HafenCity und IBA: Hamburgs urbane Zukunft
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HafenCity und IBA: Hamburgs urbane Zukunft
Die HafenCity und die IBA Hamburg in Wilhelmsburg schaffen neue Stadträume und stoßen ökonomische, soziale und nachhaltige Entwicklungen an HAFENCIT Y HAMBURG NEWS MÄRZ 2013 HafenCity und IBA: Hamburgs urbane Zukunft Die beiden großen Stadtentwicklungsprojekte Hamburgs entwerfen ein Bild der Metropole von morgen und suchen nach Lösungen für nachhaltige Urbanität. Die gemeinsame Ausstellung „Stadt neu bauen“ sucht den internationalen Dialog über Zukunftsstrategien der Städte Fotos: Christian Breitler (1), Thomas Hampel / ELBE & FLUT (1), IBA Hamburg GmbH / bloomimages (1) Die Wanderausstellung „Stadt neu bauen“ der HafenCity und der IBA Hamburg in der ETH Zürich HAMBURG Wer sich für Stadtentwicklung interessiert, kommt an Hamburg inzwischen nicht mehr vorbei: Mit der HafenCity auf dem citynahen ehemaligen Hafengelände und der Internationalen Bauausstellung (IBA) im südlich gelegenen Wilhelmsburg sind hier gleich zwei der bedeutendsten Projekte Europas beheimatet. 2013 ist für beide ein besonderes Jahr. Die IBA erlebt mit der Präsentation ihrer Projekte und Modellhäuser, mit ihren großen und kleinen „Injektionen“ in einem Gebiet mit 55.000 Einwohnern und mit zahlreichen Veranstaltungen ihr großes Finale. Die HafenCity als flächenhafte Neuentwicklung mit am Ende 6.000 Wohnungen und 45.000 Arbeitsplätzen setzt zum Sprung in den letzten großen Entwicklungsabschnitt im Osten an. Neue Brücken und Straßen werden gebaut. Sie bilden die Voraussetzung für weitere 2.800 Wohnungen und 18.000 Arbeitsplätze in der östlichen HafenCity – aber auch für eine wachsende Verbindung zu Hamburgs Süden. Hamburg verändert sich im lokalen wie im globalen Licht, weil sich die Stadtteile nördlich und südlich der Elbe neu erfinden und mit ihren vielschichtigen innovativen Elementen international Anerkennung erfahren. Der Beginn dieser Entwicklung lässt sich bis zu dem großen Aufbruch 1989 zurückverfolgen. Das WWW.HAFENCITY.COM Ende der deutschen Teilung erneuerte die traditionell bedeutende Stellung der Freien und Hansestadt als zentraler europäischer Handels- und Hafenort. Hamburg definierte sich in den folgenden Jahrzehnten als stärker wachsende Metropole und ergriff mit der HafenCity die seltene Möglichkeit, mitten in der Stadt zu wachsen. Das 157 Hektar große Gebiet, direkt an der Elbe und nur wenige Gehminuten vom Rathaus gelegen, war trotz seiner zentralen und konzentrierten Lage über Jahrzehnte praktisch eine Terra incognita: unbewohnt, nur von Arbeitnehmern aus der Hafenindustrie geprägt. Heute entstehen insgesamt 45.000 Arbeitsplätze, Wohnraum für 12.000 Menschen, vielfältige Freizeit- und Kulturangebote (darunter die Elbphilharmonie) sowie hochwertige Freiräume am Wasser. Unterschiedliche Bedingungen, verwandte Ziele Die IBA ihrerseits ist der Motor für die Stadtentwicklung südlich der Elbe. Durch gezielte Sanierungsmaßnahmen, Neubauten und kulturelle Aktivitäten wertet sie ein Gebiet an der sogenannten „inneren Peripherie“ der Stadt auf. Das Projektgebiet erstreckt sich über insgesamt 35 Quadratkilometer bestehender Stadträume auf den Hamburger Elbinseln Veddel und Wilhelmsburg sowie im Harburger Binnenhafen. Die IBA verbindet diese zuvor vernachlässigten, aber zentralen Nachbarschaften und sucht ein Gleichgewicht zwischen unterschiedlichen Nutzungen und Interessen herzustellen. Den äußeren Umständen nach haben das IBA-Gebiet in Wilhelmsburg und die Hafen City nicht viel gemeinsam. Doch Herausforderungen wie Ressourcen- und Klimaschutz, gute Governance-Strukturen, Nachbarschaft, soziale Durchmischung und die Bildung sozialen Kapitals in der Stadt stehen im Zentrum vieler Projekte auf beiden Seiten. Durch die Konversion und Aufwertung von großen Innenstadtarealen verkörpern sie die gegenwärtig wichtigsten Wachstumsstrategien europäischer Metropolen. Es sind daher weniger die Ziele als die unterschiedlichen Rahmen bedingungen und Herangehensweisen, die HafenCity und IBA unterscheiden. Denn beide Projekte zeigen einen Weg, wie Städte verantwortungsbewusst wachsen können, ohne auf der „grünen Wiese“ zu bauen. Auch die Förderung eines facettenreichen Stadtraums mit Platz für viele verschiedene Ideen und Lebenskonzepte steht hüben wie drüben im Fokus. Die Bürgerbeteiligung über Diskussionsveranstaltungen, Workshops und Wettbewerbe ist jeweils ein wichtiger Teil des Entwicklungsprozesses. In der HafenCity entstehen großzügige öffentliche Räume direkt am Wasser, insgesamt 28 Hektar Plätze, Promenaden und Parks. Man findet schon jetzt eine Vielzahl von Kulturund Freizeitangeboten. Das Wohnspektrum umfasst öffentlich geförderte und preisgedämpfte Wohnungen, Vorhaben von Baugenossenschaften und Baugemeinschaften sowie das Luxussegment. „All das sorgt dafür, dass sich die verschiedensten Gruppen in der HafenCity begegnen und ein urbanes Lebensgefühl entsteht. Hier ist es die Aufgabe, strategische Diversität zu erzeugen“, erläutert Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Ge- Erkundungstouren Erkunden Sie die innovativen Projekte von IBA Hamburg und HafenCity zu Fuß und per Barkasse. Von April bis Oktober findet jeden Samstag und Sonntag von 14.00 – 17.00 Uhr die geführte Tour „Elbsprung“ statt. 8 € pro Person, Anmeldung erbeten unter www.iba-hamburg.de/touren schäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH. Im Gebiet der IBA unterdessen treffen über 100 Nationalitäten aufeinander. Was fraglos zu Konflikten führen kann, macht Wilhelmsburg und Veddel gleichzeitig zu Orten der Vielfalt und Internationalität. Die IBA sucht diese Potenziale durch gezielte Förderung von Kreativität, Bildung und Kommunikation zu steigern. Urbanen Zusammenhalt und ökonomische Entwicklung zu stärken sind hier die zentralen Themen. Städte spielen generell eine herausragende Rolle beim Thema Klima- und Ressourcenschutz, denn Fortsetzung auf Seite 2 3 IN DIESER AUSGABE: Versmannstraße: Eine Straße entsteht neu Seite 3 Baakenhafen: Wohntürme im Wasser Seite 4 – 5 Grasbrookpark: Neue Kindertagesstätte Seite 6 Geschäftsideen: HafenCity setzt Trends Seite 7 Evangelischer Kirchentag: Auftakt auf dem Strandkai Seite 8 1 3 Fortsetzung von Seite 1 sie bilden den Lebensraum für immer mehr Menschen. Insbesondere die ökologische Nachhaltigkeit spielt vor diesem Hintergrund bei beiden Projekten eine Hauptrolle. HafenCity und IBA Hamburg setzen auf Gebäude, die energetisch vorbildlich und besonders langlebig sind. Die HafenCity ist mit ihrer feinkörnigen Nutzungsmischung eine „Stadt der kurzen Wege“, die gut zu Fuß, mit dem Rad oder dem öffentlichen Nahverkehr genutzt werden kann. Die IBA zeigt, wie die Stadt als Kraftwerk funktionieren und sich schrittweise komplett selbst mit erneuerbaren Energien versorgen kann. „Die HafenCity und die Internationale Bauausstellung sind von zentraler Bedeutung: Im Spannungsfeld zwischen den lokalen Be dingungen und Erwartungen einerseits und den Herausforderungen einer Metropole im 21. Jahrhundert leisten sie einen ganz wichtigen Beitrag für die Stadtentwicklung in Hamburg“, sagt Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz. Als fünftgrößte Handelsstadt der Welt hat Hamburg gegenwärtig 1,8 Millionen Einwohner, in einem guten Jahrzehnt werden es voraussichtlich 1,9 Millionen oder mehr sein. „HafenCity und IBA zeigen, wie das Blick auf das zentrale IBA-Gelände in Hamburg-Wilhelmsburg Wachstum innerhalb der Stadt nachhaltig gestaltet werden kann. Davon