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zukunftsatelier 2 buch_text Atelier Avenir 2 Livre_Texte Workshopping the Future 2: Book_Text urner h t o l o 37. S urtage Literat r aires é t t i L s ée Journ ure de Sole Letter arie te Giorna tta ra di Sole Litter a a d a p Sentu turn a Solo Inhaltsverzeichnis / Table des matières / Table of contents 5 Zukunftsatelier Buch_Text 6 Philipp Theisohn: Über das Teilen von Literatur 10 Kathrin Passig: Die falschen Hosen 16 Philippe de Jonckheere: — 93/02/2015 — 21 Atelier Avenir Livre_Texte 22 Philipp Theisohn: Sur la fragmentation de la littérature 26 Kathrin Passig: Erreur de pantalons 32 Philippe de Jonckheere: — 93/02/2015 — 41 Workshopping the Future: Book_Text 42 Philipp Theisohn: On Sharing Literature 46 Kathrin Passig: The Wrong Pants 51 Philippe de Jonckheere: — 93/02/2015 — 3 Zukunftsatelier Buch_Text Als Jules Verne 1905 starb, hinterliess er in einem Safe ein Manuskript mit dem Titel «Paris im 20. Jahrhundert» («Paris au XXème siècle» ). 1863 geschrieben, ist es nicht sein bester Roman, aber erkenntnistheoretisch vielleicht sein interessantester. Verne entwirft darin ein erstaunlich visionäres Bild der Zukunft. Um 1960 herum würde der «Dämon Elektrizität» regieren. Mit Gas betriebene Autos und S-Bahnen sorgen für rasante Mobilität, eine Art Fax-Apparat beschleunigt die unpersönliche Kommu nikation. Alles wird grösser, schneller und flächendeckender. Das hat Verne gut getroffen, entscheidend aber ist der Horizont seiner Prophetie. Verne konnte noch nicht ahnen, dass der eigentliche Fortschritt nicht in der Grösse, sondern in der Verkleinerung stecken würde. Die Mikrotechnologie war schlicht nicht vorstellbar, deshalb verfehlt seine Vision trotz allem jene Zukunft, in der 1994 das Buch erstmals erscheinen sollte. Es ist naturgemäss leichter, über Vergangenes nachzudenken, als die Zukunft vorauszusehen. Nicht zuletzt deshalb neigen die Diskurse über das «Buch der Zukunft» oft dazu, dass seine grosse Tradition hervorgehoben und zuweilen nostalgisch verklärt wird. Dem gegenüber steht die Furcht vor einem kulturellen Niedergang des Buches in der digitalen Zukunft. Trotzdem (oder gerade deswegen) haben globale Dienstleister im Internet auch Bücher aller Art in ihre Konzepte mit aufgenommen. Das Interesse von Google, Amazon etc. bezieht sich womöglich gar nicht auf das Buch als kulturelles Gut, sondern auf dessen kommerzielle Vermarktung. Darüber lässt sich klagen. Davon ausgehend lässt sich aber auch diskutieren, wie denn eine Zukunft des Buches aussehen könnte und sollte. Buchbranche und Literaturbetrieb müssen sich eigene Vorstellungen einer wünschbaren Zukunft machen. Die Solothurner Literaturtage 2015 setzen die 2014 begonnene Diskussion fort unter dem Titel: «Die Literatur in der (neuen) Öffentlichkeit». Das «Word Wild Web» ist ein zwiespältiges Medium für die Literatur. Es schafft neue Räume, in denen Texte ohne hohe Hürden publiziert, beworben, kritisiert, ausgeliehen und weltweit geteilt werden können. Das hat Folgen für die Kritik und die Rezeption. Die traditionelle Literaturkritik verliert ihren Primat und wird konkurrenziert von neuen Bewertungs systemen in den sozialen Medien. Digitale Geräte regen neue Lesarten an. Alte Struk turen werden gelockert, neue Mitspieler treten auf den Plan. Ein effizientes Copy/ Paste droht die Urheberrechte auszuhe beln. Das verunsichert und stellt dringliche Fragen nach der Zukunft der Literatur. Welche Chancen und Gefahren stecken, jenseits von Schwarzmalerei, wirklich in diesen neuen Medien? Die in dieser Broschüre abgedruckten drei Essays stehen jeweils in einer öffentlichen Diskussion zur Debatte. 5 Philipp Theisohn Über das Teilen von Literatur Digitalität und Einmaligkeit øÃπà&#ƒˇzåø∆^Ta+®G%∂Î◊«I{ÿ+,_Lñ.®.àÉ˝Ò¥í∏r‡ô¬yˉµ]÷ì›ëŸ=4®1 y∂ù 8Æ&í‘À‘‡ınê‰M‚=±€qÛÿ¯Ï˘H¸}ùfl¸ÿCÍ∑0◊Ìéÿ èa‚≤%:¿æ~1'Ã߰ߥŒÇÀD6œ◊ 4’RX◊ëDieser Text beginnt mit einer Enteignung durch das digitale Medium, nämlich mit einer beschädigten Datei. Der Rechner, an dem ich diese Zeilen nun schreibe, hat sie eigenhändig repariert und dabei vier Seiten literarischer Arbeit zu einem seltsamen Zeichenwust konvertiert. Für ihn ist der Text damit weiterhin lesbar. Ich, der Urheber der Daten, der möchte, dass man diese Zeichen wieder in eine Botschaft verwandelt, die man drucken, abschreiben, weitererzählen kann – ich und meine Erwartungshaltung stören nur. Wenn man Literatur haben will, dann muss man eben SCHREIBEN, aber schreiben tun wir längst nicht mehr, im Ausnahmefall vielleicht einmal, zum Beispiel auf Glückwunschkarten. In der Regel aber steuern wir nur noch Algorithmen und ihre graphischen Repräsentationen. Die materielle Basis unserer «Schrift», also: ihre digitale Verfasstheit, bekommen wir gar nicht zu Gesicht. Deswegen glauben wir bisweilen, dass sie eigentlich keine Bedeutung für unsere Produktion und Rezeption von Literatur hat. Tatsächlich aber verantwortet das digitale Medium die Vorstellungen, die wir uns heute von der Aneignung und Verbreitung von Texten machen. N‰G™Ñv†4flµÿ•”‰0.ñ™|fr£‡ˇâñF¢µtFk5SúïA≥’:û?øêüu ˚äƒ∂zjÜï^Ò/»Ÿ&T@̶PÌkH Das klingt zunächst etwas seltsam, denn man kann beim besten Willen nicht behaupten, dass die «digitale Literatur» eine Erfolgsgeschichte ist. Man könnte sogar eine Umkehrbehauptung wagen: Unter den uns geläufigen Kulturerzeugnissen gibt es vermutlich keines, das zur digitalen Vernetzung der Welt so wenig beigetragen hat wie die Literatur. Während die 6 Zirkulation von Soundfiles und Filmen die Menschen zu Millionen zum und ins Netz getrieben hat, erwies sich die Literatur eigentlich durchweg als zu sperrig für diese Form der kulturellen Teilhabe. Natürlich schiessen allerorten Digitalisierungsprojekte aus dem Boden, natürlich gibt es jeden Klassiker irgendwo als schlechten Scan, natürlich gibt es E-Books und mittlerweile auch E-Books, die man auf Wunsch auch gedruckt besitzen kann. Natürlich kollidieren digitale Anbieter von Literatur auch ab und an mit der «klassischen Verlagswelt», aber verglichen mit den Umwälzungen, die etwa die Musikindustrie hinter und vor sich hat, scheint die Literatur immer noch ein einigermassen resistenter Bewohner des analogen Zeitalters zu sein. Selten hört man von Autorinnen und Autoren Klagen über vorab geleakte Bücher oder massenhafte illegale Downloads geschützter Werke. Allenfalls gibt es hier und da ein Lamento über den Verfall der literarischen Sitten unter dem Einfluss von Copy/Paste-Techniken, aber wenn man ehrlich ist, handelt es sich dabei um Kompensationsdebatten. Bei Licht betrachtet belegen sie weniger den unmittelbaren Anpassungsdruck der Literatur im Angesicht der neuen Medien als vielmehr dessen Absenz.ãÕÏw∑GSˇflRäç∂úS’ïßäÜ:gDb¢Fú1Ù˝˚Sj ˙ù∑:0mqÃ7wù ¶ˇ‘fiqöukVè¨?◊VÙ:Nun heisst das aber eben nicht, dass die digitale Organisation der Lebenswelt überhaupt keinen Eindruck auf die Literatur machen würde. Sehr wohl nämlich konfrontiert das Netz die Sphäre der Bücher mit spezifi schen Praktiken der Kommunikation, mit neuen Modellen von Kreativität und vor allem: mit einem ökonomischen Regelwerk, dem man sich nur noch schwerlich entziehen kann. (Ganz gleich, ob man es nun gutheisst oder verachtet; normalerweise geschieht beides zugleich.) Das Kernprinzip der Nutzung digitaler Medien durch Menschen ist dabei das Teilen. Geteilt wird in unterschiedlicher Weise. Das Zusammenstellen und Verlinken von Medieninhalten in einem sozialen Profil ist die oberflächlichste Repräsentation dieses Prinzips. Aber auch die diversen Formen von massenhafter Weiterverarbeitung, etwa die serielle Verfremdung von Prominentenfotos durch User per Photoshop, sind im Wesentlichen Teilverfahren. An echte, alte Arbeit gemahnt uns wiederum das kollaborative Verfassen von Texten bei google.docs. Allen Phänomenen gemeinsam ist indessen die Selbstverständlichkeit, mit der wir unser eigenes Schaffen im Netz von etwas Gegebenem her definieren und umgekehrt es anderen als Arbeitsgrundlage zur Verfügung stellen. (Und sei es nur zu dem Zweck, einen an sich formschönen Beitrag mit mehr oder minder qualifizierten Kommentaren zu verunstalten.) %ü"+ú$Qá{V‘óq|L8V‡ÙÎÅÖU∞ÃíˇÍZÖƒ˙9t Wir folgen hierin nur der dem Medium eigenen Logik, das uns alle zu Arbeitern in einem gigantischen Textgedächtnis werden lässt, in dem wir gemeinsam herumwühlen, es sekündlich erweitern und umschreiben, das aber eben nie jemandem alleine gehören kann und wird – denn es sind im Grunde ja nur Rechenprozesse, die wir miteinander verknüpfen. Kurzum: Das ist kein Ort für Werke. Stellt man ein Werk ins Netz, dann verändert es seine Gestalt: Es wird teilbar, es wird verarbeitet, kommentiert, erweitert – und zwar am gleichen Ort, an dem es erschienen ist. Es erhält eine neue Existenz in einem sekundären Leben.≥ZÆ^t\à‡∑‚çî∫ä"\6ç[)˚¬Ø+&∏û>‘Îyïá'ÛH.'∫H»ÈH1e@∫è7C˛y12i›!¢rˇEc0 FPBR˝§@èá8±≤«`ì‚~VΩ:‚7V[±7Ø™Câ˝#Óµèå¥J•óñ.d].ÉÊwethÎî Wichtiger 7 als dieses ontologische Geraune ist jedoch eine ganz simple Beobachtung: Wenn es sich denn so verhält, dass der grösste Teil unserer Zeitgenossenschaft aus der Ersten und Zweiten Welt permanent mit dem Prinzip konfrontiert ist, dass «Schreiben» eigentlich Teilen bedeutet und dass nur das lesbar ist, was auch teilbar ist – dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich diese Überlegungen auch in der Produktion literarischer Texte niederschlagen. Das zielt keineswegs nur auf das Wiederaufblühen von Schreibgemeinschaften, die ohnehin zum Basisinventar literarischer Kultur gehören und auch im Zeitalter der «Werkherrschaften» immer wieder als alternatives Leitmodell zur Verfügung standen. (Insbesondere sind sie ein Merkmal aller romantischen Strömungen, zu denen letztlich auch die postmoderne Texttheorie gehört.) Nein: Zuallererst ist das tatsächlich eine Frage nach der kulturellen Macht von Aufmerksamkeit.N‰G™Ñv†4flµÿ•”‰0.ñ™|fr£‡ˇâñF¢µtFk5SúïA≥’:û?øêüu˚ä ƒ∂zjÜï^Ò/»Ÿ&T@̶PÌkH .ztØ…70ûÌÂ∑ã Yfl†}flS·ˆ”Kád.e6UÊé¥Ü÷πódŸ6∏S&éDas Prinzip des Teilens, das wir als konstitutiv für alle Aktionen im digitalen Raum erachten, hat unseren Zugang zur Kultur massiv verändert. In viel stärkerem Mass als noch vor zwanzig Jahren ist Marketing zum Teil künstlerischer Produktionen geworden – von der Kleinkunstperformance über ein neues Grindcore-Album bis hin zum Hollywood-Blockbuster. Freilich gab es immer schon «Reklame» (wie Max Goldt das einmal richtig bezeichnet hat, was andere «Werbung» nennen). Da aber die Sphäre, in der heute sich die allermeisten Menschen über kulturelle Ereignisse informieren, eine Sphäre ist, die nur über Teilhabe funktioniert, ist das Teilen selbst konzeptuell wirksam. Im Netz werden Kulturprodukte ganz bewusst in Abstufungen dem Zugriff des Nutzers verfügbar gemacht: Musik wird gestreamt, Computerspiele werden anspielbar gemacht, Serien und Filme mit einer Vielzahl an Trailern angekündigt. Hieran knüpft sich wiederum das Heer der Kommentatoren und Kommentatoren der Kommentatoren, die nichts weiteres tun, als die Relevanz des jeweiligen Produkts zu bestätigen, indem sie dessen Segmente weiter teilen. %ü"+ú$Qá{V‘óq|L8V‡ÙÎÅÖU∞ÃíˇÍZÖƒ˙9t˝ôrz6#ÁßÈÃ)^ö`Œ,ôäj‰¥6 ≠ˆ\âãÃáWenn wir immer noch im Glauben sind, dass die Literatur mit all dem nichts zu schaffen habe, dann kommt das daher, dass in unserer Vorstellung das Höchstmass an gestufter Nutzung von Büchern eine Leseprobe ist. Wer einen digitalen Text erwerben will, der schaut sie sich manchmal an, diese zehn Seiten erstes Kapitel, um sich vielleicht dann doch gegen einen Kauf zu entscheiden. Aufmerksamkeit produziert die Leseprobe aber eben nicht. Nein: Wenn die Literatur eine digitale Zukunft haben will – und ob sie die zwingend haben muss, steht auf einem anderen Blatt –, dann wird man sich vor allem über die Frage Gedanken machen müssen, auf welche Weise man sie teilen kann. Die gegenwärtigen Debatten verkürzen diese Frage meist zu einer Urheberrechtsdiskussion. Diese hilft nur leider gar nicht, denn es geht im Wesentlichen nicht darum, wer einen Text in welcher Form nutzen darf, sondern darum, wie man ihn teilt, wie man an ihm partizipieren kann. Noch fällt uns dazu nicht viel ein, sieht man einmal von doch eher lauen Experimenten ab, die einen Roman im Austausch mit einer virtuellen Leserschaft entstehen lassen. (Stephen King hat das bekanntlich gemacht.) IÉ»˘ª`T#Aå:µ1ıñÄ6ìr®lû”aCnØãÕÏw∑GSˇflRäç∂úS 8 ’ïßäÜ:gDb¢Fú1Ù Indessen zeichnet sich bereits ab, in welcher Richtung diesbezüglich Antworten gefunden werden dürften: Die digitale Kultur lebt vom Ereignis. Wer jene Autoren verfolgt, die sich im Netz bewegen (und unter den jüngeren Autoren gibt es nur sehr wenige ohne etwa eine Facebook-Präsenz), der kann beobachten, dass Literatur dort zunehmend ereignishafter inszeniert wird. Lesungen sind nicht mehr nur das Wiederkäuen des Gedruckten, sondern vielmehr macht die Lesung erst den Text sichtbar. Mehr noch: Das auf der Zugfahrt zur Lesung getweetete Foto gehört zum Text und ergänzt ihn. (Und wenn man den entsprechenden Autoren folgt, sieht man, dass solche Fotos mitsamt Kommentarleiste die Literatur eigentlich aktualisieren. Für die Herausgeber historisch-kritischer Editionen wird das später einmal ein Heidenspass werden.) Somit wird zum Beispiel auch die in den letzten Jahren nicht nur in der Schweiz immer markanter ins Licht tretende «Spoken Word»-Bewegung als die andere Seite der Digitalisierung sichtbar. Nur das Einmalige, nur der eine Abend, nur jener eine Moment lässt sich teilen. Literatur, die digital werden möchte, braucht zuerst und vor allem anderen diese Einmaligkeit. Der Rest wächst ihr dann schon von alleine zu. Ob sie es möchte oder nicht zá3=IÀ£dÁ≤L∂©[⁄gÎ/◊õÏÁa}Í[Óü∏&Ô∑Yz~HîªuÒg£ Philipp Theisohn Geboren 1974 in der Pfalz, lebt in Zürich. Professor für Neuere deutsche Literatur an der Uni Zürich, wo er ein Forschungsprojekt über die «Conditio extraterrestris» leitet. Webseite: http://www.ds.uzh.ch/conditioextraterrestris.html 9 Kathrin Passig Die falschen Hosen Seit über hundert Jahren gibt es keine funktionierende normative Ästhetik mehr. Man versichert mir, dass sie im akademischen Bereich inzwischen auch wirklich keine Rolle mehr spielt – vielleicht nicht einmal mehr in der Germanistik, wo sie während meines Studiums in den 90er Jahren noch ganz gesund und munter wirkte. Im Umgang mit Literaturkritikern, Buchbranchenmitarbeitern und Kulturförderern begegnet sie mir trotzdem ständig. Wie in der Homöopathie lassen sich die Praktiker von der Abwesenheit eines theoretischen Fundaments nicht stören. Die durch die Abschaffung des «guten Geschmacks» entstandenen Lücken in der Argumentation werden mit Behelfslösungen verdeckt, deren beliebteste Variante lautet: «Geschmack ist unvermeidbar subjektiv, aber er vervollkommnet sich durch die Betrachtung vieler guter Arbeiten.»1 Was das Gute an diesen «guten Arbeiten» sein könnte, ist nicht leichter zu erklären als der «gute Geschmack», den man so vermeiden wollte. Eine zweite Hilfslösung ist die Vorstellung, der an anderen Menschen wahrgenommene Mangel an ästhetischer Urteilskraft sei durch Weiterbildung behebbar. Verdächtig an so einer Geschmacksschulung ist nicht nur die allgemeine Idee einer Umerziehung der Mitmenschen. Ihr Hauptproblem hat der Kunsthistoriker Christian Demand in seinen Texten über Kunst- und Architekturkritik beschrieben: Wenn es auch unter Fachleuten von vergleichbarer ästhe tischer Kompetenz keinen Konsens gibt, dann ist alle Schulung für die Katz. Dass auch unter hauptberuflichen Literaturkritikern und in Grundsatzfragen keine Einigkeit herrscht, kann man jedes Jahr bei den Klagenfurter Tagen der deutschsprachigen Literatur live beobachten. Die Debatte führt nicht zu einer Einigung auf weiterverwendbare Kriterien, sondern endet eben, wenn die vorgesehene halbe Stunde um ist und jeder seine Meinung gesagt hat. Tatsächlich 10 sind wir, so Demand, «im Alltag ja noch nicht einmal in der Lage, allgemeinen Konsens über die Frage herzustellen, ob es sich bei Pudeln oder Möpsen eigentlich um schöne oder doch eher hässliche Haustiere handelt»2. Die dritte Hilfslösung im Zusammenhang mit Literatur lautet, man müsse den Text an sich selbst messen – also an dem, wovon man annimmt, dass der Autor es gewollt haben könnte, oder am jeweiligen Genre. Leider hilft auch das nicht weiter. Die Autorenabsicht muss vom Kritiker ins Werk hineininterpretiert werden und hat in der Literaturtheorie schon seit dem 19. Jahrhundert keinen ganz so zentralen Stellenwert mehr. Was der Roman oder auch nur der Vampirroman leisten sollte, ist nicht einfacher zu beantworten als die Frage nach der Qualität eines spezifischen Texts. Natürlich ist es praktischer, von der Existenz objektiver Ästhetikstandards auszugehen. Wir sagen «die Sonne geht auf» und nicht «die Erde wendet der Sonne jetzt wieder unsere Seite zu». Aber wir sagen es als sprachliche Abkürzung und nicht im Glauben, damit die tatsächlichen Verhältnisse zu beschreiben. Das ist leider nicht der Fall, wenn von Literatur gesprochen wird. Zum Vorteil der bequemen Handhabung kommen Wunschdenken und mangelndes Vorstellungsvermögen: Wer von einem Buch begeistert ist, der wünscht sich, dass es auch den Freunden oder noch besser allen Menschen gefällt. Es ist schwer einzusehen, dass das womöglich nicht der Fall ist. Mit Freunden über Gemeinsamkeiten zu reden ist angenehmer, als über Unterschiede zu streiten, und Übereinstimmung ist ja auch weniger begründungsbedürftig: Dass es sich um ein gutes Buch handelt, liegt auf der Hand – schliesslich haben beide Gesprächspartner es unabhängig voneinander erkannt. Aus der Überzeugung, im Grunde seien sich doch alle fühlenden Wesen einig, entspringen eigenartige Verschwörungstheorien: Im März 2015 ging das Foto eines Kleids durchs Internet, das manchen Betrachtern weiss-golden, anderen aber schwarz-blau schien. Das ist wenig bemerkenswert; interessant daran war, wie häufig die Vermutung geäussert