ANHANG: Hörspiel Die Hochzeit Herzog Heinrich Julius` zu

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ANHANG: Hörspiel Die Hochzeit Herzog Heinrich Julius` zu
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ANHANG: Hörspiel
Die Hochzeit Herzog Heinrich Julius‘ zu Braunschweig und Lüneburg
mit Elisabeth von Dänemark
Die einzelnen Personen:
SCHWARZ: Reporterin von Herzögchen 89.5, der Radiosender für die Stories aus
dem Adelshaus; gesprochen von Jelena Bauer
GRÜN: Bräutigam Herzog Heinrich Julius; gesprochen von Mario Högemann
ORANGE: Königin Sophie von Dänemark aus dem Hause Mecklenburg, Mutter
von Elisabeth, der Braut; gesprochen von Mario Högemann
ROT: Pastor, gesprochen von Mario Högemann
GELB: Braut Elisabeth von Dänemark; gesprochen von Jelena Bauer
LILA: Moritz Landgraf von Hessen und Kassel, Freund von Herzog Heinrich
Julius; gesprochen von Mario Högemann
PINK: Englische Komödiant Sackville; gesprochen von Jelena Bauer
4.1 Empfang/ Begrüßung der Gäste
JUBILIERT FRÖHLICH
Einen wunderschönen guten Tag liebe Hörerinnen und Hörer von Herzögchen89.5, dem Sender, wo ihnen nichts, aber auch gar nichts aus der Adelswelt
entgeht! Mein Name ist Jelena Bauer und ich werde heute IHR persönlicher
Berichterstatter sein. Die besten Plätze haben wir für SIE reserviert, damit sie
nichts, aber auch gar nichts von dieser märchenhaften Traumhochzeit verpassen.
Ja, es ist wahr, nachdem lange und viel gemunkelt wurde, wurde es offiziell von
beiden Fürstenhöfen bestätigt: Herzog Heinrich Julius wagt es ein zweites Mal in
den Hafen der Ehe einzuschippern. Nachdem seine erste Frau, Dorothea, Tochter
des Kurfürsten August I. von Sachsen, leider tragisch nach der Geburt von der
ersten Tochter Dorothea Hedwig 1587 starb, verliebte sich der gerade vor einem
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Jahr ernannte Herzog neu- jetzt 3 Jahre später in Elisabeth von Dänemark. Ein
Traum von einer Hochzeit! Dänemark und Deutschland vereint durch die Ehe
zwei solcher Persönlichkeiten.
Nun, die Festangelegenheiten sind über Wochen und Monate geplant und jetzt ist
es endlich so weit. Es ist der 19. April 1590 und wir befinden uns auf Schloss
Kronborg bei Helsingor in Dänemark. Zahlreicher Adel, Fürsten und Fürstinnen,
Herzöge und Herzoginnen haben sich versammelt. Wir sind gespannt.
Wir werden Ihnen liebe Hörerinnen und Hörer EXKLUSIV und live von den drei
Haupt-Festivitäten des heutigen Tages berichten. Gleich werden wir von dem
Empfang und der Begrüßung der Gäste berichten, danach von der
Trauungszeremonie und schließlich von dem Abendprogramm.
Aber als erstes stellt sich manchen von Ihnen die Frage, WER, ja wer sind
eigentlich dieses zwei allumjubelten Personen? Nun ja, wir haben natürlich extra
für Sie die wichtigsten Facts zusammen gestellt:
Herzog Heinrich Julius, geboren 15. Oktober, 1564 auf Schloss Hessen zwischen
Wolfenbüttel und Halberstadt, ältester Sohn von Herzog Julius und seiner
Gemahlin Hedwig, geborene Markgräfin von Brandenburg. Besuchte die Hohe
Landesschule und bekam eine exklusive Ausbildung. Mit 2 Jahren zum Bischof
mit lutherischem Glauben auserwählt, mit 14 in das Amte eingeweiht und in
demselben Alter zum Direktor seiner Universität in Halberstadt gewählt. Des
Weiteren erhielt er mit 12 seine eigene Hofhaltung auf Schloss Gröningen mit
seinen Brüdern Philip und Joachim. Ein Herzog, der schon früh lernte zu
herrschen und ein Mann, der die Frauen versteht!
