Die neuen Bildungspläne sind eine Revolution
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Die neuen Bildungspläne sind eine Revolution
HOHENLOHE Heute Heiße Diskussionen um Kindergarten-Schließung Im Künzelsauer Gemeinderat wurde gestern Abend über Einsparmöglichkeiten im Kindergartenbereich beraten. RUND UM KÜNZELSAU 20, 21 Große Investitionen trotz der knappen Kasse Der Neuensteiner Gemeinderat verabschiedet den Haushalt 2003 mit einem Gesamtvolumen von 17,8 Millionen Euro. RUND UM ÖHRINGEN 22-24 Die Kultband Club 13 feiert mit Rock’n’Roll Dem Club 13 gelang in Öhringen ein umjubeltes Comeback. KULTUR REGIONAL Seite 25 MITTWOCH 26. Februar 2003 Künzelsauer Gemeinderat vergibt höchste Auszeichnung BILDUNGSPLAN Kommentar Ehrenbürger Würth Von Wendelin Schmidt Carmen und Reinhold Würth sollen Ehrenbürger der Kreisstadt Künzelsau werden. Das hat der Gemeinderat gestern Abend auf Vorschlag des Verwaltungsausschusses in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen. Die Stadt hat schon einmal an einem Tag an zwei Personen die Ehrenbürgerwürde verliehen, aber noch nie an ein Ehepaar. Bürgermeister Herbert Frenz und der Unternehmer Heinz Ziehl waren am 30. Juni 1987 in einer festlichen Gemeinderatsitzung in der Stadthalle zu Ehrenbürgern ernannt worden. Es gibt in Gaisbach schon eine Reinhold-Würth-Straße und eine Reinhold-Würth-Schule, die sicht- barer Ausdruck der Wertschätzung seiner Heimatstadt Künzelsau sind für den in Öhringen geborenen und im Niedernhaller Hermersberg lebenden Unternehmer. Jetzt soll ihm für die vielen Verdienste, die er sich um seine Heimatstadt und um die ganze Region erworben hat, die höchste Auszeichnung verliehen werden, die eine Gemeinde zu vergeben hat. Der Gemeinderat möchte mit dieser Auszeichnung auch seine Frau Carmen würdigen, die unter anderem mit großem Engagement dafür gesorgt hat, dass aus dem ehemaligen Polizeigebäude am Schlossplatz eine Begegnungsstätte für behinderte und nicht behinderte Menschen geworden ist, das am 14. März offi- Der Künzelsauer Gemeinderat möchte das Ehepaar Carmen und Reinhold Würth zu Ehrenbürgern der Kreisstadt ernennen. (Foto: Christof R. Sage) ziell eingeweiht werden soll. Schulleiter der Hohenloher Hauptschulen informieren sich in Gaisbach über die Lern-Vorgaben 2004: Fragen über Fragen Die neuen Bildungspläne sind eine Revolution Von Yvonne Tscherwitschke 2004 gelten die neuen Bildungspläne an Hauptschulen. Eine Revolution erwarten die Schulleiter, die sich in Gaisbach über das Kommende informierten. „Es ist schon eine Revolution, die man sukzessive umsetzen muss“, waren sich die knapp 40 Vertreter der Schulen aus dem Schulamtsbezirk Bad Mergentheim einig. Wolfgang Ammler vom Schulamt hatte ihnen zuvor die wesentlichen Grundzüge der neuen Pläne erläutert. Soweit harte, gesicherte Fakten überhaupt vorliegen. Denn nach wie vor sind zentrale Fragen offen. Dringend geklärt werden muss, ob die Überprüfung der Standards zentral durchgeführt wird ober aber auf jede einzelne Schule und ihr gewähltes Profil Rücksicht genommen wird. Fakt ist: Die alten Bildungspläne sind entrümpelt worden. Es gibt nur noch für zwei Drittel des Schuljahres Vorgaben über die Lerninhalte. Ein Drittel kann die Schule selbst füllen. Musteraufgaben