeitsmarktes. In dieser Funktion trägt er als
Der Flughafen Leipzig/Halle hat sich zu einem internationalen Drehkreuz entwickelt. In der Region ist er inzwischen nicht
nur für Fluggäste, sondern auch für Besucher eine absolute Attraktion – mit Besucherterrasse oder geführten Touren hinter die Kulissen des Flugbetriebes.
Standortfaktor maßgeblich zur wirtschaftlichen sowie konjunkturellen Entwicklung
im Großraum Leipzig/Halle bei.“ Klare Bekenntnisse für eine Region, der es Jahr um
Jahr besser gelingt, die blühenden Landschaften, die Ex-Bundeskanzler Helmut
Kohl nach der Wiedervereinigung angekündigt hat, umzusetzen.
Der Flughafen ist aber nicht nur für Passagiere und Fracht ein Anziehungspunkt:
88 242 Besucher nahmen im vergangenen
Jahr an einer Führung des Besucherservices teil beziehungsweise statteten der
Aussichtsterrasse des Flughafens Leipzig/Halle einen Besuch ab. Der Ausblick
aus rund 30 Metern Höhe auf das Vorfeld,
die Start- und Landebahnen sowie die Rollbrücken ist genauso ein Anziehungspunkt
wie die Airport-Touren mit einem Blick
hinter die Kulissen, die 2007 von 39 929
Luftfahrtinteressierten aller Altersklassen
angenommen wurden.
Die moderne Konstruktion des Abfertigungsterminals, das 2003 fertig gestellt
wurde, vereint den ICE-tauglichen AirportBahnhof, den zentralen Check-in-Bereich,
das Parkhaus und eine Einkaufspassage
unter einem Dach. Die kurzen Wege innerhalb des Terminals machen es den Passagieren einfach, zu den Flugsteigen zu kommen, ohne dass sie, wie auf anderen Flughäfen durchaus nicht unüblich, lange Wege
laufen müssen, die noch dazu teilweise unzureichend beschildert sind.
Eine lange und
wechselvolle Geschichte
Ein kurzer Blick auf die Geschichte des
Flughafens, der auf dem Gebiet der Ge-
Jeder Flughafen ist nur so gut wie seine Anbindung am Boden: Leipzig/Halle hat
einen eigenen ICE-Anschluss und präsentiert sich insgesamt den Reisenden als
ein Airport der kurzen Wege.
Fotos: Flughafen Leipzig/Halle
meinde Schkeuditz beheimatet ist, zeigt einen wechselvollen Verlauf: 1926 erfolgte
der erste Spatenstich und zwei Jahre später
wurde der Flugbetrieb aufgenommen.
Während des Krieges nutzte die Luftwaffe
den Flugplatz und die Lufthansa-Werkstätten sowie ein Zweigwerk der Siebel Flugzeugwerke produzierten für den militärischen Bedarf. Nach 1945 wurden auf dem
schwer zerstörten Gelände Kälteanlagen
gebaut sowie Kleinflugzeuge gewartet. Erst
1963 besann man sich auf die Start- und
Landebahnen und nutzte das Gelände im-
merhin zweimal im Jahr zu den Leipziger
Messen, die kurzzeitig für internationales
Flair sorgten. Erst 1972 wurde der Flughafen zu einem Ganzjahresflugplatz ausgebaut und die Zahl der abgefertigten Passagiere verzehnfachte sich noch unter der
DDR-Regierung bis 1988 auf fast 550 000
Personen jährlich. Nach der Wiedervereinigung erhöhten sich die Fluggastzahlen in
kürzester Zeit erheblich, nicht zuletzt durch
die Neuansiedlung vieler Betriebe und legten
damit den Grundstein für ein erfolgreiches
Unternehmen in Sachsen.
ds
Viele Chancen in Leipzig
DHL Luftfrachtzentrum | Kapazität und Infrastruktur sind ausschlaggebend
Damit wollen beide Unternehmen die führenden Positionen in den Bereichen Luftbeziehungsweise Expressfracht deutlich
ausbauen.
Mit Deutscher Post World Net und Lufthansa bündelten nun zwei der erfolgreichsten und professionellsten Logistikkonzerne der Welt ihr Know-how in einem neuen Gemeinschaftsunternehmen.
DHL beschleunigt für die Kunden durch
marktführende Transit-Zeiten den Warenaustausch zwischen Asien und Europa
nochmals deutlich. Dadurch soll der Logistikstandort Deutschland erheblich gestärkt
und der wirtschaftliche Aufschwung weiter
vorangetrieben werden. Das Frachtaufkommen steigt von bis dato 800 auf 1 500
Tonnen täglich. Zudem sind Flugzeuge der
Lufthansa Cargo für die Post-Tochter im
Einsatz. Mit dem Sommerflugplan, der am
30. März 2008 in Kraft trat, werden 16 weitere Ziele von Sachsen aus angeflogen, darunter New York und Moskau.
1/4_Eckfeldanzeige
Ressourcen fördern –
auch auf dem Dach
Noch hebt die DHL im traditionellen Gelb vom Frachtterminal am Flughafen Leipzig/Halle ab. 2009 werden die Boeing 777-200LRF-Flugzeuge in Grau und Gelb
unter der Flagge der neuen Gesellschaft von DHL und Deutsche Lufthansa, der
AeroLogic, fliegen.
Foto: Flughafen Leipzig/Halle
E
s wird unruhig am Nachthimmel
über Leipzig – die Eröffnung des
neuen Drehkreuzes der DHL am
Leipziger Flughafen, beginnend in der
Nacht vom 31. März auf den 1. April 2008,
hat die Anzahl der Frachtflüge mehr als
verdoppelt. Waren es bisher rund 30, so
werden es dann über 70 Flugzeuge sein,
die zwischen Mitternacht und zwei Uhr
einschweben und zwischen vier und sechs
Uhr morgens starten.
Entscheidendes Argument für Leipzig als
den bevorzugten Standort ist die große Kapazität bezüglich der Flugbewegungen und
der sonstigen Infrastruktur. Der Flughafen
Leipzig/Halle läuft im 24-Stunden-Betrieb
und erfüllt sämtliche Anforderungen hinsichtlich der Nachtflüge. Die sächsische
Staatsregierung sagte bereits bei den Verhandlungen den Ausbau der Infrastruktur
zu und legte damit den Grundstock für die
positive Entscheidung für den Standort
Leipzig. So sind der Bau der zweiten Landebahn sowie die Erweiterung des Vorfel-
des und eine weitere Verbesserung der
Straßen- und Schienenverbindungen bereits abgeschlossen.
Schwerpunkt Asien für die
neue Frachtfluggesellschaft
Die Gründung der gemeinsamen Frachtfluggesellschaft namens AeroLogic der
Deutsche Post World Net und Deutsche
Lufthansa AG über ihre Töchter DHL Express und Lufthansa Cargo ging mit dem
Ausbau des Luftfrachtzentrums einher.
Das neue Unternehmen mit Sitz in Leipzig,
an dem DHL Express und Lufthansa Cargo
jeweils 50% der Geschäftsanteile halten,
hat die Rechtsform einer GmbH. Der
Name wird in den Farben Grau und Gelb
auf den Boeing 777-200LRF-Flugzeugen
stehen, mit denen die Gesellschaft 2009 ihren Flugbetrieb aufnehmen wird. Schwerpunkt der neuen Fluggesellschaft wird der
Luftfracht- und Expressgütertransport von
und nach Asien sein. Die Aufnahme des
Flugbetriebs ist für den April 2009 geplant.
Der neue zentrale Umschlagplatz für
Europa auf dem Flughafen Leipzig/Halle
wird nach Auskunft der Deutsche Post AG
verstärkt den Klimawandel bekämpfen
und den Schutz natürlicher Ressourcen
fördern.
Rund 1 000 Kubikmeter der Dachfläche
der neuen Gebäude gewinnen mit Solarzellen Strom aus Sonnenenergie und decken damit den Eigenbedarf an Strom.
Heizung und Kühlenergie wird mittels
hocheffizienter Kraft-Wärme-Kopplung erzeugt. Beide Maßnahmen ermöglichen gegenüber herkömmlicher Technologie Einsparungen von jährlich mehr als 5 000 Tonnen CO2-Emissionen. Darüber hinaus wird
Regenwasser aufgefangen und gespeichert
und dadurch rund 3 000 Liter Trinkwasser
pro Jahr eingespart, das sonst für die Flugzeugreinigung eingesetzt werden würde.
Das Luftfrachtzentrum wird an einen neuen Frachtbahnhof angeschlossen, der in
Kürze seinen Betrieb aufnimmt, und eine
ökologisch sinnvolle Schienenanbindung
an den Flughafen Frankfurt und andere
Zielorte bietet.
Die Region partizipiert schon jetzt von
der Ansiedlung der DHL am Flughafen.
Der dritte internationale Standort des Logistikunternehmens neben Hongkong und
Wilmington (USA) soll bis 2012 rund
10 000 neue Arbeitsplätze schaffen. So
wird der neue Hub, neben den Automobilherstellern BMW und Porsche, den
Standort Leipzig/Halle weiter stärken
und ausbauen.
ds
183 x 264
DIE ZUKUNFT IM BLICK.
Vattenfall Europe setzt auf heimische Rohstoffe und investiert in die Zukunft, beispielsweise
in innovative Technologien wie unser Pilotkraftwerk zur CO2-Abscheidung. Damit sichern
wir langfristig die Stromversorgung. Als Teil der europäischen Vattenfall Gruppe übernehmen
wir so Verantwortung für die Umwelt und die Gesellschaft.
www.vattenfall.de
Strom für ein sicheres Gefühl
SACHSENDREIECK
22 WirtschaftsKurier
APRIL 2008
Mit Braunkohle in die Zukunft
Vattenfall | Der schwedische Energiekonzern ist eine wichtige wirtschaftliche Größe in Ostdeutschland
N
Wirkungsgrades auf über 50% und damit
eine weitere Vermeidung von CO2-Emissionen.
Vattenfall hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2030 seine CO2-Emissionen (bezogen auf den Stand von 1990) um 50% zu
drücken. Insgesamt verfolgt Vattenfall eine
Klima-Doppelstrategie: einerseits durch
eine aktive Teilnahme am deutschen und
internationalen Klimadialog – so ist der
Vorstandsvorsitzende Lars G. Josefsson als
Klimasonderberater der Bundeskanzlerin
aktiv –, andererseits durch ein substanzielles Engagement für Innovationen und Investitionen an den einzelnen Standorten.
Neben der Braunkohle investiert Vattenfall
auch in Offshore-Windanlagen in der
Nord- und Ostsee.
och immer kommt in Deutschland
25% des Stroms aus Braunkohlekraftwerken – ein Wert, der oftmals
unterschlagen wird. Mit einer Fördermenge von mehr als 180 Mio. Tonnen und daraus resultierten 156 Mrd. Kilowattstunden
Strom ist die Braunkohle der wichtigste
heimische Energieträger! Es sind drei große Reviere, wo heute in Deutschland
Braunkohle abgebaut wird: das Rheinland
(mit 55,3%), die Lausitz (mit 33%) und Mitteldeutschland (10,5%). In Helmstedt und
Bayern werden weitere 1,2% gefördert.
Braunkohle ist außerdem der einzige
heimische Energieträger in Deutschland,
der auch langfristig in großen Mengen –
und ohne Subventionen – zu wettbewerbsfähigen Konditionen bereitgestellt werden
kann, da sie im Tagebau abgebaut wird.
Abbaulandschaften werden
aufwändig rekultiviert
Gesamte Wertschöpfungskette
der Elektrizität
Die Vattenfall Deutschland AG, Tochter der
Vattenfall AB aus Schweden, zählt zu den
drei großen Stromanbietern des Landes.
Vattenfall ist von der Erzeugung, Übertragung, Verteilung bis hin zum Vertrieb an
der gesamten Elektrizitäts-Wertschöpfungskette beteiligt. In Deutschland sind
fünf Geschäftseinheiten für Zentraleuropa
angesiedelt, darunter die Mining & Generation in Cottbus, während sich die Holdingzentrale in Berlin befindet. Die einzelnen Geschäftseinheiten sind für ihr Betriebsergebnis selbst verantwortlich.
Die Cottbuser Mining AG betreibt in der
Lausitz – in den Bundesländern Brandenburg und Sachsen – Braunkohleabbau im
großen Stil. Allein 16 500 Menschen sind
in der Lausitz direkt oder indirekt mit Bergbau und Stromerzeugung beschäftigt. Vattenfall zahlte allein 2007 an Lieferanten
und Dienstleistungsunternehmen aus der
Region mehr als 1,2 Mrd. Euro – davon gingen rund 160 Mio. Euro an Unternehmen
aus Sachsen.
Auch in Sachen Gewerbesteuer zählt Vattenfall zu den Dickschiffen der Region: Von
den insgesamt 144 Mio. in Deutschland
veranschlagten Gewerbesteuern fließen
Die im Tagebau abgebaute Braunkohle ist der wichtigste Energieträger in Deutschland. Der schwedische Energiekonzern Vattenfall setzt durch modernste Kraftwerke mit hohem Wirkungsgrad und geringeren CO2-Emissionen auf die Braunkohle.
Foto: Vattenfall
49,3 Mio. Euro in den sächsischen Kommunalsäckel, 1,2 Mio. Euro nach Brandenburg und 21,9 Mio. Euro nach Thüringen.
Doch Vattenfall unternimmt im Rahmen
der selbst auferlegten Klimastrategie auch
große Anstrengungen, die vergleichsweise
hohen CO2-Emissionen des Brennstoffs
Braunkohle zu senken. Durch umfassende
Modernisierung bestehender und den Bau
neuer Anlagen – wie etwa des Braunkohlekraftwerks Boxberg – hat Vattenfall die spezifischen CO2-Emissionen im ostdeut-
schen Kraftwerkspark seit 1990 um 23% reduziert und dabei die Effizienz der Stromerzeugung kontinuierlich gesteigert. Dafür
investierte Vattenfall in diesem Zeitraum
rund 10 Mrd. Euro.
Als Beispiel wird der neue Block R im
Kraftwerk Boxberg, der sich derzeit noch
im Bau befindet, ab 2010 mit dem höchsten Wirkungskrad für Braunkohlekraftwerke von 43,7% in Betrieb genommen. Der
Block wird eine Leistung von 675 Megawatt erzielen. Die für den Betrieb benötig-
te Braunkohle – bei voller Leistung immerhin 15 000 Tonnen pro Tag – wird aus den
benachbarten Tagebaugebieten Nochten
und Reichwalde gewonnen. Nochten liefert jährlich zwischen 17 Mio. und 20 Mio.
Tonnen Braunkohle, die Vorräte werden
mit etwa 400 Mio. Tonnen beziffert. Reichwalde wird ab 2010 wieder hochgefahren,
momentan investiert Vattenfall hier rund
300 Mio. Euro, bis 2040 sollen hier rund
360 Mio. Tonnen Braunkohle abgebaut
werden – ohne Umsiedlungen.
Bisher erreichen Braunkohlekraftwerke
nur einen Wirkungsgrad – also der Anteil
der im Brennstoff enthaltenen chemischen
Energie, der in elektrische umgewandelt
werden kann – von bis zu 42,8%. Erreicht
wurden diese hohen Wirkungsgrade bisher
durch die Erhöhung der Dampfparameter
(Druck und Temperatur) und der Optimierung technischer Abläufe. Von zwei weiteren Schritten, der Braunkohlevorvertrocknung und dem 700-Grad-Kraftwerk, erwartet Vattenfall eine weitere Erhöhung des
Am Standort Schwarze Pumpe errichtet
Vattenfall außerdem derzeit eine Pilotanlage für ein Kraftwerk mit CO2-Abscheidung.
