3. Soziale Präsenz 3.1 Einführung • Soziale Präsenz: • Internet
Transcription
3. Soziale Präsenz 3.1 Einführung • Soziale Präsenz: • Internet
3. 3.1 Soziale Präsenz Einführung • Soziale Präsenz: - Gefühl mit jemanden zusammen zu sein. - Soziale Interaktion mit einem virtuellen oder echten Kommunikationspartner. • Internet Relay Chat (IRC): - Textbasierte Live-Diskussion mit einer oder mehreren Personen. - Emotionen bedingt durch textbasierte Smilies bedingt möglich. • Instant Messaging (IM): - Synchrone Kommunikation mit Person(en) über das Internet. - Präsenzmehrwert: Anzeige des Onlinestatus von Freunden. - Hat IRC verdrängt, ICQ: >150 Mio. Benutzer. • FriendZone: - Ortsbezogener Dienst für Mobiltelefone. - Zur Kontaktaufnahme mit Personen in der physikalischen Nachbarschaft. • IP-Telephonsysteme: - Zusätzliche Komfortmerkmale, z.B. Video-Konferenz. - Forschungsprototypen mit (anonymem) Feedback und Rederechtvergabe für Konferenzen. 39 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner 3.2 Internet Relay Chat • IRC = Internet Relay Chat, RFC 1459, Mai 1993. • Für textbasierte Live-Diskussionen IRC-Server mit einer oder mehreren Personen. host: irc.ifi.uio.no port: 6667 • Architektur: (Oslo) - viele separate Netze (IRCnet, DALnet, ...). - ein Netz besteht aus vielen Servern: IRC-Netzwerk IRCnet (Europa) IRC-Server IRC-Server host: vienna.irc.at port: 6667 (Wien) host: irc.tin.it port: 6667 (ROM) o Server eines Netzes untereinander verb., o Benutzer meldet an einem Server an, o Server-Liste im Internet verfügbar. IRC-Client IRC-Client - ein Netz ist in viele Channels IRC-Client (Diskussionsräume) unterteilt: IRC-Client o EFnet bietet ca. 12.000 Channels, o Titel des Channels reflektiert Diskussionsthema, o typischerweise für öffentliche Kommunikation verwendet, o aber private Nachrichten möglich: /msg (flüstern) oder /query (in eigenem Fenster). - Benutzer verbinden sich mit Hilfe eines IRC-Klienten. • Benutzer werden durch einen Spitznamen (nick name) identifiziert: - Anonymisierung eröffnet Freiräume für Phantasie ... 40 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner • Verschiedene Arten von Benutzern: - normaler Benutzer, - Operator: o kontrolliert einen Channel (verschiedene Befehle vorhanden) o Spitzname beginnt mit Buchstaben @, o Einladen: /invite nickname, o „Ausladen“: /kick nickname, o Ausschließen: /ban nickname, o Delegieren v. Rechten: /mode nickname +o. - BOT: o abgeleitet von dem Wort Robot, o Programm, welches als Benutzer fungiert, o beispielsweise als automatisierter Operator. • Abfragbare Benutzer-Daten: - mit: /whois nickname, IP-Adr. & Rechnername, verwendeter IRC-Server, wie lange ist Benutzer inaktiv, optional: voller Name & Email-Adresse. • Klienten: - mIRC (www.mirc.com) für Windows, - X-Chat (www.xchat.org) für Linux, .... 41 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner • Emotionen können bedingt zum Ausdruck gebracht werden: - mit sogenannten Emoticons = textbasierte Smilies: o :-D laughing, o :-| speachless, ... - siehe www.mirc.co.uk/emote.html. • Verhaltensregeln: Netiquette gennant. - Online z.B. bei IEEE: http://www.ewh.ieee.org/econf/usage.html. • DCC = Direct Client Connection: - optionale Erweiterung des IRC-Klienten, - für Dateiaustausch und private Kommunikation, - baut direkte Verbindung zwischen beiden Partnern auf. Historie: • Idee entstand im BITNET unter dem Namen Relay Chat. • BITNET: Because It’s Time NETwork - City University of New York, 1981. - “Internet des armen Mannes”: E-Mail und Chat System, - store-and-forward Netz (Mails und Datein immer komplett zum nächsten Server übertragen u. dann weiter zum nächsten ...), - 9600 Baud, proprietäres Protokoll (kein TCP), 1987 ca 1.000 Hosts, - Bitnet verlor mit der Verbreitung des Internets sehr schnell an Bedeutung. 