als PDF downloaden
Transcription
als PDF downloaden
ZWST INFORMIERT S O N D E R AU S GA B E DAS SOZIALREFERAT STELLT SICH VOR IMPRESSUM Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. Hebelstraße 6 60318 Frankfurt am Main Telefon: 0 69 / 94 43 71 - 0 Telefax: 0 69 / 49 48 17 E-Mail: [email protected] Internet: www.zwst.org © ZWST 2011. Alle Rechte vorbehalten. INHALTSVER ZEICHNIS EINFÜHRUNG AUS- UND WEITERBILDUNG VON SOZIALARBEITERN - Allgemeine Fortbildungen für Sozialarbeiter und Sozialbetreuer - Fortbildungsreihe „Psychosoziale Versorgung und Krisenintervention“ - Seminare für Betreuer von Überlebenden des Holocaust - Soziale Fortbildungsprojekte FÖRDERUNG DER INTEGRATION - Regionale Orientierungs- und Integrationsseminare - Migrationsberatung FÖRDERUNG DES PROFESSIONELLEN EHRENAMTES - Seniorenfreizeiten und Seniorenclubs - Chewra Kadischa und Bikkur Cholim - Vielfältige Zugänge zur jüdischen Tradition: Tanzen und Kochen - Multiplikatorenschulungen zur jüdischen Tradition FORTBILDUNGEN ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND EDV - Öffentlichkeitsarbeit in jüdischen Gemeinden - EDV-Seminare VIRTUELLE LERNGEMEINSCHAFTEN: DAS E-LEARNING-PROJEKT SENIORENERHOLUNGEN UND SENIORENREISEN - Seniorenerholungen in Bad Kissungen - Seniorenreisen nach Israel INTEGRATION VON JÜDISCHEN MENSCHEN MIT BEHINDERUNG UND IHREN ANGEHÖRIGEN VIELFÄLTIGE ANGEBOTE FÜR ÜBERLEBENDE DES HOLOCAUST - Ein Netzwerk von Treffpunkten für Überlebende - Tagungen für Fachkräfte und ehrenamtlich Aktive - Zusammenarbeit über Grenzen hinweg - Beantragung von Hilfen für Überlebende des Holocaust EINFÜHRUNG Das Sozialreferat der ZWST Wer sind wir und was sind unsere Ziele? Als jüdischer Spitzenverband auf dem Gebiet der Sozialarbeit ist es Aufgabe und Ziel der ZWST, die jüdischen Gemeinden und ihre Mitglieder mit einem adäquaten Fortbildungsangebot zu unterstützen und zu begleiten sowie ihnen ein Forum für Information und Austausch zu bieten. In ihrer Funktion als Dachverband ist es der ZWST darüber hinaus ein wichtiges Anliegen, in den Gemeinden präsent zu sein, intensive persönliche Kontakte in den Gemeinden zu pflegen und eine direkte Betreuung und Beratung durch alle Mitarbeiter des Sozialreferates anzubieten, u.a. in folgenden Bereichen: • • • • • • • • Im Bereich der Migrationsberatung für Erwachsene (MBE) Aufbau von Treffpunkten für Holocaustüberlebende in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Gemeinden Direkte Beratung bei der Beantragung von Mitteln bei der Jewish Claims Conference (JCC) Intensivierung des direkten Kontaktes in den Gemeinden durch Regionalseminare Direkte Kontakte und Hilfen beim Aufbau einer Chewra Kadisha und Bikkur Cholim Direkte Beratung und Betreuung im Rahmen des Integrationscoaching Unterstützung und direkte Beteiligung am Angebot in den Seniorenclubs (ZWST-Mitarbeiter halten Vorträge, organisieren Gesprächsrunden, bieten ein kulturelles Programm an) Direkte Beratung und Unterstützung von Angehörigen von Menschen mit Behinderung Zum Aufgabenbereich des Sozialreferates gehört weiterhin die Interessensvertretung nach außen, gegenüber den Behörden, Ministerien, den Bundesorganisationen der Freien Wohlfahrtspflege (zusammengefasst in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege, BAGFW) und anderen Einrichtungen der Sozialarbeit. Dies beinhaltet unter anderem die aktive Mitgliedschaft in sozialen Organisationen wie z.B. in der BAGFW und ihren Kommissionen, im Deutschen Verein für öffentliche und private Fürsorge oder dem Internationalen Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS). Durch die intensive Kooperation mit sozialen Einrichtungen wie der Aktion Mensch, der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ), der JCC, dem Internationalen Bund (IB) und anderen Einrichtungen werden viele erfolgreiche Aktivitäten und Projekte des Sozialreferates ermöglicht. Das Sozialreferat organisiert mehrtägige Fachtagungen und Kongresse im Rahmen von ZWST-Projekten, auch um den internationalen Kontakt und Wissens-Austausch zu fördern. Kleinere Tagungen und Infoveranstaltungen bei der ZWST informieren über Möglichkeiten der EU-Förderung, verschiedene Bereiche der Behindertenarbeit und andere Aufgaben der Sozialarbeit. Eine intensive Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) unterstützt die Arbeit des Sozialreferates in allen Angelegenheiten der Integration jüdischer Zuwanderer. In der vorliegenden Broschüre informieren wir umfassend über unsere Aktivitäten, auch basierend auf einem vielfältigen Feedback der Teilnehmer. Bei näherem Interesse an unseren Veranstaltungen stehen wir Ihnen telefonisch, per mail und bei Bedarf auch persönlich zur Verfügung. Benjamin Bloch Direktor der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden e.V. Paulette Weber Leiterin des Sozialreferats Telefon: 069 - 94 43 71 31 E-Mail: [email protected] Graziella Gubinsky Telefon: 069 - 94 43 71 14 E-Mail: [email protected] Anatoli Purnik Telefon: 069 - 94 43 71 23 E-Mail: [email protected] Larissa Karwin Telefon: 069 - 94 43 71 22 E-Mail: [email protected] Motti Pasternak Telefon: 069 - 94 43 71 33 E-Mail: [email protected] Marina Chekalina Telefon: 069 - 94 43 71 19 E-Mail: [email protected] Felix Krasni Telefon: 069 - 94 43 71 32 E-Mail: [email protected] Ilya Rivin Telefon: 069 - 94 43 71 34 E-Mail: [email protected] Assja Kazwa Telefon: 069 - 94 43 71 16 E-Mail: [email protected] Svetlana Antonova E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 29 AUS- UND WEITERBILDUNG VON SOZIALARBEITERN Allgemeine Fortbildungen für Sozialbetreuer und Sozialarbeiter Die Fortbildungsreihe für Sozialarbeiter und Sozialbetreuer gehört zum festen Repertoire der ZWST-Bildungsangebote im Bereich Sozialarbeit. Die Themenvielfalt der Seminare spiegelt das Aufgabenspektrum der Sozialabteilungen in jüdischen Gemeinden wieder. Das breite Gebiet der Sozialberatung und psychologischen Betreuung erfordert neben dem fachlichen Wissen ausreichende Kenntnisse über ständige Änderungen im Sozialrecht und Gesundheitswesen. In das Aufgabengebiet der Sozialarbeiter fällt auch zunehmend die Beantragung von Geldern für wichtige Projekte sowie eine gute Selbstdarstellung und Öffentlichkeitsarbeit. Die Multifunktionalität von Mitarbeitern ist ein Spezifikum für die Mehrheit der jüdischen Gemeinden in Deutschland. Für Bereiche, für die in anderen, größeren sozialen Organisationen und den wenigen großen Gemeinden eigene Abteilungen, wie Öffentlichkeitsarbeit, Integration, Soziales, eingerichtet sind, gibt es in kleineren Gemeinden meist nur eine einzige „multifunktionale“ Sozialabteilung. Daher ist es der ZWST ein wichtiges Anliegen, die Sozialarbeiter und- betreuer mit zielgerechten und aktuellen Informationen zu begleiten. Die jüdischen Sozialarbeiter übernehmen in vielerlei Hinsicht die wichtige Rolle von Multiplikatoren, indem sie Informationen an ihre Klienten, oft Sozialhilfeempfänger, weitergeben oder sie an die richtigen Stellen weitervermitteln (Beratungsstellen, Ärzte, Vermittlung von persönlichen Kontakten etc.). Darüber hinaus wird in den Seminaren laufend über aktuelle Projekte der ZWST berichtet, die für die Gemeindearbeit wichtig sind, wie z.B. in der Behindertenarbeit, regionales Integrationscoaching, Treffpunkte für Holocaustüberlebende u.a. Auch Themen, die die jüdische Identität berühren, wie jüdische Geschichte, Tradition und Kultur oder Aktuelles aus Israel gehören zum Seminarprogramm. Die Vielfalt der Seminarinhalte verdeutlicht die hohen Ansprüche an die Mitarbeiter in den Sozialabteilungen. Für die hochqualifizierten Teilnehmer sind diese laufend durchgeführten Weiterbildungen unentbehrlich, um das erforderliche Basiswissen zu erhalten, auf dem Laufenden zu bleiben und wertvolle Kontakte zu pflegen oder neu zu knüpfen. Die Bedeutung dieser Seminare als eine Plattform für intensiven Austausch und die Förderung von Netzwerken ist nicht zu unterschätzen. Das Bildungsangebot der ZWST gliedert sich in Seminarreihen für Fortgeschrittene, d.h. erfahrene, zumeist hauptamtlich tätige Gemeindesozialarbeiter und „Anfänger“, d.h. berufserfahrene Zuwanderer mit akademischen Abschlüssen, die aufgrund ihres sozialen, haupt- und ehrenamtlichen Engagements in den Gemeinden einen hohen Weiterbildungsbedarf in der Sozialarbeit haben oder in verwandten Bereichen arbeiten. ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Anatoli Purnik E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 23 Ilya Rivin E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 34 Fortbildungsreihe „Psychosoziale Versorgung und Krisenintervention“ Krisenmanagement für Sozialarbeiter Die Sozialarbeiter der jüdischen Gemeinden werden in ihrem Berufsalltag häufig mit psychosozialen Krisen ihrer Klientel konfrontiert. Für die verantwortungsvolle und adäquate Unterstützung von Menschen in Krisensituationen ist eine angemessene Vorbereitung erforderlich. Aufgrund des hohen Bedarfs nach qualifizierter psychosozialer Versorgung führt die ZWST komplexe mehrteilige Fortbildungsreihen (Grundausbildung und Fortgeschrittene) zu dieser Thematik durch. Angesprochen sind hauptamtlich beschäftigte Mitarbeiter der Sozialabteilungen in den jüdischen Gemeinden und Mitarbeiter in anderen jüdischen Einrichtungen. Bevorzugt werden die Seminarteilnehmer, die schon einen Abschluss in Sozialer Arbeit oder in vergleichbaren Berufsfeldern haben, bzw. regelmäßig an den sozialen Fortbildungen der ZWST teilgenommen haben. Themen der Seminare sind Bereiche der Kommunikationstheorie, Methoden der Gesprächsführung, Förderung der interkulturellen Kompetenz, Umgang mit Krisen und Kriseninterventionen, konkrete Fallbesprechungen und Rollenspiele sowie Supervision und anderes. „Es war manchmal beklemmend festzustellen, wie festgefahren wir oft sind mit unseren Vorstellungen und wie hilflos wir deshalb manchmal reagieren. Für mich ist die Erfahrung dieser Rollenspiele sehr wichtig für meinen Berufsalltag. (…) Es fand kein Frontalunterricht statt, sondern wir arbeiteten nach dem Prinzip ´Lernen im Dialog`. Wie mir aus der Distanz klar wurde, haben unsere professionellen Seminarleiter uns so geschickt gelenkt, dass wir alle an der Diskussion ständig und aktiv teilnahmen. Diese Art des Gruppendialogs half uns, die Problemfelder genauer und schärfer zu sehen und sie besser zu definieren.“ (Ella Gurzhy, ZWST-Sozialberatung Stadt Potsdam) Die Fortbildungen finden unter kompetenter, wissenschaftlicher Leitung (Prof. Dr. Rainer Hess, FH Frankfurt, Fachbereich Soziale Arbeit und Gesundheit) statt. Nach erfolgreicher Teilnahme an allen vier Seminarblöcken, Mitarbeit bei regionalen Treffen und Erstellung von Hausarbeiten erhalten die Lernenden ein Zertifikat: „Psychosoziale Versorgung und Krisenintervention“. AUS- UND WEITERBILDUNG VON SOZIALARBEITERN „Die Teilnahme an der Fortbildungsreihe ´Psychosoziale Versorgung und Krisenintervention` war für mich eine wichtige Erfahrung, die auch meinen Klienten zugute kommen wird. Oft stehe ich Fragen wie ´Was bedeutet es, die richtige Hilfe zu leisten? Wo sind meine Grenzen?` hilflos gegenüber. Wer seine Arbeit ernst nimmt, ist immer wieder mit derartigen Unsicherheiten konfrontiert. Viele dieser Fragen, mit denen ich mich bei meiner Tätigkeit als Sozialarbeiterin auseinandersetze, konnte ich intensiv und ausführlich mit unseren Dozenten sowie den Kollegen im Seminar diskutieren.