zeigen die erwarteten Standards. Vier Fächerverbünde Welt-Zeit-Gesellschaft, Bildung in Hohenlohe In Gaisbach informierten sich Rektoren der Hauptschulen im Schulamtsbezirk Bad Mergentheim über die ab 2004 geltenden neuen Bildungspläne. Projekte wie hier in Bretzfeld werden wichtiger als bisher. (Foto: Tscherwitschke) Materie-Natur-Technik, MusikSport-Gestalten und Wirtschaft-Arbeit-Gesundheit lösen einzelne Unterrichtsfächer ab. Die Konsequenz für die Schulen: Sie müssen sich Gedanken machen, wie sie das restliche Drittel füllen. Doch kaum vom Korsett Lehrplan befreit, werden Stimmen laut, die sich konkretere Vorgaben wünschen. Ammler machte deutlich: Es kann dauern, bis die Schulleitung gemeinsam mit dem Kollegium ein Profil für die einzelne Schule entwickelt hat. Diese Chance des Experimentierens sollte man nutzen. Da- 19 bei das Ziel aber nicht aus den Augen verlieren, das da lautet: Die Schule soll sich wandeln, Lernanreize schaffen über Projekte, die die Teamarbeit und das soziale Miteinander fördern, Methoden- und Grundlagenwissen vermitteln und das Schulklima verbessern. Zum Teil haben sich die Schulen bereits auf den Weg gemacht, den sie ab 2004 beschreiten müssen. Kontrovers diskutiert wurden die Chancen, die der neue Plan bietet. Während es Schulen gibt, die sich auf die neue Freiheit freuen, gibt es auch Schulleiter, die große Bedenken haben, das dazu notwendige Engagement bei ihren Kollegen einfordern zu können. Frontalunterricht verlangt weniger zeitintensive Absprachen unter den Kollegen als fächerübergreifende Projekte, wurde kritisiert. Und während es Schulen gibt, die bereits experimentiert haben, mit welchen Instrumenten beispielsweise die Projektauswahl der Schüler am besten bewerkstelligt wird, sehen sich andere Schulen noch ziemlich am Anfang des Weges, wie Karlheinz Englert von der Waldenburger Fritz-Helmer-Schule frank und frei sagt. Auch Roland Windeck wird in den nächsten Tagen erst einmal in der Gesamtlehrerkonferenz besprechen, wie der Weg der Weygangschule in die Zukunft aussehen wird. Anders Neuenstein und Ingelfingen. Hier hat man bereits erste Erfahrungen gesammelt, die gerne auch an andere Schulen weiter gegeben werden. „Es muss nicht jeder das Rad neu erfinden.“ Kommentar „Chance nutzen“ Chance nutzen Realität kann grausam sein. In der Schulbank lümmeln desinteressierte Rotzlöffel, die weder Eltern noch Lehrer respektieren. Ordnung, Fleiß und Respekt sind Fremdworte. Gewalt, körperlich wie seelischer Art, ist ebenso an der Tagesordnung wie Schwänzen und Durchhängen. Dieses Bild von deutschem Schulalltag zeichnete Gerd Friederich, Leiter des Staatlichen Schulamtes Bad Mergentheim. Das mag nicht für jede Schule in vollem Umfang zutreffen. Doch viele der Schulleiter nickten zustimmend. Der neue Bildungsplan schafft sicher keine Wunder. Er wird Desinteresse nicht in Faszination wandeln, Rüpel zu strebsamen Schülern machen. Aber der Plan birgt die Chance, dass die Schüler bei spannenden Projekten Lust am Lernen bekommen. Die Schule hat nun Luft, Werte zu vermitteln, die für eine funktionierende Gesellschaft wichtig sind, statt Detailwissen zu pauken, das man zu 80 Prozent wieder vergisst. Zu wissen, wie und wo man die Information bekommt ist heute wichtiger als das