Wandbekleidungen
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Wandbekleidungen
Tapeten und Beläge Wandbekleidungen Verarbeitung von Wandbekleidungen durch: ● Bespannen ● Tapezieren ● Kleben Die DIN EN 235 unterteilt Wandbekleidungen in zwei Gruppen. Wandbekleidungen sind Werkstoffe aus Papier, Kunststoff und Textilgewebe. Sie sind als fertige Materialien in Rollenform oder als Platten und Bögen im Handel. Wandbekleidungen lassen sich auf Wänden, Decken und anderen Flächen durch Kleben oder Spannen befestigen. Die Herstellung erfolgt überwiegend in maschinellen Verfahren. Wandbekleidungen dienen in erster Linie der Raumgestaltung (Verschönerung von Innenräumen) und weniger dem Schutz der Untergründe. Verschiedene Wandbekleidungen: Tapeten Glasfasergewebe Schaumstoffbeläge Wandteppiche Fliesen Textilgewebe Vertäfelungen Wandbekleidungen lassen sich in zwei Gruppen einteilen: Fertige Wandbekleidungen benötigen nach dem Tapezieren keine weitere Bahndlung, weil sie gebrauchsfertig auf den Markt kommen; hierzu zählen Tapeten, Wandteppiche, Fliesen und Vertäfelungen (Paneelen) Zu behandelnde Wandbekleidungen benötigen nach der Verklebung eine nachträgliche Beschichtung, z. B. werden Raufaser, Strukturvliese, Prägepapiere und Glasfasergewebe noch überstrichen Tapeten Der Begriff Tapete kommt von Wandbedeckung der Griechen = Tapes; Wandbehänge der Römer = Tapetum Die ersten Tapeten aus gewebtem Material und aus Leder kannte man schon im Mittelalter. Die Tapete, wie wir sie heute als bedrucktes oder geprägtes Rollenpapier kennen, stammt aus dem 18. Jahrhundert. Um 1760 entstanden die ersten Tapetenfabriken (Manufakturen). Durch größere Auflagen hielt die Tapete im 19. Jahrhundert Einzug in die Wohnungen der Bürger. Es wurde Mode, die Wände zu tapezieren, anstatt sie zu streichen oder zu tünchen. Tapeten besitzen stets eine Unterlage aus tapezierfähigem Papier. Ihre Oberflächen können aus bedrucktem Papier oder mit Textil, Naturwerkstoffen, Kunststoff- oder Metallfolien beschichtet sein. Tapeten werden tapeziert Beläge werden verklebt Dagegen bestehen Wandbeläge aus Geweben, Kunststoffen, Holz, Keramik ohne Papierunterlage. Bei Belägen spricht man vom Verkleben und nicht vom Tapezieren. Eine Ausnahme ist die Raufasertapete, die zwar auch zu den nachträglich zu behandelnden Wandbekleidungen gehört, aber wie eine Tapete behandelt wird. Tapeten brauchen keine Endbehandlung, weil sie als fertig gestaltete Wandbekleidung nach einem Arbeitsgang ihren Zweck erfüllen. Für junge Maler ist es sehr wichtig, neben den praktischen Fertigkeiten beim Tapezieren auch Kenntnisse über die Herstellung, über die Arten und Qualitäten der Tapeten zu besitzen. 94 Wandbekleidungen Herstellung der Tapeten Die meisten Tapetenarten erhalten ihr endgültiges Aussehen durch den Druck des Musters. Die Tapeten werden im Rotationsdruck, d. h. in Endlosbahnen gedruckt. Zum Drucken werden Walzen bzw. Druckschablonen eingesetzt. Dabei handelt es sich um runde, geschlossene Druckformen, die Endlosdrucke erlauben. Jede Druckwalze druckt immer nur eine Farbe. Mehrere Druckgänge nacheinander ergeben das Gesamtbild. Ein Tapetenmuster kann aus 10 und mehr Farben bestehen. Flexodruck Tiefdruck Beim Tapetendruck, der mit speziellen Druckmaschinen erfolgt, gibt es verschiedene Drucktechniken bzw. Druckverfahren: 1. Flexodruck (Hochdruck mit flexiblen Druckwalzen – es drucken nur die hochstehenden Figuren) 2. Tiefdruck (Druck durch die Vertiefungen der Druckwalze – die Farbe wird vom Papier herausgesaugt) 3. Siebdruck (mit der Rakel wird die Farbe von innen durch die Öffnungen des Rundsiebes gedrückt) 4. Prägedruck (zwischen Positiv- und Negativwalzen wird die Papierbahn unter hohem Druck geprägt) 5. Digitaldruck (nach digitalisierter Vorlage, z. B. Foto, verschiedene Drucktechniken, z. B. Laser und Elektrostatik) Siebdruck Prägedruck Das Angebot der Tapetenindustrie ist sehr groß. Es gibt verschiedene Tapetenarten, die in Preis und Qualität zum Teil erheblich schwanken. Aber auch in den unteren Preiskategorien gibt es schöne und geschmackvolle Tapeten. Die Qualität der Tapeten wird wesentlich durch das verarbeitete Material beeinflusst: Digitaldruck die Art des Papiers, Zusammensetzung, Stärke und Gewicht das Druckverfahren und die Anzahl der Druckfarben die Eigenschaften der Druckfarben, ihre Lichtbeständigkeit die Bindung der Druckfarbe und Überzüge, z. B. waschbeständig die Oberflächenstruktur und -behandlung, z. B. Lichtbeständigkeit mit Stripeffekt, beim Tapetenwechsel restlos und trocken abziehbar Für preiswerte Tapeten wird leichtes Papier mit einfachen gebundenen Farben benutzt, z. B. Leimfarben, die durch einen Überzug wasserfest gemacht werden. Für wertvollere Tapeten werden stärkere Papiere und bessere Druckfarben verwendet. Je stärker das Papier und je besser die Druckfarben, desto hochwertiger und teurer sind die Tapeten. Das benötigte Papiergewicht für Tapeten liegt bei 70 bis 180 g/m2 (Gramm pro Quadratmeter) Lieferformen von Tapeten Eine normale Tapetenrolle, die sogenannte Europarolle, ist 0,53 m breit und 10,05 m lang. Tapetenrollen, die von diesem Normmaß abweichen, müssen besonders gekennzeichnet sein. Die Standardraufaserrolle gibt es im Handel in 0,53 m Breite und 33,50 m Länge. Außerdem gibt es Raufasertapeten in Großrollen, die 0,75 m breit und 125 m lang sind. häufigste Lieferform ist die Europarolle mit den Maßen von: 0,53 m x 10,05 m 95 Tapeten und Beläge RAL-Gütezeichen Die Gütegemeinschaft Tapete e.V. hat gemeinsam mit RAL Gütebestimmungen für die Tapetenherstellung festgelegt. Darin verzichten die Tapetenhersteller vollständig auf den Einsatz von umweltgefährdenden Zusatzstoffen wie: giftige, schwermetallhaltige Pigmente in Druckfarben FCKW (Fluorkohlenwasserstoffe) Blei und Cadmium als Stabilisatoren Chlorierte und aromathaltige Lösemittel Gütegemeinschaft Tapete e.V. Das RAL-Gütezeichen gibt eine Qualitätssicherheit und garantiert die gesundheitliche Unbedenklichkeit der ausgezeichneten Tapeten EN = Euronormen legen Maße und Qualitätsanforderungen fest. Die Einhaltung dieser Gütebestimmungen wird ständig von neutralen Instituten überwacht. Tapetenarten Es gibt eine große Anzahl von verschiedenen Tapeten. Sie werden nach der Euro-Norm in 7 Gruppen eingeteilt. Papiertapeten Kunststofftapeten (mit Papierträger) Kunststofftapeten (ohne Papierträger) Vliestapeten Papiertapete Textiltapeten Velourstapeten Metalleffekttapeten Strukturprofiltapete Naturwerkstoff tapeten – alle Wandbeläge aus bedrucktem, geprägtem und geknittertem Papier – z. B. die Flachvinyl- und die im Rotationssiebdruck auf Papierträger gefertigte Strukturprofiltapete – alle Tapeten auf Kunststoffbasis, die nicht auf einem Papierträger kaschiert sind – einseitig imprägniertes Vliesträgermaterial, bestehend aus Zellstoff- und textilen Fasern, die mit Bindemittel gefestigt sind – Textilkettfäden oder Gewebebahnen sind auf Papier oder Vliesträger geklebt – Das Muster wird mit Leim aufgedruckt und mit sehr kurzen Natur- oder Chemiefasern elektrostatisch beflockt – meist aus dünner Alufolie, die