42 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner • Bitnet Relay Chat: - Channels bereits vorhanden, Nachrichten an computername+userid (loginname), es musste bekannt sein, wer gerade an welcher Maschine angemeldet war, der Nachrichtentransport war oft sehr langsam (teilweise im Minutenbereich), weitere Informationen unter: http://web.inter.nl.net/users/fred/relay/home.html. • Internet Relay Chat: - Portierung von Bitnet Relay Chat auf das Internet, - durch den finnischen Student (J. Oirkarinen), 1988. • IRC wuchs sehr schnell und wurde unübersichtlich. • Ab 1993 entstanden weitere voneinander unabhängige Netze. • 1996 wurde das ursprüngliche IRC-Netz geteilt: - z.B. IRCnet (europäische Betreiber), - EFnet (USA), ... • Heute existieren tausende unabhängige Netze. • Grosse Netze bedienen bis zu 100.000 Klienten. 43 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner 3.3 Instant Messaging • Dient der synchronen Kommunikation mit Person(en) über das Internet. • Bietet Textnachrichten, aber auch Audio, Video und Dateitausch. • Wie bei IRC werden Spitznamen verwendet. • Klient-Software heißt Instant Messenger: - bietet sogenannte Buddy-Listen, - beinhalten Name und Adresse von Bekannten. • Präsenzmehrwert durch Onlinestatus: - Online = jetzt erreichbar, - in der Mittagspause, beschäftigt, ... • Einsatz für: - Fragen und schnelle Antworten, - Koordination und Planung von Aufgaben, - soziale Kontakte, sowohl beruflich, als auch privat. • Kommunikation i.d.R. mit einer Person, aber teilweise auch Diskussionsräume, wie bei IRC vorhanden. 44 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner • Netzarchitektur: - semi Peer-to-Peer Architektur, - Anmeldung, Buddyliste und Stati auf einem Server, - Nachrichtenaustausch erfolgt direkt zw. den Klienten. • Graphische Emoticons: - Eingabe über Maus oder Tastatur, - viele Grafiken nachladbar. • Viele öffentliche kostenlose Dienste: - ICQ (I seek you), - MSN Messenger (Microsoft), - AIM (AOL Instant Messenger), ... • Aber auch Firmenlösungen: - z.B. Yahoo Messenger Enterprise. • Aufgrund vieler proprietärer Protokolle meist inkompatibel. • Multiprotokoll-Klienten: - Trillian (www.trillian.cc, Windows): AIM, ICQ, IRC, Jabber, MSN, YIM, … - Bitlbee (www.bitlbee.org, Linux): AIM, ICQ, IRC, Jabber, MSN, YIM. - Jabber (www.jabber.org): Open Source XMPP. • AOL (AIM & ICQ) hat US-Patent auf Instant Messaging. 45 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner • Standards (in Vorbereitung): - RVP (Microsoft, für Microsoft Exchange), - Instant Messaging Presence Protocol (IMPP, IETF), - Extensible Messaging and Presence Protocol (XMPP, IETF). • ICQ: - entwickelt vier jungen Israeli (Mirabilis), 1996, 1998 von AOL für $287 Mio. gekauft. Instant Messaging und File Sharing, derzeit ca. 150 Mio. Benutzer. • Verschiedene Web-basierte IM-Klienten vorhanden. • Bem.: meist unverschlüsselte Übertragung. • Avatar-basierter Chat: - IMVU (Beta) www.imvu.com, - zusätzl. Avatare, Kleidung etc. kaufbar, - kompatibel mit AIM, MSN, ICQ, Jabber, ... • Mobile IM: 46 Vodafone Messenger, T-Mobile unterstützt MSN Messenger, aber noch teuer, ca. 0,20 EUR pro Nachricht! Übertragung erfolgt per SMS oder WAP. Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner 3.4 Location Awareness • BuddySpace, The Open University, UK. - basiert auf Jabber, Onlinestatus farbkodiert, Aufenthaltsort auf Karte, Eigene Karten verwendbar, Abbildung: Position auf Karte ist jedoch nicht näher beschrieben. - Code und Dokumentation unter: http://buddyspace.sourceforge.net. • Problem: Überwachung? 47 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner 3.5 FriendZone • Ursprünglich entwickelt von AxisMobile. • Eingeführt von Swisscom im Mai 2001 (später auch von Vodafone). • Ortsabhängiger Dienst für junge kontaktfreudige Zielgruppen. - Freunde können geortet werden (relativ ungenau), - *** = sehr nah, ** = nah, * = nicht nah, kein Stern = weit weg. • Kommunikation per SMS/WAP & Nicknames. • Flirt (Hauptanwendung): - entfernungsabhängig sind Personen erreichbar, - Suche nach Flirtprofil: o Alter, Wohnort, o Lieblingsmusik, o Stimmung, ... - vorerst anonyme SMS (Telefonnr.bleibt geheim). • Ortsbezogene Chaträume sind ebenfalls vorhanden. • Unsichtbar machen: für alle oder einzelne Personen. • Befehle & Nachrichten jeweils ca. 0,19 – 0,59 EUR! 48 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner 3.6 IP-Telefonsysteme 3.6.1 Terminologie • VoIP: Voice over IP - IP-basierte Sprachübertragung in Form von Paketen. • IP-Telefonie: - Telefonie über ein Datennetz. Sprachqualität ist vergleichbar mit herkömmlicher Telefonie. Ziel: Kostenersparnis durch Zusammenlegen von Telefon- und Datennetz. Vernetzung von traditionellen Telekommunikations-Systemen über IP-Gateways. • Internet-Telefonie: - Übertragung von Sprache über das Internet (keine Quality of Service-Garantie). • Vergleich mit herkömmlicher Infrastruktur: Traditionelle Telefonie 64kps pro Richtung Bandbreite keine Kompression praktisch keine Verzögerung kontinuierlich, auch bei Stille, isochron Datenfluss Übertragungsweg leitungsvermittelt Verbindungsweg Muss exklusiv bereitsgestellt werden. 49 IP-Telefonie 5.3 – 64 kps pro Richtung 5.3, 6.3 und 8 kps <150ms Datenaufkommen variabel paketvermittelt parallele Nutzung möglich Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner 3.6.2 H.323 Übertragungsprotokoll • Sprach-, Daten- und Videokomm. über paketbasierte Netze in Echtzeit. - ITU-Standard ohne Quality of Service (QoS), weit verbreitet, da bereits 1996 verabschiedet, Beim RZ der Uni Ulm in Erprobung. umfasst viele Unterprotokolle (1400 Seiten). • Beispiel: - MCU = Multipoint Control Unit (Konferenzsteuerung). - Gatekeeper = Verwaltungsinstanz 50 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner 3.6.3 Session Initiation Protocol • = SIP, einfachere Alternative zu H.323. • Standard von der IETF (RFC 3261, 2002). • Für die Signalisierung und Steuerung von Sitzungen (z.B. IP-Telefonie) mit einem oder mehreren Benutzern. • Textbasiertes Protokoll. • Adressierung mit SIP URL: user@host. • Viele Erweiterungen vorgeschlagen. • SDP (Session Description Protocol): - Sitzungsparameter im SDP Feld der INVITE Nachricht. • Komponenten: - Location Server: Auskunft über mögl. Aufenthaltsort einer Person (DNS Name des Rechners). - Proxy Server: Verarbeitet Anfragen selbst oder über weitere Proxy Server. - Registrar Server: Registrierung mit Authentifizierung. 