Reisen bildet Voyages et formation

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Reisen bildet Voyages et formation
2008-2
EP
EDUCATION PERMANENTE
Schweizerische Zeitschrift für Weiterbildung
Revue suisse pour la formation continue
Rivista per la formazione continua
Reisen bildet
Voyages et formation
Die klassische Bildungsreise Philipp Gonon, Seite 4
Le voyage classique ou le Grand Tour Philipp Gonon, page 6
Knigge am Wasser
Christoph Antweiler, Seite 15
Le carnet de voyage pour apprendre
Reisekunde aus Zeitschriften
Geneviève Auroi-Jaggi, page 34
Valeria Heintges, Seite 40
c a t a l o g u e
2008-2009
Master of Advanced Studies
Diploma of Advanced Studies
Certificate of Advanced Studies
Séminaire Atelier Conférence
Formation à la carte pour entreprises
Consultez nos formations en cours d’emploi
w w w. u n i g e . c h / f o r m c o n t
inhaltsverzeichnis table des matières
inhaltsverzeichnis
table des matières
editorial éditorial
2
Theres Roth-Hunkeler
dossier dossier 4
PHILIPP GONON, Die klassische Bildungsreise
6
PHILIPP GONON, Le voyage classique ou le Grand Tour
8
MICHAEL GUGGENHEIMER, Reisen zwischen Bildungsanspruch und Konsumlust
10
WERNER LENZ, Reisen als Fremder – entfernte Exotik
12 KIRSTEN SALEIN, Inwiefern bildet Reisen im heutigen Tourismus?
18 JOHNNY STROUMZA, Voyage d’études et formation : réflexions
20 DOMINIQUE HENRY, Formation de base au CICR (Comité international de la Croix-Rouge)
22 MARKUS WEIL, Sprachen lernen, lernend reisen
24 DANIELA KRAUSE, «Sprachurlaub» im Ausland – Ein Erfahrungsbericht
26
GABY BILLING, Weshalb einen Sprachkurs im Ausland besuchen?
28
SILVIA MITTEREGGER, Centre ch Echange de Jeunes, Soleure
31
CAROL NATER / CHRISTOPH TSCHANZ, Auch wer rückwärts reist, erfährt mehr...
34
GENEVIÈVE AUROI-JAGGI, Le carnet de voyage pour apprendre
36
FEDERICO MARI, Il viaggio esperienza culturale formativa
38
HEINZ BACHMANN, Berufliche Wanderjahre
40VALERIA HEINTGES, Reisekunde aus Zeitschriften
15 CHRISTOPH ANTWEILER, Knigge am Wasser
bildungspolitik politique de formation
42 ANDRÉ SCHLÄFLI, Persönliche Erfahrungen aus der europäischen Zusammenarbeit
im gespräch mit... entretien avec... 44 LUKAS ZELLWEGER, Bildung geht immer über Menschen
forschung recherche 46 DOLORES MESSER / STEFAN C. WOLTER, Reflect: Gastsemester im Ausland –
eine lohnende Sache?
48 MELISSA HÄRTEL, Erasmus, vivre l’Europe
praxis und innovation praxis et innovation 50 PETER LUDER, Langsamreisen – ein Reiseangebot
52
sveb fsea
STEFANO MORDASINI, Approcher une langue signifie aussi approcher une culture
54 JOLANDA SPIRIG, Wiedereinstieg: Fachwissen abholen
56
vermischtes divers
58 bildserie / vorschau / impressum
photos / à venir / impressum
61
JOLANDA SPIRIG, AdA-Plattformtagung
Bildserie von MICHAEL GUGGENHEIMER, Zürich
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
3
1
2
editorial éditorial
editorial
éditorial
Reisen bildet
Voyages et formation
Wohin führt Sie Ihre nächste Reise? Auf die Malediven, ins Maderanertal oder nach Malta? An eine
Konferenz, zu einem Kurs oder in eine Kur? Und
werden Sie sich unterwegs als Reisender oder als
Touristin fühlen? Was ist der Unterschied? Wie
reisen Sie? Reisen Sie «nur zum Vergnügen», oder
haben Sie den Anspruch, sich auf und durch Ihre
Reise zu bilden – oder gar beides? Was macht es
aus, dass Sie sich auf Reisen zu Hause fühlen – zum
Beispiel am Strand? Oder zählt für Sie auf Reisen
nur das möglichst Exotische, das Fremde und Ferne? Liegt die Exotik nicht auch vor Ihrer Haustüre?
Und wie reagieren Sie, wenn Sie selbst für andere
zu Exoten werden? Planen Sie eine Sprachreise
in die USA, nach Japan oder in die Romandie?
Oder sitzen Sie am liebsten lesend im Sessel, und
machen Sie Ihre Reisen im Kopf, inspiriert durch
Reiseliteratur und Reisemagazine?
Bildet Reisen? «Ja, Reisen bildet», meint Werner
Lenz in seinem Beitrag, «wenn dabei Prozesse der
Veränderungen beginnen.» Und Christoph Antweiler schreibt: «Als Phänomen und auch als Phantasie ist Tourismus global, aber jeder Tourist macht
als Person seine ganz eigene Reise.»
Reisen Sie gut – auch mit dieser Ausgabe von EP. n
Theres Roth-Hunkeler
Quelle sera la destination de votre prochain voyage ?
Les Maldives, la vallée de Maderan ou Malte ? Une
conférence, un cours ou une cure ? Vous sentirezvous voyageur ou simple touriste ? Quelle est la
différence ? Comment voyagez-vous ? Et voyagezvous uniquement pour le plaisir ou avez-vous le
souhait de faire d’un voyage un moment de formation, voire de vivre les deux expériences ? Et à
quoi tient le fait que vous vous sentez à la maison
lorsque vous voyagez, par exemple au bord de la
mer ? Ou, au contraire, ne comptent pour vous que
l’exotique, l’étranger et le lointain ? Mais l’exotisme
n’est-il pas déjà présent sur le pas de la porte ? Et
comment réagissez-vous lorsqu’on vous considère
comme un habitant exotique ? Planifiez-vous un
séjour linguistique aux Etats-Unis, au Japon ou en
Suisse alémanique ? Ou préférez-vous lire, assis
dans votre fauteuil, et voyager dans votre tête en
vous laissant emporter par la littérature de voyage
et des magazines chatoyants ?
Le voyage est-il riche de formation ? Oui, bien
sûr, hier comme aujourd’hui, ainsi que l’illustrent
plusieurs articles de la revue, surtout lorsque le
voyage s’inscrit dans un processus de changement
et d’enrichissement.
Le présent numéro d’EP vous invite au voyage. n
Theres Roth-Hunkeler
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Kurse / Cours / Corsi
Jahr
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Kurs/VeranstalterIn/Ort
Cours/Organisateur/Lieu
Corso/organizzatore/luogo
Dauer
Durée
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Art der Bestätigung
Type d’attestation
Tipo di attestato
VeranstalterIn Stempel und Unterschrift
Organisateur Timbre et signature
Timbro e firma dell’organizzatore
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Praktika / Stage / Stage pratici
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Institution Timbre et signature
Timbro e firma dell’istituzione
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Freiwillige und ehrenamtliche Tätigkeit / Activités de bénévolat et de volontariat / Volontariato
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Institution/Ort/Funktion/Arbeitsbereich
Institution/Lieu/Fonction/Domaine d’activité
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Dauer/Zeitaufwand
Zeitaufwand insgesamt
Durée/Temps investi Temps total investi
Durata/Tempo investito Tempo totale investito
Institution/Ort
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Beschrieb Funktion/Arbeitsbereich
Description fonction/Domaine d’activité
Descrizione della funzione/campo d’attività
z.B. wöchentlich/monatlich
par ex. hebdomadaire/mensuel
per settimana/per mese
Institution/Ort
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Beschrieb Funktion/Arbeitsbereich
Description fonction/Domaine d’activité
Descrizione della funzione/campo d’attività
z.B. wöchentlich/monatlich
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Institution/Ort
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Institution Stempel und Unterschrift
Institution Timbre et signature
Timbro e firma dell’istituzione
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dossier dossier
Die klassische
Bildungsreise
Philipp Gonon
Prof. Dr. Philipp Gonon ist
Inhaber des Lehrstuhls für
Berufsbildung, Universität Zürich;
e-Mail: [email protected]
Der Autor blickt zurück auf die klassische Bildungsreise und die Bedeutung, die ihr unter Adligen,
Handwerkern, Kaufleuten, Gesellen und Studenten zukam. Er zeigt auf, dass die Reisenden nicht einfach unterwegs waren, sondern festhielten und dokumentierten, was sie sahen und erlebten in der
Ferne. Schliesslich wurde die Bildungsreise zur Kunst und führte im besten Falle zu einer Transformation der Persönlichkeit. Wie Goethe diese Kunst beherrschte, auch das vermittelt dieser Beitrag.
Wer heute die Koffer packt, reist meistens in den
Urlaub oder ist geschäftlich unterwegs. Erholung
und Geschäft prägten auch früher neben der bedeutend langsameren und oft beschwerlichen
Mobilität die Verrichtung des Reisens. Nach wie
vor allerdings ist die Reise – mehr oder weniger
bewusst – auch eine Lern- oder Bildungsunternehmung. Sprachkenntnisse und Weltgewandtheit stehen hierbei im Vordergrund.
Diese Zielsetzung war bereits in der frühen Neuzeit für die jungen Adligen (ganz selten auch
weiblichen Geschlechts) von Bedeutung, um ihre
Erziehung abzuschliessen. Schon bald hiess es,
dass für die «Grand Tour» durch den europäischen Kontinent ein gewisses Alter erforderlich
sei. Erst als Erwachsener könne, so Francis Bacon in seinen Ausführungen «Of Travel», ein
ausreichender Erfahrungsgewinn sichergestellt
werden, insbesondere dann, wenn ein Tagebuch
geführt werde.
Walz und Pelegrinatio academica
Neben den Adligen waren aber auch die ausgelernten Handwerker und Kaufleute, die Gesellen, zum Reisen angehalten. Nach ihrer Lehrzeit
beim Meister, sollten sie das in der Ausbildung
Erworbene in anderen Gegenden erproben und
erweitern und gleichzeitig auf der «Walz» auch
die grosse weite Welt kennen lernen. Während
die Lehrzeit in jungen Jahren ortsgebunden erfolgte, unter persönlicher Anleitung des Meisters,
konnte der ehemalige Lehrling, nach Ablieferung
des Gesellenstücks, als Geselle von einer Stadt
zur anderen wandern und überall arbeiten, sofern
sich eine Möglichkeit ergab. Durch die Mobilität
gewann der Geselle Erfahrung und zusätzliche
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Geschicklichkeit, so dass er mit den Jahren im
Prinzip in jeder Stadt als Meister wählbar war.
Auch die Studenten hatten sich auf die «Pelegrinatio academica» zu begeben, um während oder
nach dem Abschluss ihres Studiums andere Universitäten kennen zu lernen und den Kontakt mit
Gelehrten aufzusuchen. In fremden Bibliotheken
konnten sie sich kundig machen oder besondere
Kenntnisse, etwa in der Medizin, sich aneignen.
Sie folgten hiermit der Erwartung, in die Gemeinschaft der Gelehrten aufgenommen zu werden
und es darin zu einer gewissen Meisterschaft
zu bringen.
Reisen, beschreiben, dokumentieren
Der Bildungsreisende reist jedoch nicht lediglich,
er beschreibt und dokumentiert das Gesehene
und Erlebte. Es waren vorwiegend die Gelehrten,
die in Reisetagebüchern nachdenklich Beobachtetes festhielten und durch jene Verschriftlichung
ihren Gedanken eine Form gaben. Solcherlei Aufzeichnungen boten eine willkommene Gelegenheit, wie der französische Skeptiker und Essayist
Michel de Montaigne mit Blick auf seine 1580
angetretene Reise nach Italien, über Deutschland
und die Schweiz notierte, sowohl von der eigenen Persönlichkeit loszukommen als auch sie
zu geniessen. «Ich weiss keine bessere Schule,
das Leben zu bilden, als unablässig eine grosse
Verschiedenheit anderer Lebensweisen, Sinnesarten und Gebräuche vor Augen zu haben» und
die «Mannigfaltigkeit von Formen unserer Natur»
auszukosten.
Die Bildungsreise war eine Kunst. Seit dem 18.
Jahrhundert verbreitete sich zusehends eine Reiseliteratur, die Berichterstattungen, aber auch ganz
dossier dossier
«Der Bildungsreisende reist jedoch nicht lediglich, er beschreibt und dokumentiert das Gesehene und Erlebte.»
nützliche Tipps in hygienischer, medizinischer
und moralischer Hinsicht für Nachahmer feilbot.
Diese so genannte Apodemik, als Erforschung,
Lehre und Verbreitung aufgeklärten Reisens,
wurde auch an der Universität gelehrt. Christian
Meiners, Professor für Weltweisheit an der Universität Göttingen, leitete seine «Briefe über die
Schweiz» so ein, dass er nicht nur Vorurteile über
dieses Land beseitigen wollte, sondern auch den
Schweiz-Reisenden zur Vorbereitung Kenntnisse
über Sitten und Gebräuche vermitteln wollte,
damit sie die Zeit gut nutzen konnten.
Das Ziel der klassischen Bildungsreise war Italien, denn hiermit gelangte man an die Ursprünge
der europäischen Kultur. Die Italien-Reise beinhaltete mehrere Höhepunkte: die Kunstschätze
der griechischen und römischen Antike sowie
der Renaissance, darüber hinaus auch Anschauungsunterricht im Hinblick auf politische Institutionen, so die Republik der Stadtstaaten, aber
auch auf das Zentrum und den Ursprung des
westlichen Christentums. Venedig bot darüber hinaus den Vorteil, die freizügigen Sitten der Stadt
kennen zu lernen und gar an ihnen teilzuhaben.
Goethes «Italienische Reise»
Als Leitfigur eines Bildungsreisenden erscheint
Johann Wolfgang Goethe, der seine Erlebnisse,
Stimmungslagen, Beobachtungen und weiterführenden Gedanken in Tagebüchern, Ausgabenheften und schliesslich in seiner «Italienischen Reise» aufzeichnete, die wiederum von
anderen kommentiert wurden. Bereits in seiner
Heimatstadt Frankfurt eignete er sich im elterlichen Hause dank seiner Schwester italienische
Sprachkenntnisse an. War er zu Beginn seiner
ersten Italienreise im 37. Altersjahr, die er ziemlich abrupt und wenigen mitteilend 1786 antrat,
zunächst sehr besorgt, der mitgebrachten Reiseliteratur gemäss, keine Sehenswürdigkeiten auf
dem Wege nach Rom zu übergehen, so entwickelte er mit der Zeit eine eigene Agenda, die ihn
zusehends auch an den Bräuchen und am Alltag
der heimischen Bevölkerung teilhaben liess. Auf
dem Wege nach Rom, mit spärlichem Gepäck und
in bescheidenen Unterkünften logierend, wuchs
seine Ungeduld, denn dort erhoffte er den Jungbrunnen für die eigene Existenz zu finden, und da
wollte er sich nicht zu stark verzetteln. Dennoch
folgte auch Goethes Italienreise einem bekannten
Schema: Karneval in Venedig, Karwoche in Rom
und ein Frühling in der Umgebung Neapels, abgerundet auch durch einen Aufenthalt in Sizilien,
ehe er, in Rom zurück, 1788 die Heimkehr antrat.
Örtlichkeiten der Kunst und Natur, meist im Dialog mit anderen Künstlern und oft in Begleitung
seines Kollegen Wilhelm Heinrich Tischbein (der
1787 das bekannte Bild zu «Goethe in der Campagna» malte) waren die aufzusuchenden Stätten,
die Goethe auch zeichnerisch festhielt. Er nahm
regelmässig an den Treffpunkten der in Rom sich
aufhaltenden deutschen Künstlerkolonie teil und
hatte regen Kontakt mit der europaweit bekannten Künstlerin Angelika Kaufmann.
Goethe erfuhr in Italien, so vermerkt es Wilhelm
von Humboldt, dass er auf das Ausüben der bildenden Kunst verzichten könne, um sein Talent
in den kommenden Jahren ausschliesslich auf die
Dichtkunst zu verwenden. Es waren solcherlei
Einsichten, im ständigen Dialog mit sich selbst
und seiner Umgebung, dem Tagebuch und den
anderen Künstlern, die für ihn die Bildungsreise
zu einem neuen Lebenselixier machte. So gesehen führt die Bildungsreise im Idealfall zu einer
Transformation der Persönlichkeit. n
Literatur:
Gonon, Ph. (2006): Reisen und Reform. Internationalisierungsimpulse im Bildungsdiskurs des 19. Jahrhunderts. In: Eckehardt
Fuchs (Hrsg.): Bildung international. Historische Perspektiven
und aktuelle Entwicklungen. Würzburg: Ergon 2006, S. 115-138.
Humboldt, W. (1986/1830): Rezension von Goethes zweitem römischen Aufenthalt. In: A. Flitner/K. Giel (Hrsg.): Wilhelm von Humboldt – Werke in 5 Bänden. Band II – Schriften zur Altertumskunde. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, S. 395-417.
Miller, N. (2002): Der Wanderer. Goethe in Italien. München: Hanser
Montaigne, M. de (2007/1774): Tagebuch einer Reise nach Italien, über die Schweiz und Deutschland, zwischen 1580 und 1581.
Zürich: Diogenes
Zappieri R. (2007): Römische Spuren. Goethe und sein Italien.
München: C.H. Beck
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dossier dossier
Le voyage classique
ou le Grand Tour
Philipp Gonon
Le professeur Philipp Gonon
est titulaire de la chaire de
formation professionnelle
à l’Université de Zurich.
Courriel : [email protected]
Traduction : Claude Merazzi
L’auteur rappelle la nature du voyage classique d’éducation et sa signification pour les nobles,
les artisans, les commerçants, les compagnons et les étudiants. Il met en évidence que les voyageurs n’étaient pas simplement en chemin mais qu’ils gardaient en mémoire et recensaient ce
qu’ils voyaient et vivaient lors de leurs lointains périples. Finalement le voyage d’éducation, le
Grand Tour, est devenu un art et conduisait, dans le meilleur des cas, à une transformation de
la personnalité. Goethe maîtrisait cet art, comme l’illustre la présente contribution.
Celui qui aujourd’hui fait ses bagages part généralement en congé ou voyage pour des motifs
professionnels. Délassement et commerce commandaient également dans le passé la réalisation
d’un voyage, outre un déplacement bien plus lent
et souvent fatigant. Il n’en demeure pas moins
cependant que voyager représente également, de
manière plus ou moins consciente, un moment
d’apprentissage et de formation. Et pour ce faire
comptent en premier lieu la connaissance des
langues et l’usage aisé du monde.
Cet objectif était déjà important dans les temps
modernes pour les jeunes nobles (bien rarement
pour les personnes de sexe féminin) afin de
parfaire et de mettre un terme à leur formation.
Assez rapidement, on retint le précepte qu’un
certain âge était indispensable pour entreprendre
le Grand Tour sur le continent européen. Et c’est
à l’âge adulte, comme le relève Bacon dans son
exposé « Of Travel » qu’il peut en découler un
gain manifeste en expériences, particulièrement
si le périple fait l’objet d’un carnet de voyage.
Voyage compagnonnique et pérégrination
académique
Les artisans et les commerçants à l’issue de leur
apprentissage, les compagnons étaient également,
comme les nobles, incités à voyager. Après leur
période d’apprentissage au côté de leur maître,
ils devaient mettre à l’épreuve, dans d’autres
contrées, les connaissances acquises lors de leur
apprentissage, les enrichir et en même temps
découvrir le large monde lors de leur voyage de
compagnonnage. Alors que, durant ses jeunes
années, son apprentissage se déroulait en un lieu
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
donné sous la direction de son maître, l’ancien
apprenti, devenu compagnon après la réalisation
de son ouvrage de fin d’apprentissage, pouvait
aller de ville en ville et travailler partout où s’offraient des possibilités d’emploi. Le compagnon
acquérait ainsi, par ses déplacements, une expérience utile et une habileté supplémentaire, ce
qui, après quelques années, lui offrait en principe
la possibilité d’être à son tour reconnu et désigné
comme maître.
Les étudiants étaient également invités à faire
leur pérégrination académique afin de connaître
d’autres universités durant leurs études ou à l’issue de celles-ci et de rendre visite à des savants et
à des érudits. La fréquentation de bibliothèques
étrangères leur apportait de nouveaux savoirs ou
des connaissances particulières, par exemple en
médecine. Ils espéraient ainsi être accueillis au
sein de la communauté des érudits et faire de la
sorte la preuve de leur maîtrise.
Voyager, décrire et se documenter
Le but du voyage compagnonnique ou académique ne se limite pas à simplement voyager. Le
voyageur décrit ce qu’il voit et vit, il se documente. Ce sont avant tout les lettrés qui couchèrent dans leur carnet de voyage leurs réflexions
et donnèrent ainsi par l’écriture une forme et une
existence matérielle à leurs pensées. De telles
notations offraient une occasion bienvenue de
s’affranchir d’une part de sa propre personnalité
et d’en jouir d’autre part, comme le notait l’écrivain humaniste Michel de Montaigne en songeant
au voyage débuté en 1580 et qui allait le conduire
en Italie en passant par l’Allemagne et la Suisse :
dossier dossier
« Le but du voyage compagnonnique ou académique ne se limite pas à simplement voyager. Le voyageur décrit ce qu’il voit et vit, il se documente. »
« Et je ne sache point meilleure école, comme j’ai
dit souvent, à former la vie que de lui proposer
incessamment la diversité de tant d’autres vies,
fantaisies et usances, et de lui faire goûter une si
perpétuelle variété de formes de notre nature ».
Le voyage d’éducation était un art. Et, dès le
XVIIIe siècle, il se développa et se diffusa toute
une littérature de pérégrination présentant non
seulement des comptes rendus de voyage, mais
proposant également des conseils fort utiles d’hygiène, de médecine et de morale pour ceux qui
entendaient faire de même et prendre aussi la
route. Cette approche apodémique, qui faisait
d’un voyage un moment de découverte et d’apprentissage, trouvait également place au sein de
l’enseignement universitaire. Par ses « Lettres
sur la Suisse » (1784), Christian Meiners, professeur de sagesse du monde (« Weltweisheit ») à
l’Université de Göttingen, entend non seulement
mettre en garde contre les préjugés dont ce pays
fait l’objet, mais également préparer le futur voyageur à son périple, lui donner connaissance des
mœurs et des usages helvétiques afin de tirer le
plus grand profit du temps disponible.
L’Italie représentait le but du voyage d’éducation,
car il conduisait aux sources de la culture européenne. Il comprenait plusieurs points culminants : les chefs-d’œuvre de l’antiquité grecque
et romaine ainsi que de la Renaissance, une approche pratique et instructive des institutions
politiques, telle la république des cités-Etats,
mais également le centre et le lieu de l’origine
du christianisme d’Occident. De plus, Venise
offrait aussi l’avantage de découvrir une cité aux
mœurs libres, voire d’en partager la vie.
des populations qu’il rencontrait lors de ses déplacements. Sur le chemin qui le menait à Rome,
muni d’un bagage léger et logeant dans des demeures modestes, grandissait son impatience car
il espérait trouver dans cette cité la fontaine de
Jouvence pour sa propre existence, raison pour
laquelle il ne souhait pas trop se disperser. Par
la suite, le voyage de Goethe obéit à un déroulement connu : carnaval de Venise, Semaine sainte
à Rome, printemps dans les environs de Naples
complété par un séjour en Sicile avant de revenir
à Rome et en 1788 de regagner le pays natal. Ce
sont des lieux d’art et de nature que souhaitait
visiter Goethe, souvent en dialogue avec d’autres
artistes ou en compagnie de son collègue Wilhelm
Heinrich Tischbein qui, en 1787, peignit le célèbre tableau « Goethe dans la campagne romaine ».
Goethe lui-même illustra à diverses reprises les
lieux visités. Il prenait régulièrement part aux
rencontres des artistes allemands résidant à Rome
et entretenait des contacts intenses avec l’artiste
peintre Angelika Kaufmann connue dans toute
l’Europe.
C’est en Italie, comme le fait remarquer Wilhem
von Humboldt, que Goethe comprit qu’il pouvait renoncer aux arts plastiques pour mettre,
durant les prochaines années, son talent uniquement au service de l’écriture et de la poésie.
De telles considérations nourries par le dialogue
continuel avec soi-même et son entourage, avec
d’autres artistes également firent des voyages de
Goethe un nouvel élixir de vie. En ce sens, les
voyages d’éducation peuvent conduirent, dans
une situation idéale, à une transformation de la
personnalité. n
« Voyage en Italie » de Johann Wolfgang
Goethe
Références:
Voir la version originale en langue allemande. La citation de
Michel de Montaigne est tirée des Essais, III, IX, De la vamité.
Johann Wolfgang Goethe peut être considéré
comme un exemple majeur du voyageur qui, lors
de ses périples d’éducation, recueille dans ses
carnets de voyage et ses registres de dépenses
ses expériences, ses états d’âme, ses observations
et les pensées qu’il développe dans son journal
intime et qui donneront finalement naissance
au « Voyage en Italie » que d’autres, à leur tour,
commenteront. C’est déjà dans sa ville natale
de Francfort, grâce à sa sœur et dans le giron
familial, que Goethe acquit des connaissances
en langue italienne. S’il avait été fort soucieux
de ne pas omettre, lors de son premier voyage
en Italie qu’il entreprit en 1786 à l’âge de 37 ans
de façon soudaine et sans grande information
préalable, des lieux dignes d’être vus et figurant
dans la littérature de voyage, il aménagea avec le
temps son propre agenda de manière à découvrir
les coutumes et à participer à la vie quotidienne
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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dossier dossier
Reisen zwischen Bildungsanspruch
Michael Guggenheimer
Publizist und Autor in Zürich.
Aufgewachsen in Tel Aviv und
Amsterdam, Studium der Zeitgeschichte und Sozialpsychologie,
bis 2003 Leiter der Abteilung
Kommunikation der Schweizer
Kulturstiftung Pro Helvetia. Autor
mehrerer Bücher. Sein letztes
Buch «Görlitz. Schicht für Schicht.
Spuren einer Zukunft» geht der
zweisprachigen Stadt Görlitz
Zgorzelec an der deutschpolnischen Grenze nach.
www.textkontor.ch
und Konsumlust
Keine Zeit für die Stadt.
Kein wirkliches Einatmen des Fremden,
Keine echte Neugierde –
Rezepte für ein anderes Reisen.
Das Völkerkundemuseum in der kleinen Stadt
Herrnhut an der deutsch-polnischen Grenze ist
ein vortrefflicher Ort, um etwas über das frühe
Reisen und seine Folgen zu erfahren. Im 18. und
im 19. Jahrhundert sind Missionare aus Herrnhut
in Lateinamerika, in Südostasien und in Grönland mit Einheimischen in Kontakt getreten. Sie
haben ausführliche Reiseberichte geschrieben,
Landschaftszeichnungen erstellt, Wörterbücher
zusammengestellt. Sie haben Wissen über die
Fremde in ihre kleine Stadt gebracht, deren Bevölkerung es damals selten bis in die nächsten
Grossstädte Prag und Dresden schaffte. Das Museum zeigt aus Übersee mitgebrachte Gegenstände
des alltäglichen Gebrauchs, die nach Herrnhut
gelangt sind, wo man deshalb über Aspekte des
Lebens in weiter Ferne nicht schlecht unterrichtet war. Reisen öffnete hier in der abgelegenen
Ortschaft Tore zu unbekannten Lebensformen,
ohne dass die Mehrzahl der Bewohner je übers
Meer gefahren ist. Pilger unterwegs zu heiligen
Stätten nach Palästina, Portugal, Spanien oder
Südfrankreich waren noch früher erste Reisende,
die sich monatelang unterwegs aufhielten und
Kunde von anderen Ländern und Gebräuchen mit
nach Hause brachten. Nicht anders jene Bildungsreisende des 19. Jahrhunderts aus dem Norden
auf ihren ausgedehnten Reisen zu den Stätten der
Antike nach Italien (vergl. Artikel von Philipp
Gonon in diesem Heft).
Der Beginn des Wohlstandstourismus
Reisen war bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts
ein Privileg von Begüterten oder Gebildeten, Reisen hatte mit Handel oder Bildung zu tun. Zwar
gab es auch jene Reisen, die unter Zwang und aus
Not unternommen werden mussten: Flüchtlinge
aus dem Osten Europas wanderten früh nach
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Nordamerika aus, Menschen aus Gegenden, in denen es an Arbeit und Einkommen mangelte, legten
weite Strecken zurück, um an einem neuen Ort
Fuss zu fassen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg
begann der grosse Wohlstandstourismus, in den
60er Jahren des 20. Jahrhunderts setzte das Reisen als Massenbewegung ein. Schweizer fuhren
zunächst mit der Bahn bis zur Landesgrenze im
Tessin. Später wurde die adriatische Küste entdeckt, Spanien und die Inseln im Mittelmeer und
im Atlantik waren die nächsten Ziele. Längst ist
die Karibik und sind so weit entfernte Gebiete wie
Thailand oder Indonesien Feriendestinationen
von Familie Schweizer. Tourismus ist mittlerweile die drittgrösste Wirtschaftskraft der Welt.