Schon seit 2001 arbeitet Vattenfall Europe
intensiv an der Erforschung von CO2Emissionen, -Transport und -Speicherung
(CCS). Die Pilotanlage in Schwarze Pumpe
soll bereits im Sommer 2008 in Betrieb genommen werden als bis dahin weltweit
erste Anlage. Vattenfall will als erstes europäisches Stromunternehmen die gesamte
CCS-Systemkette nachweisen und in der
Praxis marktfähig machen.
Bei den im Tagebergbau unvermeidlichen Umsiedlungen tritt Vattenfall von Anfang an in den Dialog mit den Betroffenen
und schafft ein angemessenes, familiengerechtes Ersatzanwesen, ohne dass sich die
Eigentümer neu verschulden müssten.
Auch die Rekultivierung der Landschaft ist
ein wesentlicher Tätigkeitsschwerpunkt
von Vattenfall. So werden vielseitig nutzbare Landschaften zurückgegeben, die dem
regional typischen Bild entsprechen sollen. Dazu gehört die Aufforstung von Wäldern, das Anlegen von Heiden, Feldern
und Weiden sowie Gewässern. Insofern entstehen – wenn auch erst nach dem Tagebau –
tatsächlich blühende Landschaften.
uk
Lackharze per Internet
100 Mio. Tonnen Öl verarbeitet
Bayer | Die Leverkusener stärken den Standort Bitterfeld
Total Raffinerie Leuna | Größter Methanolproduzent Deutschlands
D
Z
ie Bayer AG aus Leverkusen ist am
traditionsreichen Standort Bitterfeld bereits seit 1991 durch die Bayer Bitterfeld GmbH vertreten. 1992 wurde
der Grundstein für den ersten Betrieb, die
Herstellung von Methylcellulose, gelegt,
der 1994 mit der Produktion beginnen
konnte. Inzwischen produzieren außerdem ein Lackrohstoffbetrieb, ein Ionenaustauscher-Betrieb und ein pharmazeutischer Betrieb in Bitterfeld. Insgesamt hat
Bayer bis jetzt 630 Mio. Euro am Standort
investiert und mit der zweiten Ausbaustufe des Methylcellulose-Betriebes 756 Mitarbeiter hier beschäftigt.
Anfang dieses Jahres nun gründete die
Bayer Material Science AG die 100%ige
Tochter Viverso mit Sitz in Bitterfeld. Das
Unternehmen übernimmt von hier aus die
Produktion und Vermarktung der traditionellen Lackharze aus dem Sortiment der
Geschäftseinheit Coatings, Adhesives,
Sealants (CAS). Dazu zählen etwa Alkydharze, ungesättigte Polyester und Hydroxyacrylate für die Herstellung verschiedener
Oberflächenbeschichtungen, etwa von
Lacken für Automobile, Haushaltsgeräte
und Möbel, aber auch Korrosionsschutzanstrichen und Spachtelmassen.
ehn Jahre nach der Inbetriebnahme
der Raffinerie am 1. November 1997
hat die Total Raffinerie Mitteldeutschland GmbH eine „Schallmauer“
durchbrochen. Kürzlich wurde bei der
Rohölverarbeitung die 100 Mio. TonnenMarke überschritten. Mit dieser eindrucksvollen Leistung haben die rund 650 Mitarbeiter unterstrichen, dass die Raffinerie
ihre Abnehmer in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen sicher mit Kraftstoffen,
Heizöl und anderen Mineralölprodukten
versorgt. Die Mannschaft der Raffinerie
steht indes vor weiteren Herausforderungen. Hier handelt es sich insbesondere um
drei Investitionsvorhaben, die für die Zukunft des Unternehmens von großer Bedeutung sind.
trieller Kern dazu bei, den Rohstoffbezug
der umliegenden Chemie zu sichern. So
beziehen mehrere Unternehmen in der
Nachbarschaft, darunter die Dow Olefinverbund GmbH (in Schkopau), ChemieAusgangsstoffe für die Produktion von
Kunststoffen und anderen Erzeugnissen.
Drei große Investitionsprojekte
Ein Zeichen für den
Standort Bitterfeld
Die Viverso soll auch ein Zeichen für die
weitere, nachhaltige Entwicklung des
Standortes Bitterfeld setzen. „Wir freuen
uns sehr, dass die Viverso GmbH als Tochterunternehmen der Bayer Material Science AG ihre Zentrale auf dem Werksgelände der Bayer Bitterfeld GmbH errichtet
hat“, stellte Dr. Hans-Joachim Raubach,
der Geschäftsführer von Bayer Bitterfeld,
fest. „Mit dieser Entscheidung wird der
Standort Bitterfeld weiter gestärkt“, so
Raubach weiter.
„Durch eine standardisierte Auftragsabwicklung erschließt Viverso beträchtliche
Effizienz- und damit Kostensenkungspotenziale. Gerade in einem Markt für ausgereifte Produkte ist dies ein entscheidender
Erfolgsfaktor“, erklärte Rüdiger Held, der
Geschäftsführer von Viverso. Das Unternehmen beschäftigt derzeit 150 Mitarbeiter in Bitterfeld.
Held betonte auch, dass die Besonderheit seines Unternehmens darin liege, dass
es in der Branche ein ganz neuartiges, innovatives Geschäftsmodell auf der Basis eines Internet-Vertriebskonzeptes beinhalte. „Damit sind wir ein Pionier der Branche“, so Held. „Wir haben uns entschlossen, unseren Kunden nur das anzubieten,
was sie wirklich benötigen“, präzisierte
Held. „Das tun wir einfach, schnell, zuver-
von 1 Mio. Tonnen pro Jahr, ergänzt die
beiden vorhandenen Entschwefelungsanlagen.
„Diese drei Schlüsselinvestitionen mit
einem Gesamtvolumen von rund 213 Mio.
Euro dienen dazu, die Wettbewerbsfähigkeit unseres Unternehmens weiter zu er-
Setzten mit der Gründung der Viverso GmbH ein deutliches Zeichen für den
Standort Bitterfeld: Rüdiger Held (links), Geschäftsführer der Viverso, und Dr.
Hans-Joachim Raubach, Geschäftsführer von Bayer Bitterfeld.
Foto: Bayer
lässig und effizient – mit unserer InternetPlattform. Für viele Kunden – insbesondere solche mit relativ kleinen Abnahmemengen – sind seit dem Start von Viverso
die Rohstoffe von Bayer zum Teil erheblich
billiger geworden. Gerade in einem preisund kostengetriebenen Markt schafft dies
einen erheblichen Anreiz“, erläuterte Held
das Geschäftsmodell.
Mit dem Lackharz-Betrieb in Bitterfeld,
der eine Jahreskapazität von rund 60 000
Tonnen besitzt, verfügt Viverso über eine
moderne, sehr leistungsfähige Produktionsstätte, um die rund 80 Produkttypen
auch in Zukunft in gewohnt hoher und
gleich bleibender Qualität zuverlässig liefern zu können. „Anfang Januar haben wir
bereits die ersten Fässer Lackharz ausgeliefert, und derzeit beobachten wir ein sehr
großes Interesse an unserer Plattform“, so
Held. „Mit unserem Angebot werden wir
nicht nur für die frühreren Lackharz-Kunden der Business Unit CAS, sondern auch
für andere, neue Abnehmer ein attraktiver
Partner sein“, so Held.
Nachdem Bitterfeld unter DDR-Zeiten
als Stichwort für die marode chemische Industrie stand und mit dem wenig schmeichelhaften Begriff der „dreckigsten Stadt
Europas“ belegt worden war, erleben Stadt
und Region seit der Wende einen erneuten
Aufschwung. Während die ehemaligen
Bergbaufolgegebiete rekultiviert und in
eine ansprechende Seenlandschaft verwandelt wurden, wurden die DDR-Chemiewerke (VEB Chemiekombinat Bitterfeld) stillgelegt. Aber schon Anfang der
90er Jahre siedelten sich mit Heraeus, Akzo
Nobel, Degussa und eben der Bayer AG
eine Reihe westlicher Chemieunternehmen an, während der Braunkohlebergbau
endgültig geschlossen wurde. Dafür siedelte sich mit Q-Cells und anderen Unternehmen die Solarindustrie in Bitterfeld-Wolfen
an, die heute wichtiger Beschäftigungsfaktor für die ganze Region sind.
Bereits in vollem Gange ist die Modernisierung der POX/Methanolanlage. Dieser Anlagenkomplex der Raffinerie wird bei laufendem Betrieb bis zum Frühjahr 2008 mit
einem Investitionsaufwand von 42 Mio.
Euro modernisiert. Kernstück dieser Maßnahme ist der Bau eines neuen Messwarten-Gebäudes. Das Prozessleitsystem zur
Steuerung der Anlage wird ebenso auf den
aktuellen Total Sicherheits-Standard gebracht.
Die Total Anlage in Spergau ist der größte Methanol-Produzent Deutschlands und
die Nummer zwei in Europa. Methanol ist
ein am Markt stark gefragter ChemieGrundstoff. Auch die Modernisierung der
Destillationsanlage für 51 Mio. Euro ist bereits in Angriff genommen worden. Ein
wichtiges Ziel dieses Projekts, das ebenfalls im Frühjahr nächsten Jahres abgeschlossen sein soll, besteht darin, aus einer
Tonne Öl künftig mehr Mitteldestillate
(Diesel, Kerosin und Heizöl) erzeugen zu
können. Diese Anforderung ergibt sich aus
der Marktentwicklung in Deutschland, die
einen Rückgang des Benzinverbrauches
bei wachsendem Bedarf an Diesel und
Flugkraftstoffen verzeichnet. Zudem
werden der spezifische Energieeinsatz verringert und geringere CO2- Emissionen erreicht.
Drittes entscheidendes Vorhaben schließlich ist der Neubau einer Entschwefelungsanlage für rund 120 Mio. Euro. Diese Investition soll auch dazu dienen, bei hoher
Auslastung der Raffinerie eine neue HeizölQualität herzustellen.
Nach dem Willen des Gesetzgebers soll
dieses schwefelarme Heizöl mit einem
Schwefelgehalt von max. 50 ppm (parts per
million/Anteile pro Million) zukünftig verstärkt auf dem deutschen Markt angeboten
werden. Die Anlage, mit einer Kapazität
Total investiert am Standort Leuna kräftig weiter – mit Millionenaufwand in drei
große Vorhaben.
Foto: Total
höhen und damit den Standort Leuna
langfristig zu sichern“, sagte Olaf Wagner,
Sprecher der Total Raffinerie Mitteldeutschland GmbH. Mit einer Rohölverarbeitungskapazität von rund 11 Mio. Tonnen pro Jahr und einem Jahresumsatz von
rund 5 Mrd. Euro ist die Total Raffinerie
heute bereits das umsatzstärkste Unternehmen in Sachsen-Anhalt. Sie ist Hauptversorger für die fast 1 300 Tankstellen in
Mitteldeutschland. Statistisch gesehen
kommt jeder zehnte in Deutschland verbrauchte Liter Kraftstoff aus Spergau. In
einer Stunde werden in der Raffinerie
440 000 Liter Benzin, 550 000 Liter Diesel
und 200 000 Liter Heizöl hergestellt.
Außer den jährlich rund 7 Mio. Tonnen
Benzin und Diesel beliefert die Total Raffinerie Leuna den Markt auch mit 1,5 Mio.
Tonnen Heizöl sowie bedeutenden Mengen von Methanol und Rohbenzin. Darüber hinaus trägt die Raffinerie als indus-
Die Total Raffinerie ist Gründungsmitglied der „Wirtschaftsinitiative Mitteldeutschland“ und engagiert sich damit in
besonderer Weise dafür, dass die Bundesländer Sachsen, Thüringen und SachsenAnhalt die Kräfte noch besser bündeln und
vorhandene Potenziale effizienter nutzen.
Die Total Gruppe ist eines der führenden Mineralölunternehmen weltweit. In
Deutschland betreibt Total mit rund
1 100 Servicestationen das viertgrößte
Tankstellennetz. Mit umfassenden Aktivitäten im Vertrieb von Heizöl, Schmierstoffen, Flugkraftstoffen, Flüssiggas, Bitumen und Spezialprodukten ist Total einer der führenden Anbieter auf dem
deutschen Mineralölmarkt. Auch bei der
Verarbeitung von Mineralöl, insbesondere mit der Total Raffinerie Mitteldeutschland in Leuna, und im Chemiebereich ist die Total Gruppe in Deutschland aktiv.
lom
MESSEN
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
BRIC-Staaten im Visier
Bis in den letzten Winkel
GHM | Messejahr 2008 beginnt mit großem Schwung
Messe Mailand und Deutsche Messe | Strategische Allianz zwischen Deutschland und Italien
S
D
ie Fiera Milano, einer der führenden europäischen Messeveranstalter mit einem Portfolio von 80
Messen pro Jahr, und die Deutsche Messe
AG, der größte Veranstalter der Welt, sind
erstmals eine strategische Allianz eingegangen. Ziel des Joint Ventures ist die Entwicklung neuer Geschäftsmöglichkeiten in
vier außereuropäischen Märkten mit großem Potenzial: Brasilien, Russland, Indien
und China (die so genannten BRIC-Staaten). Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Messe, Sepp D. Heckmann, gab sich
überzeugt: „Mit diesem Schritt haben beide Partner im laufenden Globalisierungsprozess auf dem Messesektor die Führung
übernommen. Das Mailänder und das
Hannoveraner Unternehmen passen exzellent zusammen und werden von dieser
weltweit einzigartigen und wegweisenden
Art der Kooperation profitieren. Dadurch
werden beide Partner ihre Ressourcen
noch besser nutzen können.“
Die Messe Mailand erwarb von der Deutschen Messe AG einen 49%-Anteil an der
Holding HM Global Germany. Die Deutsche
Messe ist in China mit zwei Unternehmen,
Hannover Fairs Shanghai und Hannover
Fairs China in Hongkong, vertreten und
unterhält zwei ständige Niederlassungen
in Guangzhou und Peking mit insgesamt
60 Mitarbeitern. Die Niederlassung der
Fiera Milano in Shanghai soll Teil von HM
Global werden. Der Kaufpreis für den von
den Mailändern erworbenen Anteil beträgt
11,4 Mio. Euro. Der durchschnittliche Jahresgewinn vor Steuern von HM Global soll
sich im Zeitraum 2007 bis 2011 auf 3,3 Mio.
Euro belaufen, während der durchschnittliche Jahresumsatz 15 Mio. Euro erreichen
soll. Wenn der Vorsteuergewinn unter dem
garantierten Mindestbetrag liegt, wird der
Kaufpreis gemindert. Über HM Global wird
Fiera Milano Partner bei der Organisation
von 13 Fachmessen in China und kann die
bestehende Operationsbasis nutzen, um
seine Konzepte in ausländische Märkte zu
Die Fiera Milano verfügt über hochmoderne Hallen; mit einem Portfolio von 80 Messen zählt sie zu den führenden europäischen Veranstaltern. Gemeinsam mit der größten Messegesellschaft der Welt, der Deutschen Messe AG, will sie nun verstärkt auf den Märkten der BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien und China) auftreten.
