perspektiven 01/2016

Transcription

perspektiven 01/2016
AUSGABE 01/2016
perspektiven
MAGAZIN FÜR BILDUNG UND GESUNDHEIT
Anpacken statt zusehen
Die SRH und ihre Mitarbeiter
setzen sich für Geflüchtete ein.
MENSCHEN
BILDUNG
GESUNDHEIT
Von null auf 42
Die SRH wird 50
Schritt für Schritt voran
Die SRH macht 50 Laufbegeisterte fit für den
SRH Dämmer Marathon.
Früher Sanierungsfall, heute modernes
Bildungs- und Gesundheitsunternehmen.
Eine Maschine bringt Menschen mit
Querschnittlähmung auf die Beine.
Liebe Leserin, lieber Leser,
Lauf-Event übernommen. Aktuell machen wir 50
Kandidaten – vom Anfänger bis zum Hobbyläufer –
fit für die 42 Kilometer des Marathons. Lesen Sie
mehr über unsere „Laufhelden“ auf Seite 8.
Um intensives Training geht es auch in
un­serem Beitrag auf Seite 24. Weil es in einem
Notfall schnell gehen und bei Ärzten und Pflegern
jeder Handgriff sitzen muss, werden im SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg solche Situationen
an Hightech-Simulatoren geübt, die fast wie echte
Patienten wirken.
seit 50 Jahren setzt sich die SRH für die Weiterentwicklung des Bildungs- und Gesundheitswesens
ein. Und zwar unabhängig von Herkunft und Nationalität unserer Kunden und Patienten. Wir nennen
das bleibende gesellschaftliche Wertschöpfung.
­Blicken Sie mit uns auf fünf spannende Jahrzehnte
zurück und erfahren Sie, wie wir das Jubiläumsjahr
mit Ihnen feiern wollen (S. 10).
Ein Baustein ist der SRH Dämmer Marathon
am 14. Mai in Mannheim und Ludwigshafen. Wir
haben die Schirmherrschaft für das traditionsreiche
Eine spannende Lektüre wünscht
Ihr
Christof Hettich
Hamburg
SRH im Überblick
Die SRH ist ein führender Anbieter von Bildungs- und GesundheitsBerlin
dienstleistungen. Sie betreibt private Hochschulen, Bildungszentren,
Hannover
Schulen und Krankenhäuser. Mit 12.000 Mitarbeitern betreut die
Magdeburg
SRH 770.000 Bildungskunden und Patienten im Jahr und erwirtschaftet einen Umsatz von 900 Mio. Euro. Der Unternehmensverbund
die Lebenschancen ihrer Kunden zu verbessern.
Leipzig
Kassel
Düsseldorf
Leverkusen
Köln
Kluge Köpfe, die etwas bewegen möchten, finden im Karriere­center
Bad Hersfeld
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Gießen
Wetzlar
Bad Kösen
Hermsdorf
Friedrichroda
Gera
Schmalkalden
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Ronneburg
Crimmitschau/Meerane
Schmölln
Greiz
neue Perspektiven: www.srh.de/karriere.
Frankfurt
Bensheim
Trier
Heppenheim
Mannheim/Ludwigshafen
Kaiserslautern
Schwetzingen
Saarbrücken Wiesloch
Hochschulen
Studienzentren
Schulen
Fachschulen
Mörlenbach
Heidelberg
Neckargemünd
Karlsruhe
Berufliche Rehabilitationszentren
Bad Wimpfen
Heilbronn
Ellwangen
Karlsbad
Stuttgart
Calw
Kliniken
Medizinische Versorgungszentren
Offenburg
Paraguay
Freiburg
Asunción
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Neresheim
Sigmaringen
Pfullendorf
Oberndorf a. N.
Riedlingen
Lörrach-Zell
Bad Säckingen
Friedrichshafen
Bad Saulgau
München
Titelfoto: Thomas Bernhardt, Foto: Ulrike Klumpp
mit Sitz in Heidelberg. Ziel der SRH ist es, die Lebensqualität und
Cottbus
Hamm
steht im Eigentum der SRH Holding, einer gemeinnützigen Stiftung
Inhalt
MENSCHEN
Ein Junge macht Pläne
Bombensplitter verletzten Abbas Albunni schwer. In seinem Heimatland Syrien hatte
der 17-Jährige keine Chance mehr.
„Es nützt nichts, nur ein guter Mensch zu sein …“
In Dutzenden von Projekten setzen sich die SRH und ihre Mitarbeiter tatkräftig für
geflüchtete Menschen ein.
Von null auf 42
Einfach nur durchhalten oder eine neue persönliche Bestzeit erzielen – die SRH
macht 50 Laufbegeisterte fit für den SRH Dämmer Marathon.
4
6
8
4
BILDUNG
Viel erreicht – und noch mehr vor
In diesem Jahr feiert die SRH ihr 50-jähriges Bestehen. Zeit für einen Rückblick und
einen Ausblick auf das Jubiläumsjahr 2016.
Musik verbindet
Studenten und Dozenten der SRH Hochschule der populären Künste produzieren für
Flüchtlinge und mit Flüchtlingen eine eindrucksvolle CD mit eigenen Liedern.
Nachrichten
SRH Schüler trifft Rennfahrer-Idol am Hockenheimring / SRH wieder TopArbeitgeber & Top-Ausbilder / Leserin gewinnt Übernachtung im Hotel Chester
Chef sein kann krank machen
12
Druck von oben, Druck von unten. Chef sein ist enorm anstrengend. Eine Studie hat
jetzt das Pulverfass, auf dem viele Manager arbeiten, näher untersucht.
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GESUNDHEIT
Fotos: Thomas Bernhardt, Tobias Kruse, SRH
Schritt für Schritt in die Zukunft
Ein Unfall brachte Habbas Alshammari in den Rollstuhl. In Bad Wimpfen hilft eine
hochintelligente Maschine dem 26-Jährigen wieder auf die Beine.
Nachrichten
In Bad Wimpfen liegt Salz in der Luft / Schonendes Medikament gegen Angst vor der
Operation / Antibiotika besser nutzen
Wenn nichts mehr hält
Viele Frauen leiden unter einer Beckenbodensenkung. Manche schwer. Das
SRH Wald-Klinikum Gera hilft mit einer besonders schonenden Operation.
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Fehler erlaubt
Wenn es um Leben und Tod geht, muss bei Ärzten und Pflegern jeder Handgriff
sitzen. Im SRH Kurpfalzkrankenhaus werden Notfälle trainiert.
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3
Menschen
Bürgerkrieg
Ein Junge
macht Pläne
Bombensplitter verletzen Abbas Albunni schwer: Der
Junge kann nicht mehr laufen, kämpft mit Druckgeschwüren
und hat keine Chance mehr in seinem Heimatland Syrien.
Durch Spenden und hartnäckige Helfer konnte ihm im
SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach geholfen werden.
Text Florian Junker Fotos Thomas Bernhardt
Er lächelt, und das ist ein kleines Wunder. Denn einige
Monate zuvor steht es gar nicht gut um Abbas Albunni.
Im syrischen Damaskus will der heute 17-Jährige nur kurz
etwas einkaufen gehen, seine Mutter ruft ihm noch die
Liste mit den Besorgungen zu, und da passiert es: Eine
Granate schlägt in eine Hauswand in seiner Nähe ein, die
Splitter dringen in seinen Körper. Der Junge ist bei vollem
Bewusstsein, sieht seine schreiende Mutter, will zu ihr
rennen, aber die Beine versagen den Dienst.
Im Krankenhaus kämpfen die Ärzte um sein Leben
und entfernen die meisten Bombenüberreste. Doch an
­einige Splitter kommen sie nicht heran. Diese drücken auf
das Rückenmark und verursachen große Schmerzen. Abbas Albunni ist von der Brust abwärts gelähmt, sein Darm
geschädigt, und er kann nicht mehr richtig essen.
Bei dem Angriff wird auch das Haus der Familie
zerstört. Der Junge lebt seitdem mit den Eltern und
zwei Schwestern in einem Raum bei seiner Großmutter.
Strom gibt es nur stundenweise. Ohne Spezialmatratze
und fach­gerechte medizinische Versorgung leidet der
Bett­lägri­ge schnell an Druckgeschwüren, isst kaum. Eine
Infek­tion und eine Blutvergiftung drohen. Seine Aussichten sind düster. „Zu dieser Zeit hatte ich die Hoffnung
aufgegeben“, erinnert sich der Teenager.
Hartnäckige Helfer
Als sein Cousin Jaafar Marahli, der als Koch im nord­ba­
dischen Schwetzingen arbeitet, von der Not des Jungen
4
erfährt, beschließt er zu helfen. Sein Plan: Abbas nach
Deutschland holen und hier behandeln lassen. In der
Stadt­rätin Raquel Rempp findet er eine unermüdliche
Mitstreiterin. Auch wenn beiden klar ist, dass das alles
andere als einfach wird. Allein der Transport des Schwerkranken ist eine logistische und finanzielle Herausforderung. Ganz zu schweigen von der medizinischen
Behandlung und den Reha-Maßnahmen.
Zudem sind die bürokratischen Hürden hoch. Ein
Visum für Deutschland gibt es nur nach persönlicher
­Vorsprache bei der deutschen Botschaft in Beirut. Das
­be­deutet eine Autofahrt von rund 200 Kilometern durch
unsicheres Gebiet in den benachbarten Libanon – mit
einem schwer kranken Jungen. Doch Abbas Albunni will
nicht aufgeben. Trotz der Strapazen tritt er mit dem Vater
die Reise an. Seine Mutter bleibt mit den beiden Schwes-
Nachdem ihm die Ärzte am
SRH Klinikum KarlsbadLangensteinbach die Granatsplitter aus dem ganzen
Körper entfernt haben,
kann Abbas Albunni langsam wieder nach vorne
sehen. Fußballspielen, wie
früher, wird er aber nie
wieder können.
perspektiven 01/2016
Bürgerkrieg
tern in Damaskus zurück. „Es war wie ein Traum, als ich
mit meinem Vater zur Behandlung nach Deutschland
fliegen konnte“, erzählt der junge Mann. „Das hat mir
wieder Hoffnung gegeben, gesund zu werden.“
Möglich gemacht haben all das zahlreiche
 Spender und das SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach. Das Fach- und Akutkrankenhaus in der Nähe von
Karls­ruhe ist auf die Behandlung von Querschnittgelähmten spezialisiert und übernahm die Operation und die
Versorgung zum Selbstkostenpreis. Die Ärzte verzichteten
sogar auf ihr Honorar.
 Wenn auch Sie mit Ihrer
Spende dabei helfen möchten,
dass Abbas weiter behandelt
werden kann: Spendenkonto
„Hilfe für Abbas“ bei der Sparkasse Heidelberg (IBAN-Nr.:
DE79672500 2000092442399)
Menschen
„Ich hatte die
Hoffnung schon
aufgegeben.“
Abbas Albunni, 17
2
Foto (Nr. 2): SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach
Ungewisse Zukunft
„Wir haben die Granatsplitter entfernen und die gefähr­
lichen Folgen der unzureichenden Versorgung erfolgreich
therapieren können“, sagt Chefarzt Dr. Carl Hans Fürstenberg. „Jetzt kann Abbas im Rollstuhl sitzen und lernen,
wie man mit einer Querschnittlähmung leben kann.“
Wer heute in die großen, dunklen Augen des 17Jährigen blickt, sieht darin noch den leisen Traum, vielleicht doch irgendwann wieder laufen zu können. „Aber
wenn das nicht geht, will ich möglichst normal und
selbstständig leben, zur Schule gehen und Informatiker
werden“, erklärt der Junge pragmatisch, während er
Übungen mit einer Physiotherapeutin macht. Dabei ist zu
spüren, wie er sein neues Leben im Rollstuhl immer mehr
als echte Chance begreift.
„Ein so junger Mensch hat trotz einer Querschnittlähmung eigentlich noch das ganze Leben vor sich – sofern er damit umzugehen weiß und gut rehabilitiert wird“,
stellt Chefarzt Fürstenberg fest. Aber es wird dafür noch
einige Anstrengungen brauchen, denn noch immer fehlt
Geld, um die weitere Behandlung von Abbas Albunni zu
bezahlen. In seiner Heimat Syrien sieht der Junge für sich
keine Zukunft, denn dort hätte er als Rollstuhlfahrer kaum
eine Chance, zur Schule zu gehen, ein eigenständiges
­Leben zu führen. Die Infrastruktur des Landes liegt am
Boden, ein Trainingsprogramm, das Gehandicapten zeigt,
wie sie mit ihrer Querschnittlähmung umgehen und in
Eigenregie leben können, gibt es nicht.