Zunehmender Wohlstand, die neue Kultur der
Freizeit und die Konkurrenz der Fluglinien haben
zur Folge, dass das Reisen zu einem wichtigen
Thema in so unterschiedlichen Bereichen wie
Ökonomie, Ökologie und Bildung geworden ist.
Auswärts sein, ohne die Orte zu erleben
Bildet Reisen? Wohl nicht immer. Ich weiss noch,
wie ich beruflich zu Sitzungen oder Konferenzen nach Brüssel oder Berlin, nach Paris oder
Lissabon musste. Morgens mit der ersten Maschine hin, Ankunft und Fahrt mit dem Taxi in
die Innenstadt zum Arbeitstreffen in ein gläsernes Geschäftshaus oder zum Seminar in einem
Hotel einer internationalen Kette, abends nach
der Sitzung mit dem Taxi wieder zum Flughafen
und zurück in die Schweiz. Manchmal anlässlich
eines Seminars noch ein Abendessen in einem
«typischen» Lokal, in dem alle anderen Gäste
ebenso wie wir Ausländer waren. Zwei Tage auswärts, ohne den Ort wirklich erlebt zu haben. Das
ist die Realität der vielreisenden Konferenz- und
Businessclass.
dossier dossier
«Tourismus und Migration haben es mit sich gebracht,
dass wir heute weitaus häufiger mit Menschen anderer
Kulturen zu tun haben. Der Tourismus hinterlässt auch
an überraschenden Orten Spuren.»
Reisen soll bilden, Reisen kann das Blickfeld
erweitern. Und doch: Die Flughäfen gleichen sich
alle, der örtliche Taxifahrer – häufig der einzige
fremde Gesprächspartner am Reiseziel – ist nur
selten ein Einheimischer. Keine Zeit für die Stadt,
kein wirkliches Einatmen des Fremden, keine
echte Neugierde. Beim Schlendern entlang der
Haupteinkaufsstrasse begegnet man den Läden
von zuhause: H&M, C&A, Dolce&Gabbana, Starbucks, McDonalds, Sisleys, Benetton, Esprit,
Body Shop und Marionnaud. Mit dem Reiseführer in der Hand den «Insider Tipps» nachgehen
als Krücke in der Fremde. Doch spätestens dann
die Erfahrung machen, dass man an jedem der
empfohlenen Orte jenen anderen Touristen begegnet, die so wie wir aussehen: Windjacke, feste
Stadtschuhe, Stadtplan und Kamera in der Hand.
Immer dieselben «Highlights», immer dieselben
Fotosujets. Zum Beispiel Wien: Wien ist heute
Sacher und Tafelspitz, Wien ist Shopping, Flanieren von einem Flagship Store zum nächsten,
Wien ist heute jung und hip und lässt häufig das
«Andere» stranden.
Entdeckungen brauchen Eigeninitiative
Kann Tourismus trotzdem Entdeckungen des Andersartigen, des Fremden mit sich bringen? Tourismus und Migration haben es mit sich gebracht,
dass wir heute weitaus häufiger mit Menschen
anderer Kulturen zu tun haben. Der Tourismus
hinterlässt auch an überraschenden Orten Spuren. Unsere Essgewohnheiten haben sich mit dem
Reisen und mit den Migrationswellen verändert.
Exotische Früchte, die wir in weit entfernten
Ländern kennen gelernt haben, werden auch bei
uns verlangt, dasselbe gilt auch für Gerichte.
Bringt Reisen eine Erweiterung des Horizonts,
was lernt ein Mensch beim Reisen? Tourismus
kann zu Neuem, zu Entdeckungen, zum Lernen
führen. Entdeckungen aber brauchen Eigeninitiative, lassen sich nicht nur bei Gruppenführungen
machen. Abseits der Massenrouten, abseits jener
Orte und Gegenden, wo sich Grosshotels befinden, kann, wer sich vorbereitet, wer den Mietwagen stehen lässt, zu Fuss weiterzieht und sich
Zeit nimmt, Neues erfahren. Ich denke an jene
Frau, die sich zwei Monate Zeit für Wanderungen
in Neuseeland genommen hat. Wandern, um die
Natur zu erkunden, Wandern, um auch sich selbst
näherzukommen. Zeit vorher, um sich mit dem
Reiseziel auseinanderzusetzen, ist wichtig. Zeit
vor Ort und Möglichkeiten der Verarbeitung sind
wichtig. Ein Tagebuch, ein Skizzenblock, eine
Kamera, Offenheit für Gespräche mit Einheimischen, sich die Freiheit nehmen für Umwege und
für Unerwartetes. Ich denke an jenen Mann aus
China, der sich für die Dauer eines Monats in
einer Schweizer Mittelstadt eine Ferienwohnung
mietete, um jeden Tag in einem Café Menschen
zu begegnen, um Gespräche zu führen, Notizen
und Zeichnungen zu machen: Ein Reisender mit
Neugierde für das Andere, jemand, der sich Zeit
nimmt, der nicht von Ort zu Ort, von FünfsternSehenswürdigkeit zur nächsten eilt. Der Niederländer Geert Mak, einer der grossen europäischen
Reiseschriftsteller, der den diesjährigen Leipziger
Buchpreis für Europäische Verständigung erhalten hat, meint: «Die besten Reisen unternimmt
man allein und ungeplant.» Ungeplant heisst aus
seiner Sicht, dass man sich nicht von einem Reiseführer von Denkmal zu Denkmal lenken lassen
soll. «Bevor ich jeweils aufs Neue losfuhr, musste
ich viel recherchieren und organisieren», fügt er
an. Als der Reisende Mak Istanbul kennen lernen
wollte, stellte er sich während vielen Stunden auf
der Galata-Brücke hin und liess sich von einem
mitziehenden Einheimischen erklären, wer die
Brücke passierte und weshalb, welche Bedeutung
die Brücke hat und wie die Unterschiede zwischen dem europäischen und dem asiatischen
Teil der Stadt beschaffen seien.
Maks Rezept für ein Reisen, bei dem Neues auch
entdeckt und aufgenommen werden kann, lautet: Sich vor Antritt einer Reise in das jeweilige
Gebiet und seine Kultur einlesen, Länger an einem Ort bleiben, sich Zeit nehmen, Gespräche
mit Einheimischen suchen, zu Fuss unterwegs
sein. n
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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Reisen als Fremder –
Werner Lenz
ist Professor für Erziehungswissenschaft/Erwachsenenbildung und Dekan der neuen
Fakultät für Umwelt-, Regionalund Bildungswissenschaft.
Forschungsgebiete: Bildung und
Gesellschaft, Weiterbildung,
lebenslanges Lernen.
Weitere Informationen:
www.uni-graz.at/urbi
entfernte Exotik
Exotik haben wir erfolgreich importiert. Das Fremde, so der Autor, ist in der internationalisierten
und globalisierten Welt längst nahe. Und bisweilen, so zeigt er auf, ist nicht klar, wer wo der Exote/
die Exotin ist. Wie man dem Fremden auf Reisen näherkommt, wie man beobachtet, staunt, benennt
und erkennt, ist ebenso sein Thema. Im Übrigen enthält der Beitrag zahlreiche Empfehlungen zu
Reisen im Kopf: Hinweise auf literarische Reisegeschichten, -beschreibungen und Essays nämlich.
Im Himalaya wandern, auf den Malediven tauchen, die Pyramiden besteigen, in Dubai baden,
in New York shoppen, in der Sahara meditieren,
in die Karibik segeln, nach Hawaii surfen…
Wer kennt nicht diese Angebote? Wer weiss nicht
von Menschen, einschliesslich sich selbst, die
solche Reisen unternehmen. Die Reisen werden
günstig angeboten. Ein Hauch Exotik schwingt
mit. Doch Exotik haben wir auch erfolgreich zu
uns geholt! In den Tiergarten, in das Palmenhaus,
in private Terrarien, in Kaufhäuser sowie in verschiedene Restaurants, die unseren Geschmack
bedienen: chinesisch, japanisch, mexikanisch,
thailändisch, koreanisch…
Das aus dem Griechischen stammende Wort «exotisch» bezeichnet Menschen, Tiere und Gegenstände, die als auswärtig, als besonders fremd
gelten. In der Alltagssprache gilt als Exote, wer
nicht in das Übliche und Gewohnte einer Gruppe passt. Der Begriff schillert in den Farben der
Faszination bis zum Schrecken. Das faszinierend
Exotische vermuten wir fern von uns, an Orten,
wohin wir weite Reisen unternehmen müssen,
um dann als Fremde Fremdes zu sehen. Aber
ist das Fremde in der internationalisierten und
globalisierten Welt nicht längst nahe? Wenn ich
in meiner Heimatstadt Wien mit der Strassenbahn
fahre, versuche ich jedes Mal, die unterschiedlichen Fremdsprachen, die ich höre, zu identifizieren. Bin ich der Exote?
Globalisierung statt Exotik?
Reisen ist uns selbstverständlich geworden. Es ist
Teil unserer Erholung und unseres Vergnügens,
die Orte zu wechseln. Im Zeichen der modernen Mobilität verbringen wir Zeiten des Studi-
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ums oder des Berufs in der Fremde. Langsam
erschliessen wir dann Umfeld und Kultur, finden
Bekannte, gewinnen Freunde und versuchen, für
Fremde kein Fremder zu sein.
Internationale Kontakte zu haben gilt als Qualität,
bereit zu sein, vom Heimatland auf eine Position
ins Ausland zu wechseln als Chance für weitere
Karriere. Wir sprechen von Globalisierung und
meinen, die Welt werde zu einem Dorf. Doch das
bezieht sich nur auf eine bestimmte Form der Globalisierung. Diese forciert den Fluss des Kapitals,
der Waren, Dienstleistungen, Arbeitskräfte und
der Technologie. Wir können eine «Globalisierung des Alltags» (vgl. Kemper, Sonnenschein,
2002) erkennen. Die weltweite Vernetzung tritt in
verschiedenen Lebensbereichen wie z.B. Verkehr,
Tourismus, Medien oder Bildung als kulturelle
Globalisierung auf.
Verliert damit die Welt das Exotische – das Fremde und Aussergewöhnliche? Mit Reisen erkunden wir die Welt, erwerben Wissen über andere
Länder und Kulturen. Doch oft sind diese Reisen touristisch gesteuert. Enklaven für Hotels
und Badestrand, geführte Touren, mehrgängige
Mahlzeiten, organisierte Ausflüge, Einkauf von
Souvenirs lassen uns das Fremde berühren –
doch ihm nicht näherkommen.
Exotik des Schreckens
Die Exotik bleibt bei sich, zieht sich zurück und
ist nicht mehr so leicht zu finden. Sie mag in
befremdenden, erschreckenden Situationen auftreten, wie Menschen überleben und was sie tun
müssen, um an Geld zu kommen. Solche Berichte
finden sich, gesammelt von Hans Magnus Enzensberger, in: «Nie wieder. Die schlimmsten Reisen
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«Um Exotisches zu erkennen, braucht man nicht weit zu reisen – wir sind
Exoten für andere, so wie es andere für uns sind!»
der Welt» (1995). Sie finden sich in Reiseberichten über die Problemzonen dieser Erde. Von solchen «Reisen in die Hölle» berichtet O’Rourke
(2006): Libanon, Belfast, Albanien, Bosnien…
Doch sozialer Exotik begegnen wir auch in der
eigenen Kultur: Menschen, die in unseren Städten betteln, Kinder, die perversen Grausamkeiten
ausgesetzt sind (gerade werden Leichen in einem
Kinderheim auf der Insel Jersey ausgegraben),
Frauen, die von Menschenhändlern zur Prostitution gezwungen werden. Diese Exotik des
Horrors bleibt uns nur verborgen, wenn wir sie
nicht wahrnehmen wollen.
Europäer als Exoten? Ein seltsamer Gedanke?
Gottfried Seume (1979) wanderte 1801 zu Fuss
von Leipzig über Dresden, Wien, Triest, Venedig
nach Syrakus und zurück. Seine Aufzeichnungen
über das, was ihm besonders fremd war, begannen vor der Haustür.
Mark Twain (1981) reiste 1867 auf dem ersten
Touristenschiff nach Europa. Sein Buch war ein
grosser Erfolg. Es beschreibt Exotik und zeigt
Amerikanern besonders Befremdliches auf dem
alten Kontinent: in allen Hotels fehlt – die Seife.
Es ist mehr als eine spassige Sonntagslektüre,
wenn unter ethnologischem Blick die Lebensweisen von Bayern dokumentiert werden (vgl.
McCormack 1997).
Ob historisch oder aktuell betrachtet: um Exotisches zu erkennen, braucht man nicht weit zu
reisen – wir sind Exoten für andere, so wie es
andere für uns sind!
Sich fremd werden
Die Globalisierung macht auf Unterschiede aufmerksam. In der Fremde und an der Fremde
nehmen wir Differenzen wahr. Wir beobachten,
staunen, benennen und erkennen – Wahrnehmung bildet sich. Dadurch lernen wir auch die
vertraute Mitwelt anders wahrzunehmen. Zu der
Fremde, wo wir selbst fremd, wo wir exotisch
wirken, haben wir nur Zugang, wenn wir das eigene Verhalten aufgeben und eine andere Kultur
erlernen. Das Fremde können wir überwinden,
wenn wir es anerkennen – dann gibt es seine
Fremdheit auf (vgl. Schütze, 2000, S. 61). Solche
Gelegenheit ist dem Touristen meist nicht gegeben, der Reisende mag vielleicht eine Ahnung
davon bekommen. Literarisch zeigt Ilija Trojanow
(2007) in «Der Weltensammler», wie der Engländer Richard Francis Burton (1821–1890) sich
bemüht, sich und seiner Kultur, seinen Freunden
und Kameraden, fremd zu werden. Er wird Exote
für seine bisher vertrauten Mitmenschen.
Reisen bildet, wenn Prozesse der Veränderung
beginnen. Hierbei wird Exotisches nicht bloss
gesammelt und konsumiert, sondern das eigene
Fremde abgelegt, um sich neues Fremdes anzueignen. So mag sich, wer länger im Ausland war
und sich solchen Um-Bildungsprozessen hingibt,
nach Rückkehr in die alte Heimat als Exote fühlen, als Fremder im Vaterland.
Muten wir aber nicht genau das unseren MigrantInnen zu, wenn wir wollen, dass sie unsere
Sprache lernen, unsere Sitten annehmen, sich
anpassen, assimilieren und integrieren? Kein
einfach zu lösendes Problem. Schon gar nicht,
wenn ich den normativen Anspruch setze, dass
Menschenrechte, Selbstbestimmung, individuelle Entwicklung und soziale Freiheiten Grundrechte sind, für die es keinen Verhandlungsspielraum gibt. Wir erwarten von «den Fremden», dass
sie sich und ihrer Kultur fremd werden können.
Dieser Widerspruch ist nicht mit Sprachkursen
allein zu lösen. Die Aufgaben für Bildung und
Selbstbildung sind erst wahrzunehmen.
Skepsis und Respekt
Wie verhalten wir uns in einer Welt, die uns
grossteils fremd ist und bleiben wird? Es stimmt,
wir wissen heute schneller, was an entfernten
Orten passiert: Wo eine Brücke einstürzt, wo ein
Anschlag verübt wird, wo ein Orkan wütet, wo
ein Krieg droht. Wir haben viele Informationen,
aber keine davon erklärt das Fremde, keine davon
lässt uns dem Exotischen näherkommen. Dazu
müssen wir selbst aufbrechen, bereit sein, unser
Wahrnehmen zu ändern. Vielleicht mit Hilfe von
Reiseberichten, wie sie uns Bruce Chatwin oder
Ryszard Kapu´ci´
scinski hinterlassen haben?
Zweifellos aber nicht ohne die innere Bereitschaft, uns selbst als Fremde zu akzeptieren, die
für andere Menschen die Exotik der Faszination
und des Schreckens verkörpern. Skepsis gegenüber uns selbst – Respekt vor anderen, schlage
ich als pädagogisches Programm vor. n
Literatur:
Chatwin, Bruce: Traumpfade. Frankfurt/Main 1998.
Enzensberger, Hans Magnus: Nie wieder. Die schlimmsten Reisen der Welt. Frankfurt/Main 1995.
scin
Kapu´ci´ski,
Ryszard: Notizen eines Weltbürgers. Frankfurt/
Main 2007.
Kemper, Peter; Sonnenschein, Ulrich (Hrsg.): Globalisierung im
Alltag. Frankfurt/Main 2002.
McCormack, Richard W.B.: Tief in Bayern. Eine Ethnographie.
Tulln 1997.
O’Rourke, P.J.: Reisen in die Hölle und andere Urlaubsschnäppchen. Frankfurt/Main 2006.
Schütze, Jochen K.: Vom Fremden. Wien 2000.
Seume, Gottfried: Spaziergang nach Syrakus. München 1979.
Trojanow, Ilija: Der Weltensammler. München 2007.
Twain, Mark: Reise durch die Alte Welt. München 1981.
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Inwiefern bildet Reisen
Dr. Kirsten Salein,
Studium der Kulturanthropologie und Ethnologie, Soziologie
und Philosophie an der Johann
Wolfgang Goethe-Universität in
Frankfurt am Main, Promotion
über «Jugend in Kaliningrad»
(Russische Föderation); bis
Dezember 2003 Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für
Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie an der Johann
Wolfgang Goethe-Universität in
Frankfurt am Main; Forschungsschwerpunkte: Transformationsforschungen in Osteuropa,
Stadtanthropologie; Mitglied der
Forschungsinitiative Transnationalisierung; leitete bis März 2008
zusammen mit Ramona Lenz M.A.
ein Lehrforschungsprojekt zum
Thema «Kulturtourismus und
Europäisierung».
e-Mail:
[email protected]
im heutigen Tourismus?
Heute sind mehr Menschen denn je unterwegs, und die vielfältigen Formen des Reisens lassen
sich als Mobilitätsprojekte auf einen Nenner bringen. Und wer hier was aus welchen Gründen
unter Bildung versteht, wie und mit welchen Auswirkungen dies in die Praxis umgesetzt wird,
all das wäre im jeweiligen Kontext nachzufragen. Wo Bildung auf kulturelle Differenzen baut,
kulturelle Unterschiede gebraucht, gemacht und hierarchisiert werden, ist die Gefahr gross, den
eigenen Horizont auf Kosten Anderer zu erweitern. Wer vor allem geschmacklich auf kulturelle
Differenz aus ist, bedient sich aus einer reichhaltigen Kollektion von Sushi über Sari bis eben zum
Reisen «auf den Spuren fremder Kulturen» und ist konsumierend produktiv: Kulturelle Differenz
ist dann – ob in Reinform imaginiert oder als Hybridform idealisiert – nicht mehr Ergebnis von
Machtverhältnissen, sondern einfach etwas Stilistisches.
Dass Reisen «bildet», ist eine der Idee der Aufklärung verbundene Vorstellung. Seit dem 17.
Jahrhundert entdeckte eine nordeuropäische
Elite den Mittelmeerraum auf der Suche nach
klassischer Kultur und schickte ihren Nachwuchs
auf Grand Tour (vergl. Artikel Gonon in diesem
Heft). Die Tourismusforschung verortet hier die
Anfänge touristischen Reisens, insbesondere der
Bildungsreise, der klassischen Form des Kulturtourismus. Die jungen, zumeist männlichen
Adligen und die ihnen Nachfolgenden konnten
sich auf Reisen mit eigenen Augen ein Bild der
erbaulichen Grösse von Antike und Renaissance
als Wurzel der westlich-abendländischen Zivilisation machen. Der Vorrang des Blicks vor anderen Sinneswahrnehmungen bildete Horizonte
und Landschaften. Was einst beängstigend und
unwirtlich oder nutz- und verwertbar war, wurde
romantisch, «ästhetisch». Bauten Fischer ihre
Häuser meerabgewandt, richteten Reisende im
neunzehnten Jahrhundert den Blick aufs Meer.
Aus dieser veränderten Perspektive wurden Natur
und Kultur neu gesichtet. Es begann die touristische Suche und Selektion nach Orten, an denen
man einmal gewesen sein musste, und nach
Sehenswürdigkeiten, die zunächst als Originale
ihre Aura behaupteten, ihre Betrachter erhöhten
und als Symbole in den gebildeten Kontext von
Geschichte, Kultur und Zivilisation hineingeordnet wurden. Je mehr Menschen reisten, desto
grösser der Distinktionsbedarf, desto wichtiger
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
die feinen und groben Unterschiede zwischen
ihnen. Eine der unzähligen Trennlinien verläuft
zwischen jenen, die «nur zum Vergnügen» reisen,
und jenen, die beanspruchen, sich auf und durch
Reisen zu bilden. Unter den Bedingungen der
kapitalistisch-marktwirtschaftlichen Konkurrenzgesellschaft muss jedoch für beide Seiten immer
mehr Sehenswertes ausfindig gemacht, etikettiert, produziert werden, immer mehr Sicht- und
Erlebnisweisen, immer mehr Vergnügliches und
immer mehr, was bildet. Längst ist die Bildung
auf Reisen nicht mehr auf Klassisch-Hochkulturelles beschränkt. Ihr Gegenstand hat sich verändert, und auch darf sie, soll sie bitteschön Spass
machen: Im Angebot sind Erlebnismuseen, Festivals, Reisen auf den Spuren von Romanhelden und
Filmkulissen, Kreuzfahrten entlang der Auswandererrouten des 19. Jahrhunderts, Orte des «Dark
Tourism»1 oder natürlich das «Life-Seeing»2.
Distanz und Nähe
Die Begeisterung für die vielfältigen etikettierten
Orte und Inszenierungen hat ihr Pendant im Interesse an dem, was sich hinter der Bühne verbirgt.
Dies ist die Entfernung, auf die es ankommt: Die
eigentliche Herausforderung beim Reisen besteht
darin, in den Kern der Orte vorzudringen, zu
den Anderen, in die Privatsphäre, es geht ums
«Eintauchen» in die Kultur der Bereisten. Damit wähnen sich so manche auf der besseren,
gleichsam weniger touristischen Seite. Während
dossier dossier
«Je mehr Menschen reisten, desto wichtiger die feinen
und groben Unterschiede zwischen ihnen. Eine der unzähligen Trennlinien verläuft zwischen jenen, die ‹nur
zum Vergnügen› reisen und jenen, die beanspruchen,
sich auf und durch Reisen zu bilden.»
«die Touristen» nur konsumieren und glotzen,
suchen und offerieren manche wirklichen Austausch, mal zaghaft in aller Vorsicht, mal offensiv
im Namen einer besseren Welt: «We make the
world a better place», bekennt sich emphatisch
das «mission statement» von «CouchSurfing»,
eines internetbasierten nichtkommerziellen Gastfreundschaftsnetzwerks.
Die Motivation, andere Kulturen kennen zu lernen, steht vor allem bei jüngeren Reisenden der
Mittelklasse ganz weit oben. Vor Ort oder auf
dem Weg werden kulturelle Begegnungen, zum
Inbegriff jener substantiellen Erlebnisse, deretwegen Reisen unternommen werden. Es geht um
die Erfahrung von Differenz. Diese Differenz ist
zumeist konstitutiv für die Begegnung und diese Begegnung steigert nicht selten den «Wert»
des Kontakts nach dem Prinzip: je grösser und
intimer die Nähe zu den Einheimischen, und je
fremder diese erscheinen, desto höher der Wert
und Mehrwert des Kontakts. Solch ein Kontakt
qualifiziert nicht nur innerhalb der eigenen touristischen Peer Group, er lässt sich auch als anerkannte Referenz für spätere Repräsentationen im
eigenen sozialen Umfeld einbringen. Und auch
so mancher Arbeitgeber schätzt es, wenn künftige Mitarbeiter gereist sind und sich in Sachen
«kultureller Austausch» gebildet haben. So zielt
die Erfahrung von Differenz darauf, sich in der
eigenen Konkurrenzgesellschaft zu positionieren
und zu privilegieren. Der Wert der «vielfältigen
Kulturen» liegt im Reservoir für die Individualisierung und Qualifizierung. Dabei ist oft nicht
wichtig, wie «die Anderen» sind, sondern dass
sie anders sind (vgl. Backes 2004). Dieser instrumentelle Umgang mit «dem Fremden» trägt rassistische Züge, obgleich die Betonung der Vielfalt
der Kulturen doch einst der Kritik am kolonialen
Denken entsprang. Diese Herkunft und Basis ist
einigen sich kosmopolitisch verstehenden Reisenden, die Differenz statt Ungleichheit und Anerkennung statt Ablehnung propagieren, jedoch
abhanden gekommen. Anders ist die ungebrochene Freude über die «Vielfalt der Kulturen» und
den mit unbedarft-reinem Gewissen angestrebten
und praktizierten kulturellen Austausch kaum
zu erklären.
Wie geht’s?
Wäre es also vielleicht besser, zu Hause zu bleiben, oder wenigstens nur zu schauen, anstatt in
die fremde Kultur einzudringen, sich auszutauschen? Wie liesse es sich besser machen? Und
welches Wissen sollte die gute Absicht leiten?
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«In der alten, aber in mancher Hinsicht ‹bewährten› Hausordnung werden Touristen als mobile, autonome Subjekte beschrieben, während die
Einheimischen als Fremde und sesshafte Repräsentanten ihrer lokalen
Kultur verfasst sind.»
Diese Problematik ist nicht als moralische zu
klären, bzw. wenn dies geschieht, wird es eine
Sache von Weltanschauung und Machtverhältnissen. Wo die Sache selber festgefahren scheint,
mag es hilfreich sein, sich einmal umzuschauen
und das ordnend-produzierende Handwerkszeug
zu überdenken.
Dabei fällt zunächst auf, dass sich das Thema
Reisen wie von selbst in den Kontext des Tourismus mogelt. In diesem Kontext geht es dann
vor allem um Touristen, die den Einheimischen
gegenübergestellt werden. In der alten, aber in
mancher Hinsicht «bewährten» Hausordnung
werden Touristen als mobile, autonome Subjekte beschrieben, während die Einheimischen
als Fremde und sesshafte Repräsentanten ihrer
lokalen Kultur verfasst sind. Ihnen zugerechnet
werden die Bediensteten, die der Tourismusforschung bis vor Kurzem weistestgehend entfallen
sind und die ja in der Tat als dienstbare Geister
je nach Einsatzgebiet und Lokalität kaum zu sehen sind. Die Zuweisung der Aufgabenbereiche
geschieht dabei nicht zufällig, sondern ist auf
Kriterien wie Geschlecht, Klasse, Ethnizität und
Nationalität gegründet, wie ethnographische Forschungen zeigen.3 Nimmt man sich der Gruppe
der Dienstleisterinnen und Dienstleister empirisch näher an, stellt sich heraus, dass im heute intensiv bewirtschafteten Tourismusgeschäft
nicht eben selten die Mehrheit der Anwesenden
Fremde sind. Aus der touristischen Destination wird ein Ort, an dem sich viele Mobilitäten
kreuzen, deren Motivlagen und Bedingungen
höchst unterschiedlich sind. Und dabei sind
nicht etwa die tatkräftig-handelnden Touristen
als «Täter», als ökonomisch Privilegierte und
freiwillig Reisende zu begreifen, um sich dann im
paternalistischen Gestus den für sie schuftenden,
lächelnden, wettervorhersagenden Schaustellern
und Dienstleistern als «Opfer» anzunehmen.
Vielversprechender ist es, alle Beteiligten in
den Blick zu nehmen, und sie als handelnde
Subjekte anzuerkennen, die in vielfältiger Weise
miteinander in Blickkontakt und «kulturellem
Austausch» stehen. Das gilt vor allem für die
Bereisten. Es gilt aber im distinktionsbewussten
Feld des Tourismus ebenso für «gaffende» oder
«zudringliche» Touristen und die Seilschaft der
Goldkettchen am Ballermann, mit denen man
nichts gemein haben möchte und die man doch so
dringend zur eigenen Kenntlichkeit, Abgrenzung
und Erhöhung braucht. Was wäre das AndersReisen ohne sie, was die Bildungsreise ohne all
die Bewusstlosen? Und auf interessante Weise
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
eröffnet das Wunschdenken, dass alle anderen
ausser mir Touristen seien, unerwartet neues
Terrain: An der Mittelmeerküste arbeiten nicht
eben wenige «Touristinnen» im touristischen
Sektor: serbische Kellnerinnen, syrische Bauarbeiter, sudanesische Kleinhändler und viele
mehr. Eine Reise ist ein Mobilitätsprojekt, ein
Touristenvisum eine, manchmal die einzige Möglichkeit für einen legalen Grenzübertritt und einen zeitlich begrenzten Aufenthalt in einer sich
globalisierenden, aber keineswegs grenzenlosen
Welt. Die Erfahrung und Lehren der vielen Reisenden, denen diese Welt nicht gleich gastlich
gesonnen ist, dürften wohl sehr verschieden sein.