“ (Ella Gurzhy) „Nach meinem eher theoretischen Studium der Sozialpädagogik gab mir diese Fortbildung die Gelegenheit, theoretische Inhalte mit konkreten praktischen Übungen unter professioneller Anleitung zu verbinden und andere Kollegen kennen zu lernen. Vor allem im psychosozialen Arbeitsfeld ist der Erfahrungsaustausch und ständiges Lernen ein Muss. Migration ist sehr oft mit traumatischen Erfahrungen verbunden, mit denen vor allem ältere Menschen noch stärker zu kämpfen haben. Die älteren Zuwanderer aus der ehemaligen SU sind durch Krieg, Holocaust und das sowjetische System psychisch vorbelastet. Im Seminar haben wir die wertvolle Möglichkeit, einige schwierige Beispiele, die jeder von uns in seiner alltäglichen Praxis erlebt, zu analysieren und zu reflektieren. Die supervisorische Komponente der Seminarreihe stellt eine unentbehrliche Stütze der beruflichen Praxis dar und hilft uns, unsere professionelle Haltung den Bedürfnissen der Klienten anzupassen“. (Anna Pimstein, ZWST-Migrationsberaterin in Bayern) ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Graziella Gubinsky E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 14 Seminare für Betreuer von Überlebenden des Holocaust Die Überlebenden des Holocaust werden im Alter häufig mit verdrängtem Leid aus der Vergangenheit konfrontiert: unbegreifliches, erlebtes Leid, Leid resultierend aus dem Verlust von Familie und Verwandtschaft, Bitterkeit aufgrund von Einsamkeit und tiefes Misstrauen den Menschen und der gesamten Umwelt gegenüber. Daraus resultiert oft eine soziale und psychische Isolation, verstärkt durch die Einschränkung der Mobilität. Es sind Menschen, die von den sozialen Einrichtungen der jüdischen Gemeinden bisher leider nur teilweise erreicht werden konnten. Daher ist es ein zentrales Anliegen der ZWST, diese Zielgruppe in vielerlei Hinsicht zu unterstützen. In den letzten Jahren zeichnen sich immer stärker Schwerpunktverlagerungen und neue Anforderungen in der sozialen Arbeit mit Holocaustüberlebenden ab: Die Gruppe der Überlebenden aus der 1. Generation (geboren vor 1945, heute in der Mehrheit „Child Survivors“) wird immer kleiner. Die 2. Generation (Kinder der Überlebenden, geb. nach 1945) tritt mit eigenen Bedürfnissen und Problemen stärker in den Vordergrund. Hier zeichnet sich ein hoher Bedarf nach mehr Wissen und Erfahrung bezüg- lich des sensiblen und gleichzeitig professionellen Umgangs mit Angehörigen der 2. Generation und auch der 3. Generation ab. Der Versuch einer klaren Definition der Zielgruppen ist umso wichtiger, da die in Deutschland lebenden Überlebenden des Holocaust mehrheitlich aus Ländern der ehemaligen SU zugewandert sind. Sie haben einen spezifischen historischen Hintergrund, haben oft mehrfache Verfolgungen erlitten, erhielten keine Wiedergutmachung und sind zusätzlich belastet durch Auswirkungen der Migration. Dies gewinnt zunehmend an Bedeutung bezüglich der zielgerechten Beantragung und Verwendung öffentlicher Mittel, um den Klienten ein angemessenes Angebot zur Verfügung stellen zu können und ihnen einen würdigen Lebensabend zu ermöglichen. Vor diesem Hintergrund ist eine begleitende professionelle Schulung von Menschen, die Überlebende des Holocaust betreuen oder ein Angebot für sie organisieren, unentbehrlich, da es einer spezifischen Annäherung bedarf. Die ZWST organisiert regelmäßig Fortbildungen für Fachkräfte in den Einrichtungen der jüdischen Gemeinden (Sozialabteilungen, Seniorenzentren, Treffpunkte für Holocaustüberlebende, ambulante Pflegedienste) und die Ehrenamtler in den Seniorenclubs, Bikkur-CholimGruppen, Treffpunkten und anderen Anlaufstellen. Sehr bereichernd für diese Fortbildung ist die Zusammenarbeit mit Dr. Martin Auerbach, Psychiater, Psychotherapeut und klinischer Leiter von „Amcha“ (Nationales Zentrum für Psychosoziale Unterstützung von Holocaustüberlebenden in Israel), seit 2009 Nachfolger von Dr. Nathan Durst. Die Seminare vermitteln eine intensive und professionelle Weiterbildung, die als Basis der sozialen Arbeit mit einer immer kleiner und älter werdenden Gruppe dringend erforderlich ist. Gleichzeitig wird die „2. Generation“ als Zielgruppe immer wichtiger. Neben fachspezifischen Themen ist die Auseinandersetzung über eigene Reaktionen und Schwierigkeiten in der Arbeit mit Holocaust-Überlebenden und die entsprechende Sensibilisierung für diese Problematik ein wichtiger Seminarbestandteil. Die Teilnehmer setzen sich im Rahmen von Vorträgen sowie Falldiskussionen und Arbeitsgruppen mit Themen wie Trauer, mediale Verarbeitung und Vermittlung von Traumata über die Kunst (Film, Musik etc.), Langzeitfolgen des Holocausttraumas, psychologische Profile u.a. auseinander. Darüber hinaus unterstützen diese Fortbildungsreihen die Organisation von vielfältigen Angeboten für Überlebende des Holocaust. (s. Kapitel: Angebote für Holocaustüberlebende) ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 AUS- UND WEITERBILDUNG VON SOZIALARBEITERN Soziale Fortbildungsprojekte Neben dem regelmäßigen Fortbildungsangebot und laufenden Seminarreihen organisiert die ZWST Fortbildungsprojekte auf einem hohen Niveau, um die professionelle Sozialarbeit in den jüdischen Gemeinden zu fördern und den Mitarbeitern eine fachliche Weiterqualifizierung zu ermöglichen. Eine zukunftsorientierte Nachwuchsförderung in den jüdischen Gemeinden gewinnt immer mehr an Bedeutung und eröffnet vor allem zugewanderten Gemeindemitgliedern und Mitarbeitern neue berufliche Perspektiven und Chancen. „Das Studium hat mir geholfen, mich in meinem Beruf als Erzieher weiter zu entwickeln und eine Anstellung zu erreichen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich ohne das Studium dieses Ergebnis erzielt hätte. Ich habe bestimmte Fähigkeiten entwickelt und Kenntnisse erhalten, die mir in meinem beruflichen Leben und bei meiner weiteren Integration unzweifelhaft hilfreich sein werden. Meine Perspektiven im deutschen Weiterbildungssystem haben sich maßgeblich verbessert. Dieses Studium war für mich die einzige Möglichkeit, einen Hochschulabschluss in Deutschland zu erwerben.“ (Alex Kenigstein) „Ich empfinde Stolz, ich habe für mich einen Lebensabschnitt beendet. Wenn es auch sehr stressig war und ich mich am Anfang gefragt habe, schaffe ich es überhaupt? Doch ich bin in den speziellen Rhythmus dieses Studiums reingekommen. Ganz wichtig: wir haben ein gutes ´Zeitmanagement` gelernt! Jetzt spüre ich, wie dieses Studium mir direkt hilft in meinem Job in der JG Heidelberg, ich kann das Gelernte täglich anwenden.“ (Natascha Vronska) Im berufsbegleitenden Studiengang „Jüdische Sozialarbeit“ (BA) haben 20 Mitarbeiter jüdischer Gemeinden einen anerkannten Hochschulabschluss „Bachelor of Arts Soziale Arbeit“ an der FH Erfurt erworben. Dieser Studiengang (20072010) wurde von der Dorothea-Gould-Foundation (Schweiz) gefördert und in enger Kooperation mit der FH Erfurt durchgeführt. Bei den Teilnehmern handelte es sich um hochqualifizierte, berufserfahrene, zumeist in den Sozialabteilungen der Gemeinden tätige Zuwanderer, die aber keine adäquate Ausbildung hatten oder deren Abschluss in Deutschland nicht anerkannt wurde. Zielgerecht ausgebildetes Personal wird in den jüdischen Gemeinden dringend benötigt und auch von staatlicher Seite vorausgesetzt, um Fördergelder für die soziale Gemeindearbeit zu erhalten. Auch ist eine verbesserte professionelle Basis für die Sozialabteilungen dringend erforderlich, um den steigenden, multifunktionalen Anforderungen gewachsen zu sein. Die Bewältigung dieses Studiums durch 20 Absolventen verleiht ihm den Charakter eines erfolgreichen und daher übertragbaren Modellprojektes, da mit dieser „Brücke“ zwischen Hochschulstudium und berufsbegleitender Weiterbildung hohe Belastungen verbunden waren. Das Konzept dieses Studiums basierte auf verschiedenen Bausteinen, dazu gehörten innerhalb von 7 Semestern die Präsenzzeiten (4-tägige Blockseminare), verschiedene Formen des e-Learning (Chats, Diskussionsforen, Online-Klausuren), umfangreiches Selbststudium, eine Exkursion nach Israel, ein Praktikum sowie die Abschlussarbeit, die im Rahmen eines Kolloquiums präsentiert wurde. Alle Organisatoren und Lehrenden dieses Studiums haben von den Erfahrungen und den Rückmeldungen der Teilnehmer profitiert: was ist übertragbar, was war organisatorisch und inhaltlich verbesserungswürdig und vor allem: was ist heute gefordert in der alltäglichen Praxis der Sozialarbeit. Die Erfahrungen dieses Projektes können genutzt werden für zukünftige Vorhaben. Der erfolgreiche Abschluss des Studiums ist ein Ansporn für die ZWST, weitere Projekte dieser Art zu initiieren und alle Fördermöglichkeiten und Ressourcen auszuschöpfen. Im Mai 2011 startete ein weiterer Studiengang „Jüdische Sozialarbeit“ in Kooperation mit der FH Erfurt, gefördert vom Zentralrat der Juden in Deutschland. AUS- UND WEITERBILDUNG VON SOZIALARBEITERN Ein weiteres Fortbildungsprojekt ist das in Kooperation mit der FH Erfurt und der Hochschule für jüdische Studien in Heidelberg durchgeführte akademische Weiterbildungsprogramm „Professionalität und Innovation“ (Projektdauer 2010-2012). Dieses Projekt wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales und vom Europäischen Sozialfonds (ESF) gefördert. Folgende Zertifikate können erworben werden: Sozialbetriebswirt, Gemeindesozialarbeiter, Jugendzentrumsleiter, Fachkraft für Bildung und Erziehung. Die Weiterbildung besteht aus 6 Modulen, die als Seminare (1-3 Tage) stattfinden: Information und Grundlagen, Grundlagen der Sozialen Arbeit und Arbeitsfelder, Betriebswirtschaft, Management und Leadership, Recht, Migration und Integration, Orientierungswissen Judentum. Die Module bestehen aus Lehrveranstaltungen mit Pflicht- und Wahlkursen. Zum Erlangen eines Zertifikats müssen die in der Studienordnung festgelegten Kurse belegt und darin Leistungen erbracht werden. „Ich denke, es ist zwingend notwendig, sich nicht auf einer einmal absolvierten Ausbildung ´auszuruhen`, sondern seine Kenntnisse laufend zu erweitern. Die angebotene Weiterbildung zum Sozialbetriebswirt passte ganz besonders zu den Herausforderungen meiner Arbeit. Dazu gehört schon länger die Mittelbeschaffung und Nachweisverwendung für unterschiedliche soziale Projekte. Ich bin dabei sehr oft an meine Grenzen gestoßen, gerade wenn es um Kalkulation und Projektmanagement ging. Sozialarbeit ist für mich eine professionell zu erbringende Dienstleistung, die zwar aus einer verbandsspezifischen ethischen Grundhaltung heraus erbracht wird, aber marktwirtschaftlichen Gesetzen folgen muss. Die im Modul Sozialbetriebswirt angebotenen Lerninhalte entsprechen meiner Meinung nach absolut den Anforderungen, die heutzutage an das Management von sozialer Arbeit gestellt werden.“ (Günter Jek, Teilnehmer Kurs Sozialbetriebswirt) „Unsere soziale Arbeit in der Gemeinde hat sich in den letzten 5 Jahren verändert. Die Einwanderung hat stark nachgelassen und die Zeit der einfachen Begleitung von Neuzuwanderern ist vorbei. Die Anforderungen, die unsere Mitglieder an uns als Sozialarbeiter stellen, sind mittlerweile sehr hoch. Sie erwarten von uns qualifizierte Hilfe, Beratung und Betreuung sowie die Durchführung sozialer Projekte. Genau hier fehlen mir teilweise die Professionalität und die Qualifikation. Diese Defizite und Lücken möchte ich gerne mit der angebotenen Weiterbildung ausfüllen, besonders da der Inhalt der Module sehr der aktuellen Problematik der Gemeindesozialarbeit entspricht. Da ich den Weg Migration und Integration aus eigener Erfahrung kenne, möchte ich unsere Mitglieder mit einer persönlichen und qualifizierten Beratung unterstützen.