WOBAU report

Transcription

WOBAU report
WOBAU report
Ausgabe 22 | 2016
Fokus-Thema:
WDVS – Fakten,
Hintergründe,
Informationen
Ansichtssache
Werner Eicke-Hennig zur
Gebäudedämmung
Wenn Farben nachwachsen
Farben und Natur im Einklang:
Die neue Serie CapaGeo
Glasklar
Aufwertung mit
Akzentflächen
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
02
Editorial
Jetzt wird Klartext zum
Thema WDVS geredet!
Wärmedämm-Verbundsysteme, kurz WDVS, sorgen für viele unsachliche und emotionale Diskussionen – und drängen die Vorteile und die gestalterischen und energetischen
Qualitäten in den Hintergrund.
Fakt ist: Wenn wir die CO2-Minderung vorantreiben und Verantwortung für unsere nachfolgenden Generationen übernehmen wollen, muss die energetische Sanierung von
Gebäuden in noch viel größerem Umfang als bisher erfolgen. Wir wollen darum mit einer
sachlichen Übersicht dazu beitragen, die Debatte durch Fakten zu objektivieren und in
sachorientierte Bahnen zu lenken.
Unser Gastkommentar stammt dieses Mal von Werner Eicke-Hennig. Er widmet sich der
Frage, ob es nicht besser wäre, aus der Vergangenheit in Bezug auf energetische Sanierung Lehren zu ziehen – und die aktuelle Situation etwas vorausschauender zu gestalten.
Eine Photovoltaikanlage in einer neuen Größenordnung beleuchten wir in Bremen: Dort
wurde die Fassade eines Hochhauses damit ausgestattet. Passend dazu stellen wir
eine nachhaltige Premium-Farbenserie vor, die ein ökologisches Konzept durch die Verwendung nachwachsender Rohstoffe mit höchster Verarbeitungsqualität verbindet.
Darüber hinaus zeigen wir, wie sich ein Gebäudeensemble mit dem passenden Farbkonzept harmonisch in die Landschaft einfügt, das erste Hochhaus mit einer 380 mm starken
Fassadendämmung, ein außergewöhnliches Holzhaus und gedämmte Wohnhäuser mit
Glaselementen. Und natürlich darf auch die Messe-Nachlese zur „Farbe – Ausbau & Fassade 2016“ in München nicht fehlen.
Dabei wünschen wir Ihnen auch dieses Mal eine unterhaltsame und informative Lektüre!
Falk Böhm
DAW Objektmanagement
Grüner wird’s nicht? Klimaschutz ist nur eines von vielen Zielen einer dringend benötigten energetischen Ertüchtigung
der europäischen Alt- und Neubausubstanz.
03
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Inhaltsverzeichnis
Wärmedämm-Verbundsysteme
06
Fakten, Hintergründe, Informationen
Ansichtssache: Kommentar von Werner Eicke-Hennig
22
Häuser von gestern für morgen?
Der Sonne entgegen
26
Ein innovatives Energiekonzept in der Wohnungswirtschaft
Wenn Farben nachwachsen
30
Farben und Natur im Einklang: Die neue Serie CapaGeo
Holzbau, neu interpretiert
Innovativer Augenschmaus in Österreich
04
32
Inhalt
Strahlen um die Wette: Die Farbgestaltung der Wohnanlage Bäckermühle im schwäbischen Esslingen und die buntlaubigen
Weinberge an den Neckarhängen.
Farbenpracht am Neckar
34
Ein neugestaltetes Gebäudeensemble fügt sich harmonisch in die idyllische Landschaft ein
Das erste Hochhaus mit 340 mm Mineralwolledämmung
36
Ein Hochhaus in Ludwigshafen wird mit einem WDVS ummantelt
Glasklar: Aufwertung mit Akzentflächen
38
Glas-Fassadenelemente in einem Wärmedämm-Verbundsystem
WOBAU aktuell
40
Nachlese Farbe – Ausbau & Fassade 2016 / Neue Firmenzentrale
WOBAU Referenzen
42
Alle Referenzen auf einen Blick
05
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
WDVS – Fakten, Hintergründe, Informationen
Über kaum ein Thema wird derzeit so viel diskutiert wie über Wärmedämm-Verbundsysteme mit Polystyrol. Während es die einen befürworten, lehnen es die anderen
vehement ab – kalt lässt diese Form der Wandverkleidung so gut wie niemand. Dabei
gibt es eine ganze Reihe von Faktoren, die für eine sachliche Diskussion unerlässlich
sind. Diese möchten wir in der gebotenen Ausführlichkeit erläutern.
Von Peter Zimmer
Das Jahr 1957 markiert so etwas wie einen
Wendepunkt in der Geschichte der Heizenergie-Einsparung. In diesem Jahr wurde
Aufbau aus vier
Komponenten
in Berlin zum ersten Mal ein Wärmedämm-
Kombinationsmöglichkeiten von Befestigung,
Armierung und individuellen Oberflächen
sorgen für eine Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten – mehr, als so mancher denkt.
Verbundsystem (WDVS) verbaut. Die Dicke
Doch was genau muss man sich eigentlich
Aber der Reihe nach. Generell gilt: Bei einer
der verwendeten Dämmstoffe aus Polysty-
unter einem WDVS vorstellen? Wie ist es
derart großen Systemvielfalt benötigen
rolhartschaum, besser bekannt unter seinem
aufgebaut? Welchen Sinn hat es? Und hat
Planer und ausführende Handwerker eine
Markennamen Styropor, betrug 20–50 mm.
es wirklich so einen großen Einfluss auf den
Systemsicherheit. Darum sind für Wärme-
Energieverbrauch – mithin also auch auf die
dämm-Verbundsysteme gültige Zulassungen
Auch wenn die verwendeten Materialien
Kosten? Betrachtet man zunächst den Auf-
notwendig in Form einer allgemeinen bau-
noch Lichtjahre vom heutigen Standard
bau eines zeitgemäßen Wärmedämm-Ver-
aufsichtlichen Zulassung (abZ) durch das
entfernt waren: Plötzlich ließ sich der
bundsystems, so ergibt sich folgendes Bild:
Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt)
Verbrauch von Heizenergie in einem sehr
ein (meist mineralischer) Kleber, gegebenen-
oder eine europäische technische Zulassung
viel größeren Ausmaß als bisher reduzieren.
falls Dübel, Dämmstoff und Putzsystem.
(ETA) mit deutschem Anwendungsdoku-
Seither wurden in Deutschland Millionen
Alle diese Komponenten und Subsysteme
ment oder zukünftigen technischen Regeln.
Quadratmeter WDVS verbaut – und spar-
stehen zueinander in Beziehung und dürfen
Voraussetzung für eine zulassungskonforme
ten bis heute viele Millionen Liter Heizöl
nur als Komplettsystem verwendet werden.
Ausführung ist, dass alle Komponenten vom
und etliche Millionen Tonnen CO2.
Unterschiedliche Dämmstoffe und die
gleichen Hersteller bezogen werden.
06
WDVS – Fakten, Hintergründe, Informationen
Dünner dämmt wirtschaftlicher: Mit nur 10 cm Plattenstärke erfüllt die extraschlanke Dämmplatte S 024 die Anforderungen an den Mindestwärmeschutz gemäß
EnEV 2014.
07
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Glasmosaik
Kreative Techniken
BrilliantGlitzereffekt
StardustGlitzereffekt
Keramische
Beläge
Naturstein
FiligranoPutzoberfläche
Kreative Vielfalt: Mit einer großen Auswahl an farblichen und strukturellen Möglichkeiten lassen sich WDVS individuell gestalten.
08
WDVS – Fakten, Hintergründe, Informationen
Aktuell werden unter 1 Prozent der
Funktionale und ästhetische Anforderungen
Aktive
Luftverbesserung
Zu den einzelnen Komponenten: WDVS-
Ganz generell ist über das Thema gerade
standes noch vor der ersten Wärmeschutz-
Klebemörtel stellen zwischen dämmendem
in letzter Zeit so viel geschrieben worden,
verordnung von 1977 errichtet wurden
System und Wandbildner oder jeweiligem
dass hier eine sachliche Aufarbeitung zum
und somit nicht die Anforderungen der
vorhandenen Untergrund wie Putz oder
Zwecke einer objektivierten Darstellung
Energieeinsparverordnung EnEV von 2014
Anstrich einen Verbund her. Am häufigsten
dringend geboten scheint. Unstrittig ist:
erfüllen.
verwendet werden vergütete mineralische
Eine Fassadendämmung kann im Durch-
Kleber mit weißem oder grauem Zement
schnitt ca. 30 Prozent Energie ein­sparen
als wesentlichem Bindemittelbestandteil.
– insbesondere bei Gebäuden, die vor 1977
Seit 2005 kommt zudem auch ein 1K-PU-
gebaut wurden. Kommen dann noch neue
Schaum in Kombination mit Polystyrol-
Fenster, eine Kellerdecken- und Dach-
und PUR-Dämmplatten zum Einsatz. In
dämmung sowie gegebenenfalls eine neue
Die Energieeinsparverordnung oder kurz
Abhängigkeit von der Untergrundbeschaf-
Heizung dazu, steigt das Energie-Einspar­
EnEV wurde ins Leben gerufen, um den
fenheit sind gemäß Zulassung die Dämm-
potenzial sogar auf bis zu 70 Prozent. Das
Energieverbrauch von Gebäuden zu redu-
platten ggf. zu dübeln. WDVS-Unterputze
spart nicht nur bares Geld, das dann an
zieren. Sie umfasst die energierelevanten
sollen in erster Linie eine rissfreie, glatte
anderer Stelle zur Verfügung steht, sondern
bautechnischen Standardanforderungen
sowie schlag- und stoßfeste Schicht auf der
schont darüber hinaus die Umwelt: Schließ-
für Wohn-, Büro- und Betriebsgebäude.
verhältnismäßig weichen Dämmstoffschicht
lich wird mit sinkendem Energieverbrauch
In ihrer ersten Fassung 2002 kombinierte
ausbilden. Weiterhin sollen sie thermische
auch der CO2-Ausstoß reduziert. Was wie-
und ersetzte sie die davor gültige Wärme-
Spannungen aufnehmen und ableiten, die
derum den europäischen Klimaschutzzielen
schutz- und Heizungsanlagenverordnung.
durch Temperaturdifferenzen von –20 bis
entgegenkommt: Bis 2020 sollen laut diesen
In ihrer aktuellen Fassung ist sie seit dem 1.
+80 Grad Celsius entstehen. Ermöglicht
zur Senkung der Erderwärmung die Treib­
Mai 2014 in Kraft. Seit Januar 2016 gibt es
wird dies in allen Wärmedämm-Verbund-
hausgase um 20 Prozent zu den Vergleichs-
außerdem einige wichtige Neuerungen: Zum
systemen durch den Einsatz einer Gewebe-
werten von 1990 (im Kyoto­­abkommen fest-
einen sind die energetischen Standards für
armierung, die ähnlich wie eine Stahlbe-
gelegten) gesenkt, die erneuerbaren Energien
Neubauten um 25 Prozent gestiegen. Zum
wehrung in Betonbauteilen funktioniert.
um 20 Prozent gesteigert und 20 Prozent
anderen wird der Gebäude-Endenergiebe-
Die WDVS-Oberputzschicht wiederum
Energie eingespart werden. Dass diese Ziele
darf im Energieausweis nun nicht mehr über
soll über rein funktionale Aspekte hinaus
nicht aus heiterem Himmel formuliert wer-
die Skala von grün bis rot angezeigt, son-
auch ästhetische Anforderungen erfüllen:
den, sondern einen handfesten Hintergrund
dern zusätzlich in Form von Energieeffizi-
Neben Wetterschutz sowie Schlag- und
haben, liegt auf der Hand: Schließlich geht
enzklassen (wie zum Beispiel bei Haushalts-
Stoßbeanspruchung ist dies die individuelle
es bei ihnen um die Welt, in der alle Men-
geräten schon länger üblich). Heizkessel, die
Gestaltung mit Struktur und Farbe, durch
schen leben, die Luft, die alle Menschen
mit flüssigen oder gasförmigen Brennstof-
die jedes WDVS sein ganz eigenes „Ge-
atmen, und die Verhältnisse, die alle Men-
fen betrieben werden und nach dem 1. Janu-
sicht“ bekommt. Dafür steht heute eine
schen späteren Generationen hinterlassen
ar 1985 eingebaut wurden, müssen nach 30
Vielzahl an Materialien und Produkten zur
– es betrifft also jeden Einzelnen von uns.
Jahren außer Betrieb genommen werden.
Verfügung. So kann ein WDVS an die ört-
Um diese Ziele jedoch auch nur annähernd
Ausnahmen: Niedertemperatur- und Brenn-
lichen Gegebenheiten und Traditionen, die
zu erreichen, müsste allein schon der CO2-
wertkessel sowie bestimmte selbst genutzte
Wünsche des Auftraggebers, baurechtliche
Ausstoß noch viel mehr reduziert werden.
Ein- und Zweifamilienhäuser. Oberste
Bestimmungen sowie möglicherweise denk-
Die energetische Sanierung von Gebäuden
Geschossdecken in Bestandsgebäuden, die
malpflegerische Bestimmungen angepasst
im Bestand erscheint dabei als eines der
nicht den Mindestwärmeschutz erfüllen,
werden: Zur Auswahl stehen Putze mit
effektivsten Mittel im Bereich der Woh-
müssen ab dem 1. Januar 2016 gedämmt
unterschiedlichen Strukturmöglichkeiten,
nungswirtschaft und ist dazu in den meisten
sein (U-Wert ≤ 0,24 W/m2K). Die Forderung
Klinkerriemchen, Flachverblender, Fliesen-
Fällen auch noch relativ problemlos (und
gilt als erfüllt, wenn das darüber liegende
und Keramikbeschichtungen bis hin zu
vor diesem Hintergrund auch kostengüns-
Dach gedämmt ist oder den Mindest­wärme­
Natursteinen und Glasmosaik.
tig, aber dazu später mehr) durchzuführen.
schutz erfüllt.
Wohngebäude in Deutschland pro Jahr
energetisch saniert. Dazu kommt, dass drei
Viertel des bundesdeutschen Gebäudebe-
Energieeinsparverordnung,
neuester Stand
09
Farbenfroh bis ins Detail: Moderne Fassadengestaltung im Adlershorst Quartier in Norderstedt.