Es ist ein gesonderter Schritt, das auf Reisen Erlebte als Bildung zu begreifen, zu rahmen und
gegebenenfalls zu verwerten. Manchmal ist das
eine Frage der Zeit: Bildungsgewinn in Form von
kultureller Kompetenz hat so manchen zurückgekehrten «Gastarbeiter» dazu befähigt, sich mit
einem touristischen Unternehmen selbstständig
zu machen. n
1
Der Begriff wurde 2000 von den Briten Lennon und Foley geprägt.
Dark Tourism fasst die anhaltende Popularität von Reisezielen, die
mit Tod und Katastrophen in Verbindung stehen, wie beispielsweise
Gefängnisse oder ehemalige Konzentrationslager.
Der Ausdruck bezeichnet touristische Aktivitäten, die darauf
zielen, zum vermeintlich «Authentischen», möglichst weit in die
Hinterbühnen vorzudringen.
2
3
Z.B. Adler und Adler 2004
Literatur und Quellen:
Adler, Patricia A. und Peter Adler. 2004. Paradise Laborers. Hotel
Work in the Global Economy. Ithaka/London: Cornell University
Press
Backes, Martina. 2004. Das gekaufte Anderssein. Erfahrungskonsum in der Fremde. In: Backstage* Tours. Reisen in den touristischen Raum, hrg. von Peter Spillmann und Michael Zinganel.
Verlag Forum Stadtpark Graz. Graz 2004, S. 16-20
Holert, Tom und Mark Terkessidis. 2006. Fliehkraft. Gesellschaft
in Bewegung – von Migranten und Touristen. Köln: Kiepenheuer
& Witsch
Lenz, Ramona. 2007: «Hotel Royal – Ferienquartier und Abschiebelager.» In: kuckuck. Notizen zur Alltagskultur 22 (2007) 2, S.
19-23
TRANSIT MIGRATION Forschungsgruppe (Hg.): Turbulente Ränder. Neue Perspektiven auf Migration an den Grenzen Europas.
Bielefeld: transcript
www.uni-frankfurt.de/fb/fb09/kulturanthro/links/kulturtourismus.html (erscheint im Juni 2008)
dossier dossier
Knigge am Wasser –
Lernerfahrungen am Strand in der globalisierten Gesellschaft
Reisen sind in einem faszinierenden Spannungsfeld zwischen der einzelnen Person und der
grossen Welt des Tourismus angesiedelt. Als Phänomen und auch als Phantasie ist Tourismus
global, aber jeder Tourist macht als Person seine ganz eigene Reise. Ich halte Tourismus vor
allem deshalb sozial- und kulturwissenschaftlich für faszinierend, weil er sich immer in einer
spezifisch kulturell geprägten Arena abspielt und trotz global standardisierter Formen und
Strukturen individuelle Erlebnisse bietet (vgl. Löfgren 2002, Strain 2003, Binder 2005, Reuter,
Neudorfer & Antweiler 2006).
Reisen kann Bildung auf mehreren Ebenen verschaffen. Durchs Reisen kann man sich bilden
im Umgang mit anderen, mit Fremden… und
auch durch den Umgang mit sich selbst in einer
besonderen natürlichen und sozialen Umwelt,
z.B. in der Mikrowelt des Strandes.
Beobachtungen am Strand
Das erste, was ich am Strand tue, ist es, ein Badetuch auszurollen, die Ecken mit Steinchen zu
befestigen und das unentbehrliche Buch hinzulegen. Als nächstes beginne ich sogleich, die
Augen zu schliessen und tagzuträumen, oder
ich ziehe mich in meine Buchwelt zurück. Für
die nächsten Stunden wird das meine Welt sein.
Inmitten von Hunderten Menschen baue ich eine
völlige Privatsphäre auf.
Menschen, die man über ihr Verhalten am Strand
befragt, sagen häufig: «Ich vergeude keine Zeit
damit, mich umzusehen; ich bin in meiner eigenen Welt.» Die ungeschriebene Regel ist, den
Nachbarn nicht zu beachten. Kinder werden ermahnt: «Starre nicht so!» Das Problem besteht
aber für alle: Extra nicht gucken, das geht kaum.
Deshalb wende ich verschiedene Sehtechniken
an: Schauen, Gucken, kurzes Starren, den Blick
schweifen lassen, aus dem Augenwinkel gucken,
so tun, als ob ich nicht hinschaue, Abschwenken
nach kurzem Augenkontakt. Ich schaue auch auf
die anderen, wie diese gucken. Und ob jemand
die Regeln bricht. Ich sehe Frauen, die topless
daliegen, wie sie schauen, ob andere Frauen sie
angucken, und wie sie kontrollieren, ob Männer
sie anstarren. Es geht um die Disziplinierung des
Blickens, so dass man uninteressiert scheinend
schauen kann. Hilfreich sind Sonnenbrillen, die
für den Strand erfunden wurden und die es nicht
nur wegen der Sonne gibt. Man kann sich dahinter zurückziehen und seine Blicke frei schweifen
lassen.
Am Strand kommt man Fremden sehr nahe, will
aber für sich sein. Im späten 19. Jh. entstand
die Tradition der Strandfähnchen. Besonders
Deutsche nahmen Fähnchen mit, was ihnen
ein schlechtes Image als Touristen eintrug. Am
Strand trifft man Fremde, und es ist oft windig.
Deutsche haben im 19. Jh. die perfekte Lösung für
diese Probleme gefunden: Sandburgen. Sie sind
oft sehr gross, haben hohe Mauern, und sie sind
alles andere als improvisiert. Sie sind mit viel
Arbeit entworfen und mit Skulpturen dekoriert.
Sprüche auf ihnen zeigen auch Werte und lassen
auf Persönliches schliessen. In den 1930ern stand
vielleicht «Unser Führer» darauf; oder man findet
Aufschriften wie «Christoph und Maria», «Junge
Frauen willkommen», «Das unvollendete» oder
einfach «Düsseldorf».
Sozialgeschichte und Regeln in einem
Mikrokosmos
Man könnte meinen, am Strand gehe es um Sonne
und um Schwimmen im Wasser. Ich denke an die
Strandpostkarten, die nichts Ortsspezifisches zeigen, sondern die globale Ikonographie und Choreographie des Strands, oder an Baywatch und
an ein Lego-Set namens «Paradisa». Jedoch erst
spät im 19. Jh. gingen die Leute tatsächlich ins
Wasser. Die meisten tauchten nur die Füsse ein.
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Christoph Antweiler
Dr. phil., Ethnologe und seit neuestem Professor für Südostasienwissenschaft an der Universität
Bonn. Hauptforschungsgebiete:
Kognition, Stadtkultur, interethnischer Umgang, praxisorientierte
Ethnologie und lokales Wissen.
Regionalinteresse: Südostasien,
insbes. Indonesien, daneben auch
Südasien. Neuere Veröffentlichungen: Ethnologie lesen. Ein
Führer durch den Bücherdschungel (Münster, 2003). Handbook of
Evolution, Vol. 1: The Evolution of
Cultures and Societies (Weinheim,
2004, Hrsg. Zus. mit Franz
Wuketits), Was ist den Menschen
gemeinsam? Über Kultur und
Kulturen (Darmstadt, 2007).
Christoph Antweiler ist verheiratet
mit einer Mathematikerin und
hat zwei Söhne. Seine Hobbys
sind Fussballspielen, das Lesen
nichtethnologischer Sach- und
Fachbücher und … Reisen.
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«Am Strand geht es um die Disziplinierung des Blickens, so dass man
uninteressiert scheinend schauen kann.»
In vielen Ländern tun die Einheimischen auch
heute kaum mehr. Wenn man mal genau hinsieht,
sind auch an bekannten tropischen Stränden –
eigentlich der Inbegriff des Strandidylls – kaum
Leute im Wasser. Der Strand ist steinig, matschig,
oder voller Kippen. Plastikmüll liegt herum. Das
Wasser enthält Quallen, Seeigel, oder die Brandung ist zu stark. Das eigentliche «Strandleben»
spielt sich woanders ab: am Pool. Hotelpools
kamen in den 1920er Jahren in Kalifornien auf
und wurden in Hawaii weiterentwickelt. Sie sind
heute weltweit weitgehend standardisiert, und
man kann sich schnell zu Hause fühlen. Sie sind
in Azurblau und Weiss gehalten, haben eine Bar
im Wasser. Es finden sich Sprungbretter und die
überall gleichen Plastikstühle. Palmen drum herum gehören dazu, und der Pool imitiert insgesamt
die Tropen.
Auch hier gelten viele Regeln, zum Teil abgewandelte Strandregeln, zum Teil sind sie neu.
Männer sitzen mit Bier an der Poolbar. Frauen
und Männer unterhalten sich für begrenzte Zeit
in besonderen Körperstellungen und -abständen
am Beckenrand. Paare cremen sich gegenseitig
ein, aber die Massage sollte nicht zu intim ausfallen. Eigene Handtücher sind nicht erlaubt.
Diese Regeln gab es nicht immer. Einige sind
in Form überall ähnlicher «Pool Regulations»
aufgehängt. Andere lernt man unbewusst. Und
es gibt Interessen und Konflikte. Jeder von uns
kennt Leute (oder sich selbst!), die früh morgens
zum Pool gehen, um sich die besten Sonnenplätze
zu sichern.
Ungeschriebene Regeln
Der Strand und der Pool sind also einerseits
Felder der individuellen Freiheit. Ich kann tagträumen, mich im Wasser baumeln oder auf der
Luftmatratze treiben lassen, der Musik im Walkman lauschen. Andererseits ist der Strand ein
soziales Feld. Der Strand ist vor allem ein besonderes lokales Feld. Die Regeln des Strands sind
nirgendwo niedergeschrieben. Aber deshalb sind
sie keineswegs unklar oder locker. Die Mikrorituale der Einrichtung am Strand etwa sind sehr
präzise. Übertretungen, im übertragenen wie im
konkreten Sinne, werden gerügt. Über die Regeln
wird aber fast gar nicht geredet und sie werden
Kindern mit wenigen Ausnahmen nicht bewusst
gelehrt. Die Strandregeln werden aber auch immer wieder gebrochen. Kinder rennen über mein
Handtuch, Hunde pinkeln neben mein Buch. Und
die Strandverkäufer und die flotten Beachboys:
«Madam, want Massatssch?» Sie brechen die
Regeln, die ich von zu Hause mitgebracht habe.
Die Strandverkäuferin dringt in meine Privat-
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
sphäre ein, weil sie die Regeln nicht kennt oder
bewusst missachtet. Man bekommt unbewusst
mit, dass am Strand Verhalten erlaubt ist, das auf
dem Parkplatz oder dem Sportplatz direkt auf
der anderen Seite der Strandstrasse undenkbar
wäre. Ich kann z.B. mir völlig fremden Leuten am
Strand aus nächster Nähe beim Spielen zusehen
oder sogar mitmachen. Auf dem Sportplatz würde ich erst fragen.
Am Strand geht es um mehr als Sonne, Sand und
Wasser. Strände sind zwar nur schmale Sandstreifen, aber sie nehmen einen weiten Raum
im Denken der Menschen ein. Strandfantasien
sind heutzutage global verbreitet: auch der mongolische Nomade hat die Bilder vom Strand im
Kopf. n
Literatur und Quellen:
Binder, Jana 2005: Globality. Eine Ethnographie über Backpacker.
Münster: Lit Verlag (Forum Europäische Ethnologie, 7)
Löfgren, Orvar 2002: On Holiday. A History of Vacationing. Berkeley
etc.: University of California Press (California Studies in Critical
Human Geography, 6) (zuerst 1999)
Reuter, Julia, Corinne Neudorfer & Christoph Antweiler (Hrsg.)
2006: Strand, Bar, Internet. Neue Orte der Globalisierung. Münster:
Lit Verlag (Ethnologie: Forschung und Wissenschaft)
Strain, Ellen 2003: Public Places, Private Journeys. Ethnography,
Entertainment and the Tourist Gaze. New Brunswick: Rutgers
University Press
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17
Kurs «Produktives Scheitern»
Falls Sie lehren, führen oder beraten und an einem neuen unkonventionellen Konzept der
Selbstanalyse von Führungskompetenz in komplexen Situationen interessiert sind, könnte
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English Language Teaching to Adults (analog SVEB 1) FEE: Fr. 4’000.- APPLICATION DEADLINE: 15 July 2008
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Kontakt
Ruth Jermann
Schweizerischer Verband für Weiterbildung
Oerlikonerstrasse 38
8057 Zürich
tel. +41 (0 )44 311 64 55
[email protected]
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Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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dossier dossier
Voyage d’études et formation :
Johnny Stroumza
Ingénieur physicien nucléaire
EPFL (1964), a enseigné quelques
années dans ce domaine à l’École
polytechnique de Montréal. Dès
1972, il s’est consacré pendant
plus de 30 ans au développement de l’éducation des adultes
à l’Université de Genève avec,
pour spécialisations, l’ingénierie
de la formation, la formation
des formateurs et la formation
des publics faiblement qualifiés.
Aujourd’hui actif dans ce dernier
secteur au sein de la Fondation pour le Développement de
l’Éducation Permanente (FDEP) et
à la FSEA.
Courriel : [email protected]
réflexions
Durant ma vie professionnelle, j’ai eu la chance de participer à l’organisation de voyages d’études
dans des programmes de formation continue pour enseignants et formateurs d’adultes. J’ai eu,
à cette occasion, la confirmation du rôle que peut jouer l’éducation non formelle.
Les quelques réflexions esquissées ci-dessous sont plus particulièrement formulées à partir
d’une formation continue de formateurs d’adultes, de niveau universitaire, réalisée à l’Université
de Genève et dans d’autres cantons romands à la fin des années 90 et au début des années 2000.
Quelle formation, quel voyage ?
Situons rapidement cette formation et le voyage
d’études qui y est associé.
Il s’agit d’un programme de formation continue
pour formateurs en emploi d’environ 1000 heures réparties sur deux ans, au rythme d’un jour
par semaine. Il a pour finalité de contribuer à la
professionnalisation des formateurs d’adultes en
Suisse. Il se termine par une certification reconnue par l’Université comme équivalente à une
partie du cursus de Licence.
Le voyage d’études qui lui est associé, d’une durée
d’une semaine, se déroule le plus souvent au Québec avec un groupe en formation d’une vingtaine
de personnes. Ce voyage comprend des visites en
groupe ou individuelles : en entreprise, en milieux
scolaire et universitaire, dans des lieux d’éducation populaire. Il comprend aussi des rencontres
avec des pairs et des visites culturelles ; il se termine par un travail personnel soumis à évaluation.
Quelques objectifs visés
En premier lieu est visée une meilleure représentation des caractéristiques de la profession de
formateur en Suisse. Ceci est obtenu en fait par le
biais d’une comparaison avec la situation de cette
profession au Québec, pays « avancé » dans ce domaine, à la croisée de l’Amérique et de l’Europe.
Cette identité professionnelle est composée de
l’histoire de la profession, de la conscience de ses
enjeux, du repérage des connaissances et compétences qui la caractérisent. La conscience de cette
identité permet d’être plus fort, plus crédible
dans l’exercice d’une profession qui est récente
et donc de faible reconnaissance sociale.
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Autre objectif : la découverte de nouvelles méthodes et approches théoriques, de nouveaux outils
avec, en prime, un contact avec les professionnels
qui les utilisent. Ainsi est favorisée une confrontation entre des pratiques helvétiques et québécoises, parfois similaires, parfois différentes.
Ces échanges entre professionnels pourront être
pérennisés par la suite. Les rencontres effectuées
lors de visites individuelles ont été préparées, en
amont du voyage, par chaque participant.
Enfin est recherché un renforcement du lien entre
participants. L’insertion dans un nouveau contexte, le partage de la vie quotidienne permettent de
découvrir de nouvelles facettes de la personnalité
de chacun. Or, la force de ce lien est importante
pour la qualité de l’échange d’informations et
de connaissances qui a lieu entre participants
durant la formation. Ne dit-on pas, en formation
continue, que l’on apprend énormément par cet
échange ? Ce lien, utile à la dynamique du groupe
en formation, l’est aussi pour la suite, pour garantir la persistance d’un réseau relationnel important tout au long de la vie professionnelle.
On le voit par ces quelques exemples, les acquis
permis par un tel voyage relèvent de trois dimensions distinctes : découverte de savoirs théoriques et procéduraux, compréhension de la nature
et de la variété de la profession, resserrement des
liens interpersonnels entre professionnels.
Derrière les voyages d’études, quelle conception de l’éducation ?
Donner de l’importance, en plus de l’acquisition
de connaissances nouvelles, à un renforcement
dossier dossier
« On le voit par ces quelques exemples, les acquis permis
par un tel voyage relèvent de trois dimensions distinctes :
découverte de savoirs théoriques et procéduraux, compréhension de la nature et de la variété de la profession,
resserrement des liens interpersonnels entre professionnels. »
de l’identité professionnelle, à la dynamique du
groupe en formation, aux compétences relationnelles et à la subjectivité dans l’apprentissage
relève d’une conception de la formation qui n’est
pas neutre.
On est loin là d’une conception classique de la
formation universitaire, centrée sur la transmission de savoirs scientifiques, disciplinaires, qui
privilégie presque exclusivement la dimension
cognitive de l’apprentissage.
Or, durant le dernier demi-siècle, cette conception
classique, hégémonique dans l’école et à l’université, a été fortement infléchie par les acquis
scientifiques réalisés grâce au développement
des sciences de l’éducation et par les expériences
effectuées en éducation des adultes, notamment
dans la formation des adultes peu qualifiés.
L’apprentissage par l’expérience, l’ingénierie de
dispositifs de formation adaptés au contexte et
au public visé, la prise en compte du rapport au
savoir particulier de chacun, sont au cœur de
cette inflexion.
De plus, la montée en puissance des Ecoles polytechniques et des Hautes écoles a aussi contribué
à cette réorientation en démontrant que la forma-
tion pouvait être simultanément professionnelle
et universitaire, que les approches disciplinaires
et par compétences sont complémentaires.
Mais, aujourd’hui, cette inflexion est remise en
cause, tant à l’université que dans l’école de manière générale, par un retour en force de la conception classique. Le courant conservateur, porteur
de ce retour et qui prend appui sur de mythiques
« fondamentaux », ne peut que conduire à une
régression, à un regain de la fonction sélective de
l’école, à une vision élitaire de l’université.
Aussi ne faut-il pas s’étonner de voir bien des
programmes universitaires, pourtant conçus pour
accéder à des professions clairement identifiées,
privilégier à nouveau l’approche disciplinaire.
On assiste même, ça et là, à un recul de la formation par la pratique dans des programmes de
Hautes écoles pourtant à visée clairement professionnelle.
Il devient dès lors, dans ce contexte, de plus en
plus difficile de promouvoir au sein des programmes de formation universitaire, des pratiques
éducatives relevant de l’éducation non formelle
tels que les stages ou les voyages d’études. A ceux
qui en ont bénéficié d’en défendre l’intérêt. n
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Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Annonce
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dossier dossier
Formation de base au CICR
Dominique Henry
Responsable pédagogique de la
filière « Brevet formation de
formateurs d’adultes » (BFFA) au
Centre interrégional de
perfectionnement (CIP) à Tramelan. Il a auparavant été
responsable durant plusieurs
années de la formation des
nouveaux collaborateurs du
Comité International de la
Croix-Rouge (CICR). Il parle ici en
son nom propre et non en celui de
l’unité de la formation du CICR.
Courriel :
[email protected]
(Comité international de la Croix-Rouge)
Pour assurer l’efficacité de leurs opérations dans les zones de conflit, les organisations humanitaires doivent pouvoir compter sur des collaboratrices et des collaborateurs aux compétences
multiples qui, de plus, soient capables de s’adapter aux différents contextes culturels dans
lesquels ils sont appelés à travailler.
Par souci d’une meilleure lisibilité, le texte suivant est rédigé au masculin ; il n’oublie cependant
pas les femmes, très présentes dans le champ de l’activité humanitaire. De même, le terme
« expatrié » regroupe indifféremment tous les collaborateurs du CICR qui exercent leurs activités
sur le terrain à l’étranger.
Intégrer des nouveaux collaborateurs
Depuis plus de quarante ans, le CICR a développé
un dispositif conséquent pour assurer la formation initiale de ses expatriés qui, quelques semaines après leur engagement dans l’institution,
seront envoyés en mission au Darfour ou au Sri
Lanka, en Afghanistan ou en Colombie. Dans des
environnements géopolitiques et culturels totalement inconnus et dans des conditions souvent
difficiles, ils devront mener à bien la mission de
protection et d’assistance en faveur des victimes
des conflits armés, mandat confié au CICR par
l’ensemble de la communauté internationale à
travers la ratification des Conventions de Genève.
Aujourd’hui, le CICR forme chaque année à Genève près de 200 collaborateurs (8 volées par année)
avant leur départ en première mission. Le défi est
de taille, puisque l’unité de formation dispose
d’environ un mois pour préparer les expatriés à
la complexité de leurs nouvelles fonctions.
Qu’il soit médecin, administrateur, ingénieur
sanitaire ou délégué, le nouvel expatrié du CICR
commence en effet son parcours par le « Cours
d’intégration », sans conteste la formation-phare
de l’institution humanitaire genevoise. Cette instruction débute par un « tronc commun » de deux
semaines et se poursuit par quelques semaines de
formations spécifiques, inhérentes aux différentes spécialités du nouveau collaborateur.
le est organisée la première semaine d’intégration. Les nouveaux collaborateurs prennent ainsi
leur fonction dans la délégation fictive d’Alpésie,
petit pays déchiré par des tensions ethniques.
Attaques indiscriminées contre la population civile ou les infrastructures médicales, arrestations
massives de sympathisants du parti sécessionniste, familles séparées par un conflit soudain,
activités militaires intense des troupes armées
gouvernementales et rebelles…, on n’est pas loin
de la réalité (de laquelle ce scénario est d’ailleurs
inspiré) qui a fait l’actualité des Balkans dans les
années 90 et que l’on retrouve malheureusement
souvent dans les conflits contemporains.
Des éléments additionnels (demandes d’assistance en provenance de la zone de conflit,
rumeurs concernant des arrestations massives
d’opposants…) viennent enrichir le scénario de
la simulation durant les premiers jours, ce qui
permet de travailler de nouveaux concepts et
d’entraîner certaines attitudes à travers des jeux
de rôles.
Les thèmes et contenus abordés dans le cursus
de formation – où la dimension interculturelle
est évidemment transversale – sont multiples et
très divers ; ils constituent le socle des méthodes
opérationnelles et du cadre d’intervention du
CICR que l’expatrié doit connaître pour accomplir
son travail.
Welcome in Alpesia
La « journée terrain »
Dès les premières minutes du cours, les formateurs
posent les bases de la simulation autour de laquel-
Après quatre jours à peine de formation, les expatriés doivent conduire une mission d’évaluation
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
dossier dossier
« Pour assurer l’efficacité de leurs opérations dans les
zones de conflit, les organisations humanitaires doivent
pouvoir compter sur des collaboratrices et des collaborateurs aux compétences multiples qui, de plus, soient
capables de s’adapter aux différents contextes culturels
dans lesquels ils sont appelés à travailler. »
sur le terrain, non sans, auparavant, s’être renseignés sur la situation prévalant dans la zone de
conflit et avoir obtenu laissez-passer et garanties
de sécurité auprès des autorités militaires.
Les informations précises récoltées auprès des
différents acteurs rencontrés sur le terrain permettent de comprendre la situation qui prévaut
dans cette région en guerre. Ces témoignages
serviront, en deuxième semaine, à planifier une
opération humanitaire en fonction des besoins
constatés.
Dans des conditions qui se veulent proches de la
réalité (véhicules marqués de l’emblème CroixRouge, liaisons radio avec la délégation…), les
équipes d’expatriés devront procéder à diverses
évaluations de besoins et recueils de témoignages. Sur le chemin, ils seront exposés à différentes
situations lors desquelles il s’agit également de
mesurer la capacité à travailler dans une situation
de stress.
Les différents événements qui ponctuent la
mission sont minutieusement observés par les
acteurs eux-mêmes et les formateurs qui sont tous
des collaborateurs expérimentés. Les performances des groupes sont évaluées au moyen de différentes grilles critériées qui permettent de nourrir
la discussion lors des debriefings qui suivent
les différents exercices. Ces derniers sont autant
d’occasions pour le participant de procéder à
une analyse réflexive de sa pratique que pour le
formateur de reprendre certains messages-clés.
rapides des savoir-faire procéduraux ou opérationnels nécessaires en situation réelle.
Cette formation d’intégration n’a pas pour objectif
de détailler les codes culturels propres aux pays
d’affectation de chacun. Par contre, les nombreux
jeux de rôles qui ponctuent la formation fournissent l’occasion de travailler différentes attitudes
relatives au savoir-être et à la communication en
situation interculturelle. La sensibilisation des
collaborateurs à l’importance de cette dimension
permet ainsi de développer ou consolider les bases d’une aisance comportementale transférable
à de nombreux contextes.
Une formation très proche de la réalité
Des ressources humaines et logistiques considérables sont mises en œuvre pour rendre cette simulation aussi crédible que possible, afin qu’elle
soit source d’apprentissage face aux situations
imprévues que les expatriés seront appelés à gérer
dans leur vie professionnelle.
Je n’ai jamais oublié le témoignage d’Elisa*, une
déléguée prise en otage quelques jours après son
arrivée dans un pays du Nord-Caucase. « Quand
des hommes armés brandissant des kalachnikovs
ont surgi du champ de maïs qui bordait la route,
j’ai repassé dans ma tête le film du cours d’intégration ;… mais là, c’était la réalité ! » n
*prénom d’emprunt
Construire des compétences et développer
une aisance comportementale
La forme retenue pour entraîner le nouveau collaborateur avant son départ sur le terrain repose
sur une part non négligeable d’apprentissage par
essai/erreur. Chez un public hautement qualifié,
très motivé par les perspectives qu’offre cet engagement réservé, il faut bien le dire, à une certaine
« élite » (5% seulement parmi les milliers de
postulations qui sont adressées chaque année au
CICR sont retenues), cette pédagogie totalement
orientée vers une future application concrète permet des prises de conscience et un ancrage très
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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22
dossier dossier
Sprachen lernen,
lernend reisen
Markus Weil
Dr. phil., Assistent am Lehrstuhl
für Berufsbildung der
Universität Zürich
e-Mail: [email protected]
Das Jahr 2008 wurde von den Vereinten Nationen zum Jahr der Sprachen erklärt. Pünktlich dazu
berichten die Medien, dass die Schweiz Platz drei der europäischen Fremdsprachenrangliste
belegt und dass neben dem Beherrschen einer zweiten Landessprache das Englische dominiert.
Doch stellt sich die Frage, wie dieser Spracherwerb zustande kommt und warum er so wichtig
ist. Viele erlernen und praktizieren Sprachen im Erwachsenenalter durch den aktiven Kontakt
mit Muttersprachlern in der Heimat oder auf einer Reise.
Die Sprachreise verbindet das Angenehme mit
dem Nützlichen. Das mühevolle Erlernen einer
Sprache lässt sich kombinieren mit dem Charme
eines Auslandsaufenthalts. Das Internet ist voll
von Kursangeboten und Sprachreisen vom beruflich orientierten Business-Englisch bis hin zum
Freizeitangebot «Französisch auf Guadeloupe».
Eine Kategorisierung ist nur schwer möglich, ob
die Motivation der Lernenden eher auf der Komponente Lernen oder auf der Reise liegt, lässt sich
schwer sagen. Auch die Unterscheidung in berufliche oder allgemeine Weiterbildung hat höchstes
beim Geldgeber und beim Anwendungskontext
Auswirkungen. Nun sei aber angenommen, dass
die Sprachreise auch aus Gründen gewählt wird,
die über den eigentlichen Spracherwerb hinausgehen. Der wesentliche Unterschied zwischen Reise
und heimatlichem Kurs ist die Anwesenheit von
und der Kontakt mit Muttersprachlern. Und dies
nicht nur im Kursumfeld, sondern auch in Praxissituationen – am Bahnhof, im Arbeitsalltag,
im Hotel. Ein zweiter wesentlicher Unterschied
liegt im Kennenlernen einer anderen Kultur. Was
in Sprachkursen oft über Landeskunde abgedeckt
wird, gibt es auf der Reise sozusagen live mitgeliefert: Welches Bier trinkt man abends? Wie
reagieren Leute auf der Strasse, wie wird in einem
Unternehmen gearbeitet? Ein Sprachaufenthalt
zum Erwerb von Englischkenntnissen in Australien sollte demnach also anders ausfallen als eine
solche Reise nach London.