Foto: Messe Mailand
exportieren und zugleich die Präsenz der
asiatischen Aussteller in Mailand zu stärken. Der CEO der Mailänder Messe, Claudio Artusi, betonte: „Wir planen nicht die
unkritische Übertragung von Italien auf
China, sondern wollen eine Antwort auf
den dortigen Markt geben und auf den chinesischen Bedarf eingehen.“
Großer Schritt auf dem
Weg zu hohen Zielen
Er lobte die neue Allianz: „Dieses Joint Venture bedeutet für Fiera Milano einen großen Schritt in Richtung Internationalisierung und bringt uns unserem Ziel damit
erheblich näher, die Zahl unserer ausländischen Aussteller und Besucher zu verdoppeln. Wir sehen das Potenzial für enorme
Chancen und loten bereits Veranstaltungsmöglichkeiten auf dem Tourismus-, Nahrungsmittel- und Designsektor in China
aus.“ Das Joint Venture folgt einer vorläufigen Vereinbarung, die 2006 in Mailand unterzeichnet und nach dem Abschluss eines
Abkommens zwischen der Deutschen
Messe und chinesischen Verantwortlichen
für industrielle Regulierungsangelegenheiten in die endgültige Form gegossen wurde. „Ich habe schon lange Gespräche mit
der italienischen Handelsministerin über
eine engere Zusammenarbeit im Messewesen geführt. Ich freue mich daher über
dieses Ergebnis. Trotz der Internationalisierung im Messewesen ist das keineswegs
gang und gäbe. Hier wird vielmehr Pionierarbeit geleistet“, erklärte Bernd Pfaffenbach, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium.
Auf der Hannover Messe im April wird
Italien die größte ausländische Ausstellernation sein. Auch bei der Ausstellungsfläche besteht ein enger Zusammenhang:
Hannover, die Nummer eins weltweit, hat
490 000 Quadratmeter anzubieten und
wird von Mailand mit 470 000 Quadratmetern gefolgt.
Die Kooperation fügt sich ideal ein in die
Reihe der Weltausstellung Expo. Während
Hannover sie 2000 ausrichtete und Shanghai im Jahre 2010 der Veranstalter ist, bekam Mailand Ende März den Zuschlag für
die Ausrichtung in 2015.
In die Zukunft schaute Ernst Raue, Vorstandsmitglied der Deutschen Messe: „Unsere Messen in China wachsen ständig. Wir
erweitern die Fläche regelmäßig durch den
Bau neuer Hallen. Seit kurzem können wir
auch das Messegelände im indischen Bangalore vermarkten. Das Anteilsverhältnis
von 51 zu 49 zwischen Hannover und
Mailand könnte sich bei der künftigen
Zusammenarbeit in anderen Ländern umkehren.“
hot
Die Trends richtig eingeschätzt
Messe Essen | 2008 wird ein neues Rekordjahr
F
ür Dr. Joachim Henneke, Geschäftsführer der Messe Essen, prägen zwei
Trends den internationalen Messemarkt. So befänden sich die reinen Verbrauchermessen auf dem Rückzug, während der Trend zur Fachmesse deutlich ansteige. Dabei sei je nach Branche eine
Kombination von beidem erfolgversprechend. In Essen habe beispielsweise die
Deubau mit einem Fachbesucheranteil
von mittlerweile 90% den Schritt von der
Verbrauchermesse hin zu einer Veranstaltung mit Fachmessecharakter erfolgreich
vollzogen. Vor allem die Aussteller registrierten dabei eine Zunahme des besser informierten Publikums, die reinen SchauBesucher blieben aus. Mit dem zweiten
Trend Internationalisierung seien von Essen die Reifen- sowie die Security-Messen
nach China, in die Vereinigten Arabischen
Emirate und nach Russland exportiert
worden. Kontinuierlich, so Henneke, werde die Zahl der Auslandsmessen von fünf
in 2007 auf elf in 2009 angehoben. Dabei
seien die Auslands-Messethemen in aller
Regel Ableger der in Essen veranstalteten
internationalen Messen.
Turnusmäßig gehörte das vergangene
Messejahr in Essen zu den schwächeren.
Dank erfolgter Kostensenkungsprogramme wird das Netto-Ergebnis der GmbH
Fahnenmeer vor dem schnittigen Westflügel der Messe Essen.
rund 300 000 Euro höher als erwartet abschließen. 2007 waren zu den 32 Messen
1,49 Mio. Besucher aus 108 Nationen nach
Essen gekommen. Diese mäßigen Ergebnisse sind kein Grund zur Resignation,
denn für 2008 steht die Messe Essen vor einem Rekordjahr. So werden 40 internationale Messen mit 14 000 erwarteten Ausstellern und 1,5 Mio. Besuchern stattfinden.
Zu der positiven wirtschaftlichen Entwick-
Foto: Messe Essen
lung trägt die Programmstruktur bei, innerhalb der zahlreiche renditestarke Fachmessen wie Sanitär Heizung Klima (SHK)
oder Aluminium im Kalender stehen.
Dass sich diese Fakten auch in harten
Bilanzzahlen niederschlagen, da sind sich
Vorstand und Aufsichtsrat sicher, denn den
Messestart in das Jahr 2008 bezeichnete
Henneke als einfach fulminant. Bereits im
ersten Quartal seien mit Deubau, SHK und
E-world energy & water rund 40% des erwarteten Jahresumsatzes von 70 Mio. Euro
eingefahren worden, aus dem sich dann 3
Mio. Euro als Gewinn errechnen dürften.
Zur Aufbruchstimmung trug Ende Januar
auch die Internationale Pflanzenmesse bei,
die mit 60 000 Besuchern aus 93 Ländern
ihren Stellenwert als Weltleitmesse bestätigte. In diesem Jahr stehen mit der Internationalen Patientenmesse Patienta, der
Bahrain International Motor Show und der
Internationalen Fachmesse für Digital Signage drei Premieren im Messekalender.
Auch die Stadt profitiert von dem Messeboom. So erwartet OB Dr. Wolfgang Reiniger, zugleich auch Aufsichtsratsvorsitzender der Messegesellschaft, zusätzliche Umsätze durch Messegäste in Hotellerie, Gastronomie, Handel und anderen Unternehmen von rund 350 Mio. Euro.
Zu den aufstrebenden städtischen Unternehmen zählt auch die der Messe angeschlossene Grugahalle, die als die „Grande
Dame der Mehrzweckhallen“ 2008 ihren 50.
Geburtstag feiert. In 2007 fanden dort 66 Veranstaltungen statt, davon 35 Shows und Konzerte. Außerdem hat sich die Halle als Ausrichtungsort für Hauptversammlungen (Eon,
RWE) etabliert. In der Halle werde sich der
Umsatz in diesem Jahr von 4,3 Mio. Euro
auf 4,7 Mio. Euro leicht erhöhen.
law
Wie sieht die Zukunft der Zeitung aus?
Drupa 2008 | Verlage müssen neue Konzepte entwickeln
D
rei Viertel der Deutschen über 14
Jahre – rund 47,5 Mio. Männer und
Frauen – lesen regelmäßig eine Tageszeitung. Obwohl die Zahl der digitalen
Medienkanäle ständig wächst, konnten die
Zeitschriften die hohe Zahl ihrer Leser im
vergangenen Jahr halten, so der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger, Berlin, und die Arbeitsgemeinschaft MediaAnalyse e.V., Frankfurt/Main. Die Zeitschriftenverleger rechnen 2008 sogar mit
einer positiven Entwicklung fürs Anzeigengeschäft – auch wenn der Start ins neue
Jahr laut Nielsen Media Research noch etwas verhalten war.
Wohin sich die Zeitungs- und Zeitschriftenproduktion entwickelt oder wie die Tageszeitung der Zukunft aussieht, das zeigt
die Drupa, die internationale Leitmesse für
die Druck- und Medienindustrie vom 29.
Mai bis 11. Juni auf dem Messegelände in
Düsseldorf. Der Drupacube, das Seminarund Workshop-Zentrum für Printbuyer auf
der Messe, greift insgesamt zehn branchenrelevante Themen jeweils unter dem
Marketingaspekt auf. „Die Zeitungs- und
Zeitschriftenverlage sind bereits auf einem
guten Weg“, ist Ralph Scholz, Projektkoordinator des Drupacube, überzeugt. „Wer
aber den Werbemarkt nachhaltig für sich
gewinnen will, muss künftig seinen Anzeigenkunden innovative Plattformen bieten.
Wir werden am 30. Mai und 2. Juni Verlagsleiter, Marketingentscheider, Printbuyer und Kreative über die neuesten Technologien informieren und mit überzeugenden Konzepten inspirieren.“
Von Duftanzeigen und
Reißverschlussseiten
Im kubusförmigen Veranstaltungspavillon
zwischen den Hallen 1, 2 und 3 erfahren
die Symposiumteilnehmer beispielsweise
am „Tag der Zeitung“ (dem 30. Mai), welche kreativen und qualitativ hochwertigen
Sonderwerbeformen der Werbeträger Tageszeitung bereits heute bieten kann – von
Leuchtfarben über Duftanzeigen bis zu
Reißverschlussseiten. Auch die Beilagenwerbung hat sich aufgrund innovativer
Technologien weiterentwickelt. So gehören Teilbelegungen in geringen Auflagen
Im Mittelpunkt der Drupa 2008 Ende
Mai wird die Welt der Zeitschriften und
Zeitungen im Wettbewerb mit dem Internet stehen.
Foto: Messe Düsseldorf
schon bald zum Standard. „Die Tageszeitung ist im Wandel begriffen. Ein neues
Selbstverständnis der Verlage in Verbindung mit innovativen technischen Entwicklungen eröffnet Lesern und Inserenten
viel Neues im Produkt und in dessen Verar-
23
beitungsmöglichkeiten“, erklärt Matthias
Tietz, Geschäftsführer Rheinisch-Bergische
Druckerei und Referent am „Tag der Zeitung“.
Auch die Zeitschriftenverlage müssen
neue Konzepte entwickeln, um sich am
Markt erfolgreich positionieren und behaupten zu können. Am 2. Juni, dem „Tag
der Zeitschrift“, geht es daher im Drupacube um die Frage: Immer schneller, immer edler oder immer individueller?
Hochkarätige Referenten vermitteln den
Symposiumteilnehmern, was neue Technologien beitragen können, um die Verkaufszahlen zu erhöhen, und welche
Möglichkeiten sich dabei für die Werbekunden ergeben. „Es ist spannend zu beobachten, wie die Vernetzung von Print
und Online zur Entwicklung von innovativen Zeitschriftenkonzepten beiträgt“, erklärt Bernd Zanetti, Geschäftsführer der
Münchner Akademie des Deutschen
Buchhandels, die am „Tag der Zeitschrift“
Kooperationspartner des Drupacube ist.
„Ich freue mich daher ganz besonders auf
die hochkarätigen Referenten.“
chon sehr früh im Jahr präsentierte
die GHM – Gesellschaft für Handwerksmessen in München die ersten
Erfolge aus dem aktuellen Messejahr. Tatsächlich konnte die GHM aber auch mit
einigen Neuigkeiten aufwarten, die allerdings nicht nur in neu übernommenen
oder neu überdachten Messen bestanden,
sondern auch in einer ganzen Reihe von
Personalien lagen.
In den ersten drei Monaten des Messejahres 2008 führte die GHM mit großem
Erfolg die Opti 08 erstmals in eigener Regie
durch. Das GHM-Team hat diese Fachmesse für Augenoptiker tüchtig aufgepeppt
und mit dem Slogan „brandneu“ versehen.
„Mit rund 400 Ausstellern aus 20 Staaten
und 1 000 Marken im Gepäck wurden die
verfügbaren 30 000 Quadratmeter Bruttoausstellungsfläche bis auf den letzten Winkel ausgelastet“, freute sich GHM-Chef
Franz Reisbeck. „Mit 18 000 Fachbesuchern
schuf sich die Opti eine solide Grundlage
für eine weitere Ausschöpfung des Potenzials im deutschsprachigen Raum und darüber hinaus im weiteren Ausland, vor allem in Mittel-/Osteuropa“, so Reisbeck
weiter.
Neu ausgerichtet hat die GHM die traditionsreiche Internationale Handwerksmesse IHM. Bereits vor zwei Jahren wurde eine
Zweiteilung in IHM Profi und IHM Privat
durchgeführt, um eine Trennung von Fachbesuchern und breitem Publikum zu erzielen. In diesem Jahr wurde auch noch die
Laufzeit der beiden Messen verändert, das
heißt, die IHM Profi wurde um zwei auf
nun fünf Tage verkürzt, um den Charakter
einer Fachmesse noch mehr zu betonen.
1 047 Aussteller aus 30 Ländern nahmen
2008 an der IHM Teil und belegten über
80 500 Quadratmeter.
Bei der IHM Profi stand das Kraftfahrzeuggewerbe im Zentrum des Angebots,
das von der fachgerechten Oldtimer-Restaurierung bis zu alternativen Kraftstoffen
reichte. Im Rahmen der IHM Privat soll die
Halle A1 zu der Dachmarke für „Handwerk
& Design“ weiterentwickelt werden. Durch
beide Spangen – Profi wie Privat – zog sich
auch auf der IHM das Thema Energie und
Energieeffizienz. Gemeinsam mit der
gleichzeitig veranstalteten Garten München und den Münchner Autotagen zog
die Internationale Handwerksmesse knapp
160 000 Besucher in ihren Bann, darunter
74 000 Fachbesucher. Trotz der kürzeren
Laufzeit waren dies 3,2% mehr als im Vorjahr.
Die auf dem neuen Stuttgarter Messegelände von der GHM durchgeführte Dach +
Holz als Zusammenfassung der bisherigen
Dach + Wand mit der Holzbau + Ausbau
konnte 554 Aussteller aus 23 Ländern gewinnen. Das neue Konzept ließ 48 300
Fachbesucher – davon 8% aus dem Ausland – nach Stuttgart reisen.
Schon Mitte April steht der GHM mit der
IFH/Intherm die nächste Fachmesse ins
Haus, bei der sich 649 Aussteller auf einer
Fläche von über 38 200 Quadratmetern auf
dem Gelände der Messe Nürnberg angemeldet haben.
Dialogplattform und
Marktplatz für das Handwerk
Aufgrund der bisher veranstalteten Messen wird die GHM aus den ersten vier Monaten einen Umsatz in Höhe von voraussichtlich 19,6 Mio. Euro erzielen – im vergangenen Jahr waren es im gleichen Zeitraum 9,7 Mio. Euro. Für das Ergebnis wollte sich Reisbeck jedoch nicht genauso optimistisch geben, will unterm Strich jedoch
die Planzahlen für das laufende Geschäftsjahr übertreffen.
Ein Grund für die Vorlage dieser Zwischenbilanz war auch, dass Reisbeck Ende
August sein Amt als Vorsitzender der Geschäftsführung der GHM im besten Einvernehmen abgeben wird. Reisbeck war
mit kurzer Unterbrechung seit 1988 für die
GHM tätig. Zu seinem Nachfolger wurde
Dieter Dohr bestellt, der im März 2007 von
der Messe München zur GHM wechselte.
Der designierte GHM-Chef Dohr ging auf
die Stärken des Handwerks auf den sich ständig ändernden globalen Märkten ein. Zum
einen nannte Dohr die individualisierten Bedürfnisse, gerade im Bereich Wohnen, aber
auch das Thema Klimaschutz als wichtige
Trends und Chancen für das Handwerk. Aber
auch der Gesundheitssektor mit Ernährung
stellt ein großes Potenzial dar. „Für die GHM
heißt es nun, dem Handwerk eine impulsgebende Dialogplattform und einen zukunftsweisenden Marktplatz zu bieten“, so Dohr
zur Aufgabe seiner Gesellschaft. „Unser entscheidendes Alleinstellungsmerkmal ist unsere Flexibilität, Standortunabhängigkeit und
unsere konzentrierte Kompetenz im Handwerk“, so Dohr.
uk
Plagiarius für Ideenklau
Messe Frankfurt | Auch komplette Maschinen werden kopiert
A
nfang Februar wurde in Frankfurt
zum 32. Mal der Plagiarius vergeben. Mit diesem Preis zeichnet der
Verein „Aktion Plagiarius“ jährlich die nach
eigenen Angaben dreistesten Plagiatoren
aus. Die „Gewinner“ wurden im Rahmen
der Messe „Ambiente“ im Congress Center
der Messe Frankfurt bekannt gegeben. Dr.