10
WDVS – Fakten, Hintergründe, Informationen
Zumdem wird der Bandtacho im Energie-
mittlerweile 50 Jahren und rund 950 Mil-
ausweis für Wohngebäude bis 250 kWh/
lionen Quadratkilometer verbauten WDVS
(m2a) neu skaliert, Modernisierungsemp-
in Deutschland zeigen deutlich, dass eine
fehlungen werden verstärkt. Die Skala
derartige Fassadendämmung die gleiche
wird darüber hinaus durch Energieeffizi-
Lebensdauer aufweist wie eine traditionelle
enzklassen von A+ bis H ergänzt. Verkäu-
Putzfassade. Mechanische Schäden durch
fer und Vermieter von Immobilien sind
äußere Belastungen wie Sturm, Schnee,
weiterhin verpflichtet, den Energieausweis
Regen oder Hagel treten nicht häufiger auf
an Käufer bzw. Mieter zu übergeben. Der
als bei anderen Fassadenverkleidungen.
Energieausweis muss nun bereits bei der
Entsprechend gibt das Bundesinstitut für
Besichtigung vorgelegt werden. Energeti-
Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR)
sche Kennwerte (Endenergie) müssen im
im Bundesamt für Bauwesen und Raum-
Falle des Verkaufs oder der Vermietung in
ordnung (BBR) eine Mindestnutzungs-
Immobilienanzeigen angegeben werden.
dauer von 40 Jahren an. Passend dazu
Liegt ein Energieausweis mit Energieeffi-
hat eine Langzeitstudie des Fraunhofer
zienzklasse vor, muss die entsprechende
Instituts für Bauphysik (IBP) Folgendes er-
Einstufung ebenfalls veröffentlicht werden.
geben: Fassaden mit Dämmsystemen sind
hinsichtlich ihrer Lebensdauer nicht scha-
Eine starke Hülle ist
der beste Schutz
densanfälliger als ungedämmte Fassaden.
Sprich: Gedämmte Fassaden nehmen bei
mechanischer Einwirkung nicht leichter
Schaden als Außenwände, die konventio-
Ein weiterer Vorteil eines Wärmedämm-
nell verputzt sind.
Verbundsystems bezieht sich auf die Lebensdauer eines Gebäudes: Dämmplatte, Armierungsgewebe, Putzschicht und Schlussanstrich wirken wie ein Schutzwall. Sie
Die Europäische
Technische Bewertung
trotzen beständig Witterungseinflüssen wie
Regen, Hagel oder Schnee. Auch gegen
Die Voraussetzung für den Einsatz eines
große Hitze und starke Temperaturschwan-
WDVS ist für die Mitgliedsstaaten der EU
kungen bieten sie einen wirksamen Schutz.
die bereits erwähnte „Europäische Tech-
Sind in einem Mauerwerk kleine Putz-
nische Bewertung“ (ETA), auf nationaler
schäden, Risse oder ähnliche „Altlasten“
Ebene die allgemeine bauaufsichtliche
vorhanden, können diese durch ein WDVS
Zulassung (abZ). Der Einfachheit und
sicher überbrückt werden – Feuchtigkeit von
übergeordneteren Gültigkeit halber hier
außen kann somit gar nicht erst eindringen.
kurz der Reihe nach die wichtigsten Punkte
für eine Zulassung auf EU-Ebene:
Ein System ist jedoch nur so gut wie
seine einzelnen Komponenten. Darum
• Wasseraufnahme: Bei diesem Merkmal
empfiehlt sich, kleine Schäden, die bei
wird die Kapillarwirkung des Unterputzes
einer Sichtkontrolle festgestellt werden,
sowie des gesamten Putzsystems geprüft.
umgehend zu beheben, um die Funktions-
Der Unterputz alleine darf nach einer
tüchtigkeit in dem gewünschten Umfang
Stunde nicht mehr als 1 kg Wasser pro m2
zu erhalten. Eine häufig geäußerte Ansicht
aufnehmen. Die Wasseraufnahme nach 24
besagt in diesem Zusammenhang, dass die
Stunden darf nicht mehr als 0,5 kg/m2 be-
Lebensdauer eines Wärmedämm-Verbund-
tragen. In einem zweiten Schritt wird das
systems kürzer sei als die konventioneller
Putzsystem (Unterputz + Oberputz) einer
Wandaufbauten. Fakt ist: Erfahrungen aus
Wasseraufnahmeprüfung unterzogen.
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WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Nach der Sanierung: Der aufgewertete Zehntenhof in Schierstein.
Vorher: unattraktives Wohnumfeld mit 60er-Jahre-Tristesse.
Hier wird einmalig nach 24 Stunden Lage-
sie auch im Verlauf eines Jahres auftreten
Die Abmessung des Stempels entscheidet
rung im Wasser gemessen. Die Wasserauf-
können.
über die Zuordnung in die entsprechende
nahme des Putzsystems muss dann unter
0,5 kg/m2 liegen.
Kategorie. Die einzelnen Caparol Systeme
• Frost-/Tauverhalten: Beträgt die Was-
finden sich unter www.caparol.de/
seraufnahme sowohl des Unterputzes als
fassadendaemmung.
• Hygrothermisches Verhalten: Dafür
auch des Putzsystems nach 24 Stunden we-
wird eine ca. fünf mal drei Meter große
niger als 0,5 kg/m2, ist das Wärmedämm-
Prüfwand mit einem 1:1-Systemaufbau
Verbundsystem als frost- und taubeständig
bestückt und einem hygrothermischen
zu beurteilen.
Spürbar mehr
Wohnkomfort
Wochen dauernde Prüfung wirkt auf das
• Stoßfestigkeit: Bei der Prüfung der
Ein weiterer Umstand, der sich durch ein
Wärmedämm-Verbundsystem mit per-
Stoßbeanspruchung wird in drei Nutzungs­
Wärmedämm-Verbundsystem ergibt: Der
manent wechselnden Temperaturen und
kategorien von I bis III unterschieden, wobei
Wohnkomfort steigt spürbar an. Eine
Wassereinwirkungen ein.
Kategorie I die höchste Widerstandsklasse
Fassadendämmung sorgt für gleichmäßigere
Prüfzyklus unterworfen. Diese mehrere
darstellt. Bei den Prüfungen wird zunächst
Wärme im ganzen Zuhause – in unseren
Das System wird z. B. mehrere Stunden
die Einwirkung von schweren, nicht ver-
gemäßigten Breiten mit ihren langen Heizpe-
auf bis zu 70° C aufgeheizt, mehrere
formbaren Gegenständen, die auf das Sys-
rioden eine echte Wohltat. Der Hintergrund:
Stunden starkem Schlagregen ausgesetzt
tem treffen können, in zwei Tests mit einer
Selbst Räume, die nicht geheizt werden,
und danach auf Temperaturen unter 0° C
Stahlkugel und einer Stoßenergie von 3
werden dadurch im Vergleich mit einem
abgekühlt, getrocknet, wieder aufgeheizt
Joule sowie 10 Joule durchgeführt.
ungedämmten Zuhause wärmer. Umgekehrt
hat man in der kalten Jahreszeit in einem
usw. Während dieser Prüfung dürfen keine
der folgenden Mängel entstanden sein:
Je nach Art der Beschädigung bzw. Nicht-
ungedämmten Zuhause selbst mit warmen
– Blasenbildung oder Abblättern einer Beschädigung wird das System der jeweili-
Heizkörpern oft den Eindruck, dass es zieht.
Oberputzschicht
gen Kategorie zugeordnet. Der dynamische
Es fühlt sich dann schnell mal ungemütlich
– Versagen oder Rissbildung im
Durchstoß wird im sogenannten Perfotest
an. Auch der Gedanke an die hohen Heiz-
Zusammenhang mit Fugen zwischen geprüft. Hier wird das System bei dünn-
kosten trägt nicht gerade zur Gemütlichkeit
den Dämmplatten
schichtigem Aufbau mit spitzen Stempeln
bei. Das Stichwort in diesem Zusammen-
von 6, 12 und 20 mm beansprucht.
hang: die thermische Behaglichkeit. Sie
– Loslösung der Putzschicht
bestimmt, ob ein Mensch sich in dem Raum,
– Rissbildung, die ein Eindringen von Wasser in die Dämmschicht ermöglicht.
Erst dann gilt das System als widerstandsfähig gegen hygrothermische Zyklen, wie
12
Der Perfotest gilt als bestanden, wenn bei
der ihn umgibt, wohlfühlt. Die größten
mindestens drei von fünf Stößen keine Zer-
Einflussfaktoren sind: Lufttemperatur,
störung des Putzes feststellbar ist.
Umschließungsflächentemperatur, relative
Feuchte der Raumluft und Luftbewegung.
WDVS – Fakten, Hintergründe, Informationen
Hohe Einsparung
Amortisationszeit (a)
32
24
16
8
energiebedingte Kosten
0
40
80
Vollkosten
120
Investitionskosten (€/m2)
Rechnet sich: Amortisationszeit eines WDVS in Abhängigkeit zu den Investitionskosten in €/m2.
Menschen fühlen sich besonders wohl,
wenn die Temperaturunterschiede zwischen
raumumschließenden Oberflächen wie
Wärmer = trockener
= gesünder?
Decken, Wänden, Böden und Fenstern und
160
200
Normalfall
Quelle: FIW München 2014
beziffern. Doch zeigt eine neue Studie
des Forschungsinstituts für Wärmeschutz
(FIW) den Einfluss unterschiedlicher
Kenngrößen auf die Bewertung der Wirt-
Zu dem auch ein weiterer Vorteil seinen
schaftlichkeit. Und berechnet darüber hi-
Teil beiträgt: Untersuchungen des Fraun-
naus die im Durchschnitt zu erwartenden
Schlecht gedämmte Außenwände, alte
hofer-Instituts zufolge produziert eine
Amortisationszeiten diverser Maßnahmen
Fenster und andere kalte Flächen werden
vierköpfige Familie durch Atmen, Kochen,
zur energetischen Sanierung. Daraus ergibt
aufgrund der Luftbewegungen durch die
Duschen und Schwitzen bis zu zwölf Liter
sich für Außenwände, die vor der ersten
Temperaturunterschiede als unangenehm
Wasserdampf am Tag. Wird die dadurch
Wärmeschutzverordnung von 1977 er-
empfunden. Ganz im Gegensatz zu warmen
mit Wasserdampf angereicherte Raumluft
richtet wurden, eine Amortisationszeit in
Oberflächen: Damit empfindet unser
nicht durch Lüften ausgetauscht, schlägt
der Größenordnung von 6 bis 10 Jahren,
Körper den Innenraum wärmer. Besonders
sie sich an kühlen Stellen im Raum nieder
für Wände, die bis 1995 errichtet wurden,
groß sind die Unterschiede zwischen der
– wie beispielsweise an ungedämmten
von 12 bis 16 Jahren. Beeinflusst wird die
Raumlufttemperatur und der Temperatur
Außenwänden und ihren Ecken und
Wirtschaftlichkeit auch von der Art und
an den Innenseiten der Außenwände – an
Wärmebrücken, die etwa an Fenstersim-
dem Umfang des Dämmsystems.
kalten Wintertagen bis zu 10 Grad Celsius.
sen entstehen. Und das natürlich in erster
Hier schafft ein professioneller Wärme-
Linie im Winter. Eine Dämmung der Au-
Ein weiterer, wichtiger Faktor: die Energie-
schutz Abhilfe:
ßenwände sorgt nun auch bei kalten Au-
preise bzw. deren Entwicklung. Die Welt-
ßentemperaturen für eine erhöhte Oberflä-
marktpreise für Rohöl sind zwar momentan
Damit wird ein allzu großes Temperaturge-
chentemperatur der Innenwände, so dass
vergleichsweise niedrig, gleichwohl sind
fälle vermieden, weil die Innenflächen der
sich Feuchtigkeit nicht niederschlägt: Ein
sich Wissenschaftler und Wirtschaftsexper-
Wände auch im Winter warm bleiben. Eine
Schimmepilz kann sich dort nicht bilden.
ten einig, dass diese auf lange Sicht auch
der Raumluft nicht allzu groß sind.
wieder anziehen werden. Wie die jüngere
gute Wärmedämmung sorgt dafür, dass
sich die Temperaturen der Oberflächen im
Innenraum kaum von der Raumtemperatur
unterscheiden. Und das nicht nur im Win-
Hohe
Einsparung
Vergangenheit zeigt, ist auf diese Rechnung
ohnehin nicht immer Verlass: So blieb etwa
der Gaspreis trotz der Talfahrt des Ölpreises
bemerkenswert konstant. Und durch den
ter, sondern das ganze Jahr über, also auch
beispielsweise an heißen Sommertagen.
Besonders angenehm gestaltet sich auch
nicht gerade bärenstarken Euro hielt sich
Das Resultat: ein als äußerst angenehm
die bereits erwähnte Kostenersparnis
auch der Einfluss des relativ niedrig Dol-
empfundenes, behagliches und gesundes
durch ein WDVS. Zwar lässt sie sich auf-
larpreises auf die Heizkostenabrechnung in
Raumklima.
grund der Tatsache, dass jedes Haus
engen Grenzen. Da jedoch im Zusammen-
immer ein Unikat darstellt, nicht pauschal
hang mit Wärmedämm-Verbundsystemen
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WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
immer wieder auch Meinungen, Ansichten
durch Heizkosten-Einsparungen, die deut-
Landesbaugrenzen lassen das Überdämmen
und Meldungen kursieren, die einen Einsatz
lich unter der zu erwartenden Lebensdauer
der Baugrenzlinien heute schon zu. Die
zumindest infrage stellen, sollen diese im
liegt. Weiterhin tragen viele verschiedene
Anforderungen nach EnEV für Bestandsge-
Zuge einer möglichst sachlichen Bestands-
Förderprogramme ihrerseits dazu bei,
bäude führen nach unseren Untersuchungen
aufnahme nun der Reihe nach behandelt
die Kosten zu reduzieren. Betrachtet man
zu Dämmschichtdicken der Außenwand
werden. Die folgenden sieben Punkte
dann noch der Vollständigkeit halber die
von etwa 12 cm (WLG 032). Für darüber
tauchen in Diskussionen und Publikationen
vergleichsweise einfache Verarbeitung des
hinausgehende Dämmschichtdicken steht
immer wieder auf:
Systems und die verhältnismäßig niedrigen
Förderung z. B. durch die KfW zur Verfü-
Materialkosten, lässt sich konstatieren:
gung. Bei energetischen Modernisierungs-
1.„Wärmedämm-Verbundsysteme
WDVS stellen unterm Strich tatsächlich die
maßnahmen entsteht kein Wohnflächen-
kostengünstigste Variante einer Fassaden-
verlust, wenn die nachträgliche Dämmung
sind zu teuer.“
dämmung dar. Wichtig: Da Sanierungs-
wie üblich außen aufgebracht werden kann.
