ZYSTEN: SOLL ICH DIE ANTIBABYPILLE ABSETZEN?
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ZYSTEN: SOLL ICH DIE ANTIBABYPILLE ABSETZEN?
ZYSTEN: SOLL ICH DIE ANTIBABYPILLE ABSETZEN? Ich bin 30 Jahre alt und habe Probleme mit den Eierstockzysten. Begonnen hat es mit zwei Follikelzysten. Weil eine davon einen Durchmesser von zirka 10 Zentimeter hatte, musste man diese und den Eierstock operativ entfernen. Etwa vor fünf Jahren musste ich mich erneut einer Bauchspiegelung unterziehen, um eine Dermoidzyste zu entfernen. Vor zirka einem halben Jahr hat mein Arzt erneut eine Zyste am verbleibenden Eierstock festgestellt. Weil sie nur 2 Zentimeter gross ist, möchte mein Arzt vorläufig nicht operieren. Obwohl ich die Pille gut vertrage, möchte ich sie absetzen. Ich zweifle daran, ob die Antibabypille wirklich so gut der Bildung von Zysten entgegenwirkt. Kann ich die Pille absetzen? - R. M. in L. Dr. med. Hansruedi Korber, FMH Gynäkologie und Geburtshilfe, Belegarzt Klinik St. Anna, Luzern: Der Entscheid, Pille ja oder nein, liegt alleine bei Ihnen und hängt natürlich mit dem Thema Kinderwunsch unmittelbar zusammen. Die Antibabypille kann sehr oft so genannte funktionelle Zysten in ihrem Wachstum einschränken. Auf eigentliche Neubildungen von Eierstockzysten hat die Antibabypille aber keinen Einfluss. Es gibt eine grosse Zahl von Eierstockzysten. Die genaue Zuteilung, respektive die Klassifikation, insbesondere die Unterscheidung, ob eine Zyste gutartig oder bösartig ist, ist klinisch, das heisst durch herkömmliche diagnostische Untersuchungen, nicht immer möglich. Die Zuteilung, ob Gutartigkeit oder Bösartigkeit vorliegt, lässt sich nur durch eine Gewebsuntersuchung (Histologie) vornehmen. Nun gibt es aber gerade bei den Eierstockzysten einige gute diagnostische Massnahmen, die diese Differenzierung erleichtern können. Vor allem die Ultraschall- untersuchung (Vaginalsonografie) erlaubt eine Differenzierung zusammen mit dem Krankheitsverlauf sehr oft. Wir unterscheiden im Wesentlichen die funktionellen Zysten von den echten Neubildungen, den Tumoren, von denen es auch eine Vielzahl von gutartigen Neubildungen gibt. Das Ultraschallbild ergibt nun sehr oft gute Hinweise, ob die Zyste mit Flüssigkeit, Schleim oder Blut gefüllt ist. Je nachdem ergibt sich ein kleinerer oder grösserer Verdacht auf Bösartigkeit. Funktionelle Zysten Am häufigsten treffen wir die so genannten funktionellen Zysten an. Hier handelt es sich um Zysten, die im Verlaufe des normalen weiblichen Zyklus entstehen. Solche Follikelzysten oder Gelbkörperzysten können über Monate hinaus überwacht werden. Eine Grössenzunahme ist nicht unbedingt ein Zeichen von Bösartigkeit. Sollten aber durch das Ultraschallbild die geringsten Zweifel an einer Gutartigkeit der Zysten bestehen, ist eine Gewebeuntersuchung notwendig. Dies erfordert dann eine Operation. Meist wird die Entfernung der verdächtigen Zyste oder des gesamten Eierstocks mittels Bauchspiegelung (Laparoskopie) durchgeführt. Ob es sich nun bei Ihnen um eine Dermoidzyste handelt oder nicht, kann also nur durch eine Gewebeprobe gesagt werden. Da aber eine Dermoidzyste gutartig (kein Krebs) ist, diese Zyste bei Ihnen sehr klein ist und keine Probleme (Schmerzen) verursacht, ist ein abwartendes Vorgehen absolut vertretbar. Insbesondere auch deshalb, weil ja wahrscheinlich nur noch wenig Eierstockgewebe vorhanden ist. Verschwinden wird diese Dermoidzyste aber nicht, auch nicht mit einer Hormontherapie oder irgendeiner nicht hormonellen Therapie. 3. Januar 2005