Mit Hochleistung in eine grüne Zukunft
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Mit Hochleistung in eine grüne Zukunft
Quelle/Publication: Farbe und Lack Ausgabe/Issue: 11/2010 Seite/Page: 1 Mit Hochleistung in eine grüne Zukunft Nachhaltigkeit war das bestimmende Thema der CEPE Jahreskonferenz in der türkischen Metropole Istanbul. Nachhaltigkeits-Experten erläuterten den über 140 Teilnehmern zukünftige Trends und deren Implikationen für die Lackindustrie. Das Themenspektrum umfasste unterschiedliche Herangehensweisen und Perspektiven in Bezug auf die Nachhaltigkeit von Unternehmen, Produkten und Prozessen. CEPE Jahreskonferenz beleuchtete Trends und Perspektiven beim Umgang mit dem Thema Nachhaltigkeit Miriam von Bardeleben "Es mag sein, dass wir momentan kein besonders nachhaltiges Wachstum wahrnehmen, aber vielleicht ebnet uns die Nachhaltigkeit einen neuen Weg in eine Zukunft mit hoher Leistungsfähigkeit", betonte Jan van der Meulen die Wichtigkeit des Themas Nachhaltigkeit auf der Agenda der europäischen Farben- und Lackhersteller. Eine neu eingeführte Befragung der anwesenden Farben- und Lackhersteller mittels elektronischer Abstimmung ergab denn auch, dass 76 % der anwesenden Unternehmen und Verbände ein eigenes Programm zum Thema Nachhaltigkeit haben. Die CEPE selbst hat als europäischer Dachverband der Beschichtungsbranche im Jahr 2010 eine designierte Task Force rund um das Thema Nachhaltigkeit eingerichtet, geleitet von Tony Mash, BCF. Zukunftsweisend aber kostspielig Nachhaltigkeit sieht die Mehrheit der Konferenzteilnehmer als zukunftsweisenden Aspekt: Mehr als 74 % der befragten Unternehmensvertreter gaben an, dass nachwachsende Rohstoffe bereits Teil ihres Forschungsund Entwicklungsprogrammes sind. Und doch bleibt die Frage, wer letzten Endes die Kosten für die ÖkoProdukte trägt. Trotz eines allgemeinen Trends zu "LOHAS Lifestyles of Health of Sustainability", also einem persönlichen Lebensstil, der auf Gesundheit und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist, wies Martin Sutcliffe im Rahmen seines Vortrags zu den Zukunftschancen regenerativer Farben- und Lackrohstoffe darauf hin, dass laut einer Umfrage beispielsweise dänische Konsumenten für öko-zertifizierte Farben lediglich einen Aufpreis von bis zu 5 % akzeptieren würden. Die Herausforderung, nachhaltige, umweltfreundliche Produkte zu liefern, werde die Beschichtungsbranche daher nicht mit einem großen Wurf umsetzen können. Vielmehr seien Tausende individueller Innovations-Stellschrauben zu justieren, um das Ziel der Nachhaltigkeit zu erreichen. Dabei sehe sich die Beschichtungsbranche weniger allein als "Materiallieferanten", sondern eher als Agenten des Wandels. Dr. Tobias Lewe, A.T. Kearney, betonte in seinem Vortrag, dass die aktuelle schwere Wirtschaftskrise beendet sei, auch wenn es immer wieder Leute gebe, die das anzweifelten und kurzfristig eine zweite "Delle" erwarteten. Eine zweimal jährlich von A.T. Kearney durchgeführte Befragung von Beschichtungsherstellern und deren Kunden habe ergeben, dass sich die Profitabilität der Firmen erhole: Nehme man den Wert des 1. Halbjahres 2008 als 100 %, so habe man nach 48 % in H1 2009 inzwischen wieder 94 % Profitabilität in H1 2010 erreicht. Diese Einschätzung wurde bestärkt von mehr als der Hälfte der anwesenden Unternehmensvertreter, die in der elektronischen Befragung angaben, 2010 im Vergleich zum Vorjahr wieder ein leichtes Wachstum (0 bis 10 %) zu verzeichnen. Trotzdem, so Lewe, werde man sich in der Beschichtungsbranche natürlich wappnen müssen für die nächste Krise, wann auch immer sie kommen mag. "Nachhaltigkeit" betrachtete der Referent dabei als reellen Wettbewerbsfaktor. Als zentrale Punkte für eine erfolgreiche Zukunft nannte Lewe den "regionalen Fußabdruck", ein ausgewogenes Portfolio, Innovationen und finanzielle Gesundheit der Unternehmen. Stimmungsbild der