wurde, der Rest des Freundeskreises habe sich verschworen, dem Kleid offensichtlich absurde Farben zuzuschreiben, nur um den Beschwerdeführer zu foppen. Auch in der Literaturkritik gilt es als Zeichen argumentativer Schwäche, die abweichende Wahrnehmung anderer einfach so hinzunehmen. In Jurys und Kulturfördergremien bringt es kaum Coolnesspunkte, in Diskussionen über Texte zu sagen «mir gefällt es halt», anstatt sich auf objektive Werte zu berufen. Allerdings muss man sich fragen, was man eigentlich in solchen Gremien verloren hat, wenn man implizit oder explizit ausschliesslich mit dem Privatgeschmack argumentiert. Wer objektive Ästhetikstandards ablehnt und trotzdem – wie ich es einige Jahre lang getan habe – die Kulturproduktion im Sinne der eigenen Vorlieben beeinflussen möchte, der will den Kuchen behalten und ihn essen. Manchmal mag es für das gelassene Weiterleben zumindest vorübergehend notwendig sein, zwei einander widersprechende Überzeugungen gleichzeitig zu hegen. Aber Jury- und Fördergremienteilnahme ist freiwillig, man kann sie folgenlos unterlassen.3 Im Netz gibt es Entwicklungen, die darauf hoffen lassen, dass sich Theorie und Praxis der Literaturkritik langfristig wieder ein wenig näher kommen. Dass Autoren nicht mehr aus technischen Gründen an eine Redaktion gebunden 11 sind, wenn sie veröffentlichen wollen, hat dazu geführt, dass – auch in den Printmedien – die Person des Autors stärker in den Vordergrund rückt. Das «Wir»- und das «Man»-Sagen kommt zugunsten des «Ich»-Sagens aus der Mode. Und das ist auch gut so, denn auch vor Internet und Digitalisierung war es nicht ein man, das sich unwillkürlich an Adalbert Stifter erinnert fühlte, sondern ein Ich, nämlich das des Autors. Nicht nur beim Schreiben, auch beim Lesen zerfällt das «Wir». Bei Facebook und Twitter kann ich jeden Tag sehen, welchen Ansichten meine Freunde und Bekannten anhängen, wenn sie ihre Themen nicht auf mich als Adressatin abstimmen. Soziale Musik-, Film- und Buchplattformen machen mir unübersehbar klar, dass auch die engsten Freunde meine Vorlieben mit keiner höheren Wahrscheinlichkeit teilen, als Fremde das tun. Zum selben Ergebnis gelangen die Betreiber von Plattformen, auf denen Empfehlungsalgorithmen eingesetzt werden: Freundschaft taugt nicht zur Vorhersage gemeinsamer Vorlieben. Sobald man soziale Netzwerke nutzt, ist es – allem Gerede von der Filterblase zum Trotz – kaum mehr möglich, der Feststellung aus dem Weg zu gehen, dass die Anderen bei aller Freundschaft nicht so sind wie man selbst. Gleichzeitig bilden sich ausdifferenziertere Geschmacksgemeinschaften als früher. In einer Kleinstadt kann man einen Lesezirkel gründen – nur eben keinen Lesezirkel für feministische Science-Fiction-Literatur, wenn er mehr als ein Mitglied haben soll. Das geht nur in einer Grossstadt. Das Netz ist eine Grossstadt für die Hosentasche, und es leistet noch mehr, denn bei manchen Interessen reicht die Grossstadt nicht aus, man braucht ein Land oder eine Welt. Extrem ausdifferenzierte Geschmacksgemeinschaften haben durch das Netz nicht nur zusammengefunden und sich in der Folge weiter verästelt. Crowdfunding gibt ihnen seit etwa 2008 4 auch die Möglichkeit, die Kulturproduktion in ihren jeweiligen Nischen selbst zu fördern. Das ist ein relativ junges Phänomen, weil es nicht nur das Internet als technische Grundlage, sondern auch die Existenz sozialer Netzwerke voraussetzt. Bis etwa 2007 war die Nachricht, dass es da etwas zu fördern geben könnte, zu schwer zu verbreiten. Welche Folgen diese Entwicklung für die traditionelle Kulturförderung nach sich ziehen wird, ist im Moment noch ganz unklar: Sollen künftig vor allem die besonders unbeliebten Ideen gefördert werden, die im Crowdfunding-System geringe Erfolgsaussichten haben? Projekte, deren Zielgruppen finanziell und kulturell mit geringerem Kapital ausgestattet sind5? Nur die teuersten Projekte, deren Bedarf durch Crowdfunding nicht zu decken ist6? Sollen Förderinstitu tionen die Entscheidungsarbeit den Crowdfundern überlassen und sich darauf beschränken, bei erfolgreichen Projekten einen Zuschuss zu leisten, wie es teilweise bereits geschieht? Oder weitermachen wie bisher und sich den gleichen Aufgaben wie die Crowdfunder widmen, nur eben mit einer anderen Auswahlmethode, der Entscheidung durch Fachleute? In der Kritik entbündeln sich die Funktionen von Rezensionen. Bis in die neunziger Jahre hinein erfüllte eine Buchrezension viele Zwecke: sie informierte Leser von der Existenz eines Buchs, gab eine Bewertung und damit eine Leseempfehlung ab, diente dem Austausch von Experten untereinander und wies darauf hin, was Leser im Text entdecken könnten. Alle vier Vorgänge 12 finden inzwischen nicht mehr ausschliesslich oder überhaupt nicht mehr im Feuilleton statt. Sie verteilen sich auf verschiedene Kanäle und Formate. Dazu kommt die Konkurrenz durch Laienkritiker, etwa in Form von Amazonrezensionen und Nano-Kritikformen wie den unkommentierten Bewertungen in Sternchenform. Wo man als Abonnent einer einzigen überregionalen Zeitung auch nur eine einzige Rezension zu sehen bekam, kann man jetzt selbst zu entlegenen Titeln mehr als eine Meinung einholen. Neu ist auch das Phänomen der Laienkritiker, die gar keine Laien sind. Hin und wieder lese ich bei Amazon oder Goodreads kenntnisreiche, ausführliche Rezensionen, deren Niveau über dem durchschnittlicher Feuilletonbesprechungen liegt. Wahrscheinlich weiss keine Redaktion von der Existenz des Rezensenten. Selbst wenn man von ihm wüsste: Ein Kritiker, der über Spezialkompetenzen in Bezug auf einen einzigen Autor verfügt, hat nur alle paar Jahre Anlass, sich zu Wort zu melden. Das passt nicht zur Arbeitsweise von Redaktionen. Das alles bedeutet nicht, dass die durch das Netz geprägten Phänomene frei sind von der Vorstellung einer allgemeingültigen Ästhetik. Es herrscht kein Mangel an Tweets und Facebookupdates, in denen ein «Lesebefehl!» oder «Hörbefehl!» nicht etwa an ein näher spezifiziertes Publikum ergeht, sondern an alle Freunde oder Follower der jeweiligen Person, als garantiere diese vage Verbindung irgendeine Übereinstimmung in Geschmacksfragen. Leseplatt formen wie Goodreads oder Lovelybooks veröffentlichen Jahr für Jahr allgemeine Bestenlisten. Die Objektivitätsbehauptung der Werturteile ist so leicht nicht totzukriegen. Dass es im akademischen Bereich ebenso selbstverständlich kein ästhetisch Richtiges gibt, wie es in der Praxis selbstverständlich verwendet und verteidigt wird, behindert den Erkenntnisfortschritt: Für beide Seiten gibt es gar kein Problem. Geschmacksforschung findet im Moment nur kommerziell und weitgehend nicht-öffentlich statt7. Im Netz liessen sich theoretisch schon seit zwanzig Jahren mit überschaubarem finanziellem und technischem Aufwand Projekte zur Erforschung von Geschmacksfragen durchführen. Seit etwa fünf Jahren ist auch das letzte Gegenargument obsolet geworden, die Internetnutzer seien zu wenig repräsentativ für die Gesamtbevölkerung oder die Gruppe der Buchleser. Vielleicht gibt es ja doch Urteile, auf die sich alle verständigen können, und wir kennen sie nur noch nicht. Allgemeine Einigkeit darüber, ob Macbeth besser sei als 50 Shades of Grey oder Barock schöner als Bauhaus, ist zwar nicht zu erwarten, ebensowenig, dass sich Minderheiten durch statistische Feststellung eines verbreiteten Geschmacksurteils von dessen Richtigkeit überzeugen lassen.8 Aber wenigstens über die Korrelationen zwischen Geschmacksurteilen und demografischen Faktoren ließe sich mehr herausfinden. Der Psychologe Jonathan Haidt betreibt seit 2007 im Rahmen seiner Forschung die Website yourmorals.org und erhebt dort die Wertvorstellungen der internationalen Besucher, bisher einige hunderttausend Datensätze. Die Problemstellung ist ähnlich gelagert wie bei den Geschmacksfragen: Um uns von der Idee zu lösen, die eigenen Wertvorstellungen seien das Mass aller Dinge, müssen wir zunächst einmal herausfinden, wie diese Wertvorstellungen und die anderer Menschen eigentlich beschaffen sind. Zu Ästhetikfragen – egal ob im Zusammenhang mit Literatur oder mit Architektur – gibt es keine vergleichbare Forschung.9 13 Vielleicht ist auch alles ganz anders. Wenn ein Phänomen irrational erscheint, liegt das ja häufig daran, dass man ihm den falschen Zweck unterstellt. Vielleicht ist die opake Empfehlung Teil des Lesevergnügens. Vielleicht müssen Bestseller durch Kritiker erst hergestellt werden. Vielleicht ist die durch die Digitalisierung wegfallende Knappheit völlig egal, und wir verschaffen uns sofort eine neue, weil wir Knappheit attraktiv finden. Geschmacksvorlieben entspringen ja nicht nur auf irgendeine authentische Weise der Person und werden von Ausseneinflüssen vor allem gestört, sie werden auch von aussen erzeugt – und sei es durch das Bedürfnis, sich von Autoren oder Genres zu distanzieren, weil sie von den falschen oder zu vielen Mitmenschen geschätzt werden. Auch wenn es sich so verhalten sollte, wenn die Autorität der Empfehlung oder das Gruppenerlebnis des gemeinsamen Gutfindens Texte attraktiver macht und die Lesefreude vermehrt: Es wäre eleganter, diesen Vorgang – wie in der Mode – transparent zu handhaben. Eine prominente Person zeigt sich gegen Honorar in der zu bewerbenden Hose und adelt sie dadurch auf einem Weg, der erkennbar wenig über allgemeine Hosenwerte aussagt. Fachleute brauchen nicht wider besseres Wissen zu erklären, warum gerade diese Hose von überzeitlicher, allgemeingültiger Schönheit und Richtigkeit ist. Aber vielleicht verstehe ich auch nur nicht genug vom Modebusiness und die Probleme sind dort dieselben wie in der Literaturkritik. Zu Büchern hingegen fehlen alle neuen Erkenntnisse, denn bei Amazon weiss man zwar sehr viel über das Kauf- und bei E-Books auch Leseverhalten der Kunden, veröffentlicht aber nichts. 8 Das klingt albern, weil kaum jemand direkt damit argumentiert, die Zustimmung der breiten Masse sei ein Anzeichen für die Korrektheit eines Geschmacksurteils. Aber aus der Annahme einer im Prinzip für jedermann einsichtigen ästhetischen Richtigkeit müsste sich genau diese Zustimmung ergeben. Das 2013 erschienene Buch «Midcomfort» des Schweizer Architekten Lukas Imhof etwa fusst auf der These, dass «die konventionellen Wohnungen der Jahrhundertwende nach wie vor zu den wohl besten, sicherlich aber begehrtesten Wohnungstypen überhaupt gehören», dieser Baustil also von objektiver, weil erkennbarer und allgemein erkannter Richtigkeit sei. Imhof beruft sich explizit auf die Mehrheit gerade architektonischer Laien: «Denn solange die Architektur nicht etwas Hochwertiges zu bieten vermag, das auch ungebildete Laien zufriedenstellen kann und auf breite Zustimmung stösst, so lange macht sie sich mitschuldig an der Zerstörung unserer Umwelt durch Zersiedelung, architektonische Banalitäten und die mass- und schamlosen Zurschaustellungen schlechten Geschmacks.» Offenlegung: Ich bin mit Lukas Imhof befreundet und finde andere Teile des Buchs sehr gut. 9 Was damit zusammenhängen könnte, dass unterschiedliche Wertvorstellungen weit häufiger zu Blutvergiessen und internationalen Auseinandersetzungen führen als unterschiedliche Ästhetikvorstellungen. Kathrin Passig Geboren 1970 in Deggendorf (D), lebt in Berlin. Als «Sachbuchautorin und Sachausdenkerin» befasst sie sich in pointierter Manier mit Fragen der digitalen Öffentlichkeit. Sie hat auch Autoren wie Bob Dylan und Christopher Isherwood ins Deutsche übersetzt. Webseite: http://kathrin.passig.de/texte.html 1 Dick Onians: «Grundkurs Schnitzen», 3. Auflage 2011. 2 Christian Demand: «Der Fisch, der Fahrrad fährt. Architekturkritik als Laienpredigt», in Merkur 9–10/2012; auch unter www.eurozine.com/pdf/2012-09-26-demand-de.pdf. 3 Seit ich Ende 2013 beschlossen habe, Juryeinladungen aus Gründen der Meinungskonsistenz abzulehnen, habe ich leider gar keine mehr erhalten. 4 In kleinerem Umfang schon seit 2003, im deutschsprachigen Raum wie immer etwas später als in den USA, also etwa ab 2010. Im Jahr 2014 wurden allein über die US-Plattform Kickstarter Projekte im Umfang von 529 Millionen US$ gefördert. 5 Ein eher unwahrscheinliches Modell, wenn schon im bisherigen Verfahren die Oper gefördert wird und das Musical nicht. 6 Das derzeit erfolgreichste Crowdfundingprojekt hat über 78 Millionen US$ eingeworben. 7 Betreiber von Musik- und Filmangeboten berichten hin und wieder zumindest in Interviews und Vorträgen über Ergebnisse der Nutzerforschung und der Arbeit an Empfehlungsalgorithmen. 14 15 Philippe de Jonckheere − 93/02/2015 − Désordre, Gebrauchsanweisung Von Anfang an, schon beim Planen und Entwickeln der Website Désordre war eines der Gestaltungsziele, den Besucher in die Irre zu führen, indem sämtliche Gattungsregeln in Bezug auf die Navigation bewusst gegen den Strich gebürstet wurden. Doch nun, da sie seit fünfzehn Jahren besteht, die dem Ursprungsübel weitere Wirrungen hinzufügten, ist es nicht mehr verboten, ja absolut undenkbar, für dieses Gebilde, das gewaltige Ausmasse angenommen hat, eine Art Führer oder Gebrauchsanweisung zu erstellen. Tatsächlich sind die Chancen minim, dass eine Gebrauchsanweisung den Reiz, den wir uns in Désordre von einer weitgehend dem Zufall überlassenen Navigation versprachen, schmälern oder gar zerstören könnte. Ich habe die Verfassung nochmals sorgfältig durchgelesen und sie erklärt nirgends, es sei verwerflich, wenn ein Link, der schwarz ankündigt, auf eine völlig weisse Seite führte oder umgekehrt. Diese Freiheit kann nicht bestehen, ohne dass von ihr Gebrauch gemacht würde. Mir scheint, es gebe hier einen wunderbaren Schmelztiegel für Fantasie, Humor, ja für Poesie. Und gerade der Gebrauch dieser Freiheit verlieh der Homepage nach und nach ihren Labyrinthcharakter. Denn Désordre ist eigentlich nichts anderes als Seiten, unzählige gewiss, untereinander verbunden durch Hypertext-Links, die sich launisch gebärden in der Funktionsart und die es beim Aufbau der fiktiven Übergänge nicht an schrägen Einfällen mangeln lassen. Der Versuch, einen genauen Plan zu liefern, wenn er sich denn zeichnen liesse (den Désordre [die Unordnung, A.d.Ü.] kartographieren – das sagt schon alles) würde denen, die durch die Website surfen, wenig helfen. Das gehört zu den Paradoxa des Désordre. Jahrelang war die Startseite die Sitemap, und niemandem wäre es eingefallen zu sagen, dies führe zu Klarheit, im Gegenteil, da es eine Karte des Wildwuchses war, und mit ihm der Verwirrung. In gleicher Weise ist, was als gänzlich unordentliche Website wahrgenommen wird, vom Innern der Site aus gesehen ein Menübaum, der auf ganz seriösen, rein infor matischen Organisationsprinzipien beruht, also im Gegenteil ein Wunder an Aufgeräumtheit. Weiter lässt sich die Gesamtheit der 250'000 Dokumente der Website allein von der Startseite aus in einem oder zwei Klicks erreichen. 16 Und noch ein letztes Paradox: Wenn zwei Leute über Désordre sprechen und sich sogar einig zu sein scheinen, was sie davon halten, dann wissen sie wohl gar nicht, dass sie unmöglich die gleiche Website gesehen haben können. In alledem ist Désordre die Summe ihrer Paradoxa. Und nichts anderes. Wenn es darum ginge, eine Gebrauchsanweisung von Désordre zu verfassen, so müsste man bestimmt den Besucher immer wieder beruhigen, ihm sagen, hab keine Angst, gewiss, du wirst dich verirren, aber keine der Gegenden, die du besuchen wirst, ist gefährlich. Oder auch, ein Besuch von Désordre kann (muss?) Freuden bereiten, die es sich zu erlauben gilt, nicht dass sie unbedingt verwerflich wären, sondern vor allem, weil sie stark mit dem Überraschungs effekt arbeiten. Diese Überraschung muss man als solche akzeptieren, wie man bei einem Zauberkünstler akzeptiert, dass er uns an der Nase herumführt, indem er unsere Blindheit ausnutzt, unsere Abgelenktheit, um falsche Wunder zu bewirken. Es liegt ein wahres intellektuelles Vergnügen darin, sich an der Nase herumführen zu lassen, überrascht zu werden. Im Fall von Désordre frage ich mich, ob das falsche Wunder nicht gänzlich darin liegt, dass der eigentliche Inhalt der Website unter verschiedenen Gesichtspunkten eine weite Hülle ist, die nur sich selbst enthält. Es handelt sich um eine Website, die das Prinzip der Rekursivität überstrapaziert, um eine Tiefenwirkung zu erzeugen. Was man darauf sieht, ist vor allem die Figur ihres Autors, der gerade dabei ist, an der Gestaltung der Website zu arbeiten; daher kann man sich die Identifikation mit dieser Figur so leicht erlauben, der Figur seiner selbst bei der Arbeit, auf der Suche. Es kommt übrigens häufig vor, dass eine der Fragen, die man mir über die Website Désordre stellt, diejenige nach der Zeit ist, die ich damit verbringe. Vor fünfzehn Jahren antwortete ich provokativ und alle Verhältnisse missachtend, dass man niemals an Marcel Proust die Frage gestellt hätte, wie viel Zeit er mit seiner blöden Suche nach der verlorenen Zeit verbringe. Dann reagierte ich auf die berühmte Frage, wie viel Zeit ich damit verbringe, mit der Antwort, ich habe kein Fernsehen, was stimmt, und habe dafür abends eine Menge freier Zeit zur Verfügung, was nicht stimmt. Nein, in Wirklichkeit ist die Antwort auf die berühmte Frage, wie viel Zeit ich damit verbringe, um einiges einfacher: Es gibt nichts von alledem, was ich an einem Tag tue, das nicht irgendeine Art von Aufzeichnung auslösen kann, ob es nun Fotografien sind, Höraufnahmen, eine Filmsequenz oder auch, ganz simpel, eine kurze Notiz. In gewisser Weise baut das Zusammenspiel dieser Daten, die man sich zu Unrecht als verstreut denken könnte, schliesslich eine eigenartige Hütte, die letztendlich nichts bietet, wie es Hütten häufig an sich haben, als das Vergnügen eines solchen Baus, der eben nur dies ist: ein Bau, ein kleiner Bau, höchstens ein Unterschlupf. Um eine gute Hütte im Wald zu bauen, sammle man am besten die Äste, die um einen herum liegen. Was nun