Natürlich kostet eine energetische Fassa-
maßnahmen immer individuell auf jedes
Hierbei ist jedoch die rechtliche Zulassung
densanierung Geld. Um jedoch eine seriöse
Gebäude zurechtgeschnitten werden müs-
zu beachten, wobei nachbarrechtliche,
Aussage zu den Kosten treffen zu können,
sen, sollte hier zuallererst ein qualifizierter
planungsrechtliche und baurechtliche Be-
genügt es schlicht nicht, nur den reinen
Energieberater konsultiert werden. Dieser
lange zu prüfen sind. Im Falle einer offenen
„Anschaffungspreis“ zu betrachten. Zu-
ermittelt im Rahmen einer gründlichen Be-
Bauweise im Geltungsbereich eines Bebau-
nächst einmal lässt sich feststellen: Wird
standsaufnahme einen Sanierungsfahrplan,
ungsplans, dessen Baufenster bereits durch
die energetische Sanierung in eine allge-
aus dem unter anderem hervorgeht, welche
das Bestandsgebäude ausgeschöpft wurde,
meine Modernisierung eingebunden, z. B.
Einsparungen mit welchen Maßnahmen
wird seitens der Genehmigungsbehörden in
bei einer Fassadenerneuerung oder einem
erreichbar sind. Unter dem Strich ist eine
der Anbringung einer nachträglichen Außen-
Fenster-Austausch, reduzieren sich die
Modernisierung immer eine Wertsteigerung.
dämmung üblicherweise ein Befreiungstat-
energierelevanten Kosten – Gerüstkosten,
bestand von den planungsrechtlichen Vorga-
Baustelleneinrichtung, Bauschuttmulden,
2. „Wärmedämm-Verbundsysteme ben des Bebauungsplans gesehen. Ebenfalls
Putzerneuerung usw. fallen dann nur einmal
ist in diesem Fall keine Auswirkung auf
führen zu Wohnflächenverlust.“
an. Dazu kommt die Dauerhaftigkeit von
die bauordnungsrechtliche Beurteilung der
Wärmedämm-Verbundsystemen, die mit
Dazu die Aussage des Instituts für Wohnen
Abstandsflächen gegeben, da nachträgliche
der von ungedämmten, verputzten Außen-
und Umwelt (IWU) in Darmstadt: „Durch
Wärmedämmmaßnahmen im Umfang der
wänden vergleichbar ist. Und schließlich die
Dämmung von Gebäuden muss grund-
EnEV-üblichen Stärke eine abstandsflächen-
bereits erwähnte Kosten-Amortisationszeit
sätzlich keine Wohnfläche verloren gehen.
rechtliche Privilegierung erfahren.“
Neubau: Wirtschaftlicher Vergleich verschiedener Wandkonstruktionen
Wandaufbau
in 3D:
Wandkonstruktion:
Baustoff:
U-Wert:
Konstruktionsdicke:
Verfüllter
Ziegel
Dalmatiner-Fassadendämmplatte
160 (WLG 035)
Hochleistungs-Fassadendämmplatte
S 024 (WLG 024)
Einschalig
Verfüllter Ziegel
0,24 W/m²K
36,5 cm
Einschlag + WDVS (WLG 035)
KS-Vollstein + Dämmplatte EPS 035
0,24 W/m²K
31,5 cm
Einschlag + WDVS (WLG 024)
KS-Vollstein + Dämmplatte EPS / PUR 024
0,24 W/m²K
27,5 cm
Deutlicher Flächengewinn: Der Vergleich verschiedener Wandkonstruktionen zeigt das Verhältnis einer schlanken Dämmplatte zu herkömmlichen Dämmverfahren.
14
WDVS – Fakten, Hintergründe, Informationen
Eindrucksvoll: Das Adlershorst Quartier in Norderstedt wurde als kompletter Gebäudekomplex energetisch auf den neuesten Stand gebracht.
15
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
3. „Wärmedämm-Verbundsysteme die ästhetischen Ansprüche an die Fassaden-
Hochwertige Farben und Putze mit
gestaltung, der Wunsch nach einer optisch
Algenschutz sind heute so fein austariert,
einwandfreien Fassade wächst. Weiterhin
dass sie Fassaden frei von Bewuchs halten,
sorgen für eine gesichtslose
Einheitsarchitektur.“
führt der Umstand, dass Algen und Pilze
die Wirkstoffmengen im Ablaufwasser
Ein Blick auf die Vielfalt der heutigen
durch die gestiegene Luftqualität bessere
der Fassaden aber nur noch sehr gering
WDVS-Gestaltungsmöglichkeiten offenbart:
Lebensbedingungen finden, heute eher als
sind. Nach aktuellem Kenntnisstand gibt
Tatsächlich ist oft genau das Gegenteil
noch vor Jahrzehnten zur Bildung von Algen
es keinen einzigen Fall eines konkreten
der Fall – mit einer Dämmung lässt sich
auf einer Fassade. Das führt dazu, dass in
Umwelt- oder Gesundheitsschadens, der
ein Gebäude sogar ästhetisch aufwerten.
heutigen Fassadenbeschichtungen teilweise
auf in Fassadenbeschichtungen verwendete
Gerade im Bereich der Fassade bietet sich
wasserlösliche biozide Wirkstoffe zum Ein-
Biozide zurückzuführen ist. Ohne bioziden
für eine Sanierung unter energetischen
satz kommen, die den Algenbefall reduzie-
Schutz erhöht sich die Wahrscheinlichkeit
Gesichtspunkten eine breite Auswahl aus
ren sollen. ABER: Diese Wirkstoffe stehen
eines Algenbefalls dagegen deutlich. Kommt
den verschiedensten Oberflächenstrukturen,
in modernen WDVS in verkapselter Form
es bei einem Verzicht auf Biozide außerdem
Farben und Putzen. Alternativ zum Putzsys-
zur Verfügung. Konkret bedeutet das, dass
zu einem Algenbefall der Fassade, ist der
tem stehen für die Fassadengestaltung auch
der Wirkstoff von einem präzise auf den
Beseitigungsaufwand im Vergleich zu mit
Elemente wie zum Beispiel Flachverblender,
Wirkstoff und den Beschichtungsstoff abge-
entsprechenden Wirkstoffen angereicherten
Klinkerriemchen oder Holzfassaden zur
stimmten Polymer umhüllt ist. Damit lässt
Fassaden deutlich höher. Eine gute Ergän-
Verfügung. Selbst bei denkmalgeschützten
sich die Löslichkeit auf ein niedriges, aber
zung zu Algenschutz-Wirkstoffen stellen
Gebäuden lassen sich heute Ästhetik und
effektives Niveau einstellen; eine zu schnelle
außerdem bauliche Maßnahmen dar. Ein
energetische Sanierung problemlos unter
Auswaschung wird deutlich verringert und
ausreichender Dachüberstand etwa lässt
einen Hut bringen. So lässt sich schmucklo-
verzögert. Dazu kommt: Die meisten bio-
die Fassade nach Regen oder Tau schneller
se Nachkriegsarchitektur aufwerten, histori-
ziden Wirkstoffe werden gar nicht aus der
abtrocknen – und verringert so das Befallsri-
sche Fassaden mit Ornamenten können mit
Fassadenbeschichtung ausgewaschen. Sie
siko. Schließlich ist neben anderen Einfluss-
einer Innendämmung erhalten werden.
werden mit der Zeit durch Sonneneinstrah-
größen auch die Dauer, in der die Fassade
lung, den Luftsauerstoff und ihre Wechsel-
mit Wasser in Kontakt steht, entscheidend
4. „Wärmedämm-Verbundsysteme wirkung mit Algen oder Pilzen biologisch
für die Bildung von Algen.
abgebaut. Mehrere Studien belegen, dass in
setzen Giftstoffe frei.“
Abhängigkeit von dem Wirkstoff insgesamt
Letztendlich entscheiden immer Bauherr
Bei diesem Punkt spielen mehrere Aspekte
nur ein geringer Teil der verwendeten Biozi-
und Planer, welches System im Einzelfall
eine wichtige Rolle. Zunächst einmal steigen
de ausgewaschen wird.
zum Einsatz kommt.
Maßnahme zum vorbeugenden Brandschutz: Wie bei dieser gelungenen Sanierung gut zu erkennen, sollten Müllbehälter grundsätzlich mit genügend Abstand
zur Fassade platziert werden.
16
WDVS – Fakten, Hintergründe, Informationen
Interessant ist in diesem Zusammenhang
• Ab Frühjahr 2016 soll Styropor mit
spiel von Spechten verursachte Löcher
auch das Thema Flammschutzmittel:
HBCD aufgrund einer Änderung in der
sind kein Dämmstoff- oder Styropor-spezi-
Um die Schwerentflammbarkeit von Wär-
Abfallverzeichnis-Verordnung nach Bun-
fisches Thema. Sie treten auch bei Beklei-
medämm-Verbundsystemen sicherzustellen
desratsbeschluss vom 25. September 2015
dungen oder Verschalungen etwa mit Bret-
(und die Sicherheit zu erhöhen), wurde der
(aufgrund EU-rechtlicher Angleichung bei
tern oder Holzwerkstoffen auf. Deutlich
verwendete Dämmstoff Polystyrol in der
den Abfallschlüsseln) als „gefährlicher
positive Erfahrungen wurden beim Einsatz
Vergangenheit mit dem Flammschutzmittel
Abfall“ eingestuft werden.
von ausreichend widerstandsfähigen
Hexabromcyclododecan (HBCD) ange-
• Dämmstoffe mit dem neuen Flamm-
Putzschichten, etwa durch die Verwendung
reichert. Flammschutzmittel werden im
schutzmittel „PolyFR“ sind von dieser
carbonfaserverstärker Materialien, durch
Allgemeinen in großem Umfang eingesetzt,
Neuregelung nicht betroffen.
die der Wandaufbau deutlich schwerer zu
etwa in öffentlichen Gebäuden oder in
• Auch nach der neuen Einstufung kann
durchdringen ist, gemacht: So verliert er in
Polstermöbeln, ohne dass die meisten Men-
Polystyrol-Abfall mit HBCD weiter in Zu-
den Augen gefiederter Höhlenbrüter deut-
schen davon Notiz nehmen. Sie sind somit
gelassenen Müllkraftwerken/Müllverbren-
lich an Attraktivität, die Wahrscheinlichkeit
ein Bestandteil unseres Alltags. Auch ge-
nungsanlagen thermisch verwertet werden.
einer Benistung sinkt. Angenehmer Neben-
staltet sich die Verarbeitung von Styropor
• Polystyrol verbrennt bei ausreichen-
effekt: Eine verstärkte Armierungsschicht
mit HBCD für den Fachhandwerker unter
der Sauerstoffzufuhr nahezu vollständig.
sorgt für ein Plus an Stoßfestigkeit.
Beachtung der Montagehinweise gefahrlos:
Nur ein geringer Ascherest bleibt zurück.
HBCD ist in die Struktur des EPS-Rohstof-
Die thermische Verwertung von Styropor-
7. „Wärmedämm-Verbundsysteme fes fest „eingebaut“ und tritt beim Brechen,
Dämmplatten ist eine sehr energieeffiziente
Sägen oder (Heißdraht-)Schneiden nicht
Verwertungsform, denn die Platten haben
aus. HBCD ist nicht ab- oder auswaschbar
einen hohen Brennwert, der in Müllheiz-
Fassadendämmsysteme, die in Deutsch-
und dünstet aus im Verkehr befindlichen
kraftwerken komplett genutzt werden
land erhältlich sind, müssen wie alle
EPS-Platten nicht aus. Die Platten erfüllten
kann. Polystyrol funktioniert daher wie
Baustoffe den Anforderungen an den
die Kriterien des Ausschusses zur gesund-
eine Batterie, die Energie speichert.
baulichen Brandschutz gemäß den gelten-
erhöhen das Brandrisiko.“
den Landesbauordnungen entsprechen.
heitlichen Bewertung von Baustoffen
(AgBB) und waren zur Verwendung in In-
5. „Mit Wärmedämm-Verbund-
Somit gelten sie als hinreichend sicher.
nenräumen zugelassen. Seit dem 21. August
systemen können Wände
Fakt ist: Die Zahl der Fassadenbrände,
2015 ist dieses Flammschutzmittel über die
nicht mehr atmen.“
bei denen Dämmsysteme in irgendeiner
Weise eine Rolle spielen, ist außerordent-
REACH-Verordnung in Europa und die
weltweite UN-Verordnung verboten, die im
Diese Aussage basiert schlicht auf einer
lich gering. Zumal vor dem Hintergrund
IVH (Industrieverband Hartschaum) orga-
falschen Annahme: Vielerorts herrscht die
von Millionen gedämmter Gebäude, bei
nisierten EPS-Hersteller haben seit Anfang
Vorstellung vor, Wände müssten im Sinne
denen Dämmsysteme sicher ihre Funk-
2015 ihre Produkte auf das neue, unbe-
des Luftaustauschs „atmen“. Eine Wand
tion erfüllen, teilweise seit Jahrzehnten.
denkliche Flammschutzmittel „PolyFR“
kann jedoch grundsätzlich nicht atmen –
Dennoch tauchen in den Medien immer
umgestellt – über ein Jahr nach Caparol:
ob mit Dämmung oder ohne. Wände lassen
wieder Brandfälle mit Beteiligung von
Hier wurde die Verwendung von HBCD
zwar in geringen Mengen Wasserdampf
Fassadendämmsystemen auf. Diese haben
bereits 2014 eingestellt. Zur Entsorgung
hindurchdiffundieren, diese Mengen
jedoch jeweils sehr spezielle Ursachen und
von Dämmplatten mit HBCD macht der
jedoch haben für das Raumklima keinerlei
müssen immer im Einzelfall betrachtet
Verein „Qualitätsgedämmt e. V.“ folgende
Bedeutung. Frische Luft in unseren vier
werden. Daraus den Schluss zu ziehen,
Angaben:
Wänden bekommen wir, indem wir die
eine Fassadendämmung erhöhe per se die
Fenster öffnen und lüften.
Brandgefahr, entbehrt schlichtweg einer
seriösen Grundlage.
• Aufgrund der langen Lebensdauer der
Dämmstoffe fallen aktuell nur geringe
6. „Wärmedämm-Verbundsysteme Mengen an Abfällen aus Polystyrol-Dämm-
ziehen Spechte an.“
In einem von den Medien besonders häufig
dargestellten Fall in Frankfurt am Main
platten an.
