- Güterhof

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16Stadt
Schaffhausen
Montag, 3. März 2014
Fusion mit Rotem Kreuz
Ein neues Kapitel
für den
Verein Nutzwerk
Humoristische Erotik auf der Bühne: Zum dritten Mal fand am Samstag im Güterhof die Burlesque-Show Roc-A-Chica statt.
Es ist ein Problem, mit dem sich zahlreiche Verbände in der Schweiz seit
Jahren konfrontiert sehen: Der Nachwuchs bleibt aus, die Funktion des Vorstandes kann nicht aufrechterhalten
werden, der Verein überaltert oder
muss sich frühzeitig auflösen. Dass
eine solche Entwicklung sich nur
schwer aufhalten lässt, ist eine traurige Wahrheit. Reaktionen auf Anzeichen jedoch können unterschiedlich
ausfallen und gar zu Ideen führen, die
den Verein am Leben erhalten.
So geschehen ist dies bei «Nutzwerk – die Frauenzentrale Schaffhausen». 1921 ursprünglich als Berufsberatungsstelle für Mädchen gegründet,
zehn Jahre später mit integrierter Mütterberatungsstelle, entwickelte sich die
­Frauenzentrale zu einer beachtlichen
Instanz in der Munotstadt. 2011 erfolgte die Namensänderung zu Nutzwerk, sind die Rechtsberatung, die
Fachstelle für Schuldenfragen und die
Budgetberatung mittlerweile doch an
alle Geschlechter gerichtet. Auch ist
das Nutzwerk ein Zusammenschluss
verschiedener Organisationen aus dem
Kanton, was, so wurde an der Delegierten- und Mitgliederversammlung vergangenen Freitag ersichtlich, hervorragend funktioniert.
Bilder Selwyn Hoffmann
Retroglamour auf der Bühne
Die dritte Ausgabe des Anlas-
ses Rock-A-Chica brachte am
Samstagabend den Rockabilly- und Burlesque-Stil in
den Güterhof.
VON Anna Rosenwasser
Wenn die Güterhof-Gäste plötzlich
grösstenteils Haartollen und gepunktete Kleidung tragen, ist es wieder so
weit. Der Burlesque-Anlass Rock-AChica lud am vergangenen Samstagabend zu Sex, Fashion and Rock ’n’
Roll. Im Vorfeld der Bühnenshows
konnten sich die Besucherinnen und
Besucher, so etwa Linda Heydecker,
­frisieren lassen von Vesna, die in Zürich
einen Coiffeursalon im Pin-up-Style betreibt. So war die Lockenpracht à la
Fünfzigerjahre garantiert.
Die Welt rund um Burlesque-Tanz
fasziniert Besucherin Linda Kilchsperger
schon lange, weshalb die Flaacherin
Anlässe dieser Art schweizweit gerne
besucht. Für Marc Aeberhardt hingegen
ist Rock-A-Chica eine Premiere; auch
für die Munotstadt war es vor drei Jahren das erste Mal, dass ein BurlesqueEvent über die Bühne ging. Für viele
bedeutet dies nicht nur Shows von professionellen Burlesque-Tänzerinnen
und Drag Queens, sondern auch die
Freude des persönlichen Stylens ganz
im Retrolook; das ist auch der Fall bei
Sandra Murer und Claudia Guhl-Wanner.
Selbst das Servicepersonal des Güterhofs war für diesen Anlass speziell gestylt – und genoss das, wie Katharina
Render bestätigte.
Andy Schwenderer, Dominik Meier und
Sven Wirz gehörten zu den zahlreichen
Besucherinnen und Besuchern an diesem Abend und genossen die Shows
wie auch die Band Matt Vodoo Trio –
deren Namensgeber und Frontmann
übrigens liiert ist mit der Tänzerin
Roxy Diamond, die an diesem Abend
ebenfalls einen Auftritt auf der Güterhof-Bühne hinlegte. Moderiert wurde
der Anlass von Sheila Wolf, die ihrerseits keine Unbekannte mehr ist in der
Lokalität: Schon bei der ersten Ausgabe von Rock-A-Chica vor zwei Jahren war sie tanzenderweise auf der
Bühne zu sehen.