Branche In den Gesprächen mit den Entscheidungsträgern der europäischen Branche während der CEPE Jahreskonferenz 2010 in Istanbul ist deutlich geworden, dass die europäischen Lackhersteller mehrheitlich überzeugt sind, die Talsohle durchschritten zu haben. Der Aufwärtstrend in der globalen Industrie und Wirtschaft ist in diesem Jahr auch in der Farben- und Lackbranche deutlich zu spüren. Nach den Einbrüchen im IndustrielackGeschäft - in den Segmenten Metall- und Pulverlacke - im letzten Jahr, verzeichnen Hersteller wieder eine positive Entwicklung. Das Geschäft mit Dekorfarben zeigt ebenfalls einen weiteren Aufwärtstrend, in diesem Segment war der Rückgang ohnehin nicht ganz so stark wie im Geschäft mit Beschichtungsmitteln für industrielle Kunden. In den Märkten Osteuropas stehen die Zeichen ebenfalls auf Erholung und damit eingehend auf Wachstum. Dieses ist vornehmlich in Russland zu erkennen, da der Einbruch im Farben- und Lackgeschäft während der weltweiten Wirtschaftskrise deutlich zu spüren war. Märkte, wie etwa Polen, die nicht so stark betroffen waren zeigen weiterhin moderates Wachstum mit gutem Potenzial. Ein Sorgenkind bleiben die baltischen Staaten. Die Perspektive bleibt hinter den Erwartungen zurück und ein Aufwärtstrend ist derzeit nicht in Sicht. Ebenfalls in einer schwierigen Lage befindet sich der griechische Markt. Hier ist nach Aussage eines Branchenteilnehmers noch nicht absehbar zu welchem Zeitpunkt eine Erholung des Marktes einsetzen wird. In den mitteleuropäischen Märkten ist das Industrielackgeschäft durchwachsen. In einigen Segmenten erzielen die Lackhersteller gute Ergebnisse, welche die schleppenden Entwicklungen in Bereichen wie dem Maschinen- und Anlagenbau kompensieren und insgesamt zu einem positiven Ausblick führen. Für die Türkei, das Gastgeberland der diesjährigen CEPE Jahreskonferenz, wird ein Wachstum von etwa 10 % für 2010 erwartet. Dazu tragen hauptsächlich die Segmente . Vincentz Network +++ Plathnerstr. 4c +++ D-30175 Hannover +++ Tel.:+49(511)9910-000 Quelle/Publication: Farbe und Lack Ausgabe/Issue: 11/2010 Seite/Page: 2 Pulver, Metall und Dekor bei. Zirka 7 % über den Vorjahreswerten liegen die Erwartungen für den Bereich Druckfarben. Das einzige stagnierende Segment, ist laut dem türkischen Branchenverband Bosad, der ca. 80 % der türkischen Beschichtungsindustrie repräsentiert, das Geschäft mit Schiffsfarben. Sustainability Kick-off In einem für alle Teilnehmer gemeinsamen "Sustainability Kick-Off" im Anschluss an die Vorträge der Plenarsitzung näherte sich Dr. Kenneth Sundberg, Group Vice President Forschung und Entwicklung, Tikkurila Oyj der Frage, inwieweit der Markt höhere Preise für regenerative Rohstoffe in Farben und Lacken akzeptieren würde. Es wurde klar, dass Preissteigerungen im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit überwiegend nur schwer umzusetzen sein werden. Sundberg gab interessante Einblicke in die skandinavische Öko-Label-Landschaft, und betonte, dass Farben- und Lackhersteller eine proaktive Einstellung gegenüber der Nachhaltigkeit einnehmen müssten, um das Vertrauen der Kunden zu gewinnen. Größte Hindernisse seien in diesem Prozess die Preis- und PerformanceDiskussionen. Die Nachhaltigkeit verschiedener Lackharz-Technologien stellte Jan Besamusca, Innovation Director, DSM NeoResins+, in den Fokus seines Vortrags. Anhand anschaulicher Beispiele erläuterte er, welche unterschiedlichen Bewertungsmethoden für ProduktNachhaltigkeit im Beschichtungsmarkt aktuell verwendet werden und wie wenig vergleichbar deren Ergebnisse sind. Je nachdem welche Parameter man in die Rechnung mit einbeziehe, stehe entweder die eine oder die andere Technolgie besser da. Daher müsse man bei der Nachhaltigkeitsbewertung stets besondere Vorsicht walten lassen, mahnte Besamusca. Die Referenten der beiden Fokus-Sessions zu dekorativen Beschichtungen und Industrielacken