Seine Braut, Elisabeth, Tochter König Friedrichs II. von Dänemark, Schwester
König Christians IV. und von Königin Anna, Gemahlin Jakobs I, von England
und Schottland. Hochmut und Strenge kennzeichnen diese baldige Herzogin.
Aber, sie ist ein Traum von einer Frau!
Nun werfen wir noch einmal einen Blick auf die Gäste, die gerade zahlreich
erscheinen. Oh ja, ich sehe Fürsten und Fürstinnen von vielen europäischen
Fürstenhöfen. Die Frauen in traumhaften Kostümen, Kleidern und mit Hüten
bekleidet und die Männer in ihren Uniformen- eine wahrhaftige Traumhochzeit!
Aber nun lauschen wir erst einmal der Begrüßungsrede Herzog Heinrich Julius zu
Braunschweig und Lüneburg.
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JUBILIERT FRÖHLICH
Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren,
ich freue mich heute hier mit Ihnen den wohl größten Freudentag in meinem
Leben zu feiern. Vielen Dank, dass Sie sich zu unserem, Elizabeths und meinem
Hochzeitstage hier eingefunden haben. In dem Namen meiner Braut und auch in
dem meinigen wünschen wir uns, dass sie den heutigen Tag genauso genießen
und feiern können, wie wir es tun werden.
Besonders begrüße ich die Mutter der Braut, Königin Sophie aus dem Hause
Mecklenburg. Ich wünsche uns allen einen Freudentag, dem hoffentlich nichts
nachstehe.
(APPLAUS)
Wunderbar, wunderbar. Eine herzergreifende Rede. Braut und Bräutigam
begrüßen weiter die Gäste, mit denen wir uns langsam in die Kirche hinein
bewegen. Ich bin gespannt! Natürlich haben wir wieder einen spitzen Platz
reserviert, um alles genauestens mitzubekommen!
Jetzt haben wir, natürlich exklusiv für Sie, die Mutter der Braut, Königin Sophie
aus dem Hause Mecklenburg zu einem Interview gewinnen können:
Sehr geehrte Königin von Dänemark, wie fühlt man sich an solch einem Tag, wo
die eigene Tochter heiratet?
Ach, doch, es fühlt sich gut an (lacht), es ist ein erleichterndes Gefühl, meine
Tochter an solch einen ordentlichen Herzog mit vollem Herzen geben zu können.
Erst hatte ich Bedenken wegen dieser Liebe, aber jetzt stehe ich ganz hinter
Elisabeth!
Danke Königin Elisabeth für das Gespräch!
So, und jetzt kommt der spannende Augenblick, wir bewegen uns in die Kirche
und werden der Trauungszeremonie beisitzen. Ich melde mich zurück, wenn ich
an meinem Platze angelangt bin.
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4.2 Trauung und Gottesdienst in der Kirche
JUBILIERT FRÖHLICH
Guten Tag meine Damen und Herren, ich melde mich zurück von dem wohl
spannendsten Ereignis des heutigen Tages, dem Gottesdienst. Wird Herzog
Heinrich Julius ja sagen, oder wird Elisabeth sich doch noch gegen ihn
entscheiden? Gleich werden wir es wissen.
Aber lauschen wir zunächst der Begrüßung des Pastors:
Halleluja! Meine Damen und Herren, ich begrüße sie recht herzlich zu einem
solchen Freudentag! Wir werden heute die Hochzeitsfeier Herzog Heinrich Julius
mit seiner Gemahlin Elisabeth zu Dänemark feiern! Was für ein Fest, gelobet sei
Gott! Der Herr sei mit euch!
DER HERR SEI MIT EUCH!
Die Gesellschaft ist begrüßt und die Spannung steigt! Gleich wird die Trauung
vollzogen werden. Die Kirche ist wirklich wundervoll geschmückt, weiße Rosen
und rosa Orchideen- die Lieblingsblumen der Prinzessin, überall in der Kirche.