Guido Westerwelle, Vorsitzender der FDP
Bundestagsfraktion, hat die Laudatio auf
die „Preisträger“ gehalten. Die Trophäe ist
ein schwarzer Zwerg mit goldfarbener
Nase, als Sinnbild für den Gewinn, den sich
in den Augen der Jury die Preisträger verdienen. In diesem Jahr wurde ein Salz- und
Pfefferset von Shantou Lian Plastic Products Co. Ltd. aus China mit dem Preis bedacht – eine Kopie des Modells Two in One
der WMF AG. Neben Gemüsehobel oder
Waschtischarmaturen wurden auch ein
Druckausdehnungsgefäß und ein Resektoskop für die Urologie ausgezeichnet, alles
geklaute Ideen. Die Urheber der Kopien
stammen größtenteils aus China – aber
auch aus den Niederlanden und aus
Deutschland!
Produktpiraten beschränken sich aber
nicht mehr nur auf kleine Gegenstände.
Selbst komplette Maschinen werden eins
zu eins nachgebaut, wie der deutsche Hersteller von Holzbearbeitungsmaschinen,
die Weinig AG, erfahren musste. Bei einem
Rundgang über die Pekinger Messe „China
Wood“ entdeckten die Mitarbeiter des Unternehmens eine ihrer Maschinen, bei der
selbst der Firmenname kopiert worden
war. Auch bei der Werbung hatten die Chinesen hemmungslos abgekupfert: Für ihre
Hochglanzprospekte übernahmen sie einfach die Bilder aus dem Weinig-Katalog.
Ein weiteres Corpus Delicti hat Weinig aus
China an den Firmensitz ins badische Tauberbischofsheim bringen lassen. „Die Hobelmaschine ist eine ziemlich genaue Kopie unserer eigenen“, stellte Rainer Hundsdörfer, Vorstandsvorsitzender der Michael
Weinig AG, fest. Das Plagiat hat ein Mitarbeiter für rund 6 000 Euro auf einer Messe
in Asien gekauft. Bei Weinig ist eine vergleichbare Maschine nicht unter 35 000
Euro zu haben. Die Maschine sieht zwar
aus wie das Original – die Funktionen lassen dagegen zu wünschen übrig.
Urheberrechtsverletzungen seien keine
Kavaliersdelikte und natürlich gehe man
gegen die Imitatoren vor. „Aber morgen
steht schon der nächste auf einer Messe“,
so Hundsdörfer. Der Kampf gegen Plagiate
sei Sisyphusarbeit.
Für Unternehmen wie die Weinig AG be-
deutet die Produktpiraterie die Entwertung
ihrer kostenintensiven Entwicklungsarbeit
und den Verlust von Marktanteilen. Hinzu
kommt die Gefährdung des Firmennamens, besonders wenn gefälschte Produkte in Umlauf gelangen, die die Sicherheit
und Gesundheit beeinträchtigen können.
Auch damit musste sich Hundsdörfer
schon auseinandersetzen: „Bei einem Plagiat aus Taiwan klebte sogar das CE-Kennzeichen drauf.“ Dabei habe es überhaupt
nicht die Anforderungen der Europäischen
Union an die Produktsicherheit erfüllt, so
der Vorstandsvorsitzende. Hundsdörfer
schätzt die eigenen Umsatzverluste durch
Plagiatoren auf 10% bis 20%. Im vergangenen Jahr erzielte Weinig einen Konzernumsatz in Höhe von rund 400 Mio. Euro.
Gigantischer Verlust
durch Produktpiraterie
Der Verband Deutscher Maschinen- und
Anlagenbau gibt die Umsatzeinbußen der
Branche mit rund 5 Mrd. Euro an. In einer
Umfrage gaben mehr als die Hälfte der Verbandsmitglieder an, von Produktpiraterie
betroffen zu sein. Nach Angaben des Vereins Aktion Plagiarius beträgt der volkswirtschaftliche Schaden allein in Deutschland rund 30 Mrd. Euro. Der Verlust von
Arbeitsplätzen durch Fälschungen wird auf
rund 70 000 geschätzt.
„Wir wehren uns gegen Plagiatoren
durch eine hohe Entwicklungsgeschwindigkeit und kurze Innovationszyklen“, so
Hundsdörfer. Bei aller Kritik an den chinesischen Plagiatoren: „Die Auftraggeber sitzen häufig in westlichen Ländern“, so Plagiarius-Geschäftsführerin Christine Lacroix. Den Plagiarius begründete 1977 der
Designer Prof. Rido Busse.
Die Messe Frankfurt startete 2006 die
Initiative „Messe Frankfurt against Copying“ – mit Erfolg: Im zweiten Jahr sank die
Anzahl der beschlagnahmten Produkte um
bis zu 90%. Insgesamt wurden auf den
Frankfurter Messen im vergangenen Jahr
4 800 Anfragen gestellt und rund 900 Bewerbungsgespräche geführt. „Beim Start
von Messe Frankfurt against Copying gab
es viele Zweifler, ob eine Messegesellschaft
bei diesem Thema erfolgreich agieren könne. Die aktuelle Bilanz belegt den Erfolg
unseres nachhaltigen Engagements“, freute sich Detlef Braun, Geschäftsführer der
Messe Frankfurt. Der Trend der niedrigeren
Beschlagnahmungsrate hält auch 2008 an,
denn auf der Ambiente wurden zum Beispiel 73% weniger Produkte konfisziert, auf
der Paperworld 38%.
uk
REISE & WELLNESS
24 WirtschaftsKurier
APRIL 2008
Steilflug vom Start weg
Eines der besten Teilnehmerfelder
Allgäu Airport | Regionalflughafen trägt zur Entzerrung bei – in der Luft und auf der Straße
BMW Open 2008 | Spitzensport mit attraktivem Rahmenprogramm
E
Der Allgäu Airport ist in kurzer Zeit zu einer festen Größe im Luftverkehr geworden.
S
chon nach einem halben Jahr am nationalen und internationalen Flugliniennetz rangiert der Allgäu Airport
in einem Ranking der deutschen Regionalflughäfen im vorderen Mittelfeld. So erreichte Deutschlands höchst gelegener
Flughafen bei den Passagierzahlen im Pauschal- und Linienverkehr zum Jahresende
2007 bereits einen achten Platz unter bundesweit 29 Regionalflughäfen und Verkehrslandeplätzen.
Dies ergaben die so genannten Verkehrszahlen 2007, die jetzt die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (ADV)
veröffentlicht hat. Zwischen Altenburg und
Zweibrücken ist es dem Allgäu Airport
schon in kurzer Zeit gelungen, auf sich aufmerksam zu machen. „Unser Konzept geht
auf“, kommentiert Airport-Geschäftsführer Ralf Schmid die erfreulichen Zahlen.
Der Start von 0 bis auf über 170 000 Passagiere zum Jahresende habe bewiesen, welcher Bedarf in der Region und weit darüber
hinaus vorhanden sei. „Der Allgäu Airport
hat sich in kurzer Zeit etabliert und ist zu
einer festen Größe im Luftverkehr geworden“, betont Schmid.
Die große Nachfrage zeige bereits erste
Folgen, so wurde die Zahl der Parkplätze
verdoppelt. Das Be- und Entladen für ca.
30 Minuten vor dem Terminal ist kostenlos.
Auf dem Langzeitparkplatz beträgt das
Entgelt für die ersten vier Tage zehn Euro,
bis zu acht Tagen 15 Euro und für jede weitere Woche zehn Euro. Auf dem Kurzzeitparkplatz in unmittelbarer Terminalnähe
werden fünf Euro für maximal 24 Stunden
Parken erhoben. „Kostengünstiges Parken
bleibt weiterhin eines der vielen Argumente, die für uns sprechen“, betont Schmid.
Gut eingespielt habe sich auch das Angebot an Transferbussen und Mietwagen sowie der Linienbusverkehr zwischen dem
Flughafen und dem Memminger Bahnhof.
Am 1. April 2008 begann der neue Sommerflugplan, der neben den innerdeutschen City-Flügen in die Metropolen Hamburg, Berlin und Köln/Bonn auch mehrmals wöchentlich beliebte Ferienziele wie
Kreta, Antalya, Mallorca, die Kanaren-Inseln Fuerteventura und Gran Canaria sowie Rom und Neapel beinhaltet.
„Im Frühjahr starten wir bei den Ferienflügen wieder voll durch“, berichtet
Schmid. Ab 1. Mai 2008 stehen dann zusätzlich noch die neuen Sonnenziele Thessaloniki und Valencia auf dem Programm.
Die bisherige Buchungslage stimmt alle
Beteiligten sehr optimistisch. Die innerdeutschen City-Linien erfreuen sich kontinuierlich guter Nachfrage.
Klick und weg: Durch den neuen Internet-Auftritt können Passagiere und Besucher jetzt noch einfacher und schneller al-
Foto: Allgäu Airport
les rund um Deutschlands höchsten Flughafen erfahren. Bereits die Startseite informiert über An- und Abflugzeiten in Echtzeit und auch Flüge bei TUIfly können hier
gleich direkt gebucht werden. „Als Flughafen der kurzen Wege wollen wir auch online die schnellsten Verbindungen herstellen“, sagt Allgäu Airport Geschäftsführer
Ralf Schmid. Für heimische Firmen bilde
das neue Internet-Portal zudem ein attraktives Werbeumfeld, das pro Monat durchschnittlich 100 000 Besucher und rund
450 000 Pageviews verzeichnet. In Kürze
wird der Online-Service des Flughafens um
wertvolle Reise-Tipps und Informationen
über das Allgäu erweitert.
Welche wichtige Funktion die Regionalflughäfen gerade auch bei der Entlastung
der großen europäischen Airports haben,
belegen Schätzungen der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen. Bis zum
Jahr 2020 rechnen deren Experten mit einem Anstieg der Verkehrsnachfrage bei Regionalflughäfen um mehr als 200%. Im gleichen Zeitraum soll der gesamte Luftverkehr
um 80% zunehmen. „Regionalflughäfen leisten einen wertvollen Dienst bei der Entzerrung des Verkehrs und bieten sinnvolle Ausweichmöglichkeiten mit oft kürzeren Transferzeiten – beispielsweise ins Allgäu – an“,
unterstreicht Schmid die Bedeutung des
schwäbischen Airports mit Alpenblick.
gal wie man es formulieren will: Dem
neuen Turnierdirektor und DavisCup-Teamchef Patrik Kühnen ist es
gelungen, eines der besten Teilnehmerfelder, das es jemals bei den BMW Open by
FWU AG gab, nach München zu holen.
Zwei Top-Ten-Spieler oder vier Spieler aus
den Top 15 oder fünf Spieler aus den Top
20 kommen Ende April auf die Anlage des
MTTC Iphitos (26. April bis 4. Mai 2008).
Allen voran drei Franzosen: Die aktuelle
Nummer acht der Welt, Richard Gasquet,
die Nummer 14, Paul-Henri Mathieu, und
der Sensationsfinalist der Australian Open,
Jo-Wilfried Tsonga. Dazu kommen Tomas
Berdych aus Tschechien und der Chilene
Fernando González.
Mit Philipp Kohlschreiber kommt darüber hinaus zum ersten Mal seit 14 Jahren
ein deutscher Spieler als Titelverteidiger zu
den BMW Open by FWU AG 2008. Der
Augsburger holte im letzten Jahr sensationell sowohl den Titel im Einzel, als auch im
Doppel an der Seite seines russischen Partners Mikhail Youzhny. Diese Titel würde
der derzeit beste deutsche Tennisprofi natürlich gerne verteidigen. Publikumslieb-
Publikumsliebling Tommy Haas wird wohl für die BMW Open rechtzeitig fit.
ling Tommy Haas scheint für seine neunte
Teilnahme in München gerade noch rechtzeitig fit zu werden. Nach einer erneuten
Schulteroperation ist er offensichtlich auf
dem Wege der Besserung, schlug vor kurzem den Amerikaner Andy Roddick. Auch
Tommy Haas würde in München zu gerne
einmal gewinnen.
Neben dem Spitzensport gibt es natürlich, wie jedes Jahr, ein attraktives Rahmenprogramm: zum Beispiel die Auslosung mit
einem prominenten Überraschungsgast
oder das Bulgari ProAm-Turnier am Qualifikationswochenende, den Ladies Day oder
einen gemütlichen Jazzfrühschoppen am
Finaltag.
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Reisende am Flughafen Frankfurt werden die nächsten drei Monate von einem gelb-schwarzen original Ambassador-Taxi und den dazu passenden
typischen Klängen und exotischen Düften Indiens überrascht. Der Innenraum
des Emirates-Taxis wurde komplett mit
verschiedensten bunten Stoffen ausgelegt. Blumen- und Lichterkette sowie
Mini-Bilderrahmen, Räucherstäbchen
und indische Zeitungen sorgen zusätzlich für landestypisches Flair. Ein eingebauter MP3-Player und
Außenlautsprecher ermöglichen die musikalische Untermalung.
Mit täglichen Verbindungen nach Ahmedabad, Bangalore,
Chennai, Delhi, Hyderabad, Kochin, Kolkata, Mumbai und Thiruvananthapuram ist Emirates eine der führenden Airlines von
Deutschland aus in Richtung Indien. Ab dem 1. Juli 2008 wird
Emirates mit Kozhikode (Calicut) ihre zehnte indische Destination in das Streckennetz aufnehmen.
Emirates ist eine der am stärksten
wachsenden Fluggesellschaften der
Welt. Bis zum Jahr 2010 wird die Flotte der Airline von derzeit 115 auf über
150 Maschinen anwachsen. Mit 58
festbestellten Jets vom Typ Airbus
A380 ist sie der größte Kunde des
neuen Superjumbos.
Das Streckennetz der für ihren Bordservice vielfach ausgezeichneten Fluggesellschaft umfasst 100 Destinationen in 62 Ländern. Emirates, eine der am schnellsten wachsenden Fluggesellschaften, fliegt seit über 20 Jahren ab Deutschland und bietet täglich jeweils zwei Nonstop-Verbindungen von
Frankfurt, München und Düsseldorf sowie eine tägliche Nonstop-Verbindung von Hamburg zum internationalen Drehkreuz
der Airline in Dubai an. First- und Business-Class-Passagieren
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JOURNAL
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
25
Den Energiewandel im Blick
Technologietransfer aus dem Orbit
Vorbild Japan
Roboter perfekt steuern
Der Kraftwerksbranche stehen im Zeichen der
CO2-Verminderung große Herausforderungen
bevor – der TÜV Nord begleitet sie.
Seite 26
Auf der SpaceTransfer können Unternehmen der
Raumfahrt mit der Industrie Erfahrungen austauschen auf der Suche nach Innovationen. Seite 26
Innovationsfreude und Interesse am Neuen sowie
ein breit aufgestellter Mittelstand zeichnen das
Partnerland des Jahres 2008 aus.
Seite 27
Der japanische Mitsubishi-Konzern erhofft sich
von integrierten und besonders schnellen Robotersteuerungen einen Umsatzschub.