• Bisher wurden Polystyrol („Styropor“)-
Bei diesem Thema, auf dem gerne und oft
war das System beispielsweise noch nicht
Abfälle als „nicht gefährlicher Abfall“
„herumgehackt“ wird, lässt sich klipp und
mal fertiggestellt. In einem anderen Fall
eingestuft.
klar feststellen: Schäden durch zum Bei-
fanden Sachverständige heraus, dass das
17
System nicht zulassungskonform geplant
den allgemeinen bauaufsichtlichen Zulas-
Gleichzeitig werden jedoch bei der Her-
und ausgeführt war. Eines jedoch haben
sungen vorgeschriebenen Brandschutzmaß-
stellung Rohstoffe und Energie verbraucht.
alle Brandfälle mit Beteiligung eines Fassa-
nahmen zusätzlich noch mindestens drei
Zur Messung von Umweltauswirkungen
dendämmsystems gemeinsam:
gebäudeumlaufende Brandriegel angeord-
wurden Produkt-Ökobilanzen entwickelt,
Die Brandursache war nie im System
net werden (siehe Infografik).
die den Ressourcen-Verbrauch bei der Herstellung mit der Ressourcen-Einsparung
selbst begründet. Der jeweilige Brandherd
lag meist außerhalb der Fassade (Müll-
Positive GesamtEnergiebilanz
container, Motorräder, Autos); zum Teil
war vorsätzliche Brandstiftung Ursache.
während der Nutzung vergleichen und
bilanzieren. Ökobilanzen beschreiben
gemäß der internationalen Norm DIN EN
ISO 14040 die Umweltauswirkungen eines
Und am 25. Januar 2014 heißt es von der
Bauministerkonferenz: „Die eingesetzte
Ein im Zusammenhang mit Wärmedämm-
Produktes über seinen gesamten Produkt-
Expertenkommission hat alle relevanten
Verbundsystemen ebenfalls interessanter
Lebenszyklus.“
Brandereignisse zum Thema Raumbrand­
Punkt ist die Energiebilanz von WDVS.
szenario gemeinsam mit Vertretern der
Obwohl dieses Thema in den Medien nicht
Diese Studie für WDVS wurde 1996/1997
Feuerwehr analysiert. Sie kommt zu dem
gerade überrepräsentiert zu sein scheint,
im Rahmen eines Ökobilanz-Projektes
Ergebnis, dass Dämmsysteme bei sachge-
überwiegt die Schlussfolgerung: Die
zahlreicher Unternehmen und Verbän-
rechtem Einbau sicher sind.“
Energiebilanz von Dämmstoffen ist außer-
de der deutschen Bauindustrie vom IKP
ordentlich positiv. Schließlich übersteigt
durchgeführt. Nachfolgend haben wir
Hinsichtlich der Brandsicherheit unter-
die Energie, die damit eingespart werden
die wichtigsten Ergebnisse aufgelistet. Es
scheidet das Deutsche Institut für Bau­
kann, den Herstellungsaufwand um ein
wurden fünf verschiedene WDVS ausge-
technik (DIBt) die konstruktiven Maß-
Vielfaches. Dies gilt für herkömmliche
wählt und untersucht. Allen Systemen lag
nahmen in Abhängigkeit vom jeweiligen
Materialien wie Polystyrol oder Mine-
folgender Aufbau zugrunde:
auf expandiertem Polystyrol basierenden
ralwolle genauso wie für Ökomaterialien
WDVS. Für WDVS mit angeklebtem EPS-
wie Holz, Zellulose, Kork oder Wolle.
1.Dämmplatte
Dämmstoff, angeklebtem und zusätz-
So stellte das Institut für Kunststoffprü-
2. Kleber, Dübel- oder Schienenbefestigung
lich gedübeltem EPS-Dämmstoff sowie
fung und Kunststoffkunde (IKP) bereits
3. dünn- oder dickschichtige Armierung
schienenbefestigtem EPS-Dämmstoff mit
1997 in einer Ökobilanz-Studie fest:
4. Dekor-Putz als Endbeschichtung
Dicken bis 300 mm auf massiv minerali-
„Wärmedämm-Verbundsysteme sparen
schen Untergründen mit Putzschicht gilt:
wertvolle Heizenergie und reduzieren
Zur Bilanzierung der Herstellung der
Bei diesen WDVS müssen zu den bisher in
damit gefährliche Schadstoff-Emissionen.
Wärmedämm-Verbundsysteme wurden
Umlaufender Brandriegel
4. Brandriegel: am oberen Abschluss eines WDVS
3. Brandriegel: Oberhalb dieser zwei Riegel sind die bisher benannten konstruktiven Brandschutzmaßnahmen auszuführen, d. h. mindestens in jedem zweiten Geschoss ein umlaufender Brandriegel oder
alternativ der Einbau des „Sturzschutzes“ über jeder Außenwandöffnung.
2. Brandriegel: in Höhe der Decke über dem Erdgeschoss, jedoch zu dem darunter angeordneten
Brandriegel mit einem Achsabstand von max. 3 m (bei größeren Abständen müssen zusätzliche Brandriegel eingebaut werden).
1. Brandriegel: Unterkante WDVS oder max. 0,9 m über angrenzende horizontale Gebäudeteile angebracht (Flachdächer usw.).
Weitere Informationen zum Thema Brandschutz bei WDVS finden Sie auf caparol.de
und im WOBAU report Ausgabe 20 | 2015.
Generell sind im Erdgeschoss eines Gebäudes zur Kompensation von „Sockelbränden“ zwei Brandriegel
anzubringen: ein Brandriegel oberhalb des Sockels (Geländeanschluss) und ein weiterer oberhalb des
Erdgeschosses. Ein weiterer Brandriegel ist am oberen Abschluss eines WDVS anzubringen.
Vorschrift seit 1. Januar 2016: Gebäudeumlaufende Brandriegel bei WDVS mit EPS-Dämmstoff sorgen für zusätzliche Sicherheit.
18
WDVS – Fakten, Hintergründe, Informationen
die Herstellprozesse sämtlicher System-
Bei langlebigen Gütern wie Gebäuden tre-
Die drastische Reduktion des Jahresheiz-
Komponenten analysiert. Nach Ermittlung
ten jedoch enorme Probleme im Hinblick
wärmebedarfs führt zu einer dramatischen
sämtlicher relevanter Stoff- und Energie-
auf die Datensicherheit auf. So erscheint
Verringerung des Primärenergiebedarfes.
ströme im Rahmen der Herstellung folgt
es aus heutiger Sicht nahezu unmöglich zu
Die über 40 Jahre eingesparte Menge von
die Analyse der Umweltwirkungen.
analysieren, welche Recyclingmöglichkei­
umgerechnet ca. 65.000 Litern Rohöl
WDVS zeigen bezüglich der Vielzahl
ten für Baustoffe in 50 – 100 Jahren beste-
entspricht derjenigen Menge an Rohöl, die
ökologischer Problemfelder zunächst
hen werden. Deshalb wird an dieser Stelle
ausreicht, um zwei Tanklastzüge zu füllen.
spezifische Stärken, aber auch Schwächen.
lediglich auf Verwertungsmöglichkeiten
Für die treibhausrelevanten Emissionen
Ziel ist deshalb die Optimierung einzelner
aus heutiger Sicht hingewiesen.
ergibt sich bei der Sanierung mit WDVS
Systeme und der Vergleich untereinander.
eine Einsparung der Treibhausgasemissi-
Eine isolierte Bilanzierung der Nutzung
Recycling bzw. Verwertung von Dämm-
onen um eine vergleichbare Menge von
eines Quadratmeters WDVS ist nicht
stoffen: Polystyrol-Dämmstoffe haben als
216 Tonnen Kohlendioxid. Dies entspricht
sinnvoll. Denn die ökologischen Wirkun-
reine Erdölprodukte einen hohen Brenn-
derjenigen Menge, die 15 Bundesbürger
gen der Nutzung von WDVS sind immer
wert. Die Verbrennung eines Kilogramms
pro Jahr emittieren.
abhängig vom jeweiligen Gebäude. Wär-
Polystyrol spart die Verbrennung von
medämm-Verbundsysteme verhalten sich
knapp einem Liter Rohöl ein. Somit kann
Bei einem Neubau gibt es zwei Optionen,
während der Nutzungsphase passiv; die
der Einsatz anderer Brennstoffe verringert
die Anforderungen der EnEV einzuhalten:
ökologische Wirkung resultiert aus der Re-
werden. Bei den übrigen Bestandteilen von
1. Verfüllte Ziegel, deren Umfang zu-
duktion der Wärmeverluste und der daraus
Wärmedämm-Verbundsystemen handelt es
lasten der Wohnfläche geht, und 2. ein
folgenden Verringerung der Emission der
sich in der Nachnutzungsphase um unkri-
Wärmedämm-Verbundsystem mit einer
Heizung. Die Betrachtung der Fassaden­
tischen Bauschutt, der dem Bauschuttre-
schlanken Platte und den daraus resultie-
dämmsysteme in der Nutzungsphase findet
cycling zugeführt werden kann. Betrachtet
renden Vorteilen. Siehe hierzu auch die
in folgenden Einbausituationen statt:
wird ein sanierungsbedürftiges Einfamili-
entsprechenden Artikel in WOBAU report
• Sanierung eines Altbaus mit einem enhaus mit ca. 130 Quadratmeter Wohn-
16 | 2013 und 19 | 2014.
Wärmedämm-Verbundsystem
fläche. Der gesamte Heizwärmebedarf pro
• Ausführung eines Neubaus mit und
Jahr verringert sich bei der Sanierungsva-
Das Fazit der Studie lautete: „Die vorlie-
riante mit WDVS von ursprünglich 24.200
gende Studie konnte belegen, dass Wärme-
Eine vollständige Lebenszyklus-Analyse
kWh/a auf 9650 kWh/a. Das bedeutet:
dämm-Verbundsysteme einen wesentlichen
schließt die Betrachtung der Entsorgung
Die eingesparte Energiemenge würde aus-
Beitrag zu einer nachhaltigen Enwicklung
des jeweiligen Produktes mit ein.
reichen, um 830.000 km Auto zu fahren.
leisten können.
ohne Wärmedämm-Verbundsystem
Viele Schornsteine: Ein Wohnblock in Ludwigshafen vor der Sanierung.
Richtungsweisend: Der Wohnblock nach der Umwandlung in ein Passivhaus.
19
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Die ökologische Alternative: Eine Dämmung aus Hanf ermöglicht nachhaltigeres Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen.
20
WDVS – Fakten, Hintergründe, Informationen
Der Einsatz von Wärmedämm-Verbund-
Auch in der dena-Untersuchung hat der oft
Durch seine hochwertigen mineralischen
systemen ist dabei sowohl bei Altbauten
kritisch gesehene Marktführer Polystyrol
Beschichtungen bieten moderne Hanf-Fas-
als auch bei Neubauten sinnvoll. In jedem
eine sehr positive Energiebilanz, die ener-
sadendämmsysteme dazu eine Vielzahl an
der betrachteten Fälle konnte die durch
getische Amortisation liegt bei 13 bis 23
individuellen Möglichkeiten. Wie gesagt:
die Produktion des WDVS verbrauchte
Monaten.“ (Quelle: http://wdvs.enbausa.
Eine endgültige Entscheidung, welchem
Energie binnen weniger als zwei Jahren
de/blog/energiebilanz_daemmstoffe.html)
Dämmstoff man den Vorzug gibt, sollte
wieder eingespart werden. Auch für die
Für welche Art von Dämmstoff sich der
nur gemeinsam mit dem Energieberater
Emissionen mit Beitrag zum Treibhaus-
Hausbesitzer letztendlich entscheidet,
getroffen werden. Er ermittelt über eine
effekt (...) war nach wenigen Jahren per
hängt ab von einer Vielzahl von Faktoren
gründliche Bestandsaufnahme, wo und wie
saldo eine Umweltentlastung feststellbar.
– dem vorhandenen Untergrund, der Emp-
die meiste Energie verloren geht, erstellt
Die Auswirkungen auf die Umwelt bei der
fehlung des verantwortlichen Planers und
einen Energieausweis und entwickelt einen
Herstellung der verschiedenen Wärme-
nicht zuletzt den persönlichen Vorlieben.
Sanierungsfahrplan.
dämm-Verbundsysteme bewegen sich in
Ganz grundsätzlich unterteilt man die ver-
vergleichsweise geringen Schwankungs-
schiedenen Dämmstoffe in vier Gruppen:
breiten. Stellt man einen Bezug zu den
Fazit
Einsparungen in der Nutzungsphase her,
1. Synthetische Anorganische: Hier­
so sind die Umweltlasten in der Herstel-
unter fallen beispielsweise Materialien
Nach all den gewonnen Erkenntnissen und
lung nahezu vernachlässigbar, und WDVS
wie Mineralwolle (Stein- und Glaswolle),
Fakten kann es für Wärmedämm-Verbund-
stellen damit eine sinnvolle Investition in
Mineralschaum (Calciumsilikat-Hydrate),
systeme im Grunde genommen nur eine
eine lebenswerte Umwelt in der Zukunft
Gipsschaum (Calciumsulfat-Hydrate) oder
Schlussfolgerung geben:
dar.“ (Quelle: http://www.wdv-systeme.
Calciumsilikat-Platte.
Jeder Hausbesitzer, der seine Fassade
de/files/Dokumente/Infodownload/
Technische_Systeminfo_4_Oekobilanz.pdf)
2. Synthetische Organische: In diese
dämmt, tut etwas Gutes für das Klima
Auch auf der Homepage des Internet-
Kategorie gehören Materialien wie Ex-
und für kommende Generationen, wenn er
Portals „Energetisch Bauen und Sanieren“
pandierter Polystyrol-Hartschaum (EPS),
seine Fassade dämmt. Und trägt so aktiv
wdvs.enbausa.de findet sich zu diesem
Extrudierter Polystyrol-Hartschaum (XPS),
dazu bei, dass die Energiewende gelingen
Thema folgender Text:
Polyurethan-Hartschaum (PUR) und Re-
kann. Er spart außerdem bares Geld,
solharzschaum.
steigert den Wert seines Zuhauses, erhöht
die Attraktivität für Mieter, hält es warm
„Hauptgegenstand bei der ökologischen
Beurteilung ist meist die Energiebilanz
3. Verbundmaterialien: Zu dieser Kate-
und trocken, verringert so die Gefahr der
und die Frage der energetischen Amor-
gorie werden Sandwichplatten wie zum
Schimmelbildung und sorgt insgesamt für
tisation. Dabei wird die Energie, die zur
Beispiel die S 024 gezählt.
ein gleichmäßig angenehmes Wohlfühlklima. Moderne Systeme leisten unbestreitbar
Herstellung eines Dämmstoffs aufgewendet wird, mit der eingesparten Energie
4. Natürliche Organische: Dazu zählen
einen wertvollen Beitrag zur nachhaltigen
in der Nutzungsphase verglichen. Zur
Materialien wie Holzfaser, Kork, Hanf
Entwicklung des energiesparenden Bauens.