profitieren auch benachbarte Quartiere. Dieser Prozess findet national und international viel Beachtung und Anerkennung“, so Scholz. Besucher Hamburgs können die Gemeinsamkeiten und Unterschiede von HafenCity und IBA mühelos selbst entdecken – auf eigene Faust oder auf geführten Touren, beson- E D ITO R IAL ders auf der gemeinsamen Tour „Elbsprung“. Aber auch in verschiedenen Städten Europas kann man sich 2013 ein Bild von den Projekten machen – mithilfe der von HafenCity und IBA gemeinsam initiierten Ausstellung „Stadt neu bauen“, in der ein überdimensionaler Kompass den Weg in die verschiedenen Themen und Herausforderungen der Stadt von morgen weist. Die zentralen Fragen, die sich nicht nur in Hamburg stellen, sind zum Beispiel: Wo und wie können unsere Städte zukünftig verantwortungsvoll wachsen? Welche klugen und nachhaltigen Ideen gibt es für die zukunftsfähige Stadt? Wie können Städte wachsen und dabei offen sein für verschiedene Kulturen? Wem gehört die Stadt? Wie können Öffentlichkeit und Partizipation gefördert und organisiert werden? Im März 2012 war die Ausstellung „Stadt neu bauen“ erstmals im Europäischen Parlament in Brüssel zu sehen. Vom 24. 1. bis 14. 2. 2013 präsentierte sie sich an der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) in Zürich, danach im Architekturzentrum Wien (4. – 10. 3.), in den Docks de la Joliette in Marseille (15. – 29. 3.), in Hannover (8. – 14. 4.) und schließlich in Hamburg selbst, voraussichtlich in der HafenCity (20. / 21. 6.). Der internationale Dialog der Städte findet im Rahmen einer großen städtebaulichen Konferenz unter dem Titel „Building the City Anew“ am 20. / 21. Juni seinen vorläufigen Abschluss. www.hafencity.com www.iba-hamburg.de I NTE RVI EW „HafenCity und die Elbinseln werden sich annähern“ Viel Vergnügen bei der Lektüre, Ihr Jürgen Bruns-Berentelg, Vorsitzender der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH 2 HafenCity News: Die IBA Hamburg verleiht den Elbinseln zwischen HafenCity und Harburg mehr und mehr neue Struktur – durch Neubauten und Sanierungsmaßnahmen ebenso wie durch kulturelle Aktivitäten. Was empfinden Sie als die größte He rausforderung? Uli Hellweg: Ich denke, die größte Aufgabe ist es, den Prozess nachhaltig fortzusetzen, wenn unsere Tätigkeit beendet ist – alle Internationalen Bauausstellungen sind ja zeitlich begrenzt, die IBA Hamburg bis 2013. Dazu braucht es sicherlich eines Kümmerers, einer Organisation, die sich auch in Zukunft ganzheitlich um den Stadtteil kümmert und die Projekte voranbringt. Dies gilt nicht nur für das Weiterbauen in den neu erschlossenen Baugebieten, sondern vor allem auch für die sozialen und energetischen Konzepte wie die Bildungsoffensive oder das Klimaschutzkonzept „Erneuerbares Wilhelmsburg“. 2013 / 14 ist Wilhelmsburg einer der klimafreundlichsten Stadtteile Hamburgs. Mehr als 50 Prozent des Stroms für die Haushalte, Dienstleistungen und Handel werden auf den Elbinseln selbst aus regenerativen Quellen erzeugt. HafenCity News: Was bedeutet die Entwicklung für das bisher als benachteiligt geltende Wilhelmsburg? Uli Hellweg: In Wilhelmsburg hat sich in nur sechs Jahren viel verändert. Das hat auch Ängste geweckt, z. B. vor unbezahlbaren Mieten oder Verdrängung. Es geht jetzt darum, den Menschen zu zeigen, dass Wilhelmsburg auch in Zukunft ein Stadtteil für alle bleiben wird und dass der von der IBA angestoßene Prozess nur mit der Bevölkerung zusammen fortgesetzt wird. Wilhelmsburg wird so sein Stigma verlieren und zu einem bunten und dynamischen Stadtteil werden, in dem Menschen jeder Herkunft und jeden Alters gerne leben. HafenCity News: Wie werden Wilhelmsburg und die HafenCity in 30 Jahren sein? Uli Hellweg: Ich glaube, sie werden sich ein wenig angenähert haben. Die HafenCity wird nicht mehr nur als glitzerndes Arbeits- und Wohnquartier wahrgenommen werden, sondern als ein Stück gewachsene Innenstadt, in der man gut leben kann. Und Wilhelmsburg wird ein attraktives innenstadtnahes Wohnquartier sein, in dem sich viele zentrale Dienstleistungen – nicht nur die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt – angesiedelt haben. In jedem Fall hoffe ich, dass beide Gebiete energetisch zu den innovativsten Stadtteilen weltweit gehören. MÄRZ 2013 Fotos: Bina Engel (1), IBA Hamburg GmbH / Johannes Arlt (1), IBA Hamburg GmbH / Schenk + Waiblinger Architekten (1), Infografik: Christian Eisenberg 2013 werden die Qualitäten der HafenCity mit ebenso dynamischen wie umsichtigen Entwicklungsschritten noch deutlicher. Die neue U-Bahnlinie U4 ist eröffnet, zunächst als Verbindung zwischen Hamburgs City und der westlichen und zentralen HafenCity. Noch in diesem Jahr beginnen die Bauarbeiten für ihre Verlängerung in die östlichen Quartiere. Für Unternehmen, Arbeitnehmer, Bewohner und Besucher stellt die U4 eine unverzichtbare Infrastruktur dar. In der HafenCity gibt es inzwischen mehr als 450 lokale, nationale und große internationale Unternehmen mit rund 9.000 Mitarbeitern. Die Zahl der Bewohner liegt bei nahezu 2.000, Tendenz ebenfalls steigend. Im Osten wird die kraftvolle Entwicklung der HafenCity weitergeführt. Im Quartier Baakenhafen sind bereits die ersten Grundstücke für eine Nutzung mit Hotel und Wohnen anhand gegeben worden. Die Kühne Logistics University nimmt ab Herbst ihren Betrieb am neuen Standort auf, später auch die HafenCity Universität – zusammen haben sie über 2000 Studierende. Das grüne Zentrum der HafenCity, der vier Hektar große Lohsepark, erhält 2013 / 14 im Süden und Norden seine sichtbare Gestalt. In der westlichen HafenCity geht die qualitätsvolle und weitsichtige Weiterentwicklung des Überseequartiers voran. Auf dem letzten bebaubaren Grundstück des bereits 2010 eingeweihten Nordteils entsteht eine hoch spannende Mischnutzung mit Hotel, Kultur, Einkaufen und Wohnen. Die Konzeption für den Südteil wird überarbeitet, ohne dass das Überseequartier seinen offenen Charakter und seine vielfältigen Bezüge zum Wasser verliert. Im Sommer wird mit dem Grasbrookpark der zweite Park der westlichen HafenCity fertiggestellt, zudem wird die Bebauung des Strandkais für Wohnen und öffentliche Nutzungen vorbereitet. Darüber hinaus gehen in diesem Jahr neue Bürogebäude sowie 450 weitere Wohnungen in Bau. Die neuen Projekte stärken das inspirierende Klima in der HafenCity ebenso wie die hohen Nachhaltigkeitsstandards. An diese Qualitätsentwicklung knüpfen die Grundstücksausschreibungen 2013 an. Wir freuen uns über die intensive Beteiligung vieler Akteure. Der Architekt und Stadtplaner Uli Hellweg hat als Geschäftsführer der landeseigenen Wasserstadt GmbH in Berlin die städtebauliche Umnutzung von 253 Hektar ehemaliger Industrie- und Hafenflächen an Spree und Havel verantwortet. In Berlin machte er auch seine ersten Erfahrungen mit dem Traditionsformat der Internationalen Bauausstellung. Seit 2006 leitet er die IBA Hamburg in Wilhelmsburg HINTERGRUND Eine neue Hauptstraße für Hamburg und die HafenCity Für die östlichen Quartiere der HafenCity, den Anschluss an die City und den Hamburger Süden ist die Versmannstraße unverzichtbar. Nun wird sie neu gebaut – zeitgleich zum Bau der neuen U-Bahntrasse zu den Elbbrücken Geländeaufhöhung um ca. 3 Meter Geotextil Leitungen und Kanäle für Strom, Gas, Telekommunikation, Wasser u. a. Ober Baake h a fe U-Bahnlinie U4 n nhafe Erschütterungsschutz n Sandauffüllung 200 m Schlitzwand Elbe Ab Sommer 2013 wird eine zweispurige Umleitung eingerichtet, während die neue Versmannstraße und die Verlängerung der U4 hergestellt werden. Die temporäre Verkehrsführung verläuft über die neue Brücke über den Baakenhafen direkt an der Elbe entlang bis zu den Elbbrücken. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird der Verkehr zurückgelegt und das Elbufer als breite grüne Promenade gestaltet. Kleischicht Betonsäulen Schlitzwand Mikropfähle tragende Sande Der Neubau der Versmannstraße ist eine besondere Ingenieurleistung: Unter der Straße entsteht ein U-Bahntunnel, direkt nebenan verlaufen Bahngleise. In dem schwierigen Baugrund sind aufwendige Maßnahmen zur Gründung und zur Abschirmung erforderlich HAFENCITY Das größte Infrastrukturprojekt der HafenCity kündigt sich hinter dem Rohbau für die HafenCity Universität und ihrer künftigen U-Bahnhaltestelle an. Die Fahrbahn senkt sich mit einer jähen S-Kurve nach Osten, ab hier beginnt die Versmannstraße. Genauer gesagt: Die alte Versmannstraße, auf der bisher vor allem Lastwagen, aber auch sonstiger Durchgangsverkehr auf dem Weg Richtung Elbbrücken fuhr. Nach der Aufhebung des Freihafens Anfang 2013 und durch die Entwicklung der östlichen HafenCity wird sich dies grund legend ändern. Die Versmannstraße wird von einem Hafen verkehrsweg zur Hauptverkehrsachse, zu einer Eingangsstraße zur Stadt von Süden. Dazu wird sie auf einer Länge von ca. 1,3 Kilometern völlig neu gebaut. In verschiedenen Abschnitten erfolgen bis 2016 die Erhöhung auf ein hochwassergeschütztes Niveau von mindestens 8,30 Meter über Normalnull, der Ausbau mit vier Fahrspuren, Radstreifen und Gehwegen und schließlich die Begrünung zu einer großzügigen Allee mit drei Baumreihen – rund 230 Bäume werden die Versmannstraße nach der Fertigstellung säumen. Wer an der S-Kurve zu der alten Versmannstraße steht, erblickt nach Süden den Baakenhafen mit seinen lang gestreckten Kaizungen und im Osten die Spitze der HafenCity vor den Elbbrücken. Hier entstehen 2.800 Wohnungen, 18.000 Arbeitsplätze und großzügige Freiräume – undenkbar ohne eine neue Straße, die den Anforderungen an eine Hauptstraße im Hamburger Straßennetz entspricht. Wenn die HafenCity und die Umgebung fertiggestellt sind, ist an den Abschnitten mit der höchsten Verkehrsdichte im Osten (deshalb fehlt dort der Wohnungsbau) mit einem Aufkommen von gut 50.000 Fahrzeugen täglich zu rechnen. Verkehrsumleitung ab Sommer Ende April beginnen die ersten Bauphasen, nachdem zunächst in Vorbereitung rund 170 Bäume entlang der Versmannstraße gefällt wurden. (Die Bäume werden nachge- MÄRZ 2013 pflanzt und durch hochwertige, rund 25 Jahre alte Exemplare ersetzt.) Richtig losgehen wird es aber erst ab Sommer 2013: Dann sorgt die neue Brücke über den Baakenhafen dafür, dass der Verkehr nicht weiter über die alte Versmannstraße fließen muss. Für die nächsten drei Jahre wird eine zweispurige Umleitung direkt an der Elbe bis zu den Elbbrücken eingerichtet. Dabei spielt in die ohnehin anspruchsvolle Arbeit ein zweites großes Infrastrukturprojekt hinein: Die Verlängerung der U4 von der Haltestelle Hafencity Universität bis an die Elbbrücken. Auf rund 800 Meter Länge wird die neue Versmannstraße die U-Bahntrasse direkt unter sich haben. Erst weit im Osten trennen sich die Bauvorhaben, weil die U-Bahn etwas südlich des Straßenverlaufs aus dem Tunnel herausfährt und zu der oberirdischen Haltestelle Elbbrücken auf über 11 Meter aufsteigt. „Die HafenCity Hamburg GmbH und die Hamburger Hochbahn AG arbeiten hier für die optimale Erschließung Hand in Hand“, sagt der verantwortliche Projektmanager bei der HafenCity Hamburg GmbH, Henning Liebig. Die bauphysikalischen und -technischen Herausforderungen für das Projekt sind riesig. Tragfähigen Boden findet man erst ab 12 bis 14 Meter Tiefe, darüber liegen die weichen Sedimentschichten aus Klei und Torf des Elbe-Urstromtals. Für den Straßenbau wird zunächst tonnenweise Sand auf die künftige Fahrbahn aufgebracht, damit sich der Boden setzt und stabilisiert. „Das ist so, als drücke man die Straße in den Schlick, wie bei einem nassen Schwamm, aus dem man das Wasser herausdrückt“, so Liebig. Dies ist deshalb besonders heikel, weil die neue Versmannstraße und die U-Bahntrasse 30 bis 50 Meter nach Norden verlegt werden. Dort verlaufen sie künftig direkt neben den Pfeilerbahngleisen der Deutschen Bahn AG, der Einfahrtsschneise für Hamburgs gesamten Zugverkehr von und nach Süden. Die weichen Bodenschichten, die durch die Setzung der Straße verdrängt werden, dürfen die Pfeilerbahn keinesfalls beschädigen. Gemeinsame Planung Das ist nur mit einer mächtigen Abschirmkonstruktion möglich: Zur Bahnseite wird eine insgesamt 1.400 Meter lange und bis zu 25 Meter tiefe Wand in den Boden gestellt, eine aus einzelnen Lamellen aufgebaute Schlitzwand, die mit Beton verfüllt wird. Dank der gemeinsamen Planung von Hamburger Hochbahn AG und HafenCity Hamburg GmbH kann diese Abschirmkonstruktion weniger aufwendig und teuer ausfallen, als wenn jede Seite allein gebaut hätte. Henning Liebig schätzt das Einsparpotenzial auf rund 12 Millionen Euro. Die gesamten Kosten für den hochwassergeschützten Neubau der Versmannstraße werden auf rund 50 Millionen Euro veranschlagt, die Hamburger Hochbahn AG rechnet für die Verlängerung der U4 bis zu den Elbbrücken mit 178 Millionen Euro. Indem die Planungsingenieure die Trassen für Autos, U-Bahn und Fernbahn im Nordosten der HafenCity bündeln, gewinnen sie nach Süden wertvollen Platz für die Grundstücke und Freiräume in den östlichen Quartieren Elbbrücken und Baakenhafen. Moderne Konzepte für Lärm- und Vibrationsschutz halten die Beeinträchtigungen so gering wie möglich. Bis Mitte 2016 soll zumindest der südliche Fahrstreifen der neuen Versmannstraße einsatzbereit sein. Dann kann der Verkehr zurückverlegt und die Entwicklung des Quartiers Baakenhafen zum großen Wohn- und Freizeitquartier in die Schlussrunde gehen. „Die Entwicklung der Infrastruktur muss zeitlich zuerst kommen, aber man muss sie immer in der Gesamtentwicklung denken“, betont Henning Liebig. Für den Neubau der Versmannstraße wurden nicht nur viele technische Aspekte, sondern auch Stadtentwicklungsthemen wie Lebens- und Aufenthaltsqualität berücksichtigt. Dazu leistet auch die geplante Eröffnung der dritten Station der U4 an den Elbbrücken 2017 / 2018 wiederum einen wichtigen Beitrag. 3 Serie zum Baakenhafen Teil 4: Wasserhäuser HafenCity Die Entwicklung des Baakenhafens ist das zentrale Projekt für die östliche HafenCity in den nächsten Jahren. HafenCity News stellt die wichtigsten Schritte vor. Filigran, expressiv, poetisch: Entwürfe für die Wasserhäuser HafenCity Sechs nachhaltige Wohntürme im Baakenhafen werden die Identität des großen Freizeit- und Wohnquartiers im Osten der HafenCity prägen. Dank eines Architekturwettbewerbs kann man sich bereits ein Bild von ihnen machen: Ende 2012 wurden drei internationale Büros mit Preisen ausgezeichnet 1. Preis Der Siegerentwurf von Shigeru Ban Architects Paris sieht filigrane Wohntürme mit vielfältigen Wohnungsgrund- BAAKENHAFEN Hamburg hat seit den 1980er Jahren das nördliche Elbufer als urbanen Raum wiederentdeckt: Wohnen, Arbeiten und Freizeitmöglichkeiten entstanden direkt am Wasser, während sich die Hafen- und Industrienutzungen verlagerten. Der Höhepunkt dieses Prozesses, die HafenCity Hamburg, treibt diesen Grundgedanken nun auf die Spitze: Erstmals wird es in dem Quartier Baakenhafen Wohnen und öffentliche Nutzungen AUF und ÜBER dem Wasser geben. Nicht in kleineren vereinzelten Hausbooten, sondern in sechs großen Gebäuden direkt im Hafenbecken. Dank eines internationalen Architekturwettbewerbs, der