Seite 27
Die Messe der (zehn) Messen
Hannover Messe | In diesem Jahr steht die weltgrößte Investitionsgütermesse im Zeichen der Energieeffizienz
VON ULRICH KIRSTEIN
LEITMESSEN
D
ie bekannteste, größte und noch
immer
bedeutendste
Messe
Deutschlands, die Messe der Messen sozusagen, ist die Hannover Messe in
der niedersächsischen Hauptstadt. Längst
vereinigt diese Industriemesse aber auch
mehrere Messen in sich, die sich auf ihrem jeweiligen Spezialgebiet zu internationalen Leitmessen gemausert haben. In diesem Jahr – nicht alle dieser Leitmessen
werden jährlich veranstaltet – vereinigt die
Hannover Messe unter ihrem (weiträumigen) Dach insgesamt zehn dieser Leitmessen: die Interkama plus, die Factory Automation und die Industrial Building Automation im Zeichen der industriellen Automation, die Energy, Power Plant Technology und Pipeline Technology im Zeichen der
Energieversorgung und -gewinnung, die
Digital Factory, die Subcontracting, die
Micro Technology und Research & Technology (vergleiche auch den Kasten auf
dieser Seite).
Zu den Schwerpunktthemen der diesjährigen Hannover Messe zählen die Automatisierung, Energietechnologien, die industrielle Zulieferung und Dienstleistung
sowie Zukunftstechnologien. Mit dem eigenen Informations- und Aktionsprogramm TectoYou soll gezielt der Nachwuchs
angesprochen und gefördert werden.
Interkama plus –
Internationale Leitmesse der Prozessautomation
Hallen 7 bis 9 und 11
Factory Automation –
Internationale Leitmesse der Fertigungsautomation
Hallen 8, 9, 11, 14 bis 17
Industrial Building Automation –
Internationale Fachmesse für vernetzte Systeme der Gebäude- und Produktionsautomatisierung
Hallen 11, 14
Digital Factory –
Internationale Leitmesse für integrierte
Prozesse und IT-Lösungen
Halle 17
Subcontracting –
Internationale Leitmesse der Zulieferindustrie
Hallen 3 bis 5
Energy –
Internationale Leitmesse der erneuerbaren und konventionellen Energieerzeugung, -versorgung, -übertragung
und -verteilung
Hallen 11 bis 13 und 27
Power Plant Technology –
Internationale Leitmesse für Kraftwerksplanung, -bau, -betrieb und -instandhaltung
Halle 27
Pipeline Technology –
Internationale Fachmesse für Planung,
Bau, Betrieb und Automation von
Rohrleitungs- und Kanalnetzen
Halle 27, Pipeline Park
Micro Technology –
Internationale Leitmesse der angewandten Mikrosystemtechniken und
Nanotechnologien
Halle 6
Research & Technology –
Innovationsmarkt Forschung und Entwicklung
Halle 2
Partnerland Japan präsentiert
sich bei Research & Technology
Das Partnerland 2008 ist Japan. Als innovatives Land gerade auch mit seiner starken
Ausrichtung auf Zukunftstechnologien
wird sich Japan insbesondere in der Halle 2
bei Research & Technology präsentieren.
Neben Forschung und Entwicklung sind die
Industrieautomation, Robotik, Energietechnologien, Brennstoffzellen, Umwelttechnologien, aber auch die Mikro- und Nanotechnologie Kernstücke der japanischen Aussteller.
Bereits zum fünften Mal in Folge
schreibt die Hannover Messe außerdem
den Hermes Award als international renommierten Technologiepreis aus. Mit
einem Preisgeld von immerhin 100 000
Euro zählt der Hermes Award zu den
höchst dotierten internationalen Technologiepreisen. Ausgezeichnet werden
dabei Produkte, die erstmals auf der
Hannover Messe der Öffentlichkeit vorgestellt werden, die aber bereits industriell erprobt und/oder in der industriellen Anwendung sind. Nur wenn die Produkte hinsichtlich ihrer technischen und
ökonomischen Umsetzung als besonders
innovativ beurteilt werden, kommen sie
in die engere Wahl. Die Preisverleihung
erfolgt am 20. April 2008 im Rahmen der
Eröffnungsfeier der Hannover Messe.
Alle nominierten Produkte werden im
Ein wichtiges und interessantes Themenfeld auf der Hannover Messe 2008 ist die Umsetzung von Ideen aus der Weltraumtechnik auf der Erde. So bieten neue Materialien aus der Raumfahrt kreativen Architekten völlig neue Möglichkeiten bei der Gestaltung und der Konstruktion. Das SpaceHouse zum Beispiel hat die Form einer Kugel mit 12 bis 40 Metern Durchmesser und verbraucht nur wenig Energie.
Foto: Deutsche Messe
Bereich Research & Technology in Halle
2 präsentiert. Nominiert wurden in diesem Jahr die fünf Unternehmen Herrenknecht AG aus Schwanau, Hydac Electronic GmbH aus Saarbrücken, Pepperl
+ Fuchs GmbH aus Mannheim, Trithor
GmbH und Bültmann GmbH aus Rein-
bach und Sensitec GmbH aus Landau.
Herrenknecht präsentiert dabei eine
neue Methode zur unterirdischen
Pipeline-Verlegung, wobei in einem Verfahren gebohrt und verlegt wird. Hydac
entwickelte einen Ölzustandsmesser zur
exakten Zustandsüberwachung von Hy-
draulik- und Schmierölen, Pepperl +
Fuchs einen Explosionsschutz, der elektrische Funken schnell und sicher löscht.
Trithor ist mit einem hocheffizienten Induktionsheizer vertreten, der mittels
Supraleitertechnologie ein Werkstück mit
hohem Wirkungsgrad erwärmt. Sensitec
bedient sich des magnetischen Effekts eines Riesen-Magnetowiderstands (Giant
Magneto-Resistance, GMR) für den Einsatz von präzisen und robusten Messaufgaben in industriellen und medizintechnischen Anwendungen.
Im Rahmen der Energieleitmesse Energy,
aber auch der Hannover Messe insgesamt
wird zum dritten Mal der World Energy Dialogue als zentrales Event veranstaltet. Hier
diskutieren führende Fachleute aus aller Welt
über Fragestellungen und Lösungsansätze für
die Energiethemen der Zeit. Leitthema in diesem Jahr ist „Kraftwerke und Netze der Zukunft“, wobei es um innovative Kraftwerkskonzepte und intelligente Netzstrukturen
und deren Beitrag zu Klimaschutz und
wirtschaftlicher Entwicklung gehen soll.
Durch die Veranstaltung führen der ehemalige Bundesumweltminister, Prof. Dr.
Klaus Töpfer, und der Chef der Deutschen
Energie-Agentur, Stephan Kohler.
Energieeffizienz ist Hauptthema
Geschichte eines Großevents
World Energy Dialogue | Kraftwerke und Netze der Zukunft
Deutsche Messe | Von der deutschen Exportmesse zur Industriemesse der Welt
E
xperten aus aller Welt, aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik, beraten auf dem dritten World Energy
Dialogue auf der Hannover Messe über die
„Kraftwerke und Netze der Zukunft“. Moderieren und durch die Themenvielfalt
führen werden Prof. Dr. Klaus Töpfer und
Stephan Kohler, Geschäftsführer der Deutschen Energie-Agentur GmbH (Dena).
Dass der Klimawandel eine Herkulesaufgabe sei, das bekräftigten die Veranstalter
des World Energy Dialogues, Jürgen R.
Thumann, der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und
Sepp D. Heckmann, der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Messe in Hannover.
Es sei die überragende Herausforderung
dieses Jahrzehnts, den wachsenden
Energiebedarf zu decken und gleichzeitig die Emission von Klimagasen zu reduzieren.
„Wirtschaftliche und ökologische Zwänge machen einen Quantensprung bei der
Steigerung der Energieeffizienz weltweit
zwingend erforderlich“, so äußerte sich
Prof. Dr. Klaus Töpfer, Chairman des World
Energy Dialogues, zu den Themenfeldern.
„Diese Notwendigkeit muss sich auf alle
Glieder der Versorgungskette beziehen. Die
Effizienz von Kraftwerken ist gerade von
deutschen Unternehmen entscheidend
vorangetrieben worden“, so Töpfer weiter.
Er nannte dabei die gezielte Erhöhung der
Kraft-Wärme-Kopplung oder auch den effizienten Ausbau der noch in der Entwicklung befindlichen CCS-Technik (Carbon
und sinnvoll machen“, mahnte der ehemalige UNEP-Leiter (United Nations Environment Programme) an.
Namhafte Referenten aus
Wirtschaft und Politik
Stephan Kohler, Geschäftsführer der
Deutschen Energie-Agentur (Dena),
moderiert gemeinsam mit Prof. Dr.
Klaus Töpfer den viel beachteten
World Energy Dialogue auf der Hannover Messe.
Foto: Dena
Capture and Storage) als Beispiele.
„Gleichzeitig ist europaweit in neue Energienetze zu investieren, die die Aufnahme
von dezentral erzeugter Energie möglich
Dena-Chef Köhler merkte an, dass der
Umbau der Energieversorgung nicht nur
eine technologische Herausforderung sei:
„Ambitionierte Ziele für die Reduktion von
Treibhausgasen und den Ausbau der erneuerbaren Energien sind die richtige Antwort auf Zukunftsfragen wie Klimaschutz
und
wirtschaftliche
Entwicklung.“
Deutschland gehe auch hier vorbildlich
voran, so Köhler. „Jetzt kommt es darauf
an, dass Politik und Wirtschaft die notwendigen Maßnahmen sehr entschlossen umsetzen und in der Öffentlichkeit breite Akzeptanz dafür schaffen. Sonst drohen
empfindliche Verzögerungen beim Bau
neuer Kraftwerke und Leitungen“, so der
Dena-Chef weiter.
Zu den Referenten gehören unter anderem Bundeswirtschaftsminister Michael
Glos, Prof. Dr. Günther Brauner, von der
TU Wien, Prof. Dr. Hans Müller-Steinhagen, Institutsdirektor am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, Dr. Bernhard Fischer, Vorstandsmitglied von Eon
Energie, Dr. Mark Little, Senior Vice President bei GE, Prof. Lars Göran Josefsson,
CEO von Vattenfall, Dr. Alfred Tacke, Vorstandsmitglied der Evonik Industries AG,
oder Dr. Guido Rettig, Vorstandsvorsitzender des TÜV Nord.
D
ie Hannover Messe ist eigentlich
noch eine relativ „junge“ Messe,
denn ihre Gründung geht auf das
Jahr 1947 zurück. In der damals noch britisch verwalteten Zone wurde auf Initiative
der britischen Besatzungsbehörde und in
Absprache mit den Amerikanern die Deutsche Messe- und Ausstellungs AG gegründet. Mit einer groß angelegten Industrieschau sollte der Export in Deutschland angekurbelt und das Land wirtschaftlich wieder auf eigene Füße gestellt werden. Außerdem sollte ein westliches Gegengewicht
zur Leipziger Messe geschaffen werden.
Tatsächlich konnten auf der ersten ExportMesse Hannover Aufträge im Wert von 31,6
Mio. US-Dollar von deutschen Unternehmen an Land gezogen werden.
Spiegelbild des deutschen
Wirtschaftswunders
Schon 1950 öffnete sich die Messe auch für
ausländische Aussteller. Die inzwischen in
Deutsche Industrie-Messe umbenannte
Veranstaltung stand in den Folgejahren geradezu als Spiegelbild für das deutsche
Wirtschaftswunder. 1961 firmierte die Messe endgültig in Hannover-Messe um.
1985 kehrte sich die Internationalisierung quasi um, denn nun gründete die
Hannover Messe die HMI, die HannoverMesse International GmbH als eigenständige Gesellschaft mit internationalen Industrie- und Fachmessen im Ausland.
1986 wurde die Ausstellung in die Computermesse CeBIT und die Industriemesse
Die Marketing- und Werbemaßnahmen bei der ersten Export-Messe Hannover
muten noch einigermaßen archaisch an: Ein Lautsprecherwagen kündet die Ausstellung lautstark an.
Foto: Deutsche Messe
Hannover Messe geteilt, die seitdem auch
ihren Bindestrich einbüßte. Erst seit 1987
wurde die Muttergesellschaft in Deutsche
Messe AG umbenannt.
Die Leistungsfähigkeit – und Weitläufigkeit – des Messegeländes wurde einer breiten Weltöffentlichkeit im Rahmen der Expo
2000 bewusst. Mehr als 8 Mrd. Euro wurden in den zehn Jahren zuvor in den Ausbau und die Erneuerung des Messegelän-
des und der Hallen gesteckt. Seit dem Ende
der Expo 2000 verfügt Hannover über das
modernste und – nach wie vor – größte
Messegelände der Welt.
2007 besuchten die Hannover Messe insgesamt 240 000 Interessierte und sahen an
fünf Messetagen die Produkte von 6 400
Ausstellern. Damit ist die Hannover Messe auch weiterhin die größte Investitionsgütermesse der Welt.
JOURNAL
26 WirtschaftsKurier
Energiemix wird vielschichtig
D
Konventionelle Kraftwerke
im Wandel
Die zentralen Herausforderungen der
Kraftwerksbranche für die kommenden
Jahre bestehen in der Realisierung einer
Energieversorgung unter hohen Vorgaben
zu Klimaverträglichkeit, Sicherheit, Verfügbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Es werden
neue Kraftwerke mit bisher nicht erreichten Wirkungsgraden gebaut. Großtechnische Anlagen mit CO2-Abscheidung sind
in der Entwicklung. Erneuerbare Energien
gewinnen an Bedeutung, Bestandskraftwerke werden modernisiert.
Aktiver Gestalter dieses Erneuerungsprozesses sind Hersteller und Betreiber.
Eine wichtige Rolle haben jedoch auch
technische Dienstleister wie die TÜV Nord
Gruppe, die einerseits im Rahmen ihrer
klassischen Aufgaben als „Benannte Stelle“
die Konformität der Beschaffenheit der An-
lagen prüfen, als „Zugelassene Überwachungsstelle“ die Zulässigkeit der Inbetriebnahme, des Betriebs und wiederkehrend die Sicherheit der Anlagen prüfen.
„Darüber hinaus sind wir jedoch über den
gesamten Lebenszyklus einer Anlage in
vielen weiteren Bereichen tätig“, so Rettig.
„Wir bringen unsere über Jahrzehnte gewachsenen Erfahrungen in den anlaufenden Erneuerungsprozess ein und entwickeln sie in Hinblick auf neue Kraftwerkstechnologien weiter.“
Zu den ingenieurtechnischen Herausforderungen zählten nach seinen Worten neben anderen die Werkstoffeigenschaften
im Hochtemperaturbereich so genannter
Emax-Kraftwerke, die Auslegungsverfahren
und Bauteilgestaltung, die Qualitätssicherung bei der weltweit verteilten Herstellung von Komponenten und ihrem Zusammenbau sowie die betriebsbegleitende
Überwachung.
Zertifizierungen minimieren Risiken, gerade bei Windenergieanlagen on- oder offshore.
Bei der Zusammenschaltung einer Reihe
von dezentralen Anlagen zu virtuellen
Kraftwerken kommt der Sicherheit und
Verfügbarkeit der erforderlichen Kommu-
Neue Formen der
Energieerzeugung
Neben Sicherheitsaspekten dezentraler
Stromerzeugungsanlagen mit Kraft-Wärme-Kopplung sind die Analyse der Wirtschaftlichkeit und der bedarfsgerechte Einsatz bedeutsam.
Im Bereich regenerativer Energieerzeugung haben Biomasse- und Windenergieanlagen derzeit die größte Bedeutung.
Standortbewertungen und Ertragsgutachten geben Aufschluss über die Wirtschaftlichkeit dieser Anlagen. Typprüfungen und
Der TÜV Nord-Chef Dr. Guido Rettig
auf dem World Energy Dialogue des
Jahres 2007.