Tolle Tollen: Vesna vom Zürcher Coiffeursalon Anker frisierte
unter anderem Linda Heydecker im Retrostil. Marc Aeberhardt besuchte zum ersten Mal einen Burlesque-­
Anlass, Linda Kilchsperger ist schon lange Fan.
Genossen die Show genauso wie das stilgerechte Styling im
Vorfeld: Sandra Murer und Claudia Guhl-Wanner.
Auch das Servicepersonal konnte sich dem Burlesque-Fieber
nicht entziehen – am wenigsten Katharina Render.
The boys are back in town: Andy Schwenderer, Dominik Meier
und Sven Wirz genossen die Show an vorderster Front. Die Burlesque-Darstellerin Sheila Wolf moderierte den Anlass im
Güterhof, wo sie schon an früheren Anlässen aufgetreten war.
Fusion statt Auflösung
Ein Problem, mit dem aber auch
das Nutzwerk in den vergangenen Jahren zu kämpfen hatte, sind die fehlenden Vorstandsmitglieder. Die Situation,
so war man sich schon letztes Jahr einig, wurde «unhaltbar», wie Vorstandsmitglied Claudia Schönberger es ausdrückte. «Wir hatten die Wahl zwischen dem Weiterbestand, einer Auf­
lösung und einer Fusion», erläuterte
sie an der Delegierten- und Mitgliederversammlung. Da der Weiterbestand
allerdings kaum mehr eine Option war
und die Auslösung angesichts des Erfolges des Bündnisses nicht naheliegend war, wurde nach einer Trägerorganisation gesucht.
Nachdem «Zweidihei» nach ersten
Besprechungen nicht mehr in Frage
kam, erklärte sich das Rote Kreuz
Schaffhausen bereit, die Werke, die
unter dem Namen Nutzwerk bestehen,
weiterzuführen. Durch diese Fusionsübertragung, die am Freitag offiziell
verkündet und beschlossen wurde,
fiele dem Nutzwerk-Vorstand «ein
Stein vom Herzen», wie die Mitglieder
am Anlass vermeldeten. An der Sitzung stellten sie die Fusion dar als
Rhein, der in die Thur fliesst; es sei die
beste Lösung, war von vielen Seiten zu
­hören.
Weiterhin dieselbe Beratung
Während der Beschluss der Fusion
ein wichtiger Entscheid war, der das
Nutzwerk in den letzten zwei Jahren
beschäftigt hatte, wird sich für
Aussenstehende wenig ändern. Die Büros bleiben bestehen, ebenso die Beratungsstellen und die dort arbeitenden
Personen. Wer bei Nutzwerk also
Schulden-, Rechts- oder Budgetberatung in Anspruch nehmen will, wendet
sich weiterhin an dieselben Ansprechpersonen an denselben Orten. Für die
etwa 140 Einzelmitglieder des Nutzwerks indes bedeutet die Fusion eine
automatische Mitgliedschaft beim Roten Kreuz Schaffhausen, sofern sie
nicht innert zwei Monaten nach dem
Fusions­beschluss ihren Austritt erklären. Sämtliche Aktiven und Passiven
des Nutzwerks gehen durch die Gesamtnachfolge auf das Rote Kreuz
über; der Verein, bisher von Ruth Ehrat
­präsidiert, löst sich auf. Vertraglich
verpflichtete sich der Trägerverein, die
drei Werke mindestens fünf Jahre in
mindestens ähnlicher Form weiterzuführen. So begann durch einen – in der
Welt der Vereine nicht unbekannter –
Notstand ein neues Kapitel in der
­langen Geschichte des Nutzwerks, das
Veränderungen nicht scheut. (aro)

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