Abbas Albunni hofft, nach dem Ablauf seines
einjährigen Visums bleiben zu können. „Ich bin den Menschen hier unglaublich dankbar, die für mich spenden und
mich so herzlich aufgenommen haben“, sagt er. „Eines
Tages möchte ich in der Lage sein, auch etwas zurückzugeben.“ Dafür lernt er fleißig Deutsch und erarbeitet sich
trotz seiner Lähmung jeden Tag ein Stück mehr Selbstständigkeit. Die Unterstützung, die er hier erfahren hat,
hat ihm neue Hoffnung und Kraft gegeben. Und jedes
­Lächeln ist der Beweis. 1
3
1 Abbas Albunni mit
seinem Vater Ammar.
2 Chefarzt Dr. Carl Hans
Fürstenberg und Oberarzt
Ulrich Altdörfer (links)
sprechen Abbas’ weitere
Behandlung durch.
3 Zwei Koffer, viel mehr
konnten Vater und Sohn
nicht aus der Heimat
mitbringen.
So werden Flüchtlinge medizinisch versorgt
Nach dem Asylbewerberleistungsgesetz haben Flüchtlinge im Vergleich zu gesetzlich
Krankenversicherten nur einen eingeschränkten Anspruch auf medizinische Versorgung. Behandlungen werden nur bei akuten Erkrankungen, Schmerzen, wichtigen
Impfungen und für werdende Mütter bezahlt. In vielen Bundesländern müssen Flüchtlinge zudem die Behandlung erst behördlich genehmigen lassen, bevor sie zum Arzt
gehen können. Um es einfacher zu gestalten, haben einige Länder und Kommunen
www.klinikum-karlsbad.de
eine elektronische Gesundheitskarte eingeführt, über die die Leistungen abgerechnet
werden. Die Karte ist allerdings längst noch nicht flächendeckend im Einsatz.
5
„Es nützt nichts, nur ein
guter Mensch zu sein …“
In Dutzenden von Projekten setzen sich die SRH und ihre Mitarbeiter
tat­­kräftig für geflüchtete Menschen ein – in ihrer täglichen Arbeit und
ehren­amtlich nach Dienstschluss. Beispiele für eine große Hilfsbereitschaft.
 Christoph Fehn (oben links)
sucht auf Lesbos das Meer
nach Flüchtlingsbooten ab.
Im Küstenabschnitt zwischen
den ­Orten Molyvos und
Skala Sika­mineas kommen die
meisten Geflüchteten aus der
gegenüberliegenden Türkei
an. Manfred Kuhbier (im
rechten Bild links) versorgt
eine alte Frau.
Kraftlos steht die Wintersonne über der Ägäis. Am Horizont ein schwankender Punkt. Christoph Fehn greift zum
Fernglas, um das Flüchtlingsboot zu beobachten. Mit
seinem Kollegen Manfred Kuhbier patrouilliert Fehn in
einem Geländewagen im Norden der griechischen Insel
Lesbos. Als das Schlauchboot schließlich auf den Kiesstrand schrammt, sind Rettungsschwimmer, Ärzte und
freiwillige Helfer wie Fehn und Kuhbier zur Stelle. Sie
heben die durchnässten, frierenden Menschen aus dem
Boot, verteilen Decken und trockene Kleidung.
Mehr als 1.500 Geflüchteten hat Christoph Fehn
zwischen Dezember und Januar nach ihrer lebensge­­­
fährlichen Überfahrt an Land geholfen. Fehn und Kuhbier, beide Fachlehrer an der SRH Stephen-Haw­king-
6
Schule in Neckargemünd, setzten da­für ihre Weihnachtsferien ein, freiwillig. Nachrichten von ertrunkenen Menschen hatten den 57-Jährigen keine Ruhe gelassen.
Schließlich wollten sie „mehr tun als für Hilfsorganisationen auf Facebook ͵gefällt mir’ anzuklicken“, sagt Fehn.
Für Menschen im Einsatz
So wie die beiden Männer haben viele SRH Mitarbeiter
den Wunsch, sich zu engagieren. Die große Resonanz
auf die  SRH Initiative für Flüchtlinge hat das gezeigt. „Das liegt sicher auch daran, dass viele Mitarbeiter
in helfenden Berufen arbeiten“, sagt Oliver Kitter-Ohlms,
der zusammen mit Dr. Stefan Müller die SRH Initiative
koordiniert. Außerdem haben viele im Arbeitsalltag
Mit der  SRH Initiative für
Flüchtlinge fördert das Unternehmen seit September 2015
das Engagement seiner Mitarbeiter. Diese bekommen bis zu
vier Tage Sonderurlaub pro Jahr
für ihr Ehrenamt. Darüber hinaus stehen insgesamt 30.000
Euro bereit, um Hilfsprojekte,
die Mitarbeiter vorschlagen,
auch finanziell zu unterstützen.
Bis zu 1.000 Euro kann jedes
einzelne erhalten. Das Angebot
kommt an: Bisher hat die SRH
mehr als 20 Projekte mit rund
13.000 Euro fördern können.
Weitere sind auf dem Weg.
.
perspektiven 01/2016
Fotos: privat
Text Liane Borghardt
Wie die SRH Flüchtlingen hilft
Kontakt zu Asylsuchenden. Denn auch als Unternehmen
ist die SRH in der Flüchtlingshilfe aktiv. „Unsere Kernkompetenzen in der SRH sind Bildungs- und Gesundheitsdienstleistungen. Mit diesem Know-how entwickeln
wir konkrete Angebote, die Flüchtlinge brauchen“, erklärt Prof. Dr. Christof Hettich, Vorstandschef der SRH.
So sind unter anderem die SRH Kliniken in Gera
und Suhl an den Aufnahmeuntersuchungen und der medizinischen Versorgung von Flüchtlingen beteiligt. Die
SRH Hochschule Heidelberg plant, ein Programm für den
Hochschulzugang von Flüchtlingen umzusetzen. Speziell
für geflüchtete Kinder und Jugendliche hat das Berufsbildungswerk Neckargemünd Deutsch- und Integrationskurse entwickelt, die von den Kommunen nachgefragt
werden. Das Berufsbildungswerk Dresden bietet
Deutschunterricht an, bis der Schulbesuch geklärt ist.
Dort werden seit Januar auch 16 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge betreut. Neun Vollzeitkräfte
unterstützen die 15- bis 17-Jährigen aus Syrien und
Afghanistan beim Lernen, Einkaufen oder Kochen.
Menschen
Einige Beispiele, wie sich
SRH Mitarbeiter einsetzen
 Spiel ohne Grenzen
Eine der größten Flüchtlingsunterkünfte in Heidelberg liegt am Stadtrand. Christian Kempf, 28, und
Johannes Sauerwein, 30, wollen etwas tun, um Asylsuchende in die Mitte der Gesellschaft zu holen.
Deshalb haben die beiden Absolventen des Masterstudiums Sportmanagement an der SRH Hochschule Heidelberg einen Verein zur Inklusion über Sport gegründet. Startschuss für den „SportStift“: ein
„SPIELTAG“ für 24 Flüchtlingskinder im Grundschulalter, die sich auf dem Hochschul-Campus beim
Hindernislauf oder Fußball austoben. Ausgestattet mit neuen Turnschuhen und Trikots aus Spenden
der SRH und der TSG 1899 Hoffenheim. Neben einem guten Sportleressen – „Pasta, was sonst?“ –
halten Kempf und Sauerwein ein Memoryspiel mit Lerneffekt parat: Wer hat zweimal Steffi Graf oder
das deutsche Grundgesetz? Zum Abschied rufen die Kinder den Organisatoren ein begeistertes „Dankeschön!“ zu. Kempfs Fazit: „Ich habe es sehr genossen. Aber ich war platt.“ Es wird nicht der letzte
„SPIELTAG“ gewesen sein, der nächste ist schon in der Planung.
 Mobil auf Rädern
Fotos: SportStift e.V.; Asylarbeit Nordhausen
Zum Deutschkurs in den Nachbarort radeln, der Enge entkommen: Fahrräder sind in der örtlichen
Anpacken statt aufgeben
Flüchtlingsunterkunft begehrt, erfährt Manuela Wölk, die sich in der Bürgerinitiative engagiert. Die
Alles Eindrücke, die keiner nach Feierabend einfach so
vergisst. Und so packen viele SRH Mitarbeiter auch
ehrenamtlich kräftig mit an. Koordinator Kitter-Ohlms
berichtet von Ärzten arabischer Herkunft, die in ihrer
Freizeit dolmetschen, oder von Klinikmitarbeitern, die
für Neugeborene die Erstausstattung besorgen. Einem
jungen Bombenopfer haben die Ärzte am SRH Klinikum
Karlsbad-Langensteinbach seine Lebensqualität zurückgegeben und verzichteten dabei auf ihr Honorar
(Seite 4). Mitarbeiter der SRH Hochschule Berlin geben
Sprachunterricht. Studenten der SRH Hochschule der populären Künste produzieren mit Flüchtlingen eine professionelle CD und spenden die Einnahmen (Seite 12).
Christoph Fehn und Manfred Kuhbier haben auf
Lesbos von der SRH gespendete Notfallrucksäcke für die
erste Hilfe am Strand im Gepäck. Schnell werden die beiden Deutschen auch als „German Carpenters“ bekannt:
Kuhbier ist gelernter Schreiner, Fehn dank der schuleigenen Holzwerkstatt geübt. An der felsigen Küste bauen
sie eine Rampe für Rettungsboote oder schrauben tagelang Regale für Hilfsgüter zusammen. Auch im Camp
Pikpa, einem Lager für Kinder, kranke und behinderte
Menschen. Doch wie hält man das viele Leid auf Dauer
aus? „Man darf sich diese Schicksale nicht zu eigen machen, sonst verzweifelt man“, sagt Fehn dazu. In den
Sommerferien will er wieder mit anpacken – auf Lesbos
oder wo er je nach politischer Lage dann helfen kann.
„Es nützt nichts, nur ein guter Mensch zu sein, wenn
man nichts tut“, lautet ein Buddha-Zitat. Fehn hat es auf
seiner Facebook-Seite veröffentlicht.
45-jährige Krankenschwester am SRH Krankenhaus Waltershausen-Friedrichroda kontaktiert das
Fund­büro und startet einen Aufruf in der Bevölkerung. Über 30 gebrauchte Räder kommen im ersten
Anlauf zusammen. Zwei Helfer machen sie mit Ersatzteilen aus SRH Spenden flott. Demnächst soll
neben der Flüchtlingsunterkunft auch eine Fahrradwerkstatt eingerichtet werden: „Eine Beschäftigung
für die Menschen, die gerne etwas tun wollen“, sagt Wölk.
 Sprache schenken
Pädagogin mit Faible für Fremdsprachen: Stephanie Erne bringt
alles mit, was man für Sprach- und Spielkurse in der Flüchtlingsunterkunft Nordhausen braucht. Lebhaft geht es zu, wenn dort mehr als 30 Kinder und Jugendliche von eins bis 15 Jahren zusammenkommen. „Viele von ihnen sind keinen geregelten Besuch von Kindergarten oder Schule gewöhnt“,
sagt Erne, Sonderschullehrerin an der SRH Stephen-Hawking-Schule. Belohnt wird die 38-Jährige vom
Wissensdurst der Kinder. Um die schnellen Lernerfolge zu unterstützen, hat die zweifache Mutter mit
SRH Spenden für den Asylkreis Nordheim/Nordhausen 30 Bild- und Sprachwörterbücher angeschafft.
So können die Eltern in Eigenregie mitlernen.
 Nähe zeigen
„Wir sind da, und wir denken an euch“: Diese Botschaft möchte Heidrun Gerold den vielen Flüchtlingen bringen, die in direkter Nachbarschaft zu ihrem Arbeitsplatz untergebracht sind. Passend zu Nikolaus fing sie damit an. Die 60-Jährige arbeitet als Krankenschwester im SRH Wald-Klinikum Gera und
organisierte mit acht Kollegen 400 Geschenktütchen mit Süßigkeiten für die Kinder. Am 6. Dezember
überreichte sie der Nikolaus persönlich. Eine Dolmetscherin erklärte deutsche Bräuche und übersetzte
syrische Kriegserfahrungen. Das Eis war gebrochen.
7
Menschen
Laufhelden
Von null
auf 42
Einfach nur durchhalten oder eine
neue persönliche Bestzeit erzielen –
die SRH macht 50 Laufbegeisterte in
drei Monaten fit für den Start beim
SRH Dämmer Marathon.
Text Kirstin von Elm Fotos Andreas Henn
Wer einen Marathon laufen will, muss Opfer bringen:
„Um fünf Uhr morgens aufzustehen, ist ganz schön hart“,
gibt Natalia Cozlenco lachend zu. Die 27-jährige Studentin
steht jeden Dienstag um Viertel nach sieben startklar in
Laufschuhen auf dem Sportplatz. Auch bei Minusgraden
und Schneeregen. Hier trainiert sie zusammen mit anderen Läufern für den SRH Dämmer Marathon am 14. Mai
in Mannheim und Ludwigshafen (siehe Kasten rechts).