auf schweres Trägerpapier oder Vlies geklebt ist. Metalleffekte bringt ein lasierender, farbiger Überzug – nachbehandelnde Naturmaterialien wie Gras, Blätter oder Kork bilden die lebhafte Oberfläche dieser Tapetenart Die größte Tapetengruppe stellen die Papiertapeten. Aber auch von den übrigen Gruppen gibt es verschiedene Sorten, siehe folgende Tabelle: Naturelltapeten Papiertapeten der unteren Preisgruppe, bestehen aus leichtem Papier, das nur teilweise (meist mit Leimfarbe) bedruckt wird, nicht lichtbeständig, vergilben deshalb leicht Fondtapeten Papiertapeten der mittleren Preisgruppe, sie erhalten vor dem Musterdruck einen ganzflächigen Farbauftrag (Fond), daher sind sie lichtecht und vergilben nicht gaufrierte Tapeten Papiertapeten der mittleren und gehobenen Preisgruppe, die bei fast allen besseren Tapetenarten übliche Untergrundprägung, im Gegensatz zur Musterprägung bei Prägetapeten Kunststofftapete Spezialtapeten 96 Wandbekleidungen Prägetapeten Papiertapeten der gehobenen Preisgruppe, bestehen aus schwerem zwei- oder mehrschichtigem Papier (Duplex) mit Musterprägung, die Oberfläche kann zusätzlich bedruckt sein Profiltapeten Papiertapeten der gehobenen Preisklasse, sind aus festem Papier. Die Oberfläche ist mit plastischem Material strukturiert und teilweise mit einem Muster bedruckt. Vinyltapeten Kunststofftapete der mittleren und gehobenen Preisklasse. Die Oberfläche besteht aus einer wasserabweisenden PVC- oder Lackschicht auf Papierträger. Sie sind glatt oder reliefartig, bedruckt und meistens gaufriert. Besonders geeignet für Nassräume, z. B. Bad, und stärker beanspruchte Wände. Kettfadentapeten Textiltapeten der unteren bis gehobenen Preisklasse. Farbige Textilfäden sind nur in Längsrichtung der Tapeten, auch auf bedruckte Papierbahnen, aufgeklebt. Je mehr Fäden pro Zentimeter, desto hochwertiger und teurer die Textiltapete. Gewebetapeten Textiltapeten der unteren bis gehobenen Preisklasse, bestehen aus Kett- und Schussfäden (kreuzende Fäden), in unterschiedlicher Webdichte hergestellte grobmaschige Gewebe, aus verschiedenen textilen Materialien, z. B. Baumwolle, Jute, Seide, Leinen und Kunstfasern. Metallictapeten Metalltapeten gehören zur gehoben Preisklasse. Sie bestehen aus Alufolie, die auf einer Bahn aus festem Papier aufkaschiert (aufgeklebt) ist. Sie können bedruckt, geätzt bzw. künstlich oxidiert sein. Velourtapeten Spezialtapete der mittleren und gehobenen Preisklasse aus schwerem Papier, samtartiger Oberfläche durch aufgeflockte Textil- oder Kunstfasern, teilweise auch mit Musterdruck und in Wildledereffekt. Naturwerkstofftapeten Spezialtapeten in der gehobenen Preisklasse. Auf feste, beschichtete Papierträger werden Naturwerkstoffe wie Gräser, Blätter, Kork oder Holzfurniere aufgeklebt, z. B. Kork-, Echtholz- oder Grastapeten. Wandbildtapeten Spezialtapeten in der gehobenen Preisklasse aus Fotopapier oder Fotoleinen. In mehrere Bahnen zerteiltes Großfoto aus mittelschwerem Papier mit Fotos oder grafischen Bildern bedruckt, z. B. als Fotodruck-, Fotopapier- oder Fotoleinentapeten. Bordüren sind schmale Ornament- oder Musterstreifen, die passend für viele Tapeten angeboten werden. Ihre Muster stehen meistens im Kontrast zur dazugehörigen Tapete. Zu einer schwachgemusterten Tapete sollte eine auffällige Bordüre gewählt werden. Für Borten gibt es viele Anwendungsmöglichkeiten, z. B. an oder im Abstand unter der Decke, in Sockelhöhe und um Türoder Fensterausschnitte. Bordüren können mit speziellem Bordürenkleber oder mit dem jeweiligen Kleister