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Bücher zum 25. Geburtstag des Hubble-Weltraum-Teleskops
von Hans-Georg Pellengahr
Oli Usher u. Lars Lindberg Christensen,
Hubble - Das Universum im Visier,
170 Seiten, 145 Farbabbildungen, Format 30 x 26 cm, Wiley-VCH Verlag, Weinheim, Dez.
2013, (Übernahme / Übersetzung der zuvor in Kooperation mit der ESA vom Springer Verlag
herausgebrachten englischen Ausgabe)
Die Autoren arbeiten erfolgreich als Wissenschaftskommunikatoren für die ESA und die ESO. L. Christensen ist zudem
Leiter der Presseabteilung der IAU u. hat bereits erfolgreich
eine Reihe von populärwissenschaftlichen Astronomiebüchern
herausgebracht. Der Hubble-Band bietet viele eindrucksvolle,
teilweise bislang nicht veröffentlichte Aufnahmen, einige mit
zusätzlichen Ausschnittvergrößerungen, viele im Großformat
und alle in bester Wiedergabequalität. Die Bildauswahl ist
vorbildlich und illustriert in logischer Abfolge Schlüsselthemen der modernen Astronomie, darunter der Planetologie, der
Kosmologie und der Sternentwicklung. Zu jedem Foto gibt es
eine kurze allgemeinverständliche Erklärung.
Die Bilderreise durch den Kosmos findet ihre Vervollständigung in klar gegliederten Textkapiteln. Diese machen uns
u. a. auch mit Hubbles Geschichte, seiner Entwicklung und
seiner laufenden Modernisierung im Rahmen von 5 Wartungsmissionen vertraut. Sie geben uns darüber hinaus einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand und
verdeutlichen Hubbles bedeutsamen Beitrag zum heutigen
Verständnis des Universums.
Neben den stetig verbesserten wissenschaftlichen Instrumenten erklären die Autoren auch die Technik des „Raumschiffs“ Hubble. Den Abschluss bilden ein Ausblick in die
Zukunft (James Webb Teleskop) sowie eine Übersicht über
Hubbles wichtigste Entdeckungen.
Zusammengefasst: ein rundum tolles und empfehlenswertes Buch, dem zudem eine DVD mit
- allerdings auch kostenfrei aus dem Internet downloadbaren - Hubblecasts beiliegt.
Giles Sparrow,
HUBBLE: Die schönsten Bilder aus dem All,
224 Seiten, 380 Farbfotos, Format 36,7 x 30,5 cm, 2. Aufl.,
Nov. 2014, Kosmos Verlag, Stuttgart
Wer mehr als doppelt so viele Bilder in noch größerem
Format und noch ausführlichere Erläuterungen haben möchte, der sollte sich für dieses ebenfalls absolut empfehlenswerte Buch entscheiden. Es zeichnet sich ebenfalls durch
ein vorzügliches Layout, eine exzellente Bildwiedergabe
und gut verständliche Erläuterungstexte aus. Klar geglieder1
te Textkapitel beleuchten Hintergründe und stellen wissenschaftliche Zusammenhänge her.
Die Hubble-Aufnahmen der Planeten unseres Sonnensystems werden ergänzt durch Fotos von
Planetensonden, im Deep Sky Bereich werden auch einige Aufnahmen des Spitzer-InfrarotWeltraumteleskops sowie des Compton Gamma Ray Teleskops und des ChandraRöntgenteleskops wiedergegeben, zumeist kombiniert mit bzw. überlagert von HubbleAufnahmen. Ausführlich und eng verknüpft mit der Geschichte der Space-Shuttles, ohne die
das für regelmäßige Wartungen konzipierte Teleskop gar nicht hätte realisiert werden können,
schildert der Autor die Entwicklung und die mehrfache Modernisierung des Weltraumteleskops im Rahmen der 5 Service-Missionen. Viele interessante weitgehend unbekannte Hintergrunddetails vermitteln faszinierende Eindrücke von den insges. 23 astronautischen Außenbordeinsätzen sowie von den Schwierigkeiten u. auch Pannen, die dabei bewältigt werden
mussten. Sowohl Hubbles Raumschifftechnik als auch alle seine wissenschaftlichen Instrumente werden in einer großen Übersichtsgrafik sowie in einem eigenen Kapitel ausführlich
erklärt. Zum Schluss erfolgt ein Ausblick auf die nächste Generation sowohl der Erdgebundenen Großteleskope als auch des Hubble-Nachfolgers, des James-Webb-Infrarot-Weltraumteleskops.