Erst-, Zweit- und Fremdsprachen
Die Erwachsenen muss es nicht stören, dass das
zeitliche Fenster zum optimalen Spracherwerb
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
bereits in der Kindheit liegt. Kinder erlernen
Sprachen spielerisch, einfach um zu kommunizieren und ohne Hemmungen etwas falsch zu
machen (vgl. Tarmas 2007, S. 44f.). Diese Voraussetzungen lassen sich für Erwachsene schwer
wiederherstellen, dennoch ist es auch für sie möglich, Sprachen zu lernen. Sprachwissenschaftler
unterscheiden zwischen einer Muttersprache
und einer Zweit- oder Fremdsprache. Von einer
Zweit- oder Fremdsprache ist die Rede, wenn
das Erlernen nach dem abgeschlossenen Muttersprachenerwerb einsetzt. Eine Fremdsprache
erlernt, wer sich eine Sprache ausserhalb der Gebiete aneignet, wo sie gesprochen wird. Um eine
Zweitsprache handelt es sich hingegen, wenn
der Spracherwerb innerhalb des zielsprachigen
Raums geschieht (vgl. Riemer 2002, S. 51).
Der Aufenthalts- oder Lernort hat Einfluss auf
die Art, eine Sprache zu lernen. Eine Sprachreise verbindet oft gesteuerte Kurseinheiten mit
natürlichen Situationen des Alltags. Sie kann
somit unterschiedliche Lerntypen stimulieren,
und die Lernenden setzen neu erlernte Inhalte
direkt um – allerdings nur dann, wenn sich nicht
alle deutschen Muttersprachler abends in der
Runde wieder um einen Tisch versammeln oder
ausserhalb des Kurskontextes bei einem Aufenthalt in Spanien doch auf die Universalsprache
Englisch wechseln.
Gelegenheit macht Sprecher
Umgekehrt betrachtet wurden die Personen im
Nationalen Forschungsprogramm «Sprachenvielfalt und Sprachenkompetenz in der Schweiz»
nach den Verwendungsgelegenheiten für die erste
dossier dossier
«Ein Sprachaufenthalt zum Erwerb von Englischkenntnissen in Australien
sollte anders ausfallen als eine solche Reise nach London.»
und zweite Fremdsprache gefragt. Diese Gelegenheit bietet sich für die Schweizerinnen und
Schweizer in den Ferien, und zwar in erster Linie
im fremdsprachigen Ausland. So steht zwar der
Urlaub im Vordergrund, die Anwendung einer
Sprache macht die Ferien aber auch zum Lernerlebnis. Zu unterscheiden ist hier von einer
Sprachreise, die meist kombiniert mit Kurselementen primär dem Spracherwerb und sekundär
dem Urlaubserlebnis dient – die Grenzen sind
hier allerdings fliessend. Auffallend ist zudem,
dass die Fremdsprachen nicht nur rezeptiv, sondern zu einem grossen Teil auch mündlich regelmässig verwendet werden, sei es im Gespräch mit
Freunden, Familienangehörigen oder am Arbeitsplatz (vgl. NFP 56). Der Anteil der Personen, die
ihre Fremdsprachen überhaupt nicht verwenden,
ist verschwindend gering.
Sprache und Mobilität gehören zusammen
Sprachen zu erlernen bedeutet auch zu reisen, sei
es physisch in den Ferien, zum Kurs im Ausland,
aber auch mental, wenn es gilt, sich auf eine
andere Kultur und ein anderes Umfeld einzulassen. Diese zweite Komponente kann auch eine
Sprachreise nicht garantieren. Zudem bleibt das
Erlernen einer Sprache auch mit Auslandsauf-
enthalt ein dornenreicher Weg. Die Förderung
der Mobilität ist auch für die EU ein zentrales
Anliegen, vor allem in Bezug auf die Wettbewerbsfähigkeit: Europa soll sich bis zum Jahre
2010 zum dynamischsten wissensbasierten Wirtschaftsraum der Welt entwickeln. So findet sich
dieser Förderschwerpunkt in vielen EU-Aktivitäten, zusammengefasst unter dem Programm für
Lebenslanges Lernen. Ein Austausch im Bereich
der Schulbildung, der beruflichen Bildung sowie
der Hochschul- und Erwachsenenbildung soll
die Mobilität fördern, dies aber auch aus ökonomischen Gründen, nämlich der Wettbewerbsfähigkeit. Daneben kann die geglückte Sprachreise
auch einfach Lust an Neuem bedeuten, Inspiration, Interesse, Motivation – und dies über das
Jahr der Sprachen 2008 hinaus. n
Quellen:
Nationales Forschungsprogramm NFP 56: Sprachenvielfalt und
Sprachenkompetenz in der Schweiz. http://www.nfp56.ch
Riemer, Claudia (2002): Wie lernt man Sprachen? In: Quertz, Jürgen/von der Handt, Gerhard: Neue Sprachen lehren und lernen.
W. Bertelsmann, Bielefeld. S. 83-101
Tarmas, Olaf (2007): Sprachlabor Deutschland. In: GeoWissen Nr.
40: Das Geheimnis der Sprache, S. 46-48
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Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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dossier dossier
«Sprachurlaub» im Ausland –
Daniela Krause
Personalreferentin und studiert
Buchwissenschaft und
Deutsche Philologie an der
Johannes-Gutenberg Universität
in Mainz.
Ein Erfahrungsbericht
London war das Ziel meiner ersten Sprachreise.
Eben hatte ich einen neuen Job begonnen und
konnte nicht mehr als zwei Wochen Urlaub nehmen – eine sehr kurze Zeit für einen Sprachaufenthalt, die ich entsprechend intensiv nutzen
wollte. Deshalb war mir neben der günstigen und
schnellen Anreise auch eine gewisse Vertrautheit
mit dem Aufenthaltsort wichtig, die für London
durch einen früheren Besuch bestand. Der Drang,
ein neues Land kennen lernen zu wollen, sollte
mich nicht vom Besuch der Sprachschule abhalten!
Bei der Auswahl des Veranstalters war das Angebot spezieller Kurse für Erwachsene und die
Grösse der Gruppen ein wichtiges Entscheidungsmerkmal. Hinzu kam das umfangreiche Angebot
der Londoner Sprachschule an verschiedenen
Sprachkursen. Denn ich wollte mich nicht mit
einem «Standardkurs Allgemeines Englisch»
begnügen, sondern hatte mich zusätzlich für
einen Kurs «Business-English» am Nachmittag
angemeldet. Damit umfasste mein Stundenplan
immerhin 40 Stunden pro Woche!
Mein erklärtes Ziel war es, vor allem Englisch
sprechen zu lernen, also den täglichen Gebrauch
der Sprache zu üben und mir darüber hinaus
nützliche Kenntnisse für mein Berufsleben (Redewendungen beim Telefonieren und Verhandeln
usw.) anzueignen.
Nachdem mit Hilfe eines Einstufungstests mein
Leistungsniveau beurteilt worden war, drückte
ich nun also Tag für Tag die (Sprach-)Schulbank.
Der Unterricht des Standardkurses war eher enttäuschend: Frontalunterricht und Abarbeitung
vorgefertigter Aufgabenblätter. Immerhin stammten die anderen Schüler aus ganz unterschiedlichen Ländern, wie Japan, Polen, China, Spanien
oder der Türkei, sodass sich wenigstens in den
Pausen interessante Gespräche ergaben.
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Die Nachmittagsgruppe Business English bestand zu unserem grossen Vorteil aus nur vier
Schülern; der Lehrer war besonders engagiert
und gesprächsbereit und somit der Unterricht
abwechslungsreich und zugleich fordernd. Hier
konnte man sich nicht hinter Übungsaufgaben
verstecken, sondern musste diskutieren, Rollenspiele spielen und den eigenen Berufsalltag
erklären. So hatte ich mir den Unterricht in einer
Sprachschule im Ausland vorgestellt!
Eine Sprache lernt sich nicht ausschliesslich in
den Räumen einer Schule, das wurde in diesen
zwei Wochen klar. Für mich waren vor allem
die gemeinsamen Freizeitaktivitäten mit anderen
Schülern und unsere ausgiebigen Gespräche über
Gott und die Welt sehr wichtig, um Sprechängste
abzubauen und den entspannten Umgang mit der
Sprache zu üben.
Aus dieser Erfahrung heraus werde ich die Sprachschule während meines nächsten Sprachaufenthalts mehr als unterstützende Institution nutzen,
die helfen soll, meine bestehenden Kenntnisse
auf eine fundierte Basis zu stellen, Probleme
zu klären und Besonderheiten zu erläutern. Ich
werde nur ein paar Stunden am Vormittag in der
Schule verbringen, um genug Zeit zu haben, Land
und Leute kennen zu lernen, und möchte mich
so auf ein bevorstehendes Praktikum vorbereiten.
Diesmal geht es zum Französischlernen nach
Montréal, für insgesamt 3 Monate. n
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André Schläfli, Irena Sgier
Porträt Weiterbildung Schweiz
Das Porträt informiert in kompakter Form über die aktuelle Situation der Weiterbildung in der Schweiz: über gesetzliche Grundlagen, Institutionen und ihr
Personal, über Angebote und Teilnahmequoten, Finanzierungsformen und internationale Kontakte. Der Bericht enthält ausserdem einen historischen Abriss
über die Entwicklung der Erwachsenenbildung. Ein abschliessendes Kapitel zeigt
Tendenzen und Perspektiven auf, die den Weiterbildungsbereich in den nächsten
Jahren prägen werden.
«Porträt Weiterbildung Schweiz»,
87 Seiten
CHF 24.– (inkl. MwSt., exkl. Portound Versandspesen)
Bestellungen: [email protected] oder
www.alice.ch/shop
Das Porträt Weiterbildung Schweiz ist Ende 2007 erschienen und fällt damit in eine
bildungspolitisch wichtige Phase: Ende 2007 begann der Bund mit der Erarbeitung
eines nationalen Weiterbildungsgesetzes. Noch ist in diesem Prozess, der einige
Jahre dauern wird, (fast) alles offen und vieles möglich. Das «Porträt Weiterbildung Schweiz» erleichtert die Orientierung in der Weiterbildungslandschaft. Es
soll ausserdem dazu beitragen, dass alle Interessierten die künftige Entwicklung
mit kritischem Blick verfolgen können.
Lehrmittel für AdA-Anbieter
Das «Porträt Weiterbildung Schweiz» kann im Rahmen der Ausbildung der Ausbildenden (AdA) im Modul 3 sowie teilweise in den Modulen 4 und 5 als Lehrmittel
eingesetzt werden. Es ist zurzeit die einzige Publikation, die einen aktuellen Überblick über die Weiterbildungslandschaft bietet. Das Porträt ersetzt den früheren
Weiterbildungsbericht Gonon/Schläfli von 1998.
Die Autoren: Dr. André Schläfli ist Direktor des Schweizerischen Verbandes für Weiterbildung SVEB, Irena Sgier ist dort als wissenschaftliche Mitarbeiterin tätig.
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Späterer Kauf der Schule möglich.
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Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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dossier dossier
Fremdsprachen in der Fremde lernen
Weshalb einen Sprachkurs im Ausland besuchen?
Gaby Billing
Fremdsprachenkompetenz ist heute gefragt, und zwar beruflich und privat. Deshalb steigt die
Zahl der Erwachsenen, die im Ausland einen Sprachaufenthalt einschalten. Die Redaktion von EP
wollte wissen, mit welchen Motivationen, offenen und verdeckten Erwartungen Erwachsene diese
Unternehmung antreten. Welche Hauptschwierigkeiten haben sie während eines Sprachaufenthaltes zu bewältigen? Und was können sie im Vorfeld unternehmen, damit ein Sprachaufenthalt
zum Erfolg wird? Diesen Fragenkomplex hat die EP-Redaktion Gaby Billing, Marketingleiterin und
Mitglied der Geschäftsleitung von Eurocentres, vorgelegt. Eurocentres gehört zum Migros Kulturprozent und ist Anbieter von Sprachaufenthalten mit 30 eigenen Sprachschulen weltweit.
Natürlich bieten sich verschiedene Wege an, eine
Fremdsprache zu erlernen oder zu verbessern: ein
Sprachkurs zuhause, das Selbststudium oder ein
Sprachkurs im Ausland.
Wer eine Sprache wirklich beherrschen möchte
und sich sicher und spontan ausdrücken will,
erreicht dieses Ziel am schnellsten und zuverlässigsten während eines Aufenthaltes im Sprachgebiet. Denn wer eine Fremdsprache täglich in
den unterschiedlichsten Situationen anwendet,
auf Schritt und Tritt mit ihr konfrontiert wird,
der verliert schnell Ängste und Hemmungen und
gewinnt an Selbstvertrauen.
Ein Zuwachs an Selbstständigkeit und Lebenserfahrung ist für jüngere Kursteilnehmende ein
weiterer Grund, einen Sprachkurs im Ausland
zu besuchen. Für die Eltern besteht zudem die
Gewähr, dass diese Erfahrungen in einem kontrollierten Umfeld gemacht werden.
Weiche Faktoren und messbare Ziele
Um erfolgreich kommunizieren zu können, reicht
es jedoch nicht, eine Sprache zu beherrschen.
Ganz wichtig sind Menschenkenntnisse und das
Verständnis für andere Kulturen. Durch das Leben in der Kultur des Gastlandes und die internationale Zusammensetzung der Klassen wächst die
interkulturelle Kompetenz der Kursteilnehmenden, sicher ein Vorteil im heutigen Berufs- und
Studienalltag. Wer einen Sprachkurs im Ausland
besucht, baut nicht selten ein internationales
Freundschaftsnetz auf.
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Neben den eher «weichen» Faktoren, die für einen Sprachkurs im Ausland sprechen, lässt sich
belegen, dass die Lernenden auch folgende messbaren Ziele in kürzerer Zeit erreichen: das Erwerben eines Sprachzertifikates; die Qualifikation für
eine neue berufliche Aufgabe, kommunikative
Fortschritte, um sich auf Reisen problemlos zu
unterhalten.
Damit auch die Arbeitgeber überprüfen können,
über welche Sprachkenntnisse eine Person verfügt, schuf der Europarat eine europaweit gültige Norm zur Definition von Sprachniveaus, den
«Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen
für Sprachen» (Englisch: Common European
Framework of Reference for Languages CEF). Die
zum Migros Kulturprozent gehörende Stiftung
Eurocentres hat massgeblich zur Entwicklung
des CEF beigetragen. Sie berät den Europarat
weiterhin, wie unter dem Dach des CEF persönliche Lernziele, der allgemeine Lehrplan und
der Unterricht aufeinander abgestimmt werden
können.
Beratung – das A und O für den Erfolg
Wer einen Sprachaufenthalt ins Auge fasst, muss
sich über seine Ziele und Möglichkeiten Klarheit
verschaffen. Die Beratung eines professionellen
Sprachschulanbieters leistet dabei wertvolle Unterstützung. Als erstes analysiert die BeratungsFachperson die Ausgangslage: Welches ist das
aktuelle Sprachniveau? Wie lauten die Sprach-
dossier dossier
«Wer einen Sprachkurs im Ausland besucht, baut nicht selten ein internationales Freundschaftsnetz auf.»
lernziele? Wie viel Geld und Zeit stehen für den
Kurs zur Verfügung? Welche Vorstellungen bestehen bezüglich Destination, Unterkunft und
Freizeitgestaltung? Anschliessend zeigt sie Wege
auf, wie die Ziele und Vorstellungen realisiert
werden können: Mit welchen Kursen lassen sich
die Lernziele erreichen (Anzahl Wochen und
Lektionen, Wahlfächer, Gruppen- oder Einzellektionen usw.). An einem Sprachaufenthalt Interessierte tun gut daran, während einer Beratung
die Unterrichtsmethodik aktiv anzusprechen,
wie z.B: Wird individuell auf meine Lernziele
eingegangen? Wie viele Sprachniveaus werden
in derselben Klasse unterrichtet? Es gibt Sprachschulen, die alle Teilnehmenden gleich behandeln und individuellen Stärken und Schwächen
keine Beachtung schenken. Dadurch wird ein auf
den ersten Blick günstiger Kurs schnell teuer,
denn die Lernfortschritte sind geringer. Die Erfahrung hat gezeigt, dass sich mit Individualisierung
und gut strukturierter Methodik die effektivsten
Lernfortschritte erzielen lassen. Und die Kursteilnehmenden schätzen zudem, dass sie immer
wissen, wo sie stehen.
Wohin soll die Reise gehen?
Vor einem Sprachaufenthalt ist gut zu wissen:
Bin ich eher der urbane Typ oder suche ich Sportmöglichkeiten in der Natur? Möchte ich in einer
Grossstadt leben oder ziehe ich die gemütliche
Kleinstadt vor? Neben Vorlieben und Neigung
spielen auch die Finanzen eine Rolle. Deshalb ist
es wichtig, nicht nur die Anreise-, sondern auch
die Lebenshaltungskosten zu berücksichtigen.
Ein guter Berater gibt darüber fundiert und offen
Auskunft, informiert auch über Einreisebestimmungen, Nebenkosten und Zuschläge.
Die Unterkunft spielt beim Sprachaufenthalt eine
wichtige Rolle. Die Mehrheit entscheidet sich
für eine Gastfamilie, um Land und Leute wirklich kennen zu lernen. Wichtig ist hier, welche
Wünsche der Kursteilnehmer hat, damit das neue
Familienleben problemlos verläuft. Ratsam ist es,
zu überprüfen, ob ein Wechsel der Gastfamilie
problemlos möglich ist, sollten vor Ort Probleme
auftauchen. Unterkünfte wie Studentenresidenzen, Wohngemeinschaften oder Hotelunterkünfte
bieten eine grössere Unabhängigkeit.
Qualitätssicherung
Die grösste Herausforderung besteht wohl darin,
dass die Reisenden in Sachen Fremdsprachen
den richtigen Sprachschulvermittler oder eine
wirklich gute Schule finden. Glücklicherweise
gibt es mehrere unabhängige Organisationen, welche die Qualität der Sprachschulen überprüfen.
Schulen, die die Audits bestehen, werden akkreditiert und haben das Recht, das Logo einer dieser
Kontrollinstanzen zu führen wie z.B. EAQUALS,
ENGLISH UK, British Council, NEAS. n
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dossier dossier
Centre
ch
Echange de Jeunes, Soleure
Silvia Mitteregger
Romaniste, dirige depuis 1989
le centre ch Echange de jeunes,
un organisme mandaté par la
CDIP et la Confédération pour
gérer le secteur de l’échange.
Avec pour toile de fond la spécificité linguistique du pays (multilinguisme et multiculturalisme),
tout effort tendant à édifier des ponts linguistiques et culturels en général, et à encourager les
échange scolaires en particulier,1 revêt depuis toujours – notamment pour des raisons de politique
institutionnelle et linguistique – une importance particulière en Suisse. Ces efforts sont compris
de toutes parts – qu’il s’agisse du monde politique, des milieux de l’éducation et de la recherche
ou des acteurs de la pratique scolaire – comme une contribution essentielle à la compréhension
entre les différents groupes linguistiques et à la cohésion du pays.
1. Les échanges scolaires en Suisse: situation
actuelle, chiffres, analyse
La langue comme pivot
Si l’on observe la pratique des échanges au cours
des vingt dernières années, on constate aisément
que c’est surtout en rapport avec l’apprentissage
et l’enseignement de langues étrangères que les
objectifs et les contenus des projets d’échange
sont généralement conçus. De nombreux textes
de la CDIP régissant l’enseignement des langues
étrangères – mentionnons non seulement le
«concept général des langues» commandé par
la CDIP en 1998 mais aussi des décisions plus
récentes2 – se rapportent à des objectifs généraux
de formation dans l’enseignement des langues
étrangères. Ils recommandent que les élèves développent – en général et en Suisse en particulier –
une attitude positive face au multilinguisme, comprennent les allophones et se fassent comprendre
d’eux, apprennent à connaître d’autres régions
linguistiques et se montrent tolérants face aux particularités des autres. Dans le contexte de la mise
en œuvre de la loi fédérale sur les langues, votée
en automne 2007, une importance accrue sera également accordée à l’échange entre communautés
linguistiques, surtout dans le secteur de l’école.
Promotion d’autres compétences
Au-delà des compétences dans une autre langue,
les projets d’échange visent aussi à promouvoir
une vaste palette d’autres connaissances et talents. Le séjour dans la région d’accueil et le
contact avec cet environnement permettent aux
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
enseignants et aux élèves d’étendre leurs compétences interculturelles en apprenant à reconnaître
les préjugés à l’encontre d’autres langues et cultures, modes de vie et coutumes, à les maîtriser et
à les éliminer. Ils développent de l’intérêt, de la
compréhension et de l’empathie à l’égard des
autres langues et cultures tout en approfondissant les connaissances de leur propre culture.
L’échange a aussi pour effet, surtout pour les
élèves plus jeunes, de promouvoir d’importants
aspects de la socialisation et du développement
de la personnalité du fait que les intéressé-e-s
participent à la vie de tous les jours de la famille,
de l’école ou de l’entreprise d’accueil, établissent
des contacts avec des personnes de la région d’accueil, se rencontrent dans de nouveaux réseaux
de relations et développent une capacité d’intégration. Un projet d’échange se déroulant dans le
cadre de la formation professionnelle ou continue
contribue aussi au renforcement des compétences techniques, ceci d’autant plus que l’occasion
est ainsi offerte à la personne de se confronter,
dans son environnement professionnel, à d’autres
techniques de travail, méthodes, modes de fonctionnement, cultures d’entreprise, etc.
Statistiques
On a pu constater ces dernières années une augmentation des activités d’échange de 5 à10% par
an. Actuellement, quelque 15 000 à 16 000 élèves
prennent part chaque année à des projets d’échanges scolaires. Ces chiffres occupent une place
honorable aussi en comparaison européenne.
dossier dossier
« … tout effort tendant à édifier des ponts linguistiques
et culturels en général, et à encourager les échanges
scolaires en particulier, revêt depuis toujours – notamment pour des raisons de politique institutionnelle et
linguistique – une importance particulière en Suisse. »
Durant l’année scolaire 2006/07, près de 490 classes ont pris part à un échange à l’intérieur de la
Suisse tandis que quelque 160 projets d’échange
ont eu lieu avec des partenaires d’écoles à l’étranger, dont plus de 90% avec des pays européens
essentiellement voisins de la Suisse. On ajoutera
que 1200 élèves ont pris part à un programme
d’échange pendant les vacances entre la Suisse
du Nord-Ouest, la Suisse romande et le Tessin.
Les possibilités d’échanges pour membres du
corps enseignants et pour apprenti-e-s ont été
en revanche bien moins utilisées. Ainsi, le nombre d’enseignant-e-s participant à un échange de
postes, à un stage ou à une visite d’école se situe
entre 30 et 40 par an seulement.
2. Efficacité de projets d’échange dans le
domaine l’instruction publique
La Fondation ch a publié en 2006 une étude intitulée « La voie vers l’autre – Expériences personnelles dans le domaine de l’échange et conséquences pour la promotion future de l’échange ».
L’ouvrage analyse la question de l’efficacité des
projets d’échanges scolaires à l’intérieur du pays.
L’enquête a porté sur plus de 2000 élèves du niveau secondaire I et plus de 100 enseignant-e-s de
22 cantons ayant participé à un échange organisé
dans le cadre scolaire avec une classe d’une autre
région linguistique de la Suisse.
L’étude analyse les résultats de cette enquête et
démontre que près de 80% des élèves tout comme
environ 95% des membres du corps enseignant
considèrent l’échange comme une expérience
positive et recommanderaient à leurs camarades
et collègues de participer à un tel projet.
Elle fait cependant aussi ressortir une série de difficultés pour lesquelles elle formule d’ailleurs des
mesures et des recommandations. Aux niveaux
structurel et organisationnel, il est recommandé,
pour la promotion future de l’échange, d’intégrer
celui-ci dans le plan d’étude, de créer des partenariats d’écoles durables, de prévoir des moyens
financiers, de mettre sur pied une plate-forme pour
les enseignant-e-s en vue d’échanges d’informations
et d’expériences et d’intégrer l’échange dans la formation initiale et continue du corps enseignant.
Aux niveaux pédagogique et didactique, il est
recommandé d’utiliser le plurilinguisme individuel comme potentiel dans l’échange, d’adapter
les projets d’échange en fonction de l’âge et du
sexe et d’assurer une préparation et un suivi de
l’échange pendant l’enseignement.
3. Les organisations, les programmes,
exemples d’activités
En Suisse, aussi bien l’échange au niveau national
que – depuis les années nonante – les échanges
avec l’étranger dans le secteur de la formation
bénéficient durablement d’une aide fournie aussi
bien par les pouvoirs publics, notamment les cantons et les communes, que par des organisations
privées. Les élèves, les enseignant-e-s, les apprenti-e-s et les jeunes professionnel-le-s peuvent
profiter d’une large offre de projets et de mesures
de soutien; ils bénéficient d’une aide dans la recherche de partenaires d’échange dans les autres
régions linguistiques et dans d’autres pays et ils
peuvent solliciter des conseils auprès de services
cantonaux spécialisés et du centre ch Echange
de jeunes. Ils peuvent aussi demander des aides
financières et profiter d’un vaste choix de publications et de sites web spécialisés dans les échanges.
Malgré ces offres et supports, le secteur de
l’échange n’a de loin pas atteint le champ d’action souhaité.3 Il est urgent de sensibiliser encore
davantage à l’importance des activités d’échanges
dans l’intérêt de la cohésion nationale et de la
compréhension internationale. La loi fédérale sur
les langues, adoptée en octobre 2007, tout comme d’ailleurs les programmes européens dans
les domaines formation et jeunesse auxquels la
Suisse devrait pleinement participer à partir de
2010, contribueront sans aucun doute à ce que, à
l’avenir, un nombre accrû d’apprenants et d’enseignants participent à des activités d’échanges
dans le secteur de l’éducation et que des projets
modernes innovants, répondant encore mieux
aux besoins du public cible, soient développés.
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« On a pu constater ces dernières années une augmentation des activités
d’échange de 5 à10% par an. Actuellement, quelque 15 000 à 16 000 élèves
prennent part chaque année à des projets d’échanges scolaires. Ces chiffres occupent une place honorable aussi en comparaison européenne. »
4. Nouveautés
Le congrès national sur l’échange 2008
En septembre 2008, le centre ch Echange de jeunes organisera, conjointement avec le canton de
Zurich, un séminaire de deux jours sur l’échange ;
les enseignant-e-s de tous les cantons y seront
conviés. L’objectif de ce congrès sera de faire
connaître au corps enseignant toute les diverses
facettes de l’échange scolaire et de lui permettre
ainsi de se préparer à cette aventure. Il s’agit aussi
de donner l’occasion de partager des expériences
et de rencontrer d’éventuels partenaires pour des
projets d’échange communs.
Global Gateway
Les écoles suisses s’intéressent également de plus
en plus aux contacts à travers le monde, une démarche permettant l’échange interculturel entre
jeunes et donc contribuant à une meilleure compréhension des autres pays et des autres cultures.
De plus, étant donné l’importance que prend
l’enseignement plus poussé de l’anglais, toutes
les possibilités permettant aux élèves d’appliquer leurs connaissances de cette langue dans le
cadre d’un échange avec des écoles partenaires
anglophones sont bienvenues. Le nouveau site
Global Gateway (www.globalgateway.org/Switzerland-francais) fait partie d’un réseau auquel
participent plus de 6500 écoles et dont le British
Council fait la promotion dans le monde entier.
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Le Trait d’union – le journal pour l’échange de
jeunes
Le Trait d’union paraît deux fois par an et contient
des articles rédigés par des participant-e-s à des
échanges, des informations sur les offres actuelles
du centre, les dernières nouveautés en matière de
projets d’échange ainsi que de nombreux conseils
pour la mise en place de projets d’échange. Le
no 49 est paru en avril 2008 et peut être obtenu
gratuitement au centre ch Echange de jeunes. n
Vous trouverez de plus amples informations à
l’adresse www.echanges.ch
Pour la commande de publications et pour des
informations, des services de placement et de
conseils, veuillez vous adresser au centre ch
Echange de jeunes, case postale 358, Poststrasse
10, 4502 Soleure, tél.: 032 625 26 80
Note:
1
Ce terme recouvre toutes les formes d’échanges d’élèves,
d’apprentis, de jeunes professionnels et d’enseignants.