Désordre betrifft, so ist das Material, mit dem die Website gebaut ist, der Zufall. Der Zufall ist ein seltsamer Stoff. Für mich ist es staunenswert, dass man einem Informatikprogramm eine so subjektive Aufgabe geben kann, wie eine Karte zufällig auszuwählen, oder genauer eine Zahl n zu nennen, die zwischen 1 und x liegt. Dass man einen Computer fehlerfrei eine Quadratwurzel ausrechnen lassen kann, einen Cosinus oder irgendein Resultat einer komplexen Gleichung, 17 das verstehe ich vollkommen, die Computer als Turingmaschinen sind ja dafür gebaut worden. Dass man aber objektiv einen Computer den Zufall bestimmen lassen kann, darüber werde ich mich nie genug wundern. Hier sind einige Zufallsoperationen, die man einem Computer auftragen kann und die alle auf der wunderbaren Fähigkeit beruhen, dass der Computer, seine Programme, seine Anwendungen, sein Code, zufällig eine Zahl n auswählen können, die zwischen 1 und x liegt. Man kann also das Navigationsprogramm eine Seite aus x html-Seiten wählen lassen, die auf dem Bildschirm erscheinen soll. Man kann vom gleichen Programm verlangen, dass es eines von x Bildern auswähle, die im gleichen Verzeichnis gespeichert sind, und es an einer bestimmten Stelle anzeige oder, noch witziger, man kann eingeben, es solle das Bild zufällig auf einer Seite platzieren, deren Masse man, willkürlich oder nicht, festlegt. Man kann ebenso der Anwendung sagen, sie solle das Bild unter x Bildern anzeigen, an einer zufällig ausgewählten Stelle, und der Darstellung einen Winkel zwischen 0 und 360 Grad zuweisen. Ebenso gut kann man wiederum das Navigationsprogramm anweisen, dass es dasselbe zufällig unter x Artgenossen ausgewählte Bild an eine zufällig ausgewählte Stelle auf der Website platziere, in einem zwischen 0 und 360 Grad gewählten Winkel und in einem zwischen 1 und 100% festgelegten Grad der Transparenz. Und wer all diese Möglichkeiten miteinander verschränkt, gelangt in mehr oder weniger tastenden Versuchen zu einem Resultat, dass ihn mit ziemlicher Sicherheit aus der Bahn werfen wird. Diese Überraschung, dieses Verlassen der Komfortzone ist für alle ein Gewinn. Was ist beispielsweise für einen Fotografen schwindelerregender als die Wahl der drei Bilder, die ein Triptychon formen, den Launen des Zufalls zu überlassen? In Javascript ein Bilder-Triptychon zu programmieren, deren erstes Bild zufällig einem Verzeichnis von x Bildern entnommen wird, während die anderen beiden sich nach dem gleichen Prinzip dazu gesellen, ist ein Kinderspiel. Doch welche Horizonte öffnen sich dabei für unsern Fotografen! Es wäre nicht verwunderlich, wenn er daran so viel Gefallen fände, dass er gar nicht mehr aufhören könnte, einerseits die Zahl der Bilder, die in jedem Verzeichnis abgelegt sind, zu vervielfachen, und sich andererseits nicht sehr lange mit Triptycha begnügte und sehr schnell die Zahl der gezeigten Bilder erhöhte. Hingegen ist es gar nicht einfach, mit dem Zufall umzugehen. Dem Zufall gänzlich die Zügel zu überlassen ist im besten Fall verantwortungslos, oder dann setzt es voraus, dass man sehr abgeklärt ist, was zweifellos auf John Cage zutrifft, der solche Situationen treffend in seinem wundervollen Satz zusammenfasste: Selbst wenn nichts passiert, passiert immer noch etwas. Mir scheint, eine solche Akzeptanz der absolut unendlichen Grenzen dessen, was man dem Zufall überlassen kann, zeugt von einem riesigen Vertrauen, sicherlich in den Zufall selbst, aber auch in den Zuschauer, Zuhörer oder Leser. Folgendes zur Klärung: Die Kombinatorik hat die Mathematiker dazu gebracht, Grössen zu schaffen, die in der Realität nichts mehr abdecken, zum Beispiel die Zahl Googol, die der Zahl 10100 entspricht, und die häufig gebraucht wird in der Kombinationsrechnung, die aber um vieles grösser ist als die Zahl der Atome im uns bekannten Universum. Diese Zahl übersteigt also unsere Vorstellungskraft bei weitem, und dennoch war sie für gewisse Kombinationsrechnungen nicht gross genug, so dass man den Googolplex erschaffen 18 musste, der 10Googol entspricht. Einige Seiten des Désordre, zum Beispiel die Startseite, schaffen durch ihren Einbezug des Zufalls eine Menge von Möglichkeiten, die sich in Googolplex der Möglichkeiten ausdrücken lässt. Zuzulassen, unter anderen Verzichtspunkten, dass ich die Kontrolle über ein solches Gebilde verliere, ist also die vernünftigste Haltung, die ich einnehmen kann. Nehmen wir an, folgendes Skript lässt aus einem Verzeichnis, in dem alle Bilddateien mit 001.jpg bis x.jpg bezeichnet sind, x Bilder zufällig auswählen. Diese werden an zwei Orten der gleichen Seite gezeigt, und also finden sich zwei völlig zufällig ausgewählte Bilder kombiniert. Nun ist das Erstaunliche, dass jede Kombination der beiden Bilder in jedem Fall eine glückliche Verbindung ergibt. Ebenso habe ich die Entdeckung gemacht, dass es möglich ist, irgendeine Tonspur mit irgendeiner Filmsequenz zu kombinieren. Es ist verblüffend festzustellen, in welchem Ausmass die intensiven Momente der Tonspur jedes Mal mit der Spannung der Bilder übereinzustimmen scheinen. Oder umgekehrt. Ich habe schliesslich verstanden, das dieser Prozess nichts anderes ist als der mentale Vorgang, der jeden Tag in uns abläuft: wir finden Sinnzusammenhänge in der Zwangsverbindung von Bildern und Ton, so geschieht unsere Wahrnehmung der Welt. Etwa der gleiche Prozess ist zu beobachten, wenn zwei Bilder nebeneinander gestellt werden: Wir suchen instinktiv Sinnverbindungen zwischen den beiden Bildern, wie auch immer sie beschaffen sind. Dies geschieht nicht zuletzt zu unserem grössten intellektuellen Vergnügen. Und dann dies: In gewisser Weise ist die ganze Arbeit von Désordre weniger das Werk ihres Autors als dasjenige des Zuschauers, Zuhörers, Lesers, Besuchers. Désordre ist die Internetseite, deren Autor Sie sind. Leser von Désordre zu sein bedeutet auch, bis zu einem gewissen Grad, ihr Autor zu sein. Und wenn ein solcher Vertrag Ihnen unmoralisch erscheint, so dürfen Sie nicht ausser Acht lassen, dass der Zufall, der in Désordre am Werk ist, eine interessante Verkehrung der Situation ins Gegenteil erlaubt. So widerlegt er Maurice Blanchot mit seinem Noli me legere, denn je grösser der Teil ist, den ich im Bauplan von Désordre dem Zufall überlasse, je mehr kann ich deren Leser werden, dem Rest der Lesergemeinschaft quasi gleichgestellt, zu der ich mich mit dem grössten Vergnügen geselle. Und niemand braucht einen Plan, oder eine Gebrauchsanweisung, um den Schatten der Hütten zu geniessen. Aus dem Französischen von Ruth Gantert. Philippe de Jonckheere Geboren 1964, lebt in Paris. Er ist Autor, Fotograf und seit 2000 Betreiber der Webseite www.desordre.net. Über sich selbst schreibt er: «Das Leben von Philippe De Jonckheere gleicht ein wenig diesem Genre der Unordnung (Désordre)». Site web: http://www.desordre.net Für diesen Text: http://www.desordre.net/bloc/ursula/2015/textes/094.htm 19 Atelier Avenir Livre_Texte Lorsque Jules Verne mourut en 1905, on trouva dans un coffre-fort un manuscrit intitulé Paris au XXe siècle. Ecrit en 1863, l’ouvrage n’est pas son meilleur roman, mais c’est sans doute le plus intéressant d’un point de vue épistémologique. Jules Verne y dessine une image surprenante et visionnaire du futur: le « démon Electricité » règnerait vers 1960 ; les voitures fonctionnant au gaz et un réseau de trains régionaux assureraient des déplacements rapides ; une sorte d’appareil fax accélèrerait la communication imperson nelle ; tout deviendrait beaucoup plus grand, plus rapide et universel. Autant d’idées qui montrent que Jules Verne avait un bon nez, mais l’essentiel reste l’horizon de sa prophétie. Jules Verne ne pouvait deviner que le véritable progrès ne serait pas dans l’agrandissement, mais dans la miniaturisation. Les microtechnologies n’étaient à l’époque tout simplement pas imaginables, ce qui explique que sa vision ait malgré tout raté ce futur qui vit la première parution de son livre en 1994. Il va de soi qu’il est plus facile de réfléchir au passé que de prédire l’avenir. C’est sans doute pourquoi les débats sur le « livre du futur » ont tendance à mettre l’accent sur sa noble tradition et parfois même à la nimber de nostalgie. A cela s’ajoute la crainte de voir le livre péricliter en tant que bien culturel dans un futur numérisé. Malgré tout (ou peut-être à cause de cela) les prestataires Internet ont également intégré toutes sortes de livres dans leurs concepts. Il est possible que l’intérêt de Google, Amazon, etc. ne réside pas tant dans l’essence culturelle du livre que dans sa commercialisation. On peut le déplorer. Mais, partant de ce constat, on peut aussi débattre sur ce que pourrait et devrait être le futur du livre. Le secteur du livre et celui de la littérature doivent développer leur propre vision de ce que serait un futur désirable. Sous le titre: « La littérature et le (nouveau) public », les Journées littéraires de Soleure 2015 poursuivent la discussion qu’elles ont lancée en 2014. Le « Word Wild Web » est un média ambigu pour la littérature. Il crée de nouveaux espaces où publier, démarcher, critiquer, emprunter et diffuser internationalement des textes sans grande difficulté. Un fait qui a des conséquences pour la critique et la réception. En but à la concur rence des nouveaux systèmes d’évaluation des médias sociaux, la critique littéraire traditionnelle perd de sa prééminence. Les appareils numériques inspirent de nouvelles formes de lecture. Les anciennes structures se disjoignent, de nouveaux acteurs entrent en scène. Un copier/coller efficace menace d’annuler les droits d’auteur. Tout cela inquiète et suscite de profondes interrogati ons sur l’avenir de la littérature. Sans céder au catastrophisme, il faut évaluer de quelles chances et de quels risques les nouveaux médias sont vraiment porteurs. Les essais imprimés dans cette brochure feront chacun l’objet d’une mise en discussion publique. 21 Philipp Theisohn Sur la fragmenta tion de la littérature Numérique et unicité øÃπà&#ƒˇzåø∆^Ta+®G%∂Î◊«I{ÿ+,_Lñ.®.àÉ˝Ò¥í∏r‡ô¬yˉµ]÷ì›ëŸ=4®1y∂ ù8Æ&í‘À‘‡ınê‰M‚=±€qÛÿ¯Ï˘H¸}ùfl¸ÿCÍ∑0◊Ìéÿèa‚≤%:¿æ~1'Ã߰ߥŒÇÀD6œ ◊4’RX◊ë Ce texte démarre sur une expropriation par le média numérique, un fichier corrompu. L’ordinateur sur lequel j’écris maintenant ces lignes l’a réparé de son propre chef et converti quatre pages d’écriture littéraire en un curieux ramassis de signes. Pour lui, le texte est toujours lisible. Quant à moi, l’auteur du fichier qui voudrait que ces signes soient de nouveau transformés en un message imprimable, duplicable et racontable – moi et mes attentes, nous ne sommes qu’importuns. Lorsqu’on veut avoir de la littérature, il faut justement ÉCRIRE, mais il y a longtemps que nous n’écrivons plus, ou alors peut-être exceptionnellement, une fois par an sur une carte de vœux, par exemple. Mais en règle générale, nous ne faisons que piloter des algorithmes et leurs représentations graphiques. Nous ne percevons pas la base matérielle de notre « écriture » – sa spécificité numérique –, ce qui nous laisse croire parfois que celle-ci n’a aucune incidence sur la production et la réception de la littérature. En réalité, le média numérique influence les idées que nous nous faisons aujourd’hui sur l’appropriation et la diffusion des textes.N‰G™Ñv†4flµÿ•”‰0.ñ™|fr£‡ˇâñ F¢µtFk5SúïA≥’:û?øêüu˚äƒ∂zjÜï^Ò/»Ÿ&T@̶PÌkH Cela peut paraître quelque peu bizarre au premier abord car, avec la meilleure volonté du monde, on ne 22 peut prétendre que la « littérature numérique » soit une réussite. On pourrait même aller jusqu’à affirmer le contraire : parmi les expressions culturelles qui nous sont familières, il n’en existe probablement aucune qui ait aussi peu contribué à l’interconnexion du monde que la littérature. Alors que la circulation des fichiers musicaux et des films a entraîné des millions de personnes vers et sur Internet, la littérature s’est révélée particulièrement incommode pour cette forme de participation culturelle. Bien sûr, les projets de numérisation poussent un peu partout comme des champignons, bien sûr, tous les classiques sont disponibles quelque part sous forme de mauvais scans, bien sûr, il existe des livres électroniques et même, entretemps, des livres électroniques qu’on peut sur demande se faire imprimer sur papier. Bien sûr, les fournisseurs de littérature numérique se heurtent de temps à autre au « monde de l’édition classique », mais en comparaison des bouleversements qu’a subis et que subira encore l’industrie de la musique, la littérature semble être restée un hôte passablement résistant de l’époque analogique. On entend rarement les écrivaines et écrivains se plaindre de la divulgation prématurée de leur livre ou de téléchargements de masse illégaux d’œuvres protégées. Tout au plus, entend-on ici ou là quelque lamentation sur le déclin des mœurs littéraires sous l’influence des techniques de copier/coller, mais soyons honnêtes, il s’agit plutôt de débats compensatoires. A y regarder de plus près, ils démontrent moins la présence d’une pression exercée sur la littérature pour qu’elle s’adapte aux nouveaux médias que son absence.ãÕÏw∑ GSˇflRäç∂úS’ïßäÜ:gDb¢Fú1Ù˝˚Sj˙ù∑:0mqÃ7wù ¶ˇ‘fiqöukVè¨?◊VÙ: Or cela ne veut justement pas dire que l’organisation numérique de notre monde de vie ne marque pas la littérature de son empreinte. Car le réseau Internet confronte bel et bien la sphère des livres à des pratiques spécifiques de communication, à de nouveaux modèles de créativité et surtout : à un corpus de règles économiques auquel il est difficile d’échapper. (Qu’on les approuve ou qu’on les méprise ; d’habitude, on fait les deux à la fois.) L’utilisation des médias numériques par les humains se base sur un principe : le partage. On partage de différentes façons. Assembler et relier entre eux des contenus médiatiques dans un profil social est l’expression la plus superficielle de ce principe. Mais les diverses formes des innombrables traitements ultérieurs, comme la manipulation sérielle de photos de personnalités par les utilisateurs de Photoshop, sont aussi pour l’essentiel des modes du partage. De son côté, la rédaction collaborative de textes sur google.docs nous renvoie à l’ancien travail authentique. Tous ces phénomènes ont toutefois un point commun : le naturel avec lequel, sur le réseau Internet, nous acceptons de voir notre propre création définie par quelque chose de préexistant et, à l’inverse, de la proposer à d’autres personnes comme base de travail. (Ne serait-ce que dans le but de défigurer par des commentaires plus ou moins qualifiés un texte à la forme en soi élégante.) %ü"+ú$Qá{V‘óq|L8V ‡ÙÎÅÖU∞ÃíˇÍZÖƒ˙9t En ceci, nous nous contentons de suivre la logique propre du média qui nous transforme tous en ouvriers d’une gigantesque mémoire textuelle dans laquelle nous fourrageons de concert, que nous amplifions et réécrivons toutes les secondes, qui ne peut et ne pourra cependant jamais appartenir à une seule personne – car au fond ce sont uniquement des processus de calcul que nous relions les uns avec les autres. Bref : ce n’est pas un endroit pour les œuvres. 23 Dès qu’on met une œuvre sur Internet, elle change de forme : elle devient partageable, elle est manipulée, commentée, étoffée – tout cela à l’endroit même où elle a paru. Elle jouit d’une nouvelle existence dans une vie secondaire.≥ZÆ^t\ à‡∑‚çî∫ä"\6ç[)˚¬Ø+&∏û>‘Îyïá'ÛH.'∫H»ÈH1e@∫è7C˛y12i›!¢rˇEc0FPBR ˝§@èá8±≤«`ì‚~VΩ:‚7V[±7Ø ™Câ˝#Óµèå¥J•óñ.d].ÉÊwethÎî Mais une simple constatation a plus d’importance que tous ces murmures ontologiques : s’il en est vrai qu’une grande partie de nos contemporains du premier et du deuxième monde est en permanence exposée à l’idée qu’« écrire » signifie en fait partager et que seul est digne d’être lu ce qui est partageable – alors ce n’est probablement qu’une question de temps avant que cette façon de penser se répercute sur la production des textes littéraires. Il ne s’agit en aucune façon de plaider pour une renaissance des communautés d’écriture, qui de toute façon font partie de l’inventaire de base de la culture littéraire et ont continué d’exister sous forme de modèles alternatifs. (Elles sont en particulier l’une des caractéristiques de tous les courants romantiques, au nombre desquels on peut aussi compter la théorie textuelle post-moderne.) Non: c’est tout d’abord et en réalité une question du pouvoir culturel de l’attention.N‰G™Ñv†4flµÿ•”‰0.ñ™|fr£‡ˇâñF¢µtFk5S úïA≥’:û?