„DIE LETZTEN TAGE JESU“ Versuch einer historischen
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„DIE LETZTEN TAGE JESU“ Versuch einer historischen
„DIE LETZTEN TAGE JESU“ Versuch einer historischen Rekonstruktion Febr./März im Jahre 30 Jericho: Nachricht vom Tod des Lazarus. Jesus wandert aus der Gegend um den See Genesareth (Betanien) oder der Batanea in vier Tagen durch den Jordangraben nach Jericho (Mk 10,3234.46-52:dritte Leidensankündigung; Heilung des Blinden). Von dort entlang dem Wadi Kelt hinauf nach Jerusalem. Bethanien Efraim Ein Ort kurz vor Jerusalem. Auferweckung des Lazarus ( Joh.11,1-44) Ein Ort in der Nähe von Jerusalem (et-Tajbeh) Rückzug Jesu nach Efraim (Joh. 11,54-57) Jerusalem: Todes-Beschluss des Hohen Rates (Joh. 11,45-53) Einzug Jesu in Jerusalem Mk 11,1-11. Jesus hält sich öfters in Jerusalem auf und lehrt im Tempel. Nachts verlässt er die Stadt. 01. April des Jahres 30 Schabbath 02. April des Jahres 30 Sonntag (1. Tag der Woche) Mahl in Bethanien: Jesus bei Simon dem Aussätzigen (Mt 26,6) Provokation: Hautkrankheit = Ausschluss vom Tempel) (Mk 14,1.3: zwei Tage vor dem „essenischen“ Passah (die Essener richteten sich nach dem priesterlichen Mondkalender) Salbung im Haus des Simon (Mt 26, 7ff) (Lk: Haus eines Pharisäers, Jesus und die Sünderin; Joh 12,1-8 Jesus sechs Tage vor dem „Tempel “Passah“ (nach dem Mondkalender):. 03. April des Jahres 30 Montag 04. April des Jahres 30 Dienstag Ritualbad (mikweh) Jesu mit seinen Jüngern vor dem Passah in Bethanien (Joh 13,10) >nahe dem Haus von Lazarus< Weg von Bethanien über den Ölberg nach Jerusalem 1. Letztes Mahl Jesu am Dienstagabend (Mk 14,12 Der erste Tag der Ungesäuerten Brote>koscher lepesach<) 2. Verhaftung Jesu am Ölberg nach Mitternacht Vom Ölberg wurde Jesus durch das Kidrontal am Siloachteich vorbei durch das Tyropoeontal zum Palast des Hohen Priesters (heute: St.Petrus in Galicantu) geführt. 05. April des Jahres 30 (Essenisches Passah) Mittwoch 3. In der Nacht Verhör Jesu vor Annas und Zeugen-Vernahmen 4. Verleugnung Jesu durch Petrus im Hof des hohepriesterlichen Palastes 5. Verspottung Jesu im hohepriesterlichen Palast durch die Knechte des Hohepriesters 6. Gerichtssitzung des Hohen Rates im amtlichen Ratsgebäude am Vormittag 7. Ausarbeitung der jüdischen Klage gegen Jesus 8. Einreichung der Klageschrift und Ansetzung der römischen Verhandlung auf den folgenden Morgen 9. Zweite Nacht Jesu im Gewahrsam des Hohepriesters 06. April des Jahres 30 Donnerstag: 10. Zweite Sitzung des Hohen Rates in der Morgenfrühe 11. Auslieferung Jesu an Pilatus 12. Eröffnung des römischen Verfahrens. Mündliche Anklagen der jüdischen Obrigkeit gegen Jesus 13. Zwischenspiel vor dem Vierfürsten Herodes Antipas 14. Wiederaufnahme der Verhandlungen vor Pilatus am Nachmittag 15. Ansetzung eines zweiten Verhandlungstages 16. Jesus in nächtlicher Haft im Statthalterpalast (Prätorium) 07. April des Jahres 30 Freitag 14. Nissan: Schlachtung der Lämmer im Tempel (Joh 19,36) 17. Abschluss des römischen Verfahrens im Zusammenhang mit dem Barabbas-Handel. Verurteilung Jesu zum Tod am Kreuz 18. Verspottung Jesu durch die römischen Soldaten Kreuzweg Jesu vom Prätorium durch das Gebiet des „oberen Marktes“ zum Gennath-Tor der Stadtmauer. Durch dieses Tor wurden die Schafherden zum Tempel getrieben. Von hier aus geht der Weg weiter zum Steinbruch Golgotha. 