“ (Julia Rappoport, Teilnehmerin Kurs Gemeindesozialarbeit) ANSPRECHPARTNER für beide Projekte: Prof. Dr. Doron Kiesel, FH Erfurt Susanne Stribrny, FH Erfurt Telefon: 0361 / 6700 689 E-Mail: [email protected] Inka Margulies, ZWST Telefon: 069 – 94 43 71 17 E-Mail: [email protected] FÖRDERUNG DER INTEGRATION Regionale Integrations- und Orientierungsseminare Im Laufe der Zuwanderung haben sich Integrationsveranstaltungen und Orientierungsseminare für jüdische Migranten zum festen Programm des ZWST-Sozialreferates entwickelt. Sie bieten Unterstützung durch ausführliche Informationen, leisten mentale Hilfe und stärken die individuellen Ressourcen. Es ist das Anliegen der ZWST, die jüdischen Zuwanderer fach- und zielgerecht, mit Blick auf eine langfristige Integration, zu begleiten. Veränderte Situation der zugewanderten Gemeindemitglieder Während es in den vergangenen Jahren mehr darum ging, den jüdischen Neuzuwanderern bei ihren ersten Schritten in eine fremde Gesellschaft zur Seite zu stehen und ihnen erste Orientierungen zu vermitteln („äußere Integration“), werden individuell ausgerichtete Hilfsangebote sowie die langfristige Stärkung einer jüdischen Identität zunehmend wichtiger. Viele der mittlerweile länger hier lebenden zugewanderten Gemeindemitglieder leiden unter Arbeitslosigkeit, familiären Schwierigkeiten sowie einem hohen Unsicherheits- und Fremdheitsgefühl. Die „innere Integration“ in ein neues Lebensumfeld ist nicht nach einem bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen und sollte als ein langjähriger Prozess betrachtet werden, der immer wieder Einbrüche und Rückschläge erfahren kann. Es entstehen zunehmend psychische Probleme (Demotivierung, Resignation, Depression), vor allem als Auswirkung langjähriger Arbeitslosigkeit der in der Mehrheit hochqualifizierten Zielgruppe. Diese Problematik ist auch vor dem Hintergrund der gesellschaftlichen Struktur und der darauf basierenden Sozialisation im Herkunftsland zu sehen, die sich von der deutschen Gesellschaft und hiesigen sozialpolitischen Voraussetzungen sehr unterscheidet. Vor allem für ältere Migranten bedeutet die Aufgabe gewohnter Lebensverhältnisse sowie das Einleben in eine, auch nach mehreren Jahren oft immer noch als fremd empfundene Gesellschaft eine besondere Schwierigkeit, sie fühlen sich einsam und isoliert. Da die Familie in dieser Situation nicht immer einen Ausgleich im erforderlichen Umfang bieten kann, besteht bei der Generation der zugewanderten Senioren ein spezifischer psychosozialer Betreuungsbedarf. In den Orientierungsseminaren informieren qualifizierte Referenten aus Sozialämtern, Krankenkassen, Verbraucherzentralen, Ausländer- und Polizeibehörden, Arztpraxen, jüdischen Gemeinden und anderen Einrichtungen und stellen sich den Fragen der Teilnehmer. Im Mittelpunkt des Interesses stehen zumeist Behörden und Einrichtungen, die es in der ehemaligen Sowjetunion in der Form nicht gab, wie z.B. die oft unüberschaubare Vielfalt der Krankenkassen. Das gleiche gilt für das Netz von sozialen Einrichtungen, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen. Hier können die Seminare im Bedarfsfall an die jeweilige Adresse oder Ansprechperson weitervermitteln. Verändertes Konzept: Regionales „Integrationscoaching“ In den letzten Jahren hat die ZWST ihr Angebot an den veränderten Bedarf angepasst und wesentlich erweitert: Ungefähr 10 bis 12 mal jährlich werden 3-tägige Seminare mit durchschnittlich 30 Personen in einer jüdischen Gemeinde für Teilnehmer des jeweiligen jüdischen Landesverbandes durchgeführt. Dieser regionale Schwerpunkt berücksichtigt die Unterschiede zwischen den großen Gemeinden mit einem guten Betreuungsangebot und den kleinen Gemeinden, die oft unter erheblichem Ressourcenmangel zu leiden haben. Dazu kommen strukturell bedingte, regionale Unterschiede, die sich auch und vor allem auf die verschiedenen Zuwanderergruppen auswirken können. Die regionalen Orientierungsseminare werden in den jüdischen Gemeindezentren vor Ort durchgeführt. Hier haben die Teilnehmer die Möglichkeit, die Gemeinde und ihre Mitarbeiter kennenzulernen oder persönliche Kontakte zu intensivieren. Dies ist gerade für dezentral lebende Zuwanderer von großem Vorteil. Auch können sie sich mit jüdischen Zuwanderern aus Nachbarorten über ihre Lebenssituation, regionale Erfahrungen und Defizite austauschen. Der Kontakt zu den regionalen Behörden und Institutionen wird unterstützt und gefördert. Gleichzeitig wird so zur Vernetzung kleinerer Gemeinden im jeweiligen jüdischen Landesverband beigetragen. Seit 2009 hat die ZWST diese Integrationsveranstaltungen im Rahmen eines „mobilen Integrationscoachings“ intensiviert (gefördert vom EFF). ZWST-Seminarleiter Anatoli Purnik ist je nach Bedarf in ganz Deutschland unterwegs. Neben den Seminaren besucht er zusätzlich die Gemeinden, um sich nach dem Stand der Dinge zu erkundigen und auf spezielle Probleme und Bedürfnisse der Gemeindemitglieder eingehen zu können. Valentina und Felix Kolosovski: „Wir leben in Deutschland schon seit 8 Jahren, aber ein Seminar dieser Art, mit vielen nützlichen Information besuchen wir zum ersten Mal.“ Sofia Schmukler: „Als professionelle Lehrerin möchte ich das hohe Niveau der Referenten betonen, sowie ihre Methode, uns einen leichten Zugang zum Thema zu verschaffen. Auch die warme Atmosphäre war sehr wichtig für unsere Gruppe. Vielen Dank an die Organisatoren für dieses interessante und inhaltsreiche Seminar!“ FÖRDERUNG DER INTEGRATION Elvira Vorontsova: „Ich bin begeistert von der Organisation dieses Seminars. Nach fast 7 Jahren in Deutschland habe ich diese nützlichen Informationen das erste Mal bekommen. Meinen Dank an alle Referenten und Organisatoren für die Inhalte und Antworten auf alle meine Fragen!“ (Seminar im Gemeindezentrum Ludwigshafen/JG Neustadt für Gemeindemitglieder aus Rheinland-Pfalz im Jahr 2009) ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Anatoli Purnik E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 23 Migrationsberatung Im Projekt „Migrationsberatung für Erwachsene (MBE)“ des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) sind 7 Migrationsberater der ZWST aktiv, um in den Regionen Hessen, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Baden-Württemberg, Sachsen-Anhalt und Berlin die Integration jüdischer Zuwanderer zu unterstützen. Dies geschieht in enger Zusammenarbeit mit den Sozialabteilungen in den Gemeinden und auf der Ebene einer kommunalen bzw. regionalen Netzwerkarbeit. Durch dieses bedarfsorientierte und individuelle Erstberatungsangebot für Zuwanderer in den ersten drei Jahren ihres Aufenthalts in Deutschland soll ein Beitrag zur Integration geleistet werden. Darüber hinaus steht die Beratung im Rahmen der nachholenden Integration auch länger in Deutschland lebenden Zuwanderern offen, die einen vergleichbaren Integrationsbedarf haben (v.a. unzureichende Sprachkenntnisse). Die MBE ergänzt die Integrationskurse des BAMF insoweit, als die Migranten das Angebot einer sozialen Begleitung vor, während und nach den Integrationskursen nutzen können. Eine gezielte Einzelfallbegleitung ermittelt die Potenziale der Zuwanderer und stellt darauf aufbauend passende Integrationsmaßnahmen zusammen. Der Klient wird dabei unterstützt, eigene Fähigkeiten und Ressourcen zu nutzen, um den neuen Alltag selbstständig organisieren zu können und Probleme mittels bestehender Hilfsangebote in Eigenregie zu lösen. „Migration ist ein Bruch in der Biografie. Das Leben jedes Migranten verändert sich vollständig, was die volle Nutzung der persönlichen Ressourcen erschwert. In meiner Arbeit versuche ich gemeinsam mit meinen Klienten ihre Stärken aufzudecken und diese zielgerichtet für die Verbesserung ihrer Lebenslage zu nutzen. Ich versuche weiterhin, selbstständiges Handeln und Selbstorganisation der Klienten zukunftsorientiert zu fördern.“ (Polina Flihler, Migrationsberaterin der ZWST in Sachsen-Anhalt) Die Aufgabe der Migrationsberater als „Integrationslotsen“ ist es auch, den Ratsuchenden zur Seite zu stehen, indem sie, je nach individuellem Bedarf, an die passenden Stellen, Einrichtungen und Adressen weitervermittelt werden. Die Berater informieren die jüdischen Zuwanderer über das Angebot in ihrer Gemeinde sowie über die Möglichkeit, selbst zu einem Angebot beizutragen. Die Erfahrung zeigt: Wenn der erste Schritt für die Gründung oder die Mitarbeit in einem Seniorenklub getan ist, entsteht eine gewisse Eigendynamik. In vielen Gemeinden sind Klubs und Zirkel auf der Grundlage der „Hilfe zur Selbsthilfe“ erfolgreich aktiv und finden ihren Zulauf. Sehr hilfreich ist das Konzept der Migrationsberatung vor allem in dezentralen Regionen, wo Zuwanderer keinen unmittelbaren Anschluss an ihre jüdische Gemeinde haben, wie z.B. in Sachsen- Anhalt: „Ich betreue unter anderem kleine, vom Hauptsitz der jüdischen Gemeinden Magdeburg, Halle und Dessau entfernt liegende Ortschaften, wie z.B. die Lutherstadt Wittenberg und Bad Dürrenberg. Durch die MBE-Stelle wird die soziale Betreuung der dort lebenden Gemeindemitglieder vor Ort gewährleistet. Mit jeder der drei Gemeinden hat sich durch einen regelmäßigen Informationsaustausch und eine effektive Koordination eine gute Zusammenarbeit entwickelt. Viele Gemeindemitglieder, vor allem der Gemeinden Dessau und Halle, leben nicht in unmittelbarer Nähe ihrer Gemeinde. Leider sind die Ressourcen der Gemeinde begrenzt. Daher unterstützt die ZWST mit dem MBE-Projekt die soziale Arbeit der Gemeinden, indem ich die Beratung in kleineren Ortschaften durchführe. Meine Tätigkeit wird sehr unterstützt, z.B. werden mir passende Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt.“ (Polina Flihler) Eine gute Vernetzung und Kontaktpflege ist – gerade auch vor dem Hintergrund der strukturellen Unterschiede in den jeweiligen Regionen – für die effektive Arbeit der Migrationsberater unentbehrlich: „Gute Netzwerke sind vor allem im sozialen Sektor unverzichtbar. Ein Sozialarbeiter braucht Verbindungen zu Behörden, Ärzten, Juristen, zu den verschiedensten Beratungs- und Betreuungseinrichtungen, er muss quasi ´managen` können. Er sollte einen Überblick über das gesamte soziale Netzwerk haben und die Einrichtungen nicht nur kennen, sondern dort auch entsprechende Kontakte haben, an die er sich bei Bedarf wenden kann. Heutzutage ist das besonders wichtig, denn es gibt eine große Anzahl von sozialen Einrichtungen und Diensten, auch für die ´Insider` ist es oft nicht einfach, den Überblick zu haben. Besondere Bedeutung kommt diesen Netzwerken auch zu, weil man oft rasch handeln und nach Lösungen suchen muss.“ (Anna Pimstein, Migrationsberaterin der ZWST in Bayern) Regelmäßige Treffen der Migrationsberater einmal im Quartal dienen der Supervision, der Berichterstattung aus den jeweiligen Regionen, der Diskussion eventuell auftauchender Probleme und dem unentbehrlichen Austausch. ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Günter Jek Projektkoordinator E-Mail: [email protected] Telefon: 0211 / 469 12 17 FÖRDERUNG DES PROFESSIONELLEN EHRENAMTES Das freiwillige Engagement als eine tragende Säule der Gemeindearbeit In der jüdischen Tradition gehört das Ehrenamt zum Selbstverständnis der „Zedaka“, der jüdischen Auffassung von Wohltätigkeit. Die höchste Stufe der Zedaka ist die Hilfe zur Selbsthilfe als traditionelle Grundlage der jüdischen Wohlfahrt. Das freiwillige Engagement hat in der jüdischen Gemeinschaft eine integrative Wirkung auf die, die es ausüben und ist unersetzlich für die, die davon profitieren. Über ehrenamtliche Aktivitäten finden viele Zuwanderer einen Zugang zu ihrer Gemeinde und zum Judentum. Vor dem Hintergrund eines schwierigen Integrationsprozesses, der auf alle Altersgruppen seine Auswirkungen hat, profitieren alle Generationen vom freiwilligen Engagement. Ohne die vielfältigen, unentgeltlichen Aktivitäten der Gemeindemitglieder wäre das jüdische Gemeindeleben in seiner jetzigen Form kaum möglich. Die motivierende Unterstützung und Fortbildung der ehrenamtlich Aktiven ist daher eines der wichtigsten Anliegen der ZWST. In den letzten Jahren sind gesellschaftliche Bedeutung und Ansehen des Ehrenamtes wesentlich gestiegen, entsprechend ist es auch das Ziel der ZWST, die Professionalität des freiwilligen Engagements in den Gemeinden zu stärken. Die Fortbildungen sprechen einen festen Kern von Teilnehmern an, stehen aber auch neuen Interessenten offen. Neben der Vermittlung von Basiswissen und aktuellen Informationen, haben diese Seminare auch die wichtige Funktion, die Bereitschaft und das Engagement der Teilnehmer zu würdigen, ihnen Dank und Anerkennung auszusprechen und bei Problemen Mut zu machen. Sie verdeutlichen den Teilnehmern den ideellen Wert ihrer Tätigkeit und ihre besondere Verantwortung als Multiplikatoren. Darüber hinaus bieten die vielfältigen Fortbildungsreihen den freiwillig Aktiven ein Forum, sich auszutauschen, fördern ihre Motivation und geben ihnen die Möglichkeit, gemeinsam neue Ideen zu entwickeln. Die Seminarreihen und ihre teilweise hohen Teilnehmerzahlen zeigen die umfassende Bereitschaft vor allem älterer Menschen, sich stark zu machen für ein religiöses, soziales und kulturelles Angebot ihrer Gemeinde. Neben den Seminaren in der ZWST-Bildungsstätte Max-WillnerHeim organisiert das Sozialreferat auch Ehrenamt-Seminare auf regionaler Ebene, um die Fortbildungen für viele interessierte Gemeindemitglieder erreichbarer zu machen und ggf. regionale Besonderheiten und Schwerpunkte der jeweiligen Gemeinden und Landesverbände zu berücksichtigen. „Zentrale Fortbildungsseminare haben über die reine Wissensvermittlung hinaus den Vorteil, dass man dort ´Gleichinteressierte` aus unterschiedlichen Gemeinden trifft und so Gelegenheit hat, zu erfahren, wie bestimmte Probleme anderswo gemeistert werden. Regionalseminare bieten hingegen vielen Mitgliedern aus einer Gemeinde gleichzeitig die Möglichkeit, zusammen an einer Fortbildungsveranstaltung teilzunehmen und die Referenten ´ life` zu erleben. Beide Formen haben ihre Vorzüge.“ (Marcel Wainstock, Geschäftsführer der Synagogengemeinde Saar) Das Sozialreferat fördert ehrenamtliche Aktivitäten in folgenden Bereichen: Seniorenfreizeiten und Seniorenclubs Die ZWST organisiert jährlich zwei Seminare für die verantwortungsvolle und professionelle Leitung und Betreuung der Seniorenfreizeiten, die von der ZWST in ihrem Kurhotel „EdenPark“ in Bad Kissingen durchgeführt werden. Die Zielgruppe dieser Fortbildungen ist eine qualifizierte, genau ausgewählte und dem Bedarf entsprechende feste Gruppe von ehrenamtlichen Leitern und Betreuern. Für diese Aufgabe sind Kreativität, Organisationstalent, Selbstständigkeit und die Fähigkeit zur Konfliktbewältigung gefragt. In den Seminaren haben die Teilnehmer die Möglichkeit, sich über Probleme auszutauschen und Fragen zu klären. In diesem Zusammenhang sind professionell geleitete Workshops zum Thema Konfliktbewältigung sehr hilfreich. Ein weiteres wichtiges Thema dieser begleitenden Fortbildung ist die Programmgestaltung, insbesondere im Bereich jüdische Religion, Tradition und Kultur, da im Rahmen der Seniorenerholungen Schabbatfeiern und festliche Veranstaltungen anlässlich jüdischer Feier- und Gedenktage durchgeführt werden. Die Fortbildungen zielen auch darauf ab, neue Teilnehmer auszubilden, um den Kreis der Leiter zu vergrößern. Diese Mischung aus „Neuen“ und „Alten“ wirkt bereichernd, da die erstmaligen Teilnehmer „frischen Wind“ und neue Ideen mitbringen. Gleichzeitig ist der Erfahrungsaustausch mit den langjährigen Leitern für die erstmaligen Teilnehmer sehr wertvoll. Ebenfalls zweimal jährlich organisiert die ZWST Seminare für die aktiven Leiter von Seniorenclubs sowie für neue Interessierte. Die Seniorenclubs bilden eine Anlaufstelle für ältere Gemeindemitglieder, indem Kontakte aufgebaut, gepflegt und erweitert werden und ein breites Angebot von und für ältere Gemeindemitglieder in jüdischen Zusammenhängen organisiert wird. Die Möglichkeit, eigene Interessen in Form vielfältiger Aktivitäten und gemeinsam mit anderen umsetzen zu können, kann der eigenen Vereinsamung entgegenwirken und die Integration unterstützen. Für die Senioren bedeutet das freiwillige Engagement oft eine Bereicherung des dritten Lebensabschnittes und kann psychische Belastungen abfedern, die aus ihrer speziellen Situation als Einwanderer resultieren. FÖRDERUNG DES PROFESSIONELLEN EHRENAMTES Die Seniorenclubs erleichtern über Konzerte, Lesungen, Vorträge, eine gemeinsame Schabbatfeier oder einen Seder zum Pessachfest vielen älteren Migranten den Zugang zu ihrer Gemeinde. Zum Programm vieler Seniorenclubs gehören weiterhin Ausflüge auf jüdischen Spuren in ihre Region oder Besuche von anderen Gemeinden des Landesverbandes. Zentrales Thema der Seminare sind daher die Programmgestaltung und Ideenfindung für ein vielfältiges Netz von Aktivitäten. Erfahrungsgemäß sind die Seniorenclubs oft Orte, aus denen heraus die Gründung von Tanzgruppen, Chören und anderen Zirkeln ihren Anfang nimmt. Diese multiplikatorische Funktion wird von den Seminaren der ZWST gefördert, indem die aktiven Seniorenclubleiter die erforderliche Weiterbildung erfahren und gleichzeitig neue Interessierte für die Leitung von Seniorenclubs gewonnen werden. ANSPRECHPARTNER für beide Fortbildungsreihen: Paulette Weber Graziella Gubinsky E-Mail: [email protected] E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Telefon: 069 – 94 43 71 14 Vielfältige Zugänge zur jüdischen Tradition: Tanzen und Kochen Die ZWST fördert in ihren Seminaren den Aufbau und die Aktivitäten von regelmäßig auftretenden Tanzgruppen, die in den jüdischen Gemeinden großen Anklang finden. Die ca. 2-3 mal jährlich stattfindenden Fortbildungen basieren auf der reichen, kulturellen Tradition des jüdisch-israelischen Volkstanzes mit seinem breiten Repertoire und multikulturellen Einflüssen. Die Veranstaltungen richten sich entweder an Gemeindemitglieder, die in ihrer Gemeinde eine Tanzgruppe aufbauen wollen oder Fortgeschrittene, die das Repertoire ihrer Gruppe erweitern möchten. Neben der Choreographie werden spezifische Lehrmethoden vermittelt. Die Seminare stehen unter Leitung der professionellen Tanzlehrerin Tirza Hodes aus Israel, die aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung für die Seminare von unschätzbarem Wert ist. Eine wichtige Funktion dieser Seminare ist die multiplikatorische Schulung, d.h. das Erlernen der Fähigkeit, andere Gemeindemitglieder zu motivieren und ihre Begeisterung für einen Tanzabend zu wecken. Tirza Hodes: „Warum leite ich ehrenamtlich bis heute solche Seminare? Ich möchte den Menschen durch Bewegung Lebensfreude bringen und die Kultur Israels vermitteln. Die gemeinsamen Tänze bringen alle Menschen auf Augenhöhe, hier sind alle gleich: Reiche und Arme, Junge und Alte.“ Chewra Kadischa und Bikkur Cholim In den Gemeinden fehlen oft die personellen Ressourcen und vor allem das erforderliche Wissen für die Organisation einer „Chewra Kadischa“ (Beerdigungsbruderschaft) und einer „Bikkur Cholim“ (Krankenbetreuung). Da diese ehrenamtlich arbeitenden Gruppen zu den Grundstrukturen einer jüdischen Gemeinde gehören, organisiert die ZWST Fortbildungen, um ihren Aufbau zu fördern und ihre Arbeit inhaltlich zu unterstützen. Die gleichbleibend hohen Teilnehmerzahlen verdeutlichen den starken Bedarf, vor allem älterer Zuwanderer, mehr Wissen über die historischen Ursprünge, die religiösen Hintergründe und die praktische Anwendung dieses Wissens in der ehrenamtlichen Gemeindearbeit zu erlangen. Entsprechend strukturieren sich die Fortbildungen in Vorträge, Workshops, Exkursionen und Gesprächsrunden zur Theorie und Praxis der jüdischen Krankenbetreuung und Beerdigungsbruderschaft. Für Gemeindemitglieder, die in diesen Bereichen erstmals aktiv werden wollen, ist das Zusammentreffen mit erfahrenen Ehrenamtlern sehr motivierend, sie profitieren vom breiten Erfahrungsaustausch und finden eventuell Anschluss an eine schon existierende Gruppe. Die Referenten, die direkt aus der Praxis und vom schwierigen und doch erfolgreichen Prozess des Aufbaus einer Gruppe berichten, wecken erfahrungsgemäß bei den „Neuen“ Optimismus. ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Larissa Karwin E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 22 Sofia Schmukler, JG Kaiserslautern: „Als Leiterin der Tanzgruppe in unserer Gemeinde finde ich es wichtig und notwendig, die Struktur neuer Tänze zu lernen, die ich weiter entwickeln kann. Im Seminar wurden mir neue Energie, Herzlichkeit, Wärme und Freude gegeben. Das inspiriert mich sehr, das alles in meine Gemeinde zu tragen. Vielen Dank!“ ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 FÖRDERUNG DES PROFESSIONELLEN EHRENAMTES Multiplikatorenschulungen zur jüdischen Tradition Die in erfolgreicher Zusammenarbeit mit Rabbiner Dr. David Bollag (Schweiz/Israel) durchgeführte Seminarreihe zum Thema Judentum richtet sich vor allem an eine feste Teilnehmergruppe von Multiplikatoren. Es handelt sich hier um Gemeindemitglieder, die im Bereich der Vermittlung jüdischer Traditionen tätig sind oder dazu befähigt werden möchten, anderen Gemeindemitgliedern die Grundlagen des Judentums zu vermitteln. Ein verstärktes Umsetzen des in den Seminaren erlernten und erarbeiteten Wissens wird erwartet. So beteiligen sich die Multiplikatoren auch aktiv an der Gestaltung der Seminarprogramme. Themen der Seminare sind z.B.: „Der jüdische Lebenszyklus“, „Die Gebete des Schabbat“, „Jüdische Identität“ u.v.a.m. Die ZWST führt Seminare zur Theorie und Praxis der koscheren Küche in ihrem Hotel „Eden-Park“ in Bad Kissingen und in ihrer Bildungsstätte in Bad Sobernheim durch. Die Fortbildungen richten sich an haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter in den jüdischen Gemeinden, die die koschere Küche entweder neu erlernen wollen oder an fortgeschrittene „Köche“, die auf ihren Kenntnissen aufbauen und das koschere Kochen verfeinern möchten. Im Rahmen der Fortbildung erfahren die Teilnehmer etwas über die religiöse Tradition der Kaschrut und lernen in Verbindung damit die Zubereitung von koscheren Mahlzeiten. Für den praktischen Teil steht Peter Mehringer, Chefkoch des Eden Park, der mit seiner ansteckenden Art und langjährigen Erfahrung dafür sorgt, dass die Teilnehmer vielfältige jüdische Kochkünste mit nach Hause bzw. in ihre Gemeinde nehmen können. Das Gleiche gilt für den theoretischen Teil der Fortbildung, der von einem Rabbiner geleitet wird. Theorie und Praxis dieser Seminare sind in parallel arbeitende Workshops aufgeteilt, so dass alle Teilnehmer den Hintergrund der religiösen Speisegesetze verstehen und die praktische Anwendung erlernen können. Eine Seminarreihe, die ein vorbildhaftes Beispiel dafür abgibt, dass die Theorie nicht ohne die Praxis funktionieren kann (und umgekehrt) und so der beste Lerneffekt erzielt wird. Zum Teil werden die Seminarprogramme passend zu einem bevorstehenden jüdischen Feiertag organisiert und beinhalten z.B. die Vorbereitung eines Pessach-Seders und die Erstellung eines Pessach-Menüs. ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Assja Kazwa E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 16 „Ganz ehrlich, wer kennt das nicht? Man kommt zum Schabbatgottesdienst und hat fest vor, voll dabei zu sein und sich auf das Gebet zu konzentrieren. Ja, aber bei welchem Gebet sind wir gerade? Wie orientiert man sich im Siddur? Wie wird ein jüdischer Gottesdienst aufgebaut – unter der Woche und am Schabbat? Wie empfängt man den Schabbat? All diese Themen haben wir in unserem Seminar ´Einführung in die Gebete des Schabbat` durchgenommen. Herr Rabbiner Bollag sorgte dafür, dass wir viel lernten, das Gelernte wiederholten und durch eine kleine Prüfung kontrollierten, ob wir alles verstanden hatten. Er hat eine wunderbare Gabe, Kenntnisse zu vermitteln, ohne Druck auszuüben, ohne seine Meinung durchsetzen zu wollen. Er gibt seinen Zuhörern die Möglichkeit, den ´Aha`- Effekt zu erleben, der bekanntlich das Lernen zum Vergnügen macht. Da ich mich in der jüdischen Gemeinde Freiburg mit Kinder- und Jugendarbeit beschäftige, habe ich mir schon vor Ort Gedanken gemacht, wie ich mein neues Wissen an unsere Kids und Jugendliche weiter vermitteln könnte – und an ihre Eltern auch.“ (Elena Korotine, jüdische Gemeinde Freiburg) „Was wir lernten, war sowohl theoretisch reichhaltig als auch ganz praktisch und immer durch Rabbiner Bollag hervorragend strukturiert und deshalb einprägsam und klar. Bei der Schabbatfeier, die zum Seminarprogramm gehörte, war für mich der Test zu bestehen: Würde ich während der G“ttesdienste immer wissen, was gerade gebetet wurde, würde ich immer die Stelle im Siddur finden und mitverfolgen können, würde ich jeweils wissen, worum es gerade ging?? Ja, in der Tat, es ging schon ganz gut! Mit entschiedenem Glücksgefühl über die gewonnene Souveränität, aber noch viel mehr über das vergrößerte Wissen um den Reichtum unserer komplexen, vielschichtigen, dialektischen und so humanen Religion, in der man mit so großem Gewinn immer weiter lernen kann, erlebte ich in der Gemeinschaft der Seminar-Lernenden und -Betenden den Schabbat in Bad Sobernheim.“ (Susan Pringsheim, jüdische Gemeinde Wiesbaden) ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Graziella Gubinsky E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 14 FORTBILDUNGEN ZUM THEMA ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND EDV Öffentlichkeitsarbeit in jüdischen Gemeinden „Öffentlichkeitsarbeit ist ein bewusstes, geplantes und dauerhaftes Bemühen, Verständnis und Vertrauen in der Öffentlichkeit aufzubauen und zu pflegen.“ Das Zitat eines Referenten dieser Seminarreihe bringt die Bedeutung einer professionellen Öffentlichkeitsarbeit in den jüdischen Gemeinden auf den Punkt. Eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit ist für die Vernetzung und die multiplikatorischen Prozesse innerhalb der sehr unterschiedlich strukturierten jüdischen Gemeinschaft sehr wichtig. Darüber hinaus unterstützt sie die gesellschaftliche Öffnung der Gemeinden in ihrer jeweiligen Region, fördert das gegenseitige Verständnis und das Interesse der nicht-jüdischen Bevölkerung am jüdischen Gemeindeleben und dient der wichtigen Kontaktpflege im politisch-sozialen Umfeld. Aufgrund der einschneidenden Veränderungen in der jüdischen Gemeinschaft seit Beginn der Zuwanderung, sind ein kontinuierlicher Dialog und ein effektiver Informationsfluss innerhalb der jüdischen und nicht-jüdischen Gemeinschaft zunehmend bedeutsamer geworden. Darüber hinaus ist eine professionelle interne und externe Öffentlichkeitsarbeit ein unentbehrliches Instrumentarium in Zeiten von knappen Fördergeldern und der daher immer wichtiger werdenden Suche nach Sponsoren. Dazu gehören die kontinuierliche Herausgabe eines Informationsmediums (Zeitung, Newsletter, Magazin o.ä.), Aufbau und Pflege einer Homepage, eine aussagekräftige Selbstdarstellung, Veranstaltungen wie „Tage der offenen Tür“ und weitere Maßnahmen, die einer guten Informiertheit der Öffentlichkeit dienen. In den meisten Gemeinden sind dafür die multifunktional arbeitenden Sozialabteilungen, unterstützt von engagierten Ehrenamtlichen, zuständig. Nur sehr wenige Gemeinden haben die personellen und finanziellen Ressourcen, um für ihre Öffentlichkeitsarbeit einen eigenen Arbeitsbereich zu organisieren. Daher führt die ZWST Seminarreihen für Mitglieder und Mitarbeiter vor allem kleinerer jüdischer Gemeinden zur Theorie und Praxis einer erfolgreichen Öffentlichkeitsarbeit durch. Der Schwerpunkt dieser Fortbildungsreihe sind Workshops, in denen die Teilnehmer selbstständig das „Handwerkszeug“ für eine gut funktionierende und professionelle Öffentlichkeitsarbeit entwerfen. Sie sind eingebettet in ein Rahmenprogramm, welches den Teilnehmern im Rahmen von Fachvorträgen die Grundlagen vermittelt und die Praxis unterschiedlicher Einrichtungen (Stiftungen, Fördervereine, größere jüdische Gemeinden u.a.) veranschaulicht. In den Workshops werden Konzepte (Inhalt, Gestaltung, Layout) für die Öffentlichkeitsarbeit einer fiktiven jüdischen Gemeinde entworfen und im Rahmen einer Projektarbeit fertig gestellt. In einer abschließenden „Redaktionssitzung“ werden die Ergebnisse vorgestellt und diskutiert. Zu den Seminaren gehören weiterhin fachlich begleitete Diskussionsrunden, in denen die existierenden jüdischen Medien (Homepages, Zeitungen u.a.) gemeinsam analysiert und beurteilt werden (positive und negative Beispiele, was könnte man besser machen etc.). ANSPRECHPARTNER: Heike von Bassewitz E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 21 FORTBILDUNGEN ZUM THEMA ÖFFENTLICHKEITSARBEIT UND EDV EDV-Seminare Wie im allgemeinen Berufsleben funktioniert auch die alltägliche Gemeindearbeit nicht ohne die vielfältigen Möglichkeiten der EDV und wird durch gute Kenntnisse der aktuellen PC-Anwendungen wesentlich erleichtert. Im Rahmen von PC-Seminaren werden Grundkenntnisse und Basiswissen vermittelt oder ergänzt sowie die Anwendbarkeit in der professionellen Gemeindeverwaltung und anderen Praxisbereichen erlernt. Zu den Seminarprogrammen gehören folgende Bestandteile: • Grundsteine des jeweils aktuellen Betriebssystems von Microsoft • Internet-Anwendungen und Recherchen: Das World Wide Web birgt eine zunehmende Fülle an Informationen, die für die tägliche Gemeindearbeit wichtig sind. Die Kunst ist es, aus der Flut an Informationen die für den eigenen Bereich relevanten Details herauszufiltern • E-Mail-Kommunikation und Aufbau eines Verteilers: Die E-Mail-Kommunikation gehört mittlerweile zum Standard, verringert erheblich die Kosten und ermöglicht ein effektiveres Arbeiten. Die Erreichbarkeit vieler Gemeindemitglieder, die Kommunikation mit anderen Gemeinden, der wichtige Kontakt mit anderen Organisationen, Behörden und der Kontakt über Landesgrenzen hinweg werden wesentlich erleichtert • Verwaltung großer Datenmengen: Aufbau von Datenbanken, Mitgliederverwaltung mit Excel • Moderne Präsentationen mit Power Point • Bildbearbeitungsprogramme und Grundsteine der digitalen Fotografie Neben dem Lerneffekt ist die Motivationsförderung eines der wichtigsten Ergebnisse dieser Seminare. Über „learning by doing“ und unter professioneller Anleitung können die Teilnehmer vieles ausprobieren und sich in spezifische Programmanwendungen weiter einarbeiten. ANSPRECHPARTNER: Anatoli Purnik E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 23 VIRTUELLE LERNGEMEINSCHAFTEN: DAS E-LEARNING-PROJEKT Das E-Learning-Projekt Mit ihrem E-Learning-Projekt spricht die ZWST alle Menschen an, die sich mit Hilfe der modernen Kommunikations- und Informationsmedien weiterbilden wollen. Beim E-Learning „trifft“ sich der Lehrer mit seiner Lerngruppe zu einer vereinbarten Zeit zum Fernunterricht mit Webcam und Mikrofon. Im Rahmen des Unterrichts werden die aktuellen Lektionen thematisiert, die Übungsinhalte besprochen und der Lernerfolg überprüft. „Mit E-Learning lassen sich Brücken schlagen: eine kurze Brücke, die in die deutsche Gesellschaft führt und eine lange, die uns mit Israel verbindet. Mit diesem Ziel vor Augen entstand die Idee, Hebräisch- und Deutschkurse sowie Kurse zur Geschichte Israels anzubieten. So werden die Inhalte den Menschen, die in über hundert Gemeinden in Deutschland leben, leichter zugänglich gemacht.“ (Projektleiter Motti Pasternak, ZWST) Der selbstverständliche und routinierte Umgang mit dem PC ist für die professionelle Bildungsarbeit unentbehrlich geworden. Über den Lerneffekt hinaus erleichtert die Nutzung des Internets auch die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Es wird nicht nur gelernt, sondern es entstehen auch Lerngemeinschaften, die Kontakte und Netzwerke zwischen Gemeindemitgliedern aus ganz Deutschland stärken. Auch die Kommunikation zwischen den verschiedenen Generationen, z.B. zwischen Großeltern und Enkeln wird gefördert. Die Online-Kommunikation leistet einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der jüdischen Identität und der gesellschaftlichen Integration von jüdischen Migranten. Für die Durchführung dieses Projektes nutzt die ZWST die vielfältigen Möglichkeiten virtueller Lernplattformen und die umfassenden Vorteile der Internet-Kommunikation, mit der man kostengünstig und ortsunabhängig einen größeren Adressatenkreis ansprechen kann. Die Finanzierung des Projektes ist durch die Dorothea GouldFoundation gewährleistet. Zusätzlich hat die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration, Frau Prof. Dr. Maria Böhmer, die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen. Kursangebot • • • Der „Virtuelle Ulpan“ bietet Hebräisch-Kurse für Anfänger und Fortgeschrittene an. Deutschkurse in Kooperation mit jüdischen Gemeinden: Ein Haupthindernis im oft langwierigen Prozess der Integration sind unzureichende Deutschkenntnisse, da auch die öffentlichen Mittel zur Finanzierung von Deutschkursen bei weitem nicht ausreichen. Dies betrifft Zuwanderer mittleren Alters, für die eine berufliche Integration im Einwanderungsland ohne genügende Deutschkenntnisse fast unmöglich ist, aber auch Senioren, für die der Zugang zu einer neuen Sprache oft besonders schwierig ist. Die Kurse finden in den Gemeinden statt und richten sich an Teilnehmer, die keinen PC besitzen bzw. nicht online vernetzt sind. Dieser Kurs ist ein erfolgreiches Modell für kleinere Gemeinden mit wenig Ressourcen und spricht für eine gute und effektive Kooperation mit den Gemeinden. E-Learning-Kurse zum Thema Zionismus und Judentum Vor dem Hintergrund ihrer Aktivitäten im Bereich der multimedialen Kommunikation hat die ZWST im Jahr 2010 ein jüdisches Netzwerk gestartet, um die Vernetzung der jüdischen Gemeinden in Deutschland zu fördern. Das „Jewish Network“, gefördert durch die Deutsche Bank Stiftung, sieht bei Bedarf die kosten- lose Einrichtung und Vernetzung von multimedialen Arbeitsstationen in den beteiligten Gemeinden vor. Die Arbeitsstationen (moderner PC, Ausrüstung für Konferenzschaltung, Beamer) unterstützen die o.a. Sprachkurse und andere Arbeitsbereiche in den Gemeinden. „Ich bin über meinen Sohn auf die Idee gekommen, beim ELearning-Projekt mitzumachen, er hat mir die Informationen aus dem Internet geholt … Mir gefällt besonders, dass man die Möglichkeit hat, von Zuhause aus die Sprache zu lernen, aufzufrischen und alternativ zu anderem Unterricht in einer Lehranstalt zu nutzen. Man braucht eine Weile, um sich an diese Unterrichtsform zu gewöhnen…“ (Alexander, Anfang 50, Bremen) „… Nachdem ich das richtige Internet-Café gefunden hatte und mich an diese Art des Lernens gewöhnt habe, gefällt es mir gut. Man kann sich gut konzentrieren, über Kopfhörer und Mikrofon ist gezieltes Arbeiten besser möglich als in einem normalen Sprachkurs, ich sehe hier die Chancen, die das Virtuelle und die Audiotechnik bieten. Der Kurs hat ein gutes Einsteigeniveau, auch vom Tempo her. Hoffe, dass der Kurs fortgesetzt wird, dann werde ich mir voraussichtlich auch zu Hause einen Internetzugang anschaffen.