øêüu˚äƒ∂zjÜï^Ò/»Ÿ&T@̶PÌkH .ztØ…70ûÌÂ∑ã Yfl†}flS·ˆ”Kád.e6UÊé¥Ü÷πódŸ6∏S&é Le principe du partage, que nous considérons comme élément constitutif de toutes nos actions dans l’espace numérique, a massivement modifié notre accès à la culture. Dans une mesure encore plus grande qu’il y a une vingtaine d’années, le marketing fait partie intégrante des productions artistiques – des superproductions hollywoodiennes aux performances des petites scènes en passant par le dernier album grindcore. Certes on a toujours fait de la « réclame » (comme Max Goldt a désigné avec raison ce que d’autres appellent « publicité »). Mais, comme la sphère où la plupart des gens s’informent aujourd’hui des événements culturels, est une sphère qui ne fonctionne que par la participation, le partage lui-même se charge d’un impact conceptuel. Sur le Net, les produits culturels sont sciemment mis à la portée des usagers par degrés : la musique est livrée en streaming, les jeux vidéo sont proposés en version de démonstration, les séries et les films sont révélés par une multitude de bandes-annonces. S’y ajoute une armée de commentateurs et de commentateurs des commentateurs qui ne font rien d’autre que confirmer l’importance du produit en question en en partageant et en en diffusant les morceaux. %ü" +ú$Qá{V‘óq|L8V‡ÙÎÅÖU∞ÃíˇÍZÖƒ˙9t˝ôrz6#ÁßÈÃ)^ö`Œ,ôäj‰¥6≠ˆ\âãÃáSi nous continuons de croire que la littérature n’a rien à faire de tout cela, c’est parce que, dans notre esprit, l’échantillon de lecture représente le summum d’une utilisation par degré des livres. Ceux qui souhaitent acquérir un texte numérique lisent parfois les dix premières pages du premier chapitre pour finir, peut-être, par décider de ne pas l’acheter. Mais cet échantillon de lecture ne génère pas d’attention. Non: si la littérature veut avoir un avenir numérique – et il reste encore à démontrer qu’elle doive absolument en avoir un –, alors il faudra bien se demander comment la partager. Les débats actuels réduisent cette question à une discussion sur le droit d’auteur. Ce qui malheureusement n’aide en rien car, pour l’essentiel, il ne s’agit pas de savoir qui peut utiliser un texte sous quelle forme, mais de se demander comment le partager, comment 24 y participer. Pour l’instant, nous n’avons pas beaucoup d’idées, à l’exception de ces quelques tentatives timides d’élaborer un roman dans un échange avec les lecteurs virtuels. (C’est, comme on le sait, ce qu’a fait Stephen King.) IÉ»˘ª`T#Aå:µ1ıñÄ6ìr®lû”aCnØ ãÕÏw∑GSˇflRäç∂úS’ïßäÜ:gDb¢Fú1Ù En attendant, on voit se dessiner la direction que pourraient prendre les solutions : la culture numérique vit de l’événementiel. Pour qui suit les écrivaines et écrivains présents sur le Net (et parmi les jeunes auteurs, rares sont ceux qui n’ont pas au moins un profil Facebook), il est évident que, de plus en plus, la littérature y est mise en scène comme un événement. Les lectures ne se contentent plus de remâcher le texte imprimé, elles tendent plutôt à rendre le texte visible. Davantage encore : la photo envoyée sur Twitter au cours d’un voyage en train fait partie du texte et le complète. (Et lorsqu'on suit l’écrivain en question, on voit que ce genre de photos et la barre des commentaires réactualisent en fait la littérature. Les auteurs qui plus tard, publieront des éditions historiques et critiques y prendront sans doute un extrême plaisir.) On peut ainsi considérer le mouvement du « spoken word » qui, ces dernières années a eu un succès croissant, et pas uniquement en Suisse, comme l’autre face de la numérisation. Seul cet instant exclusif, cette soirée, ce moment unique peuvent être partagés. Si elle veut se numériser, la littérature a d’abord et avant tout besoin de cette unicité. Le reste viendra alors de lui-même. Qu’elle le veuille ou non. zá3=IÀ£dÁ≤L∂©[⁄gÎ/◊õÏÁa}Í[Óü∏&Ô∑Yz~HîªuÒg£ Traduit de l’allemand par Marielle Larré. Philipp Theisohn Né en 1974 dans le Palatinat, il vit à Zurich. Professeur de littérature allemande contemporaine à l’Université de Zurich, il dirige un projet de recherche intitulé «Conditio extraterrestris». Site web: http://www.ds.uzh.ch/conditioextraterrestris.html 25 Kathrin Passig Erreur de Pantalons Depuis plus d’un siècle, il n’existe plus d’esthétique normative opérationnelle. On m’assure que, sur ces entrefaites, elle ne joue plus aucun rôle dans le domaine académique – et peut-être même plus en germanistique où, durant mes études dans les années 1990, elle se montrait encore très vivace et coriace. Et pourtant, j’y suis en permanence confrontée dans mes contacts avec les critiques littéraires, les collaborateurs du secteur du livre et les organes d’encouragement culturel. C’est comme pour l’homéopathie, les praticiens ne se laissent pas décontenancer par l’absence d’un fondement théorique. L’abolition du « bon goût » a laissé des blancs dans l’argumentation, comblés par des solutions de fortune dont une variante revient très souvent: « Le goût est inévitablement subjectif, mais il se perfectionne par l’étude renouvelée de bons travaux. »1 Ce qui est bon dans ces « bons travaux » n’est pas plus facile à expliquer que le «bon goût» auquel on voulait ainsi échapper. Une deuxième solution de fortune consiste à imaginer qu’il serait possible de compenser le manque de jugement esthétique constaté chez les autres par une formation complémentaire. Ce genre de formation du goût n’est pas seulement suspect en ce qu’il implique généralement qu’il est possible de rééduquer son prochain. L’historien de l’art Christian Demand en a décrit le problème principal dans ses textes sur la critique d’art et d’architecture: si déjà, des spécialistes aux compétences esthétiques comparables ne parviennent pas à un consensus, alors toute formation est en pure perte. Que même les critiques littéraires profession nels n’arrivent pas à se mettre d’accord et qu’il n’existe pas de communauté de vues sur des questions de fond, c’est ce que l’on peut observer en direct et tous les ans, à l’occasion des Journées de la littérature de langue allemande de Klagenfurt. Les débats ne conduisent pas à une entente sur des critères qui seraient autrement applicables, mais s’achèvent avec la demi-heure impartie et lorsque chacun a exprimé son opinion. En réalité, continue Christian Demand, « dans notre vie quotidienne, nous ne sommes même pas capables de nous entendre sur la question de savoir si les caniches ou les carlins sont des animaux domestiques plutôt beaux ou plutôt laids. »2 26 En ce qui concerne la littérature, la troisième solution de fortune consiste à dire qu’on devrait mesurer le texte à son aune – donc à l’aune de ce que l’on suppose que l’auteur pourrait avoir voulu dire, ou à l’aune du genre auquel il appartient. Malheureusement, cela ne nous aide pas non plus. Alors que les intentions de l’auteur ont perdu toute importance centrale dans la théorie littéraire depuis le XIXe siècle, le critique les surinterprète pour les projeter dans l’œuvre. Quant à ce que le roman ou même le roman vampiriste devrait accomplir, la question n’est pas plus facile à résoudre que celle de la qualité d’un texte particulier. Il va de soi qu’il est plus pratique de supposer l’existence de standards esthétiques objectifs. Nous disons « le soleil se lève » et non pas « la terre dirige maintenant notre côté vers le soleil ». Mais lorsque nous le disons, il s’agit d’un raccourci linguistique et nous ne croyons pas que l’expression décrit la réalité des faits. Ce n’est malheureusement pas le cas lorsque nous parlons de littérature. A l’avantage du confort d'utilisation s’ajoutent l’illusion et le manque d’ima gination : quiconque s’enthousiasme pour un livre souhaite que celui-ci plaise à ses amis ou encore mieux, à tout le monde. Il est difficile de comprendre que ce n’est peut-être pas le cas. Il est plus agréable de partager ses goûts avec ses amis que de discuter sur des différences, de plus l’entente se passe de justification : qu’il s’agisse d’un bon livre est évident – puisqu’enfin les deux interlocuteurs s’en sont aperçus, indépendamment l’un de l’autre. La conviction qu’en principe tous les êtres sensibles sont d’accord engendre les théories du complot les plus singulières : en mars 2015, la photo d’une robe a fait le tour d’Internet, certains observateurs la voyant blanche et dorée, d’autres bleue et noire. Rien de bien remarquable jusque-là ; le plus intéressant a été de voir combien de fois les internautes ont émis le soupçon que le reste des amis de la plaignante avait conspiré pour attribuer à la robe des couleurs absurdes, dans l’unique but de la mystifier. Dans la critique littéraire aussi, admettre tout simplement que les autres peuvent percevoir les choses autrement passe pour une faiblesse de l’argumentation. Dans les jurys et les organes d‘encouragement culturel, on n’améliore guère sa cote à affirmer « Et bien moi, ça me plaît, c’est tout », dans les discussions sur les textes, au lieu de se référer à des valeurs objectives. Il est vrai que l’on est en droit de se demander ce qu’on fait dans ce genre d’organes lorsqu’on n’a pour tout argument, implicite ou explicite, que son goût personnel. Quand, rejetant l’existence de standards esthétiques objectifs, on souhaite – comme je l’ai fait durant quelques années – influencer la production culturelle dans le sens de ses propres préférences, c’est qu’on veut le beurre et l’argent du beurre. Il peut être parfois nécessaire pour survivre en toute tranquillité de nourrir simultanément deux convictions contradictoires. Mais la participation à des jurys et à des organes d’encouragement n’est pas obligatoire, on peut donc s’en abstenir.3 Sur Internet, on voit apparaître certaines tendances qui font espérer que la théorie et la pratique de la critique littéraire se rapprocheront un peu à long terme. Le fait que, pour des raisons techniques, les auteurs ne sont plus liés à une rédaction quand ils publient, tend à mettre davantage en évidence leur propre personne, dans les médias imprimés également. Le « nous » – et le « on » – passent de mode au profit du « je ». Ce qui n’est pas plus mal, car même avant 27 Internet et avant la numérisation, ce n’était pas un on qui instinctivement se remémorait Adalbert Stifter, mais bien un « je », celui de l’auteur. Le «nous» s’effrite non seulement dans l’écriture, mais aussi dans la lecture. Sur Facebook et Twitter, je vois tous les jours à quelles opinions mes amis et mes connaissances adhèrent lorsque ce n’est pas pour moi qu’ils ajustent leurs messages. Les plateformes sociales de musique, de cinéma et de livres me font clairement comprendre une chose : à l’évidence, la probabilité n’est pas plus forte de partager mes préférences avec mes amis les plus proches qu’avec des étrangers. Les gestionnaires de plateformes fonctionnant avec des algorithmes de recommandation en arrivent à la même conclusion : l’amitié ne vaut rien pour pronostiquer les préférences communes. Dès que l’on utilise les réseaux sociaux, il n’est plus guère possible d’échapper au constat que, quelle que soit l’amitié qui nous lie, les autres ne sont pas comme nous. En même temps, on voit se former des communautés de goût plus différenciées qu’auparavant. Dans une petite ville, on peut mettre sur pied un cercle de lecture – mais certainement pas un cercle de lecture pour la littérature féministe de science-fiction si on veut qu’il compte plus d’un membre. C’est quelque chose qui n’est possible que dans une grande ville. Internet est une grande ville de poche, dont l’offre est encore plus étendue car certains intérêts ne se contentent pas de la grande ville, il leur faut un pays ou le monde. Des communautés de goût extrêmement différenciées se sont trouvées grâce à Internet et ont ensuite continué à se ramifier. Le financement participatif leur donne également, depuis 2008 4 , la possibilité de financer eux-mêmes la production culturelle dans les créneaux qui les intéressent. Ce phénomène relativement récent présuppose non seulement l’existence d’une plateforme technique comme Internet, mais aussi celle de réseaux sociaux. Jusque vers 2007, il était difficile de diffuser la nouvelle qu’il pouvait y avoir quelque chose à encourager. Pour l’instant, on ne sait encore distinguer avec précision quelles conséquences cette évolution aura pour l’encouragement traditionnel de la culture: faudra-t-il à l’avenir soutenir surtout les idées particulièrement impopulaires qui n’ont aucune chance de réussite dans le système de financement participatif ? Des projets dont les groupes cibles sont dotés d’un capital financier et culturel moindre5 ? Seulement les projets les plus onéreux dont les besoins ne pourront être couverts par le financement participatif 6 ? Les institutions d’encouragement devront-elles abandonner les décisions au financement participatif et se limiter à accorder un subside supplémentaire aux projets couronnés de succès, comme tel est parfois le cas ? Ou devront-elles continuer à faire ce qu’elles ont fait jusqu’à présent et se consacrer aux mêmes tâches que le financement participatif, mais avec une autre méthode de sélection, la décision de professionnels ? En ce qui concerne la critique, on assiste à une dissociation des fonctions exercées par les recensions. Jusque dans les années 1990, une recension de livre remplissait de nombreux objectifs : elle informait les lecteurs de l’existence du livre, elle livrait une appréciation et donc une recommandation de lecture, nourrissait les échanges entre experts et signalait les découvertes que les lecteurs pourraient faire dans le texte. Entretemps, ces quatre fonctions ne sont plus exclusivement – ou même plus du tout – assurées par les rubriques culturelles des journaux. Elles se répartissent entre divers canaux et formats. 28 S’ajoute à cette situation la concurrence des critiques amateurs qui, par exemple, placent des recensions sur Amazon ou des nanocritiques comme les appréciations sans commentaires sous forme d’étoiles. Alors qu’on n’avait accès qu’à une seule recension lorsqu’on était abonné à un seul journal national, on peut aujourd’hui consulter plus d’une opinion, même sur les titres les plus rares. Le phénomène des critiques amateurs qui n’en sont pas est également nouveau. De temps à autre, sur Amazon ou Goodreads, je tombe sur des recensions très bien informées et circonstanciées dont le niveau dépasse celui des comptes rendus ordinaires de rubrique littéraire. Aucune rédaction probablement ne connaît l’existence de ce critique. Et même si on le connaissait: un critique possédant des compétences particulières sur un seul écrivain n’a l’occasion de se faire entendre que tous les deux ou trois ans, ce qui ne cadre pas avec la façon de travailler des rédactions. Tout cela ne signifie pas que ces phénomènes, façonnés par Internet, se soient affranchis de l’idée qu’il existe une esthétique à caractère universel. On ne peut ignorer les tweets et les mises à jour Facebook qui lancent un « ordre de lecture! » ou un « ordre d’écoute! », non à un public spécifique, mais à tous les amis ou followers, comme si ce vague lien pouvait garantir un accord quelconque en matière de goûts. Les plateformes de lecture comme Goodreads ou Lovelybooks, elles, publient tous les ans des classements généraux. Difficile de se débarrasser de l’allégation d’objectivité des jugements de valeur! Que l’université considère évidente l’absence d’une vérité esthétique comme celle couramment utilisée et défendue par la pratique, entrave toute avancée scientifique: des deux côtés, on n’y voit aucun problème. La recherche sur le goût n’avance actuellement que dans le domaine commercial et, dans une large mesure, privé 7. Théoriquement, sur Internet, on aurait la possibilité de conduire des recherches sur les questions de goût depuis au moins vingt ans, pour un investisse ment financier et technique acceptable. Depuis à peine cinq ans, la dernière objection est tombée, qui prétendait que les utilisateurs d’Internet étaient trop peu repré sentatifs de l’ensemble de la population ou du groupe de lecteurs. Peut-être existe-t-il après tout des jugements capables d’emporter l’adhésion de tous, mais que nous ne connaissons pas encore. Certes, on ne peut espérer que tout le monde convienne que Macbeth est meilleur que 50 Shades of Grey ou que le baroque est plus beau que le Bauhaus; on ne peut espérer non plus que le constat statistique qu’un jugement de goût est largement partagé puisse convaincre les minorités de se rallier à sa vérité.8 Mais au moins en saurait-on davantage sur la corrélation entre jugements de valeur et facteurs démographiques. Dans le cadre de ses recherches, le psychologue Jonathan Haidt gère depuis 2007 le site Internet yourmorals.org : il collecte les valeurs auxquelles adhèrent ses visiteurs du monde entier – quelques centaines de milliers de données jusqu’à présent. Le problème qui se pose est assez proche des questions de goûts: pour se détacher de l’idée que nos propres valeurs sont la mesure de toutes choses, nous devons d’abord découvrir comment nos valeurs et celles des autres humains se sont constituées. Sur les questions d’esthétique – qu’elles concernent la litté rature ou l’architecture –, il n’existe pas de recherches comparables.9 Mais il en va peut-être tout autrement. Lorsqu’un phénomène nous paraît irrationnel, c’est souvent parce que nous lui supposons une finalité erronée. 29 Peut-être la recommandation opaque fait-elle partie du plaisir de lire. Peut-être les critiques devraient-ils se mettre à produire des bestsellers. Peut-être est-il sans importance que la numérisation fasse disparaître la rareté, peut-être en créerons-nous une nouvelle parce que nous trouvons la rareté attrayante. Les préférences de goût ne jaillissent pas seulement d’une quelconque authenticité de la personne pour être détruites par les influences extérieures, elles sont également produites par l’extérieur – ne serait-ce que par le besoin de se distancer de certains auteurs et genres uniquement parce qu’ils sont appréciés par les mauvaises personnes ou par trop de gens. Et même si tel était le cas, si l’autorité d’une recommandation ou le sentiment de l’appréciation collective rendait les textes plus attrayants et décuplait le plaisir de la lecture: il serait plus élégant de rendre ce processus transparent – un peu comme dans la mode. Moyennant honoraires, une personnalité en vue se présente habillée du pantalon dont il faut faire la publicité, l’anoblissant ainsi d’une façon qui laisse peu inférer sur les valeurs universelles des pantalons. Les spécialistes n’auraient pas besoin d’expliquer sciemment pourquoi ce pantalon justement est d’une beauté et d’une vérité intemporelles et universelles. Mais on m’objectera peut-être que je ne m’y connais pas assez en matière de mode et que les problèmes qu’on y rencontre sont identiques à ceux de la critique littéraire. utilisateurs et de leurs travaux en matière d’algorithmes de recommandation. Sur les livres, en revanche, nous manquons totalement d’informations actuelles car, si Amazon sait énormément de choses sur le comportement d’achat de livres électroniques et de lecture de ses clients, il se garde bien de publier quoi que ce soit. 8 Cela peut paraître idiot parce que peu de personnes argumenteraient que l’assentiment des masses est un signe qu’un jugement de goût est juste. Mais, si l’on présuppose une vérité esthétique en principe concevable par tout un chacun, on devrait justement aboutir à ce genre d’assentiment. Paru en 2013, le livre « Midcomfort » de l’architecte suisse Lukas Imhof repose sur la thèse que « les appar tements conventionnels des débuts du XXe siècle continuent d’être perçus comme les meilleurs et sont certainement les plus appréciés des types d’appartement», que donc ce style de construction est d’une justesse objective parce que reconnaissable et généralement reconnue. Lukas Imhof se réfère explicitement à la majorité des profanes de l’architecture : « Car aussi longtemps que l’architec ture ne parviendra pas à offrir des réalisations de haute qualité, qui puissent satisfaire les profanes et emporter un large assentiment, elle se rend coupable de la destruction de notre environnement par le mitage, la banalité architecturale et l’étalage immodéré et honteux du mauvais goût. » Aveu : Lukas Imhof et moi sommes amis et je trouve très intéressantes certaines autres parties de son livre. 