ZSC Lions und Lugano - wer sonst?

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ZSC Lions und Lugano - wer sonst?
Frauen-Eishockey-Meisterschaft
ZSC Lions und Lugano – wer sonst?
Die Ladies-Teams der ZSC Lions und des HC Lugano starten als
haushohe Favoriten in die am Wochenende beginnende FrauenMeisterschaft. Erster Herausforderer könnten die erstarkten „Hirondelles“ von Uni Neuchâtel sein.
Von Daniel Monnin
Es ist ein Novum, dass die Frauen-Meisterschaft gleichzeitig mit der NLA
und NLB bereits Mitte September beginnt. Der frühe Start ist auf die einmonatige Olympia-Pause im Februar zurückzuführen, die Meisterschaft
dauert inklusive Playoffs bis Ende März. Erneut sind die beiden besten
Teams der letzten Jahre, die ZSC Lions und der HC Lugano, die klaren Favoriten einer Meisterschaft, die aufgrund der Olympischen Spiele und der
laufenden Selektion der Nationalmannschaft für das Saison-Highlight, aber
auch aufgrund neuer, ausländischer Verstärkungen und einer regen Transfertätigkeit Spektakel verspricht. Es ist auch durchaus möglich, dass im
März kommenden Jahres neue Teams die Playoffs bestreiten werden.
An der Spitze der Liga dürfte sich nicht viel ändern. Serienmeister ZSC Lions hat zwar nicht weniger als acht Meister-Spielerinnen verloren, auf dem
Transfermarkt den Substanzverlust aber geschickt minimieren können. Vor
allem der Weggang der beiden Nationalspielerinnen Lara Stalder und Isabel Waidacher (beide amerikanische Universitäten) schmerzt und konnte
nicht vollständig ersetzt werden, aber auf den Ausländerinnen-Positionen
sind die Zürcherinnen erneut stark besetzt. „Als Meister muss die Titelverteidigung das Ziel sein,“ sagt Teamleiterin Angela Weber, fügt aber bei:
„Wir müssen aber auch demütig sein und die Realität sehen, unser Team
wird sich ganz anders präsentieren als im Vorjahr und es stellt sich die
Frage, wer die 78 Tore jener Spielerinnen, die uns verlassen haben, ersetzen soll.“
Herausforderer Lugano hingegen gilt gemeinhin als Transfersieger, hat
seine ausländischen Verstärkungen ausgewechselt und sein Team mit einer arrivierten Nationalspielerin (Anja Stiefel) und zwei jungen Spielerinnen aus dem aktuellen erweiterten Olympiakader ergänzt (Desboeufs, Abgottspon). Neu soll auch Nationaltorhüterin Sophie Anthamatten, die in
der l. Männer-Liga bei Saas Grund spielt, wenn immer möglich bereits vor
den Playoffs Spiele für die Tessiner bestreiten. Es erstaunt deshalb nicht,
dass man in Lugano offen vom Meistertitel spricht. Teamleiterin Alessia
Villa: „Wir wollen Meister werden!“
Von den restlichen vier Teams traut man am ehesten Uni Neuchâtel den
problemlosen Sprung „über den Strich“ zu. Die Neuenburgerinnen, die
letztes Jahr erstmals die Playoffs geschafft haben, vertrauen auf ihr bewährtes Ausländerinnen-Quartett und eine Reihe von Neuzugängen, darunter auch Nationalspielerin Mariko Dale und die ehemalige U18-NatiVerteidigerin Dominique Scheurer. Vom Potential her ist der einzige Westschweizer Vertreter in der obersten Frauen-Liga stärker einzustufen als
der letztjährige Bronzemedaillen-Gewinner Reinach, Bomo-Thun und Aufsteiger Weinfelden.
Der SC Reinach steht vor einem „Neustart“, haben doch nicht weniger als
sieben Stammspielerinnen den Verein verlassen, darunter vier Eckpfeiler
der Frauen-Nationalmannschaft: Julia und Stefanie Marty spielen in der
Olympiasaison in der höchsten schwedischen Liga bei Linköping, Torhüterin Dominique Slongo zog zu Bomo-Thun und Anja Stiefel stürmt neu in
Lugano. Der neue Trainer, Patrick Klopfenstein, spricht denn auch in erster
Linie vom Ligaerhalt, aber gleichzeitig auch vom Erreichen der Playoffs,
auch wenn sein Team es schwer haben wird, die Abgänge auch nur annähernd zu kompensieren. Reinach setzt auf die Jugend, nicht weniger als
fünf der acht neuen Spielerinnen sind noch keine 20 Jahre alt.
Ähnliches gilt für Bomo-Thun und Aufsteiger Weinfelden. Die Thunerinnen
dürfen für sich in Anspruch nehmen, einen „Königstransfer“ getätigt zu
haben, denn neu hütet Dominique Slongo, die Nummer 3 in der nationalen
Torhüterinnen-Hierarchie (hinter Florence Schelling und Sophie Anthamatten), das Tor der Berner Oberländerinnen. Der neue Trainer Markus Bühler
spricht nach den vielen Abgängen (unter anderem die drei Nationalspielerinnen Jessica Lutz, Laura Desboeufs und Céline Abgottspon) zwar von einer „schwierigen Saison“, weiss aber auch, „dass ein Playoff-Platz durchaus realistisch ist.“ Zumal die Thunerinnen ihr Ausländerinnen-Kontingent
voll ausschöpfen und nach wie vor vier Spielerinne n aus dem erweiterten
Olympiakader im Team haben (Slongo, Andrea Fischer, Andrea Schranz
und Barbara Lussier).