Auswendiglernen von Datenmüll. Die Chance, die der Plan bietet, lohnt die Mühen der Lehrer und Rektoren. Yvonne Tscherwitschke Seminar mit Heinz Klippert 36 Lehrer bei der ersten Veranstaltung 36 Lehrerinnen und Lehrer haben ihr erstes einwöchiges Training nach dem Konzept der pädagogischen Schulentwicklung von und mit Dr. Heinz Klippert durchlaufen. Die Lehrer, die von allen verschiedenen Schularten kommen, haben ein hartes und intensives Seminar in Workshopform durchlaufen. Nach einer ersten Standortanalyse wurden die Kernprinzipien des neuen Qualifizierungskonzeptes von Klippert vorgestellt, erarbeitet und beleuchtet. Ziel dieses neuen Methodentrainings ist das eigenverantwortliche Arbeiten und Lernen des Schülers. Weitere Informationen bei Margarete Schwab ( 07131-39097-391). Info a Der Taurus der WG Heuholz ist der erste Hohenloher Wein mit eigenem Fanclub – Homepage mit halbnacktem Model „Das würd’ ja sogar in den Playboy reinpassen“ Von Juergen Koch M it hochwertigen Kultweinen will die deutsche Weinwirtschaft in ihrer „WeinVision 2020“ die Welt erobern. Einen Kultwein der ganz anderen Art hat die Weingärtnergenossenschaft Heuholz kreiert: Taurus – den „Roten Stier“ vom Dachsteiger. Den ersten Hohenloher Wein mit eigenem Fanclub und Homepage. Fan oder Feind. Der Taurus zieht klare Fronten. „Was, das soll ein Rotwein sein?“, fragt sich der HZMann beim ersten Schluck vom „Roten Stier“. Der Schock sitzt. „Die spinnen, die Dachsteiger, da kann ich ja gleich Limo trinken“, fährt’s mir in den Kopf. Andere kommen dem Taurus auf Anhieb ganz nah’. „Wahnsinn, Taurus – ein Zielgruppen-Wein Eiskalt, süß und absolut im Trend Nüchtern betrachtet ist der Taurus eine Rotwein-Cuvée mit nur 9,5 Volumenprozent Alkohol aus Dornfelder, Schwarzriesling Spätlese und etwas Acolon. Mit einem Restzuckergehalt von 44 Gramm pro Liter stößt er allerdings in Regionen vor, die bisher edelsüßen Weißen vorbehalten waren. „Als Warnhinweis haben wir auf der Flasche extra den Zusatz lieblich vermerkt“, sagt Ge- endlich ein Wein, der mir schmeckt!“, heißt’s vor allem bei jungen Leuten. Was Trocken-Trinker schüttelt, bringt jugendliche Party-Gänger ins Schwärmen. Freund oder Feind. Das gilt auch für die Internet-Seite des Taurus-Fanclubs. Schon auf der Startseite räkelt sich nur leicht bekleidet ein Model im Dachsteiger-Wengert. „Wein, Weib and the party goes on“ signalisiert auch in Worten, was die Taurus-Fans entzückt. Sogar der gute alte Goethe wird bemüht („. . . denn wer nicht trinkt und wer nicht küsst, der ist so gut wie tot.“). Zwischen Veranstaltungshinweisen und Willkommensgrüßen setzt die „Bildergalerie“ noch eins drauf. Model Jenny in aufreizender Pose auf dem Trakschäftsführer Dieter L. Schnitzius. Diese massive Zucker-Dröhnung schmeckt eigentlich nur eisgekühlt. „Die optimale Trinktemperatur liegt bei sechs Grad“, rät Schnitzius. Offensichtlich liegt im eiskalten Konsum eines der Taurus-Geheimnisse. Und einer der Schlüssel für seine Geburt. Denn Schnitzius hat beobachtet, dass junge Leute bevorzugt sehr Kaltes und gerne Süßes trinken. Diesen Markt – „ein Segment, wo viel Geld verdient wird“ – wollte er anzapfen. Um junge Leute von Trend-Drinks wie Rigo oder Asti wegzulocken musste Zucker her, Kälte, ein werbewirksamer