Foto: Deutsche Messe
nikationsnetze und der Software eine besondere Bedeutung zu.
„Diese Entwicklungen werden zu einem
immer vielschichtigeren Energiemix führen“,
prognostiziert Rettig. Die Komplexität der
sicherheitsrelevanten Aspekte werde deutlich zunehmen, da bei der Beurteilung von
Sicherheit und Verfügbarkeit viele Wechselwirkungen zu berücksichtigen seien.
„Die TÜV Nord Gruppe hat diese Herausforderungen angenommen. Wir begleiten die Entwicklungsprozesse, um so
unsere großen Methoden- und Fachkompetenzen in diesem Bereich weiter auszubauen“, so Rettig weiter. „Durch unsere aktive Mitarbeit im Kompetenz-Netzwerk
Kraftwerkstechnik NRW und im Centrum
für Energietechnologie CEBra suchen wir
den Dialog und die Zusammenarbeit mit
den Treibern der technologischen Erneuerung im Bestreben, unser Dienstleistungsportfolio und unsere Erfahrungen in den
Prozess einzubringen.“
Die TÜV Nord Gruppe ist mit über 8 000
Mitarbeitern, davon mehr als 6 300 mit
technisch-naturwissenschaftlichem Hintergrund, einer der größten technischen
Dienstleister in Deutschland. Darüber hinaus ist sie in über 70 Staaten Europas,
Asiens und Amerikas tätig. Die führende
Marktposition verdankt die Gruppe der
technischen Kompetenz und einem breiten Beratungs-, Service- und Prüfspektrum
in den Geschäftsbereichen Mobilität, Industrie Services, International, Rohstoffe
sowie Personal und Bildung.
Voller Einsatz für den Klimaschutz
ABB | Mit neuen Produkten Kosten und CO2 einsparen
D
a die Hannover Messe 2008 ganz
unter dem Zeichen des Klimaschutzes steht, fühlt sich die ABB
AG, Mannheim, mit ihren Lösungen bestens vertreten. Denn der Energie- und Automationstechnik-Konzern verfügt über
Produkte und Systeme, um auf allen Stufen
der Energiekette Einsparungen zu erzielen, Energie effizienter zu nutzen und so
die Schadstoff-Emissionen zu senken, so
der Konzern. Auf der Hannover Messe ist
ABB in Halle 11 im Rahmen der Interkama
plus präsent.
ABB stellt auf der Hannover Messe 2008
gleich vier innovative Neuerungen vor: EasyLine als Neuheit aus dem Bereich der
Gasanalyse, HVDC Light als eine Technik
zur elektrischen Anbindung von OffshoreWindanlagen sowie für die Stromübertragung und -verteilung an Land, FlowMaster
als neuer Standard der magnetisch-induktiven Durchfluss-Messtechnik und eine
verbrauchsnahe Energieerfassung, um den
Energieverbrauch besser überwachen zu
können.
Unter EasyLine subsumiert ABB eine
Reihe von Geräten zur automatischen und
kontinuierlichen Gasanalyse in industriellen Prozessen aller Art. Auch in diesem Jahr
will ABB seine führende Position in diesem
Markt der Analysatoren behaupten. In den
neuen, verbesserten Analysegeräten kann
zum Beispiel die Darstellungsart und Berechnungsmethode ausgewählt und die
Dokumentation tabellarisch dargestellt
werden. Durch den Einsatz spezieller
Kalibrierküvetten entfällt der Einsatz von
Prüfgasen.
Offshore-Windenergie
effizient an Land bringen
Bei der HVDC Light-Technik können Offshore-Windparks, die weit vor der Küste
angesiedelt sind, wirtschaftlich angebunden werden. Die Technologie ist mit einer
Übertragungsleistung von bis zu 1 100 Megawatt bei einer Spannung von Plus/Minus
300 Kilovolt eine Alternative zur traditionellen Drehstromübertragung an Land.
Durch die kompakten Umrichterstationen
sowie die Verlegung von ölfreien Kabeln
unter Wasser oder unter der Erde und den
geringen elektromagnetischen Feldern
sind die Einflüsse auf die Umwelt nur minimal. Mit dieser Technologie können
nicht nur Offshore-Windparks ans Festland angebunden, sondern auch ganze Inseln vom Festland aus versorgt oder die
Stromverteilung in Städten optimal durchgeführt werden. Bis jetzt soll zum Beispiel
der erste kommerziell betriebene deutsche
Offshore-Windpark Borkum 2 über diese
Technologie mit dem Festland verkabelt
werden – immerhin liegt er etwa 130 Kilometer vor der Küste. Auch eine Verbindung
der nordischen und baltischen Strommärkte (Estlink) soll mit Hilfe der neuen
ABB-Technologie erreicht werden.
Neue Maßstäbe in der magnetisch-induktiven Durchfluss-Messtechnik setzt die
FlowMaster-Produktfamilie. Die Geräte
zeichnen sich dabei durch eine einfache Planung, Installation und Wartung wie durch
umfangreiche Aufrüstungsmöglichkeiten
aus. Für jede Branche zugeschnitten bietet
die ABB-Technik auch Lösungen für anspruchsvolle Messungen in den Bereichen
Wasser und Abwasser, Chemie und Petrochemie, Öl und Gas, Energie- und Dampferzeugung, Pharma, Papier und Zellstoff
sowie Nahrungs- und Genussmittel.
Um die Kosten des Energieverbrauchs
bei Industrieanlagen oder Immobilien
besser in den Griff zu bekommen, werden vor allem genaue Daten benötigt.
Diesem Thema stellt sich die ABB durch
eine verbrauchsnahe Energieerfassung,
die besonders in Gewerbe- und Zweckbauten sowie in Industrieanlagen und
größeren Wohneinheiten zum Einsatz
gelangen soll. Denn hier gewinnt das Erfassen und die Weiterverarbeitung von
Energieverbrauchswerten immer mehr an
Bedeutung. Das liegt sowohl an den steigenden Energiekosten als auch an den immer häufiger geforderten Auswerte- und
Abfragemöglichkeiten über eine dezentrale Auslesestelle. Die neue ABB-Zählerschnittstelle kann dies durch eine Vielzahl
an Anwendungen leisten.
Innovative Produkte schneller serienreif
PTC | Vom Kleinunternehmen bis zum Konzern die Wertschöpfung verbessern
D
er US-Software-Anbieter PTC demonstriert auf der Hannover Messe vom 21. bis 25. April 2008 (in
Halle 17, Stand A40), wie Fertigungsunternehmen sowohl im Mittelstand als auch in
Großunternehmen zusätzliche Wettbewerbsvorteile realisieren können. Der vor
allem auf Software für die Produktentwicklung spezialisierte Anbieter zeigt auf der
diesjährigen Hannover Messe zum Beispiel
das neue Release der 3D-Konstruktionssoftware Pro/Engineer Wildfire 4.0, das mit
über 300 Optimierungen lokale und globale Konstruktionsprozesse verbessert.
Hier kann direkt mit Elektronik-DesignWerkzeugen (Mechatronik) zusammengearbeitet und Verbesserungen in den Bereichen Simulation und NC-Fertigung erzielt
sowie das digitale Rechtemanagement verbessert werden.
Engere Verzahnung von
Entwicklung und Fertigung
Screenshot eines Einzelteils, dargestellt über Pro/Engineer von PTC. Der USamerikanische Produzent von Software für die Produktentwicklung stellt auf der
Hannover Messe eine Reihe von Neuheiten vor.
Foto: PTC
Die neueste Windchill Erweiterung
MPMLink (Manufacturing Process Management), ermöglicht es Unternehmen,
Markteinführungszeiten durch eine engere
Verzahnung von Entwicklung und Fertigung signifikant zu verkürzen. Im Bereich
Technische Dokumentation erweitert PTC
seine Arbortext Produktfamilie mit der so
genannten „Service-Manual-Application“,
einer Speziallösung für die effiziente Erstellung von Wartungshandbüchern.
Innovative Produkte schnell und flexibel
auf den Markt bringen – trotz Fachkräftemangel, weltweit verteilter Zusammenarbeit und intensivem internationalen Konkurrenzdruck. Dies zählt zu den zentralen
Herausforderungen der Fertigungsindustrie. PTC’s langjährige Erfahrung in der
diskreten Fertigung zeigt jedoch, dass viele
Unternehmen in ihrer Produktentwicklung
noch nicht ihr gesamtes Wertschöpfungspotenzial realisieren. Isolierte Informationssilos, Prozessbrüche und suboptimale
Kommunikation in der Produktentstehung
stellen entscheidende Hürden dar. Auf der
Hannover Messe demonstriert PTC das
komplette Produktentwicklungssystem wie
es unter anderem bei der Schindler-Gruppe oder Harman/Becker eingesetzt wird.
„Wir zeigen, wie Unternehmen dank optimierter Prozesse und integraler Systemlandschaft nachhaltige Wettbewerbsvorteile
erzielen können“, erläutert Michael Sauter,
Country Manager Zentraleuropa bei PTC.
Dabei gibt PTC unter dem Motto
„Durchgängig digital von der Idee zum
Produkt“ ein Update zu seinem gesamten
Portfolio, das durch technische Weiterentwicklungen und Zukäufe kontinuierlich
wächst. Durch die jüngste Akquisition, den
Kauf von CoCreate, ist im Lösungsportfolio
von PTC der parametrischen Designkonstruktion das explizite Modellieren zur Seite gestellt, so dass PTC nun als einziger Anbieter das gesamte Spektrum von Konstruktionstechniken aus einer Hand im
Portfolio hat.
Unterstützt wird PTC auf der Messe von
seinen Vertriebspartnern INNEO Solutions,
NET, Vextron, Software Factory sowie von
den Hardwarepartnern SUN und IBM.
Ein Hauptthema auf der Hannover Messe 2008 ist für PTC das effiziente Konstruieren und Konfigurieren mit Pro/Engineer
(parametrisches Modellieren) oder die CoCreate-Produktfamilie (explizites Modellieren). Außerdem wird effizientes Berechnen und Fertigen mit Mathcad, Mechani-
Kreuzung für Umlaufbahnen
SpaceTransfer08 | Technologietransfer aus der Raumfahrt
TÜV Nord | Begleiter des Wandels in der Energiewirtschaft
ie TÜV Nord Gruppe, Hannover, ist
zum zweiten Mal nach 2007 Platin
Sponsor des World Energy Dialogue. Das Forum für Energiefachleute aus
aller Welt organisieren BDI, Dena und die
Deutsche Messe gemeinsam. Im Rahmen
der Hannover Messe wir der Vorsitzende
des Vorstands der TÜV Nord AG, Dr. Guido
Rettig, gemeinsam mit Spitzen der Energiewirtschaft und Industrie am Mittwoch,
den 23. April 2008, die Herausforderungen
und Chancen der dezentralen Energieerzeugung sowie des intelligenten Energiemanagements diskutieren.
APRIL 2008
ca, Pro/Engineer NC gezeigt. Auch ein optimiertes Zusammenarbeiten, Verwalten
und Visualisieren mit Windchill MPMLink,
Windchill PDMLink, Windchill ProjectLink,
ProductView wird auf dem Messestand zu
erleben sein.
Die Speziallösung für die effiziente Erstellung von Wartungshandbüchern, die so
genannte „Service-Manual-Application“,
ist eine Arbortext-basierte Out-of-the-BoxAnwendung. Sie dient zur Erstellung, Bereitstellung, und Verteilung von technischen Wartungshandbüchern und ermöglicht dabei auch die Einbindung interaktiver Grafiken. Bereits übersetzte Inhalte
können wieder verwendet und unnötige
Druckkosten vermieden werden. Darüber
hinaus unterstützt die PTC-Anwendung
die Konsistenz der Inhalte und erlaubt die
Ausgabe von Publikationen in verschiedenen
Formaten wie PDF, Web, Word oder CD-ROM.
Effizienter Lernen und Verstehen
durch modularen Aufbau
Mit seinem modular aufgebauten, multimedialen Trainingskonzept trägt PTC zur
Effizienzsteigerung im Unternehmen bei.
Mit präzisen, rollenbasierten Trainingsmaßnahmen erzielen Mitarbeiter den maximalen Nutzen aus den implementierten
Softwarelösungen und erreichen Effizienzsteigerung von bis zu rund 50%.
PTC ist führender Anbieter von Softwarelösungen für das Product Lifecycle
Management (PLM), Content Management und Dynamic Enterprise Publishing
und betreut weltweit mehr als 50 000 Unternehmen. Zu den Kunden von PTC zählen die weltweit innovativsten Unternehmen in Fertigungsindustrie, Verlagswesen,
Finanzdienstleistung, Pharma- und Biotechnologie sowie Verwaltung und öffentliche Hand.
D
ie Welt der Raumfahrt ist zwar faszinierend, doch immer wieder finden sich kritische Stimmen, die behaupten, dass das viele Geld, das in den
Orbit geschossen wird, auf Erden vielleicht
besser angelegt werden könnte. Deshalb
ist es kein Schaden, dass die Hannover
Messe sich mit der SpaceTransfer08 erstmals dem Thema des Einsatzes von für die
Raumfahrt entwickelter Technologien auf
der Erde widmet. Geld, das in die Raumfahrt fließt, trägt also durchaus auch direkt
zu einer Verbesserung der Lebensqualität
bei.
Zu den technologischen Errungenschaften aus der Raumfahrt, auf die heute viele nicht mehr verzichten möchten,
zählen etwa der Airbag, das Antiblockiersystem ABS oder auch Navigationssysteme. Die SpaceTransfer ist aber nicht als
Legitimation der Raumfahrt gedacht,
sondern sie soll die Innovationsfreude
der Raumfahrtindustrie mit den Technologie-Scouts der Industrie zusammenbringen. Das Zauberwort heißt Technologietransfer.
so Salzgeber weiter. Die Hannover Messe
kann hier ihre Stärke als weltweit wichtigstes Technologieereignis voll ausspielen.
Die zehn Leitmessen repräsentieren eine
große Bandbreite industrieller Branchen
und ziehen internationale Fachbesucher
aus verschiedensten Anwenderbranchen
Know-how aus der Raumfahrt
für die Industrie
Auf der Research & Technologie in Halle 2
werden nun die Raumfahrtbranche und
die Industrie zusammengeführt. Hier zeigen sich zum Beispiel Unternehmen, die
bislang schon erfolgreich vom Technologietransfer aus der Raumfahrt profitiert haben. Außerdem zeigen prominente Unternehmer, Wissenschaftler und Raumfahrer
auf einem halbtägigen Kongress, wie erfolgreicher Technologietransfer funktioniert.
Initiator der SpaceTransfer08 ist die Europäische Raumfahrtagentur ESA, vertreten durch ihr Technology Transfer Programme Office (TTPO). Die ESA hat eigens
ein Programm hierfür entwickelt, um den
Transfergedanken in Europa aktiver zu begleiten. Frank M. Salzgeber, Leiter der
TTPO-Abteilung hierzu: „Die europäische
Industrie und die europäische Raumfahrtbranche bewegen sich in verschiedenen
Umlaufbahnen und finden kaum zueinander. Dies liegt schlicht daran, dass jeder
nur seine eigenen Fachmessen besucht.
Mit dem Konzept der SpaceTransfer bringen wir nun zielgerichtet und aktiv eine
große Bandbreite der Industrie mit der
Raumfahrtindustrie zusammen.“
Kostenlose Beratung und Anleitung erhalten Unternehmensvertreter vor Ort von
den Mitarbeitern des Technologieberatungsunternehmens MST Aerospace, das
sich seit 1982 mit Hochtechnologie und
Technologie Transfer aus der Raumfahrt
beschäftigt. In diesem Zusammenhang
führt MST Aerospace europaweit das Broker-Netzwerk für die ESA.