Décision de l’Assemblée plénière de la CDIP du 25 mars 2004
sur l’enseignement des langues à l’école obligatoire: stratégie de la CDIP et programme de travail pour la coordination à
l’échelle nationale.
2
3
K. Höchle et al., La voie vers l’autre. Expériences personnelles dans le domaine de l’échange et conséquences pour la promotion future de l’échange, Fondation ch pour la collaboration
confédérale, Soleure, 2006.
männer zeitung
Neue Seiten für wache Männer
Körper
Lust, Leistung und Hingabe
Übergänge und Versöhnungen
Was den Körper männlich macht
Ausgabe 1. Juni 2008
www.maennerzeitung.ch
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
dossier dossier
Auch wer rückwärts reist, erfährt mehr...
«DurchZug – Verein Frauenstadtrundgang»: Wie Geschichte lebendig wird
«[…] Es gab eine Welle bis in die Schiffhütte, und die Kanalmauer verschwand mit Maurer Sigel
und Frau Kleimann, die an der Kanalmauer wusch. Ich hatte gerufen: ‹flieht, wer fliehen kann!›
Jetzt sah ich meine Schiffhütte in den See stürzen. Mein Schiffchen, ein Eichbaum, stellte sich
senkrecht in die Höhe und stürzte mit mir in den Grund […]1»
Für den Fischer Speck ging 1887 ein Stück Heimat
unter, als er zusehen musste, wie fast die ganze
Zuger Vorstadt im See versank. Seine lebendige
Schilderung ist uns heute überliefert, weil die
Behörden damals nach der Seekatastrophe eine
Untersuchung einleiteten: Hätte die Katastrophe,
die elf Menschenleben forderte, verhindert werden können?
Das Zitat von Fischer Speck dient «DurchZug»,
dem ehemaligen Verein Frauenstadtrundgang, in
seinem neuen Rundgang als «Transportmittel»
in die Vergangenheit. Die Zeugenaussage führt
zurück in eine Zeit, in der soeben die Eisenbahn
die Städte Zürich, Zug und Luzern auf eine nie
da gewesene Weise miteinander verbunden hatte
und Pioniere voller Begeisterung in der Technik
ein Mittel sahen, die Natur zu bezwingen.
Der theoretische Rahmen für die Arbeit von
«Femmes Tour» bildeten die Ansätze der Frauen- und Geschlechtergeschichte sowie das Konzept der «Erinnerungsorte» von Pierre Nora.
In der Umsetzung bedeutete dies, dass Historikerinnen eine Gruppe durch die Stadt führten
und an mehreren Stationen, die frauen- oder geschlechtergeschichtliche Bezugspunkte boten,
Halt machten und vor Ort mit Requisiten und
szenischen Inszenierungen Geschichte lebhaft
vermittelten. Ziel war, auf unkonventionelle Art
neue Gedächtnisorte zu schaffen bzw. bestehende
zu dekonstruieren, um damit soziale, politische,
wirtschaftliche und räumliche Handlungsspielräume von Frauen vergangener Zeiten sichtbar
zu machen.
«Frauenstadtrundgang» – ein altbewährtes
Konzept
Auch der Verein Frauenstadtrundgang Zug machte sich mit diesem Konzept in der Stadt einen
Namen. Nach fast zehnjähriger Tätigkeit übergab
dann aber 2006 die rein weiblich besetzte Gründergeneration ihren Verein in neue Hände. Das
heute aktive Team hält am altbewährten Grundkonzept fest, passt jedoch die Rundgangsthemen
einerseits dem aktuellen Stand der Geschlechterforschung, andererseits den Bedürfnissen der
heutigen Gesellschaft an. Zudem können auch
männliche Vertreter der Geschlechtergeschichtsforschung Vereinsmitglied werden.
Im derzeitigen Rundgangsprojekt treten Frauen
nicht mehr hauptsächlich als Protagonistinnen
auf, der thematische Fokus liegt auf alltags- und
sozialgeschichtlichen Aspekten. Beleuchtet werden sowohl weibliche wie auch männliche Handlungsspielräume, und die Kategorie «Geschlecht»
wird nur dort speziell hervorgehoben, wo sie
auch für den historischen Erkenntnisgewinn,
«Frauenstadtrundgänge» gibt es seit anfangs der
1990er-Jahre in verschiedenen Schweizer Städten. Ihre Spezialität ist es, Geschichte von Frauen dort aufleben zu lassen, wo sie tatsächlich
stattgefunden hat: auf Strassen und Gassen, in
Innenhöfen oder hinter verschlossenen Türen.
Der erste Frauenstadtrundgang entstand in Basel. Bis 1995 kopierten die Städte Bern, Freiburg, Genf, Luzern, Zug und Zürich die Idee
und gründeten ihre eigenen Frauenstadtrundgangsvereine, 1998 kamen Winterthur und Aarau
dazu. Im Rahmen des 150-jährigen Jubiläums des
Schweizerischen Bundesstaates 1998 schlossen
sich diese neun Vereine unter dem Dachverband
«Femmes Tour» zusammen. Ziel des Verbandes
war, die Unsichtbarkeit von Frauengeschichte zu
thematisieren und das offizielle Geschichtsbild
zu hinterfragen.
Weiblich? Nicht mehr nur!
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Carol Nater
lic. phil. I, freischaffende
Historikerin und Doktorandin
am Lehrstuhl für Allg. und
Schweizer Geschichte,
Universität Fribourg (CH) mit
Forschungsschwerpunkt Frühe
Neuzeit / Rom / Frauen am
Papsthof.
e-Mail: [email protected]
Christoph Tschanz
lic. phil. I, freischaffender
Historiker und Projektleiter
Kommunikation (NGO).
e-Mail: [email protected]
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dossier dossier
«Die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist deshalb spannend,
weil sie von Menschen erzählt – von Menschen, die in ihrer jeweiligen Zeit
gehandelt und gelebt haben.»
bzw. für das Verständnis des «Zeitgeistes», von
Bedeutung ist.
Statt Badeferien: Dem Wasser auf der Spur
«DurchZug» zeigt auf ihrem neuen Stadtspaziergang neue Facetten der Geschichte Zugs als
«Wasserstadt». Wer also das Wasser nicht mehr
nur von der Strandliege aus sehen möchte, kann
es von einer überraschenden Seite her kennen lernen: Wasser bedeutet Fluch und Segen, Schicksal
und Reichtum: Im Spätmittelalter bereicherte
sich in Zug die Familie Rischer mit dem Wasser;
sie betrieb die Sust, wo alle Waren vom Landzum Seetransport umgeladen wurden. Ebenfalls
im Spätmittelalter (1435) ereignete sich die erste Seekatastrophe, als eine Häuserzeile in den
See stürzte. Von der zweiten Seekatastrophe hat
schon Fischer Speck erzählt.
Aber auch ein Wässerchen prägte die Stadt: der
Zuger Kirsch. Das erste eidgenössische Alkoholgesetz von 1887 machte den Weg frei fürs Brennen von Früchten. Trotz – oder wegen – einer
lebhaften Antialkoholdebatte mauserte sich der
Seelenwärmer zum Exportschlager und tröpfelte
schliesslich in eines der ersten Marketingprodukte der Schweiz: die Zuger Kirschtorte.
Dies sind erste Streiflichter auf den neuen Frauenstadtrundgang in Zug, der im Juni 2008 seine
Premiere haben wird.
Geschichte macht Spass!
Die MacherInnen von «DurchZug» arbeiten
mehrheitlich ehrenamtlich. Sie bereiten sorgfäl-
tig recherchierte Geschichte so auf, dass es Spass
macht, sie häppchenweise zu sich zu nehmen.
Damit möchten sie ihre eigene Begeisterung für
historische Fragestellungen weitergeben und zeigen, dass die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit deshalb spannend ist, weil sie von
Menschen erzählt; von Menschen, die in ihrer
jeweiligen Zeit gehandelt und gelebt haben.
«DurchZug» bietet eine Reise in unmittelbarer
Nähe und entführt in unerreichbare Ferne – mit
dem Ziel, das Hier und Jetzt besser zu verstehen:
Wer zeitlich rückwärts reist, bleibt nicht im Gestern stecken. n
Öffentliche Rundgänge zum Thema «Wasser –
Fluch und Segen» mit «DurchZug»: So, 15. Juni,
11 Uhr / Sa, 5. Juli, 17 Uhr / Di, 26. August, 19
Uhr / Sa, 13. September, 17 Uhr / So, 21. September, 11 Uhr
Private Rundgänge auf Anfrage: 076 409 82 32;
[email protected]; www.femmestour.ch
Anmerkungen:
1
Fischer Speck bei den späteren polizeilichen Untersuchungen
in: StAZ, Abt. 1878–1894, Theke 106, Nr. 1, Polizeilicher Untersuch.
Literatur:
Nora, Pierre. Les lieux de mémoire, Paris 2004.
Rettenmund, Barbara. Femmes Tour: Leitfaden für die Erarbeitung eines historischen Frauenstadtrundgangs. Zürich 1999.
Die Zuger Vorstadt: Gedenkschrift zum 100. Jahrestag der Vorstadtkatastrophe vom 5. Juli 1887. Hrsg. von der Stadt Zug. Zug
1987.
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Vordere Vorstadt 8 • CH-5001 Aarau
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
inserate annonces
gut zu wissen
Lernfestival 04.-14.09.2008
Tour de (s)Wiss (Tour des Wissens)
sen und Schreiben erhebliche Mühe.
Das LF08-Diktat – die einfachste
vom 7.- 8. September 2008.
Swiss Cycling bringt Bewegung und
Gelegenheit für einen Event!
einen weiteren wichtigen Faktor ins
Im Rahmen des Lernfestivals wird in
Spiel: die Gesundheit! Zusammen
Sie laden Leute ein z.B. in den Gemein-
Zusammenarbeit mit Swiss Cycling
sind Bildung und Gesundheit ein un-
desaal, in Ihre Firma, in Ihre Stube. Sie
eine Tour de sWiss(ens) von Bern /
schlagbares Team. Denn Weiterbil-
lesen das Diktat vor, die eingeladenen
Zürich aus nach Sion und Sargans
dung ist wie Velofahren: Beim Fahren
Personen schreiben. Dann wird ein
starten. An den jeweiligen Etappen-
ändert sich die Landschaft, beim wei-
Apéro serviert und eine Person, die sich
zielen finden Events zum Thema
terbilden erweitert und verändert sich
mit der Orthographie sehr gut auskennt,
Weiterbildung und Illettrismus statt.
der Horizont.
korrigiert das Diktat.
Zudem wird der Lichtkünstler und Bot-
Während des Apéros diskutieren die
schafter des Lernens Gerry Hofstetter
Sponsern auch SIE einen Weiter-
Leute miteinander, lernen sich ken-
die Besucher mit einer Lichtshow
bildungspreis!
nen, vernetzen sich.
überraschen. Beleuchtet werden das
Schloss Sargans, Valère und Tourbillon. Projiziert werden Botschaften in
Verbindung mit dem Lernfestival und
Lesen und Schreiben.
Gefahren wird die Tour von Mitgliedern
der nationalen Radsportszene. Die
genaue Strecke der Tour wird sobald
als möglich veröffentlicht. Weiterbildung soll also gemeinsam «er-fahren»
werden.
Mit der Tour de (s)Wiss soll einerseits
auf das Lernfestival (Weiterbildung)
Es gibt wieder einen Weiterbildungswettbewerb wo Personen mit einem
gebrochenen Ausbildungsweg oder
kreative und spannende Projekte
ausgewählt, prämiert und gefeiert
werden. Gut zu wissen, dass es engagierte Einrichtungen gibt, die uns
mit einem Weiterbildungspreis unterstützen können.
Mehr auf
www.lernfestival.ch/wettbewerb
Anschliessend findet die Rangverkündigung statt. Die drei Besten bekommen einen kleinen Preis, die anderen
eine Urkunde oder einen Trostpreis.
Kein mulmiger Beigeschmack von
früher, sondern ein ungezwungenes
Zusammenkommen während dem
Lernfestival, gemeinsam Schreiben,
gemeinsam Lachen und den Nachbar,
die Nachbarin besser kennenlernen
– Gut zu wissen, dass gemeinsame
Aktionen verbinden.
und andererseits auf das Problem des
Das Diktat kann bei uns kostenlos
Illettrismus (am 8. September ist Welt-
bezogen werden.
alphabetisierungstag) in der Schweiz
aufmerksam
gemacht
werden:
800’000 Personen haben beim LeSchweizerischer Verband für Weiterbildung
Lernfestival 08
Oerlikonerstrasse 38
8057 Zürich
Tel 044 311 64 55
Fax 044 311 64 59
[email protected] oder
per Telefon 044 311 64 55
www.lernfestival.ch
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Le carnet de voyage
Geneviève Auroi-Jaggi
Productrice et journaliste ; depuis
1991, elle dirige le Service de la
formation continue de l’Université
de Genève et collabore au réseau
EUCEN (Universities Continuing
Education Network).
Courriel : genevieve.auroi-jaggi@
formcont.unige.ch
pour apprendre
Qui dit mieux, pour apprendre, que de lancer un projet de carnet de voyage. Une manière vivante
de récolter des données, de les trier, de les illustrer ou de les analyser. De l’école maternelle
à l’université, les carnets de voyages font l’objet de créations vivantes. De la molesquine, ce
fameux carnet dont le plus célèbre représentant Bruce Chatwin parlait souvent en termes
affectueux, au partage du carnet de voyage sur le web, voyager pour apprendre est plus que
jamais d’actualité.
Hier. Hier des écrivains et des peintres célèbres
ont laissé des carnets emplis d’histoires vivantes retraçant des découvertes au fil de voyages.
Découvertes et grandes traversées, John White
nous emmène à la Conquête de la Caroline du
Nord. Dans le registre des carnets académiques,
Jean-Pierre Laurent Houel nous fait voyager dans
« L’Italie d’un peintre des Lumières », William
Turner nous rapporte son « Carnet de France ».
Parmi les artistes en voyage, qui ne s’est pas émerveillé devant les « Carnets marocains » d’Eugène
Delacroix ? Qui n’a pas vibré avec les « Escapades
amoureuses dans l’Ouest de la France » de Victor
Hugo ? Ou avec le « Noa-Noa, voyage à Tahiti »
de Paul Gauguin ? Il y a les scientifiques aussi :
le « Voyage en Amérique du Sud » d’Alexandre
Von Humbolt ou les « Carnets d’explorations
naturalistes » d’Henry Walter Bates. Des savoirs
basés sur le voyage qui sont encore d’actualité.
Aujourd’hui
Aujourd’hui, les voyageurs tiennent des carnets
ou blogs et partagent leurs découvertes via le
web. Les plus férus fréquentent la Biennale du
carnet de voyage qui aura lieu pour la 9e fois en
novembre prochain à Clermont-Ferrand. Les plus
passionnés peuvent se présenter au Prix Ulysse
qui, en partenariat avec l’Association « Il Faut
Aller Voir », récompense un projet de carnet de
voyage selon une destination choisie par le candidat. Le carnet de voyage, un genre littéraire et
plastique, évoque le voyage dans son sens large.
Voyage intérieur, découverte de vastes horizons,
exploration tout près de chez soi. Il se prête à
une forme éclatée ou construite. Il engrange les
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croquis, les dessins, les peintures, les photos, le
journal de bord, le carnet de route ou devient
support pour des écrits littéraires, historiques
poétiques. Support individuel écrit par des passionnés de voyages, il fait aussi l’objet de projets
pédagogiques collectifs.
Le carnet de bord d’une classe de Bretagne
Le travail réalisé par la classe primaire de CM2
de l’Ecole Ferdinand Buisson à Vitry-le-François
en est un exemple. Il s’intitule Carnet de voyage :
une classe au bord de la mer en Bretagne. La
consigne lancée était la suivante : réaliser un
carnet de voyage, une production d’écrits, vidéos,
livre multimédia avec un logiciel Didapage pour
rendre compte d’un séjour en classe de mer. Les
élèves ont créé un carnet virtuel dans lequel ils
racontent leur séjour en classe de mer.
Il s’agissait de dire, lire, écrire dans les disciplines des arts visuels, géographie et sciences. Le
travail, basé sur un cahier, visait à acquérir des
compétences du type « s’approprier un environnement informatique de travail, adopter une
attitude responsable, créer, produire exploiter des
données, s’informer, se documenter, échanger ».
Il devait permettre à l’élève de s’approprier des
savoirs et des savoir-faire.
L’opération s’est déroulée en trois temps. Avant le
séjour, la classe a découvert le logiciel interactif
Didapage (gratuit pour les classes sur www.fruitsdusavoir.org). Elle a préparé collectivement un
squelette de carnet de voyage en fonction du programme du séjour. Elle a réalisé des recherches
par groupes sur la région d’accueil (géographie,
faune, flore, homme). Les élèves se sont préparés
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« Qui dit mieux, pour apprendre, que de lancer un projet
de carnet de voyage. Une manière vivante de récolter des
données, de les trier, de les illustrer ou de les analyser. »
aux enquêtes à réaliser et à l’utilisation du matériel et outils de communication.
Pendant le séjour, les élèves ont tenu individuellement un carnet (commentaires personnels, croquis, collectes diverses). Ces éléments pouvaient
alimenter le carnet collectif. Chaque jour, par
groupe, les résultats des travaux textes, photos,
vidéos étaient mis en ligne. De l’autre côté, les
parents pouvaient poster des commentaires relevés chaque jour par les « voyageurs ».
Après le séjour, le carnet a été finalisé : choix
des éléments et mise en page, réalisation de clip
vidéos, montage des bandes sons, conversion
des dossiers pour l’édition d’un CD- Rom « Mon
carnet de voyage ». Et pour terminer, le projet a
donné lieu à des présentations, des réalisations
d’exposés, des partages via le site.
Le savoir en direct
Il y a aussi des histoires d’échanges concrets qui
ont débuté par un carnet virtuel comme celui du
Collège Delteil de Limoux (France) qui relate un
échange avec l’Italie. C’est le carnet de voyage du
cours d’histoire de l’art. Toute l’année, la classe
a préparé son carnet de voyage par des aquarel-
les, fusains, gouaches, dessins créés ou recopiés
d’après des photos et par des exposés sur l’Italie.
Ces œuvres sont relevés par des textes. Ou, dans
le cadre de l’apprentissage des langues, l’objectif
est de faire découvrir aux collégiens français l’Italie à travers différentes coutumes, de nouveaux
horizons, de nombreux monuments et musées
et des œuvres, d’accueillir ensuite concrètement
ses correspondants pour échanger en direct. Cela
permet de concrétiser les découvertes de photographier, de raconter, d’écrire des articles et de les
échanger via un blog http://histoiredelartdelteil.
artblog.fr
Le récit de voyage peut devenir source même de
la littérature. Par son texte, le voyageur devient
narrateur. L’écolier écrivain explore le monde
de l’imaginaire et du réel. Les pistes d’activités
sont multiples. Un petit tour sur le web vous
permettra de découvrir les acteurs d’un monde
où les savoirs deviennent objets de partage, d’analyse et de mémorisation. Les trucs et astuces ne
manquent pas non plus. Si vous voulez vous y
lancer, sachez cultiver la singularité, la clarté,
l’originalité. n
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Isabel Eíriz
Carmen Contino
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Il viaggio esperienza
Federico Mari
Direttore del Gruppo Volontari
della Svizzera Italiana, del
Telefono S.O.S: infanzia e del
centro di Formazione il GabbianoJonathan, delegato tecnico per
Croce Rossa e Membro del Corpo
Svizzero in Caso di Catastrofe.
[email protected]
culturale formativa
L’articolo vuole essere un modo diverso per documentare il «viaggio» come avvenimento non
solo «consumistico» o peggio ancora come «dimostrazione di potere o possedere», ma vuole
esprimere un senso di profondo rispetto per la «globalità e l’universalità dell’altro». L’altro, di
fatto, è degno di rispetto e ha un valore unico e irripetibile, non si può togliergli niente di quello
che ha e ha posseduto. Sostenere un incontro, un viaggio verso l’altro, se non vi è alla base, la
propria conoscenza e l’accettazione del proprio passato, presente e futuro, vuol dire proporre
un rapporto, primitivo di «cacciatore» e/o «cacciato».
Il viaggio ieri e oggi
La migrazione è un’azione di cambiamento sul
territorio e un avvenimento che ha segnato la
storia dell’umanità fin dalla sua nascita. Le civiltà hanno camminato attraverso spazi infiniti
d’aride pianure bruciate dal sole o foreste fitte
di vegetazione o montagne coperte di nevi perenni. Notti lunghissime e giorni sconvolti dalla
forza della natura. L’essere umano ha da sempre
cambiato casa così come «l’animale segue la sua
preda» per sopravvivere. La storia ha testimoniato il muoversi dell’umanità sempre pronta a
lottare con la natura e contro di lei per costruire
il proprio spazio di vita. Riconoscersi in questo
territorio è appartenere a una storia e alla storia.
Oggi tutto questo lo possiamo vedere nei musei
d’antropologia e storia naturale oppure in luoghi appositamente creati dove possiamo vedere,
ascoltare e riflettere su queste emozioni.
Il «viaggio» oggi è diverso da quello descritto
all’inizio di questa riflessione, ma il contenuto
relazionale e storico non è cambiato, anche se,
può esser difficile andare alla fonte di questa relazione di simboli e cerimonie. L’avvicinamento
al diverso e al suo territorio è un atto oggi non
difficile da fare tecnicamente, infatti, i mezzi di
trasporto offrono una vasta gamma di modalità
per avvicinarsi e incontrare l’altro. Potremmo affermare che possiamo restare a casa pur viaggiando perché, grazie alla comunicazione mediatica,
possiamo provare emozioni guardando immagini
e ascoltando rumori dei luoghi e delle persone
che vogliamo conoscere.
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Il viaggio come incontro con l’altro e come
esperienza formativa
L’incontro con gli altri racchiuso fra i due estremi:
«i primordi storici» e le «nuove tecnologie» chiama in causa l’uomo su due storiche appartenenze.
La prima fondamentalmente legata al bisogno di
sopravvivenza vicina sia al regno animale sia
all’uomo che, per sopravvivere, doveva migrare.
Per l’essere umano questo vuol dire affrontare la
costruzione della propria esistenza con passato,
presente e futuro; per l’animale segnare dei territori «selvaggi» ma non liberi perché occupati
e istituzionalizzati dall’uomo cacciatore e predatore. La seconda appartenenza, è quella nuova,
legata, schiacciata, oppressa dalla «funzionalità»
e dalla «funzione» per un risultato. Un senso
d’onnipotenza mediato da freddi e insensibili
parametri della meccanica «della quantità e della
qualità». Parametri comprensibili unicamente
alla fredda e dinamica legge della «dimostrazione
di un risultato controllabile e quantificabile».
Così che l’avvicinamento dell’altro diventa una
sequenza d’atti e attitudini disincarnate dall’individuo che non si è spogliato delle sue «origini iniziali e primitive» perché, di fatto, non può e quindi il viaggio diventa, contorto e incomprensibile.
Viaggiare fra queste riflessioni può essere difficile
e complesso? Oppure è un’utopia letteraria o
banale letteratura scritta da piccoli e presuntuosi
scrittori? Potrebbe anche essere! Allora dovremmo chiederci perché il viaggio è un atto formativo
culturale.
L’esperienza dell’appartenenza che alle volte
sfugge anche alle menti più colte e agli acuti
dossier dossier
«Sostenere un incontro, un viaggio verso l’altro, se non
vi è alla base, la propria conoscenza e l’accettazione del
proprio passato, presente e futuro, vuol dire proporre un
rapporto, primitivo di ‹cacciatore› e/o ‹cacciato›.»
pensatori, propone al viaggiatore delle emozioni e
sensazioni che, se non sono mediate da attenzioni
significative nei rapporti con se stesso e il territorio, fanno diventare il viaggio un avvenimento e
nulla più. Un atto iniziale, se non è accompagnato
dal processo storico primordiale, si concretizza
unicamente nelle estreme manifestazioni della
sopravvivenza, cioè sopprimere l’altro per affermare se stesso. Nel bisogno di manifestare la
demarcazione territoriale della proprietà, l’altro
può diventare il cacciato o il cacciatore. Pure
nell’accattivante lettura del viaggio «mediatico»
anche se intimo e proprio, consumato fra le emozioni provocate ma non consumate, ci si ricongiunge nei valori «intrinseci» a quella primitiva
migrazione sofferta e non consumata.
Riflessioni che possono essere accompagnate da
esperienze di vita unicamente come visione della
diversità, e non come atto d’accusa del diverso.
Una visione del viaggio che oggi può essere molto articolata viste le facilitazioni che la nostra
società offre. Una sequenza di spostamenti dove
in pochissimo tempo, viviamo l’esperienza di un
bagno tropicale e poco dopo solchiamo un deserto infuocato per poi rituffarci nel mare glaciale
polare, questo grazie alle nostre facoltà e capacità
cognitive e alle nostre competenze. Tutto questo
avviene sulla base del valore legato al potere e
della sopraffazione della natura e della civiltà
che ha fatto la storia e l’appartenenza di quel
territorio.
Usurpiamo la storia universale del luogo nel
nome della conoscenza e della conoscenza culturale.
Tutto questo l’assoggettiamo al bene universale e
alla capacità di far crescere la quantità del sapere
e dell’universalità del benessere.
Il rispetto dell’ «etnia» e della «razza» non dovrebbe essere un processo per la ricerca d’una
parola per non offendere il diverso, ma «rimanere» la regione unica e non esportabile dell’appartenenza alla storia e alla civiltà che ha segnato il
passo dei tempi.
Con questa definizione di «viaggio» potremo affermare «d’essere cittadini d’un mondo» ma non
del mondo. n
Conclusione
Ecco che davanti a questa lettura della diversità
del «viaggiare» come processo storico evolutivo
anche il concetto di «diritto della vacanza nella
casa degli altri» dovrebbe ricuperare «il valore
antropologico di millenni di storia».
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dossier dossier
Berufliche Wanderjahre –
Tragen Arbeitsaufenthalte im Ausland zur Professionalisierung bei?
Heinz Bachmann
Dr. phil., Leiter Zertifikatslehrgang Hochschuldidaktik
Leiter Weiterbildung
E-Learning für Dozierende ZFH,
Pädagogische Hochschule Zürich
Zentrum für Weiterbildung &
Nachdiplomstudien
Birchstrasse 95, 8090 Zürich
In aller Kürze weist der Autor auf mögliche Chancen eines beruflichen Auslandaufenthaltes hin.
Er ist überzeugt vom Potential eines solchen Unternehmens. Allerdings, sagt er, bedürfe es dazu
einer bewussten Auseinandersetzug mit den Risiken und Chancen – per se sei der Auslandaufenthalt allein noch keine Garantie für einen Erfolg.
Ob Arbeitsaufenthalte im Ausland zur Professionalisierung beitragen? Ein spontanes «Ja» ist
die Antwort des Autors, basierend auf eigenen
mehrjährigen Arbeitsaufenthalten als
•Volontär in einem Waisenhaus in Lima, Peru
•Praktikant während des Psychologiestudiums
in einer psychiatrischen Kinderklinik in Berlin
•Mathematiklehrer an einer ghanaischen Mit telschule in Afrika
•Bildungsexperte in der Entwicklungszusam menarbeit in Nepal
Dieses ungeteilte «Ja» erfährt allerdings beim
näheren Nachdenken Einschränkungen: Zentrale
Voraussetzung für das Profitieren von Auslandaufenthalten ist eine gewisse Eigenständigkeit und
damit einhergehend eine Offenheit und Neugier
für das Andere, das Fremde. Weltoffenheit manifestiert sich nicht automatisch in der Tatsache,
dass man im Ausland arbeitet (Bachmann, 2002).
Zu vielen Leuten ist der Autor begegnet, die im
Ausland lebten, aber in ihrem Denken auf der
Stufe des negativen Vergleichens stecken geblieben sind:
•in der Schweiz haben wir das viel besser gelöst
•mir ist es unverständlich, dass man es nicht so
macht wie in der Schweiz
•in der Schweiz ist es üblich, dass…
Eine solche Haltung zementiert vorhandenes Verhalten und Vorurteile und lässt kein Lernen zu.
Neben der Offenheit und Interesse für das Andere
gibt es natürlich die verschiedensten individuellen Gründe – persönliche Begegnungen und
Arbeitserfahrungen – die einen Auslandaufenthalt zu einer beruflichen Bereicherung machen
oder aber zu einem negativen Erlebnis ohne wirklichen Wert für die berufliche Weiterentwicklung
sind.
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Zuwachs an Fach- und Sozialkompetenz
In der modernen Weiterbildung finden die unterschiedlichsten Kompetenzmodelle Anwendung.