Aufsteiger Weinfelden gibt sich realistisch und spricht vom Ligaerhalt als
primärem Ziel, auch wenn Trainer Ossi Tscharf insgeheim mit einem
Playoff-Platz liebäugelt. Die Thurgauerinnen gehen als einziges A-Team
ohne Ausländerinnen ins Rennen. „Wir haben alles versucht, doch es hat
sich nichts ergeben, was unser Team weiterbringen könnte,“ sagt Teamleiter Rolf Zahner. Weinfelden vertraut auf eine junge, entwicklungsfähige
Mannschaft, die mit den beiden U18-Nationalspielerinnen Andrea Brändli
und Dominique Rüegg zusätzliches Potential erhalten hat. Allerdings werden die beiden, wie eine Reihe von andern Kombispielerinnen in der obersten Frauen-Liga, kaum alle Spiele mit Weinfelden bestreiten, da ihr Hauptaugenmerk auf die Novizen-Meisterschaft gerichtet ist.
Die Transferübersicht der Frauen-A-Klubs
ZSC Lions
Trainerin: Daniela Diaz (bisher)
Ausländerinnen: Angela Taylor (GBR, bisher), Katie Greenway (St. Francis Xavier University, CAN, neu), Brook Fernandez (St. Lawrence University, USA, neu), Charlotte Wittich (Linköping, Aut, neu).
Zuzüge: Greenway, Fernandez, Wittich, Tiziana Cipriani (Seewen), Ann
Grand (GCK Lions).
Abgänge: Lara Stalder (Minnesota Duluth Bulldogs, USA), Isabel
Waidacher (Uiniversity of St. Scolastica, USA), Melanie Häfliger (Rücktritt),
Eva Schwärzler (Rücktritt), Anna Vanhatalo (Finnland), Andrea Brändli
(Winterthur/Weinfelden), Keely Covo (Kanada), Cyndy Kenyon (Trainerin
GCK Lions).
Lugano
Trainer: Marzio Brambilla (bisher)
Ausländerinnen: Isabel Menard (CAN, neu), Kristin Horn (USA, neu),
Kacy Ambroz (USA, neu, ab Oktober).
Zuzüge: Menard, Horn, Ambroz, Sophie Anthamatten (Saastal), Anja Stiefel (Reinach), Laura Desboeufs (Bomo / Ajoie), Céline Abgottspon (Bomo /
Sierre), Nicla Gianettoni (Valle Verzasca).
Abgänge: Daniela Rundqvist (SWE), Shannon Reilly (USA, Kira Misikowetz (Assistant Coach), Nicole Schneider, Katja Rummel (beide Rücktritt), Daniela Ayearst (USA), Agnese Tartaglione (Ita).
Reinach
Trainer: Patrick Klopfenstein (neu)
Ausländerinnen: Petra Dankova (SVK, neu), 2. Ausländerin noch offen.
Zuzüge: Martina Steck (reaktiviert), Jenna Layat (Langenthal), Rozenn
Layat (Villars), Melina Landis (Luverne Cardinals), Florence Schindler
(Bomo Thun), Stefanie Greger (Langenthal), Heidi Stalder (Langenthal),
Jennifer Dütsch (reaktiviert).
Abgänge: Julia und Stefanie Marty (Linköping, Swe), Anja Stiefel (Lugano), Marlies Hofmann, Mariko Dale (beide Uni Neuchâtel), Dominique
Slongo (Bomo Thun), Jamie Reinhard (Rücktritt), Sibylle Kretzschmar
(Studium), Silvia Bruggmann, Florence Unterluggauer (beide Rücktritt).
Université Neuchâtel
Trainer: Sven Schwab, Yan Gigon (beide bisher).
Ausländerinnen: Simona Studentova, Eva Holesova (beide CZE), Mathilde Ravillard (FRA), Anna Schneider (AUT, erst ab 2014)
Zuzüge: Dominique Scheurer (Bomo-Thun), Mariko Dale (Reinach), Marlies Hofmann (Reinach), Larissa Friant (Langenthal), Isabella Vuignier
(Sierre), Floriane Yerly (Jean Tinguely), Kaleigh Quennec (Genève Servette)
Abgänge: Chiara Pfosi (Cushing Academy, USA), Mélanie Salomon (LKC),
Silvia Rossinelli (Chiasso), Caroline Parisi (Beruf), Pascale Martin (LKC),
Cassandra Rensch (Fribourg).
Bomo Thun
Trainer: Markus Bühler (neu)
Ausländerinnen: Petra Melicherikova (CZE), Soline Fohrer (FRA), Emmanuelle Passard (FRA), Lubica Stofankova (SVK, neu)
Zuzüge: Dominique Slongo (Reinach), Passard (Chambéry), Stofankova
(Langenthal), Patricia Schenk (Bern 96), Jacqueline Kalbermatter (Visp,
reaktiviert).
Abgänge: Jessica Lutz (USA), Laura Desboeufs (Lugano), Dominique
Scheurer (Uni Neuchâtel), Florence Schindler (Dragon Thun), Céline Abgottspon (Lugano), Lolita Andrisevska (Rücktritt), Nathalie Geadah (Rücktritt), Seraina Matthys (Studium), Sabrina Thalmann.
Weinfelden
Trainer: Ossi Tscharf (bisher).
Ausländerinnen: keine
Zuzüge: Andrea Brändli (ZSC/Winterthur), Dominique Rüegg (Uzwil), Lucie Wimber (Winterthur), Barbara Riebli-Bohnenblust (reaktiviert).
Abgänge: Mia Airola (Finnland)