Überraschung vieler – und im Gegensatz
oder Schilf. Vor allem Hanf kann hier mit
Und zur wärmetechnischen Verbesserung
zur Aussage zahlreicher schlecht recher-
einer Reihe von Vorteilen punkten: Dieser
des Gebäudebestandes. Wichtig ist dabei,
chierter Presseberichte – schneiden hier
Werkstoff kombiniert bauphysikalische
zuallererst einen kompetenten Planer zu­
auch konventionelle Dämmstoffe sehr gut
mit ökologischen Eigenschaften – und
rate zu ziehen. Er wird zusammen mit
ab. (...) Für die Wärmedämmsysteme von
ermöglicht so verantwortungsbewusstes
dem Hausbesitzer das passende System
Altbauten ermittelte Ökobau.dat für EPS
und intelligentes Bauen. Eine Hanfdäm-
aussuchen. Anschließend sollten aus-
eine energetische Amortisationszeit von 5
mung bietet eine effektive Wärmedäm-
schließlich professionelle Handwerksbe-
bis 14 Monaten. Eine Untersuchung der
mung sowie einen wirksamen Hitze- und
triebe immer Komponenten eines Herstel-
Deutschen Energieagentur (dena) unter-
Schallschutz. Sie erzeugt mit einem hoch
lers verarbeiten – so ist sichergestellt, dass
stützt diese Einschätzung. Sie hat den
diffusionsoffenen Aufbau im kompletten
das ganze System optimal funktioniert. •
Primärenergiebedarf für kunststoffhaltige
Zuhause ein gesundes und behagliches
Dämmstoffe inklusive Förderung des
Wohnklima, in dem sich die ganze Familie
notwendigen Erdöls berechnet. Ergebnis:
das ganze Jahr über wohlfühlen kann.
21
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Ansichtssache:
Häuser von gestern für morgen?
Kommentar von Werner Eicke-Hennig
Die Anpassung unserer Städte und Wohnungen an
dem Forschungsheim für Wärmeschutz. Seine Analyse
wachsende Bedürfnisse ist eine unendliche Geschich-
mitten aus dem Wiederaufbau: „Dadurch dass die
te. Bereits am Ende des Wiederaufbaus fragte 1968
Erkenntnisse über die Abhängigkeit der Gesamtkos-
die GEWOS: „Können wir unsere Zukunft gewinnen
ten vom Wärmeschutz eines Hauses nicht beachtet
mit Dörfern und Städten von gestern?“ Da war man
werden, werden Brennstoffe unnötig vergeudet, deren
schon wieder mitten in der Modernisierung von Bä-
Kosten im Verlauf von 70 Jahren den Neubaukosten
dern und elektrischen Anlagen der soeben errichteten
einer Großstadt von ansehnlicher Größe entspre-
Nachkriegsbauten und älteren Gebäuden, dachte über
chen.“ Nach seiner volkswirtschaftlichen Berechnung
zeitgemäße Grundrisse und die Verkehrsinfrastruktur
hätte man das damalige Jahres-Neubauvolumen von
nach. Die Kunst besteht wohl darin, über den Alltag
500.000 WE kostenneutral auf 625.000 WE steigern
hinauszudenken, heute die morgigen Anforderungen
können, wäre der Wärmeschutz der Wand von 1,56
und Ansprüche zu antizipieren. Die Nachschau lässt
auf etwa 0,9 W/(m²K) verbessert worden und die
eine Lehre zu. Es kommt stets teurer, Bedarfe zu
langfristige volkswirtschaftliche Ersparnis der Neu-
verleugnen und die Infrastrukturen nachzurüsten als
bauförderung gutgeschrieben.4 Aber die Ministerialen
vorausschauend zu handeln.
im DIN-4108-Normausschuss, der damals den „Wär-
1
meschutz im Hochbau“ regelte, schauten sorgenvoll
Der Wärmeschutz unserer Bauten gehört hierzu. In
auf die wachsenden Kohlenhalden. So perpetuierte
der GEWOS-Veranstaltung von 1968 spielt er sechs
sich die verfehlte Kohlepolitik zu verfehlten Bauvor-
Jahre vor der Energiekrise keine Rolle. Nur der
schriften für den Wärmeschutz, die nicht einmal die
Mindestwärmeschutz war angesagt und die Zent-
Tauwasserfreiheit sicherstellten. Übrigens entfiel auf
ralheizung sollte die Lösung auf Basis des Billig-Öls
die folgende jahrzehntelange Kohlesubventionierung
sein. Doch hatte es bis dahin schon immer wieder
fast der Betrag, der heute für die energetische Ertüch-
Mahnungen gegeben. In der Weimarer Zeit mahnte
tigung unserer Bauten notwendig ist.
Regierungsbaumeister Sauter, die damals übliche und
vorgeschriebene 38 cm dicke Vollziegelwand sei kein
Die Energiekrise 1974 legte diese Schwächen offen.
ausreichender Wärmeschutz, nötig sei ein „Vollwär-
Beim Versuch, den „Wärmeschutz im Hochbau“ über
meschutz“. Keine Geringere als die BAUWELT unter-
die DIN 4108 hinauszuheben, sprang man aber bei
stützte ihn dabei. Dr. Raisch sprach schon 1927 von
der Wärmeschutzverordnung 1977 aus der Angst zu
Energievergeudung im Bauwesen: „Die zahlenmäßige
kurz, die neuen Vorschriften würden die durch die
Veranschaulichung der durch einen guten Wärme-
Energiepreisexplosion ausgelöste Baukrise verstär-
schutz zu erzielenden Ersparnisse, war zu über-
ken. Diese Begründung wiederholte sich regelmäßig
zeugend, so dass man doch allenthalben begreifen
bei jeder Novelle der Wärmeschutz- und Energieein-
musste, dass unsere Kohle und die dafür aufzuwen-
sparverordnungen, bis nach 2000 Brüssel das Zepter
denden Kosten nicht zu einer unsinnigen Beheizung
übernahm. Nun wird auf die energetische Ertüchti-
2
des Weltalls vergeudet werden sollten.“ Doch, sie
gung der europäischen Alt- und Neubausubstanz aus
sollten es für weitere 80 und mehr Jahre. Einen neuen
Klimaschutzgründen gedrängt. Aber wir müssen ohne-
Anlauf machte ab 1950 mehrfach Dr. Caemmerer aus
hin handeln, weil wir in Deutschland 18 Millionen
3
22
Ansichtssache
Hohe Energieeffizienz, gelungene Außengestaltung: Mehrfamilienhaus-Neubauten in Ostfildern mit innovativer und attraktiver WDVS-Fassadengestaltung.
23
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Wohn- und 2 Millionen Zweckbauten haben, in
Bedingungen durch den Staat, der bald beweisen
denen die Konsequenzen unserer Versäumnisse aus
muss, ob er zu wirklicher energiepolitischer Gestal-
der Vergangenheit immer noch wirksam sind, unbe-
tung fähig ist. PROGNOS hatte 5 (statt 1,5) Mrd.
hagliche Wohnzustände in (K)althäusern mit latenter
Euro Fördermittel für mindestens zehn Jahre ein­
Schimmelgefahr, gegen die wir teuer anheizen müssen.
gefordert, nötig zur Erreichung der Klimaschutzziele
Unnötiger Ressourceneinsatz mit Klimawirkung.
der Bundesregierung im Baubereich.
Wieder stehen wir an einer Verzweigungssituation.
Im Gebäudebestand kann die Wohnungswirtschaft
Wie schon in der Weimarer Zeit, wo die wärmetech-
ihre Erfolge feiern. Es war die gemeinnützige Woh-
nischen Innovationen des „Neuen Bauens“ kaum
nungswirtschaft, die nach 1974 sofort handelte und
genutzt wurden, oder nach 1945, wo man weiter
ihre Altbauten bis heute mit Traumquoten von 1,5
kaiserzeitlich baute und die Häuser um vielfältige
bis 2 Prozent pro Jahr energetisch ertüchtigt. Keine
Wärmebrücken des Betonbaus ergänzte, an denen wir
andere Eigentümergruppe kann einen solchen Hand-
heute noch Schimmelsanierung betreiben. Oder wie
lungsumfang vorweisen. Wärmeschutz und moderne
nach der Energiekrise, wo ein zaghafter Staat 1977
Heiztechnik verknüpfte man harmonisch mit der oh-
erst nach fünfzig Jahren die Innovationen des „Neuen
nehin ablaufenden Instandhaltung. Das energetische
Bauens“ der zwanziger Jahre festschrieb, als sie am
Mo-dernisierungskonzept funktionierte von Anbe-
Bau längst üblich waren (porosierte Ziegel, Herak-
ginn, seit den THERMA-Bauten von 1977 gab es nur
lithplatte, Porenbeton, Isolierverglasung). Wollen wir
Erfolge5: Vor allem der Wärmeschutz der Gebäudehül-
vorausschauend handeln, heißt es Abschied nehmen
le wurde rundherum verbessert, bei immer besserer
und sich auf Stärken besinnen.
Qualität. Er bildet die Voraussetzung für den Erfolg.
Wärmedämmung reduziert den Heizenergiebedarf für
Abschied nehmen von jener Halbherzigkeit, die
immer und verlässlich. Dies ist auch Voraussetzung
besagt, man solle beim Energiestandard des Neubaus
für den späteren Einsatz erneuerbarer Energien bei
nachlassen, um dieses Geld für die Sanierung des
der Gebäudeheizung. Würde die Wohnungswirtschaft
Altbaus frei zu machen. Sanieren wir nicht gerade die
als Motor der energetischen Modernisierung ausfallen,
Folgen ähnlicher Fehlentscheidungen, die heutigen
die Bundesregierung könnte sich von ihren Klima-
Altbauten mit zu schlechtem energetischem Standard?
schutzzielen verabschieden. Denn das Dämmkonzept
Stagnation im Neubau würde wieder der nächsten
erschließt regelmäßig eine in der Praxis nachgewiesene
Generation eine Sanierungsaufgabe hinterlassen.
Heizenergieeinsparung um 50–60 Prozent6. Vor allem
Unsere künftigen Neubauten auf dem Niedrigenergie-
aber wäre es für die Mieter ein Dilemma.
Standard der EnEV 2016 festzuschreiben hieße:
24
Eine 30 Jahre alte Entwicklung würde heute zum
Die heutigen Geschäftsberichte geben Auskunft dar-
Optimum erklärt. Wir kennen durch die Praxis der
über, dass den Mietern mittlerweile „Energiearmut“
nach 1974 entwickelten und erfolgreichen Konzepte
die Bezahlung der Heiz- und Stromkosten erschwert.
von Niedrigenergiehaus, Passivhaus und Sonnenhaus
Auch deshalb gibt es zur energetischen Ertüchtigung
die Konstruktionsmerkmale des energiesparenden
unserer Altbauten keine Alternative. Jeglicher Versuch
Bauens. Der Kern aller drei Konzepte ist Effizienz:
der Aufwandsbegrenzung führt zu neuen Problemen:
Wegsparen des Heizwärmebedarfs durch einen guten
Nur einfache Instandhaltung der Gebäudehülle ohne
bis exzellenten Wärmeschutz der Gebäudehülle. Das
Wärmeschutz, aber Einbau von Zentralheizung wegen
ist klimagerechtes Bauen unter unseren Witterungs-
des Komforts, heute oftmals als Kaltmietenminimal-
bedingungen. Dieser Effizienzgedanke verknüpft sich
modell dargestellt, zehrt auch an der Instandhaltungs-
gerade mit dem Umbau unserer Stromerzeugung auf
rücklage, steigert die Mieten um mehr als 2 Euro pro
erneuerbare Energien. Das sich weitgehend selbst ver-
m² und Monat und erhöht mit der neuen Komforthei-
sorgende Heizenergie- und Stromsparhaus ist greifbar.
zung den Heizenergieverbrauch. Da auch Minimal-
Den ersten Teil haben wir mit dem Passivhaus schon
maßnahmen Fugen und Ritzen dichten, bei allerdings
entwickelt. Statt innezuhalten, fordern wir doch bes-
ungedämmten, kalt bleibenden Außenbauteilen, steigt
sere Finanzierungs- und ordnungsrechtliche
die Schimmelgefahr. WDVS durch Dämmputz ersetzen,
Ansichtssache
einen U-Wert von 0,8 statt 0,2 W/(m²K) akzeptieren?
nisierungen. In Wohnungseigentümergemeinschaften
Das kommt kaum billiger als das WDVS und erschließt
legen heute schon bis zu 75 Prozent der Eigentümer
weniger als die Hälfte des Energiesparpotenzials einer
die Kosten einer Gebäudemodernisierung aus sozialen
guten Außendämmung, die für Mieter unter Einbezie-
Gründen nicht auf die Miete um. Dieser Weg führt
hung der Heizkosten langfristig teuerste Lösung. Ein
aber nicht in die Zukunft. Vor der nächsten „Ver-
14 cm dickes WärmedämmVerbundsystem belastet die
schärfung“ der EnEV sollte man in Berlin integriert
Kaltmiete pro m² und Monat mit zwischen 30 und
denken:
60 Cent, je nach Modernisierungsumlage. Schon mit
30 Cent pro m² und Monat lässt sich zusammen mit
Die Stärkung der Binnennachfrage in Deutschland
der Umlage der übrigen Energiesparmaßnahmen unter
durch eine konjunkturfördernde Lohn- und Renten-
Inanspruchnahme der KfW-Fördermittel eine warm-
politik bringt neuen Spielraum für den Klimaschutz.
mietenneutrale Modernisierung bei wohnungswirt-
Mut auch an anderer Stelle. Angesichts der erreichten
schaftlichen Renditen um 3 Prozent erzielen. Das hat
EnEV-Standards kann dessen ordnungspolitisches
das IWU auf Basis abgerechneter Baupreise in einer
Modell durch Förderung abgelöst werden. Es reichte
Studie an zwei häufigen Gebäudetypen mit der VoFi-
aus, mit der EnEV 2016 den Markt nach hinten
Methode nachgewiesen.
abzusichern und nach vorne die Kreativität aller
7
Baubeteiligten walten zu lassen. Niedrigenergiehaus,
Man sollte deshalb nicht den Sack schlagen und den
Passivhaus und Sonnenhaus wurden auch ohne jegli-
Esel meinen: Stagnierende Löhne und Renten begren-
che ordnungsrechtliche Vorgabe entwickelt. •
zen den möglichen Kaltmietenanstieg nach Moder-
GEWOS, Politik und Städtebau, Öffentliche Veranstaltung und Jahreshauptversammlung, Hamburg 1968
Jobst Siedler, Die Lehre vom Neuen Bauen, Berlin 1932; mit einem Kapitel von L. Sauter
3
Erich Raisch, Die in der Wärmeschutztechnik erzielten Fortschritte und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen, in: Feuerungstechnik, Heft 28, 1927
4
W. Caemmerer, Der Einfluss der Heizungskosten auf die Rentabilität des Wohnungsbaus, in: Gesundheits-Ingenieur, Heft 9/10, 1950; derselbe,
Der Einfluß des Wärmeschutzes auf die Wirtschaftlichkeit von Wohn- und Bürobauten, in: Gesundheits-Ingenieur, Heft 4/1959
5
IfB, Realisierung der THERMA-Bauten, in: Bundesbaublatt Heft 4/1977; dasselbe, Heizkosten Therma, Bonn 1982; diese und andere Messberichte über energetische Modernisierungen unter: http://www.energiesparaktion.de/wai1/showcontent.asp?ThemaID=20
6
Das zeigt schon der Bericht an die BT-Enquete-Kommission 1993: http://www.energiesparaktion.de/downloads/Kacheln/Energieeinsparung/Enquete-Studie_1993_Nachweis_Einsparungen_Bestand.pdf
7
Dr. Andreas Enseling, Akteursbezogene Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Energieeffizienzmaßnahmen im Bestand, IWU Darmstadt 2013;
in: http://www.energiesparaktion.de/downloads/Kacheln/Wirtschaftlichkeit/Endbericht.pdf
1
2
Dipl.-Ing. Werner Eicke-Hennig
Leiter „Hessische Energiespar-Aktion“, geboren 13.Juli 1951 im Harz. Nach Bauzeichnerlehre und II. Bildungsweg: Studium der Stadtplanung und Architektur in Kassel. Aufbau
einer unabhängigen Energieberatungsstelle bei der Stadt Kassel ab 1984. Ab 1989 bis
heute Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut Wohnen und Umwelt, Darmstadt.