19. Kreuzigung Jesu im Verlauf des Vormittags 20. Tod Jesu um drei Uhr nachmittags 08. April des Jahres 30 (Samstag) Schabbat und Passah OSTERSONNTAG: 09. APRIL DES JAHRES 30 21. Am frühen Morgen, des ersten Wochentages AUFERSTEHUNG DES HERRN 22. Begegnung des Auferstandenen mit Maria von Magdala 23. Begegnung des Herrn mit seinen Jüngern Die Heilige Woche Seit unserer Kindheit hören wir die vertrauten Texte der Leidensgeschichte, feiern wir die Karwoche und jubeln an Ostern. Palmsonntag Der Palmsonntag eröffnet die Feier der Heiligen Woche, er steht am Eingang der Karwoche und ist der Auftakt für den gesamten österlichen Weg. Die Palmprozession wurde schon um das Jahr 400 in Jerusalem festlich begangen. Die Christen trafen sich am Nachmittag auf dem Ölberg, hielten dort Wortgottesdienst und zogen dann mit dem Bischof in feierlicher Prozession in die Stadt, wobei die Kinder Oliven- und Palmzweige trugen. Das „Hosanna“, ergänzt mit dem messianischen Titel „Sohn Davids“ heißt wörtlich „Hilf doch!“ das ist auch der Kernsatz von Psalm 118 „Ach Herr, hilf doch!“ und gehört ins Zentrum der jüdischen Pessach-Liturgie. Noch einmal wird aus dem Alten Testament zitiert, wenn die Menge Jesus entgegen ruft: "Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn." (Psalm 118,26) Mit diesem Ruf wurden einst die Festpilger im Tempeltor begrüßt. Dieses Hosanna - „Hilf doch!“ ist kein Bitt- sondern ein Jubel-Ruf. Vergleichbar mit dem „Kyrie eleison“ der ersten drei Jahrhunderte. Beim Einzug des römischen Kaisers in eine Stadt wurde ihm das „Kyrie eleison“ jubelnd entgegengerufen im Sinne: Herr, du bringst unserer Stadt Segen, Freude und Frieden. Der messianische Jubelruf Hosanna erklingt heute gegen die sich ausbreitende Hoffnungslosigkeit, darum schwenken wir Symbole des Lebens, des Sieges, des Friedens. Nach dem Evangelisten Matthäus zieht Jesu auf einer Eselin und ihrem Füllen ein. Hier greift der Evangelist auf den Segen Jakobs über seinen Sohn Juda zurück, aus dessen Stamm man den Messias erwartete: "Er bindet seinen Esel an den Weinstock, an die Rebe das Junge seiner Eselin." (Genesis 49,11) Matthäus will mit der Anspielung auf die Eselin und ihr Junges also sagen, dass hier der einst von Jakob vorausverkündete Herrscher der Völker kommt. Der Esel ist hier wie an anderen Stellen des Alten Testaments ein Tier, auf dem Vornehme reiten. Aus dem Propheten Sacharja (9,9) zitiert derselbe Evangelist: "Siehe, dein König kommt zu dir. Er ist gerecht und hilft; er ist demütig und reitet auf einem Esel, dem Jungen einer Eselin." Die Milde ist es, die das Bild dieses Königs bestimmt. Als gänzlich untypischer, als sanftmütiger und milder König wird Jesus wenig später vor seinen Richtern stehen. Liturgie: In der Liturgie verbindet sich das Gedächtnis des königlich-messianischen Einzugs Jesu in Jerusalem mit seinem schmerzvollen Leiden und Sterben am Kreuz. Der Gottesdienst hat somit zwei Schwerpunkte: (1) die Feier der Palmweihe, mit dem feierlichen Evangelium des Einzugs in