Erasmus-Erfahrungsbericht Auslandssemester an der KULeuven

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Erasmus-Erfahrungsbericht Auslandssemester an der KULeuven
E r a sm u s - E rf ah r u n g s b e ric h t
Au s l a n d s s e m e ste r a n d e r K . U. L e u v e n
Name: Alexandra Protzek
Heimatuniversität: Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Gastuniversität: K.U.Leuven (Katholieke Universiteit Leuven)
Studienfache: Master of Business Management
Semester: WS 2012/2012
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1. Warum Leuven?
Wenn man sich über seinen zukünftigen Aufenthaltsort im Rahmen eines Auslandsemesters
gedenken macht, kommt den Meisten eher weniger Belgien in den Sinn. Vielmehr ziehen die
Meisten Italien, Schweden, Frankreich oder Spanien in ihre Überlegungen mit ein. Ich hingegen fand den Gedanken eher sehr spannend 5 Monate in einem Land zu verbringen welches
doch so nah an Deutschland liegt, aber doch so unbekannt ist. Ja jeder hat schon in den Nachrichten davon gehört, dass der Sitz des EU-Parlamentes in Brüssel ist oder das es unglaublich
gute Schokolade in Belgien gibt. Aber nicht jeder weiß, dass es drei Amtssprachen in Belgien
gibt (niederländisch, französisch, deutsch) oder wer hat überhaupt schon mal Belgien bereist?
Somit war mein Interesse für dieses kleine aber feine Land sehr schnell geweckt. Nach einer
kurzen Recherche im Internet, fiel dann meine Wahl auf die sehr stark international ausgerichtete K.U.Leuven, mit ihren Rund 6700 internationalen Studenten aus 140 verschieden Ländern.
2. Wohnungssuche und Mobiltelefon
Wie in jeder Studentenstadt ist es auch in Leuven ratsam sich frühzeitig um eine Unterkunft
zu kümmern. Hierbei sollte man den Weg nicht scheuen und für einen oder zwei Tage nach
Leuven kommen, um persönlich die Zimmer zu begutachten. Auf diese Weise könnt ihr schon
euren neuen Wohnort etwas kennen lernen und ein Gespür dafür bekommen, was euch in den
kommenden Monaten erwartet. Für diese Zeit bietet es sich an einer der beiden Jugendherbergen der Stadt oder ein Hotel als Unterkunft zu nehmen. Die Anreise nach Leuven ist auch relativ unproblematisch. Mit der Bahn dauert die Fahrt etwa vier einhalb Stunden und kostet mit
einem Europa-Spezial Ticket 39 EURO. Auch eine Anreise mit dem Auto ist problemlos möglich. Allerdings sind die Parkmöglichkeiten in Leuven sehr schlecht. Sehr davon abzuraten ist
es erst ein oder zwei Wochen vor Semesterbeginn auf Wohnungssuche zu gehen, da zu diesem
Zeitpunkt eigentlich bereits alle Zimmer vergeben oder dann nur zu überhöhten Preisen zu
bekommen sind.
Bevor ihr die Reise nach Leuven antretet, könnt ihr bereits bequem von Zuhause aus beim
Housing Service im Intranet (Anmeldung mit der Matrikelnummer und persönlich gewähltem
Passwort) der Universität eine Liste mit den wesentlichen Fakten über alle freien Kots, Studios
oder Appartements der belgischen Studenten einsehen, welche ebenfalls ein Auslandssemester
machen wollen. Unter einem Kot ist dabei ein WG-Zimmer zu verstehen, wobei man sich Küche und Bad mit anderen Studenten teilt. Als Studios hingegen werden Einzimmerwohnungen
bezeichnet, die eine integrierte Küche besitzen. Bei Appartements ist die Küche im Gegensatz
dazu in einem separaten Raum platziert, wobei es sich auch hier zumeist um eine Einzimmerwohnung handelt. Wohnheimplätze sind für Erasmusstudenten kaum vorgesehen. Die Mietpreise variierteren dabei zwischen 200 und 500 EURO. Ich persönlich habe mich bereits Ende
Juni auf Wohnungssuche in Leuven begeben, was sich als einen sehr guten Zeitpunkt herausge-
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stellt hat, da fast alle Studenten noch in Leuven in der Klausurenphase waren und dies nicht
mit meinen eigenen Klausurvorbereitungen kollidierte. Zuvor hatte ich über den Housing Sevice sechs passende Kots herausgesucht und Termine mit den jeweiligen Studenten vereinbart.
Dabei habe ich im wesentlich darauf geachtet, dass diese sich im Stadt Ring befinden und somit nah an allen wichtigen Gebäuden der Uni und den Supermärkten sind. Nachdem ich dann
alle Zimmer besichtigt hatte, viel meine Wahl auf ein Zimmer mit 30 qm. und zwei weiteren
Mitbewohnern für 360 Euro ganz in der Nähe der Muntstraat. Grundsätzlich sind die Zimmer
zumeist alle möbliert und Strom, Wasser, Gas und Internet sind im Mietpreis pauschal enthalten. Ein weiterer Vorteil des Kot-Lebens ist die Tatsache, dass zumeist einmal die Woche eine
Putzfrau die Gemeinschaftsräume reinigt und die Müllentsorgung übernimmt, so dass man nur
sehr wenig Hausarbeiten zu erledigen hat Die Müllbeutel müssen aber zumeist von den Hausbewohnern im Supermarkt (Delhaize, Carrefour) erworben werden.