Name und eine trendige Verpa- tor, Jenny beim Trauben schnei- Werbeeffekt durchaus positiv. „Ich den, Jenny mit Taurus und Reben- äußere mich zu den Fotos nicht“ – blättern geschmückt. Und so wei- Renate Lösch von den Landfrauen ter. Vierzehn Mal. Und immer ist dazu kein Kommentar zu entlocken. Sie stehe voll hinter Schnitzileicht bekleidet. „Die Landfrauen waren schon us und „wie der das macht, ist seine geschockt“, sagt Hildegard Keil, Sache“, meint sie. „Die Reaktionen von 40Vorsitzende der Landfraubis 50-Jährigen sind teilen Untersteinbach. GeseEDLE weise recht heftig gewehen hat sie die Fotos noch sen“, weiß Rudolf Bort, nicht. Ihre VorstandskolleAufsichtsratsvorsitzender gin Hannelore Kraft dageder WG Heuholz. Er selbst gen schon.„Mittlerweile sehat jedoch „absolut kein hen’s die meisten nimmer Problem damit“. In jedem so eng“, meint sie, gibt aber Zeitschriftenladen könne zu bedenken, dass das „äl„jedes Kind Schlimmeres tere WG-Kunden vielleicht auch abschrecken könnte“. Nicht angucken“. Dass solche Fotos „in so eng sieht’s auch ihr Mann Hart- der heutigen Werbung gang und mut Kraft, Vorstandsmitglied der gäbe sind“, darauf verweist VorWG Heuholz. „Da lacht man mehr standsvorsitzender Rudolf Böhrindarüber“, meint er und sieht den ger. Vorstand und Aufsichtsrat hätten die Homepage zwar nicht angeregt, „aber wir verhindern’s auch ckung. „Zwei Flaschen sind kein nicht“, sagt er. Problem“, lobt Schnitzius die Als Taurus-Fan outet sich auf HZ„gute Verträglichkeit“. OffenNachfrage auch Pfedelbachs Bürsichtlich hat er den Nerv der Jugermeister Torsten Kunkel. Von der gend getroffen. „Der Taurus läuft Internet-Seite hat er „nur gehört“. unglaublich, das ist mir fast unNoch während unseres Telefongeheimlich.“ Und er setzt noch sprächs klickt er die Seite an. „Oh, eins drauf: „Ich fürchte für den das ist schon heftig, wie die da auf Taurus keine Wein-Konkurrenz, dem Traktor liegt, das würd’ ja sodie walzen wir alle nieder.“ gar in den Playboy reinpassen,“ so Allerdings rechnet er mit sein spontaner Kommentar. Doch „Trittbrettfahrern“. Der Erfolg für die Taurus-Zielgruppe sei’s lässt den „Stier“- Kämpfer nicht durchaus angemessen. ruhen. Schon denkt er an ein „Da gibt’s nur Freund oder Feind, Six-Pack: „Wenn ich’s hinkrieg’, das teilt sogar Familien“, sagt Diemach ich’s.“ Und auch „Chéri“, ter L. Schnitzius, umtriebiger Gedie Taurus-Ergänzung in Weiß, schäftsführer der WG Heuholz und ist längst in der Mache. (ko) Erfinder des Taurus. Welchen Anteil hat er an der umstrittenen Tau- Mit nackten Tatsachen rührt der Taurus-Fanclub die Werbetrommel. Solche und ähnliche Fotos sind auf seiner Internetseite zu sehen. (Foto: privat) rus-Homepage? „Sagen wir mal so: Ich hab’s nicht verhindert“, schmunzelt er und freut sich, dass der werbewirksame Auftritt die WG nichts gekostet hat. Für Gestaltung und Umsetzung war vor allem Michael Grosch vom Taurus-Fanclub verantwortlich. „Ich wollte schon immer was mit Wein und Erotik machen“, sagt der. Letzlich entstanden sei die Homepage-Idee in weinseliger Runde auf dem Heuholzer Weinfest. Bei ihm hat sich noch niemand über die freizügigen Bilder beklagt. „Ob alt, ob jung, ich hab’ nur Positives gehört“, so Grosch. a Wer sich ein Urteil bilden will: www.taurus-fanclub.de