JAK2(V617F)-Punktmutation
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JAK2(V617F)-Punktmutation
Laborinformation / MOD 12 05/2008 JAK2(V617F)-Punktmutation Sensitiver Marker für die Polycythaemia vera und diagnostisches Kriterium myeloproliferativer Erkrankungen Die JAK2(V617F)-Mutation wird bei ca. 95% der Patienten mit Polycythaemia vera (PV) sowie bei 50% bis 60% der Patienten mit essentieller Thrombozythämie (ET) und chronisch idiopathischer Myelofibrose (cIMF) gefunden. Sie ist spezifisch für eine klonale Erkrankung und schließt eine erworbene Erythrozytose und reaktive Thrombozytose aus. Aufgrund ihrer Häufigkeit wurde sie als Hauptkriterium in die 2008 revidierte Fassung der WHO zur Diagnose BCR/ABL-negativer myeloproliferativer Neoplasmen aufgenommen. Die JAK2-Mutation ist eine erworbene Punktmutation. Sie betrifft die Januskinase 2, eine zytoplasmatische Tyrosinkinase. Diese ist entscheidend für die Wirksamkeit verschiedener Wachstumsfaktoren und Zytokine. Die V617F-Mutation im Exon 14 des JAK2-Gens (auf 9p24) führt zu einem Austausch der Aminosäuren Valin gegen Phenylalanin, woraus eine Erhöhung der Kinaseaktivität resultiert. Eine gesteigerte Teilungsrate der betroffenen Zellen ist letztlich die Folge. Abklärung einer Erythrozytose: Der Nachweis der JAK2-Mutation erlaubt die Abgrenzung der PV von den sekundären und den seltenen angeborenen familiären Erythrozytosen. Erworbene Erythrozytosen finden sich bei Rauchern, arterieller Hypoxie infolge chronischer Herz- und Lungenerkrankungen, renalen Veränderungen (Zystennieren, Nierenarterienstenose) oder bei EPO-produzierenden Tumoren. Nach den WHO-Kriterien 2008 wird für die Diagnose der PV insbesonders das Vorliegen beider Hauptkriterien und eines Nebenkriteriums gefordert. Hauptkriterien sind eine relevante Hämoglobin-Erhöhung (Hb>18,5 g/dl bei Männern, >16,5 g/dl bei Frauen bzw. eines Hb-Anstiegs >2 g/dl aus dem Normbereich heraus) und eine Mutation im JAK2-Gen, eines der Nebenkriterien ist der Nachweis eines niedrigen Erythropoietin (EPO)-Levels. Anhand der beiden Parameter, JAK2(V617F)-Mutation und EPO, ist die Abgrenzung einer PV allein durch die Untersuchung des peripheren Bluts von einer erworbenen Erythrozytose möglich (bitte EDTA-Blut und ein Serumröhrchen einsenden). Bei Patienten mit niedrigen EPO-Leveln ohne V617F Mutation und Verdacht auf PV sollte zusätzlich eine Mutationsanalyse des Exons 12 erfolgen, da bei nahezu allen Patienten mit PV ohne JAK2(V617F)-Mutation des Exons 14 eine entsprechende Veränderung im Exon 12 gefunden wurde. Abklärung einer myeloproliferativen Erkrankung (MPN): Bei Erythrozytose, gleichzeitiger Leukozytose und/oder Thrombozytose sowie bestimmten Auffälligkeiten im Differenzialblutbild sollte ein MPN abgeklärt werden. Auch bei der Myelofibrose (cIMF) findet sich häufig eine Thrombozytose assoziiert mit Anämie und leuko-erythroblastischem Blutbild. Zur Differenzialdiagnose empfehlenswert ist die Untersuchung auf BCR/ABL-Translokation (Philadelphia-Chromosom) sowie die JAK2-Mutationsanalyse im EDTA-Blut. Die JAK2(V617F)-Mutation ermöglicht die Abgrenzung eines reaktiven Geschehens, sie ist jedoch nicht spezifisch für die myeloproliferativen Erkrankung, PV, ET, cIMF. Selten kommt sie auch bei der akuten myeloischen Leukämie und myelodysplastischen Syndromen vor. Anforderung: JAK2-Polymorphismus (Versandparameter) Methode: realtime PCR Material: EDTA-Blut, Knochenmark (BITTE mit PCR-AUFKLEBER kennzeichnen) Abrechnung: GOÄ 1,15 (Privat): 224,57 €*(3920, 3697, A3764 x2, 3922 x2, 4003, 80) GOÄ 1,0 (IGEL): 195,43 € (3920, 3697, A3764 x2, 3922 x2, 4003, 80) EBM: 44,90 € (32527, 11321 x2, 32510) Ansprechpartner: Dr. med. Wilma Höchtlen-Vollmar Prof. Dr. rer. biol. hum. Fritz Schwarzmann Tel.:089-54308-0 Tel.:089-54308-0 *zzgl. einmalige Auslagen nach §10 GOÄ Literatur: Baxter EJ et al. Acquired mutation of the kinase JAK2 in myeloproliferative disorders. Lancet 2005; 365:1054-61. Haferlach T et al. The diagnosis of BCR/ABL-neg chronic myeloproliferative diseases. Ann Hematol 2008; 87:1-10 Siegel, FR, Petrides PE. Angeborene und erworbene Polyzythämien. Dtsch Ärztebl 2008;105; 4:62-68 Trefferi, A, Vardiman, JW. Classification and diagnosis of myeloproliferative neoplasms: The 2008 WHO criteria and point-of care diagnostic al gorthms. 2008; 22:14-22 © MVZ Labor Dr. Tiller & Kollegen Dr. med. Wilma Höchtlen-Vollmar 1