Jerusalem und der Palmprozession mit der Huldigung an Jesus – (2) die dichte Wortverkündigung mit der Passionserzählung und der Eucharistiefeier. Gründonnerstag Gründonnerstag ist der Tag der Freuden-Tränen. Das verweist zunächst auf den Ursprung, dem dieser Tag seinen Namen verdankt (mittelalterlich: greinen = weinen). Gemeint sind die Freudentränen der Büßer, die nach längerem Ausschluss von der Eucharistiegemeinschaft wieder mit Gott und seiner Kirche versöhnt wurden. Für die Betroffenen war das ein bewegender Augenblick. Wir können uns gut vorstellen, wie sie vor Freude weinten. Liturgie: Die Messe vom letzten Abendmahl hat drei Akzente: (1) Der Wortgottesdienst mit der Fußwaschung erinnert an das Geschehen im Jerusalemer Abendmahl-Saal. Darum werden auch wir in dieser Feier am Gründonnerstag symbolisch 12 Männern, Frauen und Kindern die Füße waschen, damit uns dieses Zeichen der Liebe und Hingabe Jesu uns selbst zum Zeichen werde. (2) In der Eucharistie-Feier steht das „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ im Mittelpunkt. Im Vorgriff auf seine Lebens-Hingabe sagt Jesus: „Das ist mein Leib für euch.“ Und: „Dieser Kelch ist der Neue Bund in meinem Blut. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Wir feiern unsere Gemeinschaft mit Jesus bis auf den heutigen Tag. (3) Der abschließende Teil der Gründonnerstags-Feier ist eine Hinführung zur Ölberg-Nacht sowie zur Verhaftung und Passion Jesu. Der Abschluss der Liturgie wirkt durch Stille und Einfachheit und endet in einer Anbetungsstunde mit der symbolischen „Nacht des Wachens“. Karfreitag Das ganze Jahr über blicken wir in aller Selbstverständlichkeit auf das Kreuz und auf den Gekreuzigten. Das Kreuz ist Symbol für unseren christlichen Glauben und unsere Hoffnung. Wir hängen es in unsere Wohnungen, tragen es als Kettchen und beten in unseren Kirchen vor dem Zeichen des Kreuzes. An Karfreitag schaue ich mir das Kreuz jedoch mit anderen Augen an: Ich sehe darin das, was es am Anfang des christlichen Glaubens war: ein Werkzeug der Folter und der Todesmarter, Symbol der Sinnlosigkeit und der Unmenschlichkeit. Das Kreuz konfrontiert uns mit Leid und Tod, mit dem, wozu Menschen in der Lage sind, mit den Abgründen der menschlichen Seele. Ein Mensch, der in Kreuzesform dasteht - aufrecht, mit ausgestreckten Armen - ist angreifbar, öffnet sich, setzt sich aus und macht sich verletzlich. Bereits die frühen Kirchenväter sahen in dieser Körperhaltung die Vereinigung aller menschlichen Gegensätze: Geist und Materie, Engel und Tier, Gott und Mensch. Das Kreuz als Bild für den Menschen: aufrecht stehend zwischen Himmel und Erde, ausgespannt zwischen Ja und Nein, Liebe und Hass, Einsamkeit und Gemeinschaft, Krankheit und Wohlergehen, Gefangenheit und Freiheit, Wollen und doch nicht Können, Reinheit und Sündhaftigkeit. Im Kreuz erkennen wir uns selbst, stellen wir uns unserer Zerrissenheit, unseren Gegensätzen, dem, was wir sonst ausblenden, nicht wahrhaben wollen. Indem der Mensch ja sagt zu seinen Gegensätzen, zerreißen sie ihn nicht mehr. In der Achse des Kreuzes kommen wir zur Mitte, zur Ruhe und lernen, uns von Gott annehmen zu lassen. Liturgie: Wir verzichten am Karfreitag