Der Gang zum Altar mit Rosenblättern ausgelegt- eine Traumhochzeit parexcellence! Die Gäste werden immer ungeduldiger und die Blumenmädchen und
der Pastor stehen bereit. Ein aufgeregter Herzog wartet mit Freude am Altar. Jeder
fragt sich, wie wird ihr Kleid wohl aussehen? und ja, ja die Tür geht auf und
aaaaahh, die Menge erhebt sich, eine wunderhübsche Elizabeth betritt den Raum.
EINZUG IN DIE KIRCHE, TITEL 9
Dort steht nun das Paar, ach sie sind einfach ein Traumpaar. Ihr Kleid, lang,
elegant, nicht zu ausgeschnitten, genau angemessen für solch eine zukünftige
Herzogin! Mit Perlen bestickt, der Schleier bedeckt das zarte Gesicht. Wir sehen,
endlich, der Pastor beginnt die Trauung:
Gelobet sei Gott! Sehr geehrte Prinzessin Elisabeth von Dänemark, sehr geehrter
Herzog Heinrich Julius. Wir haben uns heute hier versammelt, um Ihre ewige
Liebe zu besiegeln.
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Nun frage ich Sie, Herzog Heinrich Julius zu Braunschweig und Lüneburg,
wollen sie Elisabeth ehren, lieben und schätzen, bis dass der Tod Sie scheidet? Ja,
ich will
Nun frage ich Sie, Elisabeth von Dänemark, wollen Sie Herzog Heinrich Julius zu
ihrem Manne nehmen, ihn ehren, lieben und schätzen, sowohl in guten als auch in
schlechten Zeiten? Ja, ich will
Sie sind jetzt Mann und Frau!
GLORIA
Ach, was für eine rührende Trauung. Und beide haben ja gesagt, was für ein
Glück! Ach, ich kann es gar nicht glauben, es ist so schön! Herrlich, ein neues
Traumpaar ist geboren! Aber will ich Ihnen den Rest des Gottesdienstes natürlich
nicht vorenthalten.
GLORIA
Traumhaft, die Gesellschaft ist ganz ergriffen und Heinrich Julius und Elisabeth
liegen sich in den Armen. Laut Programm folgt nun eine interessante Ausführung
des Vater Unsers…
VATER UNSER
Wirklich interessant diese Fassung, so noch nie vorher gesungen. Ja, es wurden
sich wirklich Gedanken für diesen außerordentlich wichtigen und
bedeutungsvollen Gottesdienst gemacht. Aber nun, die verabschiedenden Worte
des Pfarrers:
Nun, liebe Gemeinde, liebes Brautpaar, ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles
Gute und Gottes Segen. Möge es Ihnen mit Gottes Hilfe gelingen, ein glückliches
und zufriedenes Leben zu führen und mögen Sie immer seine Hilfe anrufen, wenn
Sie diese benötigen. So gehen Sie dahin.
Gott segne sie.
SEGEN
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Ach, wirklich eine wunderschöne Trauung und dieser Gottesdienst, herrlich.
SCHLUSS DES GOTTESDIENSTES (AUSZUG)
Nun folgt der Auszug aus der Kirche, dass Brautpaar vorne an. Oh ja, sie erheben
sich und gehen glücklich dem Ausgang entgegen. Herrlich! Der Chor singt.
Prachtvoll! Sie schreiten entlang, die Gesellschaft erhebt sich, die
Blumenmädchen werfen Blumen. Da schreiten sie dahin, hinein in ein glückliches
Leben.
Ich melde mich zurück! Nun bin ich live und exklusiv vor der Kirche! Das Paar
kommt mit der jubelnden Menge aus der Tür heraus. Ich werde nun ein paar
Gästestimmen zu diesem Gottesdienst einfangen.
Schönen Guten Tag, Herr Moritz Landgraf von Hessen und Kassel, wie fanden sie
die Trauung?
Ach, ich sage Ihnen, ein Traum, ein wirklicher Traum. Genauso werde ich auch
meine Trauung gestalten. Der Chor und das Orchester, der Organist und der
Priester- ein perfektes Zusammenspiel aller Komponenten.
Vielen Dank, Herr Moritz Landgraf von Hessen und Kassel, viel Spaß bei der
weiteren Hochzeit.