9 Ce qui pourrait s’expliquer par le fait que les divergences de valeurs se traduisent beaucoup plus fréquemment par des effusions de sang et des conflits internationaux que les divergences de conceptions esthétiques. Traduit de l’allemand par Marielle Larré. Kathrin Passig Née en 1970 à Deggendorf (Allemagne), elle vit à Berlin. En qualité d’« écrivaine de non fiction et inventrice de choses », elle traite en un style percutant de questions en rapport avec les domaines publics numériques. Site web: http://kathrin.passig.de/texte.html 1 Dick Onians: « Grundkurs Schnitzen », 3e édition 2011. 2 Christian Demand: « Der Fisch, der Fahrrad fährt. Architekturkritik als Laienpredigt » in: Merkur 9–10/2012; existe aussi à l’adresse www.eurozine.com/pdf/2012-09-26-demand-de.pdf. 3 Depuis que j’ai décidé, fin 2013, de refuser les invitations à participer à des jurys pour préserver la cohérence de ma pensée, je n’en ai malheureusement plus reçu aucune. 4 A une échelle plus petite, depuis déjà 2003, dans l’espace germanophone comme toujours un peu plus tard qu’aux Etats-Unis, à savoir à partir de 2010. En 2014, par l’intermédiaire de la plateforme américaine Kickstarter, des projets ont été soutenus à hauteur de 529 millions de dollars. 5 Un modèle plutôt improbable puisque les procédures actuelles encouragent déjà l’opéra et non le musical. 6 Le projet qui a eu le plus de succès sur les plateformes de financement participatif jusqu’à maintenant, a obtenu plus de 78 millions de dollars. 7 Les fournisseurs d’offres musicales et cinématographiques rapportent de temps à autre, au moins dans leurs interviews et leurs conférences, les conclusions de leur recherche sur le comportement des 30 31 Philippe de Jonckheere − 93/02/2015 − Désordre, mode d'emploi Si dès le début de la conception du site Désordre, un des buts de sa construction a été d'égarer le visiteur, prenant consciemment à rebours les canons du genre en matière de navigation, après presque quinze années d'existence qui ont ajouté à ce mal originel davantage de touffeur, il n'est plus interdit, voire impensable, de tenter de produire une manière de guide ou de mode d'emploi face à cet édifice devenu gigantesque, il y a de fait peu de chances, de toute manière, qu'un tel mode d'emploi vienne totalement déflorer les joies attendues de la navigation, tellement inféodée au hasard, dans le site Désordre. Initialement conçu comme le portfolio de mon travail de plasticien, je cherchais alors une idée conductrice qui me permettrait d'éviter les écueils ennuyeux de ces sites, qui avant même les blogs, paraissaient terriblement formatés dans leur construction, notamment avec leur système d'onglets, parmi lesquels on trouvait invariablement, les œuvres, la biographie, la bibliographie et un onglet de liens dans lequel on trouvait surtout les copains de l'artiste, comme si, ceci dit en passant, la biographie d'un artiste pouvait avoir le moindre intérêt pour tout autre que l'artiste lui-même et cela quelle que soit la valeur de l'artiste. Je ruminais dans mon atelier jusqu'à ce que l'idée de fouiller ce dernier devienne celle qui serait l'étincelle de départ du site, j'allais photographier mon atelier et découper les images en question en zones clicables, à l'époque je ne savais pas encore que cette possibilité du code s'appelait l'image map et le visiteur n'aurait qu'à cliquer sur tel rayonnage de la bibliothèque, tel tiroir, telle boîte et je lui donnerais à lire le livre tiré de l'étagère de ma bibliothèque, le contenu hétéroclite du tiroir, les tirages dans la boîte de papier-photo, et le site Désordre, à ses tout débuts n'était rien d'autre. Il comptait un peu plus d'un millier de fichiers. Ce qui paraissait beaucoup alors. Ce qui est très peu de choses si l'on considère ce chiffre avec des critères plus contemporains. *** J'ai bien relu la constitution et il y est nulle part indiqué qu'il soit répréhensible qu'un lien indiquant noir, débouche sur une page toute blanche, ou inversement. 32 Une telle liberté ne peut exister sans que l'on s'en serve, c'est ce que je me suis immédiatement dit, il me semblait qu'il y avait là un creuset admirable pour la fantaisie, l'humour, voire la poésie. J'ai bien relu la constitution — face à de tels choix je relis toujours la constitution — et encore aujourd'hui la chose n'est toujours punie d'aucune loi et pourtant je constate que nous ne sommes pas nombreux à faire usage de ce droit, de cette liberté. Et c'est justement l'exercice même de cette liberté qui de fil en aiguille a fini par donner à ce site ses allures de labyrinthe. Parce qu'en quelque sorte le site Désordre n'est rien d'autre que des pages, certes nombreuses, qui sont reliées entre elles par des liens hypertextes capricieux dans leur fonctionnement, n'excluant jamais tout à fait la fantaisie dans la construction de ces passerelles fictives. Et le labyrinthe ne peut qu'empirer, il empire à la fois du fait de son enrichissement depuis désormais quinze ans, lequel ne va que dans le sens d'une profusion sans cesse grandissante, puisque presque aucun des fichiers qui constituaient le site, il y a quinze ans, n'a été supprimé, offrant même, depuis la page historique, la possibilité d'une déambulation temporelle, ce qui, en soi, ne fait qu'ajouter de l'épaisseur à l'expérience même du Désordre. Mais surtout le Désordre empire de façon exponentielle, avec un très fort facteur. Cela est dû à l'arrivée dans la vie du site de mon ami Julien Kirch qui a su, comme sans doute personne n'aurait su le faire à sa place, mettre à la disposition du site les moyens remarquables de sa compétence de programmeur. Au début de notre collaboration, nous passions par des cahiers des charges dont les contours étaient dessinées sur les nappes en papier des restaurants chinois où nous nous rencontrions, puis, Julien est devenu un traducteur très émancipé, surtout doué du pouvoir de la suggestion, me proposant, avant même que j'y pense moi-même des scripts et des lignes de code qui devenaient autant d'outils tous conçus pour permettre la combinaison entre eux, tels des modules s'emboîtant parfaitement. Cela fait douze ans que Julien contribue en sous-marin à la construction du site, ma dette envers lui est immense. Parce que c'est notamment grâce à son excellente compréhension des processus de création, singulièrement de la place potentielle du hasard dans cette dernière, que je peux aujourd'hui pérorer à propos de cette dimension presque infinie du site, ou encore sur le fait que le site génère ses propres espaces au-delà même de ma volonté. Tâcher d'en fournir une carte précise, si l'on pouvait dessiner une telle chose (cartographier le Désordre, tout est dit), n'aiderait que très médiocrement celui ou celle qui l'arpente. Cela fait partie des paradoxes du Désordre. Pendant des années la page d'accueil du Désordre a été le plan du site et nul n'aurait dit que cela allait dans le sens de la clarté, au contraire, puisque cette carte était celle de la prolifération, et avec elle de la confusion. Au même titre que ce qui apparaît comme un site extrêmement désordonné, lorsqu'il est vu depuis l'intérieur du site, depuis mon point de vue, celui d'une arborescence régie par des principes sains d'organisation purement informatiques, est au contraire un miracle de rangement, ou encore, que la totalité des 250.000 fichiers du site est en fait quasi accessible en un ou deux clics depuis la seule page d'accueil, de nombreux site adoreraient pouvoir en dire autant. Et encore un dernier paradoxe, lorsque deux personnes parlent du Désordre et semblent même s'entendre sur ce qu'elles en pensent, elles ignorent sans doute qu'il est matériellement impossible qu'elles aient vu la même chose du site. En cela le Désordre est la somme de ses paradoxes. Et rien de plus. 33 Parmi ces paradoxes, il en est sur lequel je dois m'exprimer avec honnêteté, dans l'espoir de me laver de ce durable sentiment d'imposture: la construction du site est une chose (presque) simple. Il n'y a pas de tour de force technique particulier. Absolument toutes les pages du Désordre sont passives, elles sont des fichiers html contenant différents médias, parmi lesquels le texte et l'image fixe se partagent la part du lion, assez sobrement, et sans grand effet destiné à impressionner le visiteur. En revanche ces pages sont nombreuses et en m'appuyant au début sur une hypermnésie solide, le fait d'accepter librement que les liens hypertextes qui catapultent le visiteur d'un bord à l'autre du site puissent obéir à une logique assez lâche a fait, en soi, que le site est devenu ce qu'il est devenu, un édifice aux dimensions rendues impressionnantes parce qu'elles sont désormais le travail quasi quotidien de plus de quinze années. En cela on peut dire que la construction du site ne s'est faite qu'en s'appuyant sur les principes les plus évidents de construction d'un site internet, soit une page, reliée à une autre page (ou à plusieurs autres pages) par le biais d'un lien hypertexte qui ne se soucierait pas plus que cela de la chronologie ou de toute forme d'ordre, en somme le Désordre. J'ai fini par comprendre, dans ce paradoxe, ma propre incrédulité lorsque des visiteurs, des spectateurs, voire des chroniqueurs du site, s'émerveillaient d'une complexité qui m'apparaissait surtout fausse, à moi, qui connaissais ses principes de construction, tellement simples, véritablement dénuées de complexité. Et naturellement, je sais aussi, qu'en dépit de tous mes efforts d'honnêteté, de franchise même, à propos du Désordre, de ce que je sais moi que le site est plus simple qu'il n'y paraît, qu'en somme il n'est qu'accumulation non complexe de contenus simples, le Désordre continue d'impressionner, quand ce n'est pas de rebuter, voire de faire peur. Donc s'il fallait écrire le mode d'emploi du Désordre, il faudrait sans doute beaucoup rassurer son visiteur, lui dire, n'aie pas peur, oui, tu vas te perdre mais aucune des régions que tu vas visiter n'est dangereuse. En cela je repense souvent à l'installation de Gregor Schneider, intitulée süßer duft telle qu'elle avait été exposée à la Maison Rouge à Paris au printemps 2008. Chaque visiteur de cette exposition y pénétrait seul, était parfaitement rassuré sur le fait qu'il ne courait aucun danger et finalement ne visitait que des pièces vides, mais dans un sentiment d'inconfort croissant, une première salle au plafond un peu trop bas, puis une salle avec une porte qui claque et un écho amplifié, puis une salle très humide, une autre, fort étroite, une salle où il fait trop chaud, une autre immense ou tout est blanc et la luminosité trop forte, la sortie de cette salle qui se fait par un sas où il fait un froid de canard, de laquelle on sort avec précipitation pour entrer dans une salle entièrement plongée dans l'obscurité, font qu'un tel enchaînement de salles vides accélère notoirement la fréquence cardiaque du visiteur sans que ce dernier ait couru le moindre danger. Pour son plus grand plaisir ? Un plaisir pervers, mais un plaisir durable et étrange, le plaisir d'être surtout confronté à soi-même dans la pleine acceptation du nécessaire mystère d'une telle rencontre. Une visite du Désordre peut (doit ?) produire de tels plaisirs, des plaisirs qu'il faut s'autoriser, pas qu'ils soient nécessairement coupables, mais surtout parce qu'ils fonctionnent beaucoup sur l'effet de surprise, en cela il faut accepter à la fois cette surprise, comme on l'accepte d'un prestidigitateur qu'il nous berne, 34 s'appuyant sur notre cécité, notre attention diffuse, pour produire de faux miracles. Il y a un vrai plaisir intellectuel à se faire berner, à se faire tromper, à la surprise. Dans le cas du Désordre, je me demande si le faux miracle ne réside pas entièrement dans le fait que le contenu même du site, est, à bien des points de vue, une enveloppe vaste qui ne contient qu'elle-même, un site qui abuse de la forme récursive pour créer un sentiment d'épaisseur, où ce que l'on y voit surtout c'est la figure même de son auteur précisément occupé à travailler à la construction même du site, et que l'on puisse si facilement s'autoriser une identification à cette figure, celle de soi-même au travail, à la recherche. C'est d'ailleurs fréquent qu'une des questions que l'on me pose s'agissant du site Désordre est de savoir combien de temps j'y passe. Il y a une dizaine d'années, je répondais par provocation, et toutes proportions mal gardées, qu'on n'aurait jamais posé une telle question à Marcel Proust de savoir combien de temps il y passait à cette foutue Recherche du temps perdu. Puis j'ai commencé à répondre à la fameuse question du temps que j'y passe, que je n'avais pas la télévision, ce qui est vrai, et que du coup le soir je disposais d'un temps libre considérable, ce qui n'est pas vrai. Non, en fait la réponse à la fameuse question du temps que j'y passe est nettement plus simple, il n'y a rien que je fasse dans une journée dont je ne puisse, à un moment ou à un autre, déclencher une forme d'enregistrement, que ce soit d'en prendre des photographies, d'enregistrer un extrait sonore, d'en filmer une parcelle, voire, tout simplement d'en prendre une note brève, et qu'en quelque sorte l'articulation de ces données dont on pourrait penser à tort qu'elles sont éparses, finit par construire une drôle de cabane, qui n'offre rien d'autre finalement, comme souvent les cabanes, comme celles que je fais avec mes enfants, notamment dans le bois de Vincennes, que le plaisir d'une construction qui n'est que cela, une construction, une petite construction, à peine un abri. Et je pourrais de la sorte, faire la liste finalement nombreuse des paradoxes ou même des faux-fuyants relatifs à la construction du Désordre, je ne suis pas certain que cela aiderait beaucoup mon visiteur, au même titre que tout auteur ne peut pas être son propre lecteur, je peux difficilement expliquer à mon visiteur ce qu'il doit trouver dans le Désordre. Dans le Désordre on ne trouve pas toujours ce que l'on cherche en revanche on trouve souvent ce que l'on ne cherchait pas ou plus. Sur ce point il n'est sans doute pas inutile de rappeler qu'aux tout débuts de l'Internet, bien avant l'avènement des moteurs de recherche pertinents dans leurs résultats, il était couramment admis de la part des utilisateurs qu'il n'était pas nécessairement grave que le contenu qui lui était proposé en réponse à sa demande n'était pas nécessairement le contenu le plus pertinent qui soit. Nous avons pris la triste habitude depuis, qu'interrogeant un moteur de recherche ce dernier calcule la pertinence des différent résultats de cette recherche et la classe pour nous, et de fait nous avons pris l'habitude croissante de ne jamais pousser bien loin nos recherches parmi les résultats soit disant moins pertinents. Ce que nous avons gagné en efficacité et en précision, il est manifeste que nous l'avons perdu en poésie et en ouverture. Or le site Désordre a été conçu et sa construction a commencé, du temps même de cette pertinente approximative, pour ses visiteurs d'alors il paraissait plus naturel que pour ses visiteurs d'aujourd'hui qu'un lien hypertexte entre deux pages opère selon une logique qui ne soit pas immédiate. De ce point de vue, il est possible, c'est triste mais c'est possible, que le site Désordre ne soit plus compréhensible pour les générations futures 35 désormais sevrées d'objectivité, ou de ce qui passe pour telle. En cela on peut volontiers cataloguer une entreprise comme celle du Désordre, comme étant une tentative, désespérée, forcément désespérée de résistance à cette objectivité maladive, et ce qui est attendu des visiteurs du Désordre n'est pas moins, finalement, que d'accepter de nager à contre-courant, contre toute logique, contre tout ordre, et de cette façon, de se donner une chance de faire survivre en soi des voies plus poétiques, moins logiques, mais tellement plus belles. Un effet anachronique pour sûr, mais qui devrait être couronné par des joies inattendues. Ce qui est inattendu, ce que l'on n'attend plus, tel est sans doute le véritable thème du Désordre. Dans l'Espace littéraire, Maurice Blanchot théorise avec une admirable profondeur sur l'impossibilité d'être son propre lecteur. Noli me legere. Un tel refus pour soi-même est sans doute aussi celui que peuvent redouter d'autres créateurs, qu'ils soient peintres, sculpteurs, cinéastes, musiciens, photographes, que sais-je ?, pour peu que ces derniers aient été généreux dans leur advention qu'ils n'aient fui aucune des directions exigeantes, courageuses, mais surtout inconnues d'eux, et c'est doute à cette aune que l'on peut mesurer la valeur des œuvres. Parfois il me semble que