Cozlenco ist eine von 50 Laufbegeisterten, die seit
Ende Januar von der SRH gezielt auf das größte Laufevent
in der Metropolregion Rhein-Neckar vorbereitet werden.
Jeder Starter wurde dafür mit einem individuellen Trainingsplan ausgestattet, einmal pro Woche geht es unter
Anleitung von Personal Trainerin Claudia Gerling gemeinsam auf die Bahn. Die 48-jährige Sportökonomin und
Diplom-Fachsportlehrerin aus Mannheim ist erfolgreiche
Ultraläuferin, regelmäßig absolviert sie Wettkampfstrecken
von 50 bis 100 km in anspruchsvollem Gelände, zum Beispiel in den Bergen oder in der Wüste.
Einmal pro Woche treffen sich die
SRH Laufhelden zur gemeinsamen
Vorbereitung. Den Rest der Zeit
folgt jeder seinem eigenen
Trainingsplan. Daniel Ruf, Natalia
Cozlenco und Mathias Welberts
(unten, von links) arbeiten sich
Schritt für Schritt an die 42 km ran.
Herausforderung auch für Geübte
Im Auftrag der SRH hilft die professionelle Trainerin jetzt
den „SRH Laufhelden“, Technik und Kondition binnen drei
Monaten auf Marathon-Niveau zu bringen. „Die Vorbereitungszeit ist sehr kurz, aber die Teilnehmer sind alle hoch
motiviert. Viele machen überraschend große Fortschritte“,
sagt Gerling. Auch wenn bei der Ausschreibung für die
SRH Laufhelden keine besondere Lauf- oder Wettkampferfahrung gefordert war, haben sich eher sportliche
Leute um einen Platz im Trainingsteam beworben.
Natalia Cozlenco tritt beispielsweise regelmäßig
zu Triathlons an, bisher allerdings stets über kürzere Entfernungen. „Ich bin noch nie länger als 20 Kilometer am
Stück gelaufen und habe großen Respekt vor der Dis-
8
perspektiven 01/2016
Laufhelden
tanz“, sagt sie. Die Marathon-Vorbereitung sei ganz anders strukturiert als ihr Triathlon-Training im Verein und
liefere ihr viele wertvolle Tipps. Auch wenn sie bisher gut
mithalten kann, geht es ihr vor allem ums Durchhalten:
„Ich möchte nicht gerade vom Besenwagen überholt werden, ansonsten ist mir die Zeit egal“, sagt sie.
Ähnlich sieht das Swen Kaufmann: „Ankommen
hat für mich oberste Priorität“, sagt der 45-jährige begeisterte Badminton-Spieler. Das Laufen hat er erst 2014 für
sich entdeckt, seither ist er schon zu mehreren Wettbewerben angetreten. Beim SRH Dämmer Marathon startete
er im letzten Jahr über 21 Kilometer: „Das war ein ganz
tolles Erlebnis und hat mich regelrecht angefixt“, erzählt
er. Auch in diesem Jahr wollte er sich eigentlich für den
Halbmarathon anmelden. Doch dann entdeckte er im Internet die Ausschreibung für das Laufhelden-Training:
„Ein richtiges Coaching war schon länger mein Traum. Alleine hätte ich mir einen Marathon noch nicht zugetraut“,
sagt Kaufmann. Das Lauftraining mit Claudia Gerling sei
„tierisch anstrengend“, mache aber auch sehr viel Spaß.
„Meine Freunde sagen, ich sei verrückt, aber ich bin voll
motiviert und nehme jede Trainingseinheit mit.“
Viel hilft nicht immer viel
Claudia Gerling muss ihre Schützlinge nicht nur antreiben,
sondern auch mal bremsen. Denn zu einem ausgewogenen Marathon-Training gehören auch Pausen: „Ein Trainingseffekt stellt sich nur in der Regenerationsphase ein“,
betont Gerling. Zwei Tage pro Woche haben die Laufhelden deshalb „sportfrei“. Auch zwei Wochen vor einem
Wettkampf rät die Trainerin Läufern grundsätzlich, die Belastung herunterzufahren und statt langer Strecken lieber
kürzere, aber intensive Einheiten zu absolvieren. Ganz
wichtig sei zudem ein systematisches Training, das die
Läufer auf unterschiedliche Weise fordert: „Woche um
Woche im gewohnten Trimm-Trab zu laufen, ist ein Kardinalfehler, den viele Freizeitläufer begehen“, warnt die
Personal Trainerin. Statt sich zu steigern, drohen sogar
Überlastungsbeschwerden durch monotone Schrittfolgen.
Für die Laufhelden stehen deshalb regelmäßig
Tempowechselläufe, Intervalltrainings und Technik-Schulungen auf dem Programm, außerdem einmal pro Woche
Krafttraining und ein alternatives Ausdauertraining wie
Spinning oder Schwimmen. Dazu kann das Team kostenlos das Schwimmbad sowie Kurse und Geräte im haus­
eigenen Fitness-Club SRH Campus Sports nutzen.
Zusätzlich gibt es bei den vier offenen Seminaren der
SRH Running Academy wertvolle Tipps rund um
Motivation, Ernährung und Bewegung, zum Beispiel von
Deutschlands erfolgreichstem Langstreckenläufer Dieter
Baumann. Selbst langjährige und wettkampferprobte Läu-
Menschen
fer profitieren von der professionell gecoachten Vorbereitung. Zu ihnen zählt Mathias Welberts. Der 33-jährige
Fachkrankenpfleger aus Waibstadt bei Heidelberg läuft
seit zehn Jahren, auch beim SRH Dämmer Marathon ist er
schon mehrfach erfolgreich gestartet. Doch eine KnieOperation zwang ihn 2015 zu einer längeren Trainingspause. Mit den Laufhelden hofft er auf ein gelungenes
Comeback. „Früher habe ich mich immer alleine vorbereitet und bin dabei nie so richtig systematisch vorgegangen“, sagt er.
Beim gemeinsamen Training habe er vor allem in
puncto Lauftechnik schon einiges dazugelernt. Und auch
das Knie spielt bislang mit. Im Mai möchte Welberts gerne seine bisherige Bestmarke von 4:06 Stunden knacken.
„Mein Ziel ist, unter vier Stunden zu bleiben“, sagt er.
„Möglichst nahe an 3:30 wäre wirklich toll.“ Fortsetzung folgt im nächsten Heft.
„Die Vorbereitungszeit ist
sehr kurz, aber die Teilnehmer
sind alle hoch motiviert.“
Claudia Gerling,
Sportökonomin und Diplom-Fachsportlehrerin
Der SRH Dämmer Marathon
Der SRH Dämmer Marathon ist eine Mannheimer Institution. Seit 2004 findet er jedes Jahr im Mai statt und ist viel mehr als ein reiner Lauf über verschiedene Distanzen. Die späte Startzeit (19 Uhr) sorgt für ordentlich Partystimmung bei zahlreichen
Stadtteil- und Streckenfesten. In diesem Jahr steigt der Marathon am 14. Mai und
erstmals unter den Fittichen der SRH als Hauptsponsor. Rund 12.000 Läufer und
130.000 Zuschauer werden erwartet. Die 42,2 km lange Laufstrecke führt über den
Rhein, quer durch die beiden Großstädte Mannheim und Ludwigshafen. Rund 1.200
freiwillige Helfer verteilen unterwegs Bananen, Müsliriegel und Getränke an die
Läufer und sorgen für Ordnung und Sicherheit. Damit alle Teilnehmer gesund ins Ziel
kommen, wird die SRH den Sanitätsdienst mit den sogenannten Running Doctors
unterstützen.
Infos zu Anmeldung, Strecke und Programm unter:
www.daemmermarathon-mannheim.de
9
50 Jahre SRH
Viel erreicht –
und noch mehr vor
Mutig gestartet, dann Sanierungsfall, heute modernes Bildungs- und Gesundheitsunternehmen. In diesem Jahr feiert die SRH 50-jähriges Bestehen. Viel hat sich seit 1966
getan. Zeit für einen kurzen Blick zurück und einen Ausblick auf das Jubiläumsjahr.
Mitarbeiter
Standorte
Paraguay
1966  282
2016  11.700
Umsatz
1966  2,83 Mio. €
10
2016  64
SRH Hochschulen
2016  875 Mio. €
Betriebe
1966  1
1966  1
1966  0
2016  9
SRH Kliniken
2016  42
1966  0
2016  13
perspektiven 01/2016
50 Jahre SRH
Text Julian Kerkhoff Grafik periodical.de
Was wurde Mitte der 1960er-Jahre nicht alles erfunden:
die Musikkassette, der Taschenrechner, die Antibabypille.
Herzchirurg Chris­tiaan Barnard transplantierte das erste
Herz bei einem Menschen, und die Beach Boys feierten
ihren musikalischen Durchbruch. In diese Zeit hinein, 
1966, wurde die SRH gegründet. Zunächst noch als „Stiftung Berufsförderungswerk Heidelberg“, 1971 erfolgte
die Umbenennung in „Stiftung Rehabilitation Heidelberg“
– kurz SRH. Ihre Aufgabe damals: Kriegsversehrte und
Menschen mit körperlicher Behinderung wieder für den
Arbeitsmarkt fit machen. Denn die hatten es in der Nachkriegszeit schwer. Barrierefreie Städte und Arbeitsplätze
gab es noch nicht.
In den folgenden 17 Jahren wächst die SRH zur
führenden Rehabilitationseinrichtung Deutschlands mit
rund 3.000 Mitarbeitern. Dennoch steht die Stiftung am
Rande der Insolvenz, 56 Millionen D-Mark Schulden waren angehäuft worden. Es folgen harte Jahre, in denen
die SRH zu einem unabhängigen, markt- und kundenorientierten Stiftungsunternehmen für Bildung und Gesundheit umgebaut wird. Keine schöne Zeit, unrentable Betriebsteile werden veräußert, Personal muss entlassen
werden. Das Fernziel: wirtschaftlich erfolgreich sein, um
sozial verantwortlich handeln zu können.
Wie Phoenix aus der Asche
Die Stiftungsstruktur erweist sich – damals wie heute –
als hilfreich: Weil das erwirtschaftete Geld im Unternehmen bleibt und nicht von Investoren abgeschöpft wird,
ist die SRH ab 1990 wieder auf Wachstumskurs. 1999
wird die Stiftung in SRH Holding umbenannt, die sich
auf die Geschäftsfelder Hochschulen, Bildung und
Gesundheit konzentriert und mit Beginn des neuen
Jahrtausends weiter expandiert. Die Gemeinnützigkeit
bleibt erhalten. Seitdem sind zahlreiche Bildungs- und
Gesundheitsunternehmen gegründet und erworben
worden, wenn diese eine langfristige und nachhaltige
Perspektive versprechen.
Aktuell betreut die SRH mit ihren Hochschulen,
Bildungszentren, Schulen, Kliniken und Medizinischen
Versorgungszentren rund 760.000 Kunden und erwirtschaftet einen Umsatz von etwa 875 Millionen Euro.
„Wirtschaftlicher Erfolg ist die Voraussetzung, nicht das
höchste Ziel. Denn die SRH schafft Werte, die bleiben“,
sagt der Vorstandsvorsitzende Christof Hettich.
Bei allem Wandel in den vergangenen 50 Jahren
ziehen sich aber auch Konstanten durch die Geschichte
der SRH: So geht es ihr seit der Gründung 1966 um den
Dienst am Menschen. Durch ihre Unternehmensform als
gemeinnützige Stiftung ist die SRH für ihre Kunden in der
Gesundheit wie in der Bildung der Garant eines dritten
Weges: Patienten, Studenten, Schüler erhalten so die
Freiheit, zwischen staatlichen Einrichtungen und kapitalmarktgetriebenen Konzernen eine weitere Alternative
wählen zu können.
Von  1966 bis heute:
Die Meilensteine in der
Entwicklung der SRH können Sie
nachlesen unter www.srh.de
( Die SRH  Geschichte).
Jubiläumsjahr mit vielen Höhepunkten
Zahlreiche Veranstaltungen und Aktionen im Jubiläumsjahr werden nach a­ ußen hin sichtbar machen, wofür die
SRH steht. Zugleich sollen sie Impulse für die künftige Arbeit des Unternehmens geben. Zum Auftakt unterstreicht
ein Bildungs- und Gesundheitskongress in Berlin mit
Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, dass
die Bildungs- und Gesundheitsangebote der SRH zwar
verschieden, aber nicht voneinander zu trennen sind. So
geht es in ­beiden Fällen darum, die Lebensqualität und
die Lebens­chancen von Menschen zu verbessern und
somit die Grundpfeiler unserer freien Gesellschaft zu stärken. Auf dem Kongress sollen gesellschaftlich wichtige
Zukunftsthemen diskutiert werden.