Sie sehen, liebe Zuhörer, die Trauung war umwerfend, die Menschen sind
begeistert, die Menge tobt, ein buntes Treiben mit Verwandtschaft und Adel aus
ganz Europa! Ich werde mich nun zurück ziehen und heute Abend wieder zum
Empfang melden. Jetzt werde auch ich versuchen, dem glücklichen Paare noch
einmal zu gratulieren.
JUBILIERET FRÖHLICH
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4.3 Der Abendempfang mit Festtafel
BALLETTEINLAGEN
Einen wunderschönen guten Abend! Ich melde mich zurück, live und exklusiv nur
für Sie von der Hochzeit des Jahres, nein, des Jahrzehnts, nein, des Jahrhunderts!
Herzog Heinrich Julius ehelichte heute Morgen Elisabeth von Dänemark. Es war
eine so romaaantische Trauungszeremonie! Herrlich! Gut, nachdem wir eine
kurze Pause für Sie eingelegt haben, da das Brautpaar sich erst zum Abend
fertigmachen musste, befinden wir uns nun bei dem Abendempfang.
Hier sind wir nun, an der reich gedeckten Tafel, es gibt Speisen über Speisen.
Natürlich sitzen wir nicht an der Tafel, da wir ja nicht zu den geladenen Gästen
gehören, aber auch hier haben wir wieder für Sie und nur für Sie, liebe Hörer und
Hörerinnen, exklusiv einen spitzen Platz an der Seite reserviert, um Ihnen hautnah
von den Ereignissen zu berichten.
Am Kopf der Tafel, natürlich das Brautpaar, Heinrich Julius und Elisabeth!
Heinrich Julius strahlt vor Glück, bei Elisabeth hält sich die Freude in Grenzen!
Es wird gemunkelt, dass sie diese Ehe als etwas unter ihrer Würde empfindet.
Nun gut, links daneben Elisabeths Mutter, die Königswitwe Sophie aus dem
Hause Mecklenburg. Des weiteren, Moritz Landgraf von Hessen, enger Freund
von Heinrich Julius und viele weitere Fürsten und Fürstinnen. Laut
Abendprogramm soll nun eine Rede ja eine Parodie auf Herzog Heinrich Julius
von genau diesem Landgraf folgen. Gut, wir sind gespannt und melden uns
danach wieder zurück!
(Messer anschlagen)
TAFELMUSIK 2
Moritz Landgraf von Hessen-Kassel
Oh gelobter Herr, Herzog Heinrich Julius zu Braunschweig und Lüneburg,
Bischoff von Halberstadt und ihre gnädigste Gemahlin Frau Elisabeth von
Dänemark.
Wenn ich erlauben dürfte, würde ich mich nun gern einmal selber vorstellen.
Mein Name ist „Moritz Landgraf von Hessen-Kassel“. Neben dem Herzog bin ich
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mit einer der gebildetsten Fürsten des deutschen Lands. Aber nun, genug des
Selbstlobs (lacht). Sie müssen wissen, der Herzog und ich haben eine
Leidenschaft, die uns beide im tiefsten Herzen verbindet. Wir beide, lieben
außerordentlich, ja sogar fast würde ich sagen, leben für die schöne Kunst der
Schauspielerei. Aber nun gut, denn:
Was für ein Mann, was für eine Frau, was für ein wundervolles Paar.! ! ! (mit
Ausdruck)
Erst einmal ein Tost auf unser Brautpaar
Nun, Ich freue mich wirklich sehr, hier und heute die Ehre zu haben, unseren
Herzog Heinrich Julius und seiner geliebten Frau diese wunderbare Ehre erweisen
zu dürfen und nun ein wenig über das Leben des Herzogs zu berichten, oder sollte
ich eher sagen, erzählen? Ich hoffe, meine verehrte Majestät, Sie nehmen es mir
nicht allzu übel, wenn ich die ein oder andere gehörte Anekdote über Sie mit
einbringe.
Nun aber zu der außergewöhnlichen Lebensgeschichte unser aller Freundes.