Waschmaschinen gibt es leider in den meisten Kots nicht. Allerdings könnt ihr zahlreiche
Waschsalons in Leuven finden, die auch auf der Used-Map eingezeichnet sind (erhältlich im
Rathaus). Mein Favorit war hierbei Super Clean in der Andreas Vesaliusstraat, da es dort kostenloses Internet gab und man so sich die Wartezeit beim Skypen mit Freuden vertreiben
könnte. Eine Waschladung kostete hier 4 Euro und der Trockner 90 Cent.
Was das moblile Telefonieren betrifft, gibt es in Belgien alles was das Herz begehrt. Von Prepaid Karten bis hin zu monatlich kündbaren Mobilfunkverträgen mit Internet. Ich selbst habe
mich für einen monatlich kündbaren Vertrag bei Base entschieden. Kostenpunkt hierbei waren
15 Euro mit einer Flatrate in alle belgische Netze und einem Datenvolumen von 1 GB. Dies
lohnt sich vor allem für alle Smartphone User die viel über WhatsApp mit ihren Liebsten von
Zuhause kommunizieren oder schnell mal von Unterwegs ihren Facebook Account prüfen wollen.
3. Orientation Days
Was ich nur jedem empfehlen kann, ist die Teilnahmen an den Orientation Days. Sie finden
jedes Semester eine Woche vor Vorlesungsbeginn für alle Internationals statt. In diesen Tagen
werden mehrere Stadtführungen und viele informative Veranstaltungen über das Leben in Leuven, die Verkehrs- und Verhaltensregeln und natürlich einige Parties angeboten. Hierbei kann
man sehr gut die anderen internationalen Studenten der eigenen Fakultät und anderer Fachrichtungen kennenlernen und so die ersten Verbindungen knüpfen. Des Weiteren hat man
auch die Möglichkeit Mitglied beim Club „Pangaea“ zu werden. Dieser veranstaltet viele Ausflüge und Aktivitäten speziell ausgelegt auf Austauschstudenten oder man kann sich einfach
dort auf eine Tasse Tee oder Kaffee treffen, welcher für Mitglieder kostenlos ist.
4. Universität und Organisatorisches
Die Organisation der Universität kann man wirklich in allen Bereichen loben. Es handelt sich
nicht nur um eine sehr renommierte und traditionsreiche Universität mit einem hervorragen-
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den Ruf, sondern internationale Studenten werden hier auch noch hervorragend betreut. Die
Einschreibung bei der K.U.Leuven erfolgt online. Hierbei könnt ihr auswählen ob ihr einen
Sportausweis möchtet, welcher kostenlos ist und eine Culture Card von der aber abzuraten ist
da sie diese nicht lohnt. In der Folge erhaltet ihr dann per Post euren „Letter of admission“
und eine Broschüre mit den Kursangeboten sowie einen Leitfaden, was alles vor und nach eurer Ankunft in Leuven zu tun ist. Dabei führt euch zunächst der Weg zu der Erasmunskoordinatorien Lieve Smets (Naamsestraat 69,Sekretariat der Ekonomischen Fakulteit). Von ihr erhaltet ihr dann eurer „Letter of Admission“ im Original und könnt euch gleichzeitig eure Ankunft bestätigen lassen. Als nächstes geht es dann mit diesem Schreiben und eurem Mietvertrag zum Registrieren in die University Hall ( Naamsestraat 22). Am besten solltet ihr frühzeitig dort hingehen, sonst kann die Wartezeit gut und gerne mal zwei bis drei Stunden in Anspruch nehmen. Hier wird von euch ein Foto für den Studentenausweis gemacht, den man sofort mitnehmen kann. Zudem erhaltet ihr noch ein kostenloses Busticket und einen Aktivierungscode fürs Kotnet. Als Letztes geht es dann noch zum sogenannten Stadskantoor (Rathaus) am Bahnhof, um sich bei der Stadt anzumelden. Dafür benötigt man drei Passfotos, den
Mietvertrag und die Unterlagen der Universität. Auch hier gilt wieder der frühe Vogel fängt
den Wurm, andernfalls solltet ihr euch sehr sehr viel Zeit mitbringen. Ich selbst habe mich als
Border-Student angemeldet. Das erspart einem den Weg am Ende des Aufenthaltes noch einmal zum Stadskantoor zur gehen um sich abzumelden.
Das Vorlesungsangebot der Uni bietet für jeden Geschmack etwas und die Masterveranstaltungen sind überwiegende auf englisch. Unter dem Semester ist es in vielen Fächern üblich in
Rahmen von Gruppenarbeiten Papers zu erstellen und diese zu präsentieren. Aber auch diejenigen, welche eher die klassische Formen des Frontalunterrichts mit einer Abschussklausur am
Semesterende bevorzugen, kommen auf ihre Kosten. Ich selbst habe drei Kurse gewählt. Neben diesen Kursen habe ich noch einen niederländischen Kurs am ILT besucht. Dieser ist speziell für internationale Studenten und kostenlos. Ich hatte hierbei viel Spaß und kann es nur
jedem empfehlen, da es für Deutsche sehr einfach, ist die Sprache zu erlernen.