Ihnen gemeinsam aber ist der Kompetenzbegriff,
der das Wissen, die Fertigkeit und den Willen
beinhaltet, kontextbezogen Probleme lösen zu
können (Weinert, 2001). Oft wird dabei zwischen
Fachkompetenz und Sozialkompetenz unterschieden.
Im Bereich der Fachkompetenz tragen Auslanderfahrungen dazu bei, dass man nicht selten mit
neuen Verfahrensweisen, anderen Werkzeugen,
Planungsansätzen und Führungsphilosophien
konfrontiert wird. Es kann auch geschehen, dass
ein vergleichbares Problem im Ausland, bedingt
durch den unterschiedlichen Kontext, ganz anders gelöst wird. Oft zeigt sich auch, dass für
ein und dasselbe Problem unterschiedliche Lösungen möglich sind.
Mit Blick auf den Kompetenzbegriff kann man
zusammenfassend sagen, dass vor allem eine erhöhte Flexibilität in Bezug auf Problemlösungen
ermöglicht wird. Das thinking out of the box wird
gefordert und gefördert. Der Blick wird geschärft
für systembedingte Unzulänglichkeiten im eigenen Land, die man, wenn man nie im Ausland
gearbeitet hat, mangels anderer Referenzen nicht
selten als «naturgegeben» hinnimmt und erst
durch die Erfahrung in der Fremde als hausgemacht und darum auch veränderbar erkennt.
Im täglichen Umgang mit ArbeitskollegInnen
muss man neue, meist ungeschriebenen Spielregeln des Zusammenlebens lesen und verstehen
lernen. Sonst kann es geschehen, dass man trotz
hoher Fachkompetenz scheitert. Die Fähigkeit,
trotz unterschiedlicher Weltanschauungen zusammenarbeiten zu können, gewinnt zunehmend
dossier dossier
«Zentrale Voraussetzung für das Profitieren von Auslandaufenthalten ist eine gewisse Eigenständigkeit und
damit einhergehend eine Offenheit und Neugier für das
Andere, das Fremde.»
an Bedeutung in multikulturellen heterogenen
Gesellschaften, wie die Schweiz eine ist. Im Ausland wird man sensibilisiert für Wertefragen auch
in Bezug zu seiner eigenen Herkunftskultur. Es
geht dabei nicht um eine unkritische Übernahme
von neuen Werten, sondern auch darum, dass
man realisiert, welche Bedeutung die Werte der
eigenen Gesellschaft für einen selbst haben. Ich
denke, ich wurde im Ausland zum Schweizer. Im
Kontrast zum Fremden wurden mir die Wichtigkeit schweizerischer Werte wie Zuverlässigkeit,
Berechenbarkeit und Ordnung bewusst. n
Literatur:
Bachmann, H. (2002). Psychological Aspects of Development
Co-operation. Aachen: Shaker.
Weinert, F.E. (2001). Concept of competence: a conceptual clarification. In: D.S. Rychen, & L.H. Salganik (Eds.), Defining and
selecting competencies, 45-64. Seattle: Hogrefe & Huber Publishers.
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Reisekunde aus Zeitschriften
Reisezeitschriften und Weiterbildung
Valeria Heintges
Magister der Germanistik,
Geschichte und Philosophie,
ist stellvertretende Leiterin des
Ressorts Kultur, Gesellschaft
& Reportage der Sächsischen
Zeitung in Dresden. Sie reiste
nicht nur beruflich, sondern
auch privat schon auf alle fünf
Kontinente, vorzugsweise zu
Fuss oder per Rad.
Der Bildungswert von Zeitschriften ist unterschiedlich, je nach dem Thema, das sie abdecken. Zur
Vor- oder Nachbereitung, für Hintergrundinformationen zum Zielgebiet, für Anregungen bei der
Reiseplanung sind solche Magazine hervorragend geeignet. Sie bieten Einblicke, die der normale
Reisende nicht bekommen kann, weil Journalisten Zugang zu Menschen und Orten erhalten,
die den Touristen verwehrt sind. Aber die Reporter können nur ihre Erlebnisse schildern. Ihre
Erfahrungen müssen die Reisenden schon selbst machen.
«Viele Fächer werden an unseren Schulen gelehrt», sagte der amerikanische Schriftsteller
John Steinbeck, «aber eines fehlt: Reisekunde.
Denn das intelligente Reisen, das Verständnis für
fremde Länder und Völker, will gelernt sein.» Der
reisekundlich ungebildete Schüler sucht also Ersatz und findet ihn auch in klassischen Reisezeitschriften. Unzählige Titel buhlen in den Auslagen
mit spektakulären Titelfotos und ausgefallenen
Themen um ihre Leser. Viele davon richten sich
an Spezialinteressen: Der Bergsteiger bekommt
den steilsten Gipfel, der Radfahrer die wildeste
Tour und der Segler den feinsten Törn serviert.
Schliesslich sollen sie alle reisen, um ihrem Hobby
zu frönen. Allgemeine Titel sind kaum rarer gesät –
und der Markt fächert sich immer weiter auf, wie
man an Geo beobachten kann: Zum monatlich
erscheinenden Original-Geo mit grün gestaltetem
Titel kommt alle zwei Monate das blaue Geo Special, das sich meist einer Region oder einem Land
widmet und mit dem Untertitel wirbt: «Die Welt
entdecken.» Dazu gibt es monatlich das gelbe Geo
Saison, ein explizites Reisemagazin, das verschiedene Regionen mit hohem Serviceanteil präsentiert. Ihm wird drei Mal im Jahr ein Geo Saison
Special zur Seite gestellt, das letzte zum Beispiel
mit dem Thema «Reisen mit Kindern».
Reisen auf dem heimischen Sofa
Wie das Original-Geo versammelt auch National
Geographic Reportagen zu ganz verschiedenen
Themen, die mal mehr, mal weniger Reisecharakter haben. National Geographic kommt ursprünglich aus Amerika, seine deutsche Version
bietet im Hauptteil übersetzte Texte der Original-
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ausgabe. Und wie Geo ist auch National Geographic ein Reportagemagazin, beide bieten immer
wieder fotografisch und sprachlich Glanzstücke
des Genres. Der explizite Anspruch des Reporters, das Erlebte so aufzuschreiben, als wäre der
Leser dabei gewesen, ist die beste Grundlage für
wunderschöne Reisen im Kopf. Die Lektüre auf
dem heimischen Sofa ist sicherlich die billigste,
unkomplizierteste, sicherste und ökologischste
Reisemöglichkeit – zudem braucht man dafür weder Urlaubstage noch Überstunden zu nehmen.
Journalisten sind nahe dran
Das Trio der wichtigsten Zeitschriften komplettiert monatlich Merian, Untertitel: «Die Lust am
Reisen.» Die Spezialhefte Merian Extra gehen
mittlerweile bis in die kleinsten deutschen Städte wie ins niedersächsische Oldenburg oder ins
baden-württembergische Esslingen.
Im Februar widmete sich Merian einem ebenfalls
sehr kleinen, aber weitaus bedeutenderem Gebiet:
dem Vatikan. Der ist zwar winzig und selbst dem
normalen Touristen nur ein – allerdings sehr bedeutendes – Steinchen im Rom-Mosaik, aber das
Heft zeigt exemplarisch, wie Zeitschriften gleichzeitig den Blick des Reisenden schärfen und den
Fokus aufziehen können. Nach dem Motto: Man
sieht nur, was man weiss. Das deutsche Heft
zeigt den deutschen Papst auf dem Cover und
widmet ihm ein grosses Porträt. Aber auch die
Schweizergarde und Schwester Chiara Pfister –
die Schweizerin ist seit 20 Jahren Leiterin des
Dispensario Pediatrico Santa Marta, der Sozialstation des Vatikans – bekommen ihren Platz. Schon
diese Beispiele zeigen den ungeheuren Vorzug
dossier dossier
«Der explizite Anspruch des Reporters, das Erlebte so aufzuschreiben, als
wäre der Leser dabei gewesen, ist die beste Grundlage für wunderschöne
Reisen im Kopf.»
des Heftes: Die Journalisten kommen ganz nah
ran, viel näher als normale Besucher. Für Touristen ist der Papst vom Petersplatz aus kaum im
Fenster seines Palastes auszumachen, während
Papstberater Georg Gänswein dem Reporter –
nach allerlei Formalitäten und langem Marsch
durch die Gänge – Rede und Antwort steht (und
zwischendurch das Brustkreuz des Papstes aus
der Soutane zieht). Anderes Beispiel: Die 18-seitige Betrachtung der Michelangelo-Gemälde in
der Sixtinischen Kapelle, inklusive ausklappbarer Gesamtansicht. Was sich dem Touristen
vor Ort nur hoch oben in der immer überfüllten
Kapelle beinahe als Miniatur präsentiert, kann
hier in aller Ruhe und in jedem Detail studiert
werden. Daran schliesst sich ein Katalog mit 40
Fragen wie: «Hat der Vatikan Schiffe?» (Nein,
nur im Museum) oder «Werden im Vatikan Kinder gezeugt?» (Ja, bis 5 pro Jahr.) Die Mischung
von klassischen kunsthistorischen Beiträgen à la
Michelangelo, Porträts ganz normaler Menschen
und humorvollen Einsichten rückt den Vatikan
dem Leser und dem Reisenden näher, als es jede
Reise vermöchte. Und sie bereichert das Reiseerlebnis – ob im Kopf oder ganz in echt.
Reisegeschichten ersetzen kein Abenteuer
Doch die Reisen im Kopf per Zeitschrift stossen
an Grenzen, die sich auch mit Pass und Visum
nicht überwinden lassen. Ebenfalls im Februar
erschien das blaue Geo-Special mit einem Themenheft zu «Die grossen Abenteuerreisen». Nun
ist das Erleben von Abenteuern das Eine, die
Geschichte darüber zwar spannend, aber etwas
ganz Anderes. Niemals kann die Lektüre über
ein Abenteuer ein solches ersetzen. Schliesslich
ist Reisen nicht nur Bildung im klassischen Wissenssinne, sondern eröffnet auch dem Reisenden ganz neue Horizonte in sich selbst. Es kann
Selbstbewusstsein stärken, aber auch Grenzen
der Belastbarkeit offenbaren. Das aber geschieht
nur eben dem, der selbst reist. Nicht dem, der
nur darüber liest. Auch Firmen schicken ihre
Manager zum Abenteuer in die Wüste oder ins
Ewige Eis, um ihnen etwas über Teamgeist und
Mitarbeiterführung beizubringen. Aber eine
Powerpoint-Präsentation oder ein Vortrag über
die Reise könnten diesen Effekt niemals haben.
Höchstens wohl kann die Lektüre den Leser mit
der Einsicht erfüllen: «Das geht mir viel zu weit,
das ertrüge ich nicht.» Eine Einsicht, die wohl
schon viele Abenteurer gerettet hätte, die Unvorsicht und Übermut zum Opfer fielen. n
Literatur:
Original Geo (grün), Erscheinungsweise 12 x jährlich, Geo Special (blau) 6 x jährlich, Geo Saison (gelb) 12 x jährlich, Geo Saison Extra (gelb) 3 x jährlich, National Geographic 12 x jährlich,
Merian 12 x jährlich
Besonders erwähnte Ausgaben: Geo Special Februar «Abenteuerreisen», Merian Februar «Vatikan»
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Kunst- und Ausdruckstherapie
Intermediale Kurse und Ausbildungen
Info-Veranstaltung:
Sa, 30.8.08, 14.00h
Kulturhaus Helferei, 8001 Zürich
Einführungsseminare:
26. – 29.6.08 / 11. – 14.9.08
ISIS
Ottikerstrasse 2, 8006 Zürich
Telefon 044 382 33 09, www.egis.ch/isis
[email protected]
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bildungspolitik politique de formation
Unterwegs in Sachen Weiterbildung
Persönliche Erfahrungen aus der europäischen Zusammenarbeit
Dr. André Schläfli
Direktor SVEB
e-Mail: [email protected]
Der Direktor des SVEB, André Schläfli, bereist beruflich seit vielen Jahren zahlreiche europäische Länder. Allerdings hat er nur beschränkt Zeit, sich Sehenswürdigkeiten, Ausstellungen
oder touristische Attraktionen anzuschauen, denn das Ziel seiner Reisen sind Sitzungen: Der
SVEB beteiligt sich an zahlreichen EU-Projekten zur Weiterbildung. Was ihm diese Reisen für die
Weiterbildung, die europäische Zusammenarbeit also, bringen, ist Thema seines Beitrages.
Der SVEB engagiert sich schon seit seiner Gründung, also seit gut einem halben Jahrhundert, in
internationalen Projekten. Fast genauso lang ist die
Zusammenarbeit mit dem europäischen Verband
EAEA (European Association for the Education of
Adults). Aber eine kontinuierliche und verbindliche Kooperation über längere Perioden hinweg
wurde erst durch die EU möglich. Im Rahmen der
diversen Bildungsprogramme hat die EU allmählich vielfältige Möglichkeiten zum Austausch und
zu transnationaler Entwicklungsarbeit geschaffen.
Ich selbst war bereits in den Jahren 1992-1994
aktiv in den Prozess zur Einrichtung eines europäischen Kredits für die Erwachsenenbildung
involviert. Die ersten 10 EU-Projekte legten den
Grundstein zum heutigen Grundtvig-Programm.
Für den SVEB war es aufgrund des bereits bestehenden Engagements in europäischer Zusammenarbeit möglich, sich schon früh in die von der EU
geförderten Projekte einzuklinken. Dass wir diese
Chance nutzen konnten, verdanken wir aber nicht
nur den europäischen Partnern, sondern auch dem
Staatssekretariat für Bildung und Forschung, das die
Teilnahme von Schweizer Organisationen als sogenannte «Silent Partners»an EU-Projekten finanziert.
Im Jahre 2007 war der SVEB in 16 internationalen Projekten involviert. Mir ist es ein wichtiges Anliegen,
dass möglichst alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
internationale Erfahrungen sammeln können. Dasselbe gilt für die Sprachregionen: Alle drei SVEB-Sekretariate können sich über internationale Projektarbeit
kofinanzieren und dies in ihre Strategien integrieren.
Welches war das erste Projekt?
Eines der ersten Projekte, an dem ich selbst aktiv
war, war eine Datenbank mit dem Namen Alice, eine
Abkürzung für «adult learning information center».
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Da wir ein dreisprachiges Land sind, habe ich damals dafür plädiert, in Anlehnung an dieses erste
Projekt unsere Homepage Alice zu taufen. Der
Name www.erwachsenenbildung.ch war bereits
besetzt und hätte ausserdem nur für die Deutschschweiz gepasst. «Alice» hingegen war kurz und
prägnant und zudem noch dreisprachig. Die
europäische Datenbank alice existiert übrigens
international immer noch und ist eine Ansammlung von unterschiedlichsten Organisationen in
Europa. In der Schweiz hat sich dieser Name
für die Weiterbildungsdrehscheibe www.alice.ch
eingebürgert, die zugleich die SVEB-Homepage
ist. Hier hat ein EU-Projekt also eine konkrete und
nachhaltige Spur in der Schweiz hinterlassen.
Lernerfolg aus Reisen und internationaler
Projektarbeit
Über die Jahre sind unterschiedlichste persönliche
Kontakte entstanden. Ich habe Regionen kennen
gelernt, die ich aus eigenem Antrieb nie besucht
hätte. Und ich habe gemeinsam mit KollegInnen
aus der EU zahlreiche Stunden damit verbracht,
an einer gemeinsamen Strategie für die Entwicklung des Weiterbildungsbereichs zu arbeiten.
Besonders spannend waren dabei die unterschiedlichen Vorstellungen von Projektarbeit.
Wenn man von allgemeinen Unterschieden
spricht, besteht immer die Gefahr, Stereotype zu
reproduzieren. Tatsächlich ist es aber so, dass
es unterschiedliche Verhaltensweisen gibt und
dass diese in jedem Projekt von Neuem zu Diskussionen Anlass geben. Dazu ein paar einfache Beispiele: Wann beginnen wir am Morgen
mit der Arbeit? Die nordeuropäische Antwortet
lautet «zwischen 8 und 9 Uhr», die südeuropäische «frühestens ab 9 Uhr». Dasselbe, wenn es
bildungspolitik politique de formation
um die Zeit fürs Mittag- oder Abendessen geht.
So gab es in Finnland zum Teil schon um fünf
Uhr Abendessen, in Spanien um 21.30. Speziell
die Nordländer brauchten dann in Spanien eine
Zwischenverpflegung um 18.00.
Sprachkenntnisse sind auf internationaler Ebene enorm wichtig. Wer kein Englisch spricht,
kann kaum an diesen Projekten teilnehmen. Am
Anfang gab es in etwa noch 50% Projekte, in
denen Französisch die Hauptsprache war. Durch
die Osterweiterung wurde Englisch definitiv zur
dominanten Sprache. Allerdings werden zahlreiche Arten von Englisch gesprochen, so etwa
Spanischenglisch oder Deutschenglisch mit
unterschiedlichsten Akzenten, was die Zusammenarbeit immer wieder erschwert. Die Engländer können dann jeweils ihre Argumente locker
durchbringen, da den anderen die Gewandtheit
in der Fremdsprache fehlt.
Als Schweizer haben wir in der interkulturellen
Arbeit immer wieder grosse Vorteile. Durch die
Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen
Sprachregionen können wir manche Reflexionen
zum gegenseitigen Verständnis einbringen.
Poblematisches Projektmanagement
Aus meiner Sicht entspricht das Projektmanagement noch lange nicht immer den Anforderungen, die in der Weiterbildung Standard sind:
Schlecht vorbereitete Koordinatoren, endlose
Diskussionen über Projektziele und harte Auseinandersetzungen über die Verteilung der EUGelder (an letzteren waren wir als Silent Partner
mit eigenem Budget bis anhin nicht betroffen)
hemmten die Projektarbeit.
Eine wichtige Rolle spielen auch die kulturellen
Vorstellungen über die Organisation von Meetings und über die Rollenverteilung. Während
beispielsweise Ostpartner gelegentlich Professoren einluden, die uns eine langweilige Vorlesung
bescherten, wurde in spanischen oder italienischen Projekten ausgiebig über basisdemokratische Regeln und Vorgehensweisen diskutiert.
Viele Projekte starteten auch auf einem tieferen
Niveau, als es der Wissensstand verlangt hätte.
Hier spielten natürlich Unterschiede im Entwicklungsstand der beteiligten Länder eine zentrale
Rolle. Im Bereich Gleichwertigkeitsbeurteilungen
(validation des acquis) zum Beispiel bestanden
in England und Frankreich bereits langjährige Erfahrungen, während andere, darunter die
deutschsprachigen Länder, dabei waren, ihre
ersten Pilotprojekte durchzuführen.
Zu den Zielen gehört immer auch der Wissensaustausch, und dieses Ziel wurde vielfach erreicht. Mir fehlte in den Projekten aber häufig die
Nachhaltigkeit. Deshalb waren für mich Projekte,
die umfassende Evalutionen beinhalteten, am
spannendsten und lehrreichsten. In einem Projekt dieser Art konnte ich gegen 100 EU-Projekte
evaluieren und zuhanden der EU-Kommission
auswerten. Dabei konnten eigene Erfahrungen
mit einbezogen werden.
Welche Strategie verfolgte der SVEB?
Um die eingesetzten Gelder möglichst optimal in
der Schweiz umzusetzen, haben wir uns an Projekten beteiligt, die uns einen unmittelbaren Mehrwert brachten. Im SVEB-Strategieplan formulierte
Zielsetzungen wie «Weiterbildung für alle» lassen sich mit Projekten verbinden, in denen ausländische Erfahrungen direkt einfliessen können.
Im Bereich Professionalisierung der Weiterbildung laufen zurzeit Projekte zur interkulturellen
Verständigung von internationalen Projektmanagern (vgl. Kasten) sowie Projekte für Bildungsmittlerinnen und zur Trainerausbildung.
Die in der Schweiz durchgeführten Lernfestivals
haben sehr stark von den internationalen Projekten
profitiert. Umgekehrt konnten wir auch unsere Erfahrungen erfolgreich an andere Länder weitergeben.
Blick in die Zukunft
Die Weiterbildung in der Schweiz wird zukünftig
noch stärker von internationalen Projektarbeiten
und Gruppen beeinflusst werden. Die EU sowie
die OECD verbessern ihre Strategien zur Optimierung dieser Kooperationen. In der EU gibt es
inzwischen verschiedene Ansätze dafür. So sind
einige Projekte beispielsweise eher forschungsorientiert, während andere sich ausschliesslich
dem Erfahrungsaustausch widmen.
Wir als Schweizer Organisationen werden uns
in Zukunft mehr behaupten müssen als bisher.
Sobald die bilateralen Verträge II im Bildungsbereich unterzeichnet sind, werden wir nicht
mehr als Silent Partner dabei sein, sondern unsere Projektanträge in internationaler Konkurrenz
in Brüssel einreichen. Ich freue mich darauf, als
Koordinator erstmals ein von uns eingegebenes
Projekt leiten zu können. Diese Perspektive wird
mir neue Einsichten und neue internationale
Lernmöglichkeiten eröffnen. n
INTERtool – Intercultural competencies for European project managers and teams
Thema: Professionalisierung der ProjektleiterInnen in EU-Projekten
und Entwicklung von Tools (Hilfen), die das Verhalten zwischen den
TeilnehmerInnen identifiziert und das gegenseitige Verständnis
verbessert.
INTERtool will EU-ProjektmanagerInnen aufzeigen, wie es möglich
sein wird, Projekte trotz unterschiedlicher Herkunft und verschiedener Institutionen, kulturellem Background, unterschiedlichen
Sprachen erfolgreich durchzuführen. Es geht darum, die Chancen,
die diese «Cultural Diversity» bietet, bestmöglich zu nutzen.
Resultate:
•Die Buchpublikation «Guidance Publication», v.a. ergänzend zum
existierenden Survival-Kit der EU-Kommission
•Ein Konzept für Grundtvig-3-Kurse: «Cultural Diversity für Projekt managerInnen»
•Schliesslich das «Virtual Intercultural Team Tool - VITT» als com puterbasierte Unterstützung von ProjektmanagerInnen
Projektleitung SVEB: Ruth Jermann
Projektpartner: Deutschland (Projektkoordination), Österreich, Rumänien, Italien, England, Finnland
Laufdauer: 2006-2009
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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im gespräch mit... entretien avec...
Bildung geht immer über Menschen
Lukas Zellweger
im Interview mit
Theres Roth-Hunkeler
Lukas Zellweger
Geschäftsleiter rhz reisen,
Reisehochschule Zürich
Seit 20 Jahren leitet der ausgebildete Pädagoge Lukas Zellweger (LZ) das Reisebüro rhz reisen,
den «Schweizer Spezialisten für Kultur- und Studienreisen», wie es im Untertitel heisst. Sein
Reisehandwerk erlernte er bei SSR-Reisen (Schweizerischer Studentenreisedienst). Standort
von rhz ist Baden. Dort hat ihn Theres Roth-Hunkeler für ein Gespräch getroffen.
Wer die neuen rhz-Kataloge 2008 mit dem Titel «Begegnungen, Kunst, Geschichte und Reisen»
durchblättert, merkt schnell, dass hier weder Städtereisen noch Badeferien angeboten werden,
sondern Studienreisen in alle Welt. Jeder einzelne Vorschlag ist sorgfältig programmiert und
beschrieben, und immer dazugestellt ist ein kurzes Porträt des Reise- und Studienleiters in Bild
und Text, der die Reisegruppe führen wird.
Herr Zellweger, «Reisen bildet» heisst unser
Heftthema. Unter welchen Aspekten trifft das zu?
Jede Reise bildet, wenn Menschen Ruhe, Musse
und Bereitschaft mitbringen, sich auf Neues und
Ungewohntes einzulassen. Bildung geht immer
über Menschen, auch wenn Kunstdenkmäler
im Vordergrund stehen, denn auch sie sind von
Menschen geschaffen worden. Unsere Reiseleiter
können dies vermitteln. Je ferner die Gegend ist,
die jemand bereist, desto grösser sind oft die
Unterschiede in der Alltagskultur, der Religion,
der Lebensgewohnheiten und der Formen des
Zusammenlebens. Mit dem Unvertrauten umgehen, sich an unbekannte Hintergründe annähern,
kann eine Form von Bildung sein.
Was ist das Besondere an rhz?
Bei rhz ist ein Studien-Reiseleiter da, der einerseits über fundierte Kenntnisse der Region verfügt, die er mit der Gruppe bereist. Andererseits
hat er persönliche Kontakte im Reiseland. Führt
eine Reise in ein aussereuropäisches Land, begleitet neben dem deutschsprachigen StudienReiseleiter ein lokaler Reiseleiter die Gruppe
zusätzlich. Seit 15 Jahren besteht mit der Volkshochschule Zürich und seit einigen Jahren auch
mit den Volkshochschulen Basel und Luzern eine
enge Zusammenarbeit.
Welches Publikum reist mit rhz?
Das sind in erster Linie Menschen mit starkem
Interesse an Kultur, Geschichte und Kunst, aber
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
auch an Politik, Geologie und Natur. Menschen,
die das Reisen geniessen, aber auch gerne die
Zusammenhänge und Hintergründe verstehen
möchten. In der Regel sind es Personen im Alter
ab etwa 50 bis über 80 Jahren, die nach der strengen Zeit der «Kinder- und Karrierejahre» einen
Hunger nach Bildung verspüren und auf Reisen
einen Wissenszuwachs suchen. Übrigens: Je älter
die Reiseteilnehmenden sind, desto belastbarer
sind sie oft unterwegs. Ältere Menschen haben
meist weniger Alltagsstress und wissen sehr genau, was sie sich zumuten können.
Sind Gruppenreisen nicht passé und Individualreisen eher gefragt?
Zahlreiche Reiseziele im arabischen und fernöstlichen Raum sind individuell nur mit grossem
Aufwand zu bereisen. Eine Studienreise in einer
kleinen Gruppe erspart viel Zeit und unnötige
Umstände. Die Reiseleitung vermittelt Wissen
und direkte Begegnungen; sie öffnet Türen, die
dem Einzelreisenden verschlossen bleiben. Im
europäischen Raum geht es oft um das Verständnis für Kunst und Architektur, bei der ein guter
Reiseleiter uns die Augen öffnen kann für die
Schönheit und Genialität eines Meisterwerkes.
Was sagen Sie, wenn jemand lieber Badeferien
macht als sich z.B. mit der Kultur in Usbekistan
beschäftigt?
Dann soll er oder sie das ruhig tun. Wir betrachten unsere Reisen im Vergleich zu anderen An-
im gespräch mit... entretien avec...
geboten nicht als wertvoller, weil sie etwas mit
Bildung zu tun haben.
Klar, Bildung ist eine Bereicherung, denn sie ist
für erwachsene Menschen ja nicht mehr eine
Pflicht, sondern ein Konsumgut im besten Sinn
des Wortes. Wer sich auf seinen Reisen bildet, ist
deshalb nicht ein besserer Mensch als jemand,
der sich am Badestrand in erster Linie erholen
will, aber er erlebt sehr genussvolle Ferien.
zur Sesshaftigkeit gezwungen, spürt aber immer
noch den Wanderdrang des Nomaden. Noch im
Mittelalter war etwa ein Viertel der Bevölkerung
permanent auf einer Pilgerreise und konnte dafür
viel Zeit einsetzen. Auch viele von uns würden
viel lieber immer wieder mal den heimischen
Herd verlassen, um für einige Jahre die Welt zu
erkunden. Doch die Zeitknappheit zwingt uns
zur modernen Kurzreise.
Wie sieht die Zusammenarbeit mit den Volkshochschulen konkret aus?
Die Volkshochschule Zürich bietet schon seit
langer Zeit Studienreisen mit vorbereitenden
Kursen an, und dort nahm die Zusammenarbeit
auch den Anfang. Die Dozierenden bieten an
der Volkshochschule Vorlesungen kombiniert
mit Reisen an, die von rhz organisiert werden.
rhz umgekehrt vermittelt der Volkshochschule
Dozierende mit akademischem Hintergrund, die
als Reiseexperten eine Region, ihre Sprache und
Kultur besonders gut kennen. Die Vorlesungen
stehen auch den Nichtreisenden offen; nur etwa
ein Fünftel der Vorlesungsbesucher bucht nachher die Studienreise, vier Fünftel reisen im Kopf!
Welchen Reisetraum haben Sie noch offen?
Ich habe mir vor einigen Wochen einen lang
gehegten Traum erfüllt: die Urwaldruinen von
Angkor Wat in Kambodscha, die zu Recht als
Weltwunder bezeichnet werden. n
Ist das Reisen eine Flucht vor dem Alltag?