Am 16. Oktober 1564 wurde unser Herzog Heinrich Julius von Braunschweig und
Lüneburg auf dem schönen Schlosse Hessen zwischen Wolfenbüttel und
Halberstadt geboren. Seine Mutter, Prinzessin Hedwig ist brandenburgischer
Natur und natürlich der Sohne von dem leider schon verstorbenen Herzog Julius
zu Braunschweig und Lüneburg. Nun ja, schon als kleiner Säugling wurde HHJ
von seinem Großvater Herzog Heinrich zum kommenden Herrscher im
Wolfenbütteler Lande geschlagen. Zum Bischof auserwählt, zum Direktor der
eigenen Universität in Halberstadt gewählt- Sie sind ein Mann des Herrschens!
Doch 1578, das Jahr des Schicksals, Ihr wundervoller Vater, und dies sage ich
wirklich aus voller Überzeugung, ja Ihr wundervoller Vater richtete ihnen eine
eigene Hofhaltung in Gröningen ein. Nun, wertester Herzog, man hat gehört, ihr
Vater erließ eine Ordnung für ihre Erziehung? Interessant! Zu viel studiert haben
Sie ihm, sollten aber mehr regieren? Außerdem, man hörte es ja nur aus
verschiedenen Hofquellen, dass sie eine aufwändige Hofhaltung gehabt haben?
Wertester Herzog Heinrich Julius, nur die Kunst verehren Sie und wirklich, mit
allem Respekte ihrem Vater gegenüber, die Kunst und die Schönheit dieser sollte
keiner unterbinden. Drum lasst uns auf ihre Liebe zur Kunst noch einmal
anstoßen: zuprosten. Denn, lieber Herzog, so sind wir gewiss, bestimmt waren sie
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froh, ihr sonst so strenges Elternhaus gegen eine gewisse eigene Unabhängigkeit
tauschen zu können (lacht).
Unser Herzog, ein Mann der Gerechtigkeit. Wie mir zu Ohren gekommen ist,
verehrter Herzog, erwuchs Ihre Vorliebe für das gelehrte römische Recht aus
Ihren Lateinstudien? Ihre juristischen Kenntnisse sind wirklich überwältigend!
Eigene Prozesse führen Sie mit Leidenschaft! Hoffentlich wird mit dieser Ehe
kein kurzer Prozess gemacht (lacht)!
Und doch muss ich sagen, ich bin überrascht von ihrer Vitalität, mein ehrenwerter
Herzog. Ich hörte, jagen und wandern gehöre zu Ihren Freuden im Leben? Doch,
Sie mit einem Gewehr in der Hand, ob ihm Kriege oder Felde, ja, Herzog
Heinrich Julius, sie sind ein Mann.
Auch persönlich sind sie ein Prachtkerl. Wirklich, dieses aufbrausende
Temperament haben Sie bestimmt von ihrer brandenburgischen Mutter.
Nun, endlich komme ich zu unserer beiden Liebschaft- der Schauspielerei.
Wie mir berichtet wurde, haben Sie vor diesem Abend hier eine interessante
Begegnung „mit“ der Frau Gemahlin gespielt. Mit Verlaub, ich konnte mir ein
Schmunzeln nicht verkneifen, als ich diese höchst amüsante Geschichte hörte.
Nun, unser Herzog, ein Mann des Schauspiels. Er eilte seiner Reisegesellschaft
voraus, borgte sich von dem Hofjuweliere Kleidung und Tabulett. So weit so gut.
Aber nein, aber Sie setzen dem ganzen noch im wahrsten Sinne des Wortes die
Krone auf (lacht). Als aber sie sich Frau Herzogin Elisabeth nach dem Preise
erkundigten, wollte der vermeintliche Händler ihr Eheversprechen. Ach, wirklich
köstliche diese Geschichte. Daraufhin wurde der Herzog ins Gefängnis geworfen,
aber zum Glück haben wir sie heute wieder wohlbehütet hier bei uns wieder. Wir
sind gespannt wie Ihnen, wertester Herzog wohl das Abendprogramm gefallen
wird. Ich sage nicht viel, nur, ich bin mir sicher, Herzog und Gemahlin, diese
Vorstellung wird Ihnen gefallen!