Ein Zeichen wird die SRH auch im sportlichen
Sinne setzen: So ist sie Titelsponsor des popu­lären
SRH Dämmer Marathons am 14. Mai durch Mannheim
und Ludwigshafen (mehr dazu auf Seite 8) und bringt
dabei ihre Expertise als Träger von Hochschulen, Kliniken
und Reha-Einrichtungen ein.
Neben einem großen Mitarbeiterfest auf dem
SRH Campus in Heidelberg wird es ein Jubiläumsbuch geben, das Bildung und Gesundheit „nach vorne denkt“ und
sich mit gesellschaftlichen Veränderungen wie Digitalisierung und Demografie befasst. In den kommenden Ausgaben der SRH perspektiven werden Sie darüber hinaus in
Auszügen lesen können, wie Zeitzeugen die vergangenen
Jahrzehnte erlebt haben. www.srh.de
„Wirtschaftlicher Erfolg
ist die Voraussetzung, nicht
das höchste Ziel. Denn die
SRH schafft Werte, die
bleiben.“
Prof. Dr. Christof Hettich,
Vorstandsvorsitzender der SRH
11
Die Berliner Hardrockband Demora
Songs for Refugees
Bildung
Musik verbindet
Hip-Hop, Rap, Afrofunk, Singer-Songwriter-Ballade und Rock – Studenten und
Dozenten der SRH Hochschule der populären Künste produzierten gemeinsam
mit Geflüchteten eine abwechslungsreiche CD mit eigenen Liedern. Auf einem
Benefizkonzert stellten sie in Berlin ihre „Songs for Refugees“ vor.
02:57
ffer 05:01
– Waheya
& David Schä
01 Akina Sefu – Karolin Girard
Hand
ment 03:17
02 Take My
ix) – Orna
Way (Rem
ora 02:45
03 The New 04 Wuhoa – Dem
hins 02:40
03:45
rs & The Dolp
gelebt – RO
05 Ich hab Wine – Michael Roge
sdale 03:41
06 SelfmadeArrête! – Harvey True 03:11
07
Rehbein
es alt – Till Toxico 03:15
Mico
08 Uns geht
–
09 Einfach – Mazze 03:53
er 03:17
10 Take Off – Rost im Champagn 04:26
11 Schuhe – Benjamin Sammer 03:45
pør
Welcome
12 Nørre Voru ing – Refugees
13 Mov
hdpk.de
es.de
songsforrefuge/songsforrefugees
facebook.com
Text Ulrike Heitze Fotos Tobias Kruse
Haare fliegen – vor und auf der Bühne –, als Robin Beker,
Medienmanagement-Student und Frontmann der Berliner Hardrockband Demora, in die Saiten seiner Gitarre
haut und wuchtig den Song „Wuhoa“ anstimmt. Gut
200 Köpfe wippen im Takt. Der „Privatclub“ im trendigen
Berlin-Kreuzberg ist an diesem Samstagabend im Januar
proppenvoll und ausverkauft. Das Benefizkonzert ist vorläufiger Höhepunkt des Projektes „Songs for Refugees“:
Dabei haben Studenten und Dozenten der SRH Hochschule der populären Künste (hdpk) gemeinsam mit Flüchtlingen aus Syrien und Pakistan eine CD mit 13 Titeln zusammengestellt und präsentieren sie an diesem Abend. (Wo
es die CD zum Reinhören und Kaufen gibt, siehe Seite 27).
Irgendwann im Laufe des Abends wird es ganz
still im Publikum. Die Musiker räumen die Bühne, auf der
Rück­wand wird ein Schwarz-Weiß-Video gezeigt. Mohammad Aleiyo, ein junger syrischer Musiker, singt eindrucksvoll auf Arabisch von seiner Flucht übers offene Meer,
hdpk-Studenten und weitere Flüchtlinge stimmen auf
Englisch ein. Es ist das  Video zum Titelsong der CD
„Moving“. Das Lied erzählt davon, wie es sich anfühlt,
wenn man seine Heimat zurücklassen muss und ins Ungewisse aufbricht. Es wirbt um Verständnis und Verständigung.
Bunte Mischung
Seinen Anfang genommen hat das Projekt „Songs for Refugees“ im Studiengang Musikproduktion. Für das fünfte
Semester stand der Praxisteil im Fach Projektorganisation
an. „Die Studenten haben vorgeschlagen, eine CD zu
produzieren und den Erlös für die Flüchtlingshilfe zu spenden“, berichtet Claus-Dieter Bandorf, Dozent für Klavier,
Keyboards und Ensemble an der hdpk und Leiter des
CD-Projekts, nicht ohne Stolz. „Sie hätten sich auch für etwas viel weniger Aufwendiges entscheiden können. Einen
Stummfilm live vertonen oder eine Spiel­show inszenieren.
Aber die Studenten wollten sich ernsthaft engagieren.
Das finde ich sehr schön.“
chule
SRH Hochs
e
ären Künst
der popul
10944
Gesagt, getan: Mitte Oktober 2015 wurden die
Studenten aller Fachrichtungen der hdpk um eine „Liederspende“ gebeten. Und tatsächlich, an einer Hochschule,
an der sich fast alles um Musik und Kreativität dreht (siehe
Kasten Seite 14), haben tatsächlich viele Studenten fertige
Kompositionen in der Schublade. Nach drei Wochen
waren 26 Lieder eingereicht worden.
„Ahlan wa sahlan. Open your Mind.
We won’t give in. Ahlan wa sahlan.“
–
„Willkommen. Seid offen. Wir werden
nicht aufgeben. Willkommen.“
Auszug aus dem von den Studenten komponierten
Titelsong „Moving“
Demokratisch einigten sich Studenten und Dozenten auf
zwölf Titel, die es auf die CD schafften. Ein spannender
Mix aus vielen Stilrichtungen: vom kräftigen Rock über
gefühlvolle Balladen und Hip-Hop bis zum schwungvollen
Saxofon-Funk. Die Solisten und Bands singen auf Deutsch,
Englisch, Französisch und Arabisch über das L­ eben, Scheitern und Ankommen.
Betroffene zu Wort kommen lassen
Der 13. Song entstand eigens für die CD. Als Gemeinschaftsarbeit im Arrangement- und Kompositionskurs des
vierten Semesters. Vom Schreiben der Texte übers Komponieren der Musik bis zum Einspielen und Mixen brachten die Studenten hier aktiv alles ein, worum es in ihrem
Studium geht. Das Besondere daran: Sie wollten nicht nur
über Geflüchtete, sondern mit ihnen Musik machen.
Das  Video zu „Moving“ ist
auf Youtube zu finden:
https://www.youtube.com/user/
hdpkde
13
Bildung
Songs for Refugees
Über Flüchtlingsorganisationen und private Kontakte luden die Studenten Flüchtlinge ein. „Es hat einen
Moment gedauert, bis sie Vertrauen gefasst hatten, aber
dann waren sie mit so viel Begeisterung dabei“, berichtet
Catharina Schorling, die Musikproduktion studiert und bei
„Moving“ Klavier spielt. „Sie waren so engagiert und
freundlich, obwohl es in ihrem Leben gerade so viel Ungewissheit und Probleme gibt. Das hat uns sehr beeindruckt und motiviert, trotz der vielen Arbeit bis zum
Schluss unser Bestes zu geben.“ So texteten, komponierten und sangen bei „Moving“ acht junge Flüchtlinge mit.
Dass nur einer von ihnen Musikerfahrung hat, war kein
Hindernis, erklärt Robert Lingnau, Professor für Musik­
theorie, Arrangement und Gehörbildung. „Für ‚Moving’
­haben wir Ideen, Stimmungen, Textfragmente und me­
lodische Einfälle gesammelt. Jeder besitzt ein Talent, das
sich dafür einsetzen lässt.“
Und so entstand das Lied als deutsch-syrischpakistanische Koproduktion, an der rund 35 Personen beteiligt waren. Neben fünf Solisten standen mehr als ein
Dutzend Backgroundsänger und eine siebenköpfige Band
im Studio. „Als wir das erste Mal mit allen Musikern geprobt haben, hatte das eine enorme Wirkung“, erinnert
sich Catharina Schorling. „Zu spüren, dass der Song tatsächlich bewegt, war toll. Uns war ja wichtig, dass er die
Gefühlslage der Geflüchteten trifft und keine reine Kopfgeburt von ein paar deutschen Studenten ist.“
Die gesamte Hochschule eingebunden
Weil eine CD auch verkauft und vermarktet werden will,
holten die Musikstudenten die übrigen Studiengänge
ins Boot. „Das Tolle war, dass unendlich viele freiwillig
angeboten haben, sich zu beteiligen“, stellt Projektleiter
Claus-Dieter Bandorf fest. Manche Studenten konnten im
Rahmen ihres Studiums mitmachen und sich so Leistungspunkte erarbeiten. Andere investierten ehrenamtlich viel
Freizeit und Herzblut. Einer designte das CD-Cover und
das Booklet. Erstsemester aus dem Medien­management
stemmten unter den Fittichen eines älteren Kommilitonen
die Organisation des Konzertes. Angehende Mediendesigner produzierten Video und Fotos. Andere Studenten
entwarfen die Facebook- und Internetseiten und übernahmen die Pressearbeit. Im Dezember kam schließlich die
CD heraus, Mitte Januar folgte das Benefizkonzert. Von
der ersten Pressung mit 1.000 CDs ist nur noch rund ein
Viertel übrig.
Zwischenzeitlich konnte der Berliner „Kontakt- und
Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant_innen“ ein
erster Scheck über 6.500 Euro übergeben werden. Nach
dem Ausklingen dieses Mammutprojektes engagiert sich
die hdpk im Moment vor allem über  Deutschkurse:
30 Studenten und Dozenten unterrichten jeden Abend
14
Ausschnitt aus dem Video zu „Moving“
ehrenamtlich Geflüchtete. „Ich bin stolz, dass es uns mit
„Songs for Refugees“ gelungen ist, so etwas Großes in
so kurzer Zeit und in so guter Qualität auf die Beine zu
stellen“, zieht Claus-Dieter Bandorf Bilanz. „Es war ein
reales Projekt mit einem sehr engen Zeitplan. Da hatten
die Studenten wenig Raum für Fehler.“
Aber auch wenn nicht alles gleich rundlief, hätten
sie dennoch viel gelernt, findet Maxime Shakir, die im
fünften Semester Musikproduktion studiert und bei „Moving“ als Solistin singt: „Eben weil es ein echtes Projekt
war. Und in jedem Fall ist es ungemein bereichernd, wenn
wir mit dem, was uns wichtig ist – nämlich der Musik –,
etwas bewegen können. Sie verbindet und überbrückt
alle Sprachbarrieren.“  Um möglichst vielen Menschen die Möglichkeit zu geben,
Deutsch zu lernen, bittet die
hdpk um Spenden, um zum
Beispiel Lehrbücher und Unterrichtsmaterial kaufen zu können.
Wer die Hochschule bei ihrem
Einsatz unterstützen möchte:
www.hdpk.de/hochschule/
spendenaufruf
Jede Spende ab 50 Euro
wird mit einer CD „Songs for
Refugees“ belohnt.
Die Hochschule für die Kreativwirtschaft
Die SRH Hochschule der populären Künste (hdpk) in Berlin-Schöneberg bereitet ihre
Studenten auf eine Karriere in der Kultur- und Kreativbranche vor. Demzufolge lässt
sich hier alles rund um Musikproduktion und Audiodesign, Medienmanagement und
Mediendesign lernen. Neben den theoretischen Grundlagen legt die Hochschule großen Wert auf einen starken Praxisbezug im Studium und ein gut ausgebautes Netzwerk. In den zurzeit vier Bachelorstudiengängen lernen aktuell 560 Studenten aus
20 Nationen. Im Herbst 2016 sollen zusätzlich die Bachelorstudiengänge „Popularmusik“ und „Creative Industries Management“ (in Englisch) sowie zwei Masterstudiengänge – M
­ edienpsychologie und Erlebniskommunikation – an den Start gehen.
www.hdpk.de
www.songsforrefugees.de
perspektiven 01/2016
Nachrichten
Bildung
NACHRICHTEN
SRH Schüler trifft Rennfahrer-Idol
am Hockenheimring
Röhrende Motoren, qualmende Reifen, spektakuläre Fahrmanöver – Motorsport hat es Dinuk De Zoysa Jaya­ti­
lake angetan. Der 15-jährige Schüler mit sri-lankischen Wurzeln liebt Autos und kennt jeden schnellen Flitzer,
den die Automobilfirmen neu auf den Markt bringen. Grund genug für Joanne Jeffs, seine Betreuerin an der
SRH Stephen-Hawking-Schule in Neckargemünd, etwas ganz Besonderes für den Neuntklässler zu organisieren: Er erlebte das Saisonfinale der DTM, der Deutschen Tourenwagen Masters, live auf dem Hockenheimring.