Maurice Blanchot se soit trompé sur ce point — ma réfutation n'est pas très solide et surtout elle est très intuitive, en plus d'être minuscule. Qu'au contraire, tout poète, tout artiste, tout écrivain qui aurait mené avec vaillance le chemin d'une véritable advention, a en fait toutes les chances d'être allé suffisamment au bout de soi-même au point de pouvoir redécouvrir les œuvres écrites ou produites par soi comme autant de production d'un tiers, je pense par exemple à Thomas Bernhard qui expliquait beaucoup rire avec le recul à la relecture de ses livres dont l'écriture avait dû lui coûter tant. Bien loin de vouloir soupeser, même pour rire, une lecture du Désordre, à l'ombre des géants que sont Maurice Blanchot et Thomas Bernhard, je suis contraint de constater qu'il m'arrive d'être mon propre visiteur, parfois déçu, d'autres fois agréablement surpris. Et cette surprise ne peut avoir d'autres raisons, d'autres origines, que celle d'avoir laissé une place de plus en plus grande au hasard. *** Le hasard est une matière étrange. A mes yeux il est admirable que l'on puisse demander à un programme informatique une tâche aussi subjective que de tirer une carte au hasard, plus exactement de décider d'un chiffre n compris entre 1 et x. Que l'on puisse exiger d'un ordinateur qu'il calcule sans faire d'erreur une racine cubique, un cosinus ou je ne sais quel résultat d'une équation complexe, je le comprends fort bien, les ordinateurs, en tant que machines de Turing, ont été conçus pour cela. En revanche que l'on puisse demander objectivement à un ordinateur de régir le hasard est pour moi une source inépuisable d'émerveillement. Voici quelques opérations hasardeuses que l'on peut confier à un ordinateur et qui toutes reposent sur cette faculté admirable que l'ordinateur, ses programmes, ses applications, son code, puissent choisir au hasard un nombre n compris entre 1 et x. On peut, de ce fait, demander au programme de navigation de choisir d'afficher une parmi x pages html, on peut exiger du même programme qu'il choisisse une parmi x images contenues dans un même répertoire et de 36 l'afficher à une place désignée, ou plus amusant encore de lui demander de la placer au hasard dans une page dont on détermine arbitrairement, ou pas, les dimensions. On peut tout aussi bien demander à cette application d'afficher cette image parmi x images, à un emplacement choisi au hasard et d'imposer à cet affichage un angle compris entre 0 et 360 degrés. Tout aussi bien on peut attendre toujours de son navigateur qu'il affiche cette même image tirée au hasard parmi x semblables images, à un endroit choisi au hasard dans la page, selon un angle compris entre 0 et 360 degrés et selon un degré d'opacité compris entre 1 et 100%. Et si vous enchâssez toutes ces possibilités entre elles, avec plus ou moins de tâtonnements, vous obtenez des résultats qui ont toutes les chances de vous bousculer. Or chacun gagne à cette surprise, à cette forme d'inconfort. Ici je dois sans doute dire que j'ai été l'élève de la photographe américaine Barbara Crane qui elle-même avait subi l'enseignement de quelques transfuges du Bauhaus, parmi lesquels Lazlo Moholy-Nagy, sans compter une compréhension du hasard qu'elle partageait avec John Cage, au point qu'il ne serait pas entièrement faux de penser et d'écrire qu'elle a appliqué les mêmes expédients de hasard à la photographie qui avaient en leur temps, dans les mains de John Cage, défiguré à jamais la musique. Parmi les rudesses de l'enseignement que j'ai reçu de Barbara Crane il y avait cet exercice qu'elle m'avait donné à faire, exposer une boîte entière de plans-films 4'X5', en réglant la chambre sur l'hyperfocale (l'infini atteint par effet de profondeur de champ), mais en regardant pas ce que je photographiais sur le verre dépoli, et pour être sûr que la chose était impossible, je devais faire des photographies à la chambre 4'X5' à main levée, sans trépied. Une boîte complète de plans-films. Et cela dans le but déclaré de me défaire de quelques-unes de mes plus tenaces habitudes de cadrage, parmi lesquelles la déplorable habitude d'un respect impérieux de l'horizontale. Cet enseignement porta ses fruits. Il y a une dizaine d'années j'avais offert à Barbara Crane de construire un site internet qui rendrait justice à son immense travail de photographe. Pour ce faire, j'avais, en de nombreux endroits, utilisé les capacités de canaliser le hasard permises par la programmation, notamment en javascript. Lorsque le site a été prêt, j'en ai envoyé l'url à Barbara Crane et la réponse qui fut la sienne fut sans doute le message de reconnaissance le plus chaleureux que je n'ai jamais reçu. Barbara m'indiquait qu'elle avait le sentiment de redécouvrir son propre travail avec un œil neuf et je ne manquais pas de lui rappeler le fameux exercice des photographies à la chambre à main levée. C'est à cet inconfort sain qu'il faut, en tant qu'artiste, tous les jours, soumettre les nouvelles formes de son travail. Et le hasard est un vecteur admirable de cet inconfort. Quoi de plus déstabilisant en somme pour un photographe que de voir une de ses photographies recouverte partiellement ou même entièrement par une autre image, une portion de texte ou tout autre élément graphique dont l'intervention est soumise au hasard ? Quoi de plus vertigineux pour un photographe par exemple, de laisser le choix des trois images qui composent un triptyque aux caprices du hasard. De ce fait en html de programmer un triptyque d'images dont la première est tirée au hasard parmi x images contenue dans un répertoire, la deuxième et la troisième selon le même principe, est un jeu d'enfant. Et pourtant que d'horizons 37 qui s'ouvrent à notre photographe ! Il ne serait même pas surprenant qu'il y prenne goût au point de sans cesse multiplier le nombre des images contenues dans chaque répertoire d'une part, et, d'autre part de ne pas se contenter de triptyques très longtemps et d'augmenter rapidement le nombre d'images présentes sur la page. En revanche manier le hasard n'est pas chose facile. Et que ce maniement s'il semble donner rapidement de nombreuses heureuses surprises au béotien, au débutant, le hasard est avant tout capricieux qui pourra donner du bien du fil à retordre à son praticien. En effet laisser entièrement les commandes au hasard est au mieux irresponsable ou alors il faut être très philosophe, ce qui était indubitablement le cas de John Cage, qui résumait assez bien de telles situations par sa formule admirable, même quand il ne se passe rien il continue de se passer quelque chose. Il me semble qu'une telle acceptation des limites absolument infinies de ce que l'on peut confier au hasard place beaucoup de confiance, certes dans le hasard lui-même, mais aussi dans le spectateur, l'auditeur ou le lecteur, dans le cas du Désordre, le visiteur. Parmi les écueils du maniement du hasard, il y a celui, craint par le concepteur et presque inimaginable pour le visiteur, que le résultat produit soit bien plus souvent désastreux qu'heureux. Ainsi chaque fois que je paramètre les bornes d'un script reposant sur le hasard je fais de très nombreuses vérifications de son fonctionnement, ne serait-ce que pour traquer les appels de fichiers fautifs, fichiers manquants etc ... Et quand bien même je m'efforce à de très nombreuses vérifications, je ne suis pas inconscient que pour certaines pages d'y consacrer ce qu'il me resterait à vivre serait encore en deçà d'un vrai recensement. Je m'explique. Les calcul de combinaisons ont poussé les mathématiciens à créer des entités qui ne recouvrent plus rien en termes de réalité, ainsi le nombre Gogol qui est égal à 10 à la puissance 100 est un chiffre fréquemment utilisé dans le calcul combinatoire mais qui dépasse de beaucoup le nombre d'atomes présents dans l'univers connu. Autant dire que ce nombre dépasse l'entendement, et pourtant dans certains calculs combinatoires ce nombre est devenu insuffisant au point qu'il a fallu créer le Gogolplex qui est égal à 10 à la puissance Gogol. Certaines pages du Désordre dans ce qu'elles appellent de hasard, par exemple la page d'accueil du site, génèrent des nombres de possibilités exprimables en Gogolplex de possibilités. Ce n'est pas la moindre de mes fiertés. Et les mêmes pages offrrant un tel nombre de possibilités d'affichage, débouchent à leur tour sur d'autres pages aux aussi nombreuse possibilités ce qui rend matériellement innombrable le nombre de possibilités de navigation dans le site, un site qui compte par ailleurs plus de 250.000 fichiers. Accepter, en autres renoncements, de perdre le contrôle d'une telle construction est donc l'attitude la plus saine que je puisse adopter. Mais est-ce qu'une telle attitude ne pourrait pas être jugée comme désinvolte et quel intérêt peut avoir un site internet, qui est construit sur des bases aussi peu solides ? C'est sans doute là, au cœur même de l'écriture du Désordre, que se situe sa force, on ne peut pas prédire le hasard, on peut en revanche le canaliser. Et s'appuyer sur deux ou trois axiomes non dénués d'intérêt. Soit le script suivant qui permet de tirer au hasard, et donc d'afficher, une parmi x images dans un répertoire dans lequel tous les fichiers images portent les noms de 001.jpg jusqu'à x.jpg. On peut ensuite créer un tableau qui contient 38 une certaine image et l'associer à une parmi les X images du répertoire déjà mentionné. On peut aussi associer une image tirée au hasard parmi les x de ce premier répertoire à une autre images tirée au hasard dans ce même répertoire. Et on peut naturellement tirer au hasard une parmi ces x images contenues dans le répertoire R1 à une image tirée au hasard parmi les y images contenues dans le répertoire R2, tout cela en un tour de main. Il est étonnant alors de constater que chaque association entre les deux images est systématiquement heureuse. Pire encore, de cette manière il est possible de rattraper une image qui serait ratée, Bien pire encore, avec une autre image qui serait ratée, la capacité de recyclage des images en la matière est absolument infinie. Je me suis longtemps interrogé sur les raisons d'un tel miracle. Je me suis un jour rendu compte, en travaillant sur tout à fait autre chose, que l'on pouvait tout aussi bien associer n'importe quelle image animée, extrait de vidéo, de film, cinéma d'animation que sais-je ?, à n'importe quelle bande son et qu'en cela la bande-son était supérieure à l'image, et animée d'une force propre parvenant systématiquement à tirer les images à elle. J'ai fait de très nombreux essais, j'ai associé des tas et des tas d'extraits d'images vidéographiques à toutes sortes de bandes sonores et il était étonnant de voir à quel point les intensités de la bande sonores semblaient chaque fois coïncider avec la tension des images. Ou inversement. Avant que je ne comprenne que ce processus n'était autre que celui, mental, qui était le nôtre tous les jours, qui nous voyait sans cesse trouver des liens de sens dans le mariage forcé d'images et de sons, c'est-à-dire notre perception du monde. Appliquant cette pseudo-découverte au petit miracle énoncé plus haut, j'ai compris que si l'on pouvait associer n'importe quelle image à n'importe quelle autre image, cela procédait des même facultés mentales, celles qui forcent des ponts de sens entre deux images se succédant, le cinéma, en un sens, ne fabrique rien d'autre, et que ces passerelles construites par le spectateur étaient en fait à l'origine même de son plaisir intellectuel. Et qu'en quelque sorte tout le travail du Désordre était moins l'ouvre de son auteur mais davantage encore celle du spectateur, du lecteur, du visiteur. Désordre est le site internet dont vous être l'auteur. Etre le lecteur du Désordre, c'est aussi, dans une certaine mesure, en être l'auteur. Et si un tel contrat vous paraissait immoral, ce que l'on pourrait comprendre, il faudrait ne pas perdre de vue aussi que le hasard qui est à l'œuvre dans le Désordre permet cependant un intéressant renversement de la situation, il permet de contredire Maurice Blanchot et son Noli me legere, puisque plus grande est la part laissée par moi au hasard dans la construction du Désordre et plus je peux en devenir le lecteur, à quasi égalité avec le reste de la communauté de ses lecteurs, que je rejoins ave plaisir. *** Quand bien même je devrais essayer de donner des conseils de navigation pour appréhender le Désordre, quand bien même je serais animé des meilleures intentions du monde en ce sens, je ne suis pas sûr que j'y parvienne. Et ce n'est pas une coquetterie de ma part, mais bien plutôt un aveu d'impuissance, mais une impuissance heureuse. Finalement, le meilleur conseil que je pourrais donner à 39 un visiteur du site, c'est d'oser en confiance et de se laisser guider par son bon plaisir, dans de telles conditions il est probable que ce dernier, comme on peut se réjouir de la bonne compréhension que l'on acquiert en visitant une architecture, saura retrouver des traces de mon bon plaisir à moi, celui, nécessairement récursif, de construire une cabane, une simple cabane. Et nul n'a besoin d'un plan, ou d'un mode d'emploi, pour goûter à l'ombre des cabanes. Philippe de Jonckheere Né 1964, vit à Paris. Il est auteur, photographe et exploitant depuis 2000 du site Web www.desordre.net. Il dit de luimême : « La vie de Philippe De Jonckheere est un peu ce genre de Désordre ». Site web: http://www.desordre.net Pour ce texte: http://www.desordre.net/bloc/ursula/2015/pages/093.htm Workshopping the Future: Book_Text When Jules Verne died in 1905, he left be hind a manuscript entitled «Paris in the 20th Century» («Paris au XXème siècle») in a safe. Written in 1863, it is not his best novel, but epistemologically perhaps his most interesting. In it, Verne sketches an astoundingly visionary picture of the future. Around 1960 the «demon» called electricity would rule. Automobiles and urban railways powered by gas would provide rapid mobility; a kind of fax machine would accelerate impersonal communication. Everything would become bigger, faster and more comprehensive. Verne quite nearly hit the mark with his predictions, but it is the horizon of his prophecy that is crucial, as Verne could not yet anticipate that the true advance would not lie in enlargement but in a decrease in the size of things. Microtechnology was simply not imaginable, which is why his vision failed to encompass the future of 1994 in which his book was to be published for the first time. Pondering the past comes more naturally than predicting the future. Not least due to this fact, the discourses on the «book of the future» tend to emphasize its great tradition and sometimes to nostalgically glorify it. Opposed to this, there is the fear of a cultural demise of the book in the digital future. Nevertheless (or precisely because of this), global service providers in the internet have also included all kinds of books in their concepts. The interest of Google, Amazon etc. might possibly not concern the book as a cultural asset but its commercialization. Which can be lamented. But based on this assumption, one could also discuss how the future of the book could and should look like. The book trade and literary industry have to develop their own ideas of a desired future. The Solothurn Literature Days 2015 take up the discussion begun in 2014 under the heading «Literature in the (New) Public Sphere». The «Word Wild Web» is both a blessing and a curse for literature: it creates new spaces where authors can publish texts without jumping through the usual hoops, where those texts can be advertised, criticised, lent out and shared around the world. This has consequences for criticism and reception. Traditional literary criticism is losing its primacy and finds itself in competition with the new rating systems available in social media. Digital devices are inspiring new ways of reading. Old structures are being loosened up, new players are appearing on the scene. An efficient copy/paste procedure is threatening to dethrone copyright. All of this creates uncertainty and raises urgent questions about the future of literature. What chances, what risks do these new media realistically represent? The three essays in this booklet are offered as contributions to an ongoing public debate. 40 41 Philipp Theisohn On Sharing Literature Digitality and Uniqueness øÃπà&#ƒˇzåø∆^Ta+®G%∂Î◊«I{ÿ+,_Lñ.®.àÉ˝Ò¥í∏r‡ô¬yˉµ]÷ì›ëŸ=4®1 y∂ù 8Æ&í‘À‘‡ınê‰M‚=±€qÛÿ¯Ï˘H¸}ùfl¸ÿCÍ∑0◊Ìéÿ èa‚≤%:¿æ~1'Ã߰ߥŒÇÀD6œ◊ 4’RX◊ëThis text begins with an expropriation by the digital medium: in other words, with a damaged file. The computer I used to write these lines repaired them all by itself, thus converting four pages of literary work into a peculiar ideographic wasteland. As far as the computer is concerned, the text continues to be legible. As for me, the creator of the data, who would like to have these characters reconverted into a message that can be printed, copied and elaborated – I’m just a needy nuisance. If you want literature, well, you simply have to WRITE; but we’ve long since stopped writing, except for maybe rare occasions like on a greeting card. As a rule, all we do now is manipulate algorithms and their graphic representations. The material basis of our «script», that is, its digital composition, is something we never get to see. Which is why we have come to believe that it is essentially meaningless for our production and reception of literature. And yet, in point of fact, the digital medium meets our current expectations of the appropriation and distribution of texts.N‰G™Ñv†4flµÿ•”‰0. ñ™|fr£‡ˇâñF¢µtFk5SúïA≥’:û?