als Gemeinde bewusst auf den Empfang der Hl. Kommunion. Am Gründonnerstag haben wir feierlich das Gedächtnis des letzten Abendmahles begangen. An Ostern werden wir mit Freude wieder unseren Herrn empfangen. Dieser bewusste Verzicht auf die Kommunion stellt uns in die Dunkelheit des Karfreitags, ist ein Zeichen der Solidarität und der Bitte um tiefe Liebe, aber auch ein Zeichen der Sehnsucht nach der Vereinigung mit Gott. Im Mittelpunkt der Liturgie stehen die Konfrontation mit dem Leiden, die „Aussetzung“ des Gekreuzigten und die Verehrung des Gekreuzigten. Wir bitten daher alle Gläubigen, die an dieser Feier teilnehmen, wenn möglich mit einer Blume, einem Blumenstrauß oder einem Gebinde in die Kirche zu kommen und bei der persönlichen Kreuzverehrung das Kreuz damit zu schmücken. Osternacht Die Osternacht ist eine der schönsten Feiern im ganzen Kirchenjahr. Die Osternacht ist in ihrem Ursprung eine Vigil-Feier, eine Nachtwache, die in der Dunkelheit beginnt und einmündet in das erste Licht des Ostermorgens. Noch sind wir von Dunkelheit und Nacht umgeben. Ein kleines Licht wird uns gleich die Nacht erhellen. Die Symbolik spricht für sich: Die Dunkelheit des Todes wird in dieser Nacht durch das Licht der Osterkerze vernichtet. Christus hat uns aus der Nacht des Todes in das Licht des göttlichen Lebens geführt. „Lumen Christi: „Ich bin das Licht der Welt“, sagt Jesus.“ Er will die Welt erhellen, erleuchten, erwärmen. Er ist unsere Orientierung Ostern: „Christus ist auferstanden, er ist wahrhaftig auferstanden!“ Das erste Fest, das Christen feierten, war der Sonntag als der Tag, an dem Jesus von den Toten auferstand. Es war der 8. Tag oder der Erste Tag der Woche, der Tag nach dem Sabbat. Damit wurde der „Sonntag“ zum Tag des „Herrenmahles“, zum Tag des „Brotbrechens“ wie ihn die frühen Christen nannten. „Dies Solis“ (lateinisch), der „Tag der Sonne“: Historisch belegt, erließ am 3. März des Jahres 321 nach Christus Kaiser Konstantin der Große für das Römische Reich ein wegweisendes Edikt: „Alle Richter, Stadtleute und Gewerbetreibende sollen am verehrungswürdigen Tag der Sonne ruhen“. Damit wurde der Sonntag, wie der Name schon ausdrückt, dem „sol invictus“, der „unbesiegbaren Sonne geweiht. Die erste staatliche Sonntagsgarantie war ausgesprochen. Seither ist er in den christlich geprägten Ländern der wöchentlich wiederkehrende Feiertag. Einige hundert Jahre später war der Sonntag fest etabliert. Jeder Sonntag bedeutet für uns das „wöchentliche Osterfest“, wie es Augustinus beschrieb. Die universale Kommunikation des auferstandenen Herrn ereignet sich hier immer wieder, denn er will für alle das Leben in Fülle. Die Christen haben schon im ersten Jahrhundert den Sonntag in diesem österlichen Sinn gefeiert. Wahrscheinlich haben sie sich während des jährlichen jüdischen PesachFestes der Ereignisse in Jerusalem ereignet. Sicher bezeugt ist die jährliche Osterfeier seit dem 2. Jh. Die Ereignisse seines Übergangs vom Tod zum Leben wurden zunächst in einem die ganze Nacht dauernden Gottesdienst begangen. Erst im 4. Jh. hat sich das Gedenken der Ereignisse in die Einheit mehrerer Tage ausgefaltet mit der Osternacht als Höhe- und Wendepunkt.