„Weil Dinuk Autos liebt und später beruflich in dem Bereich arbeiten möchte, war es für mich selbstverständlich, dass ich das
Schüler Dinuk De Zoysa Jayatilake (links)
einfädele“, sagt Joanne Jeffs. Jeffs Bruder trainiert seit einigen
und Rennfahrer Gary Paffett
Jahren den britischen Rennfahrer Gary Paffett im Tennis, und
so war der Kontakt in die Rennsportwelt schnell hergestellt.
Im vergangenen Oktober war es so weit: Dinuk, der an einer
schweren Muskelerkrankung leidet und seit sechs Jahren im
Rollstuhl sitzt, durfte zusammen mit einem Freund und Betreuerin Jeffs zum Abschlussrennen auf den Hockenheimring – und
traf den DTM-Champion von 2005 zum Eisessen im MercedesGästebereich. Klar, dass es für ihn und für Gary Paffett vor allem
ein Thema gab: schnelle Autos.
www.stephenhawkingschule.de
perspektiven-Leserin gewinnt Übernachtung
im Hotel Chester
Panorama-Sauna mit Blick über Heidelberg, mediterrane Dachterrasse und Feinschmecker-Restaurant –
wer Erholung sucht, kann sie im SRH Hotel Chester
Heidelberg an vielen Stellen finden. Davon kann sich
auch Scania Herberger aus Langenburg überzeugen:
Sie war beim Gewinnspiel der SRH perspektiven
03/2015 ausgelost worden und kann sich nun über
eine Übernachtung mit Frühstück für zwei Personen
freuen. perspektiven hatte wissen wollen, wann das
Chester eröffnet wurde. Die richtige Antwort lautet:
im Juli 2015. Kaum eingeweiht, schon ausgezeichnet: Im Februar erhielt das Vier-Sterne-Haus auf dem
SRH Campus in Heidelberg vom Branchenmagazin
„Tophotel“ den „Tophotel Opening Award“ in der
Kategorie „First Class“. Es überzeugte die Jury in den
Kriterien Architektur, Nachhaltigkeit, Wirtschaftlichkeit und Marketing. Das Chester verfügt über 96 anspruchsvoll gestaltete Zimmer. Das angeschlossene
Chester Convention Center bietet elf Tagungsräume
für Veranstaltungen mit bis zu 300 Personen.
Fotos: SRH
www.chester-heidelberg.de
Noch ziemlich neu und schon prämiert: das SRH Hotel Chester
auf dem SRH Campus in Heidelberg.
SRH wieder TopArbeitgeber &
Top-Ausbilder
Schön, wenn
Mitarbeiter sich
wohlfühlen. Noch besser, wenn
sie es schwarz auf weiß bestätigen. Das haben die SRH Mitarbeiter getan und ihrem Unternehmen
damit zum dritten Mal in Folge die
Auszeichnung „Top Na­tionaler
Arbeitgeber“ in der Branche „Gesundheit und Soziales“ beschert.
Das Ranking „Deutschlands beste
Arbeitgeber“ ist die größte Arbeitgeberbewertung und wird jährlich
vom Magazin „Focus“ erstellt.
Auch die Auszubildenden profitieren: Für die Studie „Deutschlands
beste Ausbildungsbetriebe 2016“
von Focus und Focus Money wurden Unternehmen zu ihrer Ausbildungsqualität befragt und entsprechend bewertet. 185 Firmen,
darunter die SRH, erhielten das
Siegel „Deutschlands beste Ausbildungsbetriebe 2016“. „Wir sind
stolz, im Jubiläumsjahr zum
50-jährigen Bestehen diese Auszeichnungen tragen zu dürfen.
Das sind wichtige Rückmeldungen
unserer Mitarbeiter“, sagt Christof
Hettich, Vorstandschef der SRH. In
Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels unterstützen die
Auszeichnungen als guter Arbeitgeber und Ausbildungsbetrieb
beim Gewinnen von hoch qualifiziertem Personal.
www.srh.de
15
Bildung
Neue Stress-Studie
Chef sein kann
krank machen
Druck von oben, Druck von unten – Chef sein ist
enorm anstrengend. Doch was passiert, wenn
Führungskräfte zu oft und zu lange bis an ihre
Grenzen gehen? Psychologe Prof. Dr. Andreas
Zimber von der SRH Hochschule Heidelberg über
das Pulverfass, auf dem viele Manager arbeiten.
Text Ulrike Heitze Die Manager in Ihrer Studie belastet vor allem die hohe
Arbeitsintensität (siehe Grafik). Was genau strengt da an?
Unter anderem das Multitasking, das gefordert ist, die hohe Menge an
Arbeit und das geforderte Tempo. Immer herrscht Zeitdruck. Deshalb ist
es für die Vorbeugung wichtig, dass sich Manager in ihrer freien Zeit
auch um einen psychischen und seelischen Ausgleich kümmern. Wir erleben heute viele Führungskräfte, die körperlich topfit und durchtrainiert
sind und sich gesund ernähren. Aber die psychische Gesundheit wird immer noch vernachlässigt. Kommt es zum Beispiel mal zu einem kurzzeitigen Einbruch, verarbeiten die Betroffenen das meist nur oberflächlich.
Kaum ein Top-Manager eines großen Unternehmens redet in der Öffentlichkeit darüber, wie er Zustände psychischer Überlastung verarbeitet.
Wäre es wichtig, dass gerade Vorstände häufiger in der Öffent­
lichkeit dazu stehen?
Ja. Denn Top-Manager leben den unteren Hierarchieebenen eine vermeintliche Resistenz gegen psychische Erschöpfung vor. Und für die Kollegen in mittleren Führungspositionen ist die Lage oft viel schwieriger.
Denn ihr Handlungs- und Entscheidungsraum ist deutlich kleiner.
16
Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit
Frage an Führungskräfte: Was belastet Sie am meisten?
Arbeitsintensität
Emotionale Anforderungen
Konflikte zwischen Berufs- und Privatleben
Fehlende Akzeptanz als Führungskraft
0
100
Belastet mich gar nicht
Belastet mich maximal
Quelle: PsyGeMa Studie, 2015
Ist das schlimm?
Wir können durch unsere Studien die gesundheitlichen Folgen von zu hoher Arbeitsintensität vorhersagen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder auch
Burnout werden dann wahrscheinlich, wenn eine Person beruflich sehr
gefordert ist, sie aber gleichzeitig das Gefühl hat, wenig mitgestalten zu
können. Es ist tatsächlich so, dass Führungskräfte trotz hoher Anforderungen im Job ein relativ geringes gesundheitliches Risiko haben, wenn
sie einen großen Tätigkeitsspielraum haben. Wenn sie zumindest teilweise autonom entscheiden können.
Ihre Studie betont, wie wichtig für Manager Unterstützung, Feed­
back und Perspektiven sind. Haben Unternehmen da Defizite?
Auf der Führungsebene ist die soziale Unterstützung durch den eigenen
Vorgesetzten und durch Kollegen nur zum Teil vorhanden und geringer
als in anderen Berufsgruppen. Zudem ist es für Führungskräfte schwie­
perspektiven 01/2016
Foto: willma... – Photocase
Auf welche psychischen Erkrankungen steuern Führungskräfte
bei zu viel Stress zu?
Prof. Dr. Andreas Zimber: Wir haben bei Managern ein überdurchschnittlich hohes Risiko für psychische Befindlichkeitsstörungen festgestellt. Den
Betroffenen fehlt es zunehmend an Energie, sie schlafen schlecht – all
das können Frühwarnsignale für eine entstehende Depression sein. Die
Personen funktionieren zwar noch gut, sie sind aber auch deutlich stärker
gefährdet, psychisch zu erkranken.
Neue Stress-Studie
riger, leistungsbezogenes Feedback vom Vorgesetzten und von Kollegen
zur eigenen Arbeitsleistung zu bekommen. Das ist ein großes Manko.
Denn Manager, die das erhalten, sind bei ihrer Arbeit engagierter und
motivierter. Sie können bessere Leistungen erbringen.
Bildung
Manager unter der Lupe
Wie oft führt Stress bei Managern zu psychischen Erkrankungen? Was belastet sie
besonders? Und wie können sie und ihre Unternehmen vorbeugen? – Diese Fragen
Wie schlimm ist es, wenn der Körper auf Stress reagiert?
Kurzfristige Stressreaktionen sind umkehrbar, sofern die Betroffenen sie
durch Ruhe ausgleichen. Fällt die Erholung dagegen zu gering aus, wirkt
das langfristig negativ auf die Gesundheit. Die Manager können die Beanspruchungen dann nicht mehr kompensieren, und die Belastungen
summieren sich über die Zeit auf.
Wie lange dauert es, bis ein Manager psychische Probleme
bekommt, wenn er ständig überlastet ist?
Das ist unterschiedlich, manche Schätzungen gehen von zwei Jahren aus.
In unserer Untersuchung kamen schwerwiegende langfristige Folgen
bei den befragten Führungskräften überdurchschnittlich häufig vor. Die
Dauer­anspannung vor allem durch langes und intensives Arbeiten verursachte bei den Führungskräften chronische Beschwerden wie Müdigkeit,
Schlafstörungen und emotionale Erschöpfung.
untersuchten Professor Dr. Andreas Zimber und sein Team von der Fakultät für Angewandte Psychologie an der SRH Hochschule Heidelberg. Sie befragten dazu unter
anderem knapp 300 Führungskräfte zu ihren Stress-Erfahrungen im Job. Die Ergebnisse der Studie „Psychische Gesundheit von Manager/innen (PsyGeMa)“ gibt es
zum Herunterladen:
www.hochschule-heidelberg.de/de/fakultaeten
 Fakultät für Angewandte Psychologie  Aktuelles  Projekte  Psygema
Chefinnen schlägt der Job öfter aufs Gemüt
Wer fühlt depressive Symptome am häufigsten?
Männer
Frauen
Was empfehlen Sie Chefs, um psychischen Erkrankungen
vorzubeugen?
Viele Manager wachen erst auf, wenn sich bei ihnen bereits deutliche Beeinträchtigungen einstellen. Personen, die ihr Arbeitspensum nur noch
durch einen Tunnelblick bewältigen können, fällt es schwer, wahrzunehmen, wie es ihnen selbst geht. Sie verlieren sozusagen das Gefühl für sich
selbst. Unternehmen sollten diese Verantwortung für ihre Führungskräfte
mitübernehmen und sie dabei unterstützen, mehr auf sich und das innere
Gleichgewicht zu achten. Ich empfehle jedem, die eigenen Ressourcen im
Blick zu behalten.
Foto: SRH Hochschule Heidelberg
Wie macht man das konkret?
Schon eine bewusste Pausenkultur kann hier weiterhelfen. Dabei bringen
viele kurze Pausen mehr als eine lange Pause. Zudem sollte man auf Abwechslung bei den Tätigkeiten achten. Zum Beispiel nach einem anstrengenden Gespräch nicht direkt das nächste Meeting anschließen. Lieber
den Schreibtisch aufräumen, um von der Daueranspannung herunterzukommen.
Welche Fehler machen Arbeitgeber bei ihren Führungskräften?
Psychische Probleme sollten nicht immer individualisiert betrachtet werden. Wenn sich ein Mitarbeiter oder ein Manager mal gesundheitsbedingt in eine Klinik oder in sonstige therapeutische Behandlung begeben
muss, dann erwarten Unternehmen nach der Rückkehr in den Job in der
Regel wieder die volle Leistungsfähigkeit wie zuvor. Ohne dass am
Arbeitssystem etwas korrigiert wird. Das ist ein Kardinalfehler der Arbeitswelt. Unternehmen müssten dem Thema psychische Hygiene mehr Raum
geben. Ich sehe die Gesundheitsvorsorge als eine Kernaufgabe der
Pers­onalentwicklung. Dieser Beitrag erschien in ähnlicher Form zuerst im Magazin „GesundheitsManager“,
Ausgabe 5/2015 (www.gesundheitsmanager-magazin.de)
0
7
Unteres Management leidet mehr
Wo kommen depressive Symptome am häufigsten vor?
Teamleitung (untere Führungsebene)
Abteilungsleitung (mittlere Führungsebene)
Geschäftsleitung (obere Führungsebene)
0
8
Quelle: PsyGeMa Studie, 2015
„Ich empfehle jedem,
die eigenen Ressourcen im
Blick zu behalten.“
Prof. Dr. Andreas Zimber
Leiter des Studiengangs Psychologie an der
SRH Hochschule Heidelberg
17
Gesundheit
Exoskelett
Schritt für Schritt
in die Zukunft
Drei Jahre lang konnte Habbas Alshammari nicht gehen.
Im SRH Gesundheitszentrum in Bad Wimpfen hilft jetzt
eine hochintelligente Maschine dem 26-Jährigen wieder
auf die Beine.