5. Leben in Leuven
Leuven ist eine perfekte Studentenstadt. Von Montag bis Donnerstag Abend feiert man mit
den Belgiern, welche am Freitag fluchtartig die Stadt verlassen, um zu ihren Eltern Nachhause
zu fahren. Dann nehmen die internationalen Studenten die Stadt ein und feiern vor allem jeden Samstag ausgelassen im de Rector beim „international Saturday“. Dieser befindet sich am
Oude Markt, welcher auch als längste Theke Europas bezeichnet wird. Hier reiht sich eine
Kneipe an der anderen, sodas unzählige Möglichkeiten bestehen, die zahlreichen belgischen
Biersorten zu genießen. Allerdings sollte man bei den nächtlichen Streifzügen auf dem Oude
Markt auch etwas auf sein Hab und Gut achten, da in den Bars gut und gerne Mal Langfinger
unterwegs sind. Eine weitere Besonderheit in Leuven sind die „Fakbars“. Dies sind Kneipen,
die von den jeweiligen Fakultäten geführt werden und in den es sich ausgiebig zu günstigen Ge-
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tränkepreisen feiern lässt. Vor allem hervorzuheben ist hierbei zum einen das „Huis de Rechten“ in der Tiensestraat, in dem die Stimmung immer sehr gut ist und ein Bier nur 90 Cent
kostet und zum anderen die „Fakbar de Letteren“, da sie für mich die schönste Fakbar ist.
Um nach den ganzen Partys das Bier wieder abzutrainiern, bietet die Universität allen Studenten ein ausgiebiges Sportprogramm an. Die Fitness Card kosten für drei Monate 35 Euro. Abgesehen davon sind die meisten Kurs in der kostenlosen Sports Card enthalten.
Die Unterhaltskosten in Belgien sind etwa 20 Prozent höher als in Deutschland. Mit etwa 800
Euro im Monat sollte man rechnen, wobei für den ersten Monat ein etwas höheres Budget von
1000 Euro zu veranschlagen ist. Das Einrichten eines belgischen Bankkontos ist nicht von Nöten, da man ja bei vielen Kreditinstituten heute schon weltweit umsonst abheben kann und Überweisungen in die Eurozone kostenlos möglich sind. Das Bezahlen mit der EC-Karte ist nur
zum Teil möglich, da man in einigen Geschäften nur mit dem belgischen Kartensystem „Bancontact“ bezahlen kann. Somit sollte man darauf achten immer genügend Bargeld bei sich zu
haben.
Das Mensaessen (Alma) in Leuven ist allerdings etwas gewöhnungsbedürftig, wobei die Sandwichs zu empfehlen sind. Davon abgesehen gibt es auch viele kleine Imbisse, in denen man
sich zu relativ günstigen Preisen mittags etwas zu essen holen oder dort verspeisen kann (Mein
Tipp: Coup de Soup in der Herbert Hooverplein bei der Hauptbibliothek oder das de Werf
gleich bei der Grote Aula ). Wer einen guten Kaffee sucht, der findet diesen im Mont Café in
der Tiensestraat, Café Noir in der Naamsestraat oder im Koffie Onan in der Parijsstraat.
6. Reisen
Belgien liegt sehr günstig in Europa. Somit sollte man auf jeden Fall die Wochenenden nützten
um das Land zu bereisen. Vor allem sind hier Brügge, Oostende, Gent, Antwerpen und natürlich Brüssel besonders hervorzuheben. Aber auch Paris, London und Amsterdam sind schnell
durch den Ryanair Flughafen Chaloeroi mit dem Bus von Leuven aus zu erreichen. Mit dem
Go Pass könnt ihr bis zu eurem vollendeten 25.Lebensjahr zehn einfache Bahnfahrten, egal
wohin in Belgien für insgesamt 50 Euro machen. Dieser kann auch von mehreren Personen
gleichzeitig genutzt werden. Aber auch unabhängig davon sind die Zugfahrten in Belgien sehr
günstig. Somit lohnt es sich immer einen Blick auf die Seite der belgischen Bahn zu werfen und
die Preise zu vergleichen, welche auch in deutscher Sprache aufgerufen werden kann.
7. Fazit
Ich hatte eine wunderschöne und unvergessliche Zeit in Leuven. Dürfte viele tolle Menschen
aus aller Herren Länder kennenlernen und habe in fünf Monaten viel gefeiert. Am Ende dann
auch viel Zeit in der Bibliothek verbracht und so alle meine Prüfungen erfolgreich bestanden.
Somit kann ich nur jedem empfehlen sein Auslandsemester in Leuven zu verbringen und so ein
sehr spannendes, neues Land mit seiner Kultur, seinen Einwohnern und seinen Sprachen kennen und lieben zu lernen.
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