“ (Anna, 31, Köln) „Ich möchte mich bei Ihnen bedanken, dass ich die Möglichkeit hatte, die Sprache unseres Volkes zu lernen. Der Kurs war sehr interessant und nützlich, so dass ich am Ende meine wesentlichen Fortschritte bemerkt habe. Außerdem habe ich interessante Sachen über Geschichte und ´Lifestyle` des Staates Israel erfahren. Da wir alle unsere Hebräisch-Kenntnisse erweitern wollen, möchte ich Sie bitten, uns die Teilnahme an einem Fortsetzungskurs zu ermöglichen.“ (Oleksandr Byelikov, Teilnehmer am Kurs „Hebräisch für Anfänger“, Juli 2010) Informationen und Materialien zu den verschiedenen Kursen werden auf dem Bildungsportal www.ZWST4You.de im Internet bereit gestellt. ANSPRECHPARTNER: Motti Pasternak E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 33 SENIORENERHOLUNGEN UND SENIORENREISEN Seniorenerholungen in Bad Kissingen Wie schon beschrieben, beinhaltet die psychosoziale, gesundheitliche, familiäre und gesellschaftliche Situation älterer jüdischer Migranten oft spezifische Hindernisse für ihre Integration. Daher ist es die Aufgabe der ZWST, den Bedürfnissen der älteren Generation in den jüdischen Gemeinden so weit wie möglich entgegenzukommen. Mit Blick auf den wachsenden Anteil der älteren Menschen in den jüdischen Gemeinden, gewinnt eine ziel- und bedarfsgerechte Seniorenarbeit zunehmend an Bedeutung. Neben der Unterstützung der Gemeinden (Fortbildung von Fachkräften, Förderung des ehrenamtlichen Engagements), stellt die ZWST der älteren Generation auch ein direktes Angebot zur Verfügung. Die älteren, in der Mehrheit zugewanderten Gemeindemitglieder, können sich aus eigener finanzieller Kraft oft keinen Ausgleich für ihre häufig schwierige Lebenssituation leisten. Mit ihren Seniorenfreizeiten im jüdischen Kurhotel Eden-Park in Bad Kissingen bietet die ZWST Erholung, Entspannung und Weiterbildung in jüdischen Zusammenhängen an. Jährlich werden rund 23 zweiwöchige Seniorenerholungen mit durchschnittlich 50 Teilnehmern durchgeführt. In den letzten Jahren konnte die ZWST ein ansteigendes Interesse der älteren Gemeindemitglieder an den Seniorenerholungen feststellen, was sich in einer zunehmenden Zahl von Anmeldungen äußert. Im Jahr 2010 hat die Teilnehmerzahl seit 2005 erstmals wieder die Grenze von 1.000 Personen überschritten, mit 22 Seniorenerholungen waren es 1.115 Teilnehmer. Die Seniorenerholungen richten sich zum Teil an spezifische Zielgruppen. Dazu gehören Holocaustüberlebende, Alteingesessene, Kriegsveteranen aus der ehemaligen SU, der jüdische Frauenbund oder auch Mitglieder bestimmter jüdischer Landesverbände/Gemeinden. So kann die ZWST das Programm zielgerecht organisieren und bestimmte Schwerpunkte setzen. Weiterhin richtet sich die Programmgestaltung nach dem jüdischen Kalenderjahr, d.h. zu bestimmten Feier- oder Gedenktagen finden entsprechende Veranstaltungen und Feierlichkeiten statt, begleitet von informativen Vorträgen zur jüdischen Tradition und einem künstlerischen Programm (Musik, Tanz u.a.). Für viele ältere Zuwanderer ist die Seniorenerholung im EdenPark der erste Erholungsaufenthalt in Deutschland und in jüdischer Atmosphäre. Ein Schwerpunkt ist die anschauliche und lebendige Vermittlung jüdischer Traditionen im Rahmen eines vielfältigen Programms. Im Kurhotel Eden-Park haben die zugewanderten Senioren, die Möglichkeit, ihr Judentum zu „leben“: Für viele ist es die erste Schabbatfeier und sie finden einen Zugang zur religiösen Tradition bestimmter jüdischer Feiertage, indem sie gemeinsam begangen werden. Was dies, vor allem emotional, für die Teilnehmer bedeuten kann, zeigt ein persönlicher Bericht (Auszug): „Ich habe das erste Mal erlebt, wie der Kabbalat Schabbat gefeiert wird. Bekanntlich ist die Einhaltung des Schabbat Ausdruck des Glaubens der Menschen an ihren Schöpfer und Anerkennung dessen, dass außer unserer materiellen Welt noch höhere geistige Welten existieren. Ich war sehr bewegt, als die festlich gekleideten Frauen das Schabbatgebet gesprochen, die Kerzen angezündet und die Männer im Talit gebetet haben. Die Tische im Saal waren mit frisch gestärkten weißen Tischtüchern gedeckt. Auf den Tischen lag traditionell die Challa, die Kerzen spiegelten sich im Gelee des gefillten Fisch, das intensive Aroma des Meerrettichs regte den Appetit an. Das Schabbatessen wurde mit einem Gebet beendet. Nach dem Essen sangen wir hebräische und jiddische Lieder, und wenn man sich in unserer Runde umsah, schaute man in frohe Gesichter. Dies alles zusammen versetzte uns in eine besondere Stimmung, wir fühlten uns als Gemeinschaft, als jüdische Familie. In diesem Haus hat man es geschafft, uns das Wesen unserer Religion zu erklären, wohl wissend, dass wir den größten Teil unseres Lebens in einem Land gelebt haben, in dem das Judentum aus dem politischen Leben des Landes verbannt war und Hebräischlernen als Verbrechen galt. Wahrscheinlich haben viele von uns das erste Mal in ihrem Leben Glück und Stolz empfunden, Jude zu sein – hier im Kurhotel Eden-Park, wo man uns in zwei Sprachen die Weisheiten der Tora, die bemerkenswerten Bräuche und Rituale der Kaschrut, die Feierlichkeit und Wärme des Schabbat und die Notwendigkeit, der eigenen Toten durch Gebete zu gedenken, vermittelt hat. Wir haben im Haus Eden Park Freundlichkeit, Herzlichkeit und Professionalität erfahren, und wir haben verstanden, wie einfach es ist, im Judentum anzukommen.“ (aus dem Russ. übers. v. J. Dittmar) (M. Enestein, Berlin) SENIORENERHOLUNGEN UND SENIORENREISEN Je nach Zielgruppe und Anlass bietet das Programm einer Seniorenerholung außerdem eine Kombination aus verschiedenen Interessengruppen, Kursen (z.B. Deutschkurse, die mit einem Zertifikat abgeschlossen werden können), Vorträgen, kulturellen Veranstaltungen in jüdischen Zusammenhängen sowie Ausflügen auf jüdischen Spuren. Ein wichtiges Grundprinzip der Seniorenerholungen ist die Vermittlung einer familiären Gemeinschaft, in der die Teilnehmer sich aufgehoben fühlen. Die Seniorenfreizeiten unterstützen zudem durch den lebenswichtigen Kontakt und Austausch die Hilfe zur Selbsthilfe, wie z.B. das ehrenamtliche Engagement in den Seniorenclubs. Man spürt, man ist nicht alleine, man tut sich zusammen und wird aktiv. Ausschnitte aus einem Reisebericht zeigen, was so eine Reise für eine 64-jährige Zuwanderin aus der ehemaligen Sowjetunion bedeuten kann: „Jeder Tag und jede Stunde der Reise waren mit dem Programm ausgefüllt. Und erst im Nachhinein verstehe ich, mit welcher Aufmerksamkeit, Fürsorge und Menschenliebe das Programm zusammengestellt wurde: Dazu gehörten die Thermalbäder Hamat-Gader, Schwimmen im Kineret-See und im Hotelschwimmbad, Fahrt zum Toten Meer, die Golanhöhen. Ich habe viel gehört und gelesen von dieser Gegend und über deren Stellenwert im Leben Israels. (…) Sehr beeindruckend war die feierliche Einfahrt nach Jerusalem: Mit Sektbechern standen wir an der Balustrade, und unter uns lag die geheimnisvolle, glänzende, anziehende, für uns so ferne und doch so nahe Stadt Jerusalem. Unvergesslich war für mich der Besuch der Klagemauer, dieses Hoffnungssymbols des jüdischen Volkes. Du bist völlig dem Gebet gewidmet und für dich existiert nichts anderes. Das Gebet befreit dich von allem Unnötigen, gibt dir Kraft und Hoffnung für die Zukunft. Neben mir stand eine Frau mit ihrem Gebetbuch, und ich wollte, dass sie ein Gebet für mich und meine Verwandten sagt. Bis jetzt verstehe ich nicht, wie wir einander verstanden haben. Weder ich konnte Iwrit, noch sie konnte Russisch, aber wie durch ein Wunder hat sie mich verstanden und betete für mich. (…) Unsere Gruppe bedankt sich bei der ZWST, unseren Reiseleitern und Betreuern sowie den sehr aufmerksamen Reiseführern des israelischen Reisebüros für ihre Geduld und Verständnis, für ein wunderbar zusammengestelltes Programm und für die Berücksichtigung unterschiedlichster Interessen“. (Sofia Sinitskaya, Teilnehmerin der Israelreise Winter 2009) Weitere Informationen: www.kurheim-edenpark.de ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Larissa Karwin E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 22 Seniorenreisen nach Israel Die vom Sozialreferat organisierten Israelreisen für Senioren sind für die älteren Menschen eine ganz besondere und bezahlbare Gelegenheit, das Land ihrer Vorfahren zu bereisen. Im Rahmen von Ausflügen und weiteren Aktivitäten wird den Teilnehmern die facettenreiche Vielfalt der jüdischen Geschichte, Kultur und Tradition vermittelt, auch erfahren sie vieles über die politische und gesellschaftliche Situation im gegenwärtigen Israel. Die altersgerechte Organisation und Gestaltung der Programme ist eine wichtige Voraussetzung der Seniorenreisen nach Israel. Die Teilnehmer sollen möglichst viel vom Land kennenlernen, aber auch den nötigen Erholungsausgleich finden und nicht überfordert werden. Dazu gehört u.a. die genaue Auswahl erfahrener Reiseleiter und Betreuer, die neben der kompetenten Organisation auch die erforderliche individuelle Betreuung, gesundheitliche Versorgung, Dolmetscherdienste u.a. leisten können. ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 INTEGRATION VON JÜDISCHEN MENSCHEN MIT BEHINDERUNG UND IHREN ANGEHÖRIGEN Integration von jüdischen Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen Eine humane Gesellschaft sollte unter anderem an ihrem Einsatz für sozial Schwächere gemessen werden: Inwiefern leistet sie einen Beitrag zur Sicherung von Teilhabechancen und die Schaffung ähnlicher Startbedingungen auch für benachteiligte Zielgruppen? In diesem Zusammenhang ist die Förderung und Unterstützung von Menschen mit Behinderung und ihren Angehörigen ein zentraler Aufgabenbereich des Sozialreferates. Diese Zielgruppe, in der Mehrheit zugewandert aus der ehemaligen Sowjetunion, war dort isoliert, hatte wenig Teilhabemöglichkeiten und lebt auch in der deutschen Gesellschaft sehr zurückgezogen. Die Familien sind oft von einer mehrfachen, sich gegenseitig bedingenden Isolation betroffen: Mangelnde Sprachkenntnisse bilden das erste Hindernis, sich über Angebote zu informieren, die ihnen und den behinderten Familienmitgliedern das Leben etwas erleichtern könnten. Dazu kommt die Tatsache, dass den Betroffenen ein Versorgungsnetz wie in Deutschland (Werkstätten, Selbsthilfegruppen, vielfältige Ansprüche, die aber selbstständig geltend gemacht werden müssen u.a.) weitestgehend unbekannt ist. Die Angehörigen gehören meistens der älteren Generationen an, sind selber eingeschränkt und müssen viel Zeit und Kraft für Betreuung und Versorgung aufwenden. Vor diesem Hintergrund ist die Arbeit des Behindertenprojektes der ZWST zu sehen, in dem es darum geht, eine Zielgruppe zu integrieren, die einerseits sehr schwer erreichbar ist – andererseits aber einen hohen Informations- und Beratungsbedarf hat. In den letzten Jahren haben sich die Aufgaben etwas verlagert: Zunächst lag der Schwerpunkt