Interessant könnte die SpaceTransfer
aber auch für Unternehmen sein, die innovative technologische Lösungen gern der
Raumfahrt anbieten möchten. „Technology Transfer ist keine Einbahnstraße. Auch
die Raumfahrt sucht ständig nach neuen
Verfahrenstechniken und Technologien“,
Das Hydro Jacket zeigt, wie Raumfahrttechnologien auch auf der Erde
genutzt werden können. Die hitzeabweisende Schutzbekleidung wurde
speziell für Feuerwehrleute und Stahlarbeiter entwickelt. Foto: Deutsche Messe
an. Halle 2 ist als Innovationsmarkt für Forschung und Entwicklung der zentrale
Dreh- und Angelpunkt für den Technologietransfer.
Das Land Niedersachsen unterstützt
SpaceTransfer mit der gerade gegründeten
„Stiftung Zukunfts- und Innovationsfonds
Niedersachsen“ als eines der ersten Projekte. Ein weiterer Förderer dieser Leistungsschau ist die Nord/LB Norddeutsche
Landesbank. Daher findet der halbtägige
Kongress am 23. April 2008 im Nord/LBForum auf dem Messegelände statt.
Jürgen E. Aha, Ideengeber und Projektleiter der SpaceTransfer resümiert: „Mit
diesem Auftritt schließen wir eine wichtige
Lücke auf dem internationalen Messemarkt. Doch mit der SpaceTransfer wird
2008 erst der Anfang gemacht. Das Konzept wird in den nächsten Jahren ausgebaut. Industrie und Raumfahrt können
mehr voneinander profitieren. Dazu liefern wir ab sofort die jährliche Plattform.“
uk
Synergien gesucht
MicroTechnology | Mit neuem Konzept auf der Messe
D
as Thema MicroTechnology rückt
auf der Hannover Messe ins Zentrum verschiedenster Anwendungen. Der Standortwechsel von der bisher
genutzten Halle 14/15 in die Halle 6 spiegelt gleichzeitig auch den Wandel im Konzept der internationalen Leitmesse wider.
Bislang war die MicroTechnology vorwiegend als Marktplatz für angewandte Systemtechnik angelegt und weltbekannt. Die
Betonung liegt ab 2008 aber wesentlich
stärker auf dem Lösungsgedanken für Miniaturisierungsaufgaben. Die Überschrift
lautet nun: Expertenpool. Die Aussteller
der MicroTechnology sind die Experten in
Sachen Miniaturisierung. Sie bilden den
gesamten Prozess ab und zeigen systemische Lösungen vom Engineering über Materialien bis zur Produktion und Schnittstellenbewältigung. Einer der Schwerpunkte in 2008 wird Lasertechnologie sein. Der
Fachverband für Mikrotechnik IVAM organisiert den Produktmarkt Mikro, Nano,
Materialien, auf dem unter anderem innovative Anwendungen der Lasertechnologie
für die Mikro-Materialbearbeitung gezeigt
werden. Auf dem rund 1 000 Quadratmeter
großen Gemeinschaftsstand des Fachverbandes werden die neuesten Trends der
Branche vorgeführt. Am 23. April 2008 wird
ein eigener „Laser Day“ im Rahmen des
Forums „Innovations for Industry“ veranstaltet. Unter anderem werden hier Dr. Aart
Schoonderbeek vom Laserzentrum Hannover über Lasertechnik für die Photovoltaik oder Dr. Paul Harten von der LIMO
Lissotschenko Mikrooptik GmbH über die
Strahlformung in der Mikrobearbeitung
mit dem Laser sprechen.
Für den geänderten Fokus ist der neue
Standort ideal. In direkter Nachbarschaft
bedient die Leitmesse der Zulieferindustrie, Subcontracting, die Themen Nanomaterialien und -werkstoffe sowie Oberflächentechnik. Auch Fügetechnik oder die
Verfahrenstechnik beispielsweise zum Aufbringen von Mikrochips auf Bankkarten
sind Bestandteil der Subcontracting. Nicht
weit ist es außerdem zur Halle 2. Dort behandelt der Innovationsmarkt Research &
Technology die Themen Mikro und Nano
aus Sicht von Forschung und Entwicklung.
Beste Synergien ergeben sich schließlich
auch zu Interkama plus (Prozessautomation) und Factory Automation (Fertigungsautomation) in den Hallen 6 bis 9. Synergien ergeben sich allein in direkter Nachbarschaft in Halle 6 für die Mikroproduktion zum Thema Hygienic Design, Reinraumtechnik sowie im Bereich Mikroprodukte etwa bei RFID-Tags. Die MicroTechnology liegt mit ihrem neuen Standort im
Strom der Besucher aus der AutomotiveIndustrie, dem Maschinenbau sowie aus
der verfahrenstechnischen Industrie und
kann damit ihre Expertenrolle voll ausspielen.
Ein Viertel der Besucher
kommen aus dem Ausland
Zu den insgesamt 74 Ausstellern der
MicroTechnology zählen zahlreiche Fraunhofer-Institute (wie das IFAM – Institut für
Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung aus Bremen, das IPT – Institut für Produktionstechnologie aus Aachen
oder das IZM – Institut für Zuverlässigkeit
und Mikrointegration aus Berlin und
Chemnitz), die Jenoptik AG aus Jena, das
Laser Zentrum LZH e.V. aus Hannover,
Matsushita Electric Works Ltd. aus Osaka,
Merck KGaA aus Darmstadt, Rofin-Sinar
Laser aus Bergkirchen und Sympatec
GmbH aus Clausthal-Zellerfeld.
Im vergangenen Jahr konnte die MicroTechnology allein fast 45 000 Fachbesucher
verzeichnen, wobei der Anteil ausländischer Gäste – überwiegend aus Asien und
Europa, den wichtigsten Märkten der
Branche – bei 26% lag.
JOURNAL
APRIL 2008
WirtschaftsKurier
Partnerland Japan
WILLKOMMEN
Michael Glos, deutscher Bundesminister für Wirtschaft und Technologie, begrüßt das Partnerland Japan auf der
diesjährigen Hannover Messe mit folgenden Worten:
Hannover Messe | Japan ist weltweit führend bei Forschung und Entwicklung
I
n diesem Jahr hat die Hannover Messe
mit Japan ein Land zum Partner erkoren, das momentan hinter den aufstrebenden asiatischen Ländern wie China
oder Indien vielleicht ein wenig in den
Hintergrund des öffentlichen Interesses
getreten ist. Mit Unrecht, denn Japan ist
eine hoch innovative und leistungsstarke
Wirtschaftsnation, die, ähnlich wie
Deutschland, neben herausragenden
Großunternehmen auch durch eine große
Zahl von kleineren und mittleren Unternehmen geprägt ist. Gerade für diese erhofft sich Japan durch die Hannover Messe
eine breitere Aufmerksamkeit seitens der
Industrie und der Medien.
Der Auftritt in Hannover soll „zur Internationalisierung des japanischen Mittelstandes und zur Bildung von Geschäftsallianzen auf dem Weltmarkt führen“, so
Yasuo Hayashi, CEO von JETRO (Japan External Trade Organization). Eine verstärkte
Kooperation mit den westlichen Industriestaaten, gemeinsame Forschungs- und
Entwicklungstätigkeiten sowie Kooperationen mit Partnern aus aller Welt mit
Deutschland als Katalysator, das waren die
Gründe, die Japan bewogen haben, auf der
Hannover Messe 2008 als Partnerland aufzutreten.
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos begrüßt Japan als
Partnerland.
Foto: BMWI
Die Asienkrise ist überwunden
und Japan boomt wieder
Die Leistungskraft Japans spiegelt wider,
dass im Zentrum des japanischen Auftritts
neben Forschung und Entwicklung auch
Energie und Umwelttechnik, Industrieautomation, Robotik und Mikro- und Nanotechnologie stehen.
Nach der lange anhaltenden so genannten Asienkrise Ende der 90er Jahre, befindet sich Japan gegenwärtig wieder stark im
Aufwind. 2006 stiegen die Exporte um 8,2%
auf 647 Mrd. US-Dollar an, die Importe sogar um 11,7% auf 580 Mrd. US-Dollar. Gemessen am Bruttosozialprodukt ist Japan
die zweitgrößte Wirtschaftsmacht hinter
den USA.
Japan wird für die nächsten Jahre ein
durchschnittliches Wachstumspotenzial
von 2% jährlich prognostiziert. Gleichzeitig
wirbt das Land über die Regierungsorganisation JETRO aktiv um ausländisches
Investitionskapital. Bis 2010 soll der Anteil
der ausländischen Direktinvestitionen auf
rund 5% des BIP verdoppelt werden.
Der Chef der Deutschen Messe AG, Sepp
D. Heckmann, begründete die Bedeutung
der Hannover Messe gerade für eine Industrienation wie Japan: „Die Hannover Messe
ist die größte und wichtigste Plattform für
den internationalen Technologietransfer.
Wir bilden nicht nur den aktuellen Stand
ab, sondern setzen Maßstäbe als Treiber
neuer technologischer Entwicklungen in
allen Industriebereichen“, so Heckmann.
Das Leitmotiv, unter dem sich die japanischen Hersteller auf der Hannover Messe
präsentieren, heißt „Cooperation through
Innovation“. Das Herz des Auftritts wird
ein 1 600 Quadratmeter großer Gemeinschaftsstand in Halle 2 sein, im Innovationsmarkt Research & Technology. Ein weiterer rund 1 400 Quadratmeter großer Messestand lockt im Energiebereich in Halle
27 Besucher aus aller Welt. Auch im Ausstellungsbereich Automation/Robotik wird
eine starke Beteiligung aus Japan erwartet.
Japan gibt bis heute den höchsten Betrag
an Forschung und Entwicklung aus – etwa
3% vom BIP. Die hohe Aufgeschlossenheit
der Japaner für technologische Neuerun-
27
Japan gehört zu den leistungsstärksten und innovativsten Industrienationen.
Dies wird einmal wieder die Hannover Messe 2008 eindrucksvoll unterstreichen.
Im Bild Kawasakis Suppersport-Flaggschiff Ninja ZX-10R.
Foto: Bilderbox
gen hat dazu geführt, dass viele Unternehmen weltweit Japan als Testmarkt für neue
Produkte ausprobieren. So unterstrich
Wolfgang Pech, Geschäftsbereichsleiter der
Hannover Messe, bei Unterzeichnung des
Partnerland-Vertrages in Japan: „Kein Land
der Welt ist so sehr mit dem Begriff Innovation verknüpft wie Japan. Wir erwarten viele Impulse für den Weltmarkt und einen
ertragreichen Austausch zwischen den
wirtschaftlichen und politischen Kräften
beider Länder.“ Auch der japanische Wirtschaftsminister Akira Amari unterstrich die
führende Position seines Landes bei der
Entwicklung von neuen Technologien. „Innovation war schon immer ein zentrales
Thema für Japans Wirtschaft“, so Amari.
„Die intensive Forschung und Entwicklungsarbeit unserer Unternehmen ist die
Basis für unseren langfristigen wirtschaftlichen Erfolg“, so der japanische Minister
für Economy, Trade and Industry weiter.
Damit leiste sein Land einen wesentlichen
Beitrag zum globalen Wirtschaftswachstum. Aus der Präsentation seines Landes in
Hannover erhofft sich Amari neue strategische Allianzen zwischen japanischen und
europäischen Unternehmen. Er legte besonderen Wert auf die Umwelttechnologie
– insbesondere Energieeffizienz und -recycling –, in der sein Land Spitzentechnologien präsentieren könne.
Regenerative Energien
sollen teure Importe ersetzen
Die japanische Regierung unterstützt die
Forschung und Entwicklung im eigenen
Der Technologiekonzern Mitsubishi präsentiert eine breite Produktpalette und ist
weltweit aufgestellt. Auch in der Robotik zählt Mitsubishi Electric zu den führenden Herstellern nicht nur Japans.
Foto: Mitsubishi
Insofern bestehen auf dem japanischen
Markt für Solarthermie, Speichertechnik
oder Kraftwerkstechnik ausgezeichnete
Chancen. Denn gerade in der Solarthermie, Biomassenutzung und Windenergie
will Japan gegenüber den europäischen
Herstellern aufholen. So startete das japanische Wirtschaftsministerium im Januar
2007 eine neue Initiative, um die Nutzung
von regenerativen Energien zu verstärken
und in Zukunft immer weniger von Ölund Gasimporten abhängig zu sein. Bis
Ende des Fiskaljahres 2014 sollen die regenerativen Energien 16 Mrd. Kilowattstunden Strom im Jahr liefern – 2005 waren es
noch unter 6 Mrd. Kilowatt!
Japan als weltweit größter
Exporteur für Roboter
Spezialisiert auf Dienstleistungsroboter ist die erst 2000 gegründete Firma
Vstone aus Osaka.
Foto: Vstone
Fanuc zählt zu den führenden Roboterherstellern im Robotik-Cluster um
Osaka.
Foto: Fanuc
Land durch einen direkt dem Ministerpräsidenten unterstellten Rat für Forschungsund Industriepolitik (CSTP). Hier werden
F&E-Rahmenprogramme über fünf Jahre
beschlossen, die innovative Industrien in
Clustern fördern. Das Ministerium für Wissenschaft und Forschung (MEXT) hat hierzu 18 Forschungscluster definiert, die den
Schwerpunktbereichen Life Sciences, IT,
Umwelt und Nanotechnologie zugeordnet
sind.
Doch Japan sieht sich auch federführend
im Bereich der Energietechnologien.
Schon seit Jahren ist das Land Weltmeister
bei der Produktion von Solarzellen, aber
auch in der Brennstoffzellentechnologie
sind japanische Unternehmen weltweit
mit an der ersten Stelle. Ebenso im konventionellen Kraftwerksbau und in der
Pipeline-Technologie gilt Japan als führend. Zudem wird dem Land zugesprochen, dass es gegenwärtig die größte Effizienz bei der Energieerzeugung und Nutzung aufweist. Denn Japan ist extrem abhängig vom Import von fossilen Primärenergieträgern und leidet deshalb besonders unter steigenden Energiepreisen – bei
gleichzeitig wachsendem Energiebedarf.
Im Bereich der Automation und Robotik
glänzt Japan mit Unternehmen wie Yaskawa-Motoren, Fanuc, Yokogawa, Mitsubishi
oder Toshiba. Japan setzte schon früh auf
den gesamten Industriebereich Robotik inklusive Maschinenbau, Elektronik, Informationskommunikation und Materialwissenschaft als Schlüsselindustrie. Heute ist
Japan das Land mit der weltweit größten
Verbreitung von Industrierobotern: 2004
waren in Japan 356 000 Industrieroboter
im Einsatz, in den USA dagegen nur
122 000!
Das Land ist außerdem der größte Exporteur von Robotern. Das japanische
Wirtschaftsministerium unterstützt den
Ausbau der Robotik als führende Industrie
etwa durch das 21st Century Robot Chal-
„Japan und Deutschland verbindet
viel. Neben kulturellen Banden sind es
vor allem die Wirtschaftskontakte, die
sehr eng sind. Deutschland ist Japans
größter Handelspartner in der Europäischen Union. Investoren aus Japan
zieht es immer wieder nach Deutschland. Zu Recht, denn hier treffen sie
auf innovative Partner in allen Branchen, vor allem bei den kleinen und
mittleren Unternehmen.