Alle Hubble-Bilder sind mit kleinen farbigen Symbolen gekennzeichnet (die allerdings grafisch etwas auffälliger hätten gestaltet werden können!). Aus der Angabe der ServiceMission ist der jeweilige Wartungsstand des Teleskops zu ersehen. Die Gegenüberstellung
von frühen und späten Aufnahmen veranschaulicht die stetige Verbesserung des Teleskops
durch immer leistungsfähigere Instrumente und erklärt, warum Hubble nach 25 Jahren noch
immer auf dem aktuellen Stand der Technik ist.
Die 2. Auflage dieses uneingeschränkt empfehlenswerten Bild- und Sachbuches löst die zu
Hubbles 20-Jährigem heraus gebrachte Erstauflage von 2011ab. Bei deren Überarbeitung hätten Verlag und Autor allerdings etwas mehr Sorgfalt walten lassen können. So ist der Verweis
auf die demnächstige Untersuchung der Asteroiden Vesta u. Ceres durch die Raumsonde
Dawn lange überholt. Dawn hat Vesta nicht nur bereits 2011 erreicht, sondern schon 2012 in
Richtung Ceres wieder verlassen, also lange genug vor Redaktionsschluss der Neuauflage.
Auch der Hinweis auf die Entdeckung der Plutomonde Nix u. Hydra in 2005 ist unvollständig, da Hubble 2011 / 2012 noch zwei weitere Monde (Styx und Kerberos) nachgewiesen hat.
Auch blickt das Weltraumteleskop inzwischen auf 25 Betriebsjahre zurück (auf S. 68 ist noch
von 20 Jahren die Rede). Diese redaktionellen Kleinigkeiten schmälern aber nicht den überaus positiven Eindruck der Neuauflage, zumal diese durch eine Reihe weiterer Aufnahmen
der neuesten Hubble-Kamera WFC 3 ergänzt wurde.
Dieses Buch ist mein absoluter Top-Favorit. Hier werden nicht nur bunte Bilder gezeigt, sondern hier wird - wie in dem Buch von Usher/Christensen - auch Wissenschaft vermittelt. Das
gewählte Großformat macht den Band zwar nicht unbedingt handlich, steigert aber ungemein
die Bildwirkung und die von den Hubble-Aufnahmen ausgehende Faszination.
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Der dritte hier vorgestellte Hubble-Band hingegen beschränkt sich fast ausschließlich auf
Hubbles bunte Bilder:
Expanding Universe, Photographs from the Hubble
Space Telescope, deutsch, englisch, französisch, Format
30,5 x 30,7 x 3,3 cm, Taschen-Verlag für Bildbände,
Köln, März 2015
Aufwändig gestaltete und optisch ansprechende Bildbände
sind das Markenzeichen des Taschen Verlags. Das nachfolgende Beispiel belegt die dabei übliche hervorragende
Druckqualität. Der Bildband zeigt beeindruckende, allerdings wenig systematisch, sondern eher nach dem Motto
„Hauptsache: spektakulär“ ausgewählte Aufnahmen. Auf
Bilderklärungen wird zumeist verzichtet. Leider nehmen
auch die dreisprachig eingeschobenen Textkapitel kaum Bezug auf die gezeigten Fotos. Wissenschaftliche Inhalte vermittelt das Buch kaum.
Selbst bescheidenen populärwissenschaftlichen Ansprüchen wird „Expanding Universe“ nicht
gerecht. Mir ist das zu wenig. Trotz wirklich beeindruckender Bilder kann ich dieses Werk
zumindest denjenigen nicht empfehlen, die auch etwas über die hinter den HubbleAufnahmen stehende Wissenschaft erfahren möchten.
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