Arbeitsschwerpunkte: Energieberatung, Energieeinsparung im Gebäudebestand und
Niedrigenergiestandard. Zahlreiche Fachzeitschriften- und Buchveröffentlichungen. Ab
1996 Aufbau und Durchführung des „IMPULS-Programms Hessen“, ab 2001 Leiter der
„Hessischen Energiespar-Aktion“ des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie,
Verkehr und Landesentwicklung.
25
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Der Sonne entgegen
Ein Bremer Wohnungsunternehmen geht mit innovativem
Energiekonzept neue Wege in der Wohnungswirtschaft.
Die Energiewende hat viele Gesichter.
Ideen fehlen. Jüngstes Beispiel dafür ist
jekt aufbringen, um für künftige Anfor-
Sie umfasst den verstärkten Einsatz er-
die Komplettsanierung eines neunge-
derungen im Bestand wie im Neubau
neuerbarer Energien ebenso wie die Ver-
schossigen Hochhauses in der Eislebener
gewappnet zu sein“, äußert dazu der
besserung der Energieeffizienz im Woh-
Straße 75 in Bremen, das wegen der
Hauptabteilungsleiter Bestandstechnik/
nungsneubau und im Wohnungsbestand.
Durchgängigkeit und Schlüssigkeit der
Immobilienbewertung der GEWOBA
Die Bremer GEWOBA Aktiengesellschaft
baulichen Sanierungsmaßnahmen Aufse-
Lars Gomolka selbstbewusst.
Wohnen und Bauen nimmt sich dieser
hen erregt. „Wir als großes Wohnungs-
Herausforderung mit Konsequenz an
unternehmen müssen einfach den Mut
Die GEWOBA, 1924 als gemeinnützige
und lässt es dabei nicht an innovativen
für ein so umfangreiches Sanierungspro-
Wohnungsbaugemeinschaft der Freien
Photovoltaik: „Die angestrebte erhebliche Reduzierung des Energiebedarfs pro Haushalt erforderte, bei der Sanierung über den üblichen Standard hinauszugehen.“
26
Der Sonne entgegen
Gewerkschaften gegründet, ist ihrem
nichts sei gefährlicher, als am Markt
ursprünglichen Form architektonisch
damals postulierten Ziel, kostengünsti-
vorbei zu modernisieren. Diese Strategie
und funktionell als durchaus gelungen
ge Wohnungen für breite Schichten der
zahlt sich aus. Die Fluktuation liegt mit
bezeichnet. Gebaut wurde das Hochhaus
Bevölkerung zu bauen, über die Jahr-
10 Prozent im Rahmen, der Leerstand ist
aus Kalksandstein und Ziegeln. Die
zehnte hinweg treu geblieben. Seit 1997
mit unter 1 Prozent unerheblich.
Außen­wände erhielten eine vorgehängte
eine Aktiengesellschaft, an der die Stadt
Anteilseigner ist, verfügt sie über einen
Bestand von rund 42.000 Wohnungen,
davon 32.000 in Bremen. „Das Herz der
Fassade aus Holzlattenkonstruktion,
Sanierung als
Pilotprojekt
GEWOBA schlägt in der Vahr“, zitiert
Mineralwolle und Faserzementschindeln.
Viele Fliegen auf
einen Streich
Lars Gomolka ein früheres Vorstands-
Die GEWOBA saniert jährlich 2 Pro-
mitglied. In diesem Bremer Stadtteil
zent des auf die Wohnfläche bezogenen
bewirtschaftet sein Unternehmen 10.000
Bestands energetisch und setzt in jüngster
Ausgangspunkt für das Modernisie-
in Geschosswohnungsbau errichtete
Zeit zunehmend auf Neubau. Um dabei
rungskonzept, das unter Mobilisierung
Wohneinheiten, die wie andere Groß-
in jeder Hinsicht auf dem aktuellsten
eigenen Know-hows der GEWOBA ent-
siedlungen der GEWOBA in den 1950er
Stand zu sein, leistete sie sich ein Pilot-
stand, waren zunächst die Forderungen,
bis 1970er Jahren entstanden sind. Für
projekt wie die Eislebener Str. 75 mit
die an das Effizienzhaus KfW 55 gestellt
wichtig hält Gomolka die soziale Ausge-
einem Kostenvolumen von mehr als 3
werden. Sie betreffen unter anderem die
glichenheit in den Siedlungsgebieten, weil
Millionen Euro. Die vom Leitungsgremi-
Wärmedämmung, die Nutzung erneuer-
sie die Voraussetzung für deren Stabilität
um des Unternehmens vorgegebene Auf-
barer Energien und die Wärmerückge-
sei. Deshalb investiert das Wohnungs-
gabenstellung lautete, ein Gebäude mit
winnung. „Wir setzten aus vielen Ideen
unternehmen dauerhaft in den Erhalt
mehr als 2.000 m² Wohnfläche auf KfW-
ein Puzzle zusammen, das am Ende
zeitgemäßer Wohnbedingungen an allen
55-Niveau als Maßstab künftigen Bauens
sowohl der Aufgabenstellung als auch
Standorten. 70 Prozent der Gebäude sind
zu bringen. Die Wahl fiel auf die Eislebe-
unserem eigenen Anspruch Rechnung
gedämmt, 55 Prozent der Bäder saniert.
ner 75. „Wir haben in dieses Vorhaben
trug“, fasst Lars Gomolka den aufwen-
In diesem Jahr fließen 40 Millionen Euro
alles eingebracht, was unter dem Aspekt
digen Schaffensprozess zusammen.
in die Modernisierung und Millionen
Modernisierung machbar war“, resü-
Euro in die Instandhaltung. Orientiert
miert Bauleiter Edmund Haßler, zugleich
„Die angestrebte erhebliche Reduzie-
wird sich weitgehend an den Bedürf-
Energieberater, der den Neungeschos-
rung des Energiebedarfs pro Haushalt
nissen und Wünschen der Mieter. Denn
ser mit seinen 36 Wohnungen in seiner
erforderte, bei der Sanierung über den
Natürliche Verkleidung: Die auffällige vertikale Bepflanzung eines Teils der Fassade als Teil des innovativen Gesamtkonzepts nutzt das Sonnenlicht auf eigene Art.
27
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
üblichen Standard hinauszugehen“, was
nichts anderes hieß, als über die Wärmedämmung von Fassade, Dach und Kel-
Verarbeiter und
Produkte erster Wahl
Von Vorteil sei gewesen, dass die Fassadensanierung insgesamt in einer Hand
gelegen habe, weil damit der Auftraggeber nur mit einem Partner zu tun hatte.
lergeschossdecken hinaus solargestützte
Warmwasserbereitung, Photovoltaik und
Bei der Ausschreibung der umfangrei-
Die Abstimmung untereinander lief so
Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewin-
chen Leistungen setzte sich in den Ge-
problemlos. In seinem Angebot hatte sich
nung in die strategischen Überlegungen
werken Wärmedämmung/Malerarbeiten
der Verarbeiter in Übereinstimmung mit
einzubeziehen. Nach gründlicher Abwä-
und Photovoltaik dank überzeugender
dem Auftraggeber und nach Austausch
gung fiel die Entscheidung, Ost-, Süd-
Angebote mit der Hans-Georg Siebrecht
mit den Herstellern für das mineralische
und Westfassade des Hochhauses mit
Malereibetrieb GmbH aus Bremen bzw.
Capatect-Wärmedämm-Verbundsystem
Photovoltaikanlagen auszustatten. Damit
Oldenburg ein Anbieter durch, der sich
und das vorgehängte hinterlüftete Pho-
ringt rund ein Fünftel der insgesamt
bei der GEWOBA längst einen Namen
tovoltaik-Fassaden-System von LITHO-
3.500 m² großen Fassade der Sonne jähr-
gemacht hatte. „Wir legten auf Ob-
DECOR entschieden. In diesem Zusam-
lich rund 35.000 kWh Strom ab. Wenn
jekt und Auftrag großen Wert“, betont
menhang zahlte sich die Kompetenz von
es nach Plan geht, kommt hauptsächlich
Prokurist Thomas Paulat, „weil hier der
Caparol-Planer- und Objektberater Bernd
der Eislebener Str. 75 der Stromgewinn
neueste Stand der Technik gefragt war
Göttinger aus, der Fäden knüpfte und
zugute, aber auch in das öffentliche Netz
und wir dabei eine Menge Erfahrungen
Detailfragen schlüssig und verständlich
wird eingespeist.
sammeln konnten“.
beantwortete.
Erleichterte die Planung: Durch die 3D-Visualisierung des Caparol FarbDesignStudios entstand im Vorfeld ein anschauliches Bild der komplett veränderten Fassade.
28
Eislebener Str
Viel Arbeit hinter
den Kulissen
worden, die eine optimierte Belegung der
Bestandsflächen ermöglichten, fügt Kai
Brandau vom VHF-Produktmanagement
hinzu. Eingefügte „Nadelstreifen“ ver-
Bei der Umsetzung des Projektes galt es
bessern die Optik. Für die filigranen
zunächst einmal, die alte Fassadenver-
Klammern, die die Paneele an Fassade
kleidung zu demontieren, um Platz für
und Balkonbrüstungen kaum sichtbar
die neue Gebäudehülle zu schaffen, er-
mit der Unterkonstruktion verbinden,
läutert Prokurist Jens Kaufmann von der
wurde das erforderliche Prüfzeugnis
Oldenburger Niederlassung der Firma
ausgestellt.
Siebrecht. Im nächsten Schritt wurde der
Untergrund auf Unebenheiten untersucht
Eine Herausforderung sei vor allem die
und auf einheitliches Niveau gebracht.
Arbeit hinter den Kulissen gewesen, war
Erwähnt werden muss in diesem Zusam-
vom Verarbeiter zu hören, wo viele Kilo-
menhang auch, dass zur Vermeidung von
meter Kabel zusammengeführt, Verbin-
Wärmebrücken die alten Balkone durch
dungen hergestellt und die Elektronik
geräumigere Vorstellbalkone ersetzt
installiert werden mussten. Überhaupt
wurden.
stellte die Koordinierung der mehr als
ein Dutzend Gewerke auf der Baustelle
Nach gründlicher Vorarbeit erhielt das
hohe Anforderungen an das Management,
Haus zunächst virtuell ein neues Kleid.
wirft Bauleiter Haßler ein. Hohe Ener-
Bei der passgenauen Gestaltung der
gieeffizienz, mehr Wohnqualität und al-
Fassade unter Einbeziehung der neuen
tersgerechtes Wohnen waren unter einen
Balkone erwies sich die 3D-Visualisie-
Hut zu bringen. Mit der Begrünung einer
rung des Caparol FarbDesignStudios als
Fläche von 45 m² an der Nordfassade
äußerst hilfreich. Der reale, plastische
und der Flachdächer brachte die GEWO-
Eindruck vermittelte im Vorfeld ein
BA einen weiteren innovativen Aspekt
leicht verständliches Bild der komplett
ins Spiel. Die Mischung aus Farbe und
veränderten Fassade. Das LITHODE-
Material hat das Erscheinungsbild des
COR-Photovotaik-Fassadensystem
Bauwerkes grundlegend verändert.
bietet viele Gestaltungsmöglichkeiten,
die sich am Hochhaus Eislebener Str.
Entwickelt hat das Konzept der Bremer
75 zeigen. Nach statischem Nachweis
Farbdesigner Hans-Albrecht Schilling.
der Tragfähigkeit wurde die Unterkon-
Nach der Rundum-Erneuerung herrscht
struktion mit Ankern am Mauerwerk
bei Beteiligten und „Betroffenen“ Zu-
befestigt. Die Montage der PV-Elemente
friedenheit. Die Mieter werden nur mit
erfolgte an den Fassaden- und Dachflä-
einem Drittel der möglichen Umlage
chen, wo der meiste Ertrag zu erwarten
belastet, der Erlös aus dem erzeugten
war. Dazu zählten auch die oberen
Strom wird mit den Betriebskosten
Balkone. Die schwarzen PV-Module mit
verrechnet.
einer Regelgröße von 1.200 mm x 600
mm bestehen aus einem 9 mm starken
Das Pilotprojekt hat der GEWOBA einen
Glasverbundaufbau, in dem sich eine
beträchtlichen Zuwachs an Kompetenz
hauchdünne Halbleiterschicht befindet.
für ihre künftigen Aufgaben gebracht.
Ihre Nennleistung beträgt 112,5 Wp/m²,
„Jetzt muss es sich an der Realität messen
so Regionalmanager Nikos Philippou
lassen“, fasst Lars Gomolka zusammen. •
von LITHODECOR. Speziell für dieses
Projekt sind skalierte Module hergestellt
29
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Wenn Farben
nachwachsen
Farben und Natur im Einklang: Die neue Serie CapaGeo von Caparol aus
nachwachsenden Rohstoffen verbindet ein innovatives ökologisches Konzept
mit höchster Verarbeitungsqualität.