Es ist nur konsequent, wenn nun Japan das Partnerland der Hannover
Messe 2008 ist. Das knüpft an die
großen Erfolge des „Deutschland in
Japan“-Jahres 2005/06 an. Beide
Volkswirtschaften ergänzen sich hervorragend und profitieren von der jahrzehntelangen engen und vertrauensvollen Wirtschaftskooperation.
In Hannover stehen japanische Exponate fünf Tage lang im Mittelpunkt der
Messe. Für die japanische Wirtschaft
ist die Hannover Messe 2008 eine
ausgezeichnete Gelegenheit, ihre
hohe Leistungsfähigkeit zu präsentieren. Aussteller und Besucher haben
zudem die Chance, sich umfassend
über Investitionschancen in Japan zu
informieren und die geeigneten Kooperationspartner zu suchen, die ihnen den Einstieg in den attraktiven japanischen Markt erleichtern.
Diese Partnerland-Präsentation wird
von Bundeskanzlerin Angela Merkel
und Japans Premierminister Yasuo
Fukuda ausdrücklich unterstützt. Ich
freue mich deshalb ganz besonders,
Aussteller und Besucher im Namen
der deutschen Bundesregierung bei
uns herzlich willkommen zu heißen,
und wünsche der Messe einen vollen
Erfolg.“
lenge Program. Die Stärken der etwa 130
japanischen Robotik-Hersteller sieht der
japanische Robotik-Verband JARA in drei
Bereichen: Industrieroboter, Hoch- und
Tiefbauroboter und so genannte ServiceRoboter. Hier sind japanische Unternehmen besonders innovativ, aber auch die japanische Bevölkerung ist gegenüber solchen mechanischen Dienstleistern – etwa
bei der Pflege oder Kinderbetreuung – sehr
aufgeschlossen. In der Region Osaka sind
die meisten Robotik-Hersteller angesiedelt,
wie etwa Matsushita Electric, Mitsubishi
Heavy oder Vstone. Außerdem gilt die Universität Osaka als Pionier in der Entwicklung intelligenter Systeme.
Mit Neuheiten auf der Hannover Messe das Wachstum ankurbeln
Mitsubishi Electric | Weltweites Wachstum durch Factory Automation
M
itsubishi Electric wächst weltweit. Wesentlich dazu beigetragen hat der Bereich Factory Automation, der seine Umsätze um 10% auf 5,6
Mrd. Euro steigern konnte und damit rund
ein Viertel des Konzernumsatzes von 25,42
Mrd. Euro für sich verbuchte. Parallel dazu
sind die Umsätze dieser Sparte auch in
Europa zweistellig gewachsen. Sie betrugen 235 Mio. Euro und lagen damit um
11,9% höher als im letzten Geschäftsjahr.
Mit einem neuen Steuerungskonzept, das
Mitsubishi Electric erstmals auf der Hannover Messe 2008 in Europa vorstellt, will
das Unternehmen im Lösungs- und Komponentengeschäft weiter wachsen.
„Wie in den letzten Jahren verzeichnen
wir auch in 2007 wieder Umsatzsteigerungen in allen Produktbereichen“, lautet die
Bilanz von Uwe Mester, Division Manager
Sales Central Europe, für 2007. Mester
führt diesen Erfolg auf die positive Resonanz der Kunden auf die neuen Technologien und Gerätegenerationen zurück, die
das Unternehmen in den letzten drei Jahren in allen Produktbereichen schrittweise
eingeführt hat. „Die umfangreichen Investitionen in das Produktportfolio haben
hervorragende, auf neue Kundenanforderungen abgestimmte Produkte hervorgebracht, wovon das Unternehmen auch in
ausbauen. Das Unternehmen meldete im
Oktober, dass es seit Markteinführung der
ersten Kompakt-SPS im Jahr 1981 bereits
mehr als 8 Mio. Kompaktsteuerungen verkauft habe. In Europa betrug der Umsatzzuwachs gegenüber dem Vorjahr 8%. Aufgrund des weltweit weiter steigenden Bedarfs hat Mitsubishi Electric seine Produktionsanlagen im Werk Himeji in Japan erweitert und ist jetzt in der Lage, mehr als
1,5 Mio. CPUs für Kompaktsteuerungen im
Jahr zu fertigen. Das Unternehmen erwartet daher, dass schon bald die 9-Mio.-Grenze überschritten wird.
den kommenden Jahren profitieren wird“,
ist sich Mester sicher. Hervorzuheben seien hier die in Steuerung und Bediengeräte
integrierten MES-Funktionen, wie sie derzeit nur von Mitsubishi Electric angeboten
würden, oder die neue Servo-Generation
MR-J3, die in puncto Präzision und Dynamik Maßstäbe setze. Außerdem habe Mitsubishi Electric sein Bediengeräteprogramm stark erweitert, das heute zwei Geräteserien mit fast 100 verschiedenen Modellen für die unterschiedlichsten Automatisierungsanforderungen umfasst.
Europäische Position durch
Zukäufe ausgebaut
Mitsubishi Electric habe aber nicht nur in
neue Produkte und Technologien investiert. „Wir haben durch Firmenzukäufe
und Beteiligungen in Italien und Skandinavien unsere Position in strategisch wichtigen Regionen innerhalb von Europa ebenfalls weiter gestärkt“, erklärt Peter Mischitz,
Leiter Abteilung Marketing Operation.
Dazu gehörten der Kauf von Tre Diamanti,
der ausgegliederten Vertriebssparte des in
Italien führenden Antriebsspezialisten SCS
Static Control Systems, sowie der Erwerb
von Anteilen am langjährigen Partner Beijer Electronics Automation. Im Zuge der
Expansionsstrategie in Osteuropa seien
Beherrscher der Wüste: Der Mitsubishi Pajero zählt zum Urgestein unter den Geländefahrzeugen.
Foto: Mitsubishi Motors
Factory Automation Center in der Tschechischen Republik und in Polen eröffnet
worden. Weitere FA-Center würden in Kürze in Russland, Ungarn und in der Türkei
folgen. Auch in den Standort Deutschland
habe Mitsubishi Electric stark investiert.
„Die regionalen Kunden-Technologie-Center in Dortmund, Filderstadt und Hallbergmoos bei München wurden erheblich vergrößert und präsentieren sich jetzt mit modernen Räumlichkeiten für Kundenveranstaltungen, Schulungen und Workshops“,
so Mester.
„Auch für die kommenden Jahre stehen
die Zeichen weiter auf Wachstum“, gibt
sich Mischitz zuversichtlich. Das Unternehmen führt auf der Hannover Messe
2008 mit der iQ Plattform eine neue Technologie in Europa ein, die jetzt auch CNCund Roboter-Steuerungen auf einer gemeinsamen Plattform verbindet. „Das integrierte Steuerungskonzept der iQ ist weltweit einzigartig“, so Mester.
Mitsubishi Electric konnte im Jahr 2007
seine Position als weltweiter Marktführer
im Bereich Kompaktsteuerungen weiter
Wachstumsmarkt für Robotik
ist Europa und Deutschland
Zur Hannover Messe stellt Mitsubishi Electric mit den Serien FR-D700 und FR-E700
jetzt die neuen Generationen im Bereich
Klein- und Kompaktumrichter vor. Mit
Funktionen wie „Sicherer Halt“ als Teil einer umfangreichen Serienausstattung liegen diese voll im Trend bei den Kundenanforderungen an moderne Umrichtertechnik.
Im Bereich Servo/Motion konnte Mitsubishi Electric ebenfalls zulegen und verzeichnet hier eine Umsatzsteigerung von
12% gegenüber dem Vorjahr. In Verbindung mit der neuen iQ Plattform steht jetzt
auch ein neuer High-Speed-Motion-Controller zur Verfügung, dessen Leistung im
Vergleich zum vorherigen, bereits äußerst
schnellen System nochmals verdoppelt
wurde. Darüber hinaus wird Mitsubishi
Electric im Laufe des Jahres einen neuen
1,5-Achsen-Controller einführen, um in
Verbindung mit den Servoverstärkern spezielle Bewegungsfunktionen mit einer Achse durchzuführen. Außerdem kündigte das
Unternehmen eine Erweiterung seiner
Motorenpalette im mittleren Leistungsbereich an.
Auch im Bereich Robotik sind die Umsätze europaweit gestiegen. Der Zuwachs
von 8% sei insbesondere durch steigende
Umsätze in Deutschland sowie in Europa
und dort wiederum speziell in Osteuropa
zu verzeichnen, wo immer mehr Unternehmen dazu übergingen, Roboter in Anwendungen zu integrieren. „Die neue iQ
Plattform wird auch im Bereich Robotik
weiteres Wachstum bringen“, ist sich
Mischitz sicher. Denn kein anderer Automatisierungstechnikanbieter sei in der
Lage, dem Kunden ein solches Steuerungskonzept einschließlich Roboter anzubieten. Die neue Technik macht es möglich,
den Roboter als voll integrierten Bestandteil innerhalb eines Maschinenkonzepts
einzubinden.
AUTO
28 WirtschaftsKurier
APRIL 2008
Ein echter Amerikaner
Cadillac Escalade | Bald auch als Voll-Hybrid-Variante
VON DIETMAR STANKA
D
er Cadillac Escalade: ein Fahrzeug
der Superlative aus dem Land der
unbegrenzten Möglichkeiten und
mit 5,15 Metern Länge, einer Höhe von
1,92 Metern und einer Breite von 2 Metern eine mehr als beeindruckende Erscheinung. Imposant sein Bild auf der
Straße: Der Escalade ist ein echter Amerikaner, ein Cruiser, der gerade auf langen Fahrten seine ureigene Souveränität
auf die Insassen überträgt und sie damit
vollkommen entspannt zum Ziel bringt.
Gerade diese Eigenschaften sind zwei
von vielen, die den Escalade zu einem in
Nordamerika beliebten Fahrzeug machen. Auf unseren Straßen mag der
mächtige Geländewagen fehl am Platz
wirken. Aber – weit gefehlt, denn dieser
Cadillac ist gerade auf längeren Strecken
ein perfekter Reisewagen.
Kantig und massiv wirkt der Escalade
auf seinen Betrachter. Mit dem scharfen
Cadillac-Design hebt er sich wohltuend
von der Masse der großen SUV ab. Der
Innenraum hat Dimensionen wie der
Clubraum einer Hotelbar und genauso
fühlt man sich in dem bequemen Ledergestühl. Der Fahrer könnte aber eine
Fußstütze für den untätigen linken Fuß
sowie die Bedienung des Bordcomputers
über einen der Lenkstockhebel vermissen. Stattdessen muss dieser mit einem
vom Lenkrad verdeckten Schalter am Armaturenbrett abgerufen werden. Dies ist
weder ergonomisch, noch passt es zur
Klasse dieses ansonsten gut ausgestatteten Fahrzeugs.
Sehr agil – trotz
der wuchtigen Größe
Trotz der schieren Größe lässt sich der Escalade erstaunlich leicht bewegen. Elektronisch gesteuerte Stoßdämpfer erlauben
eine fast verzögerungsfreie Anpassung der
Federung. Das als Road Sensing bezeichnete System „liest“ die Straße, um immer
die komfortabelste Einstellung zu ermitteln. Mit dem permanenten Allradantrieb
und der Sicherheitsausstattung mit Vierkanal-ABS von Bosch inklusive vier innen
belüfteter Scheibenbremsen und mit der
„StabiliTrak“ genannten Stabilitätskontrolle ist der Escalade umfassend ausgestattet.
Mit der automatischen Niveauregulierung
ist der Cadillac, unabhängig von Zuladung
und Anhängelast, jederzeit optimal austariert. Die Zuladung von über 800 Kilogramm und die Anhängelast von 3 100 Ki-
logramm prädestiniert den Escalade zu einem hervorragenden Zugfahrzeug.
Der 6,2-Liter V8-Motor mit einer Leistung von 301 kW (409 PS) und einem Drehmoment von 565 Newtonmetern beschleunigt den Escalade von 0 auf 100 Stundenkilometer in 6,8 Sekunden. Trotz dieser beeindruckenden Zahl ist ein subjektives Gefühl der Behäbigkeit zu spüren, die dem
Escalade sehr gut steht. Denn dieses Fahrzeug ist in erster Linie ein Reisefahrzeug mit
hohem Komfort und kein zum Sportwagen
mutierter, so genannter Geländewagen.
TECHNISCHE DATEN
Überraschend niedriger
Spritverbrauch
Im Sommer 2008 führt Cadillac in Nordamerika eine Voll-Hybrid-Variante des Escalade ein und diese soll wohl 2009 auch
den Weg nach Europa finden – eine kleine
und denkbar positive Überraschung, denn
der Escalade verbrauchte mit dem mächtigen V8 bei den Testfahrten bei durchweg
zügiger Fahrweise kaum mehr als 17 Liter.
Das ist natürlich viel zu viel, im Vergleich
zu anderen SUV dieser Klasse aber durchaus akzeptabel. Die Hybrid-Variante soll
vor allem im Stadtverkehr über 50% Einsparpotenzial haben, es wäre also sinnvoll,
diese schnellstmöglich auch hierzulande
anzubieten.
Elegance und Sport Luxury werden die
beiden Ausstattungslinien genannt und
bereits in der Variante Elegance werden
kaum Wünsche offen gelassen. Beginnend
bei 69 750 Euro ist der Escalade sicher kein
Schnäppchen, aber in Anbetracht der
Reichhaltigkeit des Interieurs ein interessantes Angebot. Die Langversion des Escalade namens ESV und der Pickup EXT sind
in Deutschland nur über freie Importeure
erhältlich. Der 73 850 Euro teure Sport Luxury hat neben kühlbaren Frontsitzen hinten einen DVD-Player mit Bildschirm sowie eine elektrisch versenkbare und ausbaubare zweite Sitzreihe mit beheizbaren
Kontursitzen.
Der Escalade stellt so manchen seiner
Kollegen in den sprichwörtlichen Schatten. Das bereits erwähnte Design ist genauso dafür verantwortlich, wie das erhabene Gefühl im Innenraum. Mit hoher
Souveränität und Gelassenheit sind die
Passagiere unterwegs und so kommt auch
bei dichtem Verkehr keine Hektik auf.
Komfort wird groß geschrieben und dieser
äußert sich unter anderem in der elektrisch
gesteuerten Heckklappe und dem beheizbaren Lenkrad, das mit Holz und Leder
ummantelt ist.
Der Innenraum
des Escalade hat
Dimensionen wie der
Clubraum einer Hotelbar und genauso fühlt
man sich in dem
bequemen Ledergestühl.
Typ
Motor
Getriebe
Hubraum
Leistung
Max. Drehmoment
Länge / Breite / Höhe
Radstand
Leergewicht
Zul. Gesamtgew.
Kofferrauminhalt
bei umgeklappten Sitzen bis zu
Bereifung
Felgen
Beschleunigung (0 auf 100 km/h)
Höchstgeschw.
Tankinhalt
Kraftstoffverbrauch je 100 km:
innerorts / außerorts / gesamt
Preis
Cadillac Escalade
V8-Leichtmetall
Sechs-Gang-Automatik
6 162 ccm
301 kW/409 PS bei 5 700 U/min
565 Nm bei 4 300 U/min
5 149 mm / 2 007 mm / 1 887 mm
2 946 mm
2 609 kg
3 221 kg
478 Liter
3 084 Liter
265/65 R 18
8 x 18’’ Leichtmetall
6,8 sec
170 km/h
98 Liter
23 l / 12,3 l / 16,2 l
69 750,– Euro
Entspannt ans Ziel:
Dieses Fahrzeug
ist in erster Linie ein
Reisefahrzeug
mit hohem Komfort
und kein zum
Sportwagen mutierter,
so genannter
Geländewagen.

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