Ende 2012 entschieden wurde, kann man sich bereits annähernd ein Bild machen, wie die nachhaltigen Wohntürme einmal aussehen sollen. Überhaupt wird der Charakter des Quartiers Baakenhafen, des großen Wohn- und Freizeitquartiers im Osten, immer konkreter: Eine große neue Brücke über den Baakenhafen wurde unter funktionalen, ästhetischen und nachhaltigen Aspekten geplant und befindet sich derzeit im Bau. Die stadträumliche Struktur wurde sorgfältig im städtebaulichen Wettbewerb durchdacht – dank der doppelten Wasserlage Baakenhafen und an der Elbe ist sie besonders spektakulär, mit Blick auf die Integration der beiden lang gestreckten Kaizungen zu einem Quartier ist das Gelände aber auch besonders anspruchsvoll. So wurden große und kleine Plätze konzipiert, Verbindungen entlang des Hafenbeckens und quer dazu festgelegt, besondere öffentliche Nutzungsmöglichkeiten der Grundstücke am Wasser ins Auge gefasst. Da gab es schließlich die einprägsamen Entwürfe für eine grüne Spiel- und Freizeitinsel und für eine großzügige Uferpromenade im Rahmen der Freiraumplanung. Der Wettbewerb zu den Wasserhäusern HafenCity bildet einen letzten vorläufigen Höhepunkt in der Vorbereitung des Quartiers Baakenhafen für seine Entwicklung. Sechs Türme mit acht bis zwölf Geschossen, die über 20.000 Quadratmeter Bruttoge4 schossfläche (BGF) für Wohnen bieten, dazu Raum für gemeinschaftliche und öffentliche Nutzungen in den Warftgeschossen. Diese heißen hier aber übrigens Wassergeschosse, denn von hier aus kann es auf das Hafenbecken hinausgehen. Zugangsbrücken auf zwei Niveaus führen zu der mindestens zehn Meter entfernten Promenade und dem hochwassergeschützten Niveau. Gegründet werden die Wasserhäuser bis zu zwölf Meter tief in der Sohle des Hafenbeckens. Unter Nachhaltigkeitsaspekten sollen sie den Standard des HafenCity Umweltzeichens in Gold wie auch den Passivhausstandard erfüllen. Dabei sind die Gebäude anderen Umwelteinflüssen als am Ufer ausgesetzt, hohen Windgeschwindigkeiten und der Reflexion der Sonneneinstrahlung durch das Wasser beispielsweise. Als Standort wurde der Südwesten des Hafenbeckens, nicht weit von der neuen Brücke, ausgewählt. Dort sollen die Wasserhäuser paarweise, jeweils leicht versetzt, vor der Kaimauer angeordnet werden. Ein ungewöhnliches Verfahren Mit dem Ziel, nochmals einen städtebaulichen und architektonischen Innovationsschub zu gewinnen, lobte die HafenCity Hamburg GmbH im Einvernehmen mit der Freien und Hansestadt Hamburg den Architekturwettbewerb aus – obwohl sie nicht Bauherrin sein wird. Sechs renommierte Büros wurden eingeladen: Hadi Teherani Architects (Hamburg), Szyszkowitz-Kowalski + Partner ZT GmbH (Graz), Studio Gang Architects (Chicago), Graft Gesellschaft von Architekten mbH (Berlin), Delugan Meissl Associated Architects (Wien) und Shigeru Ban Architects Europe (Paris). Ein für die Hafen City ungewöhnliches Verfahren: In der Regel startet der Bauherr den Wettbewerb, wenn ein detailliertes Nutzungskonzept für das Grundstück vorliegt. Doch in diesem Fall sollte der Architekturwettbewerb als Ideengeber für das gesamte Verfahren dienen. „Für den besonderen Ort und für das beson- dere Thema wurde eine besondere Architektur gesucht“, so Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter. Bauherren, die sich später für die Wasserhäuser HafenCity bei der HafenCity Hamburg bewerben (vermutlich können zwei der jurierten Entwürfe hier gebaut werden), müssen die Entwürfe in der Anhandgabephase verfeinern und sie ihrem Bauantrag zugrunde legen. Der Siegerentwurf von Shigeru Ban schlägt ein Ensemble vor, bei dem sich die jeweiligen Turmpaare durch das Material unterscheiden: Beton, Holz und Stahl sind die Baustoffe der Wahl, sowohl für die Konstruktion als auch für die Fassade. Ob Holz an dieser Stelle zum Einsatz kommen kann, ist allerdings noch nicht sicher. Die Jury zeigte sich überzeugt von der „eigenständigen und sehr filigranen Konstruktion“, die eine ebenso urbane wie maritime Interpretation des Bauens auf dem Wasser zum Ausdruck bringe. Sehr gut bewertet wurde auch die Vielzahl von Wohnungsgrundrissen bei einem Schwerpunkt auf Mai- 2. Preis Die organischen Formen des zweiten Preisträgers Studio Gang aus Chicago sind expressiv und einprägsam MÄRZ 2013 Fotos: Bina Engel (2), Christa Lachenmaier / ASTOC, Köln (1), Shigeru Ban Architects Europe (1), Studio Gang Architects (1), Szyszkowitz-Kowalski + Partner ZT GmbH (1) rissen vor IM FOKUS sonette-Typen, die teilweise zweigeschossige Balkone, Terrassen und Loggien bilden. Oben auf den Türmen sind Dachterrassen, an den Verbindungsstegen zur Uferpromenade Anleger für kleinere Schiffe vorgesehen. „Ein sehr einprägsames und ungewöhnliches Bild“ schaffen nach Ansicht der Jury die mit dem zweiten Preis ausgezeichneten Pläne von Studio Gang. Die organisch wirkenden Türme falten sich mit ihren Fassaden unterschiedlich aus, mal eher gerundet wie ein Blütenblatt, mal eher sternförmig wie bei einer Sprosse. Auch die Wohnqualität wird hier als herausragend angesehen, da der kreisförmige Grundriss der Türme durchweg gute Blickbeziehungen ermögliche. Am Fuß des Gebäudes sind poetische „floating gardens“ mit einem umlaufenden Steg und einigen Bootsanlegern vorgesehen – sofern ein solcher schwimmender Garten in einem tideabhängigen Gewässer, das auch Eis führen kann, möglich ist. Kritisch bewertete die Jury, dass die Grundrisse die vorgesehenen Baufelder überschreiten und relativ massig wirken. Manchen Mitgliedern schienen die expressiven Entwürfe vielleicht von zu kurzer Halbwertszeit. Der dritte Preis ging an die Entwürfe von Szyszkowitz-Kowalski, die ein besonderes Augenmerk auf die Ausprägung der Gebäude als „Wasserhäuser“ legen: „eine poetische Gebäudestruktur, die erst weit oberhalb der Wasserlinie zu einer kompakten Kubatur wird“, so die Jury. Durch die Tragstruktur hindurch erhalte man einen einzigartigen Blickbezug zum Wasser. Auch hier sind Bootsanleger vorgesehen. Allerdings könnte es nach Meinung der Experten sein, dass die schlanken Gebäudestützen überarbeitet werden müssen. Die Wasserhäuser im Baakenhafen müssen auch für den möglichen Aufprall eines Schiffes ausgelegt werden. Ein internationales Zeichen Aus Sicht des Vorsitzenden der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, Jürgen Bruns-Berentelg, leisten alle drei Preisträger einen ausgezeichneten Beitrag zur Umsetzung der Idee, die hinter dem Wettbewerb stand: „Es geht darum, die Wohntürme im Wasser des größten Hafenbeckens der HafenCity so zu gestalten, dass sie dem Quartier Baakenhafen eine dauerhafte architektonische Identität geben. Ihre Präsenz muss sich innerhalb der HafenCity und der Hamburger Waterfront einfügen, zugleich aber auch über die Stadt hinaus und inter national ein Zeichen für den Anspruch der HafenCity setzen.