Herzog Heinrich Julius und Gemahlin Elisabeth! Ich wünsche Ihnen das Beste,
das allerbeste, was Ihnen diese Ehe bringen möge. Vielleicht auch ein reicher
Kindersegen? (lacht)
Ich wünsche dem Brautpaare, dass dies der schönste Tag in Ihrem Leben sein
möge! Ein Prost auf Sie!
(APPLAUS)
MUSIK AUS
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Was für eine Prachtrede! Wunderbar! Und diese Anekdote hat mir doch ein
Schmunzeln auf meinem Gesichte gezaubert. Der Abend nimmt weiter seinen
Lauf und der 1. Gang wird aufgetischt, eine Suppe mit Huhn und Gemüse. Ach,
dieser Duft, ich wünschte, ich wäre eine Fürstin und würde dort mit am Tische
sitzen, aber gut. Und ich muss sagen, auch bei der Kleiderwahl waren die Damen
wieder äußerst kreativ. Die Hofschneider haben wirklich wieder ihr Bestes, ja
Allerbestes gegeben.
Nun werden wir einem Auftritt des Hofsängers Sting hören, bekannt sogar über
die Grenzen des Fürstentums. Aufgrund seiner interessanten Interpretationen der
bekannten Kirchenlieder hat er sich in das Herz der einen oder anderen Fürstin
gesungen! Viel Spaß beim Zuhören.
STING, TAFELMUSIK 4
(APPLAUS)
Ach, wunderbar! Liebe Hörer, hat dies Sie nicht auch erfreut? Ach, und ja, ich
sehe die Fürstinnen waren alle wirklich sehr angetan von diesem doch recht
gutaussehenden, jungen Hofmusiker.
Aber lassen Sie uns sehen, was jetzt ansteht, oh der Hauptgang wird gebracht! Ein
Feuerwerk der Gaumenfreuden! Hier haben sich die Hofköche wieder einmal
selber übertroffen! Huhn, Ente, Rebhuhn, Reh, Austern, Fisch, Gemüse, panierte
Kartoffeln und noch vieles mehr! So stelle ich mir das Schlaraffenland vor! Ein
Traum! Dazu, wie uns Insider verraten haben, gibt es natürlich nur den besten
Wein, ein importierter Rotwein aus Italien! Ein Traum.
BALLETEINLAGEN
Nun gut, die Gäste sind beim Essen und während dessen treten die Balletttänzer
der Hoftanzschule auf! Was für eine nette Vorstellung! Besonders die kleinen
Prinzessinnen in Ihren rosafarbenden Ballettkleidchen. Ach, wirklich niedlich!
Gleich danach folgt der Nachtisch, eine Komposition aus Frucht und Eis, eine
Eistorte in Form des Schlosses, ach, wie originell.
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BALLETEINLAGEN leiser-aus!
Nun, der Nachtisch ist gegessen und der Höhepunkt des Abends folgt! Groß
angekündigt und extra aus England angereist, sind hier, nun exklusiv für den
Herzog und die Herzogin: die Englischen Komödianten, eine wandernde
Schauspieltruppe! Wir sind gespannt! Sie werden „Susanna“, ein Stück über die
Moral und Tugenden des Lebens spielen! Herzog Heinrich Julius hat dies extra
vorher als Geschenk für seine Liebste geschrieben. Es wurde schon viel über diese
Truppe berichtet! Viel Spaß beim Hören, liebe Hörerinnen und Hörer!
ENGLISCHER TANZ
SUSANNA
Susann, das fromm und keusche Weib,
mit ihrer schön und zarten Leib
die Richter bend entzundet hat,
doch on ihr Wissen, Willen und that.
Im Garten sie ihr stellen nach,
ihr Luft vom Büsen ist ihr garch,
da sie ihr ment von sich lest gehen:
ihrs willens sie ihn nicht will gestehen.
Das bringt ihr große Angst und Not,
mit Grimm sie drohen ihr den Tod;
ein zetergschren sie machen schwind,
das sehr erschrickt das hausgesindt;
für gricht mit gwalt sies lassn holn,
bend er und lebn nhr nehmen wolln.