Das ist eine alte Frage. Man kann sie auch umdrehen und sagen: Unser Alltag verhindert das Reisen. Der Mensch ist aus ökonomischen Gründen
Die Reisehochschule Zürich (RHZ) wurde 1955 als
Verein gegründet als Beitrag zur notwendigen Öffnung der Schweiz nach aussen. Ihre statuarische
Zielsetzung lautet: «Förderung der Kenntnisse über
die Wesensart, Kultur sowie die gesellschaftliche,
wirtschaftliche und politische Struktur fremder Länder und Völker.» Der Verein RHZ befasst sich nicht
selbst damit, sondern beauftragte drei eigenständige Firmen (RHZ-Reisen AG, RHZ-Sprachen AG,
RHZ-Aussenhandel), die ideellen Ziele des Vereins
umzusetzen.
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Der Schweizer Spezialist für Kultur- und Studienreisen
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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forschung recherche
Gastsemester im Ausland –
Dolores Messer
Dolores Messer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Forschungsstelle für Bildungsökonomie (FfB) der Universität Bern.
Stefan C. Wolter
Prof. Stefan C. Wolter ist Direktor
der Schweizerischen Koordinationsstelle für Bildungsforschung in
Aarau und Leiter der FfB.
eine lohnende Sache?
Selten gibt es für eine bildungspolitische Massnahme soviel einhellige Zustimmung wie zur
Förderung von Auslandsemestern. Natürlich stand bei dem bekannten Erasmus-Programm
auch die Förderung des europäischen Gedankens im Vordergrund, aber auch hochschulpolitisch
werden diese Programme unterstützt und gefördert. Universitäten haben Mobilitätsabteilungen
eingerichtet und werben aktiv um die mobilen Studierenden. Aber was bringt ein solches Auslandsemester den Studierenden und der Gesellschaft?
Studentische Mobilität, das heisst das Studieren
an anderen Universitäten als an jener, an der man
sich ursprünglich eingeschrieben hatte, war lange
Zeit eine wichtige Komponente akademischer Lehrund Wanderjahre. In den letzten Jahrzehnten des
zwanzigsten Jahrhunderts allerdings nahm die Zahl
jener Studierenden, die sich während des ganzen
Studiums nur an ihrer Heimuniversität bewegten,
wieder zu. Gründe dafür waren die soziale Öffnung
des Studiums, grosse Studierendenzahlen, lange
Studienzeiten und eine kontinuierliche Verschulung des akademischen Studiums. Ebenfalls in diese Richtung wirkte der Umstand, dass sich viele
Universitäten schwer taten, Semester an anderen
Universitäten an die Studienleistung anzurechnen.
Die dadurch verursachte Verlängerung der Studiendauer schreckte die an Mobilität interessierten
Studierenden ab.
Studentische Mobilität – das Liebkind der Politik
Um diesen Trend zu brechen, versuchten viele
Länder, insbesondere in Europa, die Mobilität
der Studierenden durch spezifische Programme
zu unterstützen. Das bekannteste, an dem die
Schweiz seit 1992 teilnimmt, ist wohl das Erasmus-Programm der EU. Im Einklang mit seinen
Zielen stieg in der Folge nicht nur die Zahl der
mobilen Studierenden. Auch die Bestrebungen der
schweizerischen Universitäten, diese Mobilität
durch eine erleichterte Anrechnung auswärtiger
Studienleistungen zu unterstützen, wurden intensiver. Davon profitierten in erster Linie jene
Studierenden, die ihre Gastsemester an einer ausländischen Universität absolvierten. Die Quote
der Anerkennungen von Auslandsemestern stieg
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
von rund 50 Prozent (1991) auf rund 75 Prozent
im Jahr 2001 und erreichte somit einen Wert, der
ähnlich auch bei inländischen Gastsemestern beobachtet wird. Die Zahl jener Studierenden, die
während ihres Studiums mindestens ein Semester
an einer anderen Universität studierten, verdoppelte sich praktisch zwischen 1991 und 2001 von
unter 15 Prozent auf über 25 Prozent (BBW, 2002).
Die finanziellen Anreize für solche Gastsemester
wirken, dies zeigte auch eine kürzlich in den Niederlanden durchgeführte Studie (siehe Oosterbeek
& Webbink, 2006).
Was erhoffen sich die Studierenden?
Angesichts der stark steigenden Attraktivität von
Fremdsemestern an einer in- oder ausländischen
Universität stellt sich die Frage, in welcher Form
die Studierenden von dieser Mobilität profitieren.
Befragungen ergaben in der Vergangenheit, dass
gerade bei schweizerischen Studierenden die Erweiterung der Fremdsprachenkenntnisse im Zentrum stand: 79,8 Prozent der befragten Schweizer
Studierenden nannten dies als Motiv für einen
Aufenthalt an einer anderen Hochschule. Die Verbesserung der Fachkenntnisse (69,8 Prozent) kam
an zweiter Stelle. Studien, in denen Erasmus-Studierende ihre Lernfortschritte selbst beurteilten,
zeigen, dass diese mehrheitlich davon überzeugt
waren, dass der Wissenserwerb an der Gastuniversität grösser als an der Heimuniversität war.
Diese Untersuchungen decken sich zum grössten
Teil mit den regelmässig im Ausland erhobenen
Daten (siehe bspw. Jahr et al. 2002). Studierende
erwarten und erhoffen sich also durchaus handfeste Vorteile von Gastsemestern im Ausland.
forschung recherche
«Die positiven Folgen der Gastsemester sind keine Folge des Auslandsaufenthaltes, sondern vielmehr der Tatsache, dass sich die besseren
Studierenden für Gastsemester entscheiden.»
Wo bleiben die Erträge?
Wenn man sich die Beliebtheit der studentischen
Mobilität nicht nur bei den Studierenden selbst,
sondern ganz generell auch im bildungspolitischen Diskurs vor Augen führt, dann ist auf den
ersten Blick erstaunlich, wie wenig wir über die
Effekte der Mobilität auf die weitere berufliche
und akademische Karriere der mobilen Studierenden wissen. Betrachtet man objektive Tatbestände, wie den Einstiegslohn nach dem Studium
oder beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, die
akademische Laufbahn mit einer Dissertation
fortzuführen, dann kann man signifikante Effekte erkennen (detaillierte Angaben zur Untersuchung in Messer & Wolter, 2007). So erzielen
die mobilen Studierenden rund 2 bis 3 Prozent
höhere Einstiegslöhne1 als ihre Kommilitonen
und weisen eine leicht höhere Wahrscheinlichkeit auf, eine Dissertation zu beginnen. Soweit
entsprechen die Resultate den Erwartungen der
Hochschulen und der Bildungspolitik. Allerdings
zeigt eine genauere Analyse der Ergebnisse, dass
diese positiven Effekte nicht kausal auf die Mobilität zurückzuführen sind. Mit anderen Worten,
die mobilen Studierenden hätten diese Vorteile
auch ohne Gastsemester erzielt. Die positiven
Folgen der Gastsemester sind keine Folge des
Auslandsaufenthaltes, sondern vielmehr der Tatsache, dass sich die besseren Studierenden für
Gastsemester entscheiden. Dass die mobilen Studierenden nicht dem Durchschnitt entsprechen,
das hatten die Erasmus-Analysen in Europa seit
längerem gezeigt. Auch in der Schweiz zeigen
die Ergebnisse der schweizerischen Absolventenbefragung, dass die mobilen Studierenden
häufiger aus sozioökonomisch privilegierteren
Schichten stammen. Dieser Befund erstaunt nicht
weiter, wenn man bedenkt, dass beispielsweise
die Erasmus-Stipendien praktisch unabhängig
von der Destination nur knapp 20 Prozent der
Auslagen der Studierenden decken.
Viele offene Fragen
Es ist unbestritten, dass studentische Mobilität
weit mehr und andere Vorteile für die Studierenden selbst und die Gesellschaft bringen kann, als
hier untersucht und beschrieben wurde. Angesichts der hohen privaten und volkswirtschaftlichen Kosten würde es sich lohnen, diese Vorteile bewusster zu erfassen. Bei den Studierenden
selbst wird eine subjektive Abwägung von Kosten
und Nutzen wohl immer vor dem Entscheid gemacht. Ein Problem würde nur dann bestehen,
wenn sie sich dank ihrer Mobilität Vorteile erhoffen, die sich später nicht realisieren lassen. Retro-
spektive Befragungen über die Zufriedenheit mit
den Gastsemestern alleine erlauben allerdings
dazu keine abschliessende Beurteilung.
Offene Fragen stellen sich auch für die Bildungspolitik. Im schlechtesten aller Fälle handelt es
sich nämlich bei den öffentlichen Beiträgen für
die studentische Mobilität um Subventionen an
den Konsum einer sehr spezifischen Schicht der
Studierenden. Deshalb wird auch die Bildungspolitik trotz allgemeiner Beliebtheit von Mobilität nicht umhinkommen, ihre Förderinstrumente
und deren Zielerreichungsgrad zu überdenken.
Dazu gehört beispielsweise die Frage, in welchem
Abschnitt des Studiums ein Gastsemester den
grössten Nutzen verspricht. Noch immer absolvieren (zu) viele Studierende ihr Gastsemester
praktisch am Schluss ihres Studiums. Zu einem
Zeitpunkt also, an dem der Druck, Zusätzliches
zu lernen, nicht mehr hoch ist und das Studium
tendenziell nur verlängert wird. Die Bildungspolitik wird also nicht umhin kommen, sich die
Frage zu stellen, wie der Nutzen der Mobilität
gesteigert werden kann und ebenso, wie die Verteilung der Gelder auf die Studierenden gerechter
gestaltet werden könnte. n
Weshalb der Einstiegslohn überhaupt als Indikator für mögliche
Erträge aus Mobilität gewählt wurde ist sicherlich erklärungsbedürftig, da doch die Studierenden selbst den Lohn praktisch
nie als Motiv für ihr Gastsemester angeben. Dafür gibt es drei
Gründe: Erstens erwarten die Studierenden selbst aus den Gastsemestern Verbesserungen in ihren Kompetenzen, die sich –
falls sie eintreffen – im Lohn niederschlagen müssten. Zweitens
zeigen eigene Untersuchungen, dass Studierende bei höheren
Kompetenzen dementsprechend auch erwarten, dass sich diese
in einem höheren Lohn niederschlagen. Drittens ist zu bedenken,
dass sich die Öffentlichkeit ja auch an den Kosten der Mobilität
beteiligt und diese Kosten irgendwann mit einem steuerlichen
oder gesellschaftlichen Vorteil kompensiert sehen möchte, und
da spielen Löhne eine wichtige Rolle.
1
Literatur:
BBW (2002). EU-Programm ERASMUS. Studierendenaustausch,
Dozierendenaustausch, Hochschulzusammenarbeit. 10 Jahre
schweizerische Beteiligung 1992-2002, Schriftenreihe BBW
2002/2, Bern.
Jahr, V., Schomburg, H., Teichler, U. (2002). Internationale Mobilität von Absolventinnen und Absolventen europäischer Hochschulen, Werkstattberichte Band 61, Kassel: Wissenschaftliches
Zentrum für Berufs- und Hochschulforschung der Universität
Kassel.
Messer, D., Wolter, S.C. (2007). Are student exchange programs
worth it? Higher Education, vol. 54, no. 5, S. 647-663.
Oosterbeek, H., Webbink, D. (2006). «Assessing the returns to
studying abroad», CPB Discussion Papers 64, CPB Netherlands
Bureau for Economic Policy Analysis.
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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forschung recherche
Erasmus,
Melissa Härtel
Auteur de «Erasmus» ou la
construction d’un espace culturel
européen – Genève : Institut
européen de l’Université de
Genève, 2007, mémoire de DEA
paru aux Editions Euryopa, 2007.
www.unige.ch/ieug/publications/
euryopa.html
vivre l’Europe
Né il y a vingt ans, Erasmus figure parmi les programmes européens les plus célèbres. Le succès
croissant de ce programme d’échanges d’étudiants et de professeurs devrait se maintenir durant les prochaines années: 3 millions d’étudiants sont en effet visés d’ici à 2012. Ces dernières
années, ce programme éducatif s’est même transformé en un véritable phénomène populaire.
Pendant leur séjour à l’étranger, les étudiants perçoivent souvent l’Europe bien différemment
qu’en tant qu’Union européenne. Cette nouvelle identité européenne est très positive pour forger
un sentiment d’appartenance à une entité culturelle européenne.
Genèse du programme Erasmus
La naissance d’Erasmus, en 1987, est la conséquence d’une prise de conscience plutôt tardive
du manque de coordination entre les différents
programmes éducatifs des pays membres de la
Communauté européenne. Des « Programmes
Communs d’études » sont mis sur pied dès la fin
des années septante, tandis que des efforts sont
portés pour promouvoir la reconnaissance des
diplômes acquis à l’étranger. L’objectif d’Erasmus, acronyme de EuRopean Action Scheme for
the Mobility of University Students, consiste à
renforcer la dimension européenne de l’éducation supérieure et à en améliorer la qualité. Pour
y parvenir, il est nécessaire d’encourager non
seulement la mobilité dans le domaine des études supérieures, mais également de stimuler la
coopération transnationale entre universités et la
reconnaissance des études et des qualifications
dans l’ensemble du territoire européen.
La mobilité apporte un lot d’avantages indubitables dans tout parcours universitaire. Les employeurs apprécient notamment la flexibilité,
l’ouverture d’esprit et les connaissances linguistiques et culturelles dont savent faire preuve les
anciens étudiants Erasmus. Le programme consolide également l’Europe de la connaissance et
renforce la compétitivité de l’Union européenne
face au reste du monde. Le système européen
de l’éducation supérieure se doit d’exercer une
certaine attractivité face à la concurrence, principalement d’outre-mer.
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Il s’agit de construire la société cognitive en valorisant la formation au même titre que les questions
économiques. L’ambition est bien réelle puisque
les objectifs de Lisbonne définis en 2000 visent à
faire de l’Europe l’économie de la connaissance la
plus compétitive et la plus dynamique du monde.
Au-delà de ces motifs économiques, il apparaît
que le soutien à la mobilité estudiantine est une
dépense bien investie. En effet, elle contribue
clairement à renforcer l’appartenance à un espace
commun et enrichit de manière importante la
citoyenneté européenne.
L’ « identité Erasmus »
Pendant un semestre, souvent deux, les étudiants
en échange évoluent au sein d’un environnement
social multiculturel. « Les Erasmus », comme
ils se définissent eux-mêmes, forment une vraie
communauté au sein du pays hôte. Une nouvelle
« identité Erasmus » fait son apparition parallèlement à l’identité nationale, identité qui prend
sa source dans une perception de l’Europe en
tant qu’entité culturelle plutôt que physique. Les
étudiants partagent un sentiment, une représentation de l’Europe qui ne se superpose pas à une
frontière étatique. Cette idée d’Europe pose les
bases d’une identité européenne très séduisante
et tout à fait nouvelle.
Les anciens étudiants Erasmus sont souvent liés
par des liens affectifs forts, qui persistent année après année. Stéréotypes et préjugés face à
d’autres nationalités se sont écroulés, ou renforcés, suite à l’expérience vécue pendant un
forschung recherche
« La mobilité apporte un lot d’avantages indubitables
dans tout parcours universitaire. Les employeurs apprécient notamment la flexibilité, l’ouverture d’esprit et les
connaissances linguistiques et culturelles dont savent
faire preuve les anciens étudiants Erasmus. »
ou deux semestres à l’étranger. Les étudiants se
sont rassemblés sous une bannière commune,
Erasmus, et ont ressenti – parfois – le même déracinement, les mêmes difficultés liées à l’éloignement du pays natal.
Un pas vers la citoyenneté européenne
Le succès du programme Erasmus permet de
consolider la perception d’un sentiment d’appartenance à une entité européenne et à une communauté de valeurs culturelles. Alors que le déficit
démocratique entre les citoyens européens et les
organes décisionnels de Bruxelles paraît parfois
insurmontable, le programme Erasmus contribue de façon décisive à rapprocher les jeunes (et
moins jeunes) citoyens autour d’une expérience
commune.
Les rangs des anciens étudiants Erasmus ne vont
cesser de grandir durant les prochaines années,
même si certains experts affirment qu’en Suisse,
depuis l’introduction du système de Bologne et
le raccourcissement de la durée des études de 4
à 3 ans, il est moins aisé de s’évader une année
entière vers une université étrangère. Le programme des cours est dense et permet moins de
libertés qu’il y a quelques années. Cependant,
Erasmus continue à se placer comme un partenaire incontournable de la scène universitaire.
On peut donc légitimement voir en ce succès un
signe d’encouragement pour l’avenir qui affermit
le projet européen. n
De par sa taille et ses institutions parfois bien
compliquées, le rapprochement entre pays
européens ne peut se faire que très lentement
et avec prudence. Un processus qui ne donne
pas toujours de quoi rêver et qui peut expliquer
le déficit d’imaginaire dont souffre le peuple
européen incapable de s’identifier pleinement
à la construction de l’Europe communautaire.
Un programme tel qu’Erasmus permet ainsi de
relancer le processus d’appartenance à une entité
européenne qui prend sa source dans un passé et
des valeurs culturelles communes.
En finançant le programme Erasmus, la Communauté européenne contribue bien sûr à consolider
sa place dans le domaine de l’éducation supérieure face à la concurrence extracommunautaire.
Mais elle collabore aussi à un rapprochement
durable entre étudiants européens au-delà des
barrières nationales. Jean Monnet disait, en parlant de l’intégration européenne, « nous ne coalisons pas des Etats, nous unissons des hommes ».
Cinquante ans plus tard, les étudiants Erasmus
partagent, consciemment ou non, une identité
européenne basée sur la culture, l’histoire, les
valeurs ou encore les traditions.
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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praxis und innovation praxis et innovation
Langsamreisen –
Peter Luder
Geograf, 1980-88 Leiter des
Pro Natura Zentrums Aletsch.
Seit 1989 selbständiger Projektund Kursleiter im Bereich Natur
und Landschaft. Mitarbeit in der
Leitung der Volkshochschule
beider Basel. Eigenes Reiseangebot «Langsamreisen» mit
Schwerpunkt Alpen und Nowegen.
www.langsamreisen.ch
ein Reiseangebot
Unter dem Namen Langsamreisen bietet der Autor seit 2001 ein eigenes Reiseangebot an. Die
Reisen führen in die Schweizer Alpen und nach Norwegen an den Polarkreis. Auf dem Programm
stehen Schneeschuhtouren, Wanderungen, Studienreisen und Ferienaufenthalte. Alle Reisen
führen in Landschaften, wo der Alltag der Menschen spürbar durch die Natur geprägt wird – den
Schnee in den Schweizer Alpen und das Meer in Nordnorwegen. Der Autor führt auch Kurse und
Reisen für die Volkshochschulen durch.
Ein Sonntag im März, 10.00 Uhr: Eine Gruppe
von 12 Schneeschuhwanderern in gemächlichem
Tempo unterwegs zu den Camaner Hütten. Der
Wetterbericht ist durchzogen: Sonne, Schnee und
starker Wind sind angesagt. Der Sturm «Emma»
fegt in diesen Stunden mit heftigen Windböen
über die Schweiz. Bereits hat «Emma» bei den
Camaner Hütten ein Gebäude abgedeckt. Die
Gruppe beschliesst, die Wanderung fortzusetzen.
Der Schnee ist weich, und die Schneeschuhe
sinken tief ein.
Oben angekommen konzentriert sich das Gespräch auf die Bedeutung der Camaner Hütten.
Dutzende kleiner Holzgebäude sind hier auf 2000
Metern wie an einer Perlenschnur aufgereiht.
Es sind die Hütten und Ställe der ehemaligen
Privatalpen. Heute haben diese Gebäude keine
Funktion mehr, nur die kleinen «Stublis» werden
noch als Wochenend- und Ferienhäuser genutzt.
Die Camaner Hütten sind Zeugen einer Jahrhunderte alten Tradition. Sollen diese Zeitzeugen
erhalten werden, oder ist ihre Zeit abgelaufen?
Können die Hütten und Ställe überhaupt erhalten bleiben und zu welchem Preis? Diese Fragen
beschäftigen die Gruppe. Der Sturm «Emma»
verleiht der Fragestellung zusätzliche Aktualität.
In der Zwischenzeit hat sich der Wind gelegt, die
Wolken reissen auf. Bei strahlender Sonne geniessen die Mitglieder der Gruppe den einzigartigen
Ausblick ins hintere Safiental.
ten gilt es zu entdecken und zu reflektieren. Auf
einer Reise durch die Landschaft kommen Reisende einige Schritte weiter. Sie beobachten, erleben, haben Ideen und begreifen Zusammenhänge.
Langsamreisen führen ins Lehrbuch der Landschaft. Langsam bezieht sich in diesem Zusammenhang in erster Linie auf den Rhythmus. Voraussetzung dazu ist, dass man sich Zeit nimmt
und die Sinne öffnet. So gelingt es, dass eine Reisegruppe untereinander, mit den Menschen und
mit der Natur ins Gespräch kommt und die Schätze der Landschaft entdeckt. Langsamreisen bieten
Erholung und erweitern gleichzeitig den Horizont.
Sie führen in die reale Welt und stehen im Kontrast zum grossen Angebot an virtuellen Reisen.
Eine Einzelperson kann sich auf eine Langsamreise begeben oder aber sich einer geführten Reise
anschliessen. Beides hat seine Vorteile. Allein
unterwegs, ist die Konzentration sehr gross, in
der Gruppe unterwegs, ergeben sich mehr Erfahrungen, mehr Wissen und mehr Wahrnehmung.
Langsamreisen sind nur teilweise planbar. Entdeckungen hängen oft vom Zufall ab. Auch liegen
die Schätze der Landschaft oft nicht an den Hauptrouten. Grosse Aufmerksamkeit gilt deshalb der
Wahl der Reiseroute und der Haltepunkte. Landschaften sind selbstredend, grosse Referate sind
unnötig. Wichtig ist der Rhythmus. Ein gedrängter
Zeitplan steht im Kontrast zu einer Langsamreise.
Langsamreisen – eine Reiseform
Langsamreisen wirken auf den ersten Blick oft
bescheiden. Auf dem Programm stehen keine
touristischen Highlights, und in der Regel fehlt
die grosse sportliche Leistung. Dazu ist der Aus-
Landschaften sind Lehrbücher und Schatztruhen.
Sie sind geprägt von der Natur und der Nutzung
durch den Menschen. Die Schätze der Landschaf-
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Langsamreisen – die andere Bildungsreise
praxis und innovation praxis et innovation
«Landschaften sind Lehrbücher und Schatztruhen. Sie sind geprägt von
der Natur und der Nutzung durch den Menschen.»
gang jeder Langsamreise offen. Zufall, persönliche Bereitschaft und Zusammensetzung der
Gruppe bestimmen, welche landschaftlichen
und zwischenmenschlichen Erfahrungen sich
den Reisenden auftun. Geführte, langsame Reisen
sind heute ein Nischenprodukt, doch weisen touristische Prognosen auf einen starken Zuwachs
im Bereich des naturnahen Tourismus hin.
Langsamreisen sind persönliche Bildungsreisen.
Je nach Reiseziel stehen unterschiedliche The-
men im Vordergrund, die Auseinandersetzung
mit der Natur und der Kultur einer Landschaft
aber gehören immer dazu. Prägend ist, dass die
Teilnehmenden auf eigene Faust erleben und
entdecken können und auf Wanderungen, Velotouren oder Schneeschuhwanderungen die Landschaft mit dem eigenen Körper erfahren. In der
Gruppe unterwegs sein, bedeutet auch Rücksicht
zu nehmen. Soziales Lernen ist folglich auch
Bestandteil jeder Langsamreise. n
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Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
51
52
praxis und innovation praxis et innovation
Approcher une langue
Stefano Mordasini
Responsable Secteur Langues
Ecole-club Migros, Fribourg
Stefano.Mordasini@gmnefr.
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signifie aussi approcher une culture
Imaginons quelques situations de la vie d’une personne que nous appellerons par sympathie
Pierre. Pierre change d’employeur, Pierre côtoie sa nouvelle voisine de palier ou bien décide de
réserver un voyage et de partir en vacances. Vraisemblablement, notre personnage sera rapidement confronté à des interlocuteurs qui ne parlent pas sa langue maternelle et il sera ainsi
motivé à s’inscrire dans une école de langues et à suivre un cours. Et juste avant de commencer
le cours, Pierre se demandera « Qu’est-ce que je vais apprendre » et « Comment vais-je l’apprendre ? »
Les questions posées par notre personnage fictif
sont très importantes et, en dépit de leur simplicité, sont aussi des questions très profondes,
car elles résument toutes les appréhensions
qu’éprouve chaque personne avant le début d’un
cours. De même, un formateur ou une formatrice d’adultes se posera des questions similaires:
« Qu’est-ce que je vais lui apprendre » et « Comment vais-je le lui apprendre? ».
A partir de ce dialogue à distance, les deux interlocuteurs peuvent déjà établir des bases sur lesquelles développer un cours. Comme on peut le
déduire, celles-ci se construisent évidemment sur
des attentes, mais aussi sur une relation, sur des
discussions qui laissent entendre que le formateur actuel est à l’écoute de l’apprenant, et aussi
prêt à intégrer ses attentes et à adapter son cours.
Le rôle de l’enseignant(e) de langues a ainsi évolué par rapport au passé: il ne représente plus
seulement l’autorité indiscutable qui dispense
son cours sans être mise en question, mais l’enseignant est devenu lui-même le « véhicule » de
transmission de sa culture au sens large du terme.
Il enseigne bien entendu sa langue maternelle,
mais il fait connaître des particularités sociales,
non verbales, culinaires, culturelles, artistiques
de sa nation de provenance. Le message linguistique que le formateur transmet a une ampleur
beaucoup plus vaste que les explications de grammaire ou la simple conjugaison des verbes, parce
qu’elle introduit une série de facteurs relatifs à
la relation et à la communication interculturelle
qui permettent de découvrir de manière plus
profonde la langue et la culture visées.
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Mais, objectera Pierre, comment mon formateur
pourra-t-il me transmettre tout ceci si je n’arrive pas à comprendre? Le formateur répondra,
dans cet hypothétique dialogue à distance, que
la matière que Pierre apprendra chaque semaine
pourra être utilisée couramment après le cours
et lui mentionnera l’exemple suivant: si Pierre
souhaite aller en Italie et commander un bon café
(il vero caffè italiano), il pourra déjà le faire après
quelques heures de cours seulement!
Pierre pourra s’intégrer très vite au tissu social
de la communauté d’accueil parce qu’il détiendra
un savoir concret et pratique, facilement exploitable et sera ainsi capable de s’exprimer et de
communiquer, même avec quelques petites fautes
de diction ou de conjugaison.
L’enseignant de langues joue donc le rôle d’un
médiateur de sa propre culture vis-à-vis des apprenants: il propose une découverte de sa propre
langue à travers la découverte musicale, ludique,
sonore, gastronomique, anthropologique de sa
culture pour que les apprenants sachent se débrouiller au-delà de la grammaire ! n
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Wiedereinstieg:
Fachwissen abholen
JOLANDA SPIRIG
Medienbeauftragte SVEB
Wie fassen Frauen nach einem Unterbruch wieder Fuss im Berufsleben? Die 4. SVEB-Frauentagung packte das Thema an, Expertinnen und Berufsrückkehrerinnen nahmen Stellung. Ihr
Fazit: Mit Eigenverantwortung, Ausdauer, Hartnäckigkeit, Flexibilität und einer guten Vorbereitung
haben Wiedereinsteigerinnen auf dem heutigen Arbeitsmarkt gute Chancen.
Rund hundert Familienfrauen stemmten sich gegen Sturm «Emma», um am 1. März ins Berner
Forum czf zu gelangen, wo sie von Elke Voltz und
ihrer Gitarre willkommen geheissen wurden. Die
erste Hürde zum beruflichen Wiedereinstieg war
genommen. Und nachdem SVEB-Vizedirektorin
Ruth Jermann, selbst eine einstige Wiedereinsteigerin, in Anlehnung an Barack Obama die
Losung «Yes, I can» ausgegeben hatte, waren auch
die restlichen Bedenken weggepustet. Entspannt
hörten sich die Tagungsteilnehmerinnen an, was
die Expertinnen aus Forschung, Politik und Praxis
zu sagen hatten.
Bildnachweis: Sam Thomas
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Wie erste Ergebnisse aus dem Forschungsprojekt
zur «Erfolgreichen Berufsrückkehr von Müttern»
am Psychologischen Institut der Universität Zürich zeigen, bewältigen Wiedereinsteigerinnen
die Rückkehr in den Beruf gut. Negativ vermerkt
wird einzig der verloren gegangene persönliche
Freiraum und die mangelnde Erholungszeit. Was
nicht erstaunt, fehlen doch laut Corinne Schärer
vom Verein FRAW in der Schweiz noch immer
50’000 Kinderbetreuungsplätze.