beleuchteten schwerpunktmäßig die Rolle der Nachhaltigkeit in den verschiedenen Segmenten. Nachhaltigkeit gewinnt bei Dekorfarben an Bedeutung Inwieweit ein Farbenund Lackhersteller das Thema Nachhaltigkeit vollständig in sein Unternehmensmanagement integrieren kann, zeigte Dr. Peter Grochal am Beispiel der Sto AG. Ein zentrales Argument des ausgewiesenen Nachhaltigkeitsexperten bestand darin, dass ökologische, gesellschaftliche und soziale Nachhaltigkeit unerlässlich sei, aber das damit das Bemühen um Nachhaltigkeit im Unternehmen nicht erschöpft sein dürfe. Vielmehr dürften auf der anderen Seite der Waagschale nachhaltig strukturierte und geführte Abteilungen innerhalb des Unternehmens, nachhaltiger Umgang der Geschäftsführung mit Humanressourcen eine sowie finanzielle Nachhaltigkeit nicht fehlen. Der Vorsitzende der Decorative Coatings Sector Group, Dr. Hans-Joachim Güttler, äußerte im Gespräch mit der FARBE UND LACK-Redaktion Bedenken daran, dass das Thema Nachhaltigkeit von allen Branchenteilnehmern mit der notwendigen Entschlossenheit angegangen werde [siehe Zitat. Ein Interview mit Dr. Güttler zu diesem Thema lesen Sie in der Dezember-Ausgabe der FARBE UND LACK.]"In der Architektur kann man Nachhaltigkeit auch ohne Grasdach sichtbar machen", betonte Jörg Filip Roscam, Chairman Europe der Color Marketing Group, einen der aktuellen Architektur-Trends. Mit Hightech könne man heutzutage von der Natur inspirierte Formen erzeugen, die fast schon natürlich wirken. Der weit verbreitete gegenwärtige Trend, dass sich Individuen und Unternehmen immer stärker mit ihrem Gebäude identifizierten und somit eine Interaktion zwischen Haus und Bewohner entstehe, berge dies nicht zuletzt Potenzial für die Farben- und Lackindustrie. Oftmals sei eine Gebäude-Front als "Vorzeige-Seite" konzipiert, wobei es neben interessanten Perspektiven eben auch stark auf den Aspekt Farbe ankomme, so Roscam.Martin Essl, CEO der österreichischen bauMax AG und Board-Mitglied des Verbands EDRA (European DIY-Retail Association), gab zunächst Einblicke in die farben- und lackrelevante Verbandsaktivitäten der seit Ende 2009 selbstständig agierenden EDRA. Es folgte ein Überblick über in die Entwicklung des insgesamt 359 Mrd. EUR Volumen umfassenden Weltmarktes für Heimwerker-Bedarf. Essl zeigte in der Diskussion im Anschluss an seinen Vortrag zu der EDRA am Beispiel seiner eigenen Baumarkt-Kette auf, wie man bereits im eigenen Haus die Umweltfreundlichkeit (und gleichzeitig auch die Kostenbilanz) sehr nachhaltig positiv beeinflussen könne, indem man zum Beispiel Logistik-Management und Beleuchtung in Märkten mit einfachen Maßnahmen wirksam verbessere. Herausfordernd: Nachhaltigkeit im IndustrielackSegment Mehr noch als im Dekorfarben-Segment ist Nachhaltigkeit ein herausforderndes Thema für die Industrielack-Industrie. "Sustainability heißt, die Bedürfnisse der Gegenwart zu erfüllen, ohne es zukünftigen Generationen zu erschweren, dass Sie ihren Bedarf noch werden abdecken können." Mit diesem Statement der British Coatings Federation (BCF) leitete Chairman Peter Rieck, Sonneborn & Rieck, die Session zu Nachhaltigkeit im Industrielacksektor ein. Der Gedanke der Nachhaltigkeit ist grundsätzlich nicht neu. Auf diese Feststellung legte Gerard de Vries, Regional Manager, Middle East, Turkey and Africa, PPG Protective and Marine Coatings, Wert. Auch in der Vergangenheit habe man diesen Aspekt im Industrielacksektor berücksichtigt, inzwischen sei es aber ein beliebtes Thema zur Positionierung geworden. De Vries definierte im Themenfeld Nachhaltigkeit drei zentrale Bereiche: Erstens den Geschäftserfolg [Business Performance] mit den Teilbereichen Vision, Ziele, Kommunikation, zweitens die Mitarbeiter (SHE) und Community (Darlehen, Unterrichtung), und drittens das Umfeld bestehend aus Unternehmenseffizienz, gute Produkte aber auch Vereinfachung, z.B. durch die Verwendung