Nachhaltigkeit ist ein Schlüsselwort unse-
könnten? Wenn sie Umweltfreundlichkeit
Genau das ist jetzt mit CapaGeo gelun-
rer Zeit, ökologisches Handeln ist in der
mit der gewohnt hohen Produktqualität
gen. Diese nachhaltige und innovative
Mitte der Gesellschaft angekommen. An-
von Caparol verbinden würden?
Serie aus dem Hause Caparol umfasst
gesichts steigender Weltbevölkerung und
Lebensstandards sowie begrenzter Ressourcen ist es nur vernünftig, den Einsatz
fossiler Rohstoffe auch in Produkten zu
reduzieren. Wäre es unter diesem Aspekt
nicht schön, wenn Farben nachwachsen
Innendispersionen, Lacke und Holzöle,
Bis zu 100 Prozent
aus nachwachsenden
Rohstoffen
Gut für Mensch und Umwelt: Das neue, nachhaltige Premium-Farbensortiment CapaGeo.
30
die durch den Einsatz nachwachsender
Rohstoffe besonders umweltfreundlich,
ressourcenschonend und in Premiumqualität rezeptiert sind. Zugleich weisen
sie optimale Verarbeitungseigenschaften
Wenn Farben nachwachsen
Fossile Rohstoffe
Herstellprozess
Innenfarben
Lacke
Holz-Öl
Rohstoffe
Nachwachsende Rohstoffe
CapaGeo Kunden sorgen aktiv für
steigende Verwendung nachwachsender Rohstoffe
auf. Die Produkte wie Indeko Geo und
Indeko-plus vergleichbar. Bei CapaTrend
CapaTrend Geo durch das Öko-Institut
CapaTrend Geo für Innenwand- und
Geo wurden Verarbeitung, Deckvermögen
Freiburg bestätigt, dass Caparol einen
Deckenflächen bestehen bis zu 100
und Weißgrad angepasst, so dass auch
neuen und zukunftsweisenden Weg in
Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen
hier die gleichen Eigenschaften vorliegen,
der Herstellung von Wandfarben ein-
für das Bindemittel wie Biogas und Bio-
obwohl das Bindemittel zu 100 Prozent
schlägt.
Naphtha – und bieten gleichzeitig eine
aus nachwachsenden Rohstoffen besteht.
kompromisslos hohe Produktqualität.
Das unterstützt den Strukturwandel der
Die Vorteile: Gewohnte Arbeitsabläufe
Bei der Entwicklung der Produkte Alkyd
deutschen Industrie hin zu einer roh-
können wie bisher stattfinden und das
Geo Satin/Gloss wurde sehr viel Wert auf
stoffeffizienten Wirtschaft, die auf er-
gewünschte Ergebnis entspricht den
Verarbeitungseigenschafen und Oberflä-
neuerbaren Ressourcen basiert – und
gewohnten Resultaten. Zudem sorgen
chenqualität gelegt. Dieses wasserver-
stellt zugleich die Einhaltung grundsätz-
die Produkte für eine gute Innenraum-
dünnbare PU-Lacksystem besteht zu 50
licher Nachhaltigkeitsanforderungen im
luft, sind lange haltbar und zugleich
Prozent aus zertifiziertem nachwachsen-
Hinblick auf die eingesetzten biogenen
bezahlbar.
dem Sojaöl und ist für fast alle Oberflä-
Rohstoffe sicher. •
chen als Zwischen- und Schlusslackierung
Vergleichbar mit
konventionellen
Premiumprodukten
Für einen Handwerker sind Geruch,
Deckvermögen und Oberflächenempfindlichkeit die wohl wichtigsten Eigenschaf-
geeignet. Damit lässt sich ein exzellentes
Ergebnis bei exzellenten Verarbeitungseigenschaften erzielen. Konkret bedeutet
das: sichere Lackierung, beste Deckkraft
außen und innen.
Ein neuer Weg in
eine grünere Zukunft
ten, die über einen Einsatz entscheiden.
Indeko Geo zeigt hier deutliche Vorteile
Eine unabhängige Bewertung der
und ist mit der bestehenden Qualität
Dispersionsfarben Indeko Geo und
31
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Holzbau, neu interpretiert
Ein modernes Passivhaus aus Holz in Scheibbs in Österreich zeigt die heutigen
Möglichkeiten dieses natürlichen und nachwachsenden Rohstoffes auf – und ist
dabei ein echter Augenschmaus.
Holz ist der ideale Baustoff für energieop-
Menschen in der Ötscher-Region fort. Das
lasuren von Synthesa: Fensterleibun-
timierte Gebäude. Und das österreichische
Vorzeige-Gebäude verbindet auch holz-
gen und Holzhülle sind mit DANSKE
Ötscher-Reich eine sehr holzreiche Ge-
bautechnisch Zukunft und Tradition: In
Greywood beschichtet – einem umwelt-
gend. Was lag also näher, als diese beiden
einer Holzstaffelhülle mit spitzem Dach
schonenden Produkt, das für die sanfte
Faktoren anlässlich der niederösterreichi-
und schlichten Linien verbirgt sich ein
Grau-Optik in Verbindung mit hohem
schen Landesausstellung „Ötscher-Reich“
Kubusbau mit einer Wohnfläche von ca.
UV-Schutz sorgt. Es nimmt den Prozess
zum Thema zu machen? Als Anschauungs-
150 Quadratmetern. Das Ganze besteht
der natürlichen Vergrauung vorweg und
objekt wurde das „Passivhaus Eisenstra-
zu 99 Prozent aus ökologischen Baustof-
verleiht der Holzoberfläche damit eine
ße“ errichtet. Die Holzbeschichtungen für
fen – und weist durch ein ausgeklügeltes
langwährende Ursprünglichkeit. Innen
das Pionier-Objekt kamen von Synthesa,
Energiekonzept einen jährlichen Energie-
kam eine farblose bzw. weißlasierende
einem Unternehmen der Caparol-Firmen-
aufwand für Wohnraumtemperatur und
Dekorlasur von DANSKE zur Anwen-
gruppe. Produkte von DANSKE verleihen
Warmwasser von 0,00 Euro auf. Durch
dung. Diese sorgt für den speziellen mat-
dem architektonischen Schmuckstück seine
die Photovolatikanlage wird es sogar
ten Schimmer der Naturholztäfelung.
zeitlose Erscheinung.
zum Plusenergiehaus, da es mehr Energie
99 Prozent ökologische
Baustoffe, ausgeklügeltes
Energiekonzept
erzeugt als gebraucht. Ein weiterer Vorteil:
Zusätzlich wirkt das Produkt vom
Holz als Baustoff ist hoch diffusionsfä-
Perger Erzeuger Synthesa auf natürliche
hig, da es Feuchtigkeit aus der Luft zu-
Weise wasser- und schmutzabweisend.
nächst aufnimmt und anschließend nach
Das Boden- und Terrassenholz behielt
und nach wieder abgibt. So reguliert es
dank der Verwendung von DANSKE Bo-
auf natürliche Art das Raumklima – und
denholzöl seinen einzigartig natürlichen
beugt Schäden durch Feuchtigkeit vor.
Charakter. Dieses wirkstofffreie Produkt
Die Umgebung könnte nicht passender
ist stark wasserabweisend und durch
sein: Im Hintergrund thront ein barockes
geringen Festkörpergehalt besonders
Schloss. Im Vordergrund repräsentiert ein
modernes Passivhaus mit Photovoltaik,
verschiebbarem Sonnenschutz und barrierefreiem Zugang zeitgemäße, nachhaltige
Sanfte Vergrauung
für langanhaltende
natürliche Optik
Architektur. Es spiegelt den modernsten
haus Eisenstraße“ war zu den Öffnungszeiten der Landesschau (25. April bis
1. November 2015) frei zugänglich und
blieb seitdem in seiner Form bestehen. •
Stand der Passivhaustechnologie wider
Zeitlose Eleganz erfährt das Gebäude
und setzt damit den Innovationsgeist der
durch den Einsatz moderner Holz-
32
verarbeitungsfreundlich. Das „Passiv-
Holzbau, neu interpretiert
Innovation im Quadrat: Der innere Kubusbau mit einer Wohnfläche von ca. 150 Quadratmetern.
Lichtdurchflutet: Innenraum mit Fensterfront.
Holzbau heute: Photovoltaik, verschiebbarer Sonnenschutz und Barrierefreiheit inklusive.
33
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Farbenpracht
am Neckar
Schön passend: Ein neugestaltetes Gebäudeensemble
fügt sich harmonisch in die idyllische Landschaft ein.
Im Herbst kommt die Farbgestaltung der
Wohnanlage Bäckermühle im schwäbischen Esslingen besonders schön zur
Farbklänge der
umgebenden Landschaft
Geltung. Dann strahlen die Häuser mit
Für die Dachsituation stellt ein Ziegelorangeton die Verbindung zu den dunkelbraunen Bitumendächern her und bindet
gleichzeitig die orangefarbigen Rollläden
den buntlaubigen Weinbergen an den
Mittlerweile wirkte der ursprüngliche
optisch in das Gesamtbild ein. So fügen
Neckarhängen um die Wette. Die harmo-
Anstrich in einheitlichem Beigeton schal
sich die massiven Baukörper durch die
nische Farbgebung der Gebäude greift
und sollte erneuert werden. Auf der
natürlichen Farbnuancen stimmig in die
mit pfiffigen Akzenten die Architektur-
Suche nach einer passenden Farbgestal-
Umgebung ein.
sprache des Ensembles auf und bindet es
tung überzeugte ein Farbkonzept vom
in die Umgebung ein. Als die Mühlenge-
Caparol FarbDesignStudio. Entwickelt
bäude in den 1970er Jahren abgerissen
wurden zwei Varianten, die beide eine
wurden, entstand am Fuße der Neckar-
natürliche Farbgebung in Farbklängen
hänge eine kleine grüne Insel. Dort
der umgebenden Landschaft zeigen:
wurde in den 1980er Jahren ein Ensem-
Sandtöne und Wasserblau, wie sie an den
Alle Farbtöne sind dem Caparol FASSADE
ble aus fünf- bis achtstöckigen Gebäu-
Hängen und am Neckar vorkommen.
A1-Fächer entnommen, ein Auszug aus der
den mit 125 Wohneinheiten errichtet.
Auch die Farbigkeit bestehender Beton-
Kollektion 3D-System PLUS. Er enthält
Die Architektursprache ist eigenwillig,
flächen musste berücksichtigt werden.
500 fassaden- und architekturbezogene
typisch für die Zeit – mit Vorbauten
Vorhandene Rollläden in unterschied-
Farbtöne für die Caparol Premium-Fassa-
und unterschiedlichen Gebäudehöhen,
lichen erdigen Orangetönen schränkten
denfarben mit Nano-Quarz-Gitter (NQG)
verwinkelt und vielgestaltig. Auffallend
die Farbauswahl allerdings zusätzlich
Technologie, wie die Hightech-Fassaden-
sind die Dachformen: flach, steil und
ein. Der umgesetzte Entwurf basiert auf
farbe Sylitol NQG für höchste Farbtonsta-
spitz oder teilweise angeschnitten. We-
zwei Fassadentönen im Wechsel: einem
bilität. Dies war ein wichtiger Aspekt bei
nige Stockwerke hohe Flachdachbauten
warmen Weißton und einem Sandton,
der Wohnanlage Bäckermühle – damit die
werden von achtstöckigen Wohnhäusern
in Abstimmung mit den vorhandenen
Farbenpracht lange hält und für ein gutes
mit steilen Giebeln überragt – die spit-
Balkonbrüstungen. Kleinere Fassaden-
Gefühl bei Bewohnern und Passanten
zen Dachlandschaften orientieren sich
flächen sind mit drei Akzenttönen aus
sorgt. Das ist gelungen, wie Rückmeldun-
an der örtlichen Bauweise.
dem grünlichen Blaubereich gestaltet.
gen der Bewohner zeigen. •
34
Farbtonstabilität dank
Hightech-Farben
Farbenpracht am Neckar
Natürliche Farbnuancen: Entwickelt wurde das Farbkonzept für die massiven Baukörper vom Caparol FarbDesignStudio.
35
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Das erste Hochhaus
mit 340 mm Mineralwolledämmung
Ein Hochhaus in Ludwigshafen wird mit einem WDVS ummantelt –
und so energetisch optimal gedämmt.
Eine neue Größenordnung: Bei der
demontiert werden. Da für die Erneuerung
energetischen Sanierung eines zwölfge-
der Fassade ein Wärmedämm-Verbundsys­
schossigen Hochhauses in Ludwigsha-
tem empfohlen wurde, fiel die Wahl auf
fen-Gartenstadt wurde die Fassade auf
das Capatect WDVS, das mit Steinwolle in
einer Fläche von rund 3.000 Quadrat-
bis zu 340 mm Dicke ausgeführt werden
Das Bild jeder Stadt wird maßgeblich von
metern mit einem Capatect WDVS aus
kann. Außerdem sollten die Außenwände
den Fassaden ihrer Häuser geprägt. Das
dem Hause Caparol gedämmt. Außerge-
im System mit einem Mineral-Leichtputz
beginnt bereits beim Passieren des
wöhnlich ist daran vor allem die Dicke
K30 beschichtet und anschließend mit
schwarz-gelben Ortsschilds: Im Vorbeifah-
der Dämmung: Sie beträgt stattliche 340
Caparol ThermoSan gestrichen werden.
ren registriert man, ob die Gebäudezüge,
Millimeter. Zudem lenkt die Gebäude-
Montiert wurde die Mineralwollplatte
die Fußwege und das öffentliche Grün
hülle nun durch ihre moderne, farblich
Capatect DUO Plus, und zwar in zwei
gepflegt wirken und die Vorgärten liebevoll
aufgelockerte Gestaltung die Blicke
unterschiedlichen Dämmdicken à 200 und
gehegt aussehen. Auch hierbei ist der erste
auf sich. Bei dem 72-Parteien-Objekt
140 mm.