øêüu˚äƒ∂zjÜï^Ò/»Ÿ&T@̶PÌkH That sounds rather strange at first, since one could hardly claim that «digital literature» has been a success so far. In fact, you could make the opposite claim: among ordinary contemporary cultural products there is probably none that has contributed as little to the world’s digital networking as literature. For while the circulation of sound files and films has drawn millions to the net, literature has proven too ungainly to participate in this form of cultural activity. Of course there are digitising projects springing up all over the place; of course every classic is available somewhere as a crap scan; of course there are e-books, even e-books you can have printed on demand. Of course digital literature providers also occasionally have run-ins with the «classic publishing world», 42 but compared to the upheavals ongoing in the music industry, for instance, literature still seems to be a fairly resistant inhabitant of Planet Analogue. It’s rare that you hear authors moaning about leaked books, or the mass illegal downloading of copyrighted works; at most there’s the odd elegy on the decline of literary manners under the influence of copy/paste, but to be honest these are just so much compensatory carry-on. In the light of day they are evidence less of pressure on literature to adapt to the new media than of the reverse: the lack of any such pressure.ãÕÏw∑GSˇflRäç∂úS’ïßäÜ:gDb¢Fú1Ù˝˚Sj˙ù∑:0mqÃ7wù ¶ˇ‘fiqöukVè¨?◊VÙ:Now, that doesn't mean the digital re-organisation of our lives has had absolutely no effect on literature. After all, the net certainly does confront the world of the book with specific communication practices, new models of creativity and, above all, an economic regime that is well-nigh ineluctable. (Whether you approve of it, condemn it – or both at once, as is typically the case.) The basic principle guiding the use of digital media by human beings is that of sharing. Things are shared in a variety of ways. The collation and linking of media content in a social profile is the most superficial instantiation of this principle. But the wide range of mass reprocessing techniques, such as the serial distortion of celebrity pix by users of photoshop, are essentially a part of sharing. The collaborative creation of texts by way of google.docs, meanwhile, looks more like good old work as we used to know it. But what is common to all of these phenomena is the casual way we define our own creations on the net according to a certain given, while making those creations available to others as templates. (Even if it’s only to have a text, formally pleasing per se, disfigured by more or less qualified comments.) %ü"+ú$Qá{V‘óq|L8V‡ÙÎÅÖU ∞ÃíˇÍZÖ˙9t In doing so we are only pursuing the logic proper to the medium itself, which transforms us all into workers in a gigantic text memory, all of us scrabbling around together, extending and rewriting it second by second, although it can of course never belong to any one of us alone, nor will it – since it consists essentially of nothing more than computing processes we ourselves are linking together. In short, it’s no place for works of literature. Upload a work into the net and it changes its form: it becomes sharable, it is processed, commented on, extended – on the very site on which it has appeared. It is granted a new existence in a secondary life.≥ZÆ^t\à‡∑‚ç î∫ä"\6ç[)˚¬Ø+& ∏û>‘Îyïá'ÛH.'∫H»ÈH1e@∫è7C˛y12i›!¢rˇEc0FPBR˝§@èá8±≤«`ì‚~VΩ:‚7V[±7Ø ™Câ˝#Óµèå¥J•óñ.d].ÉÊwethÎîMore important than such ontological mystification, however, is a very simple observation: if it is the case that the majority of our contemporaries in the First and Second Worlds are permanently confronted with the principle of «writing» as nothing more than sharing, and that the necessary condition for legibility is its sharability – then it is only a matter of time before such considerations make themselves felt in the production of literary texts. This is by no means intended merely to further the recrudescence of writer’s communities, which are in any case among the basic features of literary culture and have persisted as an alternative model throughout even the age of copyright. (In particular they are a feature of all romantic movements, including, in the final analysis, postmodern textual theory.) No: first and foremost, it is in fact a question of the cultural power of attention.N‰G™Ñv†4flµÿ•”‰0. ñ™|fr£‡ˇâñF¢µtFk5SúïA≥’:û?øêüu˚äƒ∂zjÜï^Ò/»Ÿ&T@̶PÌkH 43 .ztØ…70ûÌÂ∑ã Yfl†}flS·ˆ”Kád.e6UÊé¥Ü÷πódŸ6∏S&éThe principle of sharing, which we deem constitutive of all actions in the digital space, has massively altered our access to culture. To a much greater degree than twenty years ago, marketing has become a part of artistic production – from cabaret performances to the new grindcore album and Hollywood blockbuster. To be sure, there has always been «advertising» – and note the origins of the word in the Latin for «to turn toward» or «draw [attention] to». But since the sphere from which most people get their information these days about cultural happenings only functions by means of participation, sharing itself is conceptually operative. On the web, cultural products are deliberately made available to users in increments: music is streamed, computer games are made playable, series and films are heralded with a multitude of trailers. And here too there is the horde of commentators and commentators of commentators, who do nothing else but confirm the relevance of any given product by sharing its segments with others.%ü"+ú$Qá{V‘óq|L8V‡ÙÎÅÖU∞ÃíˇÍZÖƒ˙9t˝ôrz6#ÁßÈÃ)^ö`Œ,ôäj‰ ¥6≠ˆ\âãÃáIf we still believe that literature has nothing to do with any of this, it’s because we imagine that a sample extract from a book represents the ultimate in its incremental usage. People interested in purchasing a digital text may occasionally take a look at those ten pages from the first chapter, only to decide against buying the thing after all. But it isn’t attention that the sample extract produces. No: if literature is to have a digital future – and whether such a future is absolutely necessary is another story – then we will have to come to grips above all with the way in which it can be shared. Current debates tend to abbreviate this question to a discussion of copyright, which unfortunately is of no use since what is essentially at stake is not who may use a text in which form, but rather how it is shared, how users can participate in it. And we still haven’t come up with much on this question, apart from some half-hearted experimental attempts to create a novel in partnership with a virtual readership. (Stephen King has famously tried this.) IÉ»˘ª`T#Aå:µ1ıñÄ6ìr®lû”aCnØ Translated from the German by Rafaël Newman. Philipp Theisohn Born 1974 in the Palatinate (Germany), lives in Zurich. Professor of Modern German Literature at the University of Zurich, where he heads a research project studying the «Conditio extraterrestris». Website: http://www.ds.uzh.ch/conditioextraterrestris.html ãÕÏw∑GSˇflRäç∂úS’ïßäÜ:gDb¢Fú1Ù Meanwhile it is becoming clear where answers are to be found: digital culture thrives on events. If you follow authors who work the net (and only a very few young writers are without a Facebook presence, for example), you will notice that literature is increasingly staged there as an event. Readings have ceased to be mere ruminations of the printed word and have become the site at which the text becomes at all visible. And more than that: the photo tweeted en route belongs to the text as well, and enhances it. (And if you do follow the relevant authors, you will notice that such photos, together with a comments sections, do in fact keep literature up to date. The editors of the critical apparatus of the future are going to have a field day.) And thus the «spoken word» movement, for example, which has been gaining in prominence in recent years in Switzerland and beyond, is revealing itself ever more clearly as the other face of digitisation. Just once, just for one evening, just that one moment is available to be shared. Literature that aims to be digital requires such uniqueness above all things. The rest will then follow of its own accord. Whether it likes it or not zá3=IÀ£dÁ≤L∂©[⁄gÎ/◊õÏÁa} Í[Óü∏&Ô∑Yz~HîªuÒg£ 44 45 Kathrin Passig The Wrong Pants We haven’t had a functioning, normative aesthetics for over a hundred years now. I am assured that it doesn’t really play a role in academia anymore either – perhaps not even in German studies, where it seemed to be alive and well during my stint in that discipline in the 1990s. And yet I keep encountering it in my dealings with literary critics, people who work in publishing and cultural promoters. Just as with homeopathy, practitioners are not disturbed by the absence of a theoretical foundation. The rhetorical gaps that have become evident with the elimination of «good taste» are temporarily papered over; the most common solution is expressed thus: «Taste is inevitably subjective, but it develops through exposure to many examples of good work.»1 Just what makes this «good work» so good, however, is no easier to explain than the «good taste» one had been trying to avoid. A second provisional solution is the idea that the lack of aesthetic judgment perceived in others may be remedied with a course of education. What renders such a schooling in aesthetics suspect is not only the general notion of reeducating one’s fellow men. As the art historian Christian Demand has explained in his writings on the criticism of art and architecture, the main problem is that, if experts of comparable authority cannot agree on the terms of such an aesthetics, then no amount of education will accomplish anything. The proof that there is no consensus on basic issues even among professional literary critics is furnished every year, live, at the Festival of German-Language Literature held at Klagenfurt. Discussions there do not lead to agreement on continuingly valid criteria, but rather simply end when the allotted half hour has elapsed and everyone has had their say. Indeed, as Demand puts it, we are not even capable in everyday life of reaching consensus as to whether «poodles and pugs are pretty, or pretty ugly.»2 The third solution with regard to literature involves assessing the text per se – that is, according to what are assumed to have been the author’s intentions, or according to its particular genre. But alas, that doesn’t help much either. Authorial intention must be interpreted into a work by the critic, and has not 46 played a central role in literary theory since the 19th century. It isn’t any easier to say what the novel, or even the vampire novel, is supposed to do than it is to determine the quality of any given text. It is of course more practical to assume the existence of objective aesthetic standards. We say «the sun rises» and not «the earth is now turning our side to the sun again.» But we say it because it is a linguistic shortcut and not because we believe that we are thus describing the actual state of affairs. This is not the case, unfortunately, when speaking of literature. The easy way out is favoured by wishful thinking and a lack of imagination: if you are passionate about a book, you want your friends to like it too – better yet, you want everyone in the world to. It is difficult to understand that that may not be the case. It’s more pleasant to talk with friends about what you have in common, rather than about what divides you; furthermore, agreement requires less explaining. It’s clear that the book under discussion is good – after all, both of you have acknowledged this independently of one another. The conviction that all sentient beings must be in agreement has given rise to some peculiar conspiracy theories: in March of 2015 a picture of a dress circulated in the internet which some observers believed to be white and gold, and others black and blue. That is in itself not remarkable; what was interesting was how often the charge was laid that one’s circle of friends had conspired to ascribe a patently absurd colour scheme to the garment merely for the sake of pulling the complainant’s leg. In literary criticism, too, it is considered a sign of rhetorical weakness simply to accept the divergent perceptions of others. You don’t get many points for coolness, on a jury or as a member of a promotional body, if you justify your opinion of a given text with the observation «I just like it» rather than on objective qualities. At the same time, if you do use your personal taste as an exclusive basis for judgement, whether implicitly or explicitly, then one might well ask what business you have on such a body. Rejecting objective aesthetic standards while nevertheless aiming to influence cultural production according to one’s own predilections – as I did for a number of years – is like trying to have your cake and eat it too. The interest of one’s continued serenity is occasionally best served, at least temporarily, by holding two contradictory convictions at the same time. But since membership in juries and promotional bodies is voluntary, one can also simply refrain from participation.3 Developments on the internet suggest that the theory and practice of literary criticism may be experiencing a rapprochement over the long term. The fact that authors are for technical reasons no longer dependent on an editorial board when they wish to publish means that the author’s person has been further foregrounded, in print media as well. It is no longer fashionable to use the editorial «we» or «one,» but instead to speak in the first person. And that’s a good thing, because even before the internet and digitisation it wasn’t a one who was involuntarily reminded of Adalbert Stifter, but rather an «I» – that is, the author’s subjective self. This «we» is withering away not only in writing, but in reading as well. On Facebook and Twitter I can keep track day by day of my friends’ and acquain tances’ opinions to the extent that they do not tailor their choice of topics to me 47 as their addressee. Social media platforms for music, films and books make it crystal clear that my closest friends are no more likely to share my taste than are strangers. Webmasters of platforms on which recommendation algorithms are in use have come to the same conclusion: friendship is not a reliable indicator of common preferences. For all the talk of a filter bubble, no sooner do you access a social network than it becomes unavoidably obvious that others, even friends, are indeed Others. At the same time, more nuanced communities of taste than ever seen before are being created. You can start a book club in a small town – just not one for feminist sci-fi, at least not if it’s to have more than one member. The latter is only possible in a big city. So the web is like a virtual metropolis, except it’s capable of even more than the real thing, since for some interest groups, even a big city isn’t enough: they require a whole country, or a whole world. Extremely specialised groups have come together on the web and further ramified as a result – and more than that. Since 2008 4 crowdfunding has made it possible to promote cultural production directly in its various niches. This is a relatively young phenomenon, since it not only requires the internet as its technical infrastructure, it also presupposes the existence of social networks. Until around 2007 it was too difficult to advertise a need for financial support. Just what effect this development will have on traditional cultural promotion is still unclear: will it be especially unpopular ideas that will be the main recipients of support in future, the ones that have little chance in the crowdfunding system? Projects whose target groups enjoy less financial and cultural capital?5 Only the most expensive projects, whose financing cannot be provided by crowdfunding?6 Are promotional bodies to leave the decision-making up to crowdfunders and limit themselves to providing matching grants to successful projects, as has already been happening in some cases? Or are they to continue as they have been, pursuing the same ends as crowdfunders, but with a different selection method: decision-making by experts? As for criticism, reviews are seeing a dissociation of their various functions. Until the 1990s, book reviews had a wide range of purposes: to alert readers to the existence of a particular book; to assess that book and thus issue a recommendation to those readers; to allow experts to communicate with one another; and to indicate what readers might expect to find in a text. Nowadays, these four processes do not take place exclusively, if at all, in the feature pages of a newspaper, but rather are disseminated among various channels and formats. Then there is also competition from lay critics, for instance in the form of Amazon reviews and commentary-free assessments on a scale of stars. Subscribers to a single trans-regional newspaper, who used to receive just one review per issue, can now survey a range of opinion on even the most recherché titles. A new phenomenon involves lay critics who aren’t lay at all: now and then on Amazon or Goodreads I come across well-informed, extensive write-ups at a level above that of the average newspaper review. The author is probably unknown to any editorial board; and even if he or she wasn’t, a critic with specialised experience of one single author would only get a chance to show it off every couple of years. That’s just not the way editorial boards work. 48 None of this means that web-inflected phenomena are free of the idea of a generally applicable aesthetics. There is no shortage of tweets and Facebook status updates in which a «must read» or «must hear» is directed, not to a specified audience, but to all friends or followers of its issuer, as if this vague affiliation were the guarantor of agreement on matters of taste. Readers’ platforms such as Goodreads and Lovelybooks publish best-of lists year in, year out. It isn’t all that easy to kill off the notion that value judgements are objective. The academy takes it for granted that there is no right and wrong in aesthetic matters with the same insouciance with which precisely the opposite is held to be true, and taken as writ, in practice; and this in turn serves as a brake on epistemological progress: for neither side sees any particular problem. Research into taste is thus performed at the moment only commercially, and for the most part privately.7 It has been theoretically possible to carry out research on the web into questions of taste for twenty years now, without undue financial expenditure or technical effort. And around five years ago the remaining argument against internet users as representative of the general population, or book readers as a group, became obsolete. Perhaps there are assessments about which everyone can agree, but we just don’t know them yet. We can’t very well expect a general consensus on whether Macbeth is better than 50 Shades of Grey, or whether Baroque is more beautiful than Bauhaus, any more than minority groups can be convinced by the statistical assertion of a widespread preference.8 But we could at least find out more about the correlations between aesthetic judgements and demographic factors. Since 2007 the psychologist Jonathan Haidt has been running the website yourmorals.org as part of a research project into the value systems of his international visitors, and has to date collected several hundred thousand data sets. The problem here is similar to that of matters of taste: in order to free ourselves from the idea that our own values are the measure of all things we must first discover how these values, and those of others, come to be in the first place. There is no comparable research into questions of aesthetics – as regards literature or architecture.9 But maybe that isn’t the way it is at all. When a phenomenon appears to be irrational, it’s often because it has been assumed to have the wrong function. Perhaps opaque recommendations are part of the pleasure of reading. Perhaps bestsellers must be produced by critics. Perhaps the scarcity rendered obsolete by digitisation is completely irrelevant, and we will develop a new one on the spot, because we find scarcity attractive. Aesthetic preferences do not, after all, arise from a given personality solely according to some authentic process, but are disrupted above all by external factors; indeed, they are also produced by external factors – even though it may be because we have a need to distance ourselves from authors or genres appreciated by the wrong people, or by too many. Even if it is the case that the authority with which a recommendation is made, or the group experience of mutual appreciation, should make a text more attractive and increase the pleasure of reading: it would be more elegant to make this process – as in fashion –transparent. A celebrity accepts a fee for wearing a pair of pants in need of flogging and thus ennobles them, in a manner 49 that has recognisably little to do with the Platonic ideal of Pants. Experts have no need to explain, for they know better, why this particular pair of pants should be possessed of timeless, universal truth and beauty. But perhaps I simply don’t understand the fashion industry well enough; perhaps it suffers from the very same problems as literary criticism. Translated from the German by Rafaël Newman. Kathrin Passig Born 1970 in Deggendorf (Germany), lives in Berlin. As an «author of non-fiction and non-fictional thinker» she focuses on issues of the digital public sphere. She has also translated such writers as Bob Dylan and Christopher Isherwood into German. Website: http://kathrin.passig.de/texte.html 1 Dick Onians, «Essential Woodcarving Techniques», 1997. 2 Christian Demand, «Der Fisch, der Fahrrad fährt. Architekturkritik als Laienpredigt» [A fish on a bicycle: architectural criticism as preaching to the laity], Merkur 9–10/2012; see also www.eurozine.com/pdf/2012-09-26-demand-de.pdf. 3 Since I decided in late 2013 to turn down invitations to sit on juries in the interest of judgemental consistency, I have unfortunately ceased being asked to join. 4 In smaller format since as early as 2003, and, as ever, somewhat later in the German-speaking world than in the US, hence from around 2010. In 2014 the US platform Kickstarter alone saw projects receive USD 529 million in support. 5 A rather unlikely model, given that the traditional process already favours operas over musicals. 6 The most successful crowdfunding project to date has brought in over USD 78 million. 7 Music and film sites report occasionally, at least in interviews and presentations, on findings in user research and their work on recommendation algorithms. As far as books go, however, there are no new findings at all, since Amazon knows a great deal about purchasing patterns, and about e-book customer reading habits, but does not publish anything. 8 That sound silly because scarcely anyone argues explicitly on the basis of the idea that broad popular consensus is a sign of the rightness of an aesthetic judgement. But precisely such a consensus must arise out of the assumption of an aesthetic truth, comprehensible, in principle, by all. «Midcomfort», a 2013 book by the Swiss architect Lukas Imhof, for example, holds that «conventional turn-of-the-century apartments remain among the best, and certainly the most sought after of all forms,» and thus posits this particular building style as objectively correct, because recognisably and generally held to be so. Imhof explicitly invokes the majority of architectural non-specialists, of all people: «For as long as architecture has nothing of great value to offer, nothing to satisfy even unschooled laypeople and excite wide-spread support, it will remain guilty by association for the destruction of our environment through urban sprawl, architectural mediocrity and the immoderate and shameless exhibition of bad taste.» Disclaimer: Lukas Imhof is a friend, and I find his book excellent in other respects. 9 This might have something to do with the fact that differences of value systems lead to bloodshed and international confrontation far more often than do aesthetic disagreements. 50 Philippe de Jonckheere − 93/02/2015 − Désordre: A User’s Manual If it has been among the aims of Désordre since the site was first conceived to lead the visitor astray, by deliberately misinterpreting the canonical rules of navigation, after almost fifteen years, in which that original sin has festered in an increasingly hothouse atmosphere, it may no longer be taboo, or at least unthinkable, to attempt to produce a sort of guide or user’s manual for what has become a gigantic edifice – since after all there is little chance that such a manual could entirely spoil the charm of finding one’s way, in fealty to chance, through Désordre. The last time I checked, there was no law that says you can't have a black link leading to a completely white page, or vice versa. Such liberty cannot exist without being taken advantage of. To me, it represents a wonderful melting pot for fantasy, humour, even poetry. And indeed it is the exercise of this freedom that, as one thing leads to another, has given the site its appearance of a labyrinth. Because in a sense Désordre is nothing more than pages – lots of them, it’s true – connected by hypertext links functioning at random, never entirely excluding some fanciful construction of such fictitious bridges. Attempting to create a precise map of the site, if such a thing were even possible (mapping Désordre: pretty much says it all…), would provide only a modicum of aid to those exploring its highways and byways. Which is among the paradoxes of Désordre. For years, the Désordre home page has been the site map, and no one would have claimed that it made things clearer in any way: on the contrary, that map was all about proliferation, and thus confusion. Although it seems like an extremely unruly site when viewed from the inside, its tree structure, governed by sound, purely computational organisational principles, is in fact a miracle of order. And then there is the fact that all of the 250,000 files that make up the site are actually more or less accessible from the home page with one or two clicks. And then there is the final paradox: that when two people talk about Désordre, and even seem to agree on what they think about it, in all likelihood they do not realise that it is materially impossible for them both to have seen the same site. In this sense, Désordre is the sum of its paradoxes. And nothing more. 51 If one had to write a user’s manual for Désordre, one would certainly have to spend a lot of time reassuring visitors: telling them not to be afraid; that yes, you’ll get lost, but that none of the places you will visit is dangerous. Or perhaps a visit to Désordre might (should?) produce pleasures in need of authorisation, not because they are necessarily guilty pleasures but mainly because they operate to a great extent on the principle of surprise, and thus we must accept such surprises the way we allow a magician to trick us, relying on our blindness, our distracted attention, to produce false miracles. There is a real intellectual pleasure in being tricked, in being surprised. With Désordre I wonder whether the false miracle does not consist entirely in the fact that the site’s very content is, in many regards, a vast envelope containing nothing other than itself; that it is a site which takes advantage of the recursive form to create an impression of density, where what visitors mainly see is the creator’s own figure at the very moment he is constructing the site itself; and that one can very easily allow oneself to identify with that figure, with that of oneself at work, doing the work of navigation. And, by the way, I am frequently asked how much time I spend on Désordre. Some ten years ago I would have answered provocatively, and quite inappropriately, that no one would ever have asked Marcel Proust how much time he spent on his goddamned À la recherche du temps perdu. Then I started answering the inevitable inquiry into my time management by saying that I don’t have a television, which is true, and that as a result I had a considerable amount of free time in the evenings, which isn’t. No, in fact the answer to this question is much more simple: there is nothing I do during an average day that cannot be recorded, in one way or another, whether that involves taking photographs, making a sound clip, shooting a snippet of film or, quite simply, making a brief note of the thing; and thus in a way the articulation of these data, which one might wrongly suppose to be disjointed, ends up constructing a funny sort of cabin: one which offers, finally, nothing other than the pleasure of construction, as is so often the case with cabins – the pleasure of a construction that is nothing more than that: a construction, a little structure, barely a shelter. When constructing a nice little cabin in the woods, it’s best to gather the branches you find around you. In the case of Désordre, the material with which this cabin is constructed is chance. Now, chance is a strange material. I think it’s wonderful that you can ask a computer program to perform an operation as subjective as drawing a card at random, or more precisely choosing a number n between 1 and x. That you can ask a computer to calculate a cube root, flawlessly, to determine a cosine or to solve some complex equation. I understand very well that computers, or Turing machines, were devised to do just that. But it never ceases to amaze me that you can objectively ask a computer to control chance. Here are a few random operations that may be asked of a computer, all of which depend on its admirable ability, along with its programs, applications and codes, to choose at random a number n between 1 and x. Thus one can ask a search program to display one of x .html pages; one can require that same program to choose one of x images contained in one directory and to display it at a designated site; and, even more entertainingly, one can ask it to display it 52 at random on a page whose dimensions one has determined arbitrarily – or not. One can also just as easily ask this application to display this image, chosen from among x images, at a site chosen at random, and to do so at an angle between 0 and 360 degrees. Just as easily, one can expect of that very same search function that it display this same image, drawn at random from among x similar images, at a place chosen at random on the page, at an angle between 0 and 360 degrees, and with a degree of opacity between 1 and 100%. And if you were to put all of these possibilities together, more or less by trial and error, you would very likely be blown away by the results. So everyone’s a winner with this kind of surprise, with this sort of disconcertion. What could be more dizzying for a photographer, for instance, than leaving to chance the choice of the three images that make up a triptych? For there is nothing simpler than to use JavaScript to program a triptych of images, the first of which is selected at random from among *x images contained in a directory, and the second and third in their turn. And yet, what a brave new world opens up at our photographer’s feet! It wouldn’t even be surprising if he developed a taste for infinitely multiplying the number of images contained in each directory, on the one hand, and, on the other, soon wearied of confining himself to a triptych and quickly increased the number of images displayed on each page. Of course, it isn’t easy to manage chance. Indeed, leaving commands entirely to hazard is irresponsible at best; or you need to be a true philosopher, like John Cage, whose admirable formula “Even when nothing is happening, something is still happening” well describes this sort of situation. I believe accepting such absolutely infinite limits on what one can leave up to chance means placing great confidence in chance itself, certainly: but in the spectator as well, in the listener or reader. Let me explain. Calculating combinations led mathematicians to create entities without any relation to reality, like the number known as googol, or 10 to the 100th power, which is frequently used in combinatorial calculation but is considerably greater than the number of atoms that make up the known universe. Which is to say that it is beyond comprehension; and yet there are certain combinatorial calculations for which it is insufficient, which has required the creation of the googolplex, or 10 to the power of googol. And there are certain pages on Désordre, for example the home page, which, by what they randomly summon up, generate numbers of possibilities expressible in googolplexes. To voluntarily give up control, among other things, over such a construction is thus the most sensible thing I can do. Imagine a script that allows you to select at random, and thus to display, one of x images in a directory composed of image files bearing the names 001.jpg to x.jpg. Reproduced at two places on the same page, it permits you to bring together two images, both of which have been selected at random. Astonishingly, each image pairing will be a happy association, as if in response to a system. In the same vein, I have also discovered that one can associate any sound with any animated image. It is amazing to note how the intensities of the audio track seem to coincide with the tension of the images, every time. Or the other way around. In the end I realised that this process is the very same as our own mental process throughout the day: finding semantic links in the forced marriage of sounds and images is our way of perceiving the world. It’s more or less the same 53 process that is at work when two images are associated: we instinctively seek bridges of meaning that can connect the two images, whatever they may be. For our own supreme intellectual pleasure, when all is said and done. And I have realised that, in some sense, the whole business of Désordre is less the work of its author than that of its spectator, its reader, its visitor. Désordre is the internet site of which you are the author. Being a reader of Désordre is also, to a certain extent, being its author. And if you find this sort of deal immoral, you mustn’t forget that chance, which is at work on Désordre, does nevertheless permit an interesting reversal of the situation: it allows us to contradict Maurice Blanchot and his Noli me legere, because the more I leave the construction of Désordre to chance, the more I may become its reader, effectively the equal of the rest of its readership, which I am pleased to join. And there’s no need for a map, or a user’s manual, to enjoy the shade of a cabin. Translated from the French by Rafaël Newman. Philippe de Jonckheere Born 1964, lives in Paris. Author, photographer and, since 2000, webmaster at www.desordre.net. He writes of himself: «The life of Philippe De Jonckheere resembles to a certain extent this genre of chaos (Désordre).» Site web: http://www.desordre.net For this text: http://www.desordre.net/bloc/ursula/2015/textes/094.htm. Wir danken dem Bundesamt für Kultur für seine Unterstützung dieses prophetischen Projekts. Nous remercions l’Office fédéral de la culture pour le soutien accordé à ce projet prophétique. We would like to thank the Federal Office of Culture for its support of this prophetic project. Copyright © Philipp Theisohn, Kathrin Passig, Philippe de Jonckheere Redaktion: Beat Mazenauer Gestaltung: Andrea Stebler & Thomas Hirter Solothurn 2015 54