größerer Lackfässer. Als Beispiele für Nachhaltigkeitspotenziale im Industrielacksegment nannte Gerard de Vries unter anderem sehr widerstandsfähige Korrosionsschutz-Decklacke, die heute bei einem On-siteAuftrag von drei Schichten zirka zehn Jahre halten. Für die Zukunft strebe man hier vor allem weniger VOC an (55 %) sowie kürzere Ausfallzeiten. Ein Tag verursache immerhin Kosten von 7.500 EUR. Der jüngste technologische Ansatz kalkuliert mit einer Lebensdauer von 20 Jahren unter Verwendung von Polysiloxanen bei nur zwei Lackschichten. Durch einen Feststoffanteil von ca. 90 % sei auch der VOC-Wert niedriger geworden, erläuterte der IndustrielackExperte. . Vincentz Network +++ Plathnerstr. 4c +++ D-30175 Hannover +++ Tel.:+49(511)9910-000 Quelle/Publication: Farbe und Lack Ausgabe/Issue: 11/2010 Seite/Page: 3 Dr. Marianna Pierobon vom Competence Center Environment, Safety, Health der BASF SE. Im Rahmen von strategischen Analysen führt die BASF stets zunächst die Lebenszyklus-Analyse mit Bestimmung von Input, Output und Impact durch und wertet diese Zahlen anschließend aus. Darauf folgt die ÖkoeffizienzAnalyse, in deren Verlauf Produkte oder Prozesse miteinander verglichen werden. Diese Analyse, welche Werte wie Energieaufwand bei Produktion und Applikation, Globales Erwärmungspotenzial, Ressourcenverbrauch, Toxizitätspotenzial, Risikopotenzial, Flächenverbrauch und nicht zuletzt auch Kosten mit einbezieht, bezeichnet Pierobon als Standard-Tool der BASF. Das Unternehmen habe bereits 400 dieser Analysen durchgeführt. Diskutiert wurde die Frage, wie im Rahmen einer Analyse der Rohstoff-Input zu kalkulieren sei, wenn man verschiedene Bindemittel aus verschiedenen Regionen verwende. Diskussionsteilnehmer wiesen darauf hin, dass es neben entsprechender Software auch akzeptierte Durchschnittswerte für verschiedene Rohstoffe gebe. PaintsPekka Rantamäki, Teknos GroupFelipe Mellado, SunChemicalFrancisco Perello, ValresaHelmut Rödder, BASF Coatings Henner Stratenwerth, FeidalMarlies van Wijhe, Van Wijhe Verf. Mitgliederbeiträge bleiben stabil Im Rahmen der CEPE Mitgliederversammlung am 24. September schlug CEPE-Schatzmeister Jochen Stotmeister vor, die Beiträge für ordentliche CEPEMitglieder in 2011 nicht zu erhöhen. Diesem Antrag stimmten die stimmberechtigten CEPE-Mitglieder gerne zu, mussten aber gleichzeitig akzeptieren, dass diese Entscheidung zu einem negativen Ergebnis im Budget 2011 führen wird. "Wenn sich der aktuelle Trend fortsetzt, ist auch für das Jahr 2012 mit einem negativen Ergebnis zu rechnen", gab Stotmeister zu bedenken. CEPE aktuell -Update zu Mitgliedschaften: Die CEPE steht gegenwärtig für 250 Repräsentanten von Unternehmen und nationalen Verbänden Diese sind aktiv in insgesamt 40 Arbeitsgruppen. Der tschechische Lackverband AVNH CR trat im Februar 2010 der CEPE bei Der dänische Branchenverband FDLF ist seit April 2010 CEPE-Mitglied Mit dem schweizerischen Verband VSLF traf die CEPE eine Einigung auf doppelte Mitgliedschaft Jüngste Publikationen der CEPE: SDS Guide wurde veröffentlicht im September 2010 CEPE Labelling Guide soll noch in 2010 erhältlich sein CEPE Annual Report CEPE-Aktivitäten in 2011: Expositionsszenarien für Gemische Monitoring + Einbindung der Downstream User für den REACH-Review in 2012 Verfolgung des Themas Deadline für Cobalttrockner wegen CMR (wird erwartet zwischen 2013 und 2015/2017, je nach künftiger Klassifizierung) Die nächste CEPE Annual Conference wird vom 5.-7. Oktober 2011 in Dublin (Irland) stattfinden. Das CEPE-Board nach der Generalversammlung 2010: René Riu, Materis Paints (Chairman)Hubert Culik, Rembrandtin LackAntoine Fady, AkzoNobelHerbert Forker, Siegwerk GroupGiorgio Rupnik, Boero GroupJochen Stotmeister, Sto AGArmodios St Yannidis, VitexAram Manoukian, LechlerKevin O‘Connor, General . Vincentz Network +++ Plathnerstr. 4c +++ D-30175 Hannover +++ Tel.:+49(511)9910-000