geklebt werden. Raufasertapeten Präge- und Profil(relief-)tapeten gewinnen immer mehr an Bedeutung und werden sehr oft tapeziert. Anwendungsmöglichkeiten von Bordüren Mit Borten lassen sich dekorative Akzente setzen, d. h. bestimmte Räume oder Raumteile können so besonders betont werden. sind eigentlich keine Tapeten, sondern vielmehr strukturierte Wandbekleidungen, die nach dem Tapezieren einen Anstrich benötigen. Raufaser bestehen aus zwei Papierschichten mit dazwischen eingestreuten Holzfasern. Die Größe und Art der Fasern ergeben die verschiedenen Körnungen und unterschiedlichen Strukturen. Raufaser gibt es auch mit Stripeffekt oder in spaltbarer Ausführung. Beim späteren Abziehen der alten Tapeten spaltet sich die Raufaser und eine Schicht bleibt als Makulatur auf der Wand. Raufaser mit unterschiedlichen Strukturen 97 Tapeten und Beläge Vorteile von Glasdekogewebe: – aus reinem Quarzsand – für gesundes und behagliches Wohnklima – für sichere und extrem haltbare Wände – strapazierfähig, stabil und belastbar – nicht schmutz- und schimmelanfällig – leicht zu reinigen und desinfizierbar – feuerbeständig Glasfasertapeten (Glasdekogewebe) bestehen aus unbrennbaren, mineralischen Fasern. Sie sind in unterschiedlichen Strukturen und in Rollenware von 1 m Breite und 50 m Länge lieferbar. Die Verklebung erfolgt mit Dispersionskleber (Glasgewebekleber), dabei wird die trockene Tapete in die mit Kleber eingestrichene Wand eingelegt und angedrückt. Glasfasertapeten benötigen wie Raufasern einen Anstrich. Geeignet sind: Dispersions- und Latexfarbe, Acryllack, PU-Lack oder Silicatfarbe nach vorherigem Grundanstrich mit Silicatgrundiermittel. Glasfasertapeten eignen sich gut zur Rissüberbrückung in Innenräumen und für strapazierfähige und hygienische Wandflächen in Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern, Arztpraxen, Großküchen und Treppenhäusern. Strukturvlies Als Glasfaserersatz mit ähnlichen Strukturen (auch Raufaserstruktur) zum nachträglichen Überstreichen mit Dispersions-, Latex- oder Acrylfarben. Sie lassen sich in verschiedenen Wandklebetechniken gestalten. Strukturvliese bestehen aus Zellulose- und Kunstfasern. Sie werden als trockene Tapetenbahnen in die mit Spezialkleister eingekleisterte Wand eingelegt (Wandklebetechnik) und angedrückt. Die Vliesstrukturen sind verarbeiterfreundlich, maßstabil und erfordern deshalb keine Weichzeit. Raufasertapeten werden wie gewöhnliche Tapeten tapeziert, d. h. sie werden eingekleistert und danach an die Wand geklebt. Glasdekogewebe und Strukturvliese dagegen lassen sich in der Wandklebetechnik verarbeiten, d. h. sie werden trocken in die mit Kleber eingekleisterte Wand eingelegt und angedrückt. Neue Webstrukturen verschiedene Glasfasergewerbe 98 Verarbeitung von Glasfasertapeten: 1. Kleister mit Streichroller direkt auf die Wand bringen 5. Nachfolgende Bahnen sind auf Stoß zu tapezieren 2. Glasfasertapetenbahn in den Kleister einlegen 6. Überlappung bei Außen- und Innenecken mit Gleitfußmesser im Doppelnahtschnitt 3. Andrücken der Glasfasertapete mit der Andrückrolle 7. Nach dem Trocknen farbig überstreichen mit Dispersions-, Latex- oder Acryllackfarbe 4. Kantenbeschneidung mit Spachtel und Cuttermesser an Decke und Fußbodenleiste 8. Bei Renovierung problemlos, restlos trocken abziehbar Kennzeichnung der Tapeten Tapeten sind durch Stempelaufdruck auf der Rollenrückseite oder durch Beilegzettel gekennzeichnet. Die Anfertigungskennzeichnungen geben dem Verarbeiter wichtige Informationen, die folgende Angaben enthalten: