Bankmanagement I
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Bankmanagement I - Vorlesung im SS 2011 - Prof. Dr. Rainer Elschen Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Gli d Gliederung 1 Übersicht 2 A f b Aufgaben, F Funktionen kti und d Zi Ziele l d des Bankensektors B k kt 2.1 Begriffliche Abgrenzung 2.2 Funktionen k von Banken k 2.3 Ziele von Banken 2 4 Leitbild 2.4 L itbild von Banken B k 3 Banken in Deutschland und Europa 3 1 Rahmenbedingungen 3.1 3.2 Überblick über das Bankensystem in Deutschland 3.2.1 3.2.2 3.2.3 3.2.4 Zentralbanksystem Finanzkrise und Zentralbankenrolle Bankengruppen Banknahe Unternehmungen Prof. Dr. Rainer Elschen -2- Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland 3.4 Entwicklung der Banken aus internationaler Sicht 3.5 Entwicklungstendenzen im Bankenwesen 3.6 Kooperation im Bankgewerbe 3.7 Diskussion um die Universalbank 3.8 Finanzmärkte 4 Bankleistungsangebot 4.1 Commercial Banking g 4.1.1 Kreditgeschäft 4.1.2 Einlagengeschäft 4 1 3 Zahlungsverkehr 4.1.3 Prof. Dr. Rainer Elschen -3- Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Gliederung 4.2 Investment Banking 4.2.1 4.2.2 4.2.3 4.2.4 425 4.2.5 4.2.6 Determinanten der Entwicklung im Investment Banking Mergers & Acquisitions (M&A) Corporate Finance Structured Finance Capital Markets Asset Management 4.3 Eigengeschäfte von Banken Prof. Dr. Rainer Elschen -4- Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Gliederung 5 Bankmarketing 5.1 Grundlagen des Bankmarketing 5.2 Besonderheiten der Bankdienstleistung 5.3 Marketing Mix der Kreditinstitute 5.3.1 5.3.2 5.3.3 5.3.4 5.3.5 Produktpolitik Preispolitik Distributions- und Vertriebspolitik Kommunikationspolitik Interdependenzen p des Marketing-Mix g von Kreditinstituten 5.4 Strategisches Bankmarketing 5.4.1 Portfolio-Analyse 5 4 2 Gap-Analyse 5.4.2 Gap Analyse 6 Bankorganisation Prof. Dr. Rainer Elschen -5- Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Thematische Schwerpunkte im Bankmanagement Wesen von Banken Struktur des Bankensystems y in Deutschland und Europa Rechtliche Rahmenbedingungen Rechnungswesen der Bank Bankmarketing Internes Rechnungswesen (⇒ Bankkalkulation) Bankleistungsangebot Externes Rechnungswesen a) Commercial Banking b) Investment Banking (Gesamt-)Banksteuerung Management von Marktrisiken Bankorganisation Bankmanagement II Bankmanagement I Prof. Dr. Rainer Elschen -6- Kreditrisikokosten Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 1 Übersicht Behandelte Fragen in der Veranstaltung Bankmanagement I 9 Was ist eine Bank und warum gibt es sie? (Kapitel 2) 9 In welchem Marktumfeld existieren Banken? (Kapitel 3) 9 Welches W l h L Leistungsspektrum i t kt decken d k Banken B k ab? b? (Kapitel (K it l 4) 9 Was sind die Besonderheiten des Marketing im B k Bankensektor? kt ? (Kapitel (K it l 5) 9 Welche bankspezifischen Organisationsprobleme gibt es und wie können Lösungen aussehen? (Kapitel 6) Prof. Dr. Rainer Elschen -7- Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2 Aufgaben, Funktionen und Ziele des Bankensektors ¾ Prof. Dr. Rainer Elschen Verweis zu Übungsaufgaben 1 und 2 -8- Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2 Aufgaben, Funktionen und Ziele des Bankensektors Legaldefinition nach §1 Abs. 1 KWG: “Kreditinstitute sind Unternehmen, die Bankgeschäfte gewerbsmäßig oder in einem Umfang betreiben, betreiben der einen in kaufmännischer Weise eingerichteten Geschäftsbetrieb erfordert.” Aufgabenbereiche der Bank sind Geschäfte im Sinne des §1 Abs.1 KWG: - - das das das das das das Einlagengeschäft Kreditgeschäft Diskontgeschäft Darlehenserwerbsgeschäft Finanzkommissionsgeschäft Depotgeschäft Prof. Dr. Rainer Elschen -9- - das Investmentgeschäft das Garantiegeschäft das Girogeschäft das Emissionsgeschäft das Geldkarten- und Netzgeldgeschäft Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.1 Begriffliche Abgrenzung (1) • Traditioneller Bankbegriff: Unternehmung, g, deren Leistungsziel g ausschließlich oder vorrangig g g in der Gewährung von Krediten besteht und die sich die hierfür benötigten Mittel durch Kreditaufnahmen beschafft („Kreditinstitut“). („Kreditinstitut ). => > Bank als „Kreditautomat „Kreditautomat“ • Struktureller Bankbegriff: g Bankbetrieb als System zweckmotivierter Handlungen (Entscheidungen), in dem auf der Basis bestimmter Zielsetzungen di bankbetrieblichen die b kb t i bli h P d kti Produktionsfaktoren f kt zu Bankmarktleistungen B k ktl i t kombiniert werden. => viel weiter als „nur“ Kreditgeschäft Prof. Dr. Rainer Elschen - 10 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.1 Begriffliche Abgrenzung (2) • Systemorientierter S stemo ientie te Bankbegriff Bankbeg iff Bankbetriebe als offene sozio-technische Systeme, die mit ihrer Umwelt durch ein Netz von Transaktionsbeziehungen g bzw. Interaktionen verbunden sind. Das Verhalten des Bankbetriebs als Funktion von betrieblichen Faktoren und Umweltfaktoren. Äußere Faktoren Ziele des Bankbetriebs Bankbetriebliche Organisation Prof. Dr. Rainer Elschen Entscheidungen Betriebliche Faktoren - 11 - Konkretes Verhalten des Bankbetriebs Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.1 Begriffliche Abgrenzung (3) Elementare Bestimmungsbereiche des bankbetrieblichen Leistungspotentials sind: - d der technisch-organisatorische t h i h i t i h Bereich B i h (TOB), (TOB) der d di Struktur die St kt und d das d sachliche sowie räumliche Zusammenwirken der Elementarfaktoren erfasst, - der liquiditätsmäßig-finanzielle Bereich (LFB) als gedankliche Einheit aller Dispositionen und Transaktionen finanzieller Art, der im wesentlichen l h d Nutzung des die d monetären Faktors k umschließt, hl ß und d - der geschäftspolitische Bereich (GPB) als gedankliche Einheit aller Überlegungen und Maßnahmen zur Formulierung der Zielkonzeption, der strategischen Grundsätze und der Ziel-Strategie-Kontrolle. Prof. Dr. Rainer Elschen - 12 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.2 Funktionen von Banken (1) Li idi ä Liquiditätsausgleichsfunktion: l i h f k i Überbrückung von - qualitativen qualitativen, - räumlichen - und zeitlichen Friktionen des Geldstroms, als Spiegelbild des Wertestroms von Sachgütern und Dienstleistungen. ª Elementarfunktionen der Bank - Prof. Dr. Rainer Elschen Umtauschfunktion Depotfunktion Transportfunktion Finanzierungsfunktion - 13 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.2 Funktionen von Banken (2) Finanzintermediär-Funktion: Mittlerfunktion zwischen Kapitalgebern und –nehmern aufgrund unvollkommener Märkte (insbesondere Transaktionskosten, Transaktionskosten asymmetrische Informationen und Anreizproblematik). • Banken als Resultat von (Finanz (Finanz-)Marktversagen )Marktversagen • keine Existenzberechtigung von Banken auf vollkommenen Kapitalmärkten ¾ Ansätze im Internet Finanzmärkte Kapitalgeber Kapitalnehmer Finanzintermediäre Prof. Dr. Rainer Elschen - 14 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.2 Funktionen von Banken (3) Übernahme allgemeiner Marktfunktionen: • Koordinationsfunktion ( Zusammenbringen“ von Anbietern und Nachfragern) („Zusammenbringen“ • Allokationsfunktion (Ausgleich von Angebot und Nachfrage im Sinne effizienter Allokation) • Auswahlfunktion (Zugangsbeschränkungen für Marktteilnehmer) • Risikoübernahmefunktion (Bank als „Versicherer“) Prof. Dr. Rainer Elschen - 15 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.2 Funktionen von Banken (4) Üb Übernahme h spezieller i ll Transformationsfunktionen: T f ti f kti • Liquiditätstransformation: - Fristentransformation: Umwandlung kürzerfristiger Passiva in längerfristige Aktiva (Positive Fristentransformation) und Transformation längerfristiger Passiva in kürzerfristige Aktiva (Negative Fristentransformation). (Zinsstrukturkurveneffekte) - Losgrößentransformation: L öß t f ti Quantitativer Anpassungsprozess von betragsmäßigen Diskrepanzen zwischen den angebotenen und nachgefragten Mitteln. • Risikotransformation: Ri ik t f ti Durch die Risikostreuung bei Banken: sicherere Geld- und Kapitalanlage als bei unmittelbarer Anlage im Nichtbankenbereich. • Informationsbedarfstransformation: Die üblicherweise erforderlichen Informationen über Existenz und Verlässlichkeit geeigneter Marktpartner reduzieren sich auf die Kenntnis eines geeigneten Fi Finanzvermittlers ittl (V t (Vertrauen!). !) (-> ( Stö Störung d durch h Finanzkrise) Fi k i ) Prof. Dr. Rainer Elschen - 16 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.2 Funktionen von Banken (5) Die sog. Kreditklemme (Credit Crunch) gilt als schwerwiegende Funktionseinschränkung: Finanzkrise traf vor allem große internationale Kreditbanken – stärker direkt betroffen von Engagements in schlechte Papiere – indirekter Einfluss von Abwanderungen der Einlagen -> Refinanzierung am Interbankenmarkt ¾ Kreditklemme wahrscheinlicher für deren Kunden -> Übergang zu Anleihenvermarktung ¾ Kreditklemme bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken wenig wahrscheinlich, aber Großinstitute wie z.B. West LB unterstützungsbedürftig Prof. Dr. Rainer Elschen - 17 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.3 Ziele von Banken (1) Das Zielsystem eines Kreditinstitutes dient dazu, sämtliches Handeln auf einen Punkt – nämlich den Grundauftrag des Kreditinstitutes – auszurichten. Dabei sind interne und externe Einflüsse und Restriktionen zu beachten. Ziele erfüllen damit neben der Funktion als Leitlinien für die Realisation in Form von Maßnahmen eine Steuerungsfunktion während des Managementprozesses. Damit Ziele als Grundlage für die Planung dienen können, ist es wichtig, dass sie operational, durchsetzbar, in sich konsistent und vollständig sind. Zielkonflikte sollten weitgehend vermieden werden. Ziele sollten in einem Zielsystem zueinander in Beziehung gesetzt werden. Prof. Dr. Rainer Elschen - 18 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.3 Ziele von Banken (2) Sachziele: Gegenstand des Unternehmens Absatz der zu erstellenden Dienstleistung am Markt Formalziele: Erwerbswirtschafliches Ziel Öffentlicher Auftrag Förderauftrag Rendite /Gewinn Optimiertes Verhältnis Nebenbedingung Liquidität Erfolgsrisiko ((Sicherheit)) Marketingziele Produktivitätsziele etc. Marketingziele, etc Prof. Dr. Rainer Elschen - 19 - • Risikotragfähigkeit • Risikopräferenz • Risikoregulierung Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.3 Ziele von Banken (3) • Monetäre Ziele: – Gewinn- und Rentabilitätsziele (einschl. Shareholder Value) Nebenbedingungen: b b d – Liquidität – Sicherheit – Ordnungsmäßigkeit (Compliance) • Nichtmonetäre Ziele: – – – – – Image Marktmacht Unabhängigkeit Soziale Ziele Auftragsziele g ((öffentlicher Auftrag, g, Förderauftrag) g) Prof. Dr. Rainer Elschen - 20 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.3 Ziele von Banken (4) Strategische Herausforderungen nach McKinsey 7S--Framework 7S Structure Strategy Systems Shared Values Style Skills Staff Prof. Dr. Rainer Elschen - 21 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.4 Leitbild von Banken • Rund 70 % der Banken haben ein Leitbild, aber nur die Hälfte nutzt es als Richtschnur für die eigene Kommunikation. • Banken Banken, die sich nach ihrem Leitbild richten, richten kommunizieren deutlich offensiver. Ihre Kommunikationsaktivität ist im Durchschnitt um 25 % höher als die der anderen. • Erfolgsfaktoren in der Unternehmenskommunikation 1. 2. 3. 4 4. 5. Kommunikation am Leitbild ausrichten und regelmäßig prüfen. Kommunikation abteilungsübergreifend koordinieren. Markenphilosophie entwickeln und intern verankern. Proaktive und regelmäßige Medienarbeit betreiben. betreiben Alle Kommunikationsaktivitäten kontrollieren und darüber steuern. Prof. Dr. Rainer Elschen - 22 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.4 Leitbild von Banken/ Beispiel Commerzbank-Konzern (Fassung 1994) I I. U Unternehmen, t h T Tradition diti und d Ziele Zi l In der weltoffenen Tradition unserer Bank fühlen wir uns unseren Kunden partnerschaftlich verpflichtet. II. Gesellschaftliche Verantwortung Wir bekennen uns zu den Prinzipien des fairen Wettbewerbs auf Basis der sozialen Marktwirtschaft und einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung. III. Partnerschaftliche Kundenbeziehung Im Mittelpunkt unserer unternehmerischen Strategien und Konzepte steht der Kunde. Kunde IV. Unternehmerisches Handeln Auf allen Ebenen der Bank steht unternehmerisches Denken und Handeln im Vordergrund. V. Führung und Zusammenarbeit Unsere Mitarbeiter bestimmen durch ihre Leistung entscheidend den Unternehmenserfolg. Alle Mitarbeiter sind sich bewusst, dass sie dazu b i beitragen, das d Bild d der B Bank k iin der d Öffentlichkeit Öff li hk i zu prägen. ä VI. Konzernsteuerung, Kommunikation und Organisation Die Kommunikation in der Commerzbank vollzieht sich offen und vermittelt Zielsetzungen Grundsätze und Wertmaßstäbe nach innen und außen. Zielsetzungen, außen Prof. Dr. Rainer Elschen - 23 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.4 Leitbild von Banken / Beispiel Commerzbank-Konzern (Fassung 2005) I Unsere I. U Beziehung B i h zu Kundinnen K di und d Kunden K d - Wir Wir Wi Wir Wir sind sind sind i d sind partnerschaftlich. initiativ. i innovativ. ti qualifiziert. II. Unsere Strategie - Wir Wir Wir Wir sind sind sind sind präsent. kompetent. ergebnisorientiert. selbstständig. III. Unsere Mitarbeiterinnen, unsere Mitarbeiter - Wir Wir Wir Wir sind sind sind sind fair. fair zielorientiert. flexibel. konstruktiv. Prof. Dr. Rainer Elschen - 24 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.4 Leitbild von Banken / Beispiel Deutsche Bank (Fassung 2005) Prof. Dr. Rainer Elschen - 25 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 2.4 Leitbild von Banken Die Leitlinien sind eingerahmt von den Grundlagen der Bank, in denen detaillierte Vorgaben zu weiteren regelungs regelungs- und ausrichtungsbedürftigen Bereichen, wie: • • • • • • • • • • • • • • der unternehmerischen Unabhängigkeit, der globalen Präsenz und regionalen Schwerpunktsetzung, Schwerpunktsetzung der gesellschaftlichen Verantwortung, dem Beitrag zur Funktionsfähigkeit der Finanzmärkte, dem Slogan (“Die ( Die Bank an Ihrer Seite“), Seite ), dem zielgruppenorientierten Marketing, dem ertragsorientierten Wachstum als Ziel, der Lernbereitschaft bei Fehlern und Irrtümern, dem Führen durch Vorbild und Überzeugung, dem Teamgeist und den Freiräumen, der Zusammenarbeit zwischen den Gremien, der Konzernsteuerung, dem Controlling und dem Verhältnis zu modernen Techniken gegeben werden. Prof. Dr. Rainer Elschen - 26 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Büschgen, Hans E. / Börner, Christoph J.: Bankbetriebslehre, 4. neu überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart, 2003, S. 7-27 / S. 40-54. • Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: Bankbetriebslehre, 5. überarbeitete Auflage, Berlin u.a., 2010, S. 1-26. • Süchting, Joachim / Stephan, Paul: Bankmanagement, 4. vollständig neu konzipierte und wesentlich erweiterte Auflage, f Stuttgart, 1998, S. 3-26 / S. 721-729. Prof. Dr. Rainer Elschen - 27 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3 Banken in Deutschland und Europa Prof. Dr. Rainer Elschen - 28 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.1 Rahmenbedingungen (1) Bankleistungen Primär (Markt) Primärleistungen nach h Bilanzwirksamkeit S k dä l i t Sekundärleistungen nach h Kundenbedürfnissen nach h Kundengruppen • Aktivleistungen • Finanzierungs- • Firmengeschäft • Passivleistungen • Anlage- und • Individualgeschäft • Dienstleistungen • Zahlungsverkehrsf ilität fazilitäten • Mengengeschäft • Sonstige Bankleistungen Prof. Dr. Rainer Elschen - 29 - Interbankleistungen Eigenleistungen Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.1 Rahmenbedingungen (2) Rahmen bankbetrieblicher Leistungen Interne Rahmenbedingungen Externe Rahmenbedingungen Zielsystem Rechtliche Regelungen für die Tätigkeit der Bankbetriebe Bankbetriebliche Einsatzfaktoren Bankenaufsicht Code of Conduct Prof. Dr. Rainer Elschen Wettbewerbssituation - 30 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2 Überblick über das Bankensystem in Deutschland Europäische Zentralbank Ausland Deutsche Bundesbank “Bank Bank der Banken Banken” (= Liquiditätsinstanz); Steuerung des Geldvolumens der Wirtschaft Universalbanken Spezialbanken • Kreditbanken (Großbanken, Regionalbanken, Privatbanken, Zweigst ausl Zweigst. ausl. Inst Inst.)) • Pfandbriefbanken • Sparkassen/Giroztrl. • Kreditinstitute mit Sonderaufgaben • Genossenschaftsbanken/gen Zentralb banken/gen. Zentralb. • Teilzahlungsbanken • Investmentgesellschaften • Bausparkassen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BAFin) Überwachung der Einhaltung der Vorschriften des KWG Prof. Dr. Rainer Elschen - 31 - Tochterbanken deutscher Bankkonzerne (einschließlich Filialen und Niederlassungen deutscher Banken) Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.1 Zentralbanksystem (1) Das Europäische System der Zentralbanken (ESZB) besteht aus der Europäischen Zentralbank (EZB) und den nationalen Zentralbanken der EUMitgliedstaaten. Leitung erfolgt durch Beschlussorgane der EZB (EZB-Rat und Direktorium). Direktorium) Grundlegende Aufgaben des ESZB: • Festlegung und Ausführung der Geldpolitik • Durchführung von Devisengeschäften • Halten/Verwalten der offiziellen Währungsreserven der Mitgliedsstaaten • Förderung der Funktionsfähigkeit der Zahlungssysteme Geldpolitisches Instrumentarium: • Durchführung von Offenmarktgeschäften • Angebot ständiger Fazilitäten • Erhebung von Mindestreserven Prof. Dr. Rainer Elschen - 32 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.1 Zentralbanksystem (2) Geldpolitisches Instrumentarium des Eurosystems Offenmarktgeschäfte g Ständige g Fazilitäten Hauptrefinanzierungs refinanzierungsinstrument Feinsteuerungsg operationen Spitzenrefinanzierungs refinanzierungsfazilität Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte Strukturelle Operationen Einlagefazilität Mindestreserve Prof. Dr. Rainer Elschen - 33 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.1 Zentralbanksystem (3) L it i Leitzinsen als l geldpolitisches ld liti h Instrument I t t Begriff Leitzinsen: • Zinsen, Zinsen die von einer Zentralbank festgesetzt werden werden. • Signalisieren den von der Zentralbank angestrebten geldpolitischen Kurs; d.h. Anhebung (Senkung) eines Leitzinses. • Restriktive (expansive) Geldpolitik = Leitzinserhöhung ((-senkung) senkung) Leitzinsen der EZB: • Satz der Einlagenfazilität • Satz der Spitzenrefinanzierungsfazilität • Offenmarktgeschäfte: - Hauptrefinanzierungsgeschäft - Längerfristige Refinanzierungsgeschäfte • Basiszinssatz der Deutschen Bundesbank (ehemaliger Diskontsatz) Prof. Dr. Rainer Elschen - 34 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.1 Zentralbanksystem (4) L it i Leitzinsen der d EZB (1) 1. Satz der Einlagenfazilität (deposit facility): • K Kontinuierliche ti i li h Mö li hk it der Möglichkeit d B k Banken, zu diesem di Zi Zinssatz t ZentralbankZ t lb k guthaben bis zum nächsten Geschäftstag anzulegen (Übernachtgut guthaben). • „Habenzins“ bildet im Allgemeinen die Untergrenze für den Tagesgeldsatz am Geldmarkt. Geldmarkt Geld 2. Satz der Spitzenrefinanzierungsfazilität (marginal lending facility) (vergleichbar mit dem früheren Lombardsatz) : • Ständige Fazilität, über die sich die Banken gegen refinanzierungsfähige Sicherheiten (!) Liquidität für einen Geschäftstag (Übernachtkredit kredit) beschaffen können. • „Sollzins“ bildet im Allgemeinen die Obergrenze für den Tagesgeldsatz am Geldmarkt. Geld Prof. Dr. Rainer Elschen - 35 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.1 Zentralbanksystem (5) Leitzinsen der EZB (2) 3. Hauptrefinanzierungsgeschäft (main refinancing operations) (vergleichbar mit dem früheren Wertpapierpensionsgeschäft) : • Regelmäßiges Offenmarktgeschäft in Form befristeter Transaktionen zur revolvierenden kürzerfristigen Bereitstellung von Bankenliquidität. Bankenliquidität • Angebote im wöchentlichen Rhythmus mit zwei Wochen Laufzeit. • Gewährung von Krediten seitens der Notenbank gegen Verpfändung von refinanzierungsfähigen Sicherheiten (Pfandkredit). • Wichtigstes geldpolitische Instrument der EZB zur Steuerung von Zinsen und Liquidität am Geldmarkt. Prof. Dr. Rainer Elschen - 36 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.2 Finanzkrise und Zentralbankenrolle (1) Kreditvergabeprozess (störungsfrei) Prof. Dr. Rainer Elschen - 37 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.2 Finanzkrise und Zentralbankenrolle (2) Kreditvergabeprozess (Störung Finanzkrise) Prof. Dr. Rainer Elschen - 38 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.2 Finanzkrise und Zentralbankenrolle (3) Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Kreditvergabe • Banken gewährleisten durch die Kreditvergabe den reibungslosen Fluss des gesamtwirtschaftlichen Geldstroms durch folgende g g Funktionen: − Fristentransformation − Risikotransformation − Losgrößentransformation g • Für die Sicherstellung der Funktionstüchtigkeit des Wirtschaftssystems kommt der Liquiditätsversorgung der Volkswirtschaft durch die Kreditinstitute eine entscheidende Bedeutung g zu. • Als Hüter der Volkswirtschaft ist der Staat deshalb in der Verantwortung, die Voraussetzungen für die problemlose Ausübung dieser Funktion zu schaffen bzw. aufrecht zu erhalten. Prof. Dr. Rainer Elschen - 39 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.2 Finanzkrise und Zentralbankenrolle (4) Bedeutung Kreditgeschäft aus Bankensicht • Das deutsche Banksystem ist ein Universalbanksystem. • Der Ertrag der Banken ist stark vom Kreditgeschäft abhängig: • ¾ Zinsüberschuss entspricht gut 70% der Überschüsse Ü aus op. Geschäft* ¾ Firmenkundenkreditgeschäft macht ca. 60% aller Kredite aus* Kredite sind aus Bankensicht Zuführprodukte für andere Produkte (Cross Selling) Fazit: Die Bedeutung der Kreditvergabe ist auch aus Bankensicht hoch! *Quelle: Deutsche Bundesbank 2008 (Monatsbericht Februar 2008) Prof. Dr. Rainer Elschen - 40 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.2 Finanzkrise und Zentralbankenrolle (5) Deshalb: Stützungsmaßnahmen Zentralbank während Krise • In erster Linie: – • Leitzinssenkung von 4,25% auf 1,00% Zusätzlich: – – – Festzinstender d b bei Hauptrefinanzierungsgeschäften f h f (vollständige ( ll d Zuteilung l d der gewünschten Liquidität) Lockerungen bei der Hinterlegung von Sicherheiten Erstmals direkter Eingriff in den Markt durch Ankauf bankbegebenen Covered Bonds ( f db f ) im Volumen (Pfandbriefe) l von 60 Mrd. d EUR. Ergebnis: g sichergestellt, g , Zinssenkungen g kommen beim Kreditkunden an – Bankenrefinanzierung – Pfandbriefankaufaktion war sehr erfolgreich In Summe waren die geldpolitischen Maßnahmen erfolgreich! Prof. Dr. Rainer Elschen - 41 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.3 Bankengruppen (1) D d Das deutsche t h Bankensystem B k t Universalbanken Spezialbanken Kreditbanken Realkreditinstitute Sparkassen Girozentralen Bausparkassen Direktbanken Genossenschaftsbanken Gen. Zentralbanken Kapitalanlagegesellschaften Wertpapiersammelbanken Kreditinstitute mit S d Sonderaufgaben f b Prof. Dr. Rainer Elschen - 42 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.3 Bankengruppen (2) • Universalbanken • Kreditbanken – Großbanken – Regionalbanken und sonstige Kreditbanken – Zweigstellen ausländischer Banken – Privatbanken P i tb k • Sparkassensektor – Dreistufiges Verbundsystem – Regionalprinzip • Genossenschaftssektor – Größtenteils dreistufiges Verbundsystem – Förderauftrag Prof. Dr. Rainer Elschen - 43 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.3 Bankengruppen (3) Zahl der Universalbanken und deren Bankstellen Bankengruppe Kreditbanken Zahl der Institute Zahl der Bankstellen 373 18,32% 11.322 30,08% 12 0 59% 0,59% 485 1 29% 1,29% 446 21,91% 13.624 36,19% 2 0,10% 11 0,03% Kreditgenossenschaften 1.203 59,09% 12.201 32,41% Gesamt 2.127 100,0% 43.434 100,0% Landesbanken Sparkassen Genossenschaftliche Zentralbanken Quelle: Deutsche Bundesbank (2007), Stand: 31.12.2007 Prof. Dr. Rainer Elschen - 44 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.3 Bankengruppen (4) • Spezialbanken • Realkreditinstitute – Private Hypothekenbanken – Öffentlich-rechtliche Grundkreditanstalten • Teilzahlungsbanken g – Spezialisierte Institute des kurz- und mittelfristigen Kredits – Vorwiegend Konsumentenfinanzierung • Investmentgesellschaften – Anlage des ihnen anvertrauten Geldes in eigenem Namen für gemeinschaftliche Rechnung g g in Wertpapieren, p p , Grundstücken und Erbbaurechten – Grundsatz der Risikostreuung Prof. Dr. Rainer Elschen - 45 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.3 Bankengruppen (5) • Kreditinstitute mit Sonderaufgaben – Unterschiedlich strukturierte Aufgabengebiete u. a.: – Deutsche Ausgleichsbank (DtA, früher Lastenausgleich, heute Existenzgründungen) – Ausfuhrkredit Gesellschaft mbH (AKA) – Landwirtschaftliche Rentenbank • Bausparkassen – Ansammlung von Sparbeiträgen in einem Zuteilungsfond, aus dem nach einem bestimmten Plan unter Einhaltung bestimmter Mindestfristen außer den Spargeldern Hypothekendarlehen zugeteilt werden. Prof. Dr. Rainer Elschen - 46 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.3 Bankengruppen (6) Verstaatlichung der Banken als Antwort auf die Finanzkrise ? • Ein mehr an Regulierung ist nicht immer gut, Regulierungsfehler haben die Krise mit verursacht. • Zu Z einem i mehr h an Regulierung R li kommt k t es durch: d h – Systemwechsel hin zu einer Zentralverwaltungswirtschaft g g – oder durch eine wie von den Linken vorgeschlagene „Vergesellschaftung des Finanzsektors“ Prof. Dr. Rainer Elschen - 47 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.4 Banknahe Unternehmen (1) • Finanzunternehmen (§ 1 Abs. 3 KWG): – Leasing-Gesellschaften – Factoring-Gesellschaften Facto ing Gesellschaften – Beteiligungsgesellschaften Kreditkarten-Institute Institute und Zahlungsverkehrsinstitute – Kreditkarten – Wertpapierdienstleistungsunternehmen – Vermögensverwaltungsgesellschaften – Corporate Finance-Unternehmungen – Forfaitierungsgesellschaften – Sortenhandelsunternehmen S t h d l t h • Versicherungsunternehmungen Prof. Dr. Rainer Elschen - 48 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.2.4 Banknahe Unternehmen (2) Aufgrund der Artverwandtheit des Leistungsangebots liegen zahlreiche Beteiligungen im Sinne von Mutter-Tochter-Beziehungen zwischen Kreditinstituten und Unternehmungen des banknahen Sektors vor. Nach einer Funktionsbetrachtung kann grundsätzlich jeder bankähnliche Geschäfte durchführen: Industrieunternehmungen g z.B. durch Lieferantenkredite, Privatleute z.B. durch “Freundschaftskredite” u. s. w. Solche banknahen Unternehmungen (z.B. Private Equity Fonds) rücken in die Nähe der Bankleistungen, ohne von den aufsichtsrechtlichen Kosten und Beschränkungen betroffen zu sein (Kostenvorteile). Prof. Dr. Rainer Elschen - 49 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Zusammenarbeit der Universalbanken mit Finanzintermediären Sparkassen und Landesbanken Kreditbanken Hypothekenbanken Bausparkassen Versicherungen Kapitalanlagegesellschaften Leasinggesellschaften Prof. Dr. Rainer Elschen • Eurohypo AG Kreditgenossenschaften und Zentralbanken • Deutsche GenossenschaftsHypothekenbank AG - • Münchener Hypothekenbank • Deutsche Bank Bauspar AG • Vereinsbank Victoria Bauspar AG • Volksfürsorge • Allianz AG • Landesbausparkassen • Bausparkasse Schwäbisch Hall AG • 12 öffentliche Versicherergruppen • R+V Versicherung AG • DekaBank • Union Investment Gruppe • Deutsche Leasing • VR Leasing AG • DWS Investments • Cominvest (ADIG) • Capital Invest • Deutsche Immobilien Leasing GmbH • DISKO Leasing GmbH - 50 - Quelle: H Hartmann-W Wendels, Pfiingsten, We eber (2007) 3.2.4 Banknahe Unternehmen (3) Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Becker, Paul / Peppmeier, Arno: Bankbetriebslehre, 7. aktualisierte Auflage, Ludwigshafen, 2008, S. 70-114. • Boland, Tobias: Die Auswirkungen der Finanzkrise auf die Unternehmensfinanzierung und das Kreditvergabeverhalten deutscher Banken, in: Elschen, Rainer/Lieven, Theo (Hrsg. 2009) Der Werdegang der Krise, Wiesbaden, 2009, S. 165-196. • Büschgen, Hans E.: Bankbetriebslehre, Bankgeschäfte f und Bankmanagement, 5. Auflage, Wiesbaden, 1998. • Büschgen, Hans E. / Börner, Christoph J.: Bankbetriebslehre, 4. neu überarbeitete b und d erweiterte Auflage, fl Stuttgart, 2003, 2003 S. 55-96. 9 • Eilenberger, Guido: Bankbetriebswirtschaftslehre, Grundlagen – Internationale Bankleistungen – Bank-Management, 7. durchgesehene Auflage, München u.a., 1997 S. 1997, S 119-161. 119 161 • Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: Bankbetriebslehre, 5. überarbeitete Auflage, Berlin u.a., 2010, S. 29-64. Prof. Dr. Rainer Elschen - 51 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Süchting, Joachim / Stephan, Paul: Bankmanagement, 4. vollständig neu konzipierte und wesentlich erweiterte Auflage, Stuttgart, 1998, S. 30-34 / S. 58-77 / S. 140-196. Prof. Dr. Rainer Elschen - 52 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland (1) Zahl der Banken ist rückläufig. Entwicklung der Gesamtzahl der Kreditinstitute 4000 3500 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 Quelle: Deutsche Bundesbank (2009), Stand: 31.12.2008 Prof. Dr. Rainer Elschen - 53 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland (2) Die zehn größten Bankkonzerne Deutschlands Bilanzsumme (Mio. €) (2008) Mitarbeiter Deutsche Bank AG 2.202.423 80.456 Commerzbank AG 625.196 43.169 Bayerische Hypo- und Vereinsbank AG 458.602 24.638 Landesbank Baden-Württemberg 447.932 13.366 DZ Bank AG 427.090 26.642 Bayerische Landesbank 421.666 20.825 Dresdner Bank AG 420.961 23.295 Hypo Real Estate Holding AG 419.654 1.786 KfW Bankengruppe 394.800 4.228 West LB 288.122 5.957 Prof. Dr. Rainer Elschen - 54 - Quelle: D Die Bank (20 008), Stand: 31.12.200 07 Institut Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland (3) • Konzentrationstendenzen Zusammenschlüsse und feindliche Übernahmen führen im Bankwesen zu größeren Einheiten. Einheiten Folge: Steigende Gewinne durch Synergieeffekte. - Fusionen im Genossenschaftssektor Aufgrund starker Verwurzelung mit traditionellen Geschäften großer Margendruck und damit Ergebnisrückgang => Konzentrationsprozess im Genossenschaftswesen [von 3000 auf 1183 (Stand Aug. 2009) Institute]. Durch Fusionen sind größere Einheiten entstanden, wobei die durchschnittliche Bilanzsumme von 60 auf 680 Mio. EUR stieg. Prof. Dr. Rainer Elschen - 55 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland (4) - Fusionen im Sparkassensektor Zahl soll von 432 (Aug. 2009) innerhalb der nächsten Jahre auf 350 sinken. sinken Auch bei Sparkassen Ertragsrückgänge, jedoch gemessen an der Bilanzsumme mit einem Marktanteil von ca. ca 37 % eine starke Marktposition in Deutschland. Tiefgreifende g Veränderungen g durch die Modifizierung g der Anstaltslast und den Wegfall der Gewährträgerhaftung. Diskussion über die Möglichkeit neuer Rechtsformen im Bereich der Landesbanken. Prof. Dr. Rainer Elschen - 56 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland (5) - Fusionen im Kreditbankensektor Auch bei den Kreditbanken deutlicher Trend zu größeren Einheiten ungebrochen. ungebrochen (z.B. Zusammenschluss der Bayerischen Vereinsbank und der Bayerischen Hypotheken– und Wechselbank zur HypoVereinsbank) Deutsche Bank verbreitet ihre internationale Basis konsequent (Verschmelzung mit Bankers Trust); einzigste Bank in Deutschland die als „Global Global Player Player“ bezeichnet werden kann kann. Trend zur Allfinanz (z.B. Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz) Prof. Dr. Rainer Elschen - 57 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland (6) • Geschäftsvolumen deutlich erhöht • Aktuell Rückgang bedingt durch Finanzkrise Entwicklung des Geschäftsvolumens der Banken in Deutschland In Mrd. EUR 9000 8000 7000 6000 5000 4000 3000 2000 1000 0 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 Quelle: Deutsche Bundesbank Prof. Dr. Rainer Elschen - 58 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland (7) • Starkes St k W Wachstum h t d der G Geschäftsvolumen; häft l Sparkassenbereich Marktführer Prof. Dr. Rainer Elschen - 59 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland (8) • Eigenkapitalquote gestiegen Prof. Dr. Rainer Elschen - 60 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland (9) Unterschiedliche Aktiv- und Passivstruktur der Bankengruppen Aktiva Kreditbanken Landesbanken Sparkassen Genossensch. KreditZentral- genossenbanken schaften Kassenb. und Guthaben bei Zentralnotenbanken Kredite an Banken 0,98% 0,29% 1,80% 0,09% 2,09% 39,41% 55,58% 22,64% 68,45% 24,88% Kredite an Nicht-Banken 50,81% 39,13% 71,90% 22,70% 68,57% 4 06% 4,06% 1 89% 1,89% 1 57% 1,57% 5 50% 5,50% 1 55% 1,55% 4,74% 3,02% 2,08% 3,26% 2,95% Beteiligungen Sonstige Aktiva Prof. Dr. Rainer Elschen - 61 - Quelle: Deutsche Bu undesbank (2 2006e) • Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Passiva Kreditbanken Landesbanken Sparkassen Genossensch. Zentralbanken Kreditgenossenschaften Einlagen von Banken 37,36% 34,40% 21,69% 59,71% 12,96% Einlagen von Nichtbanken 38,89% 23,73% 64,70% 15,77% 71,50% Inhaberschuldver. im Umlauf 11,08% 33,30% 4,23% 15,12% 5,38% 4,94% 4,38% 5,00% 4,69% 5,67% 7,73% 4,19% 4,38% 4,72% 4,49% Eigenkapital Sonstige Passiva Prof. Dr. Rainer Elschen - 62 - Quelle e: Deutsche B Bundesbank ((2006e) 3.3 Entwicklung der Banken in Deutschland (10) Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.4 Entwicklung der Banken aus internationaler Sicht (1) Europäischer Pass (1) • Mit der Umsetzung der zweiten Bankrechtskoordinierungsrichtlinie in deutsches Recht wird der sog. sog “Europäische Europäische Pass Pass“ für Kreditinstitute mit Sitz in einem Mitgliedstaat der EG eingeführt. Gemäß § 24 a KWG hat lediglich eine Anzeige an die BaFin und die Bundesbank zu erfolgen. erfolgen • Das KWG geht vom Prinzip der Heimatlandkontrolle aus, d.h. eine Beaufsichtigung erfolgt durch die Behörde des Landes, indem ein Kredit Kreditoder Finanzdienstleistungsinstitut seinen Hauptsitz hat. (Herkunftsmitgliedsstaat) • Nach dem Europäischen Pass darf ein Institut in allen Ländern der EU (Aufnahmemitgliedsstaaten) ohne eine eigenen Zulassung durch die Gastlandbehörde Zweigstellen errichten. Prof. Dr. Rainer Elschen - 63 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.4 Entwicklung der Banken aus internationaler Sicht (2) Europäischer Pass (2) Ein Institut besitzt den Europäischen Pass unter folgenden Voraussetzungen: • Das Institut ist ein Einlageninstitut, Wertpapierhandelsunternehmen oder E-Geld-Institut und hat seinen Sitz in einem Land der EU, • ist durch die dortige nationale Bankenaufsicht zugelassen und wird durch sie beaufsichtigt • und verfügt über ein den harmonisierten EU-Vorschriften entsprechendes Eigenkapital. Prof. Dr. Rainer Elschen - 64 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.4 Entwicklung der Banken aus internationaler Sicht (3) E Europäischer äi h P Pass (3) Der Europäische Pass umfasst folgende Geschäfte: • Bankgeschäfte gem. § 1 KWG mit Ausnahme des Investmentgeschäfts • Geschäfte von Finanzunternehmen im Sinne des § 1 Abs. 3 KWG mit Ausnahme von Aktivitäten als Beteiligungsgesellschaft • Geschäfte von Finanzdienstleistungsinstituten Der Europäische Pass gilt auch für Kredit- und Finanzdienstleistungsinstitute, die selbst nicht das Einlagen- und Kreditgeschäft betreiben, aber Tochterinstitute von Instituten mit Einlagen- und Kreditgeschäft sind. sind (Mutterinstitut muss mit min. 90 % an der Tochter beteiligt sein, für Verbindlichkeiten der Tochter voll haften und die Tochter in die konsolidierte Beaufsichtigung der Mutter einbeziehen) Prof. Dr. Rainer Elschen - 65 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.4 Entwicklung der Banken aus internationaler Sicht (4) Banken im Eurowährungsraum • Durch Binnenmarkt und Währungsunion entsteht ein stärkerer, effizienterer und damit international wettbewerbsfähigerer Finanzsektor in Europa, der sich allerdings zur Zeit noch in der Entwicklungsphase befindet. • Für Fü zahlreiche hl i h europäische äi h Banken B k ist i t die di Zeit Z it für fü europaweite it Mergers M & Acquisitions-Aktivitäten reif. Nach der fortgeschrittenen Konsolidierung auf nationaler Ebene ist für viele Institute die Positionierung im Euro-Währungsraum Euro Währungsraum die nächste Herausforderung. Herausforderung => fortschreitende Integration der Märkte • Bisher moderate M & A-Aktivitäten im Euroraum und Beschränkung auf Fusionen in angrenzende Länder mit vergleichbaren Märkten (z.B. ING und BBL im Beneluxraum oder Merita und Nordbanken in Skandinavien) Vorteil: g geringere g regulatorische, g , politische p und kulturelle Hürden sowie Kostensynergien Prof. Dr. Rainer Elschen - 66 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.4 Entwicklung der Banken aus internationaler Sicht (5) Banken im Eurowährungsraum Wichtige Gründe für M & A-Aktivitäten im Bankensektor: • Erreichen der kritischen Masse für eine Positionierung auf EU-Ebene • Stärkung der Wettbewerbsposition durch höhere Marktanteile • Kostendegression im IT-Bereich und im Großkundengeschäft • Ausschöpfung sich bietender Cross-Selling-Potentiale • Know-how-Transfer • Internationale Expansion und geografische Diversifizierung • Begrenzte Wachstumsmöglichkeiten im Heimatmarkt Prof. Dr. Rainer Elschen - 67 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.4 Entwicklung der Banken aus internationaler Sicht (6) Banken im Eurowährungsraum • Deutsche Banken haben bei dem anstehenden Konsolidierungsprozess eine ungünstige Ausgangsposition. Grund: geringe Ertragskraft im internationalen Vergleich • Börsenbaisse, strategische Fehlentscheidungen, überdurchschnittlich hohe Kreditausfälle und wettbewerbsbedingt niedrige Margen haben Spuren in den Bilanzen der deutschen Bankinstitute hinterlassen. hinterlassen Folge: extrem niedrige Marktkapitalisierung im internationalen Vergleich • D Deutsche h G Großbanken ßb k werden d es schwer h haben, h b eine i aktive ki Rolle R ll bei b i Fusionen einzunehmen - sie werden zu potenziellen Übernahmekandidaten. Prof. Dr. Rainer Elschen - 68 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.4 Entwicklung der Banken aus internationaler Sicht (7) US-Banken reformiert • Das Trennbanksystem in den USA wurde durch den Financial Services Modernization Act hinfällig. hinfällig Damit können die US-Geldinstitute US Geldinstitute über eine Holdingstruktur sämtliche Finanzdienstleistungen aus einer Hand anbieten: Kreditvergabe, Wertpapieremissionen, Versicherungsgeschäfte und Vermögensverwaltung. • Amerikanische Banken verfügen im Vergleich zu ihrer europäischen Konkurrenz über eine weit überdurchschnittliche Eigenkapitalrentabilität. Eigenkapitalrentabilität • Erfolgsfaktoren liegen im breiten Privatkundengeschäft, im Investmentbanking und in der Vermögenslage gehobener Privatkunden. • Das traditionelle Kreditgeschäft mit engen Margen und steigendem Risiko wurde zugunsten wertpapiermäßiger Unterlegung von Finanzierungen ersetzt. ersetzt Prof. Dr. Rainer Elschen - 69 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.4 Entwicklung der Banken aus internationaler Sicht (8) Bankensanierung in Japan • Der Crash am japanischen Aktien- und Immobilienmarkt Anfang der neunziger Jahre hat tiefe Spuren in den Bankbilanzen hinterlassen: Hohe Wertpapierverluste und hohe Wertberichtigungserfordernisse im nationalen und internationalen Kreditgeschäft • Mit verschiedenen hi d M Maßnahmen ß h versucht ht man, die di IInstitute tit t zu sanieren: Man legalisierte Bilanztricks, erlaubte Banken eine Bewertung ihres Immobilienvermögens zu „Marktschätzwerten“ und ihren Wertpapierbesitz zu Einstandskursen. Einstandskursen • Zur Verbesserung der Eigenkapitalbasis gab es öffentliche Rekapitalisierungshilfen. Notleidende Kredite wurden an öffentliche B k Banken abgegeben, b b zusammengebrochene b h Banken B k in i staatliche t tli h Institute überführt. => Durch Fusionen entstanden neue Großbanken; unter den zwanzig größten Banken der Welt befinden sich drei japanische Institute. Prof. Dr. Rainer Elschen - 70 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.5 Entwicklungstendenzen im Bankwesen (1) • Neue Situation für Banken durch veränderter Marktbedingungen Konkurrenz durch Non-/ Nearbanks verbesserte Preistransparenz Folgen der Finanzkrise Kreditinstitute alternative Vertriebswege kürzere Produktzyklen (internationale) Konkurrenz Prof. Dr. Rainer Elschen - 71 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.5 Entwicklungstendenzen im Bankwesen (2) • Neue Situation für Banken durch verändertes Kundenverhalten steigende Technikakzeptanz abnehmende Kundenloyalität Kreditinstitute steigende Preissensibilität Forderung von Problemlösungskompetenz o pe e steigende Risikosensibilität Prof. Dr. Rainer Elschen - 72 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.6 Kooperationen im Bankwesen Trend zu leistungsfähigeren Bankunternehmen zeigt sich auch durch nationale und internationale Kooperationsbemühungen, also die Zusammenarbeit zwischen rechtlich und wirtschaftlich selbstständigen Kreditinstituten. Ziel: Erweiterung und Verbesserung der Angebotspalette an Bankleistungen und umfassender Betreuung der Kundschaft. => Steigerung des Absatzes an Bankleistungen, Steigerung der Erträge Kooperationstendenzen in den Bereichen: Zahlungsverkehr, Erweiterung des Bankleistungssortiments, Konsortialgeschäfte, Verbandswesen, Auskunftswesen, Auslandsgeschäft etc. Prof. Dr. Rainer Elschen - 73 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.7 Diskussion um die Universalbank (1) Motive zur Ausweitung der Geschäftstätigkeit zur Universalbank: 1 Diversifikation versus Spezialisierung 1. Nutzung von Portfolioeffekten, positiven Synergien und Cross-Selling Potentialen => Shareholder Value Probleme: • möglicherweise negative Synergien • auf allen Gebieten lediglich Zweiter, Dritter …, aber nirgendwo führend mangels Konzentration auf ein Geschäft • möglicherweise keine Honorierung des U t Unternehmensportfolios h tf li d durch h Kapitalmarkt K it l kt Folge: • zurück zur Kernkompetenz Prof. Dr. Rainer Elschen - 74 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.7 Diskussion um die Universalbank (2) 2. Ausnutzung von Marktversagen durch Einflusspotentiale auf den freien Wettbewerb (insbesondere von Industrieunternehmen) ⇒ Macht der Banken (z (z.T. T aber schon umgekehrte Machtverhältnisse aufgrund der Krisensituation der Banken) Einflusspotentiale (Beeinflussung der Geschäftstätigkeit Geschäftstätigkeit, Nutzung von Insiderinformationen etc.) • • • • im Kreditgeschäft i B im Beteiligungsgeschäft t ili häft durch Aufsichtsratmandate durch Vollmachtsstimmrechte (Depotstimmrechte) Prof. Dr. Rainer Elschen - 75 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.7 Diskussion um die Universalbank (3) 3. Rückkehr zum Trennbankensystem in den USA? • Traditionelle Kreditbanken (Commercial Banking) als „systemtragende“ Banken unter verschärften Regulierungen und Haftung durch den Staat • Investmentbanken (Investment Banking) mit weniger Regulierung, mehr Bereitschaft zum Risiko, aber ohne Staatshaftung Prof. Dr. Rainer Elschen - 76 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.8 Finanzmärkte (1) Inländischer Geldmarkt Markt für Zentralbankguthaben (Markt für Geldleihen) Markt für Geldmarktpapiere Markt für öffentliche Geldmarktpapiere Markt für private Geldmarktpapiere Tagesgeldmarkt – Handelswechsel – Finanzierungspapiere – Geldmarktzertifikate – Liquiditätspapiere – Sonstige Geldmarktpapiere (Bankakzepte, €-Certificates of Deposit, €-Commercial Papers) – Offenmarktgeschäfte mit Rückkaufsvereinbarung (Wertpapierpensionsgeschäfte) Prof. Dr. Rainer Elschen - 77 - Termingeldmarkt Markt für längerfristiges Termingeld Markt für Dreimonatsgeld Markt für Monatsgeld Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 3.8 Finanzmärkte (2) Kapitalmarkt Freier Markt Handel in elektronischen Wertpapierbörsen an einer Wertpapierbörse (z.B. XETRA) Markt für InvestmentInvestment zertifikate Publikumsfonds Aktienfonds Rentenfonds Prof. Dr. Rainer Elschen nicht organisierter Kapitalmarkt; außerbörslicher a de ; ungeregelter u ge ege te Handel; a de ; Handel; Handel von Beteiligungen, die nicht in Wertpapieren verbrieft sind Spezialfonds Institutionalisierter Markt ( (organisierter i i t Markt M kt iin F Form der d Effektenbörsen mit gesetzlich reglementiertem Börsenhandel) Amtlicher Markt Kassamarkt Markt mit fortlaufender Notierung (Variabler Markt) Gemischte Fonds - 78 - Geregelter Markt Freiverkehr Terminmarkt Markt für Termingeschäfte an der EUREX Optionshandel an Wertpapierbörsen (ohne EUREXWerte) Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Schimmelmann, Wulf von / Franke, Günter (Hrsg.): Finanzplatz Deutschland – Neue Wege für das Bankensystem, Frankfurt a. M., 2006, S. 11-89 / S. 172-194. • Süchting, Joachim / Stephan, Paul: Bankmanagement, 4. vollständig neu konzipierte und wesentlich erweiterte Auflage, Stuttgart, 1998, S. 34-58 / S. 77-139. Prof. Dr. Rainer Elschen - 79 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4 Bankleistungsangebot Prof. Dr. Rainer Elschen - 80 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1 Commercial Banking Bankleistungen im Commercial Banking Kreditgeschäft g Prof. Dr. Rainer Elschen Einlagengeschäft g g - 81 - Zahlungsverkehr g Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.1 Kreditgeschäft (1) • Aspekte des Kreditgeschäfts Risikoaspekt Intermediationsaspekt Kredit Unterlegungsa Unterlegungsaspekt g g p spekt Transaktionsaspekt p Preisaspekt Prof. Dr. Rainer Elschen - 82 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.1 Kreditgeschäft (2) Cha akte isie ngsme kmale Charakterisierungsmerkmale • Kredite sind schuldrechtliche Verträge (§241 BGB). Als Geldleihe/ Darlehen umfasst der Kredit die Verpflichtung des Kreditnehmers zur Tilgung eines festgelegten Nominalbetrages und Zinsleistung zu vorher festgelegten Fälligkeiten (§607 BGB). • Dagegen verpflichtet sich der Kreditgeber bei der Geldleihe, für Schulden des Kreditnehmers einzustehen, wenn dieser seiner Schuld nicht selbst nachkommen kann. (Versicherungsfunktion der Banken) ¾ Jedes Kreditgeschäft besteht aus zwei Verträgen: − Geld auf Zeit überlassen (Grundverzinsung) − Versicherung für Ausfallrisiko (spezieller Risikozuschlag) Prof. Dr. Rainer Elschen - 83 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.1 Kreditgeschäft (3) Kl Klassifizierungsifi i und d Segmentierungsmerkmale S ti k l • • • • • • • • • • • • • Kreditnehmergruppen (z.B. Firmen, Körperschaften, Privatpersonen) Kreditzweck (z.B. Betriebsmittelkredit, Baudarlehen, Konsumentenkredit) Anzahl Kreditgeber (z.B. Konsortialkredit) Kreditsicherung (z.B. Grundpfand, Sicherungsübereignung) Währung (Eigenwährung, Fremdwährung) Kreditinhalt (Bardarlehen, Kreditlinie im KK) Kredithöhe und Aufstockungsmöglichkeiten Laufzeit (festgelegt, ohne Laufzeit) Kündigungsmodalitäten (Affirmative bzw. Financial Covenants*) Zinsmodalitäten (feste vs. variable Verzinsung, evtl. derivative Bestandteile) Tilgungsform g g ((z.B. flexibel,, kontinuierlich,, endfällig, g, „Ballon“) „ ) Bilanzgliederungsvorschriften (z.B. Großkredite, Bankkredite, konzerninterne Kredite, Restlaufzeit) Risikogruppierung (z.B. nach unterschiedlichem Rating) (* vertragl. Auflagen zur Einhaltung bestimmter Verhaltensweisen oder Finanzkennzahlen) Prof. Dr. Rainer Elschen - 84 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.1 Kreditgeschäft (4) Firmenkunden und Körperschaften Privatkunden Kurzfristig • Betriebsmittelkredit • Kontokorrentkredit (bis zu 12 Monaten) • Überbrückungskredit • Wertpapierkredit • Wechseldiskontkredit • Kreditkartenkredit • Lombardkredit • Avalkredit • Akzeptkredit Mittel- und langfristig • Investitionskredit • Baudarlehen B d l h R lk dit (1-5 Jahre, 5-30 Jahre) • Realkredit • Eurokredit • Bauspardarlehen • Schuldscheindarlehen • Kommunalkredit Prof. Dr. Rainer Elschen • Konsumentenkredit - 85 - Quelle: Harttmann-Wende els, Pfingsten n, Weber (200 07) Formen des Kredites Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.1 Kreditgeschäft (5) K di Kreditpolitische li i h Maßnahmen M ß h (1) • Risikolimitierung – Form der Rationierung der Kredite – Ablehnung Abl h einzelner i l K Kredite di oder d Limitierung Li i i d der Kreditlinien K di li i – Vermeidung der Hinzunahme weiterer Risiken • Risikostreuung Risikodiversifikation Ri ik di ifik ti d durch hK Kreditvergabe dit b an verschiedene hi d K Kundengruppen d (Branchen, Privatkunden, Institutionelle Kunden) • Risikoüberwälzung – Verlagerung des Risikos durch Sicherungseinbezug in Form von Sachsicherheiten (Sicherungsübereignung) oder – Personensicherheiten (Bürgschaft, Garantie, Schuldmitübernahme) • Risikozerfällung – Risikoaufteilung auf mehrere Kreditgeber (Syndizierung) – Vergabe von Konsortialkreditgeschäften – Kreditvergabe über Kapitalsammelstellen Prof. Dr. Rainer Elschen - 86 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.1 Kreditgeschäft (6) K di Kreditpolitische li i h Maßnahmen M ß h (2) • Kreditüberwachung Sammlung von Informationen über Kreditnehmer nach Vergabe, Verfolgung der Bonität des Schuldners (Monitoring, Rating) • Überwachung charakteristischer Merkmale des Schuldners • Überwachung des Kreditnehmerverhaltens während der Laufzeit • Verfolgung der tatsächlich erzielten Einkünfte Prof. Dr. Rainer Elschen - 87 - Einflusss auf inte ernes Ratting • Einzelelemente • Prävention (Covenants, (Covenants Sicherheitsvereinbarungen) • Identifikation (Bonitätsanalysen, Ratings) • Workout im Krisenfall (Kreditsanierung, Umschuldung, Sicherheitenfreigabe Zinsverzicht, Sicherheitenfreigabe, Zinsverzicht Rangrücktritt Rangrücktritt, Erlass Erlass, Abwicklung im Fall der Zahlungsunfähigkeit) Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.1 Kreditgeschäft (7) Konsortialkredite Kredited t geber A Kredit Kreditgeber B Feder Federführende Bank Kredit Kreditgeber C Kreditkonsortium K di k i Kreditgeber Prof. Dr. Rainer Elschen - 88 - Kredit Kreditnehmer Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.1 Kreditgeschäft (8) Unternehmenskredit bis vor Basel II: einheitliche Kalkulation der Eigenkapitalkosten und damit Zinssubventionierung schlechter durch bonitätsbezogen gute Unternehmen Unternehmenskredit nach Basel II: forciert die differenzierte Kalkulation von Eigenkapitalkosten Konsequenzen auf Bankenseite: – verstärkte Prüfung der Risiken mit verbessertem Mess- und Steuerungsinstrumentarium – Differenzierung von Risiken (Zinsspreizung) – Selektion von Risiken mit evtl. Ausschluss „schlechter“ Risiken Prof. Dr. Rainer Elschen - 89 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.1 Kreditgeschäft (9) Messung von Ausfallrisiken von Krediten - die in der Zukunft verursachten Risikokosten sind abhängig von der derzeitigen Bonität des Schuldners - Verfahren der Bonitätsanalyse werden sowohl zur Überwachung der Kreditnehmerbonität während der Kreditlaufzeit als auch als Entscheidungshilfe oder –kriterium im Zeitpunkt der Kreditvergabe eingesetzt (internes Rating) Î Gegenstand der Veranstaltung Bankmanagement II Prof. Dr. Rainer Elschen - 90 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.2 Einlagengeschäft (1) Einlagengeschäft • entscheidender Wettbewerbsfaktor ist die Gestaltung des Einlagengeschäftes abgestimmt auf die Bedürfnisse der Einlagengeschäftes, Kunden(-gruppen) • neben b V Verzinsung i sind i d Ri Risiko, ik Fl Flexibilität ibilität sowie i mögliche ö li h Stü Stückelung k l d der Anlagen Entscheidungskriterien der Kunden • Vielfalt im Einlagengeschäft sichert Refinanzierungsspielraum des Bankgeschäfts und hilft, Regulierungskosten zu senken • Einlagengeschäft dient der Umsetzung bankspezifischer Risikopolitik (z.B. Vermeidung von Fristentransformationsrisiken durch langfristige Einlagen) g ) Prof. Dr. Rainer Elschen - 91 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.2 Einlagengeschäft (2) Si h i l Sichteinlagen • täglich fällige Einlagen von Nichtbanken oder anderen Banken (Interbankenguthaben) • durch jederzeitige Fälligkeit lediglich gering verzinst g Verfügbarkeit g g gilt: • trotz stetiger - Sichteinlagen werden nicht täglich aufgelöst (Bodensatz) - faktische Verweildauer übersteigt rechtliche Laufzeit (P olongation) (Prolongation) - abgerufene Gelder werden durch neue Mittel ersetzt (Substitution), z.B. bargeldlose Transaktion zwischen Konten d derselben lb B Bank k Î damit dienen kurzfristige Einlagen der Finanzierung mittelund längerfristiger Aktiva Prof. Dr. Rainer Elschen - 92 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.2 Einlagengeschäft (3) Termineinlagen Termineinlagen Festgelder: Einlagen mit verbindli h L licher Laufzeit f it Kündigungsgelder: Einlagen mit vereinbarter Kü di Kündigungsfrist f i t • Alternative zur Spareinlage (Privatkunden) • Nutzung zur zinsbringenden Anlage vorübergehender Liquiditätsüberschüsse (Banken, Firmenkunden) • meist Mindestanlagebetrag (z.B. 10.000,- €) • Verzinsung abhängig von Laufzeit • t t formaler trotz f l Befristung B f i t ebenfalls b f ll Bodensatz B d t beobachtbar b b htb Prof. Dr. Rainer Elschen - 93 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.2 Einlagengeschäft (4) Spareinlagen • „klassische“ Geldanlageform für Klein- und Kleinstbeträge • Nutzung vorwiegend von Privatpersonen • Eckzins oft unter der Verzinsung vergleichbarer Termineinlagen • nicht zu Transaktionszwecken geeignet • dominant: Einlagen mit dreimonatiger Kündigungsfrist • Sondersparformen (Zuwachssparen, Zielsparen etc.) sollen Anreize zu längerfristiger Verweildauer schaffen • aus Bankensicht günstigere Finanzierung als Termineinlagen, da in aller Regel mit geringerer Mindestreserve behaftet Prof. Dr. Rainer Elschen - 94 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.1.3 Zahlungsverkehr • Zahlungsmittel sind Bargeld, Buchgeld und Geldsurrogate (Geldersatzmittel wie Schecks und Wechsel) • Formen von Zahlungsvorgängen – bare Zahlungen – halbbare Zahlungen (z.B. Bareinzahlung auf das eigene Konto) – bargeldlose b ldl Z Zahlungen hl ((z.B. B Lastschrifteinzug, L t h ift i Überweisung) Üb i ) • gem. § 1 KWG ist der bargeldlose Zahlungsverkehr ein Bankgeschäft • Bargeldlose Zahlungen werden in Deutschland über ZahlungsverkehrsZahlungsverkehrs netze (Gironetze) der Kreditinstitutsgruppen abgewickelt (z.B. Gironetz der Sparkassen); via überregionaler Kontoverbindungen zwischen den Zentralstellen aller Kreditinstitutsgruppen und der Deutschen Bundesbank sind diese Gironetze miteinander verbunden Prof. Dr. Rainer Elschen - 95 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Becker, Paul / Peppmeier, Arno: Bankbetriebslehre, 7. aktualisierte Auflage, Ludwigshafen, 2008, S. 115-185. • Büschgen, Hans E. / Börner, Christoph J.: Bankbetriebslehre, 4. neu überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart, 2003, S. 122-156 / S. 170-183. • Eilenberger, Guido: Bankbetriebswirtschaftslehre, Grundlagen – Internationale Bankleistungen – Bank-Management, 7. durchgesehene Auflage, München u.a., 1997, S. 200-262 / S. 368-373 / S. 387-404. • Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: Bankbetriebslehre, 4. überarbeitete Auflage, Berlin u.a., 2007, S. 135-233. • Hein, Manfred: Einführung in die Bankbetriebslehre, 2. Auflage, München, 1993, S. 19-36 / S. 45-67. Prof. Dr. Rainer Elschen - 96 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2 Investment Banking Bankleistungen im Investment Banking Mergers g & Acquisitions q Corporate p Restructuring g Corporate Finance Prof. Dr. Rainer Elschen Asset Management g Structured Finance - 97 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2.1 Determinanten der Entwicklung im Investment Banking (1) Regulierung /Deregulierung Globalisierung der Finanzmärkte Privatisierungstrend Investment Banking Entwicklung der Informationsund Kommunikationstechnologie Prof. Dr. Rainer Elschen - 98 - Trend zur Securisation Trend zur Fusion/ Kooperation Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2.1 Determinanten der Entwicklung im Investment Banking (2) Globalisierung: • europäischer Binnenmarkt • wirtschaftliche Öffnung Osteuropas Securisation: • Finanzinnovationen • wertpapiermäßige Unterlegung von Krediten • Verbriefung von Finanzierungsportfolios • Erhöhung der Fungibilität ursprünglich starrer Finanzkontrakte ¾ Innovationen im Investmentbanking (ABS (ABS, Verbriefung, Verbriefung CDO, CDO etc.) etc ) werden als eine Ursache der Finanzkrise dargestellt. Æ Problem: fehlende und fehlerhafte Regulierung Prof. Dr. Rainer Elschen - 99 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2.1 Determinanten der Entwicklung im Investment Banking (3) Technischer Fortschritt: • leichtere Überwindung temporärer und geographischer g g p Hemmnisse • Reduktion der Informations- und Transaktionskosten • Ermöglichung internationaler Finanzaktivitäten • wechselnde Finanzierungs- und Kapitalanlagebedürfnisse f Fusion/ Kooperation: • erweiterte it t Di Dienstleistungsangebote tl i t b t • (Mehrheits-)Beteiligungshandel und (Mehrheits-)Beteiligungsvermittlung • Eigenakquisitionen zur Generierung externen Wachstums • strategische Allianzen zur Nutzung gemeinsamer Ressourcen Prof. Dr. Rainer Elschen - 100 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2.2 Mergers & Acquisitions (M&A) (1) • Der aus dem angloamerikanischen Raum stammende Begriff „Mergers & Acquisitions“ (M&A) umfasst Transaktionen auf dem Markt für Unternehmen, Unternehmensteile und Beteiligungen, wie – den Erwerb und die Veräußerung von Unternehmen, Unternehmensteilen oder Beteiligungen und die Eingliederung in den Unternehmensverbund des Erwerbers ggf. als Tochtergesellschaft (Akquisition) und – die Verschmelzung (Fusion) zweier Unternehmen mit oder ohne vorherigen Anteilserwerb. • Einer weiteren Begriffsauslegung folgend können auch Strategische Allianzen unter M&A gefasst werden. • In den USA sind seit Ende des 19. 19 Jh. Jh bislang fünf abgeschlossene „M&A-Wellen“ zu beobachten. • In Deutschland bewirkte insb. die Wiedervereinigung das Aufleben des M&A M kt M&A-Marktes. Prof. Dr. Rainer Elschen - 101 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2.2 Mergers & Acquisitions (M&A) (2) • Banken fungieren bei M&A-Transaktionen als Intermediäre. Sie bieten Vermittlungs- und Beratungsleistungen an: • Vermittlung V ittl • Beratung bei •U Unternehmenskäufen te e e s äu e • Unternehmensverkäufen • Beteiligungshandel • Be Besondere onde e Bedeutung Bede t ng kommt de der D Durchführung hfüh ng von on offensiven offen i en und nd defensiven Strategien im Akquisitionsprozess zu: Offensive • • • • • Saturday Night Special Two-Step Tender Greenmail Proxy Fight ... Prof. Dr. Rainer Elschen Defensive • White Knight • Klagen bei Wettbewerbsbehörden • Crown Jewels • Liquidation • Erwerb eigener Aktien • ... - 102 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Angriffsstrategien im Akquisitionsprozess Proxy Fight: Versuch, die Mehrheit der Stimmen der Hauptversammlung der Zielunternehmung hinter sich zu bringen (z.B. durch Erlangung von Sti Stimmvertretungen). t t ) Saturday Night Special: Publikation einer Offerte, die dem Management g der Zielgesellschaft g keine Reaktionszeit einräumt. Two-Step Tender: Abgabe der Übernahmeofferte in mehreren Schritten bei jeweiliger Erhöhung des Übernahmepreises, um sukzessive Anteile aufstocken zu können. Greenmail: Kauf von Aktien zu einem erheblich über dem Paketpreis liegenden Kurs. Prof. Dr. Rainer Elschen - 103 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Verteidigungsstrategien im Akquisitionsprozess Crown Jewels: Verkauf der werthaltigsten Vermögens- oder Unternehmensteile durch die von der Übernahme bedrohten Unternehmung, um deren Attraktivität zu mindern. Erwerb eigener Aktien: hier: künstliche Verteuerung eigener Anteile und damit des Übernahmepreises Klagen bei Wettbewerbsbehörden: Vorwegnahme behördlicher Einwendungen gegen aufsichtsbedenkliche Marktstellungen Liquidation: Verkauf aller Vermögensteile, Aufgabe der wirtschaftlichen Aktivität White Knight: Ein vom Management eines Unternehmens erwünschter Übernehmer, der die Gesellschaft anstelle eines feindlichen Raiders erwirbt. Prof. Dr. Rainer Elschen - 104 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Corporate Restructuring • Financial Restructuring: Umstrukturierung der Kapitalstruktur, Kapitalstruktur d.h. dh Maßnahmen, die das Verhältnis von Eigen- und Fremdkapital beeinflussen • Portfolio Restructuring: Veränderungen im Beteiligungsportfolio eines Konzerns bzw. in der Auswahl der Geschäftsbereiche eines Unternehmens Motive für Corporate Restructuring Unfreiwillige Restrukturierungen Wertsteigernde Restrukturierungen Gesetzliche oder kartellrechtliche Auflagen Auflösung von konglomeraten Unternehmensstrukturen und Unternehmensfokussierung Abwehrmaßnahmen gegen feindliche Übernahmen Abstoßung eines Poor Performers Auflösung von Dissynergien Generierung eines Cashzuflusses Änderung der Unternehmensstrategie Erzielung einer effizienteren Bewertung Schaffung einer Akquisitionswährung Prof. Dr. Rainer Elschen - 105 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Stapled Financing in M&A-Auktionen (1) • Angebot einer Bank zur Fremdfinanzierung des Erwerbs eines Unternehmens bzw. Unternehmens(an)teils, das zu Beginn eines M&AProzesses von der Unternehmensverkäuferseite initiiert wird. • Bankangebot wird potenziellen Erwerbsinteressenten zusammen mit der ausführlichen Darstellung des Verkaufsobjekts übermittelt • „stapled“ = vorgefertigtes Finanzierungsangebot ist an das Verkaufsobjekt „angeheftet“ • Stapled Financing ist ein relativ neues Produkt mit zunehmender Beliebtheit • St Stapled l d Financing Fi i wurde d von Banken B k in i Deutschland D t hl d in i jüngster jü t Vergangenheit in mehreren M&A-Auktionen eingesetzt, z.B. beim Verkauf von A.T.U., Jack Wolfskin, Ruhrgas Industries. Prof. Dr. Rainer Elschen - 106 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Stapled Financing in M&A-Auktionen (2) Vorteile für die Bank • zusätzliche Verdienstmöglichkeit • geringeres i Fl Floprisiko i ik • Differenzierungsmöglichkeit gegenüber Wettbewerbern • Vertrauenssignal, Vertrauenssignal Werbeeffekt • frühzeitiger tiefer Einblick in das Verkaufsunternehmen • ggf. ggf Synergiepotential bei der Informationsbeschaffung • frühzeitige Eliminierung von Niedrigbietern Prof. Dr. Rainer Elschen - 107 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Stapled Financing in M&A-Auktionen (3) Nachteile für die Bank • Gefahr von Interessenskonflikten • genaue Kenntnis K t i aktueller kt ll Finanzierungsstrukturen Fi i t kt und d –konditionen k diti erforderlich • negative g Reputationseffekte p bei Revision oder Nichtbeanspruchung p g möglich • keine bzw. späte Berücksichtigung spezifischer Synergieeffekte der Bieter • breite Offenlegung der Finanzierungsstruktur und -konditionen Prof. Dr. Rainer Elschen - 108 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2.3 Corporate Finance (1) • Im Geschäftsbereich Corporate Finance (auch: Financial Advisory) stellen Banken jene Beratungs- und Finanzierungsleistungen bereit, die die Restrukturierung der Kapitalseite von Unternehmen betreffen, z.B. – erstmalige Ausgabe von EK an der Börse (Initial Public Offering IPO) – Kapitalerhöhungen – Mitarbeiter Mitarbeiter- und Managementbeteiligung – Aktienrückkäufe – Emission von Anleihen und anderen Schuldpapieren. • Bei Kapitalmarktbezug erfolgen im Corporate Finance die Auswahl und Abwicklung der Finanzierungstransaktionen, wohingegen die eigentliche Durchführung im Bereich Capital Markets erfolgt. • Daneben umfasst Corporate Finance auch weitere Beratungsleistungen, z.B. im Bereich Investor Relation und Risikomanagement. • Z.T. Z T werden d auch h M&A-Leistungen M&A L i t unter t Corporate C t Finance Fi gefasst. f t Prof. Dr. Rainer Elschen - 109 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2.3 Corporate Finance (2) • besonders aktuell derzeit: Managementvergütung nach Höhe und Struktur: − fixer Vergütungsanteil (Grundbetrag, Risikoausgleich gegenüber Anteilseignern) − variable Vergütung ▪ Kurzfristige (typischerweise jahresabschlussorientiert) ▪ Langfristige a g st ge (Aktien ( t e und u d Aktienoptionen t e opt o e mitt Verkaufssperre) e au sspe e) − Zusatzvergütung (Dienstwagen etc.) − Managementhaftung (juristische Haftung: Sorgfaltspflicht, Compliance; ökonomische Haftung: Managementfehler) − absolute und relative Begrenzung (Caps)(z.B. 500.000€; oder 20fache des durchschnittlichen Mitarbeitergehalts) Prof. Dr. Rainer Elschen - 110 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Achleitner, Ann-Kristin: Handbuch Investment Banking, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden, 2002, S. 139-237 / S. 355-416 / S. 239-353. • Nick, Andreas: Innovative M & A-Transaktionsprozesse und –strukturen, in: Wiedmann, Klaus-Peter / Heckemüller, Carsten (Hrsg.): Ganzheitliches Corporate Finance Mangement, Konzept – Anwendungsfelder – Praxisbeispiele, 2003, S. 479-494. Prof. Dr. Rainer Elschen - 111 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2.4 Structured Finance • Asset Backed Securities (ABS) • Kreditderivate • Projektfinanzierung ¾ Verweis zu Übungsaufgaben 3 3-8 8 Prof. Dr. Rainer Elschen - 112 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Asset Backed Securities (ABS) (1) Grundlagen • Asset Backed Securities (ABS): als Wertpapiere handelbare Aktiva • b bestimmte ti t Akti Aktiva (F (Forderungen) d ) werden d iin eine i Z Zweckgesellschaft k ll h ft ausgegliedert, die den Forderungspool über Konsortien emittiert • Zweckgesellschaften g dienen der Absonderung g der Forderungen g aus der Masse des Kreditgebers • aus den Krediten entstehende Zins- und Tilgungsdienste werden über Treuhänder an die Investoren weitergeleitet • Treuhänder übernimmt gleichzeitig Kontroll-, Verwaltungsund Verwertungsaufgaben aus dem Kreditgeschäft • die Besicherung der auf Forderungen beruhenden Wertpapiere erfolgt durch den Kreditgeber oder Dritte Prof. Dr. Rainer Elschen - 113 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Asset Backed Securities (ABS) (2) Grundkonstruktion dk k i Kreditnehmer Zins+ Tilgung Sponsor p Kredit Originator Forderungsverkäufer Weitergabe Cash Flow Forderungsverkauf Zahlung Gründung Zweckgesellschaft (Special Purpose Vehicle) Emissionserlös Bankenkonsortium Treuhänder (Zahlstelle) Platzierungspreis Weitergabe Cash Flow Investoren Prof. Dr. Rainer Elschen Emission der Wertpapiere über - 114 - Platzierung Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Asset Backed Securities (ABS) (3) Externe Einschätzung durch Ratings Warum Rating? g Investoren Was? Informationsasymmetrie Bonität Wer? • • • • Qualität Aktiva • Zahlungsstruktur • Kompetenz Agenturen •Moody´s •Standard and Poors •Fitch Fi h IBCA •etc. Rating Agenturen prüfen die Wertpapierunterlegung, Emissionsstruktur sowie die Managementqualifikation der Akteure Ergebnis ist eine Qualitätseinstufung der emittierten Papiere Durch Güte der ausgegliederten Forderungen kann das ABSRating besser ausfallen als das des Originators. Prof. Dr. Rainer Elschen - 115 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Asset Backed Securities (ABS) (4) Vor-/ Nachteile — hohe Fixkosten durch Transaktionsstruktur, daher hohe Volumina erforderlich — hohe Überwachungskosten des Forderungspools + Garantien und Ratings verringern Unsicherheit der ABS, d.h. geringere Risikoaufschläge gegenüber Factoring) + kein Preisabschlag bei Forderungsveräußerung wie bei Factoring + nicht benötigte Sicherheiten fallen an Originator zurück + Erhöhung der Eigenkapitaldecke + Flexibilisierung und Erweiterung der Finanzierung + Separation und Reduktion von Risiken Prof. Dr. Rainer Elschen - 116 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Asset Backed Securities (ABS) (5) Risikofaktoren i ik f k S Strukturrisiken: k i ik V h lt Verhaltensrisiken: i ik Entstehung aus dem Forderungsbestand Aus dem Aufbau der ABS Aus opportunistischem Verhalten ª Kreditausfallrisiko ª Verzögerungsrisiko ª WertminderungsW t i d risiko ª ª ª ª Basisrisiken: Prof. Dr. Rainer Elschen Konkursrisiko Zinsänderungsrisiko Liquiditätsrisiko Komplexitätsrisiko - 117 - ª Servicequalitätsrisiko ª Betrugsrisiko Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Derivate Instrumente • Derivate sind Finanzinstrumente, deren Werte sich aus anderen Finanztiteln oder Geschäften ableiten, z.B. ª Futures und Forwards ª Optionen ª Forward Rate Agreement (FRA) • IIm Unterschied U t hi d zu K Kassageschäften häft erfolgt f l t die di Erfüllung E füll dieser di Termingeschäfte zu einem heute zu bestimmenden, in der Zukunft liegenden g Zeitpunkt (oder Zeitraum) Prof. Dr. Rainer Elschen - 118 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Derivate Instrumente – Futures Futures (Börse) und Forwards (OTC) Bereits heute wird der Preis festgelegt, zu dem eine Ware (Commodity Future) oder ein abstraktes Wertpapier (Financial Future) unbedingt zu kaufen (Long Future) oder zu verkaufen (Short Future) ist. Unbedingter Terminkontrakt mit symmetrischer Struktur. G Long Future F G K F V V mit: G: Gewinne F: Future Preis Prof. Dr. Rainer Elschen Short Future V: K: - 119 - Verluste Kassakurs K Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Derivate Instrumente – Optionen (1) Optionen Der Käufer einer Option erhält das Recht (nicht die Verpflichtung), einen Vermögensgegenstand zu einem festgelegten (Basis-)Preis zu erwerben (Call) oder zu veräußern (Put). ª Für dieses Recht entrichtet er an den Stillhalter (Verkäufer) eine Prämie. ª Man unterscheidet zwischen Optionen, die nur am Ende der Laufzeit auszuüben sind (europäische Optionen) und die während einer bestimmten Frist auszuüben sind (amerikanische Optionen). Optionen) ª Als Basiswerte (Underlyings) werden verwendet: Aktien, Aktienkörbe, Indizes, Anleihen, Währungen, Rohstoffe / Waren, Wetter, etc. Prof. Dr. Rainer Elschen - 120 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Derivate Instrumente – Optionen (2) • Das Chancen- und Risikoprofil der Optionen ist asymmetrisch verteilt. Prof. Dr. Rainer Elschen Gewinn Ge ewinn Strike Call Short Put Strike - 121 - Long St ik Strike Verlust Short Ve erlust Verrlust Ge ewinn Verlust Gewinn • Mit der Optionsprämie wird das Risiko der Inanspruchnahme aus dem bedingten g Terminkontrakt abgegolten g g Long Strike Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Derivate Instrumente – FRA Forward Rate Agreement (FRA) • FRA´s sind nicht börsengehandelte Vereinbarungen zweier Parteien, über einen Zinssatz, Zinssatz der sich auf einen bestimmten Nominalbetrag einer fiktiven, in der Zukunft liegenden Mittelanlage bezieht. • Bei Vertragsfälligkeit werden jedoch keine Zinsen gezahlt, sondern es wird i d llediglich di li h di die Differenz Diff aus Kontraktzinssatz K k i und d dem d zugehörigen hö i Marktzinssatz ausgetauscht. • Ziel des FRA: Vertragliche Festlegung eines Zinssatzes für verzinsliche Anlagen (oder Verbindlichkeiten), der jedoch erst für die Zukunft Gültigkeit besitzt. Prof. Dr. Rainer Elschen - 122 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Achleitner, Ann-Kristin: Achleitne Ann K istin Handbuch Handb ch Investment In estment Banking, Banking 3., 3 überarbeitete übe a beitete und nd erweiterte Auflage, Wiesbaden, 2002, S. 417-471. • Braun, Hendryk: Klassifizierung von Asset-Backed-Securities, in: Gruber, Josef / y (Hrsg.): ( g ) Praktiker-Handbuch Asset-BackedGruber,, Walter / Braun,, Hendryk Securities und Kreditderivate – Strukturen, Preisbildung, Anwendungsmöglichkeiten, Aufsichtliche Behandlung, Stuttgart, 2005, S. 61-75. • Emse, Cordula: Verbriefungstransaktionen deutscher Kreditinstitute. Eine Analyse alternativer Strukturvarianten und deren regulatorischer Erfassung nach Grundsatz I und Basel II, 2005. • Hull, John C.: Optionen, Futures und andere Derivate, 7. Auflage, München, 2009, S. 227-253 / S. 45-73. • Paul, Stephan: Bankenintermediation und Verbriefung, Wiesbaden, 1994, S. 118-233. • Steiner, Manfred / Bruns, Christoph: Wertpapiermanagement: Professionelle Wertpapieranalyse und Portfoliostrukturierung, 9. überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart, 2007, S. 455-470 / S. 491-511 / S. 416-527. Prof. Dr. Rainer Elschen - 123 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Kreditderivate Credit Securisation (CDO; Sonderform des ABS) • Kreditpool als Portfolio, dessen Risiko / Ertragsstruktur steuerbar ist • Risikosteuerung durch direkte Risikosteuerung und Diversifikationssteuerung • durch Securisation erfolgt Kreditportfoliosteuerung anhand von Verbriefungstechniken und Kreditderivaten ¾ Eine Ursache der Finanzkrise Prof. Dr. Rainer Elschen - 124 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Dominoeffekte durch Verflechtung der Banken (1) Soziomatrix der untereinander beteiligten Banken Beispiel: Bank 1 ist wirtschaftlich mit den Banken 3, 8, 11, 17 und 29 verbunden. Quelle: entnommen aus Lieven, Theo (2009): Die Auswirkung bilanzieller Bewertungsregeln auf die Finanzkrise in: Elschen, Finanzkrise, Elschen Rainer/ Lieven, Theo (Hrsg.): Der Werdegang der Krise – Von der Subprime- zur Systemkrise, Wiesbaden, 2009 S 2009, S. 130 130. Prof. Dr. Rainer Elschen - 125 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Dominoeffekte durch Verflechtung der Banken (2) • Bei einer Gesamtanzahl von 30 Banken wird angenommen, dass jede Bank zu fünf anderen Banken eine wirtschaftliche Verbindung unterhält. Wird z.B. Bank 20 notleidend, müssen die Banken 3, 10, 11, 24, 25 Wertberichtigungen vornehmen. vornehmen • In diesem Fall hätten nur fünf von 30 Banken einen Abschreibungsbedarf. Doch woraus resultieren die Dominoeffekte? • Der Anteil der Berührungspunkte war am Anfang f nur 17 % (30*5/30*29). Jedoch kommt es dann zu einem Dominoeffekt, wenn weitere Banken indirekt von dem Abschreibungsbedarf betroffen sind. Dies ist dann der Fall, wenn wirtschaftliche Verbindungen zu Banken existieren existieren, die direkt mit den notleidenden Banken verbunden waren. Die Berührungspunkte erhöhen sich so auf 64 %. Bei der Betrachtung von drei Banken, sind alle Banken von dem Ereignis betroffen. Bank 1 Bank 2 Direkte Verbindung Bank 3 Indirekte Verbindung Prof. Dr. Rainer Elschen - 126 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Kreditderivate (1) Kreditportfoliosteuerung Direkte Risikosteuerung • "Kreditvergabepolitik" • Sicherheiten • Kreditverkäufe Diversifikation • Portefeuilletheorie • Streuung nach: • Größe • Branche • geogr. Herkunft • etc. Synth. Risikosteuerung • Makroderivate • Aktienderivate • Zinsderivate • Kreditderivate • Verbriefung Prof. Dr. Rainer Elschen - 127 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Kreditderivate (2) G Grundlagen dl Kreditderivate sind zweiseitige Kontrakte, bei denen Ausfallrisiken der Kredite abgelöst und getrennt gehandelt werden. werden ª Risikoisolierung und –transfer ª die Risikoübernahme wird mit einer (einmaligen oder periodischen) Risikoprämie abgegolten ª dafür erhält der Forderungsinhaber im „Schadensfall“ (Credit Event) entsprechende Kompensationsleistung Prof. Dr. Rainer Elschen - 128 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Kreditderivate (3) Arten von Kreditderivaten di d i Kreditderivate Default D f lt Ri Risk k - Credit Default Swaps/Options - Credit Linked Notes Spread-Widening S d Wid i Risk Ri k - Total Return Swaps - Credit Spread Options Exotische und hybride Derivate - Credit Default Digitals - Basket Credit Swaps - Rating Options - Forwards Prof. Dr. Rainer Elschen - 129 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Total Return Swap Konstruktion Zinsen + Marktwertsteigerungen g g Risikokäufer LIBOR + Prämie/Spread (BP p.a.) pa) Risikoverkäufer + Marktwertsenkungen Referenzaktivum Prof. Dr. Rainer Elschen - 130 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Credit Default Swap Definition der möglichen Credit Events • Forderungsausfall Konkurs Insolvenz, Konkurs, Insolvenz Zahlungsverzug • Downgrade Rating festgelegte Referenzanleihe des Schuldners oder Kredit selbst werden durch Ratingagenturen in der Qualität herabgestuft • Sp Spread ead festgelegter Referenzwert (Anleihe, Aktie) unterschreitet festgelegten Marktwert oder Zinsdifferenz zu einem Vergleichs-Asset übersteigt fe tgelegte G festgelegte Grenze en e Prof. Dr. Rainer Elschen - 131 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 CMS Spread-Ladder-Swap (1) • Spekulation auf die Steilheit der Zinsstruktur, d.h. auf die Zinsdifferenz zwischen lang- und kurzfristigen Anleihen • Bei stabiler steiler Zinsstruktur kann der Inhaber Zahlungsüberschüsse verzeichnen. Sollte die Kurve allerdings abflachen, wie es in jüngster Zeit erfolgte, entstehen schnell übermäßige Verluste. Diese können durch die Hebelstruktur ((Ladder)) nicht so schnell wieder aufgefangen g g werden. Die Berechnungsstruktur beinhaltet diesen Hebeleffekt, da die Zinsberechnungen sich immer auf den Vorjahreszeitraum beziehen. • Solange eine ausreichend große Differenz zwischen kurzkurz und langfristigen Zinsen vorhanden ist, wirft der Swap Überschüsse ab. Schrumpfen dagegen die Differenzen im Zinssatz, ergeben sich schnell negative Werte Werte, die aufgrund der Ladder Ladder-Struktur Struktur lange nachwirken. nachwirken Prof. Dr. Rainer Elschen - 132 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 CMS Spread-Ladder-Swap (2) Berechnungsbeispiel „CMS“ bedeutet Constant Maturity Swap. (CMS10 – CMS2) ist die Zinsdifferenz zwischen dem 10-Jahreszins und dem 2-Jahreszins. Angenommen wird eine flache Zinsstruktur, (CMS10 – CMS2) gleich null. • 1. Jahr: 2% p.a. • 2 Jahr: Vorjahreszins + 3 [1,10% 2. [1 10% - (CMS10 – CMS2)] (2% + 3,3% 3 3% = 5,3%) 5 3%) • 3. Jahr: Vorjahreszins + 3 [0,95% – (CMS10 – CMS2)] (5,3% + 2,85% = 8,15%) • 4. Jahr: Vorjahreszins + 3 [0,80% – (CMS10 – CMS2)] (8,15% + 2,4% = 10,55%) • 5. Jahr: Vorjahreszins + 3 [0,65%– (CMS10 – CMS2)] (10,55% + 1,95% =12,5%). Schon nach dem fünften Jahr hat sich der Zins von 2% auf 12,5% erhöht. Bei einer inversen Zinsstruktur wird der Effekt noch größer. größer Prof. Dr. Rainer Elschen - 133 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Credit Linked Note G Grundlagen dl • Kombination eines Wertpapiers mit einem Credit Default Swap • Der Investor trägt das Ausfallrisiko des Note-Emittenten Note Emittenten und das eines Referenzkredites. • Investor wird durch Renditeaufschlag „entschädigt“. • Häufig werden Special Purpose Vehicles (SPV) zur Ausgabe der Notes gegründet. • Die Höhe des Rückzahlungsbetrages ist davon abhängig, ob während der Laufzeit ein Default Event beim Referenz-Underlying auftritt. • Bei Default Event wird der Rückzahlungsbetrag um die anteilige Ausgleichszahlung gekürzt. gekürzt • Der Investor hat eine synthetische Anlage in das Referenz-Underlying getätigt, ohne es selbst gekauft zu haben. Prof. Dr. Rainer Elschen - 134 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Credit Default Linked Note Konstruktion Nominalbetrag Risikokä f käufer Zinsen + Prämien (BP p.a.) Rückzahlung des Nominalbetrags Risikoverkäufer kä f Ausgleichszahlung bei Eintritt des Kreditereignisses im Referenzaktivum Referenzaktivum Prof. Dr. Rainer Elschen - 135 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Weitere Kreditderivate C di Default Credit D f l Di Digital i l Von den Grundzügen entspricht dieser einem Credit Default Swap, wobei die Ausgleichszahlung bereits zu Vertragsbeginn festgelegt wird. Basket Credit Swaps Variation des Credit Default Swaps, bei dem mehrere Referenz-Assets in einem Korb o b zusammengefasst u a g a werden. d Eine Ausgleichszahlung u g a u g erfolgt, wenn ein Default Event bei nur einem Referenz-Underlying eintritt. Rating Options Hierbei erfolgt eine Ausgleichszahlung vom Risiko-Käufer an den RisikoVerkäufer, wenn das Referenz-Underlying ein Downgrade des Ratings durch du c e eine e anerkannte a e a te Ratingagentur at gage tu erfahren e a e hat. at Forwards Kreditderivate, deren Startzeitpunkt in der Zukunft liegt. Prof. Dr. Rainer Elschen - 136 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Einsatzmöglichkeiten von Kreditderivaten • Neutralisierung einzelner Risiken (Micro-Hedge) ª ein Kunde hat Kreditbedarf, der die interne Risikolinie überschreiten würde ª die Bank verliert den Kunden nicht und stellt eine vom Kunden unerkannte Absicherung mit Kreditderivaten her • Verringerung der Gesamtrisikoposition im Kreditportefeuille (Macro-Hedge) ª Kreditrisiken durch Risikokonzentrationen in Branchen oder Regionen g im Portefeuille werden abgesichert • mit Aufnahme eines Kreditderivates ins Portefeuille lässt sich die Rendite/ Risikostruktur fein abstimmen -> Basel II – Fortgeschrittener IRB-Ansatz (Bankmanagement II) Prof. Dr. Rainer Elschen - 137 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Projektfinanzierung • Spezielle Finanzierungstechnik zur Realisierung großvolumiger Investitionsvorhaben, bei der die Antizipation der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung des Investitionsobjektes sowie das I Investitionsobjekt titi bj kt selbst lb t di die B Basis i fü für di die K Kreditvergabe dit b darstellt. d t llt • Während die Risikobewertung bei der klassischen Unternehmensfinanzierung g auf der historischen Bonität ((verwertbares Vermögen) g ) und der historischen Managementqualifikation basiert, erfolgt diese bei der Projektfinanzierung primär auf der zukünftigen Selbstfinanzierungskraft der (Projekt-)Gesellschaft. • Kern der Projektfinanzierung ist die Projektgesellschaft, die als Kreditnehmer auftritt und die Cash Flows zur Bedienung des Kredits generiert. generiert • Neben der Projektgesellschaft ist eine Vielzahl an weiteren Akteuren an der Projektfinanzierung beteiligt. Prof. Dr. Rainer Elschen - 138 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Projektfinanzierung Erstellung/ technische Beratung Projektersteller Werkvertrag Zulieferer Rohstoffe/ Vorprodukte Fremdkapital Zinsen/ Tilgungen Bürgschaften/ G Garantien ti Projektgesellschaft (SPV) Z li f Zulieferverträge t ä Betreiber-/ Managementg gesellschaft Eigenkapital sonstige Investoren Prof. Dr. Rainer Elschen Staat Gläubiger Zinsen/ Tilgungen Produktion Ab h Abnehmerverträge t ä Eigenkapital/ g p Bürgschaften Sponsoren p - 139 - Abnehmer Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Brütting, B ütting Christian Ch istian et al.: al Kreditderivate K editde i ate im de deutschen tschen Finanzmarkt Finan ma kt – Empirische Empi ische Ergebnisse, in: Burghof, Hans-Peter et al. (Hrsg.): Kreditderivate, Handbuch für die Bank- und Anlagepraxis, 2. Auflage, Stuttgart, 2005, S. 149-179. • g , Hans-Peter / Henke,, Sabine: Entwicklungslinien g des Marktes für Burghof, Kreditderivate, in: Burghof, Hans-Peter et al. (Hrsg.): Kreditderivate, Handbuch für die Bank- und Anlagepraxis, 2. Auflage, Stuttgart, 2005, S. 31-52. • Franke, Günter: Risikomanagement mit Kreditderivaten, in: Burghof, Hans-Peter et al. (Hrsg.): Kreditderivate, Handbuch für die Bank Bank- und Anlagepraxis, 2. Auflage, Stuttgart, 2005, S. 309-329. • Gehrmann, Volker: Kreditderivate im Risikocontrolling der Kreditinstitute, in: Burghof, Hans-Peter et al. (Hrsg.): Kreditderivate, Handbuch für die Bank- und Anlagepraxis 2. Anlagepraxis, 2 Auflage, Auflage Stuttgart, Stuttgart 2005, 2005 S. S 363 363-389 389. • Gruber, Josef / Schmid, Ines: Kreditderivate – Marktentwicklung und Tendenzen, in: Gruber, Josef / Gruber, Walter / Braun, Hendryk (Hrsg.): Praktiker-Handbuch Asset-Backed-Securities und Kreditderivate – Strukturen, Preisbildung, Anwendungsmöglichkeiten Aufsichtliche Behandlung, Anwendungsmöglichkeiten, Behandlung Stuttgart, Stuttgart 2005, 2005 S. S 3-17. 3 17 Prof. Dr. Rainer Elschen - 140 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Gruber, G be Josef / Schmid Schmid, Ines Ines: Kreditderivate: K editde i ate Anwendungsmöglichkeiten An end ngsmöglichkeiten und nd Handelsstrategien, in: Gruber, Josef / Gruber, Walter / Braun, Hendryk (Hrsg.): Praktiker-Handbuch Asset-Backed-Securities und Kreditderivate – Strukturen, Preisbildung, Anwendungsmöglichkeiten, Aufsichtliche Behandlung, Stuttgart, 2005 S. 2005, S 229 229-248 248. • Hoeverler, Hans / Hundt, Joachim: Projektfinanzierungen, in: Wiedmann, KlausPeter / Heckemüller, Carsten (Hrsg.): Ganzheitliches Corporate Finance Mangement, Konzept – Anwendungsfelder – Praxisbeispiele, 2003, S. 605-622. • Hull, John C.: Optionen, Futures und andere Derivate, 7. Auflage, München, 2009, S. 577-633. • Neske, Christian: Grundformen von Kreditderivaten, in: Burghof, Hans-Peter et al (Hrsg.): al. (Hrsg ): Kreditderivate Kreditderivate, Handbuch für die Bank Bank- und Anlagepraxis, Anlagepraxis 2. 2 Auflage, Auflage Stuttgart, 2005, S. 55-69. • Steiner, Manfred / Bruns, Christoph: Wertpapiermanagement: Professionelle Wertpapieranalyse und Portfoliostrukturierung, 9. überarbeitete und erweiterte Auflage Stuttgart, Auflage, Stuttgart 2007, 2007 S. S 575-593. 575 593 Prof. Dr. Rainer Elschen - 141 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Prof. Dr. Rainer Elschen Sale es Capital Ma arkets / Capital Markets Primärmarkt IInvestoren t (finanzielle Überschusseinheiten)) - 142 - Trrading Sekundärmarkt Capital Markets / z.B. Aktiienrückkauff Kapitalmarkt Debt / Equity Corpora ate Finance e Emittenten E itt t (finanzielle Defiziteinheiten)) Corporate F C Finance / 4.2.5 Capital Markets Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Emissionsgeschäft/ Emissionsbegleitung (1) Initial Public Offerings (IPO´s): • Eigenkapitalzufuhr • Verselbstständigung des Unternehmens • Attraktivität für Spitzenkräfte • Erhöhung der Kreditwürdigkeit • Steigerung des Bekanntheitsgrades • Beteiligungsmodelle für Mitarbeiter und Management • Managerdisziplinierung • Sicherung g weiterer Kapitalmarktfinanzierung g • Erleichterter Börsengang von Töchtern Prof. Dr. Rainer Elschen - 143 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Emissionsgeschäft/ Emissionsbegleitung (2) Kosten der Börseneinführung: • Umwandlungskosten g • Druck- und Versandkosten einmalige Kosten • Pflichtveröffentlichung • Finanzwerbungskosten • Konsortialprovisionen • Kosten der Emissionsberatung • Erstellung und Prüfung der Jahresabschlüsse • Erweiterte Publizitätsanforderungen (Ad Hoc) • Erstellung von Zwischenberichten Prof. Dr. Rainer Elschen - 144 - laufende Kosten Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Emissionsgeschäft/ Emissionsbegleitung (3) Nachweis der Börsenfähigkeit: • • • • • • formale Anforderungen (abh. vom Börsensegment) Nachweis der Unternehmens Unternehmens- und Marktattraktivität Nachweis der Börsenreife Wettbewerbsvergleiche S Szenario i – Analysen A l Vorlage einer strukturierten Investitionsplanung Emissionsgestaltung: • • • • • Zeitplanung Prozessmanagement (Ablaufkoordination/ Koord. der Berater) Festlegung von Emissionsvolumen, Aktienzahl und Aktiengattung Emissionspreisfindung (meist Bookbuilding) Auswahl des Marktsegments Prof. Dr. Rainer Elschen - 145 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Emissionsgeschäft/ Emissionsbegleitung (4) „Beauty Contest“: • Auswahl der Emissionsbank / des Konsortialführers • E i i Emissionskosten k t • Preis-/Leistungsverhältnis • Platzierungskraft g • Image • Professionalität • Qualität der Analyse – Expertise • Emissionspreiseinschätzung ¾ Variable Auswahl – eher schwache Stellung der Emissionsbank(en) Prof. Dr. Rainer Elschen - 146 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Emissionsgeschäft/ Emissionsbegleitung (5) Emissionspreisfindung: • Interessenkonflikt zwischen Emittent, Emissionsbank und Kapitalanleger p g • „Objektivierung“ durch Unternehmensbewertung und Unternehmensanalyse („Due Diligence“) - (Substanzwertverfahren) - Ertragswertverfahren - „Discounted Discounted Cash Flow Flow“ - Unternehmensvergleichsmethode (Comparable Company Analysis – CCA) • Endgültige Festlegung oft erst in Bookbuilding-Phase ¾ Nach „Beauty Contest“ - starke Stellung der Emissionsbanken Prof. Dr. Rainer Elschen - 147 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Emissionsgeschäft/ Emissionsbegleitung (6) Bookbuilding Pre -Marketing Marketing Phase Marketing Phase Order -Taking Taking Phase Erhöhung des Bekanntheitsgrades durch: Bekanntgabe der Preisspanne Zusammenführu ng der Nachfrage nach Festlegung des Emissionspreises Investor -Relations Aktivitäten durch - Identität - Investorentyp - Preisvorstellung Zustellung der Zeichnungswünsche - Pressekonferenzen - Research -Berichte Berichte - Equity-Story - Roadshows - Einzelgespräche Ermittlung der Preisspanne Prof. Dr. Rainer Elschen - 148 - Pricing - und nd Zuteilungsphase Greenshoe Phase Marktpflege durch Konsortialführer am Sekundärmarkt Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Emissionsgeschäft/ Emissionsbegleitung (7) Sekundärmarktphänomen: Underpricing • erster festgestellter Kurs liegt über dem Emissionskurs • asymmetrische Informationsverteilung zwischen Emittent, Emittent Investor und Emissionsbank • spekulative Nachfrage/systematisch überzogene Erwartungshaltung auff den d Wertpapiermärkten k • Risikoaversion der Emissionsbanken (drohender Reputationsverlust bei Investoren) • bewusstes Underpricing als „Gütesignal“ an den Markt • mangelnde Emissionserfahrung • mangelnder l d W Wettbewerb ttb b iim E Emissionsgeschäft i i häft Prof. Dr. Rainer Elschen - 149 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Emissionsgeschäft/ Emissionsbegleitung (8) Sekundärmarktphänomen: Overpricing • erster festgestellter Kurs liegt unter dem Emissionskurs • zunehmender Wettbewerb im Emissionsgeschäft • Kleinfirmeneffekt (mangelnde Fungibilität) • Fehleinschätzung g der Emissionsbank bzgl.: g • Marktadaption der fundamentalen Daten des Emittenten • Referenzmarkt und Anlageopportunitäten • Emissionszeitpunkt • Aktiengattung, -anzahl und Marktsegment Prof. Dr. Rainer Elschen - 150 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2.6 Asset Management (1) • Im Asset Management bzw. Anlage(n)management werden Gelder in bestimmte Vermögenswerte (Assets) angelegt A Assets t handelbar Traditionelle Asset Classes (standardisiert handelbar) bereits als Anlage genutzt Aktien Anleihen Immobilienfonds Geldmarktinstrumente Hedgefonds ... Prof. Dr. Rainer Elschen nicht handelbar Alternative Asset Classes (nicht standardisiert handelbar) nur z.T. als Anlage genutzt bereits als Anlage genutzt Edelmetalle Währungen ... Private Equity Rohstoffe Direktanlage Immobilien ... - 151 - nur z.T. als Anlage genutzt Kunst Antiquitäten ... Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.2.6 Asset Management (2) • Nachfragegruppen von Asset Management: – Wholesale-Kunden (Institutionelle Kunden, wie z.B. Versicherungsunternehmen und Vermögensverwalter) – Retail-Kunden (Privatanleger, High Networth Individuals) – „Instividuals“ (Zwischennachfrager bzw. -anbieter) • JJe nach h Nachfragegruppe N hf umfasst f t Asset A t Management M t verschiedenartige hi d ti Leistungen Fabrik Produktentwicklung Inst. Kunden Retail-Kunden *** *** *** Prof. Dr. Rainer Elschen Vertrieb Investmentprozess *** *** untergeordnete Bedeutung Servicing Branding / Marketing *** *** *** *** *** - 152 - notwendig *** entscheidend Distribution *** *** Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Anlagefonds (1) • Anlagefonds sind Vermögen, die aufgrund öffentlicher Werbung von den Anlegern zur gemeinschaftlichen Kapitalanlage aufgebracht und von der Fondsleitung in der Regel nach dem G Grundsatz d t der d Risikoverteilung Ri ik t il auff R Rechnung h d der A Anleger l verwaltet werden • Selbst auferlegtes Fondsreglement bestimmt die Eigenart des Fondsproduktes in - Anlage-/ Risikopolitik (Vermögens- oder Wachstumswerte, Metafonds etc.), - Verwendung der Kapitalgewinne, - Abrechnungsperioden und Abrechnungsmodalitäten. Prof. Dr. Rainer Elschen - 153 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Anlagefonds (2) Organisation Depotbank Ausgabe und Rücknahme von Anteilscheinen Überwachung der Anteilwertberechnung Kapitalanlagegesellschaft Anlagefonds C Anlagefonds B Anlagemarkt •Natürliche Personen •Institutionelle Anleger Prof. Dr. Rainer Elschen Kapital Anteilscheine Anlagefonds A • Anleihen • Optionen • Terminkontrakte • Obligationen • Aktien - 154 - Kapital Rechte Anlagemarkt •Wertpapiere •Immobilien •Optionen •Futures •Geldmarktpapiere •etc •etc. Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4.3 Eigengeschäfte von Banken (1) • Bei Eigengeschäften sind Banken im eigenen Namen und für eigene Rechnung tätig • Trading umfasst: – diejenigen Transaktionen, die eine Bank selbst durchführt, um bestehende oder erwartete Unterschiede zwischen den Kauf- und Verkaufspreisen oder Marktpreisschwankungen kurzfristig zu nutzen, damit ein Eigenhandelserfolg erzielt wird, sowie – solche Bestände und Geschäfte, die zur Absicherung von Marktrisiken aus den oben genannten Transaktionen dienen • Treasury stellt denjenigen Dispositionsbereich einer Bank dar, dem die Steuerung der durch Kundengeschäfte verursachten Liquiditäts-, Zi ä d Zinsänderungsund dW Wechselkursrisiken h lk i ik obliegt bli t – Operatives Treasury: Liquiditätssteuerung auf dem Geldmarkt – Strategisches Treasury: Steuerung der kundengeschäftsinduzierten M kt Marktpreisrisiken i i ik Prof. Dr. Rainer Elschen - 155 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 4 3 Ei 4.3 Eigengeschäfte häft von Banken B k (2) Prof. Dr. Rainer Elschen - 156 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Achleitner, Ann-Kristin: Handbuch Investment Banking, 3., überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden, 2002, S. 239-353 / 473-583. • Büschgen, Hans E. / Börner, Christoph J.: Bankbetriebslehre, 4. neu überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart, 2003, S. 156-169 / S. 188-198. Prof. Dr. Rainer Elschen - 157 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5 Bankmarketing ¾Verweis zu Übungsaufgabe 9 Prof. Dr. Rainer Elschen - 158 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (1) • Marketing = an Kundenbedürfnissen orientierter zielgerichteter Einsatz der absatzpolitischen p Instrumente zur Überwindung g der zwischen Angebot und Nachfrage bestehenden Marktwiderstände (Kotler, Philip) • E Erklärungsbedürftigkeit klä b dü fti k it und d Vertrauensempfindlichkeit V t fi dli hk it vieler Bankleistungen bedeuten Marktwiderstände, die beim Einsatz des Marketing-Mixes zu berücksichtigen sind. • Ansonsten kommt das Marketing-Instrumentarium mit spezifischen Modifikationen zum Einsatz. Basis dafür sind Marktsegmentierung mit einer Ermittlung des spezifischen Problemlösungsbedarfs und Marktpositionierung mit einem speziellen Leistungsangebot, das häufig USP-orientiert ist. Prof. Dr. Rainer Elschen - 159 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (2) Im (Bank-)Marketing unterscheidet man gewöhnlich: - Das strategische g Marketing g („ („ausrichtend“,, effektivitätsorientiert, das „Richtige“ tun) typische Frage: Welche Märkte, wann bedienen? - Das operative Marketing („ausführend“, effizienzorientiert, es „richtig“ i hti “ ttun)) typische Frage: Welches Instrument, in welcher Intensität einsetzen? Prof. Dr. Rainer Elschen - 160 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (3) Das strategische Marketing Marketing-Dreieck Dreieck Rahmenbedingungen (Marktverfassung, Staatseingriffe, Gesellschaft,…) Wettbewerber (Banken, „banknahe“ Leistungsanbieter) Marktforschung (Bank-)Kunden (tatsächlich, potentiell) Möglichkeitsanalyse (Opportunities) Marktsegmentierung Bedrohungsanalyse (Threats) Marktpositionierung Marketingforschung Konkurrenzbeziehung Eigene Bank Stärken-/Schwächen-Analyse (Strengths and Weaknesses) Prof. Dr. Rainer Elschen - 161 - Bankbeziehung, Customer Relationship,Bankloyalität Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (4) Marktsegmentierung Typische Kundengruppen für Banken sind: 1. - Firmenkunden (weiter segmentiert nach Branche, Unternehmensgröße, Rechtsform …) - Privatkunden (weiter segmentiert nach Vermögen Vermögen, Alter, Alter Familienstand … ) 2 - Kreditkunden (weiter segmentiert nach Volumen 2. Volumen, Kreditart Kreditart, Sicherheiten …) - Anlagekunden (weiter segmentiert nach Volumen, Anlageart, Sicherheitsbedürfnis …) Æ Problem: Überschneidungen Prof. Dr. Rainer Elschen - 162 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (5) Marktpositionierung Bei der Marktpositionierung geht es um die Stellung gegenüber den Wettbewerbern in Bezug auf die Nachfragergruppen. Angestrebt g werden g gewöhnlich „Alleinstellungsmerkmale“ g (Unique Selling Propositions, USPs). Damit verbunden ist eine „monopolartige monopolartige“ Stellung gegenüber bestimmten Nachfragergruppen mit entsprechenden Gestaltungsspielräumen, besonders bei den Preisen. Prof. Dr. Rainer Elschen - 163 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (6) Aktuelles Beispiel: Geschäftsmodell der GLS-Bank „Die gläserne Bank“ Hintergrund: Fehlendes Vertrauen der Anleger in Banken wegen Finanzmarktkrise Nischenstrategie GLS-Bank: Transparenz und Ökologie • Transparenz über getätigte Investitionen, Anleihen und Aktien; Alle vergebenen Kredite (an Geschäftskunden) f sind für f Einlagenkunden einsehbar; Finanziert werden ausschließlich ökologische, soziale und kulturelle Projekte • Die Anleger geben sich im Gegenzug mit einer vergleichbar niedrigen Verzinsung ihrer Anlagen zufrieden 2008: Erhöhung der Kunden um 7000 auf 62000 Steigerung der Bilanzsumme um 25% auf über eine Mrd. Euro Quelle: Handelsblatt, Finanzzeitung 13.01.09 Nr. 8 Prof. Dr. Rainer Elschen - 164 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (7) Bekannte Strategieansätze Einzelstrategien Mischungsstrategien Richtungsstrategie Kostenführer/Qualitätsführer/Nischen ÆPorter Risikomischung durch klassisches (Investitions-)Portfolio Mittelwert/Standardabweichung ÆMarkowitz kombinierte Markt-/ Produktwahlstrategie alte neue Märkte/alte, alte, Märkte/alte neue Produkte ÆAnsoff „Positionierungsstrategie“ Marktattraktivität/ rel.Wettbewerbsvorteil ÆMcKinsey Company Prof. Dr. Rainer Elschen - 165 - Altersmischung durch („Lebenszyklus“)-Portfolio Lebenszyklus und Lernkurve ÆBoston Consulting Group Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (8) GAP – Analyse Darstellung der Basislücken Umsatz/ Erlös Strategische Lücke Operative Lücke Zeit Prof. Dr. Rainer Elschen - 166 - Lücke Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (9) Porter-Strategien Qualitätsführerschaft Kostenführerschaft Nachfrager mit: hohem Kostenbewusstsein, hoher Standardisierung und Technisierung, hohen Stückzahlen Nachfrager mit: hohem Qualitätsbewusstsein, hohem Personaleinsatz und Serviceintensität,, hoher Umsatzrendite (z.B. Bank 24, Santander Consumer Bank im MobilienMobilien Leasing) (z.B. HSBC Trinkaus & Burkhardt b i priv. bei i V Verm. Verw.) V ) Nischenstrategie Bedienung ganz spezifischer Nachfrager, teils kosten- teils qualitätsorientiert (z.B. Apotheker- und Ärztebank) Prof. Dr. Rainer Elschen - 167 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (10) Ansoff Strategien Ansoff-Strategien Marktdurchdringung Marktentwicklung Bekanntes Produkt wird auf gegebenem Markt weiter verbreitet ((z.B. Leasing g bei Santander Consumer Bank) Bekanntes Produkt wird auf neuem Markt platziert (z.B. (z B Einführung deutscher Aktien oder Pfandbriefe in den USA) P d kt t i kl Produktentwicklung Diversifikation Neues Produkt wird für gegebenen g g Markt entwickelt Neues Produkt wird für neuen Markt entwickelt und dort eingesetzt (z.B. Entwicklung von HedgeFonds in den USA) Prof. Dr. Rainer Elschen (z.B. Projektfinanzierung in Entwicklungsland) - 168 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (11) McKinsey Strategien McKinsey-Strategien Marktattraktivität (Chancen/ Risiken) Auswählen// Entscheiden Investieren in eigene Stärken Investieren in Halten der Marktstellung Desinvestieren Auswählen/ Entscheiden Investieren in Entwicklung des Marktes Desinvestieren Desinvestieren Auswählen/ Entscheiden Relativer Wettbewerbsvorteil (Stärken/Schwächen) Prof. Dr. Rainer Elschen - 169 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (12) Portfolio – Analyse mittel hoch Positionierung strategischer Geschäftsfelder in einer Neun-Felder-Matrix Sonstige Privatkunden Senioren Schüler nied drig Qualifizierte Privatkunden niedrig mittel hoch relative Wettbewerbsstärke Prof. Dr. Rainer Elschen - 170 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (13) SWOT-Analyse Strenghts: Stärken der Bank gegenüber dem Wettbewerb (aus der Sicht der Nachfrager!!!) USP-begründend Weaknesses: Schwächen der Bank gegenüber dem Wettbewerb (aus der Sicht der Nachfrager!!!) Opportunities: Möglichkeiten der Bank bei Kunden oder in Bezug auf strategische Zusammenarbeit bei Konkurrenten Threats: Bedrohungen der Bank durch Konkurrenten oder durch Kunden (z.B. durch Produkthaftungsprozesse) SWOT-Analyse ist regelmäßig Grundlage für die Einordnung der strategischen Positionen in das McKinsey-“Portfolio“. Prof. Dr. Rainer Elschen - 171 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (14) Grundgedanke der Risikostreuung nach Markowitz Nichtadditivität der Risiken durch teilweise gegenläufiges Verhalten. => Legt Diversifizierung nahe, Universalbankgedanke Aber: Markowitz-Modell Markowitz Modell geht von gegebener Rendite/Risiko Rendite/RisikoKombination aus. Tatsächlich wird diese jedoch von der Qualität der Bankführung beeinflusst. Und die ist häufig besser, wenn die B k sich Bank i h auff spezifische ifi h Leistungen L i t (K (Kernkompetenzen) k t ) konzentriert. => Legt Spezialisierung nahe nahe, Spezialbankgedanke Prof. Dr. Rainer Elschen - 172 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (15) Modell der Boston Consulting g Group p Question Marks (Fragezeichen) Rising Stars (Sterne) Einführungsphase des Produktlebenszyklusses Wachstumsphase des Produktlebenszyklusses hohe Stückkosten stark sinkende Stückkosten Poor Dogs g (Arme Hunde) Cash Cows (Melkkühe) Sättigungsphase des Produktlebenszyklusses; kaum noch sinkende Stückkosten Reifephase des Produktlebenszyklusses; schwach sinkende Stückkosten Marktwachstum relativer Marktanteil Prof. Dr. Rainer Elschen - 173 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.1 Grundlagen des Bankmarketing (16) Probleme beim Einsatz der strategischen Modelle im Banksektor - Unterschiedlichkeit der Ansatzpunkte (Gesamtstrategie, Strategie für einzelne Leistungen, PortfolioStrategie) - Kombination der Modelle (z.B. Stärkenausbau bei McKinsey durch klare Kosten- oder Qualitätsorientierung nach Porter) - Übertragbarkeit (z B Lebenszyklus, (z.B. Lebenszyklus „Produkt Produkt“, kostenbezogene Lernkurve) Besonderheiten der Bankleistung Prof. Dr. Rainer Elschen - 174 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Büschgen, Hans E. / Börner, Christoph J.: Bankbetriebslehre, 4. neu überarbeitete und erweiterte Auflage, Stuttgart, 2003, S. 246-249. • Meffert, Heribert: Marketing – Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung – Konzepte – Instrumente – Praxisbeispiele, 10., vollst. überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden, 2007, S. 3-18. • Süchting, Joachim / Stephan, Paul: Bankmanagement, 4. vollständig neu konzipierte und wesentlich erweiterte Auflage, f Stuttgart, 1998, S. 617-619. Prof. Dr. Rainer Elschen - 175 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.2 Besonderheiten der Bankdienstleistung (1) • Spezifika der Dienstleistungen u. a. - Abstraktheit bzw. Immaterialität - mangelnde Lagerfähigkeit und Transportfähigkeit • Spezifika von Bankdienstleistungen - Sie beziehen sich auf Geld in seinen verschiedenen Ausprägungsformen. - Sie werden oft über einen langen Zeitraum hin wirksam. - Sie werden im Wesentlichen durch vertragliche Elemente konkretisiert. ⇒ In einer Bankdienstleistung konkretisiert sich ein Erklärungsbedarf auf Seiten des Kunden, der unterschiedlich hoch sein kann. ⇒ Kunde ist beim Dienstleistungserstellungsprozess ein wesentlicher Bestandteil. Marketingbemühungen müssen die Integration dieses externen Faktors in effizienter Weise bewältigen. ⇒ Leistungsfähigkeit des Anbieters; Auflösen der Homogenität der Bankdienstleistung Prof. Dr. Rainer Elschen - 176 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.2 Besonderheiten der Bankdienstleistung (2) K Konsequenzen fü für d das B Bankmarketing k k ti - Die Bank muss mittels geeigneter (kommunikativer) Maßnahmen ihre spezifischen p Kompetenzen p herausstellen. - Die Bank muss z.B. durch entsprechende Information und geeignete Aktivitäten das Kaufrisiko des Kunden – und damit die Vertrauensempfindlichkeit – reduzieren. reduzieren - Die Bank muss die von ihr angebotenen Dienstleistungen in geeigneter Form, z.B. durch Kommunikationspolitik, „materialisieren“. - Die Bank muss ihre Leistungskapazität flexibel gestalten und effizient steuern, vor allem durch eine entsprechende Gestaltung der Distribution. - Die Bank muss Kundenbeziehungen aufbauen und die vorhandenen Beziehungen pflegen. Prof. Dr. Rainer Elschen - 177 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.2 Besonderheiten der Bankdienstleistung (3) Die Bankbeziehung ist in der Regel eine von Vertrauen geprägte Dauerbeziehung. Man spricht dabei von einer Bankloyalität der Kunden. Den ökonomischen Grund dafür kann man in den Transaktionskosten beim Wechsel der Bankbeziehung sehen. Die Transaktionskosten bestehen in der Hauptsache p aus Informationskosten, sowohl auf Seiten des Kunden wie auf Seiten der Bank. Deutlich wird das etwa im Zusammenhang mit dem Rating von Firmenkunden. Prof. Dr. Rainer Elschen - 178 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.2 Besonderheiten der Bankdienstleistung (4) Aufbau von Bankloyalität, d.h. Bereitschaft eines Wirtschaftssubjekts dauerhaft die Leistungen eines bestimmten Kreditinstituts nachzufragen. Lernkurve der Bankloyalität : Wahrscheinlichkeit (w) des erneuten Einkaufs einer Leistung bei der Hausbank als Funktion der Menge abgenommener Leistungen (Y). Ob die Nachfragebereitschaft (N) des Kunden durch eine störungsfreie Lernkurve repräsentiert werden kann, hängt außer vom Vertrautwerden mit dem Kreditinstitut über die Menge auch von der Art der abgenommenen Leistungen ab, die er in der Schnellzone und beim Kundenbetreuer einkauft (BL), von der Dringlichkeit seiner Bedürfnisse (D), sowie von den anderen absatzpolitischen Äußerungen Ä der Bank (I) und seiner Reaktionsbereitschaft (IR) hierauf, die durch die Bemühungen der Konkurrenz mit beeinflusst wird. Prof. Dr. Rainer Elschen - 179 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.2 Besonderheiten der Bankdienstleistung (5) Lernkurve der Bankloyalität y 0.9 0.8 07 0.7 0.6 0.5 04 0.4 0.3 0.2 01 0.1 w BL Symbole: BL -Bankloyalität Y - Menge an Geschäftsvorfällen w -Wahrscheinlichkeit 0 N Nachfragebereitschaft =f ( 1 BL Lernquote der Bankloyalität Prof. Dr. Rainer Elschen 2 ; 3 4 5 D 6 7 ; Dringlichkeit des Bedürfnisses 8 9 10 I absatzpolitisches Instrumentarium - 180 - 11 ; 12 Y IR ) Reaktionsbereitschaft auf das absatzpop litische Instrumentarium Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3 Marketing Mix der Kreditinstitute • Produktdimension: Sortimentspolitik (Universalbank, Spezialbank), Produktgestaltung (Qualitätsführer, Preisführer) • PreisPreis und Konditionendimension: alle mit der Preisfindung und gestaltung zusammenhängenden Maßnahmen (Preisniveau, gespaltene Preise, etc.) • Distributionsdimension: – räumlich: Standortpolitik, Vertriebskanäle – zeitlich: Geschäftszeiten, Lieferzeiten • Kommunikationsdimension: Verkaufsbotschaft in die Absatzmärkte tragen (unpersönliche Werbemittel, Verkäufer, Verkaufsförderung, Public Relations,…) • Besonderheiten im Dienstleistungsmarketing (?): personell, Physical Facilities, Process Planning (Meffert) Prof. Dr. Rainer Elschen - 181 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.1 Produktdimension (1) Sortimentspolitik Festlegung von – Grundsortiment (Spezialbank vs. Universalbank) – Produktarten P d kt t – Einzelprodukte Produktgestaltung – – Produktmerkmale aus dem technischen Konstruktionsbereich: ▪ Schnelligkeit ▪ Zuverlässigkeit ▪ Komfort Produktmerkmale aus dem dispositiven Konstruktionsbereich: ▪ Beratungsmerkmal ▪ Sortierungsmerkmal ▪ Symbolmerkmal ▪ Bonitätsmerkmal Prof. Dr. Rainer Elschen - 182 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.1 Produktdimension (2) • Kernleistung und Zusatzleistung (am Beispiel Investmentfonds) Prof. Dr. Rainer Elschen - 183 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.1 Produktdimension (3) Markenbildung bei Bankdienstleistungen ⇒ Dienstleistung in die Psyche des Konsumenten verankern Wirkungen der Marke auf den Kunden - Identifikation mit dem Anbieter der Leistung - Marke dient als Kommunikationsmittel / Erleichterung der Interaktion zwischen Kunde und Bank - P fili Profilierung gegenüber üb K Konkurrenzangeboten k b t - Aufbau von Präferenzen für den Anbieter - Markentreue Prof. Dr. Rainer Elschen - 184 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.1 Produktdimension (4) Herausforderung des Markenaufbaus - Aufbau ist mit hohen Kosten verbunden - kontinuierliche kommunikative Maßnahmen notwendig - benötigt einen langen Zeitraum Herausforderung der Markenpflege - Problem der Gewährung von gleichbleibender Qualität; Leistungserstellungsprozess und das Ergebnis sind gewissen Schwankungen ausgesetzt, besonders bei stark individualisierten oder personenabhängigen Dienstleistungen ⇒ Markengedanke kann eher im standardisierten Geschäft mit einer Vielzahl von Kunden zum Tragen kommen. - Visualisierung der Marke Prof. Dr. Rainer Elschen - 185 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.2 Preispolitik (1) Preisdifferenzierung Preis bezieht sich auf bestimmte Kundengruppen, auf bestimmte Zeiträume, auf Volumina oder räumliche Aspekte. g Preisbündelung Bündel an Leistungen werden zusammengefasst und zu einem Gesamtpreis angeboten. Ausgleichspreisstellung Dienstleistungen, auf die der Kunde besonders achtet, werden zu z. T. nicht kostendeckenden Preisen angeboten, während andere Dienstleistungen zu deutlich über den Kosten liegenden Preisen angeboten werden. Kundenabhängige K d bhä i Preisfindung P i fi d nach h Basel B l II Bonität des Kunden und Stellung von Sicherheiten spielen bei der Preisfindung im Kreditgeschäft eine erhebliche Rolle. „Geld G ld zurück-Garantie“ ü k G i “ Gewährung einer Garantie; Anbieter gewährt bei Fehlern entweder Austauschprodukt oder erstattet Kaufpreis (z B Zufriedenheits (z.B. Zufriedenheits-Garantie Garantie der Commerzbank) Prof. Dr. Rainer Elschen - 186 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.2 Preispolitik (2) mangelnde Marktübersicht und Bindekraft der Präferenzen als Ursachen für preisautonomen/ monopolistischen Bereich auf der Absatzkurve Preis p1 pg Z preisautonomer Bereich der doppelt geknickten Preis-AbsatzFunktion C‘1 p2 C‘2 C pG p1 p2 p(Y) Z‘ Absatzvolumen y yG Z Prof. Dr. Rainer Elschen C‘1 , C‘2 p(y) Z‘ yG - 187 - alternative Grenzkostenverläufe Preis-Absatz-Funktion Preis Absatz Funktion Grenzerlöskurve gewinnmaximales Absatzvolumen, sofern C‘2 und Z‘ g gegeben g sind gewinnmaximaler Preis, sofern C‘2 und Z‘ gegeben sind oberer Grenzpreis unterer Grenzpreis Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Büschgen, Hans E.: Bankbetriebslehre, Bankgeschäfte und Bankmanagement, 5. Auflage, Wiesbaden, 1998. • Hein, Manfred: Einführung in die Bankbetriebslehre, 2. Auflage, München, 1993, S. 213-248. • Meffert, Heribert: Marketing – Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung – Konzepte – Instrumente – Praxisbeispiele, 10., vollst. überarbeitete und erweiterte Auflage, f Wiesbaden, 2007, S. 327-581. • Schöning, Stephan: Herausforderungen an das Bankmarketing, in: Das Wirtschaftsstudium, 32. Jg. (2003), H. 8-9, S. 1043-1047. • Süchting, Joachim / Stephan, Paul: Bankmanagement, 4., vollständig neu konzipierte und wesentlich erweiterte Auflage, Stuttgart, 1998, S. 619-689. Prof. Dr. Rainer Elschen - 188 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.3 Distributions- und Vertriebspolitik (1) Direkter Vertrieb von Finanzdienstleistungen Stationärer Vertrieb • Zweigstelle Mobiler Vertrieb • Außendienst Krediti tit t institut Prof. Dr. Rainer Elschen Vertrieb mittels Technik • Automaten • Electronic Cash • Direct Mail • Telefon-Banking • Internet-Banking - 189 - Kunde Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.3 Distributions- und Vertriebspolitik (2) Indirekter Vertrieb von Finanzdienstleistungen Handelsvertreter Strukturvertrieb Finanzmakler Stationärer Vertrieb • Zweigstelle Mobiler Vertrieb • Außendienst Kreditinstitut Mittler Franchising Allfinanzpartner Prof. Dr. Rainer Elschen Vertrieb mittels Technik • Automaten • Electronic Cash • Direct Mail • Telefon-Banking • Internet-Banking - 190 - Kunde Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.4 Kommunikationspolitik (1) Instrumente der Kommunikationspolitik Prof. Dr. Rainer Elschen - 191 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.4 Kommunikationspolitik (2) • Massenkommunikation Zu den in der Bankbranche genutzten Massenkommunikationsträgern gehören Tages- und Publikumszeitungen, Hörfunk, Fernsehen und die Außenwerbung. Prof. Dr. Rainer Elschen - 192 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.4 Kommunikationspolitik (3) • Massenkommunikation: Beispiel von Zielgruppen und Maßnahmen der Öffentlichkeitsarbeit Prof. Dr. Rainer Elschen - 193 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.4 Kommunikationspolitik (4) • Anlassbezogene Kommunikation: Beispiel für Zielgruppen und typische Maßnahmen der Verkaufsförderung Prof. Dr. Rainer Elschen - 194 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.4 Kommunikationspolitik (5) • Individualkommunikation Persönliche Kommunikation: Mitarbeiter i b i repräsentiert ä i fü für d den Kunden d di die gesamte Bank k Multimedia-Kommunikation: - Offlinemedien (CD-ROM, POS-Terminals) - Onlinemedien ( Internet, Extranet): werden d iin d den Fili Filialen l hä häufig fi als l VisualisierungsVi li i und d Simulationsmittel eingesetzt Prof. Dr. Rainer Elschen - 195 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 5.3.5 Interdependenzen des Marketing-Mix Æ gegenseitige iti Abhängigkeiten Abhä i k it erfordern f d ein i „aufeinander f i d abstimmen“ der Marketing-Mix Instrumente Interdependenzen p zwischen den Instrumenten: - funktionale Abhängigkeiten Wirkung eines Instrumentes ist vom Einsatz eines anderen Instrumentes abhängig - zeitliche Abhängigkeiten der Erfolg/ Wirkung eines Instrumentes tritt erst mit zeitlicher Verzögerung ein - hierarchische Interdependenzen ein Instrument hat eine größere Bedeutung als ein anderes Instrument (im Bankbereich ist mittlerweile die Kommunikationspolitik besonders wichtig, früher stand mehr die Produktpolitik im Vordergrund) Prof. Dr. Rainer Elschen - 196 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Büschgen, Hans E.: Bankbetriebslehre, Bankgeschäfte und Bankmanagement, 5. Auflage, Wiesbaden, 1998. • Hein, Manfred: Einführung in die Bankbetriebslehre, 2. Auflage, München, 1993, S. 248-268. • Meffert, Heribert: Marketing – Grundlagen marktorientierter Unternehmensführung – Konzepte – Instrumente – Praxisbeispiele, 10., vollst. überarbeitete und erweiterte Auflage, f Wiesbaden, 2007, S. 249-253 / S. 600-845. • Süchting, Joachim / Stephan, Paul: Bankmanagement, 4., vollständig neu k konzipierte und d wesentlich l h erweiterte Auflage, fl Stuttgart, 1998, 998 S. 689-721. 89 2 Prof. Dr. Rainer Elschen - 197 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation B k i ti ¾ Prof. Dr. Rainer Elschen Verweis zu Übungsaufgabe Ü 10 - 198 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (1) Organisation (funktionale Bedeutung) Ordnen und generelles Regeln (Strukturierung) von Daueraufgaben (Arbeitsabläufen Zuständigkeiten) (Arbeitsabläufen, Organisation als Erfordernis eines arbeitsteiligen Unternehmensprozesses p theoretische Würdigung im Neoinstitutionalismus: => Schließung der neoklassischen „Lücke“ Gegenteil der Organisation: Disposition => fallweise Regelungen Problem: Über– oder Unterorganisation Prof. Dr. Rainer Elschen - 199 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (2) Organisation als Managementfunktion Organisation der Elemente: - Menschen - Sachmittel - Informationen ÆOrganisation g der Elemente im Sinne einer g größtmöglichen g Erreichung der Unternehmensziele Prof. Dr. Rainer Elschen - 200 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (3) Arten der Organisation Aufbauorganisation Ablauforganisation - Rahmengefüge einer Bank, Bank innerhalb dessen das Management seine Aufgaben durchführt - - Bestandsphänomen St u tu e der Strukturen de innerhalb e a b der de Aufbauorganisation stattfindenden Arbeitsprozesse unter Einbeziehung g der Dimensionen Zeit und Raum - Aufbaubeziehungen und Aktionseinheiten - Prozesskomponenten - Ablaufbeziehung und Aktionseinheiten Prof. Dr. Rainer Elschen - 201 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (4) Hauptdimensionen einer Organisationsstruktur 1. Spezialisierung - funktionale Organisationsstruktur - divisionale di i i l Organisationsstruktur O i ti t kt 2. Koordination - persönliche Weisung - Selbstabstimmung - Programme - Pläne 3. Leitungssystem - Struktur der Weisungsbeziehungen (disziplinarisch, funktionell) - Gliederungstiefe g - Gliederungsspanne (Leitungsprogramme) 4. Entscheidungsdelegation 5. Formalisierung Prof. Dr. Rainer Elschen - 202 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (5) Bankbetriebliche Besonderheiten der Bankorganisation Abgrenzung Input <-> Output schwierig 1. Intermediation Approach (Sealey/Lindley (1977)): Passiva = Input; Aktiva = Output ª spartenorientierte Aufbauorganisation des Aktiv- und Passivgeschäfts 2 Prod 2. Production ction Approach (Gilligan/Smirlock/Marshall (Gilligan/Smi lock/Ma shall (1984)): (1984)) Trennung in Leistungserstellung (Output) und Betriebskosten (Input) ª aufbauorganisatorische Trennung in Markt- und Betriebsbereich Prof. Dr. Rainer Elschen - 203 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (6) Prägung durch gesetzliche Vorschriften • Begrenzung von Informations- und Betriebsrisiken • Vieraugenprinzip auf Geschäftsleitungsebene (§33 KWG) • Meldewesen (Anzeigenverordnung (AnzV), Großkredit- und Milli Millionenkreditverordnung k di d (G (GroMiKV)) MiKV)) • Wertpapierhandelsgesetz (insbes. §33 WpHG) ª Vermeidung von Interessenskonflikten Æ organisatorische Schaffung von Chinese Walls • Mindestanforderungen g ....(MaK) ( ) • .............. Prof. Dr. Rainer Elschen - 204 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (7) Eigenschaften von Bankleistungen Erklärungsbedürftigkeit Die Leistungen müssen ausführlich erklärt werden, weil ihre kaufrelevanten Merkmale sonst nicht richtig vermittelt werden können. Vertrauensempfindlichkeit Die Qualität der Leistungen kann vom Käufer nicht vollständig nachvollzogen werden, so dass er dem Verkäufer zu einem gewissen Grade vertrauen muss. Substituierbarkeit Unterschiedliche Leistungen der Bank erfüllen recht ähnliche Kundenbedürfnisse. Kundenbedürfnisse Prof. Dr. Rainer Elschen - 205 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (8) Die bankbetrieblichen Besonderheiten berühren folgende Problemkreise: 1. Wie können das Kreditgeschäft f und der Zahlungsverkehr gestaltet werden? 2 2. Soll der Vertrieb in Banken nach Sparten (Produkten) oder nach Kunden bzw. Kundengruppen gegliedert werden? 3. Was lässt sich zur Optimierung p g der Filialstruktur sagen? g 4. Wie sind die Mindestanforderungen für Handelsgeschäfte organisatorisch umzusetzen? Prof. Dr. Rainer Elschen - 206 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (9) Organisatorisch sind u.a. die nachstehenden Fragestellungen umzusetzen: 1. Wie viel Hierarchie braucht ein Unternehmen? 2. Wie sollen Instanzen g gebildet werden? 3. Wie viel Zentralisation, wie viel Dezentralisation? 4. Fallweises Handeln oder g generelle Regelungen? g g Prof. Dr. Rainer Elschen - 207 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (10) B i i l Kreditgeschäft Beispiel K di häf (1) – Merkmale: ▪ Hochgradige Arbeitsteilung ▪ Geringe Unterstützung durch Informationssysteme ▪ Umfangreiche, z. T. papiergebundene Kreditakten ▪ Geringe g Entscheidungsbefugnisse g g der Kundenbetreuer vor Ort – Resultierende Probleme: ▪ Hohe Anzahl von Systemschnittstellen ▪ Hohe Bearbeitungs- und Durchlaufzeiten ▪ Hohe Kosten in den Marktfolgebereichen (Abwicklung, Überwachung) ▪ Demotivierung der Mitarbeiter ▪ Unzureichende Qualität von Beratung und Abwicklung Prof. Dr. Rainer Elschen - 208 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (11) Beispiel Kreditgeschäft (2) – Lösung durch Geschäftprozessoptimierung: ▪ Begriff: Aktivitätenbündel, das für den Kunden wertschaffend ist ▪ Leistungsaustausch statt Leistungserstellung steht im Vordergrund (transaktionstheoretische Sicht) ▪ Kriterien der Prozessbeurteilung in Banken – Flexibilität – Sicherheit h h – Wirtschaftlichkeit ª Geschäftsprozessoptimierung durch: – Standardisierung – Unterteilung in Kern- und Teilprozesse Prof. Dr. Rainer Elschen - 209 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (12) Ausschnitt aus der Prozessstruktur eines Kreditinstituts Kernprozesse: Kreditgeschäft Wertpapiergeschäft Teilprozesse: p Firmenk dit kredite Verbraucherk dit kredite Prof. Dr. Rainer Elschen - 210 - Zahlungsverkehr Baufinanzierungen i Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (13) K dit Kreditgeschäft häft als l Transaktion T kti (1) Zuordnung von Transaktionsphasen zum Ablauf eines Kreditgeschäfts Transaktionsphasen Ablauf des Kreditgeschäfts 1. Anbahnung • Akquisition durch Kundenbetreuer oder Anfrage des Kunden • Beratung, Analyse des Kreditbedarfs • Prüfung der Kreditwürdigkeit 2 Vereinbarung 2. V i b • Kreditentscheidung K dit t h id • Kreditangebot • Abschluss (Annahme durch den Kunden) Prof. Dr. Rainer Elschen - 211 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (14) Kreditgeschäft als Transaktion (2) Zuordnung von Transaktionsphasen zum Ablauf eines Kreditgeschäfts Transaktionsphasen Ablauf des Kreditgeschäfts • Zinsanpassung bei veränderten Marktkonditionen 3. Durchführung und Kontrolle 4. Anpassung • Nachverhandlungen bei Zahlungsschwierigkeiten des Kunden • Kündigung und Sicherheitenverwertung bei notleidendem Kredit • Zinsanpassung bei veränderten Marktkonditionen • Nachverhandlungen bei Zahlungsschwierigkeiten des Kunden • Kündigung und Sicherheitenverwertung bei notleidendem Kredit Prof. Dr. Rainer Elschen - 212 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (15) ¾ Ausgestaltung der Kern- und Teilprozesse richtet sich nach Zielen Zum Beispiel: Z B i i l y 50%ige Zeitreduzierung von Kreditantrag bis Erteilung (Sachziel) y Gewinnerhöhung g ((im Kreditgeschäft g eher Kostenminimierung) g) (Formalziel) ¾ Rechtliche Rahmenbedingungen g g als Restriktion y Offenlegung der wirtschaftlichen Verhältnisse bei größeren Krediten (§18 KWG) y Zustimmung der Geschäftsleitung bei Groß Groß- und Organkrediten (§§13, 15 KWG) Prof. Dr. Rainer Elschen - 213 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (16) Spartenorientierung vs. Kundenorientierung ¾ Besondere Anforderungen aus Eigenschaften der Bankleistungen - Erklärungsbedürftigkeit - Vertrauensempfindlichkeit V t fi dli hk it (beidseitig) (b id iti ) - Substituierbarkeit ¾ Informationen erhalten zentrale Bedeutung (Prinzipal-AgentProblem ) Prof. Dr. Rainer Elschen - 214 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (17) Prinzip „One One Face to the Customer Customer“ Vorteile: + Gegenseitiges „Kennen“ Î Stärkung des Vertrauensverhältnisses + Vereinfachte Informationsaggregation eines einzelnen Kundenberaters Î Geringere Transaktionskosten gegenüber dem Informationsaustausch bei mehreren Kundenberatern Nachteile: − Kunde will „anonym bleiben“ − Qualitätsprobleme bei Allfinanz Î Imageverlustgefahr g g nicht aufrecht zu erhalten − Im Mengengeschäft Æ Lösung: Entscheidung für Kundenorientierung gemäß dem Prinzip „One Face to the Customer Customer“ statt Spartenorientierung Prof. Dr. Rainer Elschen - 215 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (18) • Durch die Modifikation der Porter‘schen Wertkette um die Spezifika banktypischer Geschäfte lässt sich eine Wertkette der Banken entwickeln. • Als Ausgangspunkt kann das Modell der Universalbank herangezogen werden, da eine Universalbank das gesamte Spektrum der Bankdienstleistungen g bedient. Universalbank mit einer vollständig definierten Wertkette Produktentwicklung Prof. Dr. Rainer Elschen Branding/ Marketing Verkauf Abwicklung - 216 - Administration Risiko-mgt. Kundenmgt. Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (19) • Im Gegensatz zur Universalbank ist die Vertriebsbank lediglich im Retailgeschäft aktiv, wobei der Fokus auf der Beratung und dem Verkauf von Finanzdienstleistungen liegt. Vertriebsbank Produktentwicklung Produktbank Branding/ Marketing Verkauf Abwicklung Portfoliobank Administration Risiko-mgt. Transaktionsbank Kundenmgt. • Produktbanken entwickeln – i.d.R. standardisierte – Produkte, vertreiben diese jedoch nicht selbst, sondern z.B. über Kooperationspartner • Portfoliobanken P tf li b k üb übernehmen h das d Risikomanagement Ri ik t von Kreditgeschäften, K dit häft inkl. Überwachung und Abwicklung der Engagements • Transaktionsbanken konzentrieren sich auf die Abwicklung im Zahlungsverkehr und Wertpapiergeschäft und die Verwaltung von Beständen Prof. Dr. Rainer Elschen - 217 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 6 Bankorganisation (20) • Trend zum Outsourcing im Bankenbereich mit dem Ziel, die durch die Auslagerung frei gewordenen Mittel einer ertragsreicheren Verwendung zuzuführen. Aber: besondere Vorschriften der BaFin • Nicht alle Geschäfte und Prozesse eignen sich zum Outsourcing: niedrig hoch „Commodity“Kernprozesse Kerngeschäftsprozesse • Zahlungsverkehr • WP-Abwicklung • Massenkreditgeschäft: Produktion und Abwicklung Infrastrukturen • Telefonie • Netzwerke allgemeine • Desktop Service Prozesse StandardStandard prozesse Prof. Dr. Rainer Elschen • Vertrieb • Produktentwicklung • Risikomanagement Allgemeine Geschäftsprozesse • Personalwesen • Buchhaltung • Beschaffung • Gebäudemanagement Spezifität - 218 - nie edrig • Rechenzentren • Kundenberatung hoch sttrategische B Bedeutung Kernprozesse spezialisierte Prozesse Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Büschgen, Bü h Hans H E.: E Prinzipien, P i i i A Aufgaben f b und d Teilbereiche T ilb i h der d Organisation, O i ti in: i Heinrich von Stein, Johann / Terrahe, Jürgen: Handbuch Bankorganisation, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden, 1995, S. 31-64. • Durstberger, Herbert: Die lernende Bankorganisation, Durstberger Bankorganisation in: BANK MAGAZIN, MAGAZIN 1995, 1995 H. 5, S. 40-45. • Endres, Michael: Entwicklungslinien der Bankorganisation, in: Die Bank, 1994, H. 1,, S. 4-9. • Hartmann-Wendels, Thomas / Pfingsten, Andreas / Weber, Martin: Bankbetriebslehre, Berlin u.a., 1998, S. 703-748. • Picot, Arnold / Neuburger, Picot Neuburger Rahild: Auswirkungen der Informations Informations- und Kommunikationstechnik auf Bankgeschäft und Bankorganisation, in: Häfliger, Gerold E. (Hrsg.): Aktuelle Tendenzen im Innovationsmanagement : Festschrift für Werner Popp zum 65. Geburtstag, Heidelberg, 2000, S. 311-327. • Rolfes, Bernd / Schneider, Mike: Das Aufbrechen der Wertschöpfungsketten von Kreditinstituten, in: Blecker, Thorsten / Gemünden, Hans (Hrsg.): Wertschöpfungsnetzwerke – Festschrift für Bernd Kaluza, Berlin, 2006, S. 345-362 Prof. Dr. Rainer Elschen - 219 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Literaturhinweise: • Steinmann, Heinrich: Aktuelle Herausforderungen an die Bankorganisation im veränderten Umfeld, in: Heinrich von Stein, Johann / Terrahe, Jürgen: Handbuch Bankorganisation, 2. überarbeitete und erweiterte Auflage, Wiesbaden, 1995, S 487 S. 487-504 504. Prof. Dr. Rainer Elschen - 220 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Wettbewerb und Technologieeinsatz senken Transaktionskosten und verändern deren Struktur Sinkende Transaktionskosten für Bankdienstleistungen 1 Transaktionskosten Treiber (Kunde/Bank) Such- und Anbahnungskosten • Erhöhte Markt-/ Preistransparenz durch Informationsdiffusion via Internet/ Medien • Erhöhter Werbeaufwand, um Kaufinteresse zu wecken • Potenzielle Dienstleister • Leistungs-/ Konditionsvergleich 2 Vereinbarungskosten 3 • Beratungs-/ Entscheidungsunterstützung • Enablement des Kunden1 • Preisverhandlung/ Vertragsabschluss • Direktvertrieb (Internet/ Telefon) Abwicklungskosten • Schnelle, sichere Abwicklung/ Leistungserstellung 4 Kontrollkosten • Sicherheit/ Überwachung ggf Vertragsänderung • ggf. 1 • Produktstandardisierung • Industrialisierung/ Bankproduktion • Wertschöpfungskettenmanagement • IT-Leistungsfähigkeit • Erhöhung Sicherheitsstandards/ regulatorische Anforderungen • IT-gestützte Workflowprozesse/ D k Dokumentationen i Durch Informationen und Beratungstools Prof. Dr. Rainer Elschen - 221 - Trend Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Durch Bündelung und industrielle Fertigung in Transaktionsbanken werden Stückkosten drastisch gesenkt – z.B. in WP-Abwicklung bis zu 75% Beispiel Abwicklungskosten – hier Wertpapierabwicklung Inland Kostenstruktur Wertpapierabwicklung 100% 100% 12% 4% Größendegressionseffekt (Börsengeschäft Inland) Stückkosten in € 5,0 Selbstständige Abwicklung Sparkassen 4,0 kleinere TxBs (z.B. txb etc.) 45% 3,0 15% 84% 2,0 große TxBs ( B Xchanging (z.B. X h i dwpbank) - 75% 40% 1,0 Gesamte WPTransaktionen Volumen Börsengeschäft Inland Fixkosten (kurz- und mittelfristig Prof. Dr. Rainer Elschen - 222 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Banken sind auch zukünftig notwendig – Kernfunktion als Informationsbroker, individuelle Berater und Risikomanager vor Ort Neue Wertschöpfungstrends für Beraterbanken Verstärkte Leistungsübernahme durch Dritte Beraterbanken zunehmend notwendig d Merkmale Einfache Standardprodukte Produktgruppen Leistungsüberexemplarisch nahme exemplarisch Merkmale Themenfelder exemplarisch Einlagen, Ratenkredit, Girokonto • Direktbanken • Non-Banks hoher Informationsbedarf/ hohe Komplexität Abdeckung Lebensrisiken, Altersvorsorge/ Vermögensaufbau Transparente homogene Risiken Ratenkredit Standardbaufinanzierung • Direktbanken • Kapitalmarkt Intransparenz/ Informationsasymmetrien Gewerbliche Kredite/ EK-Finanzierung Service/ Abwicklung Zahlungsverkehr Brokerage • Transaktionsbanken • Kunden „Lebensentscheidungen“/ Investitionsrisiken Trend zur Disintermediation bei geringer Informationsasymmetrie/ Unsicherheit oder geringen Abwicklungskosten Prof. Dr. Rainer Elschen Wohnbaufinanzierung/ Unternehmensnachfolge Banken gesucht bei Unsicherheit, Informationsasymmetrie y oder Investitionsrisiken - 223 - Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Wertschöpfungsketten von Banken werden auf Kernfunktion fokussiert und an verschiedene Stellen aufgetrennt Neue Wertschöpfungstrends für Beraterbanken Einkauf strukturierter Produkte über Produktbanken (z.B. Landes-, Investmentbanken) vereinfacht Produktauswahl Produktlieferung Marketing Einkauf strukturierter Produkte über Produktbanken ((z.B. Landes-, Investmentbanken) Vertrieb PortfolioManagement a age e t Produktion Outsourcing an bzw. Bündelung in Fabrikaten und Bankdienstleistern Prof. Dr. Rainer Elschen Administrative Stäbe SteuerungsStäbe - 224 - • Vertrieb und Steuerung als Kern der Wertschöpfung • Produktentwicklung, P d kt t i kl Produktion und Portfoliomanagement auslagerbar •Grenzen/ Hürden für Outsourcing: Kundenschutz, regulatorische Anforderungen, Mehrwertsteuerproblematik Bankmanagement I – Vorlesung SS 11 Industrie ist Vorreiter – Trends aber auch für Banken gültig Wertschöpfungsmuster 2020 – DM Research-Projetktion für deutsche Unternehmen 1 2 3 Wissen wächst zusammen – aber Spezialisierung zählt Wissensfelder konvergieren weiter, wissensintensive Branchen rapide gewachsen; Komplexität der Wissensfelder erfordert Fokussierung Kurzlebige Wertschöpfungsstrukturen Wissensentwicklung beschleunigt und Produktlebenszyklen deutlich verkürzt Anspruchsvollere, informiertere Kunden sind Teil der Wertschöpfungskette Kunden fordern mehr Systemprodukte; erwarten Auswahlmöglichkeit aus breitem Qualitäts-/Preissenkungsspektrum; sind als „Prosumenten“ in Prozesse integriert Erfolgsfaktoren • Spezialisierung • Time to market • Spezialisten- und Kundennetzwerke Höhere Risikobereitschaft; stärkere Kapitalmarktorientierung 4 Auch: Mehr Selbstständige, sowie Zunahme von Gründungen durch mehr Risikokapitalvergabe 5 1 Grenzüberschreitende Wertschöpfung ist Normalität • Projektwirtschaft als Organisationsform1 • Marken als Anker Von flexibler Kooperation von Spezialisten bis zur kooperativen Wertschöpfung in organisatorisch und rechtlich eigenständigen, temporären Projekten (heute 15% der deutschen Wertschöpfung; Quelle: Deutsche Bank Research: Deutschland im Jahr 2020, April 2007 Prof. Dr. Rainer Elschen - 225 -