Ex-Neonazi-Chef vom _Thüringer Heimatschutz_ ist pleite _

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Ex-Neonazi-Chef vom _Thüringer Heimatschutz_ ist pleite _
Ex-Neonazi-Chef vom "Thüringer Heimatschutz" ist pleite
Der 37-jährige Ex-Neonazi-Chef Tino Brandt, hier in Coburg, stellte Insolvenzantrag. Foto: Archiv
Tino Brandt, einstiger Kopf vom "Thüringer Heimatschutz" und
Ex-V-Mann des Verfassungsschutzes, beantragte Privatinsolvenz. Ins Rollen
könnte das Verfahren im Zuge einer Hausdurchsuchung gekommen sein.
Rudolstadt. Tino Brandt, einstiger Kopf des Neonazi-Netzwerks "Thüringer
Heimatschutz", ist pleite. Über das Vermögen des Rudolstädters wurde ein
Insolvenzverfahren eröffnet - wegen Zahlungsunfähigkeit.
Rechtsanwalt Volker Reinhardt aus Erfurt bestätige gestern auf Anfrage unserer
Zeitung, dass sich das Verfahren gegen Brandt "in einem sehr frühen Stadium"
befindet. Zu Einzelheiten konnte sich der Insolvenzverwalter noch nicht äußern.
"Das Verfahren ist sehr umfangreich", so der Jurist. Gläubiger hätten noch bis
zum 29. Oktober die Möglichkeit, ihre Forderungen anzumelden.
Die Forderungen gegen den 37-jährigen Brandt könnten sich nach
TA-Informationen auf einen siebenstelligen Betrag summieren. Demnach haben
sowohl das Geraer Finanzamt als auch zahlreiche private Gläubiger hohe
Außenstände bei dem einstigen Spitzel des Thüringer Verfassungsschutzes. Hinzu
kommen Stromversorger, deren Rechnungen nicht bezahlt wurden, sowie
Banken, die diverse Kredite an Brandt ausgereicht haben.
Ins Rollen könnte das Verfahren gegen Tino Brandt im Zuge einer
Hausdurchsuchung gekommen sein. Bei einer Razzia im März dieses Jahres
wurden neben dem privaten Handy und Computer auch Geschäftsunterlagen
beschlagnahmt.
Ermittlungen wegen Bandenbetrugs
Schon zu diesem Zeitpunkt ermittelten die Geraer Staatsanwaltschaft sowie das
Thüringer Landeskriminalamt in einem Strafverfahren wegen gewerbsmäßigen
Bandenbetrugs. 13 Personen waren ins Visier der Ermittler geraten, darunter auch
der Vater sowie die Schwester von Tino Brandt.
Allein in Thüringen wurden daraufhin vier Wohn- und Geschäftsräume sowie
eine Garage durchsucht, dabei ging es um Scheinfirmen und Strohmänner. Alle
13 Beschuldigten stammen aus dem Landkreis Saalfeld-Rudolstadt oder aus dem
Umland von Leipzig.
Die Bande steht unter anderem im Verdacht, in großem Stil bei
Unfallversicherungen abgezockt zu haben. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft
wurden für Mitarbeiter von Firmen in Rudolstadt und Leipzig
Unfallversicherungen abgeschlossen. Kurze Zeit später kam es zu gehäuften
Arbeitsunfällen und die Mitarbeiter kassierten die Versicherungsprämien. Da sich
die Fälle häuften, begann die Versicherung mit Recherchen.
Die Ermittlungen könnten eine neue Masche der rechten Szene zur
Geldbeschaffung aufgedeckt haben, erklärte damals Thüringens Justizminister
Holger Poppenhäger (SPD). "Derzeit sind wir noch dabei, die zahlreichen
Unterlagen auszuwerten", so Jens Wörmann von der Staatsanwaltschaft Gera.
Im Rahmen des derzeit laufenden Insolvenzverfahrens wird auch ein dubioser
Immobilienkauf in Heilbronn geprüft. Brandt hatte die Doppelhaushälfte im Jahr
2004 bei einer Zwangsversteigerung erworben und rund 26 000 Euro bar
angezahlt. Der Restbetrag von rund 142 000 Euro wurde jedoch nie beglichen.
Deshalb setzte die Bank später einen Zwangsverwalter ein, der die Immobilie im
März 2008 wieder verkaufte.
In Heilbronn wurde am 25. April 2007 die aus Thüringen stammende Polizistin
Michèle Kiesewetter getötet mit einem gezielten Kopfschuss.
Tino Brandt wollte sich gestern zu dem Insolvenzverfahren im Detail nicht
äußern. Er bestätigte jedoch, einen Antrag auf Restschuldbefreiung gestellt zu
haben. Diese könnte sechs Jahre nach dem gerichtlichen Beschluss über die
Insolvenz-Eröffnung in Kraft treten. Brandt wäre damit auf einen Schlag alle
Schulden los.
Tino Brandt war von 1994 bis 2001 V-Mann des Thüringer Verfassungsschutzes
und sollte auch Informationen über das 1998 untergetauchte Jenaer Mördertrio
Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate Zschäpe liefern.
Knapp drei Dutzend Ermittlungsverfahren aus der Zeit seiner V-Mann-Tätigkeit
sind bekannt: Darunter Volksverhetzung, Landfriedensbruch, Sachbeschädigung,
Betrug, Bildung krimineller Vereinigungen jedoch wurden die meisten Verfahren
eingestellt. Achtmal wurde Brandt angeklagt achtmal wurde er freigesprochen.
Alle aktuellen Nachrichten zur Terrorzelle NSU </web/zgt/rechtsterrorismus>
Leitartikel: Nicht nur dumme Zufälle <http://www.thueringer-allgemeine.de
/startseite/detail/-/specific/Leitartikel-Nicht-nur-dumme-Zufaelle1154730989>
Peter Rathay / 12.09.12 / TA
Z83C9BN280286
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