Text Kristina Junker
Jeder Schritt ist ein kleiner Sieg. Meter für Meter nimmt
Habbas Alshammari dafür seine ganze Kraft zusammen
und kämpft sich mit hoch konzentriertem Gesicht über den
Übungsplatz des SRH Gesundheitszentrums Bad Wimpfen
– immer zwei Trainer an seiner Seite, die ihn lotsen, Bewegungen vormachen, Details erklären. Seine Hände hat der
26-Jährige auf Unterarmkrücken gestützt, die ihm beim
Laufen sicheren Halt geben, während er schon mit beiden
Beinen in der Zukunft steckt. „ReWalk Exoskelett System“
heißt die intelligente Neuroprothese: zwei schwarze Schienen, die der junge Mann von der Hüfte bis zum Knöchel
trägt und die seine Beine vorwärtsbewegen.
Noch vor Kurzem war es für Habbas Alshammari
unvorstellbar, jemals wieder gehen zu können. Der
26-Jährige ist von der Hüfte abwärts gelähmt und saß drei
Jahre lang im Rollstuhl, bevor er das erste Mal von dem
Exoskelett in Deutschland hörte. 5.000 Kilometer ist er
von seiner Heimat Saudi-Arabien für die Chance geflogen,
in Bad Wimpfen mit dieser hochmodernen Laufmaschine
zu trainieren.
Im Training mit
Physio­therapeuten lernt
Habbas Alshammari
das ReWalk Exoskelett
System zu beherrschen.
18
„Das ,ReWalk Exoskelett System‘ eignet sich für Patienten
mit einem  kompletten und inkompletten Querschnitt, bei denen sämtliche Nervenverbindungen zwischen Beinen und Gehirn unterbrochen sind“, erklärt
Professor Dr. Volker Hömberg, Chefarzt der Neurologie
am SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen. Damit die
Neuroprothese richtig eingesetzt werden kann, liegt dieser Querschnitt idealerweise zwischen dem siebten und
zwölften Brustwirbel. Das heißt, der Patient kann Kopf,
Arme und Rumpf fühlen und bewegen, spürt aber seine
Beine nicht mehr. Eine Tumor-Operation oder ein Trauma können die Ursachen für die Rückenmarksverletzung
und damit einen kompletten Querschnitt sein. Habbas
Alsham­mari verlor die Fähigkeit zu gehen bei einem Verkehrsunfall. „Als ich erfuhr, dass ich nicht mehr laufen
kann, fühlte ich mich wie im falschen Film, in einer neuen
Welt ohne Hoffnung. Mithilfe meiner Familie und Gott
habe ich meinen Zustand aber mit der Zeit akzeptiert.“
Das „ReWalk Exoskelett System“ soll jetzt imitieren, was Habbas Körper seit drei Jahren nicht mehr
eigenständig kann: seine Beine zu heben, zu senken
und abzuknicken. Allerdings wird die Bewegung nicht
wie bei einem gesunden Menschen durch Nervenimpulse
vom Gehirn und Muskelkontraktionen in den Beinen
ausgelöst. „Die Neuroprothese greift nicht in den Körper
ein, sondern ist sozusagen um den Menschen herumgebaut“, erklärt der Chefarzt.
Deshalb trägt der Patient das Herzstück des Systems in einem Rucksack auf dem Rücken mit sich: einen
batteriebetriebenen Computer, der über Kabel mit den
perspektiven 01/2016
Foto: SRH
Science-Fiction zum Anziehen
Exoskelett
Als  kompletten Querschnitt, auch Plegie genannt,
bezeichnet man eine Lähmung
an den unteren und oberen Extremitäten oder am Rumpf, bei
der das Rückenmark vollständig
durchtrennt oder geschädigt ist.
Gesundheit
Dann fehlen dem Patienten in
dieser Körperregion Muskelkraft
und Empfindungsvermögen
voll­ständig. Bei einem inkompletten Querschnitt (Parese) dagegen sind Teilfunktionen noch
erhalten.
„Die Neuroprothese greift
nicht in den Körper ein,
sondern ist sozusagen um den
Menschen herumgebaut.“
Prof. Dr. Volker Hömberg
Chefarzt Neurologie
Schienen an den Beinen verbunden ist und die Motoren
in den künstlichen Gelenken steuert.
Foto: SRH
Aufrecht durchs Leben gehen
Was sich wie Science-Fiction liest, hört sich im Praxistest
auch ein wenig so an: Bei jedem Schritt schnurrt die Hydraulik und erzeugt ein Geräusch, das an laufende Roboter in Kinofilmen erinnert. Schaffen Testläufer wie Habbas
Alshammari anfangs nur wenige Meter über flachen Boden, geht das Exoskelett nach ein paar Monaten Training
viel weiter: über Treppen und schiefe Ebenen, durch Gras
oder auf Waldwegen.
„Mindestens genauso wichtig wie das reine Vorwärtskommen ist es den Menschen, die mit dem „ReWalk
Exoskelett System“ üben, aufzustehen und aufrecht
durchs Leben zu gehen“, weiß Neurologe Volker Hömberg. Dem Partner bei der Umarmung gerade in die Augen zu blicken oder das Lieblingsbuch einfach aus dem
obersten Regalfach nehmen zu können – oft sind es die
ganz alltäglichen Wünsche, die Querschnittpatienten an
die Tür des Chef­arztes in Bad Wimpfen klopfen lassen.
Und dennoch ist das „ReWalk Exoskelett System“ längst
nicht für jeden Patienten das Richtige.
Denn gegenüber der intelligenten Neuroprothese
hat der klassische Rollstuhl auch klare Vorteile: Das
Sitzen entlastet den gelähmten Teil des Körpers, und mit
ein wenig Übung gelangt man mit dem Rolli heute fast
überall hin, kann einkaufen, ins Theater gehen und sogar
Auto fahren. Der Umgang mit dem hochintelligenten
Exoskelett ist dagegen vergleichbar mit dem Erlernen
eines Musikinstruments – ohne regelmäßiges Üben geht
gar nichts.
Stolze zwölf Kilogramm,
so viel wie ein durchschnittliches Fahrrad,
bringt der Gehanzug
auf die Waage.
So funktioniert das „ReWalk Exoskelett System“
Hinter der Marke „ReWalk Exoskelett System“ steckt ein roboterhaftes Exoskelett,
das am Körper getragen wird. Die batteriebetriebenen, motorisierten Beine laufen
aber nicht von selbst: Die Bewegung der künstlichen Knie- und Hüftgelenke in den
Prothesen wird vom Benutzer durch regelmäßige Bewegung des Oberkörpers ausgelöst. Möglich macht das ein cleveres Zusammenspiel aus Stützapparaten, Bewegungssensoren und einem Steuerungscomputer, der die Bewegung des Oberkörpers
in Schritte übersetzt. Patienten mit einer Rückenmarksverletzung, die von der Hüfte
abwärts gelähmt sind, können dank des Exoskeletts wieder aufrecht stehen, gehen
und sogar Treppen steigen. Die Kosten für den 100.000 Euro teuren Apparat werden
derzeit von einigen Unfallversicherern und der Berufsgenossenschaft übernommen.
www.rewalk.com
19
Exoskelett
Alles andere als ein Selbstläufer
Weil die Drehachsen der Motoren dafür genau an der
richtigen Stelle am Bein sitzen müssen, fängt die Kunst
des künstlichen Gehens schon beim Anziehen an. „Am
Anfang wusste ich weder, wie ich in die Prothese hineinkomme, noch wann ich auf welchen Knopf drücken
muss!“, erinnert sich der 26-Jährige an die ersten unbeholfenen Testläufe, bei denen er oft nach wenigen Schritten schlappmachte – auch weil der Körper immer mitarbeiten muss.
Denn das „ReWalk Exoskelett System“ ist alles andere als ein Selbstläufer: Damit das Exoskelett in Schwung
kommt, muss der Mensch die Bewegung der Kunstbeine
beim Gehen immer wieder anregen. Ein kleiner Kraftakt,
bei dem die Muskeln der Oberarme über die Krücken den
Körper mit abstützen müssen, während der Oberkörper
durch eine leichte, regelmäßige Vor- und Rückwärtsbewegung die Gewichtsverlagerung beim normalen Gehen
nachahmt. Der Computer übersetzt diese Bewegungen
über die Kunstbeine in gleichmäßige Schritte.
Fortschritt in ein neues Leben
„Ein Patient sollte deswegen nicht nur fit, sondern vor allem auch motiviert genug sein, um das tägliche Training
auf sich zu nehmen, dass dieses System einfach braucht“,
bestätigt Professor Hömberg die noch jungen Studienergebnisse zur Thematik. Das „ReWalk Exoskelett System“
ist erst seit einigen Jahren auf dem deutschen Markt zu
haben. Laut dem Hersteller haben es hierzulande bislang
einige Hundert Patienten ausprobieren können, Habbas
Alshammari am SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen
ist einer von ihnen.
Wieder auf zwei Beinen durchs Leben zu gehen,
wenn auch mit der Hilfe einer hochmodernen Maschine:
Das ist das große Ziel, dem er jeden Tag einen Schritt näher kommt und dabei manchmal sogar schon vergisst,
dass sein Körper auch einmal eine Pause braucht. „Natürlich fühlt sich das künstliche Gehen anders an als normales Laufen“, erzählt er, während seine Füße abwechselnd
auf dem Boden auftreten, ohne den rauen Untergrund
des Trainingsgeländes, den Turnschuh auf der Haut oder
das Gewicht seines Körpers zu spüren. Durch das inten­
sive Training ist die Maschine dennoch ein alltäglicher Begleiter geworden: „Das Exoskelett ist ein neuer Teil von
mir, den ich morgens einfach erst anziehen muss.“
Ob er diesen neuen Teil seines Körpers bald mit
nach Hause nehmen kann, ist noch ungewiss. Die Regierung seines Heimatlandes entscheidet derzeit, ob sie die
Kosten für das 100.000 Euro teure „ReWalk Exoskelett
System“ übernehmen wird. Dennoch erlaubt sich Habbas
schon heute, von einem Leben mit dem Exoskelett zu
träumen. Das ­Abitur hat er in der Tasche. Auf zwei künst-
20
lichen Beinen würde er gerne neue Wege gehen, vielleicht studieren oder eine Ausbildung machen, neue Hobbys starten. Natürlich wäre das alles auch mit Rollstuhl
möglich. Hier macht nicht die Technik den Unterschied,
sondern das Ge­fühl: „Ich sehe endlich wieder eine
Zukunft vor mir und traue mich, Pläne zu schmieden!“
Dieser Fortschritt ist keine 100.000 Euro wert. Er ist
unbezahlbar. Pause für Habbas
Alshammari. Die täglichen
Trainingseinheiten strengen
ordentlich an.
Über eine Art Uhr am
Handgelenk kann der
Patient Kraft und Tempo
der unterstützenden
Beinschienen steuern.
Das SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen
Das SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen ist eine Fachklinik für Prävention, Rehabilitation und Anschlussheilbehandlungen mit drei Fachabteilungen: Innere Medizin,
Orthopädie und Neurologie mit den Rehabilitationsphasen C und D. Insgesamt
stehen 350 Betten zur Verfügung, jährlich werden rund 6.000 Patienten behandelt.
2015 wurde das „Haus der Neurologie“ eröffnet, das nun mehr Bettenkapazitäten
und mehr Therapieflächen bietet. Dort ist auch das neue Referenzzentrum für computergestützte Therapie angesiedelt.
Fotos: SRH
Gesundheit
www.gesundheitszentrum-badwimpfen.de
perspektiven 01/2016
Nachrichten
Gesundheit
NACHRICHTEN
In Bad Wimpfen liegt
Salz in der Luft
Im Urlaub ans Meer fahren und in salz­
haltiger Seeluft Erholung tanken – darauf
schwören viele Patienten, die sich nach
Gesundheit, Entspannung und tiefen
Atemzügen sehnen. Die Menschen in und
um Bad Wimpfen müssen für die wohltuende Wirkung der Salzluft nun nicht mehr
weit reisen: Seit Dezember können sie im
SRH Gesundheitszentrum Bad Wimpfen
das neu erbaute KönigsSalz SALARIUM®
nutzen. Dafür wurde ein neuer Therapiebereich geschaffen, der mit rund 5.500
Salzbacksteinen ausgekleidet ist. Die dort
Einmal tiefenentspannen, bitte.
www.gesundheitszentrum-badwimpfen.de
Fotos: SRH
Schonendes Medikament gegen
Angst vor der Operation
Hoffentlich geht alles gut.
Hoffentlich tut es nicht weh.