“ Auch der Jury schienen ausdrücklich alle drei Preisträger realisierungswürdig. Es wird daher geprüft, ob die Entwürfe in Kombination oder verteilt auf verschiedene Standorte umsetzbar sind. Das Büro von Shigeru Ban Architects hat seinen Hauptsitz in Tokio, dazu kommen Büros in New York und Paris. Insgesamt wurden über 100 Bauvorhaben in zehn Ländern rea lisiert. Als sein größtes Talent beschreibt Shigeru Ban die Fähigkeit, „visionäre Architektur mit klaren Konzepten und rationalen Ideen für bauliche Lösungen und Konstruktionsmethoden zu realisieren“. In Europa wurde das Büro durch ein neues Ausstellungshaus des Pariser Centre Pompidou in Metz bekannt; auf der Weltausstellung 2000 in Hannover realisierte es den japanischen Pavillon. Zu den zahlreichen Auszeichnungen gehört die Goldmedaille beim „International Price for Sustainable Architecture“ 2010. Studio Gang aus Chicago versteht sich als Kollektiv von Architekten, Designern und Denkern. Provokante und verführerische Architektur ist sein Markenzeichen. Die Gründerin Jeanne Gang erhielt von der MacArthur Foundation, einer der größten und einflussreichsten Stiftungen für Kultur und Geistesleben in den USA, die Auszeichnung eines „MacArthur Genius Fellow“. Zu den Projekten von Studio Gang zählen der Aqua Tower in Chicago, die Doppeltürme Vancouver Pair in der kanadischen Hafenstadt sowie Projekte im südindischen Hyderabad. Die Internationale Architekturbiennale in Venedig, das Museum of Modern Art in New York und andere Institutionen haben die Arbeiten von Studio Gang ausgestellt. Das Büro von Prof. Michael Szyszkowitz und Prof. Karla Kowalski entstand 1973 nach der Zusammenarbeit beider Partner an dem Münchner Olympiagelände für Behnisch & Partner. Neben zahlreichen Bauvorhaben für Kultur und Bildung in Österreich war das Büro auch bei Stadtentwicklungsprojekten wie „Wien 21“ sowie Einzelbauvorhaben für Büro und Wohnen erfolgreich. Michael Szyszkowitz lehrte bis 2012 als Vorstand des Instituts für Gebäudelehre und Entwerfen an der Technischen Universität Braunschweig, Karla Kowalski war Direktorin des Instituts für Öffentliche Bauten und Entwerfen an der TU Stuttgart. Sie ist seit 1993 Mitglied der Berliner Akademie der Künste. Die Entwürfe der drei Preisträger bilden eine spannende, vielfältige Vorlage für die Realisierung der Wasserhäuser im Baakenhafen. Die Umsetzung wird die HafenCity in den nächs ten Jahren begleiten. Vielleicht können sie 2015 oder aber 2016 in Bau gehen. U M F RAG E „Ein amphibischer Charakter“ Welchen Beitrag leisten der Wettbewerb und seine Ergebnisse für die Entwicklung des Quartiers Baakenhafen in der östlichen HafenCity, nicht nur mit Blick auf Architektur und Städtebau, sondern mit Blick auf die Identität des Quartiers? Prof. Markus Neppl, Masterplaner der HafenCity zusammen mit Kees Christiaanse und Juror der Wasserhäuser, Professor für Stadt quartiersplanung und Entwerfen an der TH Karlsruhe Dörte Massow, Laurentiuskonvent, Ökumenisches Forum HafenCity 3. Preis Der dritte Preis ging an Szyszkowitz-Kowalski aus Graz. Wie geblähte Segel an einem Mast entwickeln die Gebäude ihre Form Konstantin Kleffel, Präsident der Hamburgischen Architektenkammer MÄRZ 2013 „Das Wettbewerbsverfahren hat mal richtig Spaß gemacht!“ Diesen, für eine Jurysitzung sehr seltenen Satz, flüsterte mir einer meiner Jurykollegen zu. Es geht dabei in solchen Verfahren sicher nicht um den Spaßfaktor der Jury. Doch es kommt selten vor, dass sich sechs international agierende Architekten ein derart intensives Ringen um die beste Lösung liefern. Warum muss denn ein Haus im Wasser stehen? Bei der Weiterentwicklung des Masterplans für die östliche HafenCity ist diese Idee beinahe beiläufig entstanden. Der Wechsel von alltäglichen und besonderen Gebäuden bestimmt jede Stadt. Im Masterplan wurde immer versucht, diese Mischung fein zu dosieren und räumlich spannungsvoll zu inszenieren. Die Teilnehmer interpretierten diese Vorgaben höchst unterschiedlich. Die Begriffe nüchtern, abstrakt und fantasievoll blumig und poetisch können die Entwürfe nicht beschreiben, charakterisieren aber die Bandbreite der Lösungen. Ich hoffe, dass bei der weiteren Arbeit dieser Esprit nicht verloren geht und ein wirklich einmaliger Ort als Auftakt des Baakenhafens entsteht. Mit Thomas Magold und Herbert Jochens nahm ich – als eine von jeweils zwei Bürgervertreter/innen – an den Architekturwettbewerben zum Baakenhafen als Gast mit beratender Stimme teil. Wir haben im Netzwerk HafenCity e. V. soziale, ökologische und ökonomische Kriterien aus Bewohner-Perspektive entwickelt. Unsere Fragen bleiben: Sind die Häuser im Wasser für Menschen aller Generationen zugänglich? Sind die Stege und Flächen am Wasserhaus für Fahrrad, Kinderwagen, Rollstuhl geeignet und sicher für Kinder und beeinträchtigte Menschen? Enthält das Wassergeschoss genügend Stau- und Funktionsflächen für die Bewohner, wenn gleichzeitig Café und attraktive Bootszugänge gebaut werden? Sind die Wohnungsgrundrisse flexibel für sich biografisch wandelnde Lebensformen als Familie oder Gruppe, als Paar oder Single? Funktionieren Licht- und Windschutz an den geplanten Fenstern? Gibt es Gemeinschaftsflächen wie Dachterrassen? Ist die Haustechnik für ein Wasserhaus einfach genug und über die Mieten hinaus bezahlbar? Ist die Technik für die Gründung der hohen Häuser im Tidengewässer überzeugend sicher? Die Entwicklung der östlichen Gebiete rund um den Baakenhafen wird für die HafenCity ein echter Gewinn sein. Nach der Überarbeitung des Masterplans sollen dort innerstädtische Quartiere mit hoher Dichte und zugleich großem Aufenthalts- und Freizeitwert entstehen. Die Wasserflächen an der Elbe sollen noch stärker einbezogen werden. Durch die Wasserhäuser könnte das Quartier Baakenhafen einen ganz eigenen, amphibischen Charakter erhalten, der es in Hamburg unverwechselbar macht. Der hochbauliche Wettbewerb hat zu interessanten, ungewöhnlichen Ergebnissen geführt und mit dem Entwurf des renommierten japanischen Architekten Shigeru Ban einen würdigen Sieger gefunden. Die geplanten MaisonettenWohnungen mit zweigeschossigen Lufträumen passen sehr gut zum außergewöhnlichen Standort. Die differenzierten Fassaden in Beton, Holz oder Metall verzichten auf Effekthascherei und transportieren die Vielfalt des Inneren nach außen. Ich bin sehr gespannt auf die Realisierung. 5 P O RTRÄT „Jeder ist willkommen“ Am Grasbrookpark in der westlichen HafenCity entsteht eine neue Kindertagesstätte. Mit einem anspruchsvollen Konzept und vielfältigen Angeboten will Kinderwelt Hamburg e. V. die Nachbarschaft bereichern Jochen Blauel und Ursula Smischliaew wollen eine neue Kita in die HafenCity bringen beiterviertel auf. Aus der soziokulturellen Arbeit entstand 1992 die Kinderwelt. Zusammen mit ihrem Partner Jörg Brettschneider führt die zweifache Mutter das gemeinnützige Unternehmen heute mit 20 überwiegend bilingualen Kitas, Horten sowie einem Bildungshaus für Kita- und Schulkinder. Auch in der neuen Kita in der HafenCity wird Deutsch und Englisch gesprochen werden, das Betreuungsangebot richtet sich an Familien, Beschäftigte und Studenten aus der Nachbarschaft. Erfahrungsräume bilden einen wichtigen Bestandteil des Angebots für die Kinder, zum Beispiel ein Werkraum, ein Atelier, ein Bauraum und eine Bibliothek mit Schreibwerkstatt. Die Eröffnung ist für Ende 2014 vorgesehen. Das pädagogische Konzept von Kinderwelt heißt „Bildung von Anfang an“. Aber Smischliaew betont: „Die Kinder sollen nicht einfach Wissen anhäufen und bei Bedarf ausschütten. Wir ermutigen sie, in geborgener Atmosphäre zu forschen und mit Begeisterung die Welt zu entdecken.“ Am Ende geht es für sie um nichts Geringeres, als eine soziale, zukunftsfähige Gesellschaft an der Wurzel mitzugestalten. Man denke, so Smischliaew, „von der Zukunft her“. Spannender Mix Letztes Grundstück für Wohnen, Einzelhandel, Entertainment und Hotel vergeben ÜBERSEEQUARTIER Das nördliche Überseequartier wird um 125 Wohnungen, ein Hotel und Entertainment angebote reicher. Möglich macht dies ein Gemeinschaftsprojekt, das hier auf dem letzten freien Grundstück entsteht und von dem Projektentwickler DC Commercial, dem Hotelier Kai Hollmann, den Betreibern des Miniatur Wunderlands und dem Kinounternehmer Hans-Joachim Flebbe getragen wird. Ende 2012 erfolgte die Anhandgabe des Baufelds an DC Commercial mit diesem Konzept, sodass nun ein exklusives Planungsrecht besteht. Bereits im Jahr 2014 soll das Projekt in die Realisierung gehen. 