darauf, im Rahmen von zentralen Veranstaltungen und Aktivitäten, so viele Familien wie möglich anzusprechen und sie über Möglichkeiten und Angebote zu informieren. Mittlerweile richtet sich der Fokus zunehmend auf die Förderung von Selbsthilfeaktivitäten in den Gemeinden sowie die Unterstützung von niedrigschwelligen Angeboten und Projekten, um multiplikatorische Prozesse in Gang zu setzen. Die Unterstützung der Selbstorganisation gehört zu den Schwerpunkten des Projektes. Die Angehörigen der Menschen mit Behinderung sind häufig Senioren, die zumeist über die Hälfte ihres Lebens in einer Gesellschaft gelebt haben, in der Selbstorganisation alles andere als selbstverständlich war. Ein wie in der deutschen Gesellschaft gut funktionierendes Selbsthilfenetz ist den Zuwanderern aus der ehemaligen SU immer noch sehr fremd. In Kooperation mit den jüdischen Gemeinden fördert die ZWST den Aufbau von Angehörigengruppen und unterstützt die Aktivitäten von existierenden Gruppen. Eine Voraussetzung für die Förderung der Selbsthilfe ist eine professionelle Anleitung, um die Familien zu motivieren, sie für Aktivitäten in der Gruppe zu begeistern und ihnen die Scheu vor Öffentlichkeit zu nehmen. Auch der Austausch untereinander ist sehr hilfreich, da viele Angehörige feststellen, dass sie mit ihren Sorgen und Problemen nicht allein dastehen und sich gegenseitig nützliche Ratschläge geben können. Ein Netzwerk von selbstständig arbeitenden Angehörigengruppen in den jüdischen Landesverbänden und Gemeinden kann nur als langfristiger Prozess erfolgreich sein. Neben der direkten Unterstützung von Selbsthilfeaktivitäten wird die Selbstorganisation auch im Rahmen von Fachtagungen und Bildungsfreizeiten gefördert. Die jährlichen Fachtagungen stärken die Zielgruppe, indem sie ein Netzwerk zwischen den Mitarbeitern in den jüdischen Gemeinden, den betroffenen Familien und den Fachkräften mit Erfahrung in der Behindertenarbeit knüpfen. Kompetente Referenten vermitteln im Rahmen von Vorträgen und Workshops wichtige Informationen und stehen den Teilnehmern für Fragen und individuelle Beratung zur Verfügung. Die Fachtagungen bilden ein wichtiges Forum, um den Austausch zwischen betroffenen Gemeindemitgliedern zu fördern und sie für ein ehrenamtliches Engagement zu gewinnen, von dem sie selber wiederum profitieren könnten. Die Herstellung neuer Kontakte, um eventuellen Ängsten und Unsicherheiten entgegenzutreten, ist nicht zu unterschätzen. Daher ist die Förderung und Stabilisierung von Netzwerken und eine effektive Informationsvermittlung eine zentrale Aufgabe der Behindertenarbeit der ZWST. INTEGRATION VON JÜDISCHEN MENSCHEN MIT BEHINDERUNG UND IHREN ANGEHÖRIGEN Einen wichtigen Beitrag zur Integration von jüdischen Menschen mit Behinderung und ihren Familien leisten die Bildungsfreizeiten der ZWST. Sie bieten den Teilnehmern einen Ausgleich zu einer oft mehrfach belasteten Lebenssituation. Ein zielgerichtetes und gut durchdachtes Programm ermöglicht ihnen Erholung und Entspannung in jüdischer Atmosphäre und bleibt für viele ein unvergessliches Erlebnis. In Vorträgen und Gesprächsgruppen erfahren die Angehörigen mehr über ihre Rechte und Möglichkeiten, für die Familienmitglieder mit Behinderung werden kreative Workshops organisiert. Im Rahmen von gemeinsamen Veranstaltungen, wie Schabbatfeiern, jüdischen Festen und Ausflügen in die Umgebung entsteht ein großes Zusammengehörigkeitsgefühl. Begleitet von zahlreichen Betreuern, die mit vollem Einsatz und Leidenschaft dabei sind, erleben die Teilnehmer eine jüdische Gemeinschaft, die für sie da ist und eventuelle Berührungsängste verschwinden lässt. Innerhalb der Freizeiten findet ein sehr hilfreicher, multiplikatorisch wirksamer Austausch statt: zwischen neuen Teilnehmern und denjenigen, die das Angebot der ZWST schon länger nutzen. Die meisten der erstmaligen Teilnehmer verlieren Unsicherheit und Skepsis und werden von der warmen, familiären Atmosphäre angesteckt. Die emotionale Unterstützung stärkt das Selbstbewusstsein, fördert die Motivation und damit auch die Selbstorganisation. Als einige Teilnehmer im Rahmen des Schabbat zur Thora aufgerufen wurden und mit Hilfe von Dolmetscher Jan Kandror die Segensprüche aufsagten, waren die Eltern zu Tränen gerührt. Sehr viel Spaß und Freude hatten die Teilnehmer an den Kunstund Musikworkshops, die von Tirza Hodes, Costa Bernstein, Rina Nentwig und Michael Bensman geleitet wurden. Auch der Ausflug mit dem Schiff nach St. Goar wird allen lange in Erinnerung bleiben. Am Ende der ereignisreichen Woche, die leider viel zu schnell vorbei war, hatten die Teilnehmer ein wunder- schönes Abschiedskonzert vorbereitet, bei dem es tolle Musik, Gedichte und Tanzeinlagen zu bewundern gab.“ (ZWST-Mitarbeiterin Natalja Poltawez) Das Mobile Kompetenzzentrum der ZWST zielt darauf ab, die Beratung und Vernetzung der Angehörigen von Menschen mit Behinderung zu intensivieren. Die Erfahrung zeigt immer wieder, dass viele aus der Sowjetunion stammende Familien mit einem behinderten Angehörigen einen großen Informationsbedarf haben sowie ein großes Interesse, an der jüdischen Gemeinschaft stärker teilzuhaben. Mit dem Mobilen Kompetenzzentrum ist die ZWST sowohl eine Anlaufstelle für betroffene Familien, als auch Ansprechpartner für die jüdischen Gemeinden im Bereich der Behindertenarbeit. Ein persönlicher Eindruck: „Diese schöne Woche war ein großes Ereignis für alle Teilnehmer, dafür sorgte ein umfangreiches, gut durchdachtes und abwechslungsreiches Programm. Alle Tage dieser Woche waren gefüllt mit jüdischem Flair, dank der Anwesenheit von Landesrabbiner Moshe Flomenmann (Landesverband Sachsen-Anhalt), der 4 Tage bei der Gruppe war und sehr detailliert über die hohen jüdischen Feiertage erzählte, viele Fragen beantwortete und mehrere Gesprächsrunden führte. Die temperamentvollen jüdischen Lieder und Tänze mit Tirza Hodes und Rinat Galili aus Israel brachten den Teilnehmern die jüdische Seele und Kultur noch näher. Sehr interessant war auch der Spaziergang durch das jüdische Bad Sobernheim mit Eberhard Berkemann, der die jüdische Geschichte der Stadt erzählte. Ein absolut unvergesslicher Moment war die gemeinsame Vorbereitung und das Feiern des Shabbat mit Beni Polak. Die behinderten Teilnehmer haben selbst Blumen gepflückt sowie Saal und Tische dekoriert. Das Projekt bietet den Familien die Möglichkeit, sich mit einem spezifischen Problem oder Anliegen an die ZWST zu wenden. Von hier aus werden die Klienten an den regional zuständigen Mitarbeiter der ZWST weitergeleitet. Je nach Bedarf und Erfordernis übernimmt der jeweilige Mitarbeiter entweder eine „Lotsenfunktion“ oder leistet in spezifischen Fällen Einzelfallhilfe. Im Rahmen regionaler Informationsveranstaltungen in den Gemeinden informieren die Mitarbeiter des Kompetenzzentrums über die verschiedenen Angebote und Möglichkeiten. Die mangelnden Sprachkenntnisse sind eines der größten Hindernisse für eine bessere Integration von Menschen mit Behinderung. Daher unterstützt die ZWST die Fortbildung von Sprachlehrern und nutzt die Erfahrung eines in der jüdischen Gemeinde Frankfurt/M. erfolgreich arbeitenden Sprachkurses für zugewanderte Familien mit behinderten Angehörigen. Das didaktische Konzept basiert auf der Vermittlung von Alltagsdeutsch an die betroffene Zielgruppe, abgestimmt auf die Aufnahmefähigkeit der Teilnehmer. INTEGRATION VON JÜDISCHEN MENSCHEN MIT BEHINDERUNG UND IHREN ANGEHÖRIGEN Zum Konzept gehört die persönliche Kontaktaufnahme zu den teilnehmenden Familien vor Kursbeginn, um sich ein Bild von der jeweiligen individuellen Situation und Sprachfertigkeit zu machen und den Kurs darauf abzustimmen. Das Ziel der Fortbildungen ist die Weitergabe des Konzepts an andere Sprachlehrer, die Deutschkurse in jüdischen Gemeinden anbieten. Mit der entsprechenden Weiterbildung haben sie die Möglichkeit, ihr Angebot auch auf Gemeindemitglieder mit Behinderung auszuweiten. Zu den Erfolgen der Behindertenarbeit gehört das Modellprojekt einer jüdischen Wohnform in Frankfurt/M., dessen Realisierung in Kooperation mit dem Internationalen Bund (IB) und der jüdischen Gemeinde in Frankfurt, in greifbare Nähe gerückt ist. Im Rahmen der Fachtagungen konnten die Bedürfnisse und Vorstellungen der Familien konkretisiert und darauf basierend, ein Konzept erstellt werden. Die Behindertenarbeit der ZWST wird von der Aktion Mensch gefördert. Es ist das Anliegen der ZWST, so viele Betroffene wie möglich aus dem Kreislauf einer mehrfachen Isolation herauszuholen, zumal eine hohe Bereitschaft erkennbar ist, im Sinne der Selbstorganisation aktiv zu werden - wenn man ihnen die Möglichkeiten aufzeigt. Die Sorge der meistens älteren Familien um die Zukunft ihrer Angehörigen mit Behinderung wächst. Daher ist es der ZWST wichtig, langfristig stabile Strukturen in den Gemeinden zu fördern (Information, Beratung, Selbsthilfegruppen, Wohnformen in Kooperation mit den Gemeinden), um den Menschen mit Behinderung eine menschenwürdige und, soweit möglich, selbstbestimmte Lebensweise in einem gewissen Rahmen zu ermöglichen. Zu den zukünftigen Aufgaben der Behindertenarbeit wird unter anderem die stärkere Konzentration auf jüngere Familien mit behinderten Angehörigen bzw. jüdische Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit gehören. ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber, Allgemeine Projektleitung E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Dr. Michael Bader, Wissenschaftliche Projektbegleitung E-Mail: [email protected] Dinah Kohan, Projektleitung Kompetenzzentrum E-Mail: [email protected] Marina Chekalina, Kontakt Kompetenzzentrum E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 19 Felix Krasni, Bildungsfreizeiten Telefon: 069 – 94 43 71 32 E-Mail: [email protected] Natalja Poltawez, Selbsthilfegruppen Düsseldorf/Köln E-Mail: [email protected] VIELFÄLTIGE ANGEBOTE FÜR ÜBERLEBENDE DES HOLOCAUST Ein Netzwerk von Treffpunkten für Überlebende des Holocaust „Ich weiß aus Erfahrung, wie wichtig für die Überlebenden ein Treffpunkt ist, der ihnen eine Begegnung mit Schicksalsgenossen und mit einem einfühlenden Betreuerteam ermöglicht. Dieser Treffpunkt wird dadurch zu einem ´zweiten Zuhause`, wo man sowohl traurig sein und von dem Holocaust sprechen kann, als auch fröhlich sein und Feste feiern kann.