Hoffentlich … – eine Sorge jagt
die nächste: Viele Patienten
bekommen es vor einer Operation mit der Angst zu tun. Aus
diesem Grund erhielten sie
bislang ein Beruhigungs- und
Schlafmittel aus dem Bereich
der Benzodiazepine. Es wirkt
angstlösend, kann aber zu
unan­genehmen Gedächtnisund Wahrnehmungsstörungen
führen. Deshalb ersetzt das SRH Zentralklinikum Suhl den alten Wirkstoff ab sofort
durch das sanftere Melatonin. Das körper­
eigene Hormon gilt als sehr gut verträglich,
löst Angstzustände zuverlässig und verursacht keine Verwirrtheit nach der Anwendung. „Wenn wir Verwirrtheitszuständen
vorbeugen können, machen wir unsere
­Behandlung insgesamt sicherer, und die
Patienten können eventuell rascher wieder
vernebelten naturreinen Trockensalze und
Solen enthalten besonders viele Minera­lien
und Spurenelemente, die der Körper über
die Lunge und die Haut aufnehmen und
verwerten kann. In dem so ent­­stan­denen
Mikroklima tut jeder Atemzug gut. Sanfte
Klänge, beruhigende Licht­therapie und ein
Sternenhimmel helfen dabei, rund­um zu
entspannen. Eine Sitzung im SALARIUM®
dauert 35 Minuten und kostet 8,50 Euro.
Einen Termin vereinbaren können Sie telefonisch: 0 70 63/52 23 01 oder per E-Mail
an [email protected].
Chefarzt Dr. Raimondo Laubinger
setzt auf Melatonin.
nach Hause“, sagt Dr. Raimondo Laubinger, Chefarzt der Klinik für Anästhesie und
Intensivmedizin. „Wir sind sicher, dass das
der Weg der Zukunft ist.“ Derzeit ist das
SRH Zentralklinikum Suhl eine der ersten
Kliniken in Südthüringen, die Melatonin als
Alternative zu Benzodiazepin-basierten
Medikamenten verwenden.
www.zentralklinikum-suhl.de
Antibiotika besser n
­ utzen
Antibiotika können Leben retten, das steht außer Frage. Doch immer öfter versagen Therapien, weil die
Bakterien resistent geworden sind. Ein Grund: Antibiotika werden zu häufig und zu unspezifisch eingesetzt,
oft sogar unnötig bei banalen Erkrankungen. Das
SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg hat sich mit sechs
weiteren Kliniken aus der Metropolregion Rhein-Neckar
unter dem Dach der Antibiotic Stewardship-Initiative
Deutschland (ABS) zusammengeschlossen. Die Krankenhäuser wollen den sinnvollen Einsatz von Antibiotika optimieren. Dafür werden sie Daten und Statistiken
etwa zum Antibiotikaverbrauch austauschen. In jeder
Klinik ist mindestens ein ABS-Experte vorhanden. Er
koordiniert die Zusammenarbeit von Infektiologen,
Apo­thekern und Mikrobiologen. Diese unterstützen
die b
­ ehandelnden Ärzte bei der Suche nach dem besten Antibiotika-Einsatz. „Behandlungsstrategien für den
Einsatz von Antibiotika an die Resistenzentwicklung anzupassen, ohne durch zu breite Behandlung weitere
Resistenzen zu verursachen, ist aufwendig. Aber langfristig verhindern wir so, dass Antibiotika unwirksam
werden“, sagt Dr. Philipp Ehlermann, Ärztlicher Direktor und ABS-Experte des SRH Kurpfalzkrankenhauses.
www.kurpfalzkrankenhaus.de
21
Wenn nichts
mehr hält
Viele Frauen leiden unter einer Beckenbodensenkung.
Die Folgen sind manchmal so gravierend, dass nur eine
Operation hilft. Das SRH Wald-Klinikum Gera arbeitet mit
einer einzigartigen, besonders schonenden Methode.
Text Julian Kerkhoff
 Kolpo-Rekto-Sakropexie
steht lateinisch für „ScheideMastdarm-Kreuzbein-Befestigung“.
22
Operation kann helfen
Die Folge: Die Betroffenen empfinden einen unangenehmen Druck und leiden häufig unter unkontrolliertem
Harnverlust, etwa beim Niesen oder Husten. Oder aber
die Blase kann nicht mehr vollständig entleert werden. Ist
der Mastdarm, der unterste Teil des Dickdarms, betroffen,
kommen oft noch Verstopfungen und manchmal sogar
Stuhlinkontinenz hinzu. Im schlimmsten Fall ist die Senkung so gravierend, dass einzelne Organe durch den
Scheidenausgang nach außen treten. Das führt zu Problemen beim Gehen und Sitzen sowie zu Entzündungen und
Geschwüren an der nach außen gestülpten Scheidenwand. „Solange es bei der Inkontinenz bleibt, scheuen
viele betroffene Frauen aus Scham den Gang zum Arzt.
Oder sie finden, dass eine Operation nicht im Verhältnis
perspektiven 01/2016
Foto: kongkieat suraka – shutterstock
Die  Beckenbodensenkung
ist die Folge einer schwachen
Beckenbodenmuskulatur. Dafür
gibt es viele Ursachen: schwere
Geburten, zu oft zu schweres
Heben, chronischer Husten,
Übergewicht, eine genetische
Bindegewebsschwäche. Zum
Problem wird die Senkung oft
nach den Wechseljahren, wenn
die Elastizität des Bindegewebes weiter nachlässt. Fast jede
dritte Frau über 45 Jahren leidet
an einer mehr oder weniger
schweren Form der Beckenbodensenkung.
Durch die Stadt schlendern, sich mit Freunden auf einen
Kaffee treffen oder im eigenen Garten entspannen. So
verbringt Sittah Rinke am liebsten ihre Freizeit. Doch lange
war an so etwas gar nicht zu denken. Ständiger Harnund Stuhldrang sowie Inkontinenz ließen die 52-Jährige
nicht mehr zur Ruhe kommen, zwangen sie immer wieder
ganz plötzlich auf die Toilette. Eine große Belastung auch
in ihrem Beruf als Mitarbeiterin im Catering. „Das hat
mich im Alltag total eingeschränkt und frustriert“, erinnert
sich Rinke. Wie viele Frauen litt sie unter den Folgen einer
Beckenbodenschwäche. Hilfe fand sie an der Klinik für
Frauenheilkunde und Geburtsmedizin am SRH Wald-Klinikum Gera. Dort operiert Chefarzt Dr. Norman Krause seit
einigen Jahren nach einer außergewöhnlichen Methode.
„Normalerweise stützt die Beckenbodenmuskulatur zwischen Scham- und Kreuzbein die inneren Organe
von unten. Im Laufe eines Lebens ist der Beckenboden
einer Frau aber vielen Belastungen ausgesetzt. Dadurch
kommt es dort zu Störungen: Die Gebärmutter, die Blase
und der Enddarm verlieren ihren Halt und  senken sich
unterschiedlich ab“, erklärt Gynäkologe Krause.
Innovative Operation bei Beckenbodensenkung
Gesundheit
zu ihrem Leiden steht“, beobachtet Dr. Norman Krause.
Doch mit einer Operation können die Folgen einer Beckenbodensenkung behoben werden. Die Organe werden quasi neu fixiert. Früher war das nur über einen Bauchschnitt
möglich. Mittlerweile hat sich der Eingriff von unten durch
die Vagina durchgesetzt. „Das ist schonender, sodass sich
die Patientinnen schneller erholen“, sagt der Gynäkologe.
Foto: SRH
Möglichst wenig Fremdmaterial
Eine ältere Methode fixiert dabei außerhalb des natürlichen Verlaufs der Scheide. Sie wird stark nach hinten verlagert und weicht nach rechts deutlich von der Mittellinie
ab. Das führt später häufig zu Beschwerden im Becken
oder beim Geschlechtsverkehr. Zudem gilt grundsätzlich,
dass bei jeder Methode möglichst wenig Fremdmaterial
im Körper verbleiben sollte, um spätere Schmerzen im Becken zu vermeiden. So eine OP wird aber dann problematisch, wenn es zuvor bereits einen Eingriff wegen einer
Beckenbodensenkung gegeben hat. Dann muss man oft
mit einem Kunststoffnetz das Gewebe verstärken.
Eine ganz besondere Lösung für all diese Probleme
bringt die vaginale  Kolpo-Rekto-Sakropexie, die
Dr. Norman Krause 1998 am Universitätsklinikum Jena
entwickelt hat. Dabei wird die Vagina nicht mit einem
Netz, sondern mit zwei Kunststofffäden direkt am Kreuzbein fixiert. So behält sie ihre Form und Position in der
Körpermitte bei. Das Verfahren wurde weltweit erst bei
etwa 2.000 Frauen angewandt. Die Frauenklinik am
SRH Wald-Klinikum Gera ist bis heute die einzige Einrichtung, die die ­vaginale Kolpo-Rekto-Sakropexie als Standardverfahren einsetzt. „Ich bin davon überzeugt, dass
diese schonende und komplikationsarme Methode einen
entscheidenden Fortschritt für die sichere Fixierung der
Vagina bedeutet“, sagt Krause. Dennoch sei die Methode
kein Patentrezept gegen sämtliche Senkungszustände. Vor
allem, wenn sich die Blase gesenkt hat, seien häufig noch
weitere Operationsschritte nötig. Wichtig für den vollen
Erfolg sei auch, dass die Patientinnen im Anschluss ihren
Beckenboden gezielt mit physiotherapeutischen Übungen
trainieren. „Alle Frauen, die das unter Anleitung geübt
haben, empfanden ihren Beckenboden als stabiler und
hatten weniger Beschwerden beim Husten oder Heben.“
Auch Sittah Rinke ist von den Vorteilen der Kolpo-Rekto-Sakropexie mehr als überzeugt. Sie konnte
schon eine Woche nach dem Eingriff die Klinik verlassen –
und das beschwerdefrei. „Hätte ich das gewusst, hätte
ich nicht so lange mit der OP gewartet“, erklärt sie. Nur
so schwer heben wie früher darf sie nicht mehr. „Aber
das Wichtigste ist, dass ich meinen Körper jetzt wieder
unter Kontrolle habe und das Leben genießen kann.“ Dr. Norman Krause vom
SRH Wald-Klinikum Gera mit
einem Modell der weiblichen
Innenorgane.
Tipps für einen starken Beckenboden

Regelmäßiger Sport. Hilfreiche Sportarten: Schwimmen, Radfahren, Walken/
Wandern, Reiten. Vorsicht bei Sportarten mit Stoßbelastung wie Tennis, Joggen
oder Volleyball. Sie stressen den Beckenboden eher.

Nicht schwer heben. Wenn es doch sein muss, nicht aus gebeugter Haltung
heraus heben, sondern dabei in die Hocke gehen. Rund um die Geburt sind
schwere Lasten komplett tabu.

Rückbildungsgymnastik nach jeder Geburt.

Übergewicht vermeiden.

Beckenbodengymnastik. Mögliche Übungen:
– Aufrecht hinstellen und Beine spreizen. Die Hände liegen auf dem Gesäß. Die
Beckenbodenmuskeln nach oben und innen ziehen. Die Hände kontrollieren,
dass die Gesäßmuskulatur außen vor bleibt. Mehrmals täglich wiederholen.
– Flach auf den Bauch legen und ein Bein anwinkeln. Abwechselnd die Bauch-,
Gesäß- und Beckenbodenmuskeln anspannen. Die Anspannung jeweils für zwei
bis drei Sekunden halten. Mindestens achtmal wiederholen.
– Mit leicht angezogenen Knien auf den Rücken legen. Beim Ausatmen das Gesäß anheben und den Bauch für zwei bis drei Sekunden einziehen. Mindestens
achtmal wiederholen.
– In den Schneidersitz setzen, den Rücken gerade halten und sich mit den
­Händen abstützen. Jetzt die Beckenbodenmuskeln nach oben und innen heben.
Mindestens achtmal wiederholen.
Quellen: Berufsverband der Frauenärzte, Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und
Geburtshilfe
www.waldklinikumgera.de
23
Gesundheit
Notfalltraining
Alle Körperfunktionen von
Hal werden aufgezeichnet und
sind über ein Tablet ständig
abrufbar.
Oberarzt Dr. Micha Kablau
(unten rechts) untersucht den
Plastikpatienten.
24
Notfalltraining
Gesundheit
Fehler erlaubt
Wenn es um Leben und Tod geht, muss bei Ärzten und Pflegern jeder
Handgriff sitzen. Das Team vom SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg hat
für solche Notfall-Situationen trainiert.
Text Kirstin von Elm
Fotos: SRH, Andreas Becker
Der 20. Dezember 2015 ist kein guter Tag für Hal. Gerade
noch hat der gut gebaute Patient mittleren Alters über
Atemnot geklagt, als sich seine Lage auch schon drama­
tisch zuspitzt. Das Team auf der Intensivstation des
SRH Kurpfalzkrankenhauses in Heidelberg nimmt eine
Beatmungsmaßnahme nach der anderen vor, doch als
letzte Rettung bleibt nur der Griff zum Skalpell. Beherzt
setzt ein junger Arzt zum Luftröhrenschnitt an.
Nach dem chirurgischen Eingriff bekommt Hal zwar
wieder ausreichend Luft, doch ausgestanden ist die Krise
noch lange nicht: Ohne Vorwarnung wird der Patient plötz­
lich von schweren, anhaltenden Krämpfen geschüttelt und
muss schnellstens die richtigen Notfallmedikamente erhal­
ten. Ärzte und Pfleger reagieren korrekt und bekommen
die Situation wieder unter Kontrolle.
Doch nun spielt das Herz verrückt: Kammerflim­
mern und Herzstillstand. Da helfen nur Elektroschocks mit
dem Defibrillator. Und so geht es weiter. Am Ende des Ta­
ges hat Hal sechs lebensbedrohliche Situationen überlebt.
Das medizinische Personal auf der Intensivstation hat eine
ganze Palette von Geräten und Medikamenten erfolgreich
zu seiner Rettung eingesetzt.
Dass im Notfall nichts schiefgeht, ist keineswegs
selbstverständlich, denn unter Stress und Zeitdruck können
schnell Fehler passieren. Selbst kleine Versäumnisse oder
Missverständnisse haben dann mitunter gravierende Folgen
für den Patienten. Auch wenn die Häufigkeit tödlicher Be­
handlungsfehler in deutschen Krankenhäusern im Promille­
bereich liegt, fällt wegen der hohen Patientenzahlen die
absolute Fallzahl doch entsprechend hoch aus. Einer Studie
der Krankenkasse AOK zufolge sterben jährlich weitaus
mehr Menschen an Behandlungsfehlern im Krankenhaus
als im Straßenverkehr.
Um den Ausnahmezustand in Ruhe zu proben,
ohne Menschenleben zu gefährden, gibt es Hal. Denn der
ist kein echter Patient, sondern ein sogenannter Patienten­
simulator. Die komplexe Hightech-Puppe kostet bis zu
100.000 Euro und gehört dem neuen Simulationszentrum
Mittelhessen in Marburg. Unter der Anleitung von erfah­
renen Instruktoren – alle selbst Ärzte, Pfleger oder Ret­
tungskräfte – werden Hal und seine 20 Artgenossen für
das ­Training von Krankenhauspersonal und Rettungskräften
eingesetzt. Wenn sich zeigt, dass Handgriffe nicht sitzen,
Gerätschaften schlecht platziert sind oder die Kommuni­ka­
tion hakt, ist das fast sogar erwünscht. Denn dann kann
­etwas verbessert werden, bevor es in einem echten Notfall
­kritisch wird.
„Simulationstrainings sind gelebte Patientensicher­
heit“, sagt Stephan Grosch, Leiter der Mitte 2015 eröff­
neten Bildungseinrichtung. Die Idee stamme aus der Luft­
„Wir haben alles
benutzt, was die
Intensivstation hergibt.“
Dr. Andreas Becker,
Chefarzt der Neurologie am Kurpfalzkrankenhaus
Übung für den Ernstfall
Das Simulationszentrum in Marburg gehört zum Bildungszentrum des DRK Rettungsdienstes Mittel­
hessen und wurde im Sommer 2015 eröffnet. Die klinische Leitung liegt beim Universitätsklinikum
Training für den Patienten
Marburg-Gießen. Die Angebote richten sich an alle Bereiche, in denen Patienten versorgt werden –
Gerade für Notfälle gilt: Auch wenn Ärzte und Pfleger theo­
retisch genau wissen, was sie zu tun haben, fehlt doch vie­
len in Ausnahmesituationen die praktische Erfahrung. Man­
che Situationen kommen im Alltag einfach nicht so häufig
vor, dass man ansatzweise eine Routine entwickeln könnte.
vorklinisch, klinisch und ambulant. Im Mittelpunkt steht das Training von kritischen Notfallsituationen.
www.sim-mh.de
25
Gesundheit
Notfalltraining
fahrt, dort sei es selbstverständlich, dass ein Pilot im Flugsimulator regelmäßig für Krisensituationen geschult werde.
„Im medizinischen Umfeld sind Simulationen die einzige
Möglichkeit, für Hochrisikosituationen zu trainieren, ohne
Patienten in Gefahr zu bringen“, sagt der Rettungsassistent
und Notfallsanitäter.
Hal und seine Familie, darunter auch ein Neugebo­
renes und eine Geburtssimulationspuppe, werden nach
­jedem Einsatz ausgiebig vom hauseigenen Techniker ge­
wartet und zweimal jährlich vom Hersteller generalüberholt
– eine Option, die es für echte Menschen nicht gibt.
Hal verzeiht Fehler
„Die Technik ist wirklich beeindruckend,“ findet Dr. Andreas
Becker, Chefarzt der Neurologie am SRH Kurpfalzkranken­
haus Heidelberg. Er hat das Training für das Team der In­
tensivstation organisiert. An zwei aufeinanderfolgenden
Tagen durften jeweils zehn Mitarbeiter einen ganzen Tag
lang „Puppendoktor“ spielen. Das klingt nach lustigem
Team­event kurz vor Weihnachten, war jedoch in der Praxis
für alle Beteiligten ein harter und äußerst anspruchsvoller
Tag. „Anfangs wurde noch ein bisschen gekichert, aber die
­Anspannung stieg schnell, genau wie bei einem echten
Notfall“, sagt Becker.
Denn auch wenn Fehler Hal nicht umbringen, las­
sen seine lebensechten Reaktionen schnell vergessen, dass
der künstliche Patient nur simuliert. Ausgestattet mit Hörer
und Mikrofon kann sich der DRK-Trainingsleiter aus dem
Nebenraum mit den Kursteilnehmern unterhalten und zum
Beispiel stellvertretend für den Patienten Schmerzen oder
Beschwerden beschreiben. Drahtlos via Tablet steuert der
Instruktor, was mit Hal geschieht. Reagieren seine Pupillen
noch auf Licht? Oder hat er möglicherweise eine lebens­
gefährliche Hirnblutung? Beschleunigen oder verlangsamen
sich Puls oder Herzschlag? Geht sein Atem regelmäßig,
oder hebt sich der Brustkorb nur noch flach und stoßwei­
se? Lässt er sich gut intubieren oder sind Hals und Rachen
so stark verengt, dass nur noch ein Luftröhrenschnitt hilft?
„Die Puppe reagiert praktisch genau wie ein ech­
ter Patient“, sagt Chefarzt Andreas Becker. Hal entspre­
chend zu programmieren und auf seinen Einsatz vorzube­
reiten, er­forderte vor Ort mehrere Stunden Vorbereitung
durch das Team des Simulationszentrums. Und auch auf
Seiten des SRH Kurpfalzkrankenhauses war einiges an Vor­
arbeit zu leisten. Schließlich wurde das Training live in der
Intensivstation durchgeführt. Die Dienstpläne der Mitarbei­
ter mussten entsprechend organisiert werden, ebenso wie
ein freies Intensivbett. Alle nötigen medizinischen Geräte
mussten verfügbar sein. „Wir haben alles benutzt, was die
Intensivstation hergibt“, sagt Becker. Sogar im Computer­
tomografen wurde Hal untersucht, um festzustellen, ob er
Hirnblutungen hat.
26
Wie im echten Leben
Viel Aufwand, der sich aber im Notfall voll auszahlt: „Wir
sind klare Verfechter des Trainings am eigenen Arbeits­
platz“, sagt Notfalltrainer Stephan Grosch. Einer der wich­
tigsten Grundsätze für das Training von Notfall- und ­Ret­tungsteams laute schließlich, seine eigene Arbeitsumge­
bung genau zu kennen. Deshalb kommen die Instruktoren
am liebsten zu ihren Schülern ins Krankenhaus. Für eine
möglichst perfekte Simulation wird im Vorfeld jedes Detail
abgestimmt: Welche medizinischen Geräte und Monitore
verwendet das Krankenhaus? Wie ist der Medikamenten­
schrank aufgebaut? Wie sehen die Kurven aus, mit denen
der Zustand des Patienten aufgezeichnet wird? Alles muss
stimmen, damit jeder Handgriff realitätsnah geübt werden
kann.
„Das Training war wirklich perfekt auf uns zuge­
schnitten und hat allen Beteiligten viel gebracht“, stellt
­Becker fest. Einer der wichtigsten Lerneffekte: „Im Notfall
muss die Kommunikation im Team unbedingt stimmen,
jede Ansage muss präzise sein.“ Nach der erfolgreichen
Premiere im Dezember steht für den Heidelberger Chefarzt
deshalb fest: „Wir werden das Simulationstraining be­
stimmt wiederholen. Wir wollen doch kontinuierlich noch
besser werden.“ Bis zu
100.000 Euro kostet
ein Trainingspatient
wie Hal.
Das SRH Kurpfalzkrankenhaus
Das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg ist ein Fachkrankenhaus für Innere Me­
dizin, Neurologie und Dialyse. Zu den Behandlungsschwerpunkten zählen unter an­
derem Schlaganfälle, Parkinson-Syndrom, Multiple Sklerose, Epilepsie, Herz- und
­Niereninsuffizienz. In der Hämophilie (Blutgerinnungsstörung) verfügt das SRH Kur­
pfalzkrankenhaus über eine der bundesweit größten Ambulanzen. Als akademisches
Lehrkrankenhaus der Universität Heidelberg unterstützt das Krankenhaus Forschung
und Lehre. Rund 200 Mitarbeiter arbeiten dort.
www.kurpfalzkrankenhaus.de
perspektiven 01/2016
„Songs for Refugees“ –
musikalische Flüchtlingshilfe
Studenten und Lehrende der SRH Hochschule der populären Künste (hdpk)
produzierten gemeinsam mit Flüchtlingen aus Syrien und Pakistan eine
Com­pilation-CD. Für den Sampler haben Studenten der gesamten Hochschule
Songs gespendet. Das Album „Songs for Refugees“ enthält nun 13 Titel auf
Englisch, Deutsch, Französisch und Arabisch. Von Rock über Hip-Hop und
Elektro bis zu Afrofunk.
Die Erlöse aus dem Projekt gehen komplett an die „Kontakt- und Beratungsstelle für Flüchtlinge und Migrant_innen“ in Berlin-Kreuzberg (KuB).
Mehr Infos unter: www.songsforrefugees.de
Die CD bestellen:
 über www.songsforrefugees.de für zehn Euro (plus 2,50 Euro Versand).
 als digitale Version über iTunes und Amazon für 11,99 Euro.
 Folgen Sie mit Ihrem Smartphone dem QR-Code.
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Impressum
Herausgeber:
SRH Holding (SdbR), Bonhoefferstraße 1, 69123 Heidelberg, Internet: www.srh.de
Nils Birschmann, Direktor Kommunikation
Redaktion (SRH) und Kontakt:Christiane Wolf, SRH Holding, Telefon: 0 62 21/82 23-123, Fax: 0 62 21/82 23-06123,
E-Mail: [email protected]
Redaktion und Gestaltung:Siccma Media GmbH, Köln, Internet: www.siccmamedia.de
Redaktion: Ulrike Heitze, Julian Kerkhoff, Liane Borghardt, Kirstin von Elm, Florian Junker, Kristina Junker
Art-Direction: Ulrich Schmidt-Contoli
Gestaltung: periodical.de, Bildredaktion: Karin Aneser
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Druck:
abcdruck GmbH, Heidelberg, Internet: www.abcdruck.de
Erscheinungsweise:
vier Ausgaben pro Jahr (28.000 Exemplare)
Alle Rechte vorbehalten. Reproduktion nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Herausgebers und der Redaktion.
Für unverlangt eingesandtes Material übernimmt die Redaktion keine Gewähr.
Redaktionsschluss dieser Ausgabe: 18. März. Die nächste Ausgabe von perspektiven erscheint im Juli 2016.
Wir schenken Ihnen perspektiven im kostenlosen Abonnement. Wenn wir Ihnen viermal pro Jahr die neuesten Informationen über
Bildung und Gesundheit zuschicken sollen, schreiben Sie uns einfach eine E-Mail ([email protected]) oder ein Fax (0 62 21/82 23-0 61 23).
27
ZU GUTER LETZT
Ein Zeichen für
den Frieden
Fotos: SRH Klinikum Karlsbad-Langensteinbach, SRH Stephen-Hawking-Schule
„Nous sommes avec vous“ – „Wir sind bei euch.“
Diese und ähnliche Zeichen der Solidarität standen
auf den vielen Schildern, die rund 400 Schüler
im vergangenen November in die Höhe reckten.
Knapp eine Woche nach den Terroranschlägen
in Paris versammelten sich die Schüler der SRH Stephen-Hawking-Schule auf ihrem Pausenhof
und bildeten ein Peace-Zeichen. „Damit möchten
wir ein Zeichen für den Frieden in der Welt
setzen“, erklärte Schülersprecher Oliver Böhle.
Für die ­Aktion, die von der Schülervertretung
angeregt wurde, sollten alle Schüler Blätter mit
ihren Gedanken und Schulbücher mitbringen.
Denn, so Oliver Böhle: „Bildung ist eines der
wichtigsten Mittel, um Gewalt vorzubeugen.“
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Home, sweet Home