Ihr Herrn Joachim und ihr Sind,
ihr Vater, Mutter, Schwester, gsindt
mit ihr weinen kummen dar.
Die Richter zeugen offenbar,
wie sie ein Ehebruch hab verbracht.
Die Herrn verdammens on Bedacht,
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den Sträfern wird beuchel gethan,
dass sie verstrennt werd auff dem Plan;
da kümmt ihr gott zu hülfe schnel,
er löst sie durch den daniel.
die richter werden an ihrer stadt
gestraft um ihre missetat.
die witwen auch gerochen werden,
der eyn geschach gewalt von reichen herrn,
der andern war der schutz versagt,
dass sie gott yhre herrn geklagt;
die Richter müssens glag bezahlen.
Joachim mit den feinen allen
sich freut und jubilieret gott,
dass er Susann erredt vorm tod.
(APPLAUS, MUSIK AUS)
Ja, das war das Highlight des heutigen Abends! Wirklich eine umwerfende
Leistung! So ausdrucksstark und mit vollem Enthusiasmus! Der Herzog scheint
begeistert von diesem Amusement und hat sich sehr darüber gefreut, dass genau
dieses Stück, ein von ihm verfasster Dramentext zu Ehren seiner Gemahlin heute
Abend gespielt wurde.
Nun, der Abend neigt sich dem Ende zu, oder eher das Programm neigt sich den
Ende zu, denn zu Ende ist dieser Abend noch lange nicht. Es wird bestimmt noch
lange gefeiert und getanzt werden. Da zu diesem Teil des Abends nur noch die
geladenen Gäste zugelassen sind, und leider keine Reporter, verabschieden wir
uns nun und sagen auf Wiederhören von der Hochzeit des Jahrhunderts! Ich hoffe,
liebe Hörerinnen und Hörer, wir konnten Ihnen wieder einmal das Treiben des
Fürstenhauses live zu Ihnen nach Hause bringen! Und denken Sie dran, die
nächste Fürstenhochzeit kommt bestimmt und auch dann werden wir wieder live
und exklusiv für Sie vor Ort sein, denn Herzögchen 89.5 ist Ihr Sender, wenn Sie
die neusten Stories, Gerüchte und Wahrheiten über Ihre Fürstenhäuser hören
wollen!
In dem Sinne wünschen wir dem frischgebackenen Ehepaare alles Gute und
Freudige für die Zukunft! Jetzt folgt der letzte offizielle Tanz des Abends- ein
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Courante, ein französischer Tanz, denn auch den französischen Gästen will für das
Kommen gedankt werden! Ich verabschiede mich schon jetzt und sage, bis bald!
Herzlichst, Ihre Jelena Bauer
COURANTE
Die gespielte Musik habe ich von Herrn Vogelsänger erhalten. Sie ist in nach dem
Erscheinen in dem Hörspiel geordnet. Des Weiteren habe ich alle zusätzlichen
Informationen, die ich zu den Liedern hatte, beigefügt.
Das Hörspiel selber habe ich in dem Musikraum des Gymnasiums im Schloss
aufgenommen.
JUBILIERT FRÖHLICH - unbekannt
DER HERR SEI MIT EUCH! - aus „Mass for Christmas Morning“, 1994
EINZUG IN DIE KIRCHE - unbekannt
GLORIA - aus „Mass for Christmas Morning“, 1994
VATER UNSER - aus „Mass for Christmas Morning“, 1994
SEGEN - aus „Mass for Christmas Morning“, 1994
SCHLUSS DES GOTTESDIENSTES (AUSZUG) - aus „Mass for Christmas
Morning“, 1994
BALLETTEINLAGEN - Sting, Songs from the Labyrinth, 2006
TAFELMUSIK 2 - unbekannt
TAFELMUSIK 4 - Sting, Songs from the Labyrinth, 2006
ENGLISCHER TANZ - Praetorius, Terpsichore Musarum, 1994
COURANTE - Praetorius, Terpsichore Musarum, 1994
Der Inhalt der „Susanna“ wurde entnommen von der Seite 106 aus:
Frohning Dr., R.: Das Drama der Refomrationszeit, 22.Band. Union Deutsche
Verlagsgesellschaft, Stuttgart 1894.