Freude an der Arbeit
«Freizeit gönne ich mir sehr selten, und die
Freundschaftspflege leidet», das bestätigte die
erfolgreiche Berufsrückkehrerin Cynthia WaserVogelsanger, Germanistin, Grafische Gestalterin
und Mutter dreier schulpflichtiger Kinder. Ihr
Gewinn liegt klar in der Freude an der Arbeit:
«Wenn ich zufrieden bin, sind es die Kinder
auch.» Die neue Rollenteilung sei auch für ihren Mann eine Bereicherung, der die Kinder an
seinem freien Tag betreue.
Glücklich über ihren raschen Wiedereinstieg ist
auch Giselle Rufer. Die Gründerin von Delance
Swiss Watches hat ihre Ziele mit grosser Beharrlichkeit verfolgt. Ihr Tipp: «Wir müssen nicht
alles mit einem Perfektionsgrad von 100 Prozent
erledigen. 80 Prozent reichen in den meisten
Fällen aus.» «Frauen müssen loslassen und
zu Hause ihre Qualitätsansprüche reduzieren,
dann können sie sich auf ihre Arbeit konzentrieren», das riet Barbara Jaeggi vom Jugendamt
Bern den Berufsrückkehrerinnen im RoundtableGespräch. Die Wirtschaft habe erkannt, dass es
Unternehmen weniger koste, für eine gut qualifizierte Frau, die nach einem Jahr wieder einsteige,
einen Kinderbetreuungsplatz einzurichten, als
eine neue Kraft einzustellen. Die wirtschaftliche
sveb fsea
«Frauen sollten ihre Entwicklungspläne anmelden und
nicht warten, bis sie entdeckt werden.»
Bildnachweis: Sam Thomas
Lage komme den Wiedereinsteigerinnen entgegen, ebenso die demografische Entwicklung,
doch ohne den Druck der Frauen gehe es nicht,
sonst stehe der Rückschlag bei der nächsten
Rezession vor der Türe, warnte die selbständig
erwerbende Nicole Ding. «Bewerben muss man
trainieren», riet die erfolgreiche Wiedereinsteigerin Katharina Schöning, und Claire Barmettler vom S&B Institut doppelte nach: «Frauen
müssen gut begründen, was sie gut können, klar
machen, dass sie die Dinge im Griff haben.»
Entwicklungspläne anmelden
Verkaufen sich Berufsrückkehrerinnen unter ihrem Wert? Claire Barmettler: «Als Laufbahnberaterin finde ich es nicht so schlecht, wenn man
irgendwo einen Einsteig findet und sich dann
weiterentwickelt.» Doch sollten Frauen ihre Entwicklungspläne anmelden und nicht warten, bis
sie entdeckt werden. Der Wiedereinstieg müsse
schon beim Ausstieg beginnen, meinte Elisabeth
Häni von der Fachstelle UND. «Frauen sollten
den Bezug zum Berufsfeld behalten, im Betrieb,
in dem sie angestellt waren, an Weiterbildungen
teilnehmen.» Der beste Wiedereinstieg sei kein
Ausstieg, konstatierte dagegen Nicole Ding, die
glaubhaft schilderte, wie ihr Selbstbild während
der einjährigen Familienpause innert weniger
Monate zerbröckelt sei.
Mütter sollten noch vor einer möglichen Unterbrechung mit ihren Vorgesetzten sprechen,
um individuelle Lösungsmöglichkeiten für die
Vereinbarkeit von Beruf und Familie auszuloten, hatte Bettina S. Wiese von der Universität
Zürich in ihrem Referat geraten. Wer längere
Zeit ausgesetzt habe, müsse berufliche Defizite ausgleichen. Und wer eine Stelle gefunden
habe, solle sich in den ersten Monaten auf den
Beruf konzentrieren und neue private Projekte
zurückstellen: «Es braucht Zeit, um sich am Arbeitsplatz auch sozial zu integrieren.»
aktiv ein. Wichtig seien Eigenverantwortung,
Standortbestimmung, Ausdauer, Hartnäckigkeit, Flexibilität und eine gute Vorbereitung,
so lautete ihr Fazit. Wer professionelle Beratung in Anspruch nehme und das vorhandene
Wissen bei Fachstellen abhole, habe auf dem
heutigen Arbeitsmarkt gute Chancen, brachte es
Verena Wüthrich von der Thurgauer Infostelle
Frau+Arbeit auf den Punkt, bevor bereits Ehemänner und Kinder den Tagungsraum betraten,
um die künftigen Wiedereinsteigerinnen fürs
Erste wieder zurück in die Familien zu holen.
Sturm «Emma» hatte sich gelegt.
Die Tagungsresultate gehen an das Bundesamt
für Berufsbildung und Technologie BBT. Zusammen mit TravailSuisse und plusplus setzt
sich der SVEB dafür ein, dass bedarfsgerechte
Module für Wiedereinsteigerinnen geschaffen
werden.
www.alice.ch
www.plusplus.ch
www.travailsuisse.ch n
Bildnachweis: Sam Thomas
Vorhandenes Wissen abholen
Die Teilnehmerinnen brachten sich und ihre
Wünsche in intensiven Gruppendiskussionen
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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sveb fsea
AdA-Plattformtagung:
Durchlässigkeit und Transparenz gefordert
JOLANDA SPIRIG
Medienbeauftragte SVEB
An der 1. Plattformtagung des Baukastensystems zur Ausbildung der Ausbildenden (AdA) in
Zürich ging es um Konkurrenz, um die Gleichwertigkeit von Abschlüssen und um die Durchlässigkeit der Bildungssysteme.
Der Markt für die Ausbildung der Ausbildenden
ist komplexer geworden. In manchen Bereichen
ist es selbst für Insider schwierig, sich zurechtzufinden, wie der grosse Andrang zur AdA-Plattformtagung zeigte. Die Weiterbildungsabteilungen
von Universitäten und Fachhochschulen und
vor allem das neue Berufsbildungsgesetz sorgten
mit neuen Abschlüssen für Intransparenz, stellte
André Schläfli, Direktor des SVEB, fest. «Wir sind
stolz darauf, mit dem AdA-Baukasten einen Orientierungsrahmen für unseren Bereich geschaffen
zu haben. Wir haben dies mit privaten Mitteln erreicht und wollen verhindern, dass jetzt mit staatlichen Mitteln Intransparenz geschaffen wird.»
Tertiär-B-Bereich als Sackgasse?
Eine vierte Ausbildungsstufe müsse auf den
ersten drei Stufen aufbauen und neue Akzente
setzen, forderte André Schläfli weiter. Zu häufig
werde auf Hochschulebene dasselbe angeboten
wie im AdA-Baukasten. «Wir kommen nicht
darum herum, mit dem BBT zu klären, wie der
Bereich Tertiär B (Höhere Berufsbildung) Anschluss an den Bereich Tertiär A (Fachhochschulen und Unis) findet.»
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Während für den SVEB-Direktor der Tertiär-BBereich keine Sackgasse bleiben darf, liegt für
Serge Imboden, Leiter Leistungsbereich Berufsbildung im BBT, der Anschluss von Tertiär B in
der Arbeit selbst, und nicht in einem weiteren
Bildungsgang. Die Anwesenheit des BBT-Vertreters wurde von den Tagungsteilnehmenden
sehr begrüsst. Sie forderten ihn auf, sich für die
Bologna-Tauglichkeit des Berufsbildungsbereiches einzusetzen und die Verzahnung zwischen
den Systemen zu verbessern. Im Plenum sprachen sich alle für mehr Durchlässigkeit zwischen
den Bildungssystemen aus. Da in der Schweiz
keine Partnerschaft zu universitären Lehrgängen
in Sicht ist, wird eine Kooperation mit der Uni
Krems geprüft.
sveb fsea
Berufsbildner integrieren
An der Tagung wurden neue Thesen für den
AdA-Baukasten vorgestellt und erstmals diskutiert. These 6: «Der AdA-Baukasten muss mit
den neuen Abschlüssen für Berufsbildner verbunden werden.» Diese Koordination müsse auf
politischer Ebene erfolgen und dürfe nicht dem
Individuum zugemutet werden, lautete das Fazit.
Da unter den Absolvierenden der AdA-Module
die unterschiedlichsten Berufsfelder vertreten
sind, sprachen sich 80 Prozent der Anwesenden
für zusätzliche Fachdidaktik-Zertifikate aus. 60
Prozent befürworten die Professionalisierung
weiterer Tätigkeitsfelder im Bildungsbereich, so
etwa in den Bereichen administrativer Support
und Beratung, Programmplanung und Medien
sowie im Bildungsmarketing und im Management. n
Umfrageergebnisse
Zur Einschätzung der Entwicklung des AdA-Baukastensystems wurde im Februar 2008 bei allen
anbietenden Institutionen eine Umfrage durchgeführt. Die Ergebnisse und weitere Unterlagen zur
Plattformtagung finden sich auf www.alice.ch/adaplattformtagungen.
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Teil der
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FH
UAS
Kalaidos Fachhochschule
Schweiz
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Switzerland
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vermischtes divers
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DIE-Trendanalyse 2008 erschienen
Die Trendanalyse zeigt:
Es sind Aufwärtstrends zu
erkennen. Die Weiterbildungsbeteiligung nimmt
nach dem Einbruch der
letzten Jahre zu, liegt aber
weiterhin unter EUDurchschnitt.
Trotz bildungspolitisch beteuerter Wichtigkeit stagniert die öffentliche Gestaltung der
Weiterbildung in Deutschland.
Rahmenbedingungen
Die EU besitzt zwar keine rechtliche
Gestaltungskompetenz, doch durch
Programme und die Vergabe von Fördergeldern nimmt sie zunehmend mehr
Einfluss darauf, was in den einzelnen
Mitgliedstaaten in Bereich der Weiterbildung passiert.
Es ist festzustellen, dass sich mittlerweile durch die Lenkung von Finanzströmen
ein beträchtlicher Teil der nationalen
Förderpolitik an den Lissabon-Zielen
Wachstum, Beschäftigung und sozialer
Zusammenhalt orientiert.
Die öffentliche Hand dagegen zieht sich
finanziell aus vielen Bereichen zurück
und legt es auch im Bereich der Weiterbildung zunehmend in die Verantwortung des Einzelnen, sich um seine
Zukunft selbst zu kümmern. Obwohl
es politisch erklärtes Ziel ist, die Weiterbildungsbeteiligung zu erhöhen, ist
die staatliche Finanzierung seit Jahren
rückläufig, während der Anteil privat
finanzierter Weiterbildung wächst. Die
grössten Finanziers von Weiterbildung
in Deutschland sind in den letzten 10
Jahren kontinuierlich die Unternehmen
gewesen. Wenn aber die Finanzierung
Privatsache ist – darauf weist die Analyse hin – werden Wachstums-, Qualifikations- und Partizipationschancen
eingeschränkt.
Der Bildungsurlaub als bildungspolitisches Instrument greift wie aufgezeigt
nicht. Positive Signale kommen neuerdings durch tarifvertragliche Regelungen.
Weiterbildungsbeteiligung
Frauen haben bei der Weiterbildungsbeteiligung in den letzten Jahren aufgeholt und ziehen mit den Männern fast
gleich. Erheblich öfter nehmen Frauen
an Bildungsangeboten teil, wenn sie
keine Kinder haben, Männer dagegen
insbesondere, wenn sie mit einer Part-
nerin und zwei und mehr Kindern zusammenleben.
Frauen stellen auch den überwiegenden
Teil der Teilnehmenden am Fernunterricht dar, eine Weiterbildungsform, die
langfristig gesehen ebenfalls zunimmt.
Gerade die schulisch besser Gebildeten sehen für sich den grössten Weiterbildungsbedarf, während die Gruppe
ohne oder mit niedriger Berufs- oder
Schulbildung weniger Bedarf sieht. Es
wird deutlich: entscheidend für die Einschätzung dieser Frage ist, ob man einen
persönlichen Nutzen darin erkennt, sich
weiterzubilden.
Personen ab 50 Jahre nehmen öfter als
früher Lernangebote wahr. Allerdings
zeigt sich auch hier: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine erwerbstätige Person
dieses Alters an einer Weiterbildung
teilnimmt ist sechsmal höher als bei
nicht Erwerbstätigen.
Auch die Weiterbildungsbeteiligung von
Menschen mit Migrationshintergrund
steigt. So belegt die VolkshochschulStatistik eine Zunahme der Unterrichtsstunden für «Deutsch als Fremdsprache»
zwischen 2005 und 2006 um 15,4%.
Drastisch reduziert hat sich die Zahl der
Teilnehmenden im Bereich SGB-Förderung. So sank zum Beispiel die Zahl
der Eintritte in Massnahmen zur Erlangung eines Berufsabschlusses von über
500’000 im Jahr 2000 auf rund 130’000
im Jahr 2005. Allerdings scheint hier die
Talsohle wohl durchschritten zu sein,
denn 2006 war wieder ein Anstieg auf
knapp 245’000 zu beobachten.
Trotzdem wird im Rahmen der Studie
darauf hingewiesen, dass im Vergleich
zu europäischen Ländern die Weiterbildungsbeteiligung im unteren Bereich rangiert, auch wenn eine leichte Zunahme
der Teilnahmequoten auszumachen ist.
Angebot
Weiterbildungsangebote werden zunehmend individualisiert und für geschlossene Teilnehmergruppen durchgeführt.
Dies sind die zentralen Befunde im Untersuchungsbereich «Angebot». Unterricht in Gruppen dominiert zwar immer
noch, wird aber in wachsendem Umfang
durch beratungsnahe Dienstleistungen
abgelöst. Insbesondere das Thema Coaching liegt mittlerweile ganz weit vorne.
Massgeschneiderte Angebote für Personen und Betriebe treten gerade in der
beruflichen Weiterbildung in den Vordergrund. Hier sind nur mehr ein Viertel
der Angebote «offene Seminare».
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vermischtes divers
Einrichtungen
Durch den existenzbedrohenden Wegfall von öffentlichen Fördergeldern haben sich viele der mehr als 17’000 Bildungsanbieter in Deutschland ein neues
Profil gegeben und sind vermehrt in der
Beratung und Schulung für Unternehmen tätig geworden. Zunehmend stehen
Einrichtungen in einem erhöhten Wettbewerb um Projekte, Aufträge und Lernende. Insgesamt beurteilt die Branche
nach den Einschnitten der letzten Jahre
die Zukunftsaussichten positiv.
Fazit
Der Weiterbildungsbereich scheint im
Übergang zu einer Dienstleistungsbranche zu sein – für Lernende, Betriebe und
den Staat. Das Feld ist nicht mehr angebots-, sondern nachfrageorientiert aufgestellt. Zunehmend entfällt die inhaltliche und finanzielle Steuerung durch
den Staat. In der Konsequenz könnten
Teile der Bevölkerung beim Lebenslangen Lernen auf der Strecke bleiben.
Inhaltliche Anreize, gekoppelt mit finanzieller Förderung, kommen aus der EU.
Die Trendanalyse zieht verfügbare Daten aus verschiedenen Untersuchungen
heran, um Entwicklungslinien aufzuzeigen und zu interpretieren. Dabei wird
jeweils ein Zeitraum von 10 Jahren betrachtet. Die nächste Trendanalyse wird
in 2 Jahren vorgelegt.
Trends der Weiterbildung
DIE-Trendanalyse 2008
139 Seiten, 34,90
W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld 2008
ISBN 978-3-7639-1958-1
9. Learning World
am 19. und 20. Juni in Berlin
«Empower Learning – Innovation. Integration. Inspiration.» als Leitgedanke
Saarbrücken, 20. März 2008 – Bereits
zum neunten Mal findet in diesem Jahr
die «Learning World», eine der führenden Lern- und BildungstechnologieKongresse im deutschsprachigen Raum,
statt. Veranstalter ist die IMC AG aus
Saarbrücken. Unter dem Motto «Empower Learning – Innovation. Integration.
Inspiration.» greift der Kongress die aktuelle Diskussion um die Bedeutung von
Bildung als wichtigstem Wettbewerbsund Produktivitätsfaktor auf. Allerdings
stehen dabei nicht die politischen, sondern die konkreten Umsetzungsaspekte
im Vordergrund. «Die Learning World
hat sich mit ihrer Mischung aus BestPractice und neuen, anwendungsnahen
Erkenntnissen in der Fachwelt durchgesetzt», erklärt IMC-Vorstandsmitglied
Dr. Volker Zimmermann. «Wir erwarten
daher auch für dieses Jahr grossen Zuspruch zu diesem wichtigsten Jahrestreffen der eLearning und LerntechnologieAnwender.»
Wie schaffen es Unternehmen und Hochschulen, die Mitarbeiterproduktivität zu
steigern? Wie erhöht man die Akzeptanz
von Lerntechnologien? Wie kann man
für die Mitarbeiter einfache Lösungen
bereitstellen und gleichzeitig die Prozesskomplexität im Training bewältigen? Dies sind nur einige Fragen, die auf
der «Learning World» ganz pragmatisch
diskutiert werden. Die drei Begriffe «Innovation», «Integration» und «Inspiration» ziehen sich dabei konsequent durch
das gesamte Programm: Innovationen
werden in 10-Minuten-Präsentationen
vorgestellt – sowohl Anbieter als auch
Forschungsinstitute zeigen, welche neuen Ideen sie in Produkte und Prototypen
umgesetzt haben. Die Integration dieser
Innovationen in die Prozesse und IT-Infrastruktur von Unternehmen und Hochschulen wird im Rahmen von Anwendungsvorträgen präsentiert. Inspirierend
sollen die Diskussionen über innovative
Technologien, das Shootout zu Communities und die Vorträge zu Web 2.0 und
Podcasts wirken. Mittels eines TEDSystems können die Teilnehmer direkt
live ein Feedback bzw. Votum abgeben.
Zum zweiten Mal wird auf dem Kongress
von dem Fachmagazin wirtschaft + weiterbildung der «Chief Learning Officer
2008» ausgezeichnet. Im Wettbewerb
um den «Rapid Learning Award» sorgt
die neue Kategorie «Podcast» für zusätzliche Attraktion. «Die ‹Learning World›
wird mit praxisnahen Lösungsansätzen
in Kombination mit Shootouts, LivePräsentationen und Extreme Learning
Labs dafür sorgen, dass die Teilnehmer
zwei informative Tage erleben werden»,
verspricht Zimmermann.
Die Learning World in Kürze:
Datum: 19. und 20. Juni 2008
Ort: Ludwig Erhard Haus,
Fasanenstr. 85, 10623 Berlin
Gebühr: 690 Euro bzw. 300 Euro ermässigt, 100 Euro für Studierende, jew. zzgl.
der gesetzlichen MwSt.
Infos u. Anmeldung:
www.imc-learningworld.com
New: information service for adult
education in Europe
Spreading information about adult
education from the countries of Europe and EU institutions is the aim and
objective of the new English service
«European InfoNet Adult Education»,
which has been developed as part of
an EU project and is now available for
all those interested.
Around 25 correspondents all across
Europe – journalists from specialist
magazines and other experts – create
articles for InfoNet in accordance with
certain quality criteria; these are freely
available in an online database. Furthermore, InfoNet sends out a free, four-page
information service e-mail newsletter
every two months, with one main topic;
this is linked to the database. Some of
the most important articles and abridged
versions can be found in the newsletter. Sample topics are «financing» or
«science». Following a two-year development and trial phase, the service is
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In charge of the project is the Catholic
Federal Association for Adult Education
(KBE) in Germany; InfoNet is a project in
the frame of the EU-programme Lifelong
Learning/Grundtvig implemented by the
Akademie Klausenhof, from which it
receives editorial support. In the InfoNet
network, around 30 (umbrella) organisations are interlinked on a European scale
and their respective national scales.
Homepage: http://www.infonet-ae.eu,
where there is a link with a request form
for the InfoLetter and free registration to
use the database.
Contact details: Dr. Michael Sommer
(InfoNet editor), Akademie Klausenhof,
46499 Hamminkeln, Germany
tel. +49 (0)2852 / 89-1331
[email protected]
Publication OFS: « Les domaines de
compétence de ALL et leur estimation »
net. Cette publication (en langue française) est disponible en format
électronique seulement (PDF, 501 KB)
sous http://www.bfs.admin.ch/bfs/portal/fr/index/themen/15/22/publ.
html?publicationID=3047
Journée d’étude 2008 de la SSRE à
l’Université de Fribourg (24.6.08)
Journée d’étude 2008 de la Société
Suisse pour la recherche en éducation
(SSRE). Thème : « La recherche en éducation en Suisse. Les perspectives de son
développement en réponse à l’enquête
OCDE/CERI »
Université de Fribourg, Site Pérolles II, Bd
de Pérolles 90, auditorium, 9.30-17.00 h
Frais d’inscription: Membres SSRE: CHF
40.– y compris repas de midi et pauses
Non-membres: CHF 60.– y compris repas de midi et pauses. Délai d’inscription: 13 juin 2008. Inscription : http://
www.sgbf.ch/index_fr.html
Commission fédérale pour les
questions féminines : nouvelle
présidente
Il s’agit d’une présentation simplifiée
des cadres de références et des principes
de l’estimation des scores dans l’enquête internationale sur les compétences
des adultes (ALL). La présente publication est destinée aux profanes, curieux
du contenu de l’enquête «Adult Literacy
and Lifeskills ALL». Elle mesure ce que
les gens comprennent des écrits auxquels ils sont quotidiennement confrontés, comment ils se débrouillent avec les
nécessités de manipuler tous les jours
chiffres, quantités et grandeurs, comment ils s’orientent parmi les multiples
possibilités d’aborder et de résoudre un
problème et, enfin, comment ils perçoivent et utilisent l’ordinateur et l’Inter-
Informations détaillées, conseils, suggestions, pistes diverses et gratuité pour
l’ensemble de ces prestations :
http://www.studyrama.ch/
Site français :
http://www.studyrama.com/
A l’aube de la période administrative
2008-2011 a eu lieu le renouvellement
de la Commission fédérale pour les
questions féminines (CFQF). La présidente élue est Etiennette J. Verrey, une
Vaudoise de naissance domiciliée dans
le canton de Bâle-Campagne. Pour la
première fois au cours des 32 ans d’existence de la Commission, ce n’est pas une
politicienne mais une femme membre
d’une organisation non gouvernementale qui accède à cette fonction. Organe
indépendant et interpartis, la CFQF est
un trait d’union important entre les milieux politiques, les autorités et la société civile. La FSEA adresse ses vives
félicitations à Etiennette J. Verrey, membre du comité de la Fédération.
La plate-forme d’informations
« Studyrama »
« La plate-forme d’informations « Studyrama » était exclusivement destinée
aux étudiants français. Depuis peu, elle
s’adresse également aux Belges et aux
Suisses ». (M. Moussadek, Le Temps
7.03.08). Une plate-forme exceptionnelle pour tous les étudiants qui souhaitent
séjourner à l’étranger pour des études,
des stages, des activités professionnelles, des échanges, etc.
Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
Facteurs de succès dans la formation professionnelle continue
Dans ce projet, il s’est agi d’identifier
les facteurs conduisant au succès des
mesures de formation professionnelle
continue dans l’entreprise. Que peuvent
faire les trois instances principalement
concernées, entreprises, participants,
formateurs, afin d’augmenter les chances de succès des formations offertes ?
50 entretiens à propos de 14 mesures
de formation ont été conduits en Suisse
alémanique et au Tessin ; ils ont permis
d’identifier toute une gamme de facteurs
de succès. Pour plus d’informations :
www.skbf-csre.ch/pdf/08002.pdf
Master of Science (MSc) en formation professionnelle
Le Master of Science en formation professionnelle offre de multiples possibilités de carrière dans l’économie, l’administration ou les hautes écoles en raison
de son orientation à la fois interdisciplinaire et pratique et de son lien avec les
sciences sociales, humaines et économiques. Cette filière plurilingue (français,
allemand, anglais) est ouverte aux personnes titulaires d’un Bachelor ou d’un
titre jugé équivalent (BA of Science, BA
of Arts, diplôme HES, etc.) ; elle peut
être suivie à temps partiel (trois ans) ou
à plein temps (deux ans).
La filière ouvrira pour la deuxième fois
à l’automne 2008 ; le délai d’inscription
est fixé à fin avril. Le Master of Science
correspond à 120 crédits ECTS, soit
3600 heures de formation. Pour de plus
amples informations, veuillez consulter
le site Internet : http://www.iffp-suisse.
ch > Master ou prendre directement
contact avec le responsable de filière,
Dr. Christof Nägele, courriel : christof.
[email protected]
vorschau / bildserie / impressum à venir / photos / impressum
bildserie
Vorschau 2008-3
à venir 2008-3
Integration von Bildungsfernen
Intégration des adultes peu qualifiés
Die nächste Ausgabe von EP wird einem Hauptthema der Erwachsenenbildung gewidmet sein:
Kann Weiterbildung die Integration Bildungsferner unterstützen oder sicherstellen? Und welche
Weiterbildung? Für welche Erwachsenen? Für
welche Art von Integration? Und auf welchen
Wegen?
EP wird diese breite Problematik erörtern, indem
sie Fachleute zu Wort kommen lässt. Personen
also, die derzeit Projekte leiten in diesem Bereich
oder die beteiligt waren an der Realisation verschiedener Bildungsmassnahmen in der Schweiz
oder im europäischen Raum. n
Le prochain numéro d’EP sera consacré à un
thème majeur de la formation des adultes. La
formation des adultes peut-elle contribuer, assurer l’intégration des adultes peu qualifiés ? Et
quelle(s) formation(s) ? Pour quels adultes ? Pour
quelle intégration ? Et par quelles voies ?
EP abordera cette vaste problématique en donnant la parole à de nombreux professionnels
qui mènent actuellement des projets dans ce
domaine ou qui ont participé à la réalisation de
dispositifs variés de formation en Suisse ou sur
le plan européen. n
Michael Guggenheimer, Autor und Fotograf in Zürich,
pendelt zwischen Tel Aviv,
über das er ein Buch schreibt,
und der zweigeteilten deutsch-polnischen Stadt Görlitz/Zgorzelec, über die er
ein Buch veröffentlicht hat.
Stets hat er die Kamera dabei, mit der er Gesehenes
festhält. Für die vorliegende
EP hat er eine Bilderstrecke
aufgenommen, auf der Reisende oder Zeichen und
Wegmarken des Reisens zu
sehen sind. Weitere Arbeiten
auf www.textkontor.ch.
série de
photographies
Michael Guggenheimer, auteur et photographe, vit à
Zurich et fait la navette entre
Tel-Aviv, sujet d’un prochain
ouvrage, et la ville partagée
polno-germanique Görlitz /
Zgorzelec qui lui a inspiré
un livre. Pour le présent
numéro d’EP, il a réalisé
une série de photos d’un
parcours fait de signes et
d’indicateurs. D’autres travaux photographiques sur
www.textkontor.ch.
Impressum / Impressum
EP www.education-permanente.ch
Education permanente. Schweizerische Zeitschrift für
Erwachsenenbildung/Weiterbildung. Revue suisse
spécialisée dans les domaines de I’éducation des
adultes et du perfectionnement. Rivista svizzera per
I’educazione e la formazione continua degli adulti.
Herausgeber Editeur
Schweizerischer Verband für Weiterbildung SVEB,
Fédération suisse pour la formation continue FSEA,
Federazione svizzera per la formazione continua FSEA,
Federaziun svizzera per la furmaziun cuntinuada FSEA,
Swiss Federation for Adult Learning SFAL
Geschäftsstelle Schweiz SVEB
SVEB/FSEA, Oerlikonerstrasse 38, CH-8057 Zürich
T: 0848 333 433, F: +41 (0)44 311 64 59,
[email protected], www.alice.ch
Secrétariat romand FSEA
FSEA, Ch. des Plantaz 11a, 1260 Nyon
T: +41 (0)22 994 20 10, F: +41 (0)22 994 20 11,
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FSEA, Via Besso 84, 6900 Lugano-Massagno
T: 0848 333 433, F: +41 (0)91 960 77 66,
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Redaktionskommission Comité de rédaction
Geneviève Auroi-Jaggi (Université Genève), Donatus
Berlinger (AEB, Zürich), Stefan Denzler (SKBF/CSRE,
Aarau), Prof. Philipp Gonon und Markus Weil (Universität Zürich), Claude Merazzi, André Schläfli (SVEB)
Redaktionsschluss Délai pour les textes
Ca. 2 Monate vor dem Erscheinungstermin, genauere
Informationen bei der Redaktion
Env. 2 mois avant la parution, la rédaction
vous renseignera plus précisément
Redaktion Rédaction
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Arbachstrasse 16, 6340 Baar
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Hans von Arb (d), Christian Ballenegger (f)
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Education Permanente 2008-2 Reisen bildet Voyages et formation
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