2013 wird der Architekturwettbewerb durchgeführt. Auf einer Fläche von ca. 6.400 Ouadratmetern bietet das Grundstück eine Geschossflä che von ca. 31.000 Quadratmetern. Neben Hotel, Kino / Entertainment und 3.000 Quadratmeter Einzelhandel sollen ca. 125 Wohneinheiten entstehen – davon mehr als die Hälfte gefördert. 70 Wohnungen können mit einem Wohnberechtigungsschein bezogen werden, 6 ca. 40 sind als frei finanzierte Mietwohnungen und ca. 15 als Eigentumswohnungen geplant. Die Investitionssumme beläuft sich für das Wohnensemble auf ca. 60 Millionen Euro, für das Hotel- und Entertainmentprojekt auf rund 40 Millionen Euro. Das Grundstück liegt verkehrsgünstig an der Straße Am Sandtorkai und ist mit der Metrobuslinie 6 sowie mit der neuen U-Bahnlinie U4 zu erreichen. Hauptverantwortlicher Partner ist das Unternehmen DC Commercial, das in der HafenCity bereits das Geschäftsgebäude Centurion Commercial Center am Sandtorpark entwickelt hat. Geschäftsführer Lothar Schubert erklärt zu dem neuen Projekt: „Wir sind auf Mixed-used-Konzepte spezialisiert und überzeugt, dass sich die Kombination aus gewerblicher Nutzung und Wohnen wachsender Beliebtheit erfreuen wird.“ Der Standort in der HafenCity sei für die Realisierung von bezahlbarem und auch gefördertem Wohnraum gut geeignet. Zudem werden das kulturelle Angebot und die Übernachtungsmöglichkeiten in der HafenCity erweitert. www.kinderwelt-hamburg.de Gold für Behaglichkeit Erstes Wohngebäude erhält HafenCity Umweltzeichen Der Vorsitzende der HafenCity Hamburg GmbH, Jürgen Bruns-Berentelg, mit Sandra Munzinger von NIDUS ELBTORQUARTIER Das NIDUSLoft an der Shanghaiallee hat als erstes Wohnhaus das HafenCity Umweltzeichen in Gold erhalten. In den Kategorien „Nachhaltiger Umgang mit energetischen Ressourcen“, „Nachhaltiger Gebäudebetrieb“ sowie „Besondere Berücksichtigung von Gesundheit und Behaglichkeit“ erzielt das Gebäude außergewöhnliche Leistungen. Das NIDUS-Loft wurde von der gleichnamigen Baugemeinschaft realisiert. Neben 28 Wohneinheiten befinden sich in den Erdgeschossen des Klinkerbaus eine Galerie, eine Praxis, Geschäfte und Büros. Die Bewohner profitieren von den hohen Aufenthaltsqualitäten im wirtschaftlichen und auch im sozialen Sinn. Viele vereinen Wohnen und Arbeiten unter einem Dach. Durch die konsequente Umsetzung der hohen Nachhaltigkeitsstandards des Hafen City Umweltzeichens darf das Gebäude in vielerlei Hinsicht als Prototyp gelten. Dennoch lagen die Baukosten mit 3,5 Prozent nur geringfügig über den üblichen. „Das Projekt dieser Baugemeinschaft zeigt, wie stark das Engagement für Nachhaltigkeit von den einzelnen Nutzern und Bewohnern der HafenCity geworden ist“, so der Vorsitzende der Geschäftsführung der HafenCity Hamburg GmbH, Jürgen Bruns-Berentelg. Zuvor haben vier Geschäftsgebäude und die Katharinenschule das HafenCity Umweltzeichen in Gold erhalten. MÄRZ 2013 Fotos: Bina Engel (4), Thomas Hampel / ELBE & FLUT (1) Skeptisch war Ursula Smischliaew anfangs schon. Andere Stadtgebiete in Hamburg brauchen Betreuungsangebote für Kinder womöglich dringender als die HafenCity – wa rum sollte man Kraft in den neu wachsenden Stadtteil stecken? „Das aber war genau die Antwort“, sagt die 51-jährige Geschäftsführerin von Kinderwelt Hamburg e. V. „Wir wollen Neues mitgestalten, einen klaren Akzent setzen.“ Smischliaew entschied sich, eine neue Kita mit 80 Plätzen für Kinder ab einem Jahr in der westlichen HafenCity aufzubauen. Auch ein von Kinderwelt geführtes Bio-Restaurant wird die Erdgeschosse des Bauprojekts am Grasbrookpark beleben. Seitdem spaziert Schmischliaew viel durch die neuen Quartiere an der Elbe. Lässt den bunten Alltag auf sich wirken, spricht mit den Bewohnern und Geschäftsleuten. „Je mehr Menschen ich treffe, ihren Pioniergeist erlebe, desto wärmer werde ich mit der HafenCity. Desto überzeugter bin ich, dass wir kein Feigenblatt werden“, sagt sie. Ursula Smischliaew will etwas anbieten, aber auch bewegen. Als 23-Jährige gründete sie 1984 die Zinnschmelze in Barmbek mit. Mit dem Stadtteilzentrum griff die DiplomSozialpädagogin den Kindergarten-Notstand in dem Ar- Zum Beispiel achtet sie auf den verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen und auf gesunde Ernährung. Fünf eigene Küchen bereiten rund 1.200 Mahlzeiten täglich zu: Gemüse, Fisch, Fleisch – alles Bio. „Aber immer nur mit eingeklapptem Zeigefinger!“, lacht Smischliaew. „Nudeln mit Tomatensoße sind bei allen Kindern der Hit, die kommen häufiger auf dem Tisch.“ Die Mischung macht's also. Nicht nur beim Speiseplan. Den Begriff „Inklusion“ hat die Pädagogin bei Kinderwelt fest verankert. Er geht über „Integration“, wie sie in aller Munde ist, weit hinaus: „Inklusion setzt voraus: Jeder ist willkommen, jeder ist gewollt. Kinder mit Behinderung gehören ganz selbstverständlich dazu. Umgekehrt haben wir z. B. zwei hörgeschädigte Kollegen. Die Kinder sollen erleben: Unterschiedlich sein ist normal.“ Weil Ursula Smischliaew die Vielfalt schätzt, kann sie heute auch voll hinter dem Bauprojekt in der HafenCity stehen: In dem großen Gebäudekomplex auf dem Baufeld 33 entstehen 150 Wohnungen für Familien, Singles, Studenten und Senioren. „Das ist eine wunderbare Chance, Menschen zusammenzubringen“, sagt die Frau mit der verwuschelten Kurzhaarfrisur.“ Dass sich diese Gemeinschaft über das eigene Gebäude hinaus in die übrige HafenCity erstreckt, ist ihr ebenso wichtig. Zum Beispiel mithilfe des angrenzenden Grasbrookparks, der im Sommer 2013 eröffnet wird. Synergien ergeben sich sicher auch mit anderen Akteuren wie der Katharinenschule, den Senioren der Martha-Stiftung am Kaiserkai oder mit den Studenten der HafenCity Universität und der Kühne Logistics University nebenan. Am liebsten wäre es Smischliaew, wenn sich ihre HafenCity-Kita zu einem sozialen Treffpunkt im Quartier entwickelt. Weil Kommunikation vor Ort dafür sehr wichtig ist, hat sie Jochen Blauel ins Team geholt: Der Familienvater war 15 Jahre an Theatern und Kultureinrichtungen Hamburgs, wechselte aber vor zwei Jahren in die Projektberatung, Schwerpunkt Beteiligung und Stadtentwicklung. Nun soll er das Potenzial des zukünftigen Kita-Standorts ausschöpfen: „Nur gemeinsam können wir den Horizont der HafenCity erweitern. Dafür nutzen wir – wie bei den Kindern – die Chance der frühen Jahre.“ REPORTAGE Klassische Geschäfte bilden die Ausnahme Als junger Standort zieht die HafenCity innovative Geschäftsideen an. Ob Existenzgründer oder etablierte Unternehmen: Die meisten lassen sich besondere Konzepte einfallen. Auf Besucher und Kunden warten viele Entdeckungen Frisch und gastfreundlich: die Gründerin und Geschäftsführerin von Samova, Esin Rager, in ihrer Tee-Lounge Fern von Mainstream: Philipp Kaczmarek und Alessandro De Pasquale setzen auf ausgesuchte Designer HAFENCIT Y Hongkongstraße 1 – ein Hafenspeicher aus den 1960er Jahren. Dezent weisen Schilder den Weg in die dritte Etage zu Samova. Doch trotz der fast versteckten Lage herrscht in den offenen, hell erleuchteten Lagerräumen reges Treiben: Besucher streifen an Regalen mit Teedosen in fröhlich-elegantem Design vorbei und schnuppern an offenen Proben. In der Lounge haben es sich mehrere Grüppchen gemütlich gemacht. Vor einem bunten Graffiti mit Unterwassermotiven nippen sie an ihren Gläsern und fachsimplen über den Geschmack der Sorten namens Orange Safari, Team Spirit oder Maybe Baby. Die lockere Atmosphäre ist ganz im Sinne von Esin Rager, der Gründerin von Samova. Ihr kleines Teereich soll durch seine außergewöhnlichen Geschmackserlebnisse und den frischen Look, vor allem aber durch Gastfreundlichkeit bestechen. „An sieben Tagen in der Woche kann man zu uns kommen und den Tee kostenlos probieren“, sagt sie. „Wir beraten jederzeit gern – auch wenn jemand nicht gleich kauft.