“ (Dr. Martin Auerbach, Amcha, Zentrum für Holocaustüberlebende in Israel) zum Beispiel Treffpunkte in den Gemeinden Dresden, Recklinghausen, Hannover, Fulda und Wiesbaden sowie ein festes Angebot im Frankfurter Flüchtlingsverband (Verband jüdischer Heimatvertriebener und Flüchtlinge in Deutschland e.V.). Weitere Treffpunkte befinden sich in der Gründung, ein breites Netz von Angeboten in den jüdischen Gemeinden wird angestrebt. Die Sozialarbeiterin der jüdischen Gemeinde Hannover berichtet von der Arbeit des Treffpunktes in ihrer Gemeinde: „Das Wichtigste am Treffpunkt ist, dass die Menschen hier einen geborgenen Ort finden. Wir treffen uns 2x monatlich und so kommen die Menschen raus aus ihrer Isolation. Diese Einsamkeit hat zum Teil psychische Gründe, man traut sich nicht, aber auch ganz ´ handfeste` Ursachen, wie gesundheitliche Beeinträchtigung oder Geldmangel. Ihre jüdische Gemeinde kennen sie, da haben sie Vertrauen. Hier spielt ein vertrauenswürdiges Betreuungsteam eine wichtige Rolle. Wir organisieren Feste anlässlich jüdischer Feiertage, hier finden die Menschen zurück zu ihren jüdischen Wurzeln. Bei einer kleinen Umfrage fanden wir folgendes heraus: Am wichtigsten ist den Menschen zunächst ein gutes Programm. Trotz des gemeinsamen Migrantenschicksals sind die Menschen sehr unterschiedlich, sie finden sich über ein gemeinsames Thema. An zweiter Stelle steht dann aber gleich der Kontakt mit anderen Menschen und die herzliche Atmosphäre, die schon durch einen freundlich gedeckten Tisch geschaffen wird…“. (Alina Fejgina) Foto: © Michael Bause In den letzten Jahren hat sich die ZWST verstärkt der Initiierung und Unterstützung von Treffpunkten für Holocaustüberlebende in den jüdischen Gemeinden gewidmet. Die Treffpunkte werden von Geldern der Aktion Mensch e.V., der Jewish Claims Conference (JCC) und der Stiftung für Erinnerung, Verantwortung und Zukunft (EVZ) gefördert. Das erfolgreiche Konzept der Treffpunkte findet seinen Ursprung in dem im Jahr 2002 zunächst als „Pilotprojekt“ gegründeten Treffpunkt in Frankfurt am Main. Zu den ursprünglich wöchentlichen Kaffeenachmittagen sind in der Zwischenzeit ein vielfältiges Kursangebot sowie diverse Betreuungs-, Beratungs- und Therapieangebote hinzugekommen. Die von Frau Noemi Staszewski geleitete Einrichtung hat sich zu einer Anlaufstelle für viele Überlebende im Rhein-Main-Gebiet entwickelt: „Das Erfolgsrezept des Frankfurter Treffpunktes ist eine ´Doppelte Kontinuität` in personeller und institutioneller Hinsicht. Aufgrund der Traumatisierung ist das Misstrauen bei Überlebenden sehr stark, sie brauchen lange, um Vertrauen aufzubauen. Dieses Vertrauen ist personengebunden, d.h. so weit das möglich ist, sollten als Mitarbeiter und Betreuer dieselben Personen zur Verfügung stehen, die Gesichter sollten den Überlebenden vertraut sein. Institutionell bedeutet: kontinuierliche Öffnungszeiten, ein kontinuierliches Programm und viele kleine niedrigschwellige Angebote. Eine zielgerichtete und professionelle Fortbildung ist in diesem Zusammenhang eine wichtige Voraussetzung: Die ZWST-Seminare für Haupt- und Ehrenamtliche, die Fachtagungen sowie eine spezifische Supervision sind für die Mitarbeiter in den Treffpunkten unverzichtbar.“ (Noemi Staszewski, Leiterin des Frankfurter Treffpunktes) Auch andere jüdische Gemeinden oder Einrichtungen tragen mit verschiedenen Aktivitäten zu einer sozialen Beratungs- und Betreuungsstruktur für Überlebende bei. Unterstützt von der ZWST und gefördert von den o.a. Organisationen existieren Die Erfahrungen verdeutlichen folgendes: Wenn man den Überlebenden zeigt, dass sie nicht alleine sind, dass man auf ihre Bedürfnisse eingehen will und kann, ist dies eine wesentliche Voraussetzung für den Erfolg sozialer Treffpunkte. Dies bestätigt ZWST-Mitarbeiter Ilya Rivin, der regelmäßig den Frankfurter Flüchtlingsverband besucht. Hier treffen sich Ghetto- und KZÜberlebende seit Anfang 2008: „Hier ist eine monatliche Beratung in das breite Programm des Flüchtlingsverbandes integriert. Wichtig für diese Gruppe ist die emotionale Gewissheit, dass man zu einem bestimmten Zeitpunkt nur für sie da ist. Sie haben die Möglichkeit, andere Angebote im Flüchtlingsverband zu besuchen, aber speziell mit ihrem Schicksal als Überlebende sind im Rahmen dieser Beratung nur sie angesprochen. Auch hier ist die Kontinuität eine unverzichtbare Basis dieses Beratungskonzeptes.“ VIELFÄLTIGE ANGEBOTE FÜR ÜBERLEBENDE DES HOLOCAUST Trotz des gleichen schweren Schicksals als Überlebende des Holocaust hat jede Gruppe ihre eigenen, spezifischen Erfahrungen und Probleme. Konzepte und Angebote sind also nicht direkt übertragbar. Dazu Noemi Staszewski: „Die Unterschiede bei den Überlebenden der Shoa spielen bei unserer Arbeit in den Treffpunkten eine ganz wichtige Rolle: Wo kommen sie her, zu welcher Altersgruppe gehören sie, sind sie eng an die Gemeinde gebunden oder nicht, welcher Bildungshintergrund, wer braucht eher psychologische Betreuung, wer soziale Beratung, wer sucht einfach nur Kontakt und Austausch.“ Es ist das Ziel der ZWST, die Gründung von weiteren Treffpunkten zu fördern und hier so viel Unterstützung wie möglich zu leisten, um gegen die innere und äußere Isolation der Holocaustüberlebenden angehen zu können und ihnen einen emotionalen Rückhalt zu geben. ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 Svetlana Antonova E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 29 Noemi Staszewski, Treffpunkt Frankfurt/M. E-Mail: [email protected] Telefon: 069 / 707 687 40 Tagungen für Fachkräfte und ehrenamtlich Aktive Zu den vielfältigen Aktivitäten der ZWST für Holocaustüberlebende sowie Fachkräfte und ehrenamtliche Betreuer gehören mehrtägige Fachkongresse mit einem anspruchsvollen Programm. Prof. Dr. Doron Kiesel, (FH Erfurt), wissenschaftlicher Berater der ZWST, brachte im Rahmen der Tagung „Trauma und Intervention“ im Jahr 2010 Ziel und Anliegen der Tagungen auf den Punkt: Optimierung der psychosozialen, therapeutischen, pflegerischen Versorgung, Linderung der Spätfolgen, Verbesserung der Professionalität und Vermittlung des dafür nötigen Wissenskapitals. Zum Programm gehören u.a. Vorträge zum Thema Psychotherapie, Traumata, Trauer, Migration sowie Berichte von Zeitzeugen und die historische Einordnung, um den jeweiligen Hintergrund der sehr unterschiedlichen Überlebensschicksale zu verdeutlichen. Ein zunehmendes Gewicht erhalten umfangreiche Workshops unter kompetenter Leitung, die es den Teilnehmern ermöglichen, sich in kleiner Runde mit den verschiedenen Facetten der sozialen Arbeit mit Überlebenden auseinanderzusetzen. Eine wichtige Funktion dieser Kongresse ist eine „Entzauberung des psychotherapeutischen Handwerks“. In den Vorträgen und Workshops verbinden die Referenten Professionalität mit eigener Biographie und Berichten aus der alltäglichen Praxis. Anhand von Fallgeschichten erzählen sie von Erfolgen, geben aber auch eigenes Scheitern zu und verdeutlichen die Schwierigkeit, immer wieder eine passende Therapie für den jeweiligen Klienten finden zu müssen. Diese Perspektive wirkt entlastend auf die Helfer und kann es ihnen erleichtern, mit ihren täglichen Schwierigkeiten bei der Arbeit umzugehen. Die Tagungen bieten einem sehr differenzierten Fachpublikum ein unentbehrliches Forum für Kontakt und Austausch, zunehmend auch auf internationaler Ebene. Fachkräfte aus Ländern wie Weißrussland, Polen, Schweiz, Frankreich und den USA finden die Gelegenheit, ihre Einrichtungen und Projekte für Holocaustüberlebende vorzustellen. Diese Vernetzung ist für alle Seiten wichtig und schärft den Blick für andere Bedingungen und Hintergründe. Der Vortrag eines Referenten zum Genozid in Ruanda im Jahr 1994 schlug im Rahmen der Tagung 2011 einen Bogen zu ethnischen Vernichtungsfeldzügen, die auch heute noch weltweit stattfinden und verdeutlichte das Erfordernis, auch anderen Opfergruppen mit Empathie zu begegnen. Auch für nichtjüdische Organisation bieten diese Fachtagungen der ZWST eine wichtige Möglichkeit, sich zu informieren und weiterzubilden: „Dass die Traumata von Überlebenden auch ´vererbbar` sind, ist in Fachkreisen evident, wird jedoch in Deutschland als Problem und Aufgabe nicht ausreichend wahrgenommen, zumindest nicht von politischer Seite. Die Tagung eröffnete die Möglichkeit, sich über diese Themen in ihrer gesamten Vielfalt zu informieren. Von besonders großem Interesse für die Arbeit des Bundesverbands für NS-Verfolgte, waren vor allen Dingen die Ausführungen der Therapeuten Dr. Auerbach, Dr. Grünberg und Dr. Durst. Insbesondere letzterem gelang es, nicht zuletzt wegen der Art des Vortrags, die Teilnehmer zu fesseln und ihnen das Thema und die inhärente Problematik zu verdeutlichen. Die Situation der ´2. Generation` wurde im Workshop von Frau Miriam Spiegel (Tamach, Schweiz) klar und nachdrücklich herausgearbeitet. Die Arbeit war sehr offen, geprägt auch durch Elemente eigener Erfahrungen der Teilnehmer und die einfühlsame und non-direktive Leitung. Mein Kollege Herr Bakalejnik hatte am Workshop ´Stressreduktion und Konfliktlösung in Traumazentren, Selbstfürsorge und Supervision` mit Prof. Dr. med. Pross (Leiter Traumazentrum Potsdam) teilgenommen und fand dies äußerst informativ. Insgesamt gesehen war die Tagung ein voller Erfolg, mit vielen Anregungen und der Möglichkeit, aus diesen Anregungen Handlungsstrategien für die tägliche Arbeit mit den Überlebenden des NaziRegimes und deren Kindern zu entwickeln.“ (Michael Teupen, Bundesverband Information & Beratung für NS-Verfolgte e.V., Köln, ZWST-Tagung 2010) VIELFÄLTIGE ANGEBOTE FÜR ÜBERLEBENDE DES HOLOCAUST Beantragung von Hilfen für Überlebende des Holocaust Zusammenarbeit über Grenzen hinweg Die internationale Kooperation mit sozialen Organisationen, die ein Angebot für Überlebende organisieren, erhält ein zunehmendes Gewicht. Ein anschauliches Beispiel bietet die, von der ZWST und der EVZ initiierte Zusammenarbeit mit dem jüdischen Verein “Hesed-Rakhamim“ in Minsk. Diese Zusammenarbeit dient dem Ziel, einen Treffpunkt in Minsk mit sozialpsychologischer Beratung aufzubauen. Von diesem Austausch profitiert nicht nur der Verein in der weißrussischen Hauptstadt, wie die Leiterin des Frankfurter Treffpunktes, Noemi Staszewski betont, sondern auch das gegenseitige Verständnis in Deutschland wird gefördert: „Sozialarbeit als eigenen Berufszweig gibt es in der ehemaligen Sowjetunion erst seit 1995, vorher war das die Arbeit von Ärzten, Pädagogen, Psychologen. Dort gibt es eine hierarchisch aufgebaute, versorgende Sozialarbeit. So etwas wie Selbsthilfe oder Beratung, wie wir sie in Deutschland kennen, ist den Migranten unbekannt. So können beide Seiten sehr von dieser Zusammenarbeit über Grenzen hinweg profitieren!“ ANSPRECHPARTNER: Paulette Weber E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 31 In Kooperation mit der Jewish Claims Conference (JCC) unterstützt die ZWST bedürftige Holocaust-Überlebende. Über verschiedene jüdische Gemeinden in Deutschland erhalten jüdische NS-Opfer Zuschüsse für Medikamente und medizinisch notwendige Leistungen. Die soziale Betreuung der HolocaustÜberlebenden hat sich durch diese wertvolle Kooperation intensiviert. Dazu gehört im weiteren Sinne auch die oben beschriebene Förderung der Treffpunkte. In den fünfzig Jahren ihres Bestehens war es stets das Ziel der Jewish Claims Conference, ein Mindestmaß an Gerechtigkeit für die jüdischen NSVerfolgten zu erreichen, ihnen soziale Unterstützung zukommen zu lassen und ihren Lebensabend etwas würdiger zu gestalten. Die durch die JCC zur Verfügung gestellten Mittel werden an die Treffpunkte weitergeleitet, sofern sie die entsprechenden Anträge bei der ZWST einreichen, die dann von der ZWST-Mitarbeiterin Svetlana Antonova geprüft und gemeinsam mit der JCC abgearbeitet werden. Dazu gehören auch Mittel aus spezifischen Hilfsfonds der JCC. Die ZWST hat durch regelmäßige Besuche in den Gemeinden dazu beigetragen, mehr Aktivitäten und Beihilfen für die Überlebenden in Gang zu setzen. Dazu gehört neben Beratung und Hilfestellung bei der Beantragung von finanziellen Hilfen auch die Motivierung und Einbindung für das soziale Engagement von ehrenamtlichen Mitarbeitern. Es ist das Ziel der ZWST, die erreichten Verbesserungen zu erweitern, neue Konzepte zu entwickeln und die dafür erforderlichen Mittel zu erhalten, um das Hilfe- und Beratungsangebot für Überlebende in den jüdischen Gemeinden zu stabilisieren und auszuweiten. ANSPRECHPARTNER: Svetlana Antonova E-Mail: [email protected] Telefon: 069 – 94 43 71 29 Notizen Die ZWST Jobbörse Gratis Stellenanzeigen und Jobsuche. www.zwst.org/de/jobboerse/ www.zwst.org