51 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner • Beispiel: Anruf im Proxy-Mode: 52 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner 3.6.4 Präsenzaspekte • Herkömmliche Komfortfunktionen: - Abweisen, Makeln, Halten, Vermitteln von Gesprächen. • Adressbuch: - Anzeige von Name und weiterer Informationen (Foto, Geburtstag, Freitext). - Bei Anruf, individueller Klingelton. • Online-Status anzeigen, einstellen von Abwesenheitsnachrichten. • Alternative Kontaktaufnahme (SMS, Fax, eMail) bei Nichterreichen, Anrufe in Abwesenheit mit Direktwahl für Rückruf. • Telefonkonferenz: - Liste der Teilnehmer, - Signalisierung wer gerade spricht. - Whiteboard, Applicationsharing, ... • Standortunabhängige Erreichbarkeit: - gleiche Telefonnummer, - unabhängig vom Aufenthaltsort. 53 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner 3.6.5 Telefonie-Varianten Skype: • Audio, aber kein Video, • Instant Messaging, File Tranfer, • Bietet Verschlüsselung für Audio, • Basiert auf Peer-To-Peer Netz von Kaaza, • Weltweit ins Festnetz telefonieren für 1,7ct/min. - (nicht in alle Länder zu diesem Preis). FreePhone: • SIP-basiert von web.de. • 1 ct/min. ins deutsche Festnetz. • Erreichbar aus Festnetz. 54 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner SmartPhone • Tim Moors, University of New South Wales. • Erweiterte Konferenzmerkmale: - Identifikation eines Sprechers: Foto + biograph. Daten, - private Gespräche innerhalb einer Konferenz möglich, - Moderation durch Ersten in Wartenschlage: o o o o dieser spricht exklusiv, oder erlaubt weitere parallele Sprecher, „dismiss speaker“ nur Moderator zugänglich, kann Moderation anderen Teilnehmer abgeben. • Feedback (Ersatz für Gestik & Mimik): - explizit & anonym, bejahen, langeweile, zweifeln, missbilligen, “starren” Feedback wird erwartet, … • Ausschnitte können aufgezeichnet werden. • Mehr Infos: www.ee.unsw.edu.au/~timm. 55 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner Ökonomischer Nutzen • Herkömmliche Telefonanlagen mit separater Verkabelung überflüssig. • Betriebskosten für bisheriges Telefonnetz entfallen. • Systeme sind einfach dynamisch erweiterbar. • Interne Gesprächskosten entfallen. • Telefonate ins öffentliche Telefonnetz im Idealfall trotz weiter Entfernung zum Ortstarif. • Erwartetes Weltmarktvolumen für 2004, $5,3 Milliarden. • Weiterer Beschleunigung durch Verbreitung der DSL-Technik im privaten Sektor. 56 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner 3.7 Literatur IRC Historie http://web.inter.nl.net/users/fred/relay/home.html Überblick zu Instant Messaging http://instantmessagingplanet.com BuddySpace M. Eisenstadt, J. Komzak, and M. Dzbor, “Instant messaging + maps = powerful collaboration tools for distance learning", in: Proc. of TelEduc03, 2003. FriendZone A. Burak, T. Sharon, “Usage Patterns of FriendZone – Mobile Location-Based Community Services”, in: Proc. of the Int. Conference on Mobile and Ubiquitous Multimedia, 2004. SmartPhone T. Moors: “The SmartPhone: Interactive group audio with complementary symbolic control”, in: Proc. of the Int. Conference on Distributed Communities on the Web, 2002. 57 Virtuelle Präsenz, Winter 04/05 © Verteilet Systeme, Unversität Ulm, M. Schöttner