“ Das macht Samova zur beliebten Anlaufstelle für HafenCity-Bewohner, -Kenner und Firmenmitarbeiter. Rager: „Wir haben auch Besucher, die sich bei uns zum Tee verabreden oder Meetings abhalten.“ Vor zehn Jahren ist Esin Rager mit ihren ausgefallenen Teemischungen gegen das „wollsockige“ Image des Heißgetränks angetreten. Dazu hat die ehemalige Journalistin, die mit ihren Eltern – einem türkischen Diplomaten und einer deutschen Erzieherin – in den USA, in Moskau und in Österreich gelebt und später in Paris und Hamburg studiert hat, nicht nur viele neue Sorten mit multikulturellem Flair kreiert. Vielmehr hat sie eine ganz neue Teekultur geschaffen – jung und mit vielen Inspirationen aus der Musikszene. „Wir verstehen uns als Innovationsmarke und wollen immer einen Schritt voraus sein“, erklärt die 44-Jährige. Die HafenCity sei dafür der ideale Standort – Tor zur Welt, zentral gelegen und Schmelztiegel vieler interessanter Menschen. nen“, so Kaczmarek. Inzwischen ist Stoffsüchtig fest am Überseeboulevard verwurzelt. „Wir haben gemerkt, dass der Standort Perspektive hat und die Hamburger seinen Charme mehr und mehr entdecken“, berichten die Gründer. Mit Events wie Kollektionspräsentationen locken sie immer wieder neue Interessenten an, Aber auch mit Veranstaltungen im Hamburger Schanzenviertel werben sie für den neuen Standort. Etwas Neues ausprobieren Mit dieser Einschätzung steht Esin Rager nicht allein. Als junger Standort wird die HafenCity regelmäßig mit Begriffen wie Mo- MÄRZ 2013 dernität und Innovation verbunden. Einzelhändler, Gastronomen, Galeristen und Dienst leister ziehen mit der Absicht her, etwas Neues auszuprobieren – sei es im Bereich der Produkte und Serviceangebote, in der Art der Präsentation oder in den Be- und Vertriebsformen (weitreichende Online-Angebote inklusive). Dies gilt nicht nur für die kleineren Unternehmen und Existenzgründer, welche die Mehrheit der über 450 Unternehmen ausmachen, sondern ebenso für die großen Häuser und Institutionen, vornehmlich aus dem Bereich Medien, Bildung und Energie. Klassische Konzepte bilden bisher eher die Ausnahme in der HafenCity – und selbst sie werden weiterentwickelt: Der Edeka-Supermarkt auf dem Überseeboulevard bietet einen Mittagstisch in einer maritim angehauchten „Kombüse“, der Optiker SehKunst am Großen Grasbrook zeigt regelmäßig Ausstellungen und Vernissagen, der Unilever-Konzern öffnet sein Erdgeschoss samstags für den Markt „Der.Die.Sein“. So reicht die Spannbreite der neuen Geschäftsideen und -formen in der HafenCity vom Lebensmittel- und Andenkenhändler bis zu Uhrenmanufakturen oder einem Showroom für Elektromobiltät. Mit ihren individuellen Angeboten ergänzt die HafenCity die sehr viel stärker am Mainstream orientierte Hamburger City und schafft zusätzliche Attraktionen für neue Zielgruppen. Philipp Kaczmarek und Alessandro De Pasquale betreiben den Modeladen Stoffsüchtig auf dem Überseeboulevard. Statt gewohnter Marken präsentieren sie einen spannenden Mix aus etablierten und jungen Designern aus Deutschland, Skandinavien, Frankreich und den USA. „Viele davon haben wir in Hamburg exklusiv, andere sind hier nur sehr schwer zu bekommen“, berichten sie. Kaczmarek und De Pasquale, 28 und 29 Jahre alt, sind seit Schulzeiten beste Freunde. Kaczmarek hat Modedesignmanagement studiert, seinen Abschluss mit dem Konzept von Stoffsüchtig gemacht und anschließend den ersten Laden in Hamburg Harvestehude eröffnet. De Pasquale hat in den USA und Holland Retail Management studiert. 2011 eröffneten sie ihren Laden zunächst temporär am Überseeboulevard. „Wir waren sofort begeistert von der Raumwirkung: 300 Quadratmeter mit hohen Decken und unverputzten Betonwänden, die wir immer wieder neu in Szene setzen kön- Maritime Inspirationen Aber nicht nur das moderne Image der HafenCity, auch ihr maritimes Flair wirkt inspirierend auf viele Konzepte. Das vielleicht anschaulichste Beispiel dafür ist das Stickschiff „Anna Johanna“. Der 107 Jahre alte Lastensegler mit hohen Masten liegt fest im Traditionsschiffhafen in der westlichen HafenCity. Auf ihm lassen Thomas Wiesenthal und seine Frau Manuela Weiss die Nadeln dreier digitaler Stickmaschinen über die verschiedensten Textilien flitzen. Gerade ist eine schwarze Kappe dran, die in weniger als zwei Minuten mit einem Firmen logo bestickt ist. Die Maschinen auf dem Stickschiff können 16 Farben gleichzeitig verarbeiten, in einem zweiten Durchgang sogar 32. Auf diese Weise entstehen nicht nur klassische Firmenlogos und Schriftzüge, sondern auch kunstvolle „Stoff-Tattoos“, die aussehen wie Gemälde. Thomas Wiesenthal vertreibt die Stickmaschinen und führt Präsentationen, Schulungen und Reparaturen durch. Zudem hat er Aufträge von großen Unternehmen und Privatpersonen. Von mehreren Tausend Exemplaren bis zu Einzelstücken wird alles gefertigt. Die Familie lebt sogar seit Frühjahr 2012 auf dem Schiff. „Meine Frau hat sich bei einem Besuch in Hamburg einfach in die ‚Anna Johanna‘ verliebt“, berichtet Wiesenthal. „So sind wir samt unserer Firma aus Hessen hierhergezogen.“ Das neue Zuhause auf dem 25 Meter langen Schiff bietet rund 100 Quadratmeter Raum und das behagliche Geräusch knarzender Planken – das einmalige Flair, direkt auf dem Wasser, mitten im historischen Sandtorhafen zu Hause zu sein. Enger als auf der „Anna Johanna“ könnte die Verbindung zwischen Leben und Arbeiten in der HafenCity nicht sein. Aber auch für die meisten anderen Geschäftsleute gibt es eine enge, oft persönliche Bindung an die neuen Quartiere an der Elbe. Es geht ihnen nicht nur um das moderne maritime Image, sondern darum, ihre Ideen zu leben. Einmaliges Flair: Thomas Wiesenthal lebt und arbeitet auf dem Stickschiff im Traditionsschiffhafen 7 KULTUR Das größte Fest des Jahres TE R M I N E Riesenrad an der Elbe Vom 27. 4. bis 7. 7. lässt sich die Hafen City erneut vom größten mobilen Riesenrad der Welt aus erleben. In einer Höhe von bis zu 60 Metern eröffnet sich den Besuchern eine neue Perspektive auf das bunte Treiben im Hafen. Die Gondeln drehen täglich von 11 bis 21 Uhr ihre Runden an der San-FranciscoStraße gegenüber dem Ausgang Überseequartier der U4. Tickets 5 €, eine rollstuhlgerechte Gondel ist vorhanden. Kritik im Wandeln Zum achten Mal in Folge tauschen sich auf den abendlichen Touren quer durch die HafenCity zwei Gastkritiker über Städtebau, Architektur und Freiräume aus. Die Teilnehmer verfolgen die Diskussion per Kopfhörer und können am Ende selbst dazu beitragen. Die neuen Termine: 5. 6. / 19. 6. / 3. 7. / 7. 8. (ggf. abweichend am 26. 6. / 14. 