Eindruck entscheidend. Der energetisch
Herausragendes
Schmuckstück
und optisch runderneuerte Zwölfgeschos-
handelt es sich um ein Gebäude aus
den 1970er Jahren, weithin sichtbar am
Die BASF Wohnen + Bauen als Eigentü-
ser beispielsweise steht in Sichtweite einer
Stadtrand von Ludwigshafen.
merin bot allen Mietern an, während der
vielbefahrenen Landstraße am Rande der
Sanierungszeit in eine gleichwertige Ersatz-
Stadt. Seine erfrischend moderne Fassade
wohnung umzuziehen; viele entschieden
trägt dort zu einem positiven Eindruck
sich jedoch, in ihrer Wohnung zu bleiben.
bei, den Autofahrer, die aus der Pfalz nach
Ihnen wurde für den gesamten Sanie-
Ludwigshafen kommen, von der Stadt
Eine Routineuntersuchung
brachte den Stein ins Rollen
rungszeitraum eine angemessene Miet-
am Rhein gewinnen. Das hoch aufragen-
Auslöser für die Sanierung war eine Routi-
minderung gewährt. Von Anfang an waren
de Gebäude ist dabei unverkennbar eine
neuntersuchung der Aufhängungen: Diese
die Hausbewohner über alle Maßnahmen
optische Landmarke. Mit seiner Nähe zu
brachte ans Licht, dass die Verankerung
informiert und um Verständnis gebeten
einem Naherholungsgebiet wird das Haus
einiger Waschbetonplatten nicht mehr voll
worden.
nun dank gelungener Sanierung wohl auch
tragfähig waren. Aus Sicherheitsgründen
in Zukunft auf dem regionalen Wohnungs-
musste daraufhin die komplette Fassade
markt zu einer gefragten Adresse. •
36
340 mm Mineralwolledämmung
Gut gerüstet für die Zukunft: Die Fassadendämmung auf rund 3.000 Quadratmetern Fläche setzt neue Maßstäbe in der energetischen Sanierung.
37
WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Glasklar: Aufwertung
mit Akzentflächen
In einer Siedlung in Celle sorgen nach Anbau eines Aufzugturms
Glas-Fassadenelemente in einem Wärmedämm-Verbundsystem
für ein hochindividuelles Erscheinungsbild.
Für ihre rund 70.000 Einwohner ist die
gebote gefragt sind, hat mehrere Gründe:
regionalen Wohnungsunternehmen immer
Stadt Celle nicht nur das Tor zur Lünebur-
Zum einen ermöglicht sie ihren Mietern
eine Nasenlänge voraus. So bleibt die
ger Heide, sondern in erster Linie Heimat.
lebenslanges Wohnen zu akzeptablen Miet-
Verbesserung der Energieeffizienz zwar
Zu den Wohnungsunternehmen, die ihnen
preisen und den Rückfluss der finanziellen
Hauptanliegen der Sanierungsvorhaben –
zeitgemäßes Wohnen ermöglichen, gehört
Mittel in Instandhaltung und Moderni-
zugleich rückt aber die Aufgabe, möglichst
die ortsansässige SÜDHEIDE eG Woh­
sierung. Zum andern ist sie in puncto
viele Wohnungen barrierefrei zu gestalten,
nungsbaugenossenschaft. Dass deren An-
Engagement und Kreativität den anderen
immer mehr in der Vordergrund.
Hoher Wiedererkennungswert: Die neugestaltete Fassade mit dem Logo der SÜDHEIDE eG Wohnungsbaugenossenschaft.
38
Glasklar: Aufwertung mit Akzentflächen
Zeitgemäßes Wohnen
ohne Barrieren
Glasfassaden „Airtec Glass“ und „Airtec
Glassic“ von Lithodecor zu integrieren:
eine vorgehängte hinterlüftete Fassade aus
farblich beschichteten und in Teilen auf
Die Siedlung an der Wilhelm-Deecke-
Leichtbetonträger geklebten Sicherheits-
Straße am Rande der Stadt wurde Ende
glasscheiben auf einer Aluminium-Unter-
der 1960er Jahre gebaut. Unter den
konstruktion. Als Wärmeschutz kommt
mehrgeschossigen Wohnbauten befinden
eine systemzugehörige Mineralwolledäm-
sich langgestreckte Häuserzeilen mit
mung mit der WLZ 032/035 zum Einsatz.
Laubengängen mit Zugang zur jeweili-
Am Ende fiel die Entscheidung zugunsten
gen Wohnung. Für eine Modernisierung
der Aufwertung des WDVS durch den
sprachen mehrere Gründe: Einerseits gab
Einsatz von Glasfassadenelementen an
es hinsichtlich Energieeffizienz erhebliche
Giebelflächen von ausgewählten Häusern.
Defizite, andererseits boten die Lauben-
Bei den Mietern hat diese Aufwertung und
ganghäuser günstige Voraussetzungen für
Neugestaltung der Fassaden ihrer Häu-
den Anbau von Aufzugtürmen – ein ent-
ser ein ebenso positives Echo gefunden
scheidender Schritt auf dem Weg zu einer
wie der im Zuge der Sanierung erfolgte
Wohnlandschaft ohne Barrieren. Ange-
Austausch von Fenstern und Türen sowie
sichts des exponierten Wohnstandorts
weitere bauliche Maßnahmen.
lag nahe, die Wärmedämmmaßnahmen
mit einer attraktiveren Gestaltung der
Was die Schaffung von barrierefreien
Fassade zu verbinden. Für das Vorhaben
Wohnungen betrifft, wird die Genossen-
wurden 4,5 Millionen Euro veranschlagt.
schaft den eingeschlagenen Weg konsequent fortsetzen. Dafür hat sie eine
Macht Eindruck:
ausdrucksstarker Giebel
Musterwohnung eingerichtet, in der sich
die Haustechnik durch ihren modularen
Aufbau den unterschiedlichsten Bedürfnissen der Bewohner anpassen lässt und
Der ausführende Planer und Objekt-
die in ihrer Ausstattung die Möglichkei-
berater regte an, in das Capatect Wär-
ten barrierefreien Wohnens weitgehend
medämm-Verbundsystem (WDVS) die
ausschöpft. •
Wohnen ohne Barrieren: Der neue Aufzugturm.
Optische Aufwertung: Leuchtende Akzentflächen sorgen für ein insgesamt frisches und modernes Erscheinungsbild.
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WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
Nachlese: Farbe – Ausbau & Fassade 2016
Das erste Hanffaser-WDVS in Deutsch-
länger sauber, Algen und Pilze haben
Farbensortiment CAPAROL ICONS aus
land, die nachhaltige CapaGeo-Reihe,
kaum Chancen. Nachhaltig beeindruckte
120 Farbikonen mit besonders edlen
die Weiterentwicklung der Nano-
auch die neue emissionsminimierte und
Farbpigmenten. Abgerundet wurde das
Quarz-Gitter Technologie (NQG³), das
lösemittelfreie E.L.F. plus Technologie.
spannende Programm mit dem neuen
Premium-Farbensortiment CAPAROL
Als echter Publikumsmagnet erwies
„Caparol Club“ sowie informativen
ICONS – auch 2016 begeisterte Capa-
sich darüber hinaus das neue Premium-
„Live“-Vorführungen. •
rol mit vielen Innovationen die zahlreichen Fachbesucher auf der „Farbe
– Ausbau & Fassade“ in München. Das
Motto „Nachhaltig. Beeindruckend“
überzeugte auf Anhieb, ebenso wie das
Standkonzept „Haus des Handwerks“.
Ressourcenschonend präsentierte sich
das neue und besonders umweltfreundliche CapaGeo-Sortiment. Ein weiteres
Messehighlight: das innovative HanfFassadendämmsystem Capatect Natur+,
mit dem Caparol eine Alleinstellung
im Markt hat. Beim Fassadenschutz
wurde mit NQG³ der neueste Stand der
Technik demonstriert: Fassaden bleiben
Gut besucht: Der Caparol-Messestand „Haus des Handwerks“ begeisterte das Fachpublikum ebenso
wie die dort präsentierten zahlreichen Innovationen.
Ausgezeichnete Planung: DAW-Firmenzentrale erhält Vorzertifikat
Richtfest: DAW-CEO Dr. Ralf Murjahn (2. v. l.) und die Leiterin der DAW-Bauabteilung Petra Schmidt (3. v. r.) mit dem ausgezeichneten Planungsteam.
Zukunftsorientiert: Die neue DAW-Firmenzentrale erfüllt hohe Ansprüche an
die Architektur und wird ein attraktives Arbeitsumfeld bieten.
Ehrung und Verpflichtung zugleich: Für
Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges
bezugsfertig sein soll, wird Tradition und
die Planungen ihrer neuen sechsgeschos-
Bauen (DGNB) darüber, dass Baumateri-
Moderne des 120 Jahre alten
sigen Firmenzentrale hat die Deutsche
al, Verarbeitung und Energieversorgung
Familienunternehmens miteinander
Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
den Anforderungen an die Nachhaltig-
verbinden. Mehr dazu in der nächsten
(DGNB) der DAW ein Vorzertifikat in
keit entsprechen. Der Neubau wird hohe
Ausgabe des WOBAU reports. •
Gold verliehen. Damit einher geht die
architektonische Ansprüche erfüllen und
Auflage, mehr als 60 Kriterien einzu-
die DAW damit attraktive Arbeitsplätze
halten. So wacht ein Fachbüro für die
bieten: Das Gebäude, das in einem Jahr
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WOBAU aktuell
Von der Buchhandlung zur Cocktailbar: Das Wellnitz in Darmstadt
Bücher in einer Bar? Die schummrige
Atmosphäre einer Bar sollte eher zum
Plaudern und Diskutieren anregen.
Doch mit diesem Widerspruch kommt
das „Wellnitz“ im Darmstädter Martinsviertel gut zurecht. Abends verwandelt sich das trendige Café-Bistro in
eine stimmungsvolle Cocktailbar, die
ihre Vorgeschichte nicht verleugnet.
65 Jahre lang kauften Studenten der
benachbarten Technischen Universität
dort, in der „Wellnitz-Buchhandlung“,
ihre Fachbücher. Heute besteht das
„Wellnitz“ aus drei Einheiten, einer
dunklen und zwei hellen. Neben dem
flachen Seitentrakt mit dem Barbereich
befindet sich die Eingangszone mit einer
kleinen Essbar. Die hellen Farben finden
sich auch im lichtdurchfluteten ersten
Stock wieder, der mit langen Sitzbänken
Literarische Reminiszenz: Wo früher Studierende der benachbarten Technischen Universität ihre Fachbücher kauften, lädt heute eine Bücherwand im „Wellnitz“ zum Schmökern ein.
und niedrigen Tischen ebenfalls sehr
einladend wirkt. Hier wurden die Wände mit einer samtig-matten Oberfläche
versehen, einem Effect, der mit Capadecor Stucco Satinato erzielt wurde.
Der dunkle Grauton für die dekorative Spachteltechnik der Wände wurde
speziell für das „Wellnitz“ entwickelt.
Die freundlich-warme Ausstrahlung
des Raums entsteht durch EichenholzMöbel und die Begleitfarben Bernstein
und Kupfer.
Stimmungsvoll und edel: Spotlights und Barhocker aus schimmerndem Kupfer setzen Akzente, die
Spachteltechnik der Wände wurde im Farbton speziell für das „Wellnitz“ entwickelt.
Dieses Ambiente wird durch die metallisch anmutende Decke in Anthrazit
noch unterstützt. Einen Besuch lohnen
auch die bemerkenswert edel wirkenden
Bäder im Obergeschoss. Sie wurden in
einem eleganten Goldton beschichtet,
der sich auch im Mosaik des Fußbodens
wiederfindet. Mit seinem unkonventionellen Hell-Dunkel-Konzept hat sich das
„Wellnitz“ gegen den Mainstream entschieden – und das fällt in einer kleinen
Großstadt wie Darmstadt auf. •
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WOBAU report Ausgabe 22 | 2016
WOBAU Referenzobjekte
WOBAU Referenzobjekte
Titel / Seite 26, 27, 29: Bremen
Bauherr:
GEWOBA, Bremen
Gestaltung:
Caparol FarbDesignStudio
Produkte:
Lithodecor Airtec Glassic-PV, WDV-System PRO EXTRA
Fotos:
GEWOBA, Bremen
Seite 4, 35:
Bauherr:
Gestaltung:
Produkte:
Fotos:
Seite 2, 10, 11, 15:
Bauherr:
Gestaltung:
Produkte:
Fotos:
Norderstedt
ADLERSHORST Baugenossenschaft eG
Caparol FarbDesignStudio
WDV-System PRO EXTRA
ADLERSHORST Baugenossenschaft eG
Seite 23:
Bauherr:
Architekt:
Produkte:
Fotos:
Ostfildern
Wohnbau Metzger + Co. KG, Esslingen
Schmitt von Holst Architekten GbR, Berlin
WDVS, Kreativtechnik Rustico
Markus Ebener
Seite 16:
Bauherr:
Produkte:
Fotos:
Darmstadt
Bauverein AG, Darmstadt
WDVS, ThermoSan
Claus Graubner
Seite 33:
Bauherr:
Scheibbs (Niederösterreich)
Holzbau Strigl aus Lunz am See (Niederösterreich) gemeinsam mit Passivhausspezialist
Ing. Robert Zellhofer
Holzlasuren der Firma Synthesa, Perg (ein Unternehmen der Caparol-Firmengruppe)
Bernhard Waldmann
Produkte:
Fotos:
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Esslingen
Esslinger Wohnungsbau GmbH
Caparol FarbDesignStudio
Fassadenfarbe Sylitol NQG, Sylitol NQG Konzentrat, Sylitol Minera, Betonfarbe
Disbocret 515, Amphibolin
Martin Duckek
Seite 37:
Bauherr:
Produkte:
Fotos:
Ludwigshafen-Gartenstadt
BASF Wohnen + Bauen (vormals Luwoge)
WDV-System PRO EXTRA
Martin Duckek
Seite 38, 39:
Bauherr:
Produkte:
Fotos:
Celle
SÜDHEIDE eG Wohnungsbaugenossenschaft
Capatect WDVS, Glasfassaden Lithodecor Airtec Glass und Lithodecor Airtec Glassic
Falk Böhm, Axel Schmidt-Adlung
Farbe – Struktur – Oberfläche 2016
Der Caparol Architekturpreis
2004
Hochregallager
Sedus, Dogern
Sauerbruch Hutton,
Berlin
Foto: Jan Bitter
2006
Haus am Üetliberg,
Zürich
Fuhrimann Hächler,
Zürich
Foto: Valentin Jeck
?
2008
Wohnhaus Zurlindenstraße, Zürich
huggenbergerfries,
Zürich
Foto: Beat Bühler
2010
Kirchenzentrum,
Uetikon am See
MARQUES AG,
Luzern
Foto: Ruedi Walti
2012
Capaul & Blumenthal,
Ilanz
Cinema Sil Plaz,
Ilanz
Foto: Laura Egger
2014
Friedhof,
Altach
Bernardo Bader
Architekten, Dornbirn
Foto: Adolf Bereuter
Preisverleihung am 14. September 2016, 18 Uhr, Naxoshalle, Frankfurt a. M.
Anmeldung zur Preisverleihung über [email protected]
2016
Impressum
WOBAU report
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Herausgeber:
DAW SE
Redaktion: Falk Böhm
DAW SE
Telefon: 0 61 54 / 71- 71 528
Roßdörfer Straße 50
E-Mail: [email protected]
64372 Ober-Ramstadt
CK · DG · 05/16 · 915452
Redaktionsanschrift:
Oliver Junglas