8.) jeweils um 18.30 Uhr ab dem HafenCity Informationszentrum im Kesselhaus. Tickets: 8 €, Anmeldung unter: [email protected] Mehr Infos: www.hafencity.com INFO Sie möchten HafenCity News abonnieren und vierteljährlich gratis zugesandt bekommen? Sie haben Fragen oder Kommentare? Fax +49 (0)40 - 37 47 26 - 26 [email protected] IM PRESSUM Verlag: HafenCity Hamburg GmbH, Osakaallee 11, 20457 Hamburg, www.hafencity.com V. i. S. d. P.: Susanne Bühler Redaktion: Henrike Thomsen Texte und Mitarbeit: Andrea Bittelmeyer, Thomas Götemann, Janina Jeske, Nicolas Körting, Eileen Stiller, Henrike Thomsen Design: lab3 mediendesign, Hamburg Korrektorat: Gustav Mechlenburg Druckerei: Langebartels & Jürgens, Hamburg Fotos: Bina Engel (1), Thomas Hampel / ELBE & FLUT (2) Die Veröffentlichung von Texten oder Textauszügen darf nur nach Genehmigung der HafenCity Hamburg GmbH erfolgen. Die in dieser Publikation enthaltenen Informationen sind für die Allgemeinheit bestimmt; sie erheben weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf Richtigkeit. 31. Ausgabe, Hamburg, März 2013 © 2013 All rights reserved Diese Publikation wurde auf umweltfreundlichem FSCzertifiziertem Papier gedruckt. 8 Der Evangelische Kirchentag kommt zum vierten Mal nach Hamburg – erstmals auch in die HafenCity Constantin Knall vom Evangelischen Kirchentag will engagierte Menschen in die HafenCity bringen HAFENCITY In diesem Jahr wird der 1. Mai in Hamburg ein doppelter Feiertag: Der 34. Deutsche Evangelische Kirchentag eröffnet mit gleich vier Gottesdiensten, einer davon auf der noch unbebauten Spitze des Strandkais in der westlichen HafenCity. Während im Hintergrund Schiffe und Boote die Elbe entlangfahren, wird die Bischöfin der evangelischen Nordkirche, Kirsten Fehrs, auf der großen Bühne am Strandkai predigen. Chöre werden singen, Posaunenensembles spielen. Bundespräsident Joachim Gauck, Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz und der katholische Erzbischof Dr. Werner Thissen werden ihre Grußworte an die 25.000 bis 30.000 Menschen richten, die auf den Freiflächen zwischen dem Grasbrookhafen und der Elbe erwartet werden (1. 5., 17 – 18.30 Uhr). Bereits zum vierten Mal seit 1953 ist der Kirchentag in Hamburg zu Gast, doch in diesem Jahr kommt das geistliche Leben in dieser geballten Form erstmals auch in die HafenCity. Deren Freiflächen haben sich bisher für Kulturveranstaltungen – Kunst- und Musikfestivals, Theateraufführungen und vieles mehr – ebenso bewährt wie für Großevents wie den Hafengeburtstag. Aber mit dem Kirchentag dürfte wiederum eine ganz besondere Atmosphäre einziehen. Über 100.000 Dauerteilnehmer werden zu der Veranstaltung erwartet, die alle zwei Jahre in einer anderen Stadt gastiert. Die Besucher werden beten, feiern, diskutieren und jenes intensive spirituelle Gefühl erzeugen, das zum Kirchtag unverwechselbar dazugehört – bis alles am 5. Mai mit einem Gottesdienst im Stadtpark endet. Nach dem Eröffnungsgottesdienst lädt der Kirchentag zum großen öffentlichen Straßenfest, dem „Abend der Begegnung“ (1. 5., ab 18 Uhr). Rund 350 bis 400 Stände kirchlicher Gruppen mit Informationen, Kultur und Gastronomie werden zwischen der HafenCity und Binnenalster aufgebaut. Auf elf Bühnen wird Musik, Tanz und Kleinkunst zu sehen und zu hören sein, unter anderem vor der Elbphilharmonie, auf den Magellan-Terrassen und im Cruise Center HafenCity. Erwartet werden 350.000 Besucher, mit dem Abendsegen auf der Binnenalster sowie rund um den Grasbrookhafen klingt der Eröffnungstag aus. „Mit der Veranstaltung wollen wir die gefühlte Dis tanz zwischen HafenCity und Innenstadt verkürzen“, sagt Constatin Knall. Der 32-Jährige, einer von drei Geschäftsführern des Evangelischen Kirchentags, ist überzeugt: „Der Kirchentag wird sehr viel Lebendigkeit und engagierte Menschen in die HafenCity bringen.“ Auch an den späteren Tagen werden viele der rund 2.500 Veranstaltungen in den neuen Quartieren an der Elbe stattfinden. Damit wird der Kirchentag in diesem Jahr das größte Fest hier – sogar noch vor dem Publikumsmagneten Hafengeburtstag. Zwei der Bühnen in der HafenCity werden bis zum 4. Mai bespielt: auf dem Strandkai mit abendlichen Konzerten, auf den Magellan-Terrassen tagsüber mit Andachten und Diskussionsveranstaltungen, zum Beispiel zur „Zukunft der Stadt“ (2. 5., 11 – 13 Uhr, Magellan-Terrassen). Kirchenund Traditionsschiffe werden im Sandtorhafen ihre Arbeit zeigen. Einen eigenen Beitrag zum Kirchentag stellen die Hamburger Kulturbehörde und die HafenCity Hamburg GmbH in Form einer Ausstellung, die an das Schicksal von Deportierten im Nationalsozialismus erinnert. Die Ausstellung „In den Tod geschickt“ widmet sich den Hamburger Juden, Sinti und Roma, die zwischen 1940 und 1945 vom Hannoverschen Bahnhof (einst am Lohseplatz gelegen) deportiert wurden. Die Ausstellung war bereits im Kunsthaus Hamburg zu sehen und wird in einem Dokumentationszentrum am Lohsepark ihren festen Platz finden. (Vernissage 29. 4., 15 Uhr, 30. 4. bis 16. 5., 10 – 20 Uhr auf dem Lohseplatz). Die Losung des 34. Kirchtags lautet: „Soviel du brauchst“. Was ist das richtige Maß? Wie funktioniert nachhaltiges Wirtschaften? Was kann man dazu beitragen? Um diese und ähnliche Fragen zu diskutieren, ist die HafenCity sicherlich ein guter Ort: Auf der einen Seite setzt man hier mit vielen Nachhaltigkeitsstrategien auf eine ressourcenschonende, zukunftsfähige Stadt; auf der anderen Seite gilt die HafenCity vielen als Ort der Wohlhabenden und sogar des Luxus. In diesem Spannungsfeld sieht Constantin Knall die Losung genau richtig: „Ich finde es richtig und wichtig, dass wir in die HafenCity gehen, aber nicht mit erhobenen Zeigefinger – wir wollen zum Nachdenken anregen.“ „Das Motto erinnert daran, dass genug für alle da ist, wenn wir gerecht teilen“, sagt Antje Heider-Rottwilm. Die 63-Jährige ist die Leiterin des Ökumenischen Forums HafenCity, das zusammen mit der Hauptkirche St. Katharinen den Anker für das spirituelle Leben in der HafenCity bildet. Heider-Rottwilm erwartet vom Kirchentag auch selbstkritische Impulse: „Jeder von uns muss klären, wo Veränderungen im eigenen Verhalten nötig sind“, betont sie. Vom 1. bis 5. Mai plant das Ökumenische Forum ein Programm mit Veranstaltungen, Gesprächen und einer Ausstellung. „Wir werden gastfreundlich sein und das anbieten, was dieses Haus ausmacht: Stille und Gebet und Glauben teilen und sich für einen schöpfungsverträglichen Lebensstil engagieren“, sagt Heider-Rottwilm. „Ich freue mich sehr darauf, dass der Kirchentag in die HafenCity kommt.“ www.kirchentag.de Neue Führungen durch die HafenCity Der Fortschritt in den zentralen und östlichen Quartieren der HafenCity wird immer sichtbarer. Infrastruktur und Stadträume entstehen, Parks nehmen ihre grüne Gestalt an. Die beiden Infocenter der HafenCity, das Kesselhaus und der NachhaltigkeitsPavillon OSAKA9, erweitern entsprechend das Angebot an Führungen. Neben den beliebten Landgängen durch die zentralen und westlichen Gebiete geht es ab April verstärkt in Richtung Osten: In dem dynamisch wachsenden Bereich rund um den Magdeburger Hafen und den weiter östlichen Quartieren werden die jüngsten Projekte erlebbar. Für Verliebte, Schlaflose, Fotografie-Begeisterte oder einfach Neugierige gibt es die romantische Hafen City bei Nacht zu entdecken. Wie grün die HafenCity wird, lässt sich anhand einer Tour durch die bereits fertiggestellten und gerade entstehenden Parks erfahren. Alle Führungen sind kostenfrei und auch als individuelle Gruppenführung (ab 10 Personen) buchbar. Touren in die östliche HafenCity: Sonntags 15:00 Uhr, Treffpunkt: NachhaltigkeitsPavillon OSAKA9, Osakaaallee 9 / Promenade Magdeburger Hafen Nachttouren: Von Mai bis September jeden 2. Freitag im Monat, jeweils eine Stunde vor Sonnenuntergang. Treffpunkt: U4-Haltestelle Überseequartier / Ausgang Grasbrookpark Parktouren: Termine werden ab Juni bekannt gegeben. Änderungen vorbehalten! Mehr Information unter www.hafencity.com Demnächst